Geschrieben von Drahbeck am 02. November 2006 06:54:28:
Als Antwort auf: Re: "Trost" 15. 10. 1946 (Vor sechzig
Jahren) geschrieben von Drahbeck am 17. Oktober 2006 05:17:49:
Etwas mehr bekannt, zumindest in touristisch orientierten Bevölkerungskreisen, ist
hierzulande die Dominikanische Republik. Etwas weniger im Bewusstsein ist, dass dieser
Inselstaat noch einen Nachbarn auf der gleichen Insel hat, namens Haiti.
Auch in Europa sind ähnliche Phänomene registrierbar. Man denke an die Insel Zypern.
Politisch aufgeteilt (inklusive "Berliner Mauer") in einen griechisch und einem
türkisch beherrschten Teil. Offenbar ist jener Insel mit den beiden genannten Staaten in
Lateinamerika, einmal ein ähnliches Schicksal widerfahren. Nur es liegt etwas länger
zurück, als im Falle Zypern.
Eine neueres Lexikon notiert bezüglich Haiti unter anderem:
"Es besteht eine 6-jährige Schulpflicht (1997), der Schulbesuch ist unentgeltlich.
Allerdings fehlt es dem Land an Lehranstalten, so dass viele Kinder keine Schule besuchen
können. Der Alphabetisierungsgrad ist der niedrigste in Lateinamerika, er liegt bei etwa
45Prozent.
Der Lebensstandard der Bewohner ist überaus niedrig. Die Wirtschaft wird vom Agrarsektor
dominiert.
Das Straßennetz in Haïti hat eine Länge von 160Kilometern (1996), von denen ein
Großteil während der Regenzeit nicht befahrbar ist. Allwetterstraßen verbinden heute
alle großen Städte miteinander. Über die Eisenbahnlinien, die im Besitz von
ausländischen Großunternehmen sind, werden vor allem Sisal und Zuckerrohr zu den Häfen
transportiert
Die Einwohnerzahl Haïtis beträgt etwa 6,78Millionen (1998), die Bevölkerungsdichte
ungefähr 244Einwohner pro Quadratkilometer.
Etwa 95Prozent der Einwohner Haïtis stammen von schwarzen Sklaven aus Afrika ab.
Der größte Teil der Bewohner ist römisch-katholisch, viele sind jedoch Anhänger des
Voodookultes"
Im Rahmen seiner Weltreise nach Beendigung des zweiten Weltkrieges, besuchte
WTG-Präsident N. H. Knorr, nebst Anhang auch Haiti. Begrüßt wurde er dort von den
Missionaren, die erst wenige Jahre vorher von der WTG dorthin geschickt wurden. Vorher gab
es dort keine Vertreter der Zeugen Jehovas-Religion. In WTG-Sicht also ein
"Expansionsland". Und so hat man es dort mittlerweile auch auf einen Bestand von
rund 13.000 ZJ-Verkündiger gebracht.
In der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 11. 1946, wird auch etwas über die dortige
Stippvisite berichtet.
Man versäumt es auch nicht den Lesern ein "Highlight" der besonderen Art
mitzuteilen. Zitat:
"Was würdet ihr sagen zu einer Hauptstadt von 150.000 Einwohnern ohne Omnibus oder
Straßenbahn? Eine solche Hauptstadt ist Port-au-Prince. Die einzigen Beförderungsmittel
hier sind verdiensthungrige Taxis oder zottige Esel. Da sieht man zum Beispiel
einheimische Frauen, die nicht gerade damenhaft auf dem Rücken dieser mit Säcken
beladenen, mühsam trottenden Tiere sitzen. ... Auf Schritt und Tritt begegnen wir
Bettlern und überall wimmelt es von Kindern, die in dieser heißen Gegend nur halb
bekleidet oder gar nackt herumlaufen. ..."
Diesem Lande wurde nun auch "dank" Mister Knorr's Initative eine
Entwicklungshilfe der besonderen Art zuteil. "Hoffe und harre". Dies ist es, was
Mister Knorr (auch) verkünden lässt. Realwirtschaftliche Entwicklungshilfe -
Fehlanzeige. Damit es Mister Knorr's "God's own country" auch noch in hundert
Jahren besser gehe, müssen schon solche Unterschiede sein (so die Substanz seiner Lehre).
Und wer etwa wagt, diesen Grundsatz anzufechten, wie etwa der Herr Castro auf Kuba, dem
schickt man dann ein paar Söldner via Schweinebucht "zu Besuch".
Damit "God's own country" sich aber auch die Kosten für die
Söldner im Falle Haiti ersparen kann, dafür sorgt auch die Hoffen und Harren-Religion
des Mister Knorr!
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