Kommentarserie 1952 zusammengefasst

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl)

McCarthysmus, Gemeinschaftsentzug, „Quo vadis" (Film), Israel, Mischehen, Rassentrennung (USA), friedrich Engels, Kleiderordnung, Kindermord, "Höhere Obrigkeiten", "Vier Freiheiten", Kreuz, "elektrische Ring", Italien, Kolumbien, Sklaven, Ussher, Diät, Alighiero Tondi ,"nicht selbst regieren"

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Vor sechzig Jahren

geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. Januar 2012 00:07
Vor sechzig Jahren
"Endsieg nahe"
In der Rubrik "Leserfragen" des "Wachtturms" vom 1. 1. 1952 begegnet man einer solchen, wo man wohl sagen muss: Auch dabei gab es später noch Verschärfungen, oder anders formuliert: Einen Gegensatz zwischen Theorie und Praxis. Genaugenommen auch noch regionale Schwankungen, wenn man beispielsweise die Handlungsweise der Zeugen Jehovas in Hitlerdeutschland mit in die Betrachtung einbezieht.
Nun gab und gibt es Militärindustrie nicht nur in Hitlerdeutschland. Auch in den USA stand und steht selbige in hoher Blüte. Es ist offensichtlich dass der Hintergrund der Leserfrage, namentlich in den USA anzusiedeln ist.

Wie auch immer 1952 fragte und beantwortete man noch das nachfolgende. Die Frage lautete:

"Wie sollte sich der Christ verhalten hinsichtlich der Arbeit in Fabriken, die der Verteidigung dienen, des Amtierens als Geschworener, des Verkaufs von Weihnachtskarten oder -Bäumen usw."

In der 1952er Antwort führte man unter anderem aus:

"Was andere Formen der Tätigkeit oder Arbeit (außer des Predigens) betrifft, hat die Gesellschaft keine besondere Empfehlung zu machen, Regeln auszuarbeiten für all die möglichen Situationen hinsichtlich weltlicher Arbeit würde uns zur Aufstellung umfangreicher talmudähnlicher Vorschriften führen, indem wir suchen würden all die feinen Unterschiede festzulegen hinsichtlich der Frage, wann gegen eine gewisse Arbeit Einwendungen erhoben werden sollten und wann nicht. Der Herr hat diese Verantwortung nicht der Gesellschaft übertragen; jeder einzelne trägt selbst die Verantwortung, in seinem Fall zu entscheiden."

A ja, wieder das berühmte Gummiband.
Weiter geht es im Text:

Um das in Frage kommende Problem zu veranschaulichen, betrachtet einmal das Verkaufen von Weihnachtskarten oder -Bäumen.
Wenn dies verkehrt ist, was ist dann von dem Metzger zu sagen, der für das Weihnachtsessen einen Truthahn verkauft, oder vom Verkaufsfräulein, das einen Sweater verkauft, der als Weihnachtsgeschenk gebraucht werden soll? Wo muss die Linie gezogen werden? Oder wann wird die Arbeit Verteidigungsarbeit? Man braucht nicht am laufenden Band einer Tankfabrik zu arbeiten, um Dinge herzustellen, die im Kriege gebraucht werden. ...
Jeder sollte nun fähig sein für sich zu entscheiden, was er hinsichtlich weltlicher Arbeit gemäss seinem Gewissen tun kann ... So möge denn jeder seine eigene Verantwortung auf sich nehmen und sich vor dem eigenen Gewissen verantworten, indem er weder andere kritisiere noch von ihnen kritisiert werde, wenn das Gewissen der einzelnen verschiedene Entscheidungen in derselben Sache zulässt."

Einer der Studienartikel dieser WT-Ausgabe macht mit der reißerischen Überschrift auf

"End-Sieg über babylonische Religion nahe".

Da fühlt man sich dann doch daran erinnert: Das mit dem "Endsieg" gab es schon wenige Jahre davor schon einmal. Je weiter des Hitlerregime sich von ihm entfernte, umso öfter nahm es jene Vokabel in den Mund!

Gleichwohl hält man an der Strategie der eigenen Aggressivität fest. Ersichtlich auch an solchen Sätzen wie:

"Die Schmach, die jetzt sowohl auf die Religion der Christenheit als auch auf die des Heidentums fällt, ist daher nicht ohne Ursache; sie ist verdient. Im Gedanken an diese Religion wurde im Jahre 1938 zuerst in London, England, das Schlagwort erhoben: "Religion ist ein Fallstrick und ein Gimpelfang. Dienet Gott und Christus, dem König."

Solches Sendungsbewusstsein offenbart sich auch in dem nachfolgenden Vergleichssatz:
Grölten die Hitlerhorden: "Und heute gehört uns Deutschland - Und morgen die ganze Welt"; so demgegenüber die WTG:

"Demzufolge gibt es heute Verkündiger, welche das Gottestum und Königreich Jehovas in 67 Ländern preisen, während es dort im Jahre 1928 noch keine solchen gab. Erst noch im Jahre 1938 gab es 45 solcher Länder ohne Zeugen und Anbeter Gottes, während ihre Zahl dort jetzt Zehntausende ausmacht."

Es ist offensichtlich, dass damit Opfer verbunden sein können (und in der Regel auch sind). Und als Antwort auf die Frage: Wie lange denn noch, liest man auch in dieser WT-Ausgabe und dass kann man durchaus auch wörtlich verstehen:

"Bis die Städte verwüstet sind, ohne Bewohner".

Quacksalber zum Dritten
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. Januar 2012 00:19
Vor sechzig Jahren
Quacksalber zum Dritten
Die Anfälligkeit der Bibelforscher/Zeugen Jehovas für "Heilungsangebote" außerhalb der konventionellen Schulmedizin, ist ja bekannt. Wer glaubt Krebs mit Weintraubenkuren bekämpfen zu können; oder wer sich vehement auf die Seite der Impfgegner stellt, der sagt ja wohl schon einiges über seinen geistigen Horizont aus. Wer da glaubte, das Aufkommen des Radios und seiner Verbreitung über unsichtbare Wellen, sei ein von Jehova ein für die "Endzeit" zubereitetes "Zeichen", der ist wohl nicht weit davon entfernt, auch allerlei anderes auf ähnlicher Ebene liegendes hochzujubeln.

Immerhin die Impfgegnerschaft wurde in späteren Jahren ins zweite Glied zurückverwiesen; bzw. überhöht durch Ablehnung auch von Bluttransfusionen. Um die Schlagzeilen bereitende Ablehnung von Aluminumgeschirr durch die vorgenannten, ist es heutzutage still geworden. Gleichwohl war dass in den dreißiger Jahren für sie mal ein Thema.

Aber offensichtlich kann die Katz das Mausen doch wohl nicht ganz lassen. Dieser Eindruck drängt sich jedenfalls auf, wenn man den Bericht der Zeugen Jehovas über ein "Heilungsverfahren" in ihrer Zeitschrift "Erwachet!" vom 8. 1. 1952 liest. Der ist zwar nicht so abgefasst, das man nun zwangsläufig zu dem Schluss kommen muss, dass sei "die" ultima ratio. Man hält sich da eher bedeckt. Nennt auch den Umstand, es sei ein von der Schulmedizin nicht anerkanntes Verfahren. Aber das man das überhaupt thematisiert und auch gewisse (aus Schulmedizinischer Sicht) fragwürdige Details da mitteilt, spricht schon für sich. Auszugsweise wurden die "Erwachet!"-Leser da über das nachfolgende informiert:

"Es gibt viele Heilverfahren, die von der Schulmedizin abgelehnt werden. ... Zu den Heilverfahren, die weniger gut angeschrieben sind, zählen die Homöopathie, die Osteopathie, die Chiropraktik, Naturheilmethoden und die Zonentherapie. ...
Der Begründer oder Entdecker der Zonentherapie ist Dr. Wm. H. Fitzgerald ... Nach seiner Auffassung ist der Körper in zehn Zonen eingeteilt, die den zehn Fingern und zehn Zehen entsprechen, und jedes Organ des Körpers liegt in einer dieser Zone. ... Wenn ein gewisser Teil dieser Zonen massiert wird, löst dies in allen Teilen der behandelten Zone normale physiologische Funktionen aus, ungeachtet der Entfernung zwischen dem Krankheitsherd und der behandelten Stelle. Zum Beispiel vermag Massage des grossen Zehens Kopfschmerzen zu lindern. ...

Weiter „Erwachet!"

Dem Zonentherapeuten braucht man nicht erst seine ganze Geschichte zu erzählen. Man braucht ihm nicht zu sagen, wo es einem weh tut, sondern er sagt dem Patienten, was bei ihm nicht stimmt. Wenn seine Daumenspitze die Füsse untersucht, kann er einem sagen, ob man zucker- oder leberkrank sei, ob man an Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen leide. ... Eine Besserung kann erst nach etlichen Behandlungen erwartet werden, wobei die Art der Krankheit und der Zustand des Patienten bestimmen, wie lange die Zonentherapie abgewendet werden muss."

Man vergleich auch
Die famose Weintraubenkur
"Das Radio gehört Jehova"
Aluminiumsstreit
Impfgegner

Die Elektronentheorie des Herrn Abrams von der Quacksalber-Zeitschrift „Das Goldene Zeitalter" propagiert. Quacksalber halt unter sich
Man vergleiche auch die Quacksalberei in Sachen Phrenologie
In: GZ Zeitreise 24
12. Oktober 2009 06:02

Wieder einmal: Schnee von gestern
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. Januar 2012 01:32
Vor sechzig Jahren
Wieder einmal: Schnee von gestern

"Weshalb hat die Wachtturm-Gesellschaft plötzlich begonnen, das Wort 'Religion' hinsichtlich der Anbetungsform der Zeugen Jehovas zu gebrauchen?"

so fragt ein offensichtlich irritierter Leser an. Und da mit dieser Frage "ein Nerv" getroffen wurde, veröffentlicht der "Wachtturm" das in seiner Ausgabe vom 15. 1. 1952 in der Rubrik Leserfragen.
Wie nicht anders zu erwarten, läuft die Antwort nach dem Schema ab, es sei "alles bestens".

Sehr wahrscheinlich indes dürfte auch dieser Fragesteller aus den USA zu jenen gehören, die noch einige Jahre zuvor, mit Plakaten behängt, auf den Hauptstraßen paradierten, auf denen in der Substanz zu lesen war; Religion sei ein Gimpelfang.
William Schnell berichtet als Zeitzeuge beispielsweise rückblickend:

„Ich veranlaßte dann etwa hundert Brüder aus dem benachbarten Youngstown, nach Hubbard zu kommen. Sie gingen in den Straßen von Hubbard auf und ab und trugen dabei Plakate vor der Brust, auf denen das aufreizende Schlagwort: ,,Religion ist Gimpelfang und Erpressung" zu lesen war. So reizten wir den sonst so friedlichen Ort auf typische Wachtturm- Manier."

Nun rekrutiert man diesen "Gimpelfang" für sich selbst. Verständlich, dass da der eine oder andere schon "ins Schlucken" geriet.

"Niemand sollte wegen des Gebrauches des Wortes 'Religion' bestürzt sein",

sucht der WT seine Leser zu trösten. Es sei ja "alles ganz einfach". Man habe nun erkannt, es gäbe "wahre" und "falsche" Religion. Vorher galt alles vermeintlich falsches als "Religion". Nun mache man eben den Unterschied, die Erbsen zu sortieren. Nach dem Motto: "Die Guten ins Töpfchen - die schlechten ins Kröpfchen".

Einen "Aufstand" gab es wegen dieser Lehränderung nicht. Das ist schon mal nüchtern festzustellen. In dieser Organisation hatten und haben ja schon ganz andere "Wahrheiten" ein Verfallsdatum von beträchtlicher Kürze. Aber im stillen mag der eine oder andere doch noch getrauert haben.
Das wieder einmal ein vermeintlicher Kassenschlager den Weg alles irdischen ging. Ab, in den Müll!

Fernsehen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. Januar 2012 02:11
Vor sechzig Jahren
Fernsehen
In scheinbar "neutralen" Worten behandelt "Erwachet!" vom 22. 1. 1952 das damals neu aufgekommene Fernsehen, besonders auf die USA bezogen. Man gibt vor, das Für und Wider "neutral" darzustellen. Neutral? Wohl nicht ganz.

Die drohenden Gefahren werden keineswegs unterrepräsentiert dargestellt. Namentlich wird der Einfluss auf Kinder und Jugendliche deutlich betont. Die "Katze aus dem Sack gelassen" wird dann in solchen Sätzen wie nachfolgendem:

"Wenn es sich um geweihte Christen handelt, so können es sich solche Eltern nicht leisten, auf ein Bibelstudium mit ihren Kindern zu verzichten. Wenn dem allem Rechnung getragen wird und nützliche Programme für die Kinder ausgewählt werden, so bleibt nicht mehr viel Zeit, die die Videoröhre rauben kann. Wenn die Eltern ihr eigenes Kind nicht genügend im Zaum haben, um diese vernünftige Massnahmen durchzuführen, dann wäre es besser, keinen Fernsehapparat zu kaufen bis das Kind gross ist ..."

„Nicht auf Menschen vertrauen"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. Februar 2012 04:08
Vor sechzig Jahren
„Nicht auf Menschen vertrauen"

"Die Erde ist bis an ihre Enden gleichsam ein mächtiges Gefängnis, das von Satans Weltorganisation Babylon beherrscht wird, indem sie die Menschen in politischer, sozialer, wirtschaftlicher, militärischer und religiöser Knechtschaft hält ... denn die Stunde rückt nun näher, da das große Babylon in der Schlacht von Harmagedon zerstört werden soll, und alle Menschen, die in seiner Knechtschaft bleiben und an seinen Sünden teilhaben, werden mit ihm vernichtet werden."

Keine ungewöhnlichen Sätze für die Zeugen Jehovas; sicherlich nicht. So auch zu lesen in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 2. 1952.
Angereichert wird das dann noch mit Doktrinen wie derjenigen:

"Doch trotz all dem Ruhm, welchen Menschen ihren grossen Männern zollen, bleibt die biblische Regel bestehen: 'Vertrauet nicht auf Fürsten [große Männer, Mo], auf einen Menschensohn, bei welchem keine Rettung ist! Sein Geist geht aus, er kehrt wieder zu seiner Erde, an selbigem Tage gehen seine Pläne zu grunde."

Solche destruktiven Thesen aus dem Munde einer Organisation, die es selbst mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, die ihre eigenen Irrtümer immer entschuldigt wissen will; die der anderen jedoch nicht, wirkt schon etwas merkwürdig. So muss beispielsweise (in verklausulierten Worten) die WTG auch in dieser WT-Ausgabe einräumen:

„Obwohl es zeitgemäss war, dass sie seit 1918 die Botschaft ‚Millionen jetzt Lebender werden nie sterben' ausriefen. Es wurde sogar angedeutet, dass dieses Einernten solch geistlicher Heiliger mit dem Jahre 1924 enden könnte, wonach die Verherrlichung dieser gesalbten geistgezeugten Nachfolger Christi im Himmel stattfände. (Siehe den ‚Wachtturm' vom 15. Januar 1924, Abschnitte 11-32)."

Was den vom 1952er WT vorgenommenen Verweis auf den „Wachtturm" vom 15. 1. 1924 anbelangt, so ergibt dessen Sichtung. Ein „Musterbeispiel des zerredens". Der Quacksalber F. W. Franz mit seinem Spruch „Es könnte sein - aber wir sagen das nicht", könnte schon beim 1924er WT Pate gestanden haben. Exemplarisch (als Auszug) auch an den Abschnitten 15 und 25 genannten WT zu verdeutlichen.


Was den WT-Ausspruch betrifft, nicht auf Menschen zu vertrauen, so war dass denn auch eine Art Lieblingsspruch der zeitgenössischen Zeugen Jehovas, bei dessen Zitierung sie sich nicht genug tun konnten. Ohne Zweifel schwingt da ein gehöriges Maß an Ressentiments mit. Wie wohl das "entgegenschleudern" solcher Sprüche bei den zitierten "grossen Männern" angekommen ist; darüber gab man sich lieber keine Rechenschaft. Damals nicht, heute nicht. Es machte sich natürlich gut, solche Sprüche zu verkünden. Das Ende des Hitlerregimes stand den allermeisten ja noch plastisch vor Augen. Wenn nicht dort, wo sollte sich das dann erfüllt haben?

Das man das der Einfachheit gleich auch schematisch mit auf das ungeliebte kommunistische Regime mit übertrug, war für die so Beeinflußten, eine ausgemachte Sache.
Und so verkündet man denn folgerichtig in der gleichen WT-Ausgabe auch:

"Ah, du erkennst die Stimme Jesu von Nazareth ... Ja, er ist der große Knecht, den Gott der Allmächtige nun erweckt hat, um als Befreier zu dienen, nun, da die ganze Erde von neuer Knechtschaft bedroht ist, derjenigen des lästerlichen internationalen Kommunismus.
Der eingebildete religiöse Pontifex, der beansprucht, der sichtbare 'Stellvertreter Christi' zu sein, ist weit davon entfernt, ein geistiges Bollwerk vor dem Ansturm des unchristlichen Kommunismus zu sein. Nie könnte man sich darauf verlassen, dass ein falscher Christus ein wahres Bollwerk gegen politische und soziale Lügen wäre. Der wahre Christus jedoch, Jesus der Sohn Gottes, steht fester als der Fels von Gribaltar, nicht nur um das Eindringen des Kommunismus und anderer politischer Ismen in das Leben derer, die Wahrheit und Gerechtigkeit lieben, zurückzudrängen, sondern auch um viele freizulassen, die unter diesen Systemen in Knechtschaft gehalten werden."

Was wollten die politischen Falken in den USA, angesichts solcher Thesen mehr? Die mussten doch förmlich in Jubelstürme ausbrechen, biederte sich ihnen eine Religionsgemeinschaft da auch mit der These an, weitaus wirksamer im antikommunistischem Sinne zu sein, als etwa die katholische Kirche.
Lediglich dem Umstand, dass es sich hierbei, nach wie vor um eine marginale Gruppe in den USA handelte, ist es wohl zuzuschreiben, dass kein allzu großer politischer Belohnungspreis dafür, damals bezahlt wurde. Belohnung schon; etwa im besetzten Deutschland, durch massive Förderaktionen durch die amerikanische Militärregierung. Aber in den eigentlichen USA eher weniger. Das wird auch durch die in dieser WT-Ausgabe genannten Statistikzahlen deutlich. Demnach gab es in den erheblich größeren USA (als etwa Deutschland) im Jahre 1935 nur etwa 20.786 aktive Königreichsverkündiger. Wahrlich eine Zahl, der Rubrik "ferner liefen" zuzuordnen. Da sah der Stellenwert der WTG-Organisation in Deutschland (egal ob in der Zeit der Weimarer Republik oder danach) doch erheblich günstiger aus.

Und um die Motivation der eigenen Anhängerschaft weiter zu steigern, schließt denn diese WT-Ausgabe auch noch mit dem Ausruf:

"Das Blutbad und die Vernichtung von Harmagedon werden so grässlich sein, dass es jeder menschlichen Beschreibung spottet. Bereits sind die Aasgeier und die wilden Tiere des Waldes und der Zoos eingeladen worden, sich zu erlaben an den vielen Millionen Leichen der Männer, Frauen und Kinder, der Hohen und Mächtigen sowohl wie ihrer sklavischen Diener."

Und um das noch zu unterstreichen ergänzt man das wieder einmal mit einer entsprechenden Zeichnung.

Böse Zungen indes sagen dazu nur: Es gab tatsächlich schon eine Erfüllung dessen. Die Zeugen Jehovas die ab 1950 beispielsweise in den DDR-Gefängnissen verschwanden, werden es bestätigen können.
Wieder einmal, hatte man durch die eigene Handlungsweise eine "Prophezeiung" selbst erfüllt!

Re: Nicht der WTG vertrauen?
geschrieben von:  X ~ mysnip
Datum: 02. Februar 2012 18:35

Drahbeck
Was den vom 1952er WT vorgenommenen Verweis auf den „Wachtturm" vom 15. 1. 1924 anbelangt, so ergibt dessen Sichtung. Ein „Musterbeispiel des zerredens". Der Quacksalber F. W. Franz mit seinem Spruch „Es könnte sein - aber wir sagen das nicht", könnte schon beim 1924er WT Pate gestanden haben. Exemplarisch (als Auszug) auch an den Abschnitten 15 und 25 genannten WT zu verdeutlichen.

WACHTTURM
Wenn wir annehmen ...

Wenn dies zutrifft ...

Wenn ... Wenn ... Wenn ... Wenn ... Wenn ...

WACHTTURM
Wenn dies wahr wäre, welch ein wunderbarer Ansporn ...

"Ansporn" - ein Stichwort des WACHTTURM.

JEHOVAS ZEUGEN - VERKÜNDIGER DES KÖNIGREICHES GOTTES (1993) S. 136
Einige Jahre vor 1914 schrieb Russell:
,,
Mit der Chronologie (Zeitprophezeiungen im allgemeinen) wurde offensichtlich nicht bezweckt, dem Volk Gottes durch die Jahrhunderte hindurch genaue chronologische Angaben zu vermitteln.
Anscheinend ist sie eher als ein Wecker gedacht, der
das Volk des Herrn ... anspornen soll ...

1968 spornte die WTG im KD das "Volk des Herrn" so an:

JEHOVAS ZEUGEN - VERKÜNDIGER DES KÖNIGREICHES GOTTES S. 105
,,Macht es euch zum Ziel, ... ,daß interessierte Personen innerhalb von sechs Monaten etwas unternehmen!"
Und sie unternahmen etwas! Innerhalb kurzer Zeit hatte das sechsmonatige Bibelstudienprogramm erstaunlichen Erfolg.
In den drei Dienstjahren, die am 1. September 1968 begannen und am 31. August 1971 endeten, wurden insgesamt 434 906 Personen
getauft - mehr als doppelt so viele wie in den drei vorherigen Dienstjahren.

Eine Folge der 1975 - "Chronologie"?

Zirkelschlüsse
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. Februar 2012 05:35
Siehe auch:
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,121951,123648#msg-123648
16. Januar 2012 20:15

Vor sechzig Jahren
Zirkelschlüsse

Die Frage der Evolutionstheorie, zugespitzt auf ein "entweder - oder" ist nicht nur für die Zeugen Jehovas eine Herausforderung. Offenbar auch für etliche andere Kirchen, sowie die Religion insgesamt. Beschränkt sich der diesbezügliche Diskus auf biologische Details, mag er ein Streit unter Fachleuten sein. In der Praxis jedoch kulminiert er eher zu dem "entweder - oder" "Entweder" gab es die göttliche Schöpfung, dann müsse es auch (so die nicht unbedingt zwingende, trotzdem aber mit angehängte Prämisse) einen "göttlichen Plan" geben. Zu dessen Ausdeutung fühlen sich dann vielerlei Religionsvertreter berufen. Im Falle Zeugen Jehovas auch mit der nicht zu übersehenden Komponente Endzeit-Naherwartungen. Das eigentliche "Kerngebiet" der Religion, die Ausdeutung des vermeintlichen göttlichen Planes wird in Zirkelschlußmanier zu den Kontroversen in Sachen Evolutionstheorie gesetzt.

Meinen die Religionsvertreter gewisse Prämissen der Evolutionstheorie berechtigt kritisieren zu können, glauben sie daraus die Kraft einer zusätzlichen Bestätigung ihrer Auffassung eines "göttlichen Planes", den auszudeuten sie berufen seien, gewonnen zu haben.

Gelingt es auf der Gegenseite, das biblische Weltbild in Frage zu stellen, beispielsweise bei der Frage, ob die Erde eine Scheibe oder eine Kugel sei, beinhaltet das als "beiläufigen Tiefschlag", auch die Anfechtung der Autorität der vermeintlichen "Gottesplan-Erklärer".

Für die Fundamentalisten ist die Sache klar. Die Evolution lehnen sie (in der Regel) immer ab. Indes das religiöse Spektrum ist breit gestreut. Wenn auch die Fundamentalisten, egal ob im Islam oder Christentum, sich wie vorstehend beschrieben, positionieren; so gibt es gelegentlich doch auch noch Kreise, denen diese Vollmundigkeit abgeht. Die es lieber mit dem lavieren halten. Die sind den Fundamentalisten ein Gräuel, und aus dieser ihrer Meinung, machen sie denn auch keinen Hehl.
Einem solchen Beispiel fundamentalistischer Attacken gegen liberalere Christentumsvarianten, namentlich im Hinblick auf die Evolutionstheorie, konnte man in der "Erwachet!" vom 8. 2. 1952 lesen. "Erwachet!" stößt dort den nachfolgenden Alarmruf aus:

Der Papst schließt Freundschaft mit der Evolutionstheorie
Trotzdem die Evolutionstheorie vor den vorrückenden biblischen und wissenschaftlichen Tatsachen beständig an Boden verliert, hat die römisch-katholische Hierarchie diesem gottlosen "Ismus" doch eine hilfreiche Hand dargeboten. In einer Enzyklika vom August 1950 sagte Pius:
"Die Lehrautorität der Kirche verbietet nicht, dass in Übereinstimmung mit dem gegenwärtigen Stand der menschlichen Wissenschaft und der heiligen Theologie Männer, die auf beiden Gebieten versiert sind, Forschungen betreiben und Diskussionen führen im Zusammenhang mit der Evolutionslehre über den Ursprung des menschlichen Körpers, dahingehend, dass dieser aus einer ursprünglich vorhandengewesenen lebenden Substanz entstanden sei."

