"gesalbte Christen im Ersten Weltkrieg . . . zum Dienst mit der Waffe bereit waren"
geschrieben von: X ~ mysnip
Datum: 31. Juli 2008 17:39
Der Wachtturm
1.Mai 1996 S.13Re: "gesalbte Christen im Ersten Weltkrieg . . . zum Dienst mit der Waffe bereit waren"
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 31. Juli 2008 18:20
Zitat:
X ~ mysnip
Re: "gesalbte Christen im Ersten Weltkrieg . . . zum Dienst mit der Waffe bereit waren"
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 31. Juli 2008 20:01
Ein unvollständiges Bild ist es, was die Magdeburger Ausgabe des Goldenen
Zeitalters" vom 1. 1. 1931 offerierte.
Da fehlt eine relevante Persönlichkeit, die es verdient in der gleichen Art gebrandmarkt
zu werden.
Sein Name:
Charles T. Russell
Immerhin ist diese Zeichnung des GZ ein Beleg dafür, dass man schon zu Anfang der 1930er
Jahre, die eigene Geschichte verleugnete, und dass massivst!
Der Fairnes halber muss man allerdings einräumen, dass Herr Rutherford nicht über
denselben Kamm geschoren werden kann.
Dieser Umstand hingegen bedeutet mitnichten, dass etwa Herr Rutherford, in anderer
relevanter Beziehung, eine sympathische" Figur wäre.
Eine Kriegspredigt aus dem Jahre 1916
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 13. August 2008 05:30
Das 1974er ZJ-Jahrbuch notierte:
Bruder Russell konnte daher wirklich mit dem
befriedigenden Gefühl abreisen, bei seinem letzten Besuch in Berlin ein eindrucksvolles
Zeugnis gegeben zu haben.
Das nächste Jahr, 1913, war ... gekennzeichnet, wenn möglich noch mehr Energie, Zeit und
Geld einzusetzen, um noch mehr Menschen mit der ... Botschaft ... zu erreichen. Es wurden
Vorkehrungen getroffen, daß Bruder Russells Predigten in der Wochenzeitschrift 'Der
Volksbote' erschienen, und dadurch wurden weitere Personen mit der Botschaft
erreicht."
In der Februar-Ausgabe 1913 des deutschen Wachtturms" war zu lesen:
Wir haben schon bedauert, dass wir den
Geschwistern Bruder Russells wöchentliche Predigten nicht zu einem billigen Preise
zugänglich machen konnten. Der Volksbote, Strehlen (Schlesien), ein Wochenblatt, ist
bereit, dieselben regelmäßig zu veröffentlichen. Abonnementspreis beträgt nur 50 Pfg.
für drei Monate. Nicht nur sollten unsere Leser ein Exemplar des Volksboten für sich
bestellen, sondern womöglich ein zweites oder auch mehr Exemplare, um den Aufsatz blau
angestrichen ihren Freunden zum Lesen anbieten zu können ... Bestellungen können an uns
gerichtet werden."
In der Mai-Ausgabe 1913 des deutschen WT liest man die Klage:
Der "Volksbote" (Strehlen) (Schlesien)
klagt, dass er viele alte Abonnenten verloren habe, und bis jetzt verhältnismäßig wenig
neue Abonnenten hinzugekommen seien. Wir hoffen, dass die Geschwister nicht die
Gelegenheit versäumen werden, nicht nur für sich, sondern auch zur Weitergabe an andere
denkende Christen und Weltmenschen ein oder mehrere Exemplar dieses Blattes zu
beziehen."
Die November 1913-Ausgabe des deutschen WT redet der eigenen Anhängerschaft erneut
ins Gewissen:
Wie wir hören, sind diesem Vierteljahr die
Anzahl der von Seiten unserer Geschwister und Freunde bei der Post bestellten Abonnements
auf die in Strehlen (Schlesien) erscheinende Zeitung "Der Volksbote" mit den
wöchentlichen Vorträgen von Bruder Russell wesentlich kleiner, als man hätte erwarten
sollen. Wir möchten allen "Wachturm"- Lesern empfehlen, das Blatt mit den sehr
wichtigen Vorträgen zu beziehen."
Erneut wurde im deutschen Wachtturm vom Januar 1915 die Werbetrommel für den Volksboten"
gerührt.
In der Juli-Ausgabe 1916 gab es dann im deutschen Wachtturm" eine Mitteilung
darüber, dass Bösenberg
Zitat:
Steht leider nicht mehr mit uns in Verbindung
und weicht in wichtigen Lehrpunkten von uns ab."
Welche wichtigen Lehrpunkte das seien, erläutert der WT allerdings nicht.
Der allerwichtigste Differenzpunkt dürfte darin bestanden haben, wie schon im Falle der
Aussicht".
Das niemand kaufen und verkaufen soll" der dies auf eigene Rechnung tut und
nicht zugunsten der WTG-Kasse. Übrigens eine Motivation, die auch noch heute einige
umtreibt, und das keineswegs nur" in WTG-Gefilden.
In der Oktober-Ausgabe 1916 kann dann der deutsche Wachtturm" erfreut
mitteilen, man habe Bösenberg wieder erfolgreich aus den Volksboten"-Gefilden
vertrieben, und beherrsche somit dort das Feld wieder selbst.
Am 31. 10. 1916 verstarb bekanntlich der Bibelforscher-Gründer C. T. Russell.
Die USA traten offiziell erst 1917 mit in den Weltkrieg ein. Davor wollten sie
theoretisch neutral gewesen sein.
Je länger der 1914 ausgebrochene Krieg andauerte, um so labiler wurden auch die
Kommunikationslinien zwischen Deutschland und Amerika.
