Re: Vom Straßenarbeiter zum Medienstar

Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von D. am 06. Mai 2005 08:33:10:

Als Antwort auf: Schwarzenegger wittert ein Geschäft geschrieben von D. am 19. Mai 2004 04:37:28:

Er hat alle seine Quäler überlebt Die Torturen von drei Konzentrationslagern hat Leopold Engleitner überlebt. Erst jetzt schlägt dem mit fast 100 Jahren ältesten Einwohner von St. Wolfgang im Salzkammergut so etwas wie Anerkennung und Rehabilitation entgegen.

Der mittlerweile körperlich gebrechliche und an den Rollstuhl gefesselte, aber geistig nach wie vor unglaublich rüstige Leopold Engleitner ist ein g'standener Salzkammergütler: aufrecht und unerschütterlich in seinen Prinzipien. So kam es, dass der am 23. Juli 1905 geborene St. Wolfganger auch unter massivstem Druck der damaligen Nazi-Machthaber den Militärdienst in der Deutschen Wehrmacht nicht antreten wollte.

Grund für diesen Widerstand war Engleitners Zugehörigkeit zu den Zeugen Jehovas, die jede Art von Gewalt an Mitmenschen ablehnen. "Ehe ich die Waffe auf jemanden richte, gehe ich lieber ins Gefängnis", war das Credo des ehemaligen Straßenarbeiters.

Es waren nicht bloß Gefängnisse, sondern gleich drei Konzentrationslager, in denen Engleitner wegen seiner Standfestigkeit aufs unmenschlichste gequält wurde: Buchenwald, Niederhagen und Ravensbrück. Auf abenteuerliche Weise gelang ihm die Flucht. In der näheren Umgebung seiner Heimatgemeinde - in einer Höhle oberhalb der Meisterebenalm zwischen Attersee und Schwarzensee - konnte sich Engleitner verstecken und den Nazi-Häschern letztendlich entkommen.

Doch selbst nach dem Zweiten Weltkrieg blieb ihm vieles nicht erspart, etwa soziale Ausgrenzung oder unterschwelliger Spott für seine Zugehörigkeit zu der umstrittenen Sekte der Jehova-Zeugen. All das hat Leopold Engleitner überstanden, ja viel mehr: Von jenen, die ihn in den Konzentrationslagern drangsalierten, ihn schlugen, marterten, folterten, lebt heute keiner mehr. Der bald Hundertjährige kann hingegen nach wie vor von seinen Erlebnissen erzählen. Engleitner tut das bei vielen Vorträgen im In- und Ausland, in Europa und den USA, völlig ohne Bitterkeit oder Hass, sondern als kluger Warner und Erinnerer.

Nicht unerwähnt soll ein Mann namens Bernhard Rammerstorfer bleiben. Der Mühlviertler verfasste, nachdem er Engleitner zufällig kennen gelernt hatte, ein bemerkenswertes Buch. In "Nein statt Ja und Amen" berichtet er detailgetreu die abenteuerlichen Fährnisse des ungebrochenen Salzkammergütlers. Es wurde in mehrere Sprachen übersetzt und auch filmisch bearbeitet. Rammerstorfer ist es somit zu verdanken, dass eine Geschichte ans Tageslicht kam, die es wert ist, erzählt zu werden. Eine Geschichte, die die Vergangenheit nicht mehr verändern wird, aber viel zu einem Nachdenken über die Zukunft beitragen kann.
www.nachrichten.at/kultur/355969?PHPSESSID=c478aac32b23f1b2fe3a7e06f2447f87

Siehe auch: 
Parsimony.8152


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