Und weiter im „Erwachet!"-Zitat:

„Im September 1951 brachte die Associated Press eine von Papst Pius XII. abgegebene Erklärung, die Enzyklika vom Jahre 1950 betreffend, die lautete, dass die Evolutionstheorie soweit studiert werden könne, als sie sich mit dem Ursprung des menschlichen Organismus abgebe; es sollte ihr aber nicht erlaubt werden, Fragen über die göttliche Schöpfung der menschlichen Seele aufzuwerfen.
Der klare Standpunkt, den der Papst in dieser Sache eingenommen hat, ermutigte seine Geistlichkeit, mitzumachen. Im vergangenen Frühling erklärte "Pater" John O'Brien, C. S. V. von der biologischen Abteilung der Marquette Universität, es "sei einfach nicht wahr", dass die Evolutionstheorie mit der Religion kollidiere. O'Brien sagte, dass katholische Schulen entweder die Evolutionstheorie lehren oder den Schülern erklären sollten, dass gegen ein Studium derselben nichts einzuwenden sei. Er pries die wissenschaftlichen Arbeiten von Charles Darwin, der im neunzehnten Jahrhundert für die Evolutionstheorie grundlegend wirkte, als "ein grosses Werk eines von Gott gegebenen Geistes."

Schon der in diesem Text mit genannte Aspekt, "göttliche Schöpfung der menschlichen Seele", auf den sich die katholische Kirche zurückziehen will, macht deutlich, dass dieser faule Kompromiss für die Zeugen Jehovas nicht gangbar ist. Eines ihrer "Markenzeichen" ist ja eben, dass sie die in etlichen Religionen verbreitete Seelenlehre, prinzipiell ablehnen. Nicht zu unrecht warfen daher Bibelforscher-Kritiker in den zwanziger Jahren den Bibelforschern vor. Sie würden mit ihrer Ablehnung der Seelenlehre jemand gleichen, der das Religionsklavier mit der Axt in tausenderlei Stücke auseinanderhaut, und trotzdem noch behauptet, er könne auf diesem Trümmerhaufen doch noch ein "liebliches Lied" hervorzaubern.

Die Grundsatzfrage des entweder - oder, allen vorgenannten lavieren zum Trotz, besteht somit weiter.
Wie, wenn auch nicht streng auf den Aspekt Evolution - ja oder nein - sich ein Friedrich Nietzsche mit diesem Themenkomplex auseinandersetzte; siehe dazu auch:

http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,120946,120961#msg-120961
11. Januar 2012 12:45

Exkurs:
Ein Endzeitphantast namens Willy Jack Pasedag, publizierte im Jahre 1973 auch ein Buch mit dem Titel  "Enthüllte Endzeit".

Darin zitiert er auch ein externes Urteil über sich mit den Worten:

Es "schreibt Dr. Kurt Hutten in seinem Artikel „Die apokalyptische Welle der Gegenwart" („Materialdienst" Aug. 1972, S. 234:

„Der Fundamentalist Willy J. Pasedag errechnete für 1979 die Entrückung."

Etwas unvollständig zitiert Herr Pasedag aber den von ihm nicht sonderlich geschätzten Dr. Hutten schon. Denn sieht man sich Hutten's Aussage am angegebenen Ort selber an, findet man dort noch die Angabe:  "1993 den Anbruch des tausendjährigen Reichs".

Entweder habe ich da was verschlafen, oder aber ich habe nichts bemerkt von einem "1993 angebrochenen Tausendjährigem Reich" .
Nun weis man nicht erst seit heute, Propheten der Art, waren noch nie um eine Ausrede verlegen; etwa der Art "nur in geistigen Sphären" wahrnehmbar, oder auch der eigene Ideologiematsch sei dieses "Paradies" und ähnliches mehr.
Nun habe ich in dem hier noch zu zitierenden Buch nichts über das Datum 1979 registriert. In Gesamteinschätzung von Hutten, komme ich aber zu dem Resultat, dass Hutten diese Kritik sich keineswegs "aus den Fingern gesogen" haben dürfte. Ich tendiere daher zu der Meinung. den Schrott bezüglich 1979 will Herr Pasedag nun dem vergessen überantwortet wissen. Das fatale ist dann nur, das er diesen Schrott dann durch neuen "Superschrott" ersetzte.
Was von diesem Herrn Pasedag zu erwarten ist, kann man vielleicht auch an dem Umstand ablesen, das weitere Schriften von ihm etwa auch die Titel trugen:

"Heilsgeschichte in Zahlen"

oder

"Bibelzahlenkunde"

, was dann plakative Überschriften sind, die schon einiges über den Geisteszustand jenes Herrn "Kaffesatzlesers" offenbaren. Auch in seiner "Enthüllten Endzeit" spart er nicht an diesbezüglichen "Geistesblitzen".
So ist eines seiner Ausgangsdaten für seine Spekuliererei die Gründung des Staates Israel im Jahre 1948.
Wie gehabt, mag man dazu nur sagen, Spekulanten dieses Typs gibt es noch ein paar mehr. Von diesem Ausgangsdatum wähnte er sich berechtigt, die windige These vorzutragen:

"Die 38 Jahre sind die Zeit von der Staatsgründung bis Ende des 7. Sabbatjahres, das meint von 1948 bis 1986."

Nun frage man nicht, wieso ausgerechnet 38 Jahre? Wahrscheinlich müsste man dazu noch seine anderen genannten Bücher lesen, was ich mir dann doch lieber erspare.
Jedenfalls so schon mal konkrete Daten auf den Ententeich gesetzt habend, meint er noch (im Jahre 1973) dergestalt nachlegen zu können, es gäbe noch eine

"Zeit der großen Trübsal von Frühjahr 1983 bis Herbst 1986"  

.Das sei   "mit 3 ½ Jahren gleich 42 Monaten oder 1260 Tagen genau abgemessen."

Er meint noch mehr zu wissen, indem er dann von   "1363 Tage"

faselt welche   "vom 2. April 1983 zum „Weihnachtstag" 1986 führt."

Es versteht sich für ihn und seinesgleichen, dass er auch die Sowjetunion (damals ja noch bestehend) mit in sein Zerrbild einbaut, dass er seinem erlauchten Narren-Konsumenten-Verein da offeriert.
Ein "Stein im Brett" bei den Zeugen Jehovas, dürfte vorgenannter Herr auch dergestalt haben, wie er auf den Fall Michael Servet zu sprechen kommt. Dazu liest man bei ihm:

In der Bibel suchen wir das Wort „Dreieinigkeit" vergeblich. Weil aber ... Michael Servet keine Dreieinigkeit anerkannte, urteilte der Reformator Bucer (1491 - 1551), er „sei würdig, daß man ihm die Eingeweide aus dem Leib reiße."
Calvin (1509 - 1564) ließ die Drohung zur Tat werden, und Servet am 26. Oktober 1553 öffentlich bei lebendigem Leibe verbrennen. Luther und Melanchthon nannten es eine Tat der Gerechtigkeit! Calvin ließ weiterhin in 4 Jahren 58 Todesurteile vollstrecken.

Nun ist es eines, den kritischen Finger auf die Dreieinigkeits-Dogmatik zu legen. Da sind die etablierten Kirchen Gefangene ihrer Tradition. Jene Lehre, an welche der famose Herr Tertullian einen wesentlichen Anteil hat, bildete sich als Unterscheidungsmerkmal zum Judentum heraus. Das Odium nur eine jüdische Sekte zu sein, wollte man zu Tertullians Zeiten nicht länger auf sich sitzen lassen. Deshalb auch diese dogmatische Abgrenzungstheologie.
Ein anderes hingegen ist es wohl, die kritische Bewertung jener geschichtlichen Vorgänge, als Alibi für die eigene Dogmatik zu mißbrauchen.
Über diesen Herrn und seinen Schrott, heute noch viele Worte zu verlieren, ist eigentlich zuviel der nicht verdienten Ehre.
Gleichwohl hat man zu registrieren, Narren dieses Typus sind ja mitnichten ausgestorben. Da ihnen die Sowjetunion als zu präsentierender Buhmann, mittlerweile abhanden gekommen ist, suchen sie krampfhaft nach Ersatz-Buhmännern. Und es wäre wohl zuviel an Optimismus, sollte man die Hoffnung hegen, sie würden nicht "fündig". Die Buhmänner sind in dieser Szene durchaus variabel, angefangen von Napoleon bis zur Sowjetunion, Islam inklusive einiger dazwischen liegender, und auch noch neu zu kredenzender.
Weshalb auf diesen Herrn hier überhaupt verwiesen wird, mag das nachfolgende Zitat etwas näher verdeutlichen.
Da hat er nämlich einen "Unter-Buhmann" entdeckt. Nicht das der den gleichen Rang wie etwa Napoleon, Hitler, Sowjetunion, Islam usw. hätte. Das sicher nicht, und das behauptet er auch nicht. Dennoch ordnet er auch ihn in die Kategorie seiner Buhmänner mit ein.
Das liest sich dann bei ihm so:

"Fr.-Wilh. Haak hat ein Sektenbuch mit dem Titel „Großmarkt der Wahrheiten" geschrieben. Darin sagt er auf S. 47:

„Mit der Lehre von der 'Verbalinspiration', dem Glauben an das göttliche Diktat für jedes Bibelwort, wenn nicht gar jedes Buchstabens, wollte man die 'Glaubwürdigkeit' der Bibel retten. Damit aber hatten sich die Vertreter dieser Bibelerklärung dem gleichen Vernunftdenken neuer Art unterworfen, das sie in seinen Auswirkungen bekämpfen wollten."

Dieses etwas pointierte Zitat von F. W. Haack erfüllt dann bei ihm denselben Zweck, als wie bei einem Stier, den man ein rotes Tuch vor die Nase hält. Er wettert als Antwort darauf;

"Das ist nichts anderes als ein Trick. Entweder ist die Bibel Gottes Wort, und darum bis in den Buchstaben hinein glaubwürdig, oder sie sinkt auf das Niveau schöngeistiger Literatur."

Damit ist veranschaulicht worum es diesen Herrschaften, einschließlich der Anti-Evolutionisten, in erster Linie geht.
Sie suchen eine Krücke im Stile eines Zauberbuches, indem jeder Buchstabe "magische Wirkung" haben soll. Ohne solche Krücken wähnen sie nicht existieren zu können.
Wäre es nicht so traurig, könnte man mit diesen geistigen Krüppeln, sogar noch Mitleid haben.

Siehe auch als ein neueres Votum, den herausgebenden Verlag betreffend:

http://www.ekd.de/ezw/Publikationen_2515.php

Noch einer der da sagte: „Zahlen lügen nicht"

Bestandsaufnahme Ostdeutschland
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. Februar 2012 02:49
Vor sechzig Jahren
580 Gruppen (Versammlungen) wie man damals noch sagte, verzeichnete die WTG für das Jahr 1951 laut "Wachtturm" vom 15. 2. 1952, in Ostdeutschland. Bis einschließlich für das Jahr 1951 erschien das "Jahrbuch der Zeugen Jehovas" auch in einer deutschen Ausgabe. Ab diesem Jahre (1952) nicht mehr. Erst ein Jahrzehnt später; ab 1962 sollte es wieder, auch eine deutschsprachige Ausgabe des Jahrbuches geben. Man kann rätseln, warum die WTG die deutschsprachige Ausgabe damals einstellte. Höchstwahrscheinlich wohl, weil ihr der Aufwand, nach dem DDR-Verbot, auch Jahrbücher neben dem WT, nach Ostdeutschland einzuschmuggeln, zu groß war. Demzufolge ist wohl bei der Wirtschaftslichkeits-Kalkulation der deutschsprachigen Jahrbuch-Ausgabe davon ausgegangen worden, dass der ostdeutsche "Markt" dafür, weggebrochen sei.

Immerhin hatte sich die WTG vom ostdeutschen Verbot relativ schnell wieder erholt. Im September 1950 war die Zahl ihrer ostdeutschen Bericht abgebenden Verkündiger auf 5500 abgesackt. Nunmehr registrierte man für 1951 dort schon wieder eine Höchstzahl von 17.256 Verkündigern (1950 waren es noch 21.048). Euphorisch notiert der WT weiter, eine in der Westberliner "Waldbühne" abgehaltene Zeugen Jehovas-Veranstaltung des Jahres 1951 hätte maximal 13.563 Besucher gehabt, davon rund 8.000 aus der Ostzone.
Katholische Monarchisten - Made in Ungarn
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. Februar 2012 00:35
Vor sechzig Jahren
Katholische Monarchisten - Made in Ungarn
Pharisäerhaft endet ein Artikel in „Erwachet!" vom 22. 2. 1952, der über politische Schwierigkeiten der katholischen Kirche in Ungarn berichtet, mit dem Satz:

„Sie haben das Schwert genommen. Daher müssen sie, gemäß der Bibel auch durch dasselbe umkommen."

Es ist einzuräumen, dass politische Gegnerschaft der Zeugen Jehovas, gegen ihnen nicht genehme Regime (in der Regel) nicht die Schwelle überschreitet, zu aktiv politischem Handeln. Insofern besteht schon ein qualitativer Unterschied zu der im Beispiel genannten katholischen Kirche. Dennoch muss auch das gesagt werden. Auch Jehovas Zeugen überschreiten Schwellen dergestalt, dass ihre - gewisse Regime nervende - politische Passivität, faktisch die politischen Gegner jener Regime begünstigt. Sieht man sich beispielsweise die Argumentation in Sachen KdöR-Ansprüche an, kann man darin durchaus auch (nicht nur - aber auch) Elemente registrieren, nunmehr politisch belohnt werden zu wollen, für den Widerstand gegen kommunistische Regime, jetzt, wo es diese nicht mehr gibt.

Auch die katholische Kirche befand sich zeitgenössisch in einer ähnlichen Zwickmühle, mit dem Unterschied, dass in ihr die Schwelle von der Passivität zum aktiven Handeln, sehr wohl überschritten wurde. „Erwachet!" berichtet in seinem Ungarn-Artikel nichts grundsätzlich falsches. Allein, aus seinem Munde hinterlässt diese Berichterstattung den unauslöschlichen Eindruck, da haben Pharisäer „ihr Fressen" gefunden. Unter anderem las man in der genannten „Erwachet!"-Ausgabe:

Die römisch-katholische Kirche hat erneut Schwierigkeiten hinter dem „Eisernen Vorhang". Am 29. Juni 1951 wurde in Budapest der Erzbischof Josef Grösz zu fünfzehn Jahren Gefängnis verurteilt, wegen Anzettelung einer Verschwörung mit dem Ziel, die kommunistische Regierung Ungarns zu stürzen. …

Dazu kommentiert „Erwachet!"

„Wenn man jedoch den Fall Jesu untersucht, muss man feststellen, dass ein Vergleich mit dem päpstlichen Rom völlig zu dessen Ungunsten ausfällt. Direkt aus Budapest stammende Presseberichte besagten, der in Rede stehende Erzbischof sei gelassen gewesen und habe ruhig und deutlich gesprochen, als er „sich in allen Punkten der 12seitigen Anklageschrift als schuldig bekannte". Grösz, der Nachfolger von Kardinal Mindszenty, der durch die ungarische Regierung im Jahre 1949 auf Grund ähnlicher Anklagen zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt wurde, gab zu, dass er einen Plan ausgearbeitet habe für eine neue royalistische Regierung, die nach dem Sturz der gegenwärtigen kommunistischen Regierung diese hätte ablösen sollen.
Der Bericht der United Press lautet:

„Grösz sagte, er sei bereit gewesen, in Abwesenheit des Erzherzogs Otto das Amt des Staatspräsidenten von Ungarn zu übernehmen, sobald das kommunistische Regime gestürzt gewesen wäre."

Es überraschte allgemein, als am letzten Tage des Prozesses bekannt wurde, dass ausser Erzbischof Grösz und seinen Mitangeklagten noch sechs weitere Mitglieder des ungarischen Episkopats an der Verschwörung gegen die Regierung beteiligt gewesen waren. Einer von diesen, Bischof Endre Hamvas von Csand, gestand seine Schuld, nachdem man ihm versichert hatte, er werde für ein solches Geständnis wieder auf freien Fuss gesetzt. Er versprach, ein „völlig loyaler Bürger zu werden und sich jeder politischen Tätigkeit zu enthalten". Zwei Mönche, die zu den Mitangeklagten von Grösz gehörten, nahmen die Gefängnisstrafe bereitwillig auf sich und weigerten sich zu appellieren. In Berichten hiess es, dass sich „im Zeugenstand alle ohne Zögern zu ihrer Schuld bekannten". Ferenz Vezer, ein Paulaner Mönch, gestand, einen russischen Soldaten erschlagen und eine Gruppe von Bauern organisiert zu haben, die dreissig weitere tötete.

Weiter geht es im „Erwachet!"-Bericht

Die Reaktion des Vatikans auf das Vorgehen der ungarischen Regierung war rasch und heftig. Alle Katholiken, die irgendwie mit dem Prozessverfahren und der Verurteilung des Erzbischofs und seiner Mitangeklagten zu tun hatten, wurden summarisch exkommuniziert. Die Behandlung von Grösz wurde als „frevelhaft" bezeichnet. Die Zeitung des Vatikans, 'L'Osservatore Romano', nannte das Gerichtsurteil ein „abscheulich ungerechtes Urteil" und ein „kaltblütiges Verbrechen".

Aber auch das kommentiert „Erwachet!" noch:

Doch trotz des formellen Protestes des Vatikans konnte wenig von dem Gefühlserguss bemerkt werden, den der Mindszenty-Prozess vor zwei Jahren hervorgerufen hatte. Man wird sich erinnern, dass die römische Propaganda in jenem, in dramatischer Weise die Beschuldigung vorbrachte, das Geständnis des Kardinals sei durch Anwendung von Drogen zustande gekommen. Die ganze Argumentation des Vatikans bestand praktisch nur aus derartigen Behauptungen, sowie aus dem Wiederholen von Worten wie „Schauprozess" und „Travestie der Justiz" usw. Denkende Menschen, die nüchtern erwägen, durchschauten jene fadenscheinigen Vorwände, Mindszentys Geständnis wurde erhärtet durch Beweismaterial, das auf seinem Grundstück gefunden wurde.

Es wurde ferner bekannt, dass wenn Rom es gewünscht hätte, der Kardinal wahrscheinlich vor dem Prozess hätte abberufen werden können, ohne dass die kommunistische Regierung etwas dagegen eingewendet hätte, vorausgesetzt, dass er nicht mehr ins Land zurückkehrte. Die New York 'Times' berichtete am 5. Juli 1951 über den ähnlichen Fall des jugoslawischen Erzbischofs Stepinac, dass die Tito-Regierung bereit gewesen sei, den gefangenen Prälaten freizulassen, wenn Rom ihn sofort abberufen würde. Doch Rom weist solche Angebote weiterhin zurück mit der Begründung, dies würde einem Eingeständnis der Schuld gleichkommen. Ist dies aber der wahre Grund der Weigerung, wenn man feststellt, dass katholische Prälaten, wenn sie vor Gericht stehen, alle zu einer Verurteilung notwendigen Geständnisse abzulegen bereit scheinen? Ist es nicht vielmehr so, dass wenn solche Männer dem Feuerofen entrissen worden wären, ehe die Hitze darin unerträglich wurde, ihre Namen des Glanzes entbehrt hätten, um neue Schulen usw. nach ihnen zu benennen? Muss man also nicht eher in solchen Gründen die Erklärung für die vatikanische Haltung suchen?

Verantwortliche Stellen haben die Behauptung, im Falle Mindszenty seien Drogen verwendet worden, des langen und breiten widerlegt. Schliesslich brachte die New York 'Times' am 5. Juli die Nachricht, dass die Hierarchie der ungarischen Bischöfe die Handlungsweise von Grösz in aller Form verurteilt und so stillschweigend zugegeben habe, dass die Anklagen gegen ihn der Wahrheit entsprachen. …dass katholische Kleriker, seitdem es solche gibt, den Ruf haben, Initianten gerade solcher Intrigen zu sein.

Den Bogen seiner Berichterstattung weiter spannend vermerkt „Erwachet!"

Man erinnere sich, um nur einige Beispiele aus der Neuzeit anzuführen, an ihr unverhülltes Ränkespiel im Italien Mussolinis, im Frankreich Petains, in Hitler-Deutschland und Franco-Spanien; man denke an den gegenwärtigen Krieg, den die katholische Hierarchie in Italien gegen den Kommunismus führt, und an ihre „Kirchenstaaten" in Lateinamerika. …

Wenn die Geistlichkeit hinter einer christlichen Maske gegen weltliche Regierungen komplettiert, muss sie mit der zwangsläufigen Ernte rechnen, die solches bringt. … Der Umstand, dass es eine strenge totalitäre Regierung war, gegen die sie gearbeitet haben, macht das Unrecht ihrer Handlungsweise keineswegs kleiner. Sie haben das Schwert genommen. Daher müssen sie, gemäß der Bibel, auch durch dasselbe umkommen."

Da wiehert der Amtsschimmel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. März 2012 05:56
Vor sechzig Jahren
Da wiehert der Amtsschimmel
Da „wiehert wieder mal der Amtsschimmel". Wo? In der „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 3. 1952. Das Jehovas Zeugen von dem Grundsatz der Gleichberechtigung der Geschlechter nicht viel halten, dürfte mittlerweile bekannt sein. Auch die katholische Kirche ist diesen Punkt betreffend, nun nicht gerade für besondere „Progressivität" bekannt. Berücksichtigt man weiter, dass der numerisch größere Teil der Zeugen Jehovas-Versammlungen weiblichen Geschlechts ist, kann man dazu wohl zynischerweise nur sagen: „Die wollen es halt nicht anders. Die wollen entrechtet sein. Und wem nicht zu raten ist, dem ist bekanntlich auch nicht zu helfen."
Köhlerglauben ist dann wohl nicht "nur" auf männliche Vertreter des Menschengeschlechtes beschränkt.
Und Köhlerglauben gibt es dann wohl nicht nur bei denen, die den Begriff "Kirche" vordergründig im Namen führen.

„Also sagt man, wie ein Doktor habe einen Köhler zu Prag auf der Brücke aus Mitleiden als über einen armen Laien gefragt:
Lieber Mann, was glaubst du?
Der Köhler antwortete:
Das die Kirche glaubt.
Der Doktor:
Was glaubt denn die Kirche?
Der Köhler:
Das ich glaube.
Danach da der Doktor hat sollen sterben, ist er vom Glauben so hart angefochten worden im Glauben, daß er nirgend hat können bleiben noch Ruhe gehabt, bis er sprach:
Ich glaube, das die Kirche glaubt."

Mit ihrer selbst gewählten Entrechtung dokumentieren sie denn auch ein gewisses Maß an Unselbstständigkeit. Sie wollen „gesagt bekommen"; wie sie sich denn in allen möglichen und unmöglichen Lebenssituationen zu verhalten hätten; und das möglichst in talmudähnlicher Breite. Diesem „dringenden Bedürfnis" kommt nun der genannte WT wieder einmal entgegen, indem er seine „Talmudschreibung" fortsetzt. In der Rubrik „Fragen von Lesern" liest man dazu beispielsweise die nachfolgende Frage und ihre Beantwortung:

Frage:
„Ist es nötig, dass eine Frau ihr Haupt bedecke, wenn sie ein Heimbibelstudium leitet? …"

In der Antwort wird dann ausgeführt:

„Um ein Heimbibelstudium abzuhalten, braucht sie den Kopf nicht zu bedecken, denn dies ist keine Versammlung einer christlichen Gemeinde oder Gruppe, sondern eine solche, die sie selbst eingerichtet hat. Es handelt sich dabei nicht darum, dass sie dazu bestimmt wurde, eine Gruppenversammlung zu leiten. Wenn jedoch ihr Ehemann dieser Heimversammlung beiwohnen sollte, so würde sie ihren Kopf bedecken, sofern sie zu Beginn oder am Ende des Studiums betete. …"

Weiter geht's mit der Lamentierung:

Wir betrachten das Bedecken des Hauptes unter zwei Voraussetzungen als notwendig:
(1) wenn eine Schwester von der Versammlung oder der theokratischen Organisation dazu bestimmt wird, Ordnung zu halten und Zusammenkünfte dieser Gruppen zu leiten, und
(2) wenn sie verheiratet ist und demjenigen Unterwürfigkeit bekunden muss, den Gott zum Haupt der Familie gemacht hat, dem Ehemann …"

Weiter liest man in diesen Ausführungen:

„In einer Gruppe, die ausschliesslich aus Schwestern besteht, ernennt die Gesellschaft Schwestern zu Stellungen, die sonst gewöhnlich Brüder einnehmen. Wenn solche Schwestern bei Gruppenversammlungen vom Podium aus dienen, werden sie die theokratische führende Stellung des Mannes anerkennen und auch die Tatsache, dass sie nur weil die Umstände es erfordern, an Stelle des Mannes dienen. Dies anerkennen sie offenkundig dadurch, dass sie eine Kopfbedeckung tragen … Irgendeine Schwester, die einen Teil einer Gruppenversammlung leitet oder dieser vorsteht, sollte gleich handeln, ob sie nun eine Dienerin in der Gruppe sei oder nicht.
Während Schwestern, die Dienstversammlungen oder Wachtturm-Studien oder einem Gruppenbuchstudium vorstehen, Kopfbedeckungen tragen, brauchen andere Schwestern, die in solchen Versammlungen bloss zur Zusammenfassung die Abschnitte lesen oder die an Demonstrationen teilnehmen oder Erfahrungen erzählen oder Fragen aus der Zuhörerschaft beantworten, keine solche Kopfbedeckung zu tragen.
Schwestern, die anlässlich von Gruppenversammlungen das Gebet sprechen, sollten ihr Haupt bedecken. Das Haar der Frau genügt nicht als Bedeckung …"

Damit ist dieser WTG-Talmud noch nicht beendet. Es geht weiter mit der Ausführung:

„Wenn jedoch eine Schwester im Felddienste Interesse vorfindet und diesem Interesse nachgeht und ein eigenes Heimbibelstudium einrichtet, so wird sie dadurch nicht zur Leiterin einer Gruppenversammlung. Nur wenn ihr Mann anwesend ist, muss sie, wenn sie betet, eine Kopfbedeckung tragen, denn seine Gegenwart berührt den zweiten Grundsatz, nämlich den der Bekundung von Unterwürfigkeit unter ihr Familienhaupt. Wenn der Ehemann in der Wahrheit ist, sollte er das Gebet sprechen und ist dies getan, so kann die Schwester, seine Frau, die Veranstaltung ohne Kopfbedeckung durchführen.

