Die Arche Noah-Story
Derart siegesgewiß ist es wohl nur konsequent,
wenn „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 2. 1949
auch die nachfolgende Meldung für
weitergebenswert hielt:
„Noahs Arche gefunden?
Vor einigen Jahren hieß es, ein russischer Flieger habe beim
Überfliegen des Berges Ararat ein gegen das
Ufer eines Gletschersees gestrandetes, gewaltiges Schiff gesichtet. In den
entsprechenden Nachrichten hieß es, daß es
sich um die Arche Noahs handle. Der Bericht
erfuhr aber keine weitere Bestätigung, obwohl er wiederholt und auch
ausgeschmückt wurde. Die
neuesten Nachrichten über die Arche auf dem Gebirge Ararat kommen
nun aus Istanbul durch die Associated Press, in einer Notiz vom 13. November
1948.
Die Meldung berichtet über versteinerte Reste
eines Objektes, die den Überbleibseln eines Schiffes gleichen und hoch oben auf
dem Berge Ararat gefunden wurden. Diese
waren für Jahrhunderte verborgen und kamen nun
letzten Sommer ans Licht, zufolge des ungewöhnlich warmen Wetters, das einen
alten Mantel von Schnee und Eis wegschmolz.
Viele Bauern der Dörfer am Fuße des Berges
erklommen die Stelle um die versteinerten Überreste zu sehen;
sie erzählten dann aufgeregt, daß es sich um ein Schiff
handle. - Doch diese und andere Berichte über
Noahs Arche stoßen bei Wissenschaftlern auf Skepsis und lassen sie leider immer
noch kühl.
Nun haben die Arche Noah-Storys in der WTG-Religion (wohl
nicht "nur" in dieser) mittlerweile Tradition
Schon in der frühen
WTG-Publikation "Beröer-Buch" findet man einen Euphorie-Bericht
dazu. Etwa wenn da auch zu lesen ist:
Die "Chicago-Tribüne"
vom 13. August 1883 brachte ein Telegramm von London, aus Konstantinopel sei der
Bericht gekommen, daß eine türkische Kommission auf dem Berge
Ararat die Arche entdeckt habe - mit Gletschereis
bedeckt. Das Innere der Arche sei in Kammern von 15 Fuß Höhe eingeteilt.
1975 hingegen, wollte dasselbe "Erwachet" (Ausgabe vom 22.
12. 75) nichts mehr von der früheren Vollmundigkeit in Sache
Arche Noah wissen.
Etwa wenn es nun 1975 schrieb:
"Selbst wenn man überzeugend
nachweisen könnte, daß dieses Holz über 4 300 Jahre alt ist, daß es aus der Zeit
Noahs stammt, wäre das dann ein Beweis dafür, daß es ein Stück von der Arche
ist? Zur Zeit
Noahs gab es zweifellos außer der Arche auch andere Bauwerke aus
Holz (Luk. 17:26-28). Trümmer davon konnten von dem Wasser, das die Erde
überschwemmte, weite Strecken mitgeführt werden, ja
bis an den Ararat. Noch fehlt es an überzeugenden Beweisen dafür, daß die
Holzstücke vom Ararat von der Arche Noah
stammen. ...
Diese Organisation hat der Awake!-Redaktion ein 20 × 25 cm großes
Schwarzweißfoto von der Arche überlassen. Bei diesem Bild handelt es sich um
eine Vergrößerung. Ist es ein überzeugender Beweis?
Die Vergrößerung wurde von sieben Berufsfotografen untersucht. Fünf von ihnen
sagten, daß das
verschwommene Bild nicht vom Originalnegativ, sondern von einem Abzug davon
stamme, der offensichtlich retuschiert worden sei. Das sei vor allem geschehen,
um den Eindruck
hervorzurufen oder zu verstärken ...
Das alles sollte man erwägen, bevor
man den Behauptungen, die veröffentlicht worden sind, Glauben schenkt. Indizien
dürfen noch lange nicht als Tatsachen betrachtet
werden. Aber es gibt noch etwas Wichtigeres zu bedenken. Was ist das? Man darf
nicht vergessen, daß der Apostel Paulus erklärte,
Christen würden durch
Glauben, nicht durch Schauen wandeln (2. Kor. 5:7)."
