Siehe! Ich bin das Licht der Welt - VI - Via Dolorosa

geschrieben von:  . +

Datum: 19. August 2008 00:58

“Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geborn
Und nicht in dir: du bleibst doch ewiglich verlorn.
Das Kreuz zu Golgatha kann dich nicht von dem Bösen,
Wo es nicht auch in dir wird aufgericht, erlösen.“

Angelus Silesius (1624-1677)


Die Wachtturm Gesellschaft stellt sich auf den Standpunkt, die Bibel sei inspiriert und daher in den »Urschriften« absolut verlässlich.
Sie versäumen allerdings hinzuzufügen, dass wir von keinem Buch der gesamten Bibel eine Urschrift haben.

Der Glaube, man müsse die Heilige Schrift beim Wort nehmen, hat sich so erfolgreich durchgesetzt, dass ihre allegorische, mythische Interpretation auf überwiegend taube Ohren stößt.

Und genau das ist in unseren Zeiten die Achillesferse des Christentums.

Den bohrenden Fragen, die heute gestellt werden, kann der überkommene Literalismus einfach nicht standhalten.
Vor allem: Was nie stattgefunden hat, kämpft unentwegt um die Echtheit seiner Maske.

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Nach dem alten Bibelverständnis, so Lazare, waren die Israeliten Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr. eine Gruppe von Nomaden, die ursprünglich aus Mesopotamien (dem heutigen Irak) stammten.
Sie zogen zunächst nach Palästina und dann nach Ägypten; nach jahrelanger Sklaverei flüchteten sie sich unter Moses in die Wüste, überquerten irgendwann den Jordan und eroberten auf rücksichtslose Weise ein Gebiet, das das moderne Israel, die heute besetzten Gebiete und (zur Zeit Davids) noch weit mehr umfasste.

Unverblümt meint Lazare, seine Recherchen sowie die Ergebnisse einer Befragung von Wissenschaftlern hätten ihn zu dem Schluss geführt, das alles sei vollkommener »Schwachsinn«.

Die Archäologie könne seit einem Vierteljahrhundert belegen, dass sich »die etablierten Auffassungen darüber, wer die alten Israeliten waren und woher sie kamen, falsch« sind.

Statt für eine Bande von Invasoren, die Kanaan erobert hätten, »hält man die Israeliten inzwischen für eine heimische Kultur, die sich um 1200 v. Chr. westlich des Jordans entwickelt hat«.

Die epischen Geschichten um Abraham, Isaak und die anderen Patriarchen »sind anscheinend... aus verschiedenen lokalen Sagen zusammengestückelt worden«.

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Die ganze Darstellung des Reiches Davids gelte inzwischen als »Erfindung in Jerusalem ansässiger Priester, die im 7. und 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung unbedingt ihre Nationalgeschichte aufmotzen wollten«, schreibt Lazare.

Lazare zufolge entstand der jüdische Monotheismus - die ausschließliche Verehrung einer semitischen Gottheit mit dem Namen YHWA oder Yahweh (Jehovah) - so richtig erst irgendwann zwischen der Eroberung des nördlichen Königreichs Israel im Jahre 722 v. Chr. durch die Assyrer und der des südlichen Königreichs von Judah 586 v. Chr. durch die Babylonier.

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Die Bibel gibt einen viel früheren Zeitpunkt an.

Die eigentlichen Wurzeln aber lagen, wie ja nun schon ausführlich nachgewiesen, im religiösen Denken Ägyptens.

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Für Traditionalisten jeder Couleur kommt es aber noch dicker.

Bei Abraham handele es sich tatsächlich um eine ganz und gar mythologische Figur.

»Es gibt nicht nur keinerlei Beweise dafür, dass so jemand wie Abraham jemals gelebt hat, sondern die Archäologen glauben inzwischen sogar, aufgrund all dessen, was man heute über die Ursprünge der Israeliten wisse, hätte es eine solche Figur überhaupt nicht geben können«, schreibt Lazare.

Mit anderen Worten:
Abraham hatte eine wichtige Rolle in der Mythologie.

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Lazare geht aber noch einen Schritt weiter.
Auch den Exodus habe es nie gegeben, behauptet er und begründet dies mit einer Fülle von Material über altägyptische Grenzwehranlagen, Wüstenstätten, wo die Israeliten auf der Flucht angeblich gelagert hätten, und Ähnliches.

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Damit erweist sich auch die Schilderung der Eroberung Kanaans im Alten Testament als »erfunden«.

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König David, in dem die Bibel einen mächtigen Potentaten und Reichsgründer sieht, »war vielmehr ein Freibeuter, der allenfalls so etwas wie ein kleines Herzogtum im südlichen Hochland um Jerusalem und Hebron errichtete«.
Aufgrund des Fehlens irgendwelcher konkreter Beweise für seine Existenz meinen einige Archäologen sogar, auch ihn habe es vielleicht nie gegeben.
Der Name David taucht auf einer einzigen Inschrift auf einem Steinblock beziehungsweise einer Stele aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. auf— das ist alles.

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Dazu Lazare:
»Falls David und Salomo regional tatsächlich bedeutende Politgrößen gewesen wären, sollte man doch eigentlich erwarten, dass ihre Namen auf Denkmälern und in der diplomatischen Korrespondenz ihrer Zeit auftauchen.
Aber einmal mehr hüllt sich die Geschichte in Schweigen.«

Als in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts Beweise für den Fall der Mauer von Jericho auftauchten, den das Buch Josua beschrieb, freuten sich die Fundamentalisten.
Doch Lazare erklärt seinen Lesern, die britische Archäologin Kathleen Kenyon habe in neuerer Zeit anhand von Tonscherben aus den Ruinen nachgewiesen, dass die Zerstörung spätestens im Jahr 1300 v. Chr. stattfand, also fast hundert Jahre vor einer möglichen Eroberung (falls es sie denn überhaupt gab).
Vielleicht also auch das nur alles Schall und Rauch.

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Lazare kann mit einer Fülle harter Fakten aufwarten, unter anderem auch mit Belegen aus dem jüngsten Bestseller „The Bible Unearthed“ (deutsch: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel) von Israel Finkelstein, einem Archäologen der Universität von Tel Aviv, und dem Journalisten Neu Silberman.

Massey bezweifelt, dass das Pentateuch, die fünf Bücher Mose im Alten Testament, belegbar seien, und untermauert diese Überlegung mit einem Zitat, das direkt aus dem Buch von Finkelstein und Silberman zu stammen scheint.
Massey habe den Pentateuch als einen einzigen »Brei« aus Mythos und Mysterium abgetan - »ohne Kopf, Schwanz noch Wirbel«.

Hätte das Alte Testament die reale Geschichte wiedergegeben, besonders in den detaillierten Schlachtberichten im Buch Josua, müsste es in Palästina und Judäa von antiken Kriegs- und Arbeitsgeräten aus hebräischer Herstellung und der eroberter Völker nur so wimmeln.