Das lässt sich auch an den Russell-Predigten beobachten, welche nachweislich
von der in Strehlen (Schlesien) erscheinenden Wochenzeitung Der
Volksbote" (auf kommerzieller Basis) veröffentlicht wurden.
Die Bestandslage in den wissenschaftlichen Bibliotheken, erlaubt nur die Auswertung des
Volksboten" für die Jahre 1914 1918. Weder davor, noch danach, sind im
wissenschaftlichen Bibliothekswesen weitere Jahrgänge nachweisbar.
Aber diese Auswertung ergibt sehr wohl. Nahezu in jeder Ausgabe des Volksboten"
ab 1914, war eine Russell-Predigt abgedruckt.
Etwa 1916 begann sich diese Linie zu verflüchtigen.
Etwa ab der Ausgabe vom 25. März 1916, sind die weiter abgedruckten wöchentlichen
religiösen Predigten, nicht mehr ausdrücklich dem C. T. Russell als Verfasser,
namentlich zugeschrieben. Sie können zwar auch noch in dieser Zeit aus seiner Feder
entstammen, müssen es aber nicht zwingend.
Noch äussert sich die Redaktion des Volksboten" zu diesem Umstand nicht im
Detail. Inhaltlich aber liegen die zu der Zeit abgedruckten Predigten, weiterhin auf der
Russell-Linie". Ein nennenswerter Dissenz ist nicht zu erkennen.
Erstmalig nimmt die Redaktion zu der eingetretenen Veränderung in der Volksboten"-Ausgabe
vom 17. Juni 1916 mit den Worten Stellung:
Wie uns der Wachtturm berichtete, sind
die Russellschen Predigten aus Amerika nicht mehr erhältlich. Dieser jedenfalls durch den
Krieg verursachte Umstand, trifft den Wachtturm" ebenso wie den Volksboten".
Um aber die durch Pastor Russell bekannt gewordene Wahrheit über den Plan
Gottes" nach wie vor im Volksboten" zum Ausdruck zu bringen, haben wir uns
die geschätzte Mitarbeit eines ernsten Bibelforschers in Deutschland gesichert. Alle
anderen Nachrichten sind irreführend.
Die Geschäftsleitung des Volksboten".
In der Ausgabe vom 24. Juni 1916 liest man erstmals im Impressum auch die Angabe:
Verantwortlich für den religiösen Teil:
Fr. Bösenberg, Berlin, Wilhelmshavenerstraße 47.
Das war jener Bösenberg,
welcher seit 1915 die Zeitschrift Botschafter für den Haushalt des Glaubens"
herausgab. Ein Werbeexemplar selbigen lag übrigens auch einer Volksboten"-Ausgabe
mal bei.
In der darauffolgenden Ausgabe des Volksboten" reagierte die WTG in der Form
eines Inserates pikiert auf diesen Umstand, und bemerkte sachlich richtig, dass Herr
Bösenberg von ihr unabhängig sei.
Gleichwohl liefen die Russell-Predigten, auch nach diesem ersten frühen Affront"
(1915), im Volksboten" weiter.
Aus der Volksboten"-Ausgabe vom 24. Juni 1916, seien noch zwei aufschlußreiche
Inserate zitiert.
Das eine verlautbarte.
Für Wachtturmleser
In meinem und der Wachtturmgesellschaft Interesse bitte ich, Geldbeträge, die für das
Bibelhaus-Barmen bestimmt sind, nicht mehr auf mein Postscheckkonto Amt-Cöln Nr. 23317
einzusenden. Fritz Christmann
(Auch Christmann zeitweiliger WTG-Funktionär, begegnet man später noch in der
einschlägigen Oppositionszene zur WTG. Welchen Grad er dabei schon 1916 erreicht hatte,
mag einstweilen unbeantwortet bleiben. Diese Zeit war Umstände bedingt, ohnehin durch
eine rapide Namensinflation" gezeichnet. Namen als Verantwortliche kamen und
gingen wieder.
Das andere Inserat führte aus:
Römer 14, 7-8. Nach Gottes Ratschluss ist meine
teure Gattin, die mir durch 21 Jahre eine treue Lebensgefährtin, unseren Söhnen eine
liebevolle hingebende Mutter war, heute morgen 9 ½ Uhr nach langem schweren Leiden sanft
im Herrn entschlafen. Ist auch der Schmerz gross, so bietet doch die Gewissheit, dass die
Entschlafene den Lauf vollendet und den Glauben bis ans Ende fest bewahrt hat, und die
herrliche Hoffnung der Kinder Gottes auf ein Wiedersehen am Auferstehungsmorgen reichen
und festen Trost.
Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei
gelobt!"
Friedrich Bösenberg zugleich im Namen der Söhne
Fritz Bösenberg, z. Zt. im Felde
Heinrich Bösenberg
Berlin, den 15. Juni 1916
Wilhelmshavenerstr. 47.
Offenbar aber währte das Bösenberg-Interregnum nicht übermässige lange.
Schon in der Ausgabe vom 29. Juli 1916 gab es die redaktionelle Mitteilung:
An unsere christlichen Leser.
Eventuell von nächster Nummer ab, werden im christlichen Teil wieder Russellsche
Predigten abgedruckt.
Und siehe da. Schon in der Ausgabe vom 5. August 1916, ist die zeitweilige
Mit-Erwähnung des Bösenberg im Volksboten", ersatzlos verschwunden.
In der Ausgabe vom 9. September 1916 gab es dann wieder eine namentlich dem Russell
zugeschriebene Predigt, die dieser am 13. 8. 1916 in Cleveland (Ohio) gehalten haben soll.
Dann (Zensur-Eingriffe blieben dem Volksboten" auch nicht erspart).