Indes Elementen der „heiligen Einfalt" kann man auch
weiterhin in der WTG-Religion benennen. Etwa, wenn sie in einem neueren Video
ziemlich genau
meint zu wissen, wie denn die Arche ausgesehen haben soll. Solche bildlichen
Darstellungen sind ja nicht unbedingt zwingend. Angepasst an das Level ihrer
Anhängerschaft, präsentiert die WTG dennoch
solch eine.
Tja, dass liegt dann wohl auf derselben Ebene wie
(beispielsweise) die WTG-Euphorie in Sachen Pyramide zu Gizeh.
An der ergötzten sich ja die frühen WTG-Narren
auch über alles.
„Nach Tisch" mussten dann dieselben Narren auch noch einräumen:
Das war wohl nichts ...
(wieder einmal).
Die Gegenposition dazu hatte schon der von Russell als namentlicher Gegner
geortete Thomas Paine
formuliert, wenn letzterer unter anderem auch schrieb:
Man nehme der Genesis
den Glauben, daß Moses deren Verfasser war, worauf allein der sonderbare Glaube,
daß dieselbe das Wort Gottes sei, beruht hat, und es bleibt von der Genesis
nichts übrig, als ein
namenloses Buch voll Märchen, Fabeln und überlieferter oder erfundener
Abgeschmacktheiten oder unverschämter Lügen. Die
Geschichten von Eva und der Schlange und von Noah
und seiner Arche sinken herab auf gleiche Stufe mit den arabischen Märchen, ohne
daß erstere ebenso
unterhaltend sind, und die Erzählung von Menschen, welche vor ... Iahren lebten,
wird ebenso fabelhaft, wie die Unsterblichkeit der Riesen in der Götterlehre.
Da ja nun der ominöse Berg Ararat auch genannt wurde, sei
denn mal aus der verstreuten Literatur (Neuwinger) dazu unter
anderem auch dieses zitiert:
Zum Beispiel an
„Albrecht Bengel zu erinnern, der zu Ende des 18.. Jahrhunderts die Wiederkunft
Christi für das Jahr 1836 voraussagte, ohne die Gefahren zu erkennen, die
derartige Theologastereien heraufzubeschwören
imstande sind. Viele schwäbische Familien verließen damals Haue und Hof und
zogen mit Kind und Kegel zum Ararat, um des
Wunders teilhaftig zu werden, und das Ende vom Lied waren
bittere Armut und unsagbares Elend.
Die "Chicago-Tribüne" vom 13. August 1883 brachte ein Telegramm von London, aus Konstantinopel sei der Bericht gekommen, daß eine türkische Kommission auf dem Berge Ararat die Arche entdeckt habe - mit Gletschereis bedeckt. Das Innere der Arche sei in Kammern von 15 Fuß Höhe eingeteilt."
Jene Meldung greift nun „Trost" in seiner Ausgabe vom 15. 6. 1943 unter der Überschrift „Die Entdeckung der Arche Noahs" erneut auf
„Vor 60 Jahren brachte die "Chicago-Tribüne" (vom 13. August 1883) ein Telegramm von London, aus Konstantinopel sei der Bericht gekommen, daß eine türkische Kommission auf dem Berge Ararat die Arche entdeckt habe - mit Gletschereis bedeckt. Das Innere der Arche sei in Kammern von 4,5 m Höhe eingeteilt."
Offenbarer Neu-Anlass für das aufwärmen jener Meldung war nun eine Meldung in der Schweizer Presse, die auch zur Kenntnis der WTG gelangte. „Trost" schreibt da:
„Vor wenigen Jahren berichtete auch eine
illustrierte, schweizerische Zeitschrift von der Entdeckung der Arche.
Einen neuen, interessanten Bericht eines Augenzeugen veröffentlichte das "Wynentaler-Blatt"
(20. Februar 1943). Es handelt sich um russische Flieger, die kurz vor dem
Sturz der Zarenregierung etwa 40 km nordwestlich des Araratgebirges
stationiert waren. Der Berichterstatter erhielt damals den Auftrag,
gewisse Versuche mit neuen Instrumenten bei Flügen in beträchtlicher Höhe
durchzuführen. Dabei umkreiste er den schneebedeckten Ararat in einer Höhe
von etwa 5000 m.
Als er auf einen wunderbar schön gelegenen Gebirgssee zusteuerte, wurde er
durch den Anblick eines Schiffes aufs äußerste überrascht:
"Ein Unterseeboot! rief ich aus. Nein,
das war es nicht; denn es hatte kurze Masten und das Dach war abgerundet.