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Außerhalb der biblischen Geschichte finde sich aber absolut kein Beweis für die zahllosen Kämpfe und die schließliche Vernichtung der Feinde Jehovas in irgendwelchen großen Schlachten.
Außerdem habe sich herausgestellt, dass das Land eines Volkes, das so reich war, dass König David bei all seiner Armut die Mittel zum Bau eines Tempels eintreiben konnte, keinerlei Kunstwerke, Skulpturen, Mosaiken, Bronzen, Keramiken oder Edelsteine aufweist.

Weiter heißt es bei Lazare, König Salomon sei angeblich ein meisterhafter Architekt und »ein unersättlicher Sammler« von Luxusgegenständen gewesen.

»Er trank aus goldenen Kelchen, rüstete seine Soldaten mit goldenen Schilden aus, unterhielt eine Flotte von Segelschiffen für die Suche nach exotischen Schätzen, hatte einen Harem mit tausend Frauen und wandte dreizehn Jahre für den Bau eines Palastes und eines reich geschmückten Tempels auf, in dem die Bundeslade untergebracht war.«

Doch nicht ein einziger Kelch oder auch nur ein Ziegel, die für eine derartige Herrschaft sprechen könnten, sind jemals gefunden worden!

Es werde auch keine Beweise geben, meinte schon Massey, selbst wenn man ganz Palästina umpflügen würde.

Mythen und Allegorien lassen sich nun mal nicht ausgraben.

Lazare stellt in seinem Artikel beispielsweise fest, dass in den biblischen Geschichten von Abraham, Isaak und Jakob häufig Kamelkarawanen erwähnt werden.

So lesen wir etwa in 1.Mose 24:
„Abrahams Knecht, der für seinen Sohn Isaak eine Frau finden soll, nahm »zehn Kamele von den Kamelen seines Herrn und... hatte mit sich allerlei Güter seines Herrn«.

Die Analyse alter Tierknochen »bestätigt, dass Kamele erst lange nach 1000 v. Chr. allgemein für den Transport in der Region benutzt wurden« - also über fünfhundert Jahre später, als die Bibel die Zeit der Patriarchen datiert.

Außerdem findet sich in keiner der nichtbiblischen Inschriften oder anderen verfügbaren Belegen irgendein Hinweis auf eine Person namens Abraham.

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Zwar mögen sich gerade die Evangelien an manchen Stellen historisch konkret anhören, die meisten Bibelforscher sind sich heute aber darin einig, dass die Evangelien beileibe keine »Historie« im modernen Sinn darstellen.

Wie auch immer die Evangelien entstanden sind - es handelte sich um religiöse Dramen, die dem Gottesdienst dienten und eine Form der Glaubensverkündigung darstellten.
Sie sollten nicht Geschichte vermitteln, sondern den Glauben untermauern und verbreiten.
Der Verfasser des Johannesevangeliums (des am wenigsten historischen von allen) formuliert im Text selbst keck und aufrichtig seine Absichten, wenn er sagt:

Dies aber ist »geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen«.

Das Ziel besteht also darin, die Gläubigen zu festigen und neue zu gewinnen, nicht aber darin, eine authentische Biographie zu schreiben.

Lukas beginnt sein Evangelium mit der Erklärung, sein Bericht ergänze nur die Geschichten, die »viele« andere bereits geschrieben hätten, um die »Wahrheit« über Jesus »in guter Ordnung aufzuschreiben«.
Dies erweckt den Eindruck, ihm sei vordringlich an wahrheitsgetreuer Geschichtsschreibung gelegen.
Er nennt Namen und vermittelt die Illusion einer sicheren Datierung.
Aber die Anfangskapitel seines Werks sind voller unkonkreter, überaus symbolischer, mythischer Erzählungen.

Wenn Maria zum Beispiel die erhebenden Verse des Magnifikat anstimmt, als sie hört, dass ihre betagte Verwandte Elisabeth »auch schwanger mit einem Sohn« ist, soll das ganz spontan geschehen sein.
Bei diesem Lobgesang handelt es sich aber um ein kunstvolles, wohl überlegtes Stück Midraschliteratur (rabbinische Bibelauslegung), das man nicht hätte improvisieren können, ein ungebildetes Mädchen schon gar nicht.
Diese Verse greifen Hannahs Gesang aus dem 1. Buch Samuel, 2. Kapitel auf und führen sie weiter.
Mit konkreter Geschichte hat das also nichts zu tun.

Dann erzählt Lukas, ein Gebot sei von Augustus ausgegangen, »dass alle Welt geschätzt werde«.
Das Problem ist nur, dass es absolut keine Spur von einem solchen Erlass gibt — und das in einer so gut dokumentierten Zeit.
Dies ist schlicht ein theologisches Mittel, um Joseph und Maria nach Bethlehem zu schaffen.
Denn der Messias musste vom Stamm Davids sein und daher aus Bethlehem kommen.

Lukas behauptet, die Geburt habe stattgefunden, als Quirinius Statthalter in Syrien war.

Das hätte aber frühestens 6 nach Chr. sein können, in dem Jahr also, von dem wir wissen, dass Quirinius sein Amt antrat.
Zur gleichen Zeit erklärt Matthäus, Jesus sei während der Herrschaft des Großen Herodes in Judäa empfangen worden.
Herodes starb aber bereits im Jahr 4 vor Chr.!

Wenn man beide Angaben als historisch verbürgt betrachtet, bestünde also das eigentliche Marienwunder in einer zehnjährigen Schwangerschaft!

Der Apologet Tertullian korrigiert, dass der Zensus, von dem Lukas schreibt, vielmehr unter dem syrischen Statthalter Sentius Saturninus (8-4 v.Chr.) durchgeführt worden sei müßte.
Dessen Statthalterschaft ist immerhin auch von Josephus bezeugt, allerdings weiß er nichts von einem Zensus und ansonsten schweigen die Quellen.

Die Wachtturm Gesellschaft beruft sich auf die Behauptung einer umstrittenen in Tibur Tivoli gefundene Inschrift die vielleicht belegt dass Quirinius zweimal Statthalter von Syrien gewesen wäre.
Einmal in der Endphase der Herodesherrschaft und ein zweites Mal 6/7 n.Chr.
Nun ist es aber ausgesprochen unwahrscheinlich, dass der Statthalter von Syrien im Königreich des Herodes überhaupt einen Zensus abhalten und demzufolge auch Steuern hätte einziehen können.

