Bayerns Grüne
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 10. April 2011 15:23
Vorab die Anmerkung.
Eine "Garantie" der Zugänglichkeit im Internet des nachgenannten Artikels der Evangelischen Wochenzeitung "Die Kirche" über einen "längeren" Zeitraum - ist angesichts der bisherigen Praxis jenes Blattes - eher unwahrscheinlich.
www.die-kirche.de/index.php?id=29&tx_ttnews[tt_news]=295&cHash=884743ea244dbfc12050318bd7d3bc1a

Jedenfalls gab es in deren Ausgabe vom 3. 4. 2011 (Nr. 14) auf deren Seite 1 einen Gastbeitrag. Das "Gast" muss dann wohl betont werden.
In einer redaktionellen Einleitung wird auf die Wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz bezug genommen. Und dabei insbesondere auf den Umstand verwiesen des dortigen guten Abschneidens der "Grünen"

In dieser Gemengelage lässt genanntes Blatt die Religionspolitische Sprecherin der Grünen im Bayrischen Landtag, Frau Ulrike Gote zu Wort kommen, und jener Beitrag trägt dann die Balkenüberschrift "Staat und Kirche klarer trennen."
Votum der Grünen dabei. Die Gleichbehandlung aller Teile der Religionsindustrie, egal welcher Couleur.
Eine solche Forderung ist im traditionellen Kirchenfilz-Land Bayern, schon fast als "revolutionär" zu nennen.
Nun muss man aber wohl hinzufügen. So stark, wie in den beiden anderen genannten Bundesländern sind die "Grünen" in Bayern halt nicht.
Insoweit kann ich dazu nicht den Kommentarsatz mir versagen.

Derzeit ein Muster ohne Wert.

Frau Gote verweist auch darauf:

"Bundesweit gehören rund 40 Prozent der Menschen – in manchen Bundesländern bis zu 80 Prozent – keiner der großen Kirchen an. Diese Differenzierung erfordert es, das Verhältnis von Staat und Religionsgemeinschaften an die gesellschaftlichen Realitäten anzupassen."
Weiter liest man in ihrem Beitrag auch die Sätze:
"In Bezug auf die christlichen Kirchen halten wir eine deutlichere Entflechtung vor allem in finanzrechtlichen Belangen für notwendig: Wir möchten mit den Kirchen eine Verhandlungslösung für die Dotationen (Zuwendungen) finden, die auch laut Verfassungsauftrag in Artikel 140 des Grundgesetzes abgelöst werden sollen. Dabei geht es zum Beispiel um die Frage der Bischofsgehälter, die in Bayern aus dem Landeshaushalt finanziert werden."

Auch dazu kann ich mir den Kommentarsatz nicht ersparen:
Ja und nun? - Wieder ein Muster ohne Wert.
Oder wollen etwa die Grünen behaupten, sie hätten - wenigstens - dieses Ziel erreicht?
Ich jedenfalls kann es nicht sehen.

Ein weiterer "salbungsvoller" Satz von ihr:

"Wir erleben die Kirchen als wichtige Bündnispartner vom Eintreten für Frieden bis hin zu ethischen Fragen wie der Gentechnik. Eine weitergehende Entflechtung mündet für mich nicht im Laizismus: Wir fordern sie nur dort, wo sie notwendig ist."

So so; sie möchte als Teile der Religionsindustrie weiter "schöngeredet sehen".
Auch das Opus Dei?
Auch das Zölibat?
Auch die Kontrontationssituation im Fall der Fälle in Sachen Bluttransfusion, es auch zu der Konsequenz kommen zu lassen - lieber sterben denn Bluttransfusion?
Auch den Praxisgrundsatz als Schicksal hinzunehmen. Beteiligung an Wahlen prinzipiell Nein, egal welche Partei und wo auch immer.
Das islamische Kopftuch redet sie ja bereits "schön" (siehe weiter unten).
Solche Teile der Religionsindustrie wie etwa Scientology oder auch Zeugen Jehovas oder auch Opus Dei indes, kommen in ihrem genannten Beitrag - de facto - nicht mit vor - wie auch, für letztere wären wohl die salbungsvollen Worte:
"Bündnispartner vom Eintreten für Frieden bis hin zu ethischen Fragen wie der Gentechnik" kaum geeignet!

