Schwach besetztes Mittelfeld


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 20. April 2002 11:45:13:

Als Antwort auf: Re: Theologische Israel-Verklärung geschrieben von LuckyX am 14. April 2002 16:32:11:

Ein Buch das einen Überblick über die "religiöse Szene" vermittelt ist das von Oswald Eggenberger: "Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen". Unter anderem darin mitbehandelt das "Missionswerk Mitternachtsruf", des in der Schweiz lebenden gebürtigen Holländers Wim Malgo (geb. 1922). Zu seiner Biographie wird vermerkt, dass er 1947-49 die "Bibelschule Beatenberg" (Schweiz) besuchte, danach als freier Evangelist zu wirken begann. Eines seiner Kennzeichen ist auch die starke Einbeziehung Israels in sein theologisches Gebäude, weshalb denn Eggenberger ihn auch der Rubrik zuordnete: Endzeit-Gemeinden unter Einbezug des Jüdischen Volkes.

In seiner abschließenden Gesamteinschätzung schreibt der genannte Verfasser:
"Die 'prophetische Auslegung' der Bibel, vorgebracht in der bestimmten Art Wim Malgos, ist für viele problematisch. Der Leiter des Missionswerkes Mitternachtsruf schreibt (in 'Wenn der Morgen kommt', S. 81), die Bibel habe 'vor Jahrtausenden schon das, was die Tageszeitungen heute bringen', berichtet. Eine solche Verwendung der Bibel führt leicht zu einer Vermischung von göttlichem Handeln und menschlichen Gedankenkonstruktionen."

Malgo hat insofern eine überregionale Bedeutung erlangt, als er beispielsweise in den 1960-er Jahren in den kommerziell-religiösen Radiosendungen des Senders "Radio Luxemburg" ständig mit vertreten war. Seine Zeitschrift "Mitternachtsruf" erscheint mittlerweile in sieben Sprachen und thematisiert besonders auch: "Nachrichten aus Israel". Und dies schon zu einem Zeitpunkt wo an analoge heutige "Sacharja-Israel-Ausleger" noch nicht zu denken war.

Weiter vermerkt Eggenberer, dass sich Wim Malgo und sein Missionswerk "Mitternachtsruf" dem Fundamentalismus mit strenger Bibelbezogenheit verpflichtet wisse.

Fundamentalismus: Dies ist in der Tat das bedeutsamste Stichwort dabei. Man registriert immer wieder mal neue Varianten a la Malgo, die sich im Kern letztendlich aber auch nur als eine Variante des Fundamentalismus offenbaren.

Die "verweltlichten" Großkirchen, sind heutzutage nicht unbedingt mehr Hort des Fundamentalismus. Um so mehr jene "kleinen Kreise in ihrem Umfeld". Da gibt es durchaus Strukturen und Seilschaften die man da beim Namen nennen kann, so denn man will. Sei es über Tagungsstätten die von von Ex-ZJ genutzt werden und deren Organisatoren, die bei Lichte besehen auch stark fundamentalistisch orientiert sind.

Die Gretchenfrage heisst daher. Wie hältst du es mit dem Fundamentalismus? Zugegebenermaßen sind auch Jehovas Zeugen diesem Kontext zuzuordnen. Es kristallisieren sich wohl immer mehr die beiden "Alternativen" für ehemalige ZJ heraus. Weiter auf der Fundamentalismusschiene zu fahren oder das ihm zugrunde liegende Weltbild etwas kritischer zu durchleuchten.

Man fragt sich bloß, warum ist das "Mittelfeld" so schwach besetzt? Das "Mittelfeld" wäre dann doch wohl die Absage an dem Fundamentalismus dergestalt, wie er sich in den Randgruppen der "Großkirchen" manifestiert. Man glaubt weiter Christ zu sein, vermeidet aber Überspitzungen wie sie gerade dem Fundamentalismus im besonderem Maße zu eigen sind.

Einige Zitate mal aus dem Malgo-Buch "An Jerusalem führt kein Weg vorbei".
Schon auf S. 7 schreibt er, dass "alle gegenwärtigen und zukünftigen weltpolitischen Krisen engen Zusammenhang mit Jerusalem" stehen würden.