Bemerkenswerterweise hatte aber der deutsche Wachtturm" die gesamte Kriegszeit
ohne ausgewiesene Zensur-Eingriffe überstanden. Da hatte schon mal der Volksbote"
dieses Glück nicht. Aber mit Sicherheit hatten die Zensureingriffe im Volksboten"
nichts mit den von der WTG eingesandten Russell-Predigten usw., zu tun.
Ein Veranschaulichungsbeispiel für die Zensur-Probleme kann man in einer redaktionellen
Mitteilung in der Volksboten"-Ausgabe vom 2. 12. 1916 vorfinden.
Die Russell-Predigten gab es auch als Separat-Drucke. War einmal der Schriftsatz erstellt,
wurden vier solcher Predigten zusammengefasst und als Separat-Druck nochmals gedruckt.
In genannter Volksboten"-Ausgabe, gab es nun eine Anfrage dazu aus der Schweiz.
Und den Fragestellern wurde dazu folgende Antwort gegeben:
Briefkasten der Schriftleitung
An die Herren Schutzbach und Winterhalden in der Schweiz
Der Absendung der Drucksachen sind jetzt besondere Schwierigkeiten erwachsen. Ein Exemplar
der 4 Predigten muß dem hiesigen Zollamt eingesandt werden. Von diesem wird das Exemplar
dann weiter an die Überwachungsstelle nach Breslau befördert. Von dort erhält das
Zollamt die Nachricht, das gegen die Versendung nichts einzuwenden ist und wir können
dann die Pakete auf die Post geben."
Dann in der Volksboten"-Ausgabe vom 30. 12. 1916, gab es in der Form eines
Inserates, die Mitteilung, dass Russell nunmehr verstorben sei.
Gleichwohl gab es trotzdem weiter, dem Russell zugeschriebene Predigten. So etwa in der
Ausgabe vom 10. 2. 1917; auch 24. 3. 1917; ferner 8. 9. 1917. Namentlich ausgewiesen, auch
13. 10. 1917.
Noch 1918 ging es mir Russell-Predigten weiter (12. 1. 1918; 2. 2. 1918)
Eine nennnswerte Änderung ist in der Ausgabe vom 23. 2. 1918 zu registrieren.
Dort liest man erstmals im Impressum:
Für die Predigt verantwortlich:
Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft Barmen, Unterdörnerstraße 76.
Die zeitweilge Erwähnung des Bösenberg, erweist sich somit als ein kurzes, nicht
bestimmendes Intermezzo.
Über Bösenberg vernimmt man zur gleichen Zeit (Volksboten"-Ausgabe vom 27. 1.
1917), er sei z. Zt. im Felde (sprich im Militärdienst).
Bezüglich des Aspektes Militärdienst, ist vielleicht auch die Volksboten"-Ausgabe
vom 13. 7. 1918 interessant. Dort liest man in der Form eines Inserates:
Die Mühlhauser Versammlung der Vereinigung
Ernster Bibelforscher macht die lieben Brüder im Felde hiermit aufmerksam, sich im
gelegenem Falle an Adrian Block. Riedisheimerstraße 2, Mülhausen im Elsass wenden zu
wollen."
Noch aufschlußreicher indes ist vielleicht die Volksboten"-Ausgabe vom
24. August 1918.
Und dort liest man unter einer Öffentliche Rechtfertigung der Vereinigung Ernster
Bibelforscher" überschriebenen Ausführung, unter Punkt 2 auch die wörtliche
Ausführung:
2. Es ist böswillige Verleumdung, zu
behaupten, daß Angehörige der Vereinigung angehalten würden, die Dienst- oder
Waffenpflicht zu verweigern. Beweis:
Hunderte der Vereinigung im Felde; viele gefallen."
Das also als Skizzierung der Sachlage. Und selbige erweckte nicht den Eindruck, es
dabei mit entschiedenen Pazifisten zu tun gehabt zu haben.
Nun mag man wieder etwas weiter zurückgehen zur Predigt des Volksboten" vom 3.
Juni 1916, die meines erachtens eine besondere Relevanz besitzt.
Sie trug den Titel:
Die Sehnsucht nach Frieden und die Notwendigkeit des
Krieges."
Sie ist ohne erkennbare Verfasser-Angabe abgedruckt.
Die Frage muss also unbeantwortet bleiben, wem sie denn zuzuschreiben ist.
Noch Russell?
Oder schon Bösenberg,
oder auch seitens der Wachtturmgesellschaft zur Veröffentlichung an den Volksboten"
eingesandt?
Immerhin verwendet der Autor jener Predigt in seinem Text auch die Wendung:
Wo würde Amerika heute sein, wenn es keinen
Unabhängigkeitskrieg gegeben hätte?"
Würde ein deutscher Autor diesen Vergleich auch heranziehen? Die Wahrscheinlichkeit
für letzteres ist eher gering. Hingegen ein amerikanischer Autor (sprich Russell) ist
solch eine Wendung durchaus zuzutrauen.
Bemerkenswert (dass könnte sowohl für Russell als auch für Bösenberg gleichermaßen,
als Autor sprechen), bewegt er sich auf der sattsam bekannten Linie konservativer
Bibelauslegung, die in der Aussage gipfelt. Paulus habe das Sklaventum nicht in Frage
gestellt. Ergo auch nicht seine selbsternannten (oder tatsächlichen) Nachfolger.
Innerhalb dieser Predigt manifestiert sich dass dann auch in solchen Sätzen (bei denen
man unwillkürlich an Schriftstudien" Band 4 erinnert wird), wie den:
Jedes Zugeständnis der begünstigten Klassen
an die Massen ist gleich dem Fraß, den man einem Rudel verfolgender hungriger Wölfe
vorwirft. Sie pausen eine Weile um die Vorteile zu verschlingen, aber ihr Appetit wird nur
um so mehr gereizt."
