Re:Nora und das Sklavenmädchen Lit-ka-idi


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von anonym am 04. November 2005 21:51:37:

Als Antwort auf: Re:Nora und das Sklavenmädchen Lit-ka-idi geschrieben von Pritt Uhu am 04. November 2005 14:23:54:

Hallo Pritt Uhu

************** 1 **************

Wir leben in der Zeit des Endes.

(1. Petrus 4:7) Das Ende aller Dinge aber hat sich genaht. Seid daher gesunden Sinnes, und seid wachsam im Hinblick auf Gebete.

(Jakobus 5:7,8) Übt daher Geduld, Brüder, bis zur Gegenwart des Herrn. Seht! Der Landwirt wartet die köstliche Frucht der Erde ab und übt Geduld ihretwegen, bis er den Frühregen und den Spätregen erhält. Übt auch ihr Geduld; befestigt euer Herz, denn die Gegenwart des Herrn hat sich genaht.

(Römer 13:11,12) [Tut] dies auch, weil ihr die besondere Zeit erkennt, dass die Stunde für euch schon da ist, aus dem Schlaf zu erwachen, denn jetzt ist unsere Rettung näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt; der Tag hat sich genaht. Lasst uns daher die Werke, die zur Finsternis gehören, ablegen, und lasst uns die Waffen des Lichts anlegen.

(Hebräer 9:26) Sonst hätte er von Grundlegung der Welt an oftmals leiden müssen. Nun aber hat er sich beim Abschluss der Systeme der Dinge ein für allemal offenbar gemacht zur Beseitigung der Sünde durch das Opfer seiner selbst.

(Mathäus 3:1,2) In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und predigte in der Wildnis von Judäa, indem er sprach: „Bereut, denn das Königreich der Himmel hat sich genaht.“

(Mathäus 4: 17) Von dieser Zeit an fing Jesus an zu predigen und zu sagen: „Bereut, denn das Königreich der Himmel hat sich genaht.“

(Mathäus 10:7) Während ihr hingeht, predigt, indem ihr sagt: ‚Das Königreich der Himmel hat sich genaht.‘

(Markus 14,15) Nachdem nun Johannes in Haft genommen worden war, ging Jesus nach Galiläa, predigte die gute Botschaft Gottes und sprach: „Die bestimmte Zeit ist erfüllt, und das Königreich Gottes hat sich genaht. Bereut und glaubt an die gute Botschaft.“

(Lukas 10:9) und heilt darin die Kranken und sagt ferner zu ihnen: ‚Das Königreich Gottes hat sich euch genaht.‘

(Lukas 10:11) Trotzdem behaltet dies im Sinn, dass sich das Königreich Gottes genaht hat.‘

(Offenbarung 1:3) Glücklich der, der laut liest, und diejenigen, die die Worte dieser Prophezeiung hören und die darin geschriebenen Dinge halten; denn die bestimmte Zeit ist nahe.

Jeder der sagt das Ende aller Dinge hat sich genaht hat Recht.

Jedoch im Sinne von „möglicherweise noch 2000 Jahre“.

Sollte ich den morgigen Tag nicht erleben, dauert das Ende für mich keine 24 Stunden mehr.
Und höchstens 70 wen in Kraft 80 Jahre.

Das bedeutet das man, egal welche Jahreszahl, seid Jesu Taufe im Zusammenhang mit der Zeit des Endes bringt, damit immer Recht hat.
Er bestätigt zwar eigentlich nur das, was schon seid Johannes dem Täufer gilt, aber vom Grundsatz liegt man damit natürlich nicht verkehrt.

************** 2 **************

Wenn zwei Menschen sich kennen lernen und beschließen zusammen zu leben findet sich bestimmt in der Verwandtschaft jemand der sagt „dass das mit den beiden nie gut geht“.

Selbst wen er sagt: „das halten die keine 2 Jahre aus“ wird er auch nach einer Scheidung nach vier Jahren noch sagen können „das habe ich doch gleich gesagt“.

Wie lange muss das jungvermählte paar also zusammen sein um am Schluss sagen zu können das der Miesepeter in der Verwandtschaft unrecht hatte?

Wir sprechen von Gefühlen.

Was Du hier ansprichst ist ein zentrales Argument für 1914: das „Gefühlte Ende“.

Es fallen Sätze wie:
„Das Ende muss doch jetzt kommen“.
„Die Zeichen des Endes können wir jetzt doch sehen“.
„Wie „Endzeitiger“ muss es den noch werden“ etc.

So richtig und so falsch diese „Gefühlte Endzeit“ auch sein mag, so bedeutend der erste Weltkrieg auch gewesen sein mag, es ist kein Beweis dafür das die Zeit des Endes mit der Jahreszahl 1914 „Endzeitiger“ geworden ist.
Ich komme später noch einmal darauf zurück.

Wie oben bereits gesagt lebten wir 1913 und 1915 genauso in der Zeit des Endes.
So weit so harmlos.

Wie ernst bzw. wie dringend nehmen wir jedoch unseren heutigen Begriff „binnen kurzen“.

Dein Gefühl hat Dich schon längst DIESE ART Zeit des Endes richtig einordnen lassen.

Beweise?

Richtest Du im Alltag Dein Leben danach tatsächlich aus?

