Re: Tagebuch eines Toten – Abendmahl


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von + am 04. Dezember 2007 00:02:

Als Antwort auf: Re: Tagebuch eines Toten – Hass und Feinde geschrieben von + am 03. Dezember 2007 00:02:

„....im Westen nichts Neues"

Ich habe Gedächtnismahl gefeiert, auf Posten - ungestört und einsam, doch in dem Bewusstsein der gesegneten Gemeinschaft mit unserem geliebten Herrn und Erlöser und Anfänger und Vollender unseres Glaubens, und unseres himmlischen Vaters, wie auch all der lieben Mitverbundenen in der einen herrlichen Hoffnung der ersten Auferstehung.

Durch die Gnade unsers lieben himmlischen Vaters gelangte ich gestern Abend im Schützengraben in den Besitzt des Briefes meiner lieben.
Wie dankbar ich doch bin für die herzlichen Segenswünsche zum Gedächtnismahl wie auch zu meinem Geburtstag.
Auch die Juni-Nummer des Wachtturms erreichte mich, den ich mit Heißhunger erwartete.
Ich habe das volle Vertrauen zum himmlischen Vater und unserem geliebten Herrn und Heiland, dass, wenn wir in Treue auf dem schmalen Pfade wandeln, seine Gnade und Beistand und seine liebende Führsorge uns allezeit bis zum Ende unseres Laufes begleiten werden.

Täglich wird man hier mit dem Tod und den Entbehrungen des Grabenkrieges konfrontiert.
Dem lieben himmlischen Vater hat es Wohlgefallen, einige seiner Kinder mit unter das Getöse der Kriegswirren zu stellen, was ich ja auch von mir sagen muss.
Ich bin dem himmlischen Vater aber dankbar, dass er meine Wege so geleitet hat.
Nie hätte ich eine derartige Barmherzigkeit, Ruhe, Frieden, Sanftmut, Gedult, Liebe und ein felsenfestes Vertrauen auf Ihn und sein Wort gelernt.

An dem Pfingstfeste wollte der Herr, dass ich die Stunden im Schützengraben zubrachte.
Der Gedanke stieg in mir auf dass es vielleicht eine Strafe für mich sei das ich gerade hier um diese Zeit und so einsam sein müsse.
Doch dann erinnerte ich mich an meine Hingabe und das ich meine erste Liebe nicht verlieren dürfe und freudig den Kelch trinken wolle.

Bin soeben vom Mittagsschläfchen aufgewacht und hatte zum Kaffee vier Brötchen verzehrt. Was man nachmittags zum Kaffee isst, muss man extra bezahlen.
Alles wird teurer.
Die Hauptsache ist aber, dass man überhaupt noch etwas kaufen kann.
Gestern Nachmittag haben wir einen Spaziergang nach Kloster Zimmer gemacht.
Da haben wir noch eine gute Quelle gefunden.
Es gab dort Kaffee mit Milch und Zucker, Kuchen, Wurststullen und so ähnlich Schönes. Haben uns auch kräftig satt gegessen.
Nach den Preisen darf man aber nicht viel sehen, muss froh sein, was zu bekommen."

Am nächsten Morgen werden Gasmasken verpasst, gegen Abend marschiert das Btl. nach Gincrey, wo wir in den recht gut ausgebauten Unterständen der Stellung unterkommen.
Am Abend begebe ich mich mit dem Btls. Stab nach der vordersten sog. Weinberg-Stellung, sehe mir den Platz an, den 12./3 besetzen soll und nachts rückt das Btl. zur Ablösung des II. Btls. nach vorn.
Die Stellung des G.R.3 sieht etwa so aus:
Die Stellung ist in 4 Abschnitte A, B, C, D eingeteilt.
Abschnitt A liegt am meisten unter schwerem Artilleriefeuer,
in Abschnitt C liegt die Reserve Kompanie, die sich in einem Eisenbahndamm eingegraben hat.
Hier haust die Reserve Kompanie, in diesem Falle die 12. Kompanie.
In dieser Stellung liegt das Btl. unter Führung von Hptm. Krause bereits 4 Tage.

