Re: "GEMEINSCHAFTSENTZUG"


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von X am 10. September 2007 21:57:

Als Antwort auf: Re: "GEMEINSCHAFTSENTZUG" geschrieben von X am 09. September 2007 22:09:

Zitate:
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Matthäus 6:14,15

"Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, wird euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben."
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Brücke zum Menschen 1990/I 101/102 S.29,30

Hinrichtungen in Israel als Vorbild

Zur Begründung ihrer eigenen Ausschlußpraxis verweist die WTG auf ,die strenge Maßnahme des ,Abschneidens' im Volk Israel der alten Zeit, um dann festzuhalten:

,Nach der Hinrichtung war es niemand mehr möglich - selbst den Verwandten nicht -, mit dem Gesetzesbrecher zu sprechen' (S.27).

Nach dieser makaber-realsatirischen Einlage bestätigt sie sich selbst und ihren Anhängern:

,Die Anordnung, Sünder vom Leben abzuschneiden, war grundsätzlich gut und richtig' (S.27/9).

Wenn das so ist, kann es ja gegen das vergleichsweise milde eigene Vorgehen kaum noch Einwendungen geben.

Im nächsten Abschnitt räumt die ZJ-Führung dann ein, wovor sie sich eigentlich FÜRCHTET:

,Vor möglicherweise ... kritischen Äußerungen oder vor irgendwelchen Ansichten Abtrünniger ' (S.27/10).

Es könnte ja sein, daß noch weitere ,Schafe' ins NACHDENKEN kommen ...

Dann nimmt man das Lieblingsthema der Hinrichtung von ,Übeltätern' im alten Israel wieder auf.

Einfühlsam stellt man fest, ,daß den Eltern das
[= Teilnehmen an der Hinrichtung des von ihnen angezeigten Sohnes] nicht leichtviel. Und stellen wir uns auch vor, was die Brüder, die Schwestern oder die Großeltern des Übertreters empfunden haben mögen'
(S.28/11).

Im Absatz 13 wird nochmals die (heute nicht mehr mögliche) Tötung des Übeltäters erwähnt.

Kann es sein, daß man es doch bedauert, daß ,von der Christenversammlung zu werden ... nicht den sofortigen Tod (bedeutet)' (S.28/13)?

Nun kann die Führung der ZJ sich von der großzügigen Seite zeigen:

,Ein Mann, dem die Gemeinschaft entzogen worden ist oder der die Gemeinschaft verlassen hat, könnte somit immer noch bei seiner christlichen Frau und seinen treuen Kindern wohnen' (S.28/13).

Aber die Nachgiebigkeit soll nun auch nicht zu weit getrieben werden:

Für ,außerhalb des engsten Familienkreises' lebende ZJ ,ist es möglich, so gut wie gar keinen Kontakt mit diesem Verwandten [= dem Abtrünnigen] zu haben' (S.28/14).

Es folgt wieder die verständnisvolle Einlage:

,Aufgrund der Gefühle und der Familienbande, wie zum Beispiel der Liebe von Großeltern zu ihren Enkeln, (mag) dies schwierig sein' (S.28/15).

Aber glücklicherweise besteht ja so etwas wie Identität zwischen Gott und ,seiner Organisation', so daß man ,aufmunternd' feststellen kann:

,Dadurch wird die Loyalität gegenüber Gott auf die Probe gestellt' (S.28/15).

Da weiß doch der treue Zeuge - Gefühle hin, Familienbande her -, was zu tun ist:

Augen zu und hindurch, koste es was es wolle! denn schließlich:
Wer ist denn Schuld an solch einer Situation?!

Nein, nicht die WTG, die ja den Gemeinschaftsentzug nur eingeführt hat!

,Die betreffende Person (nimmt) einen Schaden wahr, den sie sich durch ihr eigenes Verhalten zugefügt hat' (S.29/20)!

Sie braucht ja nur bedingungslos und ohne eigenes Gewissen der Organisation folgen ...

Da man im ersten Teil des Artikels schon genug Mitgefühl gezeigt hat, rückt man nun den Gefühlsduseligen auf den
Leib, denn es könnte ja tatsächlich sein, daß immer noch ,der eine oder andere Außenstehende (vielleicht dazu) neigt, mit einem Übertreter Mitleid zu haben' (S.29/21)!

Das geht nun aber wirklich zu weit:

,Solches Mitleid (ist) fehl am Platz' (S.29/21)!

Außerdem:

Schließlich ist es ja zum besten für den Betreffenden.

Da kann die WTG jetzt aus dem Nähkästchen plaudern und nette Beispiele direkt ,aus dem Leben der Zeugen Jehovas' zum besten geben.

Da ist z.B. Schwester Lynette, die ,den Umgang mit ihrer Schwester Margaret, die ausgeschlossen war, völlig aufgegeben' hat, denn:

,Sie glaubte ..., daß der Weg Jehovas der beste ist' (S.30/22).

Soviel Vertrauen muß belohnt werden, und deshalb lesen wir im nächsten Abschnitt:

Durch den Verlust aller verwandtschaftlichen Kontakte wurde in Margaret ,der übermächtige Drang' - nein, nicht wieder die Gemeinschaft mit den Familienangehörigen zu haben, - sondern überraschenderweise - ,zu bereuen' geweckt (S.30/23).

Da sage noch jemand, Macht habe nichts mit Recht zu tun:

Mit den entsprechenden Mitteln kann man doch Menschen zu fast allem veranlassen.

Falls nun immer noch jemand Bedenken hat:

,Was Außenstehenden hart erscheinen mag, ist notwendig und ein Ausdruck der Liebe' (S.31/25).

Basta!

Warum nur fühle ich mich an George Orwells ,1984' erinnert, wo das ,Ministerium für Liebe' für Recht, Ordnung, Unterdrückung und Folterung von Andersdenkenden zuständig ist?

Wenden wir uns nun von den ,Tätern' (der für den ,Gemeinschaftsentzug' verantwortlichen Führung der Zeugen Jehovas) den ,Opfern' zu, also ehemaligen ZJ, die den ,Gemeinschaftsentzug' am eigenen Leib erlebt haben, um uns abschließend nochmals mit Hintergründen und Folgerungen zu befassen.

Teil 6
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Steven Hassan S.194

"Eine rechtmäßig handelnde Organisation würde niemals den Kontakt zu ehemaligen Mitgliedern zu verhindern suchen."


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