Es scheint zumindest so, also ob die Römer zunächst auf das Prinzip der indirekten Herrschaft gesetzt haben.
Entsprechend findet erst nach Absetzung des Archelaos der erste Provinzzensus statt, weil Judäa jetzt richtig provinzialisiert wird.
Denkbar wäre allerdings, dass Rom, als das Ende der Regierungszeit des Herodes abzusehen war, den syrischen Statthalter oder einen Legaten mit kaiserlichem Sondermandat für einen Zensus (Quirinius?) entsandte, um auf dem herodischen Gebiet eine Art Vorzensus durchzuführen.

Dieser sollte einen Überblick verschaffen und auf eine eventuelle spätere Provinzialisierung vorbereiten.
Das könnte eine mögliche Tradition von Lukas 1:5 und 2:2-3 sein.
So würden die chronologischen Angaben passen.
Jesus ist dann wahrscheinlich "in den Tagen" des Königs Herodes geboren.

Alles schön und Gut – Aber!

1.) Für einen Vorzensus eines Legaten mit Sondermandat wären Joseph und Maria nicht extra von Nazareth nach Bethlehem gezogen.
2.) Lukas gibt als Begründung für die Zensuswanderung die gentilizische Verbindung Josephs mit dem "Hause und dem Geschlechte Davids" (Lukas 2:4) an.
Nun stellt sich die Frage, ob die Römer ausgerechnet die gentilizische Bevölkerungsstruktur der Juden als Ordnungsprinzip für den Zensus der Juden überhaupt benutzt haben könnten.

Was für einen Sinn ergäbe es, jemanden zu einer Reise in seine weit entfernte Vaterstadt zu verpflichten, weit weg von seinem Wohnort und Besitz.

Abgesehen davon das Joseph und seinen Ahnen über tausend Jahre trennen!

Musste also jeder seinen Stammbaum tausend Jahre zurückverfolgen und die Geburtsstadt jenes entfernten Vorfahren herausfinden, wenn diese überhaupt noch existierte?

Wie soll das überhaupt möglich gewesen sein oder für Römer kontrollierbar?

Und wer war überhaupt im Volke Israel, genetisch betrachtet ein Nachkomme Davids und wer nicht?

Diese Einwände sprechen gegen einen Zugriff römischer Zensusbeamte auf gentilizische Strukturen, da diese für einen Zensus und die anschließende Besteuerung nicht gerade zweckdienlich gewesen wären.
Sinnvoll erscheinen Zensuswanderungen eigentlich nur für die Veranlagung der Bodensteuer.
Für die Kopfsteuer alleine sind sie schwer vorstellbar.

Vor allem aber denn Rom einen Legaten mit Sondermandat in das Regendschaftsgebiet eines Herodes schickt.
Unter den Augen des syrischen Statthalters Sentius Saturninus.

Tatsächlich gibt es eine auf einem Papyrus erhaltene spätere Anordnung aus dem Jahre 104 n.Chr. des praefectus Aegypti Vibius Maximus, der offenbar zahlreichen Wanderarbeitern in Alexandria, die sich dort als Landarbeiter verdingen, befiehlt, zur Steuererfassung an ihren Heimatort zurückzukehren.

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Wörtlich heißt es in dem Edikt:
"Mit dem Beginn des jedes einzelne Haus betreffenden (Haus zu Haus) Zensus ist es notwendig, alle Personen aufzurufen, die aus welchen Gründen auch immer von ihren Wohnsitzen abwesend sind, zu ihren eigenen (heimischen) Herden zurückzukehren, damit die üblichen Meldeformalitäten ausgeführt werden können ..."

Der Befehl begründet die Rückkehr zum heimischen Herd damit, dass die Betreffenden dort die üblichen Registrierungsangelegenheiten leisten sollen.
Der Ton des Ediktes ist eindeutig.
Es war obligatorisch, für die persönliche Zensusmeldung zu Haus und Hof zurückzukehren.

Man hatte sich für den Zensus zuhause einzufinden, damit vor Ort die geforderte Meldung gemacht und der Besitzstand angezeigt und die Angaben überprüft werden konnten.
Die Begründung der generellen Rückwanderung liegt ganz augenscheinlich in der Überprüfbarkeit persönlicher Daten und insbesondere der Besitzstandsangaben (Vermögen, Grund und Boden) an Ort und Stelle.

Die Steuererklärungen verzeichnen den Namen, das Alter und oft auch den Beruf des Familienoberhauptes, seiner Frau und seiner Kinder und sie listen vorhandenen (auch anteiligen) Hausbesitz sowie Grundeigentum jeder im Hause des Familienvorstandes lebenden Person auf.

Der Wortlaut der Veranlagungen leitet Besitzstandsangaben mit der Formel "mir gehört …" ein; sodann folgen teilweise detaillierte Beschreibungen.
Findet sich die Formulierung: "wo ich lebe und gemeldet bin", so ist deutlich, dass der Deklarant auf seinem Eigentum wohnt.
Daneben gibt es auch die Angabe, das Eigentum befände sich an einem Ort "an dem niemand [aus dem Haushalt des Deklaranten] gemeldet ist", es handelt sich also um Grundbesitz außerhalb des Wohnsitzes;

Es wäre ein Denkbarer Grund das Joseph Besitztum im Bethlehem besaß und in Narareth nur als Gastarbeiter lebte.
Dann würde es Sinn machen das er in seinen Heimatort zurück muss.
Das erklärt aber noch nicht die Reise der hochschwangeren Maria.

Wenn es sich hätte vermeiden lassen, wäre Joseph zu diesem Zeitpunkt der Schwangerschaft wohl kaum zu einer Reise von mehreren Tagen aufgebrochen.

Sie war zwar mit Joseph verlobt – aber nicht Verheiratet.
Steuerrechtlich hätte sie nichts in Bethlehem verloren.

Außer – auch sie hätte Grundbesitz in Bethlehem.

Maria ist bei ihrem Mann in Bethlehem und bringt unter widrigen Umständen in einem Stall ihren erstgeborenen Sohn zur Welt – ein Haus haben sie demnach nicht in Bethlehem besessen.
Dass Maria Joseph überhaupt dorthin begleitet, legt die Vermutung nahe, dass die beiden zum Zeitpunkt des Quiriniuszensus nicht mehr nur verlobt, sondern bereits verheiratet waren - sonst nämlich wäre Maria wohl eher dem Hausstand ihres Vaters zugerechnet worden.

Möglicherweise aber besaß Joseph in oder bei Bethlehem ein Stück Land, welches im Rahmen des Zensus veranschlagt wurde, denn es gibt keinen anderen Grund, weshalb er zensusbedingt nach Bethlehem ziehen musste.
Im übrigen hat wohl nicht nur Joseph, sondern auch Maria Land in oder in der Nähe von Bethlehem besessen, weil es sonst keinen stichhaltigen Grund gibt, weshalb sie mit Joseph nach Bethlehem ziehen mußte; Steuerrechtlich brauchte sie nämlich zur Veranlagung einen tutor (Rechtsvertreter) und als solcher fungiert der rechtsgültige Ehemann.