Was das Beten beim Essen betrifft, sollte der Mann des Hauses das Gebet sprechen. Wenn er dies aus diesem oder jenem Grunde nicht tun will und seine Frau dazu auffordert, so sollte sie ihr Haupt bedeckt haben, um dem theokratischen Grundsatz, dass der Mann in der Familie das Haupt ist, Anerkennung zu zollen. Ist ihr Mann nicht zugegen, so mag sie mit unbedecktem Haupt beten, gleichwie sie dies in ihren persönlichen Gebeten tut, die sie spricht. Wenn die Schwester, die beim Essen betet, unverheiratet ist, also keinen Ehemann zum Haupte hat, so braucht sie keine Kopfbedeckung zu tragen, ob sie nun in ihrem eigenen Hause sei oder im Hause von Freunden oder in einem Missionarheim. Natürlich sollte in allen Fällen, wo ein Bruder zugegen ist, dieser das Gebet sprechen...."

Siehe thematisch auch:

Mysnip.7775
Auch in:
Mysnip.7623
Dort aber mehr erst zum Textende der etwas umfänglichen Textzusammenstellung.

750.000 Tierarten und die „Arche Noah"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. März 2012 00:22
Vor sechzig Jahren
750.000 Tierarten und die „Arche Noah"
Da widmet sich „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 3. 1952 einer kniffligen Frage. Es will ergründen, aus welchen Tieren sich denn der Zoo in Noah's Arche zusammengesetzt habe. Etwas irritiert muss „Erwachet" zur Kenntnis nehmen, dass in einem 1942 erschienenen Buch mit dem Titel „Der Mensch und die biologische Welt" (engl.) sich auch die Angabe findet:

„dass man heute 'über eine Million Pflanzen- und Tierarten' kennt. Eine Fussnote erklärt dazu:
'Nach neueren, sorgfältig durchgeführten Schätzungen gibt es jetzt mehr als 750.000 beschriebene Tier- und mehr als 600.000 beschriebene Pflanzenarten."

Weiter geht „Erwachet!" der Frage nach, wir groß denn wohl die Noah-Arche gewesen sei, um zu dem Resultat zu gelangen;
137 m lang
23 m breit und
13, 5 m hoch.

(Bild einem Video der Zeugen Jehovas entnommen).
Das sich da einige Komplikationen ergeben, dämmert wohl auch „Erwachet!", und so sieht es sich denn mal um, wie wohl andere das Problem gelöst hätten. Dabei stellt man fest. Einige sagen. Die Noah-Flut war nur ein regional begrenztes Ereignis. Das aber will „Erwachet! nicht gelten lassen und verkündet daher siegesgewiss

:„Der wahre Christ, der an Gottes Wort glaubt, kann nie auf einen solchen Kompromiss eingehen."

Dann aber meint „Erwachet!" den „Lichtblitz" zu haben. Es beruft sich darauf, dass im Schöpfungsbericht von der „Erschaffung nach ihrer Art" die Rede ist. Kernsatz ist für „Erwachet!" dann die Aussage:

„Somit ist es nicht nötig, die Tatsachen, die gelehrte Biologen hinsichtlich der deutlich sichtbaren Variationen der Arten unterbreiten, bestreiten zu wollen. Was sie feststellen, ist richtig, doch beweist dies lediglich die Erschaffung der Urarten, die sich seither verändert haben ohne ihre Artgrenzen zu überschreiten."

Nachdem man sich zu einem solchen Modell reduzierter Evolution durchgerungen hat, glaubt man das Problem mit dem Satz gelöst zu haben:

„Es scheint daher vernünftig anzunehmen, dass Noahs Passagiere einen ziemlich ausgewählten ‚Zoo' bildeten und Vertreter der Original-Genesis-Arten waren."

Wiederum Umschau haltend, wie andere das Problem „gelöst" haben, meint man dazu auf ein Buch namens ‚Clarke's Commentary' gestoßen zu sein, dass man durchaus wohlwollend zitiert. Unter anderem mit der Aussage:

„Bischof Wilkins wird angeführt, der die Meinung vertritt, dass in der Arche nur zweiundsiebzig vierfüssige Tierarten und weniger als zweihundert Vogelarten Platz finden mussten. Der Bischof rechnete sogar aus, dass der Raum, den er für alle Fleischfresser als notwendig erachtete, dem Platz entsprechen würde, den siebenundzwanzig Wölfe einnehmen würden. Er rechnete auch aus, dass die andern Tiere den Raum von 180 Ochsen erfordern würden. Den Futtervorrat für die Fleischfresser, der ein Jahr ausreichen sollte, setzte er auf 1825 Schafe fest, und für die andern Tiere rechnete er 9500 Kubikkellen Heu. Gemäss seiner Überlegung hätten die beiden unteren Stockwerke der Arche Platz genug geboten für jene Tiere und ihr Futter, wodurch das dritte für das Geflügel und Noah und seine Familie freigeblieben wäre."

1951er Kongress-Impressionen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. März 2012 02:31
Vor sechzig Jahren
1951er Kongress-Impressionen
34.547 Anwesende hörten einem Vortrag von WTG-Präsident N. H. Knorr anlässlich des 1951er Zeugen Jehovas-Kongresses im August 1951 in Frankfurt/M. zu. Das weiß der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 3. 1952 zu berichten. Nicht kommentiert von ihm wurde allerdings der Umstand, wie denn dieser Vortrag bei den Zuhörern „ankam". Sicherlich kann davon ausgegangen werden, dass eine euphorische Grundstimmung in der Zuhörerschaft vorhanden war. Somit hatte Knorr theoretisch ein Heimspiel. Ob er es auch praktisch hatte? Wer schon mal solch einen Knorr-Vortrag mit „abgessen" hat; dieses fragwürdige Vorrecht war auch mir in Westberlin bei entsprechenden Zeugen Jehovas-Veranstaltungen, als Kind schon beschieden; der hat da eher gemischte Gefühle.

Da quasselt ein Ami stundenlang und jeder sein Sätze wird anschließend vom Englischen ins Deutsche übersetzt. Denn nur in Englisch vermag Knorr seine Ausführungen vorzutragen. Passiert so etwas in einem „Fünf Minuten Statement" mag das ja noch reizvoll sein. Zieht sich das aber in Stundendimensionen hin, besteht selbst für die Euphorischsten das lähmende Gefühl nicht zu überwindender Müdigkeit. Und so dürften wohl die allermeisten mit jenem Gefühl zu kämpfen gehabt, das man vielleicht als Wachträumen bezeichnen kann. Die Gedanken schwirrten irgendwo anders umher. Kaum einer vermag im nachhinein noch zu sagen: Was hat der denn eigentlich erzählt? Da eine euphorische Grundstimmung nun mal vorhanden ist, mögen sie sich auf die Formel festlegen: Er hat aber schön gepredigt. Nach dem „Inhalt" dessen, sollte man dann lieber nicht fragen.

Aber sicherlich werden Vertreter jener Spezies, die auf Selbsthypnosetechniken stehen, dem einiges abgewinnen können!

1951, das war noch ein Jahr wo die Nachwirkungen des zweiten Weltkrieges überall noch sichtbar waren. Und so bestand der Umstand, dass für diesen Kongress, in dem die Zeugen Jehovas aus weiten Teilen Deutschlands zusammengetrommelt wurden, nicht genügend Unterkünfte gewonnen wurden. Zwar war es den Frankfurter Zeugen Jehovas vorbehalten, schon etliche Wochen vorher, treppauf, treppab auf Quartiersuche zu gehen. Zwar wurde diese Suche auch auf Nachbarstädte ausgedehnt. Allein das Ergebnis war. Die Zahl der gewonnenen Quartiere reichte vorne und hinten nicht. Und so wurde in dieser Konsequenz eine gigantische Zeltstadt mit Massenquartieren auf Strohlagern errichtet.

Auch die Verpflegungsfrage bereitete Sorge. Eine Großküche die in der erforderlichen Dimension Mahlzeiten zubereiten konnte, war nicht auftreibbar. So auch diesbezüglich die Entscheidung: Selbsthilfe. Gigantische Kochkessel, wie sie auch in der Armee Verwendung finden, wurden in beachtlicher Zahl aufgestellt. Einige davon waren für Dampfbeheizung vorgesehen? Was tun. Man mietete eigens eine Lokomotive bei der Bahn, in der Nähe abgestellt, und über ein Rohrleitungsystem mit den Kesseln verbunden, die den nötigen Dampf zum kochen beschaffte.

Auch die Bereitstellung der Sanitäranlagen bereitete Probleme. Um den notwendigen Wasseranschluss zu bekommen waren ebenfalls umfangreiche Rohverlegungsarbeiten vonnöten. Eines dieser Rohre musste zudem über einer dichtbefahrenen Straße verlegt werden. Der WT merkt an, dass an dieser kritischen Stelle eigens Wachen aufgestellt wurden, die Tag und Nacht aktiv waren, um etwaige Sabotageakte zu verhindern.

Diese Logistik die da installiert war, interessierte selbst Militärkreise. Und so befanden sich im Tross der Presseberichterstatter auch solche der amerikanischen Zeitschrift „Stars und Stripe" (europäische Ausgabe für die bewaffneten Streitkräfte der USA).

Damals hatte die WTG noch nicht, was erst einige Jahre später eintrat, mit dem Fiskus zu kämpfen, der vom erzielten Mehrwert dieser gigantischen Kongressverpflegungsaktion seinen Anteil haben wollte. Damals steckte die WTG den erzielten Gewinn noch in ihre eigenen Taschen. Ungeschmälert. Offenbar ein lukratives Geschäft; denn auch auf ähnlichen Veranstaltungen in den nachfolgenden Jahren, wurde dieses lukrative Geschäft weiter ausgebaut.
Präsident Truman und die WTG-Literatur
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. März 2012 00:27
Vor sechzig Jahren
Präsident Truman und die WTG-Literatur
Kräftigst versucht „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 3. 1952 in der amerikanischen Politik mitzumischen, mit mäßigem „Erfolg". Die eigene Bedeutung überschätzend meint man erwähnen zu sollen; dass zwei Tage später, nachdem WTG Präsident N. H. Knorr am 14. 10. 1951 in Washington einen Vortrag unter dem Titel hielt: „Ist die Religion der Weltkrise gewachsen" hielt. Das genau zwei Tage später dem damaligen USA-Präsidenten Truman ein Exemplar des WTG-Buches „Was hat die Religion der Menschheit gebracht?", durch einen Zeugen Jehovas überreicht wurde. Der wird zwar nicht namentlich genannt; aber einiges spricht dafür, dass es sich dabei um den Anton Koerber handelte, der im Auftrag der WTG Verbindung zu höheren US Regierungsstellen aufrecht erhielt.

Zum großen Bedauern muss allerdings „Erwachet!" auch registrieren, dass dieses Buchgeschenk nicht das erhoffte Ergebnis brachte, denn es klagt;

„Die darin enthaltenen … Darlegungen, die auf die Gefahr hinweisen, die entsteht, wenn man Hilfe von Weltreligionen erwartet, stiessen offensichtlich auf taube Ohren, denn am 20. Oktober weniger als vierzehn Tage später, setzte sich Präsident Truman über jede Tradition der Vereinigten Staaten hinweg und suchte durch die Ernennung von General Mark W. Clark, den 'Befreier von Rom' des Zweiten Weltkrieges, zum Gesandten beim Vatikanstaat die Unterstützung der grössten Religionsorganisation der Welt zu sichern."

Wenn die WTG schon nicht diese politische Entscheidung verhindern konnte, so sucht sie nun sie nach Kräften madig zu machen.
Unter anderem liest man dazu Sätze wie die:

„Es ist wohl unnötig zu sagen, dass die Bekanntgabe dieses Schrittes dem Vatikan die 'grösste Freude' bereitete … Der Präsident machte geltend, dass diese Ernennung sich als eine Hilfe erweisen werde im Kampf gegen den Kommunismus und dass die Regierung mit einem guten 'Horchposten' in Verbindung bringen werde."

Da die WTG schon von jeher der Meinung war, weitaus wirkungsvoller gegen den Kommunismus zu kämpfen, als etwa die katholische Kirche, kann sie es sich nicht versagen, nunmehr das „Horchposten"-Argument im Detail zu zerpflücken. Sie sträubt sich auch nicht, dazu selbst eine kommunistische Einschätzung zu zitieren, wenn sie schreibt:

„Erhärtet sie (die USA-Regierung) nicht die Behauptung des Kremls, der Vatikan diene als Spionageagentur?"

Und um noch nachzulegen fragt sie weiter:

„Und arbeitet ein solcher Horchposten nicht in zwei Richtungen?"

Das ist der WTG immer noch nicht genug. Weiter meint sie ausführen zu sollen:

„Was den Wert des Vatikans als Horchposten anbetrifft, so entnehmen wir der Zeitschrift 'Time' folgendes:

„Die Tüchtigkeit des 'weltweiten Informationsdienstes' des Vatikans ist wahrscheinlich während vieler Jahre überschätzt worden. In den vergangenen Jahren haben kommunistische Massnahmen seine Nachrichtenverbindungen mit Osteuropa erfolgreich unterbunden. Der Vatikan (und auch die übrige Welt) erhält zweifellos von dem, was hinter dem Eisernen Vorhang vorgeht, ein wahres Bild; doch die für ihn bestimmten Informationen über besondere Ereignisse in Osteuropa erreichen Rom öfters zu spät, um noch von Nutzen sein zu können' usw."

Dieses Zerpflücken ist der WTG aber noch nicht genug. Ihr Hauptargument sieht sie wohl im folgenden:

„Welche Hilfe kann der Vatikan jedoch den freien Nationen in ihrem Kampfe gegen den Kommunismus eigentlich sein? Was zeigen die Statistiken? Hat etwa der Umstand dass Polen zu 90 Prozent katholisch ist, verhindert, dass jenes Land kommunistisch wurde? Die Tatsachen sagen nein. Gemäss dem 'Katholischen Landesalmanach' (engl.) für das Jahr 1951 ist Italien, das eine Bevölkerung von 47 Millionen hat, zu 99,6 Prozent römisch-katholisch, und doch hat Italien trotz dieser Tatsache (oder ist es w e g e n dieser Tatsache?) ausser Russland die grösste kommunistische Partei. Italien wäre sogar heute ein weiterer russischer Satellitenstaat, wenn sich Amerika bei den Wahlen des Jahres 1948 nicht ins Mittel gelegt und der antikommunistischen Koalition Ansehen verliehen und propagandistisch und finanziell geholfen hätte. Und dabei möchte der Vatikan das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, dass das zu 99,6 Prozent römisch-katholische Italien kein Opfer des Kommunismus wurde!"

Selbst vor Schlägen unterhalb der Gürtellinie schreckt die WTG nicht zurück; wenn sie glaubt auch noch das nachfolgende Argument einbringen zu sollen:

„Wenn aber der Vatikan ein echter Staat ist, müssten sich alle Bischöfe als Vertreter des Papstes gemäss dem amerikanischen Gesetz (USA.-Code. Ausgabe 1946. Abteilung 16-26) als ausländische Agenten eintragen lassen. Nicht nur das, sondern alle amerikanischen Kardinäle würden ihr Bürgerrecht verlieren, weil sie sich an einer ausländischen Wahl beteiligt haben (an der Papstwahl)!"

Und um ihren Frust, dass der US-Präsident Truman die WTG-Thesen in dem Buch „Was hat die Religion der Menschheit gebracht?" nicht würdigte, auch noch bildlichen Ausdruck zu geben, versieht sie das ganze dann noch mit einer einschlägigen Karikatur.

Vor sechzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. April 2012 02:32

Dem Thema der deutschen Zeugen Jehovas-Kongresse des Jahres 1951 in Frankfurt/M. und in Westberlin widmet sich unter anderem erneut die „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 4. 1952.
Siehe zum Thema auch:
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,120551,126810#msg-126810
16. März 2012 02:31

Von Frankfurt/M. kommend, war N. H. Knorr nach Berlin weitergereist. Dazu notiert der WT:

„In bezug auf die Tagung in Berlin war von der Gesellschaft aus keine öffentliche Ankündigung ergangen, um die kommunistische Volkspolizei nicht vorher davon zu benachrichtigen. ... Dennoch liess die amerikanische Radiostation RIAS in Berlin an jenem Dienstagmorgen eine Ankündigung ergehen, wodurch die ganze Ostzone ebenfalls unterrichtet war, dass Jehovas Zeugen in der Waldbühne eine Versammlung abhalten würden."

Weiter schätzt der WT ein:

„Trotz dem gegenwärtigen Verbot der Zeugen Jehovas in Ostdeutschland versammelten sich 13.563 in diesem weiten Freilicht-Amphietheater. Es wird geschätzt, dass 8.000 davon aus der kommunistischen Ostzone stammten."

Charakteristisch auch jener Satz:

„Am Abend fand eine Versammlung mit den Kreisdienern statt, bei welcher sich Bruder Knorr die interessanten Erfahrungen unserer Mitknechte bei ihrer Untergrund-Tätigkeit drüben erzählen liess."

Man kann sich förmlich diesen „Rapport" vorstellen. In „Erfolgsorientierenden" Organisationen (auch anderer Couleur) ist es gang und gäbe sich in der Siegerpose zu sehen. Dem „Chef" wird das erzählt, was er gerne hören möchte! Für selbstkritische Reflexionen bleibt da kein Platz.

Wer beispielsweise einmal das 1990 von Armin Mitter herausgegebene Buch: „Ich liebe euch doch alle! Befehle und Lageberichte des MfS Januar-November 1989" gelesen hat, der kann sich ein plastisches Bild davon machen, wie solche Berichterstattung abläuft. Noch fünf Minuten vor Toresschluss wird dem „Chef" nach dem Munde geredet.

http://books.google.de/books?id=fCVoAAAAMAAJ&q=Genosse+Minister&dq=Ich+liebe+euch+doch+alle!+Befehle+und+Lageberichte+des+MfS+Januar-November+1989&hl=de&source=gbs_word_cloud_r&cad=5

Malaysia
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. April 2012 02:24
Vor sechzig Jahren
Noch im Jahre 2003 betrug die Höchstzahl der Zeugen Jehovas in dem Südostasiatischen Staat Malaysia nur 2.354; was einem Verhältnis zur übrigen Bevölkerung von 1 zu 10.068 entspricht. (Bis 2011 auf 1 zu 7280 aufgeholt). Eher einer der schlechteren Werte im Vergleich zu anderen Ländern gesehen. Zu seiner Vorgeschichte gehört auch, ursprünglich lange Zeit Kolonien europäischer Staaten gewesen zu sein. Im zweiten Weltkrieg von den Japanern besetzt, eröffnete deren Niederlage auch in dieser Region den Beginn von Befreiungskämpfen, zur Abschüttelung des Kolonialjochs, was aber erst 1957 erreicht werden konnte. Davor hatten die Briten wieder das Heft in der Hand.

Wie auch in anderen Ländern, versuchte der auch Kolonisator WTG, nach 1945 seine Missionare dorthin zu senden. In „Erwachet!" vom 8. 4. 1952 wird nun darüber berichtet, dass diesen eine Ausweisungsanweisung ereilte. Dagegen sucht nun die WTG Front zu machen, unter anderem mit der Angabe von Anschriften, an die Protestschreiben gerichtet werden sollten. Unter den so genannten Anschriften befindet sich auch:
„H. M. Queeen Elizabeth II, Buckingham Palace, London, S. W. 1"

Es ist nicht bekannt ob diese Protestschreiben sonderliches bewirkten. Zumal die genannte Queen in Personalunion auch noch weltliches Haupt der Anglikanischen Kirche ist (wenn auch nur im repräsentativem Sinne).
WTG-Joker-Karte
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. April 2012 02:14
Vor sechzig Jahren
Joker nennt man wohl in einigen Kartenspielen jenes Blatt, das selbst Trümpfe zu überstechen vermag. Einen solchen Joker nun zieht die WTG in ihrer „Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 4. 1952. Da liest man denn auch den bedeutungsvollen Satz:

„Zweifellos haben einige Personen Gedanken, die erst später veröffentlicht werden; dies früher zu tun, wäre vorzeitig, nicht 'zur rechten Zeit'. Warten wir auf den Herrn."

Das ist dann wohl das, was man im Bankgewerbe einen Blankoscheck nennen würde. Natürlich hat das einen tieferen Sinn. Jenen seiner Leser in „Zions Wachtturm" denen Russell vorgaukelte, spätestens 1914 ereile sie eine wunderbare „Errettung". Jenen Lesern schon damals zu sagen; es würde noch ein paar mehr Daten von der gleichen „Güte" geben, war offenbar nicht die „rechte Zeit". Und auch heute ist es wieder nicht die „rechte Zeit", beispielsweise mal alle sieben Bände „Schriftstudien" von Anfang bis zum Ende zu lesen, Besser noch: zu studieren. Ein solches Studium zeigt denn auch klar, wie für die jeweiligen Lügner, ihre Lügen von vorgestern peinlich bis desavouierend sind. Deshalb wird das möglichst unterbunden. Es ist ja nicht „die rechte Zeit"!

McCarthysmus in den USA
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. April 2012 02:07
Vor sechzig Jahren
Der McCarthysmus in den USA war auch für die WTG eine erste Gefahr. Wurde sie doch auch durch ihn in die kommunistische Ecke gestellt. Lediglich durch den Hinweis auf die Verbote ihrer Tätigkeit in den Ostblockstaaten, vermochte sie diesen Angriffen wirksames Paroli entgegenzusetzen. Ein Dokument welches das zu jener Zeit in den USA herrschende Klima beleuchtet, ist auch die „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 4. 1952 . Nachstehend in ihren wesentlichen Aussagen:
„Erwachet!" teilt mit:

„Die heutige Loyalitätskampagne wurde durch die von Präsident Truman am 21. März 1947 erlassene Vollzugsverordnung Nr. 9835 ausgelöst. Diese Verordnung rief den Loyalitäts-Ausschuss ins Leben und gab dem Generalstaatsanwalt die Vollmacht, eine Liste von umstürzlerischen Organisationen aufzustellen. Bis zum Juli 1951 umfasste diese Liste etwa 110 solche Gruppen, und die amerikanische Bundespolizei hatte über etwa zweieinhalb Millionen Regierungsangestellte Nachforschungen angestellt.

Nachdem der Präsident seine Loyalitätsverordnung herausgegeben hatte, erliess ein Staat nach dem ändern ein Loyalitätsgesetz. Am 9. April 1951 nahm Oklahoma ein Loyalitäts-Gesetz an, das von den Regierungsangestellten die Ablegung eines Eides verlangte, dass sie zur Verteidigung ihres Landes die Waffen ergreifen würden und während den fünf vergangenen Jahren nicht Mitglied irgendeiner Gruppe gewesen seien, die von einem der zuständigen behördlichen Organe der Vereinigten Staaten als zur kommunistischen Front gehörig oder als umstürzlerische Organisation erklärt worden war. — New York Times vom 8. März 1951.

Am 30. April 1951 entschied der oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten, dass die Liste von umstürzlerischen Organisationen des Generalstaatsanwaltes ganz willkürlich aufgestellt worden sei und man aufgeführten Organisationen nicht ausreichend Gelegenheit geboten habe, den Beweis zu erbringen, dass sie nicht umstürzlerisch seien, und das Regierungsprogramm auf seine Verfassungsmässigkeit zu untersuchen.

Heute verurteilen Loyalitätsausschüsse Menschen nicht nur ihrer eigenen Gedanken wegen, was schon schlimm genug ist, sondern auch wegen jener ihrer Freunde, Verwandten und Mitarbeiter. Es werden unter anderem folgende Fragen gestellt: „Haben Sie Freunde, die Kommunisten sind?" „Waren Ihr Vater und Ihre Mutter Kommunisten?" „Haben Sie sich je in Gesellschaft von Angestellten befunden, die wegen ihrer politischen Einstellung vielleicht als Kommunisten angesprochen werden könnten?"

Auch das Unterbewusstsein wird nicht übergangen. Man beachte folgendes Glanzbeispiel: „Haben Sie nicht das Gefühl, Sie seien wenigstens im Unterbewusstsein dem Kommunismus günstig gesinnt?"
Aber
Man zog die Staatstreue eines Angestellten in Frage, nur weil es hiess, sein Schwiegervater arbeite als Schriftsetzer beim kommunistischen 'Daily Worker'. Nachforschungen ergaben, dass er bei der streng antikommunistischen jüdischen Zeitung 'Morning Journal' angestellt war, und nicht einmal englisch setzen konnte.

Weiter.

„In der New York Times vom 5. Februar hiess es, die Regierung habe einen ehemaligen Reserveoffizier aus dem Zweiten Weltkrieg, der dreimal die Flugmedaille gewonnen hatte, zum Rücktritt aufgefordert, „weil beobachtet worden sei, dass er die kommunistische Zeitung 'Daily Worker' gelesen habe und weil seine Schwester und sein Vater, der amtierender Pastor ist, anlässlich eines Wahlfeldzuges bei einer angeblich kommunistischen Gruppe gesehen worden seien". Glücklicherweise zeigte eine Untersuchung, dass die Anschuldigungen nicht stimmten.

Angenommen, der Schwiegervater dieses Mannes hätte bei einer kommunistischen Zeitung gearbeitet, hätte dies denn bewiesen, dass der Schwiegersohn ein Kommunist ist? Es würde nicht einmal beweisen, dass der Schwiegervater einer ist. Man könnte sich doch gut vorstellen, dass er dort sein Brot verdient, ohne im geringsten mit den Kommunisten zu sympathisieren, oder nicht? Nicht jeder, der Bibeln druckt, ist ja auch gleichzeitig ein Christ, oder nicht?

