Vom geistigen Paradies und allen gleich betrognen


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von + am 12. Januar 2007 01:59:32:

Als Antwort auf: Re: Die ganz besonders Betrognen geschrieben von Bauer am 11. Januar 2007 19:41:51:

Hallo mein lieber Bauer!

Wie überall kommt es auch- und gerade hier auf die jeweilige Situation des Einzelnen an, wie er das Thema sieht.
Gesundheit ist nun mal das höchste Gut das wir besitzen.

Du hast mich gefragt und ich möchte Dir mit meiner ganz persönlichen Sichtweise antworten.


Ich will keine Zeitgeistgesundheit!!!

Aus meiner Sicht wäre ein Paradies das in einer Gleichschaltung mündet eine Katastrophe.
Was ist Gesund?
Was ist Behindert?
Wer legt fest was Gesund und was Krank ist?

 

Ich habe euch doch vor ein paar Tagen von mir erzählt.

Am Abend (8.1.2007) nachdem ich mein „Statement“ abgeschickt hatte ging ich auf die Seite von Wikipedia und las mir durch, was sie dort über Legasthenie schrieben.
Eine ganze Horde „Müller-Tramzal’s“ sind dort über den Text getrampelt.
Die armen Kinder die solchen Pädagogen ausgeliefert sind.
Es geht mir aber jetzt nicht um das ärmliche Zeugnis das solche Seiten über unser Schulsystem abliefern.

 

Es geht mir um etwas ganz anderes:

Wer legt fest was gesund und was behindert ist!
Würde ich diesen armseligen Text von Wikipedia als Maßstab nehmen müsste ich ja hoffen das Gott mich im Paradies heilt!
Gott bewahre!

 

Schau mein Freund – Ich habe jede meiner Schulen als Jahrgangsbester abgeschlossen, am Schluss mit einer vierstelligen vom Staat dotierten Auszeichnung.
Meinst Du wirklich dass ich dies für eine fragwürdige eins in einem Deutschdiktat aufgeben wollte?

Mann sollte immer sehr vorsichtig sein mit den Dingen die man sich Wünscht.
Ich gehe davon aus dass Gott dies für alle, auch für mich, am besten entscheiden kann.
Sollte Gott mich fragen würde ich entschieden bitten dies so zu lassen wie es ist.
Die Rechtschreibung kann er von mir aus gerne abschaffen.

Noch Mal meine Frage:

Was ist Gesund, was Behindert?
Was ist lebenswertes Material und was nicht?

 

Wer sagt Dir dass ein „Behinderter“ überhaupt „gesund“ werden will?

Ich habe hier, vor dem PC sitzend, ganz tief im Bauch, eine --- Ich weiß nicht wie ich es nennen soll ---
Es ist kein Zorn, Es ist kein Hass, aber es ist etwas in mir, das mir sagt dass ich DAS nicht will.

Mit DAS meine ich Konformität.

 

Du hast mich gefragt – ich habe Dir geantwortet.
Zugegeben dies ist meine ganz persönliche Sichtweise.

Aber ich will nicht DIESE Gesundheit.

Ich behaupte das es im Verhältnis mehr „Gesunde“ gibt die in ihrer Haut sterbenskrank sind, als „Behinderte“ die das Leben nicht mit jeder Faser ihres Seins lieben.
Der vielleicht das Leben auf eine Art kennen gelernt hat die wir Gesunde für selbstverständlich nehmen.
Oder in Welten lebt, zu denen ein Gesunder keinen Zugang hat.

 

Natürlich wünscht sich jeder Gesundheit - Vollkommenheit.
Nur wo endet Gesundheit wo beginnt stumpfe Gleichschaltung?

 

Ein Paradies in der die Leistung eines Behinderten AUCH geschätzt wird?
Oder ein Paradies in der es keine Leistungsschwankungen gibt?
Vor allem keine unterschiedlich geleisteten Heldentaten?

Ich glaube dass es ein Paradies mit gleich alten, gleich gesunden, gleich gesinnten Menschen nicht geben kann.
Dies liefe jeder Form der Natur entgegen.
Hundertwasserhaus würde dies jetzt verstehen.

 

Wenn jemand sich freudig für Gott einsetzt, verdient dies unser aller Respekt.
So wie wir uns gerne mit jedem freuen, der eine begeisternde Briefmarkensammlung zusammenträgt, die entlegensten Winkel der Erde bereist oder die höchsten Berge besteigt.

