Kommentarserie 1962 zusammengefasst

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl)

Djilas, Blutbestanteile, Luftschutz, Goldwater, Bultmann, Küng, David Wiedenmann, Schweiz und Wehrdienst, Jaroslawski, Makarenko, Radio Luxemburg, „Hämaccel", Mormonen, Aluminiumgeschirr, Tanzen, Chiropraktik, Niemöller, Franz Overbeck, West-Berlin, Willy Müller, Heilsarmee, Frau beste Freundin der Religion, Voltaire, Newton

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Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. Januar 2012 13:55
Vor fünfzig Jahren
Kongress-Impressionen

Rückblickende Kongress-Impressionen des Jahres 1961, offeriert der „Wachtturm" vom 1. 1. 1962.
Weltweit seien dreizehn jeweils sechstägige Kongresse veranstaltet worden.
Was Europa betrifft, wurden nachstehende Veranstaltungsorte genannt (in Klammern dann nach die jeweils genannten maximalen Anwesendenzahlen)

Hamburg (Deutschland) (88.308)
London (Großbritannien) (48.070)
Kopenhagen (Dänemark) (33.513)
Amsterdam (Niederlande) (23.708)
Paris (Frankreich) (23.004)
Turin (Italien) (6.372)

Diese Aufzählung macht schon mal deutlich; etliche Westeuropäische Staaten werden ja nicht mit aufgeführt, und in den genannten Ländern, auch jeweils nur ein Veranstaltungsort, dass damit sicherlich eine umfängliche - Kostenaufwendige - Reisetätigkeit verbunden war.
Zwar konnte man so, an den jeweiligen Veranstaltungsorten eine erkleckliche Zahl zusammenkarren, konnte also der Welt demonstrieren: „Wir sind wer".
Hätte es weitere regionale Veranstaltungsorte gegeben, wäre deren zahlenmäßige Frequentierung geringer. Und die Folge auch, die weltliche Presse hätte weitaus weniger von ihnen Kenntnis genommen.
Auf letzteren Aspekt schielt die WTG bei solchen Mammutveranstaltungen doch besonders.
Etliche logistische Probleme mussten auch gelöst werden. Hamburg beispielsweise, eine blanke Wiese, ohne angestammte Infrastruktur. 1.300 Toiletten mussten im Vorfeld der Veranstaltung installiert werden.
In Paris benötigte man ein Zelt für die Cafetaria.
Eingeholte Kostenvoranschläge, für deren leihweise Anmietung besagten; ein Preis in der Größenordnung zwischen 120.000 - 160.000 DM wird gefordert.
Ergo entschied die WTG, sie kauft 5.000 m2 Segeltuch, und die Zeugen durften sich dann selbst als „Zeltmacher" profilieren. Immerhin wähnte man so eine Kostenersparnis von etwa 120.000 DM errreicht zu haben.
Ein anderes Problem in Paris, die benötigte Lautsprecheranlage. Kostenvoranschläge etwa taxierten einen Preis von 24.000 DM dafür.
Auch das war der WTG offenbar zuviel. Jubilierend berichtet sie über die dann praktizierte Lösung:

„Man beschloß deshalb, die Lautsprecheranlagen sämtlicher Kreise kommen zu lassen und die fehlenden Geräte noch zu kaufen. Die hinzugekauften Lautsprecher wurden nachher an die Kreise verkauft."

Also auch in diesem Falle die Kostenweitergabe WTG-seitig an die letzten Glieder in dieser Kette. Ob denn besagte Kreise, derart nun mit Lautsprechern bestückt, einen tatsächlichen Bedarf dafür hatten, lässt die WTG unbeantwortet. Der „Bedarf" wurde ihnen dann halt von oben angeordnet.

Zu Hamburg siehe unter anderem:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,90661,96965#msg-96965

Mysnip.7479

Forumsarchiv259
 

Wieder mal: Herr Djilas
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. Januar 2012 00:18
Vor fünfzig Jahren
Wieder mal: Herr Djilas

Erneut vermarktet "Erwachet!" vom 8. 1. 1962 in einem ganzseitigen Artikel unter der Überschrift "Kommunismus und Religion" das Buch des Jugoslawen Milivan Djilas mit dem Titel "Die neue Klasse".
Nun gedenke ich mit Herrn Djilas wegen Titel und Inhalt seines Buches, keineswegs zu streiten. Ich stelle lediglich die Frage, ist das nun ein Thema, das eine vermeintlich "religiöse" Zeitschrift vordergründig umzutreiben hat?
Wer sich mit dem Faktum der DDR-Staatssicherheit im Detail mal auseinandergesetzt hat, der kann wissen.
Die Stasi pflegte mit inhaftierten (später aber auch mit nicht inhaftierten) Zeugen Jehovas, von ihr initiierte "Gespräche" zu führen. Ihre Litanei die sie da so herunterzurattern pflegte lautete der Tendenz nach.
Es könne ja "alles gut werden", wenn nur der WTG-Antikommunismus nicht wäre. Und die Stasi pflegte sich auch auf solcherlei "Gespräche" dergestalt vorzubereiten, entsprechende Belegstellen aus der WTG-Literatur vorzulegen.

Offenbar war auch genannte "Erwachet!"-Ausgabe solch ein Fall, welcher sich für das Stasi-Raster "vorzüglich" eignete!
Man sehe sich beispielsweise den Wikipedia-Artikel "Sozialismuskritik" an.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialismuskritik

Da werden ja einige einschlägige Bücher genannt. Gut, einige davon habe ich selbst (nach dem Ende der DDR) lesen können. Insoweit gedenke ich mit deren Autoren, einschließlich Herrn Djilas, keineswegs zu streiten.
Nur eben um 1961/62 befand sich der Ostblock noch im Stadium seiner Machtentfaltung. Wer zur Unzeit "dem Affen Zucker gibt", darf sich nicht wundern, bekommt er vom Affen eine Gegenreaktion, die er sich so eigentlich nicht vorgestellt hatte.

Siehe zum Thema unter anderem

Noch nicht enttarnt

Mysnip.118439

Die 1962er Jahresdatei
WTG-Blutdogmatik
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Januar 2012 01:03
Vor fünfzig Jahren
WTG-Blutdogmatik

Eine ganze Reihe sogenannter Leserfragen, in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 1. 1962 sind der WTG-Blutdogmatik gewidmet.
Etwa die dogmatische „Empfehlung" eigene umfängliche Nachforschungen anzustellen, ob Fleisch dass man kauft auch wirklich ausgeblutet sei. Dabei „empfiehlt" der WT, auch fallweise „vom Pontius zum Pilatus zu rennen", sofern bei erhaltenen Auskünften, Unklarheiten zurückbleiben sollten.
Die Widersprüchlichkeit offenbart sich dann wohl auch in der Frage wie man es mit Fischen oder Insekten halten solle, welche zu Nahrungszwecken Verwendung finden. Da wähnt man, sie enthalten nicht soviel Blut, um sie systematisch ausbluten lassen zu können.
Noch zwielichtiger ist die Frage, wie man es mit Impfstoffen halten solle. Die vehemente frühere
WTG-Impfgegnerschaft, wagt man zwar im Jahre 1962 nicht mehr eins zu eins zu wiederholen. Indes allzuweit von ihr entfernt ist man wohl nicht.
Die dazu gestellte „Leserfrage" lautet:

„Wie sollten Christen die Anwendung von Seren und Impfstoffen betrachten ... Hat die Gesellschaft ihren Standpunkt in dieser Frage geändert?"

Und als Antwort darauf wird unter anderem ausgeführt:

„Es ist ... nicht richtig, sich Blut oder Blutbestandteile übertragen zu lassen, um sein Leben zu erhalten".

Ergo ist in WTG-Sicht ihre dubiose Dogmatik schon mal „wichtiger" als eine fallweise Lebenserhaltung.
Weiter geht es mit den sophistischen Ausführungen:

„Niemand sollte schlußfolgern, daß die Watch Tower Society die Anwendung von Impf- und anderen Stoffen, bei deren Herstellung Blut verwendet wird, befürworte. Doch besteht vielerorts der Impfzwang und es mag für den Christen beruhigend sein zu wissen, daß das Impfen nicht der Ernährung dient."

Halb gezwungermaßen zieht man sich dann auf die Linie der individuellen Gewissensentscheidung zurück, lässt diese Sophisterei aber mit den Sätzen ausklingen:

„Doch wird der reife Christ nicht versuchen ... so viele weitere ärztliche Verfahren wie möglich, bei denen Blutbestandteile verwendet werden, zu rechtfertigen. Im Gegenteil ... wird er sie umgehen und die Anwendung anderer Behandlungsmethoden verlangen, wenn es solche gibt."

Ein Praxisbeispiel, welche Folgen denn diese WTG-Einschüchterungsdogmatik haben kann, lieferte auch Barbara Kohout in ihrem Buch „Mara im Kokon" wenn sie darin auch berichtete:

„Mir ist ein besonders krasser Fall einer Glaubensschwester bekannt. Ihr Mann hatte Selbstmord begangen — was bei Jehovas Zeugen leider auch kein Einzelfall ist. Die Frau blieb fast mittellos mit zwei Kindern zurück. Sie wollte sich Gottes Segen durch ihre guten Taten verdienen. Sie meldete sich immer wieder für den Hilfspionierdienst an. Das bedeutete für sie, 75 Stunden im Monat zusätzlich zu den normalen Anforderungen des Lebens zu predigen. ... Das Verbot, Blut zu essen, stürzte sie vollends in Panik. Sie entwickelte die Phobie, dass in allen Lebensmitteln Blut sein könnte. Sie war nicht mehr in der Lage, etwas zum Essen einzukaufen. Ich musste vor ihren Augen alle Zutatenlisten von verpackten Lebensmitteln kontrollieren, ob kein Hinweis auf ,hämo' (Blut) zu finden sei. Ich meine wirklich alles: Nudeln, Schokolade, selbst vor dem Genuss von Bananen hatte sie Angst, denn es könnte ja eine Vogelspinne darauf gewesen sein, die man getötet hat und ihr Blut könnte doch noch unsichtbar auf dieser Banane sein. ... Diese Frau hat sehr gelitten. Einmal las sie einen Artikel, dass in Holzleim Blutplasma als Bindemittel verwendet werden könnte. Daraufhin wischte sie ihre sämtlichen Möbel mit Chlor ab und wusch alles, was sie in den Schränken aufbewahrt hatte, um ja alle Spuren von möglichem Blut zu beseitigen. Es war entsetzlich. Das ging so weit, dass sie sich eines Abends das Leben nehmen wollte. Noah und ich brachten sie dann in die Psychiatrie nach Kaufbeuren.
Fünf Tage später rief uns der behandelnde Arzt an: Er könne es nicht mehr verantworten, sie zu behalten. Sie verweigere jegliche Nahrungsaufnahme, weil sie Angst habe, es könnte Blut enthalten sein. Das Martyrium dauerte mehrere Jahre, bis es uns gelang, in München Ärzte zu finden, die mit dieser Art Psychose Erfahrung hatten und ihr dann schließlich helfen konnten."

Loriot erneut bestätigt!
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. Januar 2012 01:57
Vier Druckseiten ist „Erwachet!" vom 22. 1. 1962 ein Artikel wert, welcher mit der Einleitung beginnt:

„Im Staate New Hampshire (USA) wollten zwei Männer versuchsweise fünf Tage in einem Strahlenschtzraum zubringen, um zu sehen, wie ihnen das bekomme.
Im Laufe des zweiten Tages ihrer freiwilligen Haft rief einer der beiden Männer seine Frau per Telefon, das den Bunker mit seinem Haus verband, zu Hilfe. Er litt unter Atemnot. Die Frau eilte zum Bunker ... und versuchte, die schwere Tür aus Eisenbeton zu öffnen. Unter Aufbietung aller Kräfte gelang es ihr schließlich. Die frische Luft rettete die beiden ... Amerikaner vor dem Erstickungstod."

Weiter erfährt man in diesem Artikel unter anderem:

„In einem einzigen Monat baten 2.400.000 Personen um Zustellung der von der Regierung herausgegebenen Broschüre, betitelt 'Der Familien-Strahlenschutzraum.'"

Oder auch dieses Detail:

„Eine Firma in Dallas erwartete schon im ersten Monat ihres Bestehens Aufträge für 100.000 Dollar. In einer Stadt im Osten des Landes wurden in wenigen Wochen nicht weniger als dreißig Bunkerbaufirmen gegründet."

Es werden noch ein paar mehr Details im ähnlichem Sinne geschildert.
Auch die WTG selbst ist von dieser Hysterie dergestalt betroffen, als sie mitteilt, eine Anzahl von Briefen aus ihrer Anhängerschaft erhalten zu haben, die wissen wollten, wie man sich diesem Boom gegenüber verhalten solle.
Die Antwort bestand wieder mal in dem „patentierten Gummiband-Gewissen Made in WTG"
Der wesentliche Teilsatz dieser Antwort der WTG, die sich auf die Linie zurückzieht, das müsse jeder persönlich entscheiden, besteht in der Feststellung

„da in der Bibel nichts zu finden sei, was dagegen spreche."

Nun ist es zwar richtig, dass die WTG nicht der primäre Auslöser dieser Hysterie ist. Man darf aber auch daran erinnern, wie denn ihre Position zu ähnlich gelagerten Fragestellungen, einige Zeit davor war. Etwa wenn aus Nazi-Konzentrationslagern Fälle bekannt wurden, dass Zeugen Jehovas es strikt ablehnten, sich an angeordneten Verdunkelungsmaßnahmen zu beteiligen. Und dies auch dann so hielten, wenn sie sich als Folge dieser Weigerung zusätzliche Leiden einhandelten.
Man vergleiche zum Thema auch die 1962er Jahresdatei. Dort den Abschnitt „Salto morale" wo analoge Ausführungen des „Wachtturms" vom 15. 5. 1962, den thematischen Anlass bildeten, einen entsprechenden Rückblick auf das WTG-Gebaren zu diesem Thema vorzunehmen.
Siehe auch
Das Thema Luftschutz
Hier und heute, mag als weitere Ergänzung noch aus einem Gestapo-Vernehmungsprotokoll partiell zitiert werden. (Der eigentliche Protokolltext ist durchaus umfänglich. Es werden jetzt aber nur die thematischen Details zitiert):

„Geheime Staatspolizei Würzburg, den 12. Oktober 1940
Staatspolizeistelle Würzburg
B. Nr. - II B - 7861/40 - Kei.
Georg Karl K ...,
Reisevertreter, getrennt lebend, zuletzt wohnhaft gewesen in Würzburg, Erthalstrasse 58, seit l. September 1940 ohne feste Wohnung, früher evangelisch nun Anhänger der IBV., RD ...
Meine Bemerkungen über die Verdunkelung, die ich im Hospiz der Schwester Emma gegenüber machte, waren herausgefordert durch ihre spitzen, ablehnenden Redensarten gegenüber meinem religiösen Standpunkt. Über religiöse Angelegenheiten habe ich im Hospiz außer mit Schwester Emma noch mit einem Soldaten, dessen Namen ich nicht weiß, gesprochen. Er war ev. Theologe und zur Zeit auf Urlaub. Selbstverständlich beharrte er auf seinem kirchl. Standpunkt, während ich meine Überzeugung vertrat. Ich vertrat den Standpunkt, daß mit der Wiederkunft Christi im Jahre 1940 zu rechnen sei, während er anderer Meinung war."

Hier ist ein exemplarisches Beispiel geliefert über die Motivation der zeitgenössisch Handelnden. Im zitierten Fall eben die Endzeit-Naherwartung, die gar in diesem Fall auf 1940 terminiert ist.
Und nun in den 1960er Jahren das kontrastierende Verhalten der WTG in den USA selbst, die nichts dagegen hatte, sich an dieser Hysterie aktiv zu beteiligen!
Da wird man in der Tat unwillkürlich an einen der Filme von Loriot wieder erinnert!
Namentlich der 2. Teil 9, 40 Minuten lang, der schon einleitend das genannte mit thematisiert:

http://www.metacafe.com/watch/7997020/wachtturm_loriot_teil_1/

WTG-"Events"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. Februar 2012 03:53
Vor fünfzig Jahren
Gelesen in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 2. 1962:

„Im Jahre 1610 konnte in dem Gebiet der heutigen USA jemand, der das Sonntagsruhegesetz verletzte, ausgepeitscht werden. Noch heute, im Jahre 1962 kann man in gewissen Orten aus einem solchen Grund verhaftet und bestraft werden."

Treibender Teil diesbezüglich, gewisse Teile der Religionsindustrie.
Das erinnert auch etwa an das agieren letzterer in Sachen Prohibitionsgesetze.
Siehe als ein Beispiel dazu:

http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,112426,118285#msg-118285
05. November 2011 05:02

Zwar treibt die WTG die angerissene Frage der Sonntagsruhe nicht sonderlich um, ersichtlich schon an dem Umstand, dass ihr organisierter „Treppenterierdienst" nicht selten, auch an diesem Tage stattfindet.
Dafür hat sie halt andere „Events" auf Lager, die durchaus mit der vorzitierten Borniertheit vergleichbar sind. Auch in dieser WT-Ausgabe, wenn man darin etwa auch die Sätze lesen kann:
Etwa wenn sie meint postulieren zu sollen:

„Die Bibel ist kein Buch für Feiglinge und Defätisten, wiewohl die Christenheit, die es verbreitet, diesen Eindruck erweckt. Es ist kein Buch für Hasenherzen, Memmen, Weichlinge oder fromme Leute, die fortwährend Zugeständnisse machen, die allen gefallen und niemanden verletzen möchten, die sich davor fürchten, sich an die göttlichen Grundsätze zu halten oder gar für sie zu sterben."

Das gar „für sie zu sterben" kann dann im Falle der WTG-Religion bitterer Ernst werden, es sei nur an das Stichwort Bluttransfusion erwähnt. Zwar wird letzteres Stichwort in der hier genannten WT-Ausgabe nicht mit erwähnt, dafür aber ein anderes WT-spezifischex „Event" und zwar auf der Seite 84 jener WT-Ausgabe.
Dort brüstet sich die WTG wieder mal mit der Aussage:

„In der 'Zeit des Endes der Welt Satans kann der Entschluss (der WTG zu dienen) ... In gewissen Fällen zu Entzweiung im engsten Familienkreise führen."


Die Körpersprache der Frau rechts im Bild, dürfte dann wohl dazu auch einiges aussagen, angesichts des Inquisitionstribunals.
Noch mehr „Events" hat diese WT-Ausgabe auf Lager, und zwar in ihrer dort mit enthaltenen Rubrik „Fragen von Lesern"
Da wird eine Frage abgedruckt von einem Leser aus den USA, der Auskunft darüber begehrt:

„Verstößt es gegen christliche Grundsätze, eine Sammlung zu einem wohltätigen Zweck, die alljährlich in dem Geschäft in dem man arbeitet, durchgeführt wird zu unterstützen?"

Als Antwort wird dann wieder mal das berühmt-berüchtigte „Gummiband-Gewissen" der WTG-Hörigen bemüht. Ergo erfolgt keine pauschale Verneinung. Unterhalb dieser Schwelle indes lässt die WTG durchaus durchblicken, wie sie das Verhalten ihrer Hörigen dazu gesteuert wissen möchte.
Etwa wenn sie es nicht versäumt in ihrer Antwort auch die Stichworte mit einzubauen:

Das „für solche Zwecke zur Verfügung steht für ein anderes gutes Werk spende".

Und was das vermeintlich „andere gute Werk" sein soll, darüber lässt die WTG keinen Zweifel aufkommen. Das Verausgaben für den WTG-Egoismus.
Man höre sich dann doch nochmals die Tondatei an, wie beispielsweise der WTG-Funktionär Konrad Franke, da um Geld zu betteln beliebte.
Die Kunst des Konrad Franke um Geld zu betteln Bitte wegen der Größe der Datei, deren entsprechende Ladezeit beachten.
Franke ist kein Einzelfall.
Namentlich die sogenannten reisenden WTG-Funktionäre, die da in gewissen Zeitintervallen zur Vergatterung der örtlichen Zeugen Jehovas-Versammlungen aufzutauchen pflegen, haben eine hochgradige Schnorrermentalität entwickelt, die verdächtig nahe an Simonie herankommt.

Schweden
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. Februar 2012 03:50
Vor fünfzig Jahren
Schweden

Der für heute vorgesehene Beitrag obigen Titels, wurde bereits aus thematischen Gründen vorgezogen.
Weitere Details im nachfolgenden Link:

http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,120803,122453#msg-122453
30. Januar 2012 11:02
Kindersoldaten
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Februar 2012 03:20
Vor fünfzig Jahren
Der „Wachtturm" vom 15. 2. 1962 meint sich rühmen zu sollen:

„Unter den jungen Zeugen Jehovas, die anläßlich der Versammlung im Yankee-Stadion auf der Rednerbühne erschienen, war der kleine Gary, der in Bronx wohnt. Obgleich er nur sechs Jahre alt ist, geht er allein von Haus zu Haus... predigen."

Indem die WTG solcherlei Beispiele herausstellt, wird ihr extremer Organisations-Egoismus wieder mal deutlich.
Solche Typen, in anderen Kulturkreisen würde man von Kindersoldaten reden, sollen dann wohl nicht selten in späteren Jahren, die „Strebertypen" in den örtlichen Versammlungen sein.
Aber auch das mag es geben, dass das Pendel umschlägt, als Folge einer geraubten Kindheit, dann der WTG-Doktrin in späteren Jahren Ade zu sagen.
Was aus diesem da vorgeführten Beispiel des Gary in späteren Jahren tatsächlich noch wurde, kann man aus der WTG-Literatur nicht entnehmen. Jedenfalls ist mir bislang kein Bericht im WTG-Schrifttum der späteren Jahre bekannt, der etwa über die fragwürdige Karriere eines WTG-Hörigen berichtet, und dabei eine Verknüpfung zu dem zitierten Bericht herstellt.
Bis zum Beweis des Gegenteils sind also beide genannten Varianten, im Bereich des möglichen.
Andernorts werden die Verantwortlichen für die Rekrutierung von Kindersoldaten (manchmal) noch an den Pranger gestellt.
Vermeintliche oder tatsächliche Menschenrechtsschützer, haben da wohl eine Kategorie bislang übersehen.
Die Kategorie der Super-Hoch-Egoistischen WTG-Funktionäre an der Spitze dieser Organisation!

Eine Selbstbeschreibung
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. Februar 2012 05:49
Vor fünfzig Jahren
Eine Selbstbeschreibung der WTG gelesen in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 2. 1962
Heuschrecken
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. März 2012 02:27
Vor fünfzig Jahren
Heuschrecken

Wieder mal tituliert sich die WTG selbst als Heuschreckenplage. So auch zu beobachten in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 3. 1962. Und um diesen Aspekt noch zu unterstreichen sieht man in dieser WT-Augabe (S. 142) solch eine „kämpferische Heuschrecke" bildlich dargestellt. Genau jenes Bild dann, reproduzierte auch ein 1969 in der damaligen Sowjetunion, erschienenes russischsprachiges Buch zum Thema Zeugen Jehovas.

Parsimony.13289

Unter Berufung auf das 1926 erschiene WTG-Buch „Befreiung" definiert jene WT-Ausgabe, selbige sei in der WTG-Lesart der „Beginn der neuzeitlichen Heuschreckenplage".
Noch für etwas anderes steht besagtes Buch „Befreiung", worauf jener WT auch hinweist.
Russell hatte in seinen „Schriftstudien" noch den Beginn von Harmagedon als einen Kampf zwischen Arbeit und Kapital definiert. Einige Illustrationen im „Goldenen Zeitalter", etwa die in der Ausgabe Bern vom 15. 2. 1923 (die in Deutschland gedruckte Ausgabe erst im Heft vom 15. 9. 1923) illustrierten diesen Aspekt auch noch bildlich.

Dieser These wurde nun mittels des WTG-Buches „Befreiung" der Laufpass gegeben.
Nicht mehr der „Kampf zwischen Kapital und Arbeit" solle der „Auslöser von Harmagedon" sein (wie man bis dahin wähnte), sondern „nur" ein „wundersames göttliches Eingreifen".
Allerdings, den WTG-Betörten ist dabei eine „vorbereitende" Aufgabe zugedacht, nämlich als „Heuschreckenplage" der Menschheit zu wirken.
Auch später griff die WTG verschiedentlich diese Metapher auf.

Besagtes Buch „Befreiung" bildet in mehrfacher Hinsicht einen Neuanfang. Der Schrott der Endzeitdaten 1914 und 1925 (im Sinne Russells gedeutet, respektive auch Rutherford's der ja namentlich für das Ententeich-Datum 1925 zuständig war) wurde nunmehr offiziell der Laufpass gegeben. Mit dem Beginn der Verbreitung des Buches „Befreiung" lies die WTG auch die bis dahin noch praktizierte Verbreitung der Russell'schen „Schriftstudien" auslaufen.
Ersatz beliebte Rutherford dann zu liefern.
Seine „Harfe Gottes" schwamm auch noch im Kielwasser der Russell'schen „Schriftstudien". Nicht so mehr das Buch „Befreiung". Es war in der Tat der Anfang einer neuen Epoche der WTG-Geschichte, die zunehmend - auch - von dem Grundsatz geprägt wurde.

Die Narrenreligion des Christentums hatte ja mal eine wundersame „zweite Wiederkunft Christi" erwartet. Daraus wurde schon mal nichts, schon damals.
Ersatz gab es dann (auch in der WTG-Religion) in der Form. Wie es Alfred Loisy mal prägnant dergestalt auf den Punkt brachte.
Jesus verkündete seine Wiederkunft - was indes kam war die Kirche.
Egal ob man eine Vokabel wie Kirche liebt oder nicht, so ist indes die der Kern der inneren Christentumsgeschichte.
Eine neue Organisation, Organisation, Superorganisation. Und die Machtansprüche ihrer Hierarchie!


Herr Goldwater klatscht Beifall
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. März 2012 07:03
Vor fünfzig Jahren
Herr Goldwater klatscht Beifall

Aus der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 3. 1962 sei ein ein Zitat aus dieser Ausgabe vorgestellt. Die erste Seite eines vierseitigen Artikels.

Und am Schlusse jener Seite findet man auch die Angabe Senator Goldwater klatscht Beifall.
Da werden sich wohl beim Beifall-klatschen noch einige hiesige (zur Zeit noch etwas verhinderte) „Senator Goldwater"-Kopien diesem Beifall anschließen.
Was nun die eigentliche WTG-Position zur angesprochenen Problematik betrifft, kann man sie als die Position des Zerredens bezeichnen. Zwar vermeidet man es, selbst den skizzierten Zuspitzungen auch Beifall zu klatschen. Indes allzuweit entfernt von dieser Position ist man wohl nicht.
Das was die WTG selbst als Überspitzungen einräumen muss, will sie durch ein etwas „geschmeidigeres" agieren entschärft wissen. Für diese WTG-Allerweitsweisheit steht zum Beispiel auch der Satz:

„Ein Kriegsversehrter, der sieben Jahre lang mehr als 2000 Dollar Unterstützung im Jahr erhalten hatte, wurde umgeschult, so daß er jetzt, obschon er nur ein Bein hat, einen guten Posten versehen kann. Die Kosten für die Umschulung betrugen nur 350 Dollar."

Das mit den „nur 350 Dollar" mag dann ja in diesem Individualfall so gewesen sein. Indes wie dieser "gute Posten" dann in der Praxis aussah, darüber schweigt dann „Erwachet!" lieber. Und namentlich stellt es auch keine ernst zu nehmenden Reflektionen über die „Verallgemeinbarkeit" jenes ausgesuchten Paradebeispieles an.
Was es „Erwachet!" besonders antat sind eben die niedrigen Kosten von „nur 350 Dollar". Genau das ist dann auch die eigene WTG-Philosophie diesen Fragenkomplex betreffend!

Man vergleiche auch die Substanz des von der WTG im "Goldenen Zeitalter" positiv empfohlenen Buches "Tage und Nächte in Urwald und Sierra Leone" von Kurt Faber, mit dem darin auch enthaltenen Dialog:

"Und ... noch eine andere Sorte von deutschen Einwanderern, die nicht zum Ruhme ihres Mutterlandes beitrugen. Shimmytanzend, zigarettenrauchend, Novemberkavaliere. Seltsame Gestalten, wie sie nur heranwachsen konnten in diesen sieben mageren Jahren von Krieg, Revolution und Inflation. ... Der Vater Staat hatte bisher für sie gesorgt, und nun trugen sie den naiven Glauben an die Fortdauer dieses komfortablen Zustandes auch über das Wasser. ...
Aber siehe, es gab gar keine Arbeitslosenunterstützung. Das war ihnen unfaßbar.
Keine Unterstützung? Und wie, Herr, denken Sie wohl, daß wir leben sollen in dieser kapitalistischen Weltordnung?
Gehen Sie arbeiten.
Ar-bei-ten? Das war ihnen unfaßbar. Arbeit - was wußten Sie davon? Ein bißchen Umherlungern ... Ein bißchen Betriebsrat spielen und dann wieder stempeln und daneben kleine Schiebergeschäfte..."

http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,106955,120005#msg-120005
26. Dezember 2011 00:25

Das ist dann die Weltsicht welche die Goldwater und Co (oder auch in der Gegenwart die Mitt Romney und Co) zur dominierenden gestaltet wissen wollen. Wobei das "und Co" selbstredend keinesfalls "nur" auf die USA beschränkt ist.
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,121951,123653#msg-123653
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,121951,124663#msg-124663

Für die gleichen Leute indes ist ein Beth Sarim für Herrn Rutherford beispielsweise, das selbstverständlichste der Welt.

Siehe auch noch:
Parsimony.9904

Und als Kontrast dazu:

Parsimony.8801

Wiederholung
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. März 2012 00:48
Vor fünfzig Jahren
Wiederholung

Von Zeit zu Zeit konnte man in „Wachtturm"-Ausgaben auch sogenannten Wiederholungsfragen begegnen, mit der, seitens der WTG, der eigenen Indoktrinanationstechnologie Nachdruck verliehen werden soll. So auch in der WT-Ausgabe vom 15. 3. 1962.
Zu den Aspekten, welche diesem WT als Wiederholungsbedürftig erschienen gehört auch die Frage: „Erhört Gott alle Gebete?"

Antwort" „Nein nur jene, die im Glauben und in Übereinstimmung mit seinem Willen dargebracht werden."

Das wäre dann wieder mal ein typisches Gummiband der Religionsindustrie (und keineswegs nur der WTG).
Getreu dem Motto:
Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter - oder es bleibt so wie es ist.

Eine weitere Wiederholungsfrage welche dem WT hervorhebenswert erschien, betrifft seine These, das man sich seit 1926 selbst als Heuschreckenplage der Menschheit bezeichnet, etwa in der Form des WTG-typischen Trepppenterierdaseins und ähnlichem mehr.

„God's own Country" bildet „göttlich" aus
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. März 2012 03:27
Vor fünfzig Jahren
„Erwachet!" vom 22. 3. 1962 beliebt sich wider mal zum Sprachrohr der kommunistischen Gefahr zu machen. Und damit namentlich die Vertreter von „God's own country" standesgemäß der gegenüber immun werden sollen, wird berichtet, was man sich zur Erreichung dieses hehren Zieles einfallen ließ.
Sicherlich wird „Lieschen Müller vom Lande" und ihre Pedants bei den Zeugen Jehovas, dann damit in die richtige Stimmung über die bösen Kommunisten versetzt. Weis sie doch nun endlich welche „göttlichen" Mittel „God's own country" zur Bannung dieser Gefahr ausersehen hat.
Das liest sich dann so

„Zum regulären Ausbildungsprogramm der 2. Kampfgruppe der 7. Amerikanischen Infanterie-Division gehört auch die tägliche „Folterstunde". Sie gilt als Abhärtung gegen die Gehirnwäsche der Kommunisten jenseits des 38. Breitengrades, der die Grenze zwischen Nord- und Südkorea bildet. Besonders während des Koreakrieges war ungefähr ein Drittel aller in Gefangenschaft geratenen Männer dieser kommunistischen Gehirnwäsche erlegen und in das geistige Lager der Kommunisten hinübergewechselt. Zum Abhärten gehört während der Folterstunde das Aufhängen an den Handgelenken, Wälzen im Schlamm, Umhängen ekliger Schlangen, Verhören in eiskalten Räumen mit warmen Decken in greifbarer Nähe. Das abwehren bösartiger Hunde, Übergießen mit eiskaltem Wasser und das Einsperren in engen Kisten, unter denen man Feuer anzündet und deren Wände mit Stangen und Stöcken geschlagen werden."

