Re: Die Sehnsucht zurück zu altbewährten Erziehungsmethoden


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Sirach Kap 22, Vers 33 am 26. Februar 2006 13:36:33:

Als Antwort auf: Re: Sirach & Co  geschrieben von Raimund am 26. Februar 2006 06:32:33:

Ich hatte heute Morgen im Bad gehofft das Gert antworten würde und nicht „Raimund“.

Bei Gert hätte ich den aufrichtigen Wunsch vorausgesetzt sich mit der wahrhaften und objektiven Realität auseinanderzusetzen.

Obwohl ich zugeben muss das die Antwort von Raimund – für jemanden dem es spaß macht andere kernig zu Beleidigen - geradezu moderat ausgefallen ist.

Die Antwort mit dem „Zeitgeist“ war absehbar.

Sie ist aber Falsch.

Korrekt dagegen ist durchaus die Sehnsucht so mancher Anwesenden in dem Königreichsaal „daß das Pendel wieder zurückschwingt“ und man zu den Erziehungsmethoden unserer Väter bzw. Großväter zurückkehrt.

Diese Äußerungen hört man von den gleichen fanatischen Fundamentalisten die die Artikel der 60er und 70er Jahre verbrochen haben.
Durchgehend Kinderlos und unbarmherzig.

Sie sehen sich durch die neusten Wachtturm Artikel in ihrer Sehnsucht durchaus bestätigt.
Denn die April Ausgabe erscheint nur vordergründig Moderat.
Oder in einem „Raimund deutsch“: justiziabel nicht angreifbar.

Aber Raimund wird nicht müde - geradezu bei jedem Beitrag - öffentlich und schriftlich vor Menschen und vor Gott zu bekräftigen dass er kein Zeuge für Jehova ist.

Den Wachtturm Artikel kann man eben auch unter dem Gesichtspunkt der Abtrünnigkeit lesen.
Ein Ältester liest zwar:
„Manche halten das für eine äußerst strenge Behandlung, die heute überholt ist“ (Wachtturm 1.4.2006),
diese „Manche“ können aber sowohl Vorbilder als auch die degenerierten Weltmenschen sein.
Deswegen wird in dem Wachtturm Artikel auf das Familienglück Buch verwiesen, indem es heißt Eltern sollen „widerspenstige“ Kinder behandeln wie Ausgeschlossene.

„"Nehmt ihn niemals in euer Haus auf, noch entbietet ihm einen Gruß". Eltern mögen es für notwendig erachten, eine ähnliche Haltung gegenüber ihrem eigenen Kind einzunehmen, wenn es volljährig ist und durch und durch rebellisch wird.
So schwierig und schmerzlich ein solcher Schritt auch sein mag, ist er doch in manchen Fällen unumgänglich…“

In jedem Fall aber weit drakonischer als die Prügelstrafe.

Die Formulierung „Die Bibel befürwortet es in keiner Weise, Kinder im Zorn zu verprügeln“ schließt gleichzeitig ein verprügeln in „liebe“ nicht aus.

Aber noch einmal zurück zu dem Zeitgeist.
Wenn man einen Zeitgeist sucht wird man in der Zeit des zweiten Weltkrieges durchaus fündig.
Damals gehörte körperliche Züchtigung tatsächlich zu einer ordentlichen Erziehung.
Hierbei will ich mich gar nicht des Geists des „Nationalsozialismus“ und deren Klischees bedienen.

Nur sucht man einen Spiegel dieses „Zeitgeistes“ in unserer Literatur wird man mit Überraschung feststellen das die Artikel vor 1950 liebevoll und Gewalt ablehnend waren.
In einer Form zu denen die heutigen Fundamentalisten nicht fähig sind.

Barbarische Zitate in Verbindung mit Kindererziehung habe ich in den Zeitschriften der 1940er Jahre vergeblich gesucht.
Ebenfalls in den Ausgaben „Jehovas Jugend“.
Nicht das man das „Handausrutschen“ (WT 1949 15.5 159-160) gänzlich verbieten würde. Aber der Tonfall lag bei Liebevoll und nicht wie heute bei der unheilbaren Widerspenstigkeit.

