Re: Etwas nüchterner betrachtet


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 27. Januar 2006 06:58:13:

Als Antwort auf: Thomas Griebel geschrieben von Drahbeck am 31. Mai 2004 07:54:30:

Wenn einer auf den Tag 80 Jahre alt wird (worauf Y. in einem ihrem Visier-Buch (S. 228) beiläufig hinweist); soll man dann dieses Datum total verschweigen, weil man zu dem Betreffenden ansonsten eine sehr kritische Meinung hat?

Man rekapituliere doch einmal. Im Jahre 1965 fand in der DDR (außerhalb des Wehrdienstbereiches), die letzte groß angelegte Verhaftungsaktion gegen Zeugen Jehovas statt. Zielstellung der Stasi dabei insbesondere, die Spitzenfunktionäre der WTG "außer Gefecht" zu setzen. Dem Herrn Werner Liebig erwischte es dabei zum zweitenmal. Das erste mal war er einmal schon 1950 mit "lebenslänglichem" Zuchthaus "beglückt" worden.

In der rückblickenden Betrachtung fällt allerdings eine gewisse Taktik der Stasi ins Auge.
Mit Hausdurchsuchungen und Verhaftungen ging die Stasi bei ihrer 1965er Novemberaktion ziemlich rigoros um. Beim näheren Betrachten stellte sich aber auch heraus. Nicht jeder, der von einer Hausdurchsuchung tangiert war, wurde auch gleich dauerhaft verhaftet.
Das kann man anhand eines im "Wachtturm" veröffentlichten Berichtes, des von dem Herrn Horst Sch. detailliert nachweisen. Sch. - gleichwohl Spitzenfunktionär in der Untergrundorganisation der ZJ in der DDR -, kam damals "nur" mit einer Hausdurchsuchung davon. Es lassen sich auch noch einige ähnlich gelagerte Fälle nachweisen.

Analytiker sind der Auffassung: Die Stasi handelte dabei sicherlich nicht aus "humanitären" Aspekten. Solche waren dieser "Firma" prinzipiell fremd. Ihr Kalkül war das des "trenne und herrsche". Bewusst wurde einkalkuliert. Die verhafteten WTG-Funktionäre werden wohl durch andere ersetzt werden. Es war in Stasisicht wichtig zu wissen, wer denn die nun seien. Und als zweiter Schritt der Stasiplanung gar - wenn möglich - "ihre Leute" in diesem "Beförderungsschub" mit voranzubringen. Unter diesem Gesichtspunkt beschränkt man sich bei einigen potentiellen Verhaftungskandidaten nur auf dem Aspekt des Furcht und Schrecken verbreitens. In einigen Fällen gab es sogar nach einigen Tagen Haft, wieder Freilassungen solcher Verhafteter (das war zwar der Minderzahl der in Betracht kommenden Fälle. Aber es gab sie!)

Da nun schon auf im "Wachtturm" veröffentlichte Berichte hingewiesen wurde, bietet es sich an nebst dem Sch.-Bericht noch auf einen weiteren im "Wachtturm" veröffentlichten Bericht hinzuweisen. Den des Hermann Laube. Offenbar im Zuge der vorstehend skizzierten "Angst und Schrecken" verursachen Stasi-Taktik, gelang es letzterer den Laube dann ab 1966 als "Hans Voß" auch unter ihre Fittiche zu haben. Die Stasi unterschied prinzipiell zwischen zwei Sorten ihrer "Kandidaten". Denjenigen, die in kleinem oder fallweise auch größerem Umfange mit ihr auf der Ebene eine gewissen "Überzeugungsbasis" kooperierten, und den "Herausgebrochenen", die durch Zwang, Erpressung und ähnliche Instrumentarien dazu gezwungen wurden. Im Einzelfall mag es auch "Zwischenstufen" dabei gegeben haben, wo sich beide genannte Elemente trafen.

Meines Erachtens ist der Fall Laube jedoch eindeutig dem Bereich der "Herausgebrochenen" einzuordnen. Letzteres schließt überhaupt nicht aus, dass die "Herausgebrochenen" der Stasi auch wertvolle Erkenntnisse lieferten, vielleicht sogar "die" Erkenntnisse. Dieser Einsicht kann man sich im Fall Laube sicherlich nicht entziehen. Da dieser ja nun heute auf 8 vollendete Lebensjahrzehnte zurückblicken kann, mag es nicht uninteressant sein zu sehen, welche Würdigung der "Wachtturm" dem Laube zu einer Zeit noch zukommen ließ, wo Insider (offenbar aber noch nicht die in Brooklyn. Haben "Jehovas Engel" da geschlafen?) wussten.
Das ist doch der "Hans Voß"!

Weiteres im nachfolgenden Link

Hermann Laube alias Hans Voß


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