Re: Sarah Ruth Pohl
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 24. Mai 2010 16:46
Anmerkungen zu einem neueren Buch:
"Externe und interne Beobachtungen und Aussagen zur Erziehung in einem geschlossenen religiösen System am Beispiel der Zeugen Jehovas"
von Sarah Ruth Pohl
Zugleich; Freiburg (Breisgau) Pädagogische Hochschule, Dissertation 2009.

Zu den von der Autorin mit ausgewerteten Publikationen, welche ihr von der WTG nach entsprechender Anfrage zur Verfügung gestellt wurden, gehört auch die Broschüre "Kindeswohl und Elternverantwortung. Wenn ein Elternteil Zeuge Jehovas ist." Auf Seite 206 ihres Buches, macht nun Frau P. die auch die Angabe:

"Im Internet erhältlich, bzw. direkt in Selters beziehbar."

Im gleichem Atemzug nennt sie dann noch der WTG gehörende Internet-Seiten.
Dazu ist festzustellen.
Obwohl im Zeitraum nach 1970 erschienen, ist genannte Broschüre nicht mit auf der CD-ROM des WTG-Schrifttums enthalten.
Es gibt zwar im "Königreichsdienst" die Angabe, alle Versammlungsbibliotheken hätten wohl ein Exemplar davon erhalten. Das wiederum ist durchaus nicht mit freiem Zugang für All und Jeden identisch.
Auf den WTG-eigenen Internetseiten, ist genannte Broschüre derzeit für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Zu einem früheren Zeitpunkt meiner Erinnerung nach, daraus gewisse Auszüge.
Laut Webarchiv etwa der Jahre 2002/2003

Auszüge aus der 96-seitigen Broschüre Kindeswohl und Elternverantwortung Wenn ein Elternteil Zeuge Jehovas ist, die auch in dem Verfahren auf Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts verwandt wurde.

Also ausdrücklich, nur Auszüge.
Und dann fragt sich bei denen:
"Wer zieht was 'aus'".
Auch andere einstmals vorhandene Texte sind auf dieser Webseite nicht mehr zugänglich.
So zum Beispiel aus der "Frühzeit"

31.03.2000 Zeugen Jehovas und Körperschaftsstatus von Prof. Dr. Christoph Link, Erlangen (Abdruck mit freundlicher Genehmigung aus der Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht, 43. Band, 1. Heft, März 1998

und anderes mehr.
Selbstredend steht es jedem Webseitenbetreiber zu, sein Angebot zu verändern.
Zur Fairnes würde dann gehören, wenn man Verweise macht, sich zu überzeugen, sind die noch vorhanden? Beziehungsweise zu welchem Zeitpunkt waren sie es?
Dann sei da mal zur weiteren Verdeutlichung dieses Kritikpunktes, ein Text von der kids e.V.-Webseite zitiert:

"28. Februar 2002
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir bestätigen den Erhalt Ihres an den Vorstand der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft der Zeugen Jehovas in Deutschland, e. V., gerichtetes Telefaxschreiben vom 26. 02. 2002, das an uns zur Bearbeitung weitergeleitet wurde, mit dem Sie um Übersendung von drei Exemplaren der oben genannten Broschüre gebeten haben.
Bei der Broschüre" Kindeswohl und Elternverantwortung - Wenn ein Elternteil Zeuge Jehovas ist handelt es sich um eine familienrechtliche Fachveröffentlichung, die wir Fachkräften und auf dem Gebiet des Familienrechts tätigen Einrichtungen, die sich in fachlicher und sachlicher Weise für die Förderung des Kindeswohls einsetzen, gern zur Verfügung stellen. Diese Voraussetzungen können wir bei Ihrem Verein bedauerlicherweise nicht erkennen.
Sicherlich haben Sie daher Verständnis dafür, dass wir Ihrer Anfrage nicht entsprechen können. Auf unserer Homepage im Internet unter www.JehovasZeugen.de können Sie sich jedoch einen Überblick über die Broschüre verschaffen, da wir Auszüge zu für die Öffentlichkeit besonders interessanten Themen dort bereit halten. Vorsorglich weisen wir Sie darauf hin, dass auch unsere Online-Publikationen den üblichen Copyright-Beschränkungen unterliegen.
Hochachtungsvoll
Uwe W. Herrmann
WTG"

