INRI - Die Kreuzinschrift die es nie gegeben hat


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von + am 01. Juli 2007 23:30:

Das vielleicht bekannteste Symbol schlechthin ist das für den christlichen Glauben: Jesus gibt sein Leben als Lösegeld.

Es steht für den gläubigen Christen für den Opfertod Jesu, der die Schuld der Welt auf sich nahm und stellvertretend für die Menschheit starb.

Die vermutlich älteste Darstellung eines Kruzifixes wurde erst 1856 in Rom, an einer Mauer des kaiserlichen Palastes auf dem Palatin entdeckt.
Es fand sich in einem der Kellerräume und zeigt ein Graffiti, von einem Verächter des christlichen Glaubens in die Wand geritzt.
Man sieht einen Gekreuzigten mit Eselskopf.
Soll Jesus dargestellt werden?
Links neben dem Gekreuzigten kniet ein Mensch.

Somit ist die älteste bekannte Darstellung der Kreuzigung Jesu (die Betonung liegt hier bei Kreuz) eine spöttische Darstellung aus Rom - dazu die Worte: "Alexamenos betet Gott an"
Diese Darstellung wird auf das 3. Jahrhundert nach Christi Geburt datiert.

Welchen Gott soll Alexamenos anbeten?

Es ist bekannt, dass die Römer den Juden und vermutlich auch den frühen Christen Onolatrie vorwarfen:
Eselsanbetung.

Zwei Geschichten über Esel erzählt die Bibel recht ausführlich.
Und eine ist kurioser als die andere.

In der ersten sieht ein Grautier einen Engel (korrekter: einen Boten Gottes!) und spricht mit seinem Menschen.
In der zweiten gelingt Jesus das Unmögliche.
Er reitet auf zwei Eseln gleichzeitig.

Die erste Episode wird im »Alten Testament« erzählt.

Bileam ist auf seiner treuen Eselin unterwegs.
Da tritt ihm ein Bote Gottes in den Weg.
Der Mensch sieht das himmlische Wesen nicht, wohl aber die Eselin.
Daraufhin weicht das »dumme Tier« aus und »Bileam schlug die Eselin, um sie wieder auf den Weg zu bringen«.

„Und die Eselin bekam Jehovas Engel zu sehen,
der mit seinem gezückten Schwert in seiner Hand im Weg stand;
und die Eselin versuchte vom Weg abzubiegen, um ins Feld zu gehen,
aber B?leam begann die Eselin zu schlagen, um sie auf den Weg zu lenken.“
(4. Mose 22:23)

Der Bote Gottes postiert sich erneut.
Links und rechts begrenzen Steinmauern den Weg.
Immer noch sieht Bileam nicht den Überirdischen.

„Und Jehovas Engel blieb auf dem engen Pfad zwischen den Weingärten stehen:
eine Steinmauer auf dieser Seite und eine Steinmauer auf jener Seite.“
(4. Mose 22:24)

Und die Eselin drängte sich an die Mauer, quetschte einen Fuß ihres Herrn ein.
Wieder schlug der das arme Tier.

„Und die Eselin sah Jehovas Engel ständig
und begann sich an die Wand zu drücken
und drückte so B?leams Fuß an die Wand;
und dann schlug er sie noch mehr.“
(4. Mose 22:25)

Auch der dritte Versuch scheiterte:

„Jehovas Engel ging nun wieder vorüber
und stellte sich an einen engen Ort, wo kein Weg war,
nach rechts oder links abzubiegen.
Als die Eselin Jehovas Engel zu sehen bekam,
legte sie sich nun unter B?leam nieder, so daß B?leams Zorn entbrannte,
und er schlug die Eselin wiederholt mit seinem Stab.“
(4. Mose 22:26-27)

Jetzt endlich greift Gott ein.
Jehova ermöglicht es dem Grautier zu sprechen!
Als sei es das Natürlichste von der Welt, kommt es zu einem Streit zwischen Mensch und Tier.

Die sonst stumme Kreatur beklagt sich, zu Unrecht geschlagen worden zu sein.
Niemals gab der Vierbeiner Anlass zu Verdruss.

»Bin ich nicht deine Eselin, auf der du geritten bist von jeher bis auf diesen Tag?«,
empört sich das hellsichtige Tier.