Vor 1975 haben viele Brüder keine Lebensversicherung mehr Abgeschlossen weil dies ein Beweis für einen Mangel an Glauben gewesen wäre.
War ein Ältester Versicherungsvertreter wurden von ihm erwartet das er an Brüder keine Versicherungen verkauft da sie diese nicht mehr erleben würden.
Ehepaare verzichteten auf Kinder (wehe den Schwangeren…).
Es gab Brüder die ihr Haus verkauften weil sie in der verbleibende Zeit gut von dem Erlös leben konnten.
Kinder ließ man keine langfristigen Schulausbildungen einschlagen.
Etc. etc.

Wir Verkünden zwar die Dringlichkeit des Endes.
Wachtturmstudium (WT 1.10.2005) vom Sonntag „Wacht beharrlich“ und eine Woche später „Schulausbildung“…
Aber setzt Du dies in Deinem reellen Leben um?

Das der Ruf „ein Wolf! Ein Wolf“ von uns zu recht nicht mehr ernst genommen wird, lässt sich reell begründen.
Nicht nur weil 1914 auf einer falschen Berechnung beruht sondern auch weil das Gefühlte Ende kein Beweis für 1914 sein kann.

Wäre ein „Gefühltes Ende“ ein Beweis für eine Jahreszahl wäre die Liste der „falsch gefühlten Ende“ lang.

Du meinst ich spiele auf unsere falschen Jahreszahlen an?

Mit nichten.

Joachim von Floris Veröffentlichte 1195 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 1-1260

Arnold von Villanova Veröffentlichte 1300 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für ca. 74-1364

Walter Brüte Veröffentlichte 1393 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 134-1394

Martin Luther Veröffentlichte 1530 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 38-1328

A. Osiander Veröffentlichte 1545 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 412-1672

J. Funck Veröffentlichte 1558 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 261-1521

G. Nigrinus Veröffentlichte 1570 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 441-1701

Aretius Veröffentlichte 1573 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 312-1572

John Napier Veröffentlichte 1593 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 316-1576

D. Pareus Veröffentlichte 1618 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 606-1866

J. Tilinghast Veröffentlichte 1655 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 396-1656

J. Artopaeus Veröffentlichte 1665 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 260-1520

Cocceius Veröffentlichte 1669 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 292-1552

T. Beverley Veröffentlichte 1684 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 437-1697

P. Jurieu Veröffentlichte 1687 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 454-1714

R. Fleming jun. Veröffentlichte 1701 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 606-1848

William Whiston Veröffentlichte 1706 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 606-1866

Daubuz Veröffentlichte 1720 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 476-1736

J. Ph. Petri Veröffentlichte 1768 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 587-1847

Lowman Veröffentlichte 1770 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 756-2016

John Gill Veröffentlichte 1776 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 606-1866

Hans Wood Veröffentlichte 1787 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 620-1880

J. Bicheno Veröffentlichte 1793 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 529-1789

Fräser Veröffentlichte 1795 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 756-1998

George Bell Veröffentlichte 1796 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 537-1797

Edward King Veröffentlichte 1798 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 538-1798

Galloway Veröffentlichte 1802 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 606-1849

W. Haies Veröffentlichte 1803 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 620-1880

W. Cunninghame Veröffentlichte 1813 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 533-1792

G. S. Faber Veröffentlichte 1814 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 606-1866

J. H. Frere Veröffentlichte 1815 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 533-1792

Lewis Way Veröffentlichte 1818 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 531-1791

W. C. Davis Veröffentlichte 1818 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 588-1848

J. Bayford Veröffentlichte 1820 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 529-1789

JohnFry Veröffentlichte 1822 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 537-1797

John Aquila Brown Veröffentlichte 1823 die Deutung über die 1260 Jahr Tage für 622-1844

John Aquila Brown: The Even-Tide Veröffentlichte 1823 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 604-1917

Wm. Cunninghame Veröffentlichte 1827 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 728-1792

H. Drummond: Veröffentlichte 1827 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 722-1798

G.S.Faber Sacred Calendar of Proph. Veröffentlichte 1828 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 657-1864

Alfred Addis: Heaven Opened Veröffentlichte 1829 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 680-1840

Will. Digby Veröffentlichte 1831 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 723-1793

W.A.Holmes: Thc Time of thc End Veröffentlichte 1833 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 685-1835

M. Habershon: A Dissertation ... Veröffentlichte 1834 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 677-1843

John Fry: Unfulfüled Prophecies ... Veröffentlichte 1835 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 677-1843

Will.W.Pym: A Word of Warning ... Veröffentlichte 1835 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 673-1847

William Miller First Report of the General Conference Veröffentlichte 1842 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 677-1843

Th. R. Birks: First Elements of Sacred Prophecy Veröffentlichte 1843 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 606-1843

Wm.Cunninghame: The Fulfilling Veröffentlichte 1847 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 606-1847

J. H. Frere:Great Continental Revol. 1848 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 603-1847

E. Bickersteth: A Scripture Help Veröffentlichte 1850 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 727-1793 und 602-1918 und 677-1843

E.B.Elliott: Horae Apocalypticae, Veröffentlichte 1851 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 727-1793

(ohne Angabe): The Watch Tower Veröffentlichte 1856 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 727-1793

R.C.Shimeall: Our BiWe Chrondogj Veröffentlichte 1859 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 652-1868

J.S.Phillips: The Rainbow (1. März) Veröffentlichte 1865 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 652-1867

"J.M.N.": " Veröffentlichte 1865 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 658-1862 und 647-1873

W. Farran " Veröffentlichte 1865 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 654-1866

Joseph Baylee:Times of the Gentiles Veröffentlichte 1871 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 623-1896

"P.H.G.":QuartJourn.of Proph. Veröffentlichte 1871 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 652-1868 und 649-1871

