Re: Wechselbad der Gefühle - Träume - Phantasie


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von X am 03. Oktober 2007 23:04:

Als Antwort auf: Re: Wechselbad der Gefühle: Belästigung durch Dämonen geschrieben von Jochen am 03. Oktober 2007 10:13:54:

Lieber Jochen,

aufklärende Gedanken die du äußerst.
Spannend zu lesen, nicht nur für Zeugen Jehovas.

>... mir als Kind sehr viel mit dem Thema Dämonen Angst gemacht wurde - wie anderen Kindern von JZ auch.<

Je mehr wir vom menschlichen Verhalten verstehen, desto besser können wir uns SELBST erklären.
Du lieferst eine Erklärung.
Ich war ein "großer" Junge als ich mich bewußt für die Zeugen Jehovas entschied.
Spät wurde mir klar, wieviel Angst gerade Kindern durch die Wachtturmgesellschaft eingeflößt wird.
Es hat Methode !!!

>... meine Phantasie ... einen Streich gespielt hat.<

Richtig!
Das "Feuer" hast du real erlebt, doch ob es real war ist eine andere Frage.
Aufgrund deiner schnellen Lernfähigkeit erkanntest du, daß es für diese "Wahrnehmung" auch andere Erklärungen als die von Zeugen-"Onkels" oder -"Tanten" gibt.
Wir brauchten logischerweise Reife, um dies zu erkennen.

Grüß bitte deine Familie ganz lieb!
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Zum Verständnis:

Psychologie Zimbardo 5.Auflage [Hervorhebungen von mir]

S.212,213 Warum träumen wir?

Vpn, die während des REM-Schlafes aufgeweckt werden, erinnern sich an fortlaufende Vorstellungsbilder, die ein zusammenhängendes Schauspiel ergeben.

Sie sind intensiv und können farbig und als ,Tonfilm' ausgestattet sein.

Trotz bizarrer oder phantasievoller Qualitäten der Handlung wird die unwirkliche Situation vom Schlafenden als ,natürlich' akzeptiert.

Auch während der Nicht-REM-Phasen können Träume auftreten, diese sind jedoch von anderer Qualität.

Träume während der Nicht-REM-Phasen haben mit geringerer Wahrscheinlichkeit dramatische Geschichten zum Inhalt. ...

Eine physiologische Erklärung lautet, Träume seien der Versuch des Gehirns, den hauptsächlich zufälligen Entladungen kortikaler Aktivität während des REM-Schlafes eine kohärente Interpretation zu geben.

Der Cortex holt Erinnerungen hervor, die mit den Signalen, die er aus dem Inneren des Hirnstammes empfängt, zusammenhängen könnten.

Findet er keine logischen Verbindungen in der Stimulation, so knüpft er unlogische, weit hergeholte Assoziationen oder füllt die Lücke mit neuen Erinnerungen (Hobsen & McCarley 1977).

Nach Freud (1900) sind Träume jedoch mehr als die Suche des Gehirns nach einer plausiblen Geschichte für seine elektrischen Entladungen.

Freud sah Träume als symbolischen Ausdruck unbewußter Wünsche, die durch einen inneren ,Zensor' sorgfälltig verkleidet worden waren.

In Freudianischen Begriffen ist das, was wir von unseren Träumen behalten und was wir berichten, nur der manifeste Trauminhalt. Die wirkliche Bedeutung liegt in dessen latentem (verstecktem) Inhalt - unbewußte Impulse und Wünsche, deren offene Befriedigung verweigert worden war und die nun in verschleierter Form im Traum erscheinen.

Der manifeste Trauminhalt ist die akzeptable Version - der Geschichte, der latente repräsentiert die sozial oder persönlich unannehmbare Version - aber die wahre, ,unzensierte'.

Im Schlaf entspannt sich der sonst wachsame Zensor, und einiges des verdrängten unbewußten Materials kann Ausdruck finden. ...

