Eintausendneunhundertvierzehn Sakrilege – Tür 8 – 587


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von anonym am 08. Dezember 2005 00:23:20:

GROSSVATER war schon über achtzig Jahre alt.
Er war groß und hatte sanfte blaue Augen und einen buschigen weißen Bart.
Er hatte ein wunderbares Gesicht.
Es zeigte eine Aura großer Würde und Gefasstheit.
Er war unser Freund und Vertrauter.
Sie wohnten in einem alten, ganz aus Holz gebauten Bauernhaus, das sieben Räume und einen Dachboden hatte.
Der Dachboden war für Gerd und mich ein Museum, und wir verbrachten viele Stunden, um in den alten Sachen herumzukramen.
Eines Tages sagten wir aus Spaß zu Großpapa, wir wollten den Dachboden durchwühlen, um ,,zu sehen, wie sehr sich die Welt verändert hat".
Er empfand den Sarkasmus in unseren Worten.
„Ihr glaubt mir nicht, wenn ich sage, dass sich die Zeiten geändert haben, nicht wahr?"
Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er die Treppe hinauf, steuerte direkt auf eine alte Truhe zu, öffnete sie und zog einige vergilbte Zeitungen heraus.
Hierin seht ihr dass sich große Veränderungen vollzogen haben, und zwar auch in unseren öffentlichen Bibliotheken und unter den Lehrern.
Die Bibliothekarin war daran interessiert, welche Bücher ich las.
Tatsächlich riet sie mir, was ich lesen sollte.
Wie viele Bibliothekarinnen tun das heute noch?
Und die Lehrer hatten ein vertrauteres und persönlicheres Verhältnis zu ihren Schülern.
Etwa acht Jahre nachdem ich das College verlassen hatte, traf ich zufällig meinen Geschichtsprofessor auf der Straße.
Er freute sich darüber, mich zu sehen, erkundigte sich, wie es mir gehe und was ich gerade tue.
Er lud mich ein, gleich mit ihm in seine Wohnung zu kommen.
Und wir verbrachten zusammen eine gemütliche Stunde bei Kaffee und Erfrischungen.
Wie viele Lehrer sind heute so an ihren Schülern interessiert?
Nun, ich spreche nicht von einem Einzelfall.
So waren die Menschen damals allgemein.
Wenn wir somit sagen, dass sich die Verhältnisse seit 1914 geändert haben, haben sie sich bestimmt zum Schlimmeren geändert.
Diese persönliche und freundliche Art, mit den Menschen umzugehen, gibt es heute so gut wie nicht mehr."



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„Dein Königreich komme“
Kap. 14 S. 137-138 Der König regiert!

Wir können wirklich dankbar sein, daß Jehova in seinem inspirierten Wort ein genaues Bild über die nötigen Einzelheiten in Verbindung mit den Juden, den Babyloniern und den Medo-Persern im 6. Jahrhundert v. u. Z. aufbewahrt hat. Sonst wäre es schwer, den genauen zeitlichen Ablauf der damaligen Ereignisse zu rekonstruieren, denn die weltlichen Berichte über diese Zeit sind sehr unvollständig.

Gestützt auf solche weltlichen Berichte, haben einige ausgerechnet, daß Jerusalem 587/86 v. u. Z. zerstört wurde und daß die Juden im Antrittsjahr Nebukadnezars unter babylonische Herrschaft kamen. Nach ihren Berechnungen war das im Jahre 605 v. u. Z. Ihrer Ansicht nach war somit das Jahr 605 v. u. Z. der Zeitpunkt, an dem sich Jeremia 25:11 zu erfüllen begann: „Das ganze Land soll eine Einöde sein; und sie sollen unter den Heiden dienen siebzig Jahre“ (Septuaginta). Wenn das richtig wäre und die Heidenzeiten von da an zählen würden, dann wären die prophetischen „sieben Zeiten“ im Jahre 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, zu Ende gegangen. Doch wie bereits gesagt, glauben wir, daß es viel stichhaltigere Gründe gibt, die Angaben des inspirierten Wortes Gottes anzunehmen, gemäß denen die Heidenzeiten im Oktober 607 v. u. Z. begannen und im Oktober 1914 u. Z. endeten.

Wir können froh sein, daß Gott vor langer Zeit in seinem Wort Prophezeiungen aufzeichnen ließ, in denen die Zeit des Kommens Jesu als Messias (im Jahre 29 u. Z.) und auch die Zeit seiner „Gegenwart“ als glorreicher himmlischer König (vom Jahre 1914 u. Z. an) so deutlich gekennzeichnet wurden. Während der „Abschluß des Systems der Dinge“ im Gange ist, sehen wir um uns herum immer deutlicher die Verhältnisse, die wir nach Jesu Worten erwarten sollten. Die Weltkriege, die Hungersnöte, die Seuchen, die Erdbeben, die Gesetzlosigkeit, die Lieblosigkeit, die Haßgefühle und die Verfolgung derer, die für biblische Grundsätze eintreten — all das zusammen beweist uns, daß wir in den „letzten Tagen“ leben (2. Timotheus 3:1; Matthäus 24:3-12; Markus 13:7-13).