Und damit das ganze einen biblischen Anstrich bekommt, verkündet er vollmundig:
"Nicht von ungefähr heißt es in Psalm 147,2: 'Der Herr baut Jerusalem und bringt zusammen die Verjagten Israels'. Man kann deshalb den Ewigen, Jerusalem und Israel nie voneinander trennen" (S. 48).

Weiter weiß er zu vermelden:
"Man muß nur die Zeitungskommentare lesen oder Radiomeldungen hören, dann stellt man fest, wie alle verlogen sind. Niemand kümmert sich um das, was die Bibel sagt. Alle aber, die Nein sagen zu Jerusalem und Nein zur Vereinigung Jerusalems und Israels, machen den ewigen Gott zum Lügner, wie das der Teufel schon im Paradies tat, als er zu Eva sagte: 'Ihr werdet mitnichten des Todes sterben' (1. Mose 3, 4). Deshalb nimmt das Lügen und Verleumden generell weltweit zu, auch in Kreisen der Gläubigen" (S. 52).

Derart belehrt ermahnt er dann seine Leser:
"Wenn sich heute alle Nationen gegen Jerusalem wenden und sich erpressen lassen, so achte darauf, daß du in diesen letzten entscheidenden Stunden vor dem Wiederkommen des Herrn Jesus Christus nach Jerusalem nicht auch verführt wirst."

Das ganze muss dann noch in die Aura der "Prophezeiung" getaucht werden, Dazu verbreitet sich der genannte Herr mit einem sinnigen Vergleich. Er lässt seine Leser wissen, das Jahr 1948 habe weltgeschichtliche Bedeutung, dieweil da drei bedeutsame Ereignisse sich ereignet hätten.

Er schreibt: "Da war zunächst Rom, und zwar durch die Gründung des Weltkirchenrates, 1948 in Amsterdam, mit dem Zweck, Katholizismus und Protestantismus zu vereinigen … Die zweite Stadt, die im Jahre 1948 den Anspruch anmeldete, Hauptstadt der Welt zu sein, war Moskau. Denn in diesem Jahr wurden China und die Tschechoslowakei kommunistisch und die 'Deutsche Demokratischer Republik' wurde gegründet."
Als drittes bedeutsames Ereignis sieht er dann die Gründung des Staates Israel gleichfalls 1948.

In seiner Schrift "Nicht ohne Blut" vermerkt er diesbezüglich gar:
"Abram lebte im Jahre 1948 nach dem ersten Adam. Die Nachkommen Abrams, das neugeborene Israel, begann 1948 nach dem letzten Adam, Jesus Christus, wieder in Erscheinung zu treten. Das war am 14. Mai 1948. Das ist eine der wunderbaren Nuancen der Symmetrie biblischer Prophetie in großen Zeiträumen" (S. 36).

Während er "Rom" und "Moskau" aberkennt, je "Welthauptstadt" werden zu können, will er dies sehr wohl auf Jerusalem angewendet wissen, dass zum fraglichen Zeitpunkt (1948) durchaus noch nicht vollständig in jüdischem Besitz war. Malgo dokumentiert dies selbst auch dadurch, dass er ein Foto mit abbildet, dass zeigt, wie Jerusalem einst "analog" der (späteren) Berliner Mauer, gleichfalls durch einen ähnlichen (im Vokabular der Kommunisten) "antifaschistischen Schutzwall" getrennt war.

Kritische Rückfragen zu seiner Theorie beantwortet er mit den Worten:
"Stellen wir uns die Frage noch einmal: Warum denn gerade Jerusalem? Darauf gibt es eine kurze, aber alles aussagende Antwort des Herrn in Sacharja 8,3: 'Ich … will zu Jerusalem wohnen.' Gott der Herr ändert Seinen Willen und Ratschluß nie. Deshalb war, ist und wird Jerusalem in jeder Hinsicht das Zentrum dieser Welt. Sogar rein geographisch hat Gott der Herr Jerusalem zentral gestellt" (S. 66).

Und weiter: "Die Wiederherstellung Jerusalems bzw. seine Wiedervereinigung mit Israel hat heils- und weltgeschichtliche Bedeutung, weil der Herr Jesus den 7. Juni 1967 voraussagte; den Tag, an dem ganz Jerusalem wieder in israelische Hände kam. Das war eine gewaltige Wende in der Heilsgeschichte!" (S. 72)

Diesen Gedankengang weiter fortführend belehrt er:
" Eines ist klar: Jerusalem wird bevor es zur Hauptstadt des Friedens der Welt wird, noch das Zentrum weltweiter kriegerischer Auseinandersetzungen werden. Aber alle Nationen werden an Jerusalem abprallen und sich zerschneiden, wie das Sacharja 12, 2-3 sagt" (S. 72).

