Zur Kritik
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 12. Juni 2008 05:16
Offenbar hat der Herr Robin de Ruiter und
Geistesverwandte im Forum Hamburg einen neuen Jünger gefunden. Derselbe lässt
es sich derzeit angelegen sein eine „Geschichte Russell's" zu schreiben.
Ihr besonderes Charakteristikum. Alle
wesentliche Thesen bleiben unbelegt Ein Beispiel.
Man liest auch folgende „flotte" Sätze, angeblich sei Russell vergiftet
worden. Das wird zwar als Gerücht bezeichnet, erfüllt aber alle Kriterien
klassischer Verschwörungstheoretiker.
Und vor allem, wenn man sich den als Kolporteur solcher Thesen macht. Und wie
die "Vorlagen" keinerlei Beweise erbringt. Gerüchte zum Non plus ultra
erklärt, stellt man sich auf dieseselbe niedrige Stufe.
Zitat:
„Fritz Springmeier, beweist er dass sich die "Weisen", welche hinter der
"Novus ordo seclorum" (Neue Welt Ordnung) stecken, in den Jahren 1914, 1915,
1925, 1941 sowie 1975 die Weltherrschaft an sich reißen wollten"
Dieser Herr Springmeier, war ja schon für de
Ruiter (mangels eigener geistiger „Kapazität")
der Gewährsmann. Über die Absurdität der vor skizzierten These noch
weiter zu reflektieren, ist wohl zu viel der unverdienten Ehre. Aber sie ist
ein Beispiel, wie da eine absurde
Glaubensthese, lediglich durch eine andere gleichen „Levels" ausgetauscht
wird.
Solcherlei Leute tun letztendlich der WTG nur einen Gefallen.
Der normale Zeuge, bewertet solcherlei unbewiesene Thesen, ohnehin als
Verleumdung.
Aber auch seriöse Forscher dito.
Ein Forum das Esoterik auf seine Fahnen schreibt; bei dem erweisen sich dann
wohl auch solche unbewiesen - und zugleich ehrverletzenden Thesen - "gut"
aufgehoben.
Ich bin mir sicher. Weder ein James Penton, noch ein Detlef Garbe in
Deutschland und die bewerte ich als erheblicher seriöser, wird sich diesen
kritisierten Thesen anschließen.
Da sind dann die Verschwörungstheoretiker so richtig unter sich. Meine
Billigung haben sie jedenfalls nicht!
TheoriederVerschwoerung
Re: Zur Kritik
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 12. Juni 2008 11:22
Ich finde es immer wieder mehr als beschämend, dass in gewissen Ex-ZJ-Kreisen,
die Verschwörungstheoretiker besondere Hochkonjunktur feiern.
Warum interessieren sich diese Leute nicht für etwas mehr seriöseres?
Franz Stuhlhofer hatte (ein vergriffenes) Buch zum Thema Russell geschrieben.
Er macht sich die kritisierten, abenteuerlichen Thesen, in demselben,
keineswegs zu eigen.
Warum interessieren die Halb"gebildeten" sich nicht auch dafür?
Sie bilden sich nun ein - als Ex-ZJ - dieweil der Vater wohl nun noch bei den
Zeugen ein „hohes Tier" ist, und diese Leute auch ansonsten unter allem leiden
- nur nicht unter etwaigen „Minderwertigkeitsgefühlen".
Sie bilden sich nun ein, Kraft ihrer Wassersuppe, sich zum Multiplikator der
Verschwörungstheoretiker machen zu können.
Ich muss da deutlich werden.
Ich kann angesichts dessen, gar nicht zu viel essen, wie ich den kotzen
müsste!
Ein leider auch vergriffenes Buch ist das 1970 in Deutsch erschienene Buch von
Alan Rogerson „Viele von uns werden niemals sterben.
Geschichte und Geheimnis der Zeugen Jehovas".
Rogerson widmet darin auf den Seiten 14 - 43 auch Russell ein eigenes Kapitel,
welches sich wohltuend von jenen neuzeitlichen
Verschwörungstheoretiker-Verschnitte abhebt.
Wie gesagt, als Neubuch nicht mehr erhältlich. Allenfalls antiquarisch.
Im Nachfolgenden Posting - als Kontrast - die Ausführungen von Rogerson zum
Thema Russell.
Re: Rogerson über Russell (Teil I)
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 12. Juni 2008 11:29
(Anmerkungsnummern, Quellenbelege aus Rogerson, werden hier nicht
nachgewiesen. Interessenten haben die Option anhand der Print-Ausgabe selbige
sich anzusehen).
Der Gründer - Charles Taxe Russell
Als Presbyterianer erzogen und von den Lehren des Katechismus durchdrungen,
dabei von Natur aus wissensdurstig, wurde ich ein leichtes Opfer der Logik des
Unglaubens, sobald ich anfing, selbständig zu denken. Was jedoch zunächst wie
ein vollständiger Schiffbruch meines Glaubens an Gott und die Bibel aussah,
wurde durch Gottes Vorsehung endgültig überwunden nur mein Vertrauen zu
menschlichen Glaubensbekenntnissen und falschen Auslegungsmethoden der Bibel
wurde dabei zerstört.
Dann trat im Jahr 1870 eine Wende ein. Als Russell in einer dunklen Nacht
durch die Straßen von Allegheny ging, hörte er Gesang aus einem nahegelegenen
Saal. Es war eine kleine Gruppe von Adventisten (»Second Adventists«), die
sich versammelt hatten, um Jonas Wendell sprechen zu hören.
»Ist es möglich«, fragte sich Russell, »daß eine Handvoll Leute, die sich hier
treffen, etwas Sinnvolleres anzubieten haben als die Glaubensbekenntnisse der
großen Kirchen?« Russell hörte gemeinsam mit ihnen zu, und sein Glaube lebte
wieder auf. Nach Auffassung der Zeugen Jehovas kehrte Russell jetzt »zur Bibel
zurück« und suchte zu erkennen, was diese wirklich lehne. Er sammelte Bekannte
und Geschäftsfreunde mit ähnlichen Anschauungen um sich, und sie bildeten eine
Bibelforscher-Gruppe (»Bible Study Group«). Russell war damals achtzehn, und
während der nächsten zehn Jahre kümmerte er sich einerseits um die Erweiterung
des väterlichen Geschäfts und setzte andererseits die Arbeit mit den
Bibelforschern fort. In beiden war er erfolgreich, aber die letztere Aufgabe
sollte später sein Leben ausfüllen.
Im Oktober 1876 wurde Russell zum Pastor seiner »Gemeinde« der Bibelforscher
gewählt. Während dieser Jahre der Bibelforschung und der Verbindung mit der
adventistischen Theologie kam Russell zu der Überzeugung, daß einige der
grundsätzlichen Lehren der etablierten Kirche nicht durch die Bibel belegt
seien - vor allem glaubte er, daß die Schrift kein Höllenfeuer lehrt. Es wäre
jedoch völlig falsch zu sagen, daß ihn diese Ansichten von der etablierten
Kirche entfremdeten. Er lebte in einer Zeit fieberhaften Suchens und
religiöser Veränderungen.
Verschiedene Glaubensrichtungen und Sekten
entstanden, und viele neue Ideen wurden innerhalb der Kirche verbreitet. Zu
dieser Zeit war Russell einfach nur ein Bibelforscher - er vertrat keinen
Glauben und keine Sekte, aber er war jederzeit bereit, über biblische Gedanken
zu diskutieren.
Über eines war sich Russell jedoch schon zu dieser Zeit vollkommen
klar - über den bevorstehenden zweiten Advent (Second Advent) von Jesus
Christus. Spekulationen über dieses Thema waren damals weit verbreitet, und in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es immer wieder Leute, die das
Datum der Wiederkehr Christi und das Ende der Welt prophezeiten. Eine beliebte
Vorstellung war, daß die gläubig Wartenden bei der Rückkehr von Jesus »in die
Wolken entrückt« würden (1 Thess. 4,17).
Russell interessierte sich für den Adventismus (Second Adventism), und er
glaubte, daß selbst die erfolglosen Propheten einen Platz in Gottes Plan
hätten. Der bekannteste unter ihnen war William Miller, der gelehrt hatte, daß
Jesus 1843 oder 1844 wiederkehren würde. Trotz dieser falschen Prophezeiung
inspirierten Miller und seine Anhänger (»Millerites«) eine ganze Kette neuer
Vermutungen und Weissagungen.
Russell beharrte darauf, daß Miller zwar offensichtlich unrecht hatte, daß
seine Bewegung jedoch einen nützlichen Zweck erfüllte; er schrieb darüber
1890:
"Während wir, wie der Leser bemerkt haben wird, über fast jeden Punkt mit
Millers Auslegung und Schlüssen differieren, den Zweck sowie die Art und Weise
und die Zeit der Wiederkunft unseres Herren in einem ganz verschiedenen Lichte
sehen, so erkennen wir doch, daß jene Bewegung nach Gottes Anordnung war und
ein sehr wichtiges Werk vollbrachte in der Trennung, Reinigung und Läuterung
eines wartenden Volkes, welches Werk also für den Herren geschah."
Russell ging sogar so weit, das Gleichnis von den zehn Jungfrauen
(Matth. 25-+, 1,2) so zu interpretieren, daß es sich auf die Miller-Bewegung
bezog.
»Die Bewegung, die unser Herr in diesem Gleichnis erwähnt, entspricht genau
der, die mit der Miller-Bewegung begann und die jetzt immer noch
fortschreitet.«
Dieses Gleichnis und seine Interpretationen tauchen häufig in Russells
Schriften auf. Er glaubte, daß er in dem für die Wiederkehr Christi
entscheidenden Zeitalter lebte, aber er stimmte mit Miller und den Adventisten
(Second Adventists) über Art und Weise sowie Zweck dieser Wiederkehr nicht
überein. Russell erklärte seine Ansichten in einer Broschüre, die er 1873 auf
eigene Kosten herausgab: »Zweck und Art und Weise der Wiederkunft des Herrn«.
Diese Differenzen werden nachstehend erläutert.
In der »offiziellen Geschichte« der Zeugen Jehovas - »Jehovas Zeugen in Gottes
Vorhaben« - und auch in »Faith on the March« wollen
die Autoren offensichtlich die Differenzen zwischen Russell und den
Adventisten betonen - diese hatten unrecht und er recht. Tatsache ist jedoch,
daß fast alle von Russell verkündeten Glaubensgrundsätze - und ganz bestimmt
die wichtigsten - von anderen aufgestellt wurden und zwar in erster Linie von
Adventisten. Dies wird deutlich, wenn wir Russells theologische Entwicklung
untersuchen.
Russell war noch im Geschäft seines Vaters tätig, als er Ende 187^ auf einer
Geschäftsreise nach Philadelphia ein Heft der Zeitschrift
Herald of the Morning las; darin behauptete der Herausgeber N. H. Barbour, daß
Christus 1874 unsichtbar zurückgekehrt sei. Russells Interesse war geweckt. Er
schrieb an Barbour in Rochester, New York, und schlug eine Zusammenkunft vor.
Barbour kam nach Philadelphia (auf Kosten von Russell) und überzeugte ihn, daß
Jesus 1874 unsichtbar zurückgekehrt sei. Barbours merkwürdige Ansicht basierte
auf der Übersetzung des griechischen Wortes parousia in Matthäus 24:3, wo die
Jünger Jesus fragen: »Welches wird das Zeichen sein deines Kommens?« (parousia)
Barbour war davon überzeugt, daß Jesus im Jahr 1874 wiederkehren müßte, und
als dies offensichtlich nicht eintrat, wies ein anderer Adventist, B. W.
Keith, darauf hin, daß man parousia auch mit Gegenwart und nicht nur mit
Kommen übersetzen kann.
Barbour griff diesen Gedanken auf und leitete davon ab, daß die unsichtbare
Gegenwart 1874 begonnen hätte. Russell akzeptierte diese Erklärung, und sowohl
er wie Barbour erwarteten, daß Jesus bald die kleine Schar der Gläubigen
sammeln und mit sich in den Himmel nehmen würde. Russell legte großen Wert
darauf, diese Erkenntnisse zu verkündigen und so viele Menschen wie möglich
von der zweiten Gegenwart zu unterrichten. Barbour wies darauf hin, daß seine
eigene Druckpresse in New York veraltet sei und er nur wenig Geld habe. Er
erklärte: »Die Abonnenten des
sind entmutigt, da das Jahr 1874 verstrichen ist, und
der Herr ist nicht gekommen. Einige von ihnen haben 1844 mit Miller gelebt,
und der Herr ist damals nicht gekommen, und jetzt haben sie den Mut verloren.«
Russell stand an einem wichtigen Wendepunkt. Bis dahin waren seine religiösen
Überzeugungen ein »geistliches Hobby«, aber jetzt entschloß er sich, sein
erhebliches Vermögen zur Finanzierung der Verkündigung des zweiten Advents zu
verwenden. Er gab Barbour Geld für den Druck eines Buches »Die drei Welten
oder Plan der Erlösung«, in dem ihre gemeinsamen Glaubensvorstellungen
dargelegt wurden; dieses Buch erschien 1877.
Russell bezahlte eine neue Druckereieinrichtung und stürzte sich mit
Begeisterung in die Arbeit am »Herald of the Morning«, der jetzt gemeinsam von
ihm und Barbour herausgegeben wurde. Russell erklärte;
„Ich erkannte sofort, daß die besonderen Zeiten, in denen wir leben, für
unsere Pflicht und Arbeit als Christi Jünger von größter Tragweite seien
ferner, daß, weil wir in der Erntezeit leben, das Erntewerk getan werden
müsse."
Mit dem »Erntewerk« meinte Russell die Verbreitung der Botschaft, daß Jesu
zweite Gegenwart im Jahre 1874 begonnen habe. Diejenigen, die diesen Glauben
akzeptierten, waren die »Heiligen«, die in die Herrlichkeit des Himmels
aufgenommen würden. Interessant ist dabei, daß die Grundvorstellungen über den
zweiten Advent bei allen Adventisten die gleichen waren. Russell und Barbour
hatten nur im Hinblick auf das Datum und den wichtigen Punkt der unsichtbaren
Gegenwart statt eines sichtbaren Kommens andere Ansichten.
Die sonstigen Faktoren - das »Erntewerk« vor Aufrichtung des himmlischen
Königreiches und die Verherrlichung der Heiligen - stammten von Miller.
Russell und Barbour waren überzeugt, daß die »Verherrlichung« zu einem
bestimmten Termin zu erwarten sei (dies war auch Millers Überzeugung), und sie
suchten in der Bibel nach einem Schlüssel für dieses Datum. Sie glaubten, daß
Jesus bei seinem ersten Advent nach seiner Taufe dreieinhalb Jahre lang
gepredigt habe und dann auferstanden sei (nach der Kreuzigung). Es schien
daher »logisch«, daß Jesu zweiter Advent - oder Gegenwart - ebenfalls genau
dreieinhalb Jahre dauern werde; nach dieser Zeit würden das Reich Gottes
aufgerichtet und die Gläubigen verwandelt werden (1 Korinther 15: 51, 52). Da
Jesus im Herbst 1874 zurückgekehrt war (nach Barbours Rechnung), waren sie
sicher, daß die Verherrlichung dreieinhalb Jahre später, also 1878 eintreten
werde.
