Kommentarserie 1952 zusammengefasst
Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl)
McCarthysmus, Gemeinschaftsentzug, „Quo vadis" (Film), Israel, Mischehen, Rassentrennung (USA), friedrich Engels, Kleiderordnung, Kindermord, "Höhere Obrigkeiten", "Vier Freiheiten", Kreuz, "elektrische Ring", Italien, Kolumbien, Sklaven, Ussher, Diät, Alighiero Tondi ,"nicht selbst regieren"
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Vor sechzig Jahren
"Wie sollte sich der Christ verhalten hinsichtlich der Arbeit in Fabriken, die der Verteidigung dienen, des Amtierens als Geschworener, des Verkaufs von Weihnachtskarten oder -Bäumen usw."
In der 1952er Antwort führte man unter anderem aus:
"Was andere Formen der Tätigkeit oder Arbeit (außer des Predigens) betrifft, hat die Gesellschaft keine besondere Empfehlung zu machen, Regeln auszuarbeiten für all die möglichen Situationen hinsichtlich weltlicher Arbeit würde uns zur Aufstellung umfangreicher talmudähnlicher Vorschriften führen, indem wir suchen würden all die feinen Unterschiede festzulegen hinsichtlich der Frage, wann gegen eine gewisse Arbeit Einwendungen erhoben werden sollten und wann nicht. Der Herr hat diese Verantwortung nicht der Gesellschaft übertragen; jeder einzelne trägt selbst die Verantwortung, in seinem Fall zu entscheiden."
A ja, wieder das berühmte Gummiband.
Weiter geht es im Text:
Um das in Frage kommende Problem
zu veranschaulichen, betrachtet einmal das Verkaufen von Weihnachtskarten
oder -Bäumen.
Wenn dies verkehrt ist, was ist dann von dem Metzger zu sagen, der für das
Weihnachtsessen einen Truthahn verkauft, oder vom Verkaufsfräulein, das
einen Sweater verkauft, der als Weihnachtsgeschenk gebraucht werden soll?
Wo muss die Linie gezogen werden? Oder wann wird die Arbeit
Verteidigungsarbeit? Man braucht nicht am laufenden Band einer Tankfabrik
zu arbeiten, um Dinge herzustellen, die im Kriege gebraucht werden. ...
Jeder sollte nun fähig sein für sich zu entscheiden, was er hinsichtlich
weltlicher Arbeit gemäss seinem Gewissen tun kann ... So möge denn jeder
seine eigene Verantwortung auf sich nehmen und sich vor dem eigenen
Gewissen verantworten, indem er weder andere kritisiere noch von ihnen
kritisiert werde, wenn das Gewissen der einzelnen verschiedene
Entscheidungen in derselben Sache zulässt."
Einer der Studienartikel dieser WT-Ausgabe macht mit der reißerischen Überschrift auf
"End-Sieg über babylonische Religion nahe".
Da fühlt man sich dann doch daran erinnert: Das mit dem "Endsieg" gab es
schon wenige Jahre davor schon einmal. Je weiter des Hitlerregime sich von ihm
entfernte, umso öfter nahm es jene Vokabel in den Mund!
Gleichwohl hält man an der Strategie der eigenen Aggressivität fest.
Ersichtlich auch an solchen Sätzen wie:
"Die Schmach, die jetzt sowohl auf die Religion der Christenheit als auch auf die des Heidentums fällt, ist daher nicht ohne Ursache; sie ist verdient. Im Gedanken an diese Religion wurde im Jahre 1938 zuerst in London, England, das Schlagwort erhoben: "Religion ist ein Fallstrick und ein Gimpelfang. Dienet Gott und Christus, dem König."
Solches Sendungsbewusstsein offenbart sich auch in dem nachfolgenden
Vergleichssatz:
Grölten die Hitlerhorden: "Und heute gehört uns Deutschland - Und morgen die
ganze Welt"; so demgegenüber die WTG:
"Demzufolge gibt es heute Verkündiger, welche das Gottestum und Königreich Jehovas in 67 Ländern preisen, während es dort im Jahre 1928 noch keine solchen gab. Erst noch im Jahre 1938 gab es 45 solcher Länder ohne Zeugen und Anbeter Gottes, während ihre Zahl dort jetzt Zehntausende ausmacht."
Es ist offensichtlich, dass damit Opfer verbunden sein können (und in der Regel auch sind). Und als Antwort auf die Frage: Wie lange denn noch, liest man auch in dieser WT-Ausgabe und dass kann man durchaus auch wörtlich verstehen:
"Bis die Städte verwüstet sind, ohne Bewohner".
"Es gibt viele Heilverfahren,
die von der Schulmedizin abgelehnt werden. ... Zu den Heilverfahren, die
weniger gut angeschrieben sind, zählen die Homöopathie, die Osteopathie,
die Chiropraktik, Naturheilmethoden und die Zonentherapie. ...
Der Begründer oder Entdecker der Zonentherapie ist Dr. Wm. H. Fitzgerald
... Nach seiner Auffassung ist der Körper in zehn Zonen eingeteilt, die
den zehn Fingern und zehn Zehen entsprechen, und jedes Organ des Körpers
liegt in einer dieser Zone. ... Wenn ein gewisser Teil dieser Zonen
massiert wird, löst dies in allen Teilen der behandelten Zone normale
physiologische Funktionen aus, ungeachtet der Entfernung zwischen dem
Krankheitsherd und der behandelten Stelle. Zum Beispiel vermag Massage des
grossen Zehens Kopfschmerzen zu lindern. ...
Weiter „Erwachet!"
Dem Zonentherapeuten braucht man nicht erst seine ganze Geschichte zu erzählen. Man braucht ihm nicht zu sagen, wo es einem weh tut, sondern er sagt dem Patienten, was bei ihm nicht stimmt. Wenn seine Daumenspitze die Füsse untersucht, kann er einem sagen, ob man zucker- oder leberkrank sei, ob man an Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen leide. ... Eine Besserung kann erst nach etlichen Behandlungen erwartet werden, wobei die Art der Krankheit und der Zustand des Patienten bestimmen, wie lange die Zonentherapie abgewendet werden muss."
Man vergleich auch
Die famose
Weintraubenkur
"Das Radio gehört
Jehova"
Aluminiumsstreit
Impfgegner
Die Elektronentheorie
des Herrn Abrams von der Quacksalber-Zeitschrift „Das Goldene Zeitalter"
propagiert. Quacksalber halt unter sich
Man vergleiche auch die Quacksalberei in Sachen Phrenologie
In: GZ
Zeitreise 24
12. Oktober 2009 06:02
"Weshalb hat die Wachtturm-Gesellschaft plötzlich begonnen, das Wort 'Religion' hinsichtlich der Anbetungsform der Zeugen Jehovas zu gebrauchen?"
so fragt ein offensichtlich irritierter Leser an. Und da mit dieser Frage
"ein Nerv" getroffen wurde, veröffentlicht der "Wachtturm" das in seiner
Ausgabe vom 15. 1. 1952 in der Rubrik Leserfragen.
Wie nicht anders zu erwarten, läuft die Antwort nach dem Schema ab, es sei
"alles bestens".
Sehr wahrscheinlich indes dürfte auch dieser Fragesteller aus den USA zu jenen
gehören, die noch einige Jahre zuvor, mit Plakaten behängt, auf den
Hauptstraßen paradierten, auf denen in der Substanz zu lesen war; Religion sei
ein Gimpelfang.
William Schnell berichtet als Zeitzeuge beispielsweise rückblickend:
„Ich veranlaßte dann etwa hundert Brüder aus dem benachbarten Youngstown, nach Hubbard zu kommen. Sie gingen in den Straßen von Hubbard auf und ab und trugen dabei Plakate vor der Brust, auf denen das aufreizende Schlagwort: ,,Religion ist Gimpelfang und Erpressung" zu lesen war. So reizten wir den sonst so friedlichen Ort auf typische Wachtturm- Manier."
Nun rekrutiert man diesen "Gimpelfang" für sich selbst. Verständlich, dass da der eine oder andere schon "ins Schlucken" geriet.
"Niemand sollte wegen des Gebrauches des Wortes 'Religion' bestürzt sein",
sucht der WT seine Leser zu trösten. Es sei ja "alles ganz einfach". Man
habe nun erkannt, es gäbe "wahre" und "falsche" Religion. Vorher galt alles
vermeintlich falsches als "Religion". Nun mache man eben den Unterschied, die
Erbsen zu sortieren. Nach dem Motto: "Die Guten ins Töpfchen - die schlechten
ins Kröpfchen".
Einen "Aufstand" gab es wegen dieser Lehränderung nicht. Das ist schon mal
nüchtern festzustellen. In dieser Organisation hatten und haben ja schon ganz
andere "Wahrheiten" ein Verfallsdatum von beträchtlicher Kürze. Aber im
stillen mag der eine oder andere doch noch getrauert haben.
Das wieder einmal ein vermeintlicher Kassenschlager den Weg alles irdischen
ging. Ab, in den Müll!
Die drohenden Gefahren werden keineswegs unterrepräsentiert dargestellt. Namentlich wird der Einfluss auf Kinder und Jugendliche deutlich betont. Die "Katze aus dem Sack gelassen" wird dann in solchen Sätzen wie nachfolgendem:
"Wenn es sich um geweihte Christen handelt, so können es sich solche Eltern nicht leisten, auf ein Bibelstudium mit ihren Kindern zu verzichten. Wenn dem allem Rechnung getragen wird und nützliche Programme für die Kinder ausgewählt werden, so bleibt nicht mehr viel Zeit, die die Videoröhre rauben kann. Wenn die Eltern ihr eigenes Kind nicht genügend im Zaum haben, um diese vernünftige Massnahmen durchzuführen, dann wäre es besser, keinen Fernsehapparat zu kaufen bis das Kind gross ist ..."
"Die Erde ist bis an ihre Enden gleichsam ein mächtiges Gefängnis, das von Satans Weltorganisation Babylon beherrscht wird, indem sie die Menschen in politischer, sozialer, wirtschaftlicher, militärischer und religiöser Knechtschaft hält ... denn die Stunde rückt nun näher, da das große Babylon in der Schlacht von Harmagedon zerstört werden soll, und alle Menschen, die in seiner Knechtschaft bleiben und an seinen Sünden teilhaben, werden mit ihm vernichtet werden."
Keine ungewöhnlichen Sätze für die Zeugen Jehovas; sicherlich nicht. So
auch zu lesen in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 2. 1952.
Angereichert wird das dann noch mit Doktrinen wie derjenigen:
"Doch trotz all dem Ruhm, welchen Menschen ihren grossen Männern zollen, bleibt die biblische Regel bestehen: 'Vertrauet nicht auf Fürsten [große Männer, Mo], auf einen Menschensohn, bei welchem keine Rettung ist! Sein Geist geht aus, er kehrt wieder zu seiner Erde, an selbigem Tage gehen seine Pläne zu grunde."
Solche destruktiven Thesen aus dem Munde einer Organisation, die es selbst mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, die ihre eigenen Irrtümer immer entschuldigt wissen will; die der anderen jedoch nicht, wirkt schon etwas merkwürdig. So muss beispielsweise (in verklausulierten Worten) die WTG auch in dieser WT-Ausgabe einräumen:
„Obwohl es zeitgemäss war, dass sie seit 1918 die Botschaft ‚Millionen jetzt Lebender werden nie sterben' ausriefen. Es wurde sogar angedeutet, dass dieses Einernten solch geistlicher Heiliger mit dem Jahre 1924 enden könnte, wonach die Verherrlichung dieser gesalbten geistgezeugten Nachfolger Christi im Himmel stattfände. (Siehe den ‚Wachtturm' vom 15. Januar 1924, Abschnitte 11-32)."
Was den vom 1952er WT vorgenommenen Verweis auf den „Wachtturm" vom 15.
1. 1924 anbelangt, so ergibt dessen Sichtung. Ein „Musterbeispiel des
zerredens". Der Quacksalber F. W. Franz mit seinem Spruch „Es könnte sein -
aber wir sagen das nicht", könnte schon beim 1924er WT Pate gestanden haben.
Exemplarisch (als Auszug) auch an den Abschnitten 15 und 25 genannten WT zu
verdeutlichen.
Was den WT-Ausspruch betrifft, nicht auf Menschen zu vertrauen, so war dass
denn auch eine Art Lieblingsspruch der zeitgenössischen Zeugen Jehovas, bei
dessen Zitierung sie sich nicht genug tun konnten. Ohne Zweifel schwingt da
ein gehöriges Maß an Ressentiments mit. Wie wohl das "entgegenschleudern"
solcher Sprüche bei den zitierten "grossen Männern" angekommen ist; darüber
gab man sich lieber keine Rechenschaft. Damals nicht, heute nicht. Es machte
sich natürlich gut, solche Sprüche zu verkünden. Das Ende des Hitlerregimes
stand den allermeisten ja noch plastisch vor Augen. Wenn nicht dort, wo
sollte sich das dann erfüllt haben?
Das man das der Einfachheit gleich auch schematisch mit auf das ungeliebte
kommunistische Regime mit übertrug, war für die so Beeinflußten, eine
ausgemachte Sache.
Und so verkündet man denn folgerichtig in der gleichen WT-Ausgabe auch:
"Ah, du erkennst die Stimme
Jesu von Nazareth ... Ja, er ist der große Knecht, den Gott der
Allmächtige nun erweckt hat, um als Befreier zu dienen, nun, da die
ganze Erde von neuer Knechtschaft bedroht ist, derjenigen des
lästerlichen internationalen Kommunismus.
Der eingebildete religiöse Pontifex, der beansprucht, der sichtbare
'Stellvertreter Christi' zu sein, ist weit davon entfernt, ein geistiges
Bollwerk vor dem Ansturm des unchristlichen Kommunismus zu sein. Nie
könnte man sich darauf verlassen, dass ein falscher Christus ein wahres
Bollwerk gegen politische und soziale Lügen wäre. Der wahre Christus
jedoch, Jesus der Sohn Gottes, steht fester als der Fels von Gribaltar,
nicht nur um das Eindringen des Kommunismus und anderer politischer
Ismen in das Leben derer, die Wahrheit und Gerechtigkeit lieben,
zurückzudrängen, sondern auch um viele freizulassen, die unter diesen
Systemen in Knechtschaft gehalten werden."
Was wollten die politischen Falken in den USA, angesichts solcher Thesen
mehr? Die mussten doch förmlich in Jubelstürme ausbrechen, biederte sich
ihnen eine Religionsgemeinschaft da auch mit der These an, weitaus wirksamer
im antikommunistischem Sinne zu sein, als etwa die katholische Kirche.
Lediglich dem Umstand, dass es sich hierbei, nach wie vor um eine marginale
Gruppe in den USA handelte, ist es wohl zuzuschreiben, dass kein allzu
großer politischer Belohnungspreis dafür, damals bezahlt wurde. Belohnung
schon; etwa im besetzten Deutschland, durch massive Förderaktionen durch die
amerikanische Militärregierung. Aber in den eigentlichen USA eher weniger.
Das wird auch durch die in dieser WT-Ausgabe genannten Statistikzahlen
deutlich. Demnach gab es in den erheblich größeren USA (als etwa
Deutschland) im Jahre 1935 nur etwa 20.786 aktive Königreichsverkündiger.
Wahrlich eine Zahl, der Rubrik "ferner liefen" zuzuordnen. Da sah der
Stellenwert der WTG-Organisation in Deutschland (egal ob in der Zeit der
Weimarer Republik oder danach) doch erheblich günstiger aus.
Und um die Motivation der eigenen Anhängerschaft weiter zu steigern,
schließt denn diese WT-Ausgabe auch noch mit dem Ausruf:
"Das Blutbad und die Vernichtung von Harmagedon werden so grässlich sein, dass es jeder menschlichen Beschreibung spottet. Bereits sind die Aasgeier und die wilden Tiere des Waldes und der Zoos eingeladen worden, sich zu erlaben an den vielen Millionen Leichen der Männer, Frauen und Kinder, der Hohen und Mächtigen sowohl wie ihrer sklavischen Diener."
Und um das noch zu unterstreichen ergänzt man das wieder einmal mit einer entsprechenden Zeichnung.
Böse Zungen indes sagen dazu nur: Es gab tatsächlich schon eine Erfüllung
dessen. Die Zeugen Jehovas die ab 1950 beispielsweise in den
DDR-Gefängnissen verschwanden, werden es bestätigen können.
Wieder einmal, hatte man durch die eigene Handlungsweise eine "Prophezeiung"
selbst erfüllt!
Drahbeck
Was den vom 1952er WT vorgenommenen
Verweis auf den „Wachtturm" vom 15. 1. 1924 anbelangt, so ergibt dessen
Sichtung. Ein „Musterbeispiel des zerredens". Der Quacksalber F. W. Franz
mit seinem Spruch „Es könnte sein - aber wir sagen das nicht", könnte
schon beim 1924er WT Pate gestanden haben. Exemplarisch (als Auszug) auch
an den Abschnitten 15 und 25 genannten WT zu verdeutlichen.
WACHTTURM
Wenn wir annehmen
...
Wenn dies zutrifft ...
Wenn ... Wenn ... Wenn ... Wenn ... Wenn ...
WACHTTURM
Wenn dies wahr
wäre, welch ein wunderbarer Ansporn ...
"Ansporn" - ein Stichwort des WACHTTURM.
JEHOVAS ZEUGEN - VERKÜNDIGER DES KÖNIGREICHES GOTTES
(1993) S. 136
Einige Jahre vor 1914 schrieb Russell:
,,Mit der Chronologie
(Zeitprophezeiungen im allgemeinen) wurde offensichtlich nicht bezweckt,
dem Volk Gottes durch die Jahrhunderte hindurch genaue chronologische
Angaben zu vermitteln.
Anscheinend ist sie eher als ein Wecker gedacht, der
das Volk des Herrn ... anspornen
soll ...
1968 spornte die WTG im KD das "Volk des Herrn" so an:
JEHOVAS ZEUGEN - VERKÜNDIGER DES KÖNIGREICHES GOTTES S.
105
,,Macht es euch zum Ziel, ... ,daß interessierte Personen innerhalb von
sechs Monaten etwas unternehmen!"
Und sie unternahmen etwas! Innerhalb kurzer Zeit hatte das sechsmonatige
Bibelstudienprogramm erstaunlichen Erfolg.
In den drei Dienstjahren, die am 1. September 1968 begannen und am 31.
August 1971 endeten, wurden insgesamt 434 906 Personen
getauft - mehr als doppelt so viele
wie in den drei vorherigen Dienstjahren.
Eine Folge der 1975 - "Chronologie"?
Vor sechzig Jahren
Zirkelschlüsse
Die Frage der Evolutionstheorie, zugespitzt auf ein "entweder - oder" ist
nicht nur für die Zeugen Jehovas eine Herausforderung. Offenbar auch für
etliche andere Kirchen, sowie die Religion insgesamt. Beschränkt sich der
diesbezügliche Diskus auf biologische Details, mag er ein Streit unter
Fachleuten sein. In der Praxis jedoch kulminiert er eher zu dem "entweder -
oder" "Entweder" gab es die göttliche Schöpfung, dann müsse es auch (so die
nicht unbedingt zwingende, trotzdem aber mit angehängte Prämisse) einen
"göttlichen Plan" geben. Zu dessen Ausdeutung fühlen sich dann vielerlei
Religionsvertreter berufen. Im Falle Zeugen Jehovas auch mit der nicht zu
übersehenden Komponente Endzeit-Naherwartungen. Das eigentliche "Kerngebiet"
der Religion, die Ausdeutung des vermeintlichen göttlichen Planes wird in
Zirkelschlußmanier zu den Kontroversen in Sachen Evolutionstheorie gesetzt.
Meinen die Religionsvertreter gewisse Prämissen der Evolutionstheorie
berechtigt kritisieren zu können, glauben sie daraus die Kraft einer
zusätzlichen Bestätigung ihrer Auffassung eines "göttlichen Planes", den
auszudeuten sie berufen seien, gewonnen zu haben.
Gelingt es auf der Gegenseite, das biblische Weltbild in Frage zu stellen,
beispielsweise bei der Frage, ob die Erde eine Scheibe oder eine Kugel sei,
beinhaltet das als "beiläufigen Tiefschlag", auch die Anfechtung der Autorität
der vermeintlichen "Gottesplan-Erklärer".
Für die Fundamentalisten ist die Sache klar. Die Evolution lehnen sie (in der
Regel) immer ab. Indes das religiöse Spektrum ist breit gestreut. Wenn auch
die Fundamentalisten, egal ob im Islam oder Christentum, sich wie vorstehend
beschrieben, positionieren; so gibt es gelegentlich doch auch noch Kreise,
denen diese Vollmundigkeit abgeht. Die es lieber mit dem lavieren halten. Die
sind den Fundamentalisten ein Gräuel, und aus dieser ihrer Meinung, machen sie
denn auch keinen Hehl.
Einem solchen Beispiel fundamentalistischer Attacken gegen liberalere
Christentumsvarianten, namentlich im Hinblick auf die Evolutionstheorie,
konnte man in der "Erwachet!" vom 8. 2. 1952 lesen. "Erwachet!" stößt dort den
nachfolgenden Alarmruf aus:
Der Papst schließt Freundschaft
mit der Evolutionstheorie
Trotzdem die Evolutionstheorie vor den vorrückenden biblischen und
wissenschaftlichen Tatsachen beständig an Boden verliert, hat die
römisch-katholische Hierarchie diesem gottlosen "Ismus" doch eine
hilfreiche Hand dargeboten. In einer Enzyklika vom August 1950 sagte Pius:
"Die Lehrautorität der Kirche verbietet nicht, dass in Übereinstimmung mit
dem gegenwärtigen Stand der menschlichen Wissenschaft und der heiligen
Theologie Männer, die auf beiden Gebieten versiert sind, Forschungen
betreiben und Diskussionen führen im Zusammenhang mit der Evolutionslehre
über den Ursprung des menschlichen Körpers, dahingehend, dass dieser aus
einer ursprünglich vorhandengewesenen lebenden Substanz entstanden sei."
Und weiter im „Erwachet!"-Zitat:
„Im September 1951 brachte die
Associated Press eine von Papst Pius XII. abgegebene Erklärung, die
Enzyklika vom Jahre 1950 betreffend, die lautete, dass die
Evolutionstheorie soweit studiert werden könne, als sie sich mit dem
Ursprung des menschlichen Organismus abgebe; es sollte ihr aber nicht
erlaubt werden, Fragen über die göttliche Schöpfung der menschlichen Seele
aufzuwerfen.
Der klare Standpunkt, den der Papst in dieser Sache eingenommen hat,
ermutigte seine Geistlichkeit, mitzumachen. Im vergangenen Frühling
erklärte "Pater" John O'Brien, C. S. V. von der biologischen Abteilung der
Marquette Universität, es "sei einfach nicht wahr", dass die
Evolutionstheorie mit der Religion kollidiere. O'Brien sagte, dass
katholische Schulen entweder die Evolutionstheorie lehren oder den
Schülern erklären sollten, dass gegen ein Studium derselben nichts
einzuwenden sei. Er pries die wissenschaftlichen Arbeiten von Charles
Darwin, der im neunzehnten Jahrhundert für die Evolutionstheorie
grundlegend wirkte, als "ein grosses Werk eines von Gott gegebenen
Geistes."
Schon der in diesem Text mit genannte Aspekt,
"göttliche Schöpfung der
menschlichen Seele", auf den sich die katholische Kirche
zurückziehen will, macht deutlich, dass dieser faule Kompromiss für die Zeugen
Jehovas nicht gangbar ist. Eines ihrer "Markenzeichen" ist ja eben, dass sie
die in etlichen Religionen verbreitete Seelenlehre, prinzipiell ablehnen.
Nicht zu unrecht warfen daher Bibelforscher-Kritiker in den zwanziger Jahren
den Bibelforschern vor. Sie würden mit ihrer Ablehnung der Seelenlehre jemand
gleichen, der das Religionsklavier mit der Axt in tausenderlei Stücke
auseinanderhaut, und trotzdem noch behauptet, er könne auf diesem
Trümmerhaufen doch noch ein "liebliches Lied" hervorzaubern.
Die Grundsatzfrage des entweder - oder, allen vorgenannten lavieren zum Trotz,
besteht somit weiter.
Wie, wenn auch nicht streng auf den Aspekt Evolution - ja oder nein - sich ein
Friedrich Nietzsche mit diesem Themenkomplex auseinandersetzte; siehe dazu
auch:
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,120946,120961#msg-120961
11. Januar 2012 12:45
Exkurs:
Ein Endzeitphantast namens Willy Jack Pasedag, publizierte im Jahre 1973 auch
ein Buch mit dem Titel "Enthüllte Endzeit".
Darin zitiert er auch ein externes Urteil über sich mit den Worten:
Es "schreibt Dr. Kurt Hutten in seinem Artikel „Die apokalyptische Welle der Gegenwart" („Materialdienst" Aug. 1972, S. 234:
„Der Fundamentalist Willy J. Pasedag errechnete für 1979 die Entrückung."
Etwas unvollständig zitiert Herr Pasedag aber den von ihm nicht sonderlich geschätzten Dr. Hutten schon. Denn sieht man sich Hutten's Aussage am angegebenen Ort selber an, findet man dort noch die Angabe: "1993 den Anbruch des tausendjährigen Reichs".
Entweder habe ich da was verschlafen, oder aber ich habe nichts bemerkt von
einem "1993 angebrochenen Tausendjährigem Reich" .
Nun weis man nicht erst seit heute, Propheten der Art, waren noch nie um eine
Ausrede verlegen; etwa der Art "nur in geistigen Sphären" wahrnehmbar, oder
auch der eigene Ideologiematsch sei dieses "Paradies" und ähnliches mehr.
Nun habe ich in dem hier noch zu zitierenden Buch nichts über das Datum 1979
registriert. In Gesamteinschätzung von Hutten, komme ich aber zu dem Resultat,
dass Hutten diese Kritik sich keineswegs "aus den Fingern gesogen" haben
dürfte. Ich tendiere daher zu der Meinung. den Schrott bezüglich 1979 will
Herr Pasedag nun dem vergessen überantwortet wissen. Das fatale ist dann nur,
das er diesen Schrott dann durch neuen "Superschrott" ersetzte.
Was von diesem Herrn Pasedag zu erwarten ist, kann man vielleicht auch an dem
Umstand ablesen, das weitere Schriften von ihm etwa auch die Titel trugen:
"Heilsgeschichte in Zahlen"
oder
"Bibelzahlenkunde"
, was dann plakative Überschriften sind, die schon einiges über den
Geisteszustand jenes Herrn "Kaffesatzlesers" offenbaren. Auch in seiner
"Enthüllten Endzeit" spart er nicht an diesbezüglichen "Geistesblitzen".
So ist eines seiner Ausgangsdaten für seine Spekuliererei die Gründung des
Staates Israel im Jahre 1948.
Wie gehabt, mag man dazu nur sagen, Spekulanten dieses Typs gibt es noch ein
paar mehr. Von diesem Ausgangsdatum wähnte er sich berechtigt, die windige
These vorzutragen:
"Die 38 Jahre sind die Zeit von der Staatsgründung bis Ende des 7. Sabbatjahres, das meint von 1948 bis 1986."
Nun frage man nicht, wieso ausgerechnet 38 Jahre? Wahrscheinlich müsste man
dazu noch seine anderen genannten Bücher lesen, was ich mir dann doch lieber
erspare.
Jedenfalls so schon mal konkrete Daten auf den Ententeich gesetzt habend,
meint er noch (im Jahre 1973) dergestalt nachlegen zu können, es gäbe noch
eine
"Zeit der großen Trübsal von Frühjahr 1983 bis Herbst 1986"
.Das sei "mit 3 ½ Jahren gleich 42 Monaten oder 1260 Tagen genau abgemessen."
Er meint noch mehr zu wissen, indem er dann von "1363 Tage"
faselt welche "vom 2. April 1983 zum „Weihnachtstag" 1986 führt."
Es versteht sich für ihn und seinesgleichen, dass er auch die Sowjetunion
(damals ja noch bestehend) mit in sein Zerrbild einbaut, dass er seinem
erlauchten Narren-Konsumenten-Verein da offeriert.
Ein "Stein im Brett" bei den Zeugen Jehovas, dürfte vorgenannter Herr auch
dergestalt haben, wie er auf den Fall Michael Servet zu sprechen kommt. Dazu
liest man bei ihm:
In der Bibel suchen wir das Wort
„Dreieinigkeit" vergeblich. Weil aber ... Michael Servet keine
Dreieinigkeit anerkannte, urteilte der Reformator Bucer (1491 - 1551), er
„sei würdig, daß man ihm die Eingeweide aus dem Leib reiße."
Calvin (1509 - 1564) ließ die Drohung zur Tat werden, und Servet am 26.
Oktober 1553 öffentlich bei lebendigem Leibe verbrennen. Luther und
Melanchthon nannten es eine Tat der Gerechtigkeit! Calvin ließ weiterhin
in 4 Jahren 58 Todesurteile vollstrecken.
