Geschrieben von Drahbeck am 23. August 2007 06:16:28:
Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 8. 1947 (Vor sechzig
Jahren) geschrieben von Drahbeck am 16. August 2007 06:17:09:
Es ist wohl - für europäische Verhältnisse - eher ein abseitiges Thema, die
Details die zur Ermordung des amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln (1809 - 1865)
führten. Gleichwohl ist zu registrieren. Auch in deutschsprachigen Webseiten findet man
dazu einige Infos. Aus einer solchen sei das nachfolgende zitiert:
Attentat auf Lincoln
Präsident letzten Abend im Theater erschossen
So lautete eine Schlagzeile in den Zeitungen nach dem Anschlag auf den amerikanischen
Präsidenten am 14. April 1865. Am Morgen des nächsten Tages starb Lincoln an den
Folgen."
Weiter wird über den Mörder, einem John Wilkes Booth
vgl. zu letzterem: http://de.wikipedia.org/wiki/John_Wilkes_Booth
ausgeführt:
Als in einer lustigen Szene des Stückes Gelächter das Theater füllte,
schlüpfte Booth in die Präsidentenloge und trat von hinten an den Schaukelstuhl in dem
Lincoln sass, hielt dem Präsidenten seinen Derringer an den Kopf und drückte ab. Das
Publikum lachte noch als Lincoln getroffen wurde. Die Kugel trat hinter dem linken Ohr in
den Kopf und drang in das Gehirn ein. Ein Augenzeuge sah noch, wie Lincoln in einem Reflex
die Hand hochriss und dann, als würde er einnicken", in den Stuhl sank.
Die Sache ist eigentlich klar; das Attentat auf Lincoln war ein Racheakt des Südens an
dem Präsidenten und der Union, aber bei genauerer Betrachtung fallen doch einige
Ungereimtheiten auf;
Booth wurde am Ende seiner Flucht erschossen, obwohl der ausdrückliche Befehl bestand ihn
lebend zu fangen."
http://www.san-antonio-renegades.de/sailincoln.htm
Bei der Rekonstruktion der Vorgänge taucht auch der Name einer
Pensionsbetreiberin mit Namen Mary Surratt auf. Sie wird als Mitverschworene bezeichnet:
Vier der Mitverschwörer (Mary Surratt, Lewis Powell, David Herold und George
Atzerodt) wurden in einem kurzen Prozess zum Tode verurteilt und am 7. Juli 1865
hingerichtet. Drei andere erhielten Lebenslänglich."
Nun verwundert es nicht, dass dieses Thema vielerlei Verschwörungstheoretiker auf
den Plan gerufen hat. Man vergleiche beispielsweise mal:
http://web.archive.org/web/20060506131628/http://mypage.bluewin.ch/asterix/oswald.html
Verwundern tut es auch nicht, dass Bücher, selbst Theaterstücke, zum Thema
angefertigt wurden. Auf ein solches Theaterstück geht nun Erwachet!" in seiner
Ausgabe vom 22. 8. 1947 unter der Überschrift Reinwaschung der Mary Surratt"
ein.
Auch Erwachet!" muss nun einräumen, dass die einschlägige Theaterkritik jenes
Stück eher dem Bereich zweitklassig" zuordnete. Dennoch lässt
Erwachet!" sich das Thema nicht entgehen. Der tiefere Grund für letzteres
offenbart sich wohl darin, dass die Details Erwachet!" durchaus geeignet
schienen, - wieder einmal - eine antikatholische Attacke zu führen. Symptomatisch sind
dafür auch die "Erwachet!"-Sätze:
Doch warum sucht die römisch-katholische Hierarchie das Andenken dieses
Präsidenten der Vereinigten Staaten in den Schmutz zu ziehen? Bei mehr als einer
Gelegenheit mußte Lincoln mit Vertretern dieser Hierarchie die Klingen kreuzen, und immer
wenn ein ebenso aufrichtiger Mensch wie er mit diesen Gegnern der Freiheit in nähere
Berührung kommt, ist ein Zuammenstoß unvermeidlich."