Nun mag man in der Tat so seine Vorbehalte gegen das Nordkoreanische Regime haben. Dann habe ich zumindest auch so meine Vorbehalte gegen die Milchmädchenlogik wie sie da in God's own country ventiliert wurde.
Kritiker (der WTG) haben indes eher den Eindruck, das die „kommunistische Gehirnwäsche Made in Nordkorea" sich durchaus anderer Elemente bediente, als sie die WTG-Berichte weismachen wollen.

Nur Narren können sich dann darüber wundern, dass prompt die kommunistische Gegenpropaganda sich diese USA-Weisheiten auch nicht entgehen lies. Ein Beispiel dafür das viel geschmähte Uraniabuch, welches prompt auch solcherlei WTG-Weisheiten mit in seine Argumentation einbaute, etwa wenn man in letzterem (ebenfalls tendenziös) mit zu lesen bekam (S 268f.)

„Die letzten Maßnahmen wurden in einer Sonderzusammenkunft anlässlich des internationalen WTG-Kongresses im Juli 1961 in Hamburg getroffen.
Hier waren u. a. auch Präsident Knorr, sein amerikanischer Sekretär, M. G. Henschel, und die Wiesbadener WTG-Führung mit ... Frost und Franke anwesend, um den aus der DDR illegal erschienenen künftigen Untergrundfunktionären die letzten Weisungen zu geben. ...
Besonders Willi Pohl, der Leiter des Westberliner Ostbüros, verfocht mit aller Härte die Weisungen von WTG-Präsident Knorr, jede Täuschung und Lüge sei »theokratisch«, d. h. von Gott gebilligt, wenn sie der WTG diene. ...
Die organisatorischen Vorbereitungen auf einen Konfliktfall wurden durch eine besondere politische Propagandakampagne unterstützt. So wurde seit April 1961 unter den WTG-Anhängern und in der Öffentlichkeit eine »Erwachet«-Ausgabe mit der Schlagzeile
»Kommunistische Gehirnwäsche - Schreckgespenst oder Tatsache?« verbreitet.
Der Zweck war, durch Entstellungen, Greuelgeschichten und Verleumdungen, die man im Zusammenhang mit dem Koreakrieg fabrizierte, Furcht, Panik und Hass gegenüber Sozialismus und Kommunismus zu erzeugen und zu vertiefen, so dass jeder Zeuge Jehovas oder sonstigem Leser dieser Propaganda von unüberwindlichem antikommunistischem
Abscheu erfüllt wird. ...
Man lese dazu den folgenden »Erwachet«-Auszug vom 22. April 1961:

"Kommunistische Gehirnwäsche - Schreckgespenst oder Tatsache?
Deutscher Zweig e. V., Wiesbaden
22. April 1961 Nr. 8
unterlagen jenem anscheinenden Bann der Gehirnwäsche. Amerikanische Piloten legten vor kommunistischen Gerichten haarsträubende Geständnisse über eine bakteriologische Kriegführung gegen Rotchina ab. Untersuchungen über das Verhalten amerikanischer Soldaten, die während des Koreakrieges in kommunistische Gefangenschaft gerieten, ergaben die überraschende Feststellung, dass etwa ein Drittel aller in Gefangenschaft geratenen Männer irgendwie geistig in das Lager der chinesischen Kommunisten hinübergewechselt war, 47 von ihnen mussten sogar nach ihrer Rückkehr wegen krassester Kollaboration vor Gericht gestellt werden, und 21 weigerten sich überhaupt, die kommunistische Welt zu verlassen und nach Amerika, in ihre Heimat zurückzukehren.

Gehirnwäsche ist weder ein schlaues Propagandamätzchen der Kommunisten, das sie hintenherum verbreiten, um das Kaninchen gelähmt auf die Schlange starren zu lassen, noch die Erfindung der überhitzen Phantasie nervenschwacher Opfer der kommunistischen Zwangsjustiz, sondern eine ausgeklügelte Methode zur systematischen Zerstörung der
Persönlichkeit eines Menschen, die die gewünschten Erfolge bringen kann."

Dazu kommentierte dann das Uraniabuch:

„Wie man sieht, hielt man es für nötig, jetzt nicht nur mit antikommunistischen Einträufelungen in die WTG-Studienmaterialien zu wirken. Jetzt musste wieder massiv und ohne große biblische Bemäntelung vorgegangen werden. Mit »Kraft und Sicherheit« sollte das antikommunistische Gift eingeimpft werden, damit es gründlich wirkt.
Wie das Kaninchen vor der Schlange sollte jeder vom Schrecken vor dem Kommunismus gepackt werden - das typische Vorgehen von Fanatikern in Ermangelung überzeugender Argumente.

Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. April 2012 01:14

Kolumbien
Zitat aus einem Internet-Text:

„Kolumbien ist das klassische Land der Straßenkinder. Derzeit soll es dort etwa 30.000 Jungen und Mädchen geben, die dauerhaft auf der Straße leben. Das Phänomen armer, verlassener und verstoßener Minderjähriger - der "gamines" oder "chinos de la calle" - wird in diesem Land seit dem 16. Jahrhundert beobachtet.
Fast immer ist Armut der eigentliche Grund, weshalb Kinder und Jugendliche ihre Familien verlassen."

www.strassenkinderreport.de/index.php?goto=189&user_name=

Wenn man eine Internet-Suchmaschine nach dem mehr allgemein gehaltenen Begriff „Kolumbien" befragt, bekommt man desweiteren auf den vorderen Plätzen, diverse Links etwa zur Rauschgiftproblematik offeriert, welche eben mit dem Namen jenes Lateimamerikanischen Landes in Verbindung gebracht werden.
Weiter ein Detailsatz aus der Wikipedia:

„In Kolumbien leben 25,8 % der Bürger unter dem vom Staat bestimmten Mindeststandard. ... Den Daten der Weltbank zufolge lebten im Jahre 2006 mehr als 49 % der Kolumbianer in Armut. Davon galten 7 % als absolut arm, das heißt mit einem täglichen Einkommen von unter einem US-Dollar ausgestattet."

Oder auch dieser Satz noch:

„Die Alphabetisierungsrate lag 2005 bei 89,9 % (92,6 % in Ballungsgebieten)"

Das kann man wohl auch anders herum formulieren. Also eine offiziell zugegebene Analphabeten-Rate von etwa 10%.
Diese Details, die noch durch einige weitere ergänzt werden könnten, mögen dann erst mal ausreichen.
Über jenes Land meint die WTG nun in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 4. 1962, unter der provokativen Überschrift

„Geistige Wohlfahrt in Kolumbien"  jubeln zu können.

Bei der Abendmahlsfeier des Jahres 1961 seien dort 770 Personen anwesend gewesen, „oder drei Menschen guten Willens auf einen Zeugen Jehovas."

1945 hätte es dort erst zwei Zeugen Jehovas gegeben. Ergo datiert erst ab jenem Jahre der Start der WTG-Religion in jenem Lande.
Im Jahre 2011 ist man dort bei einen Stand von etwa 152.000 Zeugen Jehovas angelangt.
Auch dieses Beispiel belegt, unter welchen Rahmenbedingungen der vergiftete Weizen der WTG besonders blüht.
Den Menschen dort wird also zusätzlich eine massive Dröhnung religiösen Opiums verpasst.
Indes bezüglich realer Hilfsmaßnahmen seitens der WTG-Religion ist wieder mal die totale Fehlanzeige festzustellen.

Eine WTG-Filmkritik
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. April 2012 01:13
Vor fünfzig Jahren
Auf Youtube gab es  Zeitweilig (wie lange weis man ja nicht so genau, angesichts der Diskussion zum Thema Leistungsschutzrecht und verwandtem) aufgesplittet in zwei Teile, auch einen Film aus dem Jahre 1961 mit dem Titel:
„König der Könige".
http://www.youtube.com/watch?v=6xwqQM6zb0s

http://www.youtube.com/watch?v=Mz28ieoWHn8

Neben dieser zweiteiligen Variante gab es noch weitere bei Youtube zu geben, etwa

http://www.youtube.com/watch?v=IAAKM_QLYxs

Und sieht man sich die rechtsseitige eingeblendete Werbung bei Youtube an, muss man wohl zu dem Schluss kommen, es gibt dort noch mehr diesem Film betreffend (ohne das jetzt selber getestet zu haben).
Siehe auch den Eintrag der Wikipedia zu diesem Film.

http://de.wikipedia.org/wiki/König_der_Könige_(1961)
(Technischer Himweis: Klappt es wieder mal nicht (nicht zum erst mal) mit der Direktverlinkung auf Wikipedia-URL, damm selbige halt in die Browszerzeile kopieren)
Nun kann ich nicht verhehlen, meinem persönlichen Geschmack entspricht dieser Filmschinken nicht unbedingt. Das aber nicht zuletzt auch aus dem Grunde, dieweil ich der Religionsindustrie mittlerweile, generell kritisch gegenüberstehe. Insoweit haben solcherlei verklärende Filmschinken für mich eher den Beigeschmack von Kitsch.
Kitsch ist dann wohl auch das „Photodrama der Schöpfung", welches man ja auch WTG-seitig „bewundern" kann.

http://rutube.ru/video/18bb533a47c9af3a69189ed4a047cb86/

Nun fühle ich mich nicht unbedingt zum Filmkritiker berufen, und räume ein. Andere sehen das vielleicht grundsätzlich anders. Damit muss man halt mit leben.
Meinem Geschmack würde dann eher jenes „Filmchen" entsprechen.

http://www.metacafe.com/watch/7997866/chaplin_und_die_bibelfoscher_teil_1/

http://www.metacafe.com/watch/7997994/chaplin_und_die_bibelforscher_teil_2/

Wenn denn nun das Thema des Filmes „König der Könige" aufgegriffen wird, so deshalb, weil der Ausnahmefall zu beobachten ist, dass auch die WTG sich zeitgenössisch zum Filmkritiker diesen Film betreffend, berufen fühlte.
In der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 4. 1962 gibt es unter der Überschrift „Ein interkonfessoneller König der Könige'"

einen zweiseitigen Artikel dazu. So oft ist der Fall ja nicht vorhanden, dass WTG-seitig, externe Filme kommentiert werden.
Man vergleiche etwa:
Parsimony.20766

Ihre Kritik bringt dann die WTG schon in genannter Artikelüberschrift zum Ausdruck. Oder auch in ihren wertenden Sätzen:

„Aber da man bemüht war, keine Konfession zu verletzen, durften die religiösen Führer ... nicht bloßgestellt werden ... Man hat die Wahrheit und die Kunst der Menschenfurcht geopfert. Das Ergebnis ist ein Film, der den Erwartungen nicht entspricht."

Ob die WTG mit ihrer Kritik recht hat oder nicht, sei an diesem Ort nicht entschieden.
Zumindest meint sie, in dem Film würde „nicht (genügend) bloßgestellt", und daraus abgeleitet, sie selber erlegt sich dabei keine Zurückhaltung auf.
Da könnte man dann lediglich noch den Kommentarsatz hinzufügen:
„Mit dem Maß mit dem ihr messt, wird euch gemessen werden!"

Weder vorne noch hinten „stimmig"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. April 2012 00:08
Vor fünfzig Jahren
Weder vorne noch hinten „stimmig"
Als sogenannte „Sonderausgabe" kommt der „Wachtturm" vom 15. 4. 1962 daher mit der reißerischen Überschrift:

„Die Christenheit hat versagt! Ihr Ende steht bevor - was dann?"

„Gewürzt" wird das alles dann noch mit der tendenziösen zusätzlichen These:

„Was die Millionen Anhänger der roten Religion, des Kommunismus denken mögen, kommt in den Worten eines bekannten protestantischen New Yorker Pastors zum Ausdruck, der am Sonntag, dem 1. Oktober 1961, über die Kirchen der Christenheit folgendes sagte:

'Die Kirchen müßten eigentlich die Einrichtungen sein, die der Kommunismus zuerst zu beseitigen wünschte.'"

Damit hat der WT wieder mal „gekonnt" „zwei Fliegen mit einer Klatsche" geschlagen. Sowohl die Kirchen der Christenheit, deren Ende man wähnt prognostizieren zu können, als auch die in WTG-Sicht vermeintliche „rote Religion" werden diffamiert.
Die Termin jener zitierten Aussage (1. 10. 1961) kann in etwa verdeutlichen, das die vermeintliche „rote Religion" des Kommunismus, zu der Zeit wahrlich andere Sorgen hatte, als etwa einen Kampf gegen die Religion, auf die vorderen Plätze ihrer Prioritätenliste zu setzen.
Nur wenige Monate davor, hatte der Ostdeutsche Mauerbau, vor aller Welt signalisiert, dass dies zu allererst ökonomische Sorgen waren. Denn die Ostdeutsche Abschottung machte dem vom Ostdeutschen Staat keineswegs gewünschten Abfluss von Arbeitskräften aus seinem Machtbereich, erstmal ein weitgehendes Ende. Demgegenüber rangierten ideologische Schwierigkeiten mit den Kirchen, eher auf hinteren Plätzen. Im Gegenteil orientierte die Ostdeutsche Politik, zunehmend auf einen Modus vivendi mit den Kirchen, wie auch die nachfolgende Entwicklung belegt.
Mit ihrer zitierten Tendenzthese will sich die WTG wieder mal als „gut" verkaufen, auch wenn ihre Aussage in der Substanz, weder vorne noch hinten „stimmig" ist!

Bultmann und Küng
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. April 2012 02:19
Vor fünfzig Jahren
Auch die „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 4. 1961 kommt als sogenannte „Sonderausgabe" daher und titelt thematisch (das ganze Heft ist dem gewidmet)
„Entspricht der Protestantismus dem göttlichen Maßstab?"
Auch wenn man noch nicht eine Zeile jenes Heftes gelesen hat, kann man allein in der Bewertung der Herausgeber jener Zeitschrift, erahnen, dass diese Frage darin wohl verneint wird.
Das Dilemma der Religionsindustrie wird darin unter anderem mit den Sätzen beschrieben:

„Manche setzen den christlichen Glauben dem Moralismus gleich, und andere sagten, man könne ihn auch als Gemeinschaft mit der Natur bezeichnen. Manche stellen das Christentum 'der amerikanischen Lebensweise' gleich. Andere erklärten, es sei wichtig, daß man 'einen Glauben habe', aber es komme nicht darauf an, woran oder an wen man glaube ... Einige sagten, sie seien einer Kirche beigetreten, weil sie irgendeinem Glauben angehören wollten oder damit ihre Kinder guten Umgang hätten. Andere sagten, zu jeder Gemeinde gehöre eine Kirche, diese spiele eine ebenso wichtige Rolle für das Gemeindeleben wie 'finanzkräftige Banken, Schwimmklubs oder Müllverwertungsanlagen.'" Die meisten betrachteten die Kirche nicht in erster Linie als Mittelpunkt der Gottesanbetung, sondern als Einrichtung, einen guten Charakter zu entwickeln, als Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Die Zugehörigkeit zu einer Kirche genügte jedoch, um ihnen das Gefühl zu verleihen, religiös zu sein."

Zu den namentlich attackierten in dieser „Erwachet!"-Ausgabe gehört dann auch der „Theologe" Theologe? Rudolf Bultmann. Das Wort Theologe habe ich meinerseits zweimal geschrieben, einmal mit, einmal ohne Anführungsstriche; dieweil man in Sachen Bultmann, in der Tat „Hin- und hergerissen" sein kann, und das keinesfalls nur als Zeuge Jehovas.
Immerhin meint „Erwachet!" sich in Sachen Bultmann wie folgt verbreiten zu sollen.
Zitiert wird da über Dritte der Kirchenpräsident Martin Niemöller:

„Dieser soll gesagt haben, 'daß er sämtliche Prüflinge durchfallen lassen werde, die bei der Prüfung sich mit der Bultmann'schen Lehre nicht befaßt haben."

Dieser Gedankengang wird dann noch weiter vertieft, indes ohne Bultmann selbst direkt zu zitieren.
Mit dem Namen Bultmann ist landläufig verbunden sein sogenanntes Entmythologisierungsprogramm.
Besonders "auf die Palme" brachte Bultmann seine Gegner auch mit der Aussage:

„Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben. Und wer meint, es für seine Person tun zu können, muß sich klar machen, daß er, wenn er das für die Haltung des christlichen Glaubens erklärt, damit die christliche Verkündigung in der Gegenwart unverständlich und unmöglich macht."

Bultmann will also Bibelaussagen so umdeuten oder wegerklären, auf das der Zeitgenosse der auf „elektrisches Licht nicht verzichten will", sie weiterhin herunterschlucken könne, ohne dabei „Bauchkrämpfe" zu bekommen. Also ein „weichgespültes" „Christentum" a la den Eingangs genannten Kriterien.

Inwieweit das außer einem „Allerweltschristentum" noch tatsächliches Christentum sein kann, stelle ich auch meinerseits in Frage, was ich schon mal mit der Verwendung bzw. Nicht-Verwendung von Anführungsstrichen bei seiner Selbstbezeichnung als „Theologe" verdeutlichen wollte. Denn obwohl er etlichen biblisch-mythologischen Schrott den Laufpass zu geben bereit ist, wähnt er ja weiter Theologe zu sein, und wie das Niemöller-Zitat belegt, in gewissen Kreisen hoch veranschlagt. In anderen Kreisen genau das Gegenteil davon.

Mit seiner nachfolgenden These dürfte Bultmann seine Kritiker wohl auch kaum besänftigt haben:

"Deshalb sind in der Diskussion die 'Wunder Jesu', sofern sie Ereignisse der Vergangenheit sind, restlos der Kritik preiszugeben, und es ist mit aller Schärfe zu betonen, daß schlechterdings kein Interesse für den christlichen Glauben besteht, die Möglichkeit der Wunder Jesu als Ereignisse der Vergangenheit nachzuweisen, daß im Gegenteil dies nur eine Verirrung wäre."

(Rudolf Bultmann "Gesammelte Aufsätze", Berlin 1973 S. 89)
Was sich vielleicht als etwas abstrakte These anhören mag, lässt sich noch weiter veranschaulichen; etwa bei Uta Ranke-Heinemann.
Bemerkenswert empfand ich auch die Angabe in einem Artikel der Wikipedia über Bultmann:

"Im Herbst 1944 nahm Bultmann bis zum Kriegsende die spätere Theologieprofessorin Uta Ranke-Heinemann in seinen Haushalt auf eine Tochter Hilda Heinemanns, die 1926 bei ihm ihr theologisches Staatsexamen abgelegt hatte."

Wer denn mal das "Nein und Amen - Eine Anleitung zum Glaubenszweifel" der Ranke-Heinemann gelesen hat, kann sich ein Bild über die hohe Kunst der Sophistik in diesen Kreisen machen.
Eine gekürzte Leseprobe aus Ranke-Heinmamann mal:

"Bei einem Messias bzw. bei einem Menschen, in dem man den Messias sehen wollte, gab es nach Auffassung der Juden zur Zeit Jesu und gibt es nach Auffassung vieler Christen heute Kriterien und Merkmale. Diese Kriterien und Merkmale glaubte man damals und glaubt man noch heute. ... Zu den Kriterien gehört also in erster Linie die Macht, Wunder zu tun. Wunder sind das erste, was man von einem Messias erwartet, und an solcher Fähigkeit zu Wundern muß ein Messias sich messen lassen. ...

Mit dieser Ablehnung Jesu, zum Zweck seiner Legitimation Wunder zu wirken ... müssen wir die ihm nachgesagten Wunder als Ergebnisse einer naiven Mirakelsucht der Evangelienschreiber und deren Quellen ansehen, vor allem, wenn seine Wunder an Zauberei grenzen oder wenn wir solchen Wundern begegnen, die anderswo von anderen Wundertätern berichtet werden. ...
Wo dieses Kana lag, wissen wir nicht, wir wissen nur: Es ging bei dem Wunder um ziemlich viel Wasser und ziemlich viel Wein, nämlich um sechs Krüge mit jeweils »zwei oder drei Maß pro Krug«.
... Es handelt sich um ein Wunder, von dem die übrigen Evangelisten nichts wissen. ...
Hervorgehoben wird im Evangelium, daß es sich um Wein vom Allerfeinsten handelte möglicherweise gar um eine Trockenbeerenauslese, keinesfalls jedoch um einfachen Tafelwein. Das macht das Wunder noch staunenswerter. Daß es allerdings nicht für alle Christen ein vorbildliches Wunder war, zeigt einige Jahrhunderte später die Handlungsweise des Bischofs Makarios, der ein genau umgekehrtes Wunder vollbrachte: Als er vom Abt Peregrinus eingeladen war und ihm ein Glas Wein vorgesetzt wurde, trank er das Glas erst leer, nachdem er den Wein in Wasser verwandelt hatte. ...
Über das Wunder von Kana haben viele Leute viel geschrieben, was es denn bedeute und offenbare. Sie haben sozusagen das Wasser aus den Krügen nicht in Wein, sondern in Tinte verwandelt. Aber niemand ist bis heute so recht dahintergekommen, was es denn bedeutet. Und so ist anzunehmen, daß es weiter gar nichts bedeutet, außer daß hier eben eine Art Zauberkunststück geschildert wird. Wenn Jesus, statt Wasser in Wein zu verwandeln, auf der Hochzeit irgendein anderes Zauberkunststück vollzogen hätte, z.B. Zinn in Aluminium verwandelt hätte, würden wir genauso rätseln, was das bedeutet und es würde ebensowenig und ebensoviel bedeuten. Wir sollten uns also nicht in irgendeinen spekulativen Tiefsinn verlieren ...
Man hat Jesus solchen Wunderzauber angedichtet. ...
Epiphanie heißt »Erscheinung« und meint die Macht-Offenbarung des Herrn. Am 6. Januar feierte man in der heidnischen Antike schon eine andere göttliche Macht-Offenbarung und andere göttliche Weinwunder: Es war das Fest und waren die Weinwunder des Dionysos, des griechischen Weingotts. »In der Tat ist das Motiv der Geschichte, die Verwandlung des Wassers in Wein, ein typisches Motiv der Dionysos-Legende, in der dieses Wunder eben das Wunder der Epiphanie des Gottes ist und deshalb auf den Zeitpunkt des Dionysos-Festes, nämlich die Nacht vom 5. auf den 6. Januar, datiert wird. ...
Das wahre Wunder der Hochzeit von Kana wäre demnach nicht die Verwandlung von Wasser in Wein durch Jesus, sondern die Verwandlung Jesu in eine Art christlichen Weingott. ...
Es gibt nämlich keinen Berufsstand, der derartig siegreich - mindestens in seinen eigenen Augen - aus allen Widerlegungen hervorschreitet wie der Theologenstand. Einen Theologen kann man praktisch nie widerlegen. Wenn man doch einmal glaubt, es sei einem gelungen, wenn man also alle Argumente der Logik und des historischen Beweises auf seiner Seite versammelt hat, dann wird es nur Sekunden dauern, bis der Theologe mit den Worten »gerade deshalb...« oder »gerade daran zeigt sich« oder ähnlich wie ein Phönix aus der Asche sich erhebt und die Niederlage in seinen totalen Sieg umzuwandeln beginnt, »wie denn noch jeder große Theologe aus dem Mangel einen Reichtum... zu machen verstanden hat« (Rudolf Augstein, Jesus Menschensohn, 1974, S. 230).
Deshalb hat es z. B. auch nicht den geringsten Sinn, einem Theologen zu sagen - seinen Blick auf etwas zu lenken wäre schon der falsche Ausdruck, ein Theologe hat das alles selbstverständlich schon im Blick, bevor man es ihm sagt - also, es hat nicht den geringsten Sinn, einem Theologen zu sagen, dieser oder jener Bericht im Neuen Testament widerspricht diesem oder jenem anderen Bericht des Neuen Testaments.

Mitleidig wird der Theologe einem dann mitteilen, diese Widersprüchlichkeit zeige ja gerade, worauf es in der Heiligen Schrift ankomme. Nämlich überhaupt nicht auf das, was man da gegen die Aussagen der Schrift ins Feld führen möchte."

Wer sich mit solchen Mätzchen abspeisen lassen will, dem ist dann in der Tat nicht mehr zu helfen.

Ein Artikel, anlässlich des 85. Geburtstages jenes Herrn Bultmann meint seine Intention in den Worten zusammenfassen zu können:

"Wie kann dann die Predigt des Neuen Testaments dem heutigen Menschen wichtig sein? Diese Frage hat Bultmann in seiner Arbeit umgetrieben.
Er versucht, zwei Fehlwege zu vermeiden: den einen, der das alte Weltbild am Leben erhalten will, und den anderen, der das Mythologische streicht und sich auf das Ethische beschränkt.
(Bultmanna Gegner sind zumeist auf einem dieser beiden Wege zu finden). Bultmann fragt nach der tieferen Bedeutung mythologischer Aussagen, er will sie nicht entfernen, sondern auslegen: Das nennt
er ent-mythologisieren."

Man könnte diese salbungsvollen Worte auch etwas anders formulieren.
Etwa so.
Bultmann hat die Parabel vom Hasen und Igel gründlichst verinnerlicht.
Sein Ziel ist es immer sagen zu können:
"Ich bin schon lange da ..."
Dazu sind ihm dann alle sophistischen Künste recht und billig.
Unter anderem auch die Kunst, wenn es nichts mehr auszulegen gibt, dann wird halt etwas untergelegt.
Damit wähnten dann einiger seiner Zunft wieder Morgensonne zu wittern, die ihnen vordem ziemlich verdunkelt erschien.

In Zusammenfassung der Thesen von Bultmann formuliert etwa Steussloff:

"Erledigt ist für Bultmann folglich die Aufteilung der Welt in drei Stockwerke: Himmel, Erde, Hölle; erledigt die Vorstellung von Gott als einem oben im Himmel vorhandenen Wesen, von der Himmel- und Höllenfahrt Christi, von dem in den Wolken kommenden Menschensohn ... der Geister- und Dämonenglaube; die Wunder; die mythische Eschatologie inklusive der Parusie Christi; erledigt die Legende von der Präexistenz, der Jungfrauengeburt und der Auferstehung Christi (leeres Grab). Was von der Geschichte Jesu übrigbleibt, ist ein jüdischer Schriftgelehrter ... der das Nahen der Gottesherschaft und den Willen Gottes verkündigt, der mit einer Schar begeisterter Anhänger in Jerusalem einzieht, den Tempel besetzt und schließlich unter Pontius Pilatus wie andre Aufrührer als messianischer Prophet am Kreuze stirbt."

(Hans Steussloff, „Die Kritik der biblischen Geschichte durch D. F. Strauß und die moderne evangelische Theologie in Deutschland". Diss. 1960 S. 174)
Man kann die Sachlage auch an einem anderen Beispiel verdeutlichen.
Im Bereich der katholischen Kirche, geriet der Herr Mynarek in ernsthafte Konflikte mit letzterer. Die arteten derart aus, dass die Mannen des Herrn Papstes sich nicht zu schade waren, Mynarek auch noch die Gerichtsvollzieher auf den Hals zu schicken, um ihn wirklich „zu vernichten". Wie diese Konflikte besonders akut waren, beeindruckten sie auch einem anderen, mal mit der Catholica gewisse Konflikte habenden Hans Küng.
Und letzterer in seinen Konflikten glimpflicher davon kommende Küng (dieweil sich das im Fall Küng in Deutschland abspielte, im Fall Mynarek hingegen im Super-Super-Kirchen Filz-Filz-Staat Österreich).
Küng also mit einem „blauen Auge" davon kam, weiter an den universitären Futterkrippen sitzen konnte. Mynarak indes traf es härter. Nichts da mit nur „einem blauen Auge", und noch weniger mit dem Weitersitzen an den universitären Futterkrippen.
In einer Art Beileidbrief des Küng an Mynarek verlautbart nun Küng, er könne Mynareks Konflikte weitgehend nachvollziehen, und sie tuen ihm auch in der Seele leid. Lediglich beklagt er, das es er bedaure, dass Mynarek als schwer gebeutelter, nunmehr auch den Austritt aus der Firma des Herrn Papstes erklärt habe.
Inhaltlich liegt vielleicht Küng ähnlich über quer mit der Firma des Herrn Papstes. Er hält aber seine weitere Mitgliedschaft in derselben, schon aus dem Grunde für notwendig, um sich weiter die universitäre Futterkrippe (für sich) zu erhalten.
In meiner Sicht ist der Bultmann und Compagnons genau so ein Karrierist, den es nur um die Erhaltung seiner universitären Futterkrippe ging, und der aus diesem Grunde weiter als „Theologe" gelten will, und daher seine intellektuellen circensischen Leistungen vollbringt. Einerseits das mythische Weltbild als für den Müllhaufen passend zu erklären; anderseits davon weiter materiell leben will.
Seitens der Zeugen Jehovas (und noch einiger anderer) ist nun Bultmann auch eine Art Buhmann.
Sie wähnen insbesondere durch Dauer-Kultivierung der Erwartung auf den „großen Zampano" der der alles wundersam richten soll, den aber selbst brennende Auschwitzöfen aus seinem Tiefschlaf nicht zu erwecken vermöchten, eine Art Gegen-Joker-Karte zu haben.
Genau diese künstlich forcierte Naherwartung der Zeugen Jehovas, erweist sich unterm Strich als analoge intellektuelle Skrupellosigkeit derjenigen, die man etwa auch Bultmann oder Küng unterstellen mag!
Weiteres zum Thema
Vom Wanderprediger zum Sohn Gottes

Und Herr Wiedenmann schweigt über seine „Heldentat"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. Mai 2012 05:52
Vor fünfzig Jahren
In der WTG-Geschichte spielt auch der Name eines David Wiedenmann eine gewisse Rolle. Über die Bewertung seines Parts kann man allerdings, sehr unterschiedlicher Meinung sein.
Man vergleiche mal die berühmt-berüchtigte Schweizer Wehrdienst-Erklärung aus dem Jahre 1943; und man sehe sich insbesondere die Namen der Unterschriftleistenden in ihr an.

Im 1989er Jahrbuch liest man, beispielsweise auch die Österreich bezüglichen Sätze:

„Treue Brüder unternahmen Schritte zur Reorganisierung des Werkes. In Vorarlberg, dem westlichsten Bundesland, trafen sich mehrere Brüder mit Franz Zürcher, Georg Gertz und David Wiedenmann, alle vom Schweizer Büro in Bern, und besprachen die Maßnahmen, die erforderlich waren, um die Zusammenkünfte und auch das Predigtwerk wieder in Gang zu bringen ..."

Oder auch im 1987er Jahrbuch, welches davon kündet, Herr Wiedemann sei im Alter von 82 Jahren verstorben. Aber die WTG wähnt dennoch einen Trost zu haben. Und zwar den: „Lydia Wiedenmann, 87, deckt zum Beispiel jeden Tag die Tische."

Ergo wieder mal ein Beleg für die These, wie der Manchesterkapitalismus der WTG in der Praxis funktioniert.
Nun also fühlte sich der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 1. 5. 1962 bemüßigt, seinen Lesern die Lebensgeschichte jenes Herrn Wiedenmann vorzustellen.
Versteht man seinen Bericht richtig, entstammt er einer relativ wohlhabenden Familie, was nicht verhinderte, dass er in den Sog der WTG-Religion geriet.
Auch diese Details nennt er in seinem Bericht.

„Dem Austritt aus der protestantischen Kirche folgte der Austritt aus dem Sängerbund, dem Männerchor und dem Radfahrerklub, und meine Frau trat aus dem Frauenchor aus."

Obwohl jener Bericht sechseinhalb Druckseiten umfasst (also für WTG-Verhältnisse als umfänglich zu bezeichnen ist), findet man in ihm - auch nicht andeutungsweise - irgend einen Hinweis auf seinen Part, die Schweizer Wehrdienst-Erklärung betreffend. Das wird völlig mit Schweigen übergangen. Wieder einmal ein Beispiel, wie die WTG ihre Geschichte „bewältigt"!