Die Quintessenz dieser Predigt ist offenbar in dem Satz zu sehen:
Laßt uns daher nicht entmutigt werden, wenn
die Kriege zwischen den Nationen fortdauern oder gar zunehmen ..."
Durchaus deutlich auch jenes von pazifistischen Positionen Lichtjahre entfernte Votum
innerhalb dieser Predigt:
Den edlen Bestrebungen der Friedensfreunde kann
man nur die höchste Anerkennung zollen. Aber es ist vorauszusehen, daß ihre gutgemeinten
Pläne nicht durchführbar sind, denn Gott strebt in der gegenwärtigen Zeit und unter den
gegenwärtigen Umständen, keinen Frieden an:
Kein Friede den Gesetzlosen; spricht Jehova."
Der Verfasser will also den Krieg in sein altbekanntes Endzeitkorsett eingeordnet
sehen. Den Betroffenen hat er somit nur einem Rat zu geben:
Stille stehen und warten".
Damit diese Wartezeit nicht in Langeweile ausufert, davor würden schon die
Militärbehörden etwa in Form ihrer Gestellungsbefehle sorgen.
Unterm Strich erweist sich diese Predigt als Dutzendware", wie man sie zur
gleichen Zeit auch von anderen in die Schützengräben-Predigern" vernehmen
konnte.
Inwieweit dieser Prediger, er mag nun Russell oder Bösenberg geheissen
haben,"besser" war als die andern. Der Beweis ist in der Tat nicht erbracht!
Zu bemerken ist auch; Bösenberg ist zu der Zeit und auch später noch, durchaus als
gläubiger Russell-Anhänger bezeichenbar. Die Dissenze, die ihn zur eigenen Herausgabe
des Botschafter für den Haushalt des Glaubens" veranlassten, liegen mit
Sicherheit nicht auf der Ebene, wie man sich denn zu der militärischen Herausforderung
des ersten Weltkrieges verhalten sollte.
Beide, zeitgenössische Bibelforscher, als auch Bösenberg, absolvierten zu der Zeit, wenn
sie von den Behörden dazu genötigt wurden, sehr wohl den Militärdienst.
Das quasi als Einführung.
Und nun noch der Wortlaut jener Kriegspredigt, aus dem Volksboten" vom 3. Juni
1916.
Bilde sich jeder seine eigene Meinung dazu:
Die Sehnsucht nach Frieden und die Notwendigkeit des
Krieges.
Von dem Bibelwort ausgehend: Er beschwichtigt die Kriege bis an das Ende der Erde ...
Lasset ab und erkennet, daß ich Gott bin!" (Psalm 46, 9-10), wollen wir heute
versuchen, eine schwierige Frage von einem neuen Gesichtspunkt aus zu betrachten. Wir
werden dabei zu überraschenden und dennoch vernünftigen Schlußfolgerungen kommen.
Nach allgemeinen Grundsätzen könnte niemand dem Kriege mehr abhold sein als ich, denn
ich möchte mich, soweit meine Gefühle in Frage kommen, als einen extremen Friedensfreund
bezeichnen. Dennoch können wir unsere Augen den geschichtlichen Tatsachen gegenüber
nicht verschließen, daß der Welt eigentlich jede Segnung durch Krieg zuteil geworden
ist, um den Preis grausamen Blutvergießens.
Wo würde Amerika heute sein, wenn es keinen Unabhängigkeitskrieg gegeben hätte?
Und würde nicht das machtvolle Deutsche Reich und die Einheit der deutschen Stämme auf
Schlachtfeldern errungen?
Wo würden die Völker Europas heute sein, wenn sie nicht gekämpft hätten, um ihre
nationalen Freiheiten zu erhalten?
Wohin würde irgend ein Land in weniger denn Jahresfrist bleiben, wenn es sich weigern
wollte, in Kriegsbereitschaft zu bleiben?
Dieser, dem allgemeinen Empfinden entspringende Gesichtspunkt steht nicht im Widerspruch
mit den Lehren unseres Meisters. Unser Meister redete nicht zu den Nationen, sondern zu
einzelnen Personen, als er ermahnte, daß man, wenn man auf den einen Backen geschlagen
werde, auch den anderen darbieten und nicht widerstehen solle. Die Belehrungen Jesu
richteten sich lediglich an seine Jünger, seine Nachfolger.
Ihnen wurde anbefohlen, aus der Welt auszugehen und sich abzusondern von ihrem Geiste -
ein neues Volk, eine heilige Nation. Sie sollten erwarten, gleich ihrem Meister Verfolgung
zu leiden. Ihnen galt seine persönliche Verheißung, daß, wenn sie mit ihm um der
Gerechtigkeit willen leiden würden, sie hernach in seinem Reiche belohnt würden, indem
sie alsdann mit ihm auf seinem Thron sitzen sollten.
Die Seligpreisungen ergingen nicht an Nationen.
Als Jesus sagte: Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes
heißen", redete er nicht zu Nationen, sondern zu einzelnen Personen, zu einer
besonderen Klasse von Personen, nämlich zu solchen, die durch eine völlige Preisgabe
aller ihrer irdischen Interessen seine Jünger werden wollen.
Das, was der Erlöser in bezug auf Nationen sagte, was das direkte Gegenteil dessen, was
er seinen Nachfolgern sagte.
Er sagte: Ihr werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei hören. Sehet zu, erschreecket
nicht; denn dies alles muß geschehen ... Denn es wird sich Nation wider Nation
erheben." (Matth. 24, 6.7).