Aber - mit dem Vorhandensein von Grundbesitz würde das Sozialprofil von Joseph und Maria etwas andere Konturen, als es das von Lukas gezeichnete Bild von bettelarmen Menschen suggeriert, gewinnen.

Wachtturm 15. 12.1998

Seite 6 Jesu Geburt — Die wahre Geschichte

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Wenn es so war, dann war Joseph wohl eher Kleinunternehmer, der Streubesitz hatte, und auch der wahrscheinliche Grundbesitz von Maria widerspräche dem Bild einer arme Frau.

Bei einem regelmäßig stattfindenden Zensus waren sie unterwegs zur Veranlagung ihres Grundstücke in Bethlehem gewesen.

Dann käme Jesus nicht aus ganz armen Verhältnissen; vielmehr deutet sich im Entsetzen der Familie über die Existenzform eines mittellosen Wanderpredigers im eigenen Haus ein bürgerliches Umfeld an.

Sein Vater benötigt einen veritablen Arbeiter und keinen, der die Formel, ein Arbeiter ist seines Lohnes wert (Math 10:10), auf Heilungen und Verkündigungen überträgt.
Gerade dieses Milieu reagiert empfindlich und mit Ablehnung auf das sozial deviante Verhalten der eigenen Söhne.

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Da die Familie Joseph ihren Lebensmittelpunkt in Nazareth hat, lässt sich kaum an der Bethlehemgeburt zum Zeitpunkt des Quiriniuszensus 6 n.Chr. festhalten.

Parsimony.23162

Wenn Lukas darüber tatsächlich Berichte von Augenzeugen aus dem Umfeld der Familie hatte, dann ist an einen Irrtum zu denken.

Streicht man die Bethlehemgeburt als unhistorisch, kommt Jesus von Nazareth auch in Nazareth auf die Welt.
Der wahrscheinlichste Geburtsort Jesu bleibt Nazareth.

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Sein Geburtsdatum stimmt ziemlich genau mit der Endphase der Herodesherrschaft überein.
Einige Jahre später wurde Judäa der Provinz Syrien zugeordnet.

Nunmehr war Quirinius Statthalter von Syrien und ließ nach dem Gebot des Kaisers in seinem gesamten Verwaltungsgebiet einen Zensus durchführen.
Zu diesem Zeitpunkt war Jesus vermutlich schon ein Knabe; vielleicht war er ziemlich genau 10 Jahre alt, als seine Eltern nach Bethlehem wandern mussten, um dort ihren Landbesitz besteuern zu lassen.

Die Aufzeichnungen des Lukas sollten die bekannten Allegorien der heiligen Mythen in historische Fakten verpacken.
Für Lukas mag in der Tat die Zugehörigkeit zum Hause David und den Geburtsort Bethlehem entscheidend für seine Darstellung gewesen sein.

„Da es viele unternommen haben,
eine Darlegung der unter uns völlig beglaubigten Tatsachen zusammenzustellen,
so wie sie uns die überlieferten, die von Anfang an Augenzeugen und Diener der Botschaft wurden,
beschloß auch ich, weil ich allen Dingen von Anbeginn genau nachgegangen bin,
sie dir, vortrefflichster The?philus, in logischer Reihenfolge zu schreiben,
damit du die Gewißheit der Dinge völlig erkennst, über die du mündlich belehrt worden bist.“

(Lukas 1:1-4)

Genau nachgegangene zusammengestellte mündliche Überlieferungen – Hörensagen - Nicht mehr und nicht weniger.

Für Matthäus war Bethlehem die Heimatstadt Jesu, für Lukas Nazareth.
Wie wir bereits gesehen haben, handelt es sich sowohl bei der Geschichte über die Engel und die Hirten (Lukas) als auch bei der von den Weisen aus dem Morgenland (Matthäus) um Bearbeitungen ägyptischer Mythenstoffe, die mindestens zweitausend Jahre älter sind.

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Sie sind in den Reliefs von Luxor abgebildet.
Auch gibt es keinerlei historische Aufzeichnungen über ein angebliches Edikt des Herodes, in dem die Tötung unschuldiger Kinder veranlasst wurde.

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Schon der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass so ein Befehl ein Ding der Unmöglichkeit war.

„…und ließ in B?thlehem und in dessen ganzem Gebiet alle Knaben im Alter von zwei Jahren und darunter umbringen…“
(Matthäus 2:16)

Hatte Herodes vielleicht vor, die Kinder seiner Freunde, seiner Soldaten, seiner Beamten, die von durchreisenden Touristen und so weiter zu töten?

Der letzte Zweifel daran, dass das Ganze symbolisch verstanden werden muss, schwindet spätestens, wenn man weiß, dass der Versuch, ein heiliges Kind umzubringen, in allen Heldenmythen des Altertums auftaucht, von Moses bis hin zu Horus, Sargon und Herkules.

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Dann wäre da auch die Abstammung Jesu nach Matthäus und Lukas.
Auch sie hat nicht das Geringste mit Geschichtsschreibung zu tun, sondern ist rein mythologisch zu verstehen.
Lukas verfolgt den »Stammbaum« der heiligen Familie bis Adam zurück, weil seine Geschichte universell ist, und Matthäus geht bis auf Abraham zurück, weil ihm daran gelegen ist, die jüdische Abstammungslinie zu bethonen.

Matthäus teilt das Geschlechtsregister von Abraham bis Jesus in drei Abschnitte von je 14 Generationen ein.

„Alle Generationen von Abraham bis David waren also vierzehn Generationen
und von David bis zur Wegführung nach Babylon vierzehn Generationen
und von der Wegführung nach Babylon bis zum Christus vierzehn Generationen“
(Matthäus 1:17)

Doch wenn man die Namen zählt, kommt man insgesamt auf 41 und nicht auf 42.

Davon abgesehen fehlen in dieser Abstammungslinie Ahasja, Joas und Amazja (Vgl. Mat 1:8 mit 1Ch 3:10-12.)


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Lukas fügt zwischen Arpachschad und Schelach ein zweiten „Kainan“ ein (Luk 3:35, 36).
Nach 1. Mose 10:24; 11:12, 15 und 1. Chronika 1:18 ist jedoch Schelach und nicht Kainan der Sohn des Arpachschad.

Bemerkenswert ist aber vor allem das Matthäus Jakob als Vater Josephs angibt, Lukas dagegen Eli.

Hierfür gibt es drei Erklärungsversuche:

1.) Die Wachtturm Gesellschaft verwendet eine Erklärung die erst seit der Reformation – also seit Luther um 1500 eingeführt wurde.
Demnach könnte möglicherweise Eli der Vater Marias gewesen sein.
Hört sich interessant an – nicht?
Ist aber pure Spekulation.