Edward White: Our Hope Veröffentlichte 1874 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 626-1894

N.H.BARBOUR: HERALD OF THE MORNING Veröffentlichte 1875 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 606-1914

C.T.RUSSELL: BIBLE EXAMINER Veröffentlichte 1876 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 606-1914

E.H.Tuckett: The Rainbow Veröffentlichte 1877 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 651/650-1869/1870

U M.P.Baxter: Forty Corning Wonders Veröffentlichte 1880 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 620-1900

H.G.Guinness:Light for the Last Days Veröffentlichte 1886 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 606-1915 und 604-1917 und 598-1923 und 587-1934

W.E.Blackstone: The Weekly Evangel Veröffentlichte 1916 die Deutung über die 2520 Jahr Tage für 606-1915 und 595-1926 und 587-1934

Von Martin Luther bis Russel - Hinter jeder dieser Namen steht eine Geschichte – eine „Gefühlt Endzeit“

„Gefühlte Endzeit“ ist kein Beweis für die Jahreszahl 1914.

Rutherford selber sagte das Bibelforscher dazu neigen zu jedem imposanten Ereignis drei Prophezeiungen in der Bibel zu finden.

Wachtturm 15.März 1925 Seite 88 Absatz 51:
Es scheint eine Schwäche vieler Bibelforscher zu sein, dass, wenn sie einen zukünftigen Zeitpunkt in der Bibel entdecken, sie sofort so viele Prophezeiungen wie möglich auf dieses Datum konzentrieren.

************** 3 **************

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War das denn ein Blindtreffer?
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Enttäuschte Erwartungen - das Unrichtige zur richtigen Zeit?

Pastor Russells eigentliche Voraussagen für 1914 haben sich, wie Du schon richtig sagtest, nicht erfüllt.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs herrschten immer noch die Heiden und nicht das Königreich Christi, und das Jerusalem in Palästina wurde noch immer von den Heiden niedergetreten.

Offenbar konnte die Zeitangabe nicht gestimmt haben.
Doch es war keine leichte Sache, diesen einfachen Schluss zu ziehen.

Außerdem war ja etwas eingetreten: der Erste Weltkrieg.

So meinte man, der Zeitpunkt sei doch der richtige gewesen.
Russells Nachfolger glaubten, sie hätten "das unrichtige Ereignis zur richtigen Zeit" erwartet.

Nach und nach entstand ein neues Bild vom Ablauf der Endzeit.
Der Weltkrieg mit den vielen darauf folgenden Krisen wurde nun lediglich als der Beginn des Sturzes der Heidennationen betrachtet:

Wachtturm Juli 1922 Seite 105-106:
Gott gewährte den Nationen eine art Pacht der Herrschaft für 2520 Jahre, welche im August 1914 ablief.
Dann kam der Besitzer, der rechtmäßige Herrscher (Hesekiel 21:27), und begann die Austreibung vorzunehmen.
Es war nicht zu erwarten, dass er plötzlich alles aus dem Dasein schaffen würde, denn das ist nicht die Art der Handlung des Herrn, sondern es war zu erwarten, dass er die streitenden Elemente überwaltete und diese veranlasste, die gegenwärtige Ordnung zu stürzen und dass, während dieses geschieht, seine treuen Nachfolger unter seiner Leitung ein weltweites Zeugnis geben würden.

Im Jahr 1922 aber wurde der Beginn dieses Vorgangs auf 1914 verlegt, und den Sturz der weltlichen Nationen erwartete man für die nahe Zukunft.

J- F. Rutherford legte diese neue Ansicht auf dem Kongress in Cedar Point vom 5. bis 13. September 1922 in seinem Vortrag "Das Königreich der Himmel ist nahe gekommen" dar.
Drei Jahre später wurde im Wachtturm vom 15. April 1925 in dem Artikel "Die Geburt der Nation" eine neue Auslegung von Offenbarung 12 vorgestellt, die mit dem neuen Verständnis der Aufrichtung von Gottes Königreich in Einklang war und besagte, dass das Königreich 1914 im Himmel "geboren" worden sei.

Jesus Christus "nahm seine große Macht an sich und begann seine Herrschaft: die Nationen wurden zornig, und der Tag des Zornes Gottes begann. (Hesekiel 21:27; Offenbarung 11:17, 18)".

Doch wie stand es mit dem Niedertreten Jerusalems durch die Heiden?

Im Herbst 1914 hatte die Verfolgung der Juden in aller Welt praktisch aufgehört, und Pastor Russell sah darin eine Bestätigung seiner Ansicht, die Heidenzeiten seien zu Ende, wenn auch Jerusalem immer noch durch eine heidnische Macht, das türkische Reich, besetzt wurde.
Doch im Dezember 1917, über ein Jahr nach Russells Tod, geschah etwas Bemerkenswertes.
Am 17. Dezember 1917 nahm der britische General Allenby Jerusalem ein und beendete damit die sieben Jahrhunderte türkischer Besatzung.
Dieses Ereignis wurde als herausragendes Zeichen der Zeit angesehen.

