Donauschwäbische Geschichtsstunde

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 21. Juli 2009 12:17

Zu den politischen Verwerfungen, an denen (auch) das letzte Jahrhundert reich "gesegnet" ist, gehört sicherlich auch jene Deutschsprachige Volksgruppe die "Donauschwaben" genannt wird.

Die Österreich-Ungarische Monarchie aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, war ja mal ein Reich, von dem man zur damaligen Zeit sagte: "Im Habsburger Reich geht die Sonne niemals unter."

Beginnend unter Kaiserin Maria Theresia von Österreich, werden Siedler ins Land gelockt.
Auch die Verfasserin eines Buches, auf das noch etwas eingegangen werden soll, charakterisiert das Schicksal dieser Siedler mit den Worten:
"Dem Ersten der Tod. Dem Zweiten die Not. Dem Dritten das Brot.
Dieser Spruch traf fast immer zu."

Die Vorfahren unserer Autorin, dessen Befindlichkeit sie lebendig herausarbeitet, verschlug es dann infolge dieser Umstände in das Dörfchen Stanischitsch (im heutigen Serbien, davor eben politisch Jugoslawien, und eben die Zeit vor dem ersten Weltkrieg, zur Österreich-Ungarischen Monarchie gehörend.

Befragt man etwa die Wikipedia zum Stichwort "Donauschwaben" bekommt man dort unter anderem mitgeteilt:
"Nach dem Zerfall der Österreich-Ungarischen Monarchie, als Folge des Ersten Weltkrieges, wurden die Siedlungsgebiete der Deutschen in Ungarn durch die alliierten Mächte dreigeteilt. Ein Teil verblieb an Ungarn. der zweite Teil wurde Rumänien zugeteilt und der dritte Teil fiel an den neu gegründeten Staat Jugoslawien."

Das war dann wohl schon mal die erste relevante Zäsur.
Die zweite gleicher Art ist dann perspektivisch der Zeit des zweiten Weltkrieges und Nachfolgejahre zuzuordnen. Dazu wieder die "Wikipedia":
"Noch während der Endphase des Zweiten Weltkrieges flüchteten viele Donauschwaben vor der Roten Armee oder wurden zwischen 1945 bis 1948 vertrieben
Das zwischen den Alliierten geschlossene Potsdamer Abkommen sah die Vertreibung der Donauschwaben aus Ungarn nach Deutschland oder Österreich vor. Als Folge wurden zwischen 1945 und 1948 ca. 250.000 "etwa jeder zweite Ungarndeutsche enteignet und vertrieben ... Die Beteiligung der Volksdeutschen am Krieg gegen Jugoslawien diente Titos Partisanen als Begründung für ihre unbarmherzige politische Linie gegen die deutsche Minderheit, die in "Beschlüssen" vom 21. November 1944 festgelegt wurde.

Diese Beschlüsse entzog den Donauschwaben die Bürgerrechte und enteigneten sie
Nach dem Kriegsende wurden die Donauschwaben in Lagern in Jugoslawien zusammengeführt: Zentralarbeitslager für arbeitsfähige Männer, Ortslager für die Bevölkerung ganzer Ortschaften und Internierungslagr für Arbeitsunfähige, Frauen, Kinder und Ältere. Auch in diesen Lagern war die ärztliche Versorgung mangelhaft, es kam zu Misshandlungen, Erschießungen und Vergewaltigungen und Zehntausende starben an Unterernährung und Krankheiten. 1947 konnten größere Gruppen ausreisen oder flüchten."
http://de.wikipedia.org/wiki/Donauschwaben

Was hier im nüchternen Dokumentationsstil der Wikipedia zitiert wurde, hatte selbstredend auch eine andere Seite. Die Seite der von diesen Geschehnissen direkt tangierten.

Im Fall unser 1938 geborenen Autorin (Vater 1911, Mutter 1920 geboren), ergab sich schon mal das ihre ersten bewussten Kindheitseindrücke zeitgleich mit jenen skizzierten politischen Rahmenbedingungen zusammenfielen, die eben wie schon angedeutet, äußerst wechselhaft waren.

Zum Milieu der Erziehungsbedingungen in die auch sie hineingeboren wurde, gehören dann vielleicht auch solch charakteristische Sätze wie der:
"Die Erziehung war in Schule und Elternhaus autoritär. Es wurde absoluter Gehorsam gefordert. Selbst die Eltern durften von den Kindern nur in der dritten Person angesprochen werden: "Vater habt IHR einen Auftrag für mich?" ,Ja, Mutter, ich werde EUCH gehorchen." Niemals hätten sich die Kinder erlaubt, ihre Eltern oder andere Erwachsene Personen zu duzen."

Oder auch den Satz:
"Das einzige Schulbuch war der Katechismus. Der Anspruch bestand hauptsächlich darin ihn auswendig zu lernen. Das Glaubensbekenntnis, verschiedene Gebete und Vorschriften waren am Ende der drei Schuljahre den Kindern in Fleisch und Blut eingetrichtert worden. Von der vierten bis zur sechsten Klasse war man Bibelschüler. Es wurden hauptsächlich biblische Geschichten gelehrt."

Oder auch charakteristisch:
"Ab der 4. Klasse durfte in der Schule kein deutsches Wort gesprochen werden. Wer dabei erwischt wurde, dass er deutsch sprach, bekam eine Bestrafung mit dem Rohrstock."

Nun rechne man nach, und findet bestätigt, dass sie die schicksalsschweren Jahre bis etwa 1945/47 eben nur aus der Sicht des Kindes erlebt und durchlitten hat.
Aber es war auch offenkundig, der zeitgenössische Nationalsozialismus strahlte zusehends auch auf jene Regionen aus. Zwar gab es auch dort antinazistische Strömungen. Es gab aber auch das, was sie so beschreibt:

"Probleme hatte man mit den Agitatoren für Hitler und seine nationalsozialistischen Ziele. Sie traten immer dreister und fordernder auf. Der Kulturbund - früher die Interessen des Deutschtums zuständig - wurde immer mehr zu einem Forum für nationalsozialistische Funktionäre. Die Erfolge der deutschen Wehrmacht machten sie größenwahnsinnig."

Zeitweilig war zu Zeiten des zweiten Weltkrieges, das selbst stark faschistisch infizierte Horthy-Ungarn, in jener Gegend die politisch dominierende Kraft (zeitweilig heisst auch, schon "morgen" konnten wieder andere Herren das Sagen haben). Eine längerfristige politische Stabilität war somit nicht gegeben in jenen Jahren.

Nun hatte wohl das Horthy-Ungarn auch Verträge mit Nazideutschland abgeschlossen. Zitat:
"Es bestand aber ein zwischenstaatliches Abkommen, nach dem dem deutschen Reich gestattet war, die Volksdeutsche für die deutsche Waffen SS zu rekrutieren.

Mein Vater gab schließlich dem Druck nach und meldete sich "freiwillig" zur deutschen Wehrmacht

Papa verließ uns also im Frühling 1942 schweren Herzens
Papa kam zunächst nach Grafenwöhr in die Oberpfalz. Nach seiner Grundausbildung bei der Waffen SS arbeitete er in der Militärschreinerei."

Zur Biografie des Vaters ist ergänzend anzumerken. Das mit der Militärschreinerei blieb selbstredend kein Dauerzustand. Auch er wurde noch in (unterschiedliche) Frontabschnitte eingesetzt.
Vielleicht hatte er aber "Glück im Unglück" dergestalt, dass die Endstation seiner diesbezüglichen Lebensphase, dann die amerikanische Militärgefangenschaft hieß.
Ob eine russische Militärgefangenschaft für ihn in gleicher Weise glimpflich ausgegangen wäre, darf man wohl mit Fug und Recht bezweifeln.

Immerhin nahm für ihn die Situation dergestalt den Fortgang. Zitat:
"Als Vati dann aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde konnte er in Linz Arbeit finden, denn nach den Bombardierungen gab es für Schreiner beim Wiederaufbau viel zu tun."

Ergo war er also erst mal im Nachkriegs-Österreich "gelandet".
Waren damit für ihn alle Probleme "gelöst"? Wohl kaum. Dafür stehen dann wohl auch die Sätze:
"Vati hatte nun seine Mutter und seine Schwester gefunden. Sie durften nicht in Österreich bleiben, da sie keine Arbeit nachweisen konnten und auch keine Arbeitserlaubnis erhielten. Vati stellte also auch einen Ausreiseantrag nach Deutschland. Es vergingen Wochen der Ungewissheit. Vati bekam aber keine Ausreisebewilligung weil er bereits eine Arbeit hatte, die für das Allgemeinwohl und den Wiederaufbau wichtig war. Er konnte auch nicht zu uns kommen. Das Mutti es schaffen würde, durch die russisch besetzte Zone von Österreich zu ihm nach Linz zu kommen, hielt er für unmöglich. Er sah nur eine Möglichkeit. Er musste versuchen illegal nach Deutschland zu kommen und uns dann dorthin holen."

Wie nun aber erging es seiner Ehefrau mit ihren drei kleinen Kindern zu der Zeit? (Also der Mutter unser Autorin?)
Sie war ja noch im Heimatort Stanischitsch.
Dort blieb die Entwicklung auch nicht stehen.
"Auch in Stanischitsch zog die Rote Armee im Oktober 1944 ein
Jugoslawien hatte inzwischen einen neuen Regierungschef. Den Diktator Joszif Broz-Tito. Er war ein Nationalist und ein erbitterter Feind der Deutschen
Tito begann die Donauschwaben systematisch in Massenvernichtungslagern zu internieren. Sie wurden all ihrer Habe beraubt. Er setzte sie Hunger und Kälte aus.

Am 25. Mai 1945 ging eine riesige Verhaftungswelle durch das Land
Unsere Namen waren ebenfalls auf der Deportationsliste ...
So verging ein Sommer voller Ängste. Meine Einschulung rückte näher. Wie würde es sein. Es blieb ein Risiko. Würde ich als Deutsche entlarvt? Ende August 1945 wurde ich dann endlich eingeschult. Ich war jetzt die Rozvaler Boris. Die ungarische Version meines Namens. Ich durfte mich nur nicht verplappern."

Angesichts dieser Umstände braucht man sich auch dann nicht über den Satz zu wundern:
"Wir verließen Stanischitsch im August 1946."

Dieses "verlassen" war dann in der Praxis etwas komplizierter, als jene banale Vokabel es vielleicht suggerieren vermag.
Reguläre Ausreisedokumente gab es schon mal nicht. Faktisch war es eher eine abenteuerliche Flucht mit vielerlei Strapazen und gefahrvollen Situationen. Und das alles musste von einer Mutter mit drei kleinen Kindern bewerkstelligt werden. Wahrlich kein "Zuckerschlecken". In dem Buch im Detail noch dargestellt und dort nachlesbar.

Damit war nun nach vielen komplizierten Umständen, die Teilfamilie nunmehr in Österreich gestrandet. Jedoch der Vater war inzwischen in Deutschland.
Wiederum das Drama, ein reguläre Ausreise gab es nicht. Wieder blieb nur der beschwerliche Weg einer Flucht, der ebenso auch - ohne das angestrebte Ziel zu erreichen - hätte enden können.

Schlussendlich landet die Mutter mit ihren Kindern doch noch in Deutschland.
Nach der nun doch noch gelangten Familienzusammenführung ergab sich - man erahnt es fast auch schon - der Kontakt zu den Zeugen Jehovas.
Über diesen Kontakt liest man auch die durchaus aufschlußreichen Sätzen:

"Frau Poletti (die Frau des verkündenden Zeugen Jehovas) war sehr gegnerisch zu der Religion ihres Mannes eingestellt. Sie war - wie sie sagte - streng katholisch. Für sie war die Bibel ein verbotenes Buch und es war eine Sünde, sie zu lesen denn sie war auf dem Index. Sie machte ihrem Mann Schwierigkeiten wo sie nur konnte. Sie verbrannte seine Bücher, wenn sie sie fand, versteckte seine Hose, wenn sie wusste, dass er fort wollte, oder verriegelte die Türe und er musste aus dem Fenster steigen. Wenn er zurückkam, sperrte sie nicht auf und er musste die Nacht draußen verbringen. Herr Poletti war ein sehr sanftmütiger, geduldiger Mann. Er hat den Widerstand seiner Frau ertragen und sich in seinem Glauben nicht erschüttern lassen. Zu uns Kindern war er sehr freundlich. Er hatte selbst keine Kinder. Wir hatten großes Vertrauen zu ihm."

Zur Motivation für den nunmehr aufnahmebereiten Boden für die Zeugenverkündigung liest man auch den Satz:
"Wie gesagt, wir suchten und fanden damals Halt in den Anleitungen die uns durch die neuen Schriften vermittelt wurden. Es war alles scheinbar plausibel und mit der Bibel in Übereinstimmung. Wir waren glücklich in der Überzeugung, die Wahrheit gefunden zu haben. Sie gab uns neue Lebensperspektiven nach der Entwurzelung. Das Gefühl etwas erkannt zu haben was anderen verschlossen blieb erfüllte uns mit Stolz. Von Gott auserwählt oder begnadet zu sein ist für arme Flüchtlinge schon etwas sehr besonderes."

Die weitere Entwicklung vorgreifend. Die Eltern ließen sich dann 1950, und die berichterstattende Tochter 1954 als Zeugen Jehovas taufen.

Auch dieses Beispiel belegt dann, die "Gestrandeten" sind von jeher, das ergiebigste Zuwachspotential für die WTG-Religion.

Weiter liest man den auch bedeutsamen Satz:
"Es (diese Taufen) markierten gleichzeitig den Beginn einer neuen Ära innerhalb unserer Familie. Durch die neue Religion ging unmerklich immer mehr von dem verloren, was unser gemütlicher Teil der Familie ausgemacht hat. Vati hatte zunehmend weniger Zeit zum spielen, tanzen und singen. Das wurde ersetzt durch missionarischen Eifer, studieren, Verpflichtungen und Regeln.

Allmählich verschmolz ihre Sicht auf die Wachtturm-Gesellschaft mit dem aufrichtigen Glauben an Gott. Sie wurden gleichbedeutend. Jehova war die Wachtturm-Gesellschaft. Das war die Wahrheit. Das bedeutete die Rettung. Es war der Weg zum Überleben. Das ist der entscheidende Zirkelschluss, der uns zu willfährigen Erfüllungsgehilfen für die Wachtturm Organisation gemacht hat.
...Fortan war alles was wir getan haben, ob wir gegessen oder gearbeitet haben oder sonst etwas taten, das was wir "für Jehova getan" haben. Im Verlauf der Jahrzehnte hat sich das auf sehr viel summiert...
In unserer aufrichtigen Überzeugung haben wir gar nicht wahr genommen, dass ein normales Familienleben und Kind sein keinen Platz mehr in unserem Leben hatte."

In der rückblickenden Retrospektive findet man dann auch solche von Ernüchterung zeugende Sätze, wie beispielsweise die;

"Auch ihre Ansichten zur organisierten Religion haben sich in der Zwischenzeit drastisch geändert. In dem Buch "Das vollendete Geheimnis", (1922) ... ist auf Seite 370 ein Gespräch überliefert zwischen einem evangelischen Geistlichen und Pastor Russell. Auf die Frage, wie viele Mitglieder die ernsten Bibelforscher haben, antwortete Pastor Russell:
"wir haben keine Mitgliederlisten. Ihre Namen sind im Himmel angeschrieben."
Heute dagegen existiert für jeden Zeugen Jehovas der in der Versammlung akzeptiert ist eine Karteikarte in dem nicht nur seine persönlichen Daten wie Namen, Adresse, Telefonnummern, Geburtsdatum, Taufdatum und Bezugspersonen für den Notfall gespeichert sind, sondern auch wann er getauft wurde, wie viele Stunden er im "Predigtdienst" jeden Monat einsetzt, wie viele Rückbesuche und Heimbibelstudien er bei Andersgläubigen durchführt, wie viele Wachttürme, Erwachet, Broschüren, Bibeln oder Bücher er verbreitet. Ob er ein "anderes Schaf" oder ein "Gesalbter" ist usw.
Je nachdem wie diese Berichte aussehen, wird jemand "Karriere" in der Organisationsstruktur machen oder Abseits stehen. Da liegen wahrlich inzwischen Welten dazwischen. Im Wachtturm vom 15. September 1895 (englisch) sagt C T Russell:
"Hütet euch vor Organisation".
Sie ist vollkommen unnötig. Die Richtlinien der Bibel sind die einzigen, die ihr benötigt. Versucht nicht, andere in ihren Gewissensentscheidungen auf etwas festzulegen, und lasst das auch nicht bei euch zu. Glaubt und gehorcht soweit, wie ihr Gottes Wort im Augenblick versteht."

Auch noch so ein charakteristischer Satz:
"Ja das war also meine "gute, alte Zeit". Der "Dienst für Jehova" wurde der Inhalt meines Lebens. Ich konnte mich nur in Gesellschaft Gleichgesinnter wohl fühlen. Ich weiß nicht, wie das Leben eines normalen Teenagers verläuft ...

Letzteren Satz dürfte dann wohl noch so mancher ebenfalls WTG-geprägter, mit unterschreiben können!

Der Verlags-Umschlagtext notiert dann auch noch dazu den wohl eher als "unterkühlt" zu bezeichnenden Satz:
"Dieser dritte Weg - Überleben mit der Religion - soll ein mahnendes Beispiel sein, wie leicht man Menschen in Ausnahmesituationen - Flüchtlinge, Asylbewerber, Emigranten, Katastrophenopfer und so weiter - durch bloße Versprechungen dazu bringen kann, sich extremen Gruppen an zu schließen."

Insgesamt ein interessantes Buch. Zur eigenen Lektüre anempfohlen!

http://www.amazon.de/Drei-Wege-ein-Ziel-Überleben/dp/3852518016

Alternativ auch über:

http://www1.bookbutler.de/

Dort den Verfassernamen eingeben:
Barbara Kohout

Siehe auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,35221,35221#msg-35221

Re: Drei Wege - ein Ziel - Überleben

geschrieben von: . +

Datum: 26. Juli 2009 01:19

Die Autorin Barbara Kohout: „ Wenn ich damals über die Wachtturm Gesellschaft das gewusst hätte was ich heute weiß wäre ich nie zur Wachtturmgesellschaft gekommen“

Herr Priv. Doz. Dr. med. Martin Sack vom Klinikum rechts der Isar der TU München und Leiter der deutschsprachigen Gesellschaft für Psycho-Traumatologie schrieb der Autorin folgendes: „…Andererseits haben wir immer wieder ehemalige Zeugen Jehovas in stationärer oder tagesklinischer psychotherapeutischer Behandlung und die Methode Abweichler aus den Reihen der Zeugen Jehovas mit ‚sozialen Tod’ zu bestrafen ist mir daher gut bekannt. Schade das darüber so wenig in der Öffentlichkeit gesprochen wird und das diese Vorgehensweisen nicht klar geächtet und unterbunden werden.“

Das eine Trennung von der Wachtturmgesellschaft aber durchaus handfeste gesundheitliche Verbesserungen mit sich bringen kann erlebte das Ehepaar auch.

Ehemann der Autorin: „Als ich die 50 überschritt, bekam ich Probleme mit den Nerven.
Naja – wir werden alle nicht jünger – und so schob ich es auf das Alter.
Ich ging halt zu Ärzten und nahm Medizin.
Aber als ich das Rentenalter überschritt, wurden die nervlichen Probleme immer gravierender und belastender.
Mit 70 verließ ich die Wachtturm Gesellschaft.
Nicht nur das ich jetzt keine Ärzte für meine Nerven brauche – ich habe die Medikamente von dem Moment als ich die Wachtturm Gesellschaft verlassen hatte einfach nicht mehr benötigt.“

Barbara Kohout: „Wir wollten nie wachtturmkritische Literatur lesen weil wir ahnten dass mit der Wachtturm Gesellschaft irgendwas nicht stimmt.
Wir fürchteten dass wir aus eigener Beobachtung das anerkennen müssten, was in Wachtturmkritischer Literatur stehen würde.
Es war Angst.
Nicht die Angst dass uns der Zornesblitz Gottes treffen könnte, wenn wir wachtturmkritische Literatur lesen würden – sondern wir fürchteten uns davor, dass gezeigt zu bekommen und sehen zu müssen, das wir insgeheim sowieso schon ahnten.
Wir wollten nicht sehen – und waren somit blinder als ein Blinder.“

Die Autorin geht der Frage nach, wie es passieren konnte dass eine ganze Großfamilie in die Fänge einer Sekte geraten konnte.
Sie beschreibt eine Zeit in der die Wachtturmgesellschaft ihren Mitgliederboom erlebte und hilft Menschen in Ausnahmesituationen zu verstehen warum gerade sie dann so anfällig für Sekten sein können.
Und das Ehepaar macht Mut auch noch im hohen Alter zu „sehen“ und einen Fehler der in ihrer Kindheit zu fatalen Folgen führte zu korrigieren.

Barbara Kohout
„Drei Wege – ein Ziel – Überleben“
Erscheinungsdatum: 10.7.2009

Es gibt Neues zu berichten !

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 15. September 2009 20:07

Einige Links zum diesbezüglichem weiterlesen:

http://www.myspace.com/gedankenblaetter

http://barbara-kohout.de/inhalt/Mara_im_Kokon-Leseprobe.pdf

http://barbara-kohout.de/inhalt/Drei_Wege-Leseprobe.pdf

http://barbara-kohout.de/links.html

Re: Es gibt Neues zu berichten !

geschrieben von: X ~ mysnip

Datum: 15. September 2009 23:34

Drahbeck
http://www.myspace.com/gedankenblaetter

Wir möchten von hier aus ganz herzlich grüßen!

Re: Es gibt Neues zu berichten ! - Randnotizen

geschrieben von: . +

Datum: 16. September 2009 09:44

Einem „Interessierten“ der mit den Zeugen gerade in Kontakt ist und fragt ob er sich weiter mit den Zeugen einlassen soll, sei diese kleine unbedeutende Randnotiz auf den Weg mitgegeben:

Die 72 jährige Autorin hat über 50 Jahre den Wachtturmzeugen ergebenst und aufopferungsvoll gedient.

Sie wurde von der Wachtturmgesellschaft Ausgeschlossen weil sie den Dienst für die Sekte nun mit 72 in Würde beenden wollte.

Bis dahin telefonierte die 72 jährige Autorin regelmäßig mit ihrer 95 jährigren Mutter und sie besuchte sie regelmäßig mit der Eisenbahn.

Seit dem Gemeinschaftsentzug (seit etwa vier Monaten) redet nun die 95 jährige Mutter weisungsgemäß nicht mehr mit der 72 jährigen ausgeschlossenen Tochter.

Die gebrechliche 95 jährige Mutter ist nach wie vor aktive Neumitgliederwerberin für die Wachtturmsekte.
Die 95 jährige Mutter kann den Dienst für die Sekte nicht einstellen, denn sie hat noch fünf weitere Kinder, Enkel und Urenkel die wiederum mit ihr den Kontakt weisungsgemäß abbrechen würden, wenn sie die Sekte verließe.

Wer es nicht für möglich hält – Ja – wir schreiben immer noch das Jahr 2009

Re: Es gibt Neues zu berichten ! Barbara Kohout (Teil I)

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 20. September 2009 11:20

Im stellvertretenden Auftrag (per eMail eingegangen) sei nachfolgender Beitrag widergegeben.
Teil I.
Der Hauptinhalt dann im Teil II
In der eMail gibt es auch den Passus

Ich habe nun auf verschiedene Weise versucht im Forum zu posten, aber immer
gab es ein Problem. Selbst das neue Passwort hat nichts genützt, weil
nun das alte, gespeicherte im Wege stand. Ich weiß nicht, was ich falsch
gemacht habe, aber ich möchte so gerne dem Forum die nachfolgende
Nachricht zukommen lassen. Würden Sie das freundlicherweise für mich
übermitteln? Bitte.

Was die genannten technischen Probleme anbelangt kann ich meinerseits dazu nur anmerken.
Auf die eigentlich technischen Belange (im engeren Sinne des Wortes) habe ich persönlich keinen Einfluss.
Persönlich habe ich mich auch über den Umstand gewundert, dass nun nach wie vor 18 Seiten dieses Forums a 50 Thread ausgewiesen werden. Die 18. Seite hat aber mittlerweile "2 Seiten" erreicht. Ginge es wie früher weiter, musste sie eigentlich schon aus 19. Seite ausgewiesen sein, was aber nicht der Fall ist.
Es wurde auch früher schon als weiteren Aspekt mit angesprochen, dass die Suchfunktion des Forums - namentlich bei älteren Beiträgen - unbefriedigend ist.
Persönlich vermag ich diese Probleme nicht zu lösen, schaue also selbst "nur zu", wie sich das weiterentwickelt.

Für den Fall das es einen Crash geben sollte (was ich nicht hoffen will), zur Erinnerung. Mit Ausnahme der letzten 50 Threads sind die vorherigen, auch in den eigen verantworteten Forumsarchiven abgesichert; dort also weiterhin greifbar.

Nochmals die grundsätzliche Feststellung.
Im "Forumsmarkt" sind Angebote mit "Baumstruktur" heutzutage eine Rarität.
Es mag zwar ein "Glaubenssatz" sein; aber ich persönlich gebe der Baumstruktur eindeutig den Vorrang.
Sie war ja schon bei Parsimony, und deshalb fiel auch bei der Nachfolgevariante auch auf dieses Forum die Wahl ("Auswahl", wenn man eine Baumstruktur haben will, besteht ohnehin nicht).

Was nun die zitierten technischen Probleme anbelangt, die ich persönlich auch nicht lösen kann. Zur Erinnerung. Tagsüber ist das Forum (meistens) auch für den Unregistrierten Schreibzugang offen.

Ansonsten kann ich nur raten, lassen sich die Probleme tatsächlich nicht lösen, den technischen Provider dieses Forums direkt zu kontaktieren; sofern vorhergehende Versuche wirklich scheitern (etwa in der Passwortfrage).
Siehe dazu auch

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,28749,28750#msg-28750

Re: Es gibt Neues zu berichten ! Barbara Kohout (Teil II)

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 20. September 2009 11:22

Hallo, und einen schönen Sonntag wünsche ich allen im Forum,
vielen Dank für die Hinweise auf die Neuigkeiten im Zusammenhang mit
meiner Arbeit. Es tut mir sehr leide, dass ich sie erste heute entdeckt
habe. Ich war in den vergangenen Wochen sehr beschäftigt mit der
Fertigstellung meines Manuskriptes zu Mara im Kokon. Es ist mir
gelungen, wissenschaftliche Beratung zu finden. So hoffe ich sehr, dass
es mir gelingt zur Aufklärung potentiell gefährdeter Gruppen - eben der
Suchenden - beizutragen.

Ich will nicht verschweigen, dass ich das ohne die Beiträge hier im
Forum nie geschafft hätte. Es ist also auch Eure Arbeit - die - so
hoffen wir - (I belief in engel) Erfolg haben soll.

@ X~mysnip
vielen Dank für den wunderbar romantischen Musiktitel. Ja, man darf auch
die wundervollen Seiten des Lebens sehen.
Einen sehr schönen, friedlichen Sonntag wünsche ich allen und nochmals Danke
Barbara

Auch an Sie ein herzliches Danke schön für die Mühe
Barbara Kohout

Re: Es gibt Neues zu berichten ! Barbara Kohout (Teil II)

geschrieben von: Alphabethus

Datum: 20. September 2009 13:40

Vielen Dank für die promte Erledigung. Wie ich gesehen habe, war ich schon zu nervös um noch Rechtschreibfehler zu sehen. Verzeihung. Aber die Gedanken habe ich genau so gemeint.
Herzlichst
Barbara Kohout

Re: Es gibt Neues zu berichten !

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 06. Oktober 2009 15:20

Die URL-Angaben wurden jetzt ausgetauscht (aktualisiert) auf den gegenwärtig aktuellen Stand.
Die beiden "Startseiten"

http://barbara-kohout.de/

http://www.myspace.com/gedankenblaetter

Dort weitere Links

Frauenpower

geschrieben von:  Drahbeck

Datum: 05. September 2010 02:33

Im Deutschsprachigem Raum war es wohl das 1966 erstmals erschienene Buch von Josy Doyon: Hirten ohne Erbarmenmit Zeugen Jehovas-Bezug, dass zeitgenössisch durchaus einiges Aufsehen erregte.
Angesichts der schon damals latenten (wirtschaftlichen) Krise im Buchhandel und Verlagsgewerbe, entschloss sich der herausgebende Verlag, später noch eine drastisch reduzierte (an Seitenzahl) Taschenbuchausgabe derselben Autorin unter dem Titel "Ich war eine Zeugin Jehovas" herauszubringen. Wer allerdings die "Hirten"-Ausgabe kennt, der weis auch, außer Kürzungen, nichts neues in der Taschenbuchausgabe. Und diese Kürzungen fielen nicht unbedingt auch immer "positiv" aus. Man kann einen Text nämlich auch in die Bedeutungslosigkeit "hineinkürzen", was man dann ja an genanntem Beispiel auch nachstudieren könnte.

Aber das Problem ist halt. Verlag pflegen Wirtschaftskaufleute in erster Linie zu sein. Und die fragen dann: "Rechnet sich das ...?"
Nicht selten fällt dann die Antwort auf dieses "rechnet sich das" in einer Art und Weise aus, die bei Wirtschaftskaufleuten kaum geeignet ist, Jubelstürme hervorzurufen.
Seit Doyons Zeiten, haben allerdings Verlagskaufleute in zunehmenden Maße dafür ein neues Event auf den Markt gebracht.
Und das heißt Zuschussverlag.
Der/die stolzen Autoren werden halt kräftig zur Kasse gebeten, und bei einigen solcher Zuschussverlage hat man den Eindruck, deren Geschäft läuft. Es läuft dergestalt, dass die geforderten Zuschüsse eine Dimension erreichen, die den Verlagsmachern ein nahezu fürstliches Leben ermöglichen, kaum aber dem gebeutelten Autoren.
Das aber soll hier und jetzt nicht weiter das Thema sein.

Neben Doyon, wäre auch auf die US-amerikanische Autorin Barbara G. Harrison mit ihrem "Vision of Glory" zu verweisen.
Letztere mit ihrer durchaus charakteristischen Aussage über ihre Zeit im Dienste der WTG:

"Die 13 Jahre, in denen ich aktive Zeugin Jehovas war, haben mich genauso gut auf das Leben vorbereitet wie ein gleichlanger Aufenthalt in einer Skinner-Box am Nordpol"

Siehe zu letzterer auch
Parsimony.3429
Parsimony.3435
Parsimony.3593

Weitaus weniger bekannt indes dürfte sein, um auf Josy Doyon (geb. 1932) zurückzukommen, dass letztere noch eine Reihe anderer Bücher schrieb. Nicht unbedingt Zeugen Jehovas-bezüglich
Etwa ihr 1985 erschienenes "Rote Wolken am Himmel". Meine Kinder- und Jugendjahre".

Daraus als Leseprobe:

"Nun wohnte ich bei meinen Eltern in der neuen Universität von Innsbruck. Mein Vater arbeitete dort in der Bibliothek und im Labor."(S. 22)

Dann den Bericht mehr zusammenfassend als Stichworte:
- Offenbar als Kind bei den Großeltern aufgewachsen.
- Dann zurück zu den leiblichen Eltern mit Kommunikationsproblemen (Entfremdung).
Dann als wörtliches Zitat:

"Diese kleine Frau, die mich keine Minute aus den Augen ließ, sollte meine Mutter sein? Ich war empört! Und ich war plötzlich auch wütend." (S. 26)
"Auch Tante Sophie war der Ansicht, daß ich ein sehr verwildertes Wesen sei. Man habe mich viel zu lange mich selbst überlassen." (S. 30)
"Am 1. September 1939 ging ich zum erstenmal zur Schule. Das war so aufregend, daß ich kaum merkte, wie es unter den Leuten rundum brodelte, waren doch an dem Tag die Deutschen in Polen einmarschiert. Zwei Tage später erklärten England und Frankreich Deutschland den Krieg. So begann der Zweite Weltkrieg, während ich voll Eifer die ersten Buchstaben in mein Schönschreibheft malte."
(S. 44)

Weiter mehr zusammenfassend.
- Ihr Vater war nicht der wirkliche leibliche Vater
- Mutter dann verstorben
- Vater bei der Wehrmacht
- kam dann zu Pflegeeltern (zu letzterem Aspekt kann man auch ihre "Hirten ..." vergleichen).
Weiter als wörtliche Zitate:

"Denn meine streng katholische Verwandtschaft weigerte sich, meine Begeisterung für die neu entdeckten evangelischen Wahrheiten zu teilen." (S. 151).
"Im Gegenteil man versuchte mit allen Mitteln, mich so schnell wie möglich dem Einfluß dieser Familie zu entziehen. Sogar die Arbeitsfront schaltete sich ein und stellte mir das Ultimatum, innert dreier Tage entweder eine neue Stelle bei einer katholischen Familie anzutreten oder nach Österreich zurückzukehren.
Meine Freunde aber brachten mich noch gleichentags hinauf ins Berner Oberland, wo ich im Kinderheim Tabor in Aeschi Arbeit bekam und mich erst einmal vom Schock erholen konnte. Es hatte mir doch arg zugesetzt, daß mein Glaubenswechsel aus Überzeugung (damals zur evangelischen Kirche) mich meiner Verwandtschaft und damit meiner alten Heimat entfremdet hatte."
(S. 152)

Oder auch ihr "Im Schatten des Lohners - aus dem Leben einer hundertjährigen Adelbodnerin" (1974);
Einige Leseproben aus letzterem:
Der Verlags-Klappentext notiert:

"Adelboden im letzten Jahrhundert. Ein stilles weltabgeschiedenes Bergdorf mit einer um ihre Existenz ringenden Bevölkerung, durch schlechten Verdienst und Naturkatastrophen zu entbehrungsreichem Leben gezwungen. Heute ist vieles anders. Aber noch immer müssen die Bergbauern hart kämpfen, wenn sie durchhalten wollen."

Und im eigentlichen Buch:

"Lohner, der Adelboden gegenüber wie eine mächtige Festung zum Himmel aus". (S. 6)
"Das Schlimmste aber blieb vorläufig, daß man oft wochenlang von der Umwelt abgeschlossen war, weil keine Straße nach Frutigen führte, die diesen Namen wirklich verdient hätte. Das alte Adelbodensträßlein war je nach Witterung sogar zu Fuß kaum passierbar, da es oft von Erdrutschen und Lawinen verschüttet wurde. Mit einem kleinen Wägelchen auf diesem steilen, jähen Straßlein nach Adelboden zu kutschieren, war schon ein Wagnis, das nur die ganz Mutigen auf sich nahmen. Seit dem Jahre 1849 holte ein Bote dreimal wöchentlich die Post in Frutigen draußen ab; aber auch er kam nicht immer durch"
(S. 16)
"Wenn man vorher in diesem Tat noch gar nichts von Sektenwesen und Spaltungen verspürt hatte, so begannen sich nun seit einigen Jahren gegenkirchliche Strömungen bemerkbar zu machen. Mehrere fromme Leute schlossen sich in Grüpplein zusammen. Daran waren aber nicht nur die häufigen Pfarrerwechsel schuld, sondern auch die schlimmen Wegverhältnisse.
Endlich - im Jahre 1876 konnte mit dem Bau der neuen Straße begonnen werden. Inzwischen waren die damals jungen Vorkämpfer des Projekts ergraut oder gestorben!"
(S. 17)
"Sie durften 1884 erleben, eines der denkwürdigsten Jahre in der Geschichte Adelbodens: Die neue Straße wurde eröffnet." (S. 24)

Oder ihr "Graues Gold. Erzählung aus dem Engstligental " (1980);
Daraus als Leseprobe aus dem Verlags-Klappentext:

"Das Buch erzählt von einfachen Menschen in den Bergen des Berner Oberlandes. Die Väter arbeiten in den ungesunden und gefährlichen Schiefergruben. Daneben mühen sie sich mit ihren Familien auf den stutzigen Heimettli ab. Und doch: das Engstligental mit seinen abgelegenen Hängen zwischen Frutigen und Adelboden ist ihre Heimat. Hier leben, hoffen und leiden sie.
Josy Doyon hat während Jahren unter diesen Menschen gelebt und ist eine der Ihren geworden. Sie hat in schlichter Sprache ihre Schicksale aufgezeichnet."

Und aus dem eigentlichen Buch die Passagen:

"Mich dünkt es bald, die Versicherungen zahlen ihren Ärzten Soderprämien für jeden Schieferarbeiter, den sie abwimmeln können mit der Behauptung, er habe gar keinen Schieferstaub auf der Lunge!" (S. 20)
"Der Schiefer, der größtenteils nach Deutschland geliefert wurde, fand guten Absatz und rechte Bezahlung."
(S. 24)

Ferner "Zryd Rösli und ihr Dorf Erzählung aus Adelboden "(1980).
Daraus vielleicht der Satz:

"Es fuhr ihm durch den Sinn, dass viele Deutsche, die in der nahen Pension Hari abgestiegen, gläubige Menschen waren, die vom Hitler das Schlimmste befürchteten. Das mußte doch jedes Kind merken, daß sich ein Regime mit Konzentrationslagern und Judenverfolgungen nicht mit dem christlichen Glauben vertrug. Deshalb waren viele Deutsche und auch andere der Überzeugung, daß Hitler, sollte er Gelingen haben, nach den Juden auch die Christenverfolgen und in Konzentrationslager stecken würde.
Auf alle Fälle könnten die Nazis in Adelboden kaum Fuss fassen."

Oder auch "Blumen für ein Sonntagskind. Erzählung aus Adelboden" (1982).
Aus ihr die Passagen:

"Daß auch Adelboden, dieses Nebenstübchen der Welt, vom Heimweh dieser ehemaligen Kelten-Verwandten profitierte, erfuhr man jetzt, im Jahre 1913, praktisch überall:
Die Elektrizität war ins Dorf gebracht worden, es gab das Telefon, eine moderne Hydranten-Wasserversorgung samt Feuerwehr, das Alpine Skirennen und Gasthäuser und Hotels bis hinauf ins Hahnenmoos. Dazu im Sommer täglich vier Postkuriere. Außerdem sollte bald die römisch-katholische Kirche eingeweiht werden. Seit es nämlich jedem Bürger Helvetiens freigestellt war, sich nach freier Wahl niederzulassen, konnte das Kirchlein, vorab für katholische Feriengäste bestimmt, eines Tages auch zugezogenen Katholiken dienen.
Aber mancher Adelbodner Katholik würde sich dem schmerzlich bewußt werden, daß die nun bald fünfhundertjährige Dorfkirche einst von katholischen Vorvätern erbaut worden war und nun den Reformierten gehöre. Jedoch nur den wenigsten war bekannt, unter welch umwälzenden Ereignissen es ausgerechnet im Nebenstäbli der Welt zum Bau und Fortbestand dieses heimeligen und schönen Gotteshauses gekommen war."
(S. 51)
"Da man täglich darauf gefaßt sein mußte, daß Hitler auch die Schweiz als Durchgangsland mißbrauchen würde, wenn an der Westfront der Widerstand zu groß sein sollte, handelte der Bundesrat rasch. Bis in die kleinsten Orte wurde alles auf Abwehr und Verteidigung eingestellt.
In verschiedenen Ländern half die "5. Kolonne" mit, daß die deutsche Armee möglichst unbehindert die Grenzen überschreiten konnte. In der Schweiz kam man solchen fanatischen Verrätergruppen zuvor, dank den aus dem Ersten Weltkrieg gemachten Erfahrungen. Angesichts des gewalttätigen Naziterrors in Deutschland wuchs der Widerstand in allen Bevölkerungsschichten.
Der Einfluß des Radios wurde als Propagandamittel von totalitären Mächten unverschämt mißbraucht. Dagegen half nur Aufklärung."
(S. 159)

Zu nennen wäre auch noch "Von der Donau ins Berner Oberland. Ein Frauenschicksal" (2000). Eine mehr allgemeine Erzählung, ohne erkennbare Bezugnahme auf ihre eigene Biographie.

"Der letzte Kastträger vom Talberg Erzählung aus dem Simmental " (1986)

"Ein Königreich am Fuss des Niesen. Die bewegte Geschichte von Bad Heustrich" (1984)
In ihr vielleicht die Widmung notierenswert:

"Gewidmet in Denkbarkeit meiner Adoptivmutter Alice Keller-Hofstetter Sprachlehrerin in Spiez." (S. 5)

Dann ihr:
"Bergbäuerin werden welch ein Abenteuer" (1973)
Selbiges war sie etwa ab 1962; davor in Thun wohnhaft.

Besonders erwähnenswert vielleicht auch noch ihr "Unheimliche Fallensteller. Eine Mutter kämpft um ihren Sohn" (1993). Deshalb besonders erwähnenswert, weil besagte Mutter sie selbst ist.
Darin liest man unter anderem:

"Noch trabte mein geliebter Daniel mit unerschütterlicher Hartnäckigkeit in den ausgelatschten Fußstapfen seiner Mutter und hielt ihr ständig die eigene, jugendliche Naivität und Uneinsichtigkeit, wie einen Spiegel vor Augen."(S. 8)
"Das war manchmal schon zum Aus-der-Haut-fahren! Der einzige Trost dabei war, daß er nicht noch in meiner verflossenen Sekte gelandet war. Nein, er hatte die "Aussteigergilde" gewählt, die in meinen Augen und nach meinen bisherigen Erfahrungen einer waschechten Sekte in nichts nachsteht!"
(S. 9)
"Die Sekten der Aussteiger bleibt ja für jeden Außenstehenden ein Buch mit sieben Siegeln. Wie jede andere Sekte auch, bis man sie von innen erfährt." (S. 10)
"Wenn man nachforschte, hatten eigentlich alle mit Hasch begonnen und waren früher oder später zu härteren Drogen übergegangen." (S. 43)
"Da warf mir Daniel wieder einmal vor, ich hätte alle Erfahrungen blos aus Büchern. Man müsse sie direkt aus dem Leben holen!
Ich konterte, ich hätte mir genug Erfahrungen aus dem Leben geholt, als ich zehn Jahre lang ein Hundedasein in einer Sekte geführt hätte. Das reiche mir.
Ausserdem sähe ich wenig Unterschied zwischen der Drogenmafia und jener Sekte.
Beide profitieren ununterbrochen von den täglichen Hiobsbotschaften in Zeitungen, Radio und Fernsehen, die unendlich verfielfältigt und oft maßlos übertrieben die Menschen immer mehr verunsicherten.
Die Sekten machten horrende Profite mit Weltuntergangspanik, die Drogenleute mit der Negierung aller bisherigen Lebenswerte und der No-future-Proklamation.
Die Sektengläubigen müßten all ihr Geld, all ihre Kraft und all ihre Zeit der Verkündigung eines Irrglaubens widmen.
Die Drögeler gäben alles daran für irreführende Drogenträume. Das Ende wäre für beide kaputte Familien und viel Verzweifung. Davon konnte gerade ich ein Lied singen.
Nachdem mein Buch über das Leben in jener Sekte herausgekommen war, hatte ich ununterbrochen Briefe von Leuten erhalten, deren Familien unter der Einwirkung von Sekten auseinandergerissen und ins Elend gestürzt waren.
Kinder hatten ihre Väter oder Mütter, Eheleute ihre geliebten Partner verloren.
Den Sektenhirten aber war das völlig gleichgültig, genau wie es der Drogenmafia egal war, wie viele Kinder sie ermordete.
Sie konnte sich ja mit dem immer wieder gehörten Ausspruch trösten:
"Nur Idioten gehen Sekten auf dem Leim, nur Idioten nehmen Drogen!"
So einfach ist das für die ganz Schlauen."
(S. 43)

Einige der genannten Titel gibt es in verschiedenen Auflagen; auch fremdsprachige Übersetzungen sind (teilweise) nachweisbar.

Auch von Babara Wass (geb. 1944) ist zu berichten, dass neben ihren beiden Zeugen Jehovas bezüglichen Büchern
"Leben in der Wahrheit" (1989) und
"Wenn Religion zur Waffe wird" (1993),
das damit ihre Schriftstellerische Lebensphase noch keineswegs als beendet zu werten ist.
Hinzuweisen ist auf ihr:
"Mein Vater Holzknecht und Bauer" (1985)
"Für sie gab es immer nur die Alm" (1988)
Und zuletzt "Vom alten Leben mit der Natur" (2007).
Auf eine Detailreferierung mag dann hier aber verzichtet werden. Man kann sich beim Titellesen sicherlich des Eindruckes nicht erwehren, da bestehen gewisse Überschneidungen zum Fall Josy Doyon.

Auch über die verstorbene Schriftstellerin Renate Sprung ist ähnliches zu berichten.
Der Katalog der Deutschen Nationalbibliothek weist zu ihren Namen insgesamt 40 Ergebnisse nach (darin sind selbstredend verschiedene Auflagen eines Buchs, oder Übersetzungen als "Mengenausfüller" mit enthalten).

Namentlich ihr (1977, 1980) besitzt für den hiesigen Kontext, besondere Relevanz.
Ihr sonstiges Schrifttum scheint dann wohl eher sich so auf der evangelikalen Schiene zu bewegen. Die seinerzeit in der DDR erscheinende "Potsdamer Kirche", druckte im Jahre 1984 auch mal einer ihrer vielen Erzählungen ab ("Höre Israel!" von Renate Sprung).
Wie jener Zeugen Jehovas bezügliche Buchtitel erstmals Bibliographisch angezeigt wurde, meine ich wahrgenommen zu haben, dass sei ein Pseudonym-Name (Pseudonym für Rosemarie Richter).
Laut Verlagsangabe in ihrem "Ein Licht in der Nacht", sei sie im Sommer 1990 verstorben.
Liest man ihre Schriften, etwa ihr "Er wird uns Frieden geben ... und andere Erzählungen und Kurzgeschichten" (1990) so erfährt man auch, dass sie im zweiten Weltkrieg als Krankenschwester in einem Feldlazarett tätig gewesen sei; Anwerbung zu den Zeugen Jehovas, erst nach 1945. Gleichwohl scheint der heutigen Deutschen Nationalbibliothek diese Angaben nicht mehr geläufig zu sein, denn sie werden von ihr nicht nachgewiesen.
Wie auch immer; ihr ZJ-Buch bleibt trotzdem lesenswert!

In dieser Rundschau sei auch das Buch der Südamerikanern Domitila nicht vergessen, welche bekanntlich auch einige deutliche Worte an die Adresse der Hoch-extrem-hoch-Egoistischen WTG gerichtet hat, was unter Dritte-Welt-Bedingungen, vielleicht noch weitaus schmerzlicher zu empfinden ist, als hierzulande.
Der Bericht von Domitila
Selbstredend sei aus der letzten Zeit, auch auf das Buch von Barbara Kohout "Drei Wege ein Ziel - Überleben" hingewiesen, wozu hier auch schon etwas gesagt wurde.
Siehe zuletzt dazu:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,70326,71589#msg-71589
Eintrag vom 18. Juli 2010 08:56

Von letzterer Autorin liegt nun ein weiteres neues Buch vor.
Einige Anmerkungen zu ihm im nachfolgenden Posting

Re: Frauenpower

geschrieben von:  Drahbeck

Datum: 05. September 2010 02:42

Nun ist es also soweit, das zweite thematische Buch der Autorin Barbara Kohout liegt gedruckt vor.
Ihrem ersten diesbezüglichen Buch gab sie bekanntlich den Titel: "Drei Wege - ein Ziel - Überleben"

Und ihr jetziges Buch hat den Titel: "Mara im Kokon. Ein Leben unter Wachtturm-Regeln".
Auch wenn man unter heutigen Rahmenbedingungen die wirtschaftlichen Chancen eines konventionellen Buches (es sei denn man heisst als Ausnahmefall Thilo S.; oder als anders geartetes Beispiel Günter Grass) eher als bescheiden einstufen muss, so sei dennoch auch auf dieses Buch hingewiesen.
In ihrem Fotoalbum blätternd wählte die Autorin ein Bild aus, dass sie neben einem offenen Gemüseladen stehend mit dem Angeboten von "Wachtturm" und "Erwachet!"-Zeitschriften in der Hand zeigt. Ach ja, noch etwas sieht man auf besagtem Titelbild. Neben ihr steht ein Kinderwagen und der "gelangweilte Sohnemann" in ihm, streckt seine Hand aus in Richtung einer Schaufensterscheibe

Und da vernimmt man dann als "Promotionssatz" auch den:

"Der im Kinderwagen auf dem Titelbild bin ich...

Siehe:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,78289,78435#msg-78435

Auch wenn ich was diesbezügliche "Promotionen" anbelangt, eher skeptisch bin, so sei es ihr gegönnt, sollte diese "Promotion" helfen, da wie Insider wissen, solcherlei Buchprojekte in der heutigen Zeit vielfach einem wirtschaftlichen Risiko gleichkommen. Das wiederum pflegen etliche Verlage einer "neuen Spezies", dann "gekonnt" auf ihre Autoren abzuschieben. Stellt sich also die Frage, wer denn die Risikokosten zu tragen hat, lautet nicht selten die Antwort: Die Autoren.
Ausnahmen mögen dann die Regel bestätigen. Eine Ausnahme wäre dann wohl der Herr Twisselmann, mit einem "neueren" Buchtitel, mit dem gar nicht mehr originellem Titel:
"Ich war ein Zeuge Jehovas". Wer aber bereits im Besitz einer Auflage von seinen "Vom Zeugen Jehovas zum Zeugen Jesu Christi" sein sollte (von dem es mittlerweile etliche Auflagen seit 1961 gibt) kann sich diese Geldausgabe auch ersparen; denn neues bekommt er nicht mitgeteilt. Nur halt eine Neuauflage unter - diesmal - anderem Namen.

Zurückkommend auf "Mara im Kokon".

Eine empfehlenswerte Plattform welche diverse Neubuch-Anbieter zusammenfasst, ist zur Abfrage dabei sicherlich auch:
www.bookbutler.de/

Zur Konzeption des Buches wäre anzumerken, da gibt es ja so ein geflügeltes Wort das da lautet:
"Wie sage ich es meinem Kinde". Kinde in dem Fall nicht wörtlich zu verstehen.
Dieser Grundgedanke beseelt auch die Autorin. Sie hat sich für den Weg entschieden, dass was sie "rüberbringen" möchte, dann in die Form einer Geschichte einzukleiden, und bringt dies ja schon im Buchtitel zum Ausdruck.
Ihre Geschichte ist also die; anläßlich der eigenen Goldenen Hochzeit, dann eine Urlaubsreise gemacht zu haben. Und in einer etwas entspannteren Atmosphäre, dabei auch eine Urlaubsbekanntschaft gewonnen zu haben. Das mit der entspannteren Atmosphäre, trifft dann beiderseitig zu. Auch jene Urlaubsbekanntschaft, eine Ärztin, vermag durch Rückfragen, dann so einiges zu erfahren.

Kennen lernte man sich bei Besichtigung einer Seidenraupenzucht, und dem "lauten Nachdenken" darüber, darüber eben über die Seidenraupenzucht, und dem Staunen, wie das so alles vonstatten ging, dann der Autorin der Satz "entfluschte"

"Ich habe die letzten sechzig Jahre meines Lebens in dem Kokon einer religiösen Glaubensgemeinschaft gelebt. Sie schirmte mich von dem normalen Leben der Außenwelt völlig ab. Mein Mann und ich stellten unsere Zeit, unsere Kraft und unsere finanziellen Mittel in den Dienst dieser Gemeinschaft. Wir enthielten unseren Kindern vieles von dem, was für andere vollkommen selbstverständlich ist. Vor allem erzogen wir sie im Sinne der Religionsgemeinschaft dazu, auf Beruf und Ausbildung weniger Wert zu legen als auf Predigen und Missionieren. Als wir allmählich begriffen, wie weltfremd wir alle waren, sagte mein Sohn einmal - er ist jetzt vierzig Jahre alt: Wenn ich vor einer Diskothek stehe, fühle ich mich wie ein 12-jähriger Junge, der zum ersten Mal heimlich von zu Haus weggegangen ist und etwas Verbotenes tun will."

Besagte Ärztin ging nun nicht einfach zur Tagesordnung über, sondern stellte Rückfragen.
Und offenbar lernte sie als Außenstehende auch einiges aus diesem Gespräch. Zum Beispiel das:

"Das ist ja wie ein eigener Staat im Staat", konstatierte Helena. "Das hast du ziemlich treffend formuliert", erwiderte Mara.

Oder auch das:

"Wenn meine Patienten psychosomatische Symptome zeigten, habe ich das auf das private oder berufliche Umfeld geschoben. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es die Religion sein könnte, die sie krank macht."

Oder auch das Votum:

"Die Öffentlichkeit kennt Jehovas Zeugen oft nur aus den Sensationsberichten über verweigerte Bluttransfusionen. ... Aber wer fragt nach den anderen Opfern? Die psychischen Schäden derer, die man praktisch geistig tötet, indem man sie wie Luft behandelt, die sieht keiner. Wir Betroffenen sind viel zu verletzt und allein, als dass wir uns wehren könnten."

Und im laufe des Gesprächs werden besagter Ärztin dann noch so einige weitere Erkenntnisse vermittelt, die ihr offenbar vorher nicht bewusst waren.
Dazu gehört (S. 39f.) unter anderem die wörtliche Zitierung der Aussage des WTG-Funktionrs Lösch aus dem Jahre 2005, Hochschulstudien betreffend.
Oder auch dieses Beispiel:

"Vor zwei Jahren wollte sich ein junger Mann in unserer Versammlung taufen lassen. Wir nannten ihn Mike Er war sehr freundlich und allseits beliebt. Bevor er von den Ältesten unserer Versammlung zur Taufe zugelassen wurde, musste er seine Stelle als Buchhalter beim Weltbild Verlag kündigen. Da der Verlag einigen katholischen Diözesen gehört und Mike somit sein Gehalt von einem Teil Babylons der Großen erhielt, gehörte die Kündigung seines Arbeitsplatzes neben dem selbstverständlichen Austritt aus der Kirche zu der Anforderung, ,Babylon die Große' zu verlassen", gab Mara der verdutzten Helena zur Antwort. "Handwerker mit einem ,gut geschulten Gewissen' übernahmen keine Aufträge für Klöster oder Kirchen."

Oder auch dieses:

"Ende der 60er Jahre begannen Frauen, Hosenanzüge zu tragen. Es galt als extrem weltlich, diese Mode mitzumachen. Bis heute ist es nicht gerne gesehen, wenn eine Frau mit Hose eine Versammlung besucht. Eine junge Schwester in der Versammlung Holzminden wollte sich diesem Diktat nicht beugen. Sie kaufte sich einen sehr schicken, absolut nicht anstößigen Hosenanzug. Weil ihr Mann nicht auf seine Frau einwirken konnte, dass sie demütig und freiwillig auf diese ,unschickliche' Kleidung verzichtete, wurde er von seinem Dienstamt entbunden." ...
Die Minimode war in den 60er Jahren selbstverständlich weltlich und unschicklich. Es gab aber fast nichts anderes in den Geschäften zu kaufen. Ich hatte mir ein sehr hübsches rotes Kleid gekauft. Es bedeckte jedoch meine Knie nicht vollständig. Ich setzte an der Taille und am Saum einen 15 Zentimeter breiten dunkelblauen Streifen an. Es sah zwar scheußlich aus, war aber sehr vorbildlich."

Einige weitere bemerkenswerte Erkenntnisse werden in diesem Dialog mit herübergereicht.
So z. B. die:

"Zu den wesentlichen Erkenntnissen in der Sozialpsychologie gehört es, dass sich der Mensch nicht in der Hauptsache mit dem Verstand für eine neue Gruppe entscheidet. Die Entscheidung folgt in erster Linie dem Gefühl. Es muss sich gut anfühlen. Dabei spielen die kognitiven Fähigkeiten der geistigen Wahrnehmung eine entscheidende Rolle".

Und dann eben das Selbstverständnis der Zeugen, zusammengefasst in dem Satz:

In dem Buch 'Komm Jehova doch näher' heißt es:
"Wahre Christen leben heute somit in einem geistigen Paradies. [...] Er hat uns mit einer Form der Anbetung gesegnet, die von Lügen und Entstellungen frei ist."
Wir hinterfragten nichts.

Letzteres dürfte sich dann aber doch als die Archillesferse der Zeugen erweisen.
Konträr zu dem vermeintlichen "geistigen Paradies", steht dann wohl dieser Erfahrungsbericht:

"Mir ist ein besonders krasser Fall einer Glaubensschwester bekannt. Ihr Mann hatte Selbstmord begangen — was bei Jehovas Zeugen leider auch kein Einzelfall ist. Die Frau blieb fast mittellos mit zwei Kindern zurück. Sie wollte sich Gottes Segen durch ihre guten Taten verdienen. Sie meldete sich immer wieder für den Hilfspionierdienst an. Das bedeutete für sie, 75 Stunden im Monat zusätzlich zu den normalen Anforderungen des Lebens zu predigen. Einmal sagte sie ... ganz verzweifelt: ,Ich hasse Jehova.' Trotzdem mussten die Ältesten ihre Bewerbung annehmen. Es nicht zu tun, hätte den Eindruck erweckt, dass sie nicht ,würdig' sei. Das wäre für sie unerträglich gewesen.
Das Verbot, Blut zu essen, stürzte sie vollends in Panik. Sie entwickelte die Phobie, dass in allen Lebensmitteln Blut sein könnte. Sie war nicht mehr in der Lage, etwas zum Essen einzukaufen. Ich musste vor ihren Augen alle Zutatenlisten von verpackten Lebensmitteln kontrollieren, ob kein Hinweis auf ,hämo' (Blut) zu finden sei. Ich meine wirklich alles: Nudeln, Schokolade, selbst vor dem Genuss von Bananen hatte sie Angst, denn es könnte ja eine Vogelspinne darauf gewesen sein, die man getötet hat und ihr Blut könnte doch noch unsichtbar auf dieser Banane sein. So lächerlich uns das jetzt vorkommt, diese Frau hat sehr gelitten. Einmal las sie einen Artikel, dass in Holzleim Blutplasma als Bindemittel verwendet werden könnte. Daraufhin wischte sie ihre sämtlichen Möbel mit Chlor ab und wusch alles, was sie in den Schränken aufbewahrt hatte, um ja alle Spuren von möglichem Blut zu beseitigen. Es war entsetzlich. ..."

(Detailzitat, Jene Geschichte geht im eigentlichen Buch noch weiter!)
Im Zuge ihrer Zeugenkarriere, kostete dann auch die Autorin, inzwischen verheiratet zusammen mit ihrem Mann dann das Abenteuer "Pionierdienst" aus. Oftmals am Rand des wirtschaftlichen Existenzminimums dabei landend.
Symptomatisch dafür auch der Satz:

"Denn als Sonderpioniere bekam jeder nur 150,- Mark im Monat für 150 Stunden Predigtdienst. Wenn wir die Zeit nicht schaffen sollten und weniger als 125 Stunden berichteten, bekamen wir nichts. Sollten es also nur 124 Stunden sein, gingen wir vollkommen leer aus. Als Sonderpionier hatte man keinen Anspruch auf Sozialabgaben. Von unserem geringen Lohn mussten wir auch noch die private Krankenkasse bezahlen, denn es gab sonst keinerlei Beiträge zur sozialen Absicherung." (Stand von 1962).

"Dafür erhielt man die Unkostenerstattung in Höhe von 150 Mark pro Monat. Wir hatten eine private Krankenversicherung abgeschlossen, die pro Person und Monat 60 Mark kostete. Wir konnten also mit einem monatlichen Budget von 180 Mark rechnen" ,(für zwei Personen)
Auch noch so ein charakteristischer Satz über die Sonderpionierzeit:

"Da wir keine Schränke hatten, besorgten wir uns bei einem Gemüsehändler Apfelsinenkisten ..."

Und weiter:

"Es ist nicht so, dass alle Zeugen Jehovas ihre Lebensziele so extrem nach dem Glauben oder dem Rat der 'Gesellschaft' gestalteten. Einige sagten zum Beispiel: 'Jetzt ziehen sie aus, um das Hungern zu lernen.' Aber für mich war der Glaube keine Formsache. Was ich in der Bibel las, habe ich nie bezweifelt."

Aus diesem Wahn des sich für die WTG ausbeuten lassen, befreite sie letztendlich nur sich ankündigender Familienzuwachs (obwohl es nach selbigem anfänglich nicht aussah).
Jetzt stellt sich ernsthafter die Frage. Das mit den Apfelsinenkisten, kann dann wohl nicht das letzte Wort gewesen sein. Ergo musste aller ideologischen Verblendung zum Trotz, nunmehr doch umdisponiert werden.
Mag sich perspektivisch dann die wirtschaftliche Situation auch entspannt haben, so blieb dennoch das Faktum, weiter im Sog der WTG zu schwimmen. Das konnte sich dann schon mal als Problematiken auf anderen Ebenen auswirken.
Ablesbar stellvertretend auch an dem Satz:

"Der Architekt stellte fest: ,Dem Bruder, der dieses Grundstück (für einen Königreichssaalbau) gekauft hat, sollte die Gemeinschaft entzogen werden. Es ist zum Bauen völlig ungeeignet.'
Der Architekt war ein Freund ... Er sagte auch zu ihm: ,Du wirst sehen, wenn ihr diesen Bau zu Ende habt, wird es Opfer geben. Ich habe viele Versammlungen gesehen, die nach dem Bauen Brüdern die Gemeinschaft entzogen haben, weil sie nicht mehr mit dem Streit während der Bauzeit umgehen konnten.' Wie recht er behalten sollte! ..."

Es sind sicherlich noch ein paar mehr - für Außenstehende neue - Erkenntnisse, die da in diesem Dialog mit rübergereicht werden. Die genannten Beispiele stehen für etliche andere, ohne dass die hier alle erwähnt werden. Das zu erkunden bleibt dem geneigten Leser selbst überlassen, was dann ja nur zu empfehlen wäre.

Ihr Resümee fasst die Autorin wohl in dem Satz zusammen:

"Ich halte es für sehr sinnvoll, auf die Zigarettenpackung die Warnung ,Rauchen kann tödlich sein' zu drucken. Damit wird niemandem das Recht genommen, sich für oder gegen das Rauchen zu entscheiden. Aber jeder hat die Chance die Vor- und Nachteile für sich abzuwägen. Ich wünschte, meine Eltern hätten vor vielen Jahren eine objektive Aufklärung über das erhalten, was sie nach ihrer Entscheidung für die Taufe bei den Zeugen Jehovas erwartet. Ich bin ganz sicher, mein Vater hätte sich nie dafür entschieden.
Ich hoffe sehr, unser Bericht hat dir geholfen, uns und auch deine Patienten besser zu verstehen, wenn sie mit all ihren Problemen Hilfe suchen."

Re: Frauenpower

geschrieben von: Alphabethus

Datum: 05. September 2010 15:31

Wie scharf analysiert! Natürlich ist es ein Widerspruch mit dem "freien Willen". Natürlich haben die Dämonen Aquise in eigener Sache betrieben - vorausgesetzt sie sind vorhanden! Natürlich würde ich heute die Dinge völlig anders sehen und schreiben. Doch ich habe mein damaliges Leben beschrieben. Ich wollte vermitteln wie krank dieser Glaube ist. Wie unglaublich - und Du hast sehr Recht - unverzeihlich die Folgen und Auswirkungen auf diejenigen sind, die ihm verfallen. Genau aus diesem Grund gehört heute meine größte Sorge den Kindern und Jugendlichen. Sie sind schutzlos und wehrlos - so wie ich damals war - aber sie sind genauso begeisterungsfähig. Ich habe für manchen Part in diesem Buch mehrere Anläufe gebraucht um ihn so zu schreiben. Denn ich wollte mich der Realität oft nicht stellen, wenn die Erkenntnis zu schmerzlich für mich war. Die Geduld einiger meiner Testleser, die mit viel Einfühlungsvermögen nachgefragt haben, machte es mir möglich, auch die Dinge zu beschreiben, von denen ich selbst sagte, dass ich sie mir nicht verzeihen kann.

Re: Lieferoptionen

geschrieben von:  Drahbeck

Datum: 07. September 2010 17:29

Auf der Verlagsseite ist das Buch „Mara im Kokon" jetzt direkt bestellbar.
Inwieweit andere Buchhandlungen noch nachziehen, ist wahrscheinlich mit etwas Zeitverzögerung anzunehmen.

www.engelsdorfer-verlag.de/
Dort die Rubrik Büchershop

Auch auf der Buchhändler-Seite, welche im Rahmen des Bestellvorganges, bei Eingabe der Postleitzahl regionale Buchhandlungen vorschlägt, ist jetzt die Bestellung möglich.
Wer seinen Browser so eingestellt hat, dass Cookies individuell zugelassen bzw. geblockt werden, muss allerdings darauf achten, dass sie zugelassen werden. Sonst klappt es nicht.

www.buchhandel.de/default.aspx?strframe=titelsuche&caller=vlbPublic&nSiteId=11&Func=Search&stichwort=barbara%20kohout

Re: Lieferoptionen

geschrieben von:  Drahbeck

Datum: 10. September 2010 12:17

Auf der Plattform Amazon.de, als Angebot dort jetzt auch registriert.
Zu beachten ist allerdings.
Wer diese Option dort wahrnimmt, muss die Amazon-de übliche Zusatz-Versandpauschale von 3 Euro mit bezahlen, welche Amazon. de bei allen

 Drittanbietern mit aufschlägt (nicht nur in diesem Fall).

Re: Lieferoptionen

geschrieben von:  Drahbeck

Datum: 11. September 2010 06:18

Es ist ein Erfahrungswert, dass es etliche Buchhandlungen gibt, welche nur die über Grossisten angebotenen "gängigen Titel" offerieren.
Dann gibt es eben auch Plattformen wie Amazon.de, die zwar sich auch für die Angebote Dritter offen halten, diese aber eben mit einer Versandpauschale von drei Euro belegen.
Diejenigen Buchhandlungen indes, die auch Verlagsbestellungen durchführen, sind wohl in der Minderheit. Und bei denen begegnet man eben auch, sofern man eine Versandbuchhandlung sucht, dem Faktum des Aufschlages einer Versandpauschale.
Ein "Geheimtipp" (mit dem ich persönlich auch schon gute Erfahrungen gemacht habe), ist die Buchhandlung Lehmans. Die ist zwar von Hause aus, eher auf Medizinliteratur spezialisiert, gleichwohl führt sie in Deutschland auch Verlagsbestellungen durch, und liefert im Gegensatz zu etlichen anderen diese Verlagsbestellungen auch ohne Aufschlag einer Versandpauschale aus.

www.lob.de/cgi-bin/work/suche?stich1=3862680037&flag=eor

www.lob.de/

Re: Lieferoptionen

geschrieben von: Harry

Datum: 18. September 2010 16:39

Habe gestern das Buch erhalten und eingelesen, finde es sehr interessant und detailreich. Viele Dinge haben ich und meine Familie ebenso erlebt, in der geschilderten Familie war alles noch viel schlimmer---Sekten sind gefährlich!
Die Zeugen ganz besonders!!!

Re: Lieferoptionen

geschrieben von: Alphabethus

Datum: 19. September 2010 11:06

"gefährlich" - wie wahr. Danke für diesen Kommentar. Was mich aber sehr traurig stimmt, ist die Tatsache, dass man diesem allem schutzlos ausgeliefert ist, weil anscheinend niemand begreifen kann, dass die Gefahr nicht davon ausgeht, dass etwas Skurriles geglaubt wird, sondern davon, dass mit dem Zerstören von sozialen Strukturen die Gewissensfreiheit ignoriert wird, Verlustängste erzeugt werden und damit die Glaubens- und Gewissensfreiheit des Einzelnen durch die Organisation ignoriert wird. Warum sollte offensichtliches Unrecht durch "Religionsfreiheit" geschützt sein. Der Betroffene selbst aber ist ohne Schutz halt irgendwie selbst Schuld, weil sich offensichtlich jeder aussuchen kann womit er sein Leben ruiniert. Auch diejenigen, die als Kinder in derartige Umklammerungen geraten sind. Siehe Bremen...

Re: Frauenpower

geschrieben von: Alphabethus

Datum: 05. September 2010 10:51

Ich kann mich nur ganz herzlich und aufrichtig bedanken für diese Rezension. Die Einschätzung ist wohl sehr zutreffend, dass es nicht um meinen persönlichen Gewinn gehen kann. Doch sollte es einem Suchenden zur Entscheidungshilfe dienen, dann will ich zufrieden sein.
Aber ich möchte nochmals ganz ausdrücklich betonen, dass ich vieles, was wir erlebt haben, im Nachhinein nur wirklich verstanden habe und durchschauen konnte, weil ich so wertvolle Informationen hier im Forum gefunden habe. Ich konnte sie verwenden und mit unserem Leben vergleichen. Alles was die Schreiber hier herausgearbeitet hatten, fand ich in unserem Leben bestätigt. Darum konnte ich diese Episoden Revue passieren lassen und sie auch dem Aussenstehenden sichtbar machen.
Daher mein ganz herzlicher Dank an den Betreiber des Forums und an die, die ihre Zeit, Kraft und ihr Wissen eingebracht haben um aufzuklären und zu helfen.

Re: Schweigend schrie sie um Hilfe - die Antwort war schweigen

geschrieben von:  . +

Datum: 05. September 2010 14:19

Zuerst einmal möchte ich auf die Aussage hier eingehen das man mit dem Buch keinen Ertrag erwirtschaften wird.
Das war nie Sinn und Zweck dieses Projektes.

Die Kosten für das Buch sind gedeckt.
Einnahmen wird es nicht geben.

Wenn das Buch tatsächlich auch nur einem Menschen aus der Wachtturmsekte helfen kann ist das mehr Rohertrag als man erwarten kann.

Ich hatte das Buch in drei Tagen durchgelesen.
Ich ahnte natürlich das sich das Ganze auf eine Katastrophe zuspitzen wird.

Wenn in dem Buch für dieses Ereignis auch nur einige wenige Wörter gewährt werden, so ist die Tragweite des Buches doch in diesem Showdown zu ermessen.

Die Eltern denunzieren ihre eigene Tochter.

Diese, nie mehr wieder gut zu machende Lebenskatastrophe, findet man auf Seite 221.

Schnörkellos steht es da.

Sie denunzierten ihr wehrloses Mädchen.
Ihr Kind um dessen Leben sie mehr als einmal gekämpft hatten.
Einem Kind das ihnen blind vertraute.
Sie lieferten es Ältesten in der Versammlung aus von denen sie wussten das es alte Feinde der Familie waren.

Die Autorin schreibt, das es falsch war.
Sie schreibt das es ihr leid tut.

Aber sie versucht heute ihr eigenes unverzeihliches Fehlverhalten zu relativieren indem sie darauf hinweist das ihre eigene Mutter sie heute genauso verrät.

Trotzdem bleibt es irreparabel und unverzeihlich.
So sehr sie auch beteuert das sie unter Gott oder der Unterdrückung eines Sektengesetzesapparates stand...

Gott mag ja Sünden vergeben.

Wenn das aber Gottes Wille war - wer vergibt dann Gott?

Dieses Kind, das da von den eigenen Eltern, für deren billiges Seelenheil und die höchst zweifelhaften Karrierepfründe verkauft und verraten wurde, schrieb in ihrer Wohnung an die Wand:

Schweigend schrie sie um Hilfe - die Antwort war schweigen

Dieses Kind nannte das Ältesten Komitee "Geile alte Säcke".
Immerhin konnten diese sich an unterhaltsamen erotischen Details laben, die bei der Verhandlung ausführlich breitgetreten wurden.

Was in dem Buch nicht erwähnt wird ist, das in dem Ältestenkomitee ein Mann saß der die Autorin eigentlich in jungen Jahren ehelichen wollte.
Er, als Einheimischer wurde verschmäht und ihm wurde ein Flüchtling vorgezogen.

Diesen Aasgeiern haben die Eltern ihr Mädchen zum Fraß vorgeworfen.
Nur um selber ihr Seelenheil zu retten oder seine Dienstämter zu behalten - was ja auch vorerst glückte.

Das Buch ist zuallererst das Aufarbeiten der eigenen Sektenbiografie des Autors.
So ärgerlich und unerträglich auch der andauernde Hinweis auf angebliche Gottlenkung ist, ist es doch ein bis dato noch nicht da gewesener Blick in die Psyche und Gefühlswelt einer Frau inmitten dieser Wachtturmsekte.

Ich gebe zu das mir diese Sichtweise neu und nicht bewusst war.

Bemerkenswert und des detaillierten Ausarbeitens wert, ist die Aussage auf Seite 137, in dem sie auf den Erwachet verweist, der die künstliche Besamung verbietet.

Wenn sie schreibt das sie sich zum Zuchtvieh degradiert fühlte.

Ein Highlight ist neben der von mir schon erwähnten "Wachtturmsprache", das auf Seite 140 auf den Punkt bringen der Funktionsweise des so genannten "freien Willens".

Der "freie Wille" ist nur dazu da das man "freiwillig" den Regeln der Sekte folgt.
Nicht etwa im Detail zu entscheiden was man nun umsetzt oder was nicht.

Insoweit sei aber auch auf einen Widerspruch in dem Buch hingewiesen.
Die Autorin schrieb das sie mit ihrem Sohn über die gefahren der weltlichen Musik sprach.
Hätte ihm aber seinen "freien Willen" gelassen.

;-)

Lesenswert sind auch die vielen Anekdoten die in das Buch mit hineingestreut wurden.

Wie zum Beispiel die das ein Bruder am Dramavorabend seinen Bart abrasieren musste weil es der Kreisaufseher so wollte.
Der Bruder sich dann aber für das Drama einen Bart ankleben musste - er spielte den Abraham (Seite 141).

Es gibt viel zu wenig Bücher die die Schäden Thematisieren die Sekten speziell bei Frauen hinterlassen.
Hier findet das Buch seine Aufgabe und seinen Platz.
Wenn es auch in einer Sache ärgerlich daneben liegt - dem ständigen Hinweis auf die angebliche göttliche Fügung.

Ich will das mit einer Begebenheit aus dem Buch Veranschaulichen.

Im Österreich Urlaub kam es also zu diesem zusammentreffen mit den Moluken.
Diese sagten sie wären Zeugen geworden weil sie die Alphabettafel befragten.

Sie suggerierten damit "die Dämonen hätten bei der Wachtturmsekte nicht die Macht besessen nein zu sagen"

Nun - wenn Dämonen in dieser Sitzung höheres Wissen gehabt hätten - dann hätten sie ja auch gewusst das die Moluken unter anderem auch nach der Jehovasekte fragen werden.
Wenn die Dämonen also vorher und nachher zu allen Nein sagten und nur dort Schwiegen - dann lenken die Dämonen die Moluken zu sich.
Die Dämonen betrieben doch nichts anderes als ziemlich plumpe Mitgliederakquise in eigener Sache.

oder?

Genau das Gleiche lässt sich auf alle anderen angeblichen "Gottesfügungen" anwenden.
Genauso kann man zu dem Schluss kommen das sich die Dämonen die ganzen Jahre einen schlechten Scherz mit der Autorin erlaubten.

Natürlich waren es weder Gott noch die Dämonen - sofern es da überhaupt einen Unterschied gibt - aber wie gesagt - das Buch ist ein Mittel zur aktiven Aufarbeitung der eigenen Sektenbiografie.
Die Autorin schreibt ja selber das man dies möglicherweise nie mehr ganz loswird.

Es ist besser man schreit hörbar (egal wieviele Misstöne es enthält) - nur so bekommt man auch vernehmbare Antworten.

Re: Schweigend schrie sie um Hilfe - die Antwort war schweigen

geschrieben von:  . +

Datum: 13. September 2010 15:25

Laut Aussage des Verlages ist die erste Auflage des Buches " Mara im Kokon" picture: http://www.barbara-kohout.de/images/buch_Mara-Kokon_cover.gif vergriffen.

Ausstehende Bestellungen werden nach erfolgtem Druck der 2ten Auflage ausgeliefert.

Überleben
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Oktober 2013 09:39
Kurzbeschreibung bei Amazon.de
Erscheinungstermin: 2. Oktober 2013 Engeldorfer Verlag
Das Wort »Überleben« hat für die Autorin (Barbara Kohout) eine bittere Bedeutung. Sie verbindet es mit der Illusion einer Wirklichkeit, die sich für sie als Marathonlauf in Richtung Endzeit entpuppte und niemals endete. Mit dem Versprechen, eine noch viel größere Katastrophe als die soeben durchlebte des Zweiten Weltkrieges zu überstehen, die geprägt war von Gefangenschaft, Flucht und lebensbedrohendem Hunger, ließen sich die Eltern der Autorin in die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas locken. Diese prophezeiten einen Krieg Gottes, der unmittelbar bevorstünde. Nur wer nach ihrer Auslegung der Bibel leben wollte, könne gerettet werden. Das Ergebnis der Indoktrinierung war die absolute Selbstaufgabe und Unterwerfung durch kritiklosen Gehorsam. Nach mehr als sechs Jahrzehnten begann für die Autorin eine mühsame Suche nach ihrer eigenen, verlorenen Identität. Sie fand sie während der spannenden Reise in die Vergangenheit ihrer Familie und die Geschichte der Donauschwaben. In diesem Zusammenhang steht das Wort »Überleben« für sie ebenso als bewundernswerter Beweis der Willensstärke, mit Fleiß, Besonnenheit und Gottvertrauen um die eigene Zukunft zu kämpfen. Diese Lebenseinstellung ist für die Autorin das Mittel gegen Resignation und die Motivation, noch einmal einen ganz neuen Lebensabschnitt zu wagen.

Sehe ich es richtig, handelt es sich dabei um die überarbeitete - und nach der Seitenzahl zu urteilen, gestraffte und auf das wesentliche konzentriete Fassung, ihres vorangegangenen "Drei Wege ein Ziel: Überleben".

Siehe auch:

Weiteres zu Barbara Kohout

Mysnip.163396

Mysnip.31650

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