www.kids-lev.com/presse/presse/081.html

Ergo, die WTG "siebt" durchaus, wem sie denn diese Broschüre zugänglich macht und wem nicht.
Jene Broschüre hat zwar nicht den Charakter des "geheimen" WTG-Buches "Gebt acht ..."- Buches auf welches der "kleine Zeuge" auch keinen offiziellen Zugriff hat. Aber sie kommt - etwas abgestuft - gleich danach.
Im Gegensatz zur Behauptung von Frau P..., ist genannte Broschüre (derzeit) im Internet nicht mehr zugänglich.
Im wissenschaftlichen Bibliothekswesen lassen sich zudem nur vier Exemplare (im Deutschsprachigem Raum) ermitteln.
In der Bibliothek des Bundesverfassungsgerichtes in Karlsruhe (von der schon mal unterstellt werden kann. Für die Öffentlichkeit nur ein eingeschränkter - wenn überhaupt - Zugang).
In der Hessischen Landesbibliothek Wíesbaden (auf Grund ihres Pflichtexemplarrechtes).
In der Deutschen Nationalbibliothek mit den Häusern in Leipzig und Frankfurt/M (ebenfalls auf Grund des Pflichtexemplarrechtes; wobei bei letzteren noch hinzuzufügen ist. Das sind Präsenzbibliotheken. Einsichtnahme fallweise nur in den dortigen Lesesälen an Ort und Stelle).
Wer nimmt schon - ohne Not - diesen Aufwand in Kauf?
Fakt ist jedenfalls weiter. Der "kleine Zeuge" kennt diese Broschüre in der Regel bis zum heutigen Tage, nicht aus eigener Anschauung, es sei denn, er ist mit einem Sorgerechtsverfahren oder ähnlichem tangiert.

Man vergleiche auch:
Parsimony.1031
Parsimony.1077
Parsimony.1926
Parsimony.2255
Zum Thema Kindeswohl-Broschüre

Frau P..., welche ja nun genannte Broschüre nach eigenem Bekunden auch einsehen konnte, ordnet selbige der Rubrik zu: WTG-Veröffentlichungen "Material für Außenstehende". Der Adressatenkreis ist zwar stimmig. Nur was denn genannte Außenstehende erleben können, interessieren sie sich tatsächlich für diese Schrift, wurde hier ja schon mal angedeutet. Darüber indes erfährt man bei Frau P... indes nichts.
Selbstredend ist nicht sie für jene WTG-Politik verantwortlich. Darüber besteht ja überhaupt kein Zweifel.
Gleichwohl ist das dann auch ein Veranschaulichungsbeispiel dafür, dass man wohl bei der von der Autorin als Thema erkorenen Sachlage, durchaus zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangen kann.

Dann wäre auch auf ihre Ausführungen zu dem Buch von Kurt-Helmuth Eimuth mit dem Titel "Die Sektenkinder" hinzuweisen.

Da sagt sie sicherlich nichts neues.
Sie wiederholt nur (in Referierungsform) altbekannte Voten von WTG-Apologeten.
Etwa der Art. Das Buch "sei ja nicht wissenschaftlich".
Oder Eimuth bemüht "uralte" Aussagen, die ja nicht mehr aktuell seien, und ähnliches in der Güte.
Namentlich meint man im Falle Eimuth sich auch darauf "einschießen" zu können, dass ältere WTG-Aussagen Rute und Zucht im buchstäblichem Sinne zur Anwendung zu bringen, in neueren WTG-Publikationen, besonders seit der Zeit, wo sie nach den KdöR-Status gierte, nicht mehr wörtlich wiederholt werden.
Ein Meilenstein auf dem diesbezüglichen "Wegerklärungsweg" der WTG ist sicherlich auch die genannte Broschüre "Kindeswohl und Elternverantwortung".
Gleichwohl gibt es immer wieder mal Berichte der Art:
Die Botschaft hört man wohl - Indes es fehlt der Glaube!