Ich fürchte mißverstanden zu werden, aber über diesen Gegenstand herrscht so viel
Verwirrung, daß die Wahrheit deutlich dargelegt werden muß.
Tatsache ist, daß der Krieg nicht die Krankheit, sondern lediglich ein Symptom der
Krankheit des politischen Körpers und der Angelegenheiten der Erde ist. So lange die
Krankheit anhält, solange muß notwendigerweise daß äußere Anzeichen dafür, der Krieg
anhalten. Ist es nötig, daß ich sage, daß die Krankheit, die ich meine, die Sünde ist?
Sünde und Krieg sind unzertrennlich. Es könnte nur zwei Wege geben, dem Kriege Einhalt
zu tun:
1. Durch Bekehrung der nationalen Welt aus dem Zustande der Hartherzigkeit, Selbstsucht
und Sünde in den Zustand der Gerechtigkeit, Mildherzigkeit; oder
2. Durch die Einsetzung einer Regierung oder Macht, die von der Sünde nicht beherrscht
wird, um die Angelegenheiten des sündigen Menschen durch höhere Gewalt zu überwachen
und zu überwalten.
Ist eine solche Möglichkeit diskutabel? Leider nicht. Die gedruckten grundlegenden
Bedingungen müßten, wenn vorhanden, mit mathematischer Sicherheit zum Ziele führen.
Indes sehen wir aus der Bibel, daß Sünde und Selbstsucht in diesem Zeitalter die
Oberhand haben und ständig auf dem Kriegspfade sind, sei es auf politischem, sozialen
oder finanziellen Gebiet.
Kriege hat es unaufhörlich gegeben von der Zeit an, da der Mensch unter die Herrschaft
der Sünde kam. In früheren Zeiten kam die Selbstsucht durch Seeräuberei und Piratentum,
sowie durch den Sklavenhandel zum Ausdruck. Dann wieder wechselte man die Kampfweise und
die Führer erkannten, daß man durch mildere Methoden mehr erreichen könne, und zwar
durch Politik und Hierarchie.
Wiederum veränderten sich die Verhältnisse und die Klugen sahen ein, daß die
Sklavenhalterei mit dem Vordringen der Erfindungen in der Welt auf dem Gebiete der
Mechanik unlohnend wurde, und daß man mehr erreichen könne mit weniger
Verantwortlichkeit dadurch, daß man die Sklaven befreie und sie für ihren Unterhalt im
Wettbewerb mit den Maschinen arbeiten lasse.
Danach kam die Aera der finanziellen Kombinationen, der Riesen-Trust und Korporationen,
welche die Geschicke der menschlichen Familie vom Bauer hinauf bis zum Könige
beherrschen. Aber mit diesem steten Wechsel ist auch der Krieg fortgeschritten. Er hat
lediglich seine Form, seine Waffen, seine Methode geändert. Die Grundlage aller dieser
Kriege ist die Selbstsucht, und solange wie die Selbstsucht besteht, wird der Krieg
bestehen. Der Erfolg bringt Wohlergehen, der Mißerfolg bringt Bedrückung.
Ich beschränke also die Kriegsführung nicht auf Schlachtfelder, auf denen Kanonen und
Bajonette und Streitrosse den Ausschlag geben, noch auf Seeschlachten. In die große
Kriegsführung schließe ich ein alle sozialen, politischen und finanziellen Störungen
und Kämpfe. Es sind dies alles Schlachten, in denen meist der schlaueren Partei der Sieg
zufällt.
Die große unwissende Masse von Menschen, die in ihrer Einfalt noch vor hundert Jahren
kein selbständiges Denken kannte, ist durch freie Volksschulen und Bildungsgelegenheiten
aufgeklärt und urteilsfähig geworden und steht stets in Bereitschaft, sich jeden
möglichen Vorteil zu nutze zu machen. Überdies haben seit den letzten fünfundzwanzig
Jahren unsere großen Universitäten und Bildungsanstalten den Glauben an die Inspiration
der Bibel untergraben, und dieser Einfluß ist schließlich auf die großen Massen
übergegangen.
Sie geben jetzt ihren Zweifeln hinsichtlich eines zukünftigen Lebens Ausdruck und sind
fest entschlossen, so schnell wie nur irgend möglich, die Gelegenheiten des
gegenwärtigen Lebens wahrzunehmen, damit sie teilnehmen an dem Luxus der Reichen und ihn
zum Gemeingut aller machen. Wenn ihr Programm auch nur zur Hälfte ausgeführt wird, so
bedeutet das den furchtbaren Krieg, den die Welt je gesehen hat. Die Bibel nennt ihn
eine Zeit der Drangsal, dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine Nation
besteht." (Daniel 12, 1).
Da der Geist des Krieges, der Geist der in Tätigkeit getretenen Selbstsucht ist, so
bestätigt sich dadurch die Tatsache, daß die Welt nie mehr zum Streit gestimmt war denn
jetzt; und daß sie nie die Befriedigung ihrer Begierden in dem Maße betrieb wie heute.
Und obschon sie Segnungen genießt, von denen Leute früherer Zeiten nicht träumten, so
ist doch die Unzufriedenheit größer und allgemeiner denn je zuvor, und sie treibt die
Menschheit mit immer größerer Eile hinein in den größten aller Kämpfe.
So lange das Geld noch seinen Wert hat, und die politischen Kombinationen die Herrschaft
nicht verlieren, wird das soziale Gebäude statt intakt und in Funktion bleiben, Nation
wider Nation durch Heere und Flotte.
Aber sobald die politischen und finanziellen Mächte zusammenbrechen, wird aus dem Kriege
die Anarchie entstehen, in der nach der Bibel Eines jeden Hand wider seinen
Nächsten" sein wird.