Nun muss er allmählich zur Tagespolitik (Anfang der 80-er Jahre) übergehen. Dazu Malgo:
"Nachdem der Irak sogenanntes 'heiliges arabisches Gebiet' zurückerobert hat, das eine Zeitlang unter der Oberhoheit des Iran war, tönt es immer lauter: 'Die Zeit für die Befreiung Jerusalems ist da!' So spitzt sich die Bedrohung Jerusalems durch die Eroberung dieser arabischen Gebiete gewaltig zu. Dieser Krieg, der zur Zeit der Drucklegung dieser Broschüre noch im Gange ist, gehört zu den Vorgefechten für den Endkampf der Völker bei Jerusalem, aber auch bei Harmagedon, wie Sacharja es in Kapitel 12 und 14 schildert" (S. 160)

Und weiter: "Inzwischen, wir schreiben den 22. November 1980, hat der Irak eine Wende Richtung Harmagedon vollzogen. Wie zuverlässig ist doch das prophetische Wort!" (S. 163)

Da er sich nun dergestalt festgelegt hat, kommt er nicht umhin detaillierter zu werden:
"Da stellt sich die Frage: ist denn die Stunde und der Tag und der Monat und das Jahr schon da, wo die vier entsetzlichen Kriegsengel, die am Euphrat beim Persischen Golf gebunden sind, losgelassen werden, wodurch ein Drittel der Menschheit getötet wird? Ich meine nein. Noch hat Rußland sein Gerichtsziel, Israel, nicht erreicht" (S. 165).

Analog seinem amerikanischen evangelikalen Pendant, Hal Lindsey, weiß er aber Rat. Die "Entrückung" soll's richten. Dazu Malgo:
" Trotzdem ist nach meiner Erkenntnis die Stunde von Harmagedon noch nicht da. Denn noch hat die Entrückung der Gemeinde nicht stattgefunden und noch hat sich der Antichrist nicht offenbaren können" (S. 166).

Da er sich offenbar auch zu denjenigen zählt, die allen Widrigkeiten auf dieser keinesfalls "besten aller Welten" durch eine "Entrückung" noch aus dem Wege zu gehen gedenken, macht es ihm folgerichtig auch nichts mehr aus, den Übergebliebenen in schroffster WTG-Manier ein schreckliches Szenario anzukündigen:

"Wir wissen aber, daß beim Kampf bei Harmagedon, wenn alle Nationen wider Jerusalem marschieren und kämpfen werden, das eigentliche Gericht bzw. die eigentliche Strafe Gottes kommen wird. Das wird eine nukleare Katastrophe sein. Die dann von atomarer Verseuchung befallenen Menschen werden vom Propheten Sacharja sehr plastisch geschildert"

Und weiter: "Es ist sehr, sehr spät an der Weltenuhr! Das geht auch daraus hervor, daß die Iraker mit sowjetischen Waffen kämpfen, die ihnen Moskau im Hinblick auf einen eventuellen Waffengang gegen Israel geliefert hat. Das besagt im Grunde nichts anderes, als daß die Sowjetunion den Kampf gegen Israel bereits angetreten hat. Es müssen nur noch wenige Hindernisse weggeräumt werden" (S. 167).

Einen Unterschied zu den heutigen "Sacharja-Auslegern" gilt es doch aber noch ausdrücklich zu benennen. Sowohl Lindsey als auch Malgo, bauten in ihre Systeme die Sowjetunion als einen notwendigen Bestandteil ein. Verständlich, kann man dazu sogar sagen. Denn zu dem Zeitpunkt wo Lindsey und Malgo schrieben, war die Sowjetunion in der Tat noch ein weltpolitischer Faktor, der zu einigen Befürchtungen Anlass gab.

Nun hat sich dieser "Nordkönig" aber zwischenzeitlich aus der ihm zugedichteten Rolle zurückgezogen und sucht gar in der Anwendung frühkapitalistischer Prinzipien seinen einstigen Konkurrenten USA noch zu überflügeln. Dem "Südkönig" ist damit sein "alter Kontrahent" für's erste abhanden gekommen. Die dortigen Ideologen und ihre evangelikalen Nachbeter sind noch am Grübeln, wem sie denn nun die Rolle als neuen "Nordkönig" jetzt zudichten sollen. Sicher, irgendwann werden sie auch mal fündig werden. Und die evangelikale Szene wird dann, als wäre nie etwas anders gewesen, auch diesen "neuen Nordkönig" in den "Bibelprophezeiungen" "entdecken". Aber wie gesagt, zur Zeit ist es noch nicht ganz so weit.

Also die derzeitige diesbezügliche Parole der neuzeitlichen "Sacharja-Ausleger". Das Kapitel "Nord- und Südkönig" derzeit nicht von sich aus ansprechen, solange bis die diesbezüglich dringend erwartete "Erleuchtung von oben" endlich angekommen ist!

Als Resümee des Buchkapitels "Der Fall Walter Küppers" hatte ich mal festgestellt, dass im Vergleich der verschiedenen Endzeitspekulanten (Russell, Küppers und Co) mir "beinahe" Russell noch der "sympathischere" sei; dieweil die anderen noch ins stockreaktionäre deutschnationale Fahrwasser (nach Tisch) bei der Umdeutung ihrer Fehlprophezeiungen abgedriftet sind.

Es sind offenbar tolle Erkenntnisse, die der Herr Malgo da auf der "Bibelschule Beatenberg" mit bekommen hat. Die Zeugen Jehovas haben (abgesehen von ihrem totalitären Innenklima), sich mittlerweile einige (wenn auch bei weitem nicht "alle") ihrer Hörner abgeschliffen. Um so mehr sprießen die Hörner bei den Malgo's und Co!

Geschrieben von D. am 20. April 2002 13:44:57:

Als Antwort auf: Schwach besetztes Mittelfeld geschrieben von Drahbeck am 20. April 2002 11:45:13:

Die Bibelschule Beatenberg findet man auch im Internet. Selbstredend ohne Erwähnung ihrer doch recht zweifelhaften Absolventen.

Auf der Webseite gelesen:
http://freunde.imperium.de/gansel/weltuntergang.htm

Wim Malgo, Gründer des Missionswerks Mitternachtsruf Lehre: Wim Malgo, der Gründer des Missionswerks Mitternachtsruf, terminierte im Jahr 1979 aus astrologischen Gründen das Weltende auf den Frühling 1982.

Wim Malgo und Norbert Lieth, Missionswerk Mitternachtsruf Lehre: 1986 wies Wim Malgo, der Gründer des Missionswerks Mitternachtsruf, und Norbert Lieth, sein publizistischer Nachfolger, auf den Mai 1988, dem 40. Geburtstag Israels, als möglichen Weltuntergangstermin hin.

Verkündet von: etlichen Weltuntergangsgläubigen Lehre: Viele Christen glaubten, das im Oktober 1988 die Welt untergehen würde, da nach der Gründung Israels (1948) eine Generation (40 Jahre) vergangen war.

Norbert Lieth, der publizistische Nachfolger des 1993 verstorbenen Wim Malgo, scheint von seinem Vorgänger die Lust auf das Verkünden von Weltuntergangsterminen geerbt zu haben: 1993 meint Lieth, dass im Jahr 2000 der Auftritt des Antichristen schon vorbei wäre, was einen Beginn der Weltendsereignisse um 1995 erfordern würde

Hal Lindsey
In seinem Buch 'The Late Great Planet Earth' sagt Hal Lindsey die Schlacht Armageddon für das Jahr 2000 und die Wiederkehr Christi für 2007 vorraus.

Einer anderen Quelle zufolge schreibt Lindsey, dass die Gründung Israels eine wichtige Vorbedingung für den Beginn der Endzeit sei. Die Generation, die diesem Ereignis beiwohne, werde nach Lindsey auch das Ende erleben. Da eine Generation im bibl. Sinne 40 Jahre dauert, müßte die Welt spätestens 1988 untergehen.

Norbert Lieth, der unermüdliche Verkünder von Weltuntergangsterminen, kann es nicht lassen. 1997 terminierte er nach einigen Fehlschlägen in der jüngsten Vergangenheit den Beginn der Weltuntergangserignisse für das Jahr 2000.

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