Wer sich namentlich freuen kann sollten die Grünen reale Bestimmungsmacht haben, dürfte der Islam sein, den sie ja auch namentlich mit erwähnt.
Da setzt sie sich schon mal vom CDU/CSU-Filz deutlich ab, der bei dieser Frage doch eher das Strickmuster verfolgt.
Radio Erwiwan sagt: Im Prinzip schon. Aber nur dann wenn Ostern, Pfingsten, Weihnachten in einem Schaltjahr noch dazu, auf einen Tag zusammenfällt.
Also beim Filz der großen Filzparteien (einschließlich CSPD) dürften die Islamisten wohl weniger zu erwarten haben.
Möglich, dass die Grünen auch auf diese Wählerklienten schielen, die andere Parteien eher "vernachlässigen".

Im Gegensatz zum Ansatz der de facto in der CSPD bedeutungslosen Laizisten (deren Ansatz mir in der Tat weit sinnvoller erscheint) verfolgt Frau Grote eher das Prinzip des "Pelz waschens ohne dabei nass zu werden".
Auch wenn die Grünen derzeit im Aufwind sein mögen, werden sie wohl kaum so stark werden, um eine Alleinherrschaft realisieren zu können. Sie sind letztendlich weiter auf Koalitionen angewiesen. Und da landet der Ansatz der Grünen eher im Bereich des zerredeten, des faktisch unwirksam werdenden.

Ich kreide es Frau Grote, das sei namentlich nochmals wiederholt, besonders negativ an, dass sie in ihren Reflexionen, zu den Themen etwa von Scientology und Zeugen Jehovas, eher nicht "Farbe bekennt".
Würde sie das nämlich tatsächlich tun, bedürfte ihre geschönte Weltsicht, wohl einer wesentlichen Korrektur.

Wer sonst nicht viel zu bieten hat, hat seit Bismarcks Tagen als Ersatz Religion zu offerieren. Ich kann nicht erkennen, dass die Grünen sich von dieser Linie unterscheiden würden.
Die staatliche Subventionierung der Religionsindustrie (und nur dieses Thema kann relevant sein. Nicht aber ob einer wähnt, sein Elend nur in Religion ersäufen zu können.
Oder andere Ausgeflippte wähnen den Weg zum "Übermenschen" über die Schiene bestimmter Teile der Religionsindustrie zu finden).
Die diesbezügliche staatliche Subvention steht in merkwürdigen Kontrast, etwa zu der Knausrigkeit, welche sich in hiesigen Gefilden mit dem Begriff "Hartz IV" zu verbinden beliebt.

Wenn es schon nicht gelingt, diese Subventionierung der Religionsindustrie nennenswert zurückzufahren, obwohl dieser Luxus wahrlich nicht mehr zeitgemäß ist, dann muss schon die Frage der Verhinderung ihrer Ausweitung gestellt werden.
Ein exemplarisches Beispiel solcher Ausweitung stellen auch die ZJ-KdöR-Ambitionen dar. In Gesamtheit stellen auch die Grünen bei dieser Frage (aber nicht nur sie) beschämende Versager dar.
Ich kann nur hoffen, das sich die Situation nicht noch dergestalt zuspitzt, dass vielleicht bloß tumpe Neonazikreise den diesbezüglichen Rotstift anzusetzen bereit sind, dieweil die sogenannt demokratischen Filz-Filz-Filz-Superfilz-Parteien, wieder mal ihr klägliches Versagen unter Beweis stellen!

In einem Votum auf ihrer Webseite stellt sich Frau Gote gegen die Mehrheitsposition ihrer Partei, in dem "Kopftuchstreit".
Sie erteilt der These einer "neutralen" Schule eine Absage.
Solcherlei Aussagen sind dann in letzter Konsequenz, auch "Wasser auf die Mühlen der Zeugen Jehovas". Nicht das die nun unbedingt mit den Islamisten in Sachen Kopftuch wetteifern wollten. Das wohl weniger. Dafür um so mehr auch das Schulwesen als Missionsobjekt zu mißbrauchen. Und bei letzterem haben die Zeugen garantiert keine Skrupel.