„Dein Königreich komme“
S. 186-189 Anhang zu Kapitel 14

Historiker sind der Ansicht, daß Babylon im Oktober 539 v. u. Z. durch die Armee des Cyrus fiel. Damals war Nabonid König von Babylon, aber sein Sohn Belsazar war sein Mitherrscher. Einige Gelehrte haben eine Liste der neubabylonischen Könige sowie der Länge ihrer Regierungszeit zusammengestellt, und zwar vom letzten Jahr des Nabonid bis zurück zu Nebukadnezars Vater Nabupolassar.
Gemäß dieser neubabylonischen Chronologie schlug Kronprinz Nebukadnezar die Ägypter im Jahre 605 v. u. Z. in der Schlacht von Karkemisch (Jeremia 46:1, 2). Nachdem Nabupolassar gestorben war, kehrte Nebukadnezar nach Babylon zurück, um den Thron zu besteigen. Sein erstes Regierungsjahr begann im darauffolgenden Frühling (604 v. u. Z.).
Die Bibel berichtet, daß die Babylonier Jerusalem im 18. Regierungsjahr Nebukadnezars zerstörten (im 19. Jahr, wenn man das Antrittsjahr mitzählt) (Jeremia 52:5, 12, 13, 29). Gemäß der obenerwähnten neubabylonischen Chronologie wäre Jerusalem im Jahre 587/86 v. u. Z. verödet worden. Doch worauf stützt sich diese weltliche Chronologie, und wie unterscheidet sie sich von der biblischen Chronologie?
Folgendes sind einige der wichtigsten Beweisführungen für die weltliche Chronologie:
Der Kanon des Ptolemäus. Claudius Ptolemäus war ein griechischer Astronom, der im 2. Jahrhundert u. Z. lebte. Sein Kanon oder seine Königsliste hing mit einem Werk über Astronomie zusammen, das er verfaßt hatte. Die meisten neuzeitlichen Historiker erkennen die Angaben des Ptolemäus über die neubabylonischen Könige und ihre Regierungszeit an (obwohl Ptolemäus die Herrschaft des Labaschi-Marduk ausläßt). Offenbar stützte Ptolemäus seine geschichtlichen Angaben auf Quellen, die auf die Seleukidenzeit zurückgingen, die über 250 Jahre nach der Eroberung Babylons durch Cyrus begann. Es ist daher nicht überraschend, daß die Angaben des Ptolemäus mit denen des Berossus übereinstimmen, eines babylonischen Priesters aus der Seleukidenzeit.
Die Stele des Nabonid aus Charran (NABON H 1, B): Diese zeitgenössische Stele oder Säule mit einer Inschrift wurde im Jahre 1956 entdeckt. Sie erwähnt die Herrschaft der neubabylonischen Könige Nebukadnezar, Ewil-Merodach und Neriglissar. Die Zahlenangaben für diese drei Könige stimmen mit dem Kanon des Ptolemäus überein.
VAT 4956: Dies ist eine Keilschrifttafel mit astronomischen Angaben, die auf das Jahr 568 v. u. Z. datiert werden können. Auf dieser Tafel heißt es, daß die Beobachtungen aus dem 37. Jahr Nebukadnezars stammten. Das würde mit der Chronologie übereinstimmen, gemäß der sein 18. Regierungsjahr in das Jahr 587/86 v. u. Z. fiel. Es wird jedoch zugegeben, daß die Tafel ein Duplikat ist, das im 3. Jahrhundert v. u. Z. angefertigt wurde. Daher ist es möglich, daß die historischen Informationen auf dieser Tafel lediglich die Ansichten wiedergeben, die man in der Seleukidenzeit vertrat.
Geschäftstafeln: Man hat Tausende zeitgenössischer neubabylonischer Keilschrifttafeln gefunden, auf denen einfache Geschäfte aufgezeichnet sind und auch jeweils das Jahr des babylonischen Königs angegeben ist, in dem das Geschäft abgeschlossen wurde. Tafeln dieser Art sind für alle Regierungsjahre der bekannten neubabylonischen Könige in der anerkannten Chronologie dieser Zeit gefunden worden.
Vom weltlichen Standpunkt aus gesehen, scheinen diese Beweisführungen eindeutig zu ergeben, daß die neubabylonische Chronologie richtig ist und das 18. Jahr Nebukadnezars (und die Zerstörung Jerusalems) in das Jahr 587/86 v. u. Z. fiel. Doch kein Historiker kann leugnen, daß das Bild, das wir gegenwärtig von der babylonischen Geschichte haben, irreführend oder falsch sein kann. Es ist zum Beispiel bekannt, daß im Altertum Priester und Könige manchmal zu bestimmten Zwecken Urkunden änderten. Selbst wenn das entdeckte Tatsachenmaterial korrekt ist, ist es möglich, daß es von heutigen Gelehrten falsch gedeutet wird oder so unvollständig ist, daß bisher unentdecktes Material die Chronologie dieser Zeit drastisch ändern könnte.
Offenbar im Bewußtsein dieser Tatsachen leitete Professor Edward F. Campbell jr. eine Tabelle, in der die neubabylonische Chronologie enthalten ist, mit der Warnung ein: „Es versteht sich von selbst, daß diese Listen nur provisorisch sind. Je mehr man die komplizierten Einzelheiten der chronologischen Probleme im Nahen Osten des Altertums studiert, desto weniger hält man irgendeine Darstellung für endgültig. Aus diesem Grund könnte von dem Wort zirka noch viel freizügiger Gebrauch gemacht werden, als es je geschehen ist“ („The Bible and the Ancient Near East“, 1965, S. 281).
Christen, die an die Bibel glauben, haben immer wieder festgestellt, daß die Aussagen der Bibel der Kritik standhalten und sich als genau und glaubwürdig erweisen. Sie erkennen, daß die Bibel, das inspirierte Wort Gottes, als Maßstab gebraucht werden kann, an dem man weltliche Geschichtsberichte und Ansichten messen kann (2. Timotheus 3:16, 17). Obwohl zum Beispiel die Bibel Belsazar als König von Babylon bezeichnete, waren Gelehrte jahrhundertelang seinetwegen im Zweifel, weil keine weltlichen Dokumente vorhanden waren, in denen etwas über seine Existenz, seine Person oder seine Stellung erwähnt worden wäre. Schließlich entdeckten Archäologen aber weltliche Dokumente, die die Bibel bestätigten. Ja, die innere Harmonie der Bibel und die Sorgfalt ihrer Schreiber, auch in bezug auf Zeitangaben, sprechen so sehr für sie, daß der Christ eher sie als Autorität anerkennt als die sich ständig ändernden Ansichten weltlicher Historiker.
Doch wie hilft uns die Bibel, festzustellen, wann Jerusalem zerstört wurde, und wie unterscheiden sich ihre Angaben von der weltlichen Chronologie?
