Re: Tagebuch eines Toten - Fronturlaub


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von + am 08. Dezember 2007 00:26:

Als Antwort auf: Re: Tagebuch eines Toten - Leichenfelder geschrieben von + am 07. Dezember 2007 00:08:

Die Tage Zuhause vergingen wie im Fluge.
Fronturlaub.
Melanie und ich gaben uns das Ja Wort!

Du und ich Melanie, wir sind eins geworden.
Und Du weißt gar nicht, wie dankbar ich Dir bin.
Unsere Liebe, das Zueinandergehören, das hat so tiefe Wurzeln in unseren Herzen wachsen lassen, dass wohl niemals etwas geschehen wird, um uns zu trennen.
Warum auch, kein Krieg hätte die Chance.

Das ist doch allerhand, was die da in die Zeitung setzen, das hört sich ganz gefährlich an.
Hat man in der Stadt denn nicht die Fahnen herangesteckt?
Kein wunder dass Mutter sagte:
„In der Zeitung lasen wir diese Tage, was das Bombengeschwader wieder alles geleistet hat.
Wir sagten, da wird Bruno auch wieder dabei gewesen sein.
Ja, wann mag die Mörderei wohl mal aufhören, ich glaube gar nicht mehr, wie Du auch meinst, dass das Ende abgeschnitten ist.“

Trotz der Unannehmlichkeiten war die ganze Verwandtschaft bei der Hochzeitsfeier.
Cousinchen fragte:
„Aber Bruno, was meinst Du vom Kriege, wenn wir nur wohnen bleiben könnten.
Wohin sollten wir laufen, gib uns ein guten Rat, denn Du hast das jetzt so lange mitgemacht. Sollen wir auf’s Land ziehen, es sieht jeden Fall nicht gut für uns aus.
Es ist aber schade, für all das Blut, was vergossen worden ist, aber die Übermacht ist zu groß. Hoffentlich wird der liebe Gott doch alles zum Besten zu lenken wissen, dass unsere Heimat doch nicht zu sehr verwüstet werde und wir mit dem Leben davon kommen."

Hier findet man immer seltener einen Menschen der sich nach Gott und seinen heiligen Worte sehnt.
Wie oft hört man hier und Zuhause sagen, weshalb dieser Krieg?
Sie haben keine Hoffnung.
Oh wie herrlich und wie schön ist es doch auch, dass wir noch des Herrn Worte studieren können.
Mitten in den Wirrnissen schenkt doch der Herr den Seinen auch Gelegenheit mit ihm allein zu sein.

Wohl dem, der jede Gelegenheit wahrnimmt und dem Herrn für alles dankbar ist, auch für das kleinste.
Ach das wir doch die Treue zu unserem Herrn alle recht bewahren.
Nicht mehr lange und alle Menschen werden Jehova erkennen und anerkennen.

Oh welch Friede durchströmt mein Herz, und welch herrliche Stunden der Gemeinschaft mit meinem Vater kann ich durchleben.
Vor Wochen zog ich durch Lemberg.
Der Ingenieur einer Maschinenfabrik, mit dem ich über die Hoffnung der Juden sprach bestätigte mir ihr Warten auf den Messias.

Nur im Vorbeigehen war es mir möglich, mit einigen Juden zu reden.
Ich legte meine Hand auf ihre Schulter und schrieh ihnen in die Ohren:
„Euer Messias kommt, ich soll es ihnen sagen!“
Staunen, Freudentränen und Zukunftswünsche, und weiter ging der Marsch.

Es tut gut zu wissen dass man daheim, für uns an der Front stehenden, in Fürbitte gedenkt.
Das die lieben Brüder dem Heere und der Marine gedenken.
Möge der Herr uns allen in seiner ewigen Liebe nahe sein
Vor 2-3 Jahren hätten wir noch nicht gedacht dass einige von uns, zu heutiger Zeit Militärdienst verrichten.
Aber so viel der Himmel höher ist als die Erde, so viel höher sind Gotte Gedanken als unsere.
Der Herrn Wille geschähe.
Lasset uns mit Jesus ziehen.
Treuer Jesus bleib bei mir; geh’ voran: ich folge dir!
Lasset uns mit Jesus leiden, Tränensaat bringt Heil und Wonne.

So schön die Tage zuhause waren konnte ich es doch nicht abwarten zu meiner Kompanie zurückzukehren.
Von der Bowle ab, bei der Mühle vorbei, nehme ich Abschied, weiter über Serrouville nach Audun-le-Roman.
Dort werden wir verladen und fahren nach Spincourt.
Von da mehrstündiger Fußmarsch nach Billy.
Dort stoßen wir zum Rgt. Fast der gesamte Ersatz wird dem F.-Btl. Zugewiesen (= III./3), desgleichen die Offiziere.
Ich werde zum Führer der 12. Kp. ernannt, Knoch kommt zu meiner Freude als Zugführer zu mir.
Bei der Kp. finde ich nur einen Offizier vor, Lt. Grunwald, derselbe, der nachts bei Criask zu mir kam.
In der Folgezeit zeigte es sich, daß Knoch, Grunwald und ich vorzüglich zueinander passen und ein gutes Kleeblatt abgeben.
Ich lasse mir noch an diesem Tage alle Uffze. und Mannsch. vorstellen, die die schwere Zeit im Caillette-Wald durchlebt haben.

Die Berichte der bombardierten Statteile lassen mir keine ruhe.
Wäre es nicht besser wenn die Kinder von Erwin und Franz zu uns aufs Land kämen?
Ja, die Kölner sind auch arg in der Angst wegen den Fliegern.....jetzt in den hellen Nächten wieder in einer Aufregung.

Meine Mütze wird mir vom Kopf geschlagen, ich ersetze sie durch einen franz. Stahlhelm.

Gott mit uns!

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Erwachet 22. 9.1971

Seite 21-22 Wie sie die Wahrheit gefunden haben

… das Verhalten der Geistlichen während des Krieges …

 


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