Nun ist es eines, den kritischen Finger auf die Dreieinigkeits-Dogmatik zu
legen. Da sind die etablierten Kirchen Gefangene ihrer Tradition. Jene Lehre,
an welche der famose
Herr Tertullian
einen wesentlichen Anteil hat, bildete sich als Unterscheidungsmerkmal zum
Judentum heraus. Das Odium nur eine jüdische Sekte zu sein, wollte man zu
Tertullians Zeiten nicht länger auf sich sitzen lassen. Deshalb auch diese
dogmatische Abgrenzungstheologie.
Ein anderes hingegen ist es wohl, die kritische Bewertung jener
geschichtlichen Vorgänge, als Alibi für die eigene Dogmatik zu mißbrauchen.
Über diesen Herrn und seinen Schrott, heute noch viele Worte zu verlieren, ist
eigentlich zuviel der nicht verdienten Ehre.
Gleichwohl hat man zu registrieren, Narren dieses Typus sind ja mitnichten
ausgestorben. Da ihnen die Sowjetunion als zu präsentierender Buhmann,
mittlerweile abhanden gekommen ist, suchen sie krampfhaft nach
Ersatz-Buhmännern. Und es wäre wohl zuviel an Optimismus, sollte man die
Hoffnung hegen, sie würden nicht "fündig". Die Buhmänner sind in dieser Szene
durchaus variabel, angefangen von Napoleon bis zur Sowjetunion, Islam
inklusive einiger dazwischen liegender, und auch noch neu zu kredenzender.
Weshalb auf diesen Herrn hier überhaupt verwiesen wird, mag das nachfolgende
Zitat etwas näher verdeutlichen.
Da hat er nämlich einen "Unter-Buhmann" entdeckt. Nicht das der den gleichen
Rang wie etwa Napoleon, Hitler, Sowjetunion, Islam usw. hätte. Das sicher
nicht, und das behauptet er auch nicht. Dennoch ordnet er auch ihn in die
Kategorie seiner Buhmänner mit ein.
Das liest sich dann bei ihm so:
"Fr.-Wilh. Haak hat ein Sektenbuch mit dem Titel „Großmarkt der Wahrheiten" geschrieben. Darin sagt er auf S. 47:
„Mit der Lehre von der 'Verbalinspiration', dem Glauben an das göttliche Diktat für jedes Bibelwort, wenn nicht gar jedes Buchstabens, wollte man die 'Glaubwürdigkeit' der Bibel retten. Damit aber hatten sich die Vertreter dieser Bibelerklärung dem gleichen Vernunftdenken neuer Art unterworfen, das sie in seinen Auswirkungen bekämpfen wollten."
Dieses etwas pointierte Zitat von F. W. Haack erfüllt dann bei ihm denselben Zweck, als wie bei einem Stier, den man ein rotes Tuch vor die Nase hält. Er wettert als Antwort darauf;
"Das ist nichts anderes als ein Trick. Entweder ist die Bibel Gottes Wort, und darum bis in den Buchstaben hinein glaubwürdig, oder sie sinkt auf das Niveau schöngeistiger Literatur."
Damit ist veranschaulicht worum es diesen Herrschaften, einschließlich der
Anti-Evolutionisten, in erster Linie geht.
Sie suchen eine Krücke im Stile eines Zauberbuches, indem jeder Buchstabe
"magische Wirkung" haben soll. Ohne solche Krücken wähnen sie nicht existieren
zu können.
Wäre es nicht so traurig, könnte man mit diesen geistigen Krüppeln, sogar noch
Mitleid haben.
Siehe auch als ein neueres Votum, den herausgebenden Verlag betreffend:
http://www.ekd.de/ezw/Publikationen_2515.php
Noch einer der da
sagte: „Zahlen lügen nicht"
„Sie haben das Schwert genommen. Daher müssen sie, gemäß der Bibel auch durch dasselbe umkommen."
Es ist einzuräumen, dass politische Gegnerschaft der Zeugen Jehovas, gegen
ihnen nicht genehme Regime (in der Regel) nicht die Schwelle überschreitet, zu
aktiv politischem Handeln. Insofern besteht schon ein qualitativer Unterschied
zu der im Beispiel genannten katholischen Kirche. Dennoch muss auch das gesagt
werden. Auch Jehovas Zeugen überschreiten Schwellen dergestalt, dass ihre -
gewisse Regime nervende - politische Passivität, faktisch die politischen
Gegner jener Regime begünstigt. Sieht man sich beispielsweise die
Argumentation in Sachen KdöR-Ansprüche an, kann man darin durchaus auch (nicht
nur - aber auch) Elemente registrieren, nunmehr politisch belohnt werden zu
wollen, für den Widerstand gegen kommunistische Regime, jetzt, wo es diese
nicht mehr gibt.
Auch die katholische Kirche befand sich zeitgenössisch in einer ähnlichen
Zwickmühle, mit dem Unterschied, dass in ihr die Schwelle von der Passivität
zum aktiven Handeln, sehr wohl überschritten wurde. „Erwachet!" berichtet in
seinem Ungarn-Artikel nichts grundsätzlich falsches. Allein, aus seinem Munde
hinterlässt diese Berichterstattung den unauslöschlichen Eindruck, da haben
Pharisäer „ihr Fressen" gefunden. Unter anderem las man in der genannten
„Erwachet!"-Ausgabe:
Die römisch-katholische Kirche hat erneut Schwierigkeiten hinter dem „Eisernen Vorhang". Am 29. Juni 1951 wurde in Budapest der Erzbischof Josef Grösz zu fünfzehn Jahren Gefängnis verurteilt, wegen Anzettelung einer Verschwörung mit dem Ziel, die kommunistische Regierung Ungarns zu stürzen. …
Dazu kommentiert „Erwachet!"
„Wenn man jedoch den Fall Jesu
untersucht, muss man feststellen, dass ein Vergleich mit dem päpstlichen
Rom völlig zu dessen Ungunsten ausfällt. Direkt aus Budapest stammende
Presseberichte besagten, der in Rede stehende Erzbischof sei gelassen
gewesen und habe ruhig und deutlich gesprochen, als er „sich in allen
Punkten der 12seitigen Anklageschrift als schuldig bekannte". Grösz, der
Nachfolger von Kardinal Mindszenty, der durch die ungarische Regierung im
Jahre 1949 auf Grund ähnlicher Anklagen zu lebenslänglichem Gefängnis
verurteilt wurde, gab zu, dass er einen Plan ausgearbeitet habe für eine
neue royalistische Regierung, die nach dem Sturz der gegenwärtigen
kommunistischen Regierung diese hätte ablösen sollen.
Der Bericht der United Press lautet:
„Grösz sagte, er sei bereit gewesen, in Abwesenheit des Erzherzogs Otto das Amt des Staatspräsidenten von Ungarn zu übernehmen, sobald das kommunistische Regime gestürzt gewesen wäre."
Es überraschte allgemein, als am letzten Tage des Prozesses bekannt wurde, dass ausser Erzbischof Grösz und seinen Mitangeklagten noch sechs weitere Mitglieder des ungarischen Episkopats an der Verschwörung gegen die Regierung beteiligt gewesen waren. Einer von diesen, Bischof Endre Hamvas von Csand, gestand seine Schuld, nachdem man ihm versichert hatte, er werde für ein solches Geständnis wieder auf freien Fuss gesetzt. Er versprach, ein „völlig loyaler Bürger zu werden und sich jeder politischen Tätigkeit zu enthalten". Zwei Mönche, die zu den Mitangeklagten von Grösz gehörten, nahmen die Gefängnisstrafe bereitwillig auf sich und weigerten sich zu appellieren. In Berichten hiess es, dass sich „im Zeugenstand alle ohne Zögern zu ihrer Schuld bekannten". Ferenz Vezer, ein Paulaner Mönch, gestand, einen russischen Soldaten erschlagen und eine Gruppe von Bauern organisiert zu haben, die dreissig weitere tötete.
Weiter geht es im „Erwachet!"-Bericht
Die Reaktion des Vatikans auf das Vorgehen der ungarischen Regierung war rasch und heftig. Alle Katholiken, die irgendwie mit dem Prozessverfahren und der Verurteilung des Erzbischofs und seiner Mitangeklagten zu tun hatten, wurden summarisch exkommuniziert. Die Behandlung von Grösz wurde als „frevelhaft" bezeichnet. Die Zeitung des Vatikans, 'L'Osservatore Romano', nannte das Gerichtsurteil ein „abscheulich ungerechtes Urteil" und ein „kaltblütiges Verbrechen".
Aber auch das kommentiert „Erwachet!" noch:
Doch trotz des formellen
Protestes des Vatikans konnte wenig von dem Gefühlserguss bemerkt werden,
den der Mindszenty-Prozess vor zwei Jahren hervorgerufen hatte. Man wird
sich erinnern, dass die römische Propaganda in jenem, in dramatischer
Weise die Beschuldigung vorbrachte, das Geständnis des Kardinals sei durch
Anwendung von Drogen zustande gekommen. Die ganze Argumentation des
Vatikans bestand praktisch nur aus derartigen Behauptungen, sowie aus dem
Wiederholen von Worten wie „Schauprozess" und „Travestie der Justiz" usw.
Denkende Menschen, die nüchtern erwägen, durchschauten jene
fadenscheinigen Vorwände, Mindszentys Geständnis wurde erhärtet durch
Beweismaterial, das auf seinem Grundstück gefunden wurde.
Es wurde ferner bekannt, dass wenn Rom es gewünscht hätte, der Kardinal
wahrscheinlich vor dem Prozess hätte abberufen werden können, ohne dass
die kommunistische Regierung etwas dagegen eingewendet hätte,
vorausgesetzt, dass er nicht mehr ins Land zurückkehrte. Die New York
'Times' berichtete am 5. Juli 1951 über den ähnlichen Fall des
jugoslawischen Erzbischofs Stepinac, dass die Tito-Regierung bereit
gewesen sei, den gefangenen Prälaten freizulassen, wenn Rom ihn sofort
abberufen würde. Doch Rom weist solche Angebote weiterhin zurück mit der
Begründung, dies würde einem Eingeständnis der Schuld gleichkommen. Ist
dies aber der wahre Grund der Weigerung, wenn man feststellt, dass
katholische Prälaten, wenn sie vor Gericht stehen, alle zu einer
Verurteilung notwendigen Geständnisse abzulegen bereit scheinen? Ist es
nicht vielmehr so, dass wenn solche Männer dem Feuerofen entrissen worden
wären, ehe die Hitze darin unerträglich wurde, ihre Namen des Glanzes
entbehrt hätten, um neue Schulen usw. nach ihnen zu benennen? Muss man
also nicht eher in solchen Gründen die Erklärung für die vatikanische
Haltung suchen?
Verantwortliche Stellen haben die Behauptung, im Falle Mindszenty seien
Drogen verwendet worden, des langen und breiten widerlegt. Schliesslich
brachte die New York 'Times' am 5. Juli die Nachricht, dass die Hierarchie
der ungarischen Bischöfe die Handlungsweise von Grösz in aller Form
verurteilt und so stillschweigend zugegeben habe, dass die Anklagen gegen
ihn der Wahrheit entsprachen. …dass katholische Kleriker, seitdem es
solche gibt, den Ruf haben, Initianten gerade solcher Intrigen zu sein.
Den Bogen seiner Berichterstattung weiter spannend vermerkt „Erwachet!"
Man erinnere sich, um nur einige
Beispiele aus der Neuzeit anzuführen, an ihr unverhülltes Ränkespiel im
Italien Mussolinis, im Frankreich Petains, in Hitler-Deutschland und
Franco-Spanien; man denke an den gegenwärtigen Krieg, den die katholische
Hierarchie in Italien gegen den Kommunismus führt, und an ihre
„Kirchenstaaten" in Lateinamerika. …
Wenn die Geistlichkeit hinter einer christlichen Maske gegen weltliche
Regierungen komplettiert, muss sie mit der zwangsläufigen Ernte rechnen,
die solches bringt. … Der Umstand, dass es eine strenge totalitäre
Regierung war, gegen die sie gearbeitet haben, macht das Unrecht ihrer
Handlungsweise keineswegs kleiner. Sie haben das Schwert genommen. Daher
müssen sie, gemäß der Bibel, auch durch dasselbe umkommen."
„Also sagt man, wie ein Doktor
habe einen Köhler zu Prag auf der Brücke aus Mitleiden als über einen
armen Laien gefragt:
Lieber Mann, was glaubst du?
Der Köhler antwortete:
Das die Kirche glaubt.
Der Doktor:
Was glaubt denn die Kirche?
Der Köhler:
Das ich glaube.
Danach da der Doktor hat sollen sterben, ist er vom Glauben so hart
angefochten worden im Glauben, daß er nirgend hat können bleiben noch Ruhe
gehabt, bis er sprach:
Ich glaube, das die Kirche glaubt."
Mit ihrer selbst gewählten Entrechtung dokumentieren sie denn auch ein gewisses Maß an Unselbstständigkeit. Sie wollen „gesagt bekommen"; wie sie sich denn in allen möglichen und unmöglichen Lebenssituationen zu verhalten hätten; und das möglichst in talmudähnlicher Breite. Diesem „dringenden Bedürfnis" kommt nun der genannte WT wieder einmal entgegen, indem er seine „Talmudschreibung" fortsetzt. In der Rubrik „Fragen von Lesern" liest man dazu beispielsweise die nachfolgende Frage und ihre Beantwortung:
Frage:
„Ist es nötig, dass eine Frau ihr Haupt bedecke, wenn sie ein
Heimbibelstudium leitet? …"
In der Antwort wird dann ausgeführt:
„Um ein Heimbibelstudium abzuhalten, braucht sie den Kopf nicht zu bedecken, denn dies ist keine Versammlung einer christlichen Gemeinde oder Gruppe, sondern eine solche, die sie selbst eingerichtet hat. Es handelt sich dabei nicht darum, dass sie dazu bestimmt wurde, eine Gruppenversammlung zu leiten. Wenn jedoch ihr Ehemann dieser Heimversammlung beiwohnen sollte, so würde sie ihren Kopf bedecken, sofern sie zu Beginn oder am Ende des Studiums betete. …"
Weiter geht's mit der Lamentierung:
Wir betrachten das Bedecken des
Hauptes unter zwei Voraussetzungen als notwendig:
(1) wenn eine Schwester von der Versammlung oder der theokratischen
Organisation dazu bestimmt wird, Ordnung zu halten und Zusammenkünfte
dieser Gruppen zu leiten, und
(2) wenn sie verheiratet ist und demjenigen Unterwürfigkeit bekunden muss,
den Gott zum Haupt der Familie gemacht hat, dem Ehemann …"
Weiter liest man in diesen Ausführungen:
„In einer Gruppe, die
ausschliesslich aus Schwestern besteht, ernennt die Gesellschaft
Schwestern zu Stellungen, die sonst gewöhnlich Brüder einnehmen. Wenn
solche Schwestern bei Gruppenversammlungen vom Podium aus dienen, werden
sie die theokratische führende Stellung des Mannes anerkennen und auch die
Tatsache, dass sie nur weil die Umstände es erfordern, an Stelle des
Mannes dienen. Dies anerkennen sie offenkundig dadurch, dass sie eine
Kopfbedeckung tragen … Irgendeine Schwester, die einen Teil einer
Gruppenversammlung leitet oder dieser vorsteht, sollte gleich handeln, ob
sie nun eine Dienerin in der Gruppe sei oder nicht.
Während Schwestern, die Dienstversammlungen oder Wachtturm-Studien oder
einem Gruppenbuchstudium vorstehen, Kopfbedeckungen tragen, brauchen
andere Schwestern, die in solchen Versammlungen bloss zur Zusammenfassung
die Abschnitte lesen oder die an Demonstrationen teilnehmen oder
Erfahrungen erzählen oder Fragen aus der Zuhörerschaft beantworten, keine
solche Kopfbedeckung zu tragen.
Schwestern, die anlässlich von Gruppenversammlungen das Gebet sprechen,
sollten ihr Haupt bedecken. Das Haar der Frau genügt nicht als Bedeckung
…"
Damit ist dieser WTG-Talmud noch nicht beendet. Es geht weiter mit der Ausführung:
„Wenn jedoch eine Schwester im
Felddienste Interesse vorfindet und diesem Interesse nachgeht und ein
eigenes Heimbibelstudium einrichtet, so wird sie dadurch nicht zur
Leiterin einer Gruppenversammlung. Nur wenn ihr Mann anwesend ist, muss
sie, wenn sie betet, eine Kopfbedeckung tragen, denn seine Gegenwart
berührt den zweiten Grundsatz, nämlich den der Bekundung von
Unterwürfigkeit unter ihr Familienhaupt. Wenn der Ehemann in der Wahrheit
ist, sollte er das Gebet sprechen und ist dies getan, so kann die
Schwester, seine Frau, die Veranstaltung ohne Kopfbedeckung durchführen.
Was das Beten beim Essen betrifft, sollte der Mann des Hauses das Gebet
sprechen. Wenn er dies aus diesem oder jenem Grunde nicht tun will und
seine Frau dazu auffordert, so sollte sie ihr Haupt bedeckt haben, um dem
theokratischen Grundsatz, dass der Mann in der Familie das Haupt ist,
Anerkennung zu zollen. Ist ihr Mann nicht zugegen, so mag sie mit
unbedecktem Haupt beten, gleichwie sie dies in ihren persönlichen Gebeten
tut, die sie spricht. Wenn die Schwester, die beim Essen betet,
unverheiratet ist, also keinen Ehemann zum Haupte hat, so braucht sie
keine Kopfbedeckung zu tragen, ob sie nun in ihrem eigenen Hause sei oder
im Hause von Freunden oder in einem Missionarheim. Natürlich sollte in
allen Fällen, wo ein Bruder zugegen ist, dieser das Gebet sprechen...."
Siehe thematisch auch:
Mysnip.7775
Auch in:
Mysnip.7623
Dort aber mehr erst zum Textende der etwas umfänglichen Textzusammenstellung.
„dass man heute 'über eine
Million Pflanzen- und Tierarten' kennt. Eine Fussnote erklärt dazu:
'Nach neueren, sorgfältig durchgeführten Schätzungen gibt es jetzt mehr
als 750.000 beschriebene Tier- und mehr als 600.000 beschriebene
Pflanzenarten."
Weiter geht „Erwachet!" der Frage nach, wir groß denn wohl die Noah-Arche
gewesen sei, um zu dem Resultat zu gelangen;
137 m lang
23 m breit und
13, 5 m hoch.
(Bild einem Video der Zeugen Jehovas entnommen).
Das sich da einige Komplikationen ergeben, dämmert wohl auch „Erwachet!", und
so sieht es sich denn mal um, wie wohl andere das Problem gelöst hätten. Dabei
stellt man fest. Einige sagen. Die Noah-Flut war nur ein regional begrenztes
Ereignis. Das aber will „Erwachet! nicht gelten lassen und verkündet daher
siegesgewiss
:„Der wahre Christ, der an Gottes Wort glaubt, kann nie auf einen solchen Kompromiss eingehen."
Dann aber meint „Erwachet!" den „Lichtblitz" zu haben. Es beruft sich darauf, dass im Schöpfungsbericht von der „Erschaffung nach ihrer Art" die Rede ist. Kernsatz ist für „Erwachet!" dann die Aussage:
„Somit ist es nicht nötig, die Tatsachen, die gelehrte Biologen hinsichtlich der deutlich sichtbaren Variationen der Arten unterbreiten, bestreiten zu wollen. Was sie feststellen, ist richtig, doch beweist dies lediglich die Erschaffung der Urarten, die sich seither verändert haben ohne ihre Artgrenzen zu überschreiten."
Nachdem man sich zu einem solchen Modell reduzierter Evolution durchgerungen hat, glaubt man das Problem mit dem Satz gelöst zu haben:
„Es scheint daher vernünftig anzunehmen, dass Noahs Passagiere einen ziemlich ausgewählten ‚Zoo' bildeten und Vertreter der Original-Genesis-Arten waren."
Wiederum Umschau haltend, wie andere das Problem „gelöst" haben, meint man dazu auf ein Buch namens ‚Clarke's Commentary' gestoßen zu sein, dass man durchaus wohlwollend zitiert. Unter anderem mit der Aussage:
„Bischof Wilkins wird angeführt, der die Meinung vertritt, dass in der Arche nur zweiundsiebzig vierfüssige Tierarten und weniger als zweihundert Vogelarten Platz finden mussten. Der Bischof rechnete sogar aus, dass der Raum, den er für alle Fleischfresser als notwendig erachtete, dem Platz entsprechen würde, den siebenundzwanzig Wölfe einnehmen würden. Er rechnete auch aus, dass die andern Tiere den Raum von 180 Ochsen erfordern würden. Den Futtervorrat für die Fleischfresser, der ein Jahr ausreichen sollte, setzte er auf 1825 Schafe fest, und für die andern Tiere rechnete er 9500 Kubikkellen Heu. Gemäss seiner Überlegung hätten die beiden unteren Stockwerke der Arche Platz genug geboten für jene Tiere und ihr Futter, wodurch das dritte für das Geflügel und Noah und seine Familie freigeblieben wäre."
„Die darin enthaltenen … Darlegungen, die auf die Gefahr hinweisen, die entsteht, wenn man Hilfe von Weltreligionen erwartet, stiessen offensichtlich auf taube Ohren, denn am 20. Oktober weniger als vierzehn Tage später, setzte sich Präsident Truman über jede Tradition der Vereinigten Staaten hinweg und suchte durch die Ernennung von General Mark W. Clark, den 'Befreier von Rom' des Zweiten Weltkrieges, zum Gesandten beim Vatikanstaat die Unterstützung der grössten Religionsorganisation der Welt zu sichern."
Wenn die WTG schon nicht diese politische Entscheidung verhindern konnte,
so sucht sie nun sie nach Kräften madig zu machen.
Unter anderem liest man dazu Sätze wie die:
„Es ist wohl unnötig zu sagen, dass die Bekanntgabe dieses Schrittes dem Vatikan die 'grösste Freude' bereitete … Der Präsident machte geltend, dass diese Ernennung sich als eine Hilfe erweisen werde im Kampf gegen den Kommunismus und dass die Regierung mit einem guten 'Horchposten' in Verbindung bringen werde."
Da die WTG schon von jeher der Meinung war, weitaus wirkungsvoller gegen den Kommunismus zu kämpfen, als etwa die katholische Kirche, kann sie es sich nicht versagen, nunmehr das „Horchposten"-Argument im Detail zu zerpflücken. Sie sträubt sich auch nicht, dazu selbst eine kommunistische Einschätzung zu zitieren, wenn sie schreibt:
„Erhärtet sie (die USA-Regierung) nicht die Behauptung des Kremls, der Vatikan diene als Spionageagentur?"
Und um noch nachzulegen fragt sie weiter:
„Und arbeitet ein solcher Horchposten nicht in zwei Richtungen?"
Das ist der WTG immer noch nicht genug. Weiter meint sie ausführen zu sollen:
„Was den Wert des Vatikans als Horchposten anbetrifft, so entnehmen wir der Zeitschrift 'Time' folgendes:
„Die Tüchtigkeit des 'weltweiten Informationsdienstes' des Vatikans ist wahrscheinlich während vieler Jahre überschätzt worden. In den vergangenen Jahren haben kommunistische Massnahmen seine Nachrichtenverbindungen mit Osteuropa erfolgreich unterbunden. Der Vatikan (und auch die übrige Welt) erhält zweifellos von dem, was hinter dem Eisernen Vorhang vorgeht, ein wahres Bild; doch die für ihn bestimmten Informationen über besondere Ereignisse in Osteuropa erreichen Rom öfters zu spät, um noch von Nutzen sein zu können' usw."
Dieses Zerpflücken ist der WTG aber noch nicht genug. Ihr Hauptargument sieht sie wohl im folgenden:
„Welche Hilfe kann der Vatikan jedoch den freien Nationen in ihrem Kampfe gegen den Kommunismus eigentlich sein? Was zeigen die Statistiken? Hat etwa der Umstand dass Polen zu 90 Prozent katholisch ist, verhindert, dass jenes Land kommunistisch wurde? Die Tatsachen sagen nein. Gemäss dem 'Katholischen Landesalmanach' (engl.) für das Jahr 1951 ist Italien, das eine Bevölkerung von 47 Millionen hat, zu 99,6 Prozent römisch-katholisch, und doch hat Italien trotz dieser Tatsache (oder ist es w e g e n dieser Tatsache?) ausser Russland die grösste kommunistische Partei. Italien wäre sogar heute ein weiterer russischer Satellitenstaat, wenn sich Amerika bei den Wahlen des Jahres 1948 nicht ins Mittel gelegt und der antikommunistischen Koalition Ansehen verliehen und propagandistisch und finanziell geholfen hätte. Und dabei möchte der Vatikan das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, dass das zu 99,6 Prozent römisch-katholische Italien kein Opfer des Kommunismus wurde!"
Selbst vor Schlägen unterhalb der Gürtellinie schreckt die WTG nicht zurück; wenn sie glaubt auch noch das nachfolgende Argument einbringen zu sollen:
„Wenn aber der Vatikan ein echter Staat ist, müssten sich alle Bischöfe als Vertreter des Papstes gemäss dem amerikanischen Gesetz (USA.-Code. Ausgabe 1946. Abteilung 16-26) als ausländische Agenten eintragen lassen. Nicht nur das, sondern alle amerikanischen Kardinäle würden ihr Bürgerrecht verlieren, weil sie sich an einer ausländischen Wahl beteiligt haben (an der Papstwahl)!"
Und um ihren Frust, dass der US-Präsident Truman die WTG-Thesen in dem Buch „Was hat die Religion der Menschheit gebracht?" nicht würdigte, auch noch bildlichen Ausdruck zu geben, versieht sie das ganze dann noch mit einer einschlägigen Karikatur.
Dem Thema der deutschen Zeugen Jehovas-Kongresse des
Jahres 1951 in Frankfurt/M. und in Westberlin widmet sich unter
anderem erneut die „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 4. 1952.
Siehe zum Thema auch:
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,120551,126810#msg-126810
16. März 2012 02:31
Von Frankfurt/M. kommend, war N. H. Knorr nach Berlin weitergereist.
Dazu notiert der WT:
„In bezug auf die Tagung in Berlin war von der Gesellschaft aus keine öffentliche Ankündigung ergangen, um die kommunistische Volkspolizei nicht vorher davon zu benachrichtigen. ... Dennoch liess die amerikanische Radiostation RIAS in Berlin an jenem Dienstagmorgen eine Ankündigung ergehen, wodurch die ganze Ostzone ebenfalls unterrichtet war, dass Jehovas Zeugen in der Waldbühne eine Versammlung abhalten würden."
Weiter schätzt der WT ein:
„Trotz dem gegenwärtigen Verbot der Zeugen Jehovas in Ostdeutschland versammelten sich 13.563 in diesem weiten Freilicht-Amphietheater. Es wird geschätzt, dass 8.000 davon aus der kommunistischen Ostzone stammten."
Charakteristisch auch jener Satz:
„Am Abend fand eine Versammlung mit den Kreisdienern statt, bei welcher sich Bruder Knorr die interessanten Erfahrungen unserer Mitknechte bei ihrer Untergrund-Tätigkeit drüben erzählen liess."
Man kann sich förmlich diesen „Rapport" vorstellen. In
„Erfolgsorientierenden" Organisationen (auch anderer Couleur) ist es
gang und gäbe sich in der Siegerpose zu sehen. Dem „Chef" wird das
erzählt, was er gerne hören möchte! Für selbstkritische Reflexionen
bleibt da kein Platz.
Wer beispielsweise einmal das 1990 von Armin Mitter herausgegebene
Buch: „Ich liebe euch doch alle! Befehle und Lageberichte des MfS
Januar-November 1989" gelesen hat, der kann sich ein plastisches Bild
davon machen, wie solche Berichterstattung abläuft. Noch fünf Minuten
vor Toresschluss wird dem „Chef" nach dem Munde geredet.
http://books.google.de/books?id=fCVoAAAAMAAJ&q=Genosse+Minister&dq=Ich+liebe+euch+doch+alle!+Befehle+und+Lageberichte+des+MfS+Januar-November+1989&hl=de&source=gbs_word_cloud_r&cad=5
„Zweifellos haben einige Personen Gedanken, die erst später veröffentlicht werden; dies früher zu tun, wäre vorzeitig, nicht 'zur rechten Zeit'. Warten wir auf den Herrn."
Das ist dann wohl das, was man im Bankgewerbe einen Blankoscheck nennen würde. Natürlich hat das einen tieferen Sinn. Jenen seiner Leser in „Zions Wachtturm" denen Russell vorgaukelte, spätestens 1914 ereile sie eine wunderbare „Errettung". Jenen Lesern schon damals zu sagen; es würde noch ein paar mehr Daten von der gleichen „Güte" geben, war offenbar nicht die „rechte Zeit". Und auch heute ist es wieder nicht die „rechte Zeit", beispielsweise mal alle sieben Bände „Schriftstudien" von Anfang bis zum Ende zu lesen, Besser noch: zu studieren. Ein solches Studium zeigt denn auch klar, wie für die jeweiligen Lügner, ihre Lügen von vorgestern peinlich bis desavouierend sind. Deshalb wird das möglichst unterbunden. Es ist ja nicht „die rechte Zeit"!