Der Prophet Jeremia sagte voraus, daß die Babylonier Jerusalem zerstören und die Stadt und das Land zu einer Einöde machen würden (Jeremia 25:8, 9). Er fügte hinzu: „Und dieses ganze Land soll ein verwüsteter Ort werden, ein Gegenstand des Entsetzens, und diese Nationen werden dem König von Babylon siebzig Jahre dienen müssen“ (Jeremia 25:11). Die 70 Jahre endeten, als Cyrus der Große die Juden in seinem ersten Regierungsjahr freiließ und sie in ihr Heimatland zurückkehrten (2. Chronika 36:17-23). Wir glauben, daß gemäß der einfachsten Deutung von Jeremia 25:11 und anderen Texten die 70 Jahre dann beginnen sollten, wenn die Babylonier Jerusalem zerstören und das Land Juda verödet hinterlassen würden (Jeremia 52:12-15, 24-27; 36:29-31).
Personen, die sich in erster Linie auf weltliche Zeitangaben verlassen, erkennen, daß, wenn Jerusalem 587/86 v. u. Z. zerstört wurde, bestimmt keine 70 Jahre vergingen, bis Babylon erobert wurde und Cyrus die Juden in ihre Heimat zurückkehren ließ. In dem Versuch, die Angaben miteinander in Übereinstimmung zu bringen, behaupten sie, Jeremias Prophezeiung habe sich im Jahre 605 v. u. Z. zu erfüllen begonnen. Berossus soll gemäß späteren Schriftstellern gesagt haben, Nebukadnezar habe den Einfluß Babylons nach der Schlacht von Karkemisch auf ganz Syrien und Palästina ausgedehnt und bei seiner Rückkehr nach Babylon (in seinem Antrittsjahr, 605 v. u. Z.) jüdische Gefangene ins Exil mitgenommen. Nach dieser Ansicht sind die 70 Jahre somit eine Zeit der Knechtschaft unter Babylon, die 605 v. u. Z begonnen hat. Demzufolge waren sie im Jahre 535 v. u. Z. abgelaufen.
Diese Auslegung bringt aber eine Reihe größerer Schwierigkeiten mit sich:
Obwohl Berossus behauptet, Nebukadnezar habe in seinem Antrittsjahr Juden gefangengenommen, gibt es keine Keilschriftdokumente, die dies bestätigen würden. Noch bedeutsamer ist, daß in Jeremia 52:28-30 gewissenhaft berichtet wird, Nebukadnezar habe in seinem 7., 18. und 23. Jahr Gefangene gemacht, aber nichts dergleichen wird von seinem Antrittsjahr gesagt. Auch schreibt der jüdische Historiker Josephus, Nebukadnezar habe in dem Jahr der Schlacht von Karkemisch ganz Syrien und Palästina erobert, „jedoch mit der Ausnahme von Judaea“. Er widerspricht somit Berossus und der Behauptung, die 70jährige Knechtschaft der Juden habe im Antrittsjahr Nebukadnezars begonnen („Jüdische Altertümer“, X, vi, 1).
Außerdem beschreibt Josephus an anderer Stelle die Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier und sagt dann, daß „ganz Judaea mit Jerusalem und dem Tempel siebzig Jahre lang verödet blieb“ („Jüdische Altertümer“, X, ix, 7). Er sagt ausdrücklich, daß „unsere Hauptstadt 70 Jahre lang bis auf den Perserkönig Kyros wüste gelegen sei“ („Gegen Apion“, I, 19). Das stimmt mit 2. Chronika 36:21 und Daniel 9:2 überein, wonach sich die vorausgesagten 70 Jahre auf die Zeit der vollständigen Verödung des Landes beziehen. Theophilus von Antiochia, ein Schriftsteller aus dem 2. Jahrhundert u. Z., zeigt auch, daß die 70 Jahre mit der Zerstörung des Tempels begannen, nachdem Zedekia 11 Jahre regiert hatte. (Siehe auch 2. Könige 24:18 bis 25:21.)
Doch die Bibel selbst enthält noch stärkere Beweise gegen die Behauptung, die 70 Jahre hatten 605 v. u. Z. begonnen und Jerusalem sei im Jahre 587/86 v. u. Z. zerstört worden. Wie bereits erwähnt, wären die 70 Jahre 535 v. u. Z. abgelaufen, wenn sie 605 v. u. Z. begonnen hätten. Doch der inspirierte Bibelschreiber Esra berichtete, daß die 70 Jahre „im ersten Jahr des Cyrus, des Königs von Persien“, abliefen, der einen Erlaß bezüglich der Rückkehr der Juden in ihre Heimat herausgab (Esra 1:1-4; 2. Chronika 36:21-23). Historiker erkennen an, daß Cyrus Babylon im Oktober 539 v. u. Z. eroberte und daß sein erstes Regierungsjahr im Frühling 538 v. u. Z. begann. Wenn der Erlaß des Cyrus gegen Ende seines ersten Regierungsjahres herausgegeben wurde, konnten die Juden leicht im siebenten Monat (Tischri) in ihrem Heimatland sein, wie es in Esra 3:1 heißt; das wäre im Oktober 537 v. u. Z. gewesen.
Es gibt jedoch keine vernünftige Möglichkeit, das erste Jahr des Cyrus vom Jahre 538 bis zum Jahre 535 v. u. Z. auszudehnen. Einige haben, um das Problem wegzuerklären, behauptet, Esra und Daniel hätten von einem besonderen jüdischen Standpunkt aus vom „ersten Jahr des Cyrus“ gesprochen, einem Standpunkt, der sich von der offiziellen Zählung der Regierungsjahre des Cyrus unterschieden habe. Dafür gibt es aber keine Stütze, denn sowohl ein nichtjüdischer Statthalter als auch ein Dokument aus den persischen Archiven stimmen damit überein, daß der Erlaß im ersten Jahr des Cyrus herausgegeben wurde, wie es die Bibelschreiber auch gewissenhaft und ausdrücklich berichteten (Esra 5:6, 13; 6:1-3; Daniel 1:21; 9:1-3).
Jehovas „gutes Wort“hängt mit der vorausgesagten 70-Jahr-Periode zusammen, denn er sagte:
„Dies ist, was Jehova gesprochen hat: ,In Übereinstimmung mit der Erfüllung von siebzig Jahren in Babylon werde ich euch meine Aufmerksamkeit zuwenden, und ich will euch gegenüber mein gutes Wort bestätigen, indem ich euch an diesen Ort zurückbringe‘“ (Jeremia 29:10).
Daniel verließ sich auf dieses Wort. Er war davon überzeugt, daß die 70 Jahre keine „runde Zahl“ waren, sondern eine genaue Angabe, auf die man sich verlassen konnte (Daniel 9:1, 2). Und das bestätigte sich auch.
Genauso sind auch wir bereit, uns in erster Linie von Gottes Wort leiten zu lassen statt von chronologischen Angaben, die sich hauptsächlich auf weltliche Quellen stützen, die der Bibel widersprechen. Gemäß dem einfachsten und offensichtlichsten Verständnis der verschiedenen biblischen Aussagen begannen die 70 Jahre mit der vollständigen Verödung Judas nach der Zerstörung Jerusalems (Jeremia 25:8-11; 2. Chronika 36:20-23; Daniel 9:2). Wenn wir daher vom Jahre 537 v. u. Z., als die Juden in ihre Heimat zurückkehrten, 70 Jahre zurückzählen, kommen wir zum Jahr 607 v. u. Z. In diesem Jahr muß Nebukadnezar (in seinem 18. Regierungsjahr) Jerusalem zerstört, Zedekia als König abgesetzt und die Dynastie der Könige von Juda, die im irdischen Jerusalem auf dem Thron saßen, zu Ende gebracht haben (Hesekiel 21:19-27).