Offenbar recherchierte Erwachet!" noch selber zum Thema. Und dabei
scheint bei der Erwachet!-Redaktion das große Aha-Erlebnis"
eingesetzt zu haben. Meinte man doch bezüglich weiterer antikatholischer Aussagen dabei
fündig geworden zu sein. Etwa der:
Ein Geistlicher, der die Priester und ihre Handlungsweise kannte, schildert uns den
Sachverhalt auf überzeugendere Weise. In seinem Buche 'Fünfzig Jahre in der Kirche Roms'
sagt er:
In dem von Ben Pitman herausgegebenen Buch über die Zeugenaussagen im
Gerichtsverfahren gegen die Mörder Lincolns und in den zwei Bänden über die
gerichtliche Untersuchung gegen John Surratt vom Jahre 1867 haben wir den gesetzlichen und
unwiderlegbaren Beweis, daß die Verschwörung der Meuchelmörder im Hause der Mary
Surratt, Nr. 561 H. Street, Washington City, DC, ausgeheckt, wenn nicht gar in Szene
gesetzt wurde. Doch wer wohnte in diesem Hause, und wer waren die Besucher dieser Familie?
Die Antwort lautet: 'Die eifrigsten Katholiken der Stadt!' Die unter Eid gemachten
Zeugenaussagen offenbarten noch mehr als das, nämlich daß dieses Haus der übliche
Treffpunkt der Priester Washingtons war."
Kamen eben zitierte Aspekte in dem genannten Theaterstück dazu, so nicht zum
tragen. Und darüber lässt Erwachet!" sein Mißfallen aus, wenn es
beispielsweise fragt:
Warum läßt der Verfasser des Bühnenstückes an dieser Stelle den Priester aus
dem Spiel?"
Wieder den bereits zitierten antikatholischen Buchschreiber zum Thema
bemühend, arbeitet Erwachet!" weiter heraus, dass dieser im Gegensatz zu dem
Bühnenstück-Autor auch herausgearbeitet habe:
Solche Kaltblütigkeit, solche Gemütsruhe in einer so schrecklichen und ernsten
Stunde konnte nur von jenen Jesuiten kommen, die über sechs Monate in ihrem Hause
verkehrten und ihr eine Krone ewiger Herrlichkeit in Aussicht stellten, wenn sie helfen
würde, den Abtrünnigen Lincoln zu töten."
Daher meint Erwachet!" als eigene Meinung zum Thema:
Frau Surratt war ein Werkzeug in den Händen der Priester, doch keineswegs ein
unschuldiges Werkzeug."
Offenbar war das zu jener Zeit neu in den Spielplan aufgenommene
Theaterstück, für Erwachet!" der Anlass, diesem Thema nachzugehen. Und so
lässt man denn im Chor mit anderen Kritikern, den Bericht mit einem Zerriss jenes
Theaterstückes enden. Auch Erwachet!" meint daher in seinem Artikel
abschließend:
Der Versuch, den Fall der Mary Surratt in Form eines Schauspiels wieder an die
Öffentlichkeit zu bringen, war ein Fehlschlag. Das Zusammenwirken von Dummheit,
Aberglaube und Perfidität, das sich nicht gut tarnen ließ, verhinderte, sie lebens- und
wahrheitsgetreu darzustellen. Der Kritiker sagt: 'An verschiedenen Stellen werden die
Rollen ohne Leben gespielt.' Wie kann es auch anders sein, da doch die Tatsachen verdreht
worden sind? Im Leben dieser gedungenen Kreaturen, die in den Mordanschlag auf Lincoln
verwickelt waren, hat nichts irgendwelche lebendige Anziehungskraft. Der Versuch, Mary
Surratt reinzuwaschen hat bis jetzt fehlgeschlagen."
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