Waldemar Hirchs Trauma


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Thinker am 21. Januar 2006 18:38:31:

Der von dem Zeugen Jehovas Waldemar H. ins Netz gestellte Text über eine Konspiration von Katholiken und dem Staatssicherheitsdienst der DDR über die Brüder Pape beruht in seiner Möglichkeit auf den demokratischen Fundamenten einer geistigen Freiheit, wenn auch die darin geäußerten Mutmaßungen eher recht geistlos erscheinen. Vom Gehalt her tritt dem Leser die Eindimensionalität eines verordneten Denkens entgegen, das dem demokratischen Impetus geradezu widerspricht. Nahezu traumatisch wirkt offenbar bis heute für die Wachtturmgesellschaft allein der Name PAPE, nunmehr in inquisitorischer Perspektive gleichsam vernichtend unter „Clan“-Verdikt gestellt. Es ist durchaus nachvollziehbar, wenn mit der Materie befaßte Zeugen Jehovas hierzu publizieren. Glaubwürdigkeit allein durch Verdammung zu erlangen, indem unheilvolle Allianzen, wo keine sind, heraufbeschworen werden oder mit Halbheiten, Suggestionen und Unterstellungen operiert wird – dies deutet eher auf die verinnerlichte Strategie eines Waldemar H., nämlich – wie gelernt – theokratische Kriegslist anzuwenden und zu praktizieren, wie es Zeugen Jehovas von ihren Jüngern vehement fordern. Eine besteht in dem besagten Text darin, die Anrüchigkeit einer vermeintlichen Offensive der Kirchen – hier am Beispiel der Katholiken – im Einvernehmen mit dem Grundübel, dem MfS in der DDR, zu rekonstruieren. Die Brüder Pape kommen hier gerade recht. H. unterstellt das und setzt voraus, was er vorgibt, belegen zu wollen. Dabei sollte H. nicht zuletzt auch über die Juristen der WTG informiert sein, daß die Mutmaßung, Günther Pape habe mit dem MfS kooperiert, spätestens seit der schriftlich abgefaßten Rehabilitierung Papes durch die Birthler-Behörde Anfang 2004, obsolet geworden ist. Diese Abfassung der obersten Stasi-Aufklärungsbehörde zu Günther Pape in der demokratisch verfaßten Bundesrepublik irritiert den „Harmagedon“-orientierten Waldemar H. offenbar schon, sieht er doch nach dieser WTG-Lehre gerade auch in den Demokratien die Ausgeburt des Bösen. Eine genauere Sicht auf den H.-Text zeigt jedoch auch – wohlwollend formuliert Unkorrektheiten in Bezug selbst auf Dieter Pape, dem HIM des MfS, der – weniger aus Opportunität, sondern eher aus Überzeugung „die Seiten wechselte“ – dies ein Prozeß, der von H. auch nicht im Ansatz korrekt beschrieben wird.
Es paßt da ins Bild, will man Dieter Papes Wechsel zum MfS als Grundlage und Bedingung für seine Haftentlassung herausstellen. Allein ein falsches Faktum. Noch bevor das MfS überhaupt ein Werbungsgespräch mit dem in der Zelle von sich aus wirksamen Pape führen konnte, sprach sich der Luckauer Anstaltsleiter in einem Bericht für eine vorzeitige Haftentlassung Dieter Papes aus. H., der auf so manche Quellen und Literatur verweist, verschweigt einen solchen Beleg. Und die Abkehr Günther Papes von der WTG – erneut eine traumatische Fehlinterpretation. Genauere Umstände, in einer Publikation der Stasi-Landesbeauftragten von Sachsen-Anhalt nachzulesen (2003), stehen bei H. erst gar nicht zur Debatte. Gemäß dem Schluß: „... was nicht sein kann, das nicht sein darf.“ Daß sich H. in besagtem Beitrag auch noch hellseherischer Fähigkeiten rühmt, hat nun mit Sachlichkeit und Akribie kaum mehr etwas gemein. „Er muss gewußt haben“, fabuliert H. über Günther Pape, dass – sinngemäß – dessen Bruder Informationen nicht nur für private Zwecke genutzt habe. Suggestiv schlußfolgert der Leser – aus H.s Orakel – gleich wie von selbst aus „staatlichen Stellen“ den berüchtigten Moloch: MfS.
H. mag glauben was er möchte, so seine Glaubens-Aussprüche in seiner „Schlussbetrachtung“ – das Denken sollte er dem mündigen Bürger überlassen.





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