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Es gibt mehrere Synchronismen zwischen der biblischen, der ägyptischen und der babylonischen Chronologie, und aus diesen geht klar hervor, daß die WTG-Chronologie falsch ist.

2. Könige 23:29 läßt uns wissen, daß Josia während der Herrschaft von Pharao Necho starb.
Necho begann seine Herrschaft im Jahre 610 v.u.Z., doch gemäß der WTG starb Josia 19 Jahre vorher.

Jeremia 46:2 setzt uns über eine Schlacht zwischen Nebukadnezar und Pharao Necho in Jojakims viertem Jahr in Kenntnis.
In der WTG-Chronologie wäre das im Jahr 625 v.u.Z., aber die Regierungszeit Nechos begann nicht vor 610!

Jeremia 44:30 sagt uns, daß kurz nach dem Tode Gedaljas Pharao Hophra (an anderer Stelle Apries genannt) König in Ägypten war.
Er regierte Ägypten von 589-570; dies paßt völlig zu der Datierung des Falles Jerusalems im Jahre 587, und nicht 607.

Auf Seite 327, Absatz 5, des Buches Hilfe zum Verständnis der Bibel (engl. Ausgabe 1971) wird festgestellt:

"Babylonische Geschichtsaufzeichnungen, die die Angaben des Ptolemäus über die Regierungszeiten bestimmter Könige erhärten oder entkräften würden,
fehlen weitgehend."

Der oder die Verfasser dieses Stichworteintrags vergessen allerdings zu erwähnen, dass dies nicht für die Geschichte des neubabylonischen Reichs gilt.
Es gibt genügend historische Texte, um unabhängig vom Ptolemäischen Kanon die Dauer der neubabylonischen Epoche festzustellen.

Diese historischen Aufzeichnungen umfassen:
(A) Chroniken,
(B) Königslisten und
(C) Königsinschriften.

(A)
Man hat mehrere Chroniken entdeckt, die die Zeit des neubabylonischen Reiches umfassen; sie alle werden im Britischen Museum in London aufbewahrt.
Ihre neueste englische Übersetzung hat A. K. Grayson in Assyrian and Babylonian Chronicles veröffentlicht.

Aus B. M. Nr. 21946 kann man erfahren, daß Nabopolassar 21 Jahre lang über Babylon herrschte, wie es auch im Ptolemäischen Kanon gesagt wird.
Dieser Teil des Textes lautet:
"Denn Nabopolassar herrschte 21 Jahre in Babylon.
Er starb am 8. Tag des Monats Ab.
Während des Monats Elul kehrte Nebukadnezar (II.) nach Babylon zurück, und am ersten Tag des Monats bestieg er den Königsthron in Babylon".
Die letzte Chronik (B. M. 35382), die berühmte "Chronik des Nabonid", umfaßt die gesamte Herrschaftszeit Nabonids, ist aber leider beschädigt.
Es fehlt der Teil, der sein 12. bis 16. Jahr umfaßt, und das Stück, auf dem ursprünglich zweifellos die Worte für "siebzehntes Jahr" zu lesen waren, ist beschädigt.
Was aber sonst noch auf dieser Chronik enthalten ist, bestätigt, daß die Regierungszeit Nabonids tatsächlich sehr nahe an 17 Jahren gelegen haben muß.
Vom 6. Jahr wird gesagt, daß Kyros, König von Anschan, Astyages, den König von Medien, besiegt habe, und später, im 9. Jahr Nabonids, marschierte Kyros (jetzt als "König von Parsu", also Persien, bezeichnet) in Lydien ein, "besiegte dessen König, übernahm seinen Besitz und errichtete dort eine Garnison".
Kyros wird also während des 6. und des 9. Jahres Nabonids eindeutig als König von Medien und von Persien bezeichnet, und es wird gesagt, daß er sein Reich immer mehr ausweitete.
Das erste Jahr des Kyros als König von Anschan (Elam) kann frühestens auf das Jahr 560/559 v.u.Z. datiert werden.
Nach Angaben Herodots (5. Jahrhundert v.u.Z.) regierte Kyros 29 Jahre, davon die letzten neun in Babylon.
Dieselbe Regierungszeit nennen Ktesias, Dinon, Diodorus, Africanus und Eusebius.
Auch Keilschrifttexte (Geschäftsurkunden) weisen Kyros neun Jahre Herrschaftszeit über Babylon zu (538-530 v.u.Z.), so daß sich für die Besteigung des Throns von Elam das Jahr 560 oder 559 v.u.Z. ergibt.
Will man nun die Zeit des neubabylonischen Reiches um 20 Jahre verlängern - was nötig ist, wenn die Zerstörung Jerusalems im Jahr 607 statt 587 v.u.Z. stattgefunden haben soll - und diese 20 Jahre der Herrschaftszeit Nabonids zuschlagen, so daß diese 37 statt 17 Jahre dauerte, dann müßte 575 v.u.Z. sein erstes Jahr gewesen sein und nicht 555, wie allgemein angenommen.
Das 6. Jahr Nabonids, in dem Astyages von Kyros geschlagen wurde, wäre dann 570 und sein 9. Jahr 567 v.u.Z.
Da Kyros aber, wie bereits gezeigt, erst 560/559 v.u.Z. an die Macht kam, sind diese Daten nicht möglich.

Kyros kann doch Astyages nicht zehn Jahre vor seinem Herrschaftsantritt besiegt haben!

Darum wird das Jahr für diese Schlacht auch in dem Buch "Babylon die Große ist gefallen!" Gottes Königreich herrscht!, das die Wachtturm-Gesellschaft herausgab, korrekt mit 550 v.u.Z. angegeben, womit dessen Autor andeutet, daß die 17 Jahre Regierungszeit für Nabonid richtig sind, so wie alle Autoritäten und die Autoren des Altertums es sagen.
Wenn die verfügbaren Chroniken auch keine vollständige Chronologie der neubabylonischen Zeit liefern, so bestätigt ihr Inhalt doch die Angaben über die Länge der Herrschaftszeiten der neubabylonischen Könige, die Berossos und der Ptolemäische Kanon machen.
Da diese beiden Autoren, wie bereits gezeigt, ihre Informationen unabhängig voneinander aus den babylonischen Chroniken bezogen und ihre Angaben für die neubabylonischen Herrscher übereinstimmen, lautet die logische Schlussfolgerung, dass uns die in den ursprünglichen neubabylonischen Chroniken enthaltenen Zeitangaben durch Berossos und den Ptolemäischen Kanon unverändert übermittelt wurden.

Doch auch, wenn darüber Einigkeit herrscht, bleibt die Frage, ob man den Angaben dieser babylonischen Chroniken trauen darf.
Oft wird darauf verwiesen, dass die assyrischen Schreiber die Geschichte fälschten, um ihre Könige und Götter zu verherrlichen.
"Die Tatsache ist wohlbekannt, dass in den assyrischen Königsinschriften eine schwere militärische Niederlage niemals offen eingestanden wird".
Manchmal verfälschten die Schreiber den Bericht, indem sie das Datum einer Niederlage änderten und es in den Bericht über eine spätere Schlacht mit einwoben.
Gehen die neubabylonischen Chroniken mit der Geschichte ebenso um?
Dr. A. K. Grayson, eine bekannte Autorität auf dem Gebiet der assyrischen und babylonischen Chroniken, kommt zu dem Schluss:

"Im Gegensatz zu den assyrischen Schreibern verheimlichen die Babylonier keine Niederlagen, noch versuchen sie, aus ihnen einen Sieg zu machen.
Die Chroniken enthalten einen einigermaßen verlässlichen und charakteristischen Bericht über die wichtigen Ereignisse des in ihnen behandelten Zeitabschnitts".