„Was habe ich dir getan, daß du mich diese drei Male geschlagen hast?“
Daraufhin sagte B?leam zur Eselin:
„Nun, weil du Mutwillen mit mir getrieben hast.
Wäre nur ein Schwert in meiner Hand, so hätte ich dich jetzt getötet!“
Da sprach die Eselin zu B?leam:
„Bin ich nicht deine Eselin, auf der du dein ganzes Leben lang geritten bist bis auf diesen Tag?
Pflegte ich dir je auf diese Weise zu tun?“
Hierauf sagte er:
„Nein!“
(4. Mose 22:28-30)

Hellsichtig ist nämlich in der anrührenden Episode nur das Tier.
Nur die Eselin sieht den Boten Gottes.
Der Mensch Bileam sieht ihn erst, nachdem ihm Gott die Augen geöffnet hat.

„Und Jehova öffnete dann die Augen B?leams, so daß er Jehovas Engel sah,
der mit seinem gezückten Schwert in seiner Hand auf dem Weg stand.
Sogleich beugte er sich nieder und warf sich auf sein Angesicht.“
(4. Mose 22:31)

Auf dem Dortmunder Kongressgelände liefen Berittene Polizisten Streife.
Was würdest Du tun wenn das Pferd Dich auffordern würde zur Seite zu gehen?
Mal angenommen Bileam wäre über seinen Jahrelang sonst immer treu dienenden Esel erbost gewesen.
Als der Esel zu sprechen anfing – wäre die Überraschung nicht groß genug gewesen das Bileam seinen Zorn auf einen Schlag vergessen hätte?
Also ein sprechendes Tier in meinem Besitz hätte auf einen Schlag meine Neugier geweckt.
Jedes noch so unverzeihliche Manko hätte Augenblicklich jegliche Bedeutung verloren.

Ich hätte mich Augenblicklich reich entlohnt in den Manegen der Könige der Welt gesehen.
Noch bevor der Esel mich gefragt hätte ob er mir den nicht immer Treu gedient hätte.
Geschweige denn das ich ihm noch vorwurfsvoll widersprochen hätte.

Abgesehen davon hätte ich jegliches Interesse verloren auf einem sprechenden Esel weiter zu reiten.
Wer weiß was der noch alles kann – am ende kann er auch noch fliegen!

Ein Schelm der da an die Bremer Stadtmusikanten denkt.

Für den skeptischen Bibelleser ist die Bileam-Episode Beweis dafür, dass die Bibel märchenhafte Texte bietet, an die der vernünftige Mensch nicht glauben kann.

Der Esoteriker mag sie als bildhafte Beschreibung verstehen:
Tiere nehmen eine geistige Welt wahr.

Der wundergläubige Mensche glaubt, dass Gott der Eselin den Mund öffnete und sie vernehmbar und verständlich redete.

Aber selbst ein naivgläubiges Kind wird erkennen, dass Matthäus Unfug erzählt, wenn er behauptet, Jesus sei auf zwei Eseln gleichzeitig geritten.

Im Evangelium nach Matthäus wird eine absurd anmutende zweite Geschichte in Verbindung mit einem Esel erzählt.

„Als sie sich nun Jerusalem näherten und nach Bethph?ge auf den Ölberg gekommen waren,
da sandte Jesus zwei Jünger aus und sprach zu ihnen:
„Geht hin in das Dorf, das ihr vor euch seht,
und ihr werdet sogleich eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr;
bindet sie los, und bringt sie zu mir.
Und wenn jemand etwas zu euch sagt, sollt ihr sprechen:
‚Der Herr benötigt sie.‘
Darauf wird er sie sogleich senden.“
Dies geschah in Wirklichkeit, damit erfüllt werde, was durch den Propheten geredet wurde, welcher sprach:
„Sagt der Tochter Zion:
‚Siehe! Dein König kommt zu dir, mild gesinnt und auf einem Esel reitend, ja auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.‘ “ Da machten sich die Jünger auf den Weg und taten so, wie es Jesus ihnen befohlen hatte.
Und sie brachten die Eselin und ihr Füllen, und sie legten ihre äußeren Kleider auf diese, und er setzte sich auf sie.
Die meisten [Leute] von der Volksmenge breiteten ihre äußeren Kleider auf dem Weg aus, während andere begannen, Zweige von den Bäumen abzuhauen und sie auf dem Weg auszubreiten.
Die Volksmengen aber, die, die ihm vorausgingen, und die, die nachfolgten, riefen fortgesetzt:
„Rette, bitte, den Sohn Davids!
Gesegnet ist, der im Namen Jehovas kommt!
Rette ihn, bitte, in den Höhen droben!“
(Matthäus 21:1-9)

Jesus marschierte demnach mit seinen Jüngern nach Jerusalem.
In einem Dorf vor der Stadt angekommen, befiehlt Jesus seinen Gefolgsleuten, zwei Esel zu besorgen.
Nach Erledigung des Auftrags ritt dann Jesus in Jerusalem ein, auf zwei Eseln gleichzeitig:

»Als aber die Jünger hingegangen waren und getan hatten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte, brachten sie die Eselin und das Füllen ... und Jesus setzte sich auf sie.«

Die Unsinnigkeit dieser Behauptung ist augenscheinlich.
Niemand kann auf zwei Eseln gleichzeitig sitzen, geschweige denn reiten.