Ein Vergleich
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. Mai 2012 02:36
Vor fünfzig Jahren
Unter der Überschrift „Von mittelmäßigem Wert", zitiert „Erwachet!" vom 8. 5. 1962 eine Pressenotiz, und das im wesentlichen kommentarlos.
Man weis also nicht so recht, wie „Erwachet!" selber zum Gegenstand seines Berichtes steht.
Demnach habe es ein Pfarrer der Episkopalkirche in den USA abgelehnt, einen vorgegebenen „Hirtenbrief" seiner Kirche, in der Gemeinde zu verlesen. Und der Vorgang gelangte auch zur Kenntnis der Zeitung „New York Times", die darüber berichtete.

Jener nicht verlesene Hirtenbrief „bestätigte, daß das Apostolische und Nizäische Glaubensbekenntnis im wesentlichen auch im 20. Jahrhundert noch die Gültigkeit hätten, die sie vor Jahrhunderten gehabt hätten."

In seiner eigenen Predigt ging nun der Pfarrer darauf mit den Worten ein:
dieses Schriftstück „sei in einem 'frommen religiösen Jargon' verfaßt, 'seine Sprache sei veraltet und doppelsinnige Redewendungen seien darin zu finden. Es ist von mittelmäßigem Wert, dabei erwartet die Welt von der Kirche, daß sie sich klar und verständlich äußert'"

Als einzigen redaktionellen Satz zu diesem Vorgang, seitens „Erwachet!" kann man vielleicht den Schlusssatz dieses Berichtes ansehen:

„Eine Umfrage bei den anwesenden Gemeindegliedern ergab, daß keines etwas gegen die Ansichten des Geistlichen einzuwenden hatte."

Ende der Durchsage, seitens „Erwachet!".
Indem jener Vorgang, wie vernommen, auch die „große Presse" erreicht hatte. Und die in Betracht kommende örtliche Gemeinde dem Pfarrer auch keine Schwierigkeiten bereitete, kann nur darüber spekuliert werden, blieb das für jenen Pfarrer nun folgenlos oder nicht?
Mangels definitiver Antworten auf diese Frage, muss sie unbeantwortet bleiben.

Eines kann jedoch gesagt werden, die Leitung einer örtlichen Zeugen Jehovas-Versammlung, die vielleicht ähnlich aufmüpfig handeln würde, etwa vorgegebene WTG-Rundschreiben nicht zu verlesen. Die hätte im Falle des Bekanntwerdens solcher Aufmüpfigkeit wahrlich nichts zu lachen.
Die WTG besteht also darauf, dass etwa ihre berüchtigten Antreiber-Demonstrationen, etwa in ihrer sogenannten „Theokratischen Predigtdienstschule", so weiter gegeben werden, wie vorgegeben. Und dies auch dann, wenn der eine oder andere eher der Meinung zuneigen sollte, die WTG überzieht mit ihrem Forderungskatalog!

Thesen mit Verfallswert
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Mai 2012 01:28
Vor fünfzig Jahren

„Gottes neue Welt noch in unserer Generation"

titelt der einleitende Artikel der „Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 5. 62.
Man vergleiche stellvertretend für diese Hype, auch die Aussage aus dem 1975er Jahrbuch:

Und vergleichsweise eine Aussage aus „Trost" vom 1. 6. 1945

Ein weiterer Artikel jener Ausgabe thematisiert das Abendmahl, um in diesem Kontext mit festzustellen:

„Laut Berichten nimmt die Zahl (der die Symbole nehmenden) jedes Jahr ab, während die Gesamtbesucherzahl ständig zunimmt."

http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,128115,128115#msg-128115
05. April 2012 04:22

Da wird man beim Blick auf die Kirchengeschichte, auch an die „Katholisch-apostolische Kirche" erinnert (ein Vorläufer der heutigen „Neuapostolischen Kirche").
Die Amtsträger jener „Katholisch-apostolischen Kirche", wähnten die „Apostel der Endzeit" zu sein. Aus diesem Selbstverständnis heraus, waren beim Tode ihrer „Apostel" keineswegs irgendwelche vergleichbaren Amtsnachfolger vorgesehen. Man verurteilte sich also selbst zum „Aussterben".
Das wiederum wollten einige aus ihren Reihen so nicht gelten lassen. Da den Dogmatikern der „Katholisch-apostolischen Kirche" auf argumentativem Wege nicht beizukommen war, blieb für die nur die Option der Separierung. Als sich dann verselbständige „Neuapostolische Kirche" wurde dann gleich noch einigem anderen der Laufpass mit gegeben. Etwa dem hohen Anteil kultischer Elemente, was ihr eben den Beinamen „katholisch ..." mit eingebracht hatte. Auch die soziale Struktur wandelte sich in der NAK grundlegend.
Haupstütze der alten Katholisch-apostolischen, etwa in Deutschland, waren nicht zuletzt aristokratische Kreise. Diese Klientel sprach die NAK dann weniger an, dafür mehr jene Schichten im Bereich Arbeiterschaft bis Mittelstand.

Noch einer dritten These mit Verfallswert begegnet man in dieser WT-Ausgabe. Der Frage wie man sich zum Bau von Strahlenschutzräumen stellen solle.
Entgegen früheren Zeiten, erlaubt es jetzt die WTG.
Siehe zu diesem Thema auch den Kommentar zur „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 1. 1962

http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,120542,121681#msg-121681
22. Januar 2012 01:57

Einer bemerkenswerten These begegnet man in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 6. 1962 noch desweiteren. Sie sei nachfolgend erst mal als Repro vorgestellt.

Nun mag man kommentierend dazu sagen, die WTG sagt doch selbst, laufen Erziehungsergebnisse nicht in ihrem Sinne, ändere das nichts an den elterlichen Pflichten.
Ein anderer Kommentar hingegen sagt dazu:
Grau ist alle Theorie.
Indem die WTG in ihrer Zeitschrift ein solches Beispiel überhaupt aufnimmt, kann unterstellt werden, es gab in der Praxis schon mal solche Fälle. Siehe etwa Der Fall Vjekoslav Marinic
Auch auf eine im Handel erhältliche DVD über Hochstapler (just mit einem Zeugen Jehovas-Fall auch in ihr, wäre ebenfalls hinzuweisen. Die These hat sich verschiedentlich schon bestätigt, das die Welt der Zeugen Jehovas, keineswegs ein „heile Welt" ist.
Läuft also das Erziehungziel „aus dem Ruder" ist die Hauptsorge der WTG „das Gesicht zu wahren", gemäß jener Charakterisierung, die schon Lessing in seinem 'Nathan der Weise' zu Protokoll gab.

Verdächtig auch der Detailsatz in jenem WT-Text „sollen sie ihre eigenen Wege gehen, und wir ... nehmen den Pionierdienst auf."

Vielfach WTG-seitig definiertes Ziel eines Zeugen Jehovas habe es zu sein, möglichst viel Werbetätigkeit „Predigtdienst" genannt, zu absolvieren. Der „Pionierdienst" ist halt eine besonders extensive Form davon.
Beleg dafür auch der Umstand, dass es zu den Auflagen der Mitarbeiter in WTG-Zentralen, unter anderem der in Selters gehört.
Ehepaare bei denen sich Familienzuwachs ankündigt, haben umgehend den dortigen Dienst zu quittieren. In der vergreisten Gesellschaft der WTG-Zentralen sind Kinder unerwünscht.
Welche Konsequenzen eine solche Geisteshaltung auch außerhalb der WTG-Zentralen mit sich bringt, mag auch ein Internetposting von Anfang Mai 2012 veranschaulichen.

www.zeugenjehovas-ausstieg.de/01-forum-zj/index.php?PHPSESSID=o1mtkgobvefmlusmelog1td256&topic=1645.msg26653#msg26653

Man vergleiche auch das "abrechnende" im Internet kursierende Video einer jungen Frau, deren Eltern die Unterbrechung ihrer WTG-Karriere, infolge des zwangsweisen verlassens der WTG-Zentrale, offenbar nicht positiv verarbeiten konnten. Die "liebevolle" Erziehung, die sie da ihren Kindern zuteil werden liessen, bewirkten im Falle Gaby L. den fluchtartigen Ausbruch aus dieser Familie bei sich bietender Gelegenheit.
http://s187.photobucket.com/user/wtcleanup/media/Zeugen%20Jehovas/07_swr_paradies_ketten.mp4.html?sort=4&o=3#/user/wtcleanup/media/Zeugen%20Jehovas/08_abgehauen.mp4.html?sort=4&o=5&_suid=139261794311903091487095108568

Kommentar der im Video gezeigten Akteurin, unter anderem in separaten Internet-Postings

Von Gaby L. am Mittwoch, den 30. April, 2003 - 13:00:
Heinz, mein Alter kann da ein Liedchen von singen. Er hat brav eine Ausbildung zum Mechaniker (Mechaniker, Dreher und Maschinenbauer waren damals wohl angeblich darin vereint) gemacht, ist danach ins Bethel, und war 7 Jahre lang dort. Immer wieder erzählte er, dass die "Neuen" prinzipiell erstmal zum Klos putzen angestellt wurden. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er tatsächlich die 7 Jahre lag in seinem Beruf eingesetzt wurde. Er hat zwar an der "Emma", der alten Rota, gesessen, aber was hat das bitte mit seinem Lehrberuf zu tun? Als er dann heiratete, gingen die beiden sofort in Sonderdienst (ohne Krankenversicherung, nur ein winziges Taschengeld, die mussten quasi sparen, damit sie sich das Kranksein erlauben konnten…), auf den Tag genau ein Jahr später trudelte ich ein und "zerstörte" ihnen ihr ach so theokratisches Leben. Schließlich wurde man ja bestens von seinen Glaubensbrüdern versorgt…

Tja, und nu ging die Stellensuche los. Er fand einen Job, als Maschineneinsteller in einer Kuvertfabrik. Für nen Appel und 'n Ei. Er verdiente total wenig. So lange er den Job noch hatte, ging es bei uns zu Hause noch human zu. Spartanisch aber human. Dann wurde zuerst Kurzarbeit eingeführt (weniger arbeiten bei noch weniger Lohn), dann wurde die Firma von einer anderen übernommen und Schluss war mit lustig.

Zum Glück (und da hatte er echt mehr Glück als Verstand) hatte gerade eine Firma für hydraulische Aufzugsteuerungen aufgemacht, und die suchten noch einen Dreher. Wie durch ein Wunder bekam er die Stelle, und beim Vertragsabschluss legte der Chef von sich aus 50 Pf. die Stunde mehr drauf, als ursprünglich ausgemacht. Er bekam damals 16,50 DM die Stunde.

Wenn ich's richtig weiß, dann war Dreher damals schon ein eigener Lehrberuf, so dass er quasi als Dreher eingestellt wurde, obwohl er das offiziell gar nicht gelernt hatte. Was auch nochmal den Preis drückt.

Jedenfalls ist so der Lebenslauf versaut, und er kann von Glück reden, wenn er bis zur Rente in diesem Betrieb arbeiten kann.

Ich selber habe 4 Jahre Lücke im Lebenslauf, denn als ich heiratete, hatte ich brav einen auf Hausfrau zu machen und schön in den Dienst zu gehen. Erklär das mal einem zukünftigen Arbeitgeber. Entweder sie nehmen dich gleich gar nicht, wenn du die Wahrheit sagst, oder du lügst denen irgendwas von "habe kranke Oma gepflegt" oder sowas, und wirst so im Preis gedrückt.

An meiner Oma sehe ich jetzt, zu was es führen kann, wenn man eine Zeitlang nicht voll arbeiten kann. Sie musste, da ihr Mann sie verlassen hatte und keinen Unterhalt zahlte, 17 Jahre lang (!!!!) Teilzeit arbeiten. Nun fehlen ihr diese 17 Jahre an der Rente. Ganz toll.

Okay, letzteres hatte jetzt weniger mit ZJ zu tun, da sie denen zu dem Zeitpunkt schon den Rücken gekehrt hatte, aber ich wollte damit nur mal veranschaulichen, was schlimmstenfalls passieren kann, wenn du ne längere Lücke im Lebenslauf hast.

Gerade in der jetzigen Zeit suchen die Arbeitgeber doch nur wie die Bekloppten nach irgendeiner Möglichkeit, weniger zahlen zu können.
Da kriegst du dann zu hören, "Sie kriegen nur 8 EUR die Stunde, weil Sie 4 Jahre Lücke im Lebenslauf haben" oder "was wollen Sie denn, 8 EUR die Stunde reicht doch voll und ganz, immerhin sind sie arbeitslos, seien Sie froh, wenn Sie was bekommen" usw. Einfach grässlich, momentan."

Forumsarchiv A 38

Re: Thesen mit Verfallswert / Auszüge aus dem WT mit den Studienartikeln für Mai 2012
geschrieben von:  Frau von x
Datum: 15. Mai 2012 13:20

Drahbeck
Vor fünfzig Jahren

„Gottes neue Welt noch in unserer Generation"

titelt der einleitende Artikel der „Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 5. 62.
Man vergleiche stellvertretend für diese Hype, auch die Aussage aus dem 1975er Jahrbuch:

C.W.Barber spricht gleicherweise von der 'Kürze und Dringlichkeit der Zeit' ...

WT vom 15.MÄRZ 2012 S.17:
"Das Beispiel der kleinen Gruppe von Bibelforschern, die sich vor 1914 anstrengte, die gute Botschaft zu predigen, verdeutlicht, was unter Dringlichkeitsbewusstsein zu verstehn ist. Sie ... hatten verstanden, dass die Zeit drängt."

Denke daran, wo wir uns im Strom der Zeit befinden! ... Die Zeit ist kurz. Die Zeit läuft ab, darüber besteht keine Frage. ... Laßt uns unsere Zeit so gut wie möglich verwenden ... während noch Gelegenheit dazu ist. Seitdem sind einige Jahre vergangen, aber dadurch ist die Dringlichkeit des Predigtwerkes nur noch größer geworden.

WT vom 15.MÄRZ 2012 S.17,18:
"Der Predigtdienst ist schon immer dringend gewesen, aber noch nie so dringend wie heute.

"Uns bleibt nur noch wenig Zeit ... den Predigtauftrag zu erfüllen."

Und vergleichsweise eine Aussage aus „Trost" vom 1. 6. 1945

Wer hat wohl recht, jene, die sagen, Harmagedon komme sehr bald, oder jene, die meinen, es komme noch nicht so bald? ... Ob man bei 20 Jahren Zeitspanne noch von "bald" reden dürfe? Natürlich.

WT vom 15.MÄRZ 2012 S.11,19
"Bald wird über diejenigen, die nicht auf die gute Botschaft hören, ein Strafurteil gefällt."

"Wir wissen, was bald mit dem heutigen bösen System geschehen wird. Es kommt der "Tag des Gerichts und der Vernichtung der gottlosen Menschen" (2.Pet. 3:7)."

Schweiz und Wehrdienst
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. Mai 2012 01:53
Vor fünfzig Jahren
In einer Kurznotiz liest man in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 5. 1962, im Jahre 1961 seien in der Schweiz 47 Wehrdienstverweigerer gerichtlich verurteilt worden, unten ihnen 27 Zeugen Jehovas.
Berücksichtigt man, dass in der alten Bundesrepublik, der harte Kurs gegen Wehrdienstverweigerer ebenfalls Anfang der 1960er Jahre begann (Ostdeutschland dito), ist festzuhalten, das selbst die Schweiz keine Ausnahme von der Regel machte, und dies trotz des Umstandes, sich aus beiden Weltkriegen, als aktiver Teilnehmer, heraushalten zu können. Dennoch war die Schweiz, analog zu anderen Ländern, in ihrer Innenpolitik, diesen Aspekt betreffend, ähnlich rigoros.
Erst zu einem späteren Zeitpunkt (aber noch nicht in den 1960er Jahren) wurde auch in der Schweiz die Option eines Zivildienstes eingeführt. Hier wiederum bemerkenswert die Konditionen. Anderthalb mal so lang wie der Wehrdienst.

Man vergleiche zum lavieren WTG-seitig bei dieser Thematik auch;
19352Wehrdienst
Wehrdienstverweigerer
Über den Freiwilligkeitsgrad von diesbezüglichen Gewissensentscheidungen, gibt auch eine Episode in dem Buch der Schweizerin Josy Doyon (1966 erstmals erschienen) mit dem Titel „Hirten ohne Erbarmen" Auskunft. Man liest dort auch:

„In ein arges Dilemma brachte Hans seine Verpflichtung zum Militärdienst. Längst hätte er den Dienst verweigern sollen, schob es aber immer wieder hinaus. Er konnte einfach nicht einsehen, warum ihm dies von der Gesellschaft zugemutet wurde, war er doch einer Luftschutztruppe zugeteilt. Er wurde also nicht zum Töten ausgebildet, sondern zum Retten. Aber schliesslich begann die Gesellschaft immer heftiger darauf zu dringen .... Neuerdings schien man auf neue Mittel zu sinnen, den Brüdern diesen Willen aufzuzwingen, denn Hans war längst nicht der einzige, der sich in dieser Hinsicht widerspenstig zeigte.

Einmal rief man ihn noch spät nach der Versammlung zur Seite. .... «Du Hans, wie ist das eigentlich jetzt mit dem Militärdienst?» fragte Bruder Klaus, «wie ich weiss, hast du deine Ausrüstung noch nicht abgeben können!» ...
«Ja, aber weisst du, jetzt solltest du doch endgültig entscheiden, ob du den Dienst verweigern willst, oder nicht. Es ist nämlich eine neue Verordnung von der Gesellschaft gekommen. Die Verkündigerkarten von Brüdern, die militärisch eingeteilt bleiben, müssen aus der Kartothek genommen werden. Das bedeutet, dass sie nicht mehr als Zeugen anerkannt werden.»

Ich erschrak, weil ich sah, dass Hans nicht wusste, was er antworten sollte. ... «Du solltest mir bald Bescheid geben, was du zu tun gedenkst. Die Gesellschaft will Ordnung in die Sache bringen und nicht mehr lange warten.» ...
Kurze Zeit später hatten wir wieder Kreisdiener-Woche. ... ersuchte der Kreisdiener Hans und mich, in den Nebenraum hinüberzugehen, er müsse noch mit uns reden. Ausser dem Kreisdiener setzte sich dort auch ... an den Tisch, ein junger Mann, der erst wenige Jahre «in der Wahrheit» war. Vermutlich wollte ihn der Kreisdiener an der Besprechung dabei haben, weil er in einem Militärbetrieb arbeitete und neuerdings alle Brüder ihre Arbeit in diesen militärischen Fabriken kündigen sollten.
Das ging aber zähe vor sich, denn etliche der Brüder hätten damit sehr gut bezahlte Posten aufgeben sollen. Diese waren sich bewusst, dass sie kaum je wieder eine gleichwertige Stellung bekommen würden. Fast alle hatten Familie und keiner mochte es sich leisten, von der Hand in den Mund zu leben. ...

Mir wurde ungemütlich, denn schliesslich war seit dem Gespräch noch nicht viel Zeit vergangen. ...Aber ich las in den Augen des Kreisdieners, dass es an diesem Abend hart auf hart gehen würde. ... «Was hast du nun inzwischen beschlossen?» Die Frage klang herausfordernd. ... Der Kreisdiener wartete beharrlich auf die Antwort. Es war eine aufreizende Stille im Raum.
Und hart fielen nach einer Weile die Worte: «Wirst du nun verweigern oder nicht?» ...
«Ich muss die Leute aus eingestürzten Häusern und Bunkern retten, warum soll ich das nicht tun dürfen?» ... «Es geht nicht um diese Frage. Natürlich darfst du Leute retten, wenn du grad dazu kommst, aber nicht unter der Leitung einer Organisation, die zu Satans alter Welt gehört ... Er wandte sich wieder Hans zu, der starr vor sich niederblickte.
«Du wirst dich entscheiden müssen, Hans, und zwar bald. ...»

«Wenn er nur endlich aufhören würde, Hans zu bearbeiten», dachte ich angstvoll, aber der Kreisdiener bohrte nur noch zäher weiter. Immer wieder stellte er die herausfordernde Frage:
«Was gedenkst du nun zu tun? Du musst dich entscheiden!» Plötzlich kehrte Hans mit einem Ruck seinen Stuhl um, so dass er dem Kreisdiener halb den Rücken kehrte und mir mit dem ganzen Gesicht zugewandt war. Böse stiess er hervor:
«Und wer ernährt meine Familie, während ich in der Kiste sitze ...» «Und wie soll ich das den Herren beim Gericht klar machen, dass ich nicht einmal Leute retten dürfe? Ich, der ich ohnehin nicht gut reden kann?»
... Unwillkürlich hatte ich seine Partei ergriffen und sagte energisch:
«Wenn er nun schon um jeden Preis den Dienst verweigern soll, obwohl er nur beim Luftschutz dient, dann schreib du ihm wenigstens auf einen Zettel, wie er sich bei den Richtern verteidigen soll!»
Der Kreisdiener zog die Schultern hoch, blickte an mir vorbei und sagte:
«Das darf ich nicht!»
«Aber um Himmels willen», rief ich jetzt erbost, «warum denn nicht, wenn es die Gesellschaft doch verlangt, dass er verweigert! Du weisst doch genau, dass er ein Arbeiter ist und kein Studierter. Helft ihm doch wenigstens! Was wäre denn dabei, ihm die wichtigsten Argumente kurz aufzuschreiben?»
Er wurde sichtlich unruhig und strebte dem Ausgang zu, während er eilig hinwarf:
«Die Gesellschaft darf das nicht tun, jeder muss freiwillig vor Gericht verweigern ...»
«Diese sauberen Brüder», knurrte ich grimmig, als ich mit Hans im Auto sass, «nicht einmal helfen dürfen sie einem, damit man sich vor Gericht richtig verteidigen kann. Du sollst seelenruhig ins Gefängnis und sie wollen die Finger fein aus der Geschichte haben!»

Rennliste
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. Juni 2012 01:25
Vor fünfzig Jahren
Also belehrt der „Wachtturm" vom 1. 6. 1962:

„Die Verkündiger-Dienstkarte, in die die Ergebnisse der Tätigkeit, die ein Verkündiger in Verbindung mit der Versammlung ausübt, eingetragen werden ... Wir tun daher gut, uns öfter in unserem Felddienst-"Spiegel" zu betrachten."

Und weiter geht die Belehrung:

„Die Versammlung als Ganzes kann sich und ihre Fortschritte, ihre Stärken und Schwächen anhand der Versammlungstabelle prüfen, in die die monatlichen Ergebnisse eingetragen werden, die die Versammlung bei ihrer Tätigkeit erzielt."

Das wiederum lässt sich an einer älteren „Königreichssaal"-Aufnahme (Offenbar auch aus den 1960er Jahren) etwas weiter verdeutlichen.

Links oben im Bild an der Stirnseite, ist die im Jargon sogenannte „Rennliste" zu sehen. Die anwesenden Besucher sollen also durch ständiges unter die Nase gerieben bekommen, der jeweils aktuellen Zahlen, zu möglichst neuen Höchstzahlen aufgestachelt werden.
Rechts im Bild an der Stirnseite, auch zu beachten, ein Tisch und Stühle für die berüchtigten „Demonstrationen" ebenfalls mit der erklärten Zielsetzung der Leistungsaufputschung.
Wenn auch besagte ostentative „Rennliste" in späteren Jahren aus dem Interieur der „Königreichssäle wieder verschwand, so ist es dennoch belegt, dass dieses Aufputschelement mal Verwendung fand.
Es ist dann wohl kein wesentlicher (allenfalls ein gradueller) Unterschied, zwischen den morgendlichen Aufputsch-Meetings, die sich mit dem Namen einer US-amerikanischen Handelskette verband, und der gleichfalls USA-amerikanischen „Handelskette WTG".
Siehe etwa:
Parsimony.18372
Der eine handelt zwar mit irdischen Gütern, der andere dagegen mit „Seifenblasen".

Jaroslawski und Co
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. Juni 2012 02:54
Ein redaktioneller Vorspann.
In einem Posting andernorts gelesen: Zitat von ...

„sondern von den Menschen in einer kirchlichen Einrichtung, die mir ihre Räume zur Verfügung stellen, um gemeinsam über ZJ aufzuklären"

Wes Brot ich esse, des Lied ich singe... Soll es ausgerechnet in diesem Fall anders sein?
Und waren es nicht eben diese Leute aus kirchlichen Einrichtungen, die neulich eine Hetzerei gegen so manche Andersgläubige, namentlich gegen die neuere nicht-christliche religiöse Bewegungen angezettelt hatten? Natürlich drängen sie sich selbst nicht immer in den Vordergrund, das tun für sie und in ihrem Auftrag "kompetentere" Persönlichkeiten. Sie selbst stellen nur Räumlichkeiten zur Verfügung, gaaaanz uneigennützig, ohne bestimmte Erwartungshaltung...
Brauchst du wirklich diese Leute, um gegen die ZJ aufzuklären??? Kannst du es nicht alleine tun oder zusammen mit Konfessionslosen bzw. Angehörigen anderer Glaubensgemeinschaften?
Da kann man diskutieren wie man will und den Anteil der Kirche auch versuchen herunterzureden.. es ändert nichts.
Bei all deinen hehren Vorsätzen, ... du wirst instrumentalisiert! Die Religionen bekämpfen nicht nur Fortschritt, Menschenrechte und Wissenschaft, sondern obendrein sich noch gegenseitig. Und sie nutzen dafür jedes Mittel. Aufklärungswillige Aussteiger kommen da gerade recht.
Ich würde eher den Saal der ortsansässigen NPD nutzen als den der katholischen Kirche (und in der Hetze ist die evangelische nicht besser). Womit ich meine, das ich ihn GARNICHT nutzen würde."

Also erst mal zu dem „Beispielfall NPD". Da lege ich für meine Person Wert auf die umgekehrte Feststellung. Eher kämen Kirchen als (eingeschränkte, zeitweilige) „Bündnispartner" in Betracht. Die NPD hingegen NIE!
Das erst mal grundsätzlich.

[Fußnoten-Einfügung: Ein „vielleicht" lehrreiches Veranschaulichungsbeispiel, „vielleicht" inhaltlich etwas anders gelagert, „vielleicht" so viel „anders" auch nicht, im nachfolgenden Link:
de.indymedia.org/2012/06/330703.shtml
]
Nun kann ich nicht verhehlen, die angesprochene Problematik hat denn auch schon mal meine Person tangiert (zu früheren Zeiten). Ich habe dann ein einmaliges Referat meinerseits vor kirchlichen Kreisen, im Nachhinein mit dem Satz kommentiert. Das war das erste und zugleich letzte Referat meinerseits vor kirchlichen Kreisen. Das wird sich Zeit meines Lebens, nie mehr wiederholen.
Insofern kann ich mich durchaus in die Befindlichkeit jener hineinversetzen, die auf das kirchliche Interesse der Instrumentalisierung hinweisen und entsprechend warnen.
Siehe auch Wohin geht die Reise?
Der allerneueste Schrei
Bultmann und Küng

Allerdings dass muss auch ich noch sagen. Wie sieht es denn auf der „Gegenseite" aus?.
Eine Reflektion zum Thema der historischen Freidenker etwa in:
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,128096,129867#msg-129867
06. Mai 2012 01:31
Die heutigen Ausführungen über den seinerzeitigen sowjetischen Atheismusfunktionär Jaroslawski schließen sich dem an.
Ergo mag es in der Tat eine Frage der individuellen Bewertung sein, wie weit man da geht oder nicht geht.
Prinzipiell verweise ich in den heutigen Ausführungen über Jaroslawski auch auf den wertenden Satz:

„Namentlich seine Paraphase des wartens „auf den reichen Onkel" kann man noch etwas deutlicher zuspitzen. Es geht den Jaroslawski's und Co vor allem darum von der staatlichen Futterkrippe ausgehalten zu werden. Sollte (wie im Falle Sowjetunion) solcherlei Rahmenbedingungen gegeben sein, dann ist für diese Herrschaften die Welt (relativ) in Ordnung. Wehe aber, diese Rahmenbedingungen sind nicht gegeben, oder brechen wieder weg. Dann kann man in „Raketentempo" beobachten, wie das Interesse nachlässt. Sollte es einen „Ersatz", auch um den Preis der Verleugnung vorheriger Positionen gegeben haben, wird der auch mit „Kusshand" aufgenommen. Sollte es indes jenen Ersatz so nicht geben, kann man wieder mal beobachten, was es mit dem Spruch so auf sich hat, „das Gewäsch von gestern interessiert nicht mehr".

Eine Veranschaulichung jener These gab es kurz vor Toresschluss der seinerzeitigen DDR.
In all den Jahren des Ostdeutschen Regimes wurde organisiertes Freidenkertum - zur Wahrung des brüchigen Burgfriedens - nie zugelassen.
Zum Ende des Ostdeutschen Regimes indes, wurde selbigem die Kirchen ziemlich unbequem. Und in dieser Phase stampfte die SED quasi über Nacht, erstmals wieder einen eigenen Freidenkerverband aus dem Boden. Staatlich subventioniert, versteht sich.
Dann überschlugen sich die Ereignisse. Die Tage des Ostdeutschen Regimes waren abgelaufen. Und als Folgewirkung fiel auch die staatliche Subventionierung für jenen Verband weg. Und damit waren dann auch die Lebenstage dieser „Eintagsfliege" gezählt. Die kümmerlich Reste davon wurden vom Westberliner Freidenkerverband, welcher sich heute „Humanistischer Verband" nennt, „aufgekauft".
Jener Westberliner Verband, vordem - de facto ohnehin nur ein Verband der Lebenskundelehrer, ohne breite Wurzeln in der Westberliner Bevölkerung -, bekam damit eine Art Blutauffrischung. Ohne diese „Blutauffrischung", und ohne das wesentliche Standbein staatlich bezahlten Lebenskundeunterrichtes im Schulwesen, dem dann noch andere Geschäftszweige angegliedert werden konnten, etwa Kindergärten ect. Auch in seiner Trägerschaft (auch die Kirchen machten den großen Reibach, beim Aufkauf des vordem staatlichen Kindergartenwesens in Ostdeutschland, also keineswegs „nur" besagter „Humanistischer Verband"). Ohne diese wesentlichen Stützen würde es sich weitaus deutlicher zeigen, was in Kommentierung des Falles Jaroslawski bereits herausgearbeitet wurde.

