Re: "Erwachet!" 8. 6. 1947 (Vor sechzig Jahren)


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 09. Juni 2007 06:58:57:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 6. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. Juni 2007 04:28:50:

Im Jahre 1949 musste das Establishment der USA als Endergebnis, eine weitere Niederlage zur Kenntnis nehmen. Das wiederum sollte in der Perspektive zu einer Radikalisierung führen. Symptom für letzteres das aktive Einsteigen der USA im Jahre 1950 in den Koreakrieg. Zum Zeitpunkt dieses Einstiegs wähnte man noch, damit eine analoge Entwicklung wie im Falle China „verhindern" zu können. Wunsch und Realität indes, stimmen nur selten überein.

Im Jahre 1949 erwies sich also die USA China-Politik als endgültig gescheitert. Die chinesischen Nationalisten um Tschiang Kai Tschek mussten sich auf Taiwan zurückziehen, und den Kommunisten - unfreiwillig - das Festland überlassen. Dieses Ergebnis war in der Regieplanung der USA eigentlich nicht vorgesehen. Es trat aber trotzdem ein.

Schon in den zwanziger Jahren gab es in China Bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen. Durch die japanische Invasion in den dreißiger Jahren, zeitweilig dem Kampf gegen die japanischen Invasoren untergeordnet. Das Ende des zweiten Weltkrieges, war auch das Ende der japanischen Aggressionspolitik auf der militärischen Ebene. Und damit kamen in China die zeitweilig in zweite Glied verbannten Spannungen, wieder an die Oberfläche.

Politik der USA war es, auch in China einen „Fuß in der Tür" behalten zu wollen. Auf diesen „Fuß" wurde allerdings seitens der chinesischen Kommunisten kräftig herumgetrampelt, so das die USA unter großen Gejaule letztendlich ihren „Fuß in der chinesischen Tür", zurückziehen mussten. Im Jahre 1947 hingegen, war es noch nicht endgültig ausgemacht, wie denn dieses Ringen ausgehen würde. Letzteres wiederum für „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 6. 1947 Anlass, sich diesem Thema einmal verhältnismäßig ausführlich zu widmen. Auch „Erwachet!" konstatierte da schon, dass die USA-Politik in Sachen China, wohl kurz vor ihrem Scheitern stehen würde. Letzteres wird dann wieder in der altbekannten Art der Zeugen Jehovas, endzeitlich verklärt.

Lässt man diesen „endzeitlichen Überbau" einmal beiseite, und konzentriert sich auf die mitgeteilte Faktenebene, so ergeben sich durchaus einige interessante Einsichten. Einige Auszüge aus diesem "Erwachet!"-Artikel:

„Zu den Bemühungen um Behebung der tiefen Gegensätze kam ein neues Element hinzu: General Marshall, der in den Ruhestand versetzte Stabschef der amerikanischen Armee und gegenwärtige Staatssekretär wurde vom Präsidenten Truman zum Sondervermittler bestimmt … Innerhalb weniger Wochen hatte er die Unterschriften beider Parteien auf einem Dokument, das die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten und die Einsetzung einer beratenden Körperschaft vorsah, die die Grundrisse für eine alle Parteien umfassende Regierung ausarbeiten sollte. …
Kaum hatten jedoch die Sender das Januar-Abkommen über den Waffenstillstand bekanntgegeben, als Berichte über den erneuten Ausbruch von Kämpfen zu hören waren, wobei sich beide Seiten gegenseitig der Verletzung der Waffenstillstandsbedingungen beschuldigten. …

Der Krieg in China ist gleich einem sich hinschleppenden Wettkampf, wobei keiner von den Gegnern die Kraft hat, den anderen niederzuschlagen. Es gibt nur eine Möglichkeit, den Kampf zu beenden, und zwar dadurch, daß der Schiedsrichter einspringt und einem der Kämpfenden zu Hilfe kommt. Das ist es gerade, was Onkel Sam, der Schiedsrichter in diesem Kampf, getan hat. Die Presse berichtete, wie die Vereinigten Staaten auf Grund des Pacht- und Leihgesetzes Ausrüstungs- und Kriegsmaterial für die Streitkräfte der Kuomintang-Regierung geliefert haben; wie in Amerika hergestellte Landungsboote verwendet wurden, um Truppen der Nationalregierung in den Kampf gegen die Kommunisten zu befördern; wie amerikanische Flugzeuge die kommunistischen Stellungen bombardierten; wie amerikanische Bomben zivile Frauen und Kinder töteten; wie amerikanische Offiziere und Mannschaften die chinesische Nationalarmee reorganisierten und Marineoffiziere ausbildeten. Dieser Lauf brachte die Vereinigten Staaten in die eigenartige Stellung eines 'neutralen' Friedensstifters, der gleichzeitig die herrschende autoritäre Clique unterstützt, die gegen die Landbevölkerung den Kampf führt. Dies läßt auch erkennen, warum Truman gerade einen hohen Militär gewählt hat, der im chinesischen Krieg diese Doppelrolle spielen sollte.

Die amerikanische Außenpolitik im Orient ist kein tiefes Geheimnis, obwohl sie in einer diplomatischen Sprache eigenen Art dargestellt wird. Um es kurz zu sagen: das Staatsdepartment ist bemüht, den amerikanischen Einfluß auszubreiten und Amerikas Stellung in den auswärtigen Ländern zu festigen. Der amerikanische Einfluß in China würde offensichtlich sehr darunter leiden, wenn die Kommunisten siegen sollten, denn in diesem Falle würde China sich Rußland als der Versorgungsquelle zuneigen und vor den amerikanischen Geschäftsaspirationen die Tore schließen. Um somit dem amerikanischen Handel China als großen Absatzmarkt für die Zukunft zu erhalten, wird die Militärmacht der Vereinigten Staaten eingesetzt, um einen Sieg der Kommunisten zu verhindern. …

Im Gegensatz zur Regierungspropaganda ist es offenbar, daß der Beweggrund der amerikanischen Vermittlung in diesem Bürgerkrieg nicht selbstlose Liebe für das chinesische Volk war. Die Chinesen selbst waren scharfsinnig genug, um dies zu erkennen. …

Dieser Ausbruch der Entrüstung Tausender gebildeter Chinesen ist nicht nur die Folge einer einzigen Entführung, sondern Chinas 'inoffizielle' Reaktion auf Amerikas plumpes, wenn nicht heuchlerisches Unterfangen, in diesem Lande Frieden zu stiften.

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