Nach Freud liegen die beiden Hauptfunktionen der Träume in der Bewachung des Schlafes und der Bereitstellung der Quellen der Wunscherfüllung.

Indem sie die während des Tages entstandenen psychischen Spannungen kanalisieren, ermöglichen sie einen ungestörten Schlaf.

Außerdem erfüllen sie die Erfüllung unbewußter Wünsche.

S.540,541 Traumdeutung

Psychoanalytiker glauben, daß Träume eine wichtige Quelle für Informationen über die unbewußte Motivation der Patienten sind.

Während eine Person schläft, wacht das Über-Ich, so lautet die Annahme, weniger streng über die unannehmbaren Impulse, die dem Es entspringen, so daß ein Motiv, das während des Wachzustandes keinen Ausdruck finden kann, in einem Traum zum Vorschein kommt.

Manche Motive sind für das bewußte SELBST so unanehmbar, daß sie nicht offen ausgedrückt werden können, nicht einmal im Traum, sondern in verschleierter, symbolischer Form Darstellung finden.
Es gibt zwei Arten von Trauminhalt (s.auch Kap.5).

Der manifeste (offen sichtbare) Trauminhalt ist das, woran wir uns erinnern und was wir nach dem Aufwachen berichten können.

Dem manifesten Inhalt zugrunde liegt der latente Trauminhalt - die wirklichen Motive, die nach Ausdruck suchen, für uns aber so schmerzhaft oder unanehmbar sind, daß wir nicht anerkennen können, daß es sie gibt.

Therapeuten versuchen, diese versteckten Motive durch die Traumdeutung aufzudecken.

Das ist eine therapeutische Technik, bei der der Inhalt des Traumes einer Person auf die zurückliegenden oder verschleierten Motivationen und auf die symbolischen Bedeutungen signifikannter Lebenserfahrungen und wichtiger Wünsche hin untersucht wird.

Betrachten Sie den folgenden Traum und dessen Interpretation durch den Analytiker:

,Ich befinde mich in einer Turnhalle und mache verschiedene Übungen, zusammen mit anderen Männern. Sie sind in einer Reihe aufgestellt und machen so ihre Übungen. Ich versuche, mich an die Spitze zu stellen, werde aber zurückgewiesen. Dann versuche ich es an zweiter Stelle, werde aber wieder zurückgewiesen. Ich versuche es an einem Platz nach dem anderen, bis ich am Ende ankomme, und ich werde von jedem einzelnen zurückgewiesen.'

Zuerst fällt dem Träumer schwer, eine Assoziation zu dem Traum zustande zubringen. Der Analytiker weist darauf hin, daß die Männer im Traum tatsächlich Jungen aus seiner katholischen Grundschule waren, die nur Knaben aufnahm, ein Ort, der durch viele ,Sollte' und ,Müsste' beherrscht wurde. Damit treten unangenehme Erinnerungen an den Sportunterricht auf, den der Träumer leidenschaftlich gehaßt hatte. Er hatte nur deshalb an diesem Unterricht teilgenommen, weil er dazu gezwungen wurde. Hätte er die Wahl gehabt, so wäre er zu keiner der Stunden dort erschienen. Als nachträglichen Einfall fügt er hinzu, seine Mutter habe auch gedacht: ,Das war gut für dich'. Die Bildersprache des Traumes ist direkt und deutlich: Der Träumer wird von der Reihe zurückgewiesen, er gehört dort nicht hin (Kaufmann 1984, S.124, eig.Übers.).

Der latente Trauminhalt kann jedoch auch mit Ambivalenzen des Träumers über seine homosexuellen Gefühle zu tun haben, die auftreten, wenn er andere Jungen vor oder nach dem Sportunterricht nackt sieht. Dazu kommen möglicherweise Minderwertigkeitgefühle, verursacht durch einen, in seiner Vorstellung, zu kleinen Penis, Ängste, nicht in der Lage zu sein, den Anforderungen gerecht zu werden.


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