Eine Ausnahme von der vorskizzierten Regel mögen die Kreise um die Giordano Bruno Stiftung sein (Schmidt-Salomon usw.). Die würden dann sich sicherlich auch etwa in atheistischen Buskampagnen usw. engagieren. Also partielles Engagement sei diesen Kreisen nicht prinzipiell abgesprochen. Die sind in der Tat aus „anderem Holze" geschnitzt als etwa der „Humanistische Verband".
Dennoch stört mich auch bei denen einiges.
Ein Beispiel nur. Die Catholica feierte kürzlich wieder mal ihren Aberglaubenskult des „heiligen Rockes" in Trier.
Und siehe da, vorgenannte Kreise waren auch nicht untätig, stellten auch Gegenveranstaltungen auf die Beine. Unter anderem die, einer Ausstellungs-Zelebration einer „Heiligen Unterhose von Karl Marx".
Wer mit dem „heiligen Rock-Kult" nichts am Hut hat, mag dass dann ja lustig finden. Und lachen soll in der Tat manchmal befreiend sein. Wer also dazu lachen kann, dem sei dieser Spaß durchaus gegönnt.
Die Frage bleibt aber doch zurück, wer lacht denn nun darüber? Lachen auch die Anhänger des „heiligen Rock-Kultes" darüber? Über letzteres wäre ich mir keineswegs so sicher.
Von seiner Biografie her hatte sich Schmidt-Salomon schon früher mächtig mit der Catholica angelegt. Ohne jetzt seine Chefredakteurszeit bei der MIZ weiter zu bewerten, meine ich darin auch einiges über seinen Clinch mit der Catholica mal gelesen zu haben, die gar ein Theaterstück von ihm zensieren ließ („Das Maria-Syndorm").
Nun war es für die Catholica sicherlich angenehm, das andere (für sie) wieder mal die Drecksarbeit erledigten. Jahrhundertelange Erfahrung hat diesbezüglich dieser Verein damit sicherlich.
Es sei auch eingeräumt, dass solcherlei Erfahrungen sich dem Opfer (in diesem Falle eben Schmidt-Salomon) traumatisch einbrennen.
Wie immer diese Dispute im einzelnen bewertet werden, zurück bleibt das wertfrei gesagt, die besondere Hass-Gegnerschaft zwischen ihm und der Catholica. Damit ist zwar für ihn ausreichend Stoff und Motivation für sein Engagement geliefert, aber doch wohl mehr in eine spezielle Richtung. Diese Fixierung auf eine spezielle Richtung, hat dann auch zur Folge, das er für Problematiken wie Zeugen Jehovas und oder Scientology, keinerlei sonderliche „Antenne" hat.
Weiter stört mich die Vollmundigkeit dieser Kreise beim Thema Evolution.
Ich war weder bei einer Schöpfung noch bei einer Evolution dabei. Ergo muss ich damit leben, es gibt weiter gegensätzliche Meinungen diesbezüglich, die „derzeit" nicht wirklich „hundertprozentig" aufgelöst werden können.
Wenn dem so ist, stellt sich schon die Frage des Stellenwertes der diesen Streitfragen gegeben wird.
Man wäre meines Erachtens klüger, just diesen Streitfragen einen eher hinteren Platz zu geben.
Diese so skizzierte Klugheit, vermisse ich allerdings in diesen Kreisen.
Beispielhaft am Beispiel des Herrn Kutschera (in diesem Verein eine dominante Rolle spielend) auch ablesbar. Sicherlich ist auch Kutschera, der Widerpart des Herrn Lönnig eine streitbare Persönlichkeit. Streitbar hin, streitbar her, ändert dies nichts an dem Umstand, dass mein Votum bei einer seiner Streitbarkeiten in Sachen Evolution, und eben generell in Sachen Evolution, weiterhin lautet (sinngemäß). Auf einem Nebenkriegsschauplatz einen Sieg errungen zu haben, auf dem Hauptkampfplatz indes, sieglos geblieben zu sein.
Siehe etwa:
Parsimony.13712
Die Befindlichkeit dieser sieglosen Herrschaften indes, wird von besagter Giordano Bruno Gesellschaft, im besonderen gehätschelt. Der Totalitarismus der evangelikalen Szene hingegen, zu der im weiteren auch die Zeugen Jehovas gehören, weitaus weniger.

Vor fünfzig Jahren
In seiner Rubrik „Wir beobachten die Welt", hält „Erwachet!" vom 8. 6. 1962 auch die nachfolgende Meldung für weitergebenswert. Was den in ihr mit genannten Jaroslawski anbelangt, kann man in der Tat zu der Wertung gelangen:
Der ersetzte die religiöse Vergötterung, durch die Staatsvergötterung.
Siehe etwa auch seine Miterwähnung in der Kommentarserie 1940 (mehr in der zweiten Hälfte der Datei).

Wer sich dieserhalb nun wähnt entspannt zurücklehnen zu können, und zu meinen das Thema Religionskritik wäre damit ja erledigt, denn kann man selbstredend an seiner euphorisierten Siegesgewissheit nicht hindern.
Indes wer die Phase der Euphorisierung verlassen hat, dürfte das vielleicht etwas differenzierter sehen.
Wie auch immer, dieser Streit kann hier und jetzt nicht entschieden werden.
Begnügen wir uns also einfach mit der kommentarlosen Wiedergabe dessen, was „Erwachet" da in seiner genannten Ausgabe mitteilte.

„Namentlich seine Paraphase des wartens „auf den reichen Onkel" kann man noch etwas deutlicher zuspitzen. Es geht den Jaroslawski's und Co vor allem darum von der staatlichen Futterkrippe ausgehalten zu werden. Sollte (wie im Falle Sowjetunion) solcherlei Rahmenbedingungen gegeben sein, dann ist für diese Herrschaften die Welt (relativ) in Ordnung. Wehe aber, diese Rahmenbedingungen sind nicht gegeben, oder brechen wieder weg. Dann kann man in „Raketentempo" beobachten, wie das Interesse nachlässt. Sollte es einen „Ersatz", auch um den Preis der Verleugnung vorheriger Positionen gegeben haben, wird der auch mit „Kusshand" aufgenommen. Sollte es indes jenen Ersatz so nicht geben, kann man wieder mal beobachten, was es mit dem Spruch so auf sich hat, „das Gewäsch von gestern interessiert nicht mehr".

„Für die russischen Atheisten gibt es hauptsächlich drei Standardwerke, die ihnen meist so viel bedeuten wie einem Christen die Bibel.

Emeljan Jaroslawski

gab 1922 als Gründer der Gottlosenbewegung die „Bibel für Gläubige und Ungläubige" heraus, die bis 1938 10 Auflagen erlebte und 1959, nach längerer Unterbrechung, eine Neuauflage von 650.000 Exemplaren erhielt. Der Verfasser übt eine vulgäre Bibelkritik und versucht, die Schilderungen der Bibel fragwürdig erscheinen zu lassen.
Das „Buch über die Bibel" von Josef Kriwelew versucht, die biblischen Ereignisse als religiöse Legenden mit naivem Charakter hinzustellen, die im Gegensatz zur wahren Weltanschauung stünden. Das dritte Standardwerk ist „Der Begleiter des Atheisten". Dieses 600 Seiten starke Nachschlagewerk gibt Auskunft über die Entwicklung der verschiedenen Bekenntnisse religiöser Bücher und Feste. Es spricht von einem unüberbrückbaren Gegensatz zwischen dem Glauben und der Wissenschaft.
Vor nicht langer Zeit veranstaltete die Öffentliche Historische Bibliothek von Leningrad eine Wanderausstellung

atheistischer Bücher

unter dem Motto:
„Die Wahrheit über die Religion".
Darin waren auch Bücher westlicher Schriftsteller, wie
Bertrand Russells Buch „Warum ich kein Christ bin", zu sehen.
Eine ganze Auswahl von
Broschüren befaßte sich mit kleineren religiösen Gruppen. Von Jehovas Zeugen wurde in dieser Literatur erklärt, sie würden ihre antisowjetische Tätigkeit  religiös tarnen."

Noch zu Nazizeiten, wurde besagter Herr Jaroslawski (1943 verstorben) als Jude diffamiert, was ja in jenem Regime einer Totschlagvokabel gleichkam.
In Kontext einer Diskussion um einem Rechtsaußen in der CDU, namens Hohmann, dann „passenderweise" gleich mal wiederholt.
Nach 1945 liest man über ihn weiter, solche wenige schmeichelhafte Bewertungen wie etwa
„Kettenhund Stalins".
Exkurs.
Einige Auszüge aus dem im Jahre 1929 erschienenen (deutschsprachigem) Buch von Jem. Jaroslawski:
„Wie die Götter geboren werden, leben und sterben"
Schon allein dass er sich Religionskritisch engagierte, zeigt die Verlogenheit der Diffamierung als „Jude". Zudem war die Nazidiffamierung unter Hinweis auf Ahnenabstammungslinien, als „Juden" rassistisch motiviert, um sich selbst als vermeintliche Herrenmenschen zu sonnen, ihren Gegnern eben das Gegenteilige Stigma anzuhängen. Sie sagt indes Nullkommanichts darüber aus, wie denn jene Einzelpersonen es selber mit Religion hielten (egal welcher Strömung). Und wie sie den theoretischen Wert und die praktische Bedeutung einzelner Religionsströmungen einschätzten.
Einleitend behauptet der Verfasser:

„Das Ammenmärchen von der Erschaffung der Welt durch Götter ist schon längst durch den wissenschaftlichen Weltbegriff verdrängt." (S. 10)

womit er schon mal seine Grundsatzposition formuliert hat.
Namentlich da Jehovas Zeugen auch als Ablehner des Weihnachtsfestes bekannt sind, besitzt seine nachfolgende Angabe auch einen gewissen Stellenwert:

„Die Feier der Geburt Jesu wurde nicht mit einem Mal auf den 25. Dezember festgesetzt. Die Kirchenväter stritten darüber fast 400 Jahre. Die älteste Angabe über die Feier des Weihnachtsfestes am 25. Dezember ist in einem römischen Kalender vom Jahre 354 zu finden. Unter dem 25. Dezember heißt es dort:
„Christus wurde in Bethlehem, im jüdischen Lande geboren."
In den apostolischen Bestimmungen, die ungefähr derselben Zeit angehören, heißt es:
„Beobachtet die Feiertage und vor allem den Tag der Geburt des Herrn, begeht ihn am 25. Tage des zehnten Monats."
Ja das neue Jahr damals im März begann, so bedeutet dies den 25. Dezember. Bis dahin wurde in vielen Ländern die Geburt dieser Götter im Januar gefeiert. Die byzantinische Kirche und die ägyptischen Christen waren so sehr gewöhnt, die Geburt ihrer Götter am 6. Januar zu feiern, daß sie 431 Jahre lang Weihnachten am 6. Januar feierten, Die armenische Kirche feiert noch heutzutage die Geburt Jesu an diesem Tage."
(S. 77)

Weiter geht es bei ihm mit der Aussage:

„Epiphanius erklärt diesen Umstand auf folgende Weise:
Die Geburt Christi erfolgte 13 Tage nach dem 25. Dezember; die Zahl 13 bedeutet angeblich die 12 Apostel und Jesu selbst. Die christliche Sekte der Basilianer feierte Weihnachten im 24. und 25. April; wie Klemens von Alexandrien behauptet, feierten andere christliche Sekten Weihnachten am 25. Mai.
Als Hauptfeiertage der Geburt der Götter des Altertums galten meistenteils der 25. Dezember und der 6. Januar. Am 25. Dezember wurde die Geburt der Götter Adonis, Dionysos und Mithra gefeiert.
Das Christentum hat sämtliche Bräuche und Sitten dieser Feiertage beibehalten und nur die Namen und Benennungen geändert.
Auch in den westlichen Ländern, wohin die christlichen Prediger und Missionäre recht spät vordrangen, war die Geburt der Götter mit der Wintersonnenwende, dem 25. Dezember, verbunden. Die Missionare waren höchst erstaunt, in England, Norddeutschland und Skandinavien Bräuche und Feiertage vorzufinden, die den christlichen sehr ähnlich waren. Dies ist durch die große Abhängigkeit der Volksmassen dieser Länder, namentlich der Ackerbauern und Hirten, von der Natur zu erklären."
(S. 78)

Ein für die Zeugen Jehovas relatives Reizthema - die Dreieinigkeit - nimmt er auch auf. Dazu zitiert er ein russischsprachiges theologisches Buch mit den Sätzen:
(So äußert sich über das Dogma der heiligen Dreifaltigkeit der Metropolit Makarios in seiner Schrift „Die orthodoxe dogmatische Theologie", Band I, S. 156.)

„Das Sakrament der christlichen Sakramente ist unstreitig das Dogma von der heiligen Dreifaltigkeit: wie in einem Gotte drei Personen sein können, wie der Vater Gott sein, der Sohn Gott sein, der Heilige Geist Gott sein und es dennoch nicht drei Götter, sondern einen einzigen Gott geben kann, - das übersteigt völlig unsere Auffassungskraft. Und deshalb machte kein einziges Dogma so viele Ketzer stolpern -, die es sich anmaßten, die Wahrheit des Glaubens mit ihrem eigenem Verstande zu erklären, - wie das Sakrament der heiligen Dreifaltigkeit." (S. 81)

Vollmundig wähnt Herr Jaroslawski weiter:

„Die immer größeren Fortschritte der Technik, die ihre Entwicklung vornehmlich dem Wachstum der Produktiv-Kräfte und der Arbeit des Industrieproletariats zu verdanken hat, beseitigen von Tag zu Tag gründlicher und durchgreifender die Notwendigkeit eines Gottes für die Erklärung der verschiedenen Naturerscheinungen. Da nun die Arbeiterbewegung die fortgeschrittenen kapitalistischen Länder immer tiefer erfaßt, so geht gerade in diesen Ländern die Religionskritik oft von einigen Vertretern der weitsichtigeren Bourgeoisie aus.
Innerhalb der Kirche scheidet sich eine mehr zunehmende Schicht der Geistlichen und Theologen heraus, die einen bedeutenden Teil ihrer bisherigen Waffen aufzugeben - und durch neuere feinere Waffen zu ersetzen bereit ist, um nur die Herrschaft über die Massen nicht zu verlieren. Die Kritik der Religion, ihrer Dogmen und Bräuche, die Kritik des Ursprungs Gottes selbst geht recht oft von dieser liberalen Bourgeoisie aus.
So besteht heutzutage eine reichhaltige, von dieser liberalen Bourgeoisie geschaffene Literatur, die die bisherige Harmonie religiöser Theorien und Satzungen über den Haufen wirft. Allein das Proletariat kann nicht an jener Grenze haltmachen, an der diese liberale Kritik es zurückhalten möchte. Es geht in seiner Verneinung des Religiösen um vieles weiter. Es gelangt zur vollständigen Verneinung der Religion - als einer Macht die seine Entwicklung aufhält, den Sinn der gesellschaftlichen Beziehungen verdunkelt und der proletarischen Revolution hinderlich ist. Das Proletariat wird in allen Ländern der Welt, namentlich aber in Rußland, immer ausgesprochen atheistisch gesinnt, und dies gerade deshalb, weil es selbst einen neuen Staat aufbaut, indem zur Begründung der gesellschaftlichen Beziehungen keinerlei Anerkennung oder Autorität der Kirche, noch irgendein Segen von oben nötig sind, - wo die Gesetze nicht im Namen Gottes, sondern im Namen der gegen jede Sklaverei sich auflehnenden Proletariats erlassen werden.
Es zerstört die letzten Überreste des „Mysteriums" der gesellschaftlichen Beziehungen, Überreste, hinter denen sich noch die Religion verborgen hält.
Selbstverständlich kann der Kapitalismus ein solch starkes Machtmittel wie die Religion nicht so leicht aus der Hand geben. Noch ist der Kapitalismus stark genug, um die zahlreichen religiösen Organisationen aufrecht zu erhalten. Je raffinierter und je feiner der Betrug ist, den die herrschenden Klassen organisieren, um so tiefer faßt er Wurzel gerade in den liberalen und aufgeklärtesten Kreisen der Bourgoisie."
(S. 116)

Diesen Gedankengang weiter fortsetzend kommt er dann auf jene Strömungen zu sprechen, die vielfach pauschal mit dem Begriff „Sekten" zusammengefasst werden. Das liest sich dann bei ihm so:

„Irgendwelche „hohe", „heidnische" Methoden verfangen heutzutage nicht mehr. Da tauchen verschiedene Gemeinschaften der Quäker, Baptisten, Evangelikale, Tolstojaner und andere auf, denen die gebildete westeuropäische und amerikanische Bourgeoisie ihre größten Sympathien entgegenbringt. Die Sympathien wären freilich belanglos, wenn sie nicht mit er Organisierung materieller Mittel zu Propagandazwecken verbunden wären. Aus diesem Grunde opfert die Bourgeoisie noch gerne kolossale Summen für die Organisierung religiöser Propaganda, für die Schaffung pfäffischer Lehranstalten, ebenso für die Herausgabe von Evangelien, Bibeln und anderen Büchern der Heiligen Schrift in kolossaler Menge - Sie überschwemmt buchstäblich mit dieser Literatur die Arbeiterviertel und die Dörfer. Sie ist sogar bereit, diese Literatur „umsonst" zu verteilen, da sie schon genügend Gold aus Blut und Schweiß ihrer Lohnsklaven, der Arbeiter in Fabriken, Bergwerken, Erzgruben und Plantagen, herausgepreßt hat. Die Bourgeois hören gerne selbst eine Pfaffenpredigt an und besuchen die Kirche, wo gelehrte Theologen in fein kommentierten Bibelerläuterungen sich ergehen, die stets von guter Musik begleitet werden. Evangelientexte sind allerdings ein vortreffliches Verdauungsmittel für die behäbigen Bourgeois und Kapitalisten." (S. 117)

Zur Frage der kommunistischen Kirchenpolitik übergehend liest man bei ihm:

„Muß unsere Partei Krieg gegen die Religion predigen?
Ja. Sie muß gegen die Religion Krieg führen vermittelst Propaganda, Agitation, Predigt des Atheismus, Aufdeckung des Zusammenhangs der Religion mit den herrschenden Ausbeuterschichten, vermittelst Ersetzung der religiösen Weltanschauung durch die wissenschaftliche materialistische Weltanschauung, durch breite und tiefe naturwissenschaftliche und atheistische Aufklärungstätigkeit.
Muß die Partei Menschen mit religiösen Anschauungen die Aufnahme verweigern?
Als allgemeine Regel - ja, denn religiöse Menschen werden immer schwanken, den Kampf der Arbeiterklasse stören, und idealistischen Firlefanz hineintragen, wo eine klare materialistische Weltanschauung nötig ist."
 (S. 142)

In seiner 1931 erschienenen, ebenfalls deutschsprachigem Schrift mit dem Titel: „Kampf gegen Religion und Nationalismus ist Kampf für den Sozialismus" vernimmt man ihn auch mit seiner die eigenen „Bauchschmerzen" beschreibenden Aussage:

„Bei uns fehlt noch hie und da, ich möchte sagen, der richtige militärische Plan in unserem Kampf gegen die Religion. Wir nennen uns zwar kämpfende Gottlose, aber dieser Kampfgeist fehlt uns durchaus. Häufig sehen wir ein mehr oder weniger versöhnlerisches, opportunistisches Verhalten, manchmal sogar ein Anpassen. Wir haben immer darauf hingewiesen, daß wir in unserer antireligiösen Tätigkeit mit der Rückständigkeit, dem Fanatismus der hie und da noch mit religiös gestimmten Massen und mit dem an manchen Orten noch herrschenden großen Einfluß der Geistlichkeit rechnen müssen. ...
Unlängst haben in Baku die Sektanten Flugblätter ausgeteilt. Dieses Flugblatt habe ich zufällig bei einem meiner Berichte in der kommunistischen Akademie zitiert. Das Flugblatt ist scharf geschrieben und, was die Hauptsache ist, hervorragend redigiert. Natürlich wurden sie nicht von der Vereinigung der Staatsverlagsanstalten mit Papier versehen, sondern sie haben sich selbst das Papier verschafft und waren auch selbst imstande, das Flugblatt zu drucken. Wir haben alle Möglichkeiten, eine Presse der Gottlosen zu organisieren, aber wir machen alles schrecklich träge und, ich wiederhole, wir rechnen auf den „reichen Onkel". 
(S. 11, 14)

Namentlich seine Paraphase des wartens „auf den reichen Onkel" kann man noch etwas deutlicher zuspitzen. Es geht den Jaroslawski's und Co vor allem darum von der staatlichen Futterkrippe ausgehalten zu werden. Sollte (wie im Falle Sowjetunion) solcherlei Rahmenbedingungen gegeben sein, dann ist für diese Herrschaften die Welt (relativ) in Ordnung. Wehe aber, diese Rahmenbedingungen sind nicht gegeben, oder brechen wieder weg. Dann kann man in „Raketentempo" beobachten, wie das Interesse nachlässt. Sollte es einen „Ersatz", auch um den Preis der Verleugnung vorheriger Positionen gegeben haben, wird der auch mit „Kusshand" aufgenommen. Sollte es indes jenen Ersatz so nicht geben, kann man wieder mal beobachten, was es mit dem Spruch so auf sich hat, „das Gewäsch von gestern interessiert nicht mehr".
Nun ist aber der Umstand zu beobachten, dass anstelle der Jaroslawsik's und Co eher die klassische Religionsindustrie an der staatlichen Futterkrippe sitzt. Und namentlich in letzteren Konstellationen, kann man dann die politische Bedeutungslosigkeit der Jaroslawski's und Co, nahezu „mit Händen greifen."

Jaroslawski's 1937 wieder deutschsprachig erschienene Schrift:
„Die Aufgaben der antireligiösen Propaganda" setzt die Linie seines Klagegesanges fort. Nachdem er in ihr unter anderem die Gewerkschaften, als „tauben Verein" für seine Interessen charakterisiert (also andere, in dem Fall eben die Gewerkschaften) mögen doch bitte schön, für ihn die „Kastanien aus dem Feuer holen" geht es bei ihm weiter mit der Klage:

„Auf der letzten Plenartagung des Zentralkomitees der KPdSU (B) hat Genosse Shdanow äußerst scharf die Tätigkeit des Bundes der streitbaren Gottlosen und überhaupt die Tätigkeit der Freidenker kritisiert. Er hat vollkommen richtig bemerkt, daß viele Freidenker aus streitbaren Gottlosen zu friedlichen Gottlosen geworden sind, und stellte die Frage, ob sie nicht vielleicht eine stille Abmachung mit dem lieben Gott getroffen haben. ....
Leider stirbt die Religion nicht von selbst ab."
(S. 30, 32)

Ähnlich schon auch seine Klage in seinem 1930 erschienen „Der streitbare Atheismus wird zur Massenbewegung"
Darin auch der Satz:

„So hat die Wladiwostoker Kommunalverwaltung der Metallgewerkschaft Räumlichkeiten für Rote Ehen verweigert, dagegen aber diese Räumlichkeiten den Baptisten zur Verfügung gestellt, da die Baptisten dafür gut zahlen." (S. 18)

Ein bemerkenswertes Dokument, aus dem noch etwas zitiert werden soll, ist sicherlich auch das vom Verband der kämpfenden Gottlosen herausgegebene „Antireligiöses Lehrbuch fürs Dorf".
Erschienen (deutschsprachig) 1931 im Zentral-Völker-Verlag, Moskau.
Einleitend wird ausgeführt:

„Das vorliegende „Antireligiöse Lehrbuch für's Dorf" wurde auf Grund des „Antireligiösen Lehrbuches fürs Dorf" von Em. Jaroslawski zusammengestellt. Der größte Teil des Inhalts entstammt dem genannten Lehrbuch, doch wurde es den bestimmten Verhältnissen des deutschen Dorfes entsprechend umgearbeitet und ergänzt." (S. 3)

Grundsätzlich kommt - wie zu erwarten - die Religionsindustrie in ihrer Bewertung, nicht glimpflich davon. Jedoch überschneiden sich etliche Kritikpunkte dabei mit jener Kritik, die es auch andernorts zur Genüge gibt.
Zitierenswert sind eher solche Sätze wie die:

„Nach Auffassung der Gläubigen sendet Gott die Krankheiten als Prüfung für die Menschen oder als Strafe für ihre Sünden. Von den Krankheiten will sich der Gläubige nur dadurch befreien, daß er Gott durch Gebete und Opfer besänftigt und für sich gnädig stimmt. Doch hält sich der Gläubige für nicht stark genug, das selbst zu tun. Er benötigt dazu einen Vermittler - den Priester. Daß die Geistlichen aller Religionen dieses ausnützen, um sich und die Kirche zu festigen, unterlag noch nie einem Zweifel.
Noch heute macht die Kirche ihren Schäflein weis, daß die Ursache mancher Krankheiten - unreine Geister sind. Mit Vorliebe beweist sie diesen Unsinn mit der Bibel, nach welcher Christus aus kranken Menschen die Besessenheit ausjagte. Dieselbe soll dann in Gestalt böser Geister in eine Herde Schweine gefahren sein. Bis heute wird noch von der Kirche anerkannt, daß es Menschen mit übernatürlichen Kräften geben soll. Sie werden noch heute als Zauberer und Hexen bezeichnet. Mit dem Blute ungezählter „Hexen" und „Zauberer" ist die Geschichte der Kirche geschrieben, Tausende unglücklicher Frauen wurden auf Geheiß der Kirche auf dem Scheiterhaufen einem qualvollen Tode überantwortet. Die einzige Anschuldigung war - daß sie mit unreinen Geistern in Verkehr gestanden haben sollten. Es entsprach nicht der Tatsache, daß die Hexenverbrennungen nur im finsteren Mittelalter vor sich gingen. Noch im Jahre 1874 wurde in der Stadt Sant Jouan di Jacobo (Mexiko) eine Frau namens Diega Logo als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ihr folgte, auf Veranlassung der Jesuiten, Hyronimo Parres nach.
Die katholische Kirche ist mit allen Kräften bestrebt, ihren Schäflein die Überzeugung beizubringen, daß es wirklich dämonische Krankheiten gibt. In den offiziell katholisch medizinischen Büchern wird ausdrücklich auf die Besessenheit hingewiesen. Diese Bücher sind von Medizinern geschrieben und von kirchlichen Vorgesetzten ausdrücklich gutgeheißen."
(S. 88)

Dieser Gedankengang wird dann mit der Ausführung fortgesetzt:

„Die Kirche hat aber nicht das Monopol auf „Wunderheilungen". Die Sekten machen ihr gewaltig Konkurrenz. In Deutschland ist es besonders ein ehemaliger Maurer Weißenberg, der sich als „Göttlicher Meister und Nachfolger Christi" ausgibt.
Dieser gerissene Betrüger kann zwar nicht den Pomp und Aufwand der Kirche aufbringen, über Zulauf von Gläubigen dürfte er jedoch kaum Klage führen können. Geheilt hat er bis heute noch keine Kranken, sich dafür aber eine Kirche eingerichtet und an die Vergrößerung seines Bankkontos gedacht."
(S. 104)

Auch dieses sei noch zitiert:

„Der Adventismus hat auch unter der russischen Bevölkerung eine gewisse Verbreitung gefunden und zählt in der Sowjetunion ca. 13.000 Anhänger. Sie bilden den sogenannten Adventistenbund der Sowjetunion, der sich dem Weltbund dieser Sekte angeschlossen hat. Die Adventisteninternationale entfaltet in der ganzen Welt eine gewaltige Propaganda. Die amerikanischen Adventistenführer bemühen sich ganz besonders um die Verbreitung des Adventismus in den Kolonialländern. Ihre Arbeit die die religiöse Verdummung und imperialistische Unterjochung der Kolonialvölker zum Ziel hat, wird dem Adventismus von den amerikanischen und europäischen Machthabern und Kapitalisten gut bezahlt.
Kolossal ist die Verlagstätigkeit der Adventisteninternationale. Auch „unsere" Adventistenführer gaben in Moskau bis zur letzten Zeit zwei Journale - eins in deutscher („Der Adventbote") das andere in russischer Sprache heraus."
(S. 233)

Relevant ist sicherlich seine Auseinandersetzung in Sachen Wehrdienst. Theoretisch war zum Anfang der Sowjetunion, dort noch eine religiös begründete Wehrdienstverweigerung zulässig. Das Papier auf dem jenes Recht stand, wurde dann aber alsbald in ein Papier umgetauscht, welches noch nicht mal seinen Papiererwerbungswert wert war. Jedenfalls war auch Jaroslawski bekannt, zum Anfang der Sowjetunion, gab es dort noch eine zulässige religiös begründete Wehrdienstverweigerungsmöglichkeit. Mit letzterer setzt er sich nun wie folgt auseinander:

„Von erheblichem Interesse ist das Verhalten der deutschen Sektanten zu der Roten Armee.
Wie schon berichtet, nahmen die mennonitischen „Spitzen" am konterrevolutionären Kampfe aktiven Anteil. Die adventistischen Führer unterstützten seinerzeit nach Kräften die zaristische Regierung und den Weltkrieg. Der adventistische Häuptling Heinrich Löbsack veröffentlichte während des Krieges patriotische Aufrufe und besang die Heldentaten der Adventisten auf dem Kriegsschauplatz. In Sibirien traten adventistische Jugendliche in konterrevolutionäre Organisationen ein. Ebenso handelten auch die Baptisten und die Vertreter anderer Sekten. Im Jahre 1914 veröffentlichten die baptistischen Zeitschriften kriegshetzerische Aufrufe. Später unterstützten die baptistischen Führer die Provisorische Regierung bei der Durchführung der Losung „Krieg gegen die Deutschen bis zum siegreichen Ende."
Die Ansichten der Sektenführer in bezug auf die Wehrfrage änderten sich jäh nach dem Siege der Roten Armee. Die Prediger der Mennoniten, Adventisten, Baptisten und einiger anderer Sekten, die doch noch kurz vorher zum Kampfe gegen die Sowjetmacht gehetzt hatten, stempelten es jetzt als Sünde „das Gewehr zu nehmen." Der Klassencharakter der sektantischen „Wehrlosigkeit" tritt hier klar zutage.
Die Sowjetmacht kam allen Sektanten, die nicht „das Gewehr nehmen" wollten, entgegen und befreite sie vom aktiven Militärdienst. Die Befreiung eines jeden einzelnen Sektanten von der Dienstpflicht in der Armee wurde vorgenommen, wenn das sowjetische Gericht die religiöse Überzeugung und den religiösen Lebenswandel des betreffenden Sektanten feststellen konnte. Zu den gerichtlichen Verhandlungen wurden die Sektenprediger als Sachverständige herangezogen."
 