Welch sonderbar aussehendes Fahrzeug, es war so gebaut, als ob der es
geplant und gebaut hatte erwartet hätte, daß die Wogen darüber hinweg
rollen sollten ...
Wir flogen abwärts und so nahe heran, wie wir es ungefährdet tun konnten,
und umkreisten die Stelle mehrmals. Zu unserm Erstaunen bemerkten wir, daß
der hölzerne Bau, den wir sahen, sehr groß war, von der Größe eines
modernen Kriegsschiffes. Dieses Wrack befand sich am Ufer des erwähnten
Gebirgsees und war ungefähr ein Viertel unter Wasser. Auf der einen
Vorderseite war es teilweise abgerissen, und auf der ändern Seite war eine
große Öffnung, ungefähr 6 m im Quadrat, aber die Türe fehlte. Dies schien
außerordentlich, da man heute selbst auf den größten Schiffen kaum halb so
große Eingänge macht..."
Obwohl man den Fliegern nach der Rückkehr zum Landungsplatz nicht glauben wollte, unternahm es der Kapitän trotzdem, sich im Flugzeug nochmals hinfahren zu lassen. Er erfaßte den geschichtlichen Zusammenhang wohl richtig, indem er den Begleitern (und dem Berichterstatter) folgendes erklärte:
"Dieses befremdend aussehende Ding, wie Sie es nennen, ist die Arche Noahs. Nahezu fünftausend Jahre hat sie dort geruht. Da es dort neun oder zehn Monate im Jahr nicht auftaut, sondern fest gefroren bleibt, ist das Holz nicht verfault. Sie war sozusagen in einem Kühlraume die ganze Zeit hindurch aufbewahrt. Sie haben die wunderbarste Entdeckung unseres Zeitalters gemacht."
"Der Kapitän sandte seinen Bericht an
die Regierung, und dort wurde ihm großes Interesse entgegengebracht. Der
Zar von Rußland sandte zwei Abteilungen Soldaten, den Berg zu
ersteigen.... Es wurden Messungen vorgenommen und Zeichnungen gemacht
sowie Photographien.
Alles dies wurde dem Zar von Rußland zugeschickt.
Weil wenige Tage später die damalige russische Regierung gestürzt wurde
und die Bolschewisten zur Herrschaft kamen, wurde nichts von den gemachten
Entdeckungen veröffentlicht.
Der Berichterstatter kam nach Amerika. Für ihn galt das, was er auf dem
Ararat gesehen hatte, als überzeugender Beweis von der Wahrheit der Bibel
und des biblischen Berichtes von der Flut zur Zeit Noahs.
Die Übereinstimmung des Tatsachenberichtes dieses Augenzeugen mit den
biblischen Angaben ist durchaus befriedigend. Er schreibt noch:
"Wir fanden, daß die Arche hunderte von
kleinen Räumen enthielt, und einige Räume waren groß. Die größten Räume
hatten Abteilungen von starken Balken, die auch die größten und stärksten
Tiere sicher gefangen halten würden. In andern Räumen sah man Reihen von
Käfigen, ähnlich wie man sie heute auf Geflügelausstellungen sehen kann.
Alles war von einer wachsähnlichen Farbe überzogen, und die ganze Arbeit
wies auf große Geschicklichkeit hin. Das beim Bau der Arche gebrauchte
Holz war Oleanderholz, das der Fäulnis besonders lange widersteht. Dies
zusammen mit der bedeckenden Farbe und dem meistenteils gefrorenen
Zustande erklärt das gute Erhaltensein des alten Baues.
Auch fand man auf einer Anhöhe in der Nähe die angebrannten Reste des an
dem Schiffe fehlenden Holzes. Es scheint, daß das Holz dahin geschafft
worden war und gebraucht wurde, um ein kleines Heiligtum zu errichten,
indem man einen Altar fand, wie die alten Hebräer ihn zur Darbringung der
Opfer gebrauchten ..."
An diesem Bericht fällt schon mal der Satz auf, an dem allerlei Verschwörungstheoretiker ihre helle Freude hätten:
„Weil wenige Tage später die damalige russische Regierung gestürzt wurde und die Bolschewisten zur Herrschaft kamen, wurde nichts von den gemachten Entdeckungen veröffentlicht."
A ja. Der Sturz der alten russischen Regierung, setzte also prompt zum
„passenden" Zeitpunkt ein.