Kindererziehung ist unfraglich eine Kunst. Auch andernorts (außerhalb der Zeugen Jehovas), kann da "einiges aus dem Ruder laufen", was nicht zu bestreiten ist.
Indes im Falle der Zeugen sehe ich besonders noch den Aspekt, der vielfachen Überlastung, auch aufgrund des WTG-Forderungskataloges. Etwa möglichst viel Predigtdienst zu absolvieren und ähnliches.
Sind gutbürgerliche Rahmenbedingungen gegeben, mag das nicht unbedingt, in Konfikt-Dimensionen ausarten.
Auch bei den Zeugen indes, wird man solche vorfinden (in Hartz IV-Zeiten vielleicht sogar zunehmend), welche eben nicht von sich berichten können, mit Gutbürgerlichen Rahmenbedingungen gesegnet zu sein. Und eben dann auch genannte Folgewirkungen.

Der Überlastungsfaktor, den ich im Falle der Zeugen als das eigentliche Übel ausmache - eben mit Folgewirkungen - findet meiner Meinung nach, in den Reflektionen von Frau P... keinen relevanten Widerhall.
Ich unterstelle Frau P... keine Vorsätzlichkeit. Gleichwohl kann mich ihre Sicht der Dinge, keineswegs zufriedenstellen.

Nochmals auf Eimuth zurückkommmend:
Letzterer zitiert auch (S. 10)

"So heißt es etwa im Wachtturm vom 1.11. 1975 auf Seite 736: "Wieviele Jahre sollten Kinder christlicher Eltern ratsamerweise eine öffentliche Schule besuchen? ... Es wäre wohl kaum vernünftig, wenn ein Jugendlicher von sich aus eine längere Ausbildung anstreben würde, als es das Gesetz oder seine Eltern von ihm verlangen."

Das wäre dann ja in der Lesart von Frau P... auch so eine "uralte" Aussage. Und weil "uralt" will sie das dann eben nicht gelten lassen.
Nicht ganz so "uralt" ist dann wohl ein Auftritt des WTG-Funktionärs Lösch, der ja auch per Video dokumentiert ist.
Einen Hinweis darauf etwa in den Ausführungen von Frau P... zu suchen, kann man sich ersparen. Man wird ihn dort nicht vorfinden.
Siehe auch http://www.youtube.com/watch?v=4PKbk_QmIfY

Auch bei diesem Aspekt unterstelle ich der WTG hochgradigen Egoismus.
Auf diesen Kernpunkt reduzieren sich alle Vorhalte.
Sie werden meiner Meinung, in den P...'schen Ausarbeitungen nicht ausreichend deutlich herausgearbeitet.
Ein aus meiner Sicht kritisch gewerteter Apologet, den die WTG da auf Eimuth ansetzen konnte ist auch der Herr Richard Singelenberg aus Holland, mit seinem auch durch die WTG vertriebenen "Eimuth-Zerriss".
Selbiger "glänzt" dann schon mal einleitenden mit der apodiktischen These:

"Die populäre Literatur zum Thema "Religiöse Bewegungen" (oder abschätzig "Sekten" oder "Kulte") ist voll von negativen Klischeevorstellungen und Stigmatisierungen".

Ernst zu nehmenden Verifizierungen dazu indes, außer einer geschraubten Schreibweise, die mehr bagatellisiert, denn sachgerecht berichtet, findet man wohl bei Singelenberg und nachplappernden Papagei's weniger.

