Re: Antisäkularer Sündenfall


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 02. April 2005 10:39:40:

Als Antwort auf: Re: Antisäkularer Sündenfall geschrieben von Rudi am 02. April 2005 09:32:49:

"Körperschaft des öffentlichen Rechts" ist weltweit, bezogen auf das Religionsthema, eine einmalige - traurige - deutsche Besonderheit. Das gibt es nirgends anders in dieser Form.

Weder in den USA, mit ihrer - theoretischen - in der Verfassung verankerten Trennung von Staat und Kirche (in der Praxis auch dort mehr als desavouiert. Immerhin hat es die dortige Religionslobby noch nicht geschafft, ihren Funktionärs-Nachwuchs an staatlichen Universitäten, zu lasten des Steuerzahlers, als Zahlemann, ausbilden zu lassen. Wie das in Deutschland der Fall ist.) Schande über dieses Land!. In den USA müssen die Kirchen dazu ihre eigenen Schulen (teilweise auch Universitäten. Beispiel Mormonen) unterhalten. Das gilt auch für die WTG. Auch sie kann ihre "Gileadschule" dort nicht zu finanziellen Last des Staates betreiben. Zwar gibt es dort auch dafür Steuervergünstigungen. Eine Besteuerung wie reine Wirtschaftsunternehmn, erfahren diese kirchlichen Einrichtungen, auch dort nicht. Aber immerhin, besteht schon ein wesentlicher Unterschied zu deutschen Verhältnissen.

Im Falle Deutschland war maßgebend, dass zu "Kaisers Zeiten" hier die Kirchen Staatskirchen waren. Mit Einführung der den Kirchen verhaßten Demokratie, stellte sich die Frage, wie es diesbezüglich weitergehen soll. Zeitweise gab es in den "Revolutionswirren", einen Kultusminister namens Adolf Hoffmann. Der war auch bei den Kirchen besonders verhasst. Auch deshalb weil er schon früher kirchenkritisches publiziert hatte. Von den Kirchen als "Zehn Gebote Hoffmann" als Spitzname bezeichnet. Wäre es nach Hoffmann gegangen, hätte sich der Kirchenfilz nicht so ausbreiten können, wie es tatsächlich der Fall war.

Aber nicht nur im Falle der Kulturpolitik schlug die Reaktion zurück. Auch auf anderen Ebenen. Das in Deutschland 1933 der braune Rattenfänger die Macht usurpieren konnte, ist das sichtbarste Signal dafür. Und die Kirchenlobby setzte denn alles daran, Hoffmann zu Fall zu bringen, was ihr auch gelang.

Die Weimarer Republik - politisch äußerst instabil - kennzeichnete sich auch durch widernatürliche Koalitionen, was selbst für Hitler Propagandamaterial wurde. So solche Koalitionen zwischen der SPD (de facto nicht mit der heutigen Partei gleichen Namens vergleichbar. De jure wohl, aber nicht de facto.) Damals hätte sich kaum ein Theologe in jene Partei verirrt. Heute sehe man sich nur den von dieser Partei gestellten Bundestagspräsidenten (Thierse) an und man weiß Bescheid.

Jene damalige SPD koalierte auch mit der (katholischen) Zentrumspartei. In dieser "Gemengelage" entstand als Mogelpackung der KdöR-Status.
Man kam den vormaligen Staatskirchen dahingehend entgegen, dass man ihnen diesen gegenüber dem normalen Vereinsrecht privilegierten Zustand einräumte. Man musste aber auch registrieren, die religiöse Szene hatte sich deutlich sichtbar, verbreitert, es gab nicht "nur" diese vormaligen Staatskirchen. Diesen Freikirchen an die man dabei besonders dachte, räumte man das Recht ein, auch KdöR werden zu können, wenn sie gewisse Voraussetzungen erfüllten. Einmal: Sie müssten einen diesbezüglichen Antrag stellen. Ohne eígenen Antrag lief diesbezüglich nichts. Und sie müssten auch die Gewähr der Dauer bieten, was dann in einem verwaltungstechnischen Prüfungsverfahren näher untersucht werden würde.

Die meisten der als sogenannte Freikirchen" klassifizierten (Baptisten, Methodisten und andere mehr) stellten solche Anträge, und bekamen schon zu Weimarer Republikzeiten, den gleichen Status als KdöR. den die "Großkirchen" innehatten. Aber - kurioserweise - verlieh selbst das Hitleregime - ansonsten nicht gerade für "Kirchenfreundlichkeit" bekannt - noch einmal solch einen Status. Hatte das Hitlerregime auch ein eigenes - ziemlich macht- und bedeutungsloses Kirchenministerium unter Kerrl ab 1935. So konnte besagtes Kirchenministerium seine Bedeutungslosigkeit durch diese KdöR-Verleihung noch einmal kaschieren.

Und wer war denn nun der Begünstigte, der selbst in der Nazizeit noch zur KdöR aufsteigen konnte, mag man rückfragen. Auch die Antwort darauf macht deutlich. Es waren reine politische Motive, die da wirksam wurden. Hitler hatte auch keine Skrupel (in der Dissertation von Zehrer nachzulesen), die Freikirchen zu korrumpieren, dergestalt, dass einer ihrer Funktionsträger, eine heißbegehrte Orgel für seine Kirchengemeinde vom "Führer" höchstpersönlich geschenkt bekam. Kennt man Hitler's kirchenpolitische Überlegungen, verwundert dieser Schachzug schon gar nicht mehr.

Und so lag es in der Konsequenz dieser Linie, dass auch die "Russisch Orthodoxe Kirche" in Deutschland, zu Nazizeiten noch KdöR wurde.
Dazu muss man auch beachten. Der Umschwung im ehemaligen Russland, vom Zarentum zur Sowjetunion, produzierte auch eine gewaltige Emigrantenwelle, deren Hauptzielland Deutschland wurde. Und auch hierzulande etablierte sich in der Folge dessen die ROK. Diese deutsche ROK war aber keineswegs "Moskauhörig". Eher war das Gegenteil der Fall. Das Naziregime honorierte damit lediglich den Umstand, dass sie in aktiver Opposition zu Moskau stand.

Nach Ende des Naziregimes gab es dann (in der alten BRD), welche die KdöR-Gesetzgebung der Weimarer Republik faktisch übernommen hatte, nochmals Anfang der 50er Jahre einen gewaltigen Schub in der religiösen Szene, was die KdöR-Angelegenheit betraf. Alles was etwas auf sich hielt, egal ob Adventisten, Neuapostolen, Heilsarmee, Christliche Wissenschaft usw., wollte und wurde KdöR. Nachdem diese Klientel "abgefrühstückt" war, trat lange, lange Jahre, mehr oder weniger eine Pause in der KdöR-Angelegenheit ein.

Der "Eisbrecher", der sie durchbrochen, ist bekannt. Sein Name "Zeugen Jehovas" von "Babylon der Großen" und "Bismarck's" (Die Religion muss dem V o l k e erhalten bleiben) Gnade.


ZurIndexseite