Und in dem Werk Assyrien and Babylonian Chronicles schreibt er:
"Innerhalb der Grenzen ihrer Interessen waren die Verfasser recht objektiv und unparteiisch".

Hierin sind die Chroniken den geschichtlichen Teilen der Bücher des Alten Testaments sehr ähnlich.
Wir können uns also darauf verlassen, dass die in diesen Chroniken gemachten Angaben über die Herrschaftszeit der neubabylonischen Könige, wie sie uns auch dank Berossos und dem Ptolemäischen Kanon erhalten geblieben sind, die tatsächlichen Regierungszeiten dieser Herrscher wiedergeben.
Die weitere Diskussion dieses Themas wird das immer wieder von neuem bestätigen.

(B)
In einer Königsliste erscheinen die Namen von Königen, gefolgt von einer Angabe über die Zahl ihrer Regierungsjahre, ähnlich dem Ptolemäischen Kanon.
Man hat zwar eine ganze Anzahl von Listen assyrischer und babylonischer Könige ausgegraben, aber nur eine für die Zeit des neubabylonischen Reiches:
die Königsliste von Uruk.
Leider ist sie schlecht erhalten und einige Teile fehlen.
Die erhaltenen Teile erstrecken sich über die Zeit von Kandalanu bis Darius (647-486 v.u.Z.) und auf der Rückseite von Darius III. bis Seleucus II. (335-226 v.u.Z.).
Anscheinend wurde sie kurz nach der Zeit Seleucus' II. aus älteren Quellen zusammengestellt.
Die Königsliste von Uruk wurde während der Ausgrabungsperiode in Uruk (dem heutigen Warka) 1959/60 zusammen mit etwa 1000 weiteren Keilschrifttexten (meist geschäftlichen Inhalts) aus verschiedenen Zeitepochen entdeckt.
Übersetzt und veröffentlicht wurde sie von van Dijk in UVB Nr. 18 (Berlin 1962) auf Seite 53-60.
In dem Teil, der die neubabylonische Zeit umfaßt, steht folgendes:

21 Jahre: Nabopolassar
43 (Jah)re: Nebukadnezar (II.)
2 (Jah)re: Amel-Marduk
1 (X) + 2 Jahre, 8 Monate: Neriglissar r
(...) 3 Monate: Labaschi-Marduk
(X) + 15 Jahre: Nabonid

Wie man erkennt, stimmen die Namen und die erhalten gebliebenen Zahlen mit denen des Berossos und denen aus dem Ptolemäischen Kanon überein:
Nabopolassar 21 Jahre,
Nebukadnezar 43 Jahre,
Evil-Merodach 2 Jahre.
Die einzige Abweichung bildet die Dauer der Herrschaft Labaschi-Marduks, die mit drei Monaten und nicht, wie bei Berossos, mit neun Monaten angegeben ist.
Ohne Zweifel liegt die niedrigere Zahl näher an der Wahrheit; das beweisen die Urkunden aus dem Geschäftsleben.
Doch wie dem auch sei, die Herrschaftszeit von Labaschi-Marduk ist in Neriglissars viertem Jahr mit enthalten, das zugleich das Antrittsjahr von Nabonid war, und die Gesamtdauer der Zeitspanne ändert sich dadurch nicht.
In der Königsliste von Uruk werden bei Neriglissar und Labaschi-Marduk sowohl Jahre wie auch Monate genannt, im Gegensatz zum Ptolemäischen Kanon.
Die beschädigten Zahlen für Neriglissar und Nabonid lassen sich jeweils als (1) + 2 Jahre, 8 Monate, und als (2) + 15 Jahre rekonstruieren.
Auch die Geschäftsurkunden weisen aus, dass Neriglissar 3 Jahre und 8 Monate regierte (von August 560 bis April 556 v.u.Z.).
Da er zu Beginn seines 4. Jahres starb, wäre seine Herrschaftsdauer gemäß dem babylonischen Antrittsjahr-System als 4 Jahre gerechnet worden.
Die Königsliste weicht hier von diesem Verfahren ab.
Die Angaben bei Berossos und im Ptolemäischen Kanon werden durch dieses alte Dokument also wieder einmal bestätigt.
Zugegebenermaßen wurde es über 300 Jahre nach dem Ende des neubabylonischen Reiches zusammengestellt.
Darum kann es sein, dass sich Abschreibfehler eingeschlichen haben.
Man muss daher fragen:
Gibt es denn keine historischen Aufzeichnungen aus der neubabylonischen Zeit selbst, die diese Zeitangaben bestätigen?
Doch, die gibt es, wie gleich gezeigt werden wird.

(C)
Königsinschriften der verschiedensten Art (an Gebäuden, in Annalen usw.) sind in Assyrien und Babylonien in großer Zahl gefunden worden.
Im Jahr 1912 veröffentlichte S. Langdon eine deutsche Übersetzung aller damals bekannten neubabylonischen Königsinschriften, seither aber sind viele weitere aus dieser Zeit ausgegraben worden.
Darum wird derzeit von P. R. Berger die Herausgabe einer Neuübersetzung sämtlicher neubabylonischer Königsinschriften vorbereitet.
Für die Chronologie sind besonders drei von großem Wert:
1. Nabon. No. 18 (Nbd Zyl. II, 7, gemäß Bergers Einteilung),
2. Nabon. No. 8 (auch als Hillah-Stele bekannt) und
3. Nabon. H l, B, (auch bekannt als Adda-Guppi-Stele).
Dabei handelt es sich durchweg um Originalurkunden aus der Herrschaftszeit Nabonids.