(S. 258)

Aber so weiter:„Diesen Umstand nützten die Prediger aus, um die Rote Armee zu schädigen und den Einfluß der religiösen Gemeinden zu festigen. Die Zeugnisse über einen religiösen Lebenswandel und die Zugehörigkeit zur Gemeinde wurden nämlich jedem Jugendlichen ausgehändigt, der der Militärpflicht ausweichen wollte. Auf diese Weise haben die Sektenprediger überall die Deserteure der Roten Armee in Schutz genommen. Es ist an Hand genau geprüfter Tatsachen festgestellt worden, daß das Wachstum der Sekten während des Bürgerkrieges in erheblichem Maße auf Kosten der Deserteure der Roten Armee zustande kam.
Nach Verlauf einiger Jahre trat jedoch ein Umschwung in den Verhalten der werktätigen sektantischen Jugend zur Wehrpflicht ein. Die Stimmen, die sich gegen die verlogene Wehrlosigkeit erhoben mehrten sich. Die Heuchelei der Sektenprediger, denen das „Gewissen" den bewaffneten Kampf gegen die Sowjets erlaubte, den Dienst in der Roten Armee aber verbot, kam der Klein- und Mittelbauernjugend immer mehr zum Bewußtsein. Von Jahr zu Jahr wuchs die Zahl der Abtrünnigen, die die Lehre von der Wehrlosigkeit und bald darauf auch den ganzen religiösen Kram beiseite schoben. Diese Jugendlichen traten in die Rote Armee auf allgemeiner Grundlage ein und schlugen dadurch in die Front der Sektenprediger eine Bresche.
Die ersten Abtrünnigen wurden von wutschnaubenden Sektenpredigern verflucht und verdammt. Die Prediger setzten alle Mittel in Bewegung, um die „Verräter" entweder zur Umkehr zu bewegen, oder sie aus der „Gesellschaft" auszustoßen. Den Gemeindemitgliedern wurde geboten, jeden Verkehr mit den Abtrünnigen abzubrechen; die religiöse Jugend verstieß sie aus ihren Reihen, die Prediger versagten ihnen die Trauung usw. Diese Maßnahmen der Sektenprediger verfehlten jedoch ihren Zweck vollständig. Die Zahl der Abtrünnigen wuchs von Jahr zu Jahr. Durch ihre Strafmaßnahmen erreichten die Prediger nur, daß die Abtrünnigen den Sekten endgültig den Rücken kehrten.
Angesichts dieser Lage änderte im laufe der letzten Jahre eine Predigergruppe nach der anderen ihre Taktik.
Das „Gewissen" der Prediger „gestattete" nun mit einem Male den Dienst in der Roten Armee. Ebenso wie vor einigen Jahren das Verbot des Dienstes in der Roten Armee mit zahllosen Bibelsprüchen begründet wurde, so hatte man jetzt wieder Bibelsprüche ohne Zahl zur Hand, um die Richtigkeit der neuen Position zu beweisen.
Die adventistischen „Spitzen" faßten auf ihrem Kongreß im Jahre 1925 einen Beschluß, demzufolge den Adventisten der Dienst in der Roten Armee erlaubt ist. Einen ähnlichen Beschluß faßten die Häupter des Baptistenverbandes, in dem die deutschen Baptisten eine Sektion bilden. Indem die Sektenprediger dieses Manöver vollführten, schufen sie zu gleicher Zeit eine spitzfindige Klausel, die eine weitere Schädlingsarbeit gegenüber der Roten Armee ermöglicht. Sie besteht darin, daß die Führern ihren Nachfolgern den Eintritt in die Rote Armee erlauben, es jedoch einem jeden einzelnen Sektanten frei stellen, die Frage des Militärdienstes selbstständig zu entscheiden.
Die Praxis hat denn auch bewiesen, daß die Sektenprediger unter Berufung auf diese Klausel ihre Schädlingsarbeit fortsetzen. Wie ein Sektenführer im engen Kreise anerkannte, stellt die Erklärung des Sektantenkongesses über die Wehrfrage nichts anderes dar, als ein „schlaugedrehtes diplomatisches Dokument." Die Sektenführer wollten mit dieser ihrer Erklärung einerseits die Sowjetregierung betrügen und andererseits den massenhaften Austritt aus ihren Gemeinden verhüten.
Etwas anders handeln die mennonitischen Prediger, von denen noch nicht alle den Dienst in der Roten Armee „erlauben". In jenen Orten, wo der Prozentsatz der Abtrünnigen hoch ist, sind die mennonitischen Prediger schon dem Beispiele der anderen Sektenprediger gefolgt. An anderen Stellen, wo vorderhand erst wenige Mennoniten „das Gewehr nehmen", halten die Prediger noch an der Lehre von der Wehrlosigkeit fest.
Hieraus ist wiederum ersichtlich, daß die Anerkennung des Militärdienstes ein Manöver der Prediger darstellt, darauf berechnet, die werktätige Jugend unter ihrem Einfluß zu behalten.
Die Umtriebe der Prediger gegen die Rote Armee wurden in einer großen Gruppe mennonitischer Jugendlicher aus der Krim im Jahre 1929 entlarvt. In einer Deklaration teilen diese Jugendlichen mit, daß die Prediger auch ihnen Zeugnisse über einen religiösen Lebenswandel und mennonitischer Überzeugung angeboten haben und sie in jeder Weise dazu bewegen wollten, nicht in die Rote Armee einzutreten. Hier tritt es klar zutage, daß die Prediger Schädlinge der Roten Armee sind."
(S. 259)

Tendenziös wird dann im weiteren die Auswanderungswelle religiöser Kreise aus der Sowjetunion (namentlich und besonders Mennoniten) abgehandelt. Was da Ursache und was Wirkung war, darüber kann man wohl mit Sicherheit auch zu einer anderen Meinung gelangen, als wie sie in jenem Buche offeriert wird.
Ein Zitat aus jenem Themenkomplex:

„Als die mundgewaltigen deutschen Nationalisten die „Brüder in Not" in ihrem Lande empfangen konnten und nun praktisch helfen sollten, da wandten sie sich von ihren Gästen ab. Die Emigranten wurden in einige Konzentrationslager eingeschlossen. Dort brachen bald Seuchen aus, durch die an die 100 Menschen dahingerafft wurden. Kein Land erklärte sich bereit, die Emigranten aufzunehmen. Man schmiedete Pläne, die Emigranten nach Afrika abzuschieben. Schließlich erwies sich der südamerikanische Staat Paraguay bereit, die Emigranten aufzunehmen. Das Schicksal, das die Auswanderer hier erwartet, ist überaus traurig. In dem Lande herrscht unter den schon früher angesiedelten deutschen Bauern Hunger und Not. Den Auswanderern sind sumpfige Gebiete angewiesen worden, wo die Ansiedler von verschiedenen Seuchen massenhaft dahingerafft werden. Aus den Briefen der Auswanderer an ihre Verwandten in der Sowjetunion geht hervor, daß in den neuen Ansiedlungen eine furchtbare Verzweiflung herrscht. Zu den schweren Seuchen kommt noch die Unfruchtbarkeit des Bodens hinzu, die eine Weiterarbeit in diesen Gegenden ganz aussichtslos macht. Alles dies hat zur Folge, daß unter den Auswanderern eine große Zahl von Selbstmorden verzeichnet worden ist.
Auch das Los der deutschen Bauern, die in den Jahren 1924 und 1925 auswanderten, ist nicht beneidenswert. Statt der versprochenen Berge Gold erwartete sie in Kanada eine Enttäuschung nach der anderen. Auf die Forderung der Emigrationsgesellschaften hin mußten die Auswanderer, der örtlichen Verhältnisse unkundig, auf die Arbeitsangebote eingehen, die ihnen die Gesellschaften beschafften. Daher fielen die meisten unter ihnen der furchtbarsten Ausbeutung zum Opfer. Nur ein verhältnismäßig kleinerer Teil der Auswanderer (vornehmlich die Bemittelten) gelangte in den Besitz von Farmen. Doch auch als Farmer besitzen sie keine Aussicht, irgend einmal die Schulden an die Banken und die Emigrationsgesellschaften zu begleichen und selbstständig zu werden. Die meisten Auswanderer fristen als Landarbeiter oder als Arbeitslose ein elendes Dasein."
(S. 264)

Zynisch geht der Kommentar jenes Buches weiter mit der Aussage:

„So mancher Auswanderer hegt den Wunsch in sein Heimatdorf in der Sowjetunion zurückzukehren. Diesem Wunsche steht jedoch die Schuld an die Emigrationsgesellschaft hindern im Wege. Auch fehlen die Geldmittel zur Rückreise. Das ist das Los jener leichtgläubigen Bauern, die auf den Betrug der Pfaffen und Prediger hineingefallen sind." (S. 265)

Der famose Herr Makarenko
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Juni 2012 04:15
Vor fünfzig Jahren
Ausgewählte tendenziöse Beispiele, fühlt sich der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 6. 1962 wieder mal bemüßigt, zu präsentieren. Etwa dieses:
In Griechenland habe eine 14jährige Zeugin Jehovas, welche zu einer Operation in ein Krankenhaus musste, dass WTG-Buch „Vom verlorenen zum wiedererlangten Paradies" mitgenommen. Nicht nur zur eigenen Lektüre, sondern als gezielte Propagandawaffe.
Angeblich hätte sich der Chef-Chirurg dafür auch so interessiert, „daß er sich während der acht Tage, wo sie dort war, jeden Abend Zeit nahm, um mit ihr das Buch zu studieren."
Jene WT-Ausgabe meint noch ein paar weitere Highlights auf Lager zu haben. Etwa dieses:

„Minderjährige mögen sich gegen den Besuch der Versammlung und die Teilnahme am Felddienst sträuben."

Nun mag in der Folge solcher Situationen, bei den WTG-Hörigen Eltern, vielleicht eine gewisse resignative Stimmung eintreten. Die jedoch will der WT um keinen Preis als zulässig anerkennen.
Seine darauf aufgebaute Belehrung lautet weiter wieder mal:

„Sie 'weiterhin in der Zucht und im autorativen Rate Jehovas' erziehen."

Namentlich die mit enthaltene Vokabel „Zucht", wird zwar in diesem Artikel nicht weiter definiert. Indes sind genügend Beispiele bekannt, auch aus den 1960er Jahren, wo jene zitierte WT-Ausgabe angesiedelt ist, die belegen, der Begriff „Zucht" wurde dann in sehr buchstäblichem Sinne zur Anwendung gebracht!

Namentlich offeriert diese WT-Ausgabe dann noch einige Breitseiten, gegenüber sowjetkommunistischen Erziehungsvorstellungen. Ob der WT bei seinen diesbezüglichen Zitaten im Sinne eines Zerrbildes, ein Schreckensgemälde aufzeichnet. Und die Frage zurückbleibt, ist jenes Schreckensgemälde nun wirklichkeitsadaquat oder nicht. Diese Frage sei hier und jetzt nicht endgültig entschieden.
Jedenfalls unter Verweis auf einen Artikel des „New York Times Magazine", wird der sowjetische Pädagoge A. S. Makarenko der WT-Leserschaft als ein ganz Schlimmer vorgestellt. Besagter Herr Makarenko soll also in einem Buch

„unter anderem auch die Geschichte eines Jungen (vorgestellt haben), der aus dem Elternaus davonlief, weil er mit seiner Mutter Schwierigkeiten hatte."

Und jener Herr Makarenko soll jenes von ihm offerierte Fallbeispiel dann mit dem Satz kommentiert haben:

„Ich (Makarenko) bewundere einen solchen Optimismus sehr, und ich liebe Jungen, die so viel Glauben an den Sowjetstaat haben, daß sie sich so weit fortreißen lassen, daß sie nicht einmal mehr ihren eigenen Müttern vertrauen."

Formal verurteilt der WT nun jenes Makarenko'sche Beispiel. Aber wirklich nur formal. Faktisch indes ist die WTG auf einem ähnlichen Level angelangt.
Mag es dem Makarenko um die Beförderung der Staats-Hörigkeit gegangen sein, so eben der WTG um die Beförderung der WTG-Hörigkeit.
Und was den Aspekt anbelangt, von Kindern die ihrem Elternhaus davongelaufen sind, so lassen sich aus der jüngeren WTG-Geschichte ebenfalls solche Fälle nachweisen (zumindest ähnlich gelagert).

Auch das nachstehend noch genannte dürfte auch ziemlich eindeutig sein

http://s187.photobucket.com/user/wtcleanup/media/Zeugen%20Jehovas/07_swr_paradies_ketten.mp4.html?sort=4&o=3#/user/wtcleanup/media/Zeugen%20Jehovas/08_abgehauen.mp4.html?sort=4&o=5&_suid=139261794311903091487095108568

Unterschiedliche Suchtformen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. Juni 2012 00:14
Vor fünfzig Jahren
„Erwachet!" vom 22. 6. 1962 teilt mit:

„Die Amerikaner verspielen bei illegalen Glücksspielen jährlich 50 Milliarden Dollar, was zeigt, wie populär die Glücksspiele sind. ...
In de Stadt Reno in Nevada (USA), wo das Spielen um Geld gesetzlich erlaubt ist, kommen mehr Verbrechen je Einwohner vor als in jeder anderen Stadt der Vereinigten Staaten. Die Zahl der Morde, die sich dort ereigneten, ist höher als in den Städten, die viermal größer sind. Die Selbstmordrate ist dort doppelt so hoch wie die durchschnittliche Landesrate."

Nun gibt es sicherlich auch in Sachen Glücksspiele, graduelle Unterschiede. Was wohl ziemlich einheitlich dabei ist, dürfte der Suchtcharakter sein, von dem die Betroffenen angesteckt sind. Sucht hingegen kann auch vielerlei Erscheinungsformen aufweisen.
Auch solche wie sie etwa das Titelbild der Rutherford-Broschüre „Wohlfahrt sicher" suggeriert.

Dann beachte man mal eine der Selbstbezeichunungen der WTG-Religion, welche der WTG-orientierte Autor, Marley Cole, gar als Buchtitel nutzte. Eine angebliche „Neue Welt Gesellschaft", was ebenfalls suggeriert, man hätte das Glück gepachtet.
Auch der Titel eines zweiten Cole-Buches, suggeriert ein ähnliches von Sucht geprägtes Überlegenheitsgefühl.

In der Praxis hingegen erweist sich jene vermeintliche „Glücksreligion" eher als eine Art „Zitronenpresse", welche mit sehr subtilen Mitteln versucht, das Maximum an Aufopferung aus dem Einzelnen herauszupressen.
Nun kann schwerlich bestritten werden, selbiges versuchen noch ein paar mehr (auch) im Bereich der Religionsindustrie. Wer da das jeweils erfolgreichere Konzept hat, mag eine Frage mit wechselndem Ergebnis sein. Aber sie alle eint: Auch sie suchen eine Art von Sucht zu befördern, deren verweltlichter Ableger, dann halt auch in der Form daherkommen kann, wie es das zitierte Beispiel aus Reno (Nevada, USA) auch verdeutlicht.
Unter Berücksichtigung tatsächlicher Berichte über die auch Unheile Welt der Zeugen Jehovas, muss schon mal gefragt werden. Worin soll denn der Unterschied zwischen verweltlichter Glückssucht a la Reno in Nevado/USA und der religiösen Zitronenpresse Made in WTG bestehen?
Ich fürchte, es sind nur Äußerlichkeiten, die da unterschiedlich sein mögen. Im Kern, kann man in beiden Suchtformen, ähnlich destruktive Elemente ausmachen!

Die unheile Welt auch der Zeugen Jehovas

Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. Juli 2012 00:33
Wenn's um Money geht

Über vier Druckseiten Umfang, verbreitet sich der „Wachtturm" vom 1. 7. 1962 zum Thema: „Wer trägt die Kosten" (des WTG-Werkes). In ihm auch der vieldeutige Satz: „Größtenteils Zeugen Jehovas"

, welcher schon mal als Grundlage von Spekulationen diente, wer wohl die nicht zu den „Größtenteils" gehörenden Kostenbesteuerer sein könnten.
Namentlich in den 1920 Jahren pflegte jene Spekulation hohe Wellen zu schlagen.
Da hatte Mister Rutherford ein „Hobby" für sich entdeckt. Er hörte sich selber gerne im Radio quasseln. In den USA wo sich das überwiegend abspielte, pflegen solche Ambitionen mit massiven Kosten verbunden zu sein.
Auch in Europa machten es Teile der Religionsindustrie dem Mister Rutherford nach. Bekannt war dafür etwa in den 1960er Jahren der Radiosender „Radio Luxemburg". Im 15 Minuten-Takt pflegten da etliche Herrschaften der Religionsindustrie ihre „frommen" Verkaufsangebote zu offerieren. Gegen harte Money versteht sich.
Auch eine Splittergruppe der Zeugen Jehovas, die Tagesanbruch Bibelstudien-Vereinigung, soll sich dort mit als "Frank und Ernst" betitelten kommerziellen Sendungen, produziert haben. Laut Kurt Hutten, dann etwa im Jahre 1959, wurden diese Sendungen wieder eingestellt. Offenbar war den Tagesanbrüchlern nunmehr der finanzielle Atem ausgegangen. Ihre "Glanzzeit" nach 1945, waren ohnehin nur die 1950er Jahre. Kaum aber mehr die 1960er Jahre und spätere Zeiten.

Sogenannte „Freie Bibelforscher" (als Sammelbegriff welcher durchaus unterschiedliche Gruppierungen beinhaltet), eben unter anderem auch den „Tagesanbruch", werden in der Wikipedia - weltweit - auf etwa 16.000 Mitglieder beziffert. Nun darf man raten, welchen Anteil daran Deutschsprachige Teile des „Tagesanbruch" haben. Ich fürchte, der „Kandidat hat „99 Punkte", welcher diesen Anteil zahlenmäßig niedrig ansetzt.
Es gibt in der Tat eine Veränderung bei den „Freien Bibelforschern" zu beobachten. Zu Zeiten der inzwischen eingegangenen Zeitschrift „Christliche Warte", haben die es nicht geschafft, auch das Internet aktiv zu nutzen. Das hat sich in der Tat inzwischen verändert. Sowohl in Österreich (welches bei den „Freien Bibelforschern" derzeit die Nase vorn hat), als auch in Deutschland, mit einer mit Sitz in Köln bezeichneten „e.V.-Gruppe in Gründung". Damit ist aber immer noch nicht die Frage beantwortet, wie denn sich diese Gruppen zusammen setzen.

Von den Zeugen Jehovas in Deutschland weis man, solche mit Außerdeutschen Wurzeln, aber jetzt in Deutschand lebenden, spielen bei ihnen eine zunehmende Rolle, während die eigentlich traditionell Deutschstämmigen eher im Abnehmen begriffen sind. So hält sich das numerische äußere Bild zwar die Waage. Indes geben die offiziellen WTG-Zahlen keine detaillierten Auskünfte darüber, wie hoch inzwischen der Anteil jener mit Außerdeutschen Wurzeln, in der deutschen WTG-Organisation ist.
Um nochmals die Paraphrase von dem „Kandidaten, der da 99 Punkte für seine Schätzung" bekommt aufzunehmen. Jener Kandidat dürfte wohl ebenfalls den richtigen Riecher haben, der da unterstellt, bei den derzeitigen „Freien Bibelforscher"-Gruppen innerhalb Österreichs und Deutschlands, ebenfalls einen relativ hohen Anteil jener, mit ursprünglich mal außerdeutschen Wurzeln wahrzunehmen.

Zu den Kosten der Rundfunk-Propaganda über „Radio Luxemburg" zurückkehrend.
H.D. Reimer bezifferte mal die damit verbundenen Kosten so: "Eine Viertelstunde morgendliche Sendezeit über Radio Luxemburg kostete 1977 zwischen 925,-DM und 2315,-DM, je nach zeitlicher Ansetzung."

Es kann unterstellt werden, dass für Rutherford's Radioambitionen in den USA ähnliche Summen fällig waren.
Weiter wurde etwa von sowjetischen Autoren (etwa Konik) unterstellt. Geldmagnaten vom Stile Rockefeller und Co, würden zu diesen Finanz-Besteuerern gehören.
Eben und nicht zuletzt vielleicht auch für den Bereich der Radiopropaganda. Gleichwohl verbleiben alle diesbezügliche Thesen im Bereich der Spekulation, und erreichten nicht den Status, Dokumentenmäßig nachgewiesen zu sein. Man muss desweiteren schon mal genauer Hinsehen, wer etwa im Deutschland der 1920er Jahre, die diesbezüglich größten Schreihälse waren, und stellt dann fest: Die Antisemiten. Jene Geistesströmung, für die eine Ur-Ur-Ur-Oma nicht geliebter rassischer Herkunft schon mal als Disqualifizierungsgrund ausreichte. Nicht jedoch das tatsächlich verhalten des Urenkels jener Ur-Oma. Insoweit ist man gut beraten, beim „anfassen" antisemitischer Behauptungen, die Kneifzange als Werkzeug dafür, nicht zu vergessen.
Da erscheinen mir die Spekulationen in Richtung auf Rockefeller und Co, schon fast einen Hauch seriöser.
Noch so ein bemerkenswerter Satz in jenem Geldartikel:

„Manche Versammlungen nehmen eine Entschließung an, in der sie sich einverstanden erklären, daß der Gesellschaft regelmäßig ein bestimmter Betrag überwiesen wird."

Dieser Nötigungsssatz offenbart dann schon mal die Charakteristika einer verkappten Kirchensteuer.
Über die „Freiwilligkeit" solcher „Entschließung" darf man getrost so seine Zweifel anmelden.
Namentlich die WTG-Hierarchie auf Kreis- und Bezirks-Aufseher-Ebene ist berüchtigt bekannt dafür, diesen Geschäftszweig möglichst anzukurbeln.
Andernorts fängt das Geld betteln schon auf der örtlichen Pfarrer- oder Prediger-Ebene an. Die Herrschaften wollen ja auch ihr Gehalt haben. Dieser Unterschied besteht zwar weiter. Die örtlichen Ältesten partizipieren in finanzieller Hinsicht in der Regel nicht. Das „absahnen" fängt bei der WTG erst ab Kreis- und Bezirksaufsehern an. Und dort auch mehr in versteckter Form. Nicht selten drängt sich da der kirchliche Begriff Simonie auf, welcher in diesen Kreisen zu blühen pflegt.

Zieht man etwa den immer weiter ausgebauten WTG-Geschäftszweig der WTG-Königreichssaal-Baukommandos mit in die Betrachtung ein. Oder das man der WTG auch unter den illustren Anlegern von Hegefonds begegnen kann, oder dass sie einen großen Teil ihrer New Yorker Immobilien, mittlerweile finanziell lukrativ, versilbern konnte (Ersatzbauten schaffen ja dann andernorts die billigen Königreichssaal-Baukommandos). Oder das etwa in Österreich schon mal offiziell angekündigt wurde, gegebenenfalls auch eine de jure Kirchensteuer einzuführen.

§ 17 (4) des „Amtsblattes von Jehovas Zeugen in Österreich" vom 23. 6. 2010.
www.jehovas-zeugen.at/uploads/media/Jahrgang_2010__Nr.1.pdf (Seite 5 a. a. O.)

Man beachte auch die Hochjuristische Sprache solcher Publikationen wie der vorgenannten. Der kleine einfache Zeuge Jehovas „sieht da kaum durch" was auch so ein unausgesprochener Nebenaspekt ist. Er braucht auch nicht „durchzusehen". Es reicht im Sinne der Macher, wenn er sich als „Objekt zur Melkung" eignet.
Dann erweist sich das „Sand in den Augen streuen" es würde ja kein formaler Zehnte erhoben, als ziemlich vordergründig. Im „Kleingedruckten" kommt dann vielfach unterm Strich mehr für die WTG heraus, als wie nur ein formaler Zehnter.
Aber das „Kleingedruckte" pflegt ja im Vorfeld kaum einer intensiv zu lesen. Umso besser kann die WTG unterm Strich, abkassieren.

„Hämaccel"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. Juli 2012 05:36
Vor fünfzig Jahren
Über ein damals neues Blutersatzmittel namens „Hämaccel" berichtet „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 7. 1962.
Fragt man indes die deutschsprachige WTG CD-Rom nach diesem Begriff ab, so kommt es auf die Schreibweise an. Als „Haemaccel" ermittelbar in den einschlägigen WTG-Blut-Broschüren, im "Erwachet" vom 8. 11. 1977 und 22. 5. 1980 als beiläufige Mit-Erwähnung.
Verwendet man indes die 1962-WTG-Schreibform „Hämaccel" ist eine Fehlanzeige zu registrieren.
Indes Englischsprachig, lässt sich WTG-seitig ein weiterer Hinweis ermitteln.
www.watchtower.org/e/hb/article_03.htm
Aus medizinischer Sicht, dürfte jenes Mittel den Status eines Ersatzmittels, kaum verlassen haben. Es mag auf die individuellen Umstände ankommen, wann ein Ersatzmittel ausreichend sein kann und wann nicht. Wenn WTG-seitig solche Meldungen aufgegriffen werden, sind sie nicht selten mit der Tendenz gekoppelt, sie dem einfachen Zeugen als eine Art „Wundermittel" zu verkaufen. Ob dieser hochgespannte Erwartungshorizont indes durch die Wirklichkeit gedeckt ist, wäre eine Frage, wo man wohl auch eine andere Meinung, als die WTG-Schreiber haben kann.
Das Buch Mormon
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Juli 2012 08:15
Vor fünfzig Jahren
Die „Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 7. 1962, gefällt sich unter der Überschrift „Das Buch Mormon und die Bibel", auf etwa fünf Druckseiten in einer Kritik jenes Buches Mormon.
Nun wird man sich als Außenstehender sicherlich solcher Kritik anschließen können. WTG-seitig indes unbeantwortet bleibt die Frage, inwieweit man denn „besser" sei. Sofern die WTG wähnen sollte diese Frage auch beantwortet zu haben, ist jedoch festzustellen: Aus der Sicht des Außenstehenden keinesfalls „befriedigend" beantwortet. Somit reduziert sich dieses WTG-Gewäsch einzig und allein auf den Versuch, einer „Krähe", der anderen „Krähe die Augen auszuhacken."

Erwähnt sei noch, dass man in der Google-Buchsuche mit etwas Glück, auch thematische Volltexte vorfinden kann. Wer also das „Bedürfnis" haben sollte, sich in diese Texte weiter zu vertiefen, hat durchaus die Möglichkeit dazu. Siehe etwa:

http://books.google.de/books?id=il1NAAAAYAAJ&printsec=frontcover&dq=Mormon&hl=de&sa=X&ei=3zqgT-GlAYnEswaM69nBAQ&ved=0CDoQ6AEwAQ#v=onepage&q=Mormon&f=false

Zwei auch von der WTG angeführte Kritikpunkte seien einmal kommentarlos zitiert. Das wäre zum Beispiel der:

„Joseph Smith erklärte, daß er es von goldenen Platten übersetzt habe, die er in einem Versteck gefunden habe, das ihm ein Engel geoffenbart habe. Die Mormonen geben an, daß die Platten und deren Abschriften nicht nachgeprüft werden könnten, weil der Engel Joseph Smith verboten habe, sie irgend jemandem, außer den von ihm bestimmten Personen zu zeigen. Nachdem die Übersetzungsarbeit fertig gewesen sei, habe der Engel die Platten weggenommen."

Weiter führt die WTG-Kritik aus, jenes Buch Mormon erhebe den Anspruch, zeitlich etwa den Zeitraum von etwa 600 v. Chr. bis 421 n. Chr. zu umfassen. Demgegenüber sei es auffällig, insoweit Verweise auf Bibelstellen vorhanden sind (oder Zitierungen), diese in der englischen Fassung des Buches Mormon, weitgehend mit der zu Zeiten von Smith besonders beliebten King James Bibelübersetzung identisch seien. Nur wenn jenes Buch den Anspruch erhebt, vorgenannten Zeitraum zu umfassen, dann ist eben feststellbar.
Es verwendet keine hebräischen oder griechischen Bibeltexte in entsprechender Übersetzung, sondern ist eher sklavisch an besagte King James Bibelübersetzung gebunden. Die aber war zu dem Zeitpunkt, den das Buch Mormon umfassen will, überhaupt noch nicht existent!

Siehe thematisch auch:
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,98572,102215#msg-102215
25. Mai 2011 05:05
Und auch noch:
Parsimony.757
Eduard Meyer verglich in seiner 1912 erschienenen Studie über den
„Ursprung und Geschichte der Mormonen : mit Exkursen über die Anfänge des Islams und des Christentums"
http://archive.org/details/ursprungundgesch00meye
diese mit dem Islam, und meinte weiter werten zu können, die „einzigartige Stellung des Mormonentums, durch die es sich von allen andern auf christlichem Boden erwachsenen Bildungen unterscheidet, besteht darin, daß es nicht etwa eine neue Sekte ist, wie es deren unzählige gibt, sondern eine neue Offenbarungsreligion."

Und weiter Meyer in seiner Wertung: „Nirgends auf Erden hat die religiöse Entwicklung der beiden letzten Jahrhunderte so wunderliche Blüten und so wilde Schösslinge getrieben wie in Nordamerika."

Und als ein herausragendes Beispiel dieser These betrachtet er eben die Mormonen.
Weiter Meyer: „Religiöse Fragen haben ... die Hinterwäldler des Staates New York und der benachbarten Gebiete zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts aufs lebhafteste erregt".

Und in diesem, nochmals wiederholt - hinterwälderischen - Klima - sei auch der Mormonenbegründer Smith groß geworden.
Weiter charakterisiert der Historiker Meyer, der noch einige andere beachtliche Werke verfasst hat, den Smith mit den Sätzen:

„Aber der Prophet war kein gelernter Hypnotiseur oder Zauberkünstler, sondern ein völlig ungebildeter, aber eben darum durchaus gläubiger Junge, aufgewachsen in einer Umgebung voll wüstesten Aberglaubens und wirrster religiöser Phantasie."

Den Amerikanern generell, schreibt Meyer dann ins „Stammbuch": „Auf den Puritanismus aber, mit all seinen gewaltigen Vorzügen und Nachteilen, mit der unerschütterlichen Energie des Willens und der Unterordnung nicht unter den Staat sondern unter die Gemeinde, mit der finsteren Auffassung des Lebens und der Hochschätzung der Arbeit als von Gott auferlegter Pflicht, mit der festen Überzeugung, auf dem richtigen, von Gott gewollten Wege zu sein, und der starren Ablehnung jeder abweichenden Meinung, ist das Amerikanertum aufgebaut."

Auch dieses Votum von Meyer noch (S. 83)

„Smith erhob sich nirgends über die Anschauungen des gemeinen Mannes, er redete und benahm sich wie diese, er verkündete nichts was sie nicht fassen konnten oder was ihnen nicht aus dem traditionellen religiösen Jargon geläufig war. Das Nahen des Milleniums , das alle regulären Sekten binnen kürzester Frist erwarteten, wurde natürlich auch von ihm verkündet."

Was nun den Endzeitaspekt anbelangt, vernimmt man weiter die Aussage:

„Aber er hütete sich, einen bestimmten Tag anzugeben, wie so manche Andere: Auf die Frage danach, hat er später erklärt, habe er die Antwort erhalten: „Wenn Du lebst, bist Du 85 Jahre alt ist, wirst Du das Antlitz des Menschensohns sehen; daher las Dir das genügen, und belästige mich nicht mehr mit dieser Sache".

Was den von Meyer gewählten Vergleich mit dem Islam anbelangt, so spielt er dabei auch auf die in der weiteren mormonischen Geschichte mit wirksame Polygamie an.
Dazu zitiert Meyer:

„So setzt er (Smith) für seine Ehenöte und sexuellen Bedürfnisse den Offenbarungsapparat in derselben Weise in Bewegung wie Mohammed, als er seine Lieblingsfrau Aischia gegen den Verdacht eines von ihr begangenen Ehebruchs rechtfertigen und das Gerede zum Schweigen bringen wollte." (S.163).

Als weitere Begründung seiner Analogie zwischen Mormonentum und Islam, kommt Meyer nach der Ermordung Smith's dann auf dessen Nachfolger Brigham Young zu sprechen, und meint dazu werten zu können:

„Wohl aus Rücksicht auf die Ansprüche der Familie blieb die „erste Präsidentschaft" zunächst unbesetzt; erst im Dezember 1847 wurde Young zum Präsidenten erwählt. Aber tatsächlich war die Familie beiseite geschoben, wie Ali, der Erbe Mohammeds, durch die ersten Kalifen."

Vernimmt man heutzutage, Herr Romney wolle USA-Präsident werden, so darf daran erinnert werden dass Mormonengründer Smith, im Jahre 1844 schon ähnliche Ambitionen hatte.
Dazu Meyer: „So lächerlich absurd diese Vorgänge sind, so sind sie doch nicht nur in ihrem Größenwahn in voller Übereinstimmung mit dem Wesen des Propheten, sondern der durchaus folgerichtige Abschluss seiner Laufbahn: die Gewinnung der Macht, die Herrschaft über Amerika ist ja von Anfang an das Ziel gewesen, dem er nachjagte."

Und weiter: „Der Vorwurf, der damals gegen die Mormonen erhoben wurde, hallt auch heutigentags in der amerikanischen Presse alle Augenblicke gegen die Mormonen von Utah wieder: sie seien eine geschlossene Gruppe, die willenlos den ihr von oben gegebenen Weisungen folge, und kümmere sich nicht am die auf der Tagesordnung stehenden Parteifragen, sondern lediglich um ihre totalen Interessen." (S. 172).

Exkurs:
Wie die Mormonen ihre Zahlen „schönen"

Im Zeitspiegel
Im Herbst dieses Jahres wird man dann wohl in den USA „bewundern" können, wie es mit dem Herrn Romney wohl so weitergeht.
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,121951,123653#msg-123653
23. Januar 2012 14:37
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,121951,124663#msg-124663
20. Februar 2012 12:38
Vielleicht etwas weniger bekannt.
Als Taufalter wird bei den Mormonen in der Regel der Zeitraum zwischen dem achten und dem achtzehnten Lebensjahr angesehen. Kinder aus mormonischen Familien, dieses Zeitbereiches werden als sogenannte „gesegnete" Kinder bezeichnet. Das hat zur Folge, sie werden in den Mitgliederstatistiken als Mitglieder mitgezählt. Erst wenn der Fall eintritt das bis zum achtzehnten Lebensjahr „kein bewußter Eintritt in die Kirche mit Taufvollzug erfolgt ist, werden sie als Mitglieder wieder gestrichen."

Entnommen aus: „Sektenkundliche Mitteilungen" Nr. 27, Dezember 1976
Auf 13 Millionen wird laut Wikipedia, die gegenwärtige Zahl der Mormonen veranschlagt,

"davon rund 50 % in den Vereinigten Staaten, weitere 35 % im Rest Amerikas, 10 % in den angelsächsischen Staaten Großbritannien, Australien sowie den asiatischen Inselnationen, insbesondere den Philippinen und Japan und nur 5 % in Kontinentaleuropa, Kontinentalasien und Afrika zusammen. In Deutschland leben rund 36.000 Angehörige der Kirche Jesu Christi HLT, 4200 in Österreich und knapp 8000 in der Schweiz."

Wie es noch eine DDR als selbstständigen Staat gab, wurde dort ziemlich konstant über die Jahre die Zahl der Mormonen auf 4700 beziffert.
Die Finanzkraft der Mormonen machte es möglich, dass in den 80er Jahre, auch in der DDR in Freiberg (Sachsen) ein neuer Mormonentempel gebaut werden konnte "der einzige mormonische Tempel im Ostblock"

wie Geralde Hacke betont (gegen harte Westdevisen), und dass selbst ein Herr Honecker sich dazu bequemen musste, die Aufwartung hochrangiger Mormonen entgegen zu nehmen.