Die führenden Geister der Welt erkennen die dargelegten Tatsachen klar an. Für die
Vorschläge wohlmeinender Fríedensfreunde hat man nur ein mitleidiges Lächeln. Den
Steuerreformen und der Erbschfaftssteuer haben sich diejenigen am wenigsten gewogen
gezeigt, die es anging. Viele Reformen unserer Tage sind entstanden der Not
gehorchend, nicht dem eigenen Triebe." Es waren Zugeständnisse, welche die Klugheit
gebot.
Zweifellos werden ihnen noch größere Zugeständnisse folgen, ebenfalls von der Klugheit
diktiert; aber alle diese Zugeständnisse werden den wachsenden Appetit zunehmender
Unzufriedenheit nicht zu stillen vermögen.
Jedes Zugeständnis der begünstigten Klassen an die Massen ist gleich dem Fraß, den man
einem Rudel verfolgender hungriger Wölfe vorwirft. Sie pausen eine Weile um die Vorteile
zu verschlingen, aber ihr Appetit wird nur um so mehr gereizt.
Auf ein Heilmittel kann, wofern es ein solches gäbe, heute noch weniger Hoffnung gesetzt
werden als vor etwa fünfzig Jahren; damals hatte man den Glauben an die Bibel und den
allmächtigen Schöpfer noch nicht ganz verworfen.
Die höheren Textkritiker haben gründliche Arbeit getan, indem sie den Glauben an das
einzige Buch zerstörten, das göttliche Inspiration für sich in Anspruch nehmen kann.
Sogenannte Bildung und modernes Geschäftsleben haben das Ihrige dazu beigetragen, daß
die Welt jetzt von selbstsüchtigem Ehrgeiz entbrannt ist, nach Reichtümer und Luxus
verlangend, ohne zu entsprechenden Gegenleistungen bereit zu sein.
Das Bild, das ich gemalt habe, würde nur verwirrend wirken und unnütz sein, wofern ich
nicht eine gute und ermutigende Botschaft darzubieten hätte. Gott hat den
Entwicklungslauf des Bösen während der sechs großen Tage der Geschichte der Erde -
sechstausend Jahre - vorausgesehen; und er hat Vorkehrungen für den großen siebenten
Tag, ebenfalls von tausendjähriger Dauer, getroffen. Dieser Tag wird die Zeitepoche sein,
in der der Messias auf dem Throne alles neu machen wird. Vielfach redet die Bibel davon,
daß sich die Welt in einer Nacht der Sünde und des Leidens befindet, auf welches die
Morgendämmerung eines neuen Tages folgt, an dem Gerechtigkeit auf Erden herrschen wird,
nicht nur auf königlichem Befehl hin, sondern durch die göttliche Macht seines Reiches.
Das Königreich des Messias wird die idealsten Vorstellungen von einer vollkommenen
Regierungsform weit übertreffen. Es wird wie der Prophet es nennt, das Begehren
aller Nationen" stillen.
Aus anderen Bibelstellen wissen wir, daß die Wolke, die jetzt über der Menschheit
hängt, einen furchtbaren Sturm des Streites, des Blutvergießens und der Drangsal
entladen wird, sodaß die Welt bis zum Überfließen voll davon wird. Danach wird unter
der Leitung der messianischen Verwaltung der Geist eines gesunden Sinnes allmählich in
die Menschheit kommen, und in dem gleichen Verhältnis wird sie das messianische
Königreich in treuer Unterwürfigkeit anerkennen, und man wird, wie der Prophet uns sagt,
sprechen:
Siehe da, unser Gott auf den wir hörten; er wird uns helfen." (Jesaja 25,9).
Reich und Arm jeder Nation werden sich allmählich der veränderter Verhältnisse bewußt
werden, und alle, die Gerechtigkeit lieben, werden miteinander frohlocken. Laßt uns daher
nicht entmutigt werden, wenn die Kriege zwischen den Nationen fortdauern oder gar
zunehmen, oder wenn die politischen, sozialen, religiösen und finanziellen Kämpfe
schlimmer denn je zuvor toben. Möge uns dies nicht befremden, sondern denken wir daran,
daß dies die Regung und Wirksamkeit des gefallenen menschlichen Herzens ist.
Die Bibel deutet darauf hin, daß Gott der Menschheit einen Anschauungsunterricht erteilen
will bezüglich des Einflusses der Selbstsucht, und dies wird eine solche Lektion sein,
daß sie sie nie vergessen werden, sondern in alle Ewigkeit sich als nützlich erweisen
wird.
Mit dem Vorhergehenden soll nicht gesagt sein, daß Selbstsucht und Streitsucht
irgendwelche Existenzberechtigung hätten und empfehlenswert seien, sondern das gerade
Gegenteil. Diejenigen, die durch Unterweisung zu lernen vermögen, gilt das Wort Gottes.
Wer den Unterweisungen der Bibel genau folgt, wird einen entsprechenden Segen empfangen.
Zwar richtet sich die Bibel in Sonderheit an die geweihten Gotteskinder, welche die wahren
Friedensstifter sind, die Jesus meinte, als er sagte:
Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen."
In dem Maße aber auch, indem andere den rechten Grundsatz anerkennen, den Grundsatz der
Barmherzigkeit, des Mitgefühls und der Teilnehme, werden sie in Harmonie mit dem großen
Könige kommen und sich dementsprechend mehr oder weniger schützen vor der Drangsal des
großen Tages des Zornes, der herannaht.
Den edlen Bestrebungen der Friedensfreunde kann man nur die höchste Anerkennung zollen.