Und angenommen, die Schwester und der Vater des Kriegsveterans würden mit den Kommunisten sympathisieren, würde das seine im Kriege erworbenen Verdienste schmälern und ihn als verdächtig erscheinen lassen ?Und das Lesen des 'Daily Worker'. Kann man nicht etwas lesen, mit dem man nicht ganz einig geht? Vielleicht wollte er die Propaganda der Kommunisten etwas unter die Lupe nehmen, um besser in der Lage zu sein, durch eine Widerlegung ihrer Argumente, sei es in einer Diskussion mit ihnen oder in einer öffentlichen Rede, ihnen den Boden unter den Füssen zu entziehen.
Es besteht leider nicht viel Hoffnung, dass diesem Zustand abgeholfen werde. Eine Angestellte, die auf Grund einer anonymen Auskunft entlassen worden war, legte beim obersten Gerichtshof Berufung ein. Er fällte am gleichen Tag ein Urteil gegen sie, an dem er entschied, dass den Organisationen, die vom Generalstaatsanwalt als umstürzlerisch bezeichnet worden waren, keine ausreichende Gelegenheit geboten worden sei, sich zu verteidigen. Richter Jackson äusserte in seiner von der Mehrheit abweichenden Meinung: „Es ist das erste Mal, dass dieses Gericht die Rechte des einzelnen jener organisierten Gruppen unterordnete und als geringer erachtete. Das heisst die Gerechtigkeit auf den Kopf stellen." — New York Times vom 1. Mai 1951.

Ein Beispiel

„Zu welcher Absurdität ein solcher Entscheid führen kann, geht aus der Kündigung, die ein Loyalitätsausschuss einem Angestellten zugestellt hatte, hervor, in welcher es heisst: „Paragraph 1. Sie sind entlassen aus Gründen, die vertraulich sind. Paragraph 2. Sie haben fünf Tage Zeit, um zu den in Paragraph 1 erwähnten Anschuldigungen Stellung zu nehmen." Gibt es etwas Lächerlicheres oder Ungerechteres?
Präsident Truman, der stillschweigend zugab, dass man diese ganze Sache der Staatstreue möglicherweise zu weit getrieben habe, beabsichtigte, eine Kommission für interne Sicherheit und persönliche Rechte zu schaffen. Die Kommissionsmitglieder konnten jedoch nicht ihre ganze Zeit dieser Arbeit widmen und verlangten daher, von der Bestimmung des Bundesgesetz befreit zu werden, die Beamten verbietet, andere Ämter innezuhaben.
Der Präsident forderte den Kongress dringend auf, diese Ausnahme zuzulassen, aber infolge der Opposition des einflussreichen Senators McCarran geschah es nicht, und nach monatelangem Warten gab der Präsident den Plan schliesslich auf. Die 'New York Times' machte am 29. Oktober 1951 hierüber folgenden Kommentar:

"Man brauchte einen Geigerzähler von mehr als gewöhnlicher Empfindlichkeit, um in einem Konferenzzimmer, das von Pat A. McCarran beherrscht ist, irgendwelche Ausstrahlungen von Begeisterung für die grundlegenden Freiheiten oder eine Vorliebe für das Halten der Spielregeln zu entdecken."

Ein Redaktor der Washingtoner 'Post' beschreibt in seinem Buch 'Loyalität gegen Freiheit' (engl.) Die Lage in folgenden kurzen Worten:

„Das Erschreckendste an der ganzen Geschichte ist, dass wir diese Einschränkung absolut notwendiger Freiheiten angenommen haben ohne zu mucksen und ohne uns offenbar ihrer Tragweite bewusst zu sein."

Die von demagogischen Kongressabgeordneten ausgehende Verleumdungskampagne ist die andere schlimme Seite dieser modernen Inquisition Seit Jahren. lauteten ihre beliebten Schlagwörter „Rote" "Kommunisten", "Vertreter" ausländischer Spionagezentren usw. Dem gewöhnlichen Bürger werden durch gesetzliche Bestimmungen, die üble Nachrede und Verleumdung betreffen, Schranken auferlegt, aber diese Kongressabgeordneten geniessen eine gewisse Immunität. weil die Verfassung erklärt "sie sollen für keine Rede oder Debatte in keinem der beiden Häuser an irgendeinem andern Ort zur Rechenschaft gezogen werden."

Ein weiterer Pressebericht

Der 'Post-Dispatch' von St. Louis vom 9. April 1950 besprach in seinem Leitartikel den von Senator Joseph R. McCarthy mit dieser Immunität getriebenen. Missbrauch und führte dann weiter aus:

"Die Tätigkeit des parlamentarischen Komitees für unamerikanische Umtriebe ist beschmutzt mit Verleumdungen, die sich nur auf Vermutungen (weil Verwandte oder Bekannte angeblich Kommunisten seien) und Unterschiebungen stützen. Der ehemalige Abgeordnete Dies von Texas gab als erster Vorsitzender des Komitees das Schulbeispiel. Der republikanische Abgeordnete John Parnell Thomas von New Jersey, der später den Vorsitz führte, brachte es in der Kunst, Personen ihres guten Rufes zu berauben, am weitesten … Auch der demokratische Abgeordnete John Rankin ist an dieser Geschichte beteiligt. Nebst seinem Eifern für den Gedanken der Vorherrschaft der Weissen, war sein Lieblingssport, sehr gemässigte Liberale als Kommunisten und Mitläufer [solche die mit dem Kommunismus sympathisieren] zu verschreien."

Der Abgeordnete Martin Dies bezeichnete einmal 1121 Personen als staatsgefährlich. Die amerikanische Bundespolizei untersuchte die Sache und stellte in ihrem Bericht fest, dass von der gesamten Zahl nur bei zwei Personen ein „ganz schwacher Verdacht gerechtfertigt war". Der Vorsitzende des parlamentarischen Komitees für unamerikanische Umtriebe, Abgeordneter Thomas, quälte die Personen, die vor ihm zu erscheinen hatten, derart mit der „Furchtmethode", dass seine Verhöre von der Presse als „Inquisitionen" bezeichnet wurden. Aber die ganze Verwerflichkeit der von Mitgliedern des Kongresses betriebenen Demagogie wurde erst erkannt, als Senator Joseph R. McCarthy von Wisconsin auf dem Plan erschien. Sein Leumund war so abscheulich dass ein neues Wort geprägt wurde," nämlich McCarthyismus". Eine parlamentarische Kommission sagte über seine Taktiken folgendes aus:

„Wir haben die Technik der ,grossen Lüge', die anderswo totalitäre Staatslenker mit, verheerendem Erfolg beherrschen hier zum ersten Mal in unserer Geschichte, gestützt auf eine sichere Grundlage, angewandt gesehen." Ein anderer Senator, vor dem McCarthy als Zeuge auftrat, sagte: "Ich bin noch nie einem arroganteren und unhöflicheren Zeugen begegnet."

McCarthy behauptete, im Staatsdepartement gebe es 57 eingeschriebene Kommunisten, dann waren es auf einmal 81 und dann sogar über 200. Für keine einzige seiner Verdächtigungen hatte er neue Belege, und er war überhaupt nicht imstande, sie zu beweisen. Er verdächtigte einen gewissen Beamten, der im Weissen Haus Reden für den Präsidenten verfasst, und machte viel Aufhebens von dem Umstand, dass dieser einen Verwandten hatte, der finanziell an der kommunistischen Zeitung 'Daily Worker' beteiligt war. Der Beamte, den McCarthy in geheimnisvolles Dunkel gehüllt hatte, trat hervor und gab bekannt, dass es sich bei diesem Verwandten um eine exzentrische Grosstante gehandelt habe, die schon seit neun Jahren tot sei!

Parlamentarische Kommissionen, die scheinbar den Zweck haben, „Untersuchungen" durchzuführen, gehen in Wirklichkeit darauf aus, „die rechtmässige Tätigkeit aller fortschrittlichen, Amerikaner zu besudeln, zu verurteilen und zu sabotieren". Persönliche oder politische Beweggründe spornen sie an, gewisse Männer als Kommunisten zu verdächtigen und so die Schlagzeilen der Titelseiten zu erobern. In der Zeitschrift 'Time' (22. Oktober 1951) heisst es:

„McCarthy hat erneut ein Sperrfeuer von Verdächtigungen losgelassen, die im Fettdruck erschienen sind und die Aufmerksamkeit von der Tatsache ablenkten, dass er noch nicht einmal seine alten Anschuldigungen zurückgenommen hat … Nie setzt er sich mit einer vorgebrachten Kritik auseinander, sondern fällt nur ungestüm über den Kritiker her."

Dazu kommentiert „Erwachet!"

Wenn das angebliche Interesse dieser Demagogen an der nationalen Sicherheit richtig beleuchtet wird, so sieht man, wessen sie fähig sind, um Beweismaterial als Unterlagen für ihre Angriffe zu erhalten. Die 'New York Times', vom 15. Oktober 1951 brachte die Nachricht, dass ein Schweizer Richter die Deportation eines homosexuellen Negers und ehemaligen Kommunisten mit Namen Charles E. Davis anordnete, weil Davis am 4. Nov. 1950 im Einverständnis mit Fahrrand [McCarthys Pariser Vertreter] von Genf aus ein Telegramm an Herrn Vincent sandte mit der gefälschten Unterschrift von [Emil] Stämpfli, einem rührigen Genfer Kommunisten, um den Anschein zu erwecken, der Minister habe Beziehungen mit schweizerischen Kommunisten. Er sandte eine Kopie dieses Telegramms an Farrand, was den Tatbestand einer Fälschung erfüllte. Davis war durch Farrands Vermittlung von McCarthy für diese Umtriebe bezahlt worden".
Amerikaner, ihr solltet euch schämen, dass ein Schweizer Richter den Agenten eines amerikanischen Senators des Landes verweisen musste, weil dieser versucht hatte, einen Beamten des Staatsdepartements zu denunzieren!

Die Folgen der Kampagne

Die Verleumdungskampagne, die Leuten die Möglichkeit nimmt, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, beraubt sie ihres Einkommens, ohne gebührendes Gerichtsverfahren. McCarthys eigene Verleumdungskampagne forderte einen erschreckenden Tribut. Während Männer wie General Marshall, Staatsekretär Acheson und der UN-Delegierte Jessup den Sturm glücklich überstanden, kamen andere weniger gut davon.
Drew Pearson ist ein solches Beispiel. Nachdem McCarthy Pearson als Agent des Kremls verdächtigt und zum Boykott der Firma, die der Radiokommentator Pearson vertrat, aufgerufen hatte, stellte ihn jene Firma (Adam Hats) kalt. In einem Brief an einen Freund äusserte sich Pearson wie folgt:

"Die McCarthy-Angelegenheit machte mir das Leben, um es gelinde auszudrücken, ziemlich sauer … Im Augenblick schaue ich mich nach einer andern Firma um. Ich muss zwar gestehen, dass Firmen, die mich als Radiokommentator engagieren wollen, seit der Rede McCarthys so selten sind wie die Wasserlilien in der Sahara."

Wo bleiben die amerikanischen Freiheiten, wenn ein politischer Verleumder das Grossgeschäft derart einzuschüchtern vermag, dass ein beliebter Radiokommentator und Journalist, der an Sonntagabenden eine Zuhörerschaft von etwa zehn Millionen hatte, keine Firma mehr finden kann, die ihn engagiert?
Als Senator Benton bei einem Presseinterview von der nachteiligen Wirkung, die der McCarthyismus auf das amerikanische Volk hat, sprach, erklärte er unter anderem:

„Er macht, das Volk zaghaft und pulverscheu und schreckt es ab, sich zu äussern"

Auch Frau Eleanor Roosevelt sagte:

„Leute mit neuen Ideen zögern, diese vorzubringen, und die Menschen beginnen, gegen beinahe all ihre Freunde und Nachbarn argwöhnisch zu werden."

Den grössten Schaden fügt die moderne Inquisition jedoch den höheren Schulen zu. Dr. Alvin Eurich, Präsident der Staats-Universität von New York, warnte vor dieser Gefahr wie folgt:

„Wir mögen bestimmte Verfahren einführen in der Absicht, die Kommunisten einzudämmen, doch hemmen sie den Lehrkörper so stark, dass sich die geistigen Kräfte, die das Lebensmark einer Universität sind, nicht mehr entfalten können."

Auch Dr. Theodore M. Greene von Yale äusserte vor einem Unterkomitee des Senats den ähnlichen Gedanken, wenn er sagte, dass Professoren an den höheren Schulen, aus Furcht, als Kommunisten angesehen zu werden, davor zurückschrecken, den Kommunismus auch nur ganz sachlich zu behandeln.

Die Schuldfrage

Es ist klar ersichtlich, dass die Freiheit des amerikanischen Volkes unterminiert wird. Und aus dem Vorangegangenen geht auch hervor, dass zu jenen, die die Hauptschuld tragen, Präsident Truman wegen seiner Loyalitätsverordnung gehört, dann das parlamentarische Komitee für unamerikanische Umtriebe und Senator McCarthy wegen ihren Verleumdungsfeldzügen und Pat McCarran wegen, um nur etwas zu nennen, seiner Opposition gegen die Nimitz-Kommission, die vielleicht Abhilfe geschaffen hätte. Ein weiterer Faktor ist die Politik. „Achtbare" republikanische. Senatoren schätzen sich nur zu glücklich dass McCarthy für sie solch schmutzige Arbeit verrichtet, die den Demokraten das Leben sauer macht. Und aus demselben Grund lassen parlamentarische Komitees die aufsehenerregenden Aussagen unverantwortlicher Zeugen, wie z. B. eines Budenz, weit und breit bekannt machen, während jene eines ehemaligen Vizepräsidenten des Landes, der aufgefordert wird, sich zu verteidigen, nicht veröffentlicht werden.

Auch der Rundfunk und die Presse müssen einen Teil der Schuld übernehmen. Die 'Capital Times' von Madison (Wisconsin) vom 11. September 1951 verwies unter dem Titel „Rundfun
k kapituliert vor dem McCarthyismus" auf einen früheren Leitartikel, in welchem sie die Anklage erhoben hatte, dass die Associated Press und die United Press

„entstellte und zurechtgestutzte Nachrichten durchgaben, um Senator McCarthy von Wisconsin zu gefallen und den Wünschen der voreingenommenen grossen konservativen Zeitungsmagnaten, die diese Nachrichtenagenturen beherrschen, zu entsprechen".

Im Artikel hiess es dann weiter, dass Radiogesellschaften wie die NBC

„es nicht wagen, in [ihren] Sendungen die geringste Kritik an McCarthy zu gestatten, ohne sich sofort mit ihm in Verbindung zu setzen und ihm unverzüglich eine Gelegenheit zu geben, seine sämtlichen Kritiker und Gegner mit seiner Methode, sie für die Haltung ihrer Angehörigen und Freunde verantwortlich zu machen, zu beschimpfen".

Der Verfasser unterbreitete dann Beweise, die zeigten, dass die NBC aus seiner Rede, die er auf ihre Veranlassung hin vorbereitet hatte, alle Stellen über den zweifelhaften Ruf, den McCarthy in Wisconsin geniesst, ausstrich.

Die Aufzahlung der Schuldigen wäre unvollständig, wenn man nicht auch auf die Rolle hinwiese, die die römisch-katholische Kirche bei dieser modernen Inquisition spielt. Hat nicht vor allem sie die krankhafte Furcht vor der Kommunistengefahr gezüchtet, und sind nicht diese erwähnten Methoden zur Hauptsache jene, die sie benützt, um ihre Ziele zu erreichen? McCarthy ist ein unverantwortlicher Agent der republikanischen Partei und der Grossgrundbesitzer zur Beeinflussung des Kongresses, aber er leistet solche Dienste gewiss noch in vermehrtem Masse der Kirche oder nicht? Die Zeitschrift 'Time' berichtet, dass McCarthy "beinahe jeden Sonntag die Messe besucht". Es scheint, dass sich jemand die goldene Gelegenheit entgehen lässt, einem "guten Katholiken" die Grundsätze der Wahrheit und Gerechtigkeit beizubringen!

Auch Budenz ist ein Lieblingssohn der katholischen Kirche. Das große Aufhaben, das von seiner Rückkehr zum Katholizismus gemacht wurde, half mit, seinem wertlosen - es verdiente noch eine kräftigere Bezeichnung Zeugnis einen frommen Anstrich zu geben, was den römisch-katholischen Senator Chavez veranlasste, von Budenz zu sagen, er verwende das "Kreuz als Knüppel". Als Professor an der katholischen Fordham-Universität kann Budenz gewiss nicht Unwissenheit vorschützen. Und als Pat McCarran vor einigen Jahren den Papst besuchte, hatte er so viele Rosenkränze bei sich, die er gesegnet haben wollte, dass der Papst die Bemerkung machte, er habe nicht gewusst, dass es in den Vereinigten Staaten so viele Katholiken gebe!

Auch Kriegsveteranen-Organisationen sind schuldig. Es liegt Beweismaterial dafür vor, dass diese, besonders die Amerikanische Legion und die Katholischen Kriegsveteranen, als das "Schwert der katholischen Kirche" verwendet werden.

Und schliesslich ist auch das Volk nicht unschuldig. Es geht den Weg des geringsten Widerstandes. Wie viele könnten heute mit ehrlichem Herzen sagen: "Gebet mir die Freiheit, oder gebet mir den Tod!"? Ein saftiges Schnitzel, Likörs, Kleider, Sport und andere Vergnügungen bedeuten dem Volk mehr als seine grundlegenden Freiheiten. Ohne zu mucksen lässt es sich eine Antikommunisten-Kamgagne gefallen, die ihm eine totalitäre Einstellung verleiht. Der Scherz über die Freiheitsstatue mag noch bitterer Ernst werden: "Sie steht dort, wo sie hingehört - auf dem Grabe der Freiheit!"

Erneut kam die WTG auf das Thema in ihrer „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 11. 1954 ähnlich zu sprechen.

Thema Gemeinschaftsentzug
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. Mai 2012 06:24
Vor sechzig Jahren
Dem Thema Gemeinschaftsentzug ist die „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 5. 1952 gewidmet. Tenor der WTG: die harte Linie fahren. Nachstehend einige Auszüge daraus:

„Versammlungen nun, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind, kann der Betreffende besuchen, solange er sich recht aufführt und ordnungsgemäß handelt. Wenn er in eine öffentliche Veranstaltung kommt, sagen wir zu einem öffentlichen Vortrag in einen öffentlichen Saal oder in den Königreichssaal oder in den Stadtpark oder zu einem Wachtturm-Studium oder zu einer Dienstversammlung, so ist all dies öffentlich, die Türen stehen offen, und er kann Zutritt erhalten. Wenn er in diese Versammlung kommt und niedersitzt, haben wir, solange er sich ordentlich aufführt und sich um seine eigenen Geschäfte kümmert, nichts zu ihm zu sagen. Jene, denen die Sachlage in der Versammlung bekannt ist, sollten ihn niemals begrüssen, noch sich von ihm verabschieden.

Er ist in unserer Mitte nicht willkommen, wir meiden ihn. Wenn ein solcher im Wachtturm-Studium dasitzt und die Hand erhebt, sollte der Vorsitzende ihn nie beachten, noch ihm gestatten, einen Kommentar zu machen. Er ist nicht einer von uns. Er ist kein anerkanntes Glied in Gottes Versammlung. Jene, die unterrichtet sind und ihn kennen, sollten ihn bestimmt meiden, da sie ihm nichts zu sagen haben.

So werdet ihr denn in euern Privathäusern niemals die Tür öffnen und ihm einzutreten gestatten. Ihr werdet einem solchen nie die Hand der Gemeinschaft reichen.

Bezüglich einer weiteren Auseinandersetzung mit dieser WT-Ausgabe, einschließlich Repros aus ihm; siehe:
Parsimony.23210
Mehr am Textende der Datei. Einleitend wird zu Vergleichszwecken auch auf eine WT-Ausgabe des Jahres 1912 verwiesen, und damit die 1952 eingeleitete Verschärfung der WTG-Praxis, weiter verifiziert.

„Quo vadis"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. Mai 2012 00:06
Vor sechzig Jahren
Der Hollywood-Monumentalfilm „Quo vadis", zur Zeit des Urchristentums handelnd, ist „Erwachet!" (8. 5. 1952) einen eigenen Kommentar wert. Man erfährt; insgesamt zwölf Jahre wurden für seine Realisation benötigt; mehr als 6.000.000 Dollar kostete er. Auch ansonsten vermag jenes Epos mit allerlei Rekorden aufzuwarten. Der Kommentar den „Erwachet!" ihm zuteil werden lässt, ist nicht ungünstig. Die Kritik beschränkt sich in der Hauptsache auf gewisse, die katholische Kirche begünstigende Tendenzen. Da mag „Erwachet!" nicht mitziehen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Quo_vadis%3F
Offenbar war jener auf einem Roman basierende Film, schon in den 1930er Jahren, für die Filmindustrie ein Markeeting-Gag.
Siehe etwa das Inserat in der "Freiburger Zeitung" vom 2. 7. 1932 (auch noch in den nachfolgenden Tagen vielfach noch inseriert).

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showday&day=02r2&year=1932&month=07&project=3

Erwähnenswert: Ein kritisches Forum zum Thema Neuapostolische Kirche, nahm in seinem Titel, den Begriff „Quo vadis" ebenfalls mit auf; bzw. aktuell mehr auf Blogseite umgestellt.

http://20402.dynamicboard.de/
http://quo-vadis-nak.foren-city.de/
http://nak-quo-vadis.blogspot.de/
Um zur WTG zurückzukehren.
Andererseits haben es der WTG aber auch gewisse, in der neueren Variante dieses Filmes „rübergebrachte" Thesen, durchaus angetan. Etwa wenn es notiert:

„Das Ergebnis war ein dramatisches Epos zur Unterhaltung. Die Christen, die von dem unter Neros Herrschaft stehenden Rom verfolgt wurden, werden insofern richtig dargestellt, als sie als Leute entschieden 'anderer' Art gezeigt werden. Sie predigten Christi Königreich und die Liebe, lächelten angesichts des Todes und weigerten sich, mit der zügellosen, militaristischen Gesellschaft Roms etwas zu tun zu haben."

Solcherlei Thesen machten sich in den Ohren ihrer Anhängerschaft, namentlich jenes Teiles, der von den Verbotsmaßnahmen des Ostblockes betroffen war, „nicht schlecht". Nicht wenige machten blutigen Ernst daraus und sahen eine „neuzeitliche Erfüllung" zu ihren Lebzeiten, mit persönlicher Betroffenheit.

Ob sie nun „lächelten" oder nicht, der Geschichtsverlauf ging seinen eigenen Weg. Damals, oder um 1950.
Was motivierte denn die ersten Christen zu ihrer Außenseiterrolle? Mit Sicherheit die Endzeit-Naherwartung. Und auf diesem Klavier wurde auch um 1950 allerkräftigst herumgehämmert. In den Ohren der Anhängerschaft als „liebliche Musik". In den Ohren anderer, eher als unerträgliches „Katzengejaule". In beiden Fällen ging der Lauf der Geschichte seinen eigenen Weg. Die da „lächelten" erwiesen sich als betrogene Narren, selbstbetrogene. Jenes Urchristentum blieb nicht immer „Ur"Christentum, Und schon bald, in geschichtlicher Dimension gemessen, sehr kurzer Zeit, konnte die „Creme" der betrogenen Narren, es nicht eilig genug haben, sich als Kirche zu etablieren, in der es vor allem eines gab. Herrscher und Beherrschte.

Nicht genug damit, sie hatte es dann noch eiliger, sich vom Staat nach allen Regeln der Kunst korrumpieren zu lassen. Damals redete man wohl noch nicht von „Körperschaft des öffentlichen Rechts". In der Sache handelte es sich aber schon in der Frühzeit darum. Diese Vergleichsliste ließ sich noch um einiges verlängern.

Der Film „Qua vadis" wurde wohl um 1951 zuerst dem Publikum angeboten. Wer nun nicht unbedingt auf das Sujet filmische Darstellung „abfährt"; wer sich beispielsweise auch mit einer Darstellung in Romanform zufrieden geben mag, der konnte schon mehrmals davor, ähnliches registrieren. So beispielsweise in dem Roman von Gerhart Hauptmann „Der Narr in Christo. Emanuel Quint". Auch die „Quintgeschichte" steuert einem gewissen Höhepunkt zu, Dergestalt, dass die, auch in diesem Romansujet aktiv handelnden Narren, schließendlich an dem Punkt angelangt waren, es nicht eilig genug haben zu können; sich korrumpieren zu lassen. So wiederholt sich wohl Geschichte, zum nicht mehr zählbarem Maße!

Hauptmanns Emanuel Quint

Re: Thema Gemeinschaftsentzug
geschrieben von:  . +
Datum: 09. Mai 2012 17:35

Drahbeck...sollten ihn niemals begrüssen, noch sich von ihm verabschieden.

...wir meiden ihn.

... ihn nie beachten

...sollten ihn bestimmt meiden, da sie ihm nichts zu sagen haben.

So werdet ihr denn in euern Privathäusern niemals die Tür öffnen und ihm einzutreten gestatten.

Ihr werdet einem solchen nie die Hand der Gemeinschaft reichen.

In Facebook kursieren unter Zeugen Jehovas gerade Namenslisten angeblicher Abtrünniger per Kettenbrief.
Ohne das die User die Leute die sie da namentlich aufzählen wirklich kennen, betitulieren sie sie als Abtrünnige.

Jetzt haben sich User die auf diese Listen an unterschiedlichen Stellen als Abtrünnige aufgezählt werden bitter böse beschwert weil sie Brüder wären.
Andere die sie kennen bestätigen das es sich hier um Brüder handelt etc.