„Die heutige Loyalitätskampagne
wurde durch die von Präsident Truman am 21. März 1947 erlassene
Vollzugsverordnung Nr. 9835 ausgelöst. Diese Verordnung rief den
Loyalitäts-Ausschuss ins Leben und gab dem Generalstaatsanwalt die
Vollmacht, eine Liste von umstürzlerischen Organisationen aufzustellen.
Bis zum Juli 1951 umfasste diese Liste etwa 110 solche Gruppen, und die
amerikanische Bundespolizei hatte über etwa zweieinhalb Millionen
Regierungsangestellte Nachforschungen angestellt.
Nachdem der Präsident seine Loyalitätsverordnung herausgegeben hatte,
erliess ein Staat nach dem ändern ein Loyalitätsgesetz. Am 9. April 1951
nahm Oklahoma ein Loyalitäts-Gesetz an, das von den Regierungsangestellten
die Ablegung eines Eides verlangte, dass sie zur Verteidigung ihres Landes
die Waffen ergreifen würden und während den fünf vergangenen Jahren nicht
Mitglied irgendeiner Gruppe gewesen seien, die von einem der zuständigen
behördlichen Organe der Vereinigten Staaten als zur kommunistischen Front
gehörig oder als umstürzlerische Organisation erklärt worden war. — New
York Times vom 8. März 1951.
Am 30. April 1951 entschied der
oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten, dass die Liste von
umstürzlerischen Organisationen des Generalstaatsanwaltes ganz willkürlich
aufgestellt worden sei und man aufgeführten Organisationen nicht
ausreichend Gelegenheit geboten habe, den Beweis zu erbringen, dass sie
nicht umstürzlerisch seien, und das Regierungsprogramm auf seine
Verfassungsmässigkeit zu untersuchen.
Heute verurteilen Loyalitätsausschüsse Menschen nicht nur ihrer eigenen
Gedanken wegen, was schon schlimm genug ist, sondern auch wegen jener
ihrer Freunde, Verwandten und Mitarbeiter. Es werden unter anderem
folgende Fragen gestellt: „Haben Sie Freunde, die Kommunisten sind?"
„Waren Ihr Vater und Ihre Mutter Kommunisten?" „Haben Sie sich je in
Gesellschaft von Angestellten befunden, die wegen ihrer politischen
Einstellung vielleicht als Kommunisten angesprochen werden könnten?"
Auch das Unterbewusstsein wird nicht übergangen. Man beachte folgendes
Glanzbeispiel: „Haben Sie nicht das Gefühl, Sie seien wenigstens im
Unterbewusstsein dem Kommunismus günstig gesinnt?"
Aber
Man zog die Staatstreue eines Angestellten in Frage, nur weil es hiess,
sein Schwiegervater arbeite als Schriftsetzer beim kommunistischen 'Daily
Worker'. Nachforschungen ergaben, dass er bei der streng
antikommunistischen jüdischen Zeitung 'Morning Journal' angestellt war,
und nicht einmal englisch setzen konnte.
Weiter.
„In der New York Times vom 5.
Februar hiess es, die Regierung habe einen ehemaligen Reserveoffizier aus
dem Zweiten Weltkrieg, der dreimal die Flugmedaille gewonnen hatte, zum
Rücktritt aufgefordert, „weil beobachtet worden sei, dass er die
kommunistische Zeitung 'Daily Worker' gelesen habe und weil seine
Schwester und sein Vater, der amtierender Pastor ist, anlässlich eines
Wahlfeldzuges bei einer angeblich kommunistischen Gruppe gesehen worden
seien". Glücklicherweise zeigte eine Untersuchung, dass die
Anschuldigungen nicht stimmten.
Angenommen, der Schwiegervater dieses Mannes hätte bei einer
kommunistischen Zeitung gearbeitet, hätte dies denn bewiesen, dass der
Schwiegersohn ein Kommunist ist? Es würde nicht einmal beweisen, dass der
Schwiegervater einer ist. Man könnte sich doch gut vorstellen, dass er
dort sein Brot verdient, ohne im geringsten mit den Kommunisten zu
sympathisieren, oder nicht? Nicht jeder, der Bibeln druckt, ist ja auch
gleichzeitig ein Christ, oder nicht?
Und angenommen, die Schwester und der Vater des Kriegsveterans würden mit
den Kommunisten sympathisieren, würde das seine im Kriege erworbenen
Verdienste schmälern und ihn als verdächtig erscheinen lassen ?Und das
Lesen des 'Daily Worker'. Kann man nicht etwas lesen, mit dem man nicht
ganz einig geht? Vielleicht wollte er die Propaganda der Kommunisten etwas
unter die Lupe nehmen, um besser in der Lage zu sein, durch eine
Widerlegung ihrer Argumente, sei es in einer Diskussion mit ihnen oder in
einer öffentlichen Rede, ihnen den Boden unter den Füssen zu entziehen.
Es besteht leider nicht viel Hoffnung, dass diesem Zustand abgeholfen
werde. Eine Angestellte, die auf Grund einer anonymen Auskunft entlassen
worden war, legte beim obersten Gerichtshof Berufung ein. Er fällte am
gleichen Tag ein Urteil gegen sie, an dem er entschied, dass den
Organisationen, die vom Generalstaatsanwalt als umstürzlerisch bezeichnet
worden waren, keine ausreichende Gelegenheit geboten worden sei, sich zu
verteidigen. Richter Jackson äusserte in seiner von der Mehrheit
abweichenden Meinung: „Es ist das erste Mal, dass dieses Gericht die
Rechte des einzelnen jener organisierten Gruppen unterordnete und als
geringer erachtete. Das heisst die Gerechtigkeit auf den Kopf stellen." —
New York Times vom 1. Mai 1951.
Ein Beispiel
„Zu welcher Absurdität ein
solcher Entscheid führen kann, geht aus der Kündigung, die ein
Loyalitätsausschuss einem Angestellten zugestellt hatte, hervor, in
welcher es heisst: „Paragraph 1. Sie sind entlassen aus Gründen, die
vertraulich sind. Paragraph 2. Sie haben fünf Tage Zeit, um zu den in
Paragraph 1 erwähnten Anschuldigungen Stellung zu nehmen." Gibt es etwas
Lächerlicheres oder Ungerechteres?
Präsident Truman, der stillschweigend zugab, dass man diese ganze Sache
der Staatstreue möglicherweise zu weit getrieben habe, beabsichtigte, eine
Kommission für interne Sicherheit und persönliche Rechte zu schaffen. Die
Kommissionsmitglieder konnten jedoch nicht ihre ganze Zeit dieser Arbeit
widmen und verlangten daher, von der Bestimmung des Bundesgesetz befreit
zu werden, die Beamten verbietet, andere Ämter innezuhaben.
Der Präsident forderte den Kongress dringend auf, diese Ausnahme
zuzulassen, aber infolge der Opposition des einflussreichen Senators
McCarran geschah es nicht, und nach monatelangem Warten gab der Präsident
den Plan schliesslich auf. Die 'New York Times' machte am 29. Oktober 1951
hierüber folgenden Kommentar:
"Man brauchte einen Geigerzähler von mehr als gewöhnlicher Empfindlichkeit, um in einem Konferenzzimmer, das von Pat A. McCarran beherrscht ist, irgendwelche Ausstrahlungen von Begeisterung für die grundlegenden Freiheiten oder eine Vorliebe für das Halten der Spielregeln zu entdecken."
Ein Redaktor der Washingtoner 'Post' beschreibt in seinem Buch 'Loyalität gegen Freiheit' (engl.) Die Lage in folgenden kurzen Worten:
„Das Erschreckendste an der ganzen Geschichte ist, dass wir diese Einschränkung absolut notwendiger Freiheiten angenommen haben ohne zu mucksen und ohne uns offenbar ihrer Tragweite bewusst zu sein."
Die von demagogischen Kongressabgeordneten ausgehende Verleumdungskampagne ist die andere schlimme Seite dieser modernen Inquisition Seit Jahren. lauteten ihre beliebten Schlagwörter „Rote" "Kommunisten", "Vertreter" ausländischer Spionagezentren usw. Dem gewöhnlichen Bürger werden durch gesetzliche Bestimmungen, die üble Nachrede und Verleumdung betreffen, Schranken auferlegt, aber diese Kongressabgeordneten geniessen eine gewisse Immunität. weil die Verfassung erklärt "sie sollen für keine Rede oder Debatte in keinem der beiden Häuser an irgendeinem andern Ort zur Rechenschaft gezogen werden."
Ein weiterer Pressebericht
Der 'Post-Dispatch' von St. Louis vom 9. April 1950 besprach in seinem Leitartikel den von Senator Joseph R. McCarthy mit dieser Immunität getriebenen. Missbrauch und führte dann weiter aus:
"Die Tätigkeit des parlamentarischen Komitees für unamerikanische Umtriebe ist beschmutzt mit Verleumdungen, die sich nur auf Vermutungen (weil Verwandte oder Bekannte angeblich Kommunisten seien) und Unterschiebungen stützen. Der ehemalige Abgeordnete Dies von Texas gab als erster Vorsitzender des Komitees das Schulbeispiel. Der republikanische Abgeordnete John Parnell Thomas von New Jersey, der später den Vorsitz führte, brachte es in der Kunst, Personen ihres guten Rufes zu berauben, am weitesten … Auch der demokratische Abgeordnete John Rankin ist an dieser Geschichte beteiligt. Nebst seinem Eifern für den Gedanken der Vorherrschaft der Weissen, war sein Lieblingssport, sehr gemässigte Liberale als Kommunisten und Mitläufer [solche die mit dem Kommunismus sympathisieren] zu verschreien."
Der Abgeordnete Martin Dies bezeichnete einmal 1121 Personen als staatsgefährlich. Die amerikanische Bundespolizei untersuchte die Sache und stellte in ihrem Bericht fest, dass von der gesamten Zahl nur bei zwei Personen ein „ganz schwacher Verdacht gerechtfertigt war". Der Vorsitzende des parlamentarischen Komitees für unamerikanische Umtriebe, Abgeordneter Thomas, quälte die Personen, die vor ihm zu erscheinen hatten, derart mit der „Furchtmethode", dass seine Verhöre von der Presse als „Inquisitionen" bezeichnet wurden. Aber die ganze Verwerflichkeit der von Mitgliedern des Kongresses betriebenen Demagogie wurde erst erkannt, als Senator Joseph R. McCarthy von Wisconsin auf dem Plan erschien. Sein Leumund war so abscheulich dass ein neues Wort geprägt wurde," nämlich McCarthyismus". Eine parlamentarische Kommission sagte über seine Taktiken folgendes aus:
„Wir haben die Technik der ,grossen Lüge', die anderswo totalitäre Staatslenker mit, verheerendem Erfolg beherrschen hier zum ersten Mal in unserer Geschichte, gestützt auf eine sichere Grundlage, angewandt gesehen." Ein anderer Senator, vor dem McCarthy als Zeuge auftrat, sagte: "Ich bin noch nie einem arroganteren und unhöflicheren Zeugen begegnet."
McCarthy behauptete, im
Staatsdepartement gebe es 57 eingeschriebene Kommunisten, dann waren es
auf einmal 81 und dann sogar über 200. Für keine einzige seiner
Verdächtigungen hatte er neue Belege, und er war überhaupt nicht imstande,
sie zu beweisen. Er verdächtigte einen gewissen Beamten, der im Weissen
Haus Reden für den Präsidenten verfasst, und machte viel Aufhebens von dem
Umstand, dass dieser einen Verwandten hatte, der finanziell an der
kommunistischen Zeitung 'Daily Worker' beteiligt war. Der Beamte, den
McCarthy in geheimnisvolles Dunkel gehüllt hatte, trat hervor und gab
bekannt, dass es sich bei diesem Verwandten um eine exzentrische
Grosstante gehandelt habe, die schon seit neun Jahren tot sei!
Parlamentarische Kommissionen, die scheinbar den Zweck haben,
„Untersuchungen" durchzuführen, gehen in Wirklichkeit darauf aus, „die
rechtmässige Tätigkeit aller fortschrittlichen, Amerikaner zu besudeln, zu
verurteilen und zu sabotieren". Persönliche oder politische Beweggründe
spornen sie an, gewisse Männer als Kommunisten zu verdächtigen und so die
Schlagzeilen der Titelseiten zu erobern. In der Zeitschrift 'Time' (22.
Oktober 1951) heisst es:
„McCarthy hat erneut ein Sperrfeuer von Verdächtigungen losgelassen, die im Fettdruck erschienen sind und die Aufmerksamkeit von der Tatsache ablenkten, dass er noch nicht einmal seine alten Anschuldigungen zurückgenommen hat … Nie setzt er sich mit einer vorgebrachten Kritik auseinander, sondern fällt nur ungestüm über den Kritiker her."
Dazu kommentiert „Erwachet!"
Wenn das angebliche Interesse
dieser Demagogen an der nationalen Sicherheit richtig beleuchtet wird, so
sieht man, wessen sie fähig sind, um Beweismaterial als Unterlagen für
ihre Angriffe zu erhalten. Die 'New York Times', vom 15. Oktober 1951
brachte die Nachricht, dass ein Schweizer Richter die Deportation eines
homosexuellen Negers und ehemaligen Kommunisten mit Namen Charles E. Davis
anordnete, weil Davis am 4. Nov. 1950 im Einverständnis mit Fahrrand
[McCarthys Pariser Vertreter] von Genf aus ein Telegramm an Herrn Vincent
sandte mit der gefälschten Unterschrift von [Emil] Stämpfli, einem
rührigen Genfer Kommunisten, um den Anschein zu erwecken, der Minister
habe Beziehungen mit schweizerischen Kommunisten. Er sandte eine Kopie
dieses Telegramms an Farrand, was den Tatbestand einer Fälschung erfüllte.
Davis war durch Farrands Vermittlung von McCarthy für diese Umtriebe
bezahlt worden".
Amerikaner, ihr solltet euch schämen, dass ein Schweizer Richter den
Agenten eines amerikanischen Senators des Landes verweisen musste, weil
dieser versucht hatte, einen Beamten des Staatsdepartements zu
denunzieren!
Die Folgen der Kampagne
Die Verleumdungskampagne, die
Leuten die Möglichkeit nimmt, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, beraubt
sie ihres Einkommens, ohne gebührendes Gerichtsverfahren. McCarthys eigene
Verleumdungskampagne forderte einen erschreckenden Tribut. Während Männer
wie General Marshall, Staatsekretär Acheson und der UN-Delegierte Jessup
den Sturm glücklich überstanden, kamen andere weniger gut davon.
Drew Pearson ist ein solches Beispiel. Nachdem McCarthy Pearson als Agent
des Kremls verdächtigt und zum Boykott der Firma, die der Radiokommentator
Pearson vertrat, aufgerufen hatte, stellte ihn jene Firma (Adam Hats)
kalt. In einem Brief an einen Freund äusserte sich Pearson wie folgt:
"Die McCarthy-Angelegenheit machte mir das Leben, um es gelinde auszudrücken, ziemlich sauer … Im Augenblick schaue ich mich nach einer andern Firma um. Ich muss zwar gestehen, dass Firmen, die mich als Radiokommentator engagieren wollen, seit der Rede McCarthys so selten sind wie die Wasserlilien in der Sahara."
Wo bleiben die amerikanischen
Freiheiten, wenn ein politischer Verleumder das Grossgeschäft derart
einzuschüchtern vermag, dass ein beliebter Radiokommentator und
Journalist, der an Sonntagabenden eine Zuhörerschaft von etwa zehn
Millionen hatte, keine Firma mehr finden kann, die ihn engagiert?
Als Senator Benton bei einem Presseinterview von der nachteiligen Wirkung,
die der McCarthyismus auf das amerikanische Volk hat, sprach, erklärte er
unter anderem:
„Er macht, das Volk zaghaft und pulverscheu und schreckt es ab, sich zu äussern"
Auch Frau Eleanor Roosevelt sagte:
„Leute mit neuen Ideen zögern, diese vorzubringen, und die Menschen beginnen, gegen beinahe all ihre Freunde und Nachbarn argwöhnisch zu werden."
Den grössten Schaden fügt die moderne Inquisition jedoch den höheren Schulen zu. Dr. Alvin Eurich, Präsident der Staats-Universität von New York, warnte vor dieser Gefahr wie folgt:
„Wir mögen bestimmte Verfahren einführen in der Absicht, die Kommunisten einzudämmen, doch hemmen sie den Lehrkörper so stark, dass sich die geistigen Kräfte, die das Lebensmark einer Universität sind, nicht mehr entfalten können."
Auch Dr. Theodore M. Greene von Yale äusserte vor einem Unterkomitee des Senats den ähnlichen Gedanken, wenn er sagte, dass Professoren an den höheren Schulen, aus Furcht, als Kommunisten angesehen zu werden, davor zurückschrecken, den Kommunismus auch nur ganz sachlich zu behandeln.
Die Schuldfrage
Es ist klar ersichtlich, dass
die Freiheit des amerikanischen Volkes unterminiert wird. Und aus dem
Vorangegangenen geht auch hervor, dass zu jenen, die die Hauptschuld
tragen, Präsident Truman wegen seiner Loyalitätsverordnung gehört, dann
das parlamentarische Komitee für unamerikanische Umtriebe und Senator
McCarthy wegen ihren Verleumdungsfeldzügen und Pat McCarran wegen, um nur
etwas zu nennen, seiner Opposition gegen die Nimitz-Kommission, die
vielleicht Abhilfe geschaffen hätte. Ein weiterer Faktor ist die Politik.
„Achtbare" republikanische. Senatoren schätzen sich nur zu glücklich dass
McCarthy für sie solch schmutzige Arbeit verrichtet, die den Demokraten
das Leben sauer macht. Und aus demselben Grund lassen parlamentarische
Komitees die aufsehenerregenden Aussagen unverantwortlicher Zeugen, wie z.
B. eines Budenz, weit und breit bekannt machen, während jene eines
ehemaligen Vizepräsidenten des Landes, der aufgefordert wird, sich zu
verteidigen, nicht veröffentlicht werden.
Auch der Rundfunk und die Presse müssen einen Teil der Schuld übernehmen.
Die 'Capital Times' von Madison (Wisconsin) vom 11. September 1951 verwies
unter dem Titel „Rundfunk kapituliert vor dem McCarthyismus" auf einen
früheren Leitartikel, in welchem sie die Anklage erhoben hatte, dass die
Associated Press und die United Press
„entstellte und zurechtgestutzte Nachrichten durchgaben, um Senator McCarthy von Wisconsin zu gefallen und den Wünschen der voreingenommenen grossen konservativen Zeitungsmagnaten, die diese Nachrichtenagenturen beherrschen, zu entsprechen".
Im Artikel hiess es dann weiter, dass Radiogesellschaften wie die NBC
„es nicht wagen, in [ihren] Sendungen die geringste Kritik an McCarthy zu gestatten, ohne sich sofort mit ihm in Verbindung zu setzen und ihm unverzüglich eine Gelegenheit zu geben, seine sämtlichen Kritiker und Gegner mit seiner Methode, sie für die Haltung ihrer Angehörigen und Freunde verantwortlich zu machen, zu beschimpfen".
Der Verfasser unterbreitete dann
Beweise, die zeigten, dass die NBC aus seiner Rede, die er auf ihre
Veranlassung hin vorbereitet hatte, alle Stellen über den zweifelhaften
Ruf, den McCarthy in Wisconsin geniesst, ausstrich.
Die Aufzahlung der Schuldigen wäre unvollständig, wenn man nicht auch auf
die Rolle hinwiese, die die römisch-katholische Kirche bei dieser modernen
Inquisition spielt. Hat nicht vor allem sie die krankhafte Furcht vor der
Kommunistengefahr gezüchtet, und sind nicht diese erwähnten Methoden zur
Hauptsache jene, die sie benützt, um ihre Ziele zu erreichen? McCarthy ist
ein unverantwortlicher Agent der republikanischen Partei und der
Grossgrundbesitzer zur Beeinflussung des Kongresses, aber er leistet
solche Dienste gewiss noch in vermehrtem Masse der Kirche oder nicht? Die
Zeitschrift 'Time' berichtet, dass McCarthy "beinahe jeden Sonntag die
Messe besucht". Es scheint, dass sich jemand die goldene Gelegenheit
entgehen lässt, einem "guten Katholiken" die Grundsätze der Wahrheit und
Gerechtigkeit beizubringen!
Auch Budenz ist ein Lieblingssohn der katholischen Kirche. Das große
Aufhaben, das von seiner Rückkehr zum Katholizismus gemacht wurde, half
mit, seinem wertlosen - es verdiente noch eine kräftigere Bezeichnung
Zeugnis einen frommen Anstrich zu geben, was den römisch-katholischen
Senator Chavez veranlasste, von Budenz zu sagen, er verwende das "Kreuz
als Knüppel". Als Professor an der katholischen Fordham-Universität kann
Budenz gewiss nicht Unwissenheit vorschützen. Und als Pat McCarran vor
einigen Jahren den Papst besuchte, hatte er so viele Rosenkränze bei sich,
die er gesegnet haben wollte, dass der Papst die Bemerkung machte, er habe
nicht gewusst, dass es in den Vereinigten Staaten so viele Katholiken
gebe!
Auch Kriegsveteranen-Organisationen sind schuldig. Es liegt Beweismaterial
dafür vor, dass diese, besonders die Amerikanische Legion und die
Katholischen Kriegsveteranen, als das "Schwert der katholischen Kirche"
verwendet werden.
Und schliesslich ist auch das Volk nicht unschuldig. Es geht den Weg des
geringsten Widerstandes. Wie viele könnten heute mit ehrlichem Herzen
sagen: "Gebet mir die Freiheit, oder gebet mir den Tod!"? Ein saftiges
Schnitzel, Likörs, Kleider, Sport und andere Vergnügungen bedeuten dem
Volk mehr als seine grundlegenden Freiheiten. Ohne zu mucksen lässt es
sich eine Antikommunisten-Kamgagne gefallen, die ihm eine totalitäre
Einstellung verleiht. Der Scherz über die Freiheitsstatue mag noch
bitterer Ernst werden: "Sie steht dort, wo sie hingehört - auf dem Grabe
der Freiheit!"
Erneut kam die WTG auf das Thema in ihrer „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 11. 1954 ähnlich zu sprechen.
„Versammlungen nun, die für die
Öffentlichkeit zugänglich sind, kann der Betreffende besuchen, solange er
sich recht aufführt und ordnungsgemäß handelt. Wenn er in eine öffentliche
Veranstaltung kommt, sagen wir zu einem öffentlichen Vortrag in einen
öffentlichen Saal oder in den Königreichssaal oder in den Stadtpark oder
zu einem Wachtturm-Studium oder zu einer Dienstversammlung, so ist all
dies öffentlich, die Türen stehen offen, und er kann Zutritt erhalten.
Wenn er in diese Versammlung kommt und niedersitzt, haben wir, solange er
sich ordentlich aufführt und sich um seine eigenen Geschäfte kümmert,
nichts zu ihm zu sagen. Jene, denen die Sachlage in der Versammlung
bekannt ist, sollten ihn niemals begrüssen, noch sich von ihm
verabschieden.
Er ist in unserer Mitte nicht willkommen, wir meiden ihn. Wenn ein solcher
im Wachtturm-Studium dasitzt und die Hand erhebt, sollte der Vorsitzende
ihn nie beachten, noch ihm gestatten, einen Kommentar zu machen. Er ist
nicht einer von uns. Er ist kein anerkanntes Glied in Gottes Versammlung.
Jene, die unterrichtet sind und ihn kennen, sollten ihn bestimmt meiden,
da sie ihm nichts zu sagen haben.
So werdet ihr denn in euern Privathäusern niemals die Tür öffnen und ihm
einzutreten gestatten. Ihr werdet einem solchen nie die Hand der
Gemeinschaft reichen.
Bezüglich einer weiteren Auseinandersetzung mit dieser WT-Ausgabe,
einschließlich Repros aus ihm; siehe:
Parsimony.23210
Mehr am Textende der Datei. Einleitend wird zu Vergleichszwecken auch auf eine
WT-Ausgabe des Jahres 1912 verwiesen, und damit die 1952 eingeleitete
Verschärfung der WTG-Praxis, weiter verifiziert.
„Das Ergebnis war ein dramatisches Epos zur Unterhaltung. Die Christen, die von dem unter Neros Herrschaft stehenden Rom verfolgt wurden, werden insofern richtig dargestellt, als sie als Leute entschieden 'anderer' Art gezeigt werden. Sie predigten Christi Königreich und die Liebe, lächelten angesichts des Todes und weigerten sich, mit der zügellosen, militaristischen Gesellschaft Roms etwas zu tun zu haben."
Solcherlei Thesen machten sich in den Ohren ihrer Anhängerschaft,
namentlich jenes Teiles, der von den Verbotsmaßnahmen des Ostblockes betroffen
war, „nicht schlecht". Nicht wenige machten blutigen Ernst daraus und sahen
eine „neuzeitliche Erfüllung" zu ihren Lebzeiten, mit persönlicher
Betroffenheit.
Ob sie nun „lächelten" oder nicht, der Geschichtsverlauf ging seinen eigenen
Weg. Damals, oder um 1950.
Was motivierte denn die ersten Christen zu ihrer Außenseiterrolle? Mit
Sicherheit die Endzeit-Naherwartung. Und auf diesem Klavier wurde auch um 1950
allerkräftigst herumgehämmert. In den Ohren der Anhängerschaft als „liebliche
Musik". In den Ohren anderer, eher als unerträgliches „Katzengejaule". In
beiden Fällen ging der Lauf der Geschichte seinen eigenen Weg. Die da
„lächelten" erwiesen sich als betrogene Narren, selbstbetrogene. Jenes
Urchristentum blieb nicht immer „Ur"Christentum, Und schon bald, in
geschichtlicher Dimension gemessen, sehr kurzer Zeit, konnte die „Creme" der
betrogenen Narren, es nicht eilig genug haben, sich als Kirche zu etablieren,
in der es vor allem eines gab. Herrscher und Beherrschte.
Nicht genug damit, sie hatte es dann noch eiliger, sich vom Staat nach allen
Regeln der Kunst korrumpieren zu lassen. Damals redete man wohl noch nicht von
„Körperschaft des öffentlichen Rechts". In der Sache handelte es sich aber
schon in der Frühzeit darum. Diese Vergleichsliste ließ sich noch um einiges
verlängern.
Der Film „Qua vadis" wurde wohl um 1951 zuerst dem Publikum angeboten. Wer nun
nicht unbedingt auf das Sujet filmische Darstellung „abfährt"; wer sich
beispielsweise auch mit einer Darstellung in Romanform zufrieden geben mag,
der konnte schon mehrmals davor, ähnliches registrieren. So beispielsweise in
dem Roman von Gerhart Hauptmann „Der Narr in Christo. Emanuel Quint". Auch die
„Quintgeschichte" steuert einem gewissen Höhepunkt zu, Dergestalt, dass die,
auch in diesem Romansujet aktiv handelnden Narren, schließendlich an dem Punkt
angelangt waren, es nicht eilig genug haben zu können; sich korrumpieren zu
lassen. So wiederholt sich wohl Geschichte, zum nicht mehr zählbarem Maße!
Hauptmanns Emanuel
Quint
Drahbeck...sollten ihn niemals begrüssen, noch sich von ihm verabschieden.
...wir meiden ihn.
... ihn nie beachten
...sollten ihn bestimmt meiden, da sie ihm nichts zu sagen haben.
So werdet ihr denn in euern Privathäusern niemals die Tür öffnen und
ihm einzutreten gestatten.
Ihr werdet einem solchen nie die Hand der Gemeinschaft reichen.
In Facebook kursieren unter Zeugen Jehovas gerade Namenslisten angeblicher
Abtrünniger per Kettenbrief.
Ohne das die User die Leute die sie da namentlich aufzählen wirklich kennen,
betitulieren sie sie als Abtrünnige.
Jetzt haben sich User die auf diese Listen an unterschiedlichen Stellen als
Abtrünnige aufgezählt werden bitter böse beschwert weil sie Brüder wären.
Andere die sie kennen bestätigen das es sich hier um Brüder handelt etc.
Gibt man nun einen Namen der angeblichen Abtrünnigen bei Facebook in die
Suchmaschine ein, bekommt man teilweise über hundert gleichlautende Personen
als Treffer geliefert – mit Sicherheit über hundert Personen die hier pauschal
zu Unrecht Denunziert werden.
Wer schon mal speziell einen Namen in Facebook gesucht hat wird schnell
feststellen das man hunderte von gleichlautenden Namen als Treffer geliefert
bekommt aber der den man sucht nicht dabei ist…
Und wenn man jetzt noch einen weiteren Beweis benötigt, das das Handeln der
Zeugen Jehovas nicht Geist geleitet ist:
Diese Listen werden echten Abtrünnigen geschickt weil die Zeugen Jehovas sie
für Brüder halten…
Ach und es gibt eine Neuigkeit.