1. Nabon. No. 18
ist eine Zylinderinschrift aus einem nicht genannten Jahr Nabonids.
Um dem Wunsch des Mondgottes Sin nachzukommen, weihte Nabonid eine seiner Töchter dem Priesterdienst für diesen Gott am Tempel des Sin in Ur.
Veranlaßt wurde er dazu während einer Mondfinsternis, die in dem Text auf den 13. Elul, zur Zeit der Morgenwache, datiert wird.
Wann fand während der Regierungszeit Nabonids eine solche Finsternis statt?
Hildegard Lewy untersuchte diese Mondfinsternis im Jahr 1949 und fand heraus, daß es sich um die Finsternis vom 26. September 554 v.u.Z. (Julianischer Kalender) handelte.
Falls Nabonid 17 Jahre regierte und 555/554 v.u.Z. sein erstes Jahr war, wie es Berossos und der Ptolemäische Kanon angeben, dann fanden die Mondfinsternis und die Weihung der Tochter Nabonids im zweiten Regierungsjahr statt (554/553 v.u.Z.).
Das jedenfalls ergibt die Berechnung von H. Lewy. Zwanzig Jahre später wurde diese Datierung auf bemerkenswerte Weise bestätigt, als W. G. Lambert seine Übersetzung von vier Fragmenten einer Inschrift aus der Zeit Nabonids veröffentlichte.
Die Inschrift gibt deutlich an, daß die Weihung der Tochter Nabonids kurz vor seinem dritten Jahr stattfand, offensichtlich im zweiten, genau wie Lewy es herausgefunden hatte.
Mit der Mondfinsternis vom 13. Elul liegt das zweite Jahr Nabonids also eindeutig fest als das Jahr 554/553 v.u.Z. und sein erstes Jahr als 555/554 v.u.Z., womit die Angaben des Berossos und des Ptolemäischen Kanons über die Regierungszeit Nabonids nachhaltig bestätigt werden.

Wer meint, es ließe sich eine andere Mondfinsternis an einem 13. Elul ein paar Jahre eher finden, die zu der Beschreibung Nabonids paßt, vielleicht etwa 20 Jahre früher, um die Beobachtung mit der Chronologie der Wachtturm-Gesellschaft in Einklang zu bringen, der sollte die vorangegangene Behandlung der Chronik des Nabonid nicht außer acht lassen, in der die Herrschaft des Nabonid mit der des persischen Königs Kyros verknüpft wird, wie wir sahen.
Die Angaben der Chronik lassen die Zeitspanne, innerhalb derer das zweite Jahr Nabonids liegen könnte und in der die Mondfinsternis vom 13. Elul gefunden werden müsste, auf nur wenige Jahre zusammenschrumpfen.
Und innerhalb dieser wenigen Jahre bleibt uns für unsere Wahl nur ein einziges Jahr übrig: 554 v.u.Z.
In diesem Zusammenhang wären vielleicht einige Worte zum Thema Mondfinsternisse angebracht.
Im Buch Hilfe zum Verständnis der Bibel (engt. Ausgabe 1971) wird darauf hingewiesen - wobei die Encyclopaedia Britannica zitiert wird -, dass jede beliebige Stadt im Verlauf von 50 Jahren etwa 40 Mondfinsternisse erlebt (Hilfe, engl. Ausgabe 1971, S. 330, Abs. 5).
Wenn es auch stimmt, dass es ungefähr eine Finsternis auf acht Vollmonde gibt (rund 1,5 Mondfinsternisse pro Jahr), so kommen doch Finsternisse, die auf ein ganz bestimmtes Datum fallen, wie auf den 13. Elul, sehr viel seltener vor.
Selbst wenn eine Mondfinsternis nach einigen Jahren einmal auf denselben Kalendertag fällt, so wird sie nicht zur selben Zeit des Tages oder im gleichen Ausmaß auftreten.
Fällt sie auf die Stunden des Tageslichts, so ist sie natürlich nicht zu sehen.
Tritt sie abends oder um Mitternacht herum auf, so passt sie nicht zu der Beschreibung Nabonids, denn er sah sie am Morgen vor dem Sonnenaufgang.

Im Wachtturm vorn 15. Juni 1969 wird auf Seite 376-380 ein weiterer Faktor erwähnt, der angeblich die genaue Identifizierung von Finsternissen aus dem Altertum erschwert.
Dort heißt es, den Astronomen sei schon seit langem bekannt, dass die Gezeiten, die der Mond und die Sonne in den Ozeanen und auf der Erdkugel hervorrufen, eine allmähliche Verlangsamung der Erdumdrehung bewirken, womit die Tage immer etwas länger werden.
Das habe, so heißt es in dem Artikel, einen Einfluss auf die alten Aufzeichnungen.
Da die Astronomen das schon so lange wissen, haben sie versucht, das Ausmaß der Abweichung in den alten Berechnungen von denen der Neuzeit zu ermitteln.
Wenn sie heute diese alten Finsternisse untersuchen, so berücksichtigen sie diese Abweichungen bereits.
In dem Wachtturm-Artikel ging es um Sonnenfinsternisse, und da ich wissen wollte, inwieweit die Aufzeichnungen aus dem Altertum über Mondfinsternisse von dieser Verlängerung des Sonnentages betroffen sind, wurde bei Professor Robert R. Newton angefragt, der führenden Autorität auf diesem Gebiet.
Er erforscht die säkulare Beschleunigung des Mondes und der Erde seit vielen Jahren und hat eine Reihe von Büchern dazu verfasst.
Sein Buch The Moon's Acceleration and Its Physical Origins ist derzeit das beste Werk zu diesem Thema.
Inwieweit wirkt sich die Verlängerung des Sonnentages auf die Aufzeichnungen über Mondfinsternisse aus dem Altertum aus und können wir uns noch auf die älteren Berechnungen der Sonnen- und Mondfinsternisse verlassen, wie sie in den astronomischen Tafeln von Oppolzer 1887 und Ginzel 1899 stehen?
In seiner Antwort vom 11. Mai 1981 schrieb Newton:

"Ich habe Ginzels Kanon wenig benutzt und kann über darin enthaltene Fehler nichts Spezielles sagen.
Ich denke aber, dass die Fehler darin etwa die gleichen sind wie in Oppolzers Canon der Finsternisse, mit dem ich mich ausführlich beschäftigt habe.
Die früheste Mondfinsternis in diesem Kanon beispielsweise ist die vom 21. April -1206 und ereignete sich nach seinen Berechnungen um 20H 17M Greenwichzeit, mit einem Ausmaß von 2,6 Einheiten.
Nach meinen Berechnungen ereignete sie sich an jenem Tag um 20H 32M mit einem Ausmaß von 2,4 Einheiten.
Es steht also einwandfrei fest, dass man sich für die Identifizierung von Finsternissen des Altertums nach Oppolzers Canon richten kann; die große Abweichung bei ihm liegt wahrscheinlich bei etwa einer halben Stunde."

Das Argument, die Finsternisse des Altertums seien wegen der Verlängerung des Sonnentages auf Grund der Gezeiteneinflüsse schwierig zu identifizieren, ist also völlig nebensächlich.
Die Auswirkungen sind so unbedeutend, dass sie den Astronomen keinerlei Probleme bereiten, und man kann sich guten Gewissens weiter auf Oppolzers Canon stützen, um diese Finsternisse zu datieren.