Dieses Ereignis wurde von christlichen Kommentatoren mehrerer Denominationen als Zeichen der Zeit angesehen.
Man erinnerte sich, dass John A. Brown schon 1823 in seinem Buch The Even-Tide das Ende der "sieben Zeiten" für 1917 ansetzte.
Seiner Ansicht nach sollte 1917 "die volle Herrlichkeit des Königreichs Israel vollendet" sein (Band l, S. xliii f.).
Auch Grattan Guinness wies auf 1917 als ein höchst bedeutendes Datum hin:
"Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß diejenigen, die das Jahr 1917 erleben, eines der bedeutendsten, vielleicht das bedeutendste Jahr der abschließenden Krisenjahre mitmachen" (Light for the Last Days. London 1886, S. 342-346).
In Kenntnis dieser Vorhersagen veröffentlichten acht namhafte Geistliche, darunter Dr. G. Campbell Morgan und Dr. G. B. Meyer, ein Manifest, das weltweit verbreitet wurde und in dem es hieß:

"1. Dass die gegenwärtige Krise auf das Ende der Zeiten der Heiden hinweist ... [und]
5. Dass sich alle menschlichen Wiederaufbaupläne dem zweiten Kommen unseres Herrn unterordnen müssen, denn dann werden alle Nationen seiner Herrschaft unterstehen ..." (Current Opinion, Februar 1918).

Obwohl dieses Manifest in den Wachtturm-Publikationen mehrfach als Stütze des Datums 1914 zitiert wurde, hatte man es in Wahrheit zur Stützung des Datums 1 9 1 7 (!) herausgegeben, und zwar aus Anlass der "Befreiung" Jerusalems in jenem Jahr.

Durch die Befreiung Jerusalems von den Türken 1917 und die so genannte Balfour-Deklaration vom 2. November 1917, in der die britische Regierung ihre Unterstützung der Rückkehr der Juden nach Palästina erklärte, wuchs die Zahl jüdischer Einwanderer nach Palästina schlagartig an.
Zwischen Oktober 1922 und Frühjahr 1929 stieg die Zahl der jüdischen Einwohner Palästinas von 83 794 auf 165 000 an.

Als Folge davon veröffentlichte J. F. Rutherford 1929 das Buch Leben, eine einzige lange Beweisführung, dass Jesus in Lukas 21 die Rückkehr der Juden nach Palästina mit Ablauf der Heidenzeiten vorausgesagt hatte und dass die Einwanderung der Juden in Palästina nach 1914 die Erfüllung dieser Prophezeiung sei.

Doch kurz nach Veröffentlichung des Buches Leben wurde diese ganze Idee fallengelassen.

Die Rückkehr der Juden ins Verheißene Land galt nun nicht als Erfüllung biblischer Prophezeiungen (Rechtfertigung Band 2 S. 258-259 und 267-268).

Von 1931 an wurden diese Vorhersagen auf das geistige Israel angewendet.

Als logische Folge davon konnte sich das Ende des Niedertretens Jerusalems nicht mehr auf die buchstäbliche Stadt Jerusalem beziehen:

Wachtturm 1.1.1950 Seite 11:
Die gegenwärtige Stadt Jerusalem drüben in Palästina ist nicht die Stadt des großen Königs, Jehovas Gottes, auch wenn die Christenheit gewisse Stätten dort als "heilig" bezeichnet.
Jene Stadt ist dazu verurteilt, am Ende dieser Welt vernichtet zu werden.
Das wahre Jerusalem jedoch wird als die Hauptstadt der universellen Organisation Jehovas immerdar bestehen. ...
Über dieses wahre Jerusalem ist Jesus Christus der "König der Könige und Herr der Herren".
Am Schlusse der Heidenzeiten im Jahre 1914 wurde er als amtierender Herrscher in der "Stadt des großen Königs", Jehovas, auf den Thron erhoben.
So erhob sich denn die Theokratische Herrschaft, nachdem sie 2520 Jahre lang durch die Heidenmächte unterbrochen gewesen war, über die Erde wieder zur Macht im Neuen Jerusalem, um nie mehr von den Heiden zertreten zu werden.

Was war denn dieses "Neue Jerusalem" genau?

Im Buch "Dein Wille geschehe auf Erden" wird auf Seite 94 erklärt:
Das Jerusalem, das im Jahr 607 v. Chr. gestürzt wurde, repräsentierte Gottes Königreich, weil sich der vorbildliche Thron Jehovas, auf dem der Gesalbte Jehovas als sein König saß, dort befand.
Ebenso repräsentiert das Jerusalem, das von den weltlichen "Nationen zertreten" wird, das Königreich Gottes....
Demnach würde nach Ablauf der Zeit, in der Jerusalem zertreten wird, also nach der vollständigen Erfüllung oder dem Ablauf der "bestimmten Zeiten der Nationen", das symbolische Jerusalem, nämlich Gottes Königreich, wiedererstehen.

Das Ende des Niedertretens Jerusalems wurde also als die Einsetzung Jesu Christi auf Jehovas Thron im himmlischen Jerusalem im Jahr 1914 gedeutet.

Siehe dazu auch Babylon die Große ist gefallen S. 453 / Hilfe zum Verständnis der Bibel Seite 95 / Die Nationen sollen erkennen dass ich Jehova bin Seite 233-236.

Doch dieser Wechsel vom irdischen zum himmlischen Jerusalem warf andere Fragen auf, die bis heute ohne befriedigende Antwort geblieben sind.

************** 4 **************

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Viele Historiker beschreiben die Zeit als den Anfang der Moderne.
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Historiker sprechen zwar von einem Wendepunkt.

Sie sagen aber nicht das Jesus hier Inthronisiert wurde.

Sie würden Dir in dem Zusammenhang mit dem Du sie verwendest entschieden widersprechen.

Genau genommen sagen selbst wir dies nicht mehr so ausschließlich.

Wann wurde nun Jesus Christus inthronisiert?

