Davor gab es schon im "Goldenen Zeitalter" vom 1. 6. 1927 nachfolgende thematische Notiz:
Das „Goldene Zeitalter" (Ausgabe vom 1. 6. 1927) informiert, diesmal
über den „Heiligen Rock zu Trier". Der kritischen Tendenz dieses
Berichtes mag man sich ja durchaus anzuschließen. Indes ob
ausgerechnet die WTG-Religion dabei der geeignete Ankläger ist,
erscheint doch mehr als zweifelhaft. Das gleiche Geschäft mit der
menschlichen Dummheit (wenn auch auf variierten anderen Ebenen) wird
doch auch von ihr betrieben und das massivst.
In genannten Beitrag konnte man lesen:
„Im Jahre 1844 fand
eine Ausstellung des heiligen Rocks zu Trier statt. Ein Sturm
der Entrüstung ging damals durch die gebildetere katholische
Welt Deutschlands. Über eine halbe Million Katholiken traten aus
der römischen Kirche aus (F. Jaskowski), 60.000 davon bildeten
unter Führung des kath. Pfarrers Ronge die Deutsch-Katholiken.
Eine im amtlichen Auftrage geführte Untersuchung durch die Prof.
Sybel und Gildemeister ergab die Unechtheit des Rockes, also
Betrug. Letzterer geht schon daraus hervor, daß außer in Trier
noch vier Exemplare, alle mit der päpstlichen Bulle der Echtheit
versehen, vorhanden sind: in Argenteuil, St. Jago, Rom, Friaul!
1891 fand wiederum die Ausstellung statt. Da legte der kath.
Geistliche F. Jaskowski im Bezirk Trier seine Entrüstung in
einer Schrift nieder: Verlauf und Fiasko des Trierer
Schauspiels, H. Klingebeil, 1891. Er bezeichnete sich als
ultramontanen Geistlichen und übt eine vernichtende Kritik aus.
Er schreibt im Auszug:
Bischof Korum ließ
noch einmal durch zwei zur Verschwiegenheit verpflichte
Geistliche, davon einer ein Jesuit, den Rock untersuchen und
machte die Protokolle bekannt. Danach wurden ein Ober- und
Untergewand, dazwischen ein völlig zerrissener Lappen, der
angebliche hl. Rock, völlig vom Schimmel bedeckt, dem Gewölbe
entnommen, gereinigt und genäht. 1876 hatte der Domherr v.
Wilmowski den angeblichen Rock für Futter des Obergewandes
erklärt. Der Papst hatte einen vollkommenen Ablaß gewährt unter
gewissen Bedingungen. Außer einem einladenden Hirtenbrief hatte
der Bischof in einem anderen um Geldopfer für den Dom und für
den Papst gebeten. J. bemerkt, der Dom habe Millionen
ausgeliehen, und der Jesuit Margotti habe den Papst für den
reichsten Souverän erklärt. Während der Vorbereitungen wurde
auch der hl. Rock in Argenteuil ausgestellt. Beide Bischöfe
versicherten sich, daß jeder den echten Rock habe! Bei der
Eröffnungsfeier im Dom war kein katholischer Fürst zugegen, kein
höherer katholischer Beamter, keiner der 50 deutschen Bischöfe,
nur zwei Ausländer.
So kam viel Volk aus den niedrigsten Ständen. Landleute,
Arbeiter, Dienstboten, andere waren nur vereinzelt zu sehen. Die
Pilger stammten zum größten Teil aus dem Bezirk Trier und dessen
Nachbarschaft, im ganzen in 45 Tagen 1.000.000. Trotz der
Eisenbahnen dieselbe Zahl wie 1844. Der Rock mit den anderen
Gewändern war in einem Glasschrank hinter dem Altar in einem
Bündel aufgehängt, der Schrank hatte an beiden Seiten eine
Öffnung, durch welche je ein Geistlicher, Rosenkränze, Bilder
usw. der Pilger einen Augenblick an das Bündel hielt. Die Pilger
schritten zu zweien zunächst an zwei mächtigen Opferkästen, dann
an dem Schrank vorbei, vor dem ihr für den einzelnen nur etwas
mehr als eine Sekunde Aufenthalt gelassen war, jeder konnte nur
einen Blick auf das Bündel werfen, beim Abgang mußten sie noch
einmal an einem Opferkasten vorbei. (1844 saßen am Ausgang zwei
Geistliche am Kassentisch; Beschreibung eines ehemaligen
Jesuitenzöglings). Die Pilger waren fast durchweg arme Leute,
die Trier verließen, ohne für einen Pfennig verzehrt zu haben;
sie brachten sich kärglichste Lebensmittel mit und tranken
Brunnenwasser, reisten nach ein paar Stunden wieder ab. Die
Geschäftsleute hatten alle Preise hochgetrieben, sahen sich
getäuscht, für viele wurde die Spekulation zum Ruin.
J. schließt mit den Worten:
„Nur einen Erfolg scheint das Trierer Schauspiel zu haben. Die Schatullen für den reichen Dom und für den armen Heiligen Vater sind gefüllt; allein, da dieses Opfergeld zum großen Teil vor Armen und Notleidenden gespendet, so ist dieser pekuniäre Gewinn kein Erfolg, sondern eine Niederlage in moralischer Hinsicht!"
Ein braver Christ. Mir ist unbegreiflich, daß die Staatsanwaltschaft nicht eingeschritten ist; sie tut es doch sonst bei solcher Massenausbeutung. Kirchenprivilegien hören doch auch auf, sobald sie mit der christlichen Moral in Konflikt kommen! Der Reliqienhandel ist von Gregor I. (600 n. Chr.), dem Erfinder des Fegefeuers, eingeführt worden."
Exkurs Nummer zwei:
In der 1921 erschienenen Schrift von Adolf Harndt "75 Jahre. Geschichte der
Freireligiösen Gemeinde Berlin. 1845 - 1920", in welcher auch der bereits
zitierte Brief Ronge's mit abgedruckt ist (S. 7 - 10). Besagte Schrift lässt
der Verfasser mit dem Klagesatz ausklingen (S. 41):
"Auf keinem Gebiete macht sich aber die Rückständigkeit und geistige
Schwerfälligkeit der Bevölkerung so bemerkbar, wie auf religiösem. Die
Hoffnungen, mit welchen die Altvorderen 1845 und 46 in den Kampf gezogen sind,
haben sich nicht verwirklicht. Das müssen wir zugestehen."
An anderer Stelle schreibt derselbe Verfasser (S. 27f.)
"Wenn es der Berliner Gemeinde in den Jahren von 1850 bis 1860 schlecht ging,
so schnitten andere Gemeinden noch schlechter ab.
Zu Ende 1859 waren von den ungefähr 300 Gemeinden des Jahres 1850 noch gegen
50 deutschkatholische und 10 freiprotestantische Gemeinden vorhanden und von
den 150.000 Anhängern hatte sich ein noch viel größerer Prozentsatz
verflüchtigt."
Wer es noch nicht wusste, der DDR-Politiker Walter Ulbricht, persönlich zwar
unreligiös, aber zumindest in den Kindertagen in diesen Kreisen hineingeboren.
Diesem Umstand ist es vielleicht auch zuzuschreiben, dass die eher rigide
Kirchenpolitik Ostdeutschlands nach 1945, die beispielsweise auch die
marginalen Absplitterungsgruppen von der WTG, in Nazikontinuität ebenfalls mit
dem Rasenmäher behandelte.
Das heißt, sind die Zeugen nicht mehr geduldet, diese Gruppen dann auch nicht.
Nicht aus sachlichen Gründen; wohl aber aus Gründen geistiger Trägheit und
Gründen des bequemen Adminstrierens. Das ersparte dann den kommunistischen
Apparatschicks die Mühe, sich in Details zu vertiefen.
Ende der 1950er Jahre dann diese Lethargie aufgebend, dabei allerdings den
späteren Gorbatschow-Spruch kennenlernend:
"Wer zu spät kommt - den bestraft das Leben".
Gemessen an der kommunistischen Kirchenpolitik in Gesamtheit, zu der ich alles
andere als eine "gute" Meinung habe, war es eine Ausnahme von der Regel, dass
die Freireligiösen Kreisen, in welche die Rongerianer ja mit aufgegangen
waren, etwa im Raum Leipzig, ungewöhnliche Freiheiten genossen (nicht gemessen
an westlichen Maßstäben wohl aber an den östlichen).
Eine Dissertation von Günter Kolbe (Leipzig 1964) thematisierte das mal mit.
Seiner Arbeit gab Kolbe den Titel:
"Demokratische Opposition in religiösem Gewande und antikirchliche Bewegung im
Königreich Sachsen. Zur Geschichte der deutschkatholischen und freien
Gemeinden sowie freireligiösen Vereinigungen von den 40er Jahren des 19.
Jahrhunderts ..."
Nun darf man sich von solchen Bandwurmtiteln (bei Dissertationen so selten ja
nicht) nicht abschrecken lassen (der zudem noch nicht mal vollständig zitiert
wurde. Der "Bandwurm" hat also noch nicht sein Ende erreicht).
Der Verfasser rekapituliert unter anderem (S. 15):
"Im Mutterland des Deutschkatholizismus, im Textil- und Bergbaugebiet
Schlesien, fanden wenige Monate bevor die deutschkatholische Bewegung ins
Leben trat, im Juni 1844 Erhebungen der Weber statt.
Der Aufstand der Schlesischen Weber gab gleichsam das Signal für das
Aufflammen weiterer Arbeiterunruhen."
Namentlich Sachsen, neben dem schon genannten Schlesien, kristallisierte sich
dann als zeitweilige Hochburg der Deutschkatholiken (und verwandter Kreise)
heraus.
Aber schon 1846 war der Höhepunkt dieser Kreise erreicht. Danach ging es eher
- allmählich - abwärts.
Dazu Kolbe unter anderem mit dem Satz (S. 44):
"Es ist nicht zu leugnen, daß Ronge keine Persönlichkeit von überragendem
Format war. Trotzdem würde es verfehlt sein, die durch die übermäßigen
Ehrungen geweckte Eitelkeit und Selbstgefälligkeit sowie andere charakterliche
Mängel des Reformators über Gebühr zu bewerten ... Vgl. die wenig
schmeichelhafte Einschätzung Ronges durch Georg Herwegh ..."
Nun mögen diese zeitgenössischen Voten, etwa von Herwegh, an diesem Ort
übersprungen werden.
Erwähnt sei aber noch der Fall Ulbricht. Dessen Vater Ernst August Ulbricht
sei, so Kolbe (S. 209) im Jahre 1899 der Deutschkatholischen Gemeinde in
Leipzig beigetreten. Dies wiederum hatte zur Folge, dass er es durchsetzen
konnte, dass sein Sohn Walter nicht den kirchlichen Religionsunterricht
(ansonsten Usus) absolvieren musste. Dafür nahm er eben ersatzweise an dem von
den Deutschkatholiken angebotenen "Religionsunterricht" teil.
Zitat bei Kolbe:
"Als Christenlehre konnte man diesen Unterricht nicht mehr bezeichnen, da den
Kindern vornehmlich populärwissenschaftliche Grundkenntnisse vermittelt und in
ihm die Werke deutscher Dichter, wie Schiller, Heine und Freiligrath behandelt
wurden."
Erwähnenswert noch. Zwar hatten die Deutschkatholiken (in Sachsen) im Laufe
der Zeit so etwas ähnliches wie den heutigen KdöR-Status für sich erstritten,
wofür ja auch der bereits erwähnte Umstand eigenen "Religionsunterrichtes" an
den Schulen spricht. Es war dann den Nazis vorbehalten, per Gesetz vom 26. 6.
1935, dieses Privilegienbündel zu kippen.
Quasi eine Art "Wiedergutmachung" erlebten diese Kreise nach 1945 durch ihre
bevorzugte Behandlung (bevorzugt aber nur unter dem Gesichtspunkt der
östlichen Gesamtrahmenbedingungen).
Wie erwähnt erschien die Diss von Kolbe im Jahre 1964.
Und in ihr nennt er auch Zahlen.
Danach waren in Sachsen im Jahre 1958 5.396 Personen Mitglieder. Bis 1961 sank
diese Zahl dann auf 3.710.
Es ist offenkundig das damit das Ende der Fahnenstange in Richtung Abwärts,
noch nicht erreicht war.
Vielleicht, als Hintergrund-Info, noch einige Zitate aus der 1908 erschienenen
Schrift von Gustav Tschirn: "Johannes Ronges Brief an Bischof Arnolde von
Trier".
"Auch er hat mit Abfassung jenes Briefes an Arnoldi nicht "Geschichte machen"
wollen; sie geschah impulsiv, weil ihn die unerwartete Nachricht erregte, daß
schon 500.000 Pilger nach Trier gezogen seien. "In dem Augenblick, als ich
schrieb, habe ich nichts berechnet, ich war nur entrüstet", erklärte er
später. ...
Der offene Brief vom 1. Oktober 1844 datiert, erschien am 15. Oktober in den "Sächs.
Vaterlandsblättern", an denen Robert Blum bald begeisterter Anhänger Ronges,
Hauptmitarbeiter war. ...
In Breslau bildete sich faktisch die erste deutschkatholische Gemeinde, welche
die andern folgten. ...
Überhaupt entstand ein ungeklärtes Nebeneinander von verschiedenen Richtungen.
...
Das Jahr nach jenem Brief an Arnoldi, das Jahr 1845, mit den vielen
Triumph-Reisen, war der Höhepunkt von Ronges Leben und Wirken. Weiterhin hatte
er als "Reformator" eigentlich nichts mehr zu geben, zu schaffen und zu
weisen.
Ronge selbst hat durch die politischen Interessen sich seinen religiösen
entziehen lassen.
Nach der Ablehnung der deutschen Kaiserwürde durch Friedrich Wilhelm IV.
richtete er an den preußischen König einen offenen Brief, auf Grund dessen er
fliehen mußte.
Auch Metternich verfolgte ihn mit einem Steckbrief. So ging er nach England,
wo er 12 Jahre, bis 1861, in der Verbannung blieb, fern von den durch ihn
mitbegründeten freien Gemeinden Deutschlands.
Der Rest der deutschkatholischen und den aus dem Protestantismus gekommenen
freien Gemeinden vereinigte sich 1859 zu den ..."Bunde freier religiöser
Gemeinden Deutschlands."
Exkurs
Zur zeitlichen Aufgabe des Brauchtums das Weihnachtsfest zu feiern, wäre
vielleicht noch mit anzumerken.
Schon in den sogenannt "Deutschkatholischen Kreisen", welche sich zwar nicht
dauerhaft am "Weltanschauungsmarkt" etablieren konnten. Gleichwohl
zeitgenössisch einiges Aufsehen erregten. Etwa in der Form, das Ronge
(einer ihrer Inspiratoren) gegen
einen von der katholischen Kirche als Reliquie ausgestellten sogenannten
"heiligen Rock", massiv protestierte.
Schon in diesen Kreisen begegnete man der Tendenz, auch das
Weihnachtsfest mit abzulehnen.
Die sogenannten "Deutschkatholiken" gingen dann in sogenannt "Freireligiöse"
Kreise auf.
Die wiederum atomisierten sich dann zusehends in der Richtung hin auf die
"Freidenker".
Letztere dann nach 1945, nach vorheriger massiver Begünstigung der
"Religionsindustrie" durch die amerikanische Militärregierung, nicht sonderlich
vom "Glück" verfolgt.
Immerhin hatten die "Freireligiösen" beispielsweise in Berlin, ein eigenes
Friedhofsgelände (in den 1920er Jahren).
Das wiederum machte dergestalt Sinn, das andere Friedhofsgelände
sich vielfach in kirchlicher Trägerschaft befanden
(teilweise noch befinden). Und kirchliche Kreise entblödeten sich gar dazu,
auf ihrem Gelände niemand die "letzte Ruhe" zu gewähren, der nicht zu Lebzeiten,
bis zuletzt für sie auch finanziell mit aufgekommen war.
Man vergleiche als einem Beispiel aus der neueren Zeit dazu auch:
Parsimony.19357
Ein anderer Aspekt der Gegnerschaft gegen das
Weihnachtsfest-Brauchtum wäre noch zu benennen.
Und zwar, das in der seinerzeitigen Sowjetunion auch massiv dagegen agitiert
wurde.
Einer Reflektion diesbezüglich kann man auch in der "Freiburger Zeitung" vom 18.
12. 1929 begegnen, wo unter der Überschrift :
"Kein Weihnachtsfest in der Sowjetunion"
unter anderem zu lesen war:
"In Moskau, Leningrad und sieben anderen
Städten hat eine Antiweihnachtskampagne eingesetzt. ... Die Belegschaften
derjenigen Betriebe, welche die ununterbrochene fünftägige Arbeitswoche noch
nicht eingeführt haben, "beschlossen" (Anführungsstriche nicht
im Originaltext), am 25. Dezember ihrer
Arbeit nachzugehen ..."
Nun sind in vorstehendem Text bereits einige Exkurse enthalten. Dann kommt es auf einen weiteren wohl auch nicht mehr an. Also noch dieser Exkurs:
„Zu einem kleinen Kulturkampf kam es jetzt in Offenbach, wo der Freireligiösen Gemeinde das Aufstellen von solchen Hinweisschildern untersagt wurde. Es wäre nicht auszudenken, so ist man sich auf beiden Seiten klar, wie die Ortseingänge aussehen würden, wenn alle der 1400 in der Bundesrepublik bestehenden Glaubensgemeinschaften darauf bestehen würden, Hinweisschilder an den öffentlichen Einfahrtstraßen aufzustellen."
Und weiter im „Erwachet!"-Bericht:
„Das Problem konnte bis Ende 1962 in Offenbach noch nicht gelöst werden."
Einige Städte, unter ihnen Hamburg, halten indes nichts von solchen
Gefälligkeiten gegenüber der Religionsindustrie, und untersagen daher die
Aufstellung solcher Schilder, wird weiter berichtet. Wobei dies dann wohl die
sinnvollste Variante wäre.
Sicherlich wurde diese Notiz WTG-seitig nicht ohne Hintersinn aufgenommen.
Käme es zu einem Präzedenzfall, konnte man wohl darauf warten, dass auch die
WTG analoge Ansprüche anmeldet.
Wie es aber aussieht, sind wohl auch bei diesem Thema, weiterhin nur die
vermeintlichen Großkirchen privilegiert.
Offenbach ist dann wohl als eine Ausnahme von der Regel ansprechbar. Laut
Wikipedia eine der n o c h bestehenden größten Freireligiösen Gemeinden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Frei-religiöse_Gemeinde_Offenbach
Dieser Satz erschließt sich dann wohl näher, sieht man sich beispielsweise
die Internetpräzenz selbiger, für den Bereich Berlin an.
http://www.freigeistig-berlin.de/index.php/berlinergemeinde
Darin vorfindlich auch der Satz
„Zwei Diktaturen haben die
freireligiöse Tradition in Berlin und im Osten Deutschlands existentiell
beschädigt."
Dies trotz des Umstandes, dass es auch in der DDR eine Freireligiöse
Gemeinde gab. Die aber war regional auf die Region Leipzig begrenzt.
Vielleicht trug zu diesem Sonderstatus mit bei, das der Ostdeutsche Politiker
Walter Ulbricht, dereinst in seinen Jugendtagen, auch in diesem Milieu
aufwuchs.
Müntz/Wachowitz notierten in ihrem Handbuch "Kirchen und
Religionsgemeinschaften in der DDR"
DDR-bezogen über selbige:
1946 wurde in der damaligen
sowjetischen Besatzungszone der Bund freireligiöser Gemeinden wieder
zugelassen. ... Der zunehmende Mangel an echten sozialen Grundlagen für
eine eigenständige Profilierung des Bundes sowie das Fehlen einer
verhaltensnormierenden Lehre bildeten Grundlagen für einen unaufhaltsamen
Rückgang der Gemeinschaft. ... Führende Vertreter versuchten noch bis zu
Beginn der 70er Jahre unter dem Hinweis, daß die freigeistige Gemeinschaft
bei Ihren Erfahrungen noch immer spezifische Aufgaben in der Vielfalt des
kulturellen Lebens der DDR sehe, die Arbeit des Bundes zu aktivieren,
konnten aber einen weiteren Mitgliederrückgang und schließlich die
Auflösung als arbeitsfähige Organisation nicht aufhalten.
Der Bund Freireligiöser Gemeinden in der DDR hat heute nur noch wenige
ältere Mitglieder. Für sie existiert in Magdeburg noch eine
Geschäftsstelle, deren Sprecher auf Wunsch die Trauerrede für verstorbene
Mitglieder übernimmt."
Günther Kolbe notierte in seiner 1964 publizierten Dissertation:
m Vergleich zu den 20er Jahren
waren jedoch Einfluß und Mitgliederzahl weiter
zurückgegangen.
1947 gehörten den in Sachsen bestehenden sechs Gemeinden ca. 4000 Personen
an; davon entfielen 3500 allein auf Leipzig. Gegenwärtig existieren im
Gebiet des ehemaligen Sachsen einige kleine Gemeinden, deren Wirksamkeit
im gesellschaftlichen Leben der DDR kaum spürbar ist. Lediglich die
Leipziger Gemeinde, die auf Grund ihrer Traditionen eine Art hegemonialer
Stellung innehat, bildet eine gewisse Ausnahme. Doch auch in Leipzig als
Vorort der freireligiösen Vereinigungen in der DDR sank die Mitgliederzahl
auf ca. 3000 ab, die im allgemeinen sinkende Tendenz aufweist.
In der Öffentlichkeit des öfteren abgehaltene Veranstaltungen,
Feierstunden und Vorträge vermögen nicht darüber hinwegzutäuschen, daß
auch in Leipzig der sektenartigen Bewegung keinerlei Aufschwung beschieden
ist.