"Honecker traf sich auch 1988 mit dem „2. Ratgeber der Ersten Präsidentschaft" der Mormonen, Thomas S. Manson, und erlaubte dabei die Einreise von ausländischen Missionaren in die DDR und die Ausreise missionswilliger jugendlicher Mormonen
aus der DDR."

http://de.wikipedia.org/wiki/Freiberg-Tempel

So feierte die DDR-CDU-Tageszeitung „Neue Zeit" (29. 6. 1985) die Einweihung jenes Tempels.

Dieses relative kirchenpolitische Tauwetter, setzte sich allerdings nicht im Falle der Zeugen Jehovas fort. Dort blieb alles "wie gehabt" bis kurz vor Toresschluss.
Ein wesentlichen Grund, der Nicht-Übertragung des "Tauwetters", obwohl es Zeugen Jehovas bezüglich ein solches auch in Polen schon gab, fasst Hacke in dem Satz zusammen:

"Man denke etwa an die Loyalitätserklärungen der Mormonen, die häufigen Grußtelegramme der Johannischen Kirche oder die schon fast sprichwörtliche hundertprozentige Wahlbeteiligung Neuapostolischer Gemeinden" (in der DDR).

Der östliche Staat nahm selbstredend die westlichen Devisen, die er da auch von den Mormonen ergattern konnte, mit "Kusshand".
Gleichwohl war der Umstand, dass seitens der Zeugen Jehovas kein ähnliches Angebot vorlag, für ihn nicht Hauptmotivierend, für die Nicht-Gewährung eines ähnlichen "Tauwetters". gewesen.

Cadillac vor der Kirche
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. Juli 2012 02:52
Vor fünfzig Jahren
„Erwachet!" vom 22. 7. 1962 offeriert in einem Artikel, eine kritische Bewertung der Wachstumszahlen der amerikanischen Religionsindustrie. Gemäß Selbstdarstellungen wollen selbige seit 1926 um etwa 50 Prozent gewachsen sein. Diese Wachstumszahlen beinhalten dann unter anderem solche Blüten:

„Nicht selten komme es vor, sagte ein Pfarrer, daß eine Kirche laut Verzeichnis 900 Mitglieder habe, für 200 von ihnen jedoch keine Postanschrift vorhanden sei."

Das wiederum wird mit der Mobilität erklärt. Erfolgt ein Umzug, beinhaltet das nicht zwangsläufig die Löschung des Mitgliedsnamens am Ursprungsort.
Ähnliche Beispiele werden noch ein paar mehr angeführt. Etwa, das etliche Zahlen nur Schätzungen seien, dass faktische Passiv"mitglieder" in den Statistiken fortleben. Oder auch dieses Beispiel.

„Ein anderer Mann schrieb, er suche sich die Kirche aus, die er besuchen wolle, indem er am Sonntagvormittag mit dem Auto durch die Straßen fahre und bei der Kirche anhalte, vor der die größte Zahl Cadillacs stünde."

Die WTG wähnt nun ihrerseits erhaben zu sein, gegenüber vorgenannten Beispielen. Vielleicht. Vielleicht ist es aber auch nur eine Frage der Zeit, von ähnlichem heimgesucht zu werden.

Reiche Beute
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. August 2012 04:44
Vor fünfzig Jahren
Auf den „Vermeide unnütze Streitfragen" betitelten Artikel in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 8. 1962 wurde schon mal etwas eingegangen. Siehe die Jahresdatei 1962.
„Unnütze Streitfragen" seien demnach alles, was den Geschäftsinteressen der WTG abträglich ist. So „einfach" ist das also.
Das Thema Taufe greift jene WT-Ausgabe noch im Studienartikel mit auf und beklagt: „Manche zögern, sich taufen zu lassen, weil sie die Verantwortung sehen, die dieser Schritt mit sich bringt."

Oder die Klage: „Andere schieben die Taufe hinaus, weil sie denken, Harmagedon komme noch nicht so bald."

Als weiteren Grund beklagt die WTG einen „gewissen Geist der Unabhängigkeit".

Vorgenannten Aspekten sucht der WT nun nach Kräften entgegenzuwirken.
Das Jaulklavier akuter Endzeiterwartung muss ebenso herhalten, wie das Bestreben, Menschen für die WTG-Interessen fast buchstäblich zu versklaven.
Und man hat weiterhin festzustellen, mit ihrer Versklavungspolitik fährt die WTG weiterhin, reiche Beute ein.

Vermeintlich "Unnütze Streitfragen" meint der "Wachtturm" vom 1. 8. 1962 also entdeckt zu haben. In der Auflistung die er da präsentiert befinden sich auch solche wie: "Man könnte fragen: 'In welchem Jahr kommt Harmagedon? ...
Gibt es nach Harmagedon noch Fabriken und Maschinen?
Werden die Männer wieder einen Bart tragen?
Welche Tauschmittel wird es in der neuen Welt geben?
Werden Frauen, die jetzt schon über die Jahre, in denen sie Kinder haben können, am Fortpflanzungsauftrag teilhaben? ..

. Diese und noch ein paar mehr Fragen seien allesamt unnütz.
Die Motivation der WTG ist dabei offenkundig. Dem Esel soll halt nur die Mohrrübe vor die Nase gehalten werden. Indes, dass er sie tatsächlich fressen könnte, ist wohl weniger vorgesehen.


Daher braucht man sich wohl auch nicht darüber zu wundern, dass andere sich über die vermeintlich unnützen Fragen, auch schon mal so ihre eigenen Gedanken gemacht haben. Zum Beispiel in der Form eines Tagebuch eines "Harmagedon-Überlebenden

Veränderlich
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. August 2012 19:08
Vor fünfzig Jahren
Über die veränderliche Weltkarte reflektiert „Erwachet!" vom 8. 8. 1962.
Wesentlicher Katalysator die beiden Weltkriege dabei. Deutschland etwa, vor dem ersten Weltkrieg, Kolonialmacht, danach nicht mehr.
Türkei auch ein großer Verlierer (vor dem ersten Weltkrieg: Osmanische Reich, von dem außer der eigentlichen Türkei, nicht viel übrig blieb).
Verschiebungen auch in den Ländern wie Russland. Neuauferstehungen von Staaten wie Polen. Von Österreich-Ungarn blieb nur Österreich übrig, und anderes mehr. Das Elsaß mit seiner wechselhaften Geschichte, politisch wieder zu Frankreich zugeschlagen. Auch Belgien bekam als Folge des ersten Weltkrieges, gewisse Teile von vormals Deutschland, und anderes mehr. Insbesondere auch die Veränderungen auf dem afrikanischen Kontinent.
Was Deutschland anbelangt, auch ein Ergebnis der Großmannssucht.
„Und heute gehört uns Deutschland - und morgen die ganze Welt". In der Praxis kam es dann eher umgekehrt. Wobei es gilt nicht bloß die Wirkungen zu sehen und zu bejammern, sondern auch die Ursachen. Und die da weiter für die Großmannssucht plädieren erweisen sich wohl eher als kontraproduktiv.
Ein Beispiel neuzeitlicher Großmannsssucht stellen in meiner Sicht die Sarrazin und Co dar.
Geschäftsmäßig!
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. August 2012 00:47
Vor fünfzig Jahren
Ein Detailsatz aus der „Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 8. 1962:

„Nachdem wir den Namen Jehovas Zeugen und die Broschüre 'Das Königreich - die Hoffnung der Welt' erhalten hatten, nahmen wir den Straßendienst mit der Broschüre auf.
Zuerst mußten wir uns daran gewöhnen, an belebten Kreuzungen des Stadtkerns San Franciscos zu stehen und 'Das Königreich, die Hoffnung der Welt' - fünf Cent! auszurufen."

Die jenen zitierten Satz schrieb, verschlug es dann, perspektivisch noch im WTG-Dienst nach Brasilien.
Ihr Ehemann nahm in der dortigen WTG-Frühzeit den Posten des Zweigaufsehers wahr. Nun pflegte sich im laufe der Zeit sein Gesundheitszustand drastisch zu verschlechtern. Die Rede ist davon, es wurden Überlegungen angestellt, ob es für ihn nicht angebrachter wäre, in die USA zurückzukehren. Diese Überlegungen wurden aber postwendend gleich wieder verworfen.
Bezeichnend in diesem Kontext auch die Sätze: „Am Sonntag vor dem Gedächtnismahl des Jahres 1948 ... vollendete Alston seinen irdischen Lauf. Es hatte ihm große Freude bereitet, den Monatsbericht für Dezember 1946 abzusenden . ... Es entstand jetzt keine organisatorische Lücke. Alston starb am Sonntagmorgen, und ehe wir uns Montag früh als Bethelfamilie zum Frühstück hinsetzten, war Dillard Leatheo zum Zweigdiener ernannt worden und hatte seine Arbeit bereits aufgenommen."

Es ist schon bemerkenswert, welchen Geist der Geschäftsmäßigkeit auch jenes Detail aus dem Brasilien-Bericht offenbart.
Die Frage bleibt zwar unbeantwortet, ob eine Rückkehr in die USA für jenen Zweigaufseher vielleicht doch lebensverlängernd gewesen wäre. Da der WTG-Geschäftskonzern indes ihr nicht näher trat, verbleibt sie im Bereich der Spekulation.
Welche Rolle die Witwe des Verstorbenen, nun anschliessend im Detail in jenem brasilianischen WTG-Zweigbüro noch spielte, bleibt im wesentlichen unbeantwortet.
Man kann über den Geist welcher da in solchen WTG-Zweigbüros herrscht, auch anhand anderer Beispiele einen Eindruck gewinnen.
Etwa am Fallbeispiel des Mitunterzeichners der Schweizer Wehrdienst-Erklärung aus dem Jahre 1943. Auch den überlebte dann wohl seine Ehefrau, und die WTG entblödet sich dann gar, in einem Bericht dazu mit anzuführen. Auch jene Witwe würde nun im Schweizer WTG-Büro, im hohen Alter noch für die Aufgabe des Tische deckens eingesetzt!

http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,127996,129600#msg-129600
01. Mai 2012 05:52

Nochmals: Aluminium-Geschirr
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. August 2012 00:21
Vor fünfzig Jahren

„Ist Kochgeschirr aus Aluminium gesundheitsschädlich?"

fragt ein etwa 3,5 Seiten umfassender Artikel in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 8. 1962.
Hat man frühere WTG-Publizistik vor 1945, etwa im „Goldenen Zeitalter" mit im Blick, nimmt man die Existenz genannten Artikels aufmerksam zur Kenntnis.
Vor 1945 erreichte die Anti-Kampagne der WTG gegen das Aluminium, schon fast den Umfang eines Glaubenskrieges.
Dann war es lange Jahre WTG-seitig zu diesem Thema still. Bis eben zur Neuaufnahme des Themas in der genannten „Erwachet!"-Ausgabe.
Und zu welchem Ergebnis gelangt nun „Erwachet!" im Jahre 1962 dabei?
Offenbar ist immer noch eine gewisse Distanziertheit zu beobachten. Allerdings, im Vergleich zur Anti-Aluminium-Agitation im „Goldenen Zeitalter", nun doch etwas zurückhaltender formuliert.
Eine gewisse Teil-Entwarnung, die man eigentlich auch schon im „Goldenen Zeitalter" hätte geben können, dort aber nicht gab, kann man vielleicht auch in dem Detailsatz sehen, dass Aluminiumbratpfannen kein Aluminium abgeben, weil das Fett als Schutz wirkt".

Dennoch votiert „Erwachet!" weiter: „Kochgeschirr aus Glas, rostfreiem Stahl oder Geschirr, das gut emailliert ist, dem Aluminiumkochgeschirr vorzuziehen."

Weiter muss „Erwachet!" jetzt einräumen: „Man braucht sich keine Sorgen zu machen - außer wenn man besonders allergisch gegen Aluminium ist -, wenn man hier und da etwas ißt, was in Aluminiumkochgeschirr zubereitet worden ist, wie z. B. wenn man im Restaurant ißt. Wenn man auswärts ißt und sich dabei Sorgen darüber macht, ob das Essen in Aluminiumgeschirr gekocht worden sei oder nicht, mag das der Verdauung mehr schaden als das Aluminium, das in der Speise sein mag!"

Auch das notiert „Erwachet!" noch: „Es ist dreißigmal mehr Material zugunsten von Aluminiumkochgeschirr veröffentlicht worden als zu seinen Ungunsten".

Da müsste man wohl ergänzend hinzufügen. An einer Pro-Aluminium-Publizistik hatte man dann WTG-seitig, so gut wie keinen Anteil. Dafür um so mehr, an einer Anti-Aluminium-Publizistik.
Noch eine (für „Erwachet!") vermeintliche Autorität zitiert jener Artikel. Und zwar nachfolgende:

„Der Homöopath Dr. H. Tomlinson, Mitglied der Königlichen Chirurgengesellschaft, der eine vierzigjährige Erfahrung hatte, schrieb in seiner Broschüre 'Aluminium Utensils and Disease' (Aluminiumartikel und Krankheit), veröffentlicht im Jahre 1958, daß jeder dritte empfindlich gegen Aluminium sei und daß die Benutzung von Aluminium im Haushalt und in der Nahrungsmittelindustrie etwas vom Schädlichsten sei, was unsere moderne Zivilisation kenne."

Weiter geht dieses Votum mit dem Satz: „Auch andere haben viel über dieses Thema zu sagen gehabt."

Jene „andere" indes beschreibt man nicht näher. Würde man das nämlich tun, wäre der Hinweis auf die eigene frühere Anti-Aluminium-Agitation unverzichtbar. Die indes, wird nicht mit dem Bruchteil einer Silbe erwähnt. Sie wird total totgeschwiegen. Und mit letzterem Aspekt, unterstreicht die WTG erneut, ihre eigene Unseriosität - auch bei diesem - Thema.
Noch etwas ragt in jener „Erwachet!"-Ausgabe hervor. Ein weiterer fünfseitiger Artikel mit dem Titel „Homöopathie eine besondere Richtung der Heilkunde".
„Passenderweise" findet man auch in diesem Artikel den Hinweis, dass vielfach Homöopathen auf Seiten der Aluminium-Geschirr-Gegner stehen.
Zwar vermerkt man in einer Fußnote auch. Es gäbe verschiedene Heilverfahren. Keines indes könne man wohl das Etikett „unfehlbar" anheften. Indes die Sympathie seitens „Erwachet!" für besagte Homöopathie ist unübersehbar.

Zu dieser parteiischen Sympathie gehört dann auch der Umstand, dass man es nicht als notwendig erachtet auszuführen, wie etwa die ökonomischen Aspekte in Sachen Homöopathie zu bewerten sind.
Vielfach doch so. Wer nicht gerade Mitglied einer privaten Krankenversicherung ist, welche vielfach schon mal ein höheres Kostenniveau an ihre Mitglieder weitergeben. Die aufgrund dieses höheren Kostenniveaus, im Einzelfall in der Auswahlmöglichkeit der durch die Kasse bezahlten Heilverfahren, etwas großzügiger sein mögen, als wie etwa die „gesetzlichen Krankenversicherungen", welche eben besagte Homöopathie nicht immer auch zu bezahlen bereit sind. Warum und wieso, kann jetzt hier nicht Gegenstand der Betrachtung sein.
Jedenfalls findet man in jenem „Erwachet!"-Artikel keinerlei Hinweis, auf vorgenannte Zwei-Klassen-Medizin. Das wiederum ist eben identisch mit der offenbaren Sympathie, nicht selten in religiös „gestrickten" Kreisen, besonders gehäuft anzutreffen, für Medizin-Angebote im Bereich „Außerhalb der Schulmedizin". Und namentlich auch bei den Zeugen Jehovas soll dann nicht selten, eben die Heilpraktiker-Szene florieren, sofern der einzelne es sich finanziell leisten kann. Was wiederum nicht generell unterstellbar ist, aber doch in einigen Fällen so ist. Und der Vollständigkeithalber müsste jener Satz noch dahingehend ergänzt werden. Die Heilpraktiker-Szene partizipiert auch dann vielfach von religiös „gestrickten" Kreisen, welche es sich unter ökonomischen Gesichtspunkten, eigentlich nicht leisten könnten. Auch eine Form der Ausbeutung, zu der - faktisch - auch die Zeugen Jehovas-Religion Vorschub leistet.
Und Fälle die es beispielsweise vom „Maurer zum Heilpraktiker" brachten, mit offenbar gutgehender Praxis, sind durchaus belegt.
Beispielhaft der Fall Max Hollweg.
Mit erwähnt in
Quer02

http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,105713,106838#msg-106838
16. Juli 2011 02:24

Über eine Heilpraktiker-Familie, mit Zeugen Jehovas Background, und deren zweifelhaften Erziehungs"erfolg" bei den eigenen Kindern, berichtet auch eine im Handel erhältliche DVD über Hochstapler.
Forumsarchiv256

Erinnert sei auch an die Reklame für den Heilpraktiker Erwin Hof im „Goldenen Zeitalter".
Mysnip.128884
Heilpraktikerszene
Weiteres zur historischen Gegnerschaft der WTG in Sachen Aluminium-Geschirr

Tanzen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. September 2012 00:45
Vor fünfzig Jahren
Auf fünf Druckseiten fühlt sich der „Wachtturm" vom 1. 9. 1962 über „Der Christ und das Tanzen" bemüßigt zu schwandronieren. Das Strickmuster ist altbekannt, zwar sei vieles erlaubt, indes nicht alles sei nützlich, so in etwa könnte man die Tendenz jenes Artikels zusammenfassen.
Und an einigen Tanzformen hat - erwartungsgemäß - die WTG einiges auszusetzen.
Ist doch die Erziehung zum „Sautertöpfischsein" ihr unausgesprochenes Credo. Da passt Tanz als Ausdruck der Lebensfreude, schon mal nicht hinein, ins WTG-Konzept.
Das WTG-Konzept ist die Verausgabung für den Moloch der eigenen Organisation. Nicht aber die Erziehung zu ausgeglichenen Menschen.

Alan Rogerson etwa fasst zutreffend zusammen:

„Auch andere haben viel über dieses Thema zu sagen gehabt."

"In den Anweisungen der (Wachtturm-) Gesellschaft über das Tanzen. In Wachtturm-Artikeln über dieses Thema sind Sex und Tanzen in der Vorstellung der Verfasser niemals weit voneinander entfernt."

Die feine Sophistik offenbart sich dann beispielsweise auch in einer "Gegendarstellung", welche Rolf Nobel in seinem Buche "Die Falschspieler Gottes" mit abdruckte. Jenes Buch basierte ja auf einem vorangegangenen Bericht in einer Illustrierten. Insoweit konnte er für seine Buch-Ausgabe auch eingegangene Leserbriefe berücksichtigen. Und da liest man beispielsweise auch:

"Gegen-Darstellung.
Daß wir nicht tanzen dürfen, ist unwahr, aber tanzen und tanzen kann ein Unterschied sein, für diesen hat Herr Nobel möglicherweise keinen Sinn."

Da lügt man sich seitens der Sauertöpfischen Zeugen Jehovas, wieder mal, "gekonnt" in die eigene Tasche.
Aber auch das gab (bzw. gibt) es:
Barbara Wass notierte in ihrem Buch "Leben in der Wahrheit" auch:

"Wir haben erlebt, daß ein Ältester von der Bühne gegen Bälle und ähnliche Veranstaltungen gewettert hat und dann selber ein paar Tage später auf einen Ball gegangen ist.
Das Tanzen war immer ohnehin schon ein heißes Thema."

Hermine Schmidt notiert über ihre Erziehung als Bibelforscherkind in den 1920er Jahren: "Ansonsten konnte ich natürlich noch gar nicht tanzen, nur auf dem Eis."

Aber sie tröstet sich dann im Rückblick selber mit der Aussage:

"Ein junges Mädchen meines Alters will lachen, tanzen und singen und sich des Lebens freuen. Auch ich hatte dieses Bedürfnis, denn ich war ein ganz normales und fröhliches junges Ding. Aber die Zeit war nicht normal."

Was sie da auf die nicht normale Zeit reduziert, müsste in objektiver Betrachtung ergänzt werden.
Auch der WTG-Einfluss trug und trägt dazu bei.
Eimuth der in seinem Buch "Die Sektenkinder", aus der Presse entnommen, auch über einen
Suizidfall bei den Zeugen Jehovas berichtet, erwähnt - via jenes Presseberichtes („Südwestpresse" 24.6. 1980) als Detail auch:

"Das Erziehungssystem wird in diesem Fall auf tragische Weise konkret: Für die Teenager war all das tabu und mit Strafe bedroht, was für ihre Schulkameraden in einer 9. Klasse an der Kreuzerfeld-Realschule normales Freizeitvergnügen und Selbstverständlichkeit war.
Die beiden in einer 'Notgemeinschaft' befreundeten Mädchen durften nicht zum Tanzen, wenn sie dem allmächtigen Kontrollsystem doch einmal entwischten, wurden sie von den Älteren aus der Diskothek geholt. Sie durften keine Freunde haben, sie durften nicht an Schulfeiern oder gar 'religiösen' Veranstaltungen wie Adventsfeiern mitmachen."

Ein anderes Beispiel wäre die vergleichende Untersuchung von Peter Dienel in seiner Dissertation aus dem Jahre 1962 mit dem Titel "Die Freiwilligkeitskirche.
Dargestellt anhand einer empirisch-soziologischen Untersuchung fünf evangelisch-freikirchlicher Gemeinden".
Zwar sind in dieser Abhandlung die Zeugen Jehovas nicht mit behandelt, gleichwohl dann eben andere Gruppen zu denen man pauschal kommentierend sagen kann:
"Der Apfel fällt selten weit vom Stamm".
Und in seiner Untersuchung notiert Dienel auch:

"Der "bekehrte Mensch ist vom Gebrauch dieser Dinge" frei. Während aber die Vorstellungen über die Zulässigkeit des Rauchens und des Alkoholgenusses in den verschiedenen Landschaften unterschiedlich ausgeprägt waren, lautete die Norm über das Tanzen durchgängig: Tanzen ist Sünde; ein Christ tanzt nicht.
Ein zweiter Grund, aus dem heraus sich die Frage nach der Zulässigkeit des Tanzens für unsere Untersuchung angeboten hatte, ist der, daß in der Idealvorstellung der untersuchten Gemeinden enthaltene "Tanznorm" heute von den Gemeindegliedern in stärkerem Maße als verbindlich anerkannt und vollzogen wird als die entsprechenden Normen auf dem Gebiete des Rauchens und Alkoholgenusses. Die Tanznorm war jedem Gemeindeglied als solche bewußt.
Selbst eine so vorsichtig und indirekt formulierte Frage, wie die von uns gestellte, hat auf das Reizwort "Tanz" hin starke Reaktionen erbracht.
So haben Befragte, statt die vorgegebenen Antworten zu benutzen, ihrem Herzen spontan mit Randbemerkungen auf dem Fragebogen Luft gemacht.
"Niemand kann zwei Herren dienen" (Hausfrau 50 Jahre)
"Wo Tanz ist, ist auch der Verführer Satan" (Heilgehilfe, 57 Jahre) und "Baptisten brauchen nicht tanzen" (Hausfrau, 51 Jahre)."

Dieses Sauertöpfisch sein kennt man auch aus anderen christlichen Kreisen. Man lese doch mal „spaßeshalber" den „Pfaffenspiegel" eines Otto von Corvin.
Stellvertretend sei im Internet etwa auf diese Volltext-Ausgabe verwiesen (es gibt noch weitere)
http://books.google.de/books?id=uyEQAAAAIAAJ&printsec=frontcover&dq=Pfaffenspiegel&hl=de&sa=X&ei=I4mpT7zwHo7Oswb197Ey&ved=0CFQQ6AEwAA#v=onepage&q=Pfaffenspiegel&f=false

Dann konzentriere man sich dort besonders auf die geschilderten Fälle von Askese. „Weit entfernt" davon ist die versklavende WTG-Religion mit Sicherheit nicht.

Man vergleiche auch diesen „Askesefall"

Mysnip.110330

Dort insbesondere auch das Zitat aus der „Freiburger Zeitung" vom vom 18. 09. 1911.
(Kiew das dortige Höhlenkloster; mehr zum Textende herunterscrollen).

4. Februar 1962
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. September 2012 00:47
Vor fünfzig Jahren
Der erhobene Zeigefinger der WTG in „Erwachet!" vom 8. 9. 1962 notierte:

„Am 4. Februar 1962 sollte die Welt von einer furchtbaren Katastrophe heimgesucht werden. Es wurde prophezeit, daß Erdbeben sie erschüttern und furchtbare Stürme und Feuersbrünste sie verheeren würden. Das befürchteten Millionen von Menschen in Indien und anderen Ländern des Orients. Warum? Weil ihnen ihre Astrologen gesagt hatten, daß dies die Sonnenfinsternis und die seltene Konstellation der Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn und der Erde deutlich anzeigen würden."

Auch in einer bekannteren „Chronik der verpassten Weltuntergänge" findet man besagten 4. Februar 1962 mit aufgelistet.

http://www.unmoralische.de/weltuntergang.htm

Dort allerdings einer sogenannten „Wahrsagerin" mit Namen „Sybille von Prag" aus dem 17. Jhd. zugeordnet.

Egal wer da von wem abgeschrieben oder umgedeutet hat; unabhängig davon bleibt der Umstand bestehen, dass die Geschäftemacher mit der Angst, wieder mal daneben tippten.
Und zu diesen Geschäftemachern gehört nicht zuletzt auch die WTG-Religion

Die Essenz der WTG-Religion

Ob da einer dubiose „6000 Jahre" oder der andere ebenso dubiose Astrologie bemüht, ist letztendlich kein grundsätzlicher Unterschied.
Windige Geschäftemacher sind beide.

Im Falle der dubiosen „6000 Jahre"-Verkäufer kann man ihr Geschäftsmodell auch exemplarisch bei ihrem agieren, anlässlich des sich abzeichnenden Endes des zweiten Weltkrieges ablesen.
Wie der noch in voller fragwürdiger Blüte sich befand, orientierte man darauf, der würde wohl in „Harmagedon" ausmünden. Man entblödete sich gar zu der These, mit dem Heiraten bis „nach" Harmagedon zu warten, da selbiges ja so „unmittelbar nahe" sei.
Und nach Tisch wurde dann diese These abgelöst durch die Binsenweisheit.
Zeit könne niemals lang werden, wenn man zu tun habe. Und just für dieses „zu tun haben" sorgen in der Tat die Geschäftemacher der „6000 Jahr-These" als permanenten Dauerzustand.

Der japanische Kaiser
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. September 2012 00:35
Vor fünfzig Jahren
Also notiert der „Wachtturm" vom 15. 9. 1962:

„Das japanische Volk wurde einst gelehrt, den Kaiser als einen Gott zu betrachten. Im Jahre 1946 erklärte Kaiser Hirohita diesen Glauben jedoch öffentlich für einen 'Mythos und eine Legende', und das Volk mußte seine Ansicht ändern."

Über eine andere Variante von „Japanischer Kaiser" namens Rutherford, konnte man in einer eher unbedeutenden Fußnote („Wachtturm" vom 15. 12. 1984 S. 86) das halbherzige Eingeständnis mal vernehmen

Indes ist selbiges wohl noch nicht mal das Papier wert gewesen, auf dem es gedruckt wurde, denn weiterhin maßt sich diese Organisation, beispielsweise diese These an:

Chiropraktik
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. September 2012 06:28
Vor fünfzig Jahren
Ein von 1845 - 1913 lebender Amerikaner namens Daniel David Palmer sei der Begründer der Chiropraktik weis ein Artikel der Wikipedia mitzuteilen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Chiropraktik

Und in ihm auch der Detailsatz:

„In einem Übersichtsartikel zur Chiropraktik kommt im Mai 2008 der Leiter der Abteilung für Naturheilkunde der englischen Universität von Exeter und Plymouth, Edzard Ernst, nach Durchsicht wissenschaftlicher Artikel zum Thema zum Schluss,

dass die Chiropraktik auf mystischen Konzepten basiere. Außerdem würden die grundlegenden Konzepte der Chiropraktik wie Subluxation und die spinale Manipulation nicht auf solid science (= „fundierter Wissenschaft") basieren."

Dieser Art von Kritik ficht offenbar die Schreiber der WTG-Zeitschrift „Erwachet!" nicht sonderlich an. Und so begegnet man in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 9. 1962 einem fünf Druckseiten umfassenden Artikel, welcher suggeriert, besagte Chiropraktik sei „eine Kunst und eine Wissenschaft".
Auch dieser Artikel ist wieder mal mit Salvatorischen Klauseln „gesegnet"
http://de.wikipedia.org/wiki/Salvatorische_Klausel
Zwar räumt man ein (in einer Fußnote) es gäbe keine unfehlbaren Heilmethoden. Aber außer dieser Formalie rührt man allerprächtigst die Werbetrommel.
Etwa mit der Behauptung viele Patienten von Chiropraktikern seien erst dort gelandet, nachdem sie allerhand andere Heilversuche als unbefriedigend hinter sich hatten.
Oder auch der Behauptung es sei ein System welches ohne Verwendung von Medikamenten auskomme.
Zu den salvatorischen Klauseln in jenem „Erwachet!"-Artikel gehört dann wohl auch die:

„Er (der Chriropraktiker) wird seine Patienten an andere Spezialisten überweisen, wenn ihr Leiden nicht durch chiropraktische Behandlung zu beheben oder wenn seine Untersuchungen ergebnislos verlaufen."

Ob denn jene eben zitierte salvatorische Klausel in der Praxis tatsächlich greift, darf getrost mit einem Fragezeichen versehen bleiben.
Auch das teilt jener „Erwachet!"-Artikel noch mit (bezogen auf die USA)

„Das Unterrichts- und Schulgeld (für die Ausbildung zum Chiropraktor) beträgt in der Regel 2000 bis 2700 Dollar. Nach einigen Jahren Tätigkeit verdient ein Chiropraktor durchschnittlich 10000 bis 15000 Dollar im Jahr."

Insgesamt überwiegen die Lobgesangs-Aspekte in jenem Artikel.
Eher als Formalie indes muss jener Artikel mit einräumen: Über die Chiropraktik schreibt dieser Verband (Amerikanische Ärzteverband):

„Diese Kurpfuscherei ist der Volksgesundheit nicht förderlich, und ihre Anerkennung ist bestimmt nicht in ihrem Interesse."

Trotz dieser Einlassung endet jener „Erwachet!"-Artikel mit der eigenen redaktionellen Forderung:

„Auf dem Gebiet der Heilkunde sollte die gleiche Freiheit herrschen wie auf dem Gebiet der Religion."

Auch dieser WTG-seitige Artikel setzt also die generelle Begünstigung der Heilpraktikerszene durch die WTG fort, wofür es auch noch etliche andere Beispiele gibt.
Auch entlarvend dieser „Erwachet!"-Satz:

„Ein guter Chiropraktor ist stolz auf seinem Beruf. Er entschuldigt sich nicht, weil er kein Mediziner ist."

Letzteren Detailsatz sollte man sich nochmals auf der „Zunge zergehen lassen": „Weil er kein Mediziner ist."

Ergänzend kann noch festgestellt werden .
Die WTG-Begünstigung der Heilpraktikerszene, ist keineswegs „nur" auf die Zeit nach 1945 beschränkt. Schon davor ist ähnliches feststellbar.
In der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 6. 1931 gab es bereits einen Jubel-Artikel darüber mit der Überschrift: „Die Heilwissenschaft auf neuem Wege".
Ebenfalls im Schweizer „Goldenen Zeitalter" vom 1. 3. 1932 wurde die rührselige Geschichte verkündet:

„Eine amerikanische Zeitschrift berichtet von einem kleinen Mädchen aus dem Staate New York, das nach der Diagnose zweier Ärzte und eines Spezialisten an bulbar paralysis erkrankt und von den Ärzten aufgegeben war. Der Tod sollte nach der Ansicht der Ärzte binnen zwei Stunden eintreten. Die Eltern riefen aber zwei Chiropraktiker, die drei Tage und zwei Nächte bei dem Kinde blieben und es vollkommen wieder herstellten. Als es sich herausstellte, das das Kind genesen würde, wurde über das Haus Quarantäne verhängt. Man wollte damit die beiden Chiropraktiker fernhalten, die die Diagnose der Ärzte lügen straften. Aber sie kamen trotzdem, um das Kind zu retten, obwohl ihnen eine Gefängnisstrafe dafür bevorstand."