Auch Heute noch wird in den Veröffentlichungen der Wachtturm-Gesellschaft unablässig betont, im Jahr 1914 am Ende der Heidenzeiten sei Jesus Christus im Himmel "inthronisiert" und sein Königreich "aufgerichtet" worden.

Es gibt aber mehrere Bibelstellen, aus denen klar hervorgeht, dass Jesus Christus bereits nach seiner Auferstehung im Jahr 33 u.Z. inthronisiert wurde.

So sagt Jesus in seiner Offenbarung an den Apostel Johannes (möglicherweise um 96 u.Z.):
"Wer siegt, dem will ich gewähren, sich mit mir auf meinen Thron zu setzen, so wie ich gesiegt und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe" (Offenbarung 3:21).

Mit der Auferstehung Jesu begann sich gemäß Hebräer 10:12,13 der Text aus Psalm 110:1 zu erfüllen.

Paulus hebt die machtvolle Position, die Jesus seit 33 u.Z. innehat, in Epheser 1:20-23 deutlich hervor:
... als er [Jehova] ihn von den Toten auf erweckte und ihn in den himmlischen Örtern zu seiner Rechten setzte, hoch über jede Regierung und Gewalt und Macht und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht nur in diesem System der Dinge, sondern auch in dem künftigen. Auch hat er alle Dinge seinen Füßen unterworfen und hat ihn zum Haupt über alle Dinge für die Versammlung gemacht, welche sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt.

Das stimmt überein mit dem, was Jesus seinen Jüngern nach seiner Auferstehung sagte:

"Mir ist alle Gewalt im Himmel und auf der Erde gegeben worden" (Matthäus 28:18).

In den letzten Jahren haben auch die Wachtturm-Veröffentlichungen hervorgehoben, daß die Königreichsherrschaft wirklich im Jahr 33 u.Z. begann.

Zum Beispiel heißt es bereits schon in dem Werk Hilfe zum Verständnis der Bibel darüber:
Als Jesus 40 Tage nach seiner Auferstehung in den Himmel auffuhr,
begannen seine Jünger zu verstehen, dass sein Königreich ein
himmlisches Königreich sein würde. Zehn Tage später, zu Pfingsten
des Jahres 33 u.Z., erhielten sie den Beweis dafür, dass er "zur Rechten
Gottes erhöht worden" war, da er den heiligen Geist auf sie ausgoss ...
Da Christus jetzt zur Rechten seines Vaters saß und das Haupt der
Versammlung war, kann kein Zweifel darüber bestehen, dass er von
Pfingsten des Jahres 33 u.Z. an als König über sie regierte (Eph. 5:23;
Heb. 1:3; Phil. 2:9-ll).

Demzufolge sitzt Jesus Christus seit dem Jahr 33 u.Z. als gesetzmäßiger
Erbe des Throns Davids auf dem Thron Jehovas im himmlischen
Jerusalem und herrscht über das geistige Israel, so wie die Könige von
David bis Zedekia auf dem "Thron Jehovas" im irdischen Jerusalem saßen
und über das fleischliche Israel regierten.

--!--

Wie aber kann man dann behaupten, "Jerusalem" - verstanden als das Königreich Gottes- sei noch bis 1914 von den Heiden niedergetreten worden?

--?--

Die Heidennationen konnten natürlich nicht "in den Himmel hinaufsteigen" (Johannes 3:13), um Jesu Herrschaft nach Pfingsten 33 u.Z. zu unterbinden.

Auch kann sich das Niedertreten "Jerusalems" nicht auf die Verfolgung des geistigen Israel beziehen, oder die des noch im Fleisch befindlichen Überrests der Königreichserben mit Christus, denn deren Verfolgung hörte mit dem Jahr 1914 nicht auf.

--!--

Diejenigen Zeugen Jehovas, die sich zu der "himmlischen" Klasse zählen, standen seit 1914 unter sehr starker Verfolgung, vor allem während der beiden Weltkriege.

Was aber bedeutete dann das Niedertreten "Jerusalems", und in welchem Sinne hörte es 1914 auf?


Unsere offizielle Erklärung, ist dazu völlig unzureichend:

Die Herrschaft Christi von 33 u.Z. bis 1914 wird als passive Herrschaft angesehen.

Er herrschte lediglich über seine Versammlung, ansonsten wartete er, "bis seine Feinde als ein Schemel für seine Füße hingelegt würden" (Hebräer 10:13; Psalm 110:1).
Doch 1914 ist das "Königreich der Welt ... das Königreich unseres Herrn und seines Christus geworden" (Offenbarung 11:15).
Von jener Zeit an ging Jesus gegen seine Feinde vor, als erstes gegen Satan und die Dämonen; diese "werden besiegt und in den irdischen Bereich hinab geworfen".

Dies war ein "Wehe der Erde und dem Meer, weil der Teufel zu euch hinab gekommen ist und große Wut hat, da er weiß, dass er nur eine kurze Frist hat" (Offenbarung 12:12).

Dieses "Wehe" soll mit dem Ersten Weltkrieg begonnen haben, auf den Hungersnot, Erdbeben, Gesetzlosigkeit und weiteres mehr folgten, alles Teil des Zeichen der "Gegenwart" (parousia) Christi seit 1914 (Matthäus 24:3-22).

Könnte man den Hinauswurf Satans und seiner Dämonen aus dem Himmel als das Ende des Niedertretens "Jerusalems" durch die Nationen ansehen?

Mit dieser Lösung hat man es im Wachtturm vom 1. Januar 1950, Seite 11, versucht: "Der Teufel und seine Dämonen erwiesen sich als außerstande, das himmlische Neue Jerusalem zu zertreten, ja wurden selbst unter die Füße des Königs gelegt. - Off. 12:1-13."