2. Nabon. No. 8
oder die Hillah-Stele wurde Ende des letzten Jahrhunderts nahe Hillah entdeckt, südöstlich der Ruinen von Babylon.
Eine Transkription des Textes wurde erstmals von Messerschmidt im Jahr 1896 veröffentlicht;
1912 dann brachte Langdon eine Übersetzung heraus.
Allein der Inhalt dieser einen Stelle macht es uns möglich, die Länge der
gesamten neubabylonischen Epoche von Nabopolassar bis Nabonid zu bestimmen.
Auch diese Inschrift enthält astronomische Angaben, mit deren Hilfe wir die Regierungszeit Nabonids datieren können.
In den Spalten VI-VIII sind die Geschehnisse im Antrittsjahr Nabonids und in seinem ersten vollen Regierungsjahr verzeichnet.
Unter anderem wird die Konstellation der Planeten und Sterne angegeben, die Nabonid an einem nicht näher bezeichneten Abend in dieser Zeit beobachtete.
Es heißt, Venus, Saturn und Jupiter seien nach Sonnenuntergang sichtbar gewesen, während Mars und Merkur nicht zu sehen waren.
Folgende Sterne konnten beobachtet werden:
Alpha Bootis, Epsilon Virginis und Alpha Lyrae.
Wenn Nabonid, wie bereits bewiesen, im Jahr 556 v.u.Z. den Thron bestieg und sein erstes volles Jahr von Nisan 555 bis Nisan 554 v.u.Z. lief, dann sollte diese Konstellation während dieser Zeit zu finden sein. Hildegard Lewy führte die Berechnungen dafür durch und zog in dem bereits erwähnten Artikel den Schluss:
"In dem genannten Zeitraum trat eine solche Konstellation nur drei Tage lang auf, und zwar zwischen dem 2. und dem 6. Simanu in Nabonids erstem vollen Jahr (31. Mai bis 4. Juni 555 v.u.Z.), und in dieser Zeit waren auch die genannten Fixsterne wirklich am Abendhimmel sichtbar".
Damit wird Nabonids Regierungszeit wieder einmal mittels astronomischer Datierung fixiert und seine 17jährige Regierungszeit erneut bestätigt.
Nabonid sagt in mehreren seiner Königsinschriften (Stelenfrgm. 111,1, und XI, Nabon. H l, B, und Zyl. III, 2), die Götter Marduk und Sin hätten ihm in seinem Antrittsjahr in einem Traum befohlen, den Tempel Echulchul in Harran wieder aufzubauen.
Im Zusammenhang damit liefert der hier behandelte Text (Nabon. No. 8) eine sehr interessante Information:
"Was den Tempel Echulchul in Harran betrifft, der 54 Jahre in Trümmern lag - diese Heiligtümer wurden von den Manda-Horden verwüstet -, so war die Zeit herangerückt, die von den Göttern bestimmt war, der Zeitpunkt, sie zu besänftigen nach 54 Jahren, daß Sin zu seiner Stätte zurückkehren sollte".
Der Zeitpunkt der Zerstörung des Tempels Echulchul in Harran durch die "Manda-Horden" ist uns aus zwei verschiedenen zuverlässigen Quellen bekannt:
aus der babylonischen Chronik B. M. 21901
und der Inschrift Nabon. H l, B, aus Harran.
In der Chronik wird gesagt, daß im 16. Jahr Nabopolassars, im Monat Marcheswan, "die Umman-manda (die Meder), (die) dem König von Akkad (zu Hilfe) gekommen waren, ihre Armeen vereinigten und gegen Harran vorgingen...
Der König von Akkad kam nach Harran und ... nahm die Stadt ein.
Die riesige Beute aus der Stadt und dem Tempel nahm er mit sich".
Dasselbe sagt die Stele Nabon. H l, B:
"Doch im 16. Jahr Nabopolassars, König in Babylon, erzürnte Sin, der König der Götter, über seine Stadt und seinen Tempel und zog sich in den Himmel zurück. Die Stadt und die Menschen in ihr wurden verwüstet".

Daraus wird ersichtlich, daß Nabonid die 54 Jahre vom 16. Jahr Nabopolassars bis zum Beginn seiner eigenen Herrschaft zählte, als die Götter ihm auftrugen, den zerstörten Tempel wieder aufzubauen.
Dies stimmt hervorragend mit den Zahlen überein, die Berossos und der Ptolemäische Kanon über die neubabylonischen Herrschaftszeiten nennen.
Da Nabopolassar 21 Jahre regierte, verblieben von seinem 16. Jahr bis zum Ende seiner Herrschaft noch fünf Jahre.
Danach regierte Nebukadnezar 43 Jahre, Ewil-Merodach zwei und Neri-glissar vier Jahre, bevor Nabonid die Herrschaft antrat (die wenigen Monate der Herrschaft Labaschi-Marduks kann man vernachlässigen).
Zählt man diese Regierungsjahre zusammen (5 + 43 + 2+ 4), so erhält man 54 Jahre, genau wie Nabonid es auf seiner Stele sagt.
Wenn, wie bereits bewiesen, Nabonids erstes Jahr 555/554 v.u.Z. war, dann muss Nabopolassars 16. Jahr 610/609 und sein erstes Jahr 625/624 v.u.Z. gewesen sein. Nebukadnezars erstes Jahr war dann 604/603 v.u.Z. und sein 18. Jahr, in dem er Jerusalem zerstörte, war 587/586 v.u.Z.

Alle diese Daten stimmen vollständig mit denen überein, die man aus der Königsliste des Ptolemäischen Kanons und aus den Angaben Berossos' errechnet.
Folglich kann man mit Hilfe nur dieser Stele allein bereits die Dauer der ganzen neubabylonischen Epoche ermitteln.
Sie legt die Herrschaft Nabonids durch astronomische Angaben fest und nennt die Gesamtherrschaftszeiten aller Könige des neubabylonischen Reiches vor Nabonid.
Die Beweiskraft dieser Texte, die aus der Zeit des neubabylonischen Reiches selbst stammen, kann gar nicht genug betont werden.

3. Um zu belegen, wie bruchstückhaft die historischen Quellen aus Babylon sind, zitiert das Buch Hilfe zum Verständnis der Bibel aus einer Inschrift der Mutter Nabonids auf einer Stele, die 1906 von H. Pognon bei Eski Harran entdeckt wurde.
Diese Stele, von C. J. Gadd als Nabon. H l, A bezeichnet, wurde 1947 von Professor B. Landsberger beschrieben und befindet sich heute im Archäologischen Museum von Ankara.
Die Inschrift enthält unter anderem die biographischen Daten der Mutter Nabonids von der Zeit Assurbanipals bis zum 9. Jahr Nabonids (ihrem Todesjahr) und nennt die Dauer der Herrschaft jedes neubabylonischen Königs (natürlich außer der Nabonids).
Leider ist dieser Teil des Texts beschädigt; die einzigen Zahlen, die man lesen kann, sind die 43 Jahre der Herrschaft Nebukadnezars und die vier Jahre Neriglissars.