Das kritische Jahr 1878 kam und ging vorbei - trotz der gespannten Erwartungen
von Russell, Barbour und ihren Anhängern. Die Enttäuschung führte die beiden
Männer verschiedene Wege. Nach A. H. Macmillan war Russell »nicht einen
Augenblick lang niedergeschlagen und »er war überzeugt, daß das, was Gott so
deutlich erklärt hatte, eines Tages Erfüllung finden werde.«
Einige versammelten sich in der kritischen Nacht in weiße Gewänder gekleidet
und warteten darauf, in den Himmel aufgenommen zu werden, aber Russell gehörte
nicht zu Ihnen.
Was Macmillan jedoch nicht erwähnt, ist, daß Russell tatsächlich glaubte, das
Königreich sei aufgerichtet worden - jedoch unsichtbar.
Russell kam zu dem Schluß, daß die Heiligen nicht sofort verwandelt würden,
sondern daß dies bei ihrem natürlichen Tod nach 1878 geschehen werde.
Die Heiligen, die bereits vor 1878 gestorben waren, waren im Geiste
auferstanden und im gleichen Jahr unsichtbar in den Himmel aufgenommen worden!
Russell schrieb:
„Da das Jahr 1878 so als Datum angezeigt wurde, da der Herr seine große Gewalt
an sich zu nehmen anfing, so ist es vernünftig zu schließen, daß da die
Aufrichtung seines Königreichs begann. Der erste Schritt in derselben würde
die Befreiung seines Leibes, der Kirche sein, in welchem die schlafenden
Glieder den Vorrang einnehmen ... Seit Oktober 1874 ist unser Herr, der
berufene König, wieder gegenwärtig. Seit April 1878 hat er seine königliche
Macht an sich gezogen und sammelt nun seine Auserwählten. Diese Toten in
Christo, welche nach des Apostels Wort zuerst, zu Beginn seines Reiches
auferstehen sollen, sind mithin im April 1878 auferstanden, und was jetzt noch
zu tun bleibt, ist die Sammlung der noch lebenden Auserwählten des Herren,
deren Prüfung noch nicht vollendet ist.
Russell behielt diese Interpretation des Jahres 1878 bis zu seinem Tode bei,
aber Barbour war enttäuscht und entmutigt, als 1878 ohne ein himmlisches
Zeichen vorübergegangen war. Es traten Verstimmungen zwischen den beiden
Männern ein, und im gleichen Jahr schrieb Barbour einen Artikel im »Herald«,
worin er die Lehre des Lösegelds, wie Russell sie verstand, leugnete. Dies war
für Russell ein schwerer Schock, denn diese Lehre war wesentlich für seinen
Glauben.
Er antwortete prompt mit einem neuen Artikel in einer der nächsten Ausgaben
des »Herald«, und die Leser wurden anschließend durch eine Serie
widersprechender Artikel für und gegen das Lösegeld verwirrt. Die Situation
wurde untragbar, und Russell zog seine Unterstützung für den »Herald of the
Morning« zurück. Er erhob keinerlei Anspruch auf die Druckerei-Einrichtung,
die er bezahlt hatte; statt dessen kaufte er 1879 neue Druckpressen und
entschloß sich, in Zukunft seine Zeit und sein Geld der Verbreitung seiner
Lehren über die Wiederkunft Jesus zu widmen, dabei aber auf die Hilfe Barbours
zu verzichten.
Im Juli 1879 druckte er 6000 Exemplare der ersten Ausgabe von »Zion's Watch
Tower and Herald of Christ's Presence« (Zions Wacht-Turm, Verkünder der
Gegenwart Christi)." Dies war sein neues Sprachrohr; außer ihm gab es noch
fünf feste Mitarbeiter.
Im gleichen Jahr traf Russell in
einer Bibelforscher-Gruppe Maria Frances Ackley, und sie heirateten drei
Monate später. Charles Taze Russell begann jetzt ein neues Leben.
1879 stand Russell am Beginn einer langen und bewegten Laufbahn. Was waren
damals seine Gedanken? Er glaubte nicht an die Trinität und die unsterbliche
Seele, und er glaubte, daß die Hölle nichts anderes sei als das Grab - ein
Zustand ohne jegliches Bewußtsein. Wichtiger war, daß er glaubte, daß die
Bibel auf die Zeit, in der er lebte, hinwies - und damit ipso facto auf ihn
als den wichtigsten Verkünder ihrer Wahrheiten. Russell war davon überzeugt,
daß er und seine Bibelforscher durch Gott zur Wiederentdeckung der biblischen
Wahrheiten geführt würden. Daher bezichtigten viele Leute Russell der
»abschreckenden Egozentrik«", aber war er wirklich eingebildet?
In Erscheinung, Auftreten und Haltung war er bestimmt nicht eitel. Trotz der
Heldenverehrung, die sich über ihn ergoß, rühmte er sich nicht selbst, nicht
einmal in seiner eigenen Zeitschrift. Das kann man bei der Lektüre des Watch
Tower feststellen. Im Zion's Watch Tower vom i. September 1900 schrieb
Russell:
„Wir sind oft gebeten worden, das Bild des Herausgebers entweder in den
»Dawns« oder in diesen Spalten zu veröffentlichen, doch haben wir das immer
abgelehnt. Es soll die Wahrheit verkündet und verehrt werden - nicht ihr
Diener."
Dieses Zitat gibt einen Hinweis darauf, warum so viele Leute Russell
beschuldigten, egoistisch und anmaßend zu sein. Russell geht davon aus, daß er
der »Diener der Wahrheit« ist und damit eine privilegierte und wichtige
Stellung einnimmt. Selbst wenn Russell »für sich selbst nichts verlangte«, tat
er dies in hohem Maße für die von ihm verkündete Botschaft; es ist
verständlich, daß seine Gegner ihn für anmaßend hielten, wenn er göttliche
Autorität für sich in Anspruch nahm!
Dieses offensichtliche Paradox hat zu vielen Kontroversen geführt.
In »Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben« erklären die Zeugen: »Er sagte nicht,
daß er eine besondere Offenbarung Gottes empfangen habe, aber er glaubte, daß
die von Gott bestimmte Zeit zum Verständnis der Bibel gekommen wäre.»
Dieser etwas voreiligen Behauptung wurde nicht nur von Russell selbst
wiederholt widersprochen - die Apologie ist überhaupt zu weitgehend, selbst
wenn man den heutigen Standpunkt der Zeugen Jehovas berücksichtigt.
Wahrscheinlich wollen die Zeugen in ihrem Buch ein besonderes günstiges Bild
für Neulinge geben - in ihren anderen Buch - für reife Zeugen) nehmen sie
einiges mehr für Russell in Anspruch.
Nachstehend zitiere ich eine Schlüsselpassage, die Russells Gegner häufig
benutzten, um seine Selbstbezogenheit zu »beweisen«:
„Wir stellen nicht nur fest, daß die Menschen das Göttliche durch das Studium
der Bibel selbst nicht erkennen können, sondern wir wissen aus Erfahrung, daß,
wenn jemand die »Schriftstudien« (sein eigenes Werk!) zur Seite legt, nachdem
er sie verwendet, kennengelernt und zehn Jahre lang gelesen hat - wenn er sie
dann zur Seite legt und nicht beachtet, obwohl er die Bibel vorher zehn Jahre
lang verstanden hat - daß er dann innerhalb von zwei Jahren in die Dunkelheit
gehen wird. Wenn er anderseits nur die »Schriftstudien« mit ihren Hinweisen
und keine Seite der Bibel selbst gelesen hat, würde er doch nach zwei Jahren
das Licht gefunden haben, da er im Lichte der Bibel stände."
Russell verglich sich auch mit einem »Zeit-Kombinations-Schloß«, das sich vor
den göttlichen Geheimnissen öffnet - aber nur zu seiner Zeit und von selbst;
und er bezeichnete seine Schriften als das »göttlich gesandte Licht auf Gottes
Wort. Wir müssen daher zu dem Schluß
kommen, daß Russell für seine Person nicht eitel war, daß jedoch die
Ansprüche, die er für seinen Glauben erhob, alles andere als bescheiden waren.
1879 hatte er nur eine kleine Anhängerschaft in einem Land, das neben den
etablierten Kirchen voller »Pastoren«, Sekten und Konfessionen war. Zu dieser
Zeit suchten Pastor Russell und seine Bibelforscher noch nach der vollen
Wahrheit. Sie bildeten keine festgefügte Organisation, und ihre Zeitschrift
wurde gegründet, um biblische Fragen zu diskutieren. Die anderen fünf festen
Mitarbeiter waren A. D. Jones (ein Angestellter in Russells Geschäft), J. H.
Paton, W. I. Mann und H. B. Rice. Auch Mrs. Russell schrieb häufig Artikel.
Zunächst erschien die Zeitschrift monatlich, aber seit 1892 kam sie zweimal im
Monat heraus, wie auch heute noch.
In den frühen 1880er Jahren war Zion's Watch Tower nur eine von vielen
ähnlichen Zeitschriften, die in Amerika gedruckt und verkauft wurden. Es kam
zu Rivalitäten und häufigen Kontroversen zwischen den verschiedenen
Herausgebern - viele versuchten, ihre eigene Auflage auf Kosten der anderen zu
erhöhen.
Bevor er Russells Mitarbeiter wurde, war H. B. Rice der Herausgeber einer
Zeitschrift mit dem Titel „The last Trump", die aus Geldmangel einging.
Russell übernahm Rice geschickt in seine eigene Redaktion und sandte
gleichzeitig den neuen »Zion's Watch Tower« an die früheren Abonnenten von »The
Last Trump«.
Von den ursprünglichen Mitarbeitern wurden einige im Lauf der Zeit
»abtrünnig«. Zum Beispiel war J. H. Paton zunächst ein eifriger Schreiber für
»Zion's Watch Tower«, aber später verfaßte er ein Buch, in dem er Russell
widersprach, und dieser war gezwungen, seine Leser vor Patons Ansichten zu
warnen.
»Bruder« A. D. Jones ging 1881 nach New York und gründete dort seine eigene
Zeitschrift »Zion's Day Star«. Zunächst empfahl Russell diese Zeitschrift
großzügig weiter, aber er mußte seine Meinung bald widerrufen, als Jones die
Lehre vom Lösegeld leugnete und gegen Russell opponierte.
Pastor Russell hatte die unangenehme Aufgabe, seine Stellung in einer Reihe
von Kämpfen mit Zeitschriften ähnlicher Richtungen zu verteidigen. 1883 begann
ein langer Disput mit »The World's Hope«, und im folgenden Jahr nahm »The
Millennarian« eine Kontroverse mit Russell auf. Das war besonders bedauerlich,
da derartige Streitereien keineswegs in der Absicht Pastor Russells lagen - er
wollte vielmehr so viele Menschen wie möglich über den Zweiten Advent
informieren.
Darin war er recht erfolgreich, und in den Jahren 1879-1880 entstanden dreißig
Gemeinden (man bezeichnete sie als »Ecclesias«) in den Staaten Pennsylvanien,
New Jersey, New York, Massachusetts, Delaware, Ohio und Michigan. Diese
Ecclesias wurden nicht von Russell gegründet. Sie bildeten sich aus Gruppen
von Menschen, die »Zion's Watch Tower« gelesen hatten und damit
übereinstimmten, und die beschlossen, regelmäßig zum Studium der Bibel
zusammenzukommen. Sie standen selbstverständlich mit Pastor Russell in
Verbindung. Er war ihr »ehrenamtlicher Pastor«, obwohl jede Ecclesia ihre
eigenen »Ältesten« wählte, die für geistliche Fragen und für die Verwaltung
zuständig waren. Das Modell für dieses System war die Congregational Church,
und es wurde bis zum Tode Russells beibehalten.
Mitglieder dieser Gemeinden redeten sich gegenseitig mit »Bruder« und
»Schwester« an, was die Zeugen Jehovas heute noch tun. Sie hatten regelmäßige
Zusammenkünfte, lasen und diskutierten den »Wachtturm« und verteilten
Traktate. Diejenigen, die ins Ausland reisten, nahmen häufig den Wachtturm und
Traktate mit und gaben diese an Interessenten weiter - daraus entwickelten
sich die ersten interessierten Gruppen außerhalb der USA. Von 1880-1884 wurden
z.B. eine Million Exemplare des Traktats »Speise für denkende Christen« in
Amerika und London verteilt.
1884 gründete Russell eine Firma, die sich mit dem Mehraufwand an Arbeit
befassen sollte, der durch seine neue Anhängerschaft entstand. Diese
Gesellschaft hieß Zion's Watch Tower Tract Society (Zions Wachtturm
Traktat-Gesellschaft). Die gesetzliche Eintragung erfolgte
am 13. Dezember 1884. Pastor Russell war der Präsident (er behielt diesen
Posten bis zu seinem Tod) und seine Frau war Sekretär/Schatzmeister. Insgesamt
wurden sieben Direktoren und drei leitende Angestellte gewählt. Allmählich
wurden Russell und seine Anhänger starrer in ihrem Glauben und ihrer
Organisation.
In Zion's Watch Tower vom Oktober 1883 gab Russell zu, daß man seine Bewegung
als Sekte bezeichnen könnte - während die heutigen Zeugen Jehovas es strikt
ablehnen, als Sekte oder Religion eingeordnet zu werden.»
Die meisten Anhänger Pastor Russells waren eifrige Leser der Bibel, und für
sie war die Aktivität nicht entscheidend. Sie glaubten an die Verbreitung
ihrer Botschaft, aber ihrer Ansicht nach war das wichtigste die Entwicklung
des Charakters.
Jeder Bibelforscher, als einer der Heiligen, bereitete sich auf die himmlische
Berufung vor, und zwar durch Studium der Bibel, Gebet, Meditation und die
Verbesserung seines Charakters im täglichen Leben.
Während Russell diese geistige Einstellung billigte, veranlaßte ihn sein
Geschäftssinn, möglichst wirksame Methoden zur Verbreitung seiner Botschaft zu
entwickeln. Als Idealfall schwebte ihm vor, daß alle ihm bei der Verbreitung
seiner Literatur helfen sollten, und 1881 unternahm er in der April-Ausgabe
des Wachtturms einen sehr praktischen Schritt zur Verwirklichung dieses
Ideals. Er veröffentlichte einen Artikel mit dem Titel »gesucht - 1000
Prediger«.
Diejenigen, die auf diesen Artikel antworteten, waren die ersten Kolporteure
(jetzt heißen sie Pioniere), die fast ihre gesamte Zeit der Predigt und der
Verbreitung von Zion's Watch Tower widmeten. Am Ende der 188oer Jahre
beschäftigte Russell sich ausschließlich mit dem Studium der Bibel und der
Organisation seiner schnell anwachsenden Bewegung. 1889 wurde in Pittsburgh
ein neues Gebäude fertiggestellt, indem die Druckerei und das Hauptbüro der
Zion's Wacht Tower Tract Society untergebracht wurden.