Noch ein weiteres Zitat aus dem Text Singelenberg contra Eimuth:

"Als nächstes behandelt der Autor das Thema Züchtigung. In seiner sehr suggestiven einleitenden Aussage zitiert er aus einer RTL-Fernsehsendung (ich überlasse es dem einzelnen Leser, den journalistischen Ethos dieses bestimmten Kanals zu beurteilen), wonach eine Mutter, die Zeugin Jehovas ist, ihr Kind grob mißhandelt haben soll. Dieser bedauerliche Fall ist das Leitmotiv für die Schlußfolgerung des Autors, daß die Theologie der Bewegung die Anhänger zu körperlicher Bestrafung ihrer Kinder anhalte. Seine Ansicht über diesen Fall, in dem er einen unmittelbaren kausalen Zusammenhang zwischen der religiösen Überzeugung der Frau und ihrer bösen Handlungsweise annimmt, ist ein anschauliches Beispiel für die im ganzen vorherrschende Naivität des Autors. Alternative Erklärungen, daß beispielsweise die (geschiedene) Mutter aus bloßer Frustration, ungeachtet ihrer Glaubensansichten reagierte, werden ignoriert. Er unterläßt es auch, zu erwähnen, daß in diesem Fall die Mitgläubigen der Mutter ihr Verhalten scharf mißbilligen würden, wenn die grobe Mißhandlung bekannt werden würde."

Oder, von Frau P... zitiert, aus einer WTG-Presseerklärung der "Wegerklärungssatz" (S. 302):

"Die in der Heiligen Schrift erwähnten Begriffe "Zucht" und "Rute", die von Andersgläubigen gelegentlich mit Kindesmisshandlung in Verbindung gebracht werden, stehen in der Bibel und in den Veröffentlichungen der Zeugen Jehovas als Synonym für liebevolle Erziehung (...). Das hebräische Wort für "Rute" bezeichnet einen Stab, den früher ein Hirte gebrauchte, um seine Schafe zu führen - nicht zu misshandeln. Deswegen wird in den christlichen Publikationen und Gottesdiensten von Jehovas Zeugen nachdrücklich darauf hingewiesen, dass Erziehung ("Zucht") durch liebevolle Anleitung und Belehrung, nicht durch Schläge zum Ausdruck gebracht wird."

Dann sei als Beispiel aus der jüngeren Zeit, kommentierend, dazu nur auf das Buch
"Ich war Kind C" verwiesen.
Siehe dazu:

Mysnip.46206

Neben ihrem eigentlichen Hauptthema kommt Frau P... dann auch noch auf "Nebenaspekte" zu sprechen. Etwa, die geschichtliche Entwicklung der Zeugen Jehovas.
Und da zitiert sie dann auch schon mal Autoren, welche der WTG gegenüber kritisch eingestellt sind. Besondere "Bauchschmerzen" indes, würde mir da die Auch-Zitierung des Robin de Ruiter mit seinem 2006er Buch bereiten.
Zwar ist auch Frau P... von letzterem keineswegs sonderlich angetan, bemängelt insbesondere auch, das etliche seiner Thesen sich als nicht belegt erweisen. Gleichwohl ordnet sie doch den de Ruiter zwar zu den WTG-Kritikern mit ein (was sicherlich richtig ist), billigt ihm aber in gewisser Weise - mit Einschränkungen - zu "honorig" zu sein.
Das indes bei de Ruiter ein besonders übles Verschwörungstheoretiker-Exemplar vorliegt, davon erfährt man - jedenfalls bei Frau P... - nicht den Bruchteil einer Silbe. Das mag ja zugegebenermaßen nicht ihr Hauptthema gewesen sein. Indes kann (zumindest ich), mir dazu doch nicht den Kommentarsatz ersparen;
"Setzen - Schularbeiten nicht gemacht!"
Man vergleiche beispielsweise:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,44392,44392#msg-44392
Oder, umfänglich reitet de Ruiter auf einer seiner Lieblingsthesen, in diesem Buch herum. Den angeblichen unterschwelligen Dämonenbildern. Da weiß er beispielsweise auf Seite 148 mitzuteilen:

"Man weiß, daß Satanisten sich untereinander mittels Handzeichen verständigen".

