Re: Albert Wandres


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 14. August 2007 07:03:21:

Als Antwort auf: Re: Albert Wandres

geschrieben von Drahbeck am 20. Februar 2007 04:39:49:

Es sei nochmal gestattet auf den Fall Albert Wandres etwas einzugehen. Details wurden schon in Parsimony.21212 referiert.

Daraus sei insbesondere noch der nachfolgende Passus zitiert:
"Nun ist wie ausgeführt, Wandres in der Reihe von Verhaftungen der WTG-Spitzenfunktionäre, erst verhältnismäßig spät dran gekommen. Anderen vor ihm, muss man bescheinigen. Einmal in die Gestapoklauen gekommen, „sangen" sie sehr wohl. Sollte nun ausgerechnet Wandres eine Ausnahme von dieser Regel sein???"
Laut W. wurde Wandres dann in seinem eigenen Gerichtsverfahren neben dem "Reichsleiter" als "einer der Hauptfunktionäre" eingestuft. Laut Steinberg unterstanden ihm 65 ZJ-Funktionäre in anderen Orten. Schon zu Zeiten der Weimarer Republik, war er faktisch zum Hauptamtlichen Funktionär für die WTG-Interessen aufgestiegen. Nunmehr unter den widrigen Umständen des Naziregimes setzte er dann diese Art von "Karriere" fort.

Im "Wachtturm" vom 15. 11. 1965 macht Wandres in seinem dortigen Bericht, der wie für WTG-Verhältnisse nicht unerwartet, einige neuralgische Punkte "kunstvoll" umgeht, auch die Angabe. Er sei bei einem 1937er ZJ-Kongress in Paris mit anwesend gewesen. Habe dort auch mit Rutherford persönlich wegen der Lage in Deutschland konferiert. War quasi beauftragt, das deutsche Werk wieder mit "anzukurbeln".
Erstens kam es anders, und zweitens als Rutherford und Wandres dachten. Schon zwei Tage nach seiner Rückkehr aus Paris, gelang es der Gestapo Wandres habhaft zu werden. Die Zeiten, wo die Gestapo, durch unerwartete Flugblatt-Aktionen noch überrumpelt werden konnte, waren nunmehr endgültig vorbei. Die Gestapo hatte aus diesen von ihr so nicht erwarteten Flugblatt-Aktionen durchaus auch ihre internen Lehren gezogen.

Eine dieser Lehren kann man in dem, wie Gertrud Pötzinger mal zu formulieren beliebte, den sie beeindruckenden "Bruder Müller" mit seiner enormen "Gebetskunst", nachlesen.

Es spricht vieles dafür, dass Wandres schon zwei Tage nach seiner Paris-Rückkehr ergriffen werden konnte, ist keineswegs dem "Kommissar Zufall" , sondern dem "Kommissar die Gestapo hat gelernt" zuzuordnen.

Vierzig Tage am Stück hintereinander, sei er dann durch die Gestapomühlen durchgedreht worden, teilt Wandres in seinem WT-Bericht selbst beiläufig mit. Davon seien die ersten zehn Tage die schlimmsten gewesen. Es besteht keinerlei Anlass solcherlei Aussage in Frage zu ziehen. Wenn also die Gestapo sich vierzig Tage Zeit für Wandres nahm, dann doch wohl sicherlich nicht, weil sie "vor lauter langer Weile" etwa nicht wusste, wie sie denn ihre Zeit "totschlagen" sollte. Die inzwischen gelernt habende Gestapo hatte dabei durchaus konkrete Ziele im Hinterkopf. Und eines dieser Ziele war eben auch, dass von Wandres zu erfahren, was sie wissen wollte.

Klappt es am ersten Tage noch nicht so recht, so dürfte indes die Bilanz der Gestapo am vierzigsten Tage wohl etwas anders ausgesehen haben. Und die Gestapo wäre nicht die Gestapo gewesen, hätte sie das Gefühl gehabt, noch etwas hat Wandres nicht gesagt. Dann hätten sehr leicht aus den vierzig auch sechszig Tage oder mehr werden können.

Das sei jetzt nicht primär als Vorwurf an die Adresse der Opfer verstanden. Diesem diabolischem System zu widerstehen, war auf Dauer kaum möglich. Allenfalls geht der Vorwurf an die Adresse von Rutherford, welcher um seiner vermeintlich Organisations-Egoistischen Ziele, diese Konfrontation mit beförderte, dass dabei anfallende "Kanonenfutter" billigend in Kauf nahm.

Kürzlich wurde in Köln eine regional bezogene Broschüre der Zeugen Jehovas vorgestellt. ... Liest man sie, hat man das Gefühl lediglich die Tafeln einer der „Standhaft"-Ausstellungen, eben diesmal in Broschürenform, vor sich zu haben. ...

Zielstellung dieser Broschüre sind die regionalen, Köln bezüglichen Aspekte. ...
Dafür stehen dann solche Sätze wie der:
„Nach der Verhaftung (des Dienstleiters) Blumes am 17. 03. 1937 war Elly Fey aus Köln-Nippes bis zu ihrer Verhaftung am 10. 09. 1937 als Gruppendienerin von Köln für die Schriftenverteilung verantwortlich. ... Wandres traf sich einmal im Monat mit Elly Fey in ihrer Wohnung und händigte ihr Publikationen der IBV aus.
Es kam, wie man erahnen kann. Eines Tages erwischte es auch Frau Fey. Und nun fühlt sich die besagte Broschüre zu der Aussage berechtigt:
„Zur Hauptverhandlung sollte Albert Wandres gegen Elly Fey aussagen. Zuvor auf die anstehende Hauptverhandlung angesprochen erklärte er: „Man möge mir im Gerichtssaal einen Galgen aufstellen, ich werde kein Wort sprechen, und wenn mir dies mein Leben kosten sollte."
A ja. Das wäre dann in der Tat eine seltene Ausnahme von der Regel. Jedenfalls hat auch Herr Wandres die Hitler'schen KZ's überlebt."

Nun denn, sei als Kontrast dazu mal ein Dokument reproduziert. Sein Inhalt sei keineswegs überbewertet. Es geht lediglich um den Umstand, dass es der Gestapo möglich wurde, durch eine von Wandres erpresste Aussage, eine bestimmte "Spur" weiter zu verfolgen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

(Dokumente im Folgeposting)


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