Gibt man nun einen Namen der angeblichen Abtrünnigen bei Facebook in die Suchmaschine ein, bekommt man teilweise über hundert gleichlautende Personen als Treffer geliefert – mit Sicherheit über hundert Personen die hier pauschal zu Unrecht Denunziert werden.
Wer schon mal speziell einen Namen in Facebook gesucht hat wird schnell feststellen das man hunderte von gleichlautenden Namen als Treffer geliefert bekommt aber der den man sucht nicht dabei ist…

Und wenn man jetzt noch einen weiteren Beweis benötigt, das das Handeln der Zeugen Jehovas nicht Geist geleitet ist:

Diese Listen werden echten Abtrünnigen geschickt weil die Zeugen Jehovas sie für Brüder halten…

Ach und es gibt eine Neuigkeit.

Es wurde schon berichtet dass der Wachtturm von der Seitenzahl halbiert werden soll.

Neu ist das es dann Artikel geben wird die man nur noch Online bekommen kann.
Als html Text und zum Teil auch als mp3.

Das wird angekündigt als ob man sich für den Stuss den die Schreiben überhaupt interessieren würde.
Im Endeffekt läuft es doch nur darauf hinaus dass sie Internetseiten ohne festen Literaturbezug gestalten.
Das ist schon länger im Internet aufgefallen.

Ein Beispiel:
Das Thema „Ehe glücklich gestalten“ erschien im Wachtturm Jahr für Jahr mindestens einmal.
Die Zeitschriften waren schon immer so aufgebaut das die gleichen Themen halt in regelmäßigen Abständen wieder durchgekaut wurden.
Jahr für Jahr mussten halt die 768 Seiten irgendwie gefüllt werden.

Aber im Internet ist es komisch wenn man dasselbe Thema mehrmals nebeneinander legt.
Man muss also gleichlautende Themen durch neue ersetzten sonst fällt es auf das man zum gleichen Thema nur immer das gleich bereits zigmal geschriebene von neuen druckt.
Warum veröffentliche ich den Artikel schon wieder ohne substanziell etwas Neues dazu beitragen zu können?

Mit anderen Worten – die sogenannten „nur im Internet veröffentlichen Artikel“ sind jetzt von der Literatur losgelöst und werden speziell nur für html Seiten geschrieben.

Das ist das gleiche nicht eingestehen der Nutzlosigkeit ihres Tuns wie das abschaffen des Buchstudiums.
Da haben sie auch nicht gesagt „Wir schaffen das Buchstudium ab“.
Nein sie mussten sagen das das Buchstudium in die Theokratische Predigdienstschule integriert wird.
Dabei gab es davor schon immer eine Buchbetrachtung mit fragen und Antworten zu beginn der Theokratischen Predigdienstschule.

Man muss wohl Zeuge Jehovas sein um den Sinn hinter der Bekanntmachung zu sehen das „zukünftig Artikel nur noch im Internet veröffentlicht werden“.

Re: Thema Gemeinschaftsentzug
geschrieben von:  . +
Datum: 09. Mai 2012 18:10
Ein echtes Wachtturmmitglied schickt einem echten Wachtturmaussteiger eine Namensliste auf dem von ihm echte Wachtturmmitglieder öffentlich als Wachtturmaussteiger bezichtigt werden.

Dafür gibt es einen Fachbegriff: Die praktizierte Liebe unter der weltweiten Bruderschaft.

Heute ist ein guter Tag auszusteigen.
Miesmachen höherer Bildungsformen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. Mai 2012 03:12
Vor sechzig Jahren
Scheinheilig fragt der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 5. 1952:
„Sollen wir die Schule weiter besuchen oder nicht?"

Es ist offenkundig, dass damit nicht die Wahrnehmung der gesetzlichen Grundschulpflicht in Frage gestellt wird. Die wird respektiert. Die Fragestellung bezieht sich denn auf weiterführende Schulformen, die ein gewisses Maß an Selbstinitiative und Freiwilligkeit voraussetzen.
Die Diktion jenes Artikels läuft denn auch darauf hinaus, dass man - theoretisch - das Für und Wider beleuchten will. Allein aber schon das man das zu einer „zu klärenden Frage" erklärt, macht doch wohl deutlich, wohin die Sympathie der WTG, noch mehr in Beeinflussungsdruck, hingeht. Und so versäumt sie es denn auch nicht ausführlichst, jene Aspekte darzustellen, die aus WTG-Sicht gegen den Besuch höherer Schulformen sprechen. Und so findet man in diesem Artikel denn auch solche Sätze wie die:

„Oder wäre es besser gewesen, in den Vollzeitdienst, den Dienst für unsern Gott Jehovas einzutreten? Schaut, weil wir uns geweiht haben, den Willen Gottes zu tun, sind wir nicht wie die andern hier in der Schule, deren einziges Streben es ist, vorwärtszukommen, eine hohe soziale Stellung zu erlangen und einen Haufen Geld zu verdienen. Wir wissen, dass dieses alte System der Dinge in Harmagedon bald vernichtet wird; was für Gründe sprechen also dafür, eine höhere Schule zu besuchen, wenn wir im Felde sein könnten, um andere zu warnen? Und ausserdem besteht die grosse Gefahr, dass man in den Treibsand der Unsittlichkeit gerät oder wegen der gottlosen Zustände an heutigen Schulen seinen Glauben ganz verliert."

Weiter meint der „Wachtturm" zu wissen:

„Die Bildungssysteme sind sehr mangelhaft und der laufende Studiengang für einen Christen von wenig praktischem Wert. Die vor Harmagedon verbleibende kurze Zeit sollte so nutzbringend als möglich verbracht werden. Der Druck auf den Glauben und die Lauterkeit eines Schülers von jeder Seite des Schullebens her ist für den Schüler schwer. Von der einen Seite wird seinem Sinn fortwährend die Evolutionstheorie und der Unglaube aufgezwungen, und aus anderer Richtung suchen die Kräfte der Unsittlichkeit seine christliche Grundlage zu untergraben und zu zerstören. Wer offen Stellung nimmt für Gottes Königreich der Gerechtigkeit als des Menschen einzige Hoffnung wird oft boshaft verleumdet, lächerlich gemacht und von der Studentenschar wie von der Lehrerschaft verfolgt."

Und um weiter „nachzulegen" tönt der WT:

„alle Unterrichteten werden unbedenklich zugeben, dass in den gegenwärtigen Bildungssystemen manches verkehrt ist ..."

Kernsatz für den WT ist in der Sache aber wohl der:

„Es ist gut, wenn du deinen Sinn und auch dem Sinn anderer die Nähe Harmagedons einprägst ... Es wird somit offenbar, dass die oben erwähnten Gründe ... dafür sprechen, dass man nicht in eine höhere Schule gehe."

Das einzigste was der WT zubilligen will, sind Ausbildungselemente, die für den WTG-Predigtdienst nützlich sein könnten. Deren Wahrnehmung widerspricht er nicht, meint aber den sinnigen Vergleich dazu mit ins Argumentationsfeld einbringen zu sollen:

„Denkt daran; Jesus war ein Zimmermann und Paulus ein Zeltmacher, andere waren Fischer ... Es ist daher für Glieder der Organisation des Herrn, die ihr Leben dem Königreich geweiht haben, gut, wenn sie sich von einer Teilnahme an Schulsport oder Athletik und von gesellschaftlichen Anlässen der höheren Schulen zurückhalten. Indem sich jemand von den Dingen dieser Welt abgesondert hält, kann er sich zum Felddienste völliger mit des Herrn Volk verbinden."

Re: Miesmachen höherer Bildungsformen
geschrieben von:  sebe
Datum: 16. Mai 2012 08:33
Ja, ja die WTO unterstützt großzügig ihre Schäfchen und bezahlt dann auch die Renten ?! Aber der Staat bezahlt doch und gewährt denen noch die Anerkennung
als KdöR--super!!
Re: Miesmachen höherer Bildungsformen / Auszüge aus dem WT mit den Studienartikeln für Mai 2012
geschrieben von:  Frau von x
Datum: 17. Mai 2012 14:06

Drahbeck
Vor sechzig Jahren
„Wachtturm" Ausgabe vom 15. 5. 1952:
„Sollen wir die Schule weiter besuchen oder nicht?"

Wir wissen, dass dieses alte System der Dinge in Harmagedon bald vernichtet wird; was für Gründe sprechen also dafür, eine höhere Schule zu besuchen, wenn wir im Felde sein könnten, um andere zu warnen?.

„ Die Bildungssysteme sind sehr mangelhaft und der laufende Studiengang für einen Christen von wenig praktischem Wert. Die vor Harmagedon verbleibende kurze Zeit sollte so nutzbringend als möglich verbracht werden.

Es ist gut, wenn du deinen Sinn und auch dem Sinn anderer die Nähe Harmagedons einprägst ... Es wird somit offenbar, dass die oben erwähnten Gründe ... dafür sprechen, dass man nicht in eine höhere Schule gehe.

Weil es leider Meschen gab und immer noch gibt, die auf die Führung der WTG hören, passiert dann folgendes:
WT vom 15.MÄRZ 2012 S.27 Abs.11 und S.28 Abs.13/14:

Leider gibt es den einen oder anderen, der Opfer gebracht hat, sie im Rückblick aber als verpasste Gelegenheit betrachtet. Hattest du die Chance auf eine akademische Bildung eine angesehene Stellung oder finanzielle Sicherheit, hast sie aber ausgeschlagen? Viele Brüder und Schwestern haben gut bezahlte Stellungen in der Geschäftswelt, der Unterhaltungsbranche, im Bildungsbereich oder im Sport aufgegeben. Jetzt ist einige Zeit vergangen und das Ende ist noch nicht gekommen. Malst du dir eventuell aus, wie du wohl dastehen würdest, wenn du diese Opfer nicht gebracht hättest?

Wie können wir gegensteuern, wenn unsere Gedanken anfangen darum zu kreisen, was aus uns hätte werden können? ... Mach dir bewußt, ...
... was Jehova ... für die Zukunft versprochen hat?

Anschließend erwähnt Paulus etwas, was uns helfen wird, Jehova auch in Zukunft treu zu dienen. ... Paulus nennt also zwei Schritte, die beide notwendig sind: Erstens müssen wir vergessen, was wir hinter uns gelassen haben - dürfen also unsere kostbare Kraft und Zeit nicht damit vergeuden uns darum noch allzu viele Gedanken zu machen. Und zweitens ist es wichtig, uns wie ein Läufer kurz vor der Ziellinie dem entgegenzustrecken, was vor uns liegt, und darauf konzentriert zu bleiben.


Was hatte Jehova angeblich vor 60 Jahren für die Zukunft versprochen und wie weit vor der Ziellinie waren ZJ damals?

Israel - unserer ergebener Verbündeter
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. Mai 2012 00:06
Vor sechzig Jahren
Noch in dem 1929 erschienenen Rutherford-Buch „Leben" wurde seitens der WTG auf dem prozionistischen Klavier gespielt.
Man vergleiche etwa die das theologisch verklärende Zeichnung darin.

Dafür besonders aussagekräftig in dieser Richtung auch das WTG-Buch „Trost für die Juden". Auch Russell war schon, in besonderem Maße durch die Förderung des Zionismus als seinem Markenzeichen, in Erscheinung getreten; etwa mittels seines legendären Vortrages vor Juden im New Yorker Hippodrom und anderes mehr. Sehr wohl als „Morgengabe" an den heraufziehenden Faschismus bewertbar, revidierte Rutherford dann in seinen 1931er „Rechtfertigung"s-Büchern diese Position klammheimlich. Nunmehr hieß die Parole, der Zionismus sei vom „Geist des Teufels" gespeist. Das ging offenbar soweit, dass selbst KZ-Kommandant Rudolf Höß, bei der Bewertung der in seinem Lager inhaftierten Zeugen Jehovas jubelte, die seien „schärfstens" gegen die Juden eingestellt.

Noch nach 1945 waren etwa in der ersten Auflage des 1946 (in Englisch - 1948 in Deutsch) erschienenen WTG-Buch „Gott bleibt wahrhaftig" zwielichtige Sätze zum Thema nachweisbar. Die wurden erst später - ebenfalls klammheimlich ohne Entschuldigung für die vorherigen Verirrungen - revidiert.
Inzwischen war das eingetreten, was 1946 noch nicht unbedingt voraussehbar war. Israel hatte sich als Staat konsolidiert. Die Zeiten, wo die WTG allerdings mit in den Chor der theologischen Verklärer solcher Ereignisse eingestimmt hatte, waren nun wohl endgültig vorbei. Ohne ihre eigene Position und Geschichte in der Sache zu erwähnen, kommt „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 5. 1952 in einem ausführlichen Artikel mal auf diesen neugegründeten Staat Israel zu sprechen. Angesichts der auch die nachfolgenden Jahrzehnte beherrschenden Konflikte in dieser Region; ist es durchaus interessant diese Ausführungen einmal zur Kenntnis zu nehmen. Nachstehend Auszüge daraus.

IM WINTER 1950-51, machte das israelische philharmonische Orchester eine Konzertreise durch die Vereinigten Staaten, um Sympathien für Israel zu werben. Anlässlich eines Empfanges, der in Providence (Rhode Island) zu Ehren des Orchesters gegeben wurde, nannte; Dr. Henry M. Wriston, Präsident der Brown-Universität, den neuen Staat Israel in anerkennender Weise „die Verwirklichung einer grossartigen Idee". Er stellte fest, er sei „der Ausdruck eines Ideals, dem während Jahrhunderten vergeblich nachgestrebt, das aber dennoch nicht aufgegeben wurde; und seine Realisierung konnte sogar in einer feindseligen Umgebung erreicht werden".

Im Frühling 1951 stattete der israelische Premierminister David Ben-Gurion den Vereinigten Staaten einen Besuch ab. Jüdische Vereine veranstalteten Festlichkeiten zu seinen Ehren und in Washington machte er einen günstigen Eindruck. Regierungsbeamte nannten Israel „unseren ergebenen Verbündeten", „einen natürlichen, Verbündeten", und spielten auf die Rolle an, die es als Vorposten der Demokratien im Nahen Osten bei einer Verteidigung unter Umständen spielen könnte. Gegen Ende des Jahres bewilligten die Vereinigten Staaten Israel 64 000 000 Dollar in Sachlieferungen. Das Amerikanische Christliche Palästina-Komitee unterstützt Israel in einer andern Form, nämlich indem es versucht, die amerikanischen Protestanten Israel günstig zu stimmen.

Dann fragt „Erwachet!"

Was für ein Land ist Israel ? Was geschieht dort und warum geschieht es? Ist es tatsächlich „die Verwirklichung einer grossartigen Idee", die den Beistand, den religiöse, politische und finanzielle Kreise Amerikas diesem Lande gewähren, rechtfertigt? Oder besteht die Möglichkeit, dass es noch eine Kehrseite der Medaille gibt, nämlich die Ansicht jener „feindseligen Umgebung", der arabischen Nationen?

In der Neuzeit errichteten die Juden ihre ersten landwirtschaftlichen Siedlungen in Palästina im Jahre 1840. Etwa fünfzig Jahre später wurde die Zionisten-Bewegung ins Leben gerufen, deren Ziel „die Schaffung einer öffentlich und rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina" für das jüdische Volk war. Die Errichtung des britischen Mandats über Palästina nach Beendigung des Ersten Weltkrieges setzte der vierhundertjährigen Türkenherrschaft ein Ende und stellte die Einwanderung der Juden wieder her."

Jetzt kommt aber das Aber:

Es war für England nicht leicht, die Pax Britannica während den ungefähr dreissig Jahren seiner Mandatsherrschaft zwischen den Juden und Arabern in Palästina aufrechtzuerhalten. Recht paradox war, dass ihm jene, die es .am meisten begünstigte, nämlich die Juden, die grössten Schwierigkeiten bereiteten. Fanatische jüdische Gruppen töteten Hunderte von britischen Beamten und Soldaten, um ihrer Forderung auf Abzug der Engländer Nachdruck zu verleihen. Schliesslich war Englands Geduld erschöpft und es kündigte seinen Abzug aus Palästina an. Am 14. Mai 1948, dem Tag des Abzuges der britischen Truppen, erfolgte die Proklamation des Staates Israel. Dieser ist, verglichen mit andern Staaten, wirklich klein, denn 'er umfasst weniger als 21.000 km2 (das ist ungefähr halb so viel als die Schweiz). Seine wichtigsten Städte sind Jaffa-Tel Aviv mit einer Bevölkerung von 400 000, Haifa mit 150 000 und Jerusalem (der neue Stadtteil) mit 110.000. Ungefähr 12 % aller Juden, die es in der Welt gibt, leben in Israel.

Ideologische, religiöse und politische Probleme Die Geburt des Staates Israel hat die Juden der ganzen Welt in zwei Lager geteilt, die durch eine breite ideologische Kluft getrennt sind. Auf der einen Seite befinden sich jene Juden, die der Meinung sind, Jude sein sei nur eine Sache der Religion und nicht der Nationalität und auf der ändern Seite jene, die die Auffassung haben, Israel sei die Heimat aller Juden. Diese letztgenannte Auffassung vertritt auch Israels Premier der kürzlich am Welt-Zionisten-Kongress, der in Jerusalem abgehalten wurde, sagte:
„Der israelische Staat unterscheidet sich von allen andern Staaten darin, dass er nicht nur der Staat seiner Bürger ist, sondern des ganzen jüdischen Volkes, jedes einzelnen Juden. wo er auch leben mag."
Diese Ansicht wird von vielen amerikanischen Zionisten abgelehnt. Einer von ihnen entgegnete:
„Die amerikanischen Juden sind keine Kandidaten für die Masseneinwanderung." Und vor Jahren wurde sogar von amerikanischen Juden die Erklärung abgegeben, dass „Amerika [ihr] Palästina und Washington [ihr] Jerusalem sei". Eine weitere Bestätigung davon ist die in der New York Times vom 28. Nov 1951 veröffentlichte Meldung aus Jerusalem, wonach amerikanische Touristen wohl nach Israel strömen, aber „amerikanische Juden, die als Einwanderer hierher kommen, selten sind".

In Israel verbanden sich Religion und Politik zu einer judaistischen Demokratie. Dazu erklärte der Vorsitzende der internationalen jüdischen Mizrachi-GeselIschaft:
„Jene, die diese Streitfragen voneinander trennen möchten, leben nicht in der Wirklichkeit." Um eine Regierung bilden zu können, musste die Mapai, die führende politische Partei, die eine Art sozialistische Arbeiterpartei ist, die religiösen Parteien in ihre Koalition aufnehmen. Dies zwang sie, auf ihre Forderungen einzugehen, die „eine religiöse Erziehung, ein Sabbatgesetz, Opposition gegen die Einfuhr von nicht koscherem Fleisch und ein Verbot der zwangsweisen Mobilisierung von Frauen für den Militärdienst einschlössen". Der radikale Charakter dieses kleinen, aber mächtigen religiösen Blocks und die diesbezüglichen, strittigen Fragen hielten die Regierung davon ab, weitere Schritte in der Ausarbeitung eines dauernden Verfassungswerkes zu unternehmen. Dieser religiöse Block konnte den Rücktritt der vorhergehenden Koalitionsregierung wegen einer strittigen Frage, Kirche und Staat betreffend, erzwingen. Diese Koalition der liberalen und religiösen Parteien hat gegenwärtig von den 120 Sitzen des israelischen Parlaments oder Knessets 65 inne. ...

Das Wirtschaftsproblem

Stolz, voller Begeisterung und Optimismus weisen die Israeli auf den Fortschritt hin, den ihr Land in industrieller Hinsicht macht. Seit seiner Gründung hat sich seine Textilindustrie, seine Baumaterialienindustrie, seine Nahrungsmittelproduktion und seine Metallindustrie beinahe verdreifacht. Eine grosse Fabrik, in der Autobestandteile montiert werden, ist in Betrieb; kürzlich wurde eine neue Pneu- und Gummifabrik in Betrieb genommen, ein Eisen- und Stahlwerk nähert sich der Vollendung und chemische, Dünger- und andere industrielle Fabriken werden vergrössert; alle haben das Ziel, Israel wirtschaftlich so unabhängig wie möglich zu machen, obschon das Land nur wenige natürliche Reichtümer besitzt.

Trotz diesen glänzenden Fortschritten ist es Tatsache, dass Israel eine äusserst ungünstige Handelsbilanz hat; oder ist es wegen dieser Industrialisierung? Jedes Jahr übersteigt seine Einfuhr die Ausfuhr beinahe um das Sechsfache. Israel hat alle erdenklichen Mittel angewandt, um den Druck, den diese ungünstige Handelsbilanz auf seine nationale Wirtschaft ausübt, zu mildern; in diesem Sinne wurde auch von den Vereinigten Staaten eine Anleihe von einer halben Milliarde Dollar aufgenommen.

Eine Quelle der SchwierigkeitenDie Quelle der wirtschaftlichen Schwierigkeiten Israels ist seine Politik einer uneingeschränkten Einwanderung. Sein Ziel ist, bis in fünf Jahren eine Bevölkerung von 2 500 000 zu haben; um dies zu erreichen, hat es grosse Lufttransporte organisiert. Seine „Operation Magischer Teppich" brachte 50 000 jemenitische Juden nach Israel; bald werden auch die 100000 Juden aus Irak herübergeschafft sein, und es hofft binnen kurzem 70 000 von Irans 100 000 Juden herüberzubringen. In einem israelischen Nachrichtenbrief hiess es über diese Einwanderung:
„Sie ist eine moralische Verantwortlichkeit und einer der Hauptgründe für das Bestehen [Israels] als unabhängiger Staat."

Aber eine zunehmende Zahl Israelis fordern die Beschränkung der Einwanderung.

Was die Sache verschlimmert, ist der Umstand, dass viele Einwanderer nicht gerne auf dem Lande arbeiten und die Siedlungen in der Wildnis verlassen und die Städte aufsuchen. „Leuten, die jetzt nach Israel kommen ... fehlt die Voraussetzung und die Begeisterung zur Bewältigung der Aufgaben, die ihrer warten."
Warum sollten sie harte manuelle Arbeit leisten, wenn, wie sich wie ein 30jähriger Einwanderer ausdrückte, „wir ganz gut leben können aus dem schwarzen Markt"? Laut einer in der New York Times erschienenen Meldung aus Tel Aviv vom 21. November 1951 sollen 150 enttäuschte indische Juden einen Sitzstreik durchgeführt haben; schlechte Behandlung und Diskriminierung ihrer Hautfarbe wegen veranlasste sie zu verlangen, dass man sie nach Indien zurückbringe.

"In einer feindseligen Umgebung"

Um begreifen zu können, warum sich diese „grossartige Idee", dieser Staat Israel, „in einer feindseligen Umgebung" befindet, muss man erst einmal den Standpunkt der arabischen Völker, die Israel als Nachbarn hat, verstehen. Diese arabischen Nationen betrachten Israel als Protege des imperialistischen Englands, als einen neuen Eindringling, als Usurpator und Räuber von palästinensischem Gebiet. Welches Recht besass Grossbritannien, den Juden zu gestatten, sich in Palästina niederzulassen? Es stimmt, dass die Juden sonst überall in der Welt verfolgt werden. Rechtfertigt dies aber die Forderung, dass die Araber ihre Herrschaft über Palästina an die Juden abtreten sollten? Die Juden könnten sich doch in Nord- und Südamerika oder in Australien niederlassen; warum müssen sie nach Palästina kommen ? Nur die Tatsache, dass das Land vor 3000 Jahren im Besitz der Juden war, ist kein stichhaltiger Grund für den Anspruch, den sie heute geltend machen! Haben die Araber das Land nicht während vieler Jahrhunderte besessen? Und schliesslich kann nach modernem Gesetz ein Anspruch nur während einer gewissen Zeitspanne geltend gemacht werden.

0 ja, fährt der Araber fort, die Juden haben sentimentale und religiöse Gründe und stützen ihren Anspruch auf die Geschickte der Bibel. Aber seit wann stützen moderne Nationen ihre Machtpolitik auf jenes Buch? Und wenn die Juden behaupten, das Land. gehöre ihnen, weil sie Nachkommen Abrahams durch Isaak seien, so entgegnen die Araber, dass auch sie Abrahams, Nachkommen seien, nämlich durch Ismael. Warum wurde eine Million Araber gezwungen, müssig dazusitzen und zuzusehen, wie Ausländer, auch wenn sie willens waren, für das Land zu bezahlen, die Herrschaft über dasselbe errangen

Es besteht kein Zweifel darüber, dass die junge Nation Israel bei den arabischen Nationen im Nahen Osten eine persona non grata ist. Und sie wird von den nachsichtigen Vereinigten Nationen verwöhnt. Wiederholt hat dieses kleine Land von weniger als anderthalb Millionen Einwohnern seinen Eltern getrotzt. Ein schlagendes Beispiel dafür war seine Haltung in Verbindung mit der im Jahre 1949 von den UN mit einer Zweidrittelsstimmenmehrheit angenommenen Resolution, Jerusalem unter eine internationale Verwaltung zu stellen. Dies passte Israel nicht und deshalb unterzog es sich auch nicht, sondern verlegte trotzig seine Hauptstadt von Tel Aviv nach Jerusalem und weigerte sich, der Aufforderung der UN., seine Regierung von dort zu entfernen, nachzukommen.

Es überrascht daher nicht, wenn man wiederholt liest, dass die USA. und die UN. dem kriegführenden kleinen Sprössling einen Verweis erteilen. „Ein Beamter der UN. ist der Meinung, dass Tel Aviv die Anstrengungen, den Huleh-Sumpfland-Streit beizulegen, sabotiere."
„Die USA. fordern Israel [im gleichen Zusammenhang] dringend auf, Nachgiebigkeit zu zeigen."
Und „die USA erteilten Israel einen Verweis wegen der Bombardierung von syrischem Gebiet im Grenzzwischenfall" ,wobei die USA. bemerkten, dass die Bombardierung keineswegs gerechtfertigt gewesen sei und Israel daran erinnerten, dass seine Stellung im Nahen Osten auf die Dauer von der Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen zu den arabischen Staaten abhänge.