Damit würden aber Satan und seine Dämonen mit den Heidennationen identisch, die das "Neue Jerusalem" bis 1914 niedertraten.

Der größte Haken an dieser Deutung ist, dass das Wort für "Heidennationen" (etkne) überall in der Bibel gebraucht wird, um die Nationen der Erde von den Juden zu unterscheiden.

Das ist offenbar auch der Grund, weshalb man heute die Heidennationen nicht mehr mit Satan und seinen Dämonen gleichsetzt.

--!--

Die Frage, in welchem Sinne dann das Niedertreten Jerusalems durch die Nationen 1914 aufhörte, bleibt weiter unbeantwortet.

Weiter erhebt sich die Frage, wie man sagen kann, das "Königreich der Welt" (Offenbarung 11:15) sei 1914 das Königreich Christi geworden, wenn doch vom Standpunkt der Menschen aus sich überhaupt nichts geändert hat.

Die Heidennationen haben nach 1914 genauso weiter geherrscht, wie sie es schon immer getan haben.

Es sieht also ganz danach aus, als sei "das Königreich der Welt" im Jahr 1914 nicht "das Königreich unseres Herrn und seines Christus" geworden.
Diese Worte aus Offenbarung 11:15 beziehen sich anscheinend vielmehr auf die Inthronisierung Christi im Jahr 33 u.Z., wie das aus vielen anderen Schrifttexten hervorgeht.
Seit damals hat er die "Gewalt über die Nationen" und die Macht, sie "gleich Tongefäßen" zu zerbrechen (Offenbarung 2:26, 27; vergleiche Offenbarung 3:21, 22).

Nach seiner Auferstehung sagte er selbst: "Mir ist alle Gewalt im Himmel und auf der Erde gegeben worden" (Matthäus 28:18).

Seither ist er "der Herrscher über die Könige der Erde", und nur dank seiner Erlaubnis herrschen sie bis heute (Offenbarung 1:5).

Daran hat sich 1914 überhaupt nichts geändert.

Jesus hat aber, so verkünden wir beharrlich, vorausgesagt, seine zukünftige "unsichtbare Gegenwart" werde von einer Zeit der "Wehen" (Offenbarung 12:12), bestehend aus Kriegen, Hungersnot, Epidemien, Gesetzlosigkeit und so fort, begleitet sein.

Dieses "Zeichen" seiner "Gegenwart", so heißt es, sei auf Erden seit 1914 sichtbar geworden.

Ist dieses Verständnis von Matthäus 24 richtig?
Bestätigen die Tatsachen diese Behauptungen über eine "unsichtbare Gegenwart" und ein Zeichen, an dem die Nachfolger Christi angeblich diese "unsichtbare Gegenwart" erkennen können?

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Das Zeichen der " parousia" Christi

Als die Jünger Jesu fragten:
"Was wird das Zeichen deiner parousia ... sein?", gebrauchten sie ein Wort, das gewöhnlich mit "Kommen" wiedergegeben wird (Matthäus 24:3).

Darum wird allgemein angenommen, dass das "Zeichen" dem Kommen oder der Ankunft Christi vorausgeht oder es begleitet.

So verstanden es auch N. H. Barbour und seine Mitverbundenen - bis dann das Jahr 1874 verstrichen war, ohne dass Christus auf den Wolken erschienen wäre.
Um diese Zeit herum entdeckte einer der Leser von Barbours Zeitschrift Midnight Cry, daß in der Emphatic Diagfott-Übersetzung des Neuen Testaments von Benjamin Wilson das griechische Wort parousia nicht mit "Kommen", sondern mit "Gegenwart" übersetzt wurde.
Falls diese Wiedergabe von parousia stimmt, haben die Jünger nicht nach einem Zeichen gefragt, das Christi Kommen oder Ankunft vorausgehen oder begleiten, sondern eines, das ihm folgen und seine (unsichtbare) Gegenwart anzeigen sollte!

Barbour übernahm diesen Gedanken, und im Jahr 1876 tat das auch C. T. Russell.
Man erkannte das "Zeichen" in den Weltereignissen ab dem Jahr 1874, später in denen nach 1914.

Bedeutet aber parousia tatsächlich "Gegenwart"?

Es stimmt, dass die Wörterbücher übereinstimmend bei dem Wort parousia als buchstäbliche Bedeutung "Gegenwart" angeben.
Als zweite Bedeutung und als technischen Gebrauch des Wortes geben sie aber auch "Ankunft" oder "Kommen" an, besonders wenn es sich auf den "Besuch eines Herrschers" handelt.

Das bekannte Theologische Wörterbuch zum Neuen Testament, herausgegeben von G. Kittel und G. Friedrich, widmet dem Wort parousia vierzehn Seiten, dreizehn davon dem "technischen Gebrauch".

Darin werden sehr starke Beweisgründe genannt, weshalb parousia in Verbindung mit dem zweiten Kommen Christi im technischen Sinn des Wortes gebraucht wird.

Es lässt sich nicht leugnen, dass Jesu zweites Kommen "der Besuch eines Herrschers" ist.

Und der Textzusammenhang von Matthäus 24 weist eindeutig aus, dass Jesu Jünger das Wort im technischen Sinn gebrauchten.

Als erstes kann man fragen:

Hatten die Jünger zu der Zeit, als sie die Frage über Christi parousia stellten, seine "unsichtbare Gegenwart" im Sinn und wollten deren Zeichen wissen?