Wer dieser "man weiß" ist beschreibt er aber nicht weiter.
Solcherlei Thesen haben eine Frau P. offenbar nicht sonderlich gestört.
Oder wenn er auf Seite 42 verkündet:

"Auch der französische Erzbischof Leon Meurin bekräfttigt in seinem Buch 'Die Freimaurerei ... Synagoge Satans' das Faktum der unter Freimaurern üblichen Teufelsanbetung ..."

Auch diese These hat eine Frau P. offenbar nicht gestört.
Für meine Person kann ich dazu nur sagen. Mich allerdings stört sie sehr wohl. Und noch einiges mehr bei de Ruiter.
Und ich gehe noch weiter; ich unterstelle Leuten, die wie beim Fall de Ruiter nachgewiesen, in ihrer "Bewertungskunst" versagt haben, dass die in gleicher Weise Versager sind, etwa bei der Bewertung des WTG-Apologeten Besier und ähnliche "Kaliber".
Stellvertretend veranschaulicht an dem Reizthema "Rute und Zucht", dessen "Wegerklärung" die WTG-Apologeten sich heutzutage ja besonders angelegen sein lassen.
So meint WTG-Apologet Besier, unter Hinweis auf die Z J-Loseblattsammlung "'Schutz der Familie" die auch Leitlinien für das Familienleben enthält ausführen zu sollen:

"Von Prügelstrafen ist hier nicht die Rede"

Dazu wurde dann schon mal kommentierend festgestellt:
Eventuell aber andernorts?
Das interne Mitteilungsblatt der ZJ, UNSER KÖNIGREICHSDIENST vom Januar 2010 Seite 2:

"15 Min Fragekasten. Besprechung mit den Zuhörern. Lies und besprich die angegebenen Bibeltexte."

Eine Textpassage aus dem Fragekasten:

"(Sprüche 22:6, 15). Familien mit kleinen Kindern sollten normalerweise nicht in einem Nebenraum sitzen, denn die Kinder könnten denken, sie dürften dort lärmen. Müssen Elten ihre Kinder versorgen oder zurechtweisen, ist es in der Regel am besten, wenn sie den Hauptsaal verlassen und anschließend dorthin zurückkehren."

Besprochen wurde u.a. der Bibeltext aus Sprüche 22:6, 15.
Was lesen ZJ im Vers 15?

"Torheit ist an das Herz eines Knaben geküpft; die Rute der Zucht ist das, was sie von ihm entfernen wird."

Oder auch: Sprüche 23: 13, 14

Was lehrt die Leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas in ihrem "Bibellexikon"?
WTG-Buch 1992 EINSICHTEN ÜBER DIE HEILIGE SCHRIFT (Band II) S. 1012

"Elterliche Gewalt. Die "Rute" versinnbildet auch die elterliche Gewalt. Im Buch der Sprüche gibt es viele Hinweise auf diese Gewalt, und die Rute symbolisiert alle Formen der Zucht, auch das buchstäbliche Züchtigungsmittel [Hervorhebung nicht im Original]. Die Eltern sind Gott gegenüber verpflichtet, die Rute zu gebrauchen, indem sie das Kind in Zucht nehmen. Eltern, die das nicht tun, sind nicht nur verantwortlich dafür, wenn ihr Kind eine Beute des Verderbens und des Todes wird, sondern sie bringen auch Schande über sich und ziehen sich Gottes Mißbilligung zu ... "Torheit ist an das Herz eines Knaben geknüpft; die Rute der Zucht ist das, was sie von ihm entfernen wird." "Enthalte doch dem, der noch ein Knabe ist, die Zucht nicht vor. Falls du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben. Du sollst ihn mit der Rute schlagen ... " (Spr. 22:15; 23:13, 14)"

Zu den charakteristischen Sätzen der Autorin gehört dann wohl auch der:

"Anfänge der Zeugen Jehovas finden sich (in der der Autorin von der WTG zur Verfügung gestellten Literatur) dabei nur wenig (in der Literatur der WTG-Apologeten). In Darstellungen über die Anfänge der ZJ unter Russell wird in recht knapper und lediglich auf Daten bezogene Weise formuliert. Hingegen wird gerade die Anfangssituation unter Russell umso blühender in Werken der Antikultliteratur umschrieben. Dort werden auch zahlreiche Fakten angesprochen, die in der (von der WTG) erhaltenen "neutralen" Literatur nicht diskutiert werden. Aus diesem Grund muss hierzu im folgenden z. T. auch auf Aussteigerliteratur und Antikultliteratur zurückgegriffen werden..." (S. 67)
Und in einer Fußnote zu eben dieser Aussage räumt auch die Autorin ein:

"Die WTG zeigt mit der Auswahl der Veröffentlichungen, welche die kritischen Aspekt thematisieren, dass kein selbstkritischer Umgang mit der eigenen Geschichte, sondern die WTG solche Aspekte betont, welche sich positiv aufs Image auswirken."

Als Beispiel nennt sie dann:

"So vermisse ich beispielsweise eine Stellungnahme zur Pyramidentheorie von Russell oder zum Umgang mit 1914."

Bezüglich der Pyramidentheorie rekapituliert sie:

"Bei Besier/Scheuch gibt es jedoch keine Hinweise auf die Russellsche Pyramidenlehre, hingegen wird dieser Aspekt von Autoren der Antikultszene immer wieder aufgegriffen. ... Auch Gebhard widmet der Pyramidentheorie Aufmerksamkeit ... Er zeigt anhand zahlreicher Originalpassagen wie Russell die Pyramidentheorie zur Unterstützung seiner Berechnungen einbrachte. Vor allem macht er jedoch auch deutlich, wie die die WTG im weiteren Geschichtsverlauf mit der Pyramidentheorie umgegangen ist....
Gerade Süsskind zeigt an verschiedenen Originalpassagen, welchen Stellenwert Russell der Cheopspyramide und deren Massen bei der Datierung der Endzeit einräumt. ...
Er zeigt zum Beispiel an Berechnungen der Cheopspyramide, dass Zahlen und Daten einfach ausgetauscht wurden. Daneben bringt er weitere Textbelege aus Vergleichen der Originalausgabe mit der Auflage unter Rutherford. Daraus zieht er den Schluss "nicht Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit sind die Leitprinzipien der WTG, sondern es geht ihr um Rechtbehalten um jeden Preis."
(S. 73, 74)
Wenn es nun um die relevanten Wertungen im fraglichen Buche geht, dann wird man sicherlich ihrer Aussage auf Seite 273 zustimmen können:

"Jedoch sollte der Jugendliche nicht zu große Freude an Bildung haben, denn es steht in eindeutiger Konkurrenz zur Mitgliedschaft bei den ZJ, sich eine "höhere Bildung" anzueignen. Zusammenfassend könnte man sagen, die WTG befürwortet Bildung nur solange und in den Inhalten, wie diese den Interessen der eigenen Gemeinschaft dienen, bzw. nicht mit den Interessen der Gemeinschaft konkurrieren." (S. 272)
Auch Frau Pohl kommt nicht umhin, zumindest verbal, zu konstatieren:

These 2: "Die WTG betreibt in Deutschland gezielte Desinformation nach außen." (S. 198, 343)
Ob sie denn diese Selbsterkenntnis auch genügend in ihre Betrachtung mit einfließen lies, kann man wohl mit gemischten Gefühlen sehen.

Zustimmen würde ich allerdings ihrer Aussage auf S. 361f.

Diese zusammengefassten Ausführungen machen die Hauptkritikpunkte an der Erziehungskonzeption der WTG deutlich:

Die Erziehungskonzeptionen der WTG orientieren sich nicht in erster Linie am Wohl des Kindes, sondern stehen im Dienst der Glaubensübernahme
(Glaubensübernahme bedeutet primär die Einordnung in die Wachtturmhierarchie).
Wesentliche Erkenntnisse der Erziehungswissenschaft und Psychologie zu Erziehungsstil, Autorität, Gottesbild etc. werden nicht berücksichtigt.
Die WTG instrumentalisiert die Familie, indem sie ihre Gruppenstruktur auf diese überträgt.
Die WTG erzieht nicht zu Gesellschaftsfähigkeit, sondern fördert ein Abhängigkeitsverhältnis zu ihrer Gruppierung.
Die WTG fördert durch exklusivistische Denkstrukturen Intoleranz.
Die WTG fördert gesellschaftliche Isolation des Kindes durch ihren Monopolanspruch und möchte dem Kind die Erschließung anderer sozialer und geistiger Systeme vorenthalten.
Im Blick auf die Veröffentlichungen können wir zusammenfassend festhalten, dass es einen direkten Zusammenhang zu Auslassungen in Außendarstellungen und Konfliktpotential bei den ausgelassenen Inhalten gibt. Die WTG lässt in Außendarstellungen bestimmte kritische Themen aus und betreibt durch widersprüchliche Darstellungen gezielte Desinformation.

Auch dieses Zitat sei noch hinzugefügt (S. 420)

"www.sektenausstieg.de Falls man Aussteigerberichte zu lesen wünscht, ist diese Seite empfehlenswert. Objektivität und Neutralität sind aufgrund der persönlichen Betroffenheit der Aussteiger nicht vorhanden. Dennoch ist ein weites Spektrum interessanter und authentischer Einzelschicksale vertreten."

Und diese wie es so schön heißt "Einzelschicksale" werden dann im Rahmen einer vorgeblichen "Objektivität" zugleich als "bedeutungslos" klassifiziert.
Man kennt ja diese Art Argumentation schon aus dem KdöR-Prozess.
Das für die WTG unbequeme wären alles "Einzelfälle".
Ob sich die Ausarbeitung von Frau P... wirklich von dieser Linie "absetzt" ist doch sehr die Frage. Auch sie stellt sich offenbar auf den Standpunkt. Ein Eintritt in ihrer Ausarbeitung, etwa auf im Internet oder anderswo geschilderte "Einzelfälle" sei nicht vonnöten.
Sie werden also bewusst und vorsätzlich ignoriert. Auch Frau P... hat diese "Schallmauer" nicht durchbrochen, eher im Gegenteil mit zementiert.
Herr Slupina von der WTG (Ansprechpartner der Frau P...) der ihr einiges an Literatur (nicht nur solche direkt von der WTG), sondern auch andere, etwa das Buch von Roser und weiteres, zur Verfügung stellte, kann sich freuen. Seine "Investition" zeitigte ihre Früchte.
Über die P...'sche Kritik etwa in Sachen Pyramidenlehre, geht der doch ohnehin eiskalt zur Tagesordnung über.
Ob sie denn in gleichem Umfange auch Kontakt zur Kritikerszene gesucht hat, außer ein paar mageren Fragebogen, erscheint mir eher zweifelhaft. Das Ergebnis ist entsprechend.

Immerhin gibt es ja einiges an Konfiktpotential. Stellvertretend sei nur ihr eigener Bericht auf S. 426 genannt:

"Von mehreren Lehren erfuhr ich, dass die Kinder während der Geburtstagsfeierlichkeiten vor der Klassenzimmertüre stehen müssen. Dies halte ich für keine gute Lösung. Üblicherweise stellt der Aufenthalt vor der Türe eine Bestrafung für Kinder dar. Wenn das Kind während Geburtstagsfeiern vor der Türe stehen muss, ist anzunehmen, dass es sich mit dieser Lösung unwohl fühlt. Es ist dringend anzuraten, nach Alternativen zu suchen. ..."

Mein Kommentar zu letzterem Aspekt wäre der. Das Geburtstagsthema mag die Lehrerschaft, die da mit ihr im besonderen konfrontiert ist, besonders umtreiben.
Gleichwohl würde ich jenes Thema auf hintere Plätze einsortieren.
Unverzeihlich indes ist es, das Frau P... in ihrem Ignorantentum etwa auch den Fall Vjekoslav Marinic völlig unberücksichtigt, völlig unkommentiert lies. Den hat es für sie offenbar überhaupt nie gegeben, obwohl er auch die Dimension erreichte, im Fernsehen reflektiert gewesen zu sein.
http://www.youtube.com/watch?v=jq6wjAkkefs