Unabhängig davon, dass ein wissenschaftlich ernst zu nehmender und
stichhaltiger Beweis, auch in späteren Jahrzehnten, in denen sich die
politischen Rahmenbedingungen, und auch die technischen Möglichkeiten für
Expeditionen, noch mehrmals änderten. Unabhängig davon, dass ein so
stichhaltiger Beweis eben bis heute nicht erbracht ist, was wiederum die so
Gläubigen, zu keiner Zeit angefochten hat.
Erinnert sei daran, dass sich auch das „Goldene Zeitalter" selbst als
Multiplikator ähnlicher Meldungen schon betätigt hatte. Wenn auch ohne
Kommentar, schrieb z. B. die Berner Ausgabe des „Goldenen Zeitalter" in seiner
Ausgabe vom 15. 4. 1929:
„ Die Arche Noah soll gesucht werden
Wie der „Manchester Guardian" meldet, beabsichtigt die Stadt Chicago allen
Ernstes, eine Expedition nach dem Berge Ararat auszusenden, um dort die
Arche Noahs zu suchen. Man scheint in Chicago fest davon überzeugt zu
sein, die Arche des Stammvaters der Menschheit zu finden, "denn", so wird
von den Befürwortern der Expedition wörtlich erklärt, "sollte Noah nach
der Sintflut wirklich auf dem Berge Ararat gelandet sein, so ist die Arche
auch noch sicher dort vorhanden, zumal da auf dem Berge Ararat die Luft so
dünn ist, daß die Arche trotz der inzwischen verflossenen Jahrtausende
unmöglich verwittert sein kann. Man hofft die Arche bis zum Jahre 1933
gefunden und nach Chicago gebracht zu haben, wo sie eine Hauptattraktion
der dann dort stattfindenden Weltausstellung bilden soll."
Unabhängig davon, wurde selbst der späteren WTG, diese These allmählich
unheimlich.
Beleg dafür ist auch ein WTG-Artikel in „Erwachet!" vom 22. 12. 1975, der
dieses Thema erneut aufnahm. In selbigem findet man auch den Satz:
„Wirkliche Beweise schwer festzustellen.
Viele sind davon überzeugt, daß das, was diese Augenzeugen erzählt haben,
der Wahrheit entspricht. Denn - so sagen sie - aus welchem Grund würden
diese Leute eine solche Geschichte erfinden? Eine ehrliche Prüfung dagegen
zeigt, daß es bisher nicht möglich gewesen ist, mit Sicherheit
nachzuweisen, daß sich die Arche heute noch auf dem Ararat befindet."
Oder auch der Satz:
„Eine Organisation namens Holy Ground
Mission Changing Center von Palestine (Texas) hat einige übertriebene
Behauptungen über die Stelle, wo sich Noahs Arche befinden soll,
veröffentlicht. Tom Crotzer, der Sprecher dieser Organisation, behauptet,
daß Angehörige dieser Organisation die Arche aus einer Entfernung von etwa
850 Metern gesehen und fotografiert hätten; da es ihnen aber an der
richtigen Bergsteigerausrüstung gefehlt habe, hätten sie darauf verzichten
müssen, näher an die Arche heranzugehen.
Diese Organisation hat der Awake!-Redaktion ein 20 × 25 cm großes
Schwarzweißfoto von der Arche überlassen. Bei diesem Bild handelt es sich
um eine Vergrößerung. Ist es ein überzeugender Beweis?
Die Vergrößerung wurde von sieben Berufsfotografen untersucht. Fünf von
ihnen sagten, daß das verschwommene Bild nicht vom Originalnegativ,
sondern von einem Abzug davon stamme, der offensichtlich retuschiert
worden sei. Das sei vor allem geschehen, um den Eindruck hervorzurufen
oder zu verstärken, die Seiten des Gegenstandes bestünden aus Brettern.
Die anderen beiden Fotografen sagten, das Bild sei so schlecht, daß es
irgend etwas sein könne."
Und weiter:
„Keine der Gruppen, die im vergangenen Sommer den Ararat bestiegen haben, kann etwas aufweisen, was als überzeugender Beweis dafür angesehen werden könnte, daß sich die Arche Noah noch dort oben befindet. Es sind alles nur Indizien."
Also wie man sieht, ist selbst der späteren WTG das Thema langsam leid und sie vermeidet es, sich von anderen religiösen Narren, in der Sache zu sehr vereinnahmen zu lassen!