Als Kontrast dazu sei aus dem in der Schweiz erschienenen Übersetzung des Buches von Valerie Tomsett mit dem Titel: „Befreit vom Wachtturm" zitiert (welches vordem etwa 1971 bereits Englischsprachig erschienen war). Gegenstand der Handlung ist somit nicht Deutschland. Gleichwohl sind die darin enthaltenen Passagen, mit einigen Abstrichen, auch auf die Verhältnisse hierzulande übertragbar.
Darin gibt es auch die Passage:

„Während jener Zeit behandelten mich mehrere Medien und Heilpraktiker und auch einige, die sich Chiropraktiker und Osteopathen nannten. Meine Eltern zahlten diesen Schwindlern ein kleines Vermögen, aber mein Asthma blieb trotz Versprechungen einer Heilung."

Oder auch dieser Passus in jenem Buch:

„Ich muß aber gestehen, daß uns der Spiritismus trotz allem faszinierte. Da vor zwanzig oder dreißig Jahren die Medizin nur wenig oder gar keine Hilfe gegen Asthma zu bringen vermochte, schienen der Spiritismus und das Übernatürliche die einzige Hoffnung auf Gesundung zu sein.
Mein erster Heilpraktiker war uns von einem Freund unserer Familie empfohlen worden. Er nannte sich «Chiropraktiker» - das Wort Spiritismus fiel nicht —, doch nach der eigentlichen Behandlung erzählte er uns stundenlang von seinen Kontakten zu der anderen Welt. Er hatte die Angewohnheit, die Lebensdauer seiner Zuhörer vorauszusagen - er behauptete, er selbst würde das 92. Lebensjahr erreichen, während ich es nur auf kurze vierzehn Jahre bringen sollte.
Hingegen versicherten andere Hellseher meiner Mutter, sie brauche sich keine Sorgen zu machen, denn trotz meiner sehr schweren Krankheit wäre ich ein Beispiel dafür, daß «angeschlagene Schüsseln am längsten hielten."

Als weiterer Kontrast zum Thema sei noch Beispielhaft sei aus einem Rundschreiben der Bayerischen Politischen Polizei vom 21. 4. 1936 zitiert (auch von dem seinerzeitigen WTG-Funktionär Wrobel schon mal zitiert.
Selbiges verlautbarte:

„Nach einer Mitteilung der Staatspolizeistelle Magdeburg sollen ehemalige Mitglieder und Anhänger dar verbotenen Internationalen Bibelforschervereinigung zur Tarnung illegaler Aufbaubestrebungen Vorbereitungen treffen und zu diesem Zweck Heilinstitute für Chiropraktik und Osteopathie eröffnen.
Wie hier festgestellt wurde, hat ein früherer Anhänger der Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher aus Magdeburg tatsächlich in München ein derartiges Institut errichtet. Die eingeleitete Überwachung muß erst ergeben, ob das hiesige Institut als illegales Aufbauinstrument der Ernsten Bibelforscher anzusehen ist. Es ist umgehend anher zu berichten, ob dort Heilinstitute für Chiropraktik und Osteapathie neuerdings zur Anmeldung gelangt und die Inhaber als Ernste Bibelforscher dort bereits in Erscheinung getreten sind. In allen Fällen sind die Personalien der in Betracht kommenden Heilpraktiker anzugeben und deren Betrieb zu überwachen.
Soferne die Überwachung Anhaltspunkte für eine illegale Weiterführung der verbotenen Bibelforschervereinigung ergibt, ist in einer dort für geeignet erscheinenden Weise gegen die Beteiligten vorzugehen. ..."

Hingewiesen sei noch auf einen Englischsprachigen Text (mal im Internet aufgegabelt) der in der Substanz wohl davon kündet, die WTG habe sich (in den USA) ein Schadenersatzverfahren eingehandelt, und dabei spielten in ihrem Dienste befindliche Chiropraktoren auch eine gewisse Rolle:
New York Daily News

Jehovah's loses comp case

BY JESS WISLOSKI and ADAM LISBERG
DAILY NEWS WRITERS
Friday, January 6th, 2006

A 46-year-old woman who devoted her life to the Jehovah's Witnesses said she was forced to move from their Brooklyn compound after she was seriously injured while serving the church.

But a judge's ruling this week that she is entitled to worker's compensation payments could end up costing the church millions of dollars.

Brenda Upton and her husband, Michael, took a vow of poverty and moved to the Witnesses' Brooklyn headquarters in 1998 to work as chiropractors for other church members.

She injured her spine while running to catch a bus at an upstate church compound later that year.

"They take wonderful care of you up to a point, and then you're on your own," Upton said. "That's why we wound up going to court."

She said she suffered debilitating nerve injuries that have left her barely able to carry a laundry basket. The church took care of her medical care until 2001, when she and her husband were asked to leave and were given a $79,000 stipend.

But Workers' Compensation Law Judge Stephen Goldstein ruled Wednesday that Upton is entitled to $400 a week in workers' compensation payments.

"I'm finding they were not religious volunteers," Goldstein said. "They were engaged, particularly Dr. Brenda Upton, in a number of work-like activities."

The Witnesses vowed to appeal the ruling, saying Upton and the other 5,800 Witnesses who live and work in the church's New York operations are volunteers, not employees.

But if the decision stands, the Witnesses - and other religious organizations - could potentially face millions of dollars in workers' compensation insurance premiums and payments, said church lawyer John Miller.

"It'll pretty much put religious orders out of business," Miller said. "It would certainly impact whether we would ever want to continue operations" in New York.
The church owns about 40 properties in downtown Brooklyn and has plans to build a huge new structure on a vacant lot.

Miller would not speculate how the workers' compensation case would affect those plans.

"We don't have a spiritual conflict," said Upton, who has moved with her husband to Washington State.

"Our problem all along has been medical-legal. We are still active Jehovah's Witnesses."
www.nydailynews.com/boroughs/story/380379p-323000c.html
Siehe auch

http://www.sektenausstieg.net/read/1119

Man vergleiche auch den Albert Abrams gewidmeten Artikel der vormals Esowatch, der dort in einer früheren Fassung jenes Textes (jetzt aber wohl nicht mehr) auch der Chiropraktik zugeordnet wird.

http://psiram.com/ge/index.php/Albert_Abrams

Siehe thematisch dortselbst auch:
http://psiram.com/ge/index.php/Chiropraktik

Besagter Herr Abrams ist in der Tat, in der Zeugen Jehovas-Geschichte, kein "Unbekannter".

Man vergleiche als Kontrast auch eine Meldung aus der "Freiburger Zeitung" vom 28. 10. 1932.
Dort besonders "aufschlußreich", die angewandte "Diagnosetechnik" zur Feststellung der Krankheit und ihrer Behandlung. "Durch Untersuchung von Haarbüscheln".

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=28b3&year=1932&month=10&project=3&anzahl=4

Man vergleiche dazu die Angabe in den "Jubel-Artikeln" der "Goldenen Zeitalters" über den Quacksalber Abrams, und dessen Diagnostik.
Unter anderem den Satz:
"Ungläubigen, die bezweifeln, daß das Blut derartige Enthüllungen gestatte, erwidert Dr. Abrams ungefähr folgendes: ... Ebenso genügt ein Blutstropfen, um das Ganze zu beurteilen ... Bei dieser Methode ist die Gegenwart des Patienten zur Feststellung der Krankheit also überflüssig. Er kann Tausende von Meilen von seinem Diagnostiker (Krankheitsbestimmer) entfernt sein; alles was er dabei zu tun hat, ist die Sendung einer Blutprobe in die Klinik. Das Eintrocknen des Blutes auf dem Wege zum Arzt ändert nichts an der Sache ... Das vielseitige Ausfragen des Patienten über Beschwerden und Symptome durch den Arzt und die oft irreführenden Antworten des Patienten fallen ebenfalls weg, weil der Bluttropfen zuverlässigere Auskunft erteilt. "Irgend eine Person kann als Versuchsobjekt verwendet werden."

Und in einer einzigen ... Prozedur würden zugleich „mehrere Dutzend verschiedene Blutproben zur Untersuchung gelangen".

Das muss man sich mal rekapitulieren. Diese Blutproben sind zudem noch anonymisiert. Das Personal des „Arztes" führt zwar Buch darüber, welche Blutprobe welcher Person gehört, um sie mit dem „Resultat" dann noch „beglücken" zu können. Indes weis der „Wunderdoktor" bei seiner „Untersuchung" nicht, welche Blutprobe, welcher Person zuzuordnen sei! ...
Und weiter:
„Vor kurzem kündigte nun Dr. Abrams an, er habe endlich einen Apparat, den er "Oszillophon" nennt, erfunden, der die Versuchsperson vollständig ersetze. "

Weiteres über diesen Ober-Quacksalber vor dem Herrn in:

Medizinische Okkultisten

Siehe auch den Kommentar zur „Erwachett"-Ausgabe vom 8. 7. 1948 welche ebenfalls schon das Loblied der Chiropraktik sang.
In
Kommentarserie1948
Dort unterm Datum 09. Juli 2008 05:53

Zu notieren wäre noch, dass die WTG-Begünstigung der Chiropraktik, sich auch in der „Erwachet!-Ausgabe vom 8. 12. 1962 fortsetzt.
Dort begegnet man erneut einem parteiischen Artikel zu dem Thema unter der Überschrift „Entferne zuerst den Balken!"
Einleitend wird berichtet: „Gegenwärtig führt die Amerikanische Ärztevereinigung einen Kampf gegen die Chiropraktik."

Bei dieser Feststellung indes lässt man es nicht bewenden, sondern geht seitens „Erwachet!" zum Gegenangriff über. Unter Hinweis auf Presseartikel, welche von der „Erwachet!"-Redaktion offenbar minutiös gesammelt wurden, werden der klassischen Schulmedizin alle ihre tatsächlichen oder vermeintlichen Fehler vorgehalten, soweit selbige dann in Presseartikeln ihren Niederschlag gefunden haben. Es ist also ein negatives Argumentationsmuster. Selbst wenn unterstellt wird, die zitierten Fehler der Schulmedizin seien in der Praxis so eingetreten, ist damit noch nicht der Positiv-Beweis für besagte Chiropraktik erbracht. Genau das aber suggeriert jener „Erwachet!"-Artikel.
Offenbar warf besagte Amerikanische Ärztevereinigung der Chiroprkatik (vielleicht etwas zu pauschal vor):

„Diese Leute sind nicht durch die ärztliche Standesmoral gebunden. Viele gewährten Rabatte, zahlten 'Kickbacks' (eine Art Schmiergeld) und machten vertragsgebundene Arbeiten, für die Honorare festgesetzt waren."

Jedenfalls kann man nicht feststellen, dass die Anwürfe der Amerikanischen Ärztevereinigung gegen die Chiropraktik, seitens „Erwachet!" widerlegt würden. Statt dessen geht man zum Gegenangriff über, und wähnt, der Gegenangriff allein, würde besagte Chiropraktik entlasten. Ein durch und durch parteiisches Agieren!

Es zeigt sich immer wieder die verdächtige Nähe, zwischen religiösen und medizinischen Qacksalbern!

Fragwürdige Erziehungs-Ratschläge
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. Oktober 2012 06:59
Vor fünfzig Jahren
Über eine Religionsgemeinschaft welche als „Christadelphianer" betitelt wird, berichtet der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 1. 10. 1962.
Für europäische Verhältnisse besitzt selbige keine sonderliche Relevanz. Das der WT das Thema aufnahm ist lediglich darin begründet, dass in den USA auch einige Zeugen bei ihrem Predigtdienst über diese Gruppe „gestolpert" sind, dieweil sie auch einige den Zeugen Jehovas ähnliche Thesen vertritt, etwa beim Thema „Dreieinigkeit".
Im Forumsarchiv 299 wurde schon mal darauf eingegangen.
Etwa im dortigen Eintrag vom 17. März 2009 11:57

Zum Thema Kindererziehung meint diese WT-Ausgabe auch mit folgender Episode „punkten" zu können:
„Manche Eltern sagen, ihre Kinder seien noch zu klein ... Wenn jedoch Vier- und Fünfjährige Fernseh-Werbesprüche wörtlich wiedergeben und aus gewissen Programmen ganze Sätze hersagen können" so die Belehrung der WTG, dann sollten sie doch auch die Bilder aus dem WTG-Buch „Vom verlorenen zum wiedererlangten Paradies" ebenso auswendig herunterrattern können.
Das dies Erziehungspraxis bei den Zeugen Jehovas ist, dürfte wohl kaum bezweifelbar sein. Ob ihren Kindern indes ein tatsächlicher Dienst damit erwiesen wird, bleibt weiter fraglich, wenn da zum Beispiel solche Bilder eingeimpft werden wie dieses

und andere mehr.

Wieder mal der Herr Niemöller
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. Oktober 2012 06:10
Vor fünfzig Jahren
„Erwachet!" vom 8. 10. 1962 zitiert den damaligen Kirchenpräsidenten von Hessen und Nassau, Martin Niemöller:

„Daß die Landeskirchen wegen ihrer Verbundenheit mit dem Staat jeden Krieg in der Geschichte gerechtfertigt hätten".

Und weiter Niemöller als wörtliches Zitat: „Ich (Niemöller) kann mir jedoch nicht vorstellen, daß Jesus in irgendeiner Armee mitmarschiert wäre."

Der Kontext jener „Erwachet!"-Ausgabe, als Sonderausgabe aufgemacht, ist der, angeblich seien Jehovas Zeugen aber „anders und besser".
Das ist dann wohl das gleiche lückenhafte Gedächtnis, welches man auch dem Herrn Niemöller attestieren muss. Um bei letzterem erst mal zu verbleiben.
Dann hat er wohl sein eigenes 1935 erschienenes Buch mit dem Titel „Vom U-Boot zur Kanzel" schon wieder „vergessen"?

http://books.google.de/books?hl=de&as_brr=3&id=dYVWgHsYxJkC&dq=Niem%C3%B6ller+Vom+U+Boot+zur+Kanzel&q=Vom+U+Boot+zur+Kanzel#v=snippet&q=Vom%20U%20Boot%20zur%20Kanzel&f=false

Man sehe sich beispielsweise jene Passagen darin an, wo er sich rühmt am erfolgreichen Torpedolegen gegen andere Schiffe beteiligt gewesen zu sein.

http://books.google.de/books?id=Aa7HAAAAMAAJ&q=Torpedo&dq=vom+U+Boot+zur+Kanzel&hl=de&source=gbs_word_cloud_r&cad=5

Wenn besagte Aktion in seiner Lesart erfolgreich war, dann kann man sich unschwer ausmalen, welches Schicksal dann wohl die Besatzung des von einem Torpedo getroffenen Bootes ereilte.
Jener Herr Niemöller will also danach noch besonders „fromm" geworden sein.
Eine nicht untypische „Karriere". Ein Geschäftszweig wurde halt durch den anderen ausgetauscht. In „Friedenszeiten" war ja einstweilen weiteres Torpedolegen nicht mehr gefragt. Da musste er sich schon um einen neuen Job bemühen.
Nun soll es in der Tat Saulus'se geben, die danach noch zum Paulus werden. Warum also nicht auch Niemöller, mag man rückfragen.
Sicherlich kann man diesen Gedankengang nicht grundsätzlich ausschließen. Man kann Niemöllers Rolle im Naziregime, der von diesem dann hart angefasst wurde, auch aus der Betrachtung nicht ausblenden. Dennoch bleiben gewisse Zweifel dabei zurück. Wäre es kein „kleiner Saulus" gewesen. Gut, nachvollziehbar. Aber einer der damit prahlte, zu einer Zeit, wo solcherlei Prahl-thesen noch Konjunktur hatten, „Vom U-Boot zur Kanzel" gelangt zu sein. Bei dem wollen die Zweifel über seine „Wandlung" nicht so recht weichen.
Dem ging es zu allererst um die Fortsetzung seines „Geschäftes". Egal, dass selbiges sich nun umstandehalber gewandelt hat, wandeln musste.
Diese am Beispiel Niemöller belegte Hohlheit ist übrigens auch der WTG-Organisation unterstellbar.
Eine Auseinandersetzung mit den Aspekten, an die da zu denken wäre, auch in der Herrberger-Datei.

Noch eine weitere These in dieser „Erwachet!"-Ausgabe sticht hervor. Man könnte diese These auch als das eigentlich „Kern-Evangelium" der WTG bezeichnen.
Das gesamte genannte „Erwachet!"-Heft ist ja so konzipiert, dass man getreu US-amerikanischer Marketing-Strategie, sich als „Fortsetzer des Urchristentums" verkaufen möchte.
In diesem Kontext gibt es dort auch die Sätze:

„In der römischen Welt war vieles reformbedürftig. Die Römer hatten wohl sehr gute Gesetze, doch herrschte eine furchtbare sittliche Verwilderung und schreiende Ungerechtigkeit. E. Arnold schreibt über die Christen, die in jenen Tagen der Sklaverei und Armut lebten:
'Sie waren überzeugt, daß sie die gegenwärtigen Verhältnisse nicht ändern konnten und daß die Gesellschaftsform nicht wesentlich verbessert werden konnte durch soziale Reformen. Die ersten Christen unternahmen nichts gegen Sklaverei und soziale Bedrückung, da sie, wenigstens teilweise, die Folge der allgemeinen politischen Verderbtheit waren, die gegen Freiheit und Gleichheit gerichtet war."

Wenn man also dem Herrn Niemöller Hohlheit bei seiner Selbstverteidung bescheinigen muss, dann kann das Urteil zum Kernevangelium der WTG, nur „Super-Hohlheit" lauten!
Man will sich als „gut" verkaufen, und erweist sich „auf die Waage gelegt", als zu leicht befunden!

Bemerkenswerte Sätze aus dem Lexikon "Die Religion in Geschichte und Gegenwart" (3. Auflage).

Greisenclub
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Oktober 2012 00:15
Vor fünfzig Jahren
Die WTG-Statistiker, selbst extrem zahlenverliebt, haben wieder mal einen Zahlenvergleich entdeckt, welcher zwar nicht auf „ihrem Mist gewachsen", ihnen jedoch als wichtig erscheint. „Passenderweise" verpacken sie dann diese Zahlen in einem Artikel mit der Überschrift „Es ist nah!" Was denn (wieder mal) „nah sei" kann man zwar auch so erraten, ohne auch nur eine Zeile jenes Artikels gelesen zu haben. Aber selbst für den Fall es gäbe doch noch ein paar Begriffsstutzige, werden die dann schon in den ersten Sätzen jenes Artikels darüber belehrt was denn „so nah sei". Wieder mal das famose „Königreich Gottes".
Nun hat man dafür bekanntermaßen einen ganzen Katalog von Zirkelschluss-Thesen parat. Dieser Artikel indes, stellt eine These aus diesem „Katalog" besonders heraus.
Da haben die WTG-Statistiker wohl aus der New York Public Library, welche sie denn gelegentlich mal nutzen, wenn das wiederkäuen dubioser Bibelsprüche auch für sie, gar zu langweilig wird, sich zwei Bücher mal ausgeliehen.
Eines mit dem Titel „World Almanach für 1955" und das andere „World Almanach für 1962".
Da waren die WTG-Statistiker dann so richtig in ihrem Element. Und beim durchforsten, der darin genannten Zahlenkolonnen stellten sie auch fest, die Zahl der Christen (weltweit) habe in dem genannten Zeitraum von sieben Jahren „um 101.786.093 zugenommen. Die Erdbevölkerung ist in jenen sieben Jahren jedoch um 571.800.000 Menschen gewachsen. Mit anderen Worten. Die Erdbevölkerung hat sich mehr als 5 mal schneller vermehrt als die sogenannten Christen.

Unausgesprochen bei alledem die Sorge eines gewissen Herrn, der zum Zeitpunkt jenes WT-Artikels zwar noch nicht von sich reden machte, aber auf seinem Level sich auf ähnlichem Niveau wie die WTG-Statistiker sich bewegt, wenn er dann mal titelte „Deutschland schafft sich ab".
Von einer Abschaffung des Christentums generell kann wohl noch nicht die Rede sein, dass sehen auch die WTG-Statistiker so. Aber eben von einer prozentuellen Zuwachs-Reduzierung. Da könnten sich dann ja die WTG-Statistiker und jener Herr Thilo S., sich „gekonnt" gegenseitig die „Ohren voll weinen".

Ob diese Herrschaften indes nun weinen oder nicht, ist letztendlich bedeutungslos. Trotz ihres Geweines nehmen die Dinge ihren lauf, ob sie denn den nun schön finden oder nicht.
Andere pflegen beispielsweise über eine „vergreiste Gesellschaft" zu weinen. Das sie nicht gar so extrem vergreist ist, wie die Weiner das denn wahrmachen wollen, mag eben auch damit zusammenhängen, dass die Verfechter des „Wohlstandsevangeliums" letztendlich im abnehmen befindlich sind. Und das der Vergreisungseffekt nicht gar so krass greift, wie sie denn in ihren Zerrbildern es auszumalen zu belieben, hängt letztendlich auch mit den von ihnen nicht gewünschten demographischen Veränderungen zusammen.
Die vergreisten Weiner entweder in den WTG-Zentralen oder in der Sarrazin-Jüngerschaft, können letztendlich von Glück sprechen, dass die demographische Wandlung die sie da beklagen, eben anders verläuft als sie es sich wünschen. Würde sie nämlich nach ihren Wünschen verlaufen, dann wären sie letztendlich als Greisenclub unter sich!

Und ob dann die Sarrazins und Co sich noch auf einem hochdotierten Posten bei der Bundesbak ausruhen könnten, ist wohl keineswegs so ausgemacht. Solcherlei hochdotierte Posten beinhalten auch niedrig dotierte Posten am anderen Ende der Skala. Das Wohlleben der Sarrazins und Co, beinhaltet es also das im Wirtschaftsgefüge auch Posten vorhanden sind, die weder ein Herr Sarrazin noch ein Herr Steinbrück, freiwillig zu bekleiden bereit wären. Des einen Prasserleben, des anderen Not.
Und gerade auf jenen niedrig dotierten Posten im Wirtschaftsleben finden sich oftmals jene wieder, welche die Sarrazin und Co am liebsten „in die Wüste schicken würden".

Ein etwas älteres Veranschaulichungsbeispiel liefert auch eine Notiz in der Zeitschrift „Erwachet!" vom 22. 10. 1962.
Jahrelang war Westberlin das „Schaufenster des Westens" - hochsubventioniert - aufgebaut worden. Und so manchem Ostler, welcher vor August 1961 auch Westberlin besuchen konnte ging vor Neid „das Messer in der Tasche auf". Vielleicht noch mehr, versuchte er etwa seine Ostmark in Westberliner Wechselstuben in Westgeld umzutauschen. Da wurde er nicht selten belehrt ein Kurs von eins zu fünf ist angesagt. Nicht etwa, dass die Ostler „das fünffache" an Einkommen gehabt hätten. Das war garantiert nicht der Fall. Und aus persönlichen Erfahrungen weis ich auch, wie die WTG-Flüsterpropaganda etwa bei meiner Mutter wirkte. Die bei den Zeugen Jehovas hoch im Kurs stehende Heilpraktikerszene, hatte über Flüsterpropaganda auch Kundschaft eben aus Ostberlin. Dieser Klientel indes, wurden mitnichten Sonderkonditionen eingeräumt. Die dürften dieselben Honorarsätze - in Westgeld - bezahlen, wie auch andere Kunden der Heilpraktikerszene. Da kannten diese Herrschaften kein pardon. Das nur so neben bei.
Nun also hatte der Osten im August 1961 seinen Laden dicht gemacht. Und das war für einige Westberliner zugleich mit einem Rückgang ihrer Geschäfte identisch. Und in der genannten „Erwachet!"-Ausgabe findet man als Folge davon, unter der Überschrift  „Abwanderung aus West-Berlin"

folgende Notiz. Man mag zu dieser Notiz einwenden, sie belege aber keinesfalls die Folgen des östlichen Mauerbaus, da der bewertete Zeitraum der vom Dezember 1960 bis Dezember 1961 sei. Das wäre dann so eine Streitfrage. Nur, jene Notiz welche da „Erwachet!" zitiert, nimmt eben keine Untergliederung nur für den Zeitraum August bis Dezember 1961 vor. Ich jedenfalls tendiere durchaus zu der Meinung, der „Hauptposten" von dem da die Rede ist, ist in der Praxis auf den Zeitraum August bis Dezember 1961 und weitaus weniger auf den Zeitraum Dezember 1960 bis Juli 1961 zu veranschlagen.
Wie auch immer man sich in dieser Streitfrage entscheiden mag, nun noch kommentarlos, das angekündigte Zitat:

„Von Ende Dezember 1960 bis Ende Dezember 1961 hat sich die Bevölkerungs West-Berlins um knapp 8000 Personen verringert. Während des ersten Halbjahres 1962 nahm die Bevölkerung sogar um 8600 Personen ab. Auf jedes neugeborene Kind kommen zwei Todesfälle. Dies ist aber nicht der einzige Grund für den Rückgang der Bevölkerung. Im ersten Halbjahr wanderten monatlich durchschnittlich 5500 Personen aus West-Berlin ab. Die 12550 Arbeitnehmer, die vom 13. August 1961 bis zum 25. August 1962 in Berlin zuzogen, konnten die Abwanderung nicht ausgleichen."

Klerikalismus
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. Oktober 2012 04:56
Vor fünfzig Jahren
Gelesen in „Erwachet!" vom 22. 10. 1962

„Die Gefahr des Klerikalismus
„Klerikalismus ist das Streben einer religiösen Hierarchie nacht Macht, besonders nach politischer Macht durch Anwendung weltlicher Methoden, um das öffentliche Leben zu beherrschen ... Der große Spanier Salvador de Madarlaga, der von 1928 bis 1931 Professor der spanischen Literatur in Oxford und letzter Präsident des Völkerbundes war, schrieb einmal: 'Der Klerikalismus ist ein Übel, das in protestantischen Ländern unbekannt ist. Er ist eine Krankheit, die katholischen Völkern anhaftet.' Und er fügte noch die vielsagenden Worte hinzu: 'Es ist sehr schwierig, Übergriffe von Geistlichen zu geißeln, ohne den Anschein zu erwecken, man kritisiere katholische Einrichtungen' d. h., ohne daß man als unduldsam verschrieen werde. ... Der Klerikalismus zielt darauf ab, die Politik des Staates, die Besetzung der Regierungsämter, die Meinungsäußerung, die Bereitstellung von Geldern und die Formen der Unterhaltung zu beeinflussen.' ..."

Ich habe zwar dieses Land hier, verschiedentlich schon mal als Mullahstaat bezeichnet, reich gesegnet mit Mullahparteien wie CDU/CSU, CSPD, Grüne und wohl auch FDP (ohne Anspruch auf Vollständigkeit dieser Aufzählung, wenn ich etwa an die sogenannten „Linken" in Sachsen denke).
Angesichts vorzitierter Definition kann man dieses Land auch ebenso „gut" als Klerikalismusland bezeichnen!

Allerdings gilt es bei dem Thema auch das Votum eines Lenin zu beachten (ob man nun diesen Herrn mag oder nicht), der da auch mal feststellte. Und bei dem man die Frage nicht los wird, ob er sich denn auch selber an seine eigenen theoretischen Erkenntnisse gehalten hat?
Wie immer man diese Frage auch beantwortet, fest steht jedenfalls, dass auch ein Lenin mal die Meinung vertrat:

"Der Religion einen solchen Kampf ansagen; heißt Bismarck überbismarcken die Torheit des Bismarckschen Kampfes gegen die Klerikalen wiederholen (der berüchtigte "Kulturkampf" d.h. der Kampf, den Bismarck in den siebziger Jahren durch polizeiliche Verfolgungen des Katholizismus gegen die deutsche Partei der Katholiken, die Zentrumspartei führte).
Durch diesen Kampf hat Bismarck denn streitbaren Klerikalismus der Katholiken nur gestärkt, hat der Sache der wirklichen Kultur nur Abbruch getan, denn statt der politischen Scheidewände rückte er die religiösen Scheidewände in den Vordergrund ..."

Gell Herr Sarrazin und Co. Das mit den religiösen Scheidewände in den Vordergrund rücken, statt der politischen Scheidewände, könnte so ein Satz sein, auch geschrieben für ihr „Stammbuch"!

Kleinkariert
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. November 2012 05:25
Vor fünfzig Jahren
Die WTG-Mückenseiher haben im „Wachtturm" vom 1. 11. 1962 (Rubrik „Fragen von Lesern") wieder mal ein Thema entdeckt, um ihre Kleinkariertheit erneut zu dokumentieren.
Als Fallbeispiel wird eine Beerdigung, eine Hochzeit oder eine Schulabschlußfeier, oder vielleicht nur eine angenommene Einladung zu einem Essen angeführt.
Und nun mag es sein, dass bei diesen Anlässen auch ein Gebet gesprochen wird, von jemand, welcher selbst kein Zeuge Jehovas ist.
Es mag Usus sein, dass alle Anwesenden aufstehen, und vielleicht auch ihr Haupt neigen. Nun stehen die WTG-Mückenseiher vor der diffizilen Frage, welche Handlungsempfehlung sie einem dort mit anwesenden Zeugen Jehovas geben sollen.
Am liebsten - unausgesprochen - würden die WTG-Mückenseiher ja sagen. Am besten zu solch einer Veranstaltung erst gar nicht hingehen, wenn im Vorfeld erahnt werden kann, dass dort genannte Situation eintreten könne.
Das so krass auszusprechen indes, wagen die WTG-Mückenseiher doch nicht. Ergo versuchen sie es eher mit dem lavieren.
Wenn alle Sitzenden, bei dem Anlass aufstehen, dann wagen die WTG-Mückenseiher es nicht zu sagen, dieses nicht ebenfalls zu tun. Damit ist aber schon das Maximum ihrer „Toleranz" erreicht. Dafür steht dann auch der Satz: „Wiewohl sich ein Diener Jehovas still verhält, mag er es vorziehen, das Haupt nicht zu neigen, wie die anderen, um dadurch zu erkennen zu geben, daß er sich dem Gebet, das gesprochen wird, nicht anschließt und daß der Betende ihn nicht vertritt. Er könnte aber auch das Haupt neigen und still für sich beten. In diesem Falle sollte er jedoch am Ende des allgemeinen Gebets nicht laut 'Amen' sagen."