Im Februar 1951 fiel ein israelisches Überfallkommando in Jordanien ein, sprengte einige Häuser in die Luft und tötete eine Anzahl Araber, was vier Professoren der hebräischen Sprache in Jerusalem veranlasste, einen Protest zu veröffentlichen, der mit den Worten schloss:
„Ist dies die jüdische Tradition, auf die, wie wir glaubten, der Staat Israel gegründet wurde? Ist dies die Achtung vor dem menschlichen Leben, auf der das jüdische Volk bestand, als es noch keine politische Nation war? Kann man so der Welt beweisen, dass unserer Nation gerechte Grundsätze hochhält?"

Unter dem Titel „Israelis vertreiben 12000 Araber aus 2 Dörfern; besetzen im Waffenstillstandsabkommen eingeschlossenes Gebiet", brachte die New York Times einen Bericht darüber, wie die Israeli um drei Uhrmorgens einen bewaffneten Angriff ausführten. „Die Bewohner der beiden Dörfer ... sagten, sie hätten das Land seit Generationen bebaut und hätten keine Voranzeige von einer Besetzung erhalten. Sie sagten, die Israeli hätten ihr Recht, bis an die neue Grenze vorzurücken, nicht ausgeübt, bis die Weizen- und Haferfelder reif zur Ernte gewesen seien." Und während Israel einerseits sich alles aneignet, was ihm der Waffenstillstandsvertrag vom Jahre 1949 gestattet, bezieht es sich anderseits' auf die Demarkationslinie vom Jahre 1947, wenn es ihm am besten passt! Es handelt mit seinen Nachbarn nach dem Grundsatz: „Ich gewinne das Huhn und du verlierst die Eier."

Das Flüchtlingsproblem

Die Art und Weise, wie Israel die arabischen Flüchtlinge behandelte, rief zu Recht heftige Kritik hervor. Nach der Zeitschrift Life vom 17. November 1951 beträgt ihre Zahl 880.000; von diesen befinden sich in Jordanien 467.000, in Ägypten 199.000, in' Libanon 106.000, in Syrien 84.000 und eine umstrittene Anzahl in Israel. Das Los dieser Flüchtlinge ist genau so hart wie jenes der europäischen jüdischen Flüchtlinge jemals gewesen ist. Es ist schon zutreffend, dass der arabisch-israelische Krieg diese Flüchtlinge verursachte, aber gemäss einer schon vor längerer Zeit vom Sicherheitsrat der UN. gefassten Resolution haben Flüchtlinge das Recht, nach ihrem Lande zurückzukehren, ein Recht, das Israel ihnen nicht gewähren will.

Diese Flüchtlinge sind nun der Zankapfel im israelisch-arabischen Konflikt. Israel hat sich anerboten, 100.000 von ihnen zu übernehmen, sofern die arabischen Staaten die andern bei sich unterbringen; aber die arabischen Staaten bestehen darauf, dass man den Flüchtlingen erlauben sollte, ihre eigene Wahl zu treffen. Israel will aus wirtschaftlichen und politischen Gründen nicht alle diese Flüchtlinge aufnehmen und seine Furcht, sie könnten unter Umständen eine fünfte Kolonne bilden, mag nicht so ganz unbegründet sein. (Ein hoher UN.-Beamter sagte, es würde pro Familie 1500 Dollar kosten um die Flüchtlinge in ihren neuen Heimatländern anzusiedeln.) Und während Israel und die arabischen Staaten wegen diesen unglücklichen Flüchtlingen hin und herzanken und sich weigern, irgend etwas für sie zu tun, „verlangt Truman vom amerikanischen Kongress 5 Millionen Dollar als vorläufige Hilfe für die Araber, um die Spannung im Nahen Osten zu mildem". Aber es ist noch keine Milderung in Sicht.
Wegen der "unnachgiebigen Haltung" der Araber und der Israelis gab die Versammlungskommission der Vereinigten Nationen für Palästina am 21. November 1951 bekannt, dass sie entschieden habe, die im Gange befindlichen Vermittlungsversuche abzubrechen.

Aus diesen Darlegungen ist klar ersichtlich, dass beide Parteien im arabisch-israelischen Konflikt vieles zu ihren Gunsten vorbringen können und dass Israel als „Verwirklichung einer grossartigen Idee" noch zu wünschen übrig lässt. Kein Wunder, dass die amerikanische Politik, die Israel begünstigt, wo dies doch vom moralischen und praktischen Standpunkt aus nicht befriedigend begründet werden kann, bei vielen Amerikanern Besorgnis erregt. Israel muss erst noch den Beweis erbringen, dass es gewillt ist, seine Wirschaftprobleme von einem realistischen Standpunkt aus zu betrachten. Und warum sollten die arabischen Nationen bloss aus sentimentaler Rücksichtnahme auf Israel in die Einflusszone des Kremls abgedrängt werden?

Der abschließende Kommentar von „Erwachet!" lautet:

Die menschliche Natur bleibt immer dieselbe. Werden die Menschen bedrückt, so sehnen sie sich nach Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, wenn sich aber der Spiess wendet, so verfehlen sie, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu üben. Die Arbeitergewerkschaften klagten lange über die vom Grossgeschäft ausgeübte Bedrückung, jetzt aber missbrauchen Gewerkschaftsbonzen in tyrannischer Weise ihre errungene Macht.
Die Neger beschweren sich über eine Diskriminrierung, aber sie diskriminieren selber Andersfarbige. Israel bildet keine Ausnahme. Wie kann aber jemand angesichts dessen behaupten, Israel sei die messianische Nation?

Diktaturen gibt es viele
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. Juni 2012 02:43
Vor sechzig Jahren

Herausragend an der „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 6. 1952, besonders sein Studienartikel, der dann prompt auch als „Kronargument" für den Vorwurf herhalten musste, die Zeugen Jehovas seien Antikommunisten.
Ich sehe das in der Tat differenzierter, und habe das schon früher im Detail dargelegt.
Siehe dazu: 19522Antikommunisten
Noch was scheint mir bemerkenswert. Die WTG stellt ihre antikommunistischen Aussagen in diesem Artikel in den Kontext, als sei die Diktaturentwicklung der Ostblockstaaten (und dass es sich dabei um Diktaturen und nichts anderes handelte, ist auch für mich unstreitig). Als sei diese wenig erfreuliche Entwicklung, letztendlich eine Folge der Marxthese, dass Religion Opium des Volkes sei.
Ich habe die Praxis des sogenannt „realen Sozialismus" nicht zu verteidigen. Ich bin auch der Meinung, dass er zu Recht untergegangen ist. Nicht weil er das wollte, sondern weil seine inneren Widersprüche, diesen Untergang vielleicht einige Zeit hinauszuzögern vermochten, aber letztendlich doch nicht verhindern konnten. Indes bin ich ebenso der Auffassung, dass Untergänge überlebter Systeme, keineswegs „nur" auf die vormaligen Ostblockstaaten beschränkt sind und sein werden. Auch andernorts gibt es einiges, wo man sich im stillen (oder vielleicht auch laut sagt). Das ist auch zum Untergang verurteilt. Es fragt sich nur, wann und wie tritt die Konstellation ein, die diesen Untergang auch Wirklichkeit werden lässt.

Insofern würde ich gewissen religiösen Systemen, die sich als von dieser Regel „ausgenommen" meinen, zurufen wollen: Wer da denkt er stehe, der sehe zu dass er nicht falle.

Marx konnte zu seinen Lebzeiten nicht voraussehen, jedenfalls nicht im Detail, dass es mal Ostblockstaaten mit teilweise anrüchiger Politik geben würde, die sich da auf ihn als Gallionsfigur beriefen. Insofern sollte man seine Ursprungsaussage, von der Religion als Opium des Volkes, sich noch einmal in aller Ruhe, in ihrem eigentlichen Zusammenhang ansehen. Meine Meinung dazu:
Marx ist mit dieser Aussage gerechtfertigter denn je!
Diktaturpraktiken
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. Juni 2012 05:52
Vor sechzig Jahren
Über Zensurpraktiken in den USA berichtet „Erwachet!" vom 8. 6. 1952. Der Grund ist offenkundig. Es geht dabei gegen die katholische Kirche. Und der eins „auszuwischen", diese Chance lässt „Erwachet!" denn sich auch nicht entgehen. Die angeprangerten Umstände sind sicherlich der Kritik wert. Das ist unbestritten. Dennoch bleibt ein fahler Nachgeschmack zurück. Ausgerechnet die WTG fühlt sich zum diesbezüglichen Kritiker berufen. Ausgerechnet sie! Aber das kennt man ja auch andernorts. Die Zeugen haben es selbst nicht selten schon beklagt. Saßen sie doch zusammen mit den Kommunisten in den Hitler'schen Konzentrationslagern. Waren sie doch beide Leidensgenossen. Das sollte sich alsbald nach 1945 schon wieder ändern. Der Umstand zeitweise Leidensgenosse gewesen zu sein, spielte nun keine Rolle mehr. Jetzt ging die Diktatur in der Sache weiter. Lediglich die „Firmenschilder" wurden ausgetauscht.

Die WTG muss sich vorhalten lassen. Ihre (sicherlich berechtigte) Kritik an der katholischen Kirche ist heuchlerisch. Es ist nur eine Frage der tatsächlichen Machtpositionen, die das gegebenenfalls offenbar machen. Auch die WTG springt mit ihren Kritikern nicht „besser" um, als sie das in dem genannten Artikel glaubt der katholischen Kirche vorhalten zu können. Nachstehend einige Auszüge daraus:

„Dies zeigte kürzlich das Vorgehen eines gewissen Monsignore Westenberger der Diözese Green Bay (Wisconsin). Er verbot die Juli-Ausgabe von 'Reader's Digest (Das Beste) in den 113 Schulen seiner Diözese, weil sie einen Artikel über das Thema 'Kinder auf Wunsch' enthielt. Er bezeichnete diesen Artikel als 'absolut unvereinbar mit der sittlichen Norm, die Jesus aufstellte … [als] unpatriotische, unchristliche und verderbte Propaganda'

Dazu fragt dann „Erwachet!"

Hat die römisch-katholische Hierarchie das Alleinrecht auf Christentum und Sittlichkeit? Und sind jene Millionen von Amerikanern sowie der 'Reader's Digest' Narren ohne Gewissen, weil nach ihrer Meinung das Thema 'Kinder auf Wunsch' weder verderbt noch unpatriotisch noch unchristlich ist? Oder ist der Kampf der Katholiken, den 'Reader's Digest' durch Druckmittel und Boykott zu einer Kursänderung zu zwingen, unchristlich?"

Das nächste angeführte Beispiel:

„Niemand kann bestreiten, dass sich Franco ohne die Hilfe Hitlers und Mussolinis nicht hätte zum Herrscher des spanischen Volkes aufschwingen können. Als Franco losschlug, waren die Sympathien des amerikanischen Volkes, einschliesslich einiger Redaktoren von katholischen Zeitungen, völlig auf der Seite der Loyalisten. Weil sich die katholische Kirche aber auf die Seite der Reaktion geschlagen hatte, sorgte ihr Echo in Amerika dafür, dass das amerikanische Staatsdepartement und die Presse Franco gewogen wurden.

Eine einflussreiche 'Lobby' in Washington war dafür besorgt, dass die Regierung den gewünschten Kurs einschlug. Und wie wurde die Presse dazu gebracht, diese Richtung einzuschlagen? Da war z. B. der Brooklyner 'Eagle'. Er brachte Kriegsnachrichten ganz sachlich und nahm weder für die eine noch für die andere Partei Stellung. Doch dies beliebte 'Pater' Curran nicht. Er setzte sich mit dem 'Eagle' telephonisch in Verbindung und erinnerte ihn daran, das er im Jahr 25.000 Dollar einnehme für das Drucken der katholischen Zeitung 'Tablet'. Wenn er diesen Auftrag nicht verlieren wolle, müsse er seine Politik, den spanischen Bürgerkrieg betreffend, ändern. Der 'Eagle' entschied sich gegen die Wahrheit und für die 25.000 Dollar im Jahr …

Als weiteres Beispiel wird genannt:

In der Zeitschrift 'Time' vom 10. April 1950 hiess es in einem Artikel über den Krebsgang der Auflagen der Bostoner Tageszeitungen und ihre Methoden, diese wieder in die Höhe zu treiben, unter anderem, dass jene Zeitungen 'sorgfältig darüber wachen, nichts zu drucken, was die Kirche beleidigen könnte.' …

Dieser Druck von seiten der römisch-katholischen Hierarchie wird nicht nur auf die Verleger und Buchhändler ausgeübt, sondern auch auf die Bibliotheken. Heute führt sie einen erbitterten Kampf gegen alle Bücher, die irgendwelche geschichtlichen Tatsachen enthalten, die sie in einem ungünstigen Lichte erscheinen lassen, und besteht darauf, dass solche Bücher aus den öffentlichen Bibliotheken entfernt werden sollten. Dies hat bei den Bibliothekaren ein solches Aufsehen erregt, dass der Präsident der amerikanischen Bibliotheken-Vereinigung in seiner Rede anlässlich eines im Jahre 1948 abgehaltenen Kongresses, der von etwa 6.000 Bibliothekaren besucht wurde, sagte:

Darf einer religiösen Minderheit gestattet werden, die Biographie ihres Gründers, in der dieser nicht so dargestellt wird, wie sie es gerne hätte, den Bibliotheken vorzuenthalten? …"

Mischehen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. Juni 2012 01:47
Vor sechzig Jahren
Es ist sicherlich der Rubrik „Binsenweisheit" zuzuordnen, die Frage, ob jemand, der den Zeugen Jehovas angehört , einen außerhalb dieser heiraten darf oder nicht. In der Rubrik „Fragen von Lesern" des „Wachtturms" vom 15. 6. 1952 wird das wieder einmal thematisiert. Die gestellte Frage lautet denn ob

„es schriftwidrig sei, wenn einer von Jehovas Zeugen jemanden heiratet, der nicht in der Wahrheit ist?"

Die Antwort darauf kann man auch so erahnen; gehört doch „Abschottung" mit zum Prinzip der WTG-Religion. Und so kulminiert denn diese Fragenbeantwortung auch in dem Satz:

„Eine solch willentliche, absichtliche Gefährdung seines christlichen Wohls und seiner geistigen Interessen ist weder Gott noch Christus wohlgefällig, sondern bedeutet einen Trotz gegenüber dem Rat und Gebot Jehovas."

Dieses Votum beinhaltet aber auch, dass entgegen der sonst rigiden Praxis der Zeugen Jehovas (für die schon das Rauchen ein Ausschlussgrund ist), man die Schließung solcher „Mischehen" nicht automatisch mit einem Ausschluss belegt. Aber man lässt keinen Zweifel daran, wie man das bewertet: „Trotz", „Mißachtung der Gebote Jehovas" sind denn auch eindeutige Vokabeln.
In der Praxis bedeutet dass, in den Fällen, wo die WTG-Organisation eine solche Entwicklungen nicht verhindern konnte; macht man - gelegentlich - gute Miene zum „bösen Spiel". Das schließt aber überhaupt nicht aus, dass die Kandidatin oder der Kandidat, vorher massivem Druck ausgesetzt wird, der bis zum faktischen Spießrutenlaufen ausartet, um solche Entwicklungen, möglichst abzublocken. Erst wenn vollendete Tatsachen geschaffen wurden, ist man bereit die mit „Leichenbittermiene" hinzunehmen.

Die Bewertung solcher Vorgänge, als „Trotz" beinhaltet zudem auch, dass die Betreffenden nicht selten, im Zeugen Jehovas-Umfeld „nichts mehr zu lachen haben". Das Instrumentarium der „Nadelstiche" dabei kann sehr vielgestaltig sein.

Negerfrage in den USA
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. Juni 2012 03:55
Vor sechzig Jahren
Unter der Überschrift „Die Negerfrage - eine Frucht der Sklaverei" schreibt „Erwachet!" vom 22. 6. 1952:

„Die Negerfrage ist ein Frucht der Sklaverei; sie ist ein trauriges, durch diese entstandenes Problem. Sie hat sich [in den USA.] zur nationalen Streitfrage entwickelt und an vielen Orten grosse Ungerechtigkeiten gezeitigt. Auch liefert sie kommunistischen Propagandisten gute Munition für den kalten Krieg. Die mit dem Rassenvorurteil verbundenen Ungerechtigkeiten haben genau so als Wegbereiter für den Kommunismus gewirkt, wie in vielen Teilen Europas der Katholizismus. Kommunistische Propagandisten behaupten, die gesellschaftliche Stellung der Neger sei ein Barometer für die Echtheit der amerikanischen Demokratie. Unglücklicherweise ist der Barometerstand nicht hoch gewesen."

Im weiteren Verlauf werden etliche Details aufgeführt. Unter anderem das, die amerikanische Justiz praktiziere ein „Zweiklassenrecht". Wer schwarzer Hautfarbe sei, der werde für das gleiche Delikt erheblich schärfer bestraft als etwa in Weißer.

Ein weiteres Zitat:

„Von den 14,9 Millionen Negern der Vereinigten Staaten leben 10 Millionen im Süden, wo sie wegen ihrer Hautfarbe gezwungen werden, in ganz unbefriedigenden Verhältnissen zu leben. In dem Lande, das den Grundsatz geprägt hat: 'Alle Menschen sind gleich geboren', müssen sie in den Gaststätten der Weisen stehen oder in der Küche essen. Sie dürfen nicht dieselben Eingänge benützen wie die Weißen oder auf denselben Bänken sitzen, nicht in denselben Schwimmbassins baden, dürfen nicht an denselben Brunnen Wasser trinken oder dieselben Aufenthaltsräume benützen und sowohl im Norden wie im Süden die gleichen Kirchen wie die Weißen besuchen."

Auch die WTG, obwohl sie die Rassentrennung primär nicht zu verantworten hat, passte sich widerstandslos diesen Gegebenheiten an. So notierte der „Wachtturm" etwa im Jahre 1949:

„Allerdings mussten wir uns um den Saal (für den Kongress) mieten zu können, den Vorschriften anpassen, wonach die weißen und die farbigen Geschwister in verschiedenen Teilen des Saales sitzen mussten."

Siehe dazu:
19492Rassenttennung
Deutlich kommt ihre Doktrin, der „Sankt Nimmerleinstag" soll es richten, auch in dem vorstehend genannten „Erwachet!"-Artikel zum Ausdruck. Ihre eigene Passivität in der Frage entschuldigt sie mit dem Satz:

„Aber die christliche Gemeinde hat ein Werk zu verrichten, dessen Wichtigkeit ihr nicht erlaubt, sich auf andere Streitfragen einzulassen. Im 'Watchtower' vom 1. Februar 1952 wird die Frage der kastenartigen Absonderung von Rassen, die eine Frucht der Sklaverei ist, besprochen und gezeigt, dass die Sklaverei auch zur Zeit des Apostels Paulus bestand."

Aber weiter in diesen Ausführungen. Auch Paulus hätte aktiv nichts dagegen unternommen. Das ist dann für sie „Beweis" genug für ihre Prioritätensetzung. „Predigtdienst" an erster Stelle, und alles andere unter „ferner liefen". Wohl registrierend, dass andere Konkurrenzreligionen diese Frage anders bewerten, meint man ihnen vorhalten zu sollen:

„Die heutigen verweltlichten Religionen folgen seinem Beispiel aber nicht. Sie nehmen sich vieler Dinge an und wenden Zeit dafür auf, weil sie die höchste Mission der wahren Christen verworfen haben, nämlich die Menschen auf Gottes jetzt aufgerichtetes Königreich hinzuweisen und auf die gerechten Verhältnisse, die es binnen kurzem auf Erden schaffen wird."

In der Praxis bedeutet eine solche Aussage nichts anderes als wie. Die WTG will Religion auf den Opiumcharakter begrenzen. Auf Opium pur!

Vor sechzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. Juli 2012 00:13
Tendenziöse Geschichtsverzerrung
Um prophezeien zu können, dass die angesammelten Spannungen in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, nur in einem Ende mit Schrecken ihre Entladung finden könnten, muss man wahrlich nicht Charles T. Russell heißen. Folgt man indes der WTG so soll wohl der Eindruck übrigbleiben. Nur Russell wäre der diesbezüglich „große" Prophet gewesen. So auch in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. Juli 1952, welche die zeitgenössische Verkündigung der Bibelforscher selektiv verzerrt wie folgt darstellt:

„'Das Ende aller Königreiche im Jahre 1914!' So lautete die auffallende Schlagzeile eines Artikels über Jehovas Zeugen, der in einer weltlichen Zeitschrift, im 'New World Magazine', in ihrer Ausgabe vom 30. August 1914, erschien. Ein Auszug aus dem Artikel lautet:
'Der furchtbare Kriegsausbruch in Europa hat eine aussergewöhnliche Prophezeiung erfüllt. Während des vergangenen Vierteljahrhunderts haben die Internationalen Bibelforscher, die am besten als Millenium-Tagesanbruchleute bekannt sind, durch ihre Prediger und durch die Presse der Welt verkündigt, dass der Tag der Rache, wie er in der Bibel prophezeit ist, im Jahre 1914 anbrechen werde.
'Blickt nach 1914 aus!' ist der Ruf von Hunderten reisender Evangelisten gewesen, die als Vertreter dieses befremdenden Glaubens landauf, landab zogen und die Lehre verkündigten, dass das 'Königreich Gottes herbeigekommen sei.'
Obwohl Millionen von Leuten diesen Evangelisten gelauscht haben müssen, obwohl eines ihrer Bücher, 'Die Zeit ist herbeigekommen', in mehr als vier Millionen Exemplaren in Umlauf gesetzt worden war, und obwohl religiöse Publikationen und der weltliche Pressedienst, drunter Hunderte von Zeitungen des Landes, wie auch Vorträge, Debatten, Studienbilder, ja selbst Filmbilder es anzeigten, weiss doch der Durchschnittsmensch nicht, dass solch eine Bewegung wie der 'Millenium-Tagesanbruch' besteht."

Demgegenüber ist festzustellen. Russell hatte die ohne Zweifel vorhandenen realen Spannungen metaphysisch verklärt und in ein theologisches Prokrustesbett hineingezwängt. Auch andere registrierten diese Spannungen, und sahen in ihrer Konsequenz sorgenvoll in die Zukunft. So etwa Friedrich Engels, der im Jahre 1887 ebenfalls erklärte

„Und endlich ist kein andrer Krieg für Preußen-Deutschland mehr möglich, als ein Weltkrieg, und zwar ein Weltkrieg von einer bisher nie geahnten Ausdehnung und Heftigkeit …
Die Verwüstungen des Dreißigjährigen Kriegs zusammengedrängt in drei bis vier Jahre und über den ganzen Kontinent verbreitet … Zusammenbruch der alten Staaten und ihrer traditionellen Staatsweisheit, derart, daß die Kronen zu Dutzenden über das Straßenpflaster rollen und niemand sich findet, der sie aufhebt; absolute Unmöglichkeit, vorauszusehn, wie das alles enden und wer als Sieger aus dem Kampf hervorgehen wird … Das ist die Aussicht, wenn das auf die Spitze getriebene System der gegenseitigen Überbietung in Kriegsrüstungen endlich seine unvermeidlichen Früchte trägt. Das ist es, meine Herren Fürsten und Staatsmänner, wohin Sie in ihrer Weisheit das alte Europa gebracht haben. …"

Der Unterschied zwischen Russell und Engels besteht darin; dass letzterer auf einen Politikwechsel hin orientierte; während Russell den klassischen Opiatcharakter der Religion betonte. Hoffe und Harre - auf den „Sanktnimmerleinstag"!

Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:  selinab1
Datum: 02. Juli 2012 07:37
genau, sie warten ewig auf den Skt. Nimmerleinstag......
Die Zahlung der Rechnung - ist später angesagt!
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. Juli 2012 01:59
Vor sechzig Jahren
Dem Thema Stunden- oder Halbtagsarbeit widmet sich ein relativ umfänglicher Artikel in „Erwachet!" vom 8. 7. 1952. Formal beschreibt man das Für und Wieder. Man räumt ein. Erstmal bedeutende finanzielle Einbußen gegenüber einem Volltimejob. Trotzdem aber „Nebenbelastungen" wie zum Beispiel Fahrzeiten und ähnliches, die nicht selten im gleichen Umfang anfallen. Egal ob Teil oder Vollzeitbeschäftigung. Und die Qualifikationsanforderungen sind nicht selten ebenfalls gleich. Insofern gibt es gewisse Umstände, welche eine Teilzeitbeschäftigung nicht unbedingt im „rosigen Lichte" erscheinen lassen. Andererseits kann der so mögliche Zeitgewinn, für manche Familie durchaus sinnvoll sein; weil andernfalls von permanenten Überlastungssituationen ausgegangen werden muss.
Es gibt also wirklich ein Für und ein Wieder in der Frage.

Wenn „Erwachet!" das aber thematisiert, dann doch wohl nicht um auf die Bedürfnisse der Betroffenen im besonderen Maße einzugehen. Seine Motivation ist doch wohl eher die aus Organisations-egoistischen Gründen.

Halbtags tätige könnten ja auch mehr Zeit, die sie für den Predigtdienst der Zeugen Jehovas abzweigen könnten. Das ist es doch, was die WTG im besonderen im Sinn hat. Natürlich müssen sie sich dafür - in der Regel - materiell einschränken. Kein Thema für die WTG. Und so überwiegen denn in dieser Darstellung auch die vermeintlich positiven Aspekte. Sieht man sich die soziologische Struktur etlicher Zeugen Jehovas-Versammlungen mal etwas näher an, wird man feststellen können.

