„Falsche Freunde"
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 19. August 2014 03:56

Was ist die Ursache für diese Überschrift?
Die Ursache hört auf die URL:
studgenpol.blogspot.de/2014/08/heinrich-himmler-schutzte-die-zeugen.html

Liest man dort doch die reißerische Überschrift:

„Sonntag, 17. August 2014
Heinrich Himmler schützte die Zeugen Jehovas - WEIL sie Hitlers Untergang vorausgesagt haben?
Warum war Heinrich Himmler ab 1943 von den Zeugen Jehovas begeistert?"

Die da offerierten Ausführungen „passen vorne und hinten nicht". Die Verfasser offeriert ein Zerrbild.
Es ist richtig, Himmlers Zeugen Jehovas-Politik änderte sich Anfang der 1940er Jahre. Das hat schon Friedrich Zipfel in seinem seriösen Buch

„Kirchenkampf in Deutschland" dokumentiert. Die Hauptmotivation des Himmler dabei war indes, die Zeugen „nach einem Endsieg" als Werkzeug für die Pazifizierung des „russischen Restvolkes" zu benutzen.
Jener Herr, der hier zu kritisieren ist, erwähnt weder das seriöse Buch von Zipfel (das er allen Eindruck nach nie gelesen hat), noch erwähnt er den Umstand, dass Himmlers Kardinaldokument, indem er seine „neue" Zeugen Jehovas-Politik entwickelte, in einer Abschrift (in extra großer Schreibmaschinenschrift, damit Hitler den Himmler'schen Text auch ja lesen könne dem Hitler auch zugestellt wurde. Deshalb das Element extra große Schreibmaschinenschrift) damit es Hitler auch selber liest.

Von einem Dissenz zwischen Hitler und Himmler kann bezüglich der Zeugen Jehovas in keiner Weise die Rede sein. Hitler „interessierte" sich in den 1940er Jahren keinesfalls für das Zeugen Jehovas-Thema. Das überließ er allein seinen Satrapen. In diesem Fall eben federführend dem Himmler. Dessen Ausführungen basierte auf der Grundthese, wie die Zeugen Jehovas-Politik „nach einem Endsieg" aussehen solle.
Zum Zeitpunkt der Abfassung des Himmler'schen Textes lag der famose „Endsieg" schon in weiter Ferne, und diese Ferne sollte noch größer werden.
Einem „Stimmungswechsel" bei Himmler blieb also weitgehend auf dessen mentalen Stimmung beschränkt. Das Himmler seinem famosen Leibarzt Felix Kersten, der aus eigener Erkenntnis den Zeugen Jehovas ebenfalls wohlgesonnen war, diesbezüglich nicht in die Quere kam, berechtigt noch lange nicht zu einer Überschätzung, wie sie hier zu beobachten ist.
Dem Autor ist vorzuhalten, das er die seriöse Literatur von und über Felix Kersten, keineswegs ausreichend zur Kenntnis genommen hat.
Etwa das 1952 erschienene Buch von Kersten selbst: „Totenkopf und Treue : Heinrich Himmler ohne Uniform" (Letztere ist zwar schwer auftreibbar. Ich selbst habe es jedenfalls via Fernleihe mal aus der Universiätsbibliothek Jena eingesehen). Über den „Karlsruher virtuellen Katalog" lassen sich weitere Standorte nachweisen. Was es allerdings nicht gibt, jenes Buch als Internetttext, und auch im Antquariatsbuchhandel kaum auftreibbar, respektive nur zu sehr teuren Preisen. Insoweit ist es für verwöhnte Leute, die nur das zur Kenntnis nehmen, was sie denn im Internet ergattern können, schwer erreichbar.

Nicht hinnehmbar ist seine Aussage
„Auf ähnlicher Linie wie die zitierte Behauptung von Edith Starr-Miller scheint die Aussage einer 1936 mit Imprimatur der katholischen Kirche erschienenen Schrift "Zeugen Jehovas - Pioniere für ein jüdisches Weltreich" zu sein, verfasst von einem Wiener Antisemiten (Garbe, S. 276): Briefe amerikanischer Freimaurer würden die Lenkung der Bibelforscher durch "das Judentum" beweisen."

Damit damit wird nur eine Verschwörungstheoretische Orientierung offenbart.
Namentlich mit dem Thema Jonak habe ich mich selbst schon umfassend auseinandersetzt.
Siehe beispielsweise Jonak, so dass ich glaube, und habe das in weiteren Ausführungen meines Webseiten-Account auch belegt, dass die zitierte These mit Entschiedenheit zurück zu weisen ist.
Was die mit genannte Edith Starr-Miller (alias Lady Quensborough) anbelangt, hat deren Pamphlet keinerlei wissenschaftliche Relevanz. Deren Buch (als Lexikon aufgezogen) ist zwar im Internet als Volltext erreichbar, von Neonazis dort eingestellt. Wegen diesen anrüchigen Hintergrund lehne ich es aber ab, eine diesbezügliche URL zu benennen.

Stören tut mich auch die Anmerkungsnummer 4 des fraglichen Textes
Dort liest man:
„Gebhard, Manfred: Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte. Books on Demand, Berlin 1999 (Google Bücher); siehe auch: http://www.manfred-gebhard.de/ZurIndexseite.htm [18.8.2012]; siehe auch das Kapitel "Späte Himmlerpläne" (freies pdf) [18.8.2012]"

Damit wird die eigene Verschwörungstheoretische Orientierung, auch mir selbst überbürdet., meine eigenen Ausführungen, haben eine durchaus andere Tendenz.
Siehe auch Theorie der Verschwörung
Man ist als Autor nicht davor gefeit, unabsichtlich aber auch vorsätzlich mißverstanden zu werden, was wohl ein solcher Fall ist

Der fragliche Verfasser hört offenbar auf den Namen Ingo B ...

Exkurs:
Aus der mir durchaus ein Begriff darstellenden Zeitschrift MIZ sei noch nachfolgendes nicht uncharakteristisches zitiert:
„Falsche Freunde
Rechte in der säkularen Szene sind selten, aber ein deutliches Zeichen für eine falsche Außenwirkung ...
Denn Schnittmengen und Anknüpfungspunkte zwischen „Rechten" und „Säkularen" bestehen tatsächlich, und es wäre falsch, die Augen davor zu verschließen.
... Dabei wird die Möglichkeit einer emanzipatorischen Islamkritik sowohl in der säkularen Szene als auch in der Linken seit Jahren ausführlich diskutiert, und es gibt eigentlich keinen Grund, hinter den bereits erreichten Erkenntnisstand zurückzufallen, vor allem dann, wenn keine neuen Argumente gebracht werden. Dazu besteht der Text zu einem guten Teil einfach aus einer wilden Achterbahnfahrt durch die rechte Anti-Islam-Szene, bei der die Verbindungen zu den Säkularen, wie Schedel richtig bemerkt, meist nicht benannt werden
Von der Evolution zum „Volk"
Eine solche Abgrenzung ist nicht die Sache von Ingo B ..., auf den Adah Gleich auch kurz in ihrem Artikel eingeht. B... ist Gründungsmitglied der Initiative Humanismus und Mitverfasser des „Manifests" der Gruppe. Gleich wirft B...  – und hier zeigt sich wieder die Oberflächlichkeit ihrer Kritik – lediglich vor, dass er die Strafbarkeit der Holocaustleugnung ablehnt und bemerkt dabei gar nicht die wirklich bedenklichen Aspekte seiner Ideologie. Auf B... „Weltnetzseite" [sic!] Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt ist folgende Selbstdarstellung zu lesen:
„Dieser Blog vertritt einen völkischen Humanismus, weil er mit den Erkenntnissen der Evolutionären Anthropologie und Humangenetik weiß, dass die Humanevolution bisher immer in Völkern stattgefunden hat und – ganz offensichtlich – auch künftig stattfinden wird. Und für diese Erkenntnis muss es einen Namen geben. Völkischer Humanismus scheint uns der geeignete dafür zu sein.
Die öffentliche Debatte rund um das Buch von Thilo Sarrazin 'Deutschland schafft sich ab' bewegte sich sowohl in ihrem rationalen wie in ihrem emotionalen Kern rund um diese sowohl natur- wie kulturwissenschaftliche Erkenntnis.
Es muss einfach verstanden werden, dass konsequent vertretener Evolutionärer Humanismus (EH) per se politisch unkorrekt ist, unter anderem deshalb, weil die Natur, Evolution und Humanevolution selbst sich nicht an politische Korrektheit gehalten haben und weil politische Korrektheit direkt in 'Controlled Demolition' ganzer fortschrittlicher Gesellschaften führt. Unter anderem weil EH deshalb zwangsläufig nicht nur Religions-, sondern auch Ideologiekritik mit einschließt und einschließen muß. Und unter anderem weil EH deshalb spätestens seit K.-H. Deschner und Colin Goldner, Robert Trivers, Richard Dawkins, Noam Chomsky, Kevin MacDonald, James Watson und vielen anderen auch immer Hintergrundpolitik- und Lobbymächte-Kritik mit einschließen muss.
Die Humanevolution fand 200.000 Jahre lang in Stämmen und Völkern statt. Es besteht viel Anlass dafür zu vermuten, dass die Weltall-Entstehung und die Evolution zielgerichtet erfolgt sind, was auch Richard Dawkins für möglich hält. Wenige andere Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaft werden heute von allen globalisierenden Priestern und Ideologen mehr gefürchtet, als diese, denn mit ihnen ist ihnen ihre 'Sinngebungs'-Funktion vollständig entzogen.
[...]
Multikulturelle Gesellschaften sind jene Gesellschaften, die weltweit am schlechtesten funktionieren (Robert Putnam) und die außerdem der Humanevolution nicht ausreichend Material geben, denn Humanevolution findet auf mehreren Ebenen statt, nicht nur auf der individuellen, sondern auch auf Gruppenebene, wie die Humangenetik allerseits derzeit besser erkennt.
Dies ist deshalb ein Blog wider das von Lobbymächten aufrecht erhaltene 'Wissensgefälle' zwischen Eliten und Volk. Ein Blog wider die zahlreichen gesellschaftlichen Selbstmordprogramme der intellektuellen Eliten."6 (Rechtschreibfehler korrigiert)
Es bleibt jedem selbst überlassen, wo genau zwischen den Eckpunkten „völkische Ideologie", „Verschwörungstheorie" und „geistige Verwirrung" B... einzuordnen ist. Dass seine Positionen indiskutabel sind und rein gar nichts mit Aufklärung und emanzipatorischer Religionskritik zu tun haben, sollte aber schon nach Lektüre dieser wenigen Zeilen klar sein – zahllose weitere Belege dafür lassen sich auf seinem Blog finden. ... Um allen Missverständnissen vorzubeugen: Ich werfe Junker, Paul und Kutschera keinesfalls vor, rechtes Gedankengut zu vertreten, sie sind weit von den Ansichten Geisers und B... entfernt. Dennoch wirkt ihr Biologismus, der das Bild der Stiftung (Giordano Bruno Stiftung) nach Außen prägt, attraktiv auf „falsche Freunde" ...
Ob Ingo B...  Mitglied im Förderkreis der gbs ist, ist mir nicht bekannt. Zweifellos betreibt aber auch er eine Anbiederung an die Stiftung.

www.miz-online.de/node/379

Gegendarstellung zu vorstehendem miz-Zitat

http://studgenpol.blogspot.de/2013/06/sakularer-humanismus-kleinkarriert-und.html

Meine Anmerkung dazu. Eine vertiefte Auseinandersetzung mit diesem Disput, ist nicht mein Metier. Für mich hat in erster Linie das ZJ-Thema Relevanz

Gleichwohl habe ich schon früher, auch meine Meinung zum Thema Ludendorff  formuliert

Eine zwar auch Religionskritische Strömung. Indes wird man sie kaum sachgérecht beschreiben, reduziert man selbige nur auf den Faktor "Religionskritik".

Nachtrag:
Einem anderen Text zufolge
Studgenpol.blogspot.de/2011/02/satanisten-in-der-ss.html
hat jener Herr, Kersten's „Totenkopf und Treue" zumindest im formalen Sinne mal zitiert.
Formalitäten beinhalten noch lange keine akzeptblen substanziellen Stellungnahmen.

ZurIndexseite