Nun gab es in meiner persönlichen Biographie mal einen Vorgang, den ich rückblickend so etikettiert habe: „Erstes und letztes Referat vor kirchlichen Vertretern"  meinerseits, 1969 in Potsdam.
Siehe dazu auch Eine Klarstellung in eigener Sache
Nun gibt es zu diesem Thema auch eine bemerkenswerte Archivalie. Die famose Dame Yonan ließ es sich in ihrem von ihr herausgegebenem Buch „Im Visier der Stasi" angelegen sein, die auch zu zitieren.
Zu jenem genannten Buch ist schon mal grundsätzlich der Herausgeber-Charakter von Yonan zu betonen. In ihm sind noch etliche andere Verfasser mit Beiträgen vertreten (etwa Dirksen, Hacke, Hirch, Wrobel und noch ein paar mehr). Was Yonan's eigene Beiträge darin anbelangt, basieren die, was verwertete Quellen anbelangt, auf Zuarbeit seitens der Zeugen Jehovas. Weitaus weniger auf eigenen Archivstudien. Ich stelle es berechtigt in Frage, ob die Yonan überhaupt, im Kontext dieses Buches, höchstpersönlich je ein Archiv von innen gesehen hat? Und ich würde meinen, verneint man diese Frage, hat man einen „Volltreffer" erzielt. Gleichwohl haben ihr die Zeugen da einiges zugearbeitet, was ja nicht bestritten wird.
Zu diesen zugearbeiteten Materialien gehören auch einige Zitierungen aus der Stasiakte des Willy Müller (des ersten formalen Herausgebers der „Christlichen Verantwortung").
Nun war besagter Herr Müller auch auf jener kirchlichen Tagung anwesend, wo ich eben als Referent mit war, mit einem Referat, welches kirchlicherseits - wie voraussehbar - nicht „gut" aufgenommen wurde.
Und Müller hat über seine Sicht diese Sachlage betreffend, dann offenbar auch einen Bericht abgefasst welcher eben in seinen Stasiakten mit enthalten ist.. Und darin verbreitet sich Müller, via seiner Zitierung durch das Sprachrohr Yonan, unter anderem auch wie folgt:

„und es ist doch dann üblich, daß in christlichen Kreisen beim Mittagessen ein Gebet gesprochen wird, so auch hier. Die ganzen Teilnehmer standen dann am Tisch mit gefalteten Händen und etwas gebeugten Hauptes, wie es eben erforderlich ist. ... Die ganze Teilnehmerschaft stand mit gefalteten Händen; Manfred Gebhard machte als Gast dieser Gemeinschaft eine ganz schlechte Ausnahme, indem er sich hinstellte mit den Händen auf dem Rücken, dem Gesicht nach oben und überhaupt vollkommen teilnahmslos an diesem Gebet, was nicht lang war, etwa von einer Minute. Daran nahmen die Pfarrer, welche in seiner Nähe waren, Anstoß."  (S. 187)

Nun steht in diesem Fall Aussage gegen Aussage. Zumindest bestreite ich meinerseits die Aussage von Müller, das „Gesicht nach oben" gerichtet.
Weiter behauptet Müller, als Folge dieses Eklats sei Gebhard von einem Pfarrer zur Rechenschaft gezogen worden.
Dazu stelle ich die Gegen-Behauptung auf, so nicht stimmig. Was Müller gegenüber im Gespräch dann noch geäußert wurde, kann ich nicht bewerten. Jedenfalls hat es den Fakt einer offiziellen „zur Rechenschaftziehung" so nicht gegeben. Was keinesfalls ausschließt, dass eine konsternierte Stimmung in der dortigen Pfarrerschaft bestand.
Zu Müller ist weiter festzustellen, dass zudem schon vordem, erhebliche ideologisch begründete Spannungen bestanden. Insoweit hat Müller für mein Empfinden den Fall etwas zu sehr ausgeschmückt.
Ich verweise auch noch auf eine frühere Aussage über Müller meinerseits. Und zwar die:

„Bleibend in Erinnerung geblieben ist mir jene Auseinandersetzung. Kritik an den Endzeitlehren meinerseits (was mein formaler Absprungsgrund von der WTG war) und die Fassungslosigkeit der besagten Gertrud (Lebensgefährtin des Müllers zu der Zeit) darüber. Dann, so ihre Argumentation, könne man ja überhaupt nichts mehr glauben. Und das könne und dürfe nicht sein. Und um das ganze noch zu unterstreichen, ist sie dann in einen Weinkrampf verfallen. Da ist man dann ziemlich machtlos; und sagt sich. Lieber beiße ich mir auf die Zunge, als mich mit der noch einmal in substanzieller Weise (außer allgemeinen Plattheiten) zu unterhalten.

Hat die Gertrud mit ihren Weinkrampf nun mich "bekehrt"? Wohl kaum. Meine Kritik bestand und besteht weiter. Nur eben dass ich es vermied, dieser Person noch mal persönlich zu begegnen. Ich bin dann meinen Weg weiter gegangen."

Das war eine Episode, welche zeitlich noch vor jenem inkriminierten Potsdam-Referat liegt. Diese Kontroverse belegt aber meines Erachtens auch, dass Müller mit seiner Ausmalung der Potsdam-Kontroverse, eine gehörige Portion Phantasie und Antipathie, mit einbrachte. Jedenfalls keine objektive Beschreibung.
Wie immer man in diesem Falle auch votiert, das Faktum einer gewissen Distanziertheit meinerseits anlässlich des genannten Anlasses ist sicherlich zutreffend.
Da wirkte halt die WTG-Trimmung, im zitierten „Wachtturm" nachgewiesen, nachhaltig nach.

Eine einsilbige Meldung
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. November 2012 01:14
Vor fünfzig Jahren
„Erwachet!" vom 22. 11. 1962 zitiert:

„Vor dem Bundesvefassungsgericht in Berlin wurde über den Fall eines minderjährigen Jugendlichen verhandelt, dessen Mutter ihm verboten hatte, sich zur Wehrerfassung zu begeben. Das Gericht stellte jedoch fest, das das Eltern-Erziehungsrecht bei der Wehrpflicht ende, da der Wehrdienst eine allgemeine staatliche Bürgerpflicht darstelle."  Ende der Durchsage seitens „Erwachet!".
An dieser Meldung ist schon mal die Äußerlichkeit auffallend, welche den Sitz des Bundesverfassungsgericht als in „Berlin" beschreibt.
Zumindest in der Gegenwart, ist der aber in Karlruhe und war meines Wissens zur Zeit der Bundesrepublik Deutschland, keinesfalls je in „Berlin". Da käme ohnehin nur Westberlin in Betracht, da Ostberlin eben auch zu Ostdeutschland gehört. Damals zwei getrennte Staaten.
Aber noch mehr auffällig ist die Einsilbigkeit die eigene Praxis betreffend.
Nun mag man einwenden, der eigentlichen Wehrerfassung, als vorbereitender Schritt, wird aber nachgekommen. Gleichwohl sind namentlich die 1960er Jahre von einer Reihe von Konflikten gefüllt, die im Kontext der Wehrgesetzgebung, allesamt mit den Zeugen Jehovas in Beziehung stehen.

Man vergleiche Beispielhaft
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,127996,130971#msg-130971
22. Mai 2012 01:53

Heilsarmee
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. November 2012 01:38
Vor fünfzig Jahren
Ein fünf Druckseiten umfassender Artikel des „Wachtturm"s vom 15. 11. 1962 ist der sogenannten Heilsarmee gewidmet. Wie WTG-seitig zu erwarten, beschränkt er sich keineswegs auf einen „Lobgesang". So werden etwa innere Kontroversen und Spaltungen herausgearbeitet, die auch vor der „Heilsarmee" keinen Bogen machten. Ein weiterer Aspekt, welchen der WTG relevant erschien, berührt er doch das eigene stockreaktionäre Selbstverständnis, kleidet jener Artikel in die Sätze:

„Eine ungewöhnliche Eigenart dieser Organisation ist die Bedeutung, die den Frauen beigemessen wird. Nach der Lehre der Armee 'nimmt die Frau die gleiche Stellung ein wie der Mann'. Frauen haben in der Heilsarmee deshalb oft führende Stellungen bekleidet und die Aufsicht über Männer ausgeübt. Evangeline Booth leitete zum Beispiel dreißig Jahre die amerikanische und fünf Jahre die weltweite Organisation der Heilsarmee. In den Vereinigten Staaten gibt es heute mehr weibliche als männliche Offiziere."

Dazu kann es der WT sich aber nicht versagen, seinerseits zu kommentieren: „Manche mögen die Gleichstellung der Frau als edles Ideal preisen, aber sie widerspricht dem biblischen Grundsatz."

Nun ist dieser Konservatismus auch andernorts bekannt, etwa im Bereich der Catholica und andernorts. Gibt es rare Ausnahmen davon, wobei eben die Heilsarmee eine solche ist, wäre trotzdem an die grundsätzliche Einsicht zu erinnern:

Zum Thema Heilarmee siehe auch:
Mysnip.118288

Zwei Lieblings-Standardthesen begegnet man desweiteren in dieser WT-Ausgabe, und zwar der (S. 680)

„Sollte euer Kind trotz eures guten Rates töricht handeln, so erinnert euch an Sprüche 22.!5: „Narrheit ist gekettet an das Herz des Knaben; die Rute der Zucht wird sie davon entfernen."
Jehova fordert euch auf dem Knaben die Züchtigung nicht zu entziehen (Spr. 23: 13, 14) ... Haltet euer Wort, seid konsequent und straft eure Kinder aus Liebe."

Einer aus dem Zeugen Jehovas-Bereich, der diese fragwürdige Erziehungspraxis auch am eigenen Leibe auskosten musste, und der rückblickend dazu kommentierte: „Es gab keine Liebe. Statt dessen gab es die Bibel und Hiebe."

brachte es zu dem fragwürdigen Ruhm, in die Kriminalgeschichte als besonders extremes Beispiel eines Hochstaplers eingegangen zu sein.
Darüber indes, legen sich die Verfechter der Prügel-Peitsch-Ideologie, dann lieber keine ehrliche Rechenschaft ab.
Siehe
Forumsarchiv256
Ein anderer ebenfalls aus dem Zeugen Jehovas-Bereich, verfasste dann rückblickend über seine Kindheitserlebnisse ein eigenes Buch, welchem er den Titel gab:

„Ich war Kind C".

Wer es denn gelesen hat, weis, von vielem ist darin die Rede. Indes von einem wohl nicht „Liebe".
Mysnip.46206

Damit wären die abschreckenden Beispiele, an die da zu denken wäre, keineswegs „erschöpft".
Einer weiteren WTG-Lieblingsthese begegnet man schon auf den ersten Seiten dieser WT-Ausgabe, wenn darin erneut getönt wird: „Gehorcht euren Führern und seid unterwürdig."

Eine Kommentierung zu dieser These, mag denn auch ein kombiniertes Tondokument veranschaulichen.
Fuehrer.2.mp3

Wink mit dem Zaunpfahl
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. November 2012 02:17
Vor fünfzig Jahren
Nachdem „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 11. 1962 auf die Schwierigkeiten erneut hinwies, welchen die WTG in Spanien zu der Zeit sich ausgesetzt sah, geht es weiter mit ihrem Votum:

„Im amerikanischen Außenministerium denkt man jedoch anders über diese Sache. Man entschuldigt den Druck, den die katholische Kirche ausübt, und erklärt, daß man Franco trotz der freiheitsfeindlichen Einstellung der spanischen Regierung als Verbündeten im Kampf gegen den Kommunismus nicht verlieren möchte. Ein Kongreßabgeordneter, der sich über diesen Fall erkundigt hatte äußerte:
'Die katholische Kirche übt einen ziemlich starken Einfluß auf die spanische Regierung aus, auch besteht eine natürliche Tendenz, die Bekehrungsversuche anderer Religionsgemeinschaften zu vereiteln. Ein Vertreter des Außenministeriums hat mir auch erklärt, daß unsere Regierung zögere, die spanische Regierung zu kritisieren, weil Spanien ein nichtkommunistisches Land sei und sie die Unterstützung dieses Landes in unserem Kampf mit Rußland nicht verlieren möchte. Die Vereinigten Staaten haben mehrere wichtige Luftstützpunkte in Spanien, die sie behalten möchten, daher vermeiden sie alles sorgfältig, was dazu führen könnte, daß sie sie verlieren."

Legt man die in den ZJ-Jahrbüchern enthaltenen Verkündiger-Höchstzahlen zugrunde, wurden für Spanien im Jahre 1962 rund 2500 ZJ ausgewiesen.
Wegen dieser 2500 „Hansels", die eigenen übergeordneten Politikziele torpedieren zu lassen, dass war es dann wohl dann der damaligen USA-Regierung nicht wert. Obwohl die WTG, wie sie ja es durchblicken ließ, es lieber anders gesehen hätte.

Auch in Hitlerdeutschland hörte die Bereitschaft der USA-Regierung, sich für die WTG-Ziele vereinnahmen zu lassen, indem Moment auf, wo es gelang eine formale Besitzfreigabe von WTG-Eigentum, jenem Regime abzutrotzen. Das in den nachfolgenden Jahren, die Zeugen Jehovas massenhaft in die Nazi-Konzentrationslager einmarschieren mussten, interessierte die hohe USA-Politik dann nicht mehr. Jedenfalls gab es keine Interventionen auf Regierungsebene seitens der USA mehr.
Warum also, sollte es aus USA-Regierungs-Sicht, damals im Falle Spanien anders laufen?
1 zu 11.951 übrigen Bewohnern Spaniens, ist die Vergleichszahl der Zeugen Jehovas dort für 1962 ausgewiesen. Solche Relationen sind wohl kaum diplomatische Kontoversen wert, muss auch die WTG zu ihrem Mißfallen registrieren.
1948 wurden in Spanien erst 34 Zeugen Jehovas registriert. Bis 1962 war es zwar ein beachtlicher Zuwachs, aber immer noch nicht von der Größenordnung, dass man die „hohe Politik" für die eigenen Ziele einspannen konnte.
So soll das manchmal sein, mit den „süßen Früchten", welche nicht selten am höchsten zu hängen pflegen.
Indes auch das ist heutzutage feststelllbar. Heutzutage kuscht die offizielle USA-Politik und tut so wie ihr aus der WTG-Zentrale geheißen wird.
So ändern sich die Zeiten!

Wieder mal: Die sechzig Stunden
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. Dezember 2012 05:29
Vor fünfzig Jahren
Mit stolzgeschwellter Brust, notiert der „Wachtturm" vom 1. 12. 1962. In der (damals) neuesten Ausgabe des Wörterbuches „Webster's Unabriged Dictionary" seien auch einige Zeugen Jehovas spezifische Stichworte mit neu aufgenommen worden. Unter anderem die Begriffe „Pionierverkündiger" und „Verkündiger". Letzteren Begriff betreffend, muss der WT gegenüber diesem Wörterbuch dann aber eine Korrektur anmelden. Das liest sich dann so:

„Verkündiger: „Ein Mitglied der Zeugen Jehovas, von dem erwartet wird, daß es monatlich 60 [in Wirklichkeit nur 10] Stunden für die Verbreitung seines Glaubens durch Hausbesuche aufwendet."

Wenn also der WT seinerseits die genannten Stundenzahlen korrigiert, dann ist seine Korrektur insoweit nicht ganz korrekt, als es tatsächliche mal eine Zeit gab, wo die WTG sich entblödete, von den einfachen Verkündigern 60 Stunden einzufordern. Das diese Forderung auf Dauer nicht durchsetzbar war, ist eine andere Frage. Jedenfalls hat das WTG-Managment seinen Superegoismus tatsächlich mal mit der 60-Stunden Forderung unter Beweis gestellt. Siehe dazu etwa:
60 Stunden

Weiter in diesen Definitionen auch noch die: „Diener: „Ein Mitglied der Zeugen Jehovas, das die Funktionen eines Geistlichen erfüllt."

Auch diese Definition hat sich dann wohl noch verändert, indem aus Diener „Aufseher" wurden.
Wie aus "Dienern" dann "Aufseher" wurden
Manchem WTG-Kritiker indes drängt es sich auf, den Begriff „Aufseher" seinerseits noch etwas zu erweitern, etwa in „KZ-Aufseher?"

Wieder mal - die „Gummiband-Generation"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. Dezember 2012 01:22
Vor fünfzig Jahren
Dem Thema der WTG-Zweckthese (zur Ausbeutung der Betörten) von der angeblich nicht vergehenden Generation, kann man erneut in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 12. 1962 begegnen.
So meint man erneut betonen zu sollen: „Das Wort 'Generation' in Matthäus 24:34 (NW) sollte buchstäblich verstanden werden." Man wendet sich ausdrücklich gegen einen „symbolischen Sinn".

Und weiter verkündet man kraft der eigenen Wassersuppe: „Man sollte jedoch beachten, daß das Ende der Welt nicht erst kommen wird, nachdem diese Generation ausgestorben sein wird."

Aber als gewiefte Jenseitsverkäufer verzichtet man nicht auf die obligatorischen Hintertürchen. Etwa in der Form des Satzes:

„Selbst wenn wir für eine Generation siebzig oder achtzig Jahre zählen würden, könnten wir die Zeit bis zum Beginn von Harmagedon nicht errechnen. Warum nicht? Weil diese Schlacht Gottes nicht genau zu dem Zeitpunkt kommen wird, wenn das Ende dieser Generation erreicht sein wird. Sie kommt zu Lebzeiten dieser Generation."

Ein weiterer Artikel jener „Erwachet!"-Ausgabe, polemisiert in eher emotional aufgezogener Weise (nach dem Motto alles zum Geschäft verkommen) erneut gegen das Weihnachtsfest.
Nun ist man dererlei Voten, WTG-seitig bereits gewöhnt.
In ihm findet man in einem fiktiven Dialog auch den Satz: „Sollte ich meinen Kindern die Freude rauben, die ihnen das Weihnachtsfest bereitet?" protestierte Nicole."

Und in diesem Kontext wähnt man darauf verweisen zu können. Auch Zeugen Jehovas-Kinder würden Geschenke bekommen. Nur dann eben nicht unbedingt „termingebunden."
Unerwähnt indes lässt „Erwachet!" das Gesamtklima welches da vielfach zu Weihnachtszeit besteht. Sofern es nicht so ist, wie es die WTG eigentlich wünscht, das die ZJ-Kinder weitgehend abgeschottet von ihrer Umwelt leben. Sie also mitbekommen, wie es anderen Kindern zu der Zeit „ergeht", ist der Hinweis auf die nicht termingebundenen Geschenke, eher einer faulen Ausrede vergleichbar.
Und zu allem Überfluß wähnt die WTG in diesem Artikel noch mit einflechten zu sollen: „Aber sie (besagte Nicole) wußte, daß Jehovas Zeugen selten Schwierigkeiten mit ihren Kindern haben."

Letztere These betreffend, sprechen wohl die Tatsachen dann eine andere Sprache.
Siehe dazu unter anderem:
Erziehungs-Ergebnisbewertungen

Wieder mal Herr Tertullian
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Dezember 2012 00:37
Zu den „Autoritäten" welche der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 12. 1962 bemüht, gehört - nicht zum ersten Mal - der Herr Tertullian. Was es dem WT besonders antut und wofür er eben besagten Tertullian bemüht, ist die „Abschottungspolitik". Also ein Sonderleben unter der eigenen Käseglocke zu führen.
Sonderliche Konsequenz indes, weist wohl bei diesem Thema, in geschichtlicher Dimension bewertet, auch die WTG-Religion nicht auf.
Das mag dann auch eine sogenannte Leserfrage, welche in dieser WT-Ausgabe mit abgedruckt ist, verdeutlichen.
Nun weis man nicht erst seit heute, dass man auf der alten Fibel namens Bibel, vielerlei Jaultöne herausquetschen kann. Je nach Ausleger, und dessen Interessenlage, welche er mit seiner Auslegung herüberbringen möchte, sogar sehr gegensätzliche Ergebnisse. Im Kontext seiner bemühten „Leserfrage", offeriert der WT auch eine Bibelstelle, für die das gleichfalls zutrifft.
Nicht die Deutung, welche der WT ihr in diesem Falle angedeihen lässt, mag erwähnt werden, wohl aber eine andere - durchaus auch mögliche Deutung.
Und jene zitierte Bibelstelle lautet:

„Wehe denen, welche nach Ägypten hinabziehen um Hilfe, auf Rosse sich stützen, und die ihr Vertrauen auf Wagen setzen, weil ihrer viele, und auf Reiter, weil sie zahlreich sind; und die auf den Heiligen Israels nicht schauen und nach Jehova nicht fragen! Und die Ägypter sind Menschen und nicht Gott, und ihre Rosse sind Fleisch und nicht Geist."

Eine Form dieses „nach Ägypten hinabziehen"

, ist dann wohl auch der WTG-Kampf, unbedingt, mit Gewalt auch an die KdöR-Futtertröge heranzukommen. Zwar gilt diese Feststellung auch für andere, also nicht „nur" für die WTG. Gleichwohl konterkariert sie dann schon mal die eigene Abschottungspolitik im Sinne des Tertullians, die man doch vorgibt zu praktizieren.
Bezüglich weiteres zu dem famosen Herrn Tertullian, siehe auch:
Weiteres zu Tertullian

Voltaire und Newton
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. Dezember 2012 01:51
Einer für WTG-Verhältnisse eher ungewöhnlichen kritischen „Würdigung" kann man in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 12. 1962 begegnen. Diesmal verliert „Erwachet!" auch ein paar Worte über den französischen Schriftsteller Voltaire. Was da WTG-seitig mitgeteilt wurde, dürfte sich wohl auf das in Lexikas/Enzyklopädien zusammengelesene zum Thema erschöpfen. Kaum indes, auf eigenem Studium der Schriften Voltaires.
Marley Cole etwa meint in seinem WTG-gesponserten Buch, darin über C. T. Russell auch ausführen zu sollen:
Er sei  „Zielscheibe des vereinten Widerstandes der strenggläubigen Christenheit. Zum erstenmal seit Luther, stellten die Bibelforscher fest, fanden sich Katholiken, Protestanten selbst Juden "auf gemeinsamen Boden in den Anfeindungen von Pastor Russell."

Und weiter Cole in Zitierung eines Dritten: „daß "keiner der gottlosen Schriftsteller, wie Hume, Voltaire oder Ingersoll, jemals so unbarmherzige Angriff erdulden mußte wie Pastor Russell."

Mag dies auch eine überzogene Bewertung sein, so liefert die WTG-Geschichte in der Tat Beispiele der Angriffe, denen Russell ausgesetzt war.
Zum Beispiel der Angriff in Russell's eigenen Worten, er sei auch angegriffen worden, weil die von ihm begründete Organisation keinerlei karitative Tätigkeit ausübe.
Siehe etwa:
Der Schmach preisgegeben
Oder auch der Angriff, dass Russell sich nicht zu Schade war Erbschaften einzukassieren. Auch dann wenn als Folge davon vielleicht noch umfängliche gerichtliche Auseinandersetzungen damit verbunden waren. Das hinderte Russell und seine Satrapen nicht daran, erst mal zu kassieren, und es auf jene gerichtliche Nachbehandlung ankommen zu lassen. In der Hoffnung, trotz aller fallweisen Gerichtskosten, wird sich das schon für die WTG rechnen.
Ein solches Beispiel wäre:
Der Fall Galbraith
Ein weiteres zitierenswertes Votum in Sachen Voltaire, wäre das der Tagesanbruch Bibelstudien Vereinigung (einer WTG-Absplitterung) in ihrer Schrift „Gott und Vernunft". Und da der Apfel selten weit vom Stamm zu fallen pflegt, kann man dieses Votum auch analog der WTG anlasten.
Besagter „Tagesanbruch" meinte in seiner „heiligen" Einfalt, auch zu Protokoll geben zu sollen:

„Voltaire, der berühmte französische Skeptiker, verspottete den grossen Newton gar sehr wegen seiner Unklugheit, eine übereilte Vorhersage dieser Art gemacht zu haben und dann gar noch die Bibel zum Beweis dafür anzuführen. Was würde Voltaire wohl heute sagen, wenn er jetzt plötzlich von den Toten aufstünde?"

Ja was würde er wohl sagen zu den Auslassungen des Herrn Isaac Newton, Isaac (1643 - 1727)?
In eher vornehmen Worten formuliert über letzteren das Lexikon „Die Religion in Geschichte und Gegenwart" (3. Auflage):

„Seine theologischen Studien über Daniel und die Apokalypse zeigen ihn als einen gelehrten Ausleger der Weissagungen.."

In weniger vornehmen Worten, kann man auch Newton als Endzeitspinner, „als Narr vor dem Herrn" betiteln. Es hat schon eine gewisse Folgerichtigkeit, wenn andere Endzeitnarren sich dann auch auf ihn zu berufen pflegen, wie ja bereits festgestellt wurde.
Helmut Obst bescheinigt jenem Herrn Newton beispielsweise:

„Isaak Newton gehörte beispielsweise zu jenen, die mit Eifer um eine Aktualisierung der prophetischen Bücher bemüht waren.
Ihm, wie anderen Auslegern, fehlte aber ein fester Bezugspunkt, der chronologische Fixpunkt zur zeitlichen Entschlüsselung. Sie warteten auf die »Hauptrevolution«, auf die angekündigte Umwälzung aller Verhältnisse, die allein zum Ausgangspunkt aller Berechnungen gemacht werden könne. Es war nicht verwunderlich, daß eine Reihe von Auslegern glaubte, diesen lange gesuchten Punkt in der Französischen Revolution von 1789 gefunden zu haben."

Ein weiteres Votum in Sachen Newton konnte man in der zum Umfeld der Bibelforscher gehörenden Zeitschrift „Die Aussicht" lesen. Und zwar dieses:

„Der große christliche Philosoph Isaak Newton ... hat die Weissagung des Daniel studiert und aufgrund derselben gesagt:

"Mich sollte es nicht wundern, wenn die Menschen eines Tages mit einer Geschwindigkeit von 50 englischen Meilen die Stunde reisen würden."

Voltaire, der ungläubige Philosoph, der 1778 starb, in einer Zeit, da über die Dampfkraft schon viel mehr bekannt war, erklärte voll Verachtung über die Weissagung Daniels, daß sie aus Isaak Newton einen Narren gemacht habe.."

Ich meinerseits glaube, dass Voltaire auch heutzutage den allergeringsten Anlass sehen würde sein Urteil über Newton als einem Narren, zu revidieren. Das indes wollen die anderen Supernarren, aus derselben Narrenschule eben nicht wahrhaben.

Völlig unerwartet, begegnet man in dem Buch des Eckhard von Süsskind, zwar nicht von ihm selbst, wohl aber in einer Verlagsseitig angefügten Leseprobe im Buchanhang einem weiteren Votum in Sachen Newton.
Jene Leseprobe aus einem Buch von Ernst Lerle, hat zwar die Tendenz, Goethe möglichst zu demontieren. Indes „gegen den Strich gelesen" zitiert Lerle auch ein Votum J. W. v. Goethe, in Sachen Newton. Letzterer soll auch gesagt haben:

„In der Einleitung zum polemischen Teil seiner Farbenlehre urteilt Goethe über Newton: »Wie er nun zu Werke geht, um das Unwahre wahr, das Wahre unwahr zu machen, das ist jetzt unser Geschäft zu zeigen und der eigentliche Zweck des gegenwärtigen polemischen Teils.«(S. 123f.)

Also selbst für Goethe musste Newton als abschreckendes Beispiel eines Supernarren herhalten. Auch wenn Lerle das relativieren will, und nur auf die „Farbenlehre" bezieht, so ist doch der Umstand, dass es dieses Urteil Goethe's über Newton gibt, an und für sich schon bemerkenswert.
Ein gewisser Herr David Watson publizierte in einem berüchtigten Deutschsprachigen evangelikalen Verlag auch ein Buch, welchem er den Titel gab: „Die große Gehirnwäsche.Schöpfung oder Evolution?".
Und darin gibt es auch die nachfolgende Passage über Newton: „Sir Isaac Newton überprüfte Usshers Chronologie und konnte darin keinen Fehler finden." ( S. 156).

Nun ist besagter Herr Ussher für sein Datum 1996 berühmt-berüchtigt bekannt. Also nennt jenes Datum der Newton selber nicht, so verweist er dennoch auf andere Narren, die das getan haben, und bescheinigt denen die „Rechtgläubigkeit". So schließt sich auch an diesem Beispiel wieder der Kreis.
Um wieder mehr zur Voltaire zurückzukehren. Dessen Schrifttum wird auch andernorts als ziemlich umfänglich, für einen einzelnen kaum überschaubar beschrieben. Insoweit mag eine weitere Lexikonnotiz über Voltaire noch zitiert werden, das dessen

„Roman "Candide, der durch das Erdbeben von Lissabon veranlaßt, schärfte Angriffe auf den Glauben an eine göttliche Vorsehung enthält."

Verkäufer eine Variation der vermeintlichen „göttlichen Vorsehung" ist dann ja auch die WTG. Insoweit verwundert es nicht, dass sie an Voltaire keinen guten Faden lässt, was ja auch in der genannten „Erwachet!"-Ausgabe zu beobachten ist.
Allerdings, dass kann auch festgestellt werden. Die Brüchigkeit und innere Hohlheit eines Glaubens an eine göttliche Vorsehung, ist damit nicht widerlegt!

Exkurs:
Eine Leseprobe aus Voltaire „Candide" (Im Internet auch vorfindlich )

Pangloß lehrte die Metaphysikotheologokosmonarrologie. Er bewies auf unübertreffliche Weise, daß es keine Wirkung ohne Ursache gebe, und daß in dieser besten aller möglichen Welten das Schloß des gnädigen Herrn das beste aller möglichen Schlösser und die gnädige Frau die beste aller möglichen gnädigen Freifrauen sei.
»Es ist erwiesen,« sagte er, »daß die Dinge nicht anders sein können: denn da Alles zu einem Zweck geschaffen worden, ist Alles nothwendigerweise zum denkbar besten Zweck in der Welt. Bemerken Sie wohl, daß die Nasen geschaffen wurden, um den Brillen als Unterlage zu dienen, und so tragen wir denn auch Brillen. Die Beine sind augenscheinlich so eingerichtet, daß man Strümpfe darüber ziehen kann, und richtig tragen wir Strümpfe. Die Steine wurden gebildet, um behauen zu werden und Schlösser daraus zu bauen, und so hat denn auch der gnädige Herr ein prachtvolles Schloß; der größte Freiherr im ganzen westfälischen Kreise mußte natürlich am besten wohnen, und da die Schweine geschaffen wurden, um gegessen zu werden, essen wir Schweinefleisch Jahr aus, Jahr ein. Folglich sagen die, welche bloß zugeben, daß Alles gut sei, eine Dummheit: sie mußten sagen, daß nichts in der Welt besser sein kann, als es dermalen ist.«

Dann sei noch auf diese Passage verwiesen:

Er wandte sich hierauf an einen Mann, der in einer großen Versammlung eine Stunde lang ganz allein über die christliche Nächstenliebe gesprochen hatte. Der Redner sah ihn über die Achseln an und fragte: »Was wollt Ihr hier? Seid Ihr hier für die gute Sache (pour la bonne cause)?«
»Es giebt keine Wirkung ohne Ursache (sans cause),« erwiderte Kandid bescheiden; »Alles steht mit einander in nothwendiger Verkettung und ist aufs beste geordnet. Ich mußte aus Fräulein Kunigundens Nähe fortgejagt werden, mußte Spießruthen laufen und muß jetzt mein [48] Brot betteln, bis ich es verdienen kann. Dies Alles konnte nur so und nicht anders kommen.«

»Mein Freund,« fragte der Redner weiter, »glaubt Ihr, daß der Papst der Antichrist sei?«

»Ich habe noch nichts davon gehört,« antwortete Kandid, »doch mag er es sein oder nicht, ich habe kein Brot.«

»Du verdienst keins zu essen!« fuhr jener ihn an; »fort, Schurke! pack Dich, elender Wicht! komm mir nie wieder unter die Augen!«
Die Frau des Redners sah eben zum Fenster hinaus, und da sie einen Menschen gewahrte, der noch zweifelte, ob der Papst der Antichrist sei, begoß sie ihn von oben bis unten mit einem vollen... Gerechter Himmel! wie weit geht doch der Religionseifer bei den Damen!

Oder auch dieses:

Nach dem Erdbeben, wodurch drei Viertel von Lissabon zu Grunde gegangen waren, hatten die Weisen des Landes kein wirksameres Mittel, um der gänzlichen Zerstörung vorzubeugen, ausfindig gemacht, als daß man dem Volke ein schönes Auto da Fe gebe. Die Universität Coimbra hatte den Ausspruch gethan, daß das Schauspiel einiger Menschen, die mit gehöriger Feierlichkeit bei langsamem Feuer gebraten würden, ein untrügliches Mittel zur Verhütung der Erdbeben sei.

Vor Betäubung und Entsetzen ganz außer sich, blutend und an allen Gliedern bebend sprach Kandid zu sich selbst: »Wenn das die beste aller möglichen Welten ist, wie mögen denn erst die andern aussehen? Es möchte drum sein, wenn ich nur gepeitscht wäre, das bin ich schon bei den Bulgaren gewohnt geworden; aber, o mein theurer Pangloß, Du Krone der Philosophen! Dich mußte ich hängen sehen, ohne zu wissen, warum? o mein guter Jakob, bester der Menschen! Du mußtest vor meinen Augen eine Beute der Wogen werden? o Kunigunde! Perle der Mädchen! Dir mußten sie den Leib aufschlitzen?«

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