Eine kleine Nachtmusik

Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von + am 10. November 2006 21:28:53:

Als Antwort auf: Re: Frei von Bibelverarschung und immer fröhlicher geschrieben von Bauer am 10. November 2006 19:43:37:

Hallo Bruder Bauer!

Weil Du gerade unser „Teufel und Penis Kinderbuch“ zitierst.

 

Eine kleine gute Nacht Geschichte für unsere kleinen:

• Seite 247:
 
Weltkriege hat es vorher noch nie gegeben…

„Keine Generation vor der des Jahres 1914 erlebte je einen Weltkrieg — schon gar nicht zwei",
behauptete der Wachtturm vom 15. Oktober 1983 (Seite 7).

„Viele Geschichtsschreiber teilen die Auffassung, daß der Krieg von 1914 bis 1918 der erste Krieg im Weltmaßstab war",
hieß es in Erwachet! vom 8. August 1981 (Seite 8).

Stimmt das?

Nein.

Es stimmt nicht, dass „viele Geschichtsschreiber die Auffassung teilen.

Dass der Erste Weltkrieg jetzt so genannt wird, bedeutet nicht, dass er tatsächlich der erste Weltkrieg der Geschichte war.

Viele sind sich dessen vielleicht nicht bewusst, aber die Menschen, die während des Konfliktes von 1914-1918 lebten, nannten ihn einfach den „Großen Krieg". Erst als im Jahre 1939 ein weiterer Weltkrieg ausbrach, wurden die Begriffe „erster" und „zweiter" gebräuchlich, um einen Konflikt vom anderen zu unterscheiden.

Aber andere Kriege vor 1914 waren auch „ Weltkriege " in genau demselben Sinn wie der Erste Weltkrieg gewesen!

Während der vergangenen 500 Jahre sind wenigstens zehn Kriege gefochten worden, die verschiedene Geschichtsschreiber als „Weltkriege" einordnen.

Darunter der Dreißigjährige Krieg (1618-1648), Italienischer Krieg (1494-1525) und Napoleons Kriege (1792-1815).
Die folgenden vier Kriege im 18. und 19. Jahrhundert werden von Historikern oft als „Weltkriege" benannt:

1. Der Spanische Erbfolgekrieg (1702-1713), in dem Frankreich, Britannien, Holland und Österreich an vorderster Stelle standen und der sich bis Nordamerika ausdehnte, war nach den Historikern Palmer und Colton „der erste, der 'Weltkrieg' genannt werden kann, weil er die Länder in Übersee zusammen mit den führenden Mächten Europas betraf."

2. Der Siebenjährige Krieg (1756-1763) war der zweite Weltkrieg des 18. Jahrhunderts: „Der Siebenjährige Krieg war in einem größeren Maße als der Österreichische Erbfolgekrieg [1740-1748] ein Weltkrieg." Das globale Ausmaß dieses Konfliktes wird von allen betont: „Er sollte alle vier Kontinente der Welt und alle großen Meere umfassen." Preußen, Österreich, Britannien, Frankreich, Russland, Schweden, Spanien und die meisten deutschen Staaten des Heiligen Römischen Reiches wurden in den Kampf gezogen. Es ging auch um die Kontrolle über Nordamerika und Indien. Es war dieser Krieg, der Britannien in seine Lage als führende Imperialmacht der Welt brachte, großenteils dank seines angesehenen Staatsmannes und Führers William Pitt. Pitt, der 1756 an die Macht kam, demselben Jahr, als der Krieg ausbrach, errang durch seine brillante Strategie auf der ganzen Welt eine Reihe von Siegen. Montgomery nennt ihn daher „einen Strategen des Weltkrieges." Einige Historiker betrachten ihn in dieser Hinsicht als sogar noch größer als Churchill.

3. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg (1775-1783) war der dritte Krieg im selben Jahrhundert, der von Historikern als „Weltkrieg" klassifiziert wird: „Der Revolutionskrieg war mehrere Kriege in einem. Unter anderem war er ein Krieg um die staatliche Unabhängigkeit, ein Bürgerkrieg und am Ende ein Weltkrieg." Es war die britische Niederlage bei Saratoga im Jahre 1778, die den Krieg zu einem Weltkrieg machte. „Die Niederlage bei Saratoga ... kennzeichnete den Beginn eines allgemeinen Krieges auf der ganzen Welt", sagt der Historiker Piers Mackesy. Der zweite Teil seines Werkes über den Krieg trägt daher den Untertitel: Der Weltkrieg 177S. Viscount Montgomery betont gleichfalls diese Änderung im Jahre 1778: „Der Krieg war jetzt ein weiterer Weltkrieg."
Ein Geschichtsschreiber schildert den Krieg folgendermaßen:
Was als amerikanische Revolution gegen England begonnen hatte, war zu einem weltweiten Krieg explodiert Französische und spanische Flotten bekämpften die britische im Ärmelkanal, vor den Westindischen Inseln und Gibraltar. Die Spanier eroberten Westflorida. Russland, Dänemark, Schweden und Preußen taten sich zusammen, um die englische Blockade von Frankreich und Spanien zu brechen. Auch Holland vertrieb Marinebestände an Frankreich und versorgte Amerika so reichlich von den Westindischen Inseln aus, dass England ihm den Krieg erklärte. Ihre beiden Seestreitkräfte kämpften in der Nordsee bis zum Erliegen. Englands Linie aus Schiffen und Männern erstreckte sich nun lang und umspannte den Globus.

4. Die Napoleonischen Kriege (1792-1815), ein multinationaler Konflikt, der auf die Französische Revolution folgte, bildeten den vierten Weltkrieg, der im 18. Jahrhundert begann. Die Historiker Pakner und Colton erklären:
Es ist passend, von dem Kampf von 1792 bis 1814 als von einem 'Weltkrieg' zu denken, und das war er auch. Er zog nicht nur ganz Europa in Mitleidenschaft, sondern auch so entfernte Gegenden wie das spanische Amerika, wo die Unabhängigkeitskriege begannen, oder das Innere Nordamerikas, wo die Vereinigten Staaten 1803 Louisiana erwarben und 1812 einen Eroberungsversuch auf Kanada unternahmen.
Andere Historiker stimmen mit der Bezeichnung der Napoleonischen Kriege als einem Weltkrieg überein. Der angesehene norwegische Historiker und Staatsmann Halvdan Koht nennt diesen Konflikt „einen über 20 Jahre dauernden Weltkrieg, der auf allen Kontinenten ausgetragen wurde." Und Cyril Falls, Professor für Kriegsgeschichte, erwähnt die größeren Kriege, die auf die Napoleonischen Kriege folgten, und bemerkt:
Keiner dieser Kriege war jedoch ein Weltkrieg vom Typ der Kriege der ersten fünfzehn Jahre des 19. Jahrhunderts [der Napoleonischen Kriege im Verlauf der Jahre 1801-1815], in die nicht nur Europa, sondern in geringerem Maße jeder Kontinent des Globus verwickelt war.

Folglich ist die Behauptung der Wachtturm-Gesellschaft, der Erste Weltkrieg sei „der erste Krieg im Weltmaßstab" gewesen, erweislich falsch, wie auch die Feststellung, dass „keine Generation vor der des Jahres 1914 je einen Weltkrieg [erlebte] — schon gar nicht zwei."

Geschichtsschreiber „teilen" nicht „die Auffassung" solcher falscher Behauptungen, da sie gewöhnlich besser informiert sind als diese.

Aber vielleicht war der Erste Weltkrieg ja ausgedehnter, „globaler" als die Weltkriege, die ihm vorangingen?

Genau das wird in Erwachet! vom 8. Oktober 1984 behauptet:
Der Erste Weltkrieg war der bis dahin bei weitem größte und zerstörerischste Konflikt unter Menschen. (Seite 4)

Leider stimmt auch diese Behauptung nicht.

Im Gegensatz zu einigen der früheren Weltkonflikte war der Erste Weltkrieg großenteils auf Europa beschränkt.
General Montgomery, der sowohl im Ersten als auch im Zeiten Weltkrieg kämpfte und in jedem eine wichtige Rolle spielte, erklärt:
Doch alles in allem lässt sich sagen, dass der Krieg auf Schauplätzen außerhalb Europas nur von geringer strategischer Bedeutung war. Der Krieg von 1914-1918 war im wesentlichen ein europäischer Krieg. Er wurde später 'Weltkrieg' genannt, weil Truppenkontingente aus vielen Teilen des Britischen Empires in Europa dienten, und weil die Vereinigten Staaten sich 1917 den Mächten der Entente anschlössen. Da aber die Rolle der Seestreitkräfte meistenteils eine passive war, war dies in Wirklichkeit weniger ein 'Weltkrieg' als einige frühere Konflikte wie der Siebenjährige Krieg.
Montgomery vergleicht den Ersten mit dem Zweiten Weltkrieg und fährt fort:
Woder Krieg von 1914-1918 kaum als Weltkonflikt bezeichnet werden kann, verbieten sich solche Gedanken bei dem Krieg, den Hitler 1939 anzettelte.
Solche ausgewogenen und vernünftigen Urteile eines erfahrenen und gut informierten Historikers und Militärgenerals von Weltruf sollten gegen die gewaltigen und einmaligen Behauptungen abgewogen werden, die die Wachtturm-Gesellschaft dem Krieg von 1914-1918zumisst.