Nicht selten Konstellationen, wie sie die WTG hier propagiert. Jedenfalls öfter als in vergleichbaren soziologischen Schichten, welche nicht den Zeugen Jehovas angehören.
Mag man den Predigtdienst der Zeugen Jehovas, in seiner Effektivität, als weitgehend unökonomisch bewerten. Hoher Zeitaufwand. Vergleichsweise geringe Erträge dafür; so bleibt aber das Faktum bestehen, dass der hohe Zeitaufwand erst mal realisiert werden muss. Wer mit beiden Beinen „bis über die Ohren" im Berufsleben steht, dem fällt das in der Regel mehr als schwer. Nicht selten „entlasten" einige ihr Gewissen von dem da moralisch ausgeübten WTG-Druck dergestalt, dass sie der Option näher treten. Das einzelne Familienangehörige eben nur verkürzt arbeiten.

Genau das ist es, was die WTG erreichen will und in beachtlichem Umfange auch erreicht.
Ein „kleines" Nebenergebnis dabei. Auch jugendlich elanvolle Menschen werden einmal älter. Und zur gegebenen Zeit, beim Rentenantrag wird die Bilanz fällig. Nicht selten in Form einer Minirente, nicht selten gar beträchtlich unter den allgemein üblichen Lebensstandard. Das allerdings, thematisiert die WTG dann nicht!

Das allerdings ist wohl generelles „Event" der Religionsindustrie.
Ein anderes Beispiel (jetzt aus der Erinnerung zitiert). Die Zeitschrift „Brücke zum Menschen" brachte auch mal den Bericht einer „Wanderin zwischen den Welten". Letztere katholisch erzogen, landete dann in einem katholischen Kloster, indem sie es auch etwa zehn Jahre lang aushielt (andere würden es dort vielleicht keine zehn Tage aushalten).

Aber trotz ihrer ihr aufoktroyierten Demut kam dann doch eines Tages der Punkt, wo „Schluss mit lustig war".

Wie ging es nun weiter mit ihr (das spielte sich wohl noch in den „Vor Hartz vier Zeiten" ab). Da sie nun jenem Kloster „Ade" gesagt hatte, bekam sie für ihre dort verschenkten zehn Jahre, eine „Abfindung" von 2500 DM. Davon musste sie dann zusehen wie sie sich eine Wohnung einrichtet.

Man gehe doch mal mit 1200,- Euro in ein Möbelhaus, und erkunde, was man dort für diese Summe „bekommen" kann. Vielleicht hat sie aber auch gar kein Möbelhaus je betreten, eher dafür Trödelläden und ähnliches, angesichts ihrer „finanziellen Potenz". Sie vermerkt selber, so zum Sozialhilfefall geworden zu sein.

Zu allem Überfluss tauschte sie dann noch den „Regen des katholischen Klosters", durch die „Traufe der Zeugen Jehovas" aus, was eben mit dazu beitrug, dass man ihren Bericht, in einer weiteren Phase ihrer „Weltreise" in genannter Zeitschrift zu lesen bekam.
Konservative Kleiderordnung
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. Juli 2012 06:29
Vor sechzig Jahren
Zeugen Jehovas sind auch für ihre relativ konservative Kleiderordnung bekannt. Die frühere „Spiessburger"-Webseite nahm das „mal auf die Schippe" indem die Frage gestellt wurde, woran man einen Zeugen Jehovas erkennen könne. In den dazu mitgelieferten Antworten befand sich auch eine die da (sinngemäß) besagte, wenn ein einfacher Fensterputzer immer dadurch auffällt, hochherrschaftlich im Anzug gewandet zu erscheinen; dann mag dies ein untrügliches Zeichen dafür sein, dass er Zeuge Jehovas ist.

Was die dabei zu registrierenden „ungeschriebenen Gesetze" anbelangt, sind die bei den Frauen unter den Zeugen Jehovas vielleicht noch ausgeprägter. Im Vergleich zu ihren Geschlechtsgenossinnen außerhalb der Zeugen Jehovas, fallen sie schon mal durch konservative Bekleidungsgrundsätze auf. Zwar nicht unbedingt mit Kopftuch Made in Islam, aber ansonsten wohl kaum „viel" liberalerer als vorgenannte. Nicht selten begegnet man dabei auch dem Umstand, dass Hosen als Frauenbekleidung vielfach (aber nicht überall und immer) verpönt sind. Wer sich nicht an diese konservativen Grundsätze hält, der läuft schon mal Gefahr, schnell zum Außenseiter zu mutieren.

Wie auch auf anderen Ebenen muss man da wohl noch zwischen Theorie und Praxis unterscheiden. In der Theorie gibt man sich in solchen Fragen ja manchmal „liberal". In der Praxis darf man zu dieser „Liberalität" getrost drei Fragezeichen hinzufügen.

Das Beispiel einer theoretisch „liberalen" Aussage, kann man auch dem „Wachtturm" vom 15. 7. 1952 entnehmen. Dort findet man in der Leserfragen-Rubrik die nachfolgende Frage und ihre Beantwortung:

Frage:
„Wenn in 5. Mose 22:5 gesagt wird, eine Frau solle nicht Männerkleider tragen, bedeutet dies, dass Frauen nie lange Hosen tragen dürften?"
Antwort:
„In 5. Mose 22:5 heisst es: 'Es soll nicht Mannszeug auf einem Weibe sein, und ein Mann soll nicht das Gewand eines Weibes anziehen; denn wer irgend solches tut, ist ein Greuel für Jehova, deinen Gott.' Dieser Text wurde bestimmt nicht in dem Gedanken aufgezeichnet, moderne Frauen daran zu hindern, lange Hosen zu tragen, Männer trugen zur Zeit, da dies aufgezeichnet wurde, nicht Hosen, sondern etwas, was wir heute als Röcke betrachten würden. In Gegenden des Orients trugen die Männer in der Tat rockartige Gewänder, und die Frauen trugen pijamaähnliche Hosen von verschiedener Art. Somit ist das Tragen von Hosen oder gar von Arbeitshosen, zum Beispiel auf einer Farm, durch diesen Text nicht verboten und ist etwas rein Persönliches. Die Frauen können ein gutes Urteil an den Tag legen in bezug auf Zeit und Ort und Ansicht dessen, was in der Gegend, wo sie wohnen, als recht erachtet wird. In einigen Gegenden, wo der Winter streng ist, tragen manche Frauen Hosen Skianzüge oder ähnliche Kleider, die sie bedecken und ihre Beine schützen. Dies ist gemäss der Schrift nicht verkehrt.

In 5. Mose 22:5 behandelt die Bibel weder Kleidermoden, noch verbreitet sie sich über verschiedene Aufmachungen, sondern anscheinend verbietet sie hier Personen des einen Geschlechts, zum Zwecke der Täuschung die Kleider des andern Geschlechts zu tragen, um als eine Person vom andern Geschlecht zu erscheinen und so den eigentlichen Tatbestand zu verbergen. Die Männer sollten sich nicht zur Täuschung wie Frauen zu kleiden suchen, um die Tatsache zu verhehlen, dass sie Männer sind; noch sollten sich Frauen in Männeranzüge zu kleiden suchen, um die Tatsache zu verhehlen, dass sie Frauen sind. Um noch deutlicher zu werden: die Bibel scheint hier der Sünde der Sodomie einen Schlag zu versetzen. Es war eine Schande, wenn eine Frau ihr Haar gleich dem eines Mannes scheren liess, und es war eine Unehre, wenn ein Mann das Haar so lang wachsen liess wie eine Frau. (1. Kor. 11:6, 14) Die Frau sollte sich nicht eine männliche Note geben, indem sie ihr haar kurz trug wie ein Mann, oder indem sie Kleider trug wie ein Mann. Dies mochte andern den Gedanken eingeben, sie sei für widernatürlichen geschlechtlichen Gebrauch zur Verfügung. Ebenso der Mann. Wenn er langes Haar trug wie eine Frau oder sich in Frauengewänder hüllte, hätte er bestimmt das Aussehen eines Weichlings und wäre Anträgen von Männern zu widernatürlichem Geschlechtsgebrauch ausgesetzt. Somit ist es dieser tiefere Sinn, der Gedanke an Sodomie, und nicht ein blosses Wechseln von Kleidern an sich, das so etwas zu tun verbietet und das strenge Gericht verdient: 'Wer irgend solches tut, ist ein Greuel für Jehova, deinen Gott."

Spillane
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. Juli 2012 01:40
Vor sechzig Jahren
Bezüglich des Kriminalschriftstellers Mickey Spillane und seiner seltsamen Bekehrung zum Zeugen Jehovas, enthielt die „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 7. 1952 einen bemerkenswerten Bericht. Er wurde schon früher einmal kommentiert.
Siehe dazu:
Spillane

Siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mickey_Spillane
www.spiegel.de/spiegel/print/d-47822247.html
Kindermord
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. August 2012 00:53
Vor sechzig Jahren
Wieder einmal entpuppt sich der „Wachtturm" als Scharfmacher, dem nichts scharf genug sein kann. So auch in seiner Ausgabe vom 1. 8. 1952. Die Harmagedon-theorien in ihrem vollem Sadismus auswälzend (liest man das ergibt sich der unzweifelhafte Eindruck: Ein „Gott der Liebe" gehört wohl nur Grimm's Märchenbuch an). Von dieser Grundposition ausgehend, ist das dem „Wachtturm" alles noch nicht sadistisch genug. So meint er belehren zu müssen:

„Die gegenwärtige Gerichtsperiode wird während dieser Generation zu Ende kommen, und wenn der Gerichtsvollzug in Harmagedon beginnt, wird das Geschick aller dann Lebenden besiegelt sein. Einige lassen sich darüber beunruhigen und spekulieren hinsichtlich des Vorhandenseins einer dritten Klasse, die nicht in Schafe und Böcke geschieden wäre und im Millenium zu ihrer Gerichtszeit auferweckt würde. In diese dritte Klasse verweisen sie alle Kindlein und Kinder und irgendwelche Erwachsenen, die zur Zeit, da Harmagedon schlägt, mit der Königreichsbotschaft nicht erreicht worden seien."

Dazu meint der WT zu wissen:

„Solche Spekulanten können keine feste, schriftgemäße Stütze für ihre Theorie vorweisen."

Wieder in ihrem Sadismuselement schwelgend, belehrt der „Wachtturm" weiter:

„Man beachte, dass in diesem prophetischen Bild von der Schlachtung in Harmagedon die Hinrichtungsstreitkräfte keine Personen wegen ihres Alters oder Geschlecht verschonen:

'Schlaget ohne Erbarmen oder Mitleid: Alte Männer, junge Männer, Jungfrauen und kleine Kinder und Weiber! Erschlaget sie alle. Doch tastet niemand an, an dem das Zeichen ist.' (AÜ)

Man beachte, dass in diesem Bilde die Bewahrten jene sind, welche 'seufzen und jammerten über all die Greuel', die im Lande zur Schmähung der wahren Anbetung Jehovas verübt wurden. … In beiden Fällen sind die Vernichteten jene, die gleichgültig oder neutral blieben, und auch Gegner."

Weiter belehrt der WT:

„Hesekiel 9:4-6 zeigt, dass die Klasse die in Harmagedon für immer vernichtet wird, eine Anzahl 'kleine Kinder' einschliesst. Auf welcher Grundlage werden diese Kinder, angesichts der Tatsache, dass sie zu jung sind, um selbst zur Rechenschaft gezogen zu werden, in diese Klasse eingereiht? Die Heilige Schrift zeigt an, dass eine Familienverantwortung oder ein Familienverdienst besteht, unter welchem das Geschick von Kindern, die das verantwortungsfähige Alter noch nicht erreicht haben, bestimmt wird."

Und als Nutzanwendung meint der WT dann folgern zu sollen:

„Diese Tatsachen sollten bewirken, dass jene von Jehovas Zeugen, die Eltern sind, nüchtern über die theokratische Schulung nachdenken, die sie jetzt ihren Kindern zukommen lassen. Es ist Eltern geboten, ihre Kinder in Gottes Wegen zu unterweisen, und wenn in diesen letzten Tagen Eltern die göttlichen Anweisungen zu beherzigen verfehlen, mögen sie nicht nur über sich, sondern auch über ihre kleinen Kinder in Harmagedon Vernichtung bringen."

Mit anderen Worten: Das ganze ist so konzipiert, um die Indoktrination der Kinder von Zeugen Jehovas möglichst massiv zu befördern. Von einem „freien Willen" der so Indoktrinierten, sollte man dabei lieber nicht reden!

Koreakrieg
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. August 2012 00:45
Vor sechzig Jahren
Es ist zwar eine kleine, aber inhaltsschwere Notiz, die „Erwachet!" da in seiner Ausgabe vom 8. 8. 1952 abdruckt: Unter der Überschrift „Verstärkte Abwehrmaßnahmen in Ostdeutschland!" liest man:

„Die kasernierten Volkspolizeiformationen in Ostdeutschland sollen in den letzten zwei Monaten auf 100.000 Mann erhöht worden sein."

Was besagt das wohl? Doch auch dies. Das Ostdeutsche Regime fühlte sich keineswegs „sicher". Es glaubt sich von vielerlei Gegnern umgeben und bemüht sich nun „gegenzusteuern". Zu den Gegnern gehört offensichtlich aber auch die WTG. Schon ihre Umkonzipierung der vormaligen WTG-Zeitschrift „Trost" von einem unpolitischen Organ zu einer (auch) politischen Zeitschrift namens „Erwachet!", verdeutlicht diesen Paradigmawechsel. Politik kann auf verschiedene Art „rübergebracht" werden. Einmal faustdick aufgetragen, so dass selbst „Blinde mit dem Krückstock" darüber stolpern. Oder auch „dezenter". Offensichtlich bevorzugte „Erwachet!" letztere Variante. Das da „mit Schaum vor dem Maul" agitiert wurde, wird man „Erwachet!" (in der Regel) sicherlich nicht berechtigt nachsagen können.

Die Form wie etwas gesagt wird ist das eine. Das andere ist der Inhalt, die Substanz.
Stand „Erwachet!" in erkennbarer Opposition zur USA-Globalpolitik? Doch wohl nicht. Es stütze die sehr wohl in ihren wesentlichen Parametern. Es berücksichtigte den Umstand, dass die WTG-Anhänger aus ihrer ureigensten Interessenlage wohl nicht aktiv Politik betreiben wollen. Denen ging und geht es doch nur ums Hoffen und Harren auf den „Sanktnimmerleinstag" und vielleicht auch um die für etliche Religionen nicht untypische Komponente der „Brüderlichkeit". Ironie des Schicksals, dass in Wahrnehmung dieser Intentionen, dabei die WTG-Anhängerschaft allerkräftigst „gemolken" wurde und wird.

Aber auch das muss man sagen. Auch andere „melken", nicht nur die WTG. Das Glücksstreben des Menschen äußert sich in vielerlei Form; nicht nur in der religiösen. Auch säkularisierte Leute, die sich über die „Hoffen und Harren"-Philosophie erhaben fühlen, werden in ihrem unauslöschlichen Streben nach Glück oder vermeintlichen Glück, gemolken. Egal was man da jetzt nennt. Jene die da glauben der Alkoholdröhnung ständig zu bedürfen. Oder jene gar, die noch einen Schritt weiter gehen zur Rauschgiftdröhnung. Oder jene deren vermeintliches Glücksstreben die Staatskassen etwas auffüllt, indem bei Glücksspielen und Lotterien immer einer vor allem gewinnt, der Veranstalter.

Insofern ist es etwas zu billig, da mit den Finger „nur" auf die WTG zu zeigen. Gleichwohl versteht auch sie ihr Handwerk des „melkens" in gekonnter Weise. Aber wieder auf die unterschwellige politische Komponente zurückehrend.

Sicherlich gibt es zu nachstehender in der gleichen „Erwachet!"-Ausgabe mit abgedruckten weiteren Meldung, zwei politische Meinungen. Die des Westens, der dazu sinngemäß nur sagen kann: Genau das ist auch unsere Meinung.
Und die des Ostens, der entsprechend gereizt darauf reagiert und demzufolge auch den Überbringer der „schlechten Nachricht" für die Nachricht haftbar macht. Der Überbringer dieser Nachricht war in diesem Fall die WTG. Sie vermittelt in genannter Ausgabe auch die nachfolgende Information:

„Zwei Jahre Krieg in Korea
Wie soll das weitergehen? Werden die Kommunisten noch weiterhin Pan Mun-Jom als eine Trödlerbude betrachten und den Abnützungskrieg fortdauern lassen? Es scheint so, denn der Koreakrieg verschlingt unheimlich viel Geld und Material. Selbst das reiche Amerika seufzt unter der Last. Das durch Korea verursachte Loch in der allgemeinen Rüstung wird immer größer, so schrieb kürzlich eine Tageszeitung. Stehen die Kommunisten vor einer grossen Generaloffensive? Das ist wohl möglich, behaupten Politiker, sofern es zutrifft, dass die Kommunisten die relative Ruhe benützen, um ihre Heere auf eine Million Mann zu verstärken. Die Tragik des Koreakrieges liegt darin, dass keine Seite es sich leisten kann, das Koreaunternehmen zu liquidieren. Den Kommunisten geht es darum, die militärischen Stützpunkte des Westens zu sprengen, die Seeverbindung zwischen dem ostasiatischen Teil Russlands und China zu beherrschen und den Westen im Abnützungskrieg zu schwächen. Die UNO kann den Grundsatz der Hilfeleistung nicht preisgeben und kann das Risiko nicht eingehen, durch einen Rückzug die Randpositionen im Fernen Osten zum Einsturz und Japan zum Abfall zu bringen. Auf beiden Seiten heisst es heute:
Die ich rief die Geister, werd' ich nun nicht los - Radio Moskau meldet, überall im Lande fänden Versammlungen statt, an denen 'die sowjetischen Bürger die unverzügliche Einstellung der Feindseligkeiten und die Bestrafung der verantwortlichen Verbrecher' verlangten. In der 'Prawda' wurden die Anglo-Amerikaner beschuldigt, den Krieg in Korea als 'Generalprobe' des dritten Weltkrieges zu betrachten."

Ein WT Grundsatzartikel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. August 2012 01:43
Vor sechzig Jahren
Ein Grundsatzartikel mit teilweise ganz offen drohendem Ton, veröffentlicht der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 8. 1952 unter der „Überschrift „Höheren Obrigkeiten untertan". Wer sich selbst in der Rolle des „Vollstreckungsorganes" dieser vermeintlich „höheren Obrigkeit" sieht, der lässt es wohl kraft seiner selbstgebrauten „Wassersuppe" auch auf vielerlei Konflikte ankommen. Was können „die anderen" uns denn anhaben, so die diesbezügliche Logik. „Wir" stehen doch auf Seiten der „höheren Obrigkeit". Nicht „die". In dieser Wahnvorstellung befangen, waren Konflikte vielfältiger Art, die logische Folge.

Ja, dann gilt es natürlich auch noch die Frage zu stellen (durchaus berechtigt). Wie ist das eigentlich mit den Diktaturen? Beispielsweise Hitlerdeutschland, beispielsweise Ostdeutschland. Verletzten die nicht auf vielfältige Art und Weise, jene Rechte, die anderswo als grundlegende Menschenrechte anerkannt sind?! Ja, das muss man eindeutig bejahen, ohne Wenn und Aber. Dennoch ist das nur die halbe Wahrheit. Auch die WTG-Religion war in genannten Ländern nur eine Minderheit. Steht es einer Minderheit nun zu, anderen ihren Weg und ihre Auffassung zu diktieren? Wenn man sich nicht gerade als „höhere Obrigkeit" verklärt sieht, muss das wohl verneint werden.

Es ist richtig. Es gibt Situationen wo man anerkennen muss, Widerstand ist vonnöten. Keinen Widerstand zu leisten, wäre unmoralisch. Das ist dann aber eine bewusst politische Entscheidung (zumindest sollte es so sein). Wer sich zu einer solchen Entscheidung durchringt, der sollte das Für und Wieder genau abwägen. Der sollte auch prinzipiell Taktik nicht unberücksichtigt lassen. Einem „brüllenden Löwen" frontal anzugehen, bringt in der Regel nichts. In der Regel wird derjenige als Opfer zerfetzt. Es gibt aber unterhalb dieser Schwelle, durchaus gewisse Möglichkeiten, zu sinnvollem Widerstand (Beispiel Dietrich Bonhoeffer in Nazideutschland der das so handhabte). Auch solcher Widerstand kann tödlich ausgehen. Ohne Frage. Eine „Erfolgsgarantie" hat auch er im voraus nicht. Aber er hat zumindest das Plus, vermeidbare Opfer zu reduzieren.

Der „Widerstand" der WTG-Religion war der des Demonstrierens, der „Widerstand" der sich damit zur Wirkungslosigkeit von vornherein selbst verurteilte. Das ist ein kleiner, aber wesentlicher Unterschied:

Nachstehend noch ein paar Auszüge aus dem genannten WT-Grundsatzartikel:

„Der Apostel Paulus, der von Beruf Rechtsgelehrter war, ehe er ein eifriger christlicher Evangeliumsdiener wurde, weist machtvoll auf die hervorragende Stellung wahrer höhrer Obrigkeiten in Gottes Regierung über seine Diener hin. Paulus schreibt: 'Jede Seele sei untertan den höheren Obrigkeiten, denn da ist keine Obrigkeit ausser von Gott' (Röm. 13:1, NW) Diese letzten Worte: 'denn da ist keine Obrigkeit ausser von Gott' sind ein schlagender Beweis, dass die 'höheren Obrigkeiten', von denen Paulus spricht, sich nicht auf die politischen Mächte der Cäsar-Regierungen beziehen können.

Weiter der WT

In der Heiligen Schrift, der Bibel, heißt es in Offenbarung 13:2 (NW) ausdrücklich, daß Satan es sei, der den Cäsaren der alten Welt die Macht und Autorität verliehen habe. Folglich gehören zu den in Römer Kap. 13 erwähnten 'Höheren Obrigkeiten' die durch Gott beauftragt sind, nur die theokratischen Obrigkeiten und nicht die Obrigkeiten des Cäsars.

Christen in unserm zwanzigsten Jahrhundert sind rasch bereit, als Untergeordnete ihre Knie zu beugen zur Anerkennung, dass Jehova und Christus Jesus die göttlichen Obrigkeiten sind, denen sie sich in erster Linie unterwerfen und die das Recht haben, ihnen Aufgaben und Pflichten aufzuerlegen. Paulus sagt weiter: 'Die bestehenden Obrigkeiten sind durch Gott in ihre bezüglichen Stellungen gesetzt.' (Röm. 13:1, NW) Hier haben wir wiederum den Beweis, dass dies die 'theokratischen höheren Obrigkeiten' sind, weil geschrieben steht, 'dass Gott die Glieder in dem Leibe gesetzt (hat), jedes von ihnen, so wie es ihm gefielt.' Ein Gott hingegebener Christ freut sich d
arum, in allen Punkten in loyaler liebender Untertänigkeit gehorsam zu sein, und an diesem ist jedem Diener Gottes gelegen. - 1. Kor. 12:18, NW

Und

Diesen theokratischen höheren Obrigkeiten ist große Macht zu Strafsanktionen anvertraut. Sie haben die Macht, das Gericht an allen Gegnern zu vollziehen. Indem Paulus vor dieser Tatsache warnt, schreibt er als nächstes: 'Wer sich daher wider die Obrigkeit aufstellt, hat Stellung genommen wider die Anordnung Gottes; jene, die Stellung wider sie genommen haben, ziehen sich ein Gericht zu. Denn die da herrschen, sind ein Gegenstand der Furcht, nicht für die gute Tat, sondern für die üble. Willst du also keine Furcht vor der Obrigkeit haben, dann beharre im Gutestun, und du wirst Lob von ihr haben; denn sie (die Obrigkeit) ist Gottes Dienerin für dich zum Guten. Wenn du aber übel willst, so fürchte dich: denn nicht ohne Zweck trägt sie das Schwert; denn sie (die Obrigkeit) ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Kundgabe des Zornes (zu Strafsanktionen) an dem, der Übles tut.' (Röm. 13, 2-4, NW) Wahrlich als Untergeordneter unter Gottes theokratische Organisation gebracht zu werden, bedeutet ein äußerst ernstes Verhältnis. Nie darf vergessen werden, daß Übeltun, grobe Untreue und Widerstand gegen Gottes theokratische Regierungstätigkeiten furchtbare Folgen nach sich ziehen.

Weiter der WT

Diese oben angeführten Worte aus dem Briefe des Paulus an die Römer könnten nie auf die politischen Mächte der Welt des Cäsars angewandt werden, wie die Geistlichkeit der Christenheit dies fälschlich behauptet.

Die Cäsaren dieser Welt haben durch ihre Taten nie gezeigt, dass sie 'Gottes Diener für euch zum Guten' sind. Statt dessen haben die Cäsaren direkt im Gegenteil übles getan, indem sie Gottes treue Knechte verfolgten. Man braucht nur kurz die Tatsache zu erwähnen, dass in den westlichen Ländern zwischen 1933 und 1946 Tausende gewissenhafter Christen verfolgt, von Pöbelrotten angegriffen und ungerechterweise gefangen genommen wurden, weil sie Gott mehr als Menschen gehorchten. Zum Beispiel wurden während jener Jahre in England 1600 Männer und Frauen, Zeugen Jehovas, gefangengesetzt; 10 000 wurden durch Hitler in Deutschland in Konzentrationslager versandt, und in den Vereinigten Staaten gab es 20 000 Verhaftungen und Gefangennahmen und dazu mindestens 1500 Pöbelangriffe.

Seit 1946 ist Russland berüchtigt geworden, indem es Tausende der christlichen Zeugen Jehovas gefangen nehmen und verbannen lies."