Ich möchte hier auf das Buch Kinder aus dem Jahr 1941 verweisen.
Dies ist zwar kein Typisches „Familienbuch“ mit dem Schwerpunkt auf Kindererziehung, sondern eher ein Überriss der Grundlehren der Wachtturm Gesellschaft in einfacheren Worten.
Aber zum Thema Zucht finden wir eine damals Wachtturm Typische Aussage:

Gehorchen
Alle Eltern, die Gott geweiht sind und somit in einem Bunde stehen, Gottes Willen zu tun, müssen seinen Geboten gehorchen. Ein gewisser Befehl mit Bezug auf ihre Kinder lautet: „Und ihr Väter, reizet eure Kinder nicht zum Zorn, sondern ziehet sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn." (Epheser 6:4.)
Ein Kind in der „Zucht" auf zuziehen, bedeutet: es zu disziplinieren und im Wege der Gerechtigkeit zu erziehen. Diesen Weg der Gerechtigkeit hat Gott in seinem Worte vorgezeichnet. Die Kinder zu ,ermahnen', bedeutet: sie über den Willen Gottes, wie er in der Heiligen Schrift niedergelegt ist und im Einklang damit, zu belehren, zu unter weisen, und ihnen zu raten. Die Eltern, die ihre Kinder lieben, werden nicht versäumen, dieser biblischen Vorschrift nachzukommen. Sie werden dafür sorgen, daß ihre Kinder so unterwiesen wer den, wie Gott es geboten hat. Wenn die Eltern behaupten, Gott zu lieben und ihm zu dienen, und dabei verfehlen oder sich weigern, ihre Kinder das Wort Gottes zu lehren, so wird ihre Handlungsweise gewiß bewirken, daß die Kinder die Achtung vor den Eltern verlieren, und so reizen die Eltern ihre Kinder zum Unrechttun oder zum Zorn. Daher die Ermahnung an die Eltern, ihre Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn auf zuziehen.
Kinder Seite 274

Hierbei sei besonders darauf Hingewiesen dass zu diesem Zeitpunkt die Rute der Zucht nicht mit der Kindererziehung in Verbindung gebracht wurde. Und wenn, dann nicht mit Begriffen wie „verprügeln“ oder der Schuld der Eltern an dem voranschreitenden „Kriminalisieren“ der Kinder.

Wenn man denn einen Zeitgeist in den 60er und 70er Jahren suchen möchte findet man diesen in der Antiautoritären Erziehung und nicht in dem „Zurück zu altbewährten Erziehungsmethoden“ wie es hier ein Raimund Provozierend einschiebt.

Wachtturm 1996 15. 4. S. 29
Fragen von Lesern
Wenn die Ältesten so vorgehen, stellen sie nicht ihre eigenen Rechtsmaßstäbe auf.
Sie befolgen biblische Grundsätze und halten sich eng an die von Jehova in der Bibel angeordneten Verfahrensweisen.
Älteste können somit in dem Sinn vergeben oder nicht vergeben, daß sie entsprechend den Worten Jesu gemäß Matthäus 18:18 vorgehen, wo es heißt:
„Wahrlich, ich sage euch:
Welche Dinge immer ihr auf der Erde binden mögt,
werden Dinge sein, die im Himmel gebunden sind,
und welche Dinge immer ihr auf der Erde lösen mögt,
werden Dinge sein, die im Himmel gelöst sind.“
Ihr Vorgehen spiegelt lediglich den in der Bibel dargelegten Standpunkt Jehovas wider.


Mit anderen Worten: es ist Jehovas Standpunkt wenn ein Kind mit 7 vielleicht 8 Jahren, wenn es der Mutter in der Küche beim Abtrocknen geholfen hat und ein Porzellangeschirr herunterfallen lässt, von dem Vater wie hier dargestellt, geschlagen wird.
Die Frage die sich hier doch stellt ist, ob die Furcht vor erneuter Demütigung tatsächlich verhindert das weiteres „teures“ Porzellan zerschlagen wird?

Oder ob dieses Kind nicht später, das was es hier beigebracht bekommt, weiter trägt indem es ihm Spaß macht andere zu Demütigen.

Kennt Ihr den Film „The Wall“ von Pink Floyd?
Dieser beschäftigt sich Schwerpunktmäßig mit Obrigkeitshörigkeit und Autoritätsmissbrauch.

Da sitzt also ein Lehrer gegenüber seiner alten knochigen Mutter beim Essen.
Der Lehrer will einen Oliverkern peinlich versteckt aus dem Mund zurück auf den Teller legen.
Die gestrenge Mutter sieht das und zeigt mit ihrem knochigen Finger auf den Teller zu dem Olivenkern.
Der Lehrer nimmt also den Kern und steckt ihn wieder in den Mund.

Der Film zeigt den Lehrer wie er einen Schüler schlägt.

Der Film zeigt den Lehrer wie er gegenüber seiner Mutter den Kern versucht herunter zu schlucken.

Der Film zeigt wieder wie der Lehrer ein Kind schlägt.
„… Entschuldigen werde ich mich dafür sicherlich nicht…“

…Welche Dinge immer ihr auf der Erde binden mögt,
werden Dinge sein, die im Himmel gebunden sind,
und welche Dinge immer ihr auf der Erde lösen mögt,
werden Dinge sein, die im Himmel gelöst sind…
 

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