Erfüllung und Spaß am Leben ist hierbei das entscheidende.
Es kann durchaus sein, das für einen älteren Menschen unter uns, das tägliche Einkaufen sein ganz persönlicher Sieg im Alltag ist.

Bis hierher unterscheidet sich ein behinderter Mensch gar nicht von einem Gesunden.
Für alle gelten Grenzen, für alle ist es nicht selbstverständlich Freude am Leben zu finden.

Ein Problem entsteht erst, wenn es zu einem Vergleich, einer Wertung und einem Anspruchdenken kommt.

Dies holt uns Zurück auf den Boden der harten Gegenwart.

"Organisiert, Jehovas Willen zu tun"

Seite 87
 

Sogar Du kannst Leistung bringen.
Mindestanforderungen.
Stundenziel
Vorbildliche Lebenserfahrungen.
Ermunterung mehr zu tun.
Vereinheitlichte Leistungsschemen.

 

Königreichsdienst Mai 1996

Seite 1

 

AUCH Du kannst Leistung bringen!

 


Noch einmal: Ich bin hellauf Begeistert wenn jemand – ob gesund oder behindert – in seinem Dienst für Gott (was er auch immer darunter Verstehen mag) voll und ganz aufgeht.
Wenn er etwas findet was ihn erfüllt.
Möglicherweise sogar am Leben hält.

Wachtturm 1.12.1990

Seite 28 / 29

 

 
 

So weit so begeisternd!

Wo finden wir jedoch einen Bericht in dieser Religionsorganisation in der jemand durch die Freude am Schifahren, Radfahren oder Wandern gesund wurde ohne Predigdienst?

 

Wo finden wir den Bericht dass ein gesunder oder behinderter Zeuge Jehovas Freude am Leben fand obwohl er KEINE Zeit im Predigdienst oder durch Spenden einsetzen konnte?

Wo finden wir einen ermunternden Lebensbericht in der jemand seinen Pionierdienst Aufgab und es ihm deswegen besser ging, ohne das wir seine neuen Mindestleistungen in den höchsten Tönen loben?

Meine Begeisterung findet auch sehr schnell dann seine Grenzen, wenn dieser Eifer sosehr Instrumentalisiert wird, das der, der sich bereitwillig einsetzen möchte über seine Vernunftgrenzen hinausgeht.

Und dieses Beispiel zum Schluss:

Wachtturm 1.12.1983

Seite 28

 

Seite 29

 

Wieder komme ich zu Gehasi.

Gott schenkte Naaman ausdrücklich kostenfrei Gesundheit.

Was machte dieser Diener Gottes der selber nicht einmal ein Prophet war?

‚Siehe! Gerade jetzt sind zwei junge Männer aus der Berggegend von ?phraim von den Söhnen der Propheten zu mir gekommen. Gib ihnen doch bitte ein Talent Silber und zwei Wechselkleider.‘ “
(2. Könige 5:22)

Obwohl die Gabe Gottes ausdrücklich kostenfrei war sammelte dieser Bedienstete Geld für die Durchführung des Dienstes.
So wie wir im Wachtturm Betteln:
Besonders für zwei junge Absolventen der Wachtturm Schule Gilead die doch aus der Berggegend von Ephraim kommend…

Ein lobenswertes Verhalten WENN zumindest gespendet wird, wenn man schon „NICHT MEHR SO VIEL“ in den Dienst gehen kann…

 

„Denn wir wissen, daß die gesamte Schöpfung zusammen fortgesetzt seufzt und zusammen in Schmerzen liegt bis jetzt.“
(Römer 8:22)

Niemand kann heute eine Form der Lebensführung oder ein Leistungsideal als Gesund bezeichnen.

Wie Gott das Problem lösen wird wissen wir alle nicht.

Was wir sehr wohl wissen könnten ist,
das jeder Versuch das Paradies heute schon auf Erden zu errichten,
durch Gedankenhygiene, gesunden Geist und Maßstäbe für Leistungsideale,
mehr schaden anrichtet,
als ein versprochenes geistiges Paradies vorzugaukeln.

„Zu jener Zeit werden die Augen der Blinden geöffnet,
und die Ohren der Tauben, sie werden aufgetan.
Zu jener Zeit wird der Lahme klettern wie ein Hirsch,
und die Zunge des Stummen wird jubeln.
Denn in der Wildnis werden Wasser hervorgebrochen sein
und Wildbäche in der Wüstenebene.
(Jesaja 35:5-6)

Die Versuchung ist halt groß die „zu jener Zeit geheilten“ heute schon um „ein Talent Silber und zwei Wechselkleider“ zu bitten…

 


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