• Seite 248:
 
Noch nie hat es auf der ganzen Welt so viele Verbrechen gegeben…

Dem Verbrechen wird heute in den Wachtturm-Publikationen zwar viel Platz eingeräumt, doch jede Erörterung des Ausmaßes an Verbrechen in der Vergangenheit fehlt völlig.

Dasselbe trifft auf die meisten Kommentatoren zu, deren Schriften dazu neigen, ein Gefühl zu schüren, dass dies die bei weitem schlimmsten aller Zeiten seien.

Die Tatsache, dass die Verbrechen in den 1920er und 1930er Jahren, und dann wieder in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren, in einer Anzahl von Ländern ein hohes Niveau erreichten, beweist nicht, dass unsere Zeit mehr Gesetzlosigkeit gesehen hat als frühere Jahrhunderte.

Vielmehr ist richtig, dass Verbrechen sehr oft eher in der Vergangenheit als heute vorherrschten.

Wie der populäre Autor Colin Wilson beobachtet, ist „die Menschheitsgeschichte seit etwa 2500 v. Chr. wenig mehr als ein Dauerbericht über Mord, Blutvergießen und Gewalt." So kommt er zu dem Ergebnis, dass die „menschliche Geschichte im Grunde genommen eine Geschichte des Verbrechens ist."

Diese Schlussfolgerung wird nicht nur durch eine Untersuchung der Verbrechen der Vergangenheit erhärtet, sondern Historiker, die sich in das Thema vertieft haben, kommen ebenfalls zu dem Schluss, dass es heute wohl weniger Verbrechen gibt als früher. Prof. John Bellamy von der Carleton-Universität in Ottawa, Kanada, sagt sogar:
In den meisten modernen westlichen Ländern ist das Ausmaß an Verbrechen so sehr reduziert worden, dass die Untaten der wenigen eher dazu dienen, den gewöhnlichen Bürger mit wirklichkeitsfremder Unterhaltung zu versorgen, statt ihm Furcht einzuflößen.
Wer Opfer eines Verbrechens geworden ist oder jetzt in hochkriminellen Gebieten lebt, dem flößt das Verbrechen in der Tat Furcht ein. Aber es bleibt ein Faktum, dass der tatsächliche Prozentsatz der betroffenen Bevölkerung immer noch nicht so groß ist, wie er es in früheren Zeiten der Menschheitsgeschichte war.
In der Vergangenheit scheinen Verbrechen und Unruhen in vielen Ländern periodisch mehr oder weniger außer Kontrolle gewesen zu sein. Es war mit der Zunahme der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, dass die Situation sich in den westlichen Ländern allmählich zu bessern begann:
Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren alle Städte gefährlich — in Europa wie auch in den Vereinigten Staaten. In der zweiten Hälfte brachten
London, Paris und andere europäische Städte Verbrechen und Unruhen unter Kontrolle, während die amerikanischen Städte dies nicht taten — zumindest sah es für zeitgenössische Beobachter so aus.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts zeigte die Situation in amerikanischen Städten, dass sie sich gleichfalls geändert hatte. Im Jahre 1960 urteilte z. B. der Verbrechensforscher Daniel Bell, dass „ein nüchterner Blick auf das Problem zeigt, dass es heute in den Vereinigten Staaten wahrscheinliche weiniger Verbrechen gibt als vor hundert, fünfzig oder sogar fünfundzwanzig Jahren, und dass die Vereinigten Staaten heute ein gesetzliebenderes und sichereres Land sind, als die landläufige Meinung sich vorstellt." Es stimmt zwar, das wurde vor der neueren Verbrechenswelle, die in den frühen 1960er Jahren begann, geschrieben. Aber noch 1978 kam Silberman, der die Tatsache kommentierte, dass „Verbrechen, Gewalt und Gesetzlosigkeit wiederholte Themen der amerikanischen Geschichte gewesen sind", zu dem Schluss, dass „das Land in der Vergangenheit gefahrvoller war als jetzt"

In diesem Sinne

„Gute Nacht“

 


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