2.) Die älteste uns bekannte Auffassung bietet Julius Africanus (220 n. Chr.):
Josephs Großväter heirateten nacheinander dieselbe Frau, die aus beiden Ehen je einen Sohn hatte, die Stiefbrüder Eli (Lukas) und Jakob (Matthäus).
Eli starb kinderlos, und Jakob ging mit der Witwe Elis die Leviratsehe ein (vgl. 5 Mo 25:5), aus der Joseph hervorging.
Joseph war demnach der leibliche Sohn Jakobs (Matthäus) und über Matthan-Salomo ein direkter Abkomme Davids.
Nach der Leviratsbestimmung (5 Mo 25:6) galt er jedoch zugleich als »Sohn« Elis (Lukas), seines Onkels, dessen Linie über Matthat-Nathan auf David zurückging.


3.) Es gibt aber noch eine dritte Erklärung auf die ich in einem Bibellexikon aufmerksam wurde.

Lukas beginnt mit Gott in seiner Abstammungslinie und Beendet diese im Grunde mit diesem sonst unbekannten vorfahren Eli.
Dieser Vorfahre taucht nur dieses einzige Mal in der Bibel auf.

Die Wachtturm Gesellschaft nennt diesen Vorfahren seit Mitte der 1960er Jahre nach dem englischen „Heli“.
Die richtige Schreibweise des Namens, laut vernünftigen Bibelübersetzungen, ist aber Eli:

„…ein Sohn Elis…“
Lukas 5:23 Luther

„…des Eli…“
Elberfelder

„…Eli,…“
Einheitsübersetzung

„…ein Sohn Elis…“
Gute Nachricht

etc. etc.

Was aber ruft Jesus sterbend am Kreuz?

„Eli, Eli, lama sabachthani?“
Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du mich verlassen.

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Lukas gab Gott als Vater Jesu an.
Er begann mit Gott und er Endete mit Gott.

War aber Gott der Vater Josephs und Jesus nur die nachfolgende Generation?
Wer drehte dort am Text?

Warum fürchtet die Wachtturm Gesellschaft den Namen Eli und pfuscht im Stammbaum Jesu herum?

Warum passte Gott hier nicht in die Krippengeschichte der Christenheit hinein?
Warum glauben christliche Fälscher in der Geschichte ihres Heilandes herumfuhrwerken zu müssen?

Ganz einfach.

Die Abstammung Marias ist schlicht unbekannt.
Und Joseph hat ja nun bekanntlich mit der Abstammung Jesu nach Christenlogik nichts zu tun – oder?
Zumindest nicht wenn man eine Allegorie mit Gewalt zu einer historischen Biographie verbiegen will.

Die Abstammung Marias lässt sich nach der jüdischen Logik nicht als Königslinie verkaufen.
Juden führen von Männern Abstammungsbücher, nicht von Frauen.

In die prophezeite Königslinie des alten Testamentes passt nicht ein Mythos einer Jungfrauenempfängnis.

Die Vorfahren von Joseph und Maria waren den Evangelienschreibern schlicht unbekannt.
Deswegen stimmen die Evangelien nicht überein und auch die späteren Übersetzungen weisen ungezählte Verbesserschlechterungen auf.

Tatsache ist das die frommen Fälscher zwar problemlos die alten prominenten Vorfahren der Israeliten aufzählen konnten.
Abraham, Isaak, Jakob, Juda etc.
Je näher sie aber in ihre Gegenwart kamen um so mehr mussten sie einen Stammbaum des armen Wanderpredigers erfinden.
Deswegen passen die alten Patriarchen im Stammbaum Jesu von Lukas und Matthäus weitestgehend zusammen.
Aber die direkten Vorfahren stimmen nicht annähernd zwischen Matthäus und Lukas überein.

Das aber die Wachtturm Gesellschaft an der Abstammungslinie Jesu ausgerechnet an den Namen Gottes handanlegt ist schon sehr bemerkenswert.

Das Ganze macht also den Eindruck als hätte Lukas geschrieben Gott / Eli ist der Vater Jesu und die Fälscher in Gottes Gnaden machten im Nachhinein Gerade, was ihren Gutdünken genehm war.

Egal aber zu welchen Erklärungsversuchen wir auch Zuflucht nehmen.

Am Ende fliegt der ganze Schwindel doch auf.

Beide Evangelienschreiber geben eindeutig und unmissverständlich zu verstehen, dass Jesus väterlicherseits ein Nachkomme Davids war (in der jüdischen Geschichte obligatorisch).

Sie weisen aber nicht darauf hin, dass das im Grunde keinerlei Bedeutung hatte, weil Joseph ihrer Ansicht nach ja überhaupt nicht der Vater war - handelte es sich doch um eine jungfräuliche Geburt.

Aber der Mythos verlangte es eben so.

Der Evangelienschreiber Markus wirft die Ganzen Bemühungen seiner Kollegen über den Haufen wenn er an Jesus den Makel eines unehelichen Kindes hängen lässt, was in der ungewöhnlichen - und deshalb wohl kaum erfundenen - Wendung "Sohn der Maria" zum Ausdruck kommt.

Welcher Abstammung Maria entstammt ist pure fromme Spekulation.

Doch damit noch nicht genug.

Im wirklichen Leben bekommen Jungfrauen vergleichsweise selten Kinder, wohl aber im Mythos.

Sterne »stehen« nicht über Häusern oder Ställen, und sie weisen auch niemandem den Weg nach Westen (schon gar nicht, wenn sie im Osten zu sehen sind).

Doch in den alten Mythen gibt es solche Sterne durchaus.

Alle frühen Messiasgestalten wurden von einem Stern angekündigt.

Und genau darum geht es.

Wenn man die einander widersprechenden Geschichten bei Matthäus und Lukas noch einmal Revue passieren lässt, kommt man unweigerlich zu dem Ergebnis, dass die Reduktion der allegorischen Geburt Christi auf die Entbindung eines konkreten Babys in einem historisch konkreten Ort namens Bethlehem den Weg zur wahren Bedeutung der messianischen Erfüllung versperrt.

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Oberflächlich betrachtet stellen die Evangelien sozusagen eine von Lobpreisungen begleitete Biographie dar.
Eine genauere Untersuchung ergibt jedoch, dass von Biographie keinerlei Rede sein kann.

Denn gerade an den Stellen, an denen man am ehesten konkrete Details erwarten würde, sind die Texte außergewöhnlich unpräzise und vage.
Die Abstammungslinien der Väter Israels konnte man wahrscheinlich auswendig vorbeten oder zumindest aus den Archiven abschreiben.
Nicht aber in der jüngeren Vergangenheit.
Deswegen widersprachen sich die Evangelienschreiber sogar schon bei dem Großvater Jesu.

Über die äußerliche Erscheinung Jesu erfahren wir nichts — nichts über Haut- und Augenfarbe, ungefähre Größe, Bart, Haarlänge und dergleichen.

