Re: "GEMEINSCHAFTSENTZUG"


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von X am 28. September 2007 23:00:

Als Antwort auf: Re: "GEMEINSCHAFTSENTZUG" geschrieben von X am 24. September 2007 21:35:

Zitate:
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Brücke zum Menschen 1990/I 101/102 S.38

Menschlich gesehen / Interview

Ex-Zeugen Jehovas über sich selbst

Wie zwei Ausgeschlossene ihre Situation erlebten (1)

Der vorige Beitrag ging der Enwicklungsgeschichte des "GEMEINSCHAFTSENTZUGS" bei Jehovas Zeugen nach und und setzte sich mit ihm kritisch auseinander.
Eine ganz andere Frage ist, wie denn der einzelne Ausgeschlossene diese Maßnahme erlebt und durchleidet. Wir haben deshalb zwei frühere aktive Zeugen Jehovas befragt, die aus Gewissensgründen diese Organisation verließen, deren Angehörige aber z.T. noch fest ,dabei' sind. Wir haben daher ihre Namen durch ,Michael' und ,Gerhard' ersetzt.

,Brücke zum Menschen' (fortan hier abgekürzt BzM):

,Ihr seid beide ehemalige Zeugen Jehovas. Wie war denn das eigentlich mit eurer Trennung von den ZJ, und was sind die Folgen dieses Schrittes? Haben die Zeugen, vor allem die Ältesten, etwas unternommen, als sie auf eure Schwierigkeiten aufmerksam wurden?'

Michael: ,Sie haben natürlich versucht, mich ,zurechtzubringen' - auf ihren Kurs - durch Gespräche, durch das Vorlesen von Bibeltexten und durch Besuche bei uns. Doch dabei ging es natürlich nicht um Seelsorge im christlichen Sinne, sondern um unsere Wiedergewinnung für die Organisation.'

Gerhard: ,Ich habe es ähnlich erlebt. Es war schon längere Zeit bekannt, ich stimmte mit manchen Dingen nicht überein, vor allem mit gewissen Lehren der Organisation. Darüber äußerte man Besorgnis. Doch nach meinem Eindruck waren die Ältesten immer froh, damit in Ruhe gelassen, mit solchen Sachen gar nicht konfrontiert zu werden.'

BzM: ,Schließlich kam es zum Bruch zwischen euch und der Organisation. Wie fühlt man sich in solcher Lage?'

Michael: ,Bei mir ging es nicht plötzlich, sondern nach und nach war in mir die Einsicht gereift: Ich kann einfach kein Zeuge mehr sein. Als der Bruch vollzogen war, hatte ich daher ein Gefühl der Erleichterung.'

Gerhard: ,Auch ich war, als ich mich von den ZJ trennte, erst einmal froh, entronnen zu sein und nicht mehr unter dieser religösen Diktatur leben zu müssen.'

BzM: Welche unmittelbaren Auswirkungen hatte die Trennung für euch? Wie erging es euch in der ersten Zeit danach?'

Michael: ,Nach dem erwähnten anfänglichen Gefühl der Befreiung stellten sich dann doch Skrupel ein. Ich war innerlich hin- und hergerissen, und dies führte schließlich sogar zu einem Selbstmordversuch.'

Gerhard: ,Solche innere Zerissenheit habe auch ich in ähnlicher Weise erlebt. Zuerst dachte ich: So, jetzt hast du die Entscheidung getroffen, die längst fällig war. Dann aber stellte sich bald das Gefühl der Isolation ein, eine direkte Folge der Trennung von den ZJ, weil ja keiner der Zeugen mehr mit mir zu tun haben durfte, auch meine Freunde nicht. Das traf mich. Ich fühlte mich als Mensch abgelehnt, in meinem Selbstwertgefühl getroffen. ... In dieser Zeit war ich einem seelischen Zusammenbruch sehr nahe.' ...

Teil 17
 


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