Es wurde schon berichtet dass der Wachtturm von der Seitenzahl halbiert werden
soll.
Neu ist das es dann Artikel geben wird die man nur noch Online bekommen kann.
Als html Text und zum Teil auch als mp3.
Das wird angekündigt als ob man sich für den Stuss den die Schreiben überhaupt
interessieren würde.
Im Endeffekt läuft es doch nur darauf hinaus dass sie Internetseiten ohne
festen Literaturbezug gestalten.
Das ist schon länger im Internet aufgefallen.
Ein Beispiel:
Das Thema „Ehe glücklich gestalten“ erschien im Wachtturm Jahr für Jahr
mindestens einmal.
Die Zeitschriften waren schon immer so aufgebaut das die gleichen Themen halt
in regelmäßigen Abständen wieder durchgekaut wurden.
Jahr für Jahr mussten halt die 768 Seiten irgendwie gefüllt werden.
Aber im Internet ist es komisch wenn man dasselbe Thema mehrmals nebeneinander
legt.
Man muss also gleichlautende Themen durch neue ersetzten sonst fällt es auf
das man zum gleichen Thema nur immer das gleich bereits zigmal geschriebene
von neuen druckt.
Warum veröffentliche ich den Artikel schon wieder ohne substanziell etwas
Neues dazu beitragen zu können?
Mit anderen Worten – die sogenannten „nur im Internet veröffentlichen Artikel“
sind jetzt von der Literatur losgelöst und werden speziell nur für html Seiten
geschrieben.
Das ist das gleiche nicht eingestehen der Nutzlosigkeit ihres Tuns wie das
abschaffen des Buchstudiums.
Da haben sie auch nicht gesagt „Wir schaffen das Buchstudium ab“.
Nein sie mussten sagen das das Buchstudium in die Theokratische
Predigdienstschule integriert wird.
Dabei gab es davor schon immer eine Buchbetrachtung mit fragen und Antworten
zu beginn der Theokratischen Predigdienstschule.
Man muss wohl Zeuge Jehovas sein um den Sinn hinter der Bekanntmachung zu
sehen das „zukünftig Artikel nur noch im Internet veröffentlicht werden“.
Es ist offenkundig, dass damit nicht die Wahrnehmung der gesetzlichen
Grundschulpflicht in Frage gestellt wird. Die wird respektiert. Die
Fragestellung bezieht sich denn auf weiterführende Schulformen, die ein
gewisses Maß an Selbstinitiative und Freiwilligkeit voraussetzen.
Die Diktion jenes Artikels läuft denn auch darauf hinaus, dass man -
theoretisch - das Für und Wider beleuchten will. Allein aber schon das man das
zu einer „zu klärenden Frage" erklärt, macht doch wohl deutlich, wohin die
Sympathie der WTG, noch mehr in Beeinflussungsdruck, hingeht. Und so versäumt
sie es denn auch nicht ausführlichst, jene Aspekte darzustellen, die aus
WTG-Sicht gegen den Besuch höherer Schulformen sprechen. Und so findet man in
diesem Artikel denn auch solche Sätze wie die:
„Oder wäre es besser gewesen, in den Vollzeitdienst, den Dienst für unsern Gott Jehovas einzutreten? Schaut, weil wir uns geweiht haben, den Willen Gottes zu tun, sind wir nicht wie die andern hier in der Schule, deren einziges Streben es ist, vorwärtszukommen, eine hohe soziale Stellung zu erlangen und einen Haufen Geld zu verdienen. Wir wissen, dass dieses alte System der Dinge in Harmagedon bald vernichtet wird; was für Gründe sprechen also dafür, eine höhere Schule zu besuchen, wenn wir im Felde sein könnten, um andere zu warnen? Und ausserdem besteht die grosse Gefahr, dass man in den Treibsand der Unsittlichkeit gerät oder wegen der gottlosen Zustände an heutigen Schulen seinen Glauben ganz verliert."
Weiter meint der „Wachtturm" zu wissen:
„Die Bildungssysteme sind sehr mangelhaft und der laufende Studiengang für einen Christen von wenig praktischem Wert. Die vor Harmagedon verbleibende kurze Zeit sollte so nutzbringend als möglich verbracht werden. Der Druck auf den Glauben und die Lauterkeit eines Schülers von jeder Seite des Schullebens her ist für den Schüler schwer. Von der einen Seite wird seinem Sinn fortwährend die Evolutionstheorie und der Unglaube aufgezwungen, und aus anderer Richtung suchen die Kräfte der Unsittlichkeit seine christliche Grundlage zu untergraben und zu zerstören. Wer offen Stellung nimmt für Gottes Königreich der Gerechtigkeit als des Menschen einzige Hoffnung wird oft boshaft verleumdet, lächerlich gemacht und von der Studentenschar wie von der Lehrerschaft verfolgt."
Und um weiter „nachzulegen" tönt der WT:
„alle Unterrichteten werden unbedenklich zugeben, dass in den gegenwärtigen Bildungssystemen manches verkehrt ist ..."
Kernsatz für den WT ist in der Sache aber wohl der:
„Es ist gut, wenn du deinen Sinn und auch dem Sinn anderer die Nähe Harmagedons einprägst ... Es wird somit offenbar, dass die oben erwähnten Gründe ... dafür sprechen, dass man nicht in eine höhere Schule gehe."
Das einzigste was der WT zubilligen will, sind Ausbildungselemente, die für den WTG-Predigtdienst nützlich sein könnten. Deren Wahrnehmung widerspricht er nicht, meint aber den sinnigen Vergleich dazu mit ins Argumentationsfeld einbringen zu sollen:
„Denkt daran; Jesus war ein Zimmermann und Paulus ein Zeltmacher, andere waren Fischer ... Es ist daher für Glieder der Organisation des Herrn, die ihr Leben dem Königreich geweiht haben, gut, wenn sie sich von einer Teilnahme an Schulsport oder Athletik und von gesellschaftlichen Anlässen der höheren Schulen zurückhalten. Indem sich jemand von den Dingen dieser Welt abgesondert hält, kann er sich zum Felddienste völliger mit des Herrn Volk verbinden."
Drahbeck
Vor sechzig Jahren
„Wachtturm" Ausgabe vom 15. 5. 1952:
„Sollen wir die Schule weiter besuchen oder nicht?"
Wir wissen, dass dieses alte System der Dinge in Harmagedon bald vernichtet wird; was für Gründe sprechen also dafür, eine höhere Schule zu besuchen, wenn wir im Felde sein könnten, um andere zu warnen?.
„ Die Bildungssysteme sind sehr mangelhaft und der laufende Studiengang für einen Christen von wenig praktischem Wert. Die vor Harmagedon verbleibende kurze Zeit sollte so nutzbringend als möglich verbracht werden.
Es ist gut, wenn du deinen Sinn und auch dem Sinn anderer die Nähe Harmagedons einprägst ... Es wird somit offenbar, dass die oben erwähnten Gründe ... dafür sprechen, dass man nicht in eine höhere Schule gehe.
Weil es leider Meschen gab und immer
noch gibt, die auf die Führung der WTG hören, passiert dann folgendes:
WT vom 15.MÄRZ 2012 S.27 Abs.11
und S.28 Abs.13/14:
Leider gibt es den einen oder anderen, der Opfer gebracht hat, sie im
Rückblick aber als verpasste Gelegenheit
betrachtet. Hattest du die Chance auf eine akademische Bildung eine angesehene
Stellung oder finanzielle Sicherheit, hast sie aber ausgeschlagen? Viele
Brüder und Schwestern haben gut bezahlte Stellungen in der Geschäftswelt, der
Unterhaltungsbranche, im Bildungsbereich oder im Sport aufgegeben.
Jetzt ist einige
Zeit vergangen und das Ende ist
noch nicht gekommen. Malst du dir
eventuell aus, wie du wohl dastehen würdest, wenn du diese Opfer nicht
gebracht hättest?
Wie können wir gegensteuern, wenn unsere Gedanken anfangen darum zu kreisen,
was aus uns hätte werden können?
... Mach dir bewußt, ...
... was Jehova ... für die Zukunft versprochen hat?
Anschließend erwähnt Paulus etwas, was uns helfen wird, Jehova auch in Zukunft
treu zu dienen. ... Paulus nennt also zwei Schritte, die beide notwendig sind:
Erstens müssen wir vergessen, was wir hinter uns gelassen haben -
dürfen also
unsere kostbare Kraft und Zeit
nicht damit vergeuden uns darum
noch allzu viele Gedanken zu machen. Und zweitens ist es wichtig, uns wie ein
Läufer kurz vor der Ziellinie dem entgegenzustrecken, was vor uns liegt, und
darauf konzentriert zu
bleiben.
Was hatte Jehova angeblich vor 60 Jahren
für die Zukunft versprochen und wie weit vor der Ziellinie waren ZJ damals?
Dafür besonders aussagekräftig in dieser Richtung auch das WTG-Buch „Trost
für die Juden". Auch Russell war schon, in besonderem Maße durch die Förderung
des Zionismus als seinem Markenzeichen, in Erscheinung getreten; etwa mittels
seines legendären Vortrages vor Juden im New Yorker Hippodrom und anderes
mehr. Sehr wohl als „Morgengabe" an den heraufziehenden Faschismus bewertbar,
revidierte Rutherford dann in seinen 1931er „Rechtfertigung"s-Büchern diese
Position klammheimlich. Nunmehr hieß die Parole, der Zionismus sei vom „Geist
des Teufels" gespeist. Das ging offenbar soweit, dass selbst KZ-Kommandant
Rudolf Höß, bei der Bewertung der in seinem Lager inhaftierten Zeugen Jehovas
jubelte, die seien „schärfstens" gegen die Juden eingestellt.
Noch nach 1945 waren etwa in der ersten Auflage des 1946 (in Englisch - 1948
in Deutsch) erschienenen WTG-Buch „Gott bleibt wahrhaftig" zwielichtige Sätze
zum Thema nachweisbar. Die wurden erst später - ebenfalls klammheimlich ohne
Entschuldigung für die vorherigen Verirrungen - revidiert.
Inzwischen war das eingetreten, was 1946 noch nicht unbedingt voraussehbar
war. Israel hatte sich als Staat konsolidiert. Die Zeiten, wo die WTG
allerdings mit in den Chor der theologischen Verklärer solcher Ereignisse
eingestimmt hatte, waren nun wohl endgültig vorbei. Ohne ihre eigene Position
und Geschichte in der Sache zu erwähnen, kommt „Erwachet!" in seiner Ausgabe
vom 22. 5. 1952 in einem ausführlichen Artikel mal auf diesen neugegründeten
Staat Israel zu sprechen. Angesichts der auch die nachfolgenden Jahrzehnte
beherrschenden Konflikte in dieser Region; ist es durchaus interessant diese
Ausführungen einmal zur Kenntnis zu nehmen. Nachstehend Auszüge daraus.
IM WINTER 1950-51, machte das
israelische philharmonische Orchester eine Konzertreise durch die
Vereinigten Staaten, um Sympathien für Israel zu werben. Anlässlich eines
Empfanges, der in Providence (Rhode Island) zu Ehren des Orchesters
gegeben wurde, nannte; Dr. Henry M. Wriston, Präsident der
Brown-Universität, den neuen Staat Israel in anerkennender Weise „die
Verwirklichung einer grossartigen Idee". Er stellte fest, er sei „der
Ausdruck eines Ideals, dem während Jahrhunderten vergeblich nachgestrebt,
das aber dennoch nicht aufgegeben wurde; und seine Realisierung konnte
sogar in einer feindseligen Umgebung erreicht werden".
Im Frühling 1951 stattete der israelische Premierminister David Ben-Gurion
den Vereinigten Staaten einen Besuch ab. Jüdische Vereine veranstalteten
Festlichkeiten zu seinen Ehren und in Washington machte er einen günstigen
Eindruck. Regierungsbeamte nannten Israel „unseren ergebenen Verbündeten",
„einen natürlichen, Verbündeten", und spielten auf die Rolle an, die es
als Vorposten der Demokratien im Nahen Osten bei einer Verteidigung unter
Umständen spielen könnte. Gegen Ende des Jahres bewilligten die
Vereinigten Staaten Israel 64 000 000 Dollar in Sachlieferungen. Das
Amerikanische Christliche Palästina-Komitee unterstützt Israel in einer
andern Form, nämlich indem es versucht, die amerikanischen Protestanten
Israel günstig zu stimmen.
Dann fragt „Erwachet!"
Was für ein Land ist Israel ?
Was geschieht dort und warum geschieht es? Ist es tatsächlich „die
Verwirklichung einer grossartigen Idee", die den Beistand, den religiöse,
politische und finanzielle Kreise Amerikas diesem Lande gewähren,
rechtfertigt? Oder besteht die Möglichkeit, dass es noch eine Kehrseite
der Medaille gibt, nämlich die Ansicht jener „feindseligen Umgebung", der
arabischen Nationen?
In der Neuzeit errichteten die Juden ihre ersten landwirtschaftlichen
Siedlungen in Palästina im Jahre 1840. Etwa fünfzig Jahre später wurde die
Zionisten-Bewegung ins Leben gerufen, deren Ziel „die Schaffung einer
öffentlich und rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina" für das
jüdische Volk war. Die Errichtung des britischen Mandats über Palästina
nach Beendigung des Ersten Weltkrieges setzte der vierhundertjährigen
Türkenherrschaft ein Ende und stellte die Einwanderung der Juden wieder
her."
Jetzt kommt aber das Aber:
Es war für England nicht leicht,
die Pax Britannica während den ungefähr dreissig Jahren seiner
Mandatsherrschaft zwischen den Juden und Arabern in Palästina
aufrechtzuerhalten. Recht paradox war, dass ihm jene, die es .am meisten
begünstigte, nämlich die Juden, die grössten Schwierigkeiten bereiteten.
Fanatische jüdische Gruppen töteten Hunderte von britischen Beamten und
Soldaten, um ihrer Forderung auf Abzug der Engländer Nachdruck zu
verleihen. Schliesslich war Englands Geduld erschöpft und es kündigte
seinen Abzug aus Palästina an. Am 14. Mai 1948, dem Tag des Abzuges der
britischen Truppen, erfolgte die Proklamation des Staates Israel. Dieser
ist, verglichen mit andern Staaten, wirklich klein, denn 'er umfasst
weniger als 21.000 km2 (das ist ungefähr halb so viel als die Schweiz).
Seine wichtigsten Städte sind Jaffa-Tel Aviv mit einer Bevölkerung von 400
000, Haifa mit 150 000 und Jerusalem (der neue Stadtteil) mit 110.000.
Ungefähr 12 % aller Juden, die es in der Welt gibt, leben in Israel.
Ideologische, religiöse und politische Probleme Die Geburt des Staates
Israel hat die Juden der ganzen Welt in zwei Lager geteilt, die durch eine
breite ideologische Kluft getrennt sind. Auf der einen Seite befinden sich
jene Juden, die der Meinung sind, Jude sein sei nur eine Sache der
Religion und nicht der Nationalität und auf der ändern Seite jene, die die
Auffassung haben, Israel sei die Heimat aller Juden. Diese letztgenannte
Auffassung vertritt auch Israels Premier der kürzlich am
Welt-Zionisten-Kongress, der in Jerusalem abgehalten wurde, sagte:
„Der israelische Staat unterscheidet sich von allen andern Staaten darin,
dass er nicht nur der Staat seiner Bürger ist, sondern des ganzen
jüdischen Volkes, jedes einzelnen Juden. wo er auch leben mag."
Diese Ansicht wird von vielen amerikanischen Zionisten abgelehnt. Einer
von ihnen entgegnete:
„Die amerikanischen Juden sind keine Kandidaten für die
Masseneinwanderung." Und vor Jahren wurde sogar von amerikanischen Juden
die Erklärung abgegeben, dass „Amerika [ihr] Palästina und Washington
[ihr] Jerusalem sei". Eine weitere Bestätigung davon ist die in der New
York Times vom 28. Nov 1951 veröffentlichte Meldung aus Jerusalem, wonach
amerikanische Touristen wohl nach Israel strömen, aber „amerikanische
Juden, die als Einwanderer hierher kommen, selten sind".
In Israel verbanden sich Religion und Politik zu einer judaistischen
Demokratie. Dazu erklärte der Vorsitzende der internationalen jüdischen
Mizrachi-GeselIschaft:
„Jene, die diese Streitfragen voneinander trennen möchten, leben nicht in
der Wirklichkeit." Um eine Regierung bilden zu können, musste die Mapai,
die führende politische Partei, die eine Art sozialistische Arbeiterpartei
ist, die religiösen Parteien in ihre Koalition aufnehmen. Dies zwang sie,
auf ihre Forderungen einzugehen, die „eine religiöse Erziehung, ein
Sabbatgesetz, Opposition gegen die Einfuhr von nicht koscherem Fleisch und
ein Verbot der zwangsweisen Mobilisierung von Frauen für den Militärdienst
einschlössen". Der radikale Charakter dieses kleinen, aber mächtigen
religiösen Blocks und die diesbezüglichen, strittigen Fragen hielten die
Regierung davon ab, weitere Schritte in der Ausarbeitung eines dauernden
Verfassungswerkes zu unternehmen. Dieser religiöse Block konnte den
Rücktritt der vorhergehenden Koalitionsregierung wegen einer strittigen
Frage, Kirche und Staat betreffend, erzwingen. Diese Koalition der
liberalen und religiösen Parteien hat gegenwärtig von den 120 Sitzen des
israelischen Parlaments oder Knessets 65 inne. ...
Das Wirtschaftsproblem
Stolz, voller Begeisterung und
Optimismus weisen die Israeli auf den Fortschritt hin, den ihr Land in
industrieller Hinsicht macht. Seit seiner Gründung hat sich seine
Textilindustrie, seine Baumaterialienindustrie, seine
Nahrungsmittelproduktion und seine Metallindustrie beinahe verdreifacht.
Eine grosse Fabrik, in der Autobestandteile montiert werden, ist in
Betrieb; kürzlich wurde eine neue Pneu- und Gummifabrik in Betrieb
genommen, ein Eisen- und Stahlwerk nähert sich der Vollendung und
chemische, Dünger- und andere industrielle Fabriken werden vergrössert;
alle haben das Ziel, Israel wirtschaftlich so unabhängig wie möglich zu
machen, obschon das Land nur wenige natürliche Reichtümer besitzt.
Trotz diesen glänzenden Fortschritten ist es Tatsache, dass Israel eine
äusserst ungünstige Handelsbilanz hat; oder ist es wegen dieser
Industrialisierung? Jedes Jahr übersteigt seine Einfuhr die Ausfuhr
beinahe um das Sechsfache. Israel hat alle erdenklichen Mittel angewandt,
um den Druck, den diese ungünstige Handelsbilanz auf seine nationale
Wirtschaft ausübt, zu mildern; in diesem Sinne wurde auch von den
Vereinigten Staaten eine Anleihe von einer halben Milliarde Dollar
aufgenommen.
Eine Quelle der SchwierigkeitenDie Quelle der wirtschaftlichen
Schwierigkeiten Israels ist seine Politik einer uneingeschränkten
Einwanderung. Sein Ziel ist, bis in fünf Jahren eine Bevölkerung von 2 500
000 zu haben; um dies zu erreichen, hat es grosse Lufttransporte
organisiert. Seine „Operation Magischer Teppich" brachte 50 000
jemenitische Juden nach Israel; bald werden auch die 100000 Juden aus Irak
herübergeschafft sein, und es hofft binnen kurzem 70 000 von Irans 100 000
Juden herüberzubringen. In einem israelischen Nachrichtenbrief hiess es
über diese Einwanderung:
„Sie ist eine moralische Verantwortlichkeit und einer der Hauptgründe für
das Bestehen [Israels] als unabhängiger Staat."
Aber eine zunehmende Zahl Israelis fordern die Beschränkung der
Einwanderung.
Was die Sache verschlimmert, ist der Umstand, dass viele Einwanderer nicht
gerne auf dem Lande arbeiten und die Siedlungen in der Wildnis verlassen
und die Städte aufsuchen. „Leuten, die jetzt nach Israel kommen ... fehlt
die Voraussetzung und die Begeisterung zur Bewältigung der Aufgaben, die
ihrer warten."
Warum sollten sie harte manuelle Arbeit leisten, wenn, wie sich wie ein
30jähriger Einwanderer ausdrückte, „wir ganz gut leben können aus dem
schwarzen Markt"? Laut einer in der New York Times erschienenen Meldung
aus Tel Aviv vom 21. November 1951 sollen 150 enttäuschte indische Juden
einen Sitzstreik durchgeführt haben; schlechte Behandlung und
Diskriminierung ihrer Hautfarbe wegen veranlasste sie zu verlangen, dass
man sie nach Indien zurückbringe.
"In einer feindseligen Umgebung"
Um begreifen zu können, warum
sich diese „grossartige Idee", dieser Staat Israel, „in einer feindseligen
Umgebung" befindet, muss man erst einmal den Standpunkt der arabischen
Völker, die Israel als Nachbarn hat, verstehen. Diese arabischen Nationen
betrachten Israel als Protege des imperialistischen Englands, als einen
neuen Eindringling, als Usurpator und Räuber von palästinensischem Gebiet.
Welches Recht besass Grossbritannien, den Juden zu gestatten, sich in
Palästina niederzulassen? Es stimmt, dass die Juden sonst überall in der
Welt verfolgt werden. Rechtfertigt dies aber die Forderung, dass die
Araber ihre Herrschaft über Palästina an die Juden abtreten sollten? Die
Juden könnten sich doch in Nord- und Südamerika oder in Australien
niederlassen; warum müssen sie nach Palästina kommen ? Nur die Tatsache,
dass das Land vor 3000 Jahren im Besitz der Juden war, ist kein
stichhaltiger Grund für den Anspruch, den sie heute geltend machen! Haben
die Araber das Land nicht während vieler Jahrhunderte besessen? Und
schliesslich kann nach modernem Gesetz ein Anspruch nur während einer
gewissen Zeitspanne geltend gemacht werden.
0 ja, fährt der Araber fort, die Juden haben sentimentale und religiöse
Gründe und stützen ihren Anspruch auf die Geschickte der Bibel. Aber seit
wann stützen moderne Nationen ihre Machtpolitik auf jenes Buch? Und wenn
die Juden behaupten, das Land. gehöre ihnen, weil sie Nachkommen Abrahams
durch Isaak seien, so entgegnen die Araber, dass auch sie Abrahams,
Nachkommen seien, nämlich durch Ismael. Warum wurde eine Million Araber
gezwungen, müssig dazusitzen und zuzusehen, wie Ausländer, auch wenn sie
willens waren, für das Land zu bezahlen, die Herrschaft über dasselbe
errangen
Es besteht kein Zweifel darüber, dass die junge Nation Israel bei den
arabischen Nationen im Nahen Osten eine persona non grata ist. Und sie
wird von den nachsichtigen Vereinigten Nationen verwöhnt. Wiederholt hat
dieses kleine Land von weniger als anderthalb Millionen Einwohnern seinen
Eltern getrotzt. Ein schlagendes Beispiel dafür war seine Haltung in
Verbindung mit der im Jahre 1949 von den UN mit einer
Zweidrittelsstimmenmehrheit angenommenen Resolution, Jerusalem unter eine
internationale Verwaltung zu stellen. Dies passte Israel nicht und deshalb
unterzog es sich auch nicht, sondern verlegte trotzig seine Hauptstadt von
Tel Aviv nach Jerusalem und weigerte sich, der Aufforderung der UN., seine
Regierung von dort zu entfernen, nachzukommen.
Es überrascht daher nicht, wenn man wiederholt liest, dass die USA. und
die UN. dem kriegführenden kleinen Sprössling einen Verweis erteilen. „Ein
Beamter der UN. ist der Meinung, dass Tel Aviv die Anstrengungen, den
Huleh-Sumpfland-Streit beizulegen, sabotiere."
„Die USA. fordern Israel [im gleichen Zusammenhang] dringend auf,
Nachgiebigkeit zu zeigen."
Und „die USA erteilten Israel einen Verweis wegen der Bombardierung von
syrischem Gebiet im Grenzzwischenfall" ,wobei die USA. bemerkten, dass die
Bombardierung keineswegs gerechtfertigt gewesen sei und Israel daran
erinnerten, dass seine Stellung im Nahen Osten auf die Dauer von der
Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen zu den arabischen Staaten
abhänge.
Im Februar 1951 fiel ein israelisches Überfallkommando in Jordanien ein,
sprengte einige Häuser in die Luft und tötete eine Anzahl Araber, was vier
Professoren der hebräischen Sprache in Jerusalem veranlasste, einen
Protest zu veröffentlichen, der mit den Worten schloss:
„Ist dies die jüdische Tradition, auf die, wie wir glaubten, der Staat
Israel gegründet wurde? Ist dies die Achtung vor dem menschlichen Leben,
auf der das jüdische Volk bestand, als es noch keine politische Nation
war? Kann man so der Welt beweisen, dass unserer Nation gerechte
Grundsätze hochhält?"
Unter dem Titel „Israelis vertreiben 12000 Araber aus 2 Dörfern; besetzen im Waffenstillstandsabkommen eingeschlossenes Gebiet", brachte die New York Times einen Bericht darüber, wie die Israeli um drei Uhrmorgens einen bewaffneten Angriff ausführten. „Die Bewohner der beiden Dörfer ... sagten, sie hätten das Land seit Generationen bebaut und hätten keine Voranzeige von einer Besetzung erhalten. Sie sagten, die Israeli hätten ihr Recht, bis an die neue Grenze vorzurücken, nicht ausgeübt, bis die Weizen- und Haferfelder reif zur Ernte gewesen seien." Und während Israel einerseits sich alles aneignet, was ihm der Waffenstillstandsvertrag vom Jahre 1949 gestattet, bezieht es sich anderseits' auf die Demarkationslinie vom Jahre 1947, wenn es ihm am besten passt! Es handelt mit seinen Nachbarn nach dem Grundsatz: „Ich gewinne das Huhn und du verlierst die Eier."
Das Flüchtlingsproblem
Die Art und Weise, wie Israel
die arabischen Flüchtlinge behandelte, rief zu Recht heftige Kritik
hervor. Nach der Zeitschrift Life vom 17. November 1951 beträgt ihre Zahl
880.000; von diesen befinden sich in Jordanien 467.000, in Ägypten
199.000, in' Libanon 106.000, in Syrien 84.000 und eine umstrittene Anzahl
in Israel. Das Los dieser Flüchtlinge ist genau so hart wie jenes der
europäischen jüdischen Flüchtlinge jemals gewesen ist. Es ist schon
zutreffend, dass der arabisch-israelische Krieg diese Flüchtlinge
verursachte, aber gemäss einer schon vor längerer Zeit vom Sicherheitsrat
der UN. gefassten Resolution haben Flüchtlinge das Recht, nach ihrem Lande
zurückzukehren, ein Recht, das Israel ihnen nicht gewähren will.
Diese Flüchtlinge sind nun der Zankapfel im israelisch-arabischen
Konflikt. Israel hat sich anerboten, 100.000 von ihnen zu übernehmen,
sofern die arabischen Staaten die andern bei sich unterbringen; aber die
arabischen Staaten bestehen darauf, dass man den Flüchtlingen erlauben
sollte, ihre eigene Wahl zu treffen. Israel will aus wirtschaftlichen und
politischen Gründen nicht alle diese Flüchtlinge aufnehmen und seine
Furcht, sie könnten unter Umständen eine fünfte Kolonne bilden, mag nicht
so ganz unbegründet sein. (Ein hoher UN.-Beamter sagte, es würde pro
Familie 1500 Dollar kosten um die Flüchtlinge in ihren neuen Heimatländern
anzusiedeln.) Und während Israel und die arabischen Staaten wegen diesen
unglücklichen Flüchtlingen hin und herzanken und sich weigern, irgend
etwas für sie zu tun, „verlangt Truman vom amerikanischen Kongress 5
Millionen Dollar als vorläufige Hilfe für die Araber, um die Spannung im
Nahen Osten zu mildem". Aber es ist noch keine Milderung in Sicht.
Wegen der "unnachgiebigen Haltung" der Araber und der Israelis gab die
Versammlungskommission der Vereinigten Nationen für Palästina am 21.
November 1951 bekannt, dass sie entschieden habe, die im Gange
befindlichen Vermittlungsversuche abzubrechen.
Aus diesen Darlegungen ist klar ersichtlich, dass beide Parteien im
arabisch-israelischen Konflikt vieles zu ihren Gunsten vorbringen können
und dass Israel als „Verwirklichung einer grossartigen Idee" noch zu
wünschen übrig lässt. Kein Wunder, dass die amerikanische Politik, die
Israel begünstigt, wo dies doch vom moralischen und praktischen Standpunkt
aus nicht befriedigend begründet werden kann, bei vielen Amerikanern
Besorgnis erregt. Israel muss erst noch den Beweis erbringen, dass es
gewillt ist, seine Wirschaftprobleme von einem realistischen Standpunkt
aus zu betrachten. Und warum sollten die arabischen Nationen bloss aus
sentimentaler Rücksichtnahme auf Israel in die Einflusszone des Kremls
abgedrängt werden?