In Sonderheit würde ich eine Klärung des Verhältnisses Grüne zu den Zeugen Jehovas als erforderlich ansehen.
Die Anhörung etwa in der Bremischen Bürgerschaft, könnte Material dafür liefern. Sehe ich mir die Webseite der Frau Gote an, herrscht bei ihr zum genannten Thema Bremen; auch zum Thema Zeugen Jehovas generell, das grosse Schweigen.
Ein bisschen zuviel Schweigen, für einen Religionspolitischen Sprecher.
.
Auch wenn sie denn die Gutsherren-Entscheidung der bayrischen Regierung, aufgrund der Machtverhältnisse, nicht verhindern konnte, bestände zumindest die Option, eine oppositionelle Stellungnnahme dazu, zu Protokoll zu geben.
Auch davon hat man nichts vernommen.
Und ich unterstelle deshalb nichts vernommen, dieweil für Frau Grote auch die grössten Menschenrechtsverletzer, allesamt gut sind. Stören tuen sie allenfalls die staatlich bezahlten Bischofsgehälter. Ist dieser Makel dann irgendwann mal beseitigt, ist auch die Welt für Frau Gote auf dem Religionssektor wieder "heil" dieweil der Schein gewahrt ist (dann).

Nun kann man wie bereits gesagt, die Grünen in Bayern nicht für das "durchwinken" des dortigen ZJ-KdöR-Anspruch haftbar machen (dieweil sie ja nicht an der Regierung derzeit beteiligt sind).

Aber wofür man sie sehr wohl mit haftbar machen kann, (zumindest ich mache es) ist ihr großes große Schweigen zum genannten Thema. Vielleicht auch mangels eigener Beschäftigung mit der Thematik.
Von Rücktrittsforderungen an die Adresse katholischer Bischöfe, kann man zwar bei ihr auch Kenntnis nehmen.
Was sie an der Catholica kritisiert, "gleich sie wieder durch Lobbyismus" zugunsten der Islamisten aus.
Selbige mögen in Bayern einen schwereren Stand als andernorts haben. Typische Gutsherrenmentalität, eben zugunsten der Catholica.
Fallweise auch dann der sich ähnliche Rechte einklagenden, wie eben die Zeugen Jehovas.

Mit ihren derzeit rund 10% Wähleranteil haben die Grünen in Bayern ohnehin noch nicht den Grad erreicht, dass sie wirklich was - außer Deklarationen - bewegen könnten. Aber es wird ja wohl noch weitere Wahlen geben. Etwa in diesem Jahr auch noch in Berlin.
Nun ist Frau Grote sicherlich nicht für Berlin zuständig. Aber das sage ich auch. Die eine "bremische Schwalbe" macht noch lange keinen Sommer, zumal sie zu allem Überfluss nicht besiegelt ist.
Für mich stellt sich sehr wohl persönlich die Frage der Wahlentscheidung im Herbst dieses Jahres in Berlin.
Da bin ich dann "ganz hin- und hergerissen" Von einer Grostadtregion erwarte ich nicht unbedingt, dass die ein sonderliches Interesse an der ZJ-Frage hätte. Das mag andernorts vielleicht stärker ausgeprägt sein (wenn überhaupt). Aber gesetzt die Grünen werden auch in Berlin stärker. Was folgt dann?

Eventuell ein Koalition mit der hiesigen CDU? Der Frau Künast würde ich diesbezügliche Ambitionen sehr wohl zutrauen.
Sollte sich diese Option anbahnen, dann werde ich es wohl vorziehen, meine Stimme nicht den Grünen zu geben (von einigen anderen erst gar nicht zu reden). Auch auf die Gefahr hin, bloß noch die Option einer unter 5% Partei zu haben (etwa einer welche das Thema Internet besonders favorisiert).
Jedenfalls können die Grünen, in ihrem derzeitigen Darstellungsradius, mich nicht überzeugen!
Schaun wir mal wie das sich so weiter entwickelt.

Um auf "Die Kirche" zurückzukommen.
Aber die Motivation für diesen Gastbeitrag seitens der Zeitung "Die Kirche" dürfte schon klar sein.
Die Laizisten aus der CSPD dürften wohl in der "Die Kirche" kaum, auch die Chance zu einem Gastbeitrag bekommen.
Dabei wirkt natürlich mit entscheidend hinein, dass die ignorante SPD-Führung der nur erneut das Wort Kurt Tucholskys unter die Nase zu reiben wäre, nichts von ihren Laizisten wissen will.
Ich kann nur hoffen. Es gibt zwei Alternativen in dieser Gememengelage.
Entweder die ignorante SPD-Führung ändert ihre Position dazu (wonach es keineswegs aussieht), oder der Wähler straft sie noch weiter ab, in Richtung schon jetzt zu beobachtender Bedeutungslosigkeit.
Zitat von Karl Marx in "Das Kapital":

Die Kirche von England
(als Beispiel) verzichtet eher auf 38 ihrer 39 Glaubensartikel, als denn auf ein 39ten Teil ihrer finanziellen Einkünfte.

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