Der Sachverhalt ist viel einfacher, wenn auch ein wenig peinlich für den Verfasser des Evangeliums nach Matthäus!

Wer auch immer den Text schrieb, hat sich geirrt und einen einfachen Vers aus dem »Alten Testament« falsch übersetzt!

Der Verfasser des Matthäusevangeliums hielt Jesus für den von Gott gesandten Erlöser, für den Messias.

Deshalb berichtete er nicht einen historischen Sachverhalt, sondern erfand eine Geschichte in Anlehnung
an einen Vers aus dem »Alten Testament«.

Weil er den aber falsch übersetzte, wurden aus einem Esel zwei.

Zuerst noch ein Mal Matthäus:

„Dies geschah in Wirklichkeit,
damit erfüllt werde,
was durch den Propheten geredet wurde,
welcher sprach:
„Sagt der Tochter Zion:
‚Siehe! Dein König kommt zu dir, mild gesinnt und auf einem Esel reitend,
ja auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.“
(Matthäus 21:4-5)

Ein solches Prophetenwort findet sich allerdings nirgendwo im »Alten Testament«.

Gemeint ist ohne Zweifel Sacharja als Urheber des Prophetenworts.
Der schreibt aber keineswegs vom unsinnigen Kunststück des Reitens auf zwei Eseln:

„Frohlocke sehr, o Tochter Zion.
Jauchze im Triumph, o Tochter Jerusalem.
Siehe! Dein König selbst kommt zu dir.
Er ist gerecht, ja gerettet, demütig und auf einem Esel reitend,
ja auf einem ausgewachsenen Tier, dem Sohn einer Eselin.“
(Sacharja 9:9)

Im Evangelium nach Matthäus wurde aus »auf dem Esel, dem Jungen einer Eselin« völlig sinnentstellend „und sie legten ihre äußeren Kleider auf diese, und er setzte sich auf sie“.

Und schon ritt Jesus gleichzeitig auf zwei Eseln statt auf einem!

So konstatiert Prof. Gerd Lüdemann:
»Matthäus verarbeitet Markus Kapitel 11, Verse 1-11.
Aus einem Esel macht er zwei und setzt dies im Folgenden voraus.«

„Als sie sich nun Jerusalem, Bethph?ge und Beth?nien am Ölberg näherten,
sandte er zwei seiner Jünger aus und sprach zu ihnen:
„Geht in das Dorf, das ihr vor euch seht, und sobald ihr in dasselbe eintretet, werdet ihr ein Füllen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat; bindet es los, und bringt es [her].
Und wenn jemand zu euch sagt: ‚Warum tut ihr das?‘, so sprecht:
‚Der Herr benötigt es und wird es gleich wieder hierher zurücksenden.‘ “
Da gingen sie hin und fanden das Füllen an der Tür angebunden, draußen an der Nebenstraße, und sie banden es los.
Doch einige der dort Stehenden begannen zu ihnen zu sagen:
„Was tut ihr da, das Füllen loszubinden?“
Da sprachen sie zu diesen so, wie es Jesus gesagt hatte; und sie ließen sie gehen.
Und sie brachten das Füllen zu Jesus, und sie legten ihre äußeren Kleider darüber, und er setzte sich auf dasselbe.“
(Markus 11:1-7)

Die vier Evangelisten berichten über Jesu Einzug in Jerusalem.

Auch das Evangelium nach Lukas.

„Geht in das Dorf, das ihr vor euch seht, und sobald ihr hineinkommt, werdet ihr ein Füllen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch saß. Bindet es los, und bringt es her.
Wenn euch aber jemand fragt: ‚Weshalb bindet ihr es los?‘, sollt ihr so sprechen:
‚Der Herr benötigt es.‘ “
Da gingen die Abgesandten hin und fanden es so, wie er es ihnen gesagt hatte.
Als sie das Füllen aber losbanden, sagten dessen Eigentümer zu ihnen:
„Warum bindet ihr das Füllen los?“
Sie sprachen: „Der Herr benötigt es.“
Und sie führten es zu Jesus, und sie warfen ihre äußeren Kleider auf das Füllen und setzten Jesus auf [dasselbe].“
(Lukas 19:30-35)

Auch hier ist nur von einem Reittier die Rede.

Im Evangelium nach Matthäus wurde der Hinweis auf den Propheten nachgeschoben.

Weil der Verfasser des Evangeliums nach Matthäus aber Sacharja falsch übersetzte, wurde aus einem Esel zwei.

Johannes schrieb als letzter einen Bericht der Jerusalemepisode.
Im Evangelium nach Johannes ritt Jesus nur auf einem Esel und der Prophet kündigt auch keinen Ritt auf zwei Tieren an.

„Als Jesus aber einen jungen Esel gefunden hatte, setzte er sich darauf, so wie geschrieben steht:
„Fürchte dich nicht, Tochter Zion. Siehe!
Dein König kommt, sitzend auf einem Eselsfüllen.“
(Johannes 12:14-15)

Es erfüllte sich bei Matthäus also kein Prophetenwort, sondern die falsche Übersetzung eines Prophetenworts.

Es ging also dem Verfasser des Evangeliums nach Matthäus nicht um die historisch korrekte Beschreibung von Jesu Einzug in Jerusalem.
Der lag immerhin rund 60 Jahre und damit zwei bis drei Generationen zurück.

Augenzeugen dürfte es kaum noch gegeben haben.
Vielmehr sollte die theologische Überzeugung »Jesus wurde vom Propheten vorhergesagt« bestätigt werden.
Ein falsch übersetztes Sacharja-Wort wurde als Vorlage benutzt, die Texte nach Markus und Lukas wurden einbezogen.

Das Ergebnis ist der Matthäus-Text vom Einzug Jesu in Jerusalem, die eher Fiktion vorzieht als Historie.

Aber zurück zu dem Loskaufopfer Jesu.
Angeblich war am Kreuz Jesu eine Inschrift angebracht.

Der so genannte »titulus« wird von allen vier Evangelisten erwähnt.

Über den genauen Wortlaut der Jesusinschrift gibt es jedoch vier unterschiedliche Versionen der vier Evangelisten.

Angesichts der zentralen Bedeutung dieses Details von Jesu Tod ist das sehr bemerkenswert.

? Evangelium nach Matthäus:

„Dieser ist Jesus, der König der Juden.“ (Matthäus 27:37)

? Evangelium nach Markus:

„Der König der Juden“ (Markus 15:26)

? Evangelium nach Lukas:

„Dieser ist der König der Juden.“ (Lukas 23:38)

? Evangelium nach Johannes:

„Jesus, der Nazar?ner, der König der Juden“ (Johannes 19:19)

Die aus zahllosen künstlerischen Darstellungen der Kreuzigungsszene bekannte abgekürzte Inschrift lautet auch: INRI.

Wachtturm 1.Juni 1967

Seite 31

Die Buchstaben stehen für das Lateinische »lesus Nazarenus Rex ludaeorum«, »Jesus, Nazarener, König der Juden«.

Jedoch stützt nur der Evangelientext nach Johannes diese Abkürzung.

Gegeben hat es sie wohl nie.
Der Widerspruch innerhalb der Evangelienschreiber erlaubt die Frage ob es überhaupt ein Schild gegeben hat.

http://www.manfred-gebhard.de/Schoepfung20(6).jpg

Jüdische Zeitgenossen Jesu hätten mit den Buchstaben nichts anfangen können.

Der Text müsste schon ganz ausgeschrieben worden sein:

In Latein, wie das Kürzel INRI suggeriert?
Wohl kaum!
Denn Jesu jüdische Zeitgenossen, für die ja die erklärende Inschrift gedacht gewesen sein muss, sprachen in der Regel Aramäisch und nicht die Sprache der Römer.

So waren Jesu letzen Worte Aramäisch:

„Um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme und sprach:
„Elí, Elí, lamá sabachtháni?“ ,
das heißt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
(Matthäus 27:46)

„Und zur neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme:
„Elí, Elí, lamá sabachtháni?“ , was übersetzt bedeutet:
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
(Markus 15:34)

Jesus rief dies in Aramäisch.

http://www.manfred-gebhard.de/Pd12d.jpg

Wenn es also ein Schild mit einem Text am oder neben dem Kreuz gab, müsste der in aramäischer Sprache verfasst gewesen sein.

Warum sollte man sich die Mühe gemacht haben, mehrsprachig auf den Mann am Kreuz hinzuweisen?

Das zumindest behauptet als einziger das Evangelium nach Johannes:

„Daher lasen viele von den Juden diesen Titel,
weil die Stätte, wo Jesus an den Pfahl gebracht wurde,
nahe bei der Stadt war;
und er war auf hebräisch, auf lateinisch [und] auf griechisch geschrieben.“
(Johannes 19:20)

Warum fehlt dann ausgerechnet Aramäisch, die einzige Sprache, die die Mehrheit der Juden verstanden?

Wie unzuverlässig der Bibelbericht in Sachen Kreuzinschrift ist, beweist der folgende unscheinbare Vers aus Johannes.

„Die Oberpriester der Juden aber sagten zu Pil?tus:
„Schreibe nicht: ‚Der König der Juden‘,
sondern daß er gesagt hat: ‚Ich bin König der Juden.‘ “
Pil?tus antwortete:
„Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.“
(Johannes 19:21-22)

Angeblich beschwerten sich die Oberpriester bei Pilatus.
Jesus dürfe nicht als »König der Juden« bezeichnet werden, sondern als »der, der gesagt hat, er sei der König der Juden.«

Es ist freilich eine unumstößliche Tatsache, dass es im alten Israel stets nur einen einzigen Oberpriester gegeben hat und niemals mehrere.
Beschwerden von „den Oberpriestern“ (Mehrzahl) kann es also nicht gegeben haben.
Wer immer auch das Evangelium nach Johannes verfasst hat, kann sich mit den Grundkenntnissen jüdischen Glaubens nicht ausgekannt haben.

Fragen über den Text des »titulus« können nur spekulativ beantwortet werden.

Sie sind letztlich auch müßig.

Zweifel an der Existenz dieses Schildchens sind angebracht.
Denn außer in den vier Evangelien gibt es keinerlei zeitgenössischen Hinweis auf die heiß diskutierte Tafel.

http://www.manfred-gebhard.de/Kreuz.jpg

In der »Stuttgarter Erklärungsbibel« wird behauptet:
»Es entspricht römischer Praxis, dem Verurteilten auf dem Weg zur Hinrichtung eine Tafel mit der Angabe seiner Schuld vorauszutragen oder umzuhängen, die dann auch am Kreuz befestigt wurde.«

Leider wird diese Behauptung nicht belegt.
Das verwundert nicht, denn die Behauptung lässt sich nicht beweisen.

Heinz-Wolfgang Kühn, Neutestamentler aus München, hat intensivst antike Quellen auf der Suche nach Tafeln, die man mit dem Jesus-Titulus vergleichen könnte, durchforstet.

Er fand nicht einen einzigen Parallelfall, der auch nur annähernd mit Jesu Kreuzigung vergleichbar wäre.
Trotz umfangreichster Recherchen entdeckte er ganze vier Fälle, in denen Menschen mit Schuldzuweisenden Tafeln versehen wurden.

Keiner der so Gekennzeichneten war von einem Gericht verurteilt worden wie Jesus.
Drei der Fälle werden aus Rom, einer wird aus Lyon vermeldet.
Kein Fall ist aus Palästina überliefert, keiner aus der Zeit Jesu.

Nur ein einziger Fall steht dabei überhaupt im Zusammenhang mit einer Kreuzigung:
Er ereignete sich rund ein Vierteljahrtausend nach Jesu Tod.

Ein verbitterter Vater aus Rom ließ damals einem Sklaven eine Tafel mit seinem Vergehen um den Hals hängen.
So musste er auf dem Marktplatz ausharren.
Er hatte den Sohn des Römers auf der Flucht verlassen.
Für dieses Vergehen wurde er ohne Gerichtsverfahren gekreuzigt.

Resümee: Es hat bei den Römern zu keiner Zeit den Brauch gegeben, am Kreuz eines zum Tode Verurteilten und Hingerichteten so etwas wie eine Tafel anzubringen.
Die Hinweise der vier Evangelien sind widersprüchlich und müssen als fromme Fiktion betrachtet werden:

Die Kreuzesinschrift INRI hat es sicherlich nie gegeben.

Sie ist allenfalls Ausdruck tiefen Glaubens der frühen christlichen Gemeinde.
Sie ist Zeugnis von fester religiöser Überzeugung.


ZurIndexseite