Russell war ein geschickter Geschäftsmann. Bis zu seinem dreißigsten
Lebensjahr hatte er das väterliche Geschäft zu einer Kette mit fünf Läden
ausgebaut, die er dann für eine viertel Million Dollar verkaufte (in heutigem
Geld ungefähr eine Million Dollar). Dieser Geschäftssinn nützte Russell nicht
nur im Geschäft; man lese seine Instruktionen für den Verkauf seiner
Bibel-Literatur aus dem Jahr 1887:
„Diese Rundschreiben können durch vertrauenswürdige Jungen und Mädchen
verteilt werden. Und wenn du nicht selbst alle deine Nachbarn besuchen kannst,
um das Buch zu zeigen und Aufträge entgegenzunehmen, können dafür auch wieder
diese Jungen und Mädchen eingesetzt werden (Mädchen werden im allgemeinen mehr
Erfolg haben). - Du müßtest ihnen für den Verkauf pro Tag eine Provision
zahlen - ein bestimmter Betrag für jedes verkaufte Exemplar... Verbringe nicht
mehr als zwei bis drei Minuten in einem Haus, und wenn die Leute nicht zu
einem Abonnement bereit sind, sage einfach: >Ich nehme jetzt kein Geld an,
sondern möchte nur einen Auftrag vormerken. Halten Sie das Geld am... bereits
und nenne dann ein Datum, an dem dein Rundgang in der Stadt abgeschlossen sein
wird ... Du kannst auch sehr gut sagen: >Wenn alle Ihre Nachbarn das Buch
haben und sich darüber unterhalten, ist es für Sie mehr als 25 Cents wert,
ebenso viel wie die Nachbarn über seinen Inhalt und die darin enthaltenden
Lehren zu wissen. Dann werde ich aber nicht mehr hier sein, und Sie werden
sich schämen, etwas zu borgen, was Sie jetzt für die geringe Summe von 25
Cents kaufen können. Wenn Sie das Buch gelesen haben, können Sie es als
Altpapier verkaufen, und kaum etwas dabei verlieren. <
Praktisch alle -wichtigeren modernen Werbemethoden sind in diesem Absatz
erwähnt! Russell zögerte nicht, alle Mittel zur Verbreitung seiner Botschaft
einzusetzen. 1891 unternahm er die erste seiner vielen Auslandsreisen zu
diesem Zweck. Er besuchte Irland, Schottland, Rußland, die Türkei etc., wobei
er in jedem Land Vorträge und Reden hielt.
1893 organisierte er die erste große Hauptversammlung (National Convention)
für seine Anhänger. Sie fand vom 20.-24. August in Chicago statt. 360
Kolporteure nahmen daran teil - bei weitem nicht so viele wie die von Russell
»gesuchten 1000 Prediger«.
Ihre Zahl stieg nicht ständig (1896 erwähnte Russell einen Rückgang in den
Reihen der Kolporteure).
Wie die Idee der Kolporteure stammt auch die der »Pilger« von Russell. Die
»Pilger« waren bezahlte Vertreter der Watch Tower Society, die die lokalen
Ecclesias besuchten, um die Brüder zu unterstützen (heute heißen sie
Kreisdiener). Drei Pilger wurden 1897 ausgesandt, fünfundzwanzig im Jahr 1905,
und 1917 gab es schließlich insgesamt dreiundneunzig Pilger, die von Gemeinde
zu Gemeinde reisten.
Auf diese Weise legte Pastor Russell das Fundament für die Organisation, auf
dem die Zeugen Jehovas ihre »Neue Welt Gesellschaft« aufgebaut haben.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte Russells Persönlichkeit und Glauben
eine kleine Schar von Anhängern angezogen, von denen die meisten in den USA
lebten. Aus unvollständigen Zahlen über das »Memorial Gathering«, das zur
Erinnerung an den Tod Christi stattfand, kann man schließen, daß Russell 1899
etwa 2500 Anhänger hatte.
Was zog diese Leute an? Sicherlich erweckte Pastor Russell selbst Vertrauen:
Sein natürlicher Charme, seine offensichtliche Aufgeschlossenheit, seine
Verehrung der Bibel sowie seine extremen Ansprüche gewannen ihm in den ersten
Jahren begeisterte Anhänger. Russell war immer bereit, Menschen zu treffen und
sich mit ihnen zu unterhalten. Während seiner ausgedehnten Predigt-Reisen
durch das Land posierte er willig für die Photographen, und er hinterließ so
eine Reihe von Photos, die aus den verschiedenen Phasen seiner Laufbahn und
seines Lebens stammen. Er war ein ziemlich kleiner Mann, dünn und von frommem
Aussehen. Nach allen vorliegenden Quellen führte er ein asketisches Leben. Als
er älter wurde, hatte er durch sein langes weißes Haar das Aussehen eines
modernen Patriarchen. Er war ein faszinierender Redner - sowohl in der
Öffentlichkeit als auch im privaten Gespräch.
Russell wurde von vielen seiner Anhänger verehrt und bewundert.
Einer von ihnen - P. S. L. Johnson - sagte:
„Er war wirklich ein Gelehrter, im wahren Sinne des Wortes... Er hatte eine
tiefe Kenntnis der Geschichte... Seine Schriften zeigen, daß er vertraut war
mit komplizierten Fragen der Industrie, Wirtschaft, Soziologie, des Kapitals
und der Arbeit. Das Gebiet der Philosophie wurde von ihm erforscht, und er war
ein Fachmann in theoretischer und praktischer Psychologie und Phrenologie ...
und wenn alle anderen Theologen verworfen sein werden, wird seine Autorität in
dieser größten aller Wissenschaften (Theologie) allgemein anerkannt bleiben."
Im Zion's Watch Tower vom 1. Mai 1917 wurde erklärt, daß »seit dem Apostel
Paulus kein größerer und besserer Mensch auf der Welt gelebt hat, als Pastor
Russell.«
Die meisten Anhänger Russells behaupteten jedoch, von seiner Botschaft
angezogen zu sein. Viele beschrieben ihre Gefühle der Freude
und Zufriedenheit beim ersten Lesen von Russells Werken ähnlich wie die
Bekehrung des Paulus auf dem Weg nach Damaskus.
Obwohl Russells Schriften heute kaum noch Bewunderung erregen dürften, ist es
doch vollkommen glaubhaft, daß sein direkter Prosa-Stil, seine offenen
Überzeugungen und seine eingehenden Erörterungen politischer und
wirtschaftlicher Fragen seine Zeitgenossen beeindruckt haben.
Russells wichtigstes Sprachrohr war der Wachtturm, aber er verfaßte auch eine
Reihe von sechs Büchern, die er 1886 mit »The Divine Plan of the Ages« (Der
Göttliche Plan der Zeitalter) begann.
Vorher hatte Russell verschiedene Traktate und zwei Bücher geschrieben: »Die
drei Welten oder Plan der Erlösung« (1877) und »Tabernacle Shadows of the
Better Sacrifices«. Dieses Buch entstand 1881 als Antwort auf Barbours
Interpretation des Hebräischen Tabernakels, die
Russell für irreführend hielt.
Um seinen Standpunkt zu klären und seine Überzeugungen ausführlich darzulegen,
veröffentlichte Pastor Russell 1886 das Buch »Der Göttliche Plan der
Zeitalter«. Während der folgenden vierzig Jahre wurden 6 Millionen Exemplare
dieses Buches verkauft. Russell setzte dieses Werk mit fünf weiteren Bänden
fort. Zunächst hieß die Schriftenreihe „The Millennium Davns" (Millennium-Tagesanbruch),
aber 1904 wurde der Titel in Schriftstudien (Studies in the Scriptures)
geändert.
Die komplette Serie bestand aus den folgenden Bänden: ... (Titel hier gekürzt)
Der Titel von Band 4 wurde später in »The Day of Vengeance« (Tag der Rache)
geändert, da die Leute bei dem Originaltitel annahmen, daß es sich um einen
Roman handelte!
Russell beabsichtigte, einen 7. Band zu schreiben (zur Vollständigkeit, da
sieben eine biblische Zahl ist). In diesem Band sollten die Geheimnisse der
Offenbarung enthüllt werden. Später kam er zu der Überzeugung, daß ihm der
»Schlüssel zu den Geheimnissen der Offenbarung« fehlte, und daher blieb es
seinen Nachfolgern überlassen, den 7. Band herauszugeben.
Was waren es für Bücher? Im allgemeinen ist der Ton vernünftig und
zurückhaltend, obwohl Russell seine Überzeugung nicht verbirgt, daß er und
seine Anhänger die Auserwählten Gottes sind. Nur wenige Stellen sind
überschwenglich, und der Stil ist sachlich und nüchtern, wenn auch vielleicht
etwas langweilig. Das gleiche kann man von Russells Schlußfolgerungen nicht
behaupten, da der größte Teil seiner Bücher zwei Dinge behandelt:
Ausführliche und komplizierte Bibel-Chronologie, auf Russells Zeit bezogen,
sowie die Interpretation biblischer Ereignisse, ebenfalls auf seine Zeit
bezogen. Russell beschäftigte sich intensiv mit Zeiten, Daten und Tabellen -
seine Bücher sind voll davon. Außerdem erörterte er in großer Länge soziale
und politische Fragen (indem er sie mit biblischen Weissagungen verband), und
er legte Wert darauf, die genaue Bedeutung hebräischer und griechischer Wörter
im Originaltext der Bibel zu diskutieren. Später stellte sich heraus, daß er
auf diesem Gebiet keine Fachkenntnisse besaß.
Das überraschendste an diesen sechs Bänden ist, daß darin die elementaren
Glaubenslehren so gut wie gar nicht diskutiert werden - weniger als sechzig
der insgesamt 3000 Seiten befassen sich mit Fragen der Trinität, der
Unsterblichkeit der Seele und des Höllenfeuers. Der zweite Band enthält
keinerlei Lehrmaterial; typische Kapitelüberschriften in diesem Buch sind:
»Die siebzig Wochen der Weissagung Daniels - Während dieser Zeit vorhergesagte
sich abspielende Ereignisse - Die Zeit des Advents des Messias angezeigt - Was
sind die Zeiten der Nationen? - Die von Moses prophezeiten Zeiten der
Wiederherstellung aller Dinge - Das Datum ihres Anfangs« etc. (Ein letztes
Beispiel: Im I. Band widmete Russell nur zwei Absätze des gesamten Buches dem
Beweis, daß der Gedanke der ewigen Qual unbiblisch ist.)
Ich möchte diese beiden Hauptthemen in Russells Leben und Werk eingehend
behandeln, denn sie bildeten den Kern seines Glaubens und den beherrschenden
Tenor in allen Gesprächen mit Russell und seinen Nachfolgern. Wenn wir diese
beiden Aspekte von Russells Weltanschauung kennen, sind wir besser in der
Lage, die Entwicklung der Bewegung nach seinem Tod sowie die Theologie der
heutigen Zeugen Jehovas zu verstehen.
Die meisten Zeugen Jehovas wissen heute wenig oder gar nichts über Pastor
Russells »Prophezeiungen«, aber alle sind sie von einem überzeugt: Sie
glauben, daß Pastor Russell die himmlische Aufrichtung von Gottes Königreich
im Jahr 1914 korrekt vorhergesagt hat. In ihrer eigenen Darstellung »Jehovas
Zeugen in Gottes Vorhaben« schreiben sie über Russells Ansichten über das Jahr
1914:
»Obgleich dies schon Jahrzehnte vor dem ersten Weltkrieg geschrieben wurde,
ist es erstaunlich, wie genau die Ereignisse, die schließlich eintraten,
tatsächlich vorausgesehen wurden«.
Das ist Unsinn. Ich führe hier an, was Russell über das Jahr 1914 und andere
Daten schrieb. Ich gebe längere Zitate aus den Originalquellen, da diese
schwer zu beschaffen sind, und infolge dieser Schwierigkeiten ist es möglich,
daß Behauptungen wie die obige unwidersprochen hingenommen werden.
Wie wir bereits gesehen haben, glaubte Russell, daß Jesu zweites Kommen oder
zweite Gegenwart unsichtbar im Jahr 1874 eintrat, und daß das Königreich
Gottes - ebenfalls unsichtbar - 1878 aufgerichtet wurde. Russell verwendete
zwei Beweisführungen, um das Datum 1874 zu belegen.
Re: Rogerson über Russell (Teil II)
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 12. Juni 2008 11:31
1. Russell glaubte, daß das jüdische Volk in den »letzten Tagen« wieder in die
Gnade Gottes aufgenommen würde. Diese Ansicht basierte auf bestimmten
Textstellen wie Matthäus 5:18; »Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel
und Erde vergehe, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein
Tüpfelchen vom Gesetz, bis daß es alles geschehe« (s. auch Hebräer 10:1, 8:5,
Kolosser 2:17 und besonders Apostelgeschichte 3:19-21). Den Juden war befohlen
worden, jedes fünfzigste Jahr als »Jubeljahr« zu feiern (3 Moses 25:10, 15).
Russell war beherrscht von dem Gedanken einer höheren Erfüllung, die mit einer
Zeit des Wartens verbunden war, und die schließlich zum großen Jubeljahr
führen sollte; Russell glaubte, daß dieses große Jubeljahr das Millennium sei.
Die Juden feiern das Jubeljahr nach 7 x 7 = 49 Jahren, so daß ein Zyklus von
50 Jahren entstand. Für die höhere Erfüllung multiplizierte Russell die
Zyklen, um die Wartezeit zu errechnen. So beträgt die Zeit zwischen den
Jubeljahren in der höheren (gegenbildlichen) Erfüllung 50X 50 Zyklen = 2500
Jahre. Russell mußte jetzt feststellen, wann die Periode von 2500 Jahren
anfing - an ihrem Ende stünde dann der Beginn des gegenbildlichen Jubeljahrs,
des Millenniums! Hier ist die Beweisführung in Russells eigenen Worten:
„Fünfzig mal fünfzig Jahre gibt den langen Zeitraum von fünfundzwanzighundert
(50 mal 50 = 2500) Jahren für die Länge des großen gegenbildlichen Zyklus an,
der zu rechnen anfing, als Israels letztes vorbildliches Jubeljahr endete; und
an seinem Schlüsse muß das große gegenbildliche Jubeljahr folgen, wir wissen,
daß ein solcher Zyklus zu rechnen angefangen haben muß, wo das Vorbild
aufhörte, weil nicht ein Jota oder ein Strichlein des Gesetzes ohne Erfüllung
vergehen kann, und weil damals nicht zugelassen worden wäre, daß das
Jubeljahrvorbild, das weit mehr als ein Jota oder Strichlein, ja sogar ein
großer und wichtiger Teil des Gesetzes war, verging, bevor die rechte Zeit für
den Anfang seines Gegenbildes da war ...