Der abschließende Kommentar von „Erwachet!" lautet:
Die menschliche Natur bleibt
immer dieselbe. Werden die Menschen bedrückt, so sehnen sie sich nach
Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, wenn sich aber der Spiess wendet, so
verfehlen sie, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu üben. Die
Arbeitergewerkschaften klagten lange über die vom Grossgeschäft ausgeübte
Bedrückung, jetzt aber missbrauchen Gewerkschaftsbonzen in tyrannischer
Weise ihre errungene Macht.
Die Neger beschweren sich über eine Diskriminrierung, aber sie
diskriminieren selber Andersfarbige. Israel bildet keine Ausnahme. Wie
kann aber jemand angesichts dessen behaupten, Israel sei die messianische
Nation?
„Dies zeigte kürzlich das Vorgehen eines gewissen Monsignore Westenberger der Diözese Green Bay (Wisconsin). Er verbot die Juli-Ausgabe von 'Reader's Digest (Das Beste) in den 113 Schulen seiner Diözese, weil sie einen Artikel über das Thema 'Kinder auf Wunsch' enthielt. Er bezeichnete diesen Artikel als 'absolut unvereinbar mit der sittlichen Norm, die Jesus aufstellte … [als] unpatriotische, unchristliche und verderbte Propaganda'
Dazu fragt dann „Erwachet!"
Hat die römisch-katholische Hierarchie das Alleinrecht auf Christentum und Sittlichkeit? Und sind jene Millionen von Amerikanern sowie der 'Reader's Digest' Narren ohne Gewissen, weil nach ihrer Meinung das Thema 'Kinder auf Wunsch' weder verderbt noch unpatriotisch noch unchristlich ist? Oder ist der Kampf der Katholiken, den 'Reader's Digest' durch Druckmittel und Boykott zu einer Kursänderung zu zwingen, unchristlich?"
Das nächste angeführte Beispiel:
„Niemand kann bestreiten, dass
sich Franco ohne die Hilfe Hitlers und Mussolinis nicht hätte zum
Herrscher des spanischen Volkes aufschwingen können. Als Franco losschlug,
waren die Sympathien des amerikanischen Volkes, einschliesslich einiger
Redaktoren von katholischen Zeitungen, völlig auf der Seite der
Loyalisten. Weil sich die katholische Kirche aber auf die Seite der
Reaktion geschlagen hatte, sorgte ihr Echo in Amerika dafür, dass das
amerikanische Staatsdepartement und die Presse Franco gewogen wurden.
Eine einflussreiche 'Lobby' in Washington war dafür besorgt, dass die
Regierung den gewünschten Kurs einschlug. Und wie wurde die Presse dazu
gebracht, diese Richtung einzuschlagen? Da war z. B. der Brooklyner 'Eagle'.
Er brachte Kriegsnachrichten ganz sachlich und nahm weder für die eine
noch für die andere Partei Stellung. Doch dies beliebte 'Pater' Curran
nicht. Er setzte sich mit dem 'Eagle' telephonisch in Verbindung und
erinnerte ihn daran, das er im Jahr 25.000 Dollar einnehme für das Drucken
der katholischen Zeitung 'Tablet'. Wenn er diesen Auftrag nicht verlieren
wolle, müsse er seine Politik, den spanischen Bürgerkrieg betreffend,
ändern. Der 'Eagle' entschied sich gegen die Wahrheit und für die 25.000
Dollar im Jahr …
Als weiteres Beispiel wird genannt:
In der Zeitschrift 'Time' vom
10. April 1950 hiess es in einem Artikel über den Krebsgang der Auflagen
der Bostoner Tageszeitungen und ihre Methoden, diese wieder in die Höhe zu
treiben, unter anderem, dass jene Zeitungen 'sorgfältig darüber wachen,
nichts zu drucken, was die Kirche beleidigen könnte.' …
Dieser Druck von seiten der römisch-katholischen Hierarchie wird nicht nur
auf die Verleger und Buchhändler ausgeübt, sondern auch auf die
Bibliotheken. Heute führt sie einen erbitterten Kampf gegen alle Bücher,
die irgendwelche geschichtlichen Tatsachen enthalten, die sie in einem
ungünstigen Lichte erscheinen lassen, und besteht darauf, dass solche
Bücher aus den öffentlichen Bibliotheken entfernt werden sollten. Dies hat
bei den Bibliothekaren ein solches Aufsehen erregt, dass der Präsident der
amerikanischen Bibliotheken-Vereinigung in seiner Rede anlässlich eines im
Jahre 1948 abgehaltenen Kongresses, der von etwa 6.000 Bibliothekaren
besucht wurde, sagte:
Darf einer religiösen Minderheit gestattet werden, die Biographie ihres Gründers, in der dieser nicht so dargestellt wird, wie sie es gerne hätte, den Bibliotheken vorzuenthalten? …"
„es schriftwidrig sei, wenn einer von Jehovas Zeugen jemanden heiratet, der nicht in der Wahrheit ist?"
Die Antwort darauf kann man auch so erahnen; gehört doch „Abschottung" mit zum Prinzip der WTG-Religion. Und so kulminiert denn diese Fragenbeantwortung auch in dem Satz:
„Eine solch willentliche, absichtliche Gefährdung seines christlichen Wohls und seiner geistigen Interessen ist weder Gott noch Christus wohlgefällig, sondern bedeutet einen Trotz gegenüber dem Rat und Gebot Jehovas."
Dieses Votum beinhaltet aber auch, dass entgegen der sonst rigiden Praxis
der Zeugen Jehovas (für die schon das Rauchen ein Ausschlussgrund ist), man
die Schließung solcher „Mischehen" nicht automatisch mit einem Ausschluss
belegt. Aber man lässt keinen Zweifel daran, wie man das bewertet: „Trotz", „Mißachtung
der Gebote Jehovas" sind denn auch eindeutige Vokabeln.
In der Praxis bedeutet dass, in den Fällen, wo die WTG-Organisation eine
solche Entwicklungen nicht verhindern konnte; macht man - gelegentlich - gute
Miene zum „bösen Spiel". Das schließt aber überhaupt nicht aus, dass die
Kandidatin oder der Kandidat, vorher massivem Druck ausgesetzt wird, der bis
zum faktischen Spießrutenlaufen ausartet, um solche Entwicklungen, möglichst
abzublocken. Erst wenn vollendete Tatsachen geschaffen wurden, ist man bereit
die mit „Leichenbittermiene" hinzunehmen.
Die Bewertung solcher Vorgänge, als „Trotz" beinhaltet zudem auch, dass die
Betreffenden nicht selten, im Zeugen Jehovas-Umfeld „nichts mehr zu lachen
haben". Das Instrumentarium der „Nadelstiche" dabei kann sehr vielgestaltig
sein.
„Die Negerfrage ist ein Frucht der Sklaverei; sie ist ein trauriges, durch diese entstandenes Problem. Sie hat sich [in den USA.] zur nationalen Streitfrage entwickelt und an vielen Orten grosse Ungerechtigkeiten gezeitigt. Auch liefert sie kommunistischen Propagandisten gute Munition für den kalten Krieg. Die mit dem Rassenvorurteil verbundenen Ungerechtigkeiten haben genau so als Wegbereiter für den Kommunismus gewirkt, wie in vielen Teilen Europas der Katholizismus. Kommunistische Propagandisten behaupten, die gesellschaftliche Stellung der Neger sei ein Barometer für die Echtheit der amerikanischen Demokratie. Unglücklicherweise ist der Barometerstand nicht hoch gewesen."
Im weiteren Verlauf werden etliche Details aufgeführt. Unter anderem das,
die amerikanische Justiz praktiziere ein „Zweiklassenrecht". Wer schwarzer
Hautfarbe sei, der werde für das gleiche Delikt erheblich schärfer bestraft
als etwa in Weißer.
Ein weiteres Zitat:
„Von den 14,9 Millionen Negern der Vereinigten Staaten leben 10 Millionen im Süden, wo sie wegen ihrer Hautfarbe gezwungen werden, in ganz unbefriedigenden Verhältnissen zu leben. In dem Lande, das den Grundsatz geprägt hat: 'Alle Menschen sind gleich geboren', müssen sie in den Gaststätten der Weisen stehen oder in der Küche essen. Sie dürfen nicht dieselben Eingänge benützen wie die Weißen oder auf denselben Bänken sitzen, nicht in denselben Schwimmbassins baden, dürfen nicht an denselben Brunnen Wasser trinken oder dieselben Aufenthaltsräume benützen und sowohl im Norden wie im Süden die gleichen Kirchen wie die Weißen besuchen."
Auch die WTG, obwohl sie die Rassentrennung primär nicht zu verantworten hat, passte sich widerstandslos diesen Gegebenheiten an. So notierte der „Wachtturm" etwa im Jahre 1949:
„Allerdings mussten wir uns um den Saal (für den Kongress) mieten zu können, den Vorschriften anpassen, wonach die weißen und die farbigen Geschwister in verschiedenen Teilen des Saales sitzen mussten."
Siehe dazu:
19492Rassenttennung
Deutlich kommt ihre Doktrin, der „Sankt Nimmerleinstag" soll es richten, auch
in dem vorstehend genannten „Erwachet!"-Artikel zum Ausdruck. Ihre eigene
Passivität in der Frage entschuldigt sie mit dem Satz:
„Aber die christliche Gemeinde hat ein Werk zu verrichten, dessen Wichtigkeit ihr nicht erlaubt, sich auf andere Streitfragen einzulassen. Im 'Watchtower' vom 1. Februar 1952 wird die Frage der kastenartigen Absonderung von Rassen, die eine Frucht der Sklaverei ist, besprochen und gezeigt, dass die Sklaverei auch zur Zeit des Apostels Paulus bestand."
Aber weiter in diesen Ausführungen. Auch Paulus hätte aktiv nichts dagegen unternommen. Das ist dann für sie „Beweis" genug für ihre Prioritätensetzung. „Predigtdienst" an erster Stelle, und alles andere unter „ferner liefen". Wohl registrierend, dass andere Konkurrenzreligionen diese Frage anders bewerten, meint man ihnen vorhalten zu sollen:
„Die heutigen verweltlichten Religionen folgen seinem Beispiel aber nicht. Sie nehmen sich vieler Dinge an und wenden Zeit dafür auf, weil sie die höchste Mission der wahren Christen verworfen haben, nämlich die Menschen auf Gottes jetzt aufgerichtetes Königreich hinzuweisen und auf die gerechten Verhältnisse, die es binnen kurzem auf Erden schaffen wird."
In der Praxis bedeutet eine solche Aussage nichts anderes als wie. Die WTG will Religion auf den Opiumcharakter begrenzen. Auf Opium pur!
„'Das Ende aller Königreiche im
Jahre 1914!' So lautete die auffallende Schlagzeile eines Artikels über
Jehovas Zeugen, der in einer weltlichen Zeitschrift, im 'New World
Magazine', in ihrer Ausgabe vom 30. August 1914, erschien. Ein Auszug aus
dem Artikel lautet:
'Der furchtbare Kriegsausbruch in Europa hat eine aussergewöhnliche
Prophezeiung erfüllt. Während des vergangenen Vierteljahrhunderts haben
die Internationalen Bibelforscher, die am besten als
Millenium-Tagesanbruchleute bekannt sind, durch ihre Prediger und durch
die Presse der Welt verkündigt, dass der Tag der Rache, wie er in der
Bibel prophezeit ist, im Jahre 1914 anbrechen werde.
'Blickt nach 1914 aus!' ist der Ruf von Hunderten reisender Evangelisten
gewesen, die als Vertreter dieses befremdenden Glaubens landauf, landab
zogen und die Lehre verkündigten, dass das 'Königreich Gottes
herbeigekommen sei.'
Obwohl Millionen von Leuten diesen Evangelisten gelauscht haben müssen,
obwohl eines ihrer Bücher, 'Die Zeit ist herbeigekommen', in mehr als vier
Millionen Exemplaren in Umlauf gesetzt worden war, und obwohl religiöse
Publikationen und der weltliche Pressedienst, drunter Hunderte von
Zeitungen des Landes, wie auch Vorträge, Debatten, Studienbilder, ja
selbst Filmbilder es anzeigten, weiss doch der Durchschnittsmensch nicht,
dass solch eine Bewegung wie der 'Millenium-Tagesanbruch' besteht."
Demgegenüber ist festzustellen. Russell hatte die ohne Zweifel vorhandenen realen Spannungen metaphysisch verklärt und in ein theologisches Prokrustesbett hineingezwängt. Auch andere registrierten diese Spannungen, und sahen in ihrer Konsequenz sorgenvoll in die Zukunft. So etwa Friedrich Engels, der im Jahre 1887 ebenfalls erklärte
„Und endlich ist kein andrer
Krieg für Preußen-Deutschland mehr möglich, als ein Weltkrieg, und zwar
ein Weltkrieg von einer bisher nie geahnten Ausdehnung und Heftigkeit …
Die Verwüstungen des Dreißigjährigen Kriegs zusammengedrängt in drei bis
vier Jahre und über den ganzen Kontinent verbreitet … Zusammenbruch der
alten Staaten und ihrer traditionellen Staatsweisheit, derart, daß die
Kronen zu Dutzenden über das Straßenpflaster rollen und niemand sich
findet, der sie aufhebt; absolute Unmöglichkeit, vorauszusehn, wie das
alles enden und wer als Sieger aus dem Kampf hervorgehen wird … Das ist
die Aussicht, wenn das auf die Spitze getriebene System der gegenseitigen
Überbietung in Kriegsrüstungen endlich seine unvermeidlichen Früchte
trägt. Das ist es, meine Herren Fürsten und Staatsmänner, wohin Sie in
ihrer Weisheit das alte Europa gebracht haben. …"
Der Unterschied zwischen Russell und Engels besteht darin; dass letzterer auf einen Politikwechsel hin orientierte; während Russell den klassischen Opiatcharakter der Religion betonte. Hoffe und Harre - auf den „Sanktnimmerleinstag"!
Frage:
„Wenn in 5. Mose 22:5 gesagt wird, eine Frau solle nicht Männerkleider
tragen, bedeutet dies, dass Frauen nie lange Hosen tragen dürften?"
Antwort:
„In 5. Mose 22:5 heisst es: 'Es soll nicht Mannszeug auf einem Weibe sein,
und ein Mann soll nicht das Gewand eines Weibes anziehen; denn wer irgend
solches tut, ist ein Greuel für Jehova, deinen Gott.' Dieser Text wurde
bestimmt nicht in dem Gedanken aufgezeichnet, moderne Frauen daran zu
hindern, lange Hosen zu tragen, Männer trugen zur Zeit, da dies
aufgezeichnet wurde, nicht Hosen, sondern etwas, was wir heute als Röcke
betrachten würden. In Gegenden des Orients trugen die Männer in der Tat
rockartige Gewänder, und die Frauen trugen pijamaähnliche Hosen von
verschiedener Art. Somit ist das Tragen von Hosen oder gar von
Arbeitshosen, zum Beispiel auf einer Farm, durch diesen Text nicht
verboten und ist etwas rein Persönliches. Die Frauen können ein gutes
Urteil an den Tag legen in bezug auf Zeit und Ort und Ansicht dessen, was
in der Gegend, wo sie wohnen, als recht erachtet wird. In einigen
Gegenden, wo der Winter streng ist, tragen manche Frauen Hosen Skianzüge
oder ähnliche Kleider, die sie bedecken und ihre Beine schützen. Dies ist
gemäss der Schrift nicht verkehrt.
In 5. Mose 22:5 behandelt die Bibel weder Kleidermoden, noch verbreitet
sie sich über verschiedene Aufmachungen, sondern anscheinend verbietet sie
hier Personen des einen Geschlechts, zum Zwecke der Täuschung die Kleider
des andern Geschlechts zu tragen, um als eine Person vom andern Geschlecht
zu erscheinen und so den eigentlichen Tatbestand zu verbergen. Die Männer
sollten sich nicht zur Täuschung wie Frauen zu kleiden suchen, um die
Tatsache zu verhehlen, dass sie Männer sind; noch sollten sich Frauen in
Männeranzüge zu kleiden suchen, um die Tatsache zu verhehlen, dass sie
Frauen sind. Um noch deutlicher zu werden: die Bibel scheint hier der
Sünde der Sodomie einen Schlag zu versetzen. Es war eine Schande, wenn
eine Frau ihr Haar gleich dem eines Mannes scheren liess, und es war eine
Unehre, wenn ein Mann das Haar so lang wachsen liess wie eine Frau. (1.
Kor. 11:6, 14) Die Frau sollte sich nicht eine männliche Note geben, indem
sie ihr haar kurz trug wie ein Mann, oder indem sie Kleider trug wie ein
Mann. Dies mochte andern den Gedanken eingeben, sie sei für
widernatürlichen geschlechtlichen Gebrauch zur Verfügung. Ebenso der Mann.
Wenn er langes Haar trug wie eine Frau oder sich in Frauengewänder hüllte,
hätte er bestimmt das Aussehen eines Weichlings und wäre Anträgen von
Männern zu widernatürlichem Geschlechtsgebrauch ausgesetzt. Somit ist es
dieser tiefere Sinn, der Gedanke an Sodomie, und nicht ein blosses
Wechseln von Kleidern an sich, das so etwas zu tun verbietet und das
strenge Gericht verdient: 'Wer irgend solches tut, ist ein Greuel für
Jehova, deinen Gott."
„Die gegenwärtige Gerichtsperiode wird während dieser Generation zu Ende kommen, und wenn der Gerichtsvollzug in Harmagedon beginnt, wird das Geschick aller dann Lebenden besiegelt sein. Einige lassen sich darüber beunruhigen und spekulieren hinsichtlich des Vorhandenseins einer dritten Klasse, die nicht in Schafe und Böcke geschieden wäre und im Millenium zu ihrer Gerichtszeit auferweckt würde. In diese dritte Klasse verweisen sie alle Kindlein und Kinder und irgendwelche Erwachsenen, die zur Zeit, da Harmagedon schlägt, mit der Königreichsbotschaft nicht erreicht worden seien."
Dazu meint der WT zu wissen:
„Solche Spekulanten können keine feste, schriftgemäße Stütze für ihre Theorie vorweisen."
Wieder in ihrem Sadismuselement schwelgend, belehrt der „Wachtturm" weiter:
„Man beachte, dass in diesem prophetischen Bild von der Schlachtung in Harmagedon die Hinrichtungsstreitkräfte keine Personen wegen ihres Alters oder Geschlecht verschonen:
'Schlaget ohne Erbarmen oder Mitleid: Alte Männer, junge Männer, Jungfrauen und kleine Kinder und Weiber! Erschlaget sie alle. Doch tastet niemand an, an dem das Zeichen ist.' (AÜ)
Man beachte, dass in diesem Bilde die Bewahrten jene sind, welche 'seufzen und jammerten über all die Greuel', die im Lande zur Schmähung der wahren Anbetung Jehovas verübt wurden. … In beiden Fällen sind die Vernichteten jene, die gleichgültig oder neutral blieben, und auch Gegner."
Weiter belehrt der WT:
„Hesekiel 9:4-6 zeigt, dass die Klasse die in Harmagedon für immer vernichtet wird, eine Anzahl 'kleine Kinder' einschliesst. Auf welcher Grundlage werden diese Kinder, angesichts der Tatsache, dass sie zu jung sind, um selbst zur Rechenschaft gezogen zu werden, in diese Klasse eingereiht? Die Heilige Schrift zeigt an, dass eine Familienverantwortung oder ein Familienverdienst besteht, unter welchem das Geschick von Kindern, die das verantwortungsfähige Alter noch nicht erreicht haben, bestimmt wird."
Und als Nutzanwendung meint der WT dann folgern zu sollen:
„Diese Tatsachen sollten bewirken, dass jene von Jehovas Zeugen, die Eltern sind, nüchtern über die theokratische Schulung nachdenken, die sie jetzt ihren Kindern zukommen lassen. Es ist Eltern geboten, ihre Kinder in Gottes Wegen zu unterweisen, und wenn in diesen letzten Tagen Eltern die göttlichen Anweisungen zu beherzigen verfehlen, mögen sie nicht nur über sich, sondern auch über ihre kleinen Kinder in Harmagedon Vernichtung bringen."
Mit anderen Worten: Das ganze ist so konzipiert, um die Indoktrination der Kinder von Zeugen Jehovas möglichst massiv zu befördern. Von einem „freien Willen" der so Indoktrinierten, sollte man dabei lieber nicht reden!
„Die kasernierten Volkspolizeiformationen in Ostdeutschland sollen in den letzten zwei Monaten auf 100.000 Mann erhöht worden sein."
Was besagt das wohl? Doch auch dies. Das Ostdeutsche Regime fühlte sich
keineswegs „sicher". Es glaubt sich von vielerlei Gegnern umgeben und bemüht
sich nun „gegenzusteuern". Zu den Gegnern gehört offensichtlich aber auch die
WTG. Schon ihre Umkonzipierung der vormaligen WTG-Zeitschrift „Trost" von
einem unpolitischen Organ zu einer (auch) politischen Zeitschrift namens
„Erwachet!", verdeutlicht diesen Paradigmawechsel. Politik kann auf
verschiedene Art „rübergebracht" werden. Einmal faustdick aufgetragen, so dass
selbst „Blinde mit dem Krückstock" darüber stolpern. Oder auch „dezenter".
Offensichtlich bevorzugte „Erwachet!" letztere Variante. Das da „mit Schaum
vor dem Maul" agitiert wurde, wird man „Erwachet!" (in der Regel) sicherlich
nicht berechtigt nachsagen können.
Die Form wie etwas gesagt wird ist das eine. Das andere ist der Inhalt, die
Substanz.
Stand „Erwachet!" in erkennbarer Opposition zur USA-Globalpolitik? Doch wohl
nicht. Es stütze die sehr wohl in ihren wesentlichen Parametern. Es
berücksichtigte den Umstand, dass die WTG-Anhänger aus ihrer ureigensten
Interessenlage wohl nicht aktiv Politik betreiben wollen. Denen ging und geht
es doch nur ums Hoffen und Harren auf den „Sanktnimmerleinstag" und vielleicht
auch um die für etliche Religionen nicht untypische Komponente der
„Brüderlichkeit". Ironie des Schicksals, dass in Wahrnehmung dieser
Intentionen, dabei die WTG-Anhängerschaft allerkräftigst „gemolken" wurde und
wird.
Aber auch das muss man sagen. Auch andere „melken", nicht nur die WTG. Das
Glücksstreben des Menschen äußert sich in vielerlei Form; nicht nur in der
religiösen. Auch säkularisierte Leute, die sich über die „Hoffen und
Harren"-Philosophie erhaben fühlen, werden in ihrem unauslöschlichen Streben
nach Glück oder vermeintlichen Glück, gemolken. Egal was man da jetzt nennt.
Jene die da glauben der Alkoholdröhnung ständig zu bedürfen. Oder jene gar,
die noch einen Schritt weiter gehen zur Rauschgiftdröhnung. Oder jene deren
vermeintliches Glücksstreben die Staatskassen etwas auffüllt, indem bei
Glücksspielen und Lotterien immer einer vor allem gewinnt, der Veranstalter.
Insofern ist es etwas zu billig, da mit den Finger „nur" auf die WTG zu
zeigen. Gleichwohl versteht auch sie ihr Handwerk des „melkens" in gekonnter
Weise. Aber wieder auf die unterschwellige politische Komponente zurückehrend.
Sicherlich gibt es zu nachstehender in der gleichen „Erwachet!"-Ausgabe mit
abgedruckten weiteren Meldung, zwei politische Meinungen. Die des Westens, der
dazu sinngemäß nur sagen kann: Genau das ist auch unsere Meinung.
Und die des Ostens, der entsprechend gereizt darauf reagiert und demzufolge
auch den Überbringer der „schlechten Nachricht" für die Nachricht haftbar
macht. Der Überbringer dieser Nachricht war in diesem Fall die WTG. Sie
vermittelt in genannter Ausgabe auch die nachfolgende Information:
„Zwei Jahre Krieg in Korea
Wie soll das weitergehen? Werden die Kommunisten noch weiterhin Pan
Mun-Jom als eine Trödlerbude betrachten und den Abnützungskrieg fortdauern
lassen? Es scheint so, denn der Koreakrieg verschlingt unheimlich viel
Geld und Material. Selbst das reiche Amerika seufzt unter der Last. Das
durch Korea verursachte Loch in der allgemeinen Rüstung wird immer größer,
so schrieb kürzlich eine Tageszeitung. Stehen die Kommunisten vor einer
grossen Generaloffensive? Das ist wohl möglich, behaupten Politiker,
sofern es zutrifft, dass die Kommunisten die relative Ruhe benützen, um
ihre Heere auf eine Million Mann zu verstärken. Die Tragik des
Koreakrieges liegt darin, dass keine Seite es sich leisten kann, das
Koreaunternehmen zu liquidieren. Den Kommunisten geht es darum, die
militärischen Stützpunkte des Westens zu sprengen, die Seeverbindung
zwischen dem ostasiatischen Teil Russlands und China zu beherrschen und
den Westen im Abnützungskrieg zu schwächen. Die UNO kann den Grundsatz der
Hilfeleistung nicht preisgeben und kann das Risiko nicht eingehen, durch
einen Rückzug die Randpositionen im Fernen Osten zum Einsturz und Japan
zum Abfall zu bringen. Auf beiden Seiten heisst es heute:
Die ich rief die Geister, werd' ich nun nicht los - Radio Moskau meldet,
überall im Lande fänden Versammlungen statt, an denen 'die sowjetischen
Bürger die unverzügliche Einstellung der Feindseligkeiten und die
Bestrafung der verantwortlichen Verbrecher' verlangten. In der 'Prawda'
wurden die Anglo-Amerikaner beschuldigt, den Krieg in Korea als
'Generalprobe' des dritten Weltkrieges zu betrachten."
Nachstehend noch ein paar Auszüge aus dem genannten WT-Grundsatzartikel:
„Der Apostel Paulus, der von Beruf Rechtsgelehrter war, ehe er ein eifriger christlicher Evangeliumsdiener wurde, weist machtvoll auf die hervorragende Stellung wahrer höhrer Obrigkeiten in Gottes Regierung über seine Diener hin. Paulus schreibt: 'Jede Seele sei untertan den höheren Obrigkeiten, denn da ist keine Obrigkeit ausser von Gott' (Röm. 13:1, NW) Diese letzten Worte: 'denn da ist keine Obrigkeit ausser von Gott' sind ein schlagender Beweis, dass die 'höheren Obrigkeiten', von denen Paulus spricht, sich nicht auf die politischen Mächte der Cäsar-Regierungen beziehen können.
Weiter der WT
In der Heiligen Schrift,
der Bibel, heißt es in Offenbarung 13:2 (NW) ausdrücklich, daß Satan
es sei, der den Cäsaren der alten Welt die Macht und Autorität
verliehen habe. Folglich gehören zu den in Römer Kap. 13 erwähnten
'Höheren Obrigkeiten' die durch Gott beauftragt sind, nur die
theokratischen Obrigkeiten und nicht die Obrigkeiten des Cäsars.
Christen in unserm zwanzigsten Jahrhundert sind rasch bereit, als
Untergeordnete ihre Knie zu beugen zur Anerkennung, dass Jehova und
Christus Jesus die göttlichen Obrigkeiten sind, denen sie sich in
erster Linie unterwerfen und die das Recht haben, ihnen Aufgaben und
Pflichten aufzuerlegen. Paulus sagt weiter: 'Die bestehenden
Obrigkeiten sind durch Gott in ihre bezüglichen Stellungen gesetzt.'
(Röm. 13:1, NW) Hier haben wir wiederum den Beweis, dass dies die
'theokratischen höheren Obrigkeiten' sind, weil geschrieben steht, 'dass
Gott die Glieder in dem Leibe gesetzt (hat), jedes von ihnen, so wie es
ihm gefielt.' Ein Gott hingegebener Christ freut sich darum,
in allen Punkten in loyaler liebender Untertänigkeit gehorsam zu sein,
und an diesem ist jedem Diener Gottes gelegen. - 1. Kor. 12:18, NW
Und
Diesen theokratischen höheren Obrigkeiten ist große Macht zu Strafsanktionen anvertraut. Sie haben die Macht, das Gericht an allen Gegnern zu vollziehen. Indem Paulus vor dieser Tatsache warnt, schreibt er als nächstes: 'Wer sich daher wider die Obrigkeit aufstellt, hat Stellung genommen wider die Anordnung Gottes; jene, die Stellung wider sie genommen haben, ziehen sich ein Gericht zu. Denn die da herrschen, sind ein Gegenstand der Furcht, nicht für die gute Tat, sondern für die üble. Willst du also keine Furcht vor der Obrigkeit haben, dann beharre im Gutestun, und du wirst Lob von ihr haben; denn sie (die Obrigkeit) ist Gottes Dienerin für dich zum Guten. Wenn du aber übel willst, so fürchte dich: denn nicht ohne Zweck trägt sie das Schwert; denn sie (die Obrigkeit) ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Kundgabe des Zornes (zu Strafsanktionen) an dem, der Übles tut.' (Röm. 13, 2-4, NW) Wahrlich als Untergeordneter unter Gottes theokratische Organisation gebracht zu werden, bedeutet ein äußerst ernstes Verhältnis. Nie darf vergessen werden, daß Übeltun, grobe Untreue und Widerstand gegen Gottes theokratische Regierungstätigkeiten furchtbare Folgen nach sich ziehen.