Ich muss da mein Urteil wiederholen:
"Wesentliche Schulaufgaben - nicht gemacht"! Wenn der Buchtitel von "Externen" und "Internen" Beobachtungen redet, dann ist, versteht man unter "intern" die WTG-Literatur und ihre thematische Bewertung, dieser Anspruch erfüllt. Ich anerkenne auch, dass die Autorin durchaus mit herausgearbeitet hat, dass die für die Öffentlichkeit bestimmte WTG-Literatur, in der Regel ein geschöntes Bild vermittelt.
Zum Bereich "Extern" indes würde ich auch die Kritikerszene rechnen. An welche Webseiten beispielsweise da zu denken ist, weis die Verfasserin ja selbst. Sie nennt ja in ihrem Literaturverzeichnis einige davon; und auch Bücher..
Indes eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Aussagen dieser Seiten gibt es nicht.
Die werden grundsätzlich und vorsätzlich ignoriert. Natürlich sind diese Kritikerseiten parteiisch. Das ist im Gegenzug gewertet dann auch die geschönte WTG-Literatur.
Jedenfalls hat die Verfasserin meiner Meinung nach, ihren im Titel mit genannten Anspruch, auch "externes" zu bewerten, nicht erfüllt.

Wessen "Geschäfte" unterstützt faktisch auch Frau P. ?
Veranschaulicht an einem anderen Beispiel aus dem Bereich der Neuapostolischen Kirche.
Eine Luise Kraft schrieb mal dazu ein Buch mit dem Titel "Unter Aposteln und Propheten".
Daraus mal ein paar charakteristische Sätze:

"Peter und ich waren frei geworden. Nun schwor man uns Rache und Verfolgung. Unsere Existenz sollte untergraben werden. Und doch hatten wir schon zuviel Not gelitten durch unsere Schwärmerei ...
Traurig war das Verhältnis zwischen uns und unsren Kindern. Diese Ärmsten - wie trugen sie Leid um ihre Eltern, besonders um die 'abgefallene' Mutter, die sie vom Herrn 'Papa' nur noch als eine vom Herrn verworfene, eine verlorene schildern hörten! Ihre liebe, gute Mutter jetzt ein Teufel? ...
Meine Töchter hatten sich beide mit Zustimmung des 'Apostels' verlobt. Wir Eltern standen bei dieser wichtigen Lebensfrage im Hintergrund. Nur 'Papa' war maßgebend. ...
Die Leute zeigten, daß sie nicht nur für geistliche Speisen empfänglich waren, sondern auch irdische zu vertilgen wussten. Es galt ja, die erste Hochzeit in der neuen Gemeinde feiern. ... Und wie lustig der 'Papa' war! ... Heute war ja eine Siegesfeier. Welch hochfahrenden Gedanken mögen sein Herz bewegt haben! Jetzt, Lisa, bist du niedergezwungen, jetzt habe ich euch erst recht gedemütigt, dich und deinen Peter; mein sind nun die Kinder, ihrem geistigen Vater, der sie gezeuget hat! ..."

Damit sind die unterschiedlichen Seiten der Barrikaden beschrieben. Und es dürfte wohl auch deutlich sein, auf welcher Seite da auch Frau P. steht.
Unterstellt ihr beruflicher Job beinhaltet - möglicherweise - auch Religionsunterricht an Schulen zu erteilen.
Dann ist offenbar auch ihr Credo.
Eine Krähe hackt der anderen die Augen nicht aus. Auch nicht der Krähe WTG-Religion.
Luise Kraft, Unter Apostel und Propheten

Zum Thema Menschenrechte wäre anzumerken, als dessen Nicht-Verteidiger in Gesamtwertung des Buches, hat sich auch (auch heißt es gibt noch weitere für die das gleichfalls zutrifft), sich auch Frau P.... erwiesen, siehe als eine Replik zu diesem Thema auch:

Mysnip.45477

Zur seelischen Gesundheit von Zeugen Jehovas

Mysnip.133163

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