Das letzte vorbildliche Jubeljahr war gerade 19 Jahre vor dem Anfang der
siebzig Jahre der Verödung des Landes (da sie in Gefangenschaft waren); und
950 Jahre nach dem Betreten Kanaans.
Da also, gerade 19 Jahre vor den »siebzig Jahren der Verödung« ihres Landes,
am Schlüsse ihres letzten Jubeljahres - des 19. - fing der große Zyklus von
2500 Jahren (50 X 50 = 2500) zu zählen an; und so ist es eine sehr einfache
Sache auszurechnen, wo diese 2500 Jahre auslauten, und wo folglich das große
gegenbildliche Jubeljahr anfangen muß... Wenn das große Jubeljahr nur ein Jahr
wäre, wie sein Vorbild, so würde es mit Oktober 1874, am Schluß von 2499
Jahren, angefangen und mit Oktober 1875 geendet haben. Aber dies ist nicht das
Vorbild, sondern die Wirklichkeit (»das Wahrhaftige«). Es war kein Jubeljahr,
sondern das gegenbildliche Jubeljahrtausend der Wiederherstellung aller Dinge,
das mit Oktober 1874 anfing."
Das gesamte 6. Kapitel im 2. Band von Russells Schriftstudien besteht aus
einem komplizierten und weitschweifigen »Beweis«, daß 1874 diese biblische
Bedeutung hat. Russell fährt dann fort, was 1874 geschehen wird:
„Was aber sind die vernünftigen Schlußfolgerungen aus diesen biblischen
Lehren? Zunächst laßt uns sehen, was vom Standpunkt der Vernunft folgen muß,
und dann sehen, ob irgendwelche andere Schriftstellen diesen Schlußfolgerungen
beistimmen oder ihnen widersprechen. Erstens schließen wir, daß die Gegenwart
des großen Wiederherstellers an der Zeit sein muß, wenn die »Zeiten der
Wiederherstellung« anfangen sollen. Dies scheint ein sehr einleuchtender
Schluß zu sein. Aber es ist viel mehr als ein bloßer Schluß, da die folgende
bestimmte inspirierte Aussage denselben bestätigt:
»Damit (die festgesetzten) Zeiten der Erquickung kommen vom Angesichte des
Herren (Jehova), und er den euch zuverordneten Jesus Christus sende, welchen
freilich der Himmel aufnehmen muß, bis zu den Zeiten der Wiederherstellung
aller Dinge, von welchen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von
jeher geredet hat« - Apostelg. 3: 19-21.29
Russell sagt also in großer Länge, daß Jesus 1874 zurückkehren muß.
Dies ist die erste Rechtfertigung für das Datum; mit der zweiten Beweisführung
kommt er auf einem noch komplizierteren Weg auf das Jahr 1874.
2. Es war natürlich Barbour und nicht Russell, der zuerst die obige
Beweisführung für das Jahr 1874 vorlegte. Das zweite Argument stammte
ebenfalls nicht von Russell, sondern von einem Mr. Bowen in England. Er
stellte fest, daß durch exakte Anwendung der Bibel-Chronologie errechnet
werden konnte, wie viele Jahre seit der Schöpfung Adams vergangen waren. Bowen
nahm die Zahlen der Bibel wörtlich und kam so auf das Jahr 4129 v. Ch. für die
Erschaffung Adams.
Er glaubte, daß jeder »Tag« der Schöpfung nicht nur 24 Stunden lang war,
sondern 7000 Jahre dauerte.
Die Bedeutung dieser Interpretation liegt darin, daß der letzte »Tag«, an dem
Gott ruhte, damit 7000 Jahre lang ist - von der Erschaffung Adams an
gerechnet. Bowen glaubte, daß die letzten 1000 Jahre dieses »Tages« das
Millennium wären. Dies ist offensichtlich reine Spekulation (obwohl Russell
und Bowen viele Belege aus der Bibel anführten).
Es klingt ganz so, als ob diese Daten rückblickend errechnet wurden - da wir
bei 6000 Jahren nach Adams Erschaffung auf das Jahr 1872 kommen! Russell
glaubte daher, daß das Millennium 1873 begann - in seinen eigenen Worten:
„In diesem Kapitel bringen wir den Schriftbeweis für die Tatsache, daß mit dem
Jahre 1872 sechstausend Jahre seit der Erschaffung Adams verflossen sind, und
daß wir daher, seit dem Jahre 1872, der Chronologie oder Zeitrechnung gemäß,
in das siebente Jahrtausend oder ins Millennium eingetreten sind. Der Anfang
desselben ist der »Tag des Herrn«, »der Tag der Drangsal«, welcher den
Zusammenbruch der Reiche dieser Welt und die Aufrichtung des Königreichs
Gottes unter dem ganzen Himmel umschließt .
Die offensichtliche Diskrepanz zwischen 1872, dem Ende der 6000 Jahre, und
1874, dem Datum von Christi zweiter Gegenwart, wird von Russell ganz praktisch
erklärt:
„Wie kommt es, daß die allergenaueste Bibel-Chronologie auf 1872 als den
Anfang des siebenten Jahrtausends oder Millenniums hinweist, während die
Jubeljahr-Zyklen zeigen, daß 1874 das Datum der Wiederkunft unseres Herrn und
der Anfang der Zeiten der Wiederherstellung ist? ... Man wird sich erinnern,
daß die Berechnung der Chronologie mit Adams Erschaffung begann, und daß Adam
und Eva einige Zeit zubrachten, bevor die Sünde hereinkam. Gerade wie lange
das war, wird uns nicht gesagt, doch zwei Jahre würden keine unwahrscheinliche
Veranschlagung sein ... Die sechstausend Jahre, in denen Gott die Herrschaft
des Bösen zugelassen hat, vor dem Eintritt des großen siebten oder
Sabbat-Jahrtausends, den Zeiten der Wiederherstellung, datieren vom Eintritt
der Sünde in die Welt. Und da die Zeiten der Wiederherstellung mit Oktober
1874 begannen, so muß dies das Ende der 6000 Jahre der Sünde sein; und der
Unterschied zwischen diesem Datum und den in der Chronologie seit Adams
Erschaffung aufgezeichneten stellt die Periode der Sündlosigkeit in Eden vor,
welche eigentlich zur Herrschaft der Gerechtigkeit gehört."
Russell ging niemals von der Ansicht ab, daß Jesus 1874 zurückgekehrt sei, und
dies blieb seine wichtigste Zelt-Prophezeiung.
Bereits 1880 kam Pastor Russell zu der Überzeugung, daß 1914 das Ende der
»Zeiten der Nationen« eintreten würde - seine Beweisführung war fast die
gleiche, die noch heute von den Zeugen Jehovas angeführt wird (s. Kapitel über
Glaubenslehre). Trotz gegenteiliger Behauptungen der Zeugen glaubte Russell
jedoch nicht, daß Gottes Königreich 1914 aufgerichtet wurde (denn dies war
bereits 1878 geschehen), und er glaubte keinesfalls, daß nach 1914 eine
weitere Generation des Konflikts ohne Intervention Gottes folgen würde.
Was aber waren dann Russells Ansichten über das Jahr 1914? Er glaubte, daß nun
endlich die Heiligen verherrlicht und im Himmel mit Jesus regieren würden.
Gleichzeitig würde Gott alle irdischen Reiche zerbrechen und die theokratische
Regierung für den Rest des Millenniums einsetzen. Russell glaubte, Gott würde
die Vollkommenheit der Menschheit auf Erden wiederherstellen - Gott würde sie
nicht in einem »Krieg von Harmagedon« vernichten. ... aber wenn wir Gottes
Wort und Plan als Ganzes betrachten, so finden wir, daß sie alle... die
Ansicht begünstigen, daß Christus vor der Bekehrung der Welt kommt und gerade
herrschen wird, um die Welt zu bekehren ... Sie glauben, daß Gott nichts
weiter tun wird, als diese Kirche erwählen, während wir fanden, daß die
Schrift einen weiteren Schritt in dem göttlichen Plan lehrt, eine
Wiederherstellung für die Welt, welche durch die Kirche, sobald sie vollzählig
und verherrlicht ist, bewirkt werden soll."
1916 schrieb Russell mehrere Vorworte für die »Schriftstudien«, in denen er
einräumte, daß seine Vorhersagen für das Jahr 1914 sich nicht erfüllt hatten,
z. B.:
„Der Autor gibt zu, daß er in diesem Buch den Gedanken nahelegt, daß des Herrn
Heilige erwarten dürfen, am Ende der Zeiten der Nationen bei ihm zu sein in
Herrlichkeit. Dies war ein Fehler, den zu machen sehr natürlich war, doch der
Herr überwaltete ihn zum Segen seines Volkes.?!
Russells Gedanken über das Jahr 1914 werden im »Göttlichen Plan der Zeitalter«
klar erläutert. Die Auserwählten würden im Himmel verherrlicht, die anderen
Gläubigen ständen ebenfalls auf einer himmlischen Stufe, während der Rest der
Menschheit auf Erden zusammen mit den auferstandenen Millionen wieder in
paradiesischer Vollkommenheit leben würde. Aus dem folgenden Zitat geht klar
hervor, daß Russell 1889 glaubte, daß der Krieg von Harmagedon (Offenbarung
20) bereits begonnen hätte, und daß er 1915 enden würde:
„Im Hinblick auf diesen starken biblischen Beweis über die Zeiten der Nationen
betrachten wir es als feststehende Wahrheit, daß das schließliche Ende der
Reiche dieser Welt und die volle Herstellung des Königreichs Gottes nicht
lange nach 1914, dem Ende der Lehnszeit, erfolgt sein werden ...
Es ist wahr, es heißt große Dinge erwarten, wenn man behauptet, wie wir es
tun, daß in den kommenden sechsundzwanzig Jahren alle gegenwärtigen
Regierungen gestürzt und aufgelöst sein werden ... Man verwundere sich daher
nicht, wenn wir in den nachfolgenden Kapiteln Beweise beibringen, daß das
Aufrichten des Königreichs Gottes schon begonnen habe, daß in der Prophezeiung
aufgezeichnet stehe, daß das Jahr 1878 die Zeit sei, da die Ausübung seiner
Macht beginnen sollte, und daß der »Krieg des großen Tages Gottes des
Allmächtigen« (Offenbarung 16 :14), der 1915 mit der vollständigen Vernichtung
der gegenwärtigen Regierung der Welt enden soll, bereits angefangen ist... Zu
Beginn des Reiches (Ende 1914) werden, soweit wir es verstehen, die
auferstandenen Heiligen des alten Bundes von Johannes dem Täufer rückwärts bis
zu Abel mit der Herrscherwürde bekleidet sein."
Es gibt viele ähnliche Passagen in Russells Werken. Der Anhang enthält eine
Zeittabelle mit seinen »prophetischen« Daten. Man kann daraus vor allem
schließen, daß Russell (offensichtlich) von Zeit-Vorhersagen besessen war, von
denen die meisten nicht stimmten. Die Zeugen Jehovas sind heute der Ansicht,
daß er für 1914 recht hatte, aber diese Meinung beruht auf Unkenntnis seiner
Werke.
Jehovas Zeugen haben Russells Vorliebe für ausführliche Auslegungen aller
Geschichten der Bibel geerbt. Russell und viele seiner Zeitgenossen nahmen an,
daß für den größten Teil der Bibel eine »höhere Erfüllung« zu erwarten sei,
und sie verbrachten sehr viel Zeit damit, danach zu suchen und darüber zu
diskutieren, was eine bestimmte Gestalt der Bibel oder ein bestimmtes Ereignis
bedeutete. Russells Schlußfolgerungen waren zwar einigermaßen konsequent, aber
oft sehr kompliziert und vor allem vollkommen willkürlich ausgewählt.
Die heutigen Auslegungen der Zeugen Jehovas differieren in vielen Fällen von
denen Russells. Hier sind fünf Beispiele (an dieser Stelle Text gekürzt. Siehe
dazu die Printausgabe) ...
Diese und viele andere biblische Geschichten werden heute von den Zeugen
anders ausgelegt. Sowohl Isebel als auch der reiche Mann stellen heute die
Geistlichkeit dar. Man hat von Russell gesagt, daß er einen Tropfen Lehre nahm
und ihn in einem Meer von Weitschweifigkeit verdünnte - aber er war in seinen
Büchern nicht nur langatmig, er wurde auch in vielen Fragen widerlegt. Die
Zeugen, die heute neue Daten und Bibelauslegungen verwenden, behaupten, daß in
diesen frühen Jahren »das Licht nur sehr schwach schien«. Anderseits möchten
sie uns davon überzeugen, daß Russell den i. Weltkrieg 1914 erstaunlich
richtig vorhergesagt hat! Da Russells Bücher außerhalb der Bewegung schwer zu
beschaffen sind - und auch in der Bewegung nicht mehr empfohlen werden - sind
diese falschen Behauptungen nur schwer zu widerlegen.
In der Zeit um die Jahrhundertwende erwarteten Russell und seine Bibelforscher
geduldig ihre Verherrlichung im Jahr 1914. Russell trat allmählich aus der
Obskurität als Anführer einer kleinen und radikalen religiösen Sekte heraus
und nahm einen ziemlich wichtigen Platz im religiösen Leben Amerikas ein.
Russells Predigten wurden von der Presse im ganzen Land beachtet, da seine
Ideen den anderen christlichen Konfessionen völlig fremd waren. Er hatte immer
im Widerspruch zur katholischen Kirche gestanden, aber zu Beginn des neuen
Jahrhunderts traf er auch bei allen protestantischen Kirchen auf heftige
Opposition. Da er selbst in den etablierten Kirchen keine Antwort auf seine
Fragen gefunden hatte, kam er zu der Überzeugung, daß diese Werkzeuge des
Teufels seien. Russell war kein rachsüchtiger Mann, aber er glaubte, daß die
Kirchen unrecht hätten, und es sei seine Pflicht, dies auch zu sagen.
Fast der gesamte 4. Band der »Schriftstudien« mit seinen 550 Seiten wird von
Russell zur Erfüllung dieser Pflicht benutzt,
Zunächst steckte er das Gebiet für seine Angriffe ab:
„Indem wir unsere Auffassung der Symbole der Offenbarung darlegen, möchten wir
mit Nachdruck betonen, daß wir durchaus nichts gegen fromme Christen sagen, wo
und zu welcher Zeit diese auch lebten, ob sie sich in einer
Kirchengemeinschaft oder außerhalb jeder Kirche befanden. Was Menschen
anbetrifft, so haben wir nichts zu sagen. Wir sprechen immer über Grundsätze
und Lehren, niemals über Personen. Gott hat uns nicht aufgetragen, über
Menschen zu reden, an uns ist es, sein Wort zu besprechen."
Dann erst geht er auf Einzelheiten ein; so z.B. mit der Auslegung von
Offenbarung 16:13:
„Der Drache symbolisiert die römische Staatsgewalt, die durch die Zivilgewalt
in der Welt dargestellt wurde ... Den falschen Propheten oder das Bild des
Tieres verstehen wir als die protestantische Kirchenvereinigung."
Während diese Wortschlacht geführt wurde, steckte Russell weiterhin sein Geld
in die Watch Tower Society, um deren Einfluß zu vergrößern.
1900 wurde das erste »ausländische Zweigbüro« in London eröffnet. Zweigstellen
in Deutschland (1903) und Australien (1904) folgten. Broschüren wurden jetzt
in sieben Sprachen gedruckt, und diese weit verbreitete Publizität hatte
natürlich Folgen. Immer mehr Menschen traten aus der Kirche aus und schlossen
sich Russell an:
„Um sie bei ihrem Austritt zu unterstützen und gleichzeitig solchen, die für
die Streichung der Namen aus dem Kirchenregister verantwortlich waren, ein
weiteres Zeugnis zu geben, wurde im Jahre 1900 damit begonnen, besondere
»Austrittserklärungen« zu drucken."
In den USA wurden 1903 drei Kongresse nacheinander abgehalten, und im Sommer
dieses Jahres begann Russell seine zweite Reise durch Europa.
Nach seiner Rückkehr kam es zu einer Kontroverse mit Dr. E. L. Eaton, dem
Vorkämpfer der »Evangelischen Allianz« (Protestant Evangelical Alliance). Die
Diskussion begann am 18. Oktober in der Carnegie Hall in Pittsburgh, und nach
Meinung der Zeugen »schnitt Pastor Russell dabei im ganzen am besten ab«.
Russell war ein guter und überzeugender Redner, der die Bibel genau kannte.
Seiner Ansicht nach führte er Krieg gegen die sich sammelnden Kräfte der
Evolution, des Spiritismus und der Höheren Kritik (Higher Criticism) -
zusätzlich zu seinem Kampf mit der Geistlichkeit.
Seine Gegner waren jedoch der Meinung, er sei »vom Bösen gesandt, um die
Wahrheit Gottes zu untergraben«. Es heißt, daß »kein ungläubiger Autor wie
etwa Hume, Voltaire oder Ingersoll« jemals so hart angegriffen worden wäre wie
Pastor Russell. Ganz bestimmt war Russell zu seiner Zeit eine berühmte - oder
berüchtigte - Persönlichkeit. »Zweifellos wurde er öfter photographiert als
irgendein anderer Amerikaner, vielleicht mit Ausnahme von Mr. Coolidge« (dem
Präsidenten der Vereinigten Staaten.)
Es wäre irreführend, den Eindruck zu vermitteln, daß Russell sich in dieser
Zeit von Erfolg zu Erfolg fortbewegte. Seine Anhängerschaft wuchs zwar
ständig, aber dies brachte in sich schon Schwierigkeiten mit sich. Die
Menschen, die sich ihm anschlossen, waren oft sehr ehrgeizig, und viele hatten
nicht sein frommes Auftreten. Es gab ständig Auseinandersetzungen und
Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Organisation, und manchmal richteten
sich diese sogar gegen Pastor Russell selbst.
Von 1892-1894 versuchten vier prominente Mitglieder der Bewegung - Von Zech,
Bryan, Rogers und Adamson -, Ideen einzuschleusen, mit denen Russell nicht
übereinstimmte. Schließlich verschworen sie sich gegen ihn und versuchten,
seinen Einfluß bei den Bibelforschern zu unterminieren. Russell mußte sich in
einer eigens dafür gedruckten 90 Seiten langen Broschüre gegen diese Angriffe
wehren.
Die Broschüre hieß passenderweise »A Conspiracy Exposed« (Aufdeckung einer
Verschwörung). Sie erschien 1894.
Eine weitere »Revolte« wurde 1911 aufgedeckt. An ihr war eine Gruppe sehr
einflußreicher Bibelforscher beteiligt, zu der der Vize-Präsident der
Gesellschaft, J. H. Giesey, der Zweigstellen-Leiter E. C. Hennings und
Russells Privatsekretär A. E. Williamson gehörten. Williamson verließ die
Bewegung mit seinen Anhängern, nachdem er Russell beschuldigt hatte,
»Schwestern zu streicheln«
Abgesehen von dieser internen Opposition waren Russells Gegner außerhalb der
Bewegung nur zu froh, ihn aus persönlichen Gründen angreifen zu können.
Gewöhnlich beschuldigten sie Russell, daß er seine Bibelforscher für den
Verkauf seiner Schriften einsetze, um damit, große Gewinne zu erzielen. 1906
machte Russell jedoch eine peinliche und erniedrigende Erfahrung durch, die
von seinen Gegnern benutzt wurde, um ihn in den Augen seiner Anhänger und vor
der übrigen Welt in Mißkredit zu bringen. Der Grund für den Skandal war seine
Frau.
In den ersten Jahren ihrer Ehe war Maria Frances Russell eine eifrige und
loyale Verfechterin der Ansichten ihres Mannes. Sie schrieb häufig Artikel für
den Watch Tower. Russell behauptete später, daß sie mehr Rechte in der Leitung
des Wachtturms beanspruchte - und dies sowie ihr Einsatz für das
Frauenstimmrecht führten zu einer Entfremdung.
Im Zion's Watch Tower vom 15. Juli 1906 erklärte Russell den Lesern seine
Sicht der Geschichte - er hatte so viele böswillige Gerüchte gehört und so
viele fragende Briefe erhalten, daß er dies für erforderlich hielt. Er sagte,
daß seine Frau versucht hatte, die Leitung der Zeitschrift in die Hand zu
bekommen und darauf bestand, daß ihre Artikel erschienen. Russell weigerte
sich, und ab 1896 war sie nicht mehr Mitherausgeber. 1897 unternahm Mrs.
Russell (von ihrer weiblichen Verwandtschaft beeinflußt, wie Russell annahm)
aktive Schritte, um ihn zu verdrängen; zunächst versuchte sie, zwei Brüder der
Gemeinde auf ihre Seite zu ziehen, indem sie Pastor Russell angriff; als sie
damit keinen Erfolg hatte, begann sie besondere Versammlungen für die
Schwestern in der Ecclesia zu organisieren. In diesen Versammlungen rief sie
zur Opposition gegen ihren Mann auf. Am 1. September 1897 wurde eine
Versammlung der Ältesten zusammengerufen, die die Beschwerden der Schwestern
untersuchen sollte - und Mrs. Russell erhielt einen öffentlichen Verweis. 1897
trennte sie sich schließlich von ihrem Mann, und sechs Jahre später reichte
sie beim Gericht in Pittsburgh die Scheidungsklage ein. Dies führte im April
1906 zu einem Scheidungsprozeß, über den in sensationeller Form berichtet
wurde.
Mrs. Russells Scheidungsklage basierte auf der Anschuldigung der »seelischen
Grausamkeit«, und schließlich entschieden die Geschworenen aus diesem Grund zu
ihren Gunsten. Sie versuchte jedoch auch zu behaupten, daß Russells Verhalten
anderen Frauen gegenüber kompromittierend war. Sie führte viele unwichtige
Beispiele an, die man auch ganz anders hätte interpretieren können - Fälle, in
denen Pastor Russell weibliche Mitglieder des Haushalts getröstet hatte etc.
Diese Behauptungen wurden vom Gericht offiziell nicht zur Kenntnis genommen.
Schlimmer waren jedoch ihre Anschuldigungen gegen den Pastor hinsichtlich
ihrer adoptierten Tochter Rose Ball. Sie behauptete, daß Russell zu dem jungen
Mädchen gesagt hätte: »Ich bin wie eine Qualle; ich schwimme überall herum.
Ich berühre diese und jene, und wenn sie reagiert, nehme ich sie zu mir - wenn
nicht, schwimme ich weiter zu anderen.
Pastor Russell leugnete, jemals so etwas gesagt zu haben, und Mrs. Russell gab
ihrem eigenen Rechtsanwalt gegenüber zu, daß sie damit nicht meinte, daß ihr
Mann Ehebruch begangen hätte!
H. H. Stroup faßt den Prozeß so zusammen:
„Mrs. Russell reichte die Scheidungsklage aus vier Gründen ein: »Seine
Eitelkeit, sein Egoismus und seine Herrschsucht machten das Zusammenleben mit
ihm für jede empfindsame Frau unmöglich; sein Verhalten anderen Frauen
gegenüber sei kompromittierend; in einem Fall habe er vier Wochen lang nicht
mit seiner Frau gesprochen und sich nur durch vorwurfsvolle Briefe mit ihr
verständigt; er versuche, auf verächtliche Weise seine Frau von der
Gesellschaft zu isolieren mit dem Ziel, sie für unzurechnungsfähig zu erklären
und sie wegzuschicken.« Wenn man den Prozeß heute wieder durchgeht, kann man
zu dem Schluß kommen, daß die Beweise der Anklage nicht so stichhaltig waren,
wie die Geschworenen sie anscheinend ansahen ... Die meisten Zeugenaussagen
waren sehr suggestiv, aber niemals stichhaltig.
Das weitere Beweismaterial zeigt, daß Mrs. Russell im allgemeinen sehr
mißtrauisch war, was die Beziehungen ihres Mannes zu anderen Frauen anbetraf,
und sie hatte oft keinerlei Verständnis dafür, daß er auf Grund seiner
religiösen Überzeugungen überhaupt keinen Wert auf den äußeren Anschein legte
. ...
Die Geschworenen berieten ungefähr zwei Stunden lang und stimmten dann der
Scheidung mit der folgenden Begründung zu: »Sein Verhalten seiner Frau
gegenüber zeigt einen derartig ausgeprägten Egoismus und so extravagantes
Eigenlob, daß die Geschworenen davon überzeugt sind, daß sein Verhalten ihr
gegenüber von ständiger Herrschsucht geprägt war, so daß dadurch das Leben
jeder christlichen Frau zu einer Last und ihre Lage unerträglich werden mußte.«
Objektiv gesehen war die Scheidung vielleicht die beste Losung. Beide hatten
einen sehr starken Willen, und das Zusammenleben dieser beiden ausgeprägten
Persönlichkeiten war offenbar unmöglich. Russells ausschließliche
Beschäftigung mit religiösen Fragen machte ihn keineswegs zu einem perfekten
Ehemann. Trotzdem waren die Folgen der Ehescheidung für ihn verheerend. Viele
seiner Anhänger waren enttäuscht oder wandten sich gegen ihn, da sie glaubten,
daß ein geschiedener Mann niemals ein inspirierter Diener Gottes sein könnte.
Nach Stroup »verließen Tausende seiner Jünger die Bewegung«.
Russell versuchte, dem schlechten Eindruck in der Öffentlichkeit
entgegenzuwirken, indem er eine Belohnung von 1000 Dollar aussetzte, wenn
jemand ihm nachweisen könnte, daß sein Verhalten unmoralisch gewesen sei.
»Er legte
öffentlich ein >Gelübde< ab, daß er niemals einen Raum betreten wollte, worin
sich ein weibliches Wesen allein befinde, es sei denn, es handele sich um ein
Familienmitglied. Bis zu seinem Tode verlangte er von allen seinen Anhängern
eine Unterschrift unter eine ähnliche Erklärung.«
Verschiedene Zeitungen, darunter die Washington Post und der Chicago Mission
Friend verleumdeten Russell durch Veröffentlichung der
»Quallen«-Geschichte. Er strengte gegen beide einen Prozeß an und zwang sie,
die Kosten für das Verfahren zu übernehmen und einen außergerichtlichen
Vergleich abzuschließen. Es heißt, Russell habe fünfmal Einspruch gegen das
Scheidungsurteil erhoben - jedes Mal ohne Erfolge
Es folgten weiter Angriffe auf Russell wegen seiner Unkenntnis der
griechischen und lateinischen Sprache. Er hatte eine Vorliebe für das Zitieren
griechischer und hebräischer Wörter, wobei er genau erklärte, was sie
bedeuteten. Seine Urteile entnahm er griechischen und hebräischen
Wörterbüchern und mehrsprachigen Bibelausgaben - die Sprachen selbst verstand
er nicht.
Pfarrer J. J. Ross veröffentlichte eine Broschüre mit dem Titel »Some Facts
about the Self-Styled
Charles T. Rüssel« (Einige Fakten über den selbsternannten
Russell), in der er Russell lächerlich machte. Russell verklagte ihn
wegen Verleumdung und verlor nicht nur den Prozeß, sondern schwor während des
Gerichtsverfahrens auch noch einen Meineid. Er wurde gefragt, ob er das
griechische Alphabet könnte und sagte »ja«, aber als
man ihm ein griechisches Neues Testament vorlegte und ihn aufforderte, die
Buchstaben oben auf der Seite vorzulesen, konnte er dies
nicht und war so gezwungen zuzugeben, daß er kein Griechisch verstand.»
Schließlich wurde Russell in eine Kontroverse über »Wunderweizen« verwickelt -
es handelte sich um eine neue Weizensorte, die 1903 im Garten eines Farmers in
Virginia wuchs. Dieser Weizen hatte besonders große Ähren, und der Ertrag war
daher dreimal größer als bei normalem Weizen. Russell erwähnte diese
Weizensorte im Zion's Watch Tower vom März 1908 und deutete an: daß dies ein
Zeichen für die Wiederherstellung des Millenniums sei. 1911 spendeten zwei
Bibelforscher dreißig Scheffel Wunderweizen, die zu Gunsten der Watch Tower
Bibel and Tract Society verkauft werden sollten. Russell erzielte beim Verkauf
des Weizens 1800 Dollar, und der Brooklyn New York Daily Eagle veröffentlichte
Artikel und Karikaturen über diesen Verkauf.
Unter einer Karikatur stand: »Wenn Pastor Russell pro Pfund Wunderweizen einen
Dollar bekommen kann, was würde er erst aus Aktien und Obligationen der Union
Bank herausholen?« Russell verklagte die Zeitung wegen Verleumdung und verlor
einen weiteren sensationellen Prozeß.
Trotz der Scheidung und der Prozesse stieg die Gesamtzahl seiner Anhänger in
den Jahren 1900-1910 geringfügig an. 1908 gab es z.B. 8000 Bibelforscher. 1909
wurde das Hauptbüro der Gesellschaft von Allegheny nach Brooklyn, New York,
verlegt, wo das frühere »Plymouth Bethel« in der Hicks Street in ein Büro und
einen Versammlungssaal umgebaut wurde. Der Name wurde in »The Brooklyn
Tabernacle« geändert. Die Mitarbeiter wohnten in einem großen Gebäude - »Bethel«
genannt - in Columbia Heights 122-124. 1909 gründete Russell eine neue
Gesellschaft, die »People's Pulpit Associatlon« (Volkskanzelvereinigung), und
er gab eine Schriftenreihe monatlicher Traktate mit dem Titel »People's Pulpit«
(Die Volkskanzel) heraus.« Jeden Monat erschien eine neue Ausgabe, um »erneut
eine mächtige Salve gegen den Protestantismus, die falsche Religion und die
Abtrünnigkeit der Treulosen auszulösen.«
Russell fuhr jetzt jedes Jahr nach Europa und verstärkte seine Reisetatigkeit
in Nordamerika. Vom Dezember 1911 bis März 1912 unternahm er eine Weltreise,
die in Hawaii begann. Das Jahr 1914 kam näher, und überall waren die
Erwartungen gespannt.
Als neues Projekt gab Russell die Produktion eines achtstündigen Farbfilms - »The
Photo Drama of Creation« (Das Photo-Drama der Schöpfung) - in Auftrag. Dieser
Film bestand aus vier Teilen von je zwei Stunden Länge, und jeder Teil stellte
die »Geschichte der Welt, -wie sie in der Bibel erzählt wird«, dar. Synchron
dazu wurden Schallplatten gespielt, die den Inhalt des Films erklärten.
Russell wollte dieses Mammut-Unternehmen bis 1912 abschließen, aber der Film
wurde erst 1914 fertiggestellt; dann wurde er kostenlos in Heimen, Schulen und
Sälen in der ganzen Welt gezeigt.
Schließlich stand 1914 nahe bevor. Was würde geschehen? Die meisten Anhänger
Russells waren noch immer davon überzeugt, daß 1914 die
»Zeiten der Nationen« enden und die Heiligen verherrlicht würden.
Russell selbst wurde jedoch immer vorsichtiger, je näher das Jahr herankam.
Anzeichen seiner Zweifel erscheinen bereits in Band 3 der »Schriftstudien«:
„Daß die Befreiung der Heiligen sehr bald nach Schluß der Ernte 1914
stattfinden wird, ist offenbar ... Wie lange nach Schluß der Ernte - 1914 -
die letzten Glieder des Leibes Christi werden verherrlicht werden, ist uns
nicht direkt gesagt."
1907 widersprach Russell seiner früheren Sicherheit hinsichtlich des Jahres
1914, indem er die Wichtigkeit der Zeit-Prophezeiung abschwächte:
„Wir haben niemals behauptet, daß diese (Zeitrechnungen) Wissen seien oder auf
unwiderlegbaren Beweisen, Fakten oder Wissen beruhten; wir haben immer gesagt,
daß sie auf Glauben beruhen ... Nehmen wir also einmal den Fall an, der weit
entfernt von unseren Erwartungen liegt; nehmen wir an, daß 1915 vorbeiginge,
die Weltlage befände sich vollkommen in Ordnung und es wäre erwiesen, daß die
»Auserwählten« nicht verwandelt wurden und es sei keine Wiederherstellung
Israels unter dem Neuen Bund erfolgt. Was dann? Wäre damit nicht bewiesen, daß
unsere Chronologie nicht stimmt? Ja gewiß! ... Was für ein Schlag wäre das!
Eine der Saiten unserer Harfe wäre gesprungen! Aber, liebe Freunde, unsere
Harfe hätte immer noch all die anderen richtig gestimmten Saiten, und das kann
keine andere
Versammlung von Gottes Volk auf Erden von sich behaupten."
Als das Jahr 1914 da war, kapitulierte Russell: »Wenn es später offensichtlich
werden sollte, daß die Kirche bis Oktober 1914 nicht verherrlicht wurde,
werden wir versuchen, zufrieden zu sein, was auch immer Gottes Wille sein
möge...«
Es war jedoch zu spät, die meisten seiner Anhänger davon zu überzeugen, daß
1914 vielleicht eine Enttäuschung sein könnte. Sie hatten seine Prophezeiungen
akzeptiert, als er selbst fest daran glaubte, und man konnte sie jetzt nicht
mehr davon abbringen.
A. H. Macmillan war zu dieser Zeit mit Pastor Russell zusammen, und er
berichtete, wie Russell inmitten all der Aufregung und Erwartung unheimlich
ruhig blieb:
„Es war eine sehr interessante Zeit, da einige von uns ernsthaft glaubten, in
der ersten Woche dieses Oktobers in den Himmel zu kommen ... Eine ganze Anzahl
Gemeindemitglieder blieb im Bethel, dem Heim der Mitarbeiter
aus der Zentrale. Freitag (2. Oktober) saßen wir vormittags alle am
Frühstückstisch, als Russell herunterkam. An diesem Morgen ging er jedoch
nicht zu seinem Platz wie üblich, sondern klatschte in die Hände und
verkündete fröhlich: »Die Zeiten der Nationen sind zu Ende, die Tage der
Könige sind vorbei.« Wir applaudierten alle."
Macmillan vermittelt jedoch einen falschen Eindruck von den tatsächlichen
Ereignissen. Mehr als nur »einige« Bibelforscher glaubten in den Himmel zu
kommen, und zwar aus dem ganz einfachen Grund, daß Russell dies viele Jahre
lang gepredigt hatte - später allerdings mit Einschränkungen. Manche
Bibelforscher verließen ihn, weil 1914 nichts geschah, und diejenigen, die bei
ihm blieben, waren verwirrt und unsicher, da sie nicht wußten, wie es nun
weitergehen würde. Neue und seltsame Gedanken tauchten auf - die meisten
Bibelforscher meinten,
daß irgend etwas geschehen müßte, wenn nicht 1914 - dann kurz danach. A. H.
Macmillan übergeht diese Unsicherheit, wenn er einfach sagt, »einige zum Teil
unrichtige Aussagen wurden in der Öffentlichkeit gemacht«.
Die Zeugen Jehovas behaupten heute, daß Russell in gewisser Weise den 1.
Weltkrieg vorhergesagt hat, aber was Russell selbst anbetrifft, war der Beginn
eines Krieges im weit entfernten Europa statt der himmlischen Verherrlichung
nur ein geringer Trost.
Pastor Russell und sein Nachfolger Rutherford gaben dem im 1. Weltkrieg keine
große Bedeutung, und erst einige Jahre später schrieben die Zeugen Jehovas
diese »Prophezeiung« Russell zu.
Russell war jedoch nach wie vor davon überzeugt, daß die Dinge, die 1914 nicht
eingetreten waren, bestimmt bald darauf fällig wären. 1916 schrieb er voller
Erwartung, daß sich bald »alles erfüllen« werde:
„Natürlich konnten wir im Jahr 1889 nicht wissen, ob das Datum 1914 in der
Bibel so genau als das Ende der Macht oder des Herrscherrechtes bestimmt war,
daß es bedeutete, daß ihre Macht zu jener Zeit gebrochen sein, oder ob mit
Ablauf ihrer Frist ihre Entsetzung beginnen würde. Wir sehen, daß das letztere
die Verfahrungsweise Gottes ist, und zur festgesetzten Zeit, im August 1914,
begannen die Nationen, auf die in der Prophetie Bezug genommen wird, den
gegenwärtigen gewaltigen Krieg, welcher der Bibel gemäß in einem vollständigen
Umsturz der menschlichen Regierung gipfeln und so die Aufrichtung des
Königreiches des geliebten Sohnes Gottes vorbereiten wird ... Wir nehmen an,
daß nach nicht langer Zeit, vielleicht
in einem Jahre, oder in zwei oder drei die Zahl der Auserwählten vollendet und
hinter den Vorhang gegangen sein wird, und daß die Tür dann geschlossen wird."
Infolge dieser seelischen und äußeren Unruhen litt Russells Gesundheit. Seine
Organisation hatte einen schweren Schock durchgemacht, von dem sie sich
vielleicht erholt hätte, wenn Russell vollkommen gesund gewesen wäre. Wie die
Dinge lagen, mußte einer von Russells Vertrauten - Joseph Franklin Rutherford
- einen großen Teil der Arbeit übernehmen. Rutherford war seit 1907 der
juristische Vertreter der Gesellschaft. Er war ein ausgebildeter Anwalt (von
denen es nur wenige unter den Bibelforschern gab), und er hatte Russell auf
Reisen nach Europa vertreten. Während der Kriegsjahre wurde Rutherford als der
Mann bekannt, der die Rechte der Bibelforscher vertrat, die den Kriegsdienst
verweigerten und die vom amerikanischen Mob als »Pazifisten« angegriffen und
mißhandelt wurden. Im Herbst des Jahres 1916 war Pastor Russell sehr krank; im
vorhergehenden Jahr mußte Rutherford ihn in einer wichtigen Debatte mit J. H.
Troy vertreten.
Am 16. Oktober 1916 begab sich Russell in Begleitung seines Sekretärs Menta
Sturgeon auf eine seiner langen Rundreisen. Sie fuhren in Russells privatem
Pullman-Wagen über Canada nach Detroit und von dort aus nach Chicago. Am Abend
des 24. Oktober hielt Russell in San Antonio, Texas, seine letzte öffentliche
Rede. Auf der nächsten Station der Reise war Russell bereits zu schwach, um
für längere Zelt zu sprechen, und am 29. Oktober entschloß er sich, den Rest
des Reiseprogramms zu streichen und nach New York zurückzukehren. Er starb
am Dienstag, dem 31. Oktober, auf der Rückfahrt von Los Angeles in Pampa,
Texas.
Sein Begleiter Menta Sturgeon beschreibt seine letzten Stunden:
„Ich rief den Pullman-Schaffner und den Zugführer und sagte: »Wir möchten, daß
Sie sehen, wie ein großer Mann stirbt«. Sie waren von diesem Anblick tief
beeindruckt, besonders der Schaffner ... Um ein Uhr wurden alle aus dem Raum
geschickt, die Tür wurde geschlossen, und wir warteten ruhig bis zu seinem
letzten Atemzug... Sein leiser Atem ging langsamer, seine halbgeschlossenen
Lider öffneten sich wie die Blätter einer Blume, und man sah seine Augen -
diese wundervollen Augen in all ihrem Glanz - die wir niemals vergessen
werden. Bald darauf atmete er nicht mehr. Wir drückten unsere Lippen auf seine
edle Stirn, und wir wußten, daß er für immer zum Herrn gegangen war, den er so
sehr liebte.»
Russell starb an einer Blasenentzündung. A. H. Macmillan beschreibt die
Reaktion im New Yorker Bethel, als die Nachricht eintraf:
„Um 7 Uhr am nächsten Morgen (1. November) betrat ich den Eßsaal des Bethels
mit einem soeben eingetroffenen Telegramm. Die Mitglieder der Familie saßen an
ihren üblichen Plätzen, und sie wußten nichts über Russells schwere Krankheit
oder seinen Tod. Ich las ihnen das Telegramm vor, und ein Seufzer ging durch
den ganzen Saal. Einige weinten laut. Niemand frühstückte an diesem Morgen.
Alle waren bestürzt. Am Ende der Mahlzeit standen sie in kleinen Gruppen
zusammen und flüsterten miteinander:
»Was wird jetzt geschehen?«
Das war die Frage - was würde geschehen?
Freimaurerei
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 14. Juni 2008 03:49
An die, für die das Thema „Freimaurer" ein solches ist. (Für mich ist es
keines). Aber selbstredend ist auch mir bekannt, dass die Robin de Ruiter und
Co, allerkräftigst zur Verbreitung dieser Thesen beigetragen haben.
Den Punkt betreffend. Zeitweilige Nutzung von den Freimauern gehörende
Räumlichkeiten durch Bibelforscher/Zeugen Jehovas.
Heute existiert ein ausgefeiltes Bauprogramm seitens der Zeugen. Die Fälle wo
Mieträume genutzt werden, welche in anderer Besitzträgerschaft sind, werden
zunehmend weniger. In den Anfangstagen der WTG-Organisation war man noch in
weitaus höherem Maße auf Mieträume angewiesen.
Wer stellte den Bibelforschern/ZJ in Vergangenheit und Gegenwart Mieträume zur
Verfügung? Nicht selten kommunale Räume.
Ich erinnere mich zum Beispiel (als Kind). In Berlin gab es für die
Ostberliner Versammlungen vor 1961 entsprechende Lösungen. Da versammelte man
sich (nebst Privatwohnungen) auch einmal monatlich in einem Schulgebäude in
Westberlin (Berlin-Tempelhof).
Was man jedoch auch klar sagen kann. Die klassischen Kirchen verweigern es
strikt, den Zeugen Jehovas je ihre Räumlichkeiten zu vermieten. Auch dann
verweigern sie das, wenn sie es vielleicht könnten.
Katholische oder evangelische Gemeinden nutzen schon mal fallweise ein
Kirchengebäude (zu unterschiedlichen Zeiten) gemeinsam, wenn die „Diasporasitution"
dies erforderlich macht. Die Zeugen bekommen seitens der Kirchen,
diesbezüglich keinerlei Chancen.
Das Spektrum der den Zeugen zugänglichen Anbietern von Mieträumen, ist somit
schon mal erheblich eingeschränkt.
Desweiteren, beim Beispiel Berlin bleibend. Dort haben die Freimaurer in der
Emserstr. eine eigene Immobilie. Ich selbst habe schon an Litfasssäulen
Plakate gelesen, wo Esoterik-Messen in besagter Immobilie angepriesen wurden.
Letzteres steht auch nur in weiterer „Beziehung" zur eigentlichen
Freimaurerei.
Also aus geschäftlichen Überlegungen - in Deutschland sind die Freimaurer
inzwischen eher ein „kleiner Haufen" - kann es schon mal zu Vermietungen ihrer
Räumlichkeiten an Kreise kommen, die Organisatorisch mit ihnen nichts zu tun
haben. Wenn also auch ZJ solcherlei Räumlichkeiten mal nutzten, kann man das
zwar registrieren. Sollte es aber nicht überbewerten. Und dann gilt es schon
näher hinzusehen, auf die örtlichen Gegebenheiten. Wer würde denn unter den
örtlichen Gegebenheiten, überhaupt ansonsten noch, den Zeugen Mieträume
überlassen???
Wer diese Nachprüfung nicht vornimmt, und nur isoliert auf die Vokabel
„Freimaurer" dabei stiert, ist hochgradig oberflächlich.
2) Der geschichtliche Aspekt.
Der Vatikan, geographisch heute ein kleines Gebiet, war mal durchaus
geographisch erheblich größer. Der sich bildende italienische Staat „fackelte"
nicht lange, und auch die „Schweizer Garde" des Papstes, konnte das nicht
verhindern. Napoleon gar, vertrieb sogar mal einen Papst aus dem Vatikan. Das
waren für die Catholica - damals - traumatische Erfahrungen. Erst Mussolini
beendete dieses Trauma für die Catholica, und folgerichtig, war die
zeitgenössische Catholica, dem Herrn Mussolini überaus „dankbar". Das aber
auch nur solange, als dieser sich noch auf der Siegerseite der Geschichte
befand.
Einen besonderen „Drahtzieher" meinte die Catholica für ihre, eben skizzierte
mißliche Lage, wahrgenommen zu haben. Eben die Freimaurer. Diverse Päpste
schleuderten in Folge dessen, diverse Verdammungsbullen auf diese
vermeintliche „Synagoge Satans".
In Bayreuth gibt es noch heute ein Freimaurermuseum. Selbiges (hat auch im
Internet) Bibliographien publiziert, was denn so alles an polemischer
Literatur zum Thema Freimaurerei (auch seitens ihrer Gegner), im Laufe der
Zeit erschienen. Eines kann man sicherlich sagen. Da kommt eine staatliche
Liste zusammen. Von den wissenschaftlichem Bibliotheken, hat auch die
Staatsbibliothek in Berlin, einen beachtlichen Fundus solcher Literatur. Einen
Teil davon habe ich selbst gesichtet, weis also durchaus, wovon ich Rede.
Es gab noch ein weiteres geschichtliches Trauma. Dieses Trauma hieß: Erster
Weltkrieg.
Was seine Protagonisten auf deutscher Seite anbelangte (Alldeutscher Verband
und Nachfolger bis hin zum Naziregime), lautete deren Thesen.
Für das deutsche Herrenvolk sei nur ein „Siegfrieden" möglich. Das
tatsächliche Ergebnis jenes Krieges, für den insonderheit der Name Versailler
Vertrag steht, offenbart. Da wurde nichts draus aus dem „Siegfrieden".
Buhmänner wurden seitens der Alldeutschen (inzwischen mehr als Deutschnational
firmierend) gesucht und gefunden. Eine Steilvorlage dazu wurde der Catholica
entwendet. Deren Freimaurerhetze, die nunmehr säkularisiert, auf den Markt
geworfen wurde. Man lese (sofern denn möglich) etwa die Schriften eines
Friedrich Wichtl, unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg, und man bekommt einen
plastischen Eindruck von diesem Paradigmawechsel.
Indem nun die Deutschnationalen der Catholica die Freimaurerhetze klauten,
bedeutet das aber wiederum nicht, dass selbige nun innerhalb der Catholica
„erstorben" wäre. In der Catholica gibt es auch nicht wenige rückwärtsgewandte
Kreise. Lateinische Sprache für die Messe anstatt der deutschen Sprache. Etwa
eine ihrer Forderungen. Und in solchen Sekten innerhalb der Catholica, feiert
noch heute, die Freimaurerhetze, allerfröhlichsten Urstand. Und dieser Linie
ist letztendlich auch der Robin de Ruiter zuzuordnen.
Bei dem kommt aber noch hinzu. Verschwörungstheoretiker, namentlich solche in
den USA. Nicht selten sind das auch Kreise, die dort etwa Hitler's „Mein
Kampf" und ähnliches, noch heute en mass verbreiten (dort). Jenes
Verschwörungstheoretische Spektrum, das sicherlich weitaus breiter gestaffelt
ist (es nur auf den Begriff „nazistisch" zu verengen wäre sicherlich
unzulässig). Immerhin haben jene Verschwörungstheoretiker bei dem Robin de
Ruiter, als zweite wesentliche Komponente, ein „besonderes Stein im Brett",
wie man so sagt.
In in dieser Konsequenz entblödete der de Ruiter sich gar dazu, deren These zu
kolportieren. Der Hitler sei ja 1945 gar nicht an Selbstmord gestorben. Der
sei durch einen geheimen Gang aus seinem Bunker entwichen.
Damit (kann) ob es denn wirklich wird wäre noch eine andere Frage, deutlich
werden, mit was für einen geistigen Tiefflieger man es beim Fall de Ruiter zu
tun hat.
Der Aspekt säkularisierte Freimaurerhetze in seiner geschichtlichen Wurzel,
ist noch nicht ausreichend skizziert. Der ausdrücklichen Erwähnung wert ist
auch noch, dass auch die Nazis sich dieses Themas im besonderen annahmen.
Selbige konnten dann ja 1933 in Deutschland die Macht usurpieren. Und im
Besitz selbiger konnten sie dann die Politik so gestalten, wie es denn ihrer
Ideologie gemäß war.
Da gab es zum Beispiel eines „Reichsführer SS", Himmler mit Namen. Der hatte
besonders auch einen „Sicherheits Dienst" (SD) aufgezogen, beginnend schon zu
Weimarer Republikzeiten, kann man selbigen schon damals, als klassischen
Geheimdienst charakterisieren, welche insbesondere alle Gegner der Nazis, mit
Furcht und Schrecken überziehen sollte (überzog).
Nach 1933 war dann auch für diese Institution, die Expansion angesagt. Und im
Zuge dieser Expansion, wurde auch eigens dort ein eigenes Freimaurerreferat
gegründet.
Eine „Koryphäe" die dort ihre Karriere startete, Adolf Eichmann mit Namen.
Wer von den Halbgebildeten nicht weis, was es denn so mit diesem Eichmann auf
sich hat, dem sei allerdings allerdringlichst, entsprechender
Nachhilfe-Unterricht anempfohlen.
Auch im Internet kann man sich zu seinem Thema sachkundig machen.
Wer nun ziemlich blauäugig einfach diese de Ruiter'schen Thesen nachkäut, ohne
den vorskizzierten Rahmen mit einfließen zu lassen. Bei dem bekomme ich in der
Tat erhebliche „Bauchschmerzen".
Noch eins. Auf meiner Webseite gibt es ja schon geraume Zeit eine Freimaurer
bezügliche Datei.
Ich kann mich allerdings des Eindruckes nicht erwehren „gelesen", und erst
recht nicht mit ihr auseinandergesetzt, hat sich wohl kaum einer der „Blauäuigen"
damit.
Und dann gibt es da für mich noch eine weitere frustierende Erfahrung. Die
Bücher des Robin de Ruiter „verschlingen" die „Bläuaugigen" ja förmlich, und
das dem so ist, beweisen sie ja auch durch ihre Wiederkäuertätigkeit.
Vielleicht ist in der Tat der 675-Seiten „Schinken" der da meinerseits zum
Thema „Geschichte der Zeugen Jehovas" auch in Buchform existiert, ein solcher,
den die de Ruiter-Jünger noch nicht mal von außen gesehen haben. Geschweige
denn je „gelesen". Muss man also registrieren, die eigenen detaillierten,
weitergehenden Ausführungen, werden auch in Ex-ZJ-Kreisen als Luft behandelt.
So ist solch eine Feststellung zwar nicht zu ändern, aber nicht gerade
stimulierend. Dann fragt man sich schon. Wozu hat man sich damit eigentlich
intensiv beschäftigt, wenn doch blos die de Ruiter und Co die tatsächlichen „Absahner"
sind.
Es geht dabei keineswegs um die materiellen Aspekte dabei.
Es geht darum dem de Ruiter und Co kontra zu bieten. Und das ist auch mehr als
bitter nötig!
Freimaurer
Re: Freimaurerei
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 14. Juni 2008 18:06
Weil thematisch passend, habe ich mir jetzt noch mal jenen Link herausgesucht,
welcher das 1875 erschienene Antifreimaurerbuch von Pachtler referiert. Daraus
kann man sehr wohl die damaligen Sorgen der Catholica ib Sachen Freimaurerei
entnehmen.
Parsimony.24535
Und weil - man braucht da wohl kein „Prophet" sein, in diesem Kontext das
Totschlagwort „Illuminaten", unter dem sich kaum einer was rechtes
vorzustellen vermag, wohl auch nicht mehr lange auf sich warten lassen wird,
auch dazu nochmals ein früherer Link.
Parsimony.14723
Re: Freimaurerei
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 15. Juni 2008 11:52
Jetzt wurde offenbar auch noch der Herr Conley „neu" entdeckt.
Zitat:
„dann bin ich über diesen william h. conley gestolpert. das war mir völlig
neu, habe in deutschen verweisen nichts mehr hierzu gefunden..."
Soweit aus sich um Verweise innerhalb des WTG-Schrifttums handelt, sieht es
dort in der Tat mau aus.
Andernorts etwa ist besagter Herr schon mal Thema gewesen.
Siehe etwa:
Parsimony.17650
Weiteres kann man ja wenn man „mag". Und dieses „mögen" dürfte in der Tat
„der"Knackpunkt sein, schon aus dem
ForumsarchivA131
herausdestillieren.
P.S.
Es wird mir eine „Ehre" sein, zu der hier indirekt zitierten Forums-Seite, im
Rahmen der Serie „Vor fünfzig Jahren", dann am 22. 6., noch einen weiteren
Kommentar „loszuwerden".
Re: Freimaurerei
geschrieben von: Martin
Datum: 15. Juni 2008 13:07
Neu entdeckt ist lustig, dabei steht das doch im Buch "Jehovas Zeugen -
Verkündiger des Königreiches Gottes" Seite 576
Zitat:
Verkündiger-Buch
Im folgenden Jahr wurde das erste Traktat einer umfangreichen Serie, die den
Zweck hatte, Menschen für biblische Wahrheiten zu interessieren, zur
Herausgabe vorbereitet. Diese Arbeit nahm schon bald enorme Ausmaße an. Um
sie zu bewältigen, wurde am 16. Februar 1881 Zion’s Watch Tower Tract
Society gegründet mit W. H. Conley als Präsidenten und C.
T. Russell als Schriftführer und Schatzmeister.
Re: Freimaurerei
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 15. Juni 2008 13:11
Die Bemerkung "neu entdeckt" bezieht sich auf die Person, die da sagt, für sie
sei es neu.
Tja "das Rad wird immer wieder mal neu erfunden ..."
Re: Freimaurerei
Datum: 15. Juni 2008 13:58
Ist es nicht sogar zu begrüßen dass jeder „Neu“-Aussteiger für sich das Rad
neu erfindet?
Wichtig ist doch letztlich das er den Ausstieg schafft – wie ist doch gar
nicht so entscheidend.
Jeder Zweifler soll sogar ganz von Vorne – wieder und wieder – das Thema neu
erfinden.
1914/NGO/1975/Kriegsdienst/Spiritismus/Materialismus etc. etc.
Auch wenn die Texte schon 100x Durchgekaut wurden.
Egal.
Hauptsache sie schaffen es einen Schritt aus ihrem Kerker zu machen und zu
erkennen dass es ein Leben außerhalb der Sekte gibt.
Die Foren sind doch dazu da dass man einer These Gegenargumente
gegenüberstellt.
Die jungen Leute stellen ihre Thesen auf und Du stutzt sie mit Deiner
Erfahrung zurecht.
Nichts anderes hast Du doch mit mir gemacht (z.B. siehe Deinem damaligen
Kommentar zu der Berliner "Wachtturmkommentier-Fernsehsendung").
Aus der Summe entsteht dann der fundierte Ausstieg.
Re: Antwort an "+"
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 15. Juni 2008 14:37
Dann muss ich meinerseits darauf antworten.
Zitat:
„Nichts anderes hast Du doch mit mir gemacht (z.B. siehe Deinem damaligen
Kommentar zu der Berliner "Wachtturmkommentier-Fernsehsendung")."
Diese Interpretation teile ich so nicht.
Mein damaliger Kommentar war personenbezogen auf Herrn Quaißer, und nichts
anderes.
Da selbiger jetzt nicht mehr zu den Lebenden zählt, verzichte ich darauf, das
im Detail nochmals aufzurollen.
Natürlich ist es richtig, und das wird wohl auch weiterhin so sein, dass
Themen manchmal „100x durchgekaut" werden. Das als solches, ist nicht der
Gegenstand, über den ich mich jetzt hier weiter „aufhalten" werde.
Ich werde etwas deutlicher. In Karlsruhe gibt es noch einen weiteren
Ex-ZJ-Verein. Dominante Persönlichkeit in selbigem eine Studienrätin. Zwar
selbst nie je ZJ gewesen, gleichwohl auch (wie auch andere, so ihre
Erfahrungen mit dem ZJ-Thema gemacht habend).
Las man etwas aufmerksamer, konnte man (relativ) erstaunliches registrieren.
Nebst der derzeitigen Auflage des Franz-Buches und noch ähnlichem, schwebte
selbiger wohl auch vor, die Bergman-Broschüre „Zur seelischen Gesundheit der
ZJ" neu herausbringen zu wollen (eventuell).
Dabei deuchtet auch ihr, wenn es dazu kommt, wäre wohl eine Überarbeitung
selbiger notwendig.
Und siehe da, sie hat sich sogar schon einen Überarbeiter „ausgekuckt" (auch
wohl - jetzt - im Karsruher Raum).
Und siehe da. „Forum Hamburg" offerierte auch schon mal eigene Buchpläne.
Nun sollen sie nur machen. Ich werde sie mitnichten daran hindern. Wie sie
denn die wirtschaftlichen Aspekte so einschätzen dabei. Das müssen sie als
erwachsene Menschen, ja wohl selbst beurteilen können. Ergo ist das nicht mein
Thema.
Nehmen wir doch mal den etwas zurückliegenden Fall Raimund Kurz. Selbiger war
ja wohl „stocksauer", dass die Buchbesprechung, die ich ihm meinerseits zuteil
werden liess, so gar nicht seinem „Geschmack" entsprach. Dieser Umstand indes,
wird mich auch zukünftig nicht daran hindern, wenn ich Kritik für angemessen
halte, selbige auch zu artikulieren.
Cliquenwirtschaft, die nicht wenigen vorschwebt, ist - mit mir - jedenfalls
nicht zu machen.
Und dann jene Posting des genannten „Bearbeiters in spee". Sicherlich in den
letzten Tagen, im Vergleich zur Anzahl seiner früheren Postings, ein höheres
Maß (mengenmäßig) erreichend als früher.
Und dann jene Träume (vielleicht auch Pläne) Karlruhe und Hamburg sich
zusammenschließend.
Sollen sie nur machen, ich hindere sie nicht daran.
Aber wen ich glaube Anlass zu haben, gewissen Leute etwas näher „auf die
hurtigen Finger zu sehen", dann wird mich auch ein „+" davon nicht abhalten
können.
Re: Antwort an "+"
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 15. Juni 2008 15:04
Noch ein Zitat (Selbiges stammt nicht von "+" das zur ausdrücklichen
vorbeugenden Feststellung).
Zitat:
"die vorgänge hängen sowohl mit dem protokoll der weisen von zion zusammen,
die aufgrund von volksverhetzung in deutschland verboten ist. darüber hinaus
gibt es einen verlag in süddeutschland, der zu diesem thema viel schreibt. der
textinhalt ist zwar sachlich. beim lesen hat man aber das "gefühl", dass man
es ... nennen wir es vorsichtig ... mit nationalistischen einstellungen
geschrieben ist.
da ich mich selber nicht in diese ecke stellen werde, werde ich erst fertig
recherchieren, bevor ich hierzu weiter schreibe..."
A ja, auf das Stichwort "Protokolle ..." habe ich ja fast schon gewartet.
Nun gut, der Zitierte sagt ja selbst - er wolle sich zur Zeit - dazu noch
nicht näher äußern.
Akzeptiert.
Bekannt ist, andere haben sich dazu sehr wohl schon geäußert. Etwa Herr de
Ruiter.
Der Zitierte redet nebulös auch noch von einem "Süddeutschen Verlag".
Vielleicht lichtet sich der Nebel noch dergestalt, dass in selbigem zum
Beispiel ein Autor publiziert, vielleicht sogar dort "der" Autor" ist, den
auch Herr de Ruiter schon als wesentlichen Gewährsmann bemüht.
Und siehe da man vernahm sogar mal, selbst die NPD interessierte sich für
diesen Autor - einen Herrn Rothkranz - und lies ihn denn mal vor den Ihrigen
referieren.
Noch ist das alles Spekulation.
Was nicht Spekulation ist.
Wann immer das Thema "Protololle der Weisen von Zion" im Ex-ZJ-Bereich
aufkommt, wird es meine besondere Aufmerksamkeit finden.
Und das ist auch keine Spekulation. Fallweise den Autor, der sich dieser
Thematik bedient, einem Zerriß zu unterwerfen, wo immer dies möglich ist.
Protokolle
Re: Freimaurerei
geschrieben von:
X
~ mysnip
Datum: 15. Juni 2008 15:48
Viele brauchten Jahre um die WT- Lehren zu durchschauen.
Oft wird bei der Übernahme von
neuen Thesen, aus der eigenen Erfahrung
nicht gelernt. Auf den ersten Blick stimmt man häufig mit etwas
überein, später stellt sich heraus, daß nicht alle Aspekte beleuchtet wurden.
Vorsicht wäre also beim beim Verbreiten bestimmter Gedanken angeraten.
Vor einiger Zeit fand ich von der genialen Band Depeche Mode ein Video. Die
Musik ist Klasse und auch der Angriff auf die Bush Regierung. Heikel ist
allerdings die Symbolik des Videos sowie der Text. Ich erlaube mir keinerlei
Interpretation dazu.
Depeche Mode
John the Revelator
http://www.youtube.com/watch?v=VaB1psXTjS4
www.depechemode.de/texte/show-text.php?id=160&artist=1&lg=2
Im Netz findet sich ja allerhand:
Zeitgeist, Prof. Walter Veith und
Robin de Ruiter.
Einmal taucht er in der
Literatur- angabe auf. Mit der Seite kann ich
nicht wirklich viel anfangen.
www.uni-duisburg.de/Fakt1/SAE/berendt/downloads/seminarplan_neue_rechte.pdf"
Hallo Manfred,
das die frühen Bibelforscher eventuell durch Freimaurerkreise unterstützt
wurden ist nicht ausschließbar?
Re: Antwort an "+"
Datum: 15. Juni 2008 16:02
Ich will Dich ja gar nicht abhalten.
Sie reagieren doch auch in dem Hamburger Forum auf Deine Texte.
Natürlich war Dein Kommentar damals auf Herrn Quaißer gemünzt, aber was
hindert die jungen Aussteiger daran heute aus den Fehlern der anderen zu
lernen?
Wer weiß wovor mich das damals bewahrt hat.
Von einem Abhalten kann gar nicht die Rede sein.
Wie gesagt:
Erst schießen dann fragen.
Re: Die Finanzierungsfrage
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 15. Juni 2008 16:36
Zitat:
„Hallo Manfred,
das die frühen Bibelforscher eventuell durch Freimaurerkreise unterstützt
wurden ist nicht ausschließbar?"
Lieber
X ~ mysnip.
Du bist ja nun einer der wenigen (sehr rar) gesäten, welche meine ZJ-Buch von
1999 auch als Print-Version zur Verfügung hat. Zugegeben, es ist ein
675-Seiten Wälzer. Die Anforderungen des Alltags sind auch nicht gering. So
gesehen ist es ja verständlich, dass man am Schluss vielleicht nicht mehr
weis, was man am Anfang gelesen. Und jedem erscheinen auch andere Aspekte als
wichtig.
Aber immerhin gibt es in diesem Buch auch ein Sachregister (leider auch mit
Fehlern, was einzuräumen ist). Da empfehle ich dann doch mal dem darin
enthaltenen Stichwort
„Bomsdorff-Bergen, Herbert v."
nachzugehen.
Und was entpuppt sich dann? Man erfährt von einem spektakulären
Gerichtsprozess in der Schweiz.
Weiter erfährt man einen „Schlüsselsatz" selbigen. Danach soll ein
US-Amerikanischer Freimaurer sinngemäß gesagt haben.
Wir geben ihnen, viel Geld ... Sie müssen uns Poniere sein. usw.
Und wer die Bibelforscher kritische Literatur aus den 20er Jahren, aus eigener
Anschauung kennt (was ich denn für mich in Anspruch nehme), der weis, wie man
sich wie die „Aasgeier" just auf diese Aussage stürzte, in allen Variationen
aufkochte,
Das zwar in den zwanziger Jahren.
Dann noch dies. Zu dem von mir getätigten Aktenstudium im Bundesarchiv,
gehörten auch solche der damaligen „Apologetischen Centrale" (der Evang.
Kirche). Zeitweise im Bestand des Bundesarchivs. Inzwischen wohl wieder an die
Kirche zurück gegeben. Ich hatte es jedenfalls damals in der seinerzeitigen
Potsdamer Dependance des Bundesarchivs einsehen können.
Und aus diesem Aktenbestand weis ich, wie gerade auch aus der Pfarrerschaft,
an die Apologetische Centrale Anfragen, nach Beweisen für die
„Freimaurer-Finanzierungs-These" mehrfach angefragt wurden. Und das Ergebnis,
trotz aller umfänglichen Recherchen, musste auch die Apologetische Centrale
passen. Auch sie konnte - Gerichtfest - diesen Beweis nicht liefern.
Das sie ihn liebend gerne geliefert hätte, wenn denn möglich, ist auch
offenkundig.
Jonak von Freyenwald hat dann in seinem 1936er ZJ-Buch in der Nazizeit, dass
Thema nochmals zusammenfassend und umfassend referiert. Auch er kam in der
Sache nicht wesentlich weiter.
Auch bei Jonak kann kein Zweifel bestehen. Hätte er handfestes beweisen
können. Er hätte keinen Moment gezögert, diese Beweise auch vorzutragen.
Ich formuliere es jetzt scharf - und das besonders an die „Karlsruher Adresse"
gerichtet.
Wer seine Zeit damit vergeudet, das Schrifttum des „Pro fide Catholica Verlag"
als besondere „Inspirationsquellen" zu betrachten, kann dies nolens volens
tun.
Hat derjenige jedoch keine wirklich umfassende Kenntnis der Materie, auch aus
anderen, seriösen Quellen, wird er im Gestrüpp der Verschwörungstheoretiker
versanden. Und dieser Spezies, wird von meiner Seite aus, kein Pardon gewährt.
Zurückkehrend zu Bomsdorff-Bergen. Wenn also schon die Apologetische Centrale
in der Sache kapitulierte, kapitulieren müsste. Wer ist derjenige, der sich
zutraut, mehr als die zu können?
Ich jedenfalls nicht.
Meines Erachtens ist (das als Meinung.
Nicht aber durch Quellen gestützte Dokumentation),
die These damaliger sowjetischer Publizisten, viel weiter führender.
Die unterstellten (wie gesagt ohne Quellenbelege),
Rockefeller in den USA würde (auch) die Bibelforscher finanziell aushalten.
Zieht man die kostspielige Rundfunk-Propaganda der WTG in den USA, in diese
Betrachtung mit ein, gewinnt diese These einiges an Wahrscheinlichkeit.
Aber auch das ist klar festzustellen. Es handelte sich allenfalls um eine
zeitweilige Bezuschussung. Mit Sicherheit jedoch nicht um eine „Dauer"finanzierung.
Re: Antwort an "+"
geschrieben von: Martin
Datum: 15. Juni 2008 17:32
Zitat:
. +
Wie gesagt: Erst schießen dann fragen.
Ein interessantes Motto. Infolink wird (von ZJ?) gerade in der wikipedia
vorgeworfen, einseitig und nicht "wahrheitsgemäß" zu schreiben. Und wenn es so
wäre, so trägt es doch immerhin zum eigenen Nachdenken bei. Als
Sektenangehöriger hat man doch nie gelernt, was "Diskussion über geistige Dinge"
bedeutet. Das will als Aussteiger erstmal gelernt werden - und da ist doch jedes
Thema gut für (und wenn es noch sooft vorgekaut wurde).
Ich finde es nur erstaunlich - auch an mir immer wieder -, wie normal
zugängliche Texte oft mit Scheuklappen gelesen und damit überhaupt nicht
verstanden wurden.
Re: "Bomsdorff-Bergen"
geschrieben von:
X
~ mysnip
Datum: 15. Juni 2008 21:39
Manfred,
gestern überflog ich die Angaben aus dem Sachregister S.670 deines Buches
"Geschichte der Zeugen Jehovas" zum Thema "Freimaurer".
Ursprünglich hatte ich eine E-mail fertig die ich wieder löschte. Ich denke
über meine Fragen immer eine Weile nach, so daß sich aus ihnen, hoffentlich,
kein Mißtrauen oder Angriff ableiten lassen. Also, nach dem der Thread heute
fortgeführt wurde entschloß ich mich, die Frage doch noch zu stellen. Deine
Antwort geht über das, was ich wissen wollte hinaus. Dies freut mich, weil du
ein Detail ansprichst, daß mir nebenbei auffiel. Für mich jedoch nicht
erheblich, da dieser Umstand verlagsbedingt sein kann und nicht gravierend
ist. Ich meine auf S. 651 "Anmerkungen zu 12. . . . (S.478. . . )". vgl. S.
478. Ähnliches findet sich in der "Franz"- Übersetzung "Auf der Suche nach
christlicher Freiheit" siehe Inhaltsverzeichnis Kapitel 16. S.548 und
Kapitel 17. S.548. Unwichtige Dinge. Wichtiger bei der Frage war für mich,
ob sich deine Antwort mit dem was du auf Seite 143 in: "Geschichte der Zeugen
Jehovas" ab Zeile 6 (von unten): "Wenn also unterstellt wird . . ." schreibst,
deckt.
Die Argumentation, gäbe es nachweisbare Verbindungen wären
sie in jedem Fall publik gemacht worden, ist nachvollziehbar.
Zu deinen Büchern.
Du bist ein ehemaliger Zeuge Jehovas aus dem Ostblock. Die Sichtweise eines
solchen Beobachters zu lesen ist eigentlich ein Muss.
Im Osten gab es höchst bemerkenswerte Persönlichkeiten, deren Sichtweisen
durchaus bereichernd sind.
http://www.youtube.com/watch?v=QzRPNl9iWZU
Viele Grüße, auch an Martin
Re: Zur Kritik
geschrieben von:
Freier Mensch
Datum: 16. Juni 2008 20:04
Es ist immer wieder interessant, wie sich Kritiker äußern. Auch in diesem Fall
erscheint mir die Kritik weniger der Sache bestimmt, denn der persönlichen
Geltung.
Zu dem von mir Geschriebenen stehe ich. Ich tue das nicht, weil ich "wer sein
will". Hierfür brauche ich nicht zu schreiben. Ich tue das auch nicht, weil
mein Vater ein vermeintlich "Hohes Viech" bei der WTG ist. Das ist seine
Sache, sein Leben. Da werde ich mich nicht einmischen. Er verhalf mir mit
seiner "Position" lediglich zu Einsichten gewisser Dinge, welche ich in einem
anderen Fall nicht erhalten hätte.
Auch ich schreibe in dieser Thematik mit dem hierfür nötigen Abstand. Es
handelt sich um Spekulationen, was ich stets betone. In manchen Bereichen
recherchiere ich nunmehr ohne diese zu kommentieren, da mir diese zu nah an
der "rechten politischen Grenze" geschrieben sind. Somit sind wir uns im
Grunde genommen einig, dass dieses spekulative Thema auch als solches zu
behandeln ist. Ich bedanke mich jedoch für diese Kritik, habe ich doch somit
noch mehr "Mitleser", als ich das ursprünglich erwartet habe. Vielleicht
machen sich hierdurch auch andere Leser, welche über dieses Thema sonst nie
nachgedacht hätten, Gedanken.
Im Übrigen halte ich nichts davon, über andere Foren "herzuziehen". Somit
halte ich auch in dieser Sache den gebührenden Abstand, Foren oder Schreiber
aus den Foren zu bewerten.
Viele Grüße
Freier Mensch
Re: "Weltverschwörungstheorien - . . ."
geschrieben von:
X
~ mysnip
Datum: 17. Juni 2008 21:46
WELTVERSCHWÖRUNGSTHEORIEN -
DIE NEUE GEFAHR VON RECHTS
Eduard Gugenberger, Franko Petri, Roman Schweidlenka
,,Man mag diese Theorien als harmlose
Spinnerei abtun, aber sie sind bei weitem keine Einzelphänomene und ihre
Zielsetzung ist alles andere als harmlos.
Die Kultautoren der esoterischen- ufologischen Szene verkaufen weltweit
Millionen von Büchern, und in vielen sind Elemente der gängigen rechtsextremen
Weltverschwörungstheorien enthalten.
Für Gugenberger und seine Kollegen ist die politische Zielrichtung dieser
Verschwörungsmythen offensichtlich: die Abschaffung der Demokratie. --
Stephan Fingerle"
--->http://www.amazon.de/Weltverschw%C3%B6rngstheorien-Die-neue-Gefahr-rechts/dp/3216303780
,,Die sogenannten
>>Weltverschwörungstheorien<< erleben zur Zeit eine Renaissance.
In ihnen mischen sich esoterische und politische Ideen, die der
Feindbestimmung dienen.
Sie transportieren oft rassistische, antisemitische und negationistische
Inhalte und erinnern stark an (vor-) nationalsozialistische und totalitäre
Ideologien.
Ohne Aufklärung über die Hintergründe, Wirkungsweise und möglichen Folgen
dieser wahnhaften Geschichtsbilder setzen sich solche Mythen leicht in den
Köpfen der Menschen fest."
--->http://www.infosekta.ch/is5/themen/esoterik_petri1999.html
Re: "Weltverschwörungstheorien - . . ."
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 18. Juni 2008 04:37
«Im Text von Infosekta.ch auch den Satz gelesen:
„Verschwörungstheorien» passen immer und
überall"
Was man dann ja nur zu sehr bestätigen kann
Auch zustimmbar der Satz:
„Von der Französischen Revolution bis zur
russischen Oktoberrevolution 1917 waren es vor allem Klerikale,
Monarchietreue, rechtskonservative und völkische Gruppen, die behaupteten,
dass Juden, Freimaurer und Bolschewiken an einem geheimen Plan zur Übernahme
der Weltherrschaft arbeiten würden. Deren «Bibel», die Protokolle der Weisen
von Zion."
Auch gut formuliert:
„Verschwörungstheoretiker können mit
einem Koch verglichen werden, der Kraut und Rüben vermischt, um daraus ein
Käsefondue zu machen"
Auch darin hat der Autor recht:
"Verschwörungstheorien» sind eine
Herausforderung für Demokratie, Vernunft, Menschlichkeit und Toleranz.
Abstrusität bewahrt viele Menschen nicht davor, an sie zu glauben; im
Gegenteil gerade weil sie so absurd sind, werden sie geglaubt."
Siehe auch:
TheoriederVerschwoerung
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