Weiter der WT
Diese oben angeführten
Worte aus dem Briefe des Paulus an die Römer könnten nie auf die
politischen Mächte der Welt des Cäsars angewandt werden, wie die
Geistlichkeit der Christenheit dies fälschlich behauptet.
Die Cäsaren dieser Welt haben durch ihre Taten nie gezeigt, dass sie
'Gottes Diener für euch zum Guten' sind. Statt dessen haben die
Cäsaren direkt im Gegenteil übles getan, indem sie Gottes treue
Knechte verfolgten. Man braucht nur kurz die Tatsache zu erwähnen,
dass in den westlichen Ländern zwischen 1933 und 1946 Tausende
gewissenhafter Christen verfolgt, von Pöbelrotten angegriffen und
ungerechterweise gefangen genommen wurden, weil sie Gott mehr als
Menschen gehorchten. Zum Beispiel wurden während jener Jahre in
England 1600 Männer und Frauen, Zeugen Jehovas, gefangengesetzt; 10
000 wurden durch Hitler in Deutschland in Konzentrationslager
versandt, und in den Vereinigten Staaten gab es 20 000 Verhaftungen
und Gefangennahmen und dazu mindestens 1500 Pöbelangriffe.
Seit 1946 ist Russland berüchtigt geworden, indem es Tausende der
christlichen Zeugen Jehovas gefangen nehmen und verbannen lies."
„Vielleicht haben einige Leser etwas von der Photographie, auf der Flugzeuge auf einem UN-Bombardierungsflugzeug über Korea zu sehen waren, gehört, die vom Religiösen Nachrichtendienst eine grosse Verbreitung erfuhr. Auf der Aufnahme hob sich vom wolkigen Hintergrund deutlich eine Figur ab, die als das Antlitz und die ausgestreckten Arme Christi angesehen wurde. Die recht geheimnisvolle Erklärung dazu veranlasste, dass sich die staunende Öffentlichkeit, die ihren Glauben an die Religionen der Christenheit wieder gefunden hatte, nur so um diese Photographie riss. Roy C. Burnham, ein Sergeant der Luftwaffe, trat schliesslich mit einer Kopie dieses Lichtbildes auf den Plan, die er während des Zweiten Weltkrieges in England erstanden hatte. Ein Photoloborant hatte die Retusche auf einem Photo, die ein Bombengeschwader von B-17 auf einem Bombardierungsflug über Europa zeigte, gemacht, in der Absicht, diese Photographien als Andenken zu verkaufen. Wie die Zeitschrift 'Time' (3. Dezember 1951) schrieb, soll Burnham gesagt haben:
'Ich dachte, es sei an der Zeit, dass das Volk die Wahrheit über die Photographie erfahre, denn man hat es bunt getrieben, und einige beginnen schon, die Sache ernst zu nehmen."
Wir wollen noch ein weiteres
Beispiel anführen. Man stelle sich vor, es sei der 13. Oktober 1917 und
man befinde sich in der Nähe des kleinen portugiesischen Dorfes Fatima.
Eine grosse Menge hat sich zusammengefunden, die Augenzeugen davon werden
wollte, wie drei kleine Kinder eine 'Vision' erhalten. Natürlich sah die
erwartungsvolle Menge keine Vision - erwartungsvolle Mengen sehen nie
Visionen - aber die Kinder bestanden darauf, dass ihnen die 'Jungfrau
Maria' erschienen sei. Etwas aber, das von vielen anderen gesehen worden
war, wurde seither wie eine Sage weitererzählt. Zeugen schworen, dass die
Sonne heftig geschwankt und sich scharf gegen den Horizont geneigt habe.
Lange war die katholische Kirche zurückhaltend, aber schliesslich nahm sie
jenes Ereignis als eine echte Vision und als ein Wunder an und hatte nie
etwas gegen die Geschichte von der 'tanzenden Sonne', die eine Art
'physischer Beweis' für das Ganze darstellte, einzuwenden. Die Zeitschrift
'Life' (3. Dezember 1951) bemerkte jedoch:
'Es liegen keine astronomischen Beobachtungen aus andern Teilen der Welt vor, die dieses Geschehnis bestätigen würden.'
Schliesslich aber
veröffentlichte das Organ des Vatikans 'L' Osservatore Romano'
Lichtbilder, die das Datum 'Fatima, den 13. Oktober 1917, nachmittags
12.30 Uhr' trugen. Auf diesen erstaunlichen Bildern steht die Sonne sehr
tief, gerade über dem Horizont. Sie ist nur undeutlich erkennbar, und der
Himmel ist ziemlich dunkel. Würde die Zeitangabe stimmen, so wäre man in
der Tat um eine Antwort verlegen, besonders da keine astronomischen
Aufzeichnungen irgend etwas derartiges erwähnen. Dies hielt den kecken
Redaktor des Osservatore aber nicht zurück, beizufügen, dass die
'Echtheit' der Bilder 'verbürgt' sei.
Hochgemut gab der Vatikan diese Bilder für die weltweite Verteilung frei.
Natürlich gelangten auch Kopien davon in die Hände von Alfredo de Mendonca,
der sie ursprünglich aufgenommen hatte. Dieser gehörte zu einer Gruppe von
Pilgrimen, die am 13. Mai 1922 von Fatima zurückkehrte. Ungefähr um 17,30
Uhr glaubte jemand, die Sonne zeige ein ungewöhnliches Gebaren und Alfredo
machte Aufnahmen. Gemäss vorhandenen Aufzeichnungen war es an jenem Tag
regnerisch und bewölkt. In Anbetracht der Tageszeit und des Wetters ist
bestimmt ein dunkler Himmel und eine nur undeutlich sichtbare, gerade über
dem Horizont stehende Sonne nicht als etwas Phänomenales anzusehen. Später
erklärte sein Bruder, Dr. de Mendonca, er habe das Datum 'Fatima 1917'
darauf geschrieben und die Bilder mit diesem falschen Datum einem Kardinal
(Federico Tedeschini), der auf Besuch weilte, geschenkt. Das war sehr
peinlich. Anfänglich liess sich Rom nicht beirren. Noch am 10. März dieses
Jahres behauptete ein 'hoher Beamter des Vatikans', die 'Echtheit' seiner
Bilder sei immer noch 'verbürgt' und bei den falschdatierten Aufnahmen
handle es sich um 'andere Lichtbilder'. Drei Tage später kapitulierte Rom.
Dies zeigt
1. Dass sich die Redaktion des 'Osservatore' schmählich täuschen liess und
2. Dass sie, was noch schmählicher ist, die Notwendigkeit nicht einsah,
mit der ganzen Sonnenlegende der Vision von Fatima, deren 'Echtheit' immer
noch als 'verbürgt' gilt, und all den andern angeblichen 'Visionen', nach
denen heilige Stätten in der ganzen Welt benannt sind und deren 'Echtheit'
ebenfalls als 'verbürgt' betrachtet wird, aufzuräumen. Aber im Gegenteil,
die Christenheit zieht es vor, ihren Glauben auf solch übersinnliche
Sensationen zu stützen."
„In den 1940er Jahren erhoben die Politiker der Christenheit den Ruf ‚Kämpfet für die vier Freiheiten', wodurch sie zugaben, dass die Menschen nicht frei waren, und sie zählten dabei diese vier Freiheiten wie folgt auf: Glaubens- und Redefreiheit sowie Freiheit von Furcht und Not. Dann gab es im Jahre 1950 in den westlichen Ländern den Kreuzzug für Freiheit, in welchem Beiträge entgegengenommen wurden, um in Westberlin die ‚Freiheitsglocke' aufzuhängen. Dort, in Berlin, ertönt die sogenannte ‚Freiheitsglocke', um die Menschen daran zu erinnern, dass sie in der Tat und Wahrheit jetzt nicht frei sind."
Laut Wikipedia wurde die These von den vier Freiheiten, im Januar 1941, von USA-Präsident Roosevelt kreiert. Ihr Wert als politischer Münze lag auch darin:
„mit dieser Rede einen Begründungszusammenhang herzustellen, da in den USA kaum Kriegsbereitschaft festzustellen war."
http://de.wikipedia.org/wiki/Four_Freedoms
Man lese auch mal den Wikipedia-Artikel zum Thema Freiheitsglocke.
http://de.wikipedia.org/wiki/Freiheitsglocke_in_Berlin
Unter anderem das Detail, dass jene Glocke als Symbol und Waffe im kalten
Krieg zugleich, beim amerikanischen Radiosender RIAS jeden Sonntagnachmittag
ihr Läuten gehört werden konnte.
Man muss dabei die Gesamtgemengelage beachten. Fernsehen war zu der Zeit in
Deutschland noch nicht sonderlich verbreitet. Seine Funktion nahm damals noch
der Rundfunk weitgehend war. Und da tönte also All-Sonntäglich der Begleittext
jener „Freiheitsglocke" unter anderem:
„Ich glaube an die Unantastbarkeit und an die Würde jedes einzelnen Menschen. Ich glaube, dass allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde. Ich verspreche, jedem Angriff auf die Freiheit und der Tyrannei Widerstand zu leisten, wo auch immer sie auftreten mögen"
Dieses Glockengebimmel war eine offenkundige - ins metaphysiche verklärte
Kampfansage gegen den Osten - und wurde von diesem auch so aufgefasst.
Das also führte Frau Müller mit zu ihrer Verteidigung an. Ob sie sich der
Tragweite dessen bewusst war? Zweifel bestehen da. Wie könnte denn eine solche
Argumentation bei den Richtern ankommen? Doch wohl nur so. Die plappert die
Thesen unserer politischen Feinde nach. Auch damit wird deutlich, dass die
Zeugen Jehovas-Religion sehr wohl ein Politikum war und ist.
„Im Januar 1950, nachdem sie sechs Jahre lang als Missionare tätig gewesen waren, wurde ihnen (ihr Sohn) Mark geboren. Leo und Eunike übersiedelten aus dem Santurce-Missionarheim nach einem eigenen Heim im nahegelegenen Puerto Nuevo, um ihren elterlichen Pflichten besser nachkommen. Leo nahm eine Halbtagsstelle an, aber verbrachte noch monatlich 100 Stunden im Evangeliumsdienst. Eunike war auch bald wieder im Dienst und freute sich, dass sie gerade im Monat vor ihrer Abreise 30 Stunden im Dienst von Haus zu Haus und im Bibelstudienwerk verbringen konnte".
Offenbar wollten sie zu einer Besuchsreise zu ihren Eltern in die USA
fahren.
Die Flugreise am 11. 4. ging tödlich aus. Schon zehn Minuten nach dem Start
stürzte die Maschine ins Meer ab. 52 Passagiere kamen dabei ums Leben (unter
ihnen auch die genannten Missionare) und 17 überlebten. Unter den Überlebenden
auch der nun zum Waisen gewordene Sohn dieses Ehepaares.
Wer den Text etwas aufmerksamer liest, kann in ihm auch das Detail vorfinden,
von einem WTG-Missionarheim in ein eigenes umgesiedelt zu sein.Weiter das auch
der Status als hauptamtlich „bezahlte" WTG-Vertreter damit beendet war.
Nunmehr hatten sie sich auch wirtschaftlich „selber durchzuschlagen". Ob das
im Einzelfall gut oder weniger gut glückte, kann hier nicht Gegenstand der
Bewertung sein.
Ursächlich für diesen Statuswechsel, der eben eingetretene Familienzuwachs.
Solcherlei Manchesterkapitalismus pur-Praktiken der WTG sprechen dann wohl
Bände!
DIE heutige Verehrung des
sogenannten Kreuzes Christi stützt sich stark auf die Geschichte, die über
Konstantin den Grossen erzählt wird, als er auszog, um die Welt zu
erobern. Wie es scheint, hatte er eine Vision, dann einen Traum, darauf
einen Sieg, und hernach wurde er zum Christentum „bekehrt" — all dies als
Folge, so sagt man, der Wunderkraft des Kreuzes Christi.
Im Jahre 312 begab sich Konstantin, der zu jener Zeit Herrscher dessen
war, was jetzt als Frankreich und England bekannt ist, mit seinem Heer in
den Krieg wider Maxentius, den damaligen Kaiser Italiens, der, nebenbei
bemerkt, der Bruder der Frau Konstantins war. Eines Tages, ungefähr um die
Mittagszeit, sah Konstantin mit Überraschung, als er irgendwo unterwegs
war, am Himmel eine Lichtsäule in Form eines Kreuzes, auf der die Worte
standen: 'Hoc Vince', was bedeutet: „Durch dieses siege".
In der folgenden Nacht, so geht die Geschichte weiter, erschien Jesus
Christus selbst dem Konstantin, während er im Schlafe lag, und sagte ihm,
er solle sich ein Banner mit diesem himmlischen Kreuzeszeichen machen und
es seinem Heere vorantragen, denn es sollte ein Symbol oder Zeichen des
Sieges sein. Dies tat er, und ausserdem liess er das Kreuz-Monogramm auf
die Schilde seiner Krieger malen, ehe die endgültige und entscheidende
Schlacht an der Milvischen Brücke bei Rom begann, wo Maxentius umkam."
Der WT Kommentar dazu:
„Selbst oberflächlich betrachtet, erscheinen viele Dinge in dieser Geschichte unglaublich. Wenn aber der ehrliche Wahrheitssucher in die historischen Tatsachen eindringt, um nach der Echtheit des Berichtes zu forschen, so ist er geradezu überrascht, dass jemand, der sich Christ nennt, dieser rein heidnischen Fabel irgendwelchen Glauben schenken kann. Vor allem stützt sich die Geschichte nur auf die alten Schriften des Eusebius, Lactantius und einiger anderer, und diese alle widersprechen einander direkt. Allerdings haben viele berühmte Geschichtsschreiber seit ihren Tagen die Geschichte umgeschrieben, aber ihre eigenen erzwungenen Anstrengungen, die Widersprüche zu vereinbaren, sind rein mutmassliches Raten und daher nicht von massgebendem Wert."
Weiter der WT:
„Um damit anzufangen: Betrachte
einmal die einfache Frage der Zeit und des Ortes, wo Konstantin seine
Vision und den Traum gehabt haben soll. Eusebius erklärt in seinem Werk
'Life of Constantine' (L. ii, c. 28, S. 410) in bestimmten Worten, dass
der Herrscher erst nachdem er das Kreuz gesehen, n a c h d e m er den
Traum gehabt und nachdem er das kreuztragende Banner an die Spitze seines
Heeres gestellt hatte, beschlossen habe, gegen Maxentius in den Krieg zu
ziehen. Nun aber stimmen alle Historiker darin überein, dass Konstantin
sich zu dem Kriegszug gegen Maxentius entschloss, als er noch in Gallien
war, das nun Frankreich heisst, und bevor er über die Alpen zog. Somit
versetzt Eusebius das ,,Wunder" entschieden nördlich von den Alpen.
Lactantius aber sagt in seiner Abhandlung De Mortibus Persecutorum (c.44,
S. 999) mit ebensoviel Autorität, dass Konstantin seine Vision und seinen
Traum gehabt habe, nachdem er über die Alpen gezogen war, und zwar gerade
vor der entscheidenden Schlacht bei Rom. Wem also sollen wir glauben?
Von diesem Widerspruch zu weiteren, wichtigeren Fragen übergehend, muss
man in Betracht ziehen, wer dieser Konstantin war, von dem gesagt wird,
der Herr habe ihm diese besondere Gunst erwiesen. Ehe Konstantin die
Vision er hielt, hatte er das Leben eines Soldaten geführt. Menschen zu
töten war sein Geschäft, und in diesem Unternehmen war er sehr
erfolgreich. Wie allgemein bekannt, hatte er sich auf dem Schlachtfeld
ausgezeichnet, zuerst als Soldat und dann als General, und in seinem
Privatleben hatte er seinen eigenen Schwiegervater, Maximian Herculius,
getötet.
In religiöser Hinsicht war Konstantin ein Sonnenanbeter wie andere Heiden
seiner Tage. Apollo war sein „Schutzheiliger". Es mag zum Beispiel
berichtet werden, dass er sich sogleich, nachdem er die Rebellion unter
den Franken im Jahre 308 unterdrückt hatte, in den Tempel des Apollo
begab, um diesem heidnischen Gott als Dank Gaben und Gebete darzubringen."
Und das stört den WT auch:
„Und nun sollten wir glauben,
dass der Herr einem solchen Mann aussergewöhnlich kostbare Vorrechte und
Segnungen verlieh! Was waren denn die Ergebnisse? Bekundete Konstantin,
dass er solche Dinge in Unwissenheit tat und im Herzen wirklich ein
ehrlicher, aufrichtiger Mann war? ...
Nein, ist die ausdrückliche Antwort auf diese Fragen, eine Antwort, die
uns aus den Blättern der Geschichte entgegengellt. Statt seinen frühern
Lauf der Gesetzlosigkeit aufzugeben, erweiterte Konstantin einfach sein
Wirkungsfeld, mehrte seine Lust nach Eroberung und dehnte sein Geschäft
des Menschenmordens noch aus. Sein Stolz, sein Hochmut und seine Arroganz
reiften vollends. Gleich den habsüchtigen Diktatoren moderner Zeiten
begehrte er Weltherrschaft auf schlimmste Weise und war nicht zufrieden,
bis er der alleinige Herrscher der westlichen Welt war."
Mörder A.-G.
„Konstantins Nebenbeschäftigung
war eine Art „Mörder A.-G.", eine Lieblingsbeschäftigung, die ihm
besonders zu gefallen schien. Bei den von ihm bekannten Mordtaten stand
sein Schwiegervater an oberster Stelle. Sein zweites Opfer, das erste,
nachdem er die Vision vom Kreuz gehabt hatte, war der Gatte seiner
Schwester Anastasia, namens Bassianus. Darauf tötete er seinen 12jährigen
Neffen Licinianus, den Sohn seiner Schwester Konstantina. Sein Weib Fausta
tötete er in einem Bad siedenden Wassers. Als nächstes folgte ein Freund
namens Später; darauf ermordete er den Mann seiner Schwester Konstantina,
Licinius. Nummer sieben auf der Liste war Crispus, sein eigener Sohn, sein
Erstgeborener, den er enthauptete.
Menschen mögen in grober Unwissenheit Konstantin als „Christ" bezeichnen;
Franco wird als „vorzüglicher christlicher Gentleman" bezeichnet ...
Solche, die Konstantins „christliche" Tugenden zu verteidigen suchen,
übersehen und entschuldigen seine ungeheuerlichen Verbrechen, indem sie
sie lediglich seinen menschlichen Schwächen und Unzulänglichkeiten
zuschreiben. Sie stellen Maxentius als einen Tyrannen hin und Maximian,
den östlichen Kaiser, als einen grausamen Christenverfolger. Den andern
Kaiser, Licinius, beschuldigen sie des Verrats und Doppelspiels. Danach
retuschieren sie Konstantin und rechtfertigen seine Liquidation der andern
Reichsherrscher, und so kleiden und krönen sie ihn als Retter und
Befreier, als ein vom Herrn erwähltes Gefäss.
Mit triumphalem Jubel begrüssen sie seine siegreichen Edikte, die
zugunsten der Christen von Rom aus erlassen wurden, als schlagenden Beweis
seiner Bekehrung durch die Macht des Kreuzes. Solch blendende Argumente
aber verlangen eine nähere Untersuchung."
Konstantin
„Konstantins hochgerühmte Edikte
zugunsten der sogenannten Christen bieten absolut keinen Beweis, dass der
Mann bekehrt war. Lange bevor er die Erscheinung am Himmel sah, hatte er
in ganz Gallien ähnliche Gesetze proklamiert. Seine nach Roms Eroberung
erlassenen Edikte waren daher nur die Ausdehnung einer Taktik, die er
schon eingeführt hatte und die derjenigen seines Vaters gleichkam, der in
keinem Sinne ein Christ war. Man beachte, diese Taktik erhob das
abtrünnige Christentum nicht auf Kosten anderer Religionen über dieselben
empor. Die gleiche Freiheit, dieselben Vorrechte und Gunsterweisungen, wie
sie den sogenannten Christen gewährt wurden, wurden all den andern Sekten
zuteil. Es zeigt sich daher sehr deutlich, dass der Antrieb zur
Mittelwegpolitik dieses schlauen Politikers die Stärkung seiner eigenen
Macht und Herrschaft über das religiös geteilte Römische Reich war.
Zu behaupten, die Vision vom Kreuz, oder der Traum, der folgte, habe
diesen weltlichen Reichsdiktator in irgendeiner Weise von seinen
heidnischen Wegen abgebracht, hiesse alle Tatsachen des Falles verneinen
und ihnen widersprechen. Nachdem dieser Heide oberster Herrscher geworden
war, "wachte er [Konstantin] als Pontifex Maximus über den heidnischen
Kult und schützte dessen Rechte". ('Catholic Encyclopedia', Bd. 4, S. 299)
Sieben Jahre nach der Vision erliess der Heide Konstantin Gesetze, die die
dämonenanbetenden Wahrsager schützten. Acht Jahre nach der Vision
verordnete dieser Heide, dass, wenn ein Blitz ein öffentliches Gebäude
oder einen kaiserlichen Palast treffe, die Beamten die Wahrsager und
heidnischen Theologen befragen müssten, was dieses Omen zu bedeuten habe,
und ihm darauf ihren Bericht einsenden sollten. Neun Jahre nach seiner
Vision weihte dieser bestätigte Heide einen Tag der Woche als 'dies solis
oder „Sonntag" der besondern Anbetung der Sonne.
Und achtzehn Jahre nachdem er angeblich durch die Vision bekehrt worden
war, liess er die Stadt Konstantinopel unter grossem heidnischen
Festgepränge seiner eigenen Ehre weihen, worüber die 'Catholic
Encyclopedia' (Bd. 4, S. 22) sagt: „Der Wagen des Sonnengottes wurde auf
dem Marktplatz aufgestellt und zu dessen Haupt das Kreuz Christi gesetzt
[dieses phallische Symbol heidnischen Ursprungs], während das Kyrie
eleison [laut Kardinal Newman ein anderer Überrest des Heidentums]
gesungen wurde." ...
Der hervorragende Historiker J. L. von Mosheim warnt vor solch dämonischen
Falschspielern. „Hüten wir uns", sagt er, "damit wir nicht durch zu
eifrige Verteidigung der Wunder, die uns von den Alten aus ihrer Zeit
berichtet werden, der Majestät Gottes und der heiligsten Religion, welche
uns lehrt, uns selbst und nicht unsere Feinde zu unterwerfen, Unrecht
tun." — Mosheims 'Historical Commentaries on the State of Christianity',
Murdocks Übers. (engl.), 1853, Bd. 2, S. 478. ...
Der Historiker Edward Gibbon, der die Echtheit der Sache in seiner 'History
of the Decline and Fall of the Roman Empire', Kapitel 20, in Frage stellt,
sagt: „Wenn die Augen von Beobachtern manchmal durch Betrug getäuscht
worden sind, ist noch häufiger der Verstand der Leser durch Erdichtetes
verletzt worden. Jedes Ereignis oder jede Erscheinung oder jeder Zufall,
der vom gewöhnlichen Lauf der Natur abzuweichen scheint, ist eilends der
unmittelbaren Handlung der Gottheit zugeschrieben worden, und die
erstaunte Phantasie der Menge hat manchmal den flüchtigen aber
ungewöhnlichen Meteoren der Luft Form und Farbe, Sprache und Bewegung
verliehen." ..."
„Die Zeit sei nahe herbeigekommen, schon beginne sich der elektrische Ring um die Erde zu lösen, die zunehmende Unfruchtbarkeit der Erde deute darauf hin, die Luft habe nur noch 25 Prozent Sauerstoff statt wie früher 75 Prozent. Auch der Zionismus, dass Esperanto sind Anzeichen des großen Weltendes."
Vgl.
Arbeiter als ernste Bibelforscher
Noch in dem 1928 veröffentlichten Rutherford-Buch „Schöpfung" feiert die
Theorie vom elektrischen Ring fröhlichen Urstand. Rutherford bemüht da einen
schon von Russell zitierten Professor Vail als Stütze für diese Theorie.
Auszugsweise liest man im genannten Rutherford-Buch S. 26f.
„Es scheint, dass es der Plan
Jehovas war, das Licht über sein großes Werk zum Wohle der Menschen erst
vom Jahre 1874 n. Chr. an zunehmen zu lassen. In diesem Jahre war es auch,
dass Isaak N. Vail zum ersten Male seine Schrift, betitelt 'Das Ringsystem
der Erde' veröffentlichte. Der Titel nimmt Bezug auf eine Reihe
aufeinanderfolgender ringförmiger Hüllen von Wasserdampf, die die
erschaffene Erde umgeben haben und in verschiedenen Perioden auf sie
niedergefallen sein sollen. … Die, welche der Erde am nächsten und am
schwersten waren, fielen zuerst herab und ließen die entfernteren und
leichteren Ringe sich allein in ihren Bahnen weiter um die Erde drehen,
aber Ring um Ring kühlte in bestimmter Reihenfolge ab und fiel hernieder.
Professor Vail urteilt weiter, dass der letzte dieser Ringe hauptsächlich
aus Wasser bestand, während die anderen Ringe große Mengen Kohlenstoff und
mineralische Stoffe, die durch die große Hitze der Erde ausgeschieden
wurden, enthielten. Das Sonnenlicht, dass durch die Ringe, welche wie ein
Baldachin die Erde einhüllten, hindurchdrang, verursachte gewissermaßen
einen Treibhauseffekt, der an den Polen des Pflanzen- und Tierleben
genauso wie auf anderen Teilen der Erde gedeihen ließ. Diese Ringe, die
die Erde umgaben, drehten sich rascher als die Erde um ihre Achse, und der
Abkühlungsprozeß bewirkte, dass sie zur gegebenen Zeit auf die Erde
fielen. Der Einsturz des letzten dieser Wasserringe trat erst nach der
Erschaffung des Menschen ein und brachte die große Flut in den Tagen
Noahs.
Ein sehr starker Beweis wird durch Prof. Vail für die Tatsache erbracht,
dass alle Planeten durch ein allgemeines und unbeugsames Gesetz gebildet
wurden, und da wir jetzt den Saturn von Ringen umgeben sehen und auch den
Uranus an seinem noch unvollendeten Ringsystem ferner sehen, müssen wir
den Schluss ziehen, dass auch die Erde durch fortschreitenden und
aufeinanderfolgenden Zusammenbruch wasserhaltiger Ringe entwickelt wurde."
Und dazu meinte genanntes WTG-Buch:
„Das Ringsystem über die Bildung der Erde, wie es Professor Vail befürwortet, ist vernünftig. Diese Theorie wird durch die im Worte Gottes geoffenbarte Wahrheit unterstützt."
Noch in dem WTG-Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen" (englisch 1943, Deutsch 1946) meint man diese Theorie durch eine eigens dazu angefertigte Zeichnung stützen zu sollen.
Die Theorie des „elektrischen Ringes" der da einstürzen würde, kursierte
noch in den nachfolgenden Jahren in Zeugen Jehovas-Kreisen. So bin ich selbst
noch in den 1960er Jahren solchen begegnet, die geradezu fiebrig, ihre „Harmagedon"-Hoffnung
darauf stützten. Denen ist aber offenbar entgangen, dass inzwischen die WTG
dieser (wie auch einiger anderer) einschlägiger Theorien, den Laufpass gegeben
hatte.
Derjenige an dem ich da denke, lebte übrigens in demselben Wohnhaus, in dem
bis zu seiner Verhaftung im Naziregime der
WTG-Funktionär Fritz
Winkler mal gewohnt hatte, und den er seinerseits in verklärter
Erinnerung hatte. Allerdings, da ich zu dem Zeitpunkt selbst noch Zeuge war,
hatte ich mir damals nicht träumen lassen, dass just jener Herr Winkler mich
später noch mal näher interessieren würde. So kann es halt gehen.
Was nun sein „Steckenpferd" des „elektrischen Ringes" anbelangte, war für ihn
motivierend auch ein wohl selbstgebasteltes Detektor-Radio, welches im freien
Ortssender einfing, ohne separate Stromquelle. Weil das nun der Fall war, war
er ganz Happy, auch bezüglich der WTG elektrische Ring-Theorien
Offenbar muss die „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 9. 1952 als diesbezüglicher
Distanzierungs-Artikel gewertet werden.