Aber es ist vorauszusehen, daß ihre gutgemeinten Pläne nicht durchführbar sind, denn
Gott strebt in der gegenwärtigen Zeit und unter den gegenwärtigen Umständen, keinen
Frieden an:
Kein Friede den Gesetzlosen; spricht Jehova." (Jesaja 48,22)
Das Wort Gesetzlosen" umfaßt die ganze menschliche Familie; denn da ist
kein Gerechter, auch nicht einer".
Nur eine verhältnismäßig kleine Zahl hat vom biblischen Standpunkt aus aufgehört
gesetzlos zu sein. Die einzigen, die in Gottes Augen gerechtfertigt sind, sind diejenigen,
die im Vertrauen auf das Blut Jesu Christi zur Vergebung ihrer Sünden ganz dem Erlöser
hingegeben, geweiht haben ...
Als zusätzliches Zeitzeugnis sei auch auf einen anderen früheren WTG-Funktionär,
F. L. A. Freytag
hingewiesen, welcher in der weiteren Entwicklung der Dinge, dann noch seinen eigenen
Laden", die sogenannte Kirche des Reiches Gottes" aufmachte.
Um es vorweg zu sagen, sonderlich sympathisch" ist mir Herr Freytag sicherlich
nicht. Und an Minderwertigkeitskomplexen" litt er sicherlich auch nicht.
Letzteres muss man ja an sich, noch nicht negativ werten. Man muss allerdings fragen,
wohin dann der Weg führt. Und im Falle Freytag zu einem Personenkult von geradezu
abstoßender Dimension.
Nachdem er also - Umstände bedingt - seinen eigenen Laden"
aufgemacht hatte, gehörten auch einige Zeitschriften zu seinem Repertoire. Eine davon
nannte sich Der Engel Jehovas". Und in besagtem Engel Jehovas"
(Ausgabe vom April 1925) lies er sich von seiner Anhängerschaft wie folgt anreden:
Geliebter Sendbote, würden Sie mir sagen,
welches Ihre Meinung über die Lehre der Bibel ist und wie Sie dieselbe einschätzen?
..."
Diese Steilvorlage nutzend, lamentiert dann in der Antwort darauf, besagter Herr
Freytag entsprechend.
Also nochmals zum auf der Zunge zergehen lassen". Herr Freytag wähnt allen
Ernstes, der alles überragende Sendbote des Herrn" zu sein.
Genannte Ausgabe des Engel Jehovas" vom April 1925, ist noch in anderer
Hinsicht aufschlussreich. Da er sich offenbar in selbiger so richtig in Fahrt"
geschrieben hat, kann man dort von ihm noch ein paar andere markante Sätze mehr lesen.
Unter anderem den (S. 28f.):
Dann gab mir die Bibel dieses Zeugnis, und die
Gesandten von Brooklyn kamen mir zu sagen. Du hast doch eine so schöne Stellung bei uns,
laß Deine Gedanken fahren, und Deine Stellung bleibt Dir sicher bis zum Ende Deiner
Tage."
Offenbar hatten die Gesandten von Brooklyn" mit diesem Angebot wohl keinen
sonderlichen Erfolg, denn der Freytag-Text geht weiter mit den Worten:
Wie ich sagte, gab mir die Bibel dieses
Zeugnis, daß in Laodicäa, bei den Bibelforschern, wir blind, arm und nackt waren. Bist
Du jetzt der Wortführer des Herrn, um es ihnen zu sagen, oder willst Du Dir die Stellung
erhalten, welche man Dir geben zu wollen behauptet und die Du niemals von jemandem
empfangen hast, von wem es auch sei, als nur von der Hand des Herrn?"
Auch diese Aussage strotzt dann ja wohl so vor Selbstbewusstsein.
Da die Gesandten von Brooklyn" nicht das erhoffte Ergebnis einfahren konnten,
schlugen selbige nun eine andere Tonlage an. In Freytags Worten (Engel Jehovas"
Januar/Februar 1922) wie folgt:
Wir haben mit nichts angefangen, denn man hatte
uns im Jahre 1919 im Monat Dezember alles genommen. Die Bibelforscher hatten uns den
Gerichtsvollzieher geschickt, daß er unser Material beschlagnahmte. So hatten wir nur
noch die Rechnungen, die wir zu bezahlen hatten, von den Büchern und Broschüren, welche
die Bibelforscher uns hatten nehmen lassen. Und jetzt hat der Allmächtige Erbarmen gehabt
mit seinem Volke und hat ihm Manna vom Himmel gegeben, nicht mehr Schriften, die da
Luftschlösser und Dämmerlicht, wie die Schriftstudien, sondern die reine, strahlende
Wahrheit."
Pikant, die Herren Zaugg und Binkele, welche da im Auftrage Rutherford's die
Henkersdienste im Falle Freytag organisierten. Beide Herren wird man zu einem späteren
Zeitpunkt, auch noch als von der WTG
Geschasste begegnen
können.
Vieles im Leben ist offenbar nur eine Frage der Zeit!
Da Freytag in der Frühzeit, besonders die Französischsprachigen Gebiete für die WTG
dominiert hatte, blieb das nicht folgenlos. Die WTG kam in Frankreich auf keinen
sonderlich grünen Zweig. Das änderte sich erst, als es ihr gelang, unter aus Polen
eingewanderten Bergleuten in Frankreich, nennenswert Fuß zu fassen.
Die WTG bescheinigt dem Freytag noch, er habe nebst dem Personenkult, besonderen Wert auf
die Charakterentwicklung" gelegt.
Das war ja auch einer der Aspekte, denen Rutherford den Krieg erklärt hatte, dieweil er
die seiner Meinung nach dafür vergeudeten" Ressourcen für die
Klinkenputzertätigkeit umkanalisiert wissen wollte.
