Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 15. 11. 1937)


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 28. November 2007 04:06:54:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 11. 1937) geschrieben von Drahbeck am 27. November 2007 07:50:07:

In dem seinerzeitigen, langjährigen konfessionskundlichen Standardwerk von Kurt Hutten („Seher Grübler Enthusiasten") gibt es auch einen Abschnitt über „Father Divine"; obwohl dessen Anhängerschaft im deutschsprachigen Raum, eher bescheiden zu nennen ist. Zumindest in der Schweiz soll es wohl solche Kreise gegeben haben.
In den Ausführungen von Hutten findet sich auch der Satz:

„Das Heil, das er verkündigte, war betont diesseitig. 'Diejenigen, die von einem Himmel über den Wolken reden, lehren etwas, was nur in ihrer Vorstellung und Einbildung, aber nicht in der Wirklichkeit existiert. Wie kann das Königreich kommen, wenn der eingebildete Himmel im Weg steht? Räumt ihn weg, und der neue Himmel und die neue Erde können einziehen!"

Nun gibt es theologische Kritiker der Zeugen Jehovas, namentlich solche, welchen starke Betonung auf eine „himmlische Hoffnung" legen, welche den Zeugen Jehovas auch vorhalten, nach ihrer Meinung nach, zu stark „Diesseits orientiert" zu sein.

Wie immer man in dieser Streitfrage auch Position beziehen mag, so scheint schon ein Zeitschriftentitel wie „Das Goldene Zeitalter" auch Beleg für diese Tendenz zu sein.

Trotz der verhältnismäßig geringen Bedeutung der „Faither Divine"-Anhänger im deutschsprachigen Raum, lies es sich das „Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 15. 11. 1937 nicht entgehen, dieses Thema auch aufzunehmen. Die Überschrift, welche das GZ seinem Bericht gab, lautete: „Immer neue Religionsgeschäfte". Damit bringt man schon eine gewisse Distanziertheit zum Ausdruck, deren tiefere Wurzel man wohl darin sehen darf. Da haben sich zwei „Jenseits-Geschäftemacher", die formal mehr auf das „Diesseits" als Hoffnungs-Köder hinweisen, gegenseitig als Konkurrenz entdeckt!

Im einzelnen führte das GZ unter anderem aus:
Wie wir der "Neuen Zürcher Zeitung" entnehmen, hat sich in Wallisellen (Schweiz) die Filiale eines jener Religionsgeschäfte aufgetan, an denen Amerika so reich ist. Chef oder Papst der Bewegung ist ein Neger, der sich "Father Divine" (göttlicher Vater) nennt und von seinen Nachfolgern als "personifizierter Christus in der Vaterschaftsstufe" anerkannt wird. Dieser Neger hat seinen täglichen Geldbedarf mit einer Million Dollar angegeben, aber zugleich erklärt, daß es für ihn nichts bedeuten würde, täglich zehn Millionen auszugeben. Ganz offenbar ist er ein besonderer Liebling des Fürsten dieser Welt. Er besitzt zahlreiche Liegenschaften, Warenhäuser, Kleiderläden, Restaurants, und alle seine Unternehmungen gehen unter der Überschrift: "Glory be to Father Divine" (Ehre sei dem göttlichen Vater). Die von dieser Religionsbewegung herausgegebene Zeitschrift "The Spoken Word" (Das gesprochene Wort), die in deutschsprachiger Ausgabe auch in Wallisellen erscheint, erklärt, daß die gewaltigen, ans Unfaßbare grenzenden Taten des "Father Divine" die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich lenken; denn "ob es sich darum handle, irgendeine unheilbare Krankheit zu heilen. Tote zu erwecken, ungezählte Millionen auszugeben, um die größten, schönsten und wertvollsten Ländereien gegen Barzahlung zu kaufen und sie an seine Nachfolger zu verschenken, sei für "Father" dasselbe.

Wie unbeschreiblich schlau doch der Teufel arbeitet! In dem Augenblick, wo sich die biblische Prophezeiung zu erfüllen beginnt und das größte Religionsgeschäft Satans, die römisch-katholische Hierarchie, ganz offenbar vor ihrem endgültigen Zusammenbruch steht, hat er ein neues Unternehmen bereit, das ganz dazu angetan ist, solche Menschen anzuziehen, die des katholischen Geschäftes, das ewig ewig Geld fordert, müde geworden sind.
Das ist nun hier etwas ganz anderes. "Father Divine" hat etwas Greifbares zu bieten. Während man der Hierarchie unter Androhung einer sehr unangenehmen Ewigkeit im Fegefeuer immer nur helfen muß ihre Schätze zu häufen, scheinen die Anhänger des "Father Divine" von seinem ungeheuren Vermögen zu profitieren, indem sie ihm in von ihm angelegten schönen Siedlungen, die alle Annehmlichkeiten aufweisen, helfen, das "Himmelreich", das "Land der Verheißung" auf Erden aufzurichten und unter seinem wundertätigen Einfluß ein schönes Leben führen können.

Ist nicht dieser "Father Divine" ein Wohltäter der Menschheit?
Es scheint so. Und wären seine Speisungen von täglich 2500 bis 3000 Arbeitslosen, seine Schenkungen von Grund und Boden an seine Mitmenschen nicht mit Religion verbunden, dann wäre er wirklich ein Wohltäter. Aber daß er sich als ein göttlicher Vater, als personifizierter Christus ausgibt, daß er im Dämonismus und Spiritismus Wunder tut, um. die Menschen zu bewegen an ihn zu glauben, das macht alle seine Guttaten, zunichte und läßt ihn als das erkennen, was er ist: als ein Werkzeug des Teufels, die Menschen durch Religionsausübung von dem allein wahren Gott abzuwenden.

Es gibt keine einzige Religion, die die Ehre des allmächtigen Gottes, Jehovas, zum Inhalt, Zweck und Ziel ihrer Lehre gemacht hätte. Ausnahmslos drehen sich alle um das Geschick der Geschöpfe, um ihre Seligkeit. Der Katholizismus macht sein Geschäft damit, daß er die Seelen seiner Gläubigen aus einem angeblichen Fegefeuer herausbetet. "Father Divine" ist etwas ehrlicher. Er verdient sein Geld in Warenhäusern und anderen Unternehmungen und will mittels dieses Geldes und seiner spiritistischen Wundertaten seinen Nachfolgern ein Paradies auf Erden errichten - wenn sie ihn anbeten. ..."


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