Hinsichtlich seines Geburtsdatums und des Jahres, in dem er starb, sind wir gänzlich auf Vermutungen angewiesen.
Die Wachtturm Gesellschaft tut so als wäre dies eindeutig – ist es aber nicht.

Ebenso wenig wissen wir, ob er verheiratet war oder nicht.

Das Markusevangelium setzt erst mit dem erwachsenen Jesus ein, der am Jordan auftaucht, um sich von Johannes taufen zu lassen.

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Es enthält keine Geburtsgeschichte, keinen Stammbaum, keinerlei Hinweis auf Kindheit oder Jugend.
Das ist schon merkwürdig, wenn man das »Leben« eines Menschen erzählt, das dermaßen spektakulär war.

Das Markusevangelium ist so dürftig und wortkarg, so frei von Details über Jesu Leben, dass seine Predigertätigkeit, wenn es nach Markus ginge, kaum mehr als ein Jahr gedauert haben konnte.
Nur aus dem Johannesevangelium lässt sich auf drei Jahre schließen.

Markus beginnt seine Anekdoten gern mit dem Wort »sogleich« oder »alsbald« (auf Griechisch euthus), was ein geradezu atemloses Tempo suggeriert, in Wahrheit aber nur darüber hinwegtäuschen soll, dass der Autor die genaue zeitliche Abfolge nicht kennt.

Wie Papias schon sagte:
Markus ließ in seinem Bericht jegliche Ordnung vermissen.

Einige Wissenschaftler halten sein Evangelium für nicht viel mehr als die mit einer Einleitung versehene Passionsgeschichte.
Und tatsächlich beginnen die Details bei den Ereignissen, die zur Verhaftung Jesu und zum Prozess führen, nur so zu sprießen, bis sie schließlich ihren Höhepunkt in der Kreuzigung finden.

Es gehört nicht viel Fantasie dazu, in diesem ganzen Evangelium ein rituelles Drama oder Mysterienspiel zu sehen.

Der göttliche Lehrmeister wird berufen, vom »Widersacher« in Versuchung geführt, sammelt Jünger um sich, heilt die Kranken, predigt über Gottes Königreich, gerät schließlich mit seinen Feinden aneinander, leidet, stirbt und wird nach drei Tagen auferweckt.

Alles genau wie in den alten Dramen über den Sonnengott.

Das Einzige, was das Markusevangelium und die anderen, komplexeren Evangelien davon unterscheidet, ist der Umstand, dass alles dargestellt wird, als habe es sich tatsächlich so zugetragen.

Die Geschichten um die Verhaftung, den Prozess und die Kreuzigung sind Szenen in einem Mysterienspiel, als historische Fakten aber unerklärlich.

Der Prozess wird so dargestellt, als habe er sich größtenteils in Dunkelheit abgespielt, während, wie der große Gelehrte Renan anmerkt, Städte im Osten zu dieser Zeit in Stille und Dunkelheit gehüllt sind - für ein Mysterienspiel ist das ganz natürlich, nicht aber in der Wirklichkeit.

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Neben der Sommersonnenwende war die Frühjahrstagundnachtgleiche zum 14 Nisan in allen antiken Kulturen und Religionen das bedeutendste Datum, bei den Druiden in Stonehenge bis hin zu den Indianern Nordamerikas, im Herzen des afrikanischen Dschungels ebenso wie in den fruchtbaren Ebenen Mesopotamiens.

Symbolisch ist es der erhabenste Moment, wenn die wiederkehrende Vitalität der Sonne mit den Kräften der Finsternis gleichzieht und sie schließlich übertrifft.
Diese bestimmte Nacht war für die Ägypter das Symbol für »die dunkle Nacht der Seele« in der Inkarnation, die endete, als die Seele die Grenze zu Ostern passierte, nur drei Tage später.

»Alle Verwandlungsprozesse -Läuterung, Vervollkommnung, Verherrlichung - erreichen ihren Höhepunkt an der letzten Schwelle der Nachtzeit, wenn die Dämmerung der spirituellen Sonne von Ostern anbricht.
Im ägyptischen Kalender war dies die Nacht des Übergangs in den Frühling«, schreibt Kühn.

Aus diesem Grund fanden im ägyptischen Drama alle spirituellen Prozesse ihren Höhepunkt in dieser ereignisreichen Nacht der Tagundnachtgleiche.

Das alles war rein symbolisch gemeint, und daher war es auch kein Problem, dass sich alles, was der menschlichen Seele am Ende ihrer irdischen Gefangenschaft zustieß, ausgerechnet in diesem kurzen Zeitraum ereignete.
Aus diesem Grund auch konnten in den Evangelien das letzte Abendmahl, Jesu Gebet in Gethsemane, der Verrat, seine Kreuzigung, sein Tod und sein Begräbnis sowie vieles andere in dieser Nacht »inszeniert« werden.

Aber das alles trug sich nicht in Wirklichkeit so zu, es wäre auch gar nicht möglich gewesen.

Leider waren die endgültigen Gestalter der Evangelien im 2. und 3. Jahrhundert so geblendet von ihrem fanatischen Verlangen, das Heidentum zu vernichten und eine spirituelle Allegorie in Geschichte zu verwandeln, dass sie sich nicht damit aufhielten zu bedenken, dass es unrealistisch wäre, diese vielen verschiedenen Ereignisse in einem kuren Zeitpunkt zu konzentrieren.

Jesus musste also seine traurige irdische Karriere mit einer bemerkenswerten sportlichen Leistung beendet haben.
Damit die Ereignisse in den angegebenen Zeitraum passten bleiben nur die nachfolgend exemplarisch verteilten Minuten pro Ereignis.
Voraussetzung ist natürlich das die jeweils beteiligten Gerichte, Volksmengen und Soldaten nichts anderes zu tun hatten.
Also dazwischen keine Wartezeiten entstanden und die Richter angekleidet (zum Teil mitten in der Nacht) Gewehr bei Fuß standen.

Damit man die Ereignisse logistisch nachvollziehen kann, hier zuerst eine Karte von Jerusalem zur Zeit Jesu

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Die Inszenierung beinnt…

• Donnertag abends vor Mitternacht beginnt das letzte Abendmahl mit den Jüngern;
die Fußwaschung;
Siehe Kartennummer 16. Obergemach
Der überlieferte Ort, wo Jesus das Paschamahl aß und das Abendmahl einführte (Matth 26:20–30). Er wusch den Zwölf die Füße (Joh 13:4–17) und belehrte sie ein letztes mal (Joh 13:18–17:26).