Die Antwort liefert der Wachtturm vom 15. Juli 1974 auf Seite 425:
Als sie Jesus fragten: "Was wird das Zeichen deiner Gegenwart ...
sein?", wussten sie nicht, dass seine künftige Gegenwart unsichtbar wäre
(Matth. 24:3).
Sogar nach seiner Auferstehung fragten sie: "Herr, stellst
du zu dieser Zeit für Israel das Königreich wieder her?" (Apg. 1:6).

Wenn sie aber nicht wussten, dass Jesu zukünftige Gegenwart unsichtbar
sein würde, wieso fragten sie dann nach einem sichtbaren Beweis dafür?

Wäre seine sichtbare Gegenwart nicht Zeichen genug?

Offensichtlich interessierte sie das Zeichen, das seine Ankunft begleiten oder ihr
vorausgehen würde, was auch durch die Art und Weise bestätigt wird, wie
Jesus ihre Frage beantwortete.

Er sagte, nachdem er Kriege, Lebensmittelknappheiten, Erdbeben, die große Drangsal und sein Kommen auf den Wolken erwähnt hatte:
"Von dem Feigenbaum als Gleichnis lernt nun folgendes:
Sobald sein junger Zweig weich wird und er Blätter hervor treibt, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist" (Matthäus 24:32).

Man beachte, dass er nicht sagte:
"Sobald sein junger Zweig weich wird und er Blätter hervor treibt, erkennt ihr, dass der Sommer gegenwärtig ist."

Danach fährt er fort:
"Ebenso erkennt auch ihr, wenn ihr alle diese Dinge seht, dass er nahe an den Türen ist" (Matthäus 24:33).

Was war es genau, das Jesus als Zeichen seiner parousia nannte?

Als er sagte "Wenn ihr alle diese Dinge seht, [erkennt auch ihr,] daß er nahe an den Türen ist" (Matthäus 24:33), bezog er sich dabei auf alles, was er von Vers 4 bis Vers 31 aufgezählt hatte, Kriege, Lebensmittelknappheiten, Erdbeben, die große Drangsal, sein eigenes Kommen auf den Wolken usw?

So könnte man als Leser zwar zuerst denken, doch eine genaue Analyse der Prophezeiung Jesu deutet anscheinend auf einen speziellen Teil seiner Antwort als das Zeichen seiner parousia hin.

In seiner Antwort sagt Jesus als erstes warnend:

"Seht zu, dass euch niemand irreführe."
Sodann spricht er von falschen Christussen und von "Kriegen und Kriegsberichten".
"Denn diese Dinge müssen geschehen, aber es ist noch nicht das Ende" (Verse 4-6).

Diese Dinge sollten also nicht das Zeichen seiner parousia sein.

Wie in dem Buch Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht (1973) auf Seite 296-297 gezeigt wird, kennzeichneten die Ereignisse, die bis einschließlich Vers 22 genannt werden - Kriege, Lebensmittelknappheiten, Erdbeben usw. - die Zeit bis zur Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 u.Z.

Obwohl diese Dinge höchstwahrscheinlich auch die Zeit bis zu seiner parousia kennzeichnen sollten, bezeichnet sie Jesus nirgendwo als deren "Zeichen".

Von seiner parousia spricht er überhaupt erst nach seiner Beschreibung der großen Drangsal (des Jahres 70 u.Z.).

Von Vers 23 an warnt er dann zuerst wiederum vor falschen Christussen.
Ab Vers 29 beschreibt er zum ersten Mal in seiner Antwort Dinge, die mit seinem zweiten Kommen zu tun haben:
"Die Sonne [wird] verfinstert werden, und der Mond wird sein Licht nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden.

Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen im Himmel erscheinen" (Verse 29, 30).

Hier spricht Jesus ausdrücklich von dem "Zeichen" seines Kommens, offenbar um damit die Frage der Jünger zu beantworten.

Worum könnte es sich bei diesem "Zeichen im Himmel" handeln?

Da von dem "Zeichen" gesagt wird, dass es "im Himmel" erscheinen würde, könnte es dann sein, dass es sich dabei um dieselben Dinge handelt, die einen Vers vorher genannt werden, das Verfinstern der Sonne und des Mondes, das Fallen der Sterne vom Himmel? Höchstwahrscheinlich ist das so, denn Lukas schreibt in seinem Parallelbericht ausdrücklich, es werde "Zeichen (semeia, der Plural von semeion) an Sonne und Mond und Sternen" als Vorboten des Kommens Christi auf den Wolken geben (Lukas 21:25).

Worum es sich bei diesen "Zeichen im Himmel" genau handeln wird, kann natürlich niemand wissen, doch wenn sie erscheinen, wird ihre Bedeutung jedermann klar sein, und "dann werden sich alle Stämme der Erde wehklagend schlagen" (Matthäus 24:30).

Was seit 1914 auf der Erde geschieht, ist durchaus furcht erregend.

Doch die "Stämme der Erde" erkennen diese Ereignisse nicht als "das Zeichen des Sohnes des Menschen", das sie veranlasst, sich "wehklagend [zu] schlagen".

Was bedeuten diese Geschehnisse seit 1914 dann?

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Eine ausgeglichene Ansicht über 1914

Wenn die Heidenzeiten nicht im Jahr 1914 zu Ende gingen und auch die Gegenwart Christi damals nicht begann, weshalb brach dann der Erste Weltkrieg in einem Jahr aus, das 39 Jahre eher vorhergesagt worden war?

Das ist doch sehr auffällig.