Der oder die Autoren dieses Artikels in Hilfe zum Verständnis der Bibel wussten offensichtlich nichts davon, dass im August und September 1956 Dr. D. S. Rice bei Harran drei weitere Stelen ausgegraben hatte, von denen eine haargenau dieselbe Inschrift wie die 1906 entdeckte trug!

Im Jahr 1958 veröffentlichte C. J. Gadd eine Übersetzung dieser Inschrift.
Diejenigen Textstellen, die die chronologischen Angaben enthielten, waren zum Glück nicht beschädigt.
Der Teil, auf den Hilfe zum Verständnis der Bibel sich bezieht, lautet gemäß der neuen Inschrift, Nabon. H l, B folgendermaßen:

Vom 20. Jahr Assurbanipals, des Königs von Assyrien, in dem ich geboren wurde, bis zum 42. Jahr Assurbanipals, dem 3. Jahr Assur-etillu-ilis, seines Sohnes, dem 21. Jahr Nabopolassars, dem 43. Jahr Nebukadnezars, dem 2. Jahr Awel-Marduks, dem 4. Jahr Neriglissars, in 95 Jahren des Gottes Sin, des Königs der Götter des Himmels und der Erde ...".
Weiter unten wird das lange Leben der Königin Adda-Guppi insgesamt zusammengefasst:
Von der Zeit Assurbanipals, des Königs von Assyrien, bis zum 9. Jahr Nabonids, des Königs von Babylon, meines Sohnes, der Frucht meines Schoßes, 104 Jahre des Glücks, mit der Ehrerbietung, die Sin, der König der Götter, in mich gelegt hat, ließ er mich blühen, mein eigentliches Selbst.
Die Königin starb im 9. Jahr Nabonids, und in der letzten Spalte der Inschrift wird die Trauer über die verstorbene Mutter beschrieben.
Interessanterweise steht in der Chronik des Nabonid (B. M. 35382) dasselbe:
"Neuntes Jahr:... Im Monat Nisanu, am 5. Tag, starb die Mutter des Königs in Dur-karashu, das an den Ufern des Euphrat oberhalb von Sippar liegt".
In dieser Königsinschrift werden die Herrschaftszeiten aller neubabylonischen Könige angegeben, von Nabopolassar bis zum 9. Jahr Nabonids, und diese Zeitspannen stimmen mit dem Ptolemäischen Kanon genau überein.
Diese Tasache ist sehr bedeutsam, denn die Bestätigung stammt von einer Zeugin aus der Zelt all dieser neubabylonischen Könige, die mit ihnen allen eng vertraut war!

Zehntausende von Urkunden aus Handel und Verwaltung sind uns erhalten geblieben aus der neubabylonischen Zeit, alle datiert mit Tag, Monat und Regierungsjahr des amtierenden Königs.

So liegen uns aus jedem Jahr dieser Epoche Hunderte von Tafeln vor.
Mit ihrer Hilfe lässt sich deshalb die Dauer der Regierungszeit eines jeden Königs, bisweilen auf den Tag genau, ermitteln.
In hervorragender Weise lässt sich das anhand der Tausende von Tafeln aus dem Archiv des Bankhauses "Egibi und Söhne" nachweisen.
Belege für die 20 Jahre, die nach der Chronologie der Wachtturm-Gesellschaft nötig sind, da von ihr die Zerstörung Jerusalems für 607 v.u.Z. angegeben wird, fehlen gänzlich.
Bei diesen Tafeln aus Handel und Verwaltung handelt es sich um Originalurkunden, die aus der neubabylonischen Zeit selbst stammen, wodurch diese Beweislinie so außerordentlich an Kraft gewinnt.
Diese Quellen verweisen eindeutig auf 587/586 v.u.Z. als Nebukadnezars 18. Jahr, in dem er Jerusalem verwüstete.

Jerusalem fiel im 18/19 Regierungsjahr Nebukadnezars (Jeremia 52:12; 2. Könige 25:1-4; 2. Chronika 26:11,19)

Wann begann Nebukadnezar zu regieren?

539 v.u.Z wurde Nabonid als letzter Babylonischer Herrscher besiegt.
Nabonit Regierte 17 Jahre (Einsichten Band 2 Seite 406 Nabonid)
Nabonit begann somit 556 v.u.Z zu Regieren
Vor ihm regierte nur 9 Monate im Jahr 556 v.u.Z Labashi Marduk (WT 65 1.3.157 und Babylon die Große ist gefallen Seite 178/179)
Vier Jahre Regierte Neriglissar von 560 bis 556 v.u.Z (WT 65 1.3.157 und Babylon die Große ist gefallen Seite 178/179)
Ewil-Merodak regierte 2 Jahre von 562 bis 560 v.u.Z (WT 65 1.3.157 und Babylon die Große ist gefallen Seite 178/179)
Nebukadnezar regierte 43 Jahre (Einsichten Band 2 Seite 441 Nebukadnezar)
Von 605 v.u.Z bis 562 v.u.Z
Wenn Nebukadnezar demnach 605 v.u.Z zu Regieren begann war das 18/19te Jahr das Jahr 587 v.u.Z und nicht 607. 607 v.u.Z war Nebukadnezar noch nicht an der Macht.

Übersicht:
1. Nebukadnezar 43 Jahre 605 - 562 v.u.Z.
2. Ewil-Merodach 2 Jahre 562 - 560 v.u.Z.
3. Neriglissar 4 Jahre 560 - 556 v.u.Z.
4. Labashi Marduk ca. 3-9 Monate 556 v.uZ
5. Nabonid 17 Jahre 556 - 539 v.u.Z.


Darüber hinaus:
Es gibt keinen Beweis für das Datum 607 v. u. Z.

In dem Wachturm vom 1. Mai 1969, Seite 280 heißt es noch:
„Über die letzten dreiunddreißig Jahre der Regierung Nebukadnezars zum Beispiel sind bis heute noch keine geschichtlichen Aufzeichnungen zutage gefördert worden...“
1981 sprach man bereits in dem Buch Dein Königreich komme S. 186 im Anhang von tausenden von Dokumenten.
Heute hat man 10.000de von Dokumenten.

Heute kann man nahezu Taggenau die Regentschaftsjahre der kurzen 70 jährigen Babylonischen Weltherrschaft nachvollziehen.

Gäbe es einen Beweis für 607 wäre dieser mit Kapelle und Feuerwerk in unserer Literatur veröffentlicht.

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Als wir vom Dachboden hinuntergingen, hielten wir uns ganz fest an Großpapas Hand, um ihm zu zeigen, wie sehr wir seine Weisheit und Leitung schätzten.

Es wurde Abend es wurde morgen der achte Tag.



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