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• Ca. 0:00 Uhr Freitag nach Mitternacht:
60 Minuten Wegezeit –
Der lange Weg vom Obergemach Richtung Ölberg;
Siehe Kartennummer 11. Ölberg

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• 60 Minuten –
Die Nachtwache im Garten von Gethsemane;
Siehe Kartennummer 10. Garten Gethsemane

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Man beachte die Vorhaltungen an die Jünger, weil sie eingeschlafen waren und nicht einmal eine Stunde mit ihm wachen konnten;

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• 30 Minuten –
Die Verhaftung, bei der Petrus einem der Knechte ein Ohr abschlug (das anschließend wieder heilte);

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• 60 Minuten für den Transport vom Garten Gethsemane und dem Aufenthalt im Haus des Oberpriesters Annas

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• 60 Minuten für den Transport zum Haus des Kaiphas und das Gerichtsverfahrens –

Das erste Gerichtsverfahren vor den Hohenpriester Kaiphas mit seinen 71 Mitglieder zählenden Gericht und die Zeugen die gegen Jesus aussagen sollten (Matth 26:57–68).
Siehe Kartennummer 15. Haus des Kaiphas

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Was die Evangelienschreiber jedoch übersehen ist das es ein solches Gerichtverfahren nicht zustande kommen konnte.
Ein Gerichtsverfahren in der Passahnacht verstößt gegen die jüdischen Gesetze.
Spätestens hier wäre ein Aufwiegler inhaftiert worden und nach dem Passahfest vor den Richter geführt worden.

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Im Palasthof des Kaiphas verleugnet Petrus Jesus dreimal und ein Hahn Kräht.
Das Krähen des Hahnes lässt darauf schließen dass die Gerichtsverhandlung bis in das Morgengrauen gedauert hat (Matth: 26:69–75).

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• 60 Minuten für den Transport zum Sanhedrin und dessen Gerichtsverfahren –
Bei Tagesanbruch findet eine Gerichtsverhandlung vor dem Sanhedrin statt.

Anschließend wird wieder für Jesus ein Gefangenentransport organisiert.
Wie hat man Jesus eigentlich in Jerusalem hin und her transportiert?
Zu Fuß? Per Pferd? In einem von Tieren gezogenen Gefangenenkäfig?

Siehe Kartennummer 18
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• 60 Minuten für den Transport zu Pilatus und dessen Gerichtsverfahren –
Nun wird Jesus zu Pontius Pilatus geschickt zu denen jeweils Richter, Geschworene, Wächter und Beamte einberufen wurden und das Publikum allzeit bereit war;
Siehe Kartennummer 3. Festung Antonia Möglicherweise ist Jesus hier angeklagt worden (Joh 18:28–19:16).

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• 30 Minuten für den Auftritt von der Volksmenge –
Vor dem Palast des Pilatus waren Volksmengen die seine Verurteilung fordern.
So schickt Pilatus Jesus zu Herodes.
Wieder muss für Jesus ein Gefangenentransport organisiert werden.
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• 60 Minuten für den Transport zu Herodes und dessen Auftritt –
Im Palast des Herodes gibt es den nächsten Auftritt.

Viel Zeit zum Verspotten hatten sie nicht.
Das die Juden es Eilig hatten Jesus zu verurteilen kann man ja Nachvollziehen.
Aber der verrückte Herodes hatte es nicht Eilig.

Und Herodes schickt Jesus wieder in den Palast des Pilatus zurück.
Wieder wird für Jesus ein Gefangenentransport organisiert.
Siehe Kartennummer 17. Palast des Herodes möglicherweise an diesem Ort (Lukas 23:7–11).

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• 60 Minuten für den Rücktransport zu Pilatus dessen erneute Verhandlung und den Auftritt vor der Volksmenge –

Erneut will Pilatus ihn Freisprechen.
Doch die Volksmengen stehen die ganze Zeit bereit um „An den Pfahl mit ihm“ zu rufen.
Viel Zeit zum Diskutieren hatten sie nicht.

Siehe Kartennummer 3. Festung Antonia

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• 60 Minuten für das Auspeitschen und das Verspotten der Soldaten –

Jesus wird zum Ausgepeitscht in den Palast des Statthalters gebracht,
die Verspottung durch die Soldaten, die Jesu Gewänder unter sich aufteilen
und ihm die Dornenkrone aufs Haupt drückten;

Alles zügig ohne Mittagspause.

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• 30 Minuten für den erneuten Auftritt Jesu vor der Volksmenge –

Vor dem Palast wartet die Volksmenge weiter geduldig.
Wieder bringt Pilatus Jesus heraus „Seht! der Mensch“
Siehe Kartennummer 3. Immer noch in der Festung Antonia

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• 30 Minuten für die erneute Verhandlung und dem erneuten vorführen vor der Volksmenge –

Wieder zurück in den Gerichtssaal,
wieder eine Verhandlung,
wieder präsentiert Pilatus Jesus der wartenden Volksmenge „Seht! Euer König“

Laut „größter Mensch Buch“ soll es jetzt Mittagszeit sein.

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• 30 Minuten für den Weg zu Fuß vom Palast der Antonia zur Schädelstätte –

Spontan wird noch ein dritter heute Mittag gekreuzigt.
Ein Schild wird im Handumdrehen gefertigt.

Der Gang durch die Via Dolorosa auf den Hügel von Golgatha zur »Schädelstätte«;

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• 30 Minuten für die Kreuzigung von Jesus und den zwei Verbrechern.
Siehe Kartennummer 1. Golgotha (Matth 27:33–37).

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• um 12:00 Uhr - Nun spricht die Bibel von dem Wunder einer dreistündigen Dunkelheit zur Mittagszeit
Zu diesem Zeitpunkt soll Jesus schon am Pfahl hängen.

• 15:00 Uhr - Drei Uhr Nachmittags sagt Jesus am Pfahl „mich dürstet“

• Freitag später Nachmittag ist Jesus verstorben.

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Selbst bei einer terminlichen Glanzleistung ist irgendwann Schluss des Machbaren.
So viel passt einfach nicht in die paar Stunden.
An dieser Stelle sind die Evangelien dem gesunden Menschenverstand hilflos ausgeliefert.

Vom letzten Abendmahl bis zur Schädelstätte in nur 12 Stunden.
Ein juristischer, sportlicher und logistischer Weltrekord.

Bemerkenswert ist auch dass die Evangelienschreiber die Schlussszene mitten am Tag, per Wunder, mythengerecht in die Dunkelheit verlegen mussten.

Sie erweisen sich hier mit aller Deutlichkeit als Variante des dramatisierten Rituals der Inkarnation und Auferstehung des Sonnengottes - eines Rituals, das zuerst ägyptisch, später gnostisch und hellenisch, dann hebräisch war und schließlich von der christlichen Bewegung übernommen und zu »Realgeschichte« verzerrt wurde.

Dies konnte erst geschehen, »als ihre symbolische Bedeutung bereits verschleiert war und das Wissen fehlte, das erforderlich gewesen wäre, um sie anders als historisch zu deuten«, schreibt Kühn.