Man muss sich aber als erstes daran erinnern, dass in jenem Jahr nichts von dem eingetreten ist, was vorhergesagt war.

Und zweitens war eine endlose Zahl von Jahren als Datum des zweiten Kommens Christi genannt worden, ebenso für das Ende der Heidenzeiten.

Manchmal kommt es vor, dass an einem vorausgesagten Datum zufällig ein wichtiges historisches Ereignis eintritt, wenn auch dieses selbst nicht angekündigt war.

Manche Angaben für den Ablauf der Heidenzeiten lagen
sehr nahe am Jahr 1914:1915 (Guinness 1886), 1917 (J. A. Brown 1823), 1918 (Bickersteth vor 1850) und 1923 (Guinness 1886).

Noch auffälliger ist es, wenn im vorhergesagten Jahr ein Ereignis eintritt, das sogar etwas mit den für dieses Jahr vorausgesagten Dingen zu tun hat.

Doch auch das hat es schon gegeben.

So sollte zum Beispiel nach der Voraussage von Brown (1823) im Jahr 1917 "die volle Herrlichkeit des Volkes Israel vollendet sein".

Das ist im Jahr 1917 zwar nicht eingetreten, doch kam man damals einen wichtigen Schritt in Richtung auf die Gründung des Staates Israel voran.

Noch viel Aufsehen erregender aber waren Robert Flemings Voraussagen über die Französische Revolution von 1789-1798, die beinahe einhundert Jahre vorher gemacht wurden!
Flemings Buch The Rise and Fall of Papacy (Aufstieg und Niedergang des Papsttums) erschien erstmals 1701.
In seinem Kommentar zur vierten Schale aus Offenbarung 16:8, 9 deutet er die "Sonne" als das Papsttum und Frankreich als das Werkzeug zum Ausgießen der vierten Schale.

Anschließend würde Frankreich selbst gedemütigt werden:
... haben wir guten Grund zu der Annahme, dass die Monarchie Frankreichs, nachdem sie andere verbrannt hat, sich auch selbst verzehren wird, indem sie ihr Feuer und den Brennstoff, der die Flamme liefert, sinnlos vergeudet, bis es schließlich gegen Ende dieses Jahrhunderts verbraucht sein wird.
Ich kann nur hoffen, dass es dann zu einer neuen Demütigung der Unterstützer des Antichristen kommen wird, und möglicherweise wird die Monarchie Frankreichs um jene Zeit deutlich gedemütigt zu werden beginnen. Und ich hoffe, dass dann der König von Frankreich, der heute noch die Sonne als sein Symbol trägt und das Motto hat 'Nee pluribus impar1, dass er (oder besser sein Nachfolger) und schließlich auch die Monarchie selbst (zumindest vor dem Jahr 1794) gezwungen sein wird anzuerkennen, dass er in Bezug auf Nachbarherrscher sogar 'Singulis impar' ist. Doch was das Ende des Ausgießens dieser Schale betrifft, so befürchte ich, dass es nicht vor dem Jahr 1794 liegen wird (S. 64 der Ausgabe London 1849).

Kurz nach der Ausrufung der Republik im Jahr 1792, als die Schrecken der Französischen Revolution ihren Höhepunkt erreicht hatten und der Tod Ludwigs XVI. auf dem Schafott bevorstand, erinnerte man sich an Flemings unglaubliche Voraussagen.
Als Folge davon wurde sein Buch in England und den USA neu aufgelegt.
Groß war die Sensation, die seine Vorhersagen hervorriefen, und die Aufregung schlug hohe Wellen.
Die Erfüllungen gaben nach der Französischen Revolution vielen den Anstoß, selbst vermehrt die biblischen Prophezeiungen zu studieren.
Flemings Berechnung der 1260 Jahr-Tage wurde von vielen übernommen, wenn auch das Enddatum dafür vielfach von 1794 auf 1798 verschoben wurde, das Jahr, in dem der Papst als Herrscher im Vatikan abgesetzt und von französischen Soldaten in die Verbannung gebracht wurde.

So kam es, dass man unter den Adventisten das Jahr 1798 als den Beginn der "Zeit des Endes" ansah.
Später übernahmen auch C. T. Russell und seine Anhänger diese Berechnung mit einer kleinen Änderung um ein Jahr auf das Jahr 1799.
Dieses Datum gilt bei den Siebten-Tags-Adventisten heute noch.

Sollten uns "eingetroffene" Voraussagen dieser Art nicht eine Hilfe sein, einen nüchternen Blick für das Jahr 1914 zu bekommen?

Unter Berücksichtigung der zahlreichen handfesten Argumente für das Jahr 587 v.u.Z für die Zerstörung Jerusalems und den Beweisen dass 607 v.u.Z. nicht das Jahr der Zerstörung Jerusalems und der Ausgangspunkt für die 2520 Jahre der Heidenzeiten sein kann.

Die 2520 Jahre können also nicht 1914 zu Ende gegangen sein.

Die Verschiebung des Endes der Heidenzeiten von 1914 auf 1934 war nur ein weiterer Fehlschlag.

Dann findet die Berechnung der 2520 Jahre überhaupt keine Stütze in der Bibel.

Berücksichtigt man die schweren Mängel bei den geänderten Bedeutungen des Jahres 1914 in den Veröffentlichungen in unserer Literatur seit 1922, sollte man nicht das Jahr 1914 als Schlüsseldatum für die Erfüllung biblischer Prophezeiungen in unserem Jahrhundert ganz und gar verwerfen?

Die Antwort darauf ist eindeutig.


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