In einem geschraubt formulierten Text teilte auch der deutsche Wachtturm" des
Jahres 1919 (S. 179f.) mal was zum Fall Freytag mit. Allerdings ist weiterhin
festzustellen, vor allem im französischsprachigem Raum, der Schweiz und Frankreich,
wirkte die Freytag-Krise nachhaltig. Weniger im Deutschsprachigem Raum.
Jedenfalls schrieb genannter WT damals:
Bekanntmachung
Aufhebung der Vollmacht
Sintemal die Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft, die unter den Gesetzen des Staates
Pennsylvania, Vereinigte Staaten von Nordamerika gegründet ist, seit mehreren Jahren ein
Bureau in Genf, Schweiz unter dem Namen Tour de Garde Societe de Bibles et Traites
unterhalten und Herrn A. Freytag aus Genf (Schweiz) als Leiter des religiösen Werkes und
der Angelegenheiten in Genf (Schweiz) ernannt und sintemal genannte Wachtturm Bibel und
Traktat-Gesellschaft in ihrem Zweigbureau in Genf (Schweiz) Geschäftsräume unterhalten
hat und noch großen eigenen Kosten unterhält und den Wachtturm (Tour de Garde)
veröffentlicht und verschickt, welcher in der französischen Sprache erscheint, ferner
Bücher und Traktate herausgibt, und das gesamte Werk unter Leitung des genannten Herrn A.
Freytag stand, jedoch unter der direkten Oberaufsicht genannter amerikanischer
Gesellschaft und sintemal genannter Freytag Untreue gegen die Wachtturm Bibel- und
Traktat-Gesellschaft wurde und verfehlt hat und noch verfehlt, genannte Wachtturm Bibel-
und Traktat-Gesellschaft in ihrem Werke getreu zu repräsentieren, deshalb benutzt die
Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft jetzt ihr gesetzliches Recht und ihre Vollmacht,
um mit Gegenwärtigen die Ernennung des genannten Freytag zu widerrufen und aufzuheben und
entzieht ihm hierdurch alle Rechte und Vollmacht die Wachtturm Bibel- und
Traktat-Gesellschaft in irgend einer Weise zu vertreten und verlangt, dass es sofort alle
Bücher, Papiere, Veröffentlichungen, Bibeln und andere Einrichtungen welche zurzeit in
seinem Besitze sind, jedoch der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft gehören,
zusammen der Leitung und der Veröffentlichung des Wachtturms (Tour de Garde) herausgibt
und dem Vertreter der
Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft, Herrn Conrad C. Binkele in Zürich (Schweiz)
dem ordnungsgemäß ernannten und bevollmächtigten Vertreter der Wachtturm Bibel und
Traktat-Gesellschaft aushändigt, und daß dieser das gesamte Eigentum der Wachtturm Bibel
und Traktat-Gesellschaft noch in Genf, in Besitz nimmt und nach Zürich überführt,
zusammen mit dem Wachturm (Tour de Garde) der Abonnentenliste und allen anderen Papieren
Büchern und Dokumenten, welche dem Büro in Genf (Schweiz) gehören. Das Bureau der
Wachtturm Bibel und Traktat-Gesellschaft in Genf (Schweiz) soll noch dem genannter Herr
Binkele davon Besitz ergriffen hat, geschlossen werden, und alle Waren, alles Eigentum und
alle Sachen, die oben ausführlich angeführt wurden, sollen von der Wachtturm Bibel und
Traktat-Gesellschaft nach Zürich (Schweiz) überführt werden.
Nochmals zur April-Ausgabe 1925 des Engels Jehovas" zurückkehrend. In
selbiger verbreitet sich Herr Freytag auch mit der Einschätzung:
Ich kann also sagen, was mich anbetrifft, daß
die Bibel einen großen Wert für mich hat, sie ist auf meinem Pfade ein Licht gewesen und
meines Fußes Leuchte. Als der Herr mir gab, die Göttliche Offenbarung" zu
schreiben, war es immer noch mein anbetungswürdiger herrlicher Meister, welcher mir das
Zeugnis mittelst der Bibel gab, mittelst der Offenbarung:
Du weißt nicht, daß du dich in Laodicäa befindest. Du weißt nicht, daß du arm, blind,
elend und nackt bist. Du siehst also nicht, daß Deine Brüder von Brooklyn
einen Haufen von Kompromissen machen, und daß wenn man sie fragt, ob sie gegen den Krieg
seien, sie die Heuchelei besitzen, nach Veröffentlichung des siebten Bandes der
Schriftstudien zu erklären, daß sie nicht gegen den Krieg seien, um sich so aus der
Klemme zu ziehen.
Sie haben also die Mörder und die Abscheulichkeiten des Krieges gebilligt, und sie so mit
den Trunkenen gegessen und getrunken, wie die Schrift es erklärt, als der böse Knecht
sagte: Mein Herr zögert zu kommen, und er setzt sich um mit den Trunkenen zu essen und zu
trinken."
Also auch Freytag unterstellt, unter Hinweis auf Band 7 der Schriftstudien",
dass die WTG-Hörigen in der Kriegsfrage keineswegs konsequent waren, sondern (wie andere)
es mit dem lavieren hielten. Da Freytag in der Schweiz lebte, selbige nicht aktiv am
ersten Weltkrieg beteiligt war, fiel ihm Kritik dieser Art auch nicht sonderlich schwer.
Der Kelch" ging ja an ihm selbst vorüber.
Bezüglich der Ausmerzung ursprünglich Kriegsgegenerischer Passagen aus der Auflage 1918
des Bandes 7´",
Siehe auch Schriftstudienhinweis
Man vergleiche auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,8852,9491#msg-9491