Wieder einmal setzt man sich darin von imaginären „einigen" ab. Verschweigt
aber, dass die eigene Organisation diese „einige" sind.
Nachstehend ein paar Zitate aus diesen „Erwachet!"-Distanzierungs-Ausführungen
in genannter Ausgabe:
„Wir möchten uns nun noch eine etwas ungewöhnliche Seite der Atmosphärenforschung ansehen, wozu uns die Zeiten, in denen wir heute leben, veranlassen. Gegenwärtig können Christen in dem, was sich in der heutigen Welt abspielt, eine deutliche Erfüllung biblischer Prophezeiungen erkennen, was ihnen ein stichhaltiger Beweis dafür ist, dass das ‚vollendete Ende der Systeme der Dinge gekommen ist'. … Einige, die diese Erkenntnisse aus der Bibel besitzen, haben sich gewisse wissenschaftliche Kenntnisse angeeignet, wobei sie auch die elektrischen Schichten der Inosphäre kennen lernten. … Gemäss dieser Theorie soll die Erde, als sie noch in flüssiger Form war, während ihrer Formation Substanzen von sich geschleudert haben, die Ringe bildeten … Es wird nun behauptet, dass sich ein letzter elektrischer Ring, der bei diesem Vorgang übriggeblieben sei, auf uns zu bewege, die Erde umschliessen und die Hauptwaffe des Herrn im universellen Krieg von Harmagedon bilden werde. Einige, die ihre eigenen Ideen über die Chronologie haben, berechnen die Geschwindigkeit, mit der dieser Ring vorrückt, genau so, dass er gerade zu jenem Zeitpunkt, der mit ihren Theorien harmoniert, bei uns eintreffen würde."
Dann führt „Erwachet!" einiges mehr Wissenschaftstheoretisches an, was dieser Theorie widerspricht, um zu dem Ergebnis zu gelangen:
„Im Gegensatz zu den eitlen
Gerüchten über sie, die ganz ohne wissenschaftliche Grundlage geäußert
werden (können diese Strahlen) nicht die geringste Gefahr für uns werden."
Gefahr hin, Gefahr her. Wer an Katastrophenzenario glauben w i l l, der
der sich vermutlich auch durch diese „Erwachet!"-Dementi nicht davon
abhalten lassen. Das entscheidende dabei ist und bleibt allerdings, dass
ihre metaphysische Verklärung vorne und hinten hinkt!
Siehe auch:
Parsimony.19242
Parsimony.19243
Mysnip.22499
„Das Werk der Zeugen Jehovas kommt in Italien eigentlich erst in Gang. Im Jahre 1947 konnte die Gesellschaft zwei Missionare ins Land senden und es gab einen Durchschnitt von 152 Verkündigern in jenem Jahre. Nun haben wir 38 Gileadabsolventen im Lande, die in verschiedenen Städten wirken, und im Jahre 1951 gab es im Durchschnitt 1532 Evangeliumsdiener in Italien …"
Im Vergleich zu den späteren, Italien betreffenden Zahlen, macht diese
Angabe auch deutlich, dass der Proselytismus der Zeugen Jehovas in höherem
Maße zu lasten der katholischen, aber auch der orthodoxen Kirche geht, als
etwa das für den Protestantismus, namentlich in seiner liberalen Ausprägung,
der Fall ist. Das lässt sich auch anhand von Vergleichszahlen, etwa für
Spanien, Griechenland, Polen, Österreich, Russland usw. erkennen.
Demgegenüber fristen die Proselytismuserfolge etwa in einem Land wie die
Schweiz, nahezu kärglich zu nennende Dimensionen; obwohl die Schweiz zur
Hälfte auch katholisch orientiert ist. Allerdings einem Katholizismus dort,
der nicht die Chance hatte, mit totalitären Regimen gemeinsam „ins Bett zu
gehen". Womit ein wesentlicher Aspekt der Abwendung von diesen traditionellen
Religionen, hin zu Ersatzangeboten, wie die Zeugen Jehovas, erst einmal
grundsätzlich entfällt
PROTESTANTEN ist der Zutritt zu diesem Haus untersagt! Wir sind katholisch. Wir brauchen eure Propaganda nicht" Solche Aufschriften kann man an Tausenden von Häusern in Barranquilla, der wichtigsten Hafenstadt Kolumbiens lesen. Im ganzen Land herum betrachtet die grosse Masse der katholischen Bevölkeung den Kommunismus und den Protestantismus als ein und dieselbe Sache. Die Kinder werden angehalten, ein 19 Verse umfassendes Lied gegen die Protestanten zu lernen und es auch andere zu lehren. Unter anderem heisst es in diesem Lied wie folgt:
"Wir wollen die Protestanten
nicht,
Sie sind nach Kolumbien gekommen, uns zu verführen.
Wir wollen die Protestanten nicht,
Die unser Vaterland und unsern Glauben profanieren.
Mit einem Teller Suppe verführt ihr die hungernden Armen;
Das werdet ihr im Jenseits büssen müssen durch Qualen.
- In der Hölle werdet ihr Satan, euern Vater, finden."
Dazu kommt noch, dass protestantische Kirchen mit Steinen bewerfen, Protestanten boykottiert, von Pöbelhaufen angegriffen und ermordet werden. Solches geschah in Kolumbien in Südamerika in den Jahren 1951-52.
Weiter notiert jener Bericht:
In Bogota wurde am 22. Dezember 1951 eine neue Baptistenkirche eingeweiht. Was sich dabei ereignete, geht aus einem Telegramm, das ans Hauptbüro der Baptisten in Amerika gesandt wurde, hervor:
„Kirche zweimal, einmal am Samstag, den 22. Dezember, und einmal am Sonntag, den 23. Dezember, von priesterangeführtem Pöbelhaufen angegriffen. Gebäude schwer beschädigt. Mehrere Personen leicht verletzt. Polizei anwesend, schaute untätig zu. Alle Missionare sind wohlbehalten."
Im Bericht der Abteilung für Fremdenmission des Landesrates der Kirchen Christi in Amerika heisst es über diesen Zwischenfall:
„Die Angreifer wurden von Ehrwürden Florencio Alverez, S. J., einem katholischen Pfarrer aus Bogota, angeführt. Durch die vom Pöbel geworfenen Steine gingen 131 Scheiben in Scherben und der zweite Pastor der Kirche wurde am Kopf verletzt"
Der Gesandte der Vereinigten
Staaten, Waynick, der Augenzeuge des ganzen Vorfalles war, legte bei der
kolumbischen Regierung einen scharfen Protest ein.
Die Zeitung 'Presbyterian Life' meldete (am 2. Februar 1952) noch
folgendes über andere Zwischenfälle:
„Ein kanadischer Missionar und ein kolumbischer Laienevangelist wurden auf dem Weg nach dem Hause eines ihrer Gemeindeglieder in der Nähe von Cambaovon zwei Polizisten und vier Zivilisten aus jener Stadtangegriffen; sie zerrissen ihnen ihre Bibeln und Zeitungen, schlugen dann heftig auf sie ein und trieben sie in den reissenden Magdalenenstrom hinein. Am 31. Dezember wurde ein Pastor von Ibague … verhaftet und ohne Grund ins Gefängnis geworfen."
Am 20. März wurden in Ibague über 1000 katholische Kinder von zwei Priestern vor die presbyterianische Kirche geführt. Dort angekommen, begannen sie zu rufen: „Es lebe die Jungfrau! Nieder mit den Protestanten!" 'The Christian Century' (23. April 1952) meldete über diesen Vorfall noch folgendes:
„Sie trieben die Kinder an, noch mehr zu rufen und zu schreien. Als diese so richtig warmgelaufen waren, wurden sie von den Priestern aufgefordert, die Kirche mit Steinen zu bewerfen. Während einer halben Stunde liefen die Priester unter den Kindern hin und her und ermunterten sie durch Zurufe, während diese über 60 Scheiben der bemalten Kirchenfenster zertrümmerten, die Türen in Stücke schlugen und das Studierzimmer des Pastors demolierten. Als von allen Scheiben nur noch eine ganz geblieben war, rief ein Priester: 'Vorwärts! nur weiter geworfen! Es ist immer noch eine große Scheibe übrig!' Einige der Kinder waren so aufgehetzt, dass sie schrieen: 'Die Protestanten sollen herauskommen. Wir wollen mit ihnen Schluss machen!' Als niemand erschien, rannte der Priester hin und her und rief: ,Sie fürchten sich herauszukommen! Sie fürchten sich herauszukommen!' Die Pöbelrotte zerstreute sich erst, als alle Fensterscheiben eingeschlagen waren. Einige Kinder hatten aus lauter Angst den Schauplatz schon vorher fluchtartig verlassen."
In der Stadt Armenia betraten am 13. April 1952 bewaffnete Personen eine evangelische Kirche, störten den Gottesdienst durch laute Rufe und feuerten auf die Anwesenden Schüsse ab. Eine Frau wurde zweimal getroffen und schwer verletzt. Auch ein Kind| wurde angeschossen. Die 'Tribune' von Chicago brachte den vom Kolumbischen Evangelischen Bund, dem 17 protestantische Richtungen angehören, herausgegebenen Bericht über 23 Fälle von Protestantenverfolgungen, die sich vom 15. Februar bis 17. April ereigneten. Darunter einige ähnliche Fälle wie die schon erwähnten, aber auch Fälle wie die folgenden:
„Polizei und Zivilisten versuchten, eine protestantische Bauernfamilie umzubringen, indem sie ihr das Haus über dem Kopf anzündeten. Fünfundzwanzig weitere Häuser von Protestanten wurden niedergebrannt und einige konfisziert. Haussuchungen wurden durchgeführt und Bibeln vernichtet. Die Polizei löste gottesdienstliche Versammlungen auf, die in einem Privathaus stattfanden, und beschlagnahmte eine Kirche und ein Pfarrhaus und richtete diese Gebäude als Kasernen für ihren Eigengebrauch ein. Das Ministerium für Nachrichtenvermittlung untersagte in Bogota die Sendung von vier evangelischen Radioprogrammen."
Der Bericht erwähnt dann auch
die Sprengung und Einäscherung des Hauses von Esther Maurd, einer
nordamerikanischen Missionarin der Pfingstgemeinde. Der Vorsteher einer
amerikanischen Schule, ein Kolumbier, wurde drei Tage lang in Haft
behalten und dann mit der Erklärung entlassen: „Wir bedauern, es war ein
Versehen." In Tolima wurde eine evangelische Kirche niedergebrannt. In
Magdalena wurde ein Mann in den Stock gelegt. In Valle wurden drei
Mädchen, Kinder protestantischer Eltern, gezwungen während der Schulpausen
auf den Knien zu liegen, weil sie am Sonntag die Messe nicht besucht
hatten.
Zwischenfälle, wie die erwähnten, die sich alle in grossen Städten
zutrugen, sind auf dem Lande noch viel zahlreicher. Und der amtierende
Sekretär des Evangelischen Bundes von Kolumbien sagt, dass höchstens ein
Viertel oder ein Fünftel aller Fälle berichtet werden. Es wurde auch noch
gemeldet, dass Frauen und Mädchen angegriffen wurden und ein junger
Evangeliumsarbeiter entmannt wurde. Seit dem Jahre 1948 haben wegen der
Verfolgung mehr als 100 protestantische Gemeinden aufgehört zu
funktionieren."
Weiter im Bericht:
Diese Zwischenfälle haben ein starkes Echo hervorgerufen. In der 'New York Times' vom 2. April 1952 heisst es in einem Artikel von Herbert L. Matthew, dass die Protestantenverfolgungen in Kolumbien zu einer heftig diskutierten Streitfrage geworden seien, und obschon die Mehrheit der Katholiken diese Zwischenfälle bedaure, stünde sie doch missionierenden Sekten ablehnend gegenüber. Er weist auch darauf hin, dass von den zehn Millionen Einwohnern Kolumbiens nur 25000 Protestanten sind, und fährt dann fort:
„Die Kontroverse hat den Kolumbiern wenigstens Gelegenheit gegeben, darüber nachzudenken und zu diskutieren, was religiöse Duldsamkeit und Religionsfreiheit ist, und sie beginnen zu erkennen, dass andere Länder diese Grundsätze in grosszügigerer Weise anwenden als sie."
'El Tiempo', die vielleicht meistgelesene Zeitung, hat, obschon sie 100prozentig katholisch ist, wiederholt die gegen andere Religionen begangenen Gewaltakte gegeisselt und ist offen für die Religionsfreiheit eingetreten. In einem ihrer Leitartikel stand zu lesen:
„Wir betrachten die Kampagne gegen den Protestantismus, vor allem die Gewaltakte, als einen Verstoss gegen die durch unsere Verfassung garantierten Rechte, und deshalb brandmarken wir jene, die solche intoleranten Angriffe inszenieren oder dazu aufhetzen, als krass im Widerspruch stehend zu jeder liberalen Norm."
Nach dem Zwischenfall in Ibague, wobei die 1000 katholische Schulkinder, aufgehetzt von den spanischen Priestern, die presbyterianische Kirche mit Steinen beworfen hatten, bekundete die lokale Zeitung ihr Missfallen über dieses Vorgehen, indem sie als eine Art „Proklamation" auf ihre Titelseite folgende Worte aus Markus 9:41 setzte:
„Und wer irgendeinen der Kleinen, die an mich glauben, sündigen macht, dem wäre besser, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde." — Cath. Confr.
Die Zeitung 'Times-Dispatch' von Richmond schrieb über einen Artikel, den der 'Evening Star' von Washington auf Ersuchen der Vereinigung der Evangelischen veröffentlicht hatte, folgendes:
„Dieser Artikel war die Wiedergabe eines Leitartikels aus der liberalen Zeitung 'El Nacional' von Barranquilla vom 2. Oktober 1951, und die Bilder zeigten die Zerstörung einer protestantischen Kapelle in Campo Hermoso. Der Leitartikel erwähnte auch die Sprengung einer protestantischen Kirche in der Nähe von Cali, wobei eine Person getötet und mehrere verletzt wurden, sowie die Auffindung der Leiche eines protestantischen Pfarrers, die an einem Baum festgebunden war. Die kolumbische Zeitung verurteilte diese und ähnliche Zwischenfälle und nahm einen Pater Jordan ins Gebet. Sie berichtete, er habe in Malaga Dolche gesegnet und gesagt, dies seien gesegnete Waffen, wenn sie zur Verteidigung der katholischen Religion verwendet werden'."
Über die Lage in Kolumbien schrieb 'The Christian Century', eine der führenden protestantischen Wochenzeitschriften Amerikas, am 9. April 1952:
„Die Ausschreitungen gegen die Evangelischen werden immer häufiger. Es ist unmöglich zu sagen, was stärker ins Gewicht fällt, die Hetzerei der römisch-katholischen Priester oder die anscheinend krankhafte Gewohnheit der kolumbischen Zivilbehörden, nichts zu sehen, wenn sich ein Pöbelhaufe zusammenrottet. Kürzlich hat ein Pöbelhaufe in Bogota fast alle Fensterscheiben einer schönen, eben eingerichteten Baptistenkirche eingeschlagen. Führende Baptisten forderten die amerikanische Regierung auf, bei der kolumbischen Regierung zu intervenieren. Aber es ist offensichtlich, dass ein solcher Protest, falls er wirklich eingereicht worden ist, wenig Eindruck gemacht hat."
Dann erwähnt der Artikel den Zwischenfall von Ibague und fährt weiter:
„Nach diesem Angriff auf die presbyterianische Kirche gab die öffentliche Radiostation eine Forderung, die prominente Bürger aus Bogota, formuliert haben sollen, bekannt, worin verlangt wird, dass jede weitere Propaganda der Evangelischen unterbunden werden sollte. Es hiess darin, dass die Protestanten die Ruhe und die Ordnung stören und ihre Tätigkeit 'Kolumbien bei den andern Völkern in Verruf bringe'. Wir erlauben uns, daran zu zweifeln, dass ein grosser Teil der andern Völker das Gefühl hat, die kolumbischen Protestanten trügen die Schuld dafür, dass Kolumbien in Verruf' komme. Washington mag wiederum ersucht werden, bei der kolumbischen Regierung vorstellig zu werden. Sollte dies getan werden, so versprechen wir uns doch von diesem Schritt nicht viel. Aber verantwortliche Kreise der römisch-katholischen Kirche in Amerika und Europa sollten erkennen, wie sehr solche Ausschreitungen dem Ruf ihrer Kirche unter den aufgeklärten Völkern schaden."
Die Regierung
Wie stellt sich die Regierung zur religiösen Lage? Die konservative Regierung steht hinter der katholischen Kirche wie ein Mann, und es kann gesagt werden, dass ein Machtzusammenschluss von Kirche und Staat besteht. Die New York Times vom 2. April 1952 schreibt:
„Es wäre verkehrt, zu denken, dass weder die Regierung Kolumbiens noch die grosse Mehrheit des kolumbischen Volkes über diese Angriffe auf die Protestanten bestürzt seien. Aber selbst diese Menschen betrachten es als eine Beleidigung, dass fremde Missionare, meistens Nordamerikaner, in ihr Land kommen, um ihr gut-katholisches Volk zu. Presbyterianern, Adventisten oder irgendeinem andern Glauben zu bekehren."
Offizielle Kreise brachten die Entschuldigung vor, dass der Anlass zu diesen spontanen und primitiven Reaktionen die Anwesenheit der Propagandisten gewesen sei, denn dies verstosse gegen die katholische Tradition des Landes. Der amtierende Präsident, Urdaneta Arbelaez, erklärte:
Die Verfassung gewährt volle Religionsfreiheit. Aber unser Volk hat eine nicht zuleugnende Abneigung gegen die Betätigung Glaubens der seinem christlichen Eifer entgegengesetzt ist, und dies noch mehr, weil eine grosse Zahl solcher Pastoren ihre Dienste einer sektiererischen Propaganda gegen die Regierung zur Verfügung gestellt haben."
Die Erklärung des Präsidenten,
wonach Pastoren „sektiererische Propaganda gegen die Regierung" betrieben
haben, mag wirklich zutreffen. Es stimmt, dass die grosse Mehrheit der
Protestanten in Kolumbien der liberalen Partei angehört oder mit ihr
sympathisiert. Berichte zeigen, dass sich protestantische Geistliche, wenn
auch nicht so offen wie die Priester, in die Politik eingemischt und
empfohlen haben, den Kandidaten der liberalen Partei die Stimme zu geben,
und daher müssen sie auch einen Teil der Schuld für die Verfolgung, die
über sie gekommen ist, übernehmenn. …
'El Siglo', das Organ der Konservativen, hat die religiösen Gewaltakte
dauernd mit der Ausrede entschuldigt, sie seien durch Propagandisten aus
Nordamerika provoziert worden. Ein bekannter Kolumbier erklärte hierzu:
„Und zudem gestattet unsere Regierung noch, dass diese infamen protestantischen Pastoren in unverschämter Weise herumlaufen und in den Dörfern Bibeln verkaufen … und nicht einer unserer Beamten wirft diese Vagabunden ins Gefängnis oder verbietet ihnen die Einreise in unser Land!"
Die Regierung scheint eine
Politik verfolgt zu haben, die alles andere als dem Protestantismus
förderlich war. Sie hat ihn indirekt bekämpft, und das hat auch Früchte
gezeitigt. Obschon sie die Missionare, die sich im Lande aufhalten, nicht
ausgewiesen hat, lehnt doch das Büro für Beziehungen zum Ausland die
Ausstellung von Visa für Missionare, die abreisende Missionare ersetzen
sollten, entschieden ab. Bedeutsam ist ferner, dass, soweit man sich
erinnern kann, niemand als Folge der Angriffe auf Protestanten und ihre
Kirchen ins Gefängnis wanderte. Allerdings wurde in einer Stadt, wo eine
Kirche in die Luft gesprengt wurde, der Bürgermeister abgesetzt. In den
Städten werden von den Beamten gewöhnlich Schritte unternommen, die aber
wieder im Sande verlaufen; in Dörfern und abgelegenen Gebieten aber wird
überhaupt nicht eingeschritten.
Matthew schreibt in seinein Artikel, der in der 'New York Times'
erschienen ist und aus dem wir schon früher zitiert haben:
„Kolumbien ist in mancher Hinsicht Spanien erstaunlich ähnlich. Der spänische Fanatismus ist in der Kirche und der Politik lebendig und viele Geistliche in Kolumbien sind sogar Spanier. Kolumbiens Kirche ist aber weniger liberal als der Vatikan, wofür die Erklärung, die Papst Pius vergangene Woche an die Rumänen richtete, ein Beweis war; diese Erklärung wurde von den Protestanten und Liberalen in Kolumbien weidlich zu ihrem Vorteil ausgeschlachtet. Darin definiert der Papst nämlich die Religionsfreiheit als das Recht der öffentlichen und privaten Betätigung des Glaubens, ein Recht, das den Protestanten in Kolumbien nicht zugebilligt wird.
Pater Eduardo Ospina, ein
bekannter Jesuit, … argumentierte, dass [die Verfassung von Kolumbien] die
persönliche Freiheit, den Glauben gemäss dem Gewissen in einer Kultstätte
zu betätigen, garantiere … nicht aber [die Freiheit] … ausserhalb einer
solchen öffentlich Propaganda zu betreiben. Die Verteilung von Bibeln oder
Traktaten gehöre nicht zur Betätigung des Glaubens. Die Propagandafreiheit
werde … von der Verfassung nicht gewährleistet."
Die katholische Kirche hat dadurch, dass siesich in die Politik
eingemischt hat, um der konservativen Partei wieder zur Macht zu
verhelfen, viele ehrliche Katholiken abgestossen. Um ihr verlorenes
Prestige und ihre Anhänger wieder zurückzugewinnen, setzte sie die
katholische Aktion ein, die ihre Feinde niederkämpfen soll. Auch die
internationalen Beziehungen als Ergebnis der an das Ausland ergangenen
Einladung, Kolumbien zu helfen, sich zu modernisieren, haben auf die
Bewohner Kolumbiens ihren Einfluss ausgeübt. Wo die Bildung höher ist,
sind auch die Leute duldsamer gegen die Menschen, die andere Ansichten
haben, auch wenn es sich um religiöse handelt.
Dies behagt der Kirche nicht, und sie hat daher um ihren Feldzug gegen die
Protestanten zu begründen, dem Volke die Idee eingeimpft, dass es nur zwei
Kräftegruppen gebe, die sich feindlich gegenüberstehen - Katholizismus und
Kommunismus. Ungebildete Katholiken glauben daher tatsächlich, dass
bibelerklärende Schriften kommunistisch sein müssen, weil sie nicht
katholisch sind.
Volkszählung
Es kann nicht bestritten werden,
dass Kolumbien ein katholisches Land ist, obschon es schwierig ist, genau
festzustellen, wie viele von der Bevölkerung tatsächlich katholisch sind.
Bei der letztjährigen Volkszählung wurden viele Leute, gar nicht nach
ihrer Konfession gefragt, sondern es wurde einfach angenommen, dass sie
katholisch seien. Dann gibt es auch viele, die vorgeben, katholisch zu
sein, oder die sagen, sie seien katholisch, weil sie sich fürchten, etwas
anderes zu sagen. …
Es muss nun abgewartet werden, wie sich die religiöse Lage weiter
entwickelt. Gegenwärtig ist die Verfolgung von Nichtkatholiken eine heftig
diskutierte Streitfrage
Der abschliessende WTG-Kommentar:
Aber viele Personen, denen noch der schmerzliche Aufschrei der verfolgten katholischen Führer in kommunistischen Ländern in den Ohren klingt, können die unduldsame Haltung der katholischen Kirche in Kolumbien nicht begreifen. Einerseits bittet sie die kommunistischen Regierungen um Gnade und anderseits verfährt sie hart mit denen, die sich zu nichtkatholischen Religionen bekennen und es wagen, das ihnen von Gott gegebene Recht, ihren Glauben nach dem Diktat ihres Gewissens ausüben zu dürfen, für sich zu beanspruchen.
„Warum bezeichnen wir Christen als Sklaven Christi, da doch der Gedanke an die Sklaverei heute so unangenehm ist? Er hat gesagt, er nenne uns nicht mehr Sklaven, sondern Freunde."
In der Antwort darauf führt der WT dann aus:
„Allerdings hat Jesus gemäss Johannes 15:15 (NW) gesagt: „Ich nenne euch nicht mehr Sklaven, denn ein Sklave weiss nicht, was sein Meister tut. Aber ich habe euch Freunde genannt, weil ich alle Dinge, die ich von meinem Vater gehört, euch kundgetan habe." Jesus hatte eben die Passahfeier beendet und das Gedächtnismahl mit seinen Aposteln eingesetzt, und es war gerade vor seiner Festnahme und seinem Tode. Anlässlich dieser letzten Ermutigung und Stärkung seiner Apostel war er sehr vertraulich, und doch verneinte er nicht, dass sie dennoch Sklaven waren. Fünf Verse später erinnert er sie an das Verhältnis des Meisters zum Sklaven: 'Behaltet das Wort im Sinn, das ich euch sagte: Ein Sklave ist nicht grösser als sein Meister. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort beobachtet haben, werden sie auch das eure beobachten.' Somit schied er den Ausdruck Sklave nicht aus, sondern zeigte, dass seine Nachfolger, wiewohl Sklaven, doch auch seine Freunde waren. Es war nicht die übliche kalte, formelle Beziehung des Meisters zum Sklaven, denn ausser dieser gesetzlichen Beziehung waren sie auch enge Freunde. Aber diese Freundschaft merzte die Tatsache nicht aus, dass Christen nicht sich selbst gehören, sondern mit einem Preis erkauft wurden und Sklaven Christi sind."
„Im Jahre 1654 erklärte Erzbischof Ussher von Irland allen Ernstes, er sei nach eingehendem Studium der Heiligen Schrift zum Schlusse gekommen, dass der Beginn der Schöpfung auf den 26. Oktober 4004 v. Chr., morgens 9 Uhr falle. ... wurde diese Behauptung in die Fussnoten der King-James-Bibel aufgenommen und beeinflusste bald die religiösen Lehren. Die sektiererische Christenheit im allgemeinen bekannte sich dann zur Anschauung, dass die Erde und all ihre charakteristischen Merkmale nicht mehr als 6000 Jahre alt seien."
Lange Jahre war es danach, seitens der WTG um dieses Usher-Zitat relativ
still. Jäh wurde diese Stille unterbrochen, als die WTG beliebte ihre
1975-These auf den „Ententeich" zu setzen, in ihrem Buch „Ewiges Leben in der
Freiheit der Söhne Gottes" (englisch 1966, deutsch 1967).
Von Anfang an, war diese These mit „Zweideutigkeiten" gespickt; stets nach
einem „Hintertürchen" schielend. Es sei alles nicht so gemeint gewesen. Und
wer es geglaubt, sei doch letztendlich selber Schuld gewesen, wissen heutige
Zeugen zu vermelden. So ganz unrecht haben sie mit der These wahrlich nicht.
Wer sich für die WTG etwa in Malawi, Hitlerdeutschland und Ostdeutschland
„verheizen" ließ, oder im Falle der Fälle auch für die WTG-Blutdoktrin, der
ist in der Tat letztendlich selber Schuld, weil er nicht die Kraft findet, den
WTG-Rattenfängern den Laufpass zu geben.
Zu Ussher zurückkehrend. Für ihr 1975-Datum bemühte die WTG als Startdatum
4026 v. u. Z.
Ussher's Startdatum, 4006 v. u. Z., wäre gemäß dieser „Philosophie" mit dem
Jahre 1996 identisch. Weder das eine, noch das andere Datum indes hat eine
Erfüllung im Sinne des Erwartungshorizontes der Zeugen Jehovas gebracht. Als
Ussher 1966/67 wieder neu kreiert wurde, da ganz im Sinne einer
Hinhaltetaktik, als „Kleingedrucktes", bei dem wie auch bei anderem
„Kleingedrucktem" im säkularen Leben, die marktschreierischen, in großen
Lettern propagierten Köderthesen, faktisch wieder zurückgenommen werden. Der
Fisch soll ja wohl den Köder schlucken. Mehr auch nicht. Sein Schicksal ist
das, anschließend geschlachtet zu werden. In beiden Fällen.