Ein etwas anderer „Ivan Panin-Verschnitt"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. August 2012 02:59
Vor sechzig Jahren
„Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind". Dieser durchaus zutreffenden Feststellung kann man in vielfältiger Form begegnen. In der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 8. 1952 stellt nun die WTG die katholische Kirche an den Pranger. Ausgerechnet die WTG! Hat man die eigene Euphorie, etwa in Sachen Ivan Panin, noch Anfang 1943 in der Zeugen Jehovas-Zeitschrift „Trost" vergessen? Wenn es darum geht, mit den Finger auf andere zu zeigen, dann sollte bitteschön, die WTG sich dabei nicht selbst vergessen!
Zur Panin-Rezeption in „Trost"; siehe:
Parsimony.3832
Nun aber beleuchtet die WTG die katholische Kirche. Deren Thesen sind sicherlich nicht „besser" als die eigenen Panin-Thesen, nur eben etwas anders akzentuiert.
In genannter „Erwachet!"-Ausgabe liest man:

„Vielleicht haben einige Leser etwas von der Photographie, auf der Flugzeuge auf einem UN-Bombardierungsflugzeug über Korea zu sehen waren, gehört, die vom Religiösen Nachrichtendienst eine grosse Verbreitung erfuhr. Auf der Aufnahme hob sich vom wolkigen Hintergrund deutlich eine Figur ab, die als das Antlitz und die ausgestreckten Arme Christi angesehen wurde. Die recht geheimnisvolle Erklärung dazu veranlasste, dass sich die staunende Öffentlichkeit, die ihren Glauben an die Religionen der Christenheit wieder gefunden hatte, nur so um diese Photographie riss. Roy C. Burnham, ein Sergeant der Luftwaffe, trat schliesslich mit einer Kopie dieses Lichtbildes auf den Plan, die er während des Zweiten Weltkrieges in England erstanden hatte. Ein Photoloborant hatte die Retusche auf einem Photo, die ein Bombengeschwader von B-17 auf einem Bombardierungsflug über Europa zeigte, gemacht, in der Absicht, diese Photographien als Andenken zu verkaufen. Wie die Zeitschrift 'Time' (3. Dezember 1951) schrieb, soll Burnham gesagt haben:

'Ich dachte, es sei an der Zeit, dass das Volk die Wahrheit über die Photographie erfahre, denn man hat es bunt getrieben, und einige beginnen schon, die Sache ernst zu nehmen."

Wir wollen noch ein weiteres Beispiel anführen. Man stelle sich vor, es sei der 13. Oktober 1917 und man befinde sich in der Nähe des kleinen portugiesischen Dorfes Fatima. Eine grosse Menge hat sich zusammengefunden, die Augenzeugen davon werden wollte, wie drei kleine Kinder eine 'Vision' erhalten. Natürlich sah die erwartungsvolle Menge keine Vision - erwartungsvolle Mengen sehen nie Visionen - aber die Kinder bestanden darauf, dass ihnen die 'Jungfrau Maria' erschienen sei. Etwas aber, das von vielen anderen gesehen worden war, wurde seither wie eine Sage weitererzählt. Zeugen schworen, dass die Sonne heftig geschwankt und sich scharf gegen den Horizont geneigt habe.

Lange war die katholische Kirche zurückhaltend, aber schliesslich nahm sie jenes Ereignis als eine echte Vision und als ein Wunder an und hatte nie etwas gegen die Geschichte von der 'tanzenden Sonne', die eine Art 'physischer Beweis' für das Ganze darstellte, einzuwenden. Die Zeitschrift 'Life' (3. Dezember 1951) bemerkte jedoch:

'Es liegen keine astronomischen Beobachtungen aus andern Teilen der Welt vor, die dieses Geschehnis bestätigen würden.'

Schliesslich aber veröffentlichte das Organ des Vatikans 'L' Osservatore Romano' Lichtbilder, die das Datum 'Fatima, den 13. Oktober 1917, nachmittags 12.30 Uhr' trugen. Auf diesen erstaunlichen Bildern steht die Sonne sehr tief, gerade über dem Horizont. Sie ist nur undeutlich erkennbar, und der Himmel ist ziemlich dunkel. Würde die Zeitangabe stimmen, so wäre man in der Tat um eine Antwort verlegen, besonders da keine astronomischen Aufzeichnungen irgend etwas derartiges erwähnen. Dies hielt den kecken Redaktor des Osservatore aber nicht zurück, beizufügen, dass die 'Echtheit' der Bilder 'verbürgt' sei.

Hochgemut gab der Vatikan diese Bilder für die weltweite Verteilung frei. Natürlich gelangten auch Kopien davon in die Hände von Alfredo de Mendonca, der sie ursprünglich aufgenommen hatte. Dieser gehörte zu einer Gruppe von Pilgrimen, die am 13. Mai 1922 von Fatima zurückkehrte. Ungefähr um 17,30 Uhr glaubte jemand, die Sonne zeige ein ungewöhnliches Gebaren und Alfredo machte Aufnahmen. Gemäss vorhandenen Aufzeichnungen war es an jenem Tag regnerisch und bewölkt. In Anbetracht der Tageszeit und des Wetters ist bestimmt ein dunkler Himmel und eine nur undeutlich sichtbare, gerade über dem Horizont stehende Sonne nicht als etwas Phänomenales anzusehen. Später erklärte sein Bruder, Dr. de Mendonca, er habe das Datum 'Fatima 1917' darauf geschrieben und die Bilder mit diesem falschen Datum einem Kardinal (Federico Tedeschini), der auf Besuch weilte, geschenkt. Das war sehr peinlich. Anfänglich liess sich Rom nicht beirren. Noch am 10. März dieses Jahres behauptete ein 'hoher Beamter des Vatikans', die 'Echtheit' seiner Bilder sei immer noch 'verbürgt' und bei den falschdatierten Aufnahmen handle es sich um 'andere Lichtbilder'. Drei Tage später kapitulierte Rom.

Dies zeigt
1. Dass sich die Redaktion des 'Osservatore' schmählich täuschen liess und
2. Dass sie, was noch schmählicher ist, die Notwendigkeit nicht einsah, mit der ganzen Sonnenlegende der Vision von Fatima, deren 'Echtheit' immer noch als 'verbürgt' gilt, und all den andern angeblichen 'Visionen', nach denen heilige Stätten in der ganzen Welt benannt sind und deren 'Echtheit' ebenfalls als 'verbürgt' betrachtet wird, aufzuräumen. Aber im Gegenteil, die Christenheit zieht es vor, ihren Glauben auf solch übersinnliche Sensationen zu stützen."

Vier kalte Kriegs-Freiheiten
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. September 2012 08:00
Vor sechzig Jahren
Charlotte Müller, eine jener Doppelverfolgten (9 Jahre im Naziregime); danach 1946 – 1950 im Magdeburger WTG-Büro tätig. Nicht direkt bei dessen Auflösung verhaftet; aber doch einige Zeit später, anlässlich von „Literaturschmuggel" für die WTG-Organisation. Besagte Frau Müller trat auch – wie könnte es anders sein – auch auf etlichen WTG-„Standhaft"-Veranstaltungen (über die Videoaufzeichnungen vorliegen), als Zeitzeugin auf (etwa in Karlsruhe am 4. 4. 2000).

In den Interviews mit ihrer Person hinterließ sie doch eher den (subjektiven) Eindruck, hölzern ihre vorbereiteten Texte herunterzurattern. Eines ihrer dabei vorgetragenen Argumente, als Entgegnung an das DDR-Gericht, war auch der Hinweis auf die „vier Freiheiten", die doch jedermann zuständen – so Müller. Offensichtlich hat bei ihrer Verteidigung, ein tief eingeprägter „Wachtturm"-Artikel in desssen Ausgabe vom 1. 9. 1952 nachhaltig gewirkt; was nicht ausschliesst, das diese Thesen schon vordem kursierten (etwa in der frühen WTG-Broschüre nach 1945 „Seid fröhlich Ihr Nationen". Auch in dem WTG-Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen"). Dann genau in der genannten WT-Ausgabe begegnet man erneut der These von den „vier Freiheiten".

Man liest dort:

„In den 1940er Jahren erhoben die Politiker der Christenheit den Ruf ‚Kämpfet für die vier Freiheiten', wodurch sie zugaben, dass die Menschen nicht frei waren, und sie zählten dabei diese vier Freiheiten wie folgt auf: Glaubens- und Redefreiheit sowie Freiheit von Furcht und Not. Dann gab es im Jahre 1950 in den westlichen Ländern den Kreuzzug für Freiheit, in welchem Beiträge entgegengenommen wurden, um in Westberlin die ‚Freiheitsglocke' aufzuhängen. Dort, in Berlin, ertönt die sogenannte ‚Freiheitsglocke', um die Menschen daran zu erinnern, dass sie in der Tat und Wahrheit jetzt nicht frei sind."

Laut Wikipedia wurde die These von den vier Freiheiten, im Januar 1941, von USA-Präsident Roosevelt kreiert. Ihr Wert als politischer Münze lag auch darin:

„mit dieser Rede einen Begründungszusammenhang herzustellen, da in den USA kaum Kriegsbereitschaft festzustellen war."

http://de.wikipedia.org/wiki/Four_Freedoms
Man lese auch mal den Wikipedia-Artikel zum Thema Freiheitsglocke.
http://de.wikipedia.org/wiki/Freiheitsglocke_in_Berlin
Unter anderem das Detail, dass jene Glocke als Symbol und Waffe im kalten Krieg zugleich, beim amerikanischen Radiosender RIAS jeden Sonntagnachmittag ihr Läuten gehört werden konnte.
Man muss dabei die Gesamtgemengelage beachten. Fernsehen war zu der Zeit in Deutschland noch nicht sonderlich verbreitet. Seine Funktion nahm damals noch der Rundfunk weitgehend war. Und da tönte also All-Sonntäglich der Begleittext jener „Freiheitsglocke" unter anderem:

„Ich glaube an die Unantastbarkeit und an die Würde jedes einzelnen Menschen. Ich glaube, dass allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde. Ich verspreche, jedem Angriff auf die Freiheit und der Tyrannei Widerstand zu leisten, wo auch immer sie auftreten mögen"

Dieses Glockengebimmel war eine offenkundige - ins metaphysiche verklärte Kampfansage gegen den Osten - und wurde von diesem auch so aufgefasst.
Das also führte Frau Müller mit zu ihrer Verteidigung an. Ob sie sich der Tragweite dessen bewusst war? Zweifel bestehen da. Wie könnte denn eine solche Argumentation bei den Richtern ankommen? Doch wohl nur so. Die plappert die Thesen unserer politischen Feinde nach. Auch damit wird deutlich, dass die Zeugen Jehovas-Religion sehr wohl ein Politikum war und ist.

Flugzeugabsturz
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. September 2012 04:54
Vor sechzig Jahren
Über das traurige Ende eines Missionar-Ehepaares der Zeugen Jehovas berichtet „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 9. 1952. Aufhänger dieses Berichtes ist der Hinweis auf einen Zeitungsartikel vom April 1952, der über ein tragisches Flugzeugunglück berichtete. „Erwachet!" meint nun insbesondere diesen Bericht dahingehend ergänzen zu sollen, dass unter den Opfern sich eben auch zwei Missionare der Zeugen Jehovas befanden.

Gemäß diesem Bericht seien Leo und Eunike Van Daalen Absolventen der ersten Klasse der WTG-Missionarsschule Gilead gewesen. Seit März 1944 seien sie dann auf der Karibikinsel Puerto Rico im Einsatz.

„Im Januar 1950, nachdem sie sechs Jahre lang als Missionare tätig gewesen waren, wurde ihnen (ihr Sohn) Mark geboren. Leo und Eunike übersiedelten aus dem Santurce-Missionarheim nach einem eigenen Heim im nahegelegenen Puerto Nuevo, um ihren elterlichen Pflichten besser nachkommen. Leo nahm eine Halbtagsstelle an, aber verbrachte noch monatlich 100 Stunden im Evangeliumsdienst. Eunike war auch bald wieder im Dienst und freute sich, dass sie gerade im Monat vor ihrer Abreise 30 Stunden im Dienst von Haus zu Haus und im Bibelstudienwerk verbringen konnte".

Offenbar wollten sie zu einer Besuchsreise zu ihren Eltern in die USA fahren.
Die Flugreise am 11. 4. ging tödlich aus. Schon zehn Minuten nach dem Start stürzte die Maschine ins Meer ab. 52 Passagiere kamen dabei ums Leben (unter ihnen auch die genannten Missionare) und 17 überlebten. Unter den Überlebenden auch der nun zum Waisen gewordene Sohn dieses Ehepaares.

Wer den Text etwas aufmerksamer liest, kann in ihm auch das Detail vorfinden, von einem WTG-Missionarheim in ein eigenes umgesiedelt zu sein.Weiter das auch der Status als hauptamtlich „bezahlte" WTG-Vertreter damit beendet war. Nunmehr hatten sie sich auch wirtschaftlich „selber durchzuschlagen". Ob das im Einzelfall gut oder weniger gut glückte, kann hier nicht Gegenstand der Bewertung sein.
Ursächlich für diesen Statuswechsel, der eben eingetretene Familienzuwachs. Solcherlei Manchesterkapitalismus pur-Praktiken der WTG sprechen dann wohl Bände!

Die Sache mit dem Kreuz
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. September 2012 07:13
Vor sechzig Jahren
In Abgrenzung von der Konkurrenz, lehnt die heutige WTG unter anderem auch das Kreuz-Symbol ab, welches andernorts einen hohen Stellenwert hat. Das war zwar nicht immer so. Noch in dem 1928 erschienenen Rutherford-Buch „Schöpfung" ging man von der Keuzigung Jesu aus. Auch das frühe Bibelforschersymbol „Durchs Kreuz zur Krone" liegt auf dieser Wellenlänge. Offenbar erfolgte die diesbezügliche Veränderung in den 30er Jahren.

Nach 1945 war es für die WTG ausgemachte Sache, Jesus sei an einem Pfahl, nicht aber an einem Kreuz hingerichtet worden. In ihrer diesbezüglichen Argumentation spielt auch der Hinweis auf den Kaiser Konstantin eine beachtliche Rolle. Die „Wachttum"-Ausgabe vom 15. 9. 1952 erläutert diesen Aspekt einmal im besonderen Umfange. Ohne Bewertung dieser Aussagen; seien sie nachstehenden in ihren Kernthesen einmal näher vorgestellt. Genannter WT schrieb unter anderem:

DIE heutige Verehrung des sogenannten Kreuzes Christi stützt sich stark auf die Geschichte, die über Konstantin den Grossen erzählt wird, als er auszog, um die Welt zu erobern. Wie es scheint, hatte er eine Vision, dann einen Traum, darauf einen Sieg, und hernach wurde er zum Christentum „bekehrt" — all dies als Folge, so sagt man, der Wunderkraft des Kreuzes Christi.

Im Jahre 312 begab sich Konstantin, der zu jener Zeit Herrscher dessen war, was jetzt als Frankreich und England bekannt ist, mit seinem Heer in den Krieg wider Maxentius, den damaligen Kaiser Italiens, der, nebenbei bemerkt, der Bruder der Frau Konstantins war. Eines Tages, ungefähr um die Mittagszeit, sah Konstantin mit Überraschung, als er irgendwo unterwegs war, am Himmel eine Lichtsäule in Form eines Kreuzes, auf der die Worte standen: 'Hoc Vince', was bedeutet: „Durch dieses siege".

In der folgenden Nacht, so geht die Geschichte weiter, erschien Jesus Christus selbst dem Konstantin, während er im Schlafe lag, und sagte ihm, er solle sich ein Banner mit diesem himmlischen Kreuzeszeichen machen und es seinem Heere vorantragen, denn es sollte ein Symbol oder Zeichen des Sieges sein. Dies tat er, und ausserdem liess er das Kreuz-Monogramm auf die Schilde seiner Krieger malen, ehe die endgültige und entscheidende Schlacht an der Milvischen Brücke bei Rom begann, wo Maxentius umkam."

Der WT Kommentar dazu:

„Selbst oberflächlich betrachtet, erscheinen viele Dinge in dieser Geschichte unglaublich. Wenn aber der ehrliche Wahrheitssucher in die historischen Tatsachen eindringt, um nach der Echtheit des Berichtes zu forschen, so ist er geradezu überrascht, dass jemand, der sich Christ nennt, dieser rein heidnischen Fabel irgendwelchen Glauben schenken kann. Vor allem stützt sich die Geschichte nur auf die alten Schriften des Eusebius, Lactantius und einiger anderer, und diese alle widersprechen einander direkt. Allerdings haben viele berühmte Geschichtsschreiber seit ihren Tagen die Geschichte umgeschrieben, aber ihre eigenen erzwungenen Anstrengungen, die Widersprüche zu vereinbaren, sind rein mutmassliches Raten und daher nicht von massgebendem Wert."

Weiter der WT:

„Um damit anzufangen: Betrachte einmal die einfache Frage der Zeit und des Ortes, wo Konstantin seine Vision und den Traum gehabt haben soll. Eusebius erklärt in seinem Werk 'Life of Constantine' (L. ii, c. 28, S. 410) in bestimmten Worten, dass der Herrscher erst nachdem er das Kreuz gesehen, n a c h d e m er den Traum gehabt und nachdem er das kreuztragende Banner an die Spitze seines Heeres gestellt hatte, beschlossen habe, gegen Maxentius in den Krieg zu ziehen. Nun aber stimmen alle Historiker darin überein, dass Konstantin sich zu dem Kriegszug gegen Maxentius entschloss, als er noch in Gallien war, das nun Frankreich heisst, und bevor er über die Alpen zog. Somit versetzt Eusebius das ,,Wunder" entschieden nördlich von den Alpen. Lactantius aber sagt in seiner Abhandlung De Mortibus Persecutorum (c.44, S. 999) mit ebensoviel Autorität, dass Konstantin seine Vision und seinen Traum gehabt habe, nachdem er über die Alpen gezogen war, und zwar gerade vor der entscheidenden Schlacht bei Rom. Wem also sollen wir glauben?

Von diesem Widerspruch zu weiteren, wichtigeren Fragen übergehend, muss man in Betracht ziehen, wer dieser Konstantin war, von dem gesagt wird, der Herr habe ihm diese besondere Gunst erwiesen. Ehe Konstantin die Vision er hielt, hatte er das Leben eines Soldaten geführt. Menschen zu töten war sein Geschäft, und in diesem Unternehmen war er sehr erfolgreich. Wie allgemein bekannt, hatte er sich auf dem Schlachtfeld ausgezeichnet, zuerst als Soldat und dann als General, und in seinem Privatleben hatte er seinen eigenen Schwiegervater, Maximian Herculius, getötet.

In religiöser Hinsicht war Konstantin ein Sonnenanbeter wie andere Heiden seiner Tage. Apollo war sein „Schutzheiliger". Es mag zum Beispiel berichtet werden, dass er sich sogleich, nachdem er die Rebellion unter den Franken im Jahre 308 unterdrückt hatte, in den Tempel des Apollo begab, um diesem heidnischen Gott als Dank Gaben und Gebete darzubringen."

Und das stört den WT auch:

„Und nun sollten wir glauben, dass der Herr einem solchen Mann aussergewöhnlich kostbare Vorrechte und Segnungen verlieh! Was waren denn die Ergebnisse? Bekundete Konstantin, dass er solche Dinge in Unwissenheit tat und im Herzen wirklich ein ehrlicher, aufrichtiger Mann war? ...

Nein, ist die ausdrückliche Antwort auf diese Fragen, eine Antwort, die uns aus den Blättern der Geschichte entgegengellt. Statt seinen frühern Lauf der Gesetzlosigkeit aufzugeben, erweiterte Konstantin einfach sein Wirkungsfeld, mehrte seine Lust nach Eroberung und dehnte sein Geschäft des Menschenmordens noch aus. Sein Stolz, sein Hochmut und seine Arroganz reiften vollends. Gleich den habsüchtigen Diktatoren moderner Zeiten begehrte er Weltherrschaft auf schlimmste Weise und war nicht zufrieden, bis er der alleinige Herrscher der westlichen Welt war."

Mörder A.-G.

„Konstantins Nebenbeschäftigung war eine Art „Mörder A.-G.", eine Lieblingsbeschäftigung, die ihm besonders zu gefallen schien. Bei den von ihm bekannten Mordtaten stand sein Schwiegervater an oberster Stelle. Sein zweites Opfer, das erste, nachdem er die Vision vom Kreuz gehabt hatte, war der Gatte seiner Schwester Anastasia, namens Bassianus. Darauf tötete er seinen 12jährigen Neffen Licinianus, den Sohn seiner Schwester Konstantina. Sein Weib Fausta tötete er in einem Bad siedenden Wassers. Als nächstes folgte ein Freund namens Später; darauf ermordete er den Mann seiner Schwester Konstantina, Licinius. Nummer sieben auf der Liste war Crispus, sein eigener Sohn, sein Erstgeborener, den er enthauptete.

Menschen mögen in grober Unwissenheit Konstantin als „Christ" bezeichnen; Franco wird als „vorzüglicher christlicher Gentleman" bezeichnet ... Solche, die Konstantins „christliche" Tugenden zu verteidigen suchen, übersehen und entschuldigen seine ungeheuerlichen Verbrechen, indem sie sie lediglich seinen menschlichen Schwächen und Unzulänglichkeiten zuschreiben. Sie stellen Maxentius als einen Tyrannen hin und Maximian, den östlichen Kaiser, als einen grausamen Christenverfolger. Den andern Kaiser, Licinius, beschuldigen sie des Verrats und Doppelspiels. Danach retuschieren sie Konstantin und rechtfertigen seine Liquidation der andern Reichsherrscher, und so kleiden und krönen sie ihn als Retter und Befreier, als ein vom Herrn erwähltes Gefäss.
Mit triumphalem Jubel begrüssen sie seine siegreichen Edikte, die zugunsten der Christen von Rom aus erlas
sen wurden, als schlagenden Beweis seiner Bekehrung durch die Macht des Kreuzes. Solch blendende Argumente aber verlangen eine nähere Untersuchung."

Konstantin

„Konstantins hochgerühmte Edikte zugunsten der sogenannten Christen bieten absolut keinen Beweis, dass der Mann bekehrt war. Lange bevor er die Erscheinung am Himmel sah, hatte er in ganz Gallien ähnliche Gesetze proklamiert. Seine nach Roms Eroberung erlassenen Edikte waren daher nur die Ausdehnung einer Taktik, die er schon eingeführt hatte und die derjenigen seines Vaters gleichkam, der in keinem Sinne ein Christ war. Man beachte, diese Taktik erhob das abtrünnige Christentum nicht auf Kosten anderer Religionen über dieselben empor. Die gleiche Freiheit, dieselben Vorrechte und Gunsterweisungen, wie sie den sogenannten Christen gewährt wurden, wurden all den andern Sekten zuteil. Es zeigt sich daher sehr deutlich, dass der Antrieb zur Mittelwegpolitik dieses schlauen Politikers die Stärkung seiner eigenen Macht und Herrschaft über das religiös geteilte Römische Reich war.

Zu behaupten, die Vision vom Kreuz, oder der Traum, der folgte, habe diesen weltlichen Reichsdiktator in irgendeiner Weise von seinen heidnischen Wegen abgebracht, hiesse alle Tatsachen des Falles verneinen und ihnen widersprechen. Nachdem dieser Heide oberster Herrscher geworden war, "wachte er [Konstantin] als Pontifex Maximus über den heidnischen Kult und schützte dessen Rechte". ('Catholic Encyclopedia', Bd. 4, S. 299) Sieben Jahre nach der Vision erliess der Heide Konstantin Gesetze, die die dämonenanbetenden Wahrsager schützten. Acht Jahre nach der Vision verordnete dieser Heide, dass, wenn ein Blitz ein öffentliches Gebäude oder einen kaiserlichen Palast treffe, die Beamten die Wahrsager und heidnischen Theologen befragen müssten, was dieses Omen zu bedeuten habe, und ihm darauf ihren Bericht einsenden sollten. Neun Jahre nach seiner Vision weihte dieser bestätigte Heide einen Tag der Woche als 'dies solis oder „Sonntag" der besondern Anbetung der Sonne.

Und achtzehn Jahre nachdem er angeblich durch die Vision bekehrt worden war, liess er die Stadt Konstantinopel unter grossem heidnischen Festgepränge seiner eigenen Ehre weihen, worüber die 'Catholic Encyclopedia' (Bd. 4, S. 22) sagt: „Der Wagen des Sonnengottes wurde auf dem Marktplatz aufgestellt und zu dessen Haupt das Kreuz Christi gesetzt [dieses phallische Symbol heidnischen Ursprungs], während das Kyrie eleison [laut Kardinal Newman ein anderer Überrest des Heidentums] gesungen wurde." ...

Der hervorragende Historiker J. L. von Mosheim warnt vor solch dämonischen Falschspielern. „Hüten wir uns", sagt er, "damit wir nicht durch zu eifrige Verteidigung der Wunder, die uns von den Alten aus ihrer Zeit berichtet werden, der Majestät Gottes und der heiligsten Religion, welche uns lehrt, uns selbst und nicht unsere Feinde zu unterwerfen, Unrecht tun." — Mosheims 'Historical Commentaries on the State of Christianity', Murdocks Übers. (engl.), 1853, Bd. 2, S. 478. ...

Der Historiker Edward Gibbon, der die Echtheit der Sache in seiner 'History of the Decline and Fall of the Roman Empire', Kapitel 20, in Frage stellt, sagt: „Wenn die Augen von Beobachtern manchmal durch Betrug getäuscht worden sind, ist noch häufiger der Verstand der Leser durch Erdichtetes verletzt worden. Jedes Ereignis oder jede Erscheinung oder jeder Zufall, der vom gewöhnlichen Lauf der Natur abzuweichen scheint, ist eilends der unmittelbaren Handlung der Gottheit zugeschrieben worden, und die erstaunte Phantasie der Menge hat manchmