Der schon bereits genannte Katholik Heimbucher meinte auch vollmündig verkünden zu können:
"Kaum eine andere Glaubenslehre ist in der Heiligen Schrift so oft und so deutlich bezeugt als diese, daß es eine Hölle gibt und daß die Hölle ewig dauert. Mit der katholischen Kirche anerkennt deshalb auch der gläubige Protestant diese Lehren.
Herr Heimbucher hat übrigens in seiner "Die neuzeitlichen Sekten" betitelten Schrift, noch ein paar andere Highlights auf Lager.
Etwa wenn er seine katholische Leserschaft schon einleitend mit der These vergattert:
"Du darfst eine verbotene Schrift - und alle Sektenschriften sind verboten - weder selbst lesen noch an andere ausleihen, verkaufen oder verschenken. Du darfst sie auch nicht in deinem Hause behalten. Es könnte sie jemand zufällig finden und durch ihre Lesung Schaden nehmen. Händige sie ohne Säumen deinem Seelsorger aus oder wirf sie gleich selbst ohne langes Besinnen ins Feuer!"
Und da die Inquisition auch zu den „Errungenschaften" seiner Kirche gehört; und da es Gestapo und Stasi zu dem Zeitpunkt zwar so noch nicht gab, fühlt sich Herr Heimbucher kraft seiner katholischen Wassersuppe, aber berufen, deren Credo schon mal vorab seinen katholischen Mannen einzubläuen. Etwa mit seinem sinnigen Vergleich:
„Aber bist du denn nicht ein "Denunziant", ein feiger Angeber, wenn du also gleich, sobald ein Sekten-Kolporteut in deinem Orte auftaucht, zum Pfarrer läufst? Nein, so wenig du ein Denunziant bist, wenn du bei den weltlichen Behörde Anzeige erstattest, daß jemand einen Mord begehen will."
Mysnip.24996
Nun also ist im Jahrgang 1924 der Zeitschrift „Theologie und Glaube.
Zeitschrift für den katholischen Klerus" ein weiterer Aufsatz jenes Herrn zu
beobachten. Der Leserschaft jener Zeitschrift wird er vorgestellt als:
Prälat Dr. Max Heimbucher, o. Hochschulprofessor in Bamberg
„Die 'ernsten Bibelforscher' und ihre Bedeutung für Theologie und Seelsorge"
meint er seine dortigen Ausführungen betiteln zu sollen. Sonderlich inhaltlich
„ergiebig" sind letztere aber nicht.
Bemerkenswert der katholische Verschwörungstheoretiker Fritz Schlegel wird
darin durchgehend positiv bewertet. Schon bei diesem Aspekt, würde ich mit
Herrn Heimbucher „über Kreuz liegen".
Schlegel seinerseits revancierte sich und findet für Heimbucher auch nur
positive Worte.
Was er in diesem Zeitschriften-Aufsatz so ausführt, kann man im wesentlichen
auch in der andernortigen Publizistik von Heimbucher vorfinden.
Ein Aspekt fällt aber besonders ins Auge. So meint er mit feststellen zu
können:
„Auffallen mag auch machen, besonders
dem in der Geschichte und Einrichtung der neueren Sekten weniger
Eingeweihten, daß in dem Kunterbunt der Religionsgesellschaften, die in
München bereits Fuß gefaßt haben, die Ernsten Bibelforscher (= E. B.)
nicht vertreten sind."
Nun ja das mag denn so gewesen sein. Andererseits wäre darauf hinzuweisen,
dass zur gleichen Zeit etwa, die Bibelforscher in Dresden, als die weltweit
größte regionale Gruppe bezeichnet wurden.
Heimbucher meint weiter werten zu können:
„Sie haben auch in München wie in allen
übrigen Großstädten Russells und Rutherfords Schriften durch Kolporteure
verbreitet.
Aber zu einer Gemeindegründung mit einer eigenen gottesdienstlichen Feier
ist es auch in München nicht gekommen."
Vielleicht hängt seine Interpretation aber auch damit zusammen, dass sein
Blickwinkel zu sehr auf konventionelle Gottesdienstliche Veranstaltungsformen
fixiert ist, die er eben bei den Bibelforschern nicht wahrzunehmen wähnt.
Er muss dann selber noch einräumen:
„Die E(rnsten) B(ibelforscher) kommen lediglich als freie Vereinigungen in sogenannten Bibel- oder Beröerklassen ... zum Zwecks „unparteiischen, ehrfurchtsvollen Studium der Bibel" zusammen.
Und weiter Heimbucher:
„Ausdrücklich erklären die E.B. keine
Sekte zu sein und sein zu wollen.
„Die Vereinigung E.B. will nur eins: Gottes Wort erforschen und verkünden,
um so allen, die wollen, zum Glauben zurückzuverhelfen."
Deshalb begegnen wir den E. B. auch in den „Kirchlichen Anzeigen"
nirgends. Daß sie deshalb nicht weniger gefährlich sind, ergibt sich aus
den Sonderlehren, die sie in ihren Schriften vortragen."
Was das nicht in „Kirchlichen Anzeigen" vertreten sein anbelangt, dürfte
sich wohl zwischenzeitlich auch etwas verändert haben; denn
Publicity-Verächter war die WTG wohl noch nie.
Erzürnt zeigt sich Herr Heimbucher auch über diesen Aspekt:
„Ihr Stifter, der Laientheologe Charles
Taze Russell, ist einer der größten Irrlehrer.
In Russells „Photodrama der Schöpfung" wird sogar der Teufel vorgeführt,
wie er einem vor ihm sitzenden Kandidaten der Theologie die Bibel erklärt.
Und die Unterschrift lautet: „Unsere Hochschulen lehren die höhere
Textkritik."
Was nun seine Beobachtungen München betreffend anbelangt, darf man diese
selbstgefälligen katholischen Herrschaften auch daran erinnern, wie es in
jener Region, namentlich die Zeit nach 1945, dann so weiter ging.
Schon um 1955, als es in Westdeutschland etwa 60.000 Zeugen Jehovas gab,
rangierte München im Städtevergleich auf Platz zwei. Ein Aufsatz in der
protestantischen Zeitschrift „Sonntagsblatt" (Nr. 30/1955) anläßlich des
1955er Zeugen Kongessses in Nürnberg publiziert) formuliert:
„Die stärkste Gruppen (in Deutschland) ... besteht in München".
Schon 1953 gab es in einem Zeitschriftenaufsatz („Zeitwende" Nr. 11/1953)
eine ähnliche Aussage, die die damalige Gruppe der Zeugen Jehovas in München,
mit 2.500 beziffert, und zeitgleich die Wertung damit verbindet, damit die
damals größte Gruppe von Zeugen Jehovas in der BRD zu sein.
Da haben diese selbstgefälligen katholischen Herrschaften, sich aber gründlich
verschätzt!
Die damaligen Zahlen dazu:
Westberlin = 5.000
München = 2.824
Hamburg = 1.484
Stuttgart = 1.050
Frankfurt/M. = 812.
So nachlesbar im „Deutschen Pfarrerblatt" Nr. 19/1956, welches zu damaliger
Zeit unter der Chefredaktion von Kurt Hutten stand. Und Hutten ist dafür
bekannt, die Sektenszene, in Sonderheit auch die Zeugen Jehovas, aufmerksam
beobachtet zu haben.
Etwa im Jahre 1971 war von 37 Zeugen Jehovas Versammlungen im Raum München die
Rede.
Laut „Münchner Merkur" vom 1. 8. 1974 dann in München 37 Versammlungen mit
über 3.500 Gläubigen.
Für das Jahr 1978 wird dann eine Zahl von 5.000 Zeugen Jehovas im Raum München
genannt („Münchner Merkur" 25 7. 1978).
Ein Pressebericht vom August 2013 bezifferte für Gesamt-Bayern, die Zahl der
ZJ auf 30.000.
Für 1988 wurde für München eine Zahl von 50 dortigen Versammlungen der Zeugen
Jehovas genannt.
Als Vergleichszahl zur gleichen Zeit (1971):
West-Berlin 45 Versammlungen
Hamburg 22 Versammlungen.
Für die Gegenwart (einschließlich diverser fremdsprachiger Versammlungen) ist
im Raum München von etwa 83 ZJ-Versammlungen die Rede.
Insoweit ist jener Raum in der Gegenwart, in der WTG-Terminologie, wohl kaum
mehr als „Hilfe tut Not-Gebiet" anzusprechen.