Durch das Sperrfeuer kommt die Kompanie gut durch ohne Verluste.
Als erste Arbeit wird gründliche Säuberung der Kompanie-Abschnitte vorgenommen; wie wir das gewöhnt sind, hat die abgelöste Kompanie nicht das geringste getan, um den Aufenthalt so erträglich wie möglich zu gestalten.
Wir gehen an gründliche Arbeit und es dauert keinen Tag, so ist es wunderschön.
So verleben wir die 4 Tage in behaglicher Stimmung, freuen uns über das Trommelfeuer, das uns hier nichts tun kann, werden auch mehrfach eingegast, doch ohne Wirkung.
Die Sonne scheint warm, ich sitze mit Grunwald auf einer selbstgezimmerten Bank vor dem Eingang zum Erdloch, wir spielen Schach, rauchen, politisieren und freuen uns des Lebens.
Jeden Abend gegen 09.30 eilen die Essenholer in Richtung Dieppe und kehren mit Essen und Post gegen 12.00 nachts zurück.
Das ist ein schöner, langerwarteter Augenblick, meist breche ich dann einer Flasche Wein den Hals und beim behaglichen Geplauder und Lesen lassen wir uns den Tropfen gut schmecken.
Ein Lampion brennt lustig bis zum Schlafengehen.

Heute sollen wir, das 3. Btl., stürmen.
Wir kommen ein Stück vor und graben uns dort ein, 80 m den Franzosen nahe.
Wir haben bei dem Sturm nur mäßige Verluste, aber an den folgenden Tagen mehr.
Nun wird die neue Stellung von uns ausgebaut.
So werden wir am 28. Mai von unserem 2. Btl. abgelöst.
Wir verlassen die Stellung gruppenweise, um nicht so sehr vom Sperrfeuer getroffen zu werden.
Unsere Gruppe geht zurück über Malancourt und trifft über Septsarges im Waldlager ein. Septsarges ist geräumt wegen des Schießens.
Abends ist für unser Regiment wieder Sturm angesagt.
Wir bleiben jedoch im Waldlager und gehen von dort nach Nantillois zum Baden.
Diesmal geht es gut, das Sperrfeuer hat etwas nachgelassen.
Die 84er und 94er greifen an; ein franz Angriff wird abgeschlagen.
Jetzt ist es etwas besser auf der Höhe 304.
Das Artilleriefeuer liegt besonders auf Malancourt, Béthincourt und Montfaucon.
Wir werden abgelöst und kommen wieder ins Waldlager.
Im Waldlager wurden Baracken erbaut, wir müssen aber noch biwakieren, d.h. in Zelten wohnen.

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Wachtturm August 1916

Wachtturm Mai 1916

Wachtturm 1. 2.1980

Seite 6 Neutral in einer konfusen Welt

 

Somit hat auch die Christenheit zahllose ‘Söhne und Töchter’ dem Kriegsgott geopfert.
Welch eine Blutschuld lastet doch auf ihr, wenn man an die vielen Millionen Toten denkt!
Wenn schon die Blutschuld des Manasse keine Vergebung finden konnte, wieviel weniger dann die Blutschuld der Christenheit!
Religiöse Organisationen, die die Anwendung von Gewalt in den beiden Weltkriegen und in anderen Kriegen dieses Jahrhunderts unterstützt haben, sind an dieser Blutschuld beteiligt.

Wachtturm 1. 5.1975

Seite 269-270 Eine vortreffliche Belohnung für Treue

Doch diese Organisationen der Christenheit waren dafür bekannt, daß sie sich an Kriegen beteiligt und Blutschuld auf sich geladen hatten

Wachtturm 15. 8.1973

Seite 498-499 Abs. 1 Die Zufluchtsstadt zu verlassen bedeutet den Verlust des Lebens

Viele aufrichtige Menschen, die nicht selbst jemand getötet oder sich direkt an Kriegen beteiligt haben, sind sich nicht bewußt, daß sie persönlich mitschuldig sind.


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