Zur Gedächtnisauffrischung nachstehend noch mal nachstehend der „Eiertanz" der
WTG in Sachen Usher aus ihrem oben genannten Buch:
„Gemäss dem Artikel 'Gehasst um Seines Namens willen' aus dem 'Wachtturm' vom 15. Oktober 1952 starben Hunderttausende von Christen in den 'zehn Verfolgungen', welche zur Zeit Neros begannen in Ägypten allein während einer der Verfolgungen 144.000. Wie kann dies in Einklang gebracht werden mit der beschränkten Zahl von 144.000, die die Bibel in bezug auf die Glieder des Leibes Christi erwähnt …"
In seiner Antwort sucht sich der WT wie folgt herauszuwinden:
„Der Artikel hat nicht mit irgendwelcher Endgültigkeit die Personen klassiert, die während jener Verfolgungen umkamen, sondern sprach von den Auswirkungen mehr im allgemeinen. Man beachte, dass in dem in der Frage erwähnten Fall eine erklärende Einschränkung gemacht worden ist: 'In der Provinz Ägypten allein starben im Laufe dieser Verfolgung 144.000 solcher sich zum Christentum Bekennenden durch gewaltsamen Tod, dazu 700.000, die als Folge von Erschöpfung starben, in die sie die Verbannung oder öffentliche Zwangsarbeit brachte.' Die Opfer werden als 'sich zum Christentum Bekennende' identifiziert, also nicht als eigentliche Christen. Manche dieser Personen mag die Welle der Verfolgung erfasst, doch mögen sie niemals tatsächlich die Wahrheit gepredigt haben oder den Fusstapfen Jesu gefolgt sein, da sie nur Leute waren, die Christen zu sein bekannten …"
„Vor mehr als zwanzig Jahren kam in Green River (Wyoming) ein Hausierergesetz zustande. Seither haben zahlreiche Gemeinden im ganzen Lande ähnliche Verordnungen erlassen, die das Vorsprechen an den Türen ohne vorherige Einladung verbieten, und diese Verordnungen wurden dann auf Wanderprediger angewandt. …
In der Folge:
Mit der Verhaftung der beiden
Zeugen Jehovas Elsie McCready und Lillian Lawson von Denver (Colorado) in
Cheyenne (Wyoming), auf Grund eines solchen „Green-River"-Gesetzes, lebte
der Kampf wieder stärker auf und es schien, dass die letzte Runde gerade
im Staate, wo diese Verordnung geboren wurde, zur Austragung kommen
sollte.
Die Angeklagten, die zwar von den Wohnungsinhabern nicht eingeladen worden
waren, sie zu besuchen, erklärten dem Besitzer des Apartmenthauses und der
Polizei, als diese von ihnen verlangten, mit Predigen aufzuhören, dass
dieses Gesetz auf sie keine Anwendung habe, weil sie Evangeliumsdiener und
keine Reisenden oder Hausierer seien. Trotz dieser Erklärung wurden sie
verhaftet und unter Anklage gestellt. Zu ihrer Verteidigung wurde darauf
hingewiesen, dass die Green-River-Verordnung von Cheyenne nicht angewandt
wurde auf Personen, die für die Gemeindekasse, das Rote Kreuz und andere
loyale Wohltätigkeitseinrichtungen von Tür zu Tür gehen, und auch nicht
auf Geistliche, die bei allen Leuten oder ihren Gemeindegliedern
vorsprechen, ohne vorher eingeladen worden zu sein.
In „Ähnlicherweise werden heute einige des Wartens müde, und sie denken, etwas sei mit dem ‚treuen und verständigen Sklaven' nicht in Ordnung, weil die Ereignisse nicht so eintraten, wie dies nach ihrer Auffassung sein sollte."
Diese Klage kann man im „Wachtturm" vom 15. 11. 1952 lesen und folgerichtig
trägt der diesbezügliche Artikel die Überschrift „Loyalität – die Prüfung". Er
ist ganz auf die Stärkung der eigenen Autoritätsansprüche hin konzipiert.
Das ist wohl ein Merkmal aller Diktaturen, man konnte es auch in der
seinerzeitigen DDR gut beobachten. Vergleicht man deren Zahl an hauptamtlichen
Mitarbeitern ihrer Staatssicherheit, zu Beginn der DDR mit der Zahl am Ende
der DDR, stellt man eine gigantische Aufblähung dieses Apparates fest. Das ist
offenbar eine Gesetzmäßigkeit, vor der kein diktatorisches Regime gefeit ist,
es sei denn man würde sich zu Grundsätzen wirklicher Gedanken- und
Meinungsfreiheit durchringen.
Es gibt aber offenbar auch noch einen anderen Weg, den man besonders gut bei
den Zeugen Jehovas studieren kann. Und das wäre der Weg der Festigung der
eigenen Reihen, durch die Bedrohung von außen. Ist solch eine
Bedrohungssituation erst mal gegeben, dann ersticken Fragen der eigenen
Geschichte zur Bedeutungslosigkeit. So war es auch im Falle Zeugen Jehovas in
Hitlerdeutschland und so war es auch um 1952, als die DDR-Bedrohung dieser
Organisation voll nachwirkte, und sei es nur dadurch, dass Zeugen Jehovas als
Flüchtlinge aus der DDR ihren Weg in die alte Bundesrepublik gingen. Insofern
hatte die WTG auch um 1952 die Sache voll im Griff, ohne eines umfänglichen
Repressionsapparates zu bedürfen. Den baute sie aber trotzdem auf, etwa in der
Gestalt, mittels der um diese Zeit erfolgten massiven Verschärfung ihrer
Thesen in Sachen Gemeinschaftsentzug.
Das aber um 1952 eine desolate Situation bestand, macht allein schon das
eingangs gebrachte Zitat und seine Wiedergabe durch die WTG deutlich.
Wirklich kritisch wird es für sie auch erst dann, wenn über längere Zeit, der
Feind von außen, als Schreckgespenst, nicht zur Verfügung steht. Dann, erst
dann, vermögen ihre inneren Widersprüche einen gewissen Stellenwert zu
erreichen.
Die WTG wäre nicht die WTG, würde sie nicht auch dann ihre Niederlagen in
Siege umfälschen. Auch in oben genannten WT begegnet man solchen Elementen,
und nachstehend sei noch etwas aus ihm zitiert:
In den unruhigen Zeiten von 1918
– 1922 gab es unter Gottes Volk ernst Prüfungen …
Durch seinen Richter im Tempel prüfte Jehova die Herzen seines Volkes und
verwarf Tausende, weil sie selbstisch und illoyal waren. Nachdem sie durch
die treue, gesetzliche leitende Körperschaft, die Watch Tower Bible and
Tract Society, dreissig Jahre lang genährt und geleitet worden waren,
sagten manche: ‚Jehova handelt auch durch andere Werkzeuge.' So konnten
sie ihre eigenen selbstischen Interessen fördern. Die Loyalen hielten sich
zur Organisation des Herrn. Sie erbrachten Beweise von seiner Leitung und
widerstanden den Illoyalen. Sie verfochten Jehovas Wege, und obwohl der
Kampf Jahre dauerte, gewannen ihn die Loyalen, und die Illoyalen wurden
entfernt. Als Ergebnis gibt es Hunderttausende, die sich der Erkenntnis
der Wahrheit erfreuen.
Ja, die Illoyalen hätten es verhindert, dass die Wahrheit dem Volke im
allgemeinen zugekommen wäre, denn sie sagten:
‚Die Ernte ist vorüber, und des Herrn Werk ist getan. Nun müssen wir
warten, um zum Herrn in den Himmel versammelt zu werde.'
Die Loyalen sagten:
‚Jehova offenbart noch weitere Wahrheiten. Das Werk ist nicht vorbei, und
wir werden dieses Werk fortsetzen, ungeachtet euer Nachlässigkeit und euer
Beschuldigungen, dass der Herr nicht durch die Wachtturm-Gesellschaft
handle.'
Im Glauben, dass die Wahrheit ihnen gehöre, gingen die Illoyalen weg und
suchten weiteres Licht hervorzubringen, aber der Funke, den sie hatten,
erlöschte, so wie alle vom Hauptfeuer getrennten Funken erlöschen. Sie
entschwinden in der Luft; ebenso erging es den Illoyalen.
Die Loyalität aller Zeugen Jehovas wird auf diese oder jene Weise auf die
Probe gestellt. Oft sind es die kleinen Dinge, die zur Prüfung dienen.
Nicht nur gab es eine Prüfungszeit von 1918 bis 1923, sondern sie hat seit
jenen Tagen weitergedauert, denn grosse Verfolgung begann im Jahre 1933
über die Gemeinde der Christen in Deutschland zu kommen, und dies durch
die nun von der Bildfläche verschwundene und entehrte Nazi-Organisation.
Denn von 1939 an bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges kam die grösste
Verfolgung, die Gottes Volk je auferlegt wurde, und dies in sozusagen
allen Teilen der Welt; aber die Treuen blieben dem Willen Gottes gegenüber
loyal. Der grosse Kampf zwischen den Nationen bot den falschen
Religionisten die Gelegenheit, die sie haben wollten, um ihren Hass an
Gottes Auserwählten auszulassen, und schrecklicher Schaden war die Folge.
Die Gehorsamen aber waren in Wahrheit der Handlungsregel Jehovas gegenüber
loyal. Sie weigerten sich, Kompromisse zu machen, sich zu unterwerfen oder
von der Wahrheit abzuweichen. Sie waren loyal.
Man vergleiche mal das Zeugen Jehovas-Schrifttum zur Zeit der schlimmsten Nazi-Repression , und man kann auch erkennen, wie in ihr die Dogmatiker die Oberhand hatten. Dann aber wohl auf beiden Seiten der „Barrikade".
Drahbeck
Vor sechzig Jahren
In „Ähnlicherweise werden heute einige des Wartens müde, und sie denken, etwas sei mit dem ‚treuen und verständigen Sklaven' nicht in Ordnung, weil die Ereignisse nicht so eintraten, wie dies nach ihrer Auffassung sein sollte."
Diese Klage kann man im „Wachtturm" vom 15. 11. 1952 lesen ..
Jedem der heute ebenso denkt dem sei aus
dem WT mit den Sudienartikeln für November 2012 gesagt:
2 ...
Jehova selbst übt schon lange
Geduld. Er hätte dem Bösen jederzeit ein
Ende setzen können, aber er wartet auf den richtigen Moment ...
5 Geduldig gewartet hat
Jehova auch ... damit mehr Menschen
ewiges Leben erhalten. ...
Wem das vorigen Sonntag noch nicht genug
war, darf sich diesen weiterhin (ver)trösten lassen:
4 ... Heute, so
kurz vor dem Ende dieses Systems, ist eine Tätigkeit wichtiger denn je:
Wir müssen darauf hinweisen, wie man von Jehova gerettet werden kann. Als
Christen "beharrlich zu wachen" heißt nicht, immer wieder auf die Uhr zu
schauen. Und es ist sogar gut für uns,
dass wir Tag und Stunde nicht kennen . ...
10 ...
Hat man alle Hände voll zu tun,
schaut man nicht ständig auf die Uhr und die Zeit scheint wie im Flug zu
vergehen. Wenn wir völlig in der so begeisternden Aufgabe, mit der uns Jehova
betraut hat, aufgehen, kommt "jener Tag
und jene Stunde" womöglich schneller als erwartet. ...
19 ...
Tag und Stunde, wann Jehovas Tag
kommt, wissen wir noch immer
nicht. Und eigentlich brauchen wir
das ja auch gar nicht. ...
So lange wir ganz und gar auf
Jehova vertrauen und sein Königreich allem voranstellen,
werden wir niemals enttäuscht
werden. Da können wir ganz sicher sein (...).
(WT vom 15.SEPTEMBER 2012)
WT 15. September
Jehova selbst übt
schon lange Geduld ...
2006 im WACHTTURM:
1. Februar S. 17
NEHMEN WIR UNS AN
DER GEDULD JEHOVAS EIN BEISPIEL
2012 im WACHTTURM:
15 .September
Geduldig gewartet
hat Jehova ...
2007 im WACHTTURM:
1. März Seite 17
Mit Freude auf
Jehova warten
2004 im WACHTTURM:
1. Oktober Seite 20
Mit was für einer
Einstellung wartest du?
1998 im WACHTTURM:
1. Juni Seite 5
Warte geduldig
„Wenn Asien rot wird, müssen die Amerikaner einen Teil der Schuld dafür auf ihr eigenes Konto schreiben."
Diesen Schlusssatz liest man in einem „Warum Asien sich dem Kommunismus
zuwendet" überschriebenen Artikel in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 11. 1952.
Weiter meint „Erwachet!"
„Im Grunde genommen ist das
Interesse des Kommunismus an der Verteilung des Bodens unter die hungrigen
Bauern nur eine taktische List. Sie wird lediglich gebraucht, um die Macht
zu erlangen. Sitzt einmal die kommunistische Regierung fest im Sattel, so
beginnt die Abschaffung des Privatbesitzes. Ihre Politik, abgesehen von
einem betrügerischen Gesetz über Bodenreform, kann dem Bauern nichts
bieten als ein Diktatursystem und einen jahrzehntelangen technischen
Stillstand.
Aber man sage dies einem hungrigen Menschen. Sprich zu ihm von der
herrlichen Freiheit der Demokratie und der Gefahr, vom Kommunismus
versklavt zu werden - und er wird dir ins Gesicht lachen. Die Demokratie
kommt zum Hungrigen in Form von Brot. Er kann
sich weder von Kanonen noch
von Flugzeugen oder Bomben sättigen. Leere Versprechungen als Ersatz für
Nahrung und Taten ekeln hungrige Menschen an."
Weiter liest man unter anderem:
„Das gewöhnliche Volk Asiens hat das Vertrauen zu Amerika verloren. Sie sagen, die Amerikaner sind nicht anders als andere weiße Völker". Geldverleiher und Grundherren sind nicht beliebt. Eine Nation, die die Kuomintang, von welcher Überreste auf Formosa weiterexistieren und die jahrelang die Armen unterdrückt hat, unterstützt, oder die reichen Grundherren in Französisch-Indochina, in Ägypten, Indien und Afrika, unterstützt auch die schlechten Lebensbedingungen der Bauern, die Armut, das Analphabetentum, Hunger und Krankheit. Die Asiaten haben allen Grund, skeptisch zu sein."
Vorstehende Ausführungen in dieser Zeugen Jehovas-Zeitschrift, laufen doch
wohl, gemäß ihrer eigenen Interpretation, unter dem Firmenschild „neutral".
Sicherlich ist zu registrieren, dass da beide Seiten ihr „Fett abbekommen".
Dennoch muss die Frage gestellt werden. Ist es Aufgabe einer
Religionsgemeinschaft sich derart „aus dem Fenster zu hängen"? Weitere Frage.
Wie glaubt man denn; sind diese Ausführungen bei den Adressaten „angekommen".
Nun, das eine kann man wohl sagen. Auf kommunistischer Seite als
„hinterhältige Propaganda", als „heimtückischer" Versuch, antikommunistische
Politik zu stabilisieren. Auf der Gegenseite hingegen kostet diese
Argumentation eher ein „Lächeln". Sie lässt es ja beim „beschreiben des
Istzustandes" bewenden. Reale Ansätze, diesen „Istzustand" wirklich zu
verändern gibt es nicht. Man beschränkt sich wirklich nur darauf, als „Seufzer
der bedrängten Kreatur", wie Marx das nennen würde, diesen als Wasser auf die
eigenen Religions-Opiums-Mühlen zu lenken.
Auf jeden Fall ist man mit diesen Ausführungen „mitten in der Politik"
gelandet. Und wer sich wundert, dass angesichts dieser Politik, die
WTG-Organisation von kommunistischer Seite hart angefasst wurde, der ist
entweder blind, oder eben parteiisch (antikommunistisch) eingestellt. Was man
sät, das erntet man auch!
Seite 7
Jehovas Zeugen
helfen den Menschen, ihr Vertrauen auf Gott zu setzen ... Vertrauen in
seine Verheißung, eine neue Welt herbeizuführen ...
,Ein Autor hat einmal gesagt: ,,Ein Armer, der nichts im Magen hat,
benötigt Hoffnung ... mehr als Brot."
Die WTG 1925 in ihrem Werk DAS VOLLENDETE GEHEIMNIS:
Seite 295
Der Anbruch des
Millenniums ... ist nahe ...
ERWACHET 22.11.1952
„Leere Versprechungen als Ersatz für
Nahrung und Taten ekeln hungrige Menschen an."
„Bisweilen lassen Christen zu, dass törichte Argumente zwischen ihnen aufkommen, zum Beispiel über Dinge wie Diät. Einer wird behaupten, eine vegetarische Kost sei die beste, und alle Christen sollten daher vegetarisch leben, während ein anderer darauf besteht, dass Fleisch unerlässlich sei …"
Eines wird man wohl einräumen müssen. Die heutige offizielle WTG hält sich
aus Streitfragen vorgenannter Art weitgehend heraus. Das aber, ist nur die
halbe Wahrheit. In der Gemeindeebene-Struktur kursieren vorgenannte und
vergleichbare Streitthemen in durchaus beachtlichem Umfang. Symptom dafür auch
(unter anderem) das Regenbogenblatt „Heim und Welt" mit seiner starken
Frequentierung des dortigen Kleinanzeigenteils durch Zeugen Jehovas (besonders
stark ausgeprägt in der Vor-Internetzeit. Hat letztere Tendenz vielleicht
etwas nachgelassen, ist festzustellen. Auch im Internet gibt es analoge
Angebote - Reichlich!) Da suchen die Konsumenten über Kontaktanzeigen ähnlich
gesinnte aus ihrem Milieu zu gewinnen. Und das ganze (im Fall „Heim und Welt")
umrahmt von einem „Ambiente" zwischen Jenseitakrobaten,
Fürstenhof-Berichterstattern und allerlei sonstigen Geschäftemachern mit der
menschlichen Dummheit. Egal was man da jetzt nennt. Selbsternannte
„Hellseher", Kartenleger, Astrologen und Geistesverwandtes. Dieser „Humus" ist
offenbar für Jehovas Zeugen keineswegs „abschreckend"; sondern in der Praxis
fühlen sie sich sogar magisch von ihm angezogen.
Nun ja, der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm!
Hatte doch schon Russell nebst Rutherford, allerlei technischen Fortschritt
vermeintlicherweise als von der Bibel „vorhergesagt" in Kaffeesatzmanier aus
letzterer herausgelesen. Viel Unterschied zwischen Kaffeesatzlesen und der
„Theologie" der Zeugen Jehovas, ist ohnehin, zumindest für deren Anfangszeit,
nicht zu registrieren.
Dann verwunderte es auch überhaupt nicht, die Zeugen Jehovas in den dreißiger
Jahren auf Seiten der militanten Impfgegner wiederzufinden. Wer desweiteren
„Weintraubenkuren" als eine Art „Allheilmittel" anpreist (so geschehen im
„Goldenen Zeitalter" der Bibelforscher), der hat dann überhaupt keine
Berührungsängste mehr, um im Streit zwischen Schulmedizin und Heilpraktikern,
für letztere Partei zu ergreifen. Und so findet man von jener Spezies auch
etliche in den Reihen der Zeugen Jehovas wieder. Deren Geschäft floriert -
ohne Zweifel. Man kann es im Buch von Margarete Huber nachlesen; aber auch in
dem des Max Hollweg. Im KZ seine ersten Erfahrungen diesbezüglich sammelnd,
wurde so aus dem früheren Maurer Hollweg, der Heilpraktiker Hollweg. Am
„Hungertuch" hat er dabei (nach 1945) sicherlich nicht genagt. Stolz
präsentiert er denn auch in seinem Buch sein staatliches Haus im Bild. Das
letzteres etwa mit hohen Schulden belegt sei, ist indes nicht überliefert.
Das ist schon aus dem Grunde nicht der Fall, weil auch er über mangelnde
Kundschaft aus den Reihen der Zeugen Jehovas, in seiner aktiven
Heilpraktikerzeit, sicherlich nicht zu klagen brauchte. Selbst im Bereich der
DDR-Zeugen Jehovas gab es solche Heilpraktiker, die finanziell wie die Made im
Speck leben konnten, bis zu jenem Tage, als die Stasi sie mal näher unter die
Lupe nahm. Da war es dann allerdings aus, mit dem weiteren „im Speck leben".
In diesem Kontext ist die eingangs genannte Streitfrage, wie man es denn mit
dem Vegetarismus so halte, noch eine der unbedeutendsten!
„Während sich die Gewitterwolken am politischen Himmel immer mehr zusammenballten, nahmen die Ereignisse eine sensationelle Wendung. Am 25. April, genau ein Monat vor den Wahlen, veröffentlichte die kommunistisch angehauchte Römer Zeitung 'Il Paese' ein Interview mit 'Padre' Alighiero Tondi, 'einem der bekanntesten und einflussreichsten Mitglieder der Gesellschaft Jesu (Jesuiten) sowie der kirchlichen Kreise Roms und Professor an der Gregorianischen Päpstlichen Universität'. Darin kündigte dieser an, dass er nicht mehr länger Priester sei und sich von den katholischen Lehren losgesagt habe. Er vertrete von nun an die Weltanschauung und Politik der Kommunisten. 'Padre' Tondi erklärte, dass er der katholischen Kirche den Rücken gekehrt habe, weil er in all den Jahren, während denen er unter den Jesuiten studierte, nie einen positiven Beweis für die sogenannte 'katholische Wahrheit' erhalten habe.
Weiter im Text:
'Die Kirche', sagte Tondi, 'stellt die historische Einrichtung dar, die dem Menschen Glauben vermitteln musste, solange es unmöglich war, das Natur- und soziale Geschehen wissenschaftlich zu erklären. Aber diese Zeit ist vorbei. Dies ist der Grund, warum mir der Kommunismus schließlich als einzige Wahrheit erschien, die durch die exakteste Wissenschaft bewiesen ist. In der Geschichte der Kirche stehen bewunderungswürdige Opfer, die zwar selten sind, Seite an Seite mit endlosem Elend. Blutige Schlachten, Religions- und andere Kriege, Niedermetzlung von Protestanten wie der Waldenser. Päpste riefen fremde Armeen zu Hilfe, Gefängnis, Gewalt, ALLES WAR GUT GENUG, UM SICH IN DER MACHT ZU BEHAUPTEN [Hervorhebung redaktionell, nicht im Original]. Dies sind geschichtlich verbürgte Tatsachen. Es ist ein politischer Trick, dass angeblich keine Ansprüche auf das Reich dieser Welt gemacht werden, denn in Tat und Wahrheit bezahlt sie jeden Preis, um es zu gewinnen.'
Weiter im „Erwachet!"-Bericht:
Dieser fahnenflüchtige Priester
definierte die katholische Politik wie folgt:
'Innerhalb der Kirche ist sie tyrannisch, ungerecht und vor allem alles
andere als hilfreich und selbstlos. Die besitzlosen Volksmassen werden mit
Worten getröstet, der Kapitalismus dagegen mit Taten. Riesige Skandale
geschehen. Krasse Täuschungen kommen vor. In Rom, dem Zentrum des
Katholizismus, leben unendlich viele in menschenunwürdigen Verhältnissen.
Sozialreformen finden keinen Anklang. Versprechungen werden nicht erfüllt
oder nur auf eine schlaue Weise, so dass die Grossen den Nutzen davon
haben. Dies geschieht nur, um dem Volke Sand in die Augen zu streuen.
Regierungsstellen werden an ungeeignete Personen vergeben, an eine Clique,
die mit öffentlichen Geldern Schacher treibt … Die Folge sind Skandale und
Unzufriedenheit überall.'
Diese Anklage eines ehemaligen Prälaten gegen den Katholizismus wirkte wie
eine Bombe. Die klerikale Partei versuchte, die Wirkung von Tondis
Amtsniederlegung abzuschwächen, indem sie ihn einen Heuchler nannte; aber
die Kommunisten und ihre Verbündeten machten sie weit und breit bekannt
und schlachteten sie während der Wahlkampagne zu ihren Gunsten aus."
Exkurs:
Zum Thema Tondi, meinte der katholische Publizist Erich Klausener in seinem
Buch „Sie hassen Gott nach Plan" suffisant feststellen zu können, und diese
Feststellung ist meiner Meinung nach, in erster Linie ein Armutszeugnis des
Ostdeutschen Regimes. Kaum aber eine tatsächliche Entlastung der katholischen
Kirche.
[Klausener, Sohn des von den Nazis beim sogenannten „Röhmputsch" mit
ermordeteten gleichnamigen Zentrumspolitiker].
Jedenfalls notierte Klausener auch:
Von Alighiero Tondi, dem römischen Exjesuiten, der heute an der Humboldt-Universität doziert, versprach sich die antikirchliche Propaganda in der »DDR« großen Auftrieb. Aber sein Erinnerungsbuch »Die Jesuiten« brauchte nach verläßlichen Zeugen anderthalb Jahre, bis es alle Zensuren passiert hatte und 1961 im Aufbau-Verlag erschien. Die Zensoren waren über Zwirnsfäden gestolpert. Ihnen erschien Tondis Deutung der faschistischen Ära Italiens nicht linientreu genug. Schließlich ließen sie sich die russische Übersetzung aus Moskau kommen und mußten feststellen, daß die sowjetrussischen Zensoren alle Stellen passieren ließen, die in Berlin Kopfschmerzen machten. So gaben auch die Pankower Zensoren ihren Segen, wenn auch nicht ohne Kopfschütteln über die mangelnde Wachsamkeit ihrer Moskauer Kollegen."
Im Buch „Die Jesuiten" von Tondi selber gelesen. Zum Beispiel diese Sätze:
„Berüchtigte Regel 36:
"Jeder sei überzeugt, daß, wer unter dem Gehorsam lebt, sich von der
göttlichen Vorsehung durch die Superioren so führen und leiten lassen muß,
als wäre er ein Leichnam, der sich auf jede Weise drehen und wenden läßt;
oder der Stab eines Greises, der dem, der ihn in der Hand hält, überall
und zu jedem Gebrauch dient." (S. 157)
Weiter in seinen Wertungen:
„Wir haben bisher die Haltung
der katholischen Kirche bis zum Ende des Mittelalters und darüber hinaus
in ihrem Wesen untersucht. Jetzt kommen wir zur modernen Zeit. Die Kirche
stellt sich den französischen Revolutionären entgegen, schlägt sich auf
die Seite der reichen und privilegierten Gesellschaft, schließt
Freundschaft mit den rückständigsten Regierungen, mit dem militaristischen
Preußen, mit dem Aufklärer und Freimaurer Fürst von Metternich, mit dem
ketzerischen Zaren von Rußland; sie tritt der Heiligen Allianz bei,
widersetzt sich mit allen Kräften der Einigung Italiens und ruft
Österreicher und Franzosen zum Kampf gegen die Italiener.
Kaum tauchen sozialistische Lehren auf, kaum zeigen sich Anfänge der
Arbeiterbewegung, werden sie schon von der Kirche scharf bekämpft."
Oder auch dieses Votum:
„„Die Aktionäre der Tageszeitung »Germania', des Zentralorgans dieser Partei (das heißt der katholischen Partei), waren Fürsten, Barone, Bankiers; der Hauptaktionär war von Papen. Die hervorragendsten Führer der Partei waren Brüning und der Führer der katholischen Gewerkschaften, Stegerwald. Ihr Vorsitzender war ein erbitterter Konservativer: der Priester Kaas, ein Mann, der dem Papst nahestand ... Es ist nunmehr eine erwiesene Tatsache, daß die katholische Zentrumspartei dazu beitrug, Hitler den Weg zu bereiten. Die Hilfe, die von Papen Hitler gewährte, war ziemlich groß. Aber es gab wichtige Gründe für die Unterstützung der Nationalsozialisten. Der Heilige Stuhl hoffte nämlich, daß es ihm gelänge, ein vorteilhaftes Konkordat mit ihnen abzuschließen."
Auch nicht zu vergessen dieser Satz:
„Es ist eine Tatsache, daß niemals eine Verurteilung, niemals eine Exkommunizierung gegen das Regime Hitlers ausgesprochen worden ist, nicht einmal, als dieser und seine Partei in den Konzentrationslagern Millionen von Menschen umbrachten."
Was nun den von den Nazis mit ermordeteten Vater von Klausener anbelangt,
ist sicherlich die Aussage von Ruppel beachtlich (Helmut Ruppel und andere
Hrsg „" ...stoßet nicht um wetlich Regiment"
Ein Erzähl- und aus Arbeitsbuch vom Widerstehen im Nationalsozialismus"
„Selbst als im Juni 1934 bei der Niederschlagung des angeblichen Röhm-Putsches auch der Führer der katholischen Aktion, Klausener, ermordet wurde, schwieg die katholische Kirche. Zu den zahlreichen Folterungen und Ermordungen von Kommunisten und Sozialisten sowie konservativen Konkurrenten der NSDAP schwieg sie ebenfalls, wie auch die evangelischen Kirche."
„Eine junge Waschbärin kam an
meine Küchentür. Ich warf ihr einen Pfannkuchen zu, den sie sofort nahm …
Dann gab ich ihr ein wenig Schokolade, was sie auch nicht verschmähte. Als
nächstes setzte sie sich zufrieden auf meine Knie, streckte alle Viere von
sich und zeigte nicht die geringste Furcht. Dies alles geschah beim hellen
Tageslicht … Am Abend darauf erwarteten wir sie wieder, aber an Stelle der
Bärin kam ein grosses Waschbärenmännchen. Alles wiederholte sich beinahe
genau gleich, ausgenommen, dass es wegen seines Umfanges nur die
Vorderpfoten auf meine Knie legen konnte." …
Mit einem Waschbären hat man immer Kurzweil. Man lernt sich auf die
unmöglichsten Dinge gefasst machen. Es sind anhängliche Tiere, und wir
werden ziemlich sicher auch in Gottes neuer Welt der Gerechtigkeit nicht
ohne sie sein."