Oder zum Beispiel die Stelle bei Matthäus, wo die Hohen Priester und Pharisäer nach der Kreuzigung zu Pilatus gehen und von ihm verlangen, das Grab zu versiegeln und zu bewachen.
Ihre Begründung:
»Herr, wir haben daran gedacht, dass dieser Verführer sprach, als er noch lebte: Ich will nach drei Tagen auferstehen.«

Sollen wir wohl glauben, die Jünger hätten alle Vorhersagen ihres Meisters vergessen — angesichts der Tatsache der Auferstehung sind sie angeblich völlig unvorbereitet und fassungslos —, während sich seine Feinde, die entschiedensten Ungläubigen, an alles erinnern konnten?

Da heißt es ab Matthäus 27:50:
»Aber Jesus schrie abermals laut und verschied.
Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus.
Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen.«

Diese Übersetzung war sogar der Wachtturm Gesellschaft zu viel.
Sie veränderte den Bibeltext soweit das ein Erdbeben, nur Leichen aus den Gräbern schleuderte und dies von vielen gesehen wurde.

Diese ganzen, ja nun wirklich bemerkenswerten Ereignisse sollen also in aller Öffentlichkeit stattgefunden haben.
Es lässt sich aber keine einzige andere zeitgenössische Quelle finden, die sie bestätigt - obwohl all das doch zu einer Zeit und an einem Ort geschah, wo es an kompetenten Beobachtern, Historikern und anderen Zeitzeugen wahrlich nicht fehlte.
Es gibt keinen einzigen historischen Beleg.
Im Matthäusevangelium wird diesen Ereignissen aber aller Anschein von Faktizität verliehen.

Für unsere Zwecke genügt es festzuhalten, dass die Auferstehung in den Evangelien ganz ähnlich behandelt wird wie die bereits geschilderte letzten Stunden Jesu.

Und nicht zuletzt erhob sich in der altägyptischen Mythologie Osiris, einer lunaren beziehungsweise kosmischen Symbolik folgend, am dritten Tag.

Können wir angesichts all dessen, was wir bislang untersucht haben, immer noch guten Gewissens behaupten, Jesus von Nazareth sei eine historische Figur?

Gewisse historische Aspekte gibt es in den Evangelien durchaus — Ortsnamen, Daten, konkrete Personen (etwa Herodes, Pilatus und der Hohepriester Kaiphas).
Diese allein machen allerdings noch keine Historie beziehungsweise Biographie im modernen Sinn aus.

Lässt man die Parallelen zwischen den frühen Erlösergeschichten und Sprüchen und Handlungen Jesu Revue passieren, wird schnell deutlich, dass wir es hier mit einer weiteren Variante des archetypischen Themas zu tun haben, das im Mythos aller alten Religionen vorkommt, nur diesmal eben in jüdischem Gewand.

Erwachet 22. 7.1976

Seite 19

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Einmalig war auch der Inhalt der Lehre Jesu?

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Die Technik des Matthäus, das Alte Testament nach geeigneten »Prophezeiungen« zu durchforsten, um sie als Rahmen für seine Erzählung zu nehmen, vermittelt seinem Evangelium oberflächlich die Anmutung authentischer jüdischer Geschichte.
Dieses ganze Gebäude bricht aber in sich zusammen, sobald man sich darüber im Klaren ist, dass diese so genannten Prophezeiungen alle schon im Alten Testament erfüllt wurden und sich völlig ohne jeden Bezug auf die Zukunft erklären lassen.

Im Neuen Testament werden diese Prophezeiungen häufig aus dem Zusammenhang gerissen und bis zur Unkenntlichkeit entstellt.
Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass es bei der hebräischen Prophetie nie um Voraussagen ging, sondern um Aussagen (d.h. um Äußerungen über unmittelbar anstehende Probleme).

Ihre totale Künstlichkeit wird besonders deutlich, wenn man sieht, dass sie dazu verwendet werden, Jesus genau das tun zu lassen, was seine Vorgänger in den Sonnengottmythen bereits Jahrhunderte zuvor getan hatten.
Das wird auch durch die Tatsache bestätigt, dass das Material, das in den zeremoniellen Dramen der frühen Mysterienreligionen rund 1200 Jahre vor Christus regelmäßig verwendet wurde, in seiner Gesamtheit genau den Ereignissen entspricht, die im Neuen Testament erzählt werden, als hätte Jesus sie persönlich erlebt.

Tatsächlich gibt es außer den vier Evangelien (die als vollständiges Zeugnis eigentlich erst seit etwa 140 bis 170 n. Chr. existieren) und den Apostelbriefen aus dem ersten Jahrhundert keinerlei soliden historischen Beleg für die Existenz Jesu.

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Man darf bei alle dem auch nicht vergessen, dass noch nie ein Evangelium im Originalmanuskript aufgetaucht ist und kein glaubwürdiger Zeuge je behauptet hat, eines gesehen zu haben.

Origenes meint, die vier Evangelien seien aus sehr vielen (wir wissen von mindestens zwanzig) ausgewählt worden, und Irenäus wartet mit der sonderbaren Erklärung auf, es seien gerade vier erkoren worden, weil es vier Winde und vier Viertel des Globus gebe.

Kühn zitiert Mead in „Did Jesus Live 100 B. C. E.?“, wenn er schreibt:


»Für den Erforscher der historischen Anfänge des Christentums ist es immer wieder verwunderlich, dass es kein einziges Wort aus der Feder eines heidnischen Autors des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung gibt, das sich auch nur irgendwie auf die wunderbare Geschichte beziehen ließe, welche die Verfasser der Evangelien erzählen.
Die Existenz Jesu scheint schlichtweg unbekannt zu sein.«


Noch seltsamer ist die Tatsache, dass die Existenz Jesu umso unbekannter ist und allgemeiner bestritten wird, je näher man seiner angeblichen Lebenszeit kommt.

Je weiter man sich jedoch davon entfernt, desto umfassender und eindrücklicher sind die angeblichen »Beweise«.

Es ist schon bizarr:
Die meisten Persönlichkeiten sind zu Lebzeiten und unmittelbar danach vertraute Wesen und werden erst Jahrhunderte später romantisch verklärt.
Bei Jesus soll es dagegen genau umgekehrt gewesen sein.

Während des ersten Jahrhunderts soll er ein romantisch verklärtes körperloses, ätherisches Wesen gewesen sein und kristallisierte er sich viele, viele Generationen später als ziemlich konkrete Persönlichkeit heraus.
Das allein ist doch eigentlich schon merkwürdig genug.

Was ich mir nun noch bis zuletzt aufgehoben habe ist die Auferweckung des Lazarus.
Typisch Christenheit musste sich eine Tote Mumie selber aus seinen Binden wickeln…

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