Re: nachpruefen ...


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 21. März 2002 06:38:04:

Als Antwort auf: nachpruefen ... geschrieben von zetetikos am 21. März 2002 00:10:35:

An der Frage der Evolutionstheorie haben sich schon früher die Geister geschieden. Letztendlich arbeitet (auch) sie mit Hypothesen. Es kann so oder auch anders gewesen sein. Seitens der Religionsgläubigen wird den "Evolutionisten" unterstellt, auch Gläubige zu sein. Nur eben eine andere Art von Glauben zu haben, der dem ihrigen diametral entgegengesetzt ist. Vielleicht kann man sich diesem Argument nicht ganz entziehen.

Einen Unterschied würde ich aber doch noch sehen. Unterstellt man, dass sowohl Religionsgläubige als auch "Evolutionisten" jeweils nur Gläubige sind; dass heißt jeder arbeitet auf seine Art und Weise nur mit Hypothesen, weil er darüber hinausgehende Beweise zu erbringen nicht in der Lage ist.
So ist besonders bei den "Religionsgläubigen" das Faktum festzustellen, dass sie ihrem Gott eine aktive Rolle beim Lauf der Menschheitsgeschichte zuordnen. Auch und besonders am Beispiel Zeugen Jehovas deutlich. Stichwort. Ihre diversen direkten und indirekten Endzeiterwartungen - und nicht zu vergessen, die Kritik daran
.
Um ein Zitat in diesem Kontext zu bringen. In dem von Edgar Dahl herausgegebenen Buch "Lehre des Unheils. Fundamentalkritik am Christentum" (Hamburg 1993) meint ein dortiger Autor (S. 31):
"Das Problem scheint mir also nicht einfach ungelöst zu sein. Schließlich gibt es sogar Argumente, die g e g e n die Existenz Gottes sprechen. Das Hauptproblem ist das Problem des Bösen. Das Leid unter den Menschen zeigt, daß es den vollkommenen Gott des Theismus, der sich um uns kümmert, nicht gibt.
Die übrigen Argumente sind eher methodologischer Natur. Sie zeigen, warum es sinnvoll ist, die Gotteshypothese zu verneinen. Sie ist, soweit verständlich, unprüfbar und insgesamt entbehrlich."

Noch eines müsste man hinzufügen. Jeder Mensch wird von seiner Umwelt geprägt. Das fängt schon in den frühesten Kindertagen damit an, dass er seine Muttersprache erlernt. Das Kind hat aber nicht die "Chance" zu seiner Mutter zu sagen: Ich möchte eine andere Muttersprache erlernen. Nein, es muss "wohl oder übel" erst einmal jene Muttersprache erlernen, die seine leibliche Mutter ihm offeriert. Erst viel später hat es die Chance, vielleicht noch eine zweite (oder mehr) Sprachen zu erlernen. Das geht dann aber nicht mehr "spielend" wie im Falle der Muttersprache sondern ist mit harter umfänglicher Arbeit verbunden.

So auch in diesem Fall ( Religion oder Nicht-Religion). Wir alle haben erst einmal ein "Grundangebot" (im Beispiel die Muttersprache) offeriert bekommen. Erst viel, viel später haben wir die Chance, dieses Grundangebot zu erweitern oder gar kritisch zu hinterfragen. Zudem ist Religion nicht nur etwas extrem "intellektuell abstraktes" sondern hat auch zugleich diverse soziale Bezüge.

Gerade das Beispiel der Zeugen Jehovas verdeutlicht auch dies
Nennen wir nur die diversen nachweisbaren Klagen von Aussteigern aus ihren Reihen, dass sie beim Ausstieg nicht selten erst mal in ein tiefes Loch gefallen sind, und dass es ihnen schwer fällt neu wieder Fuß zu fassen, neue oder bessere Kontakte aufzubauen. Das alles hat weniger mit den Theorieansatz einer Religion zu tun. Das gleiche Schicksal kann auch einem wiederfahren, der beispielsweise aus einer radikalen Politorganisation aussteigt (weil er von seiner - in diesem Fall - areligiösen Erziehung eben in einer solchen gelandet, später aber einiges dann doch anders sieht.)

Summa Summarum:
Der Streit Religion oder Nicht-Religion wird wohl auch in der Lebenspanne der heute Lebenden weiter (global gesehen) unentschieden bleiben. Ich würde auch meinen dass er nicht das entscheidende Kriterium ist.

Mir ist eine "religiös Sozialisierter" immer noch lieber als ein "areligiös Sozialisierter" a la der braunen Horden im NS-Regime (nur als Beispiel genannt). Die ihre Nichtreligiosität durch eine neue (andere) These ersetzten: "Und heute gehört uns Deutschland - Und morgen die ganze Welt."
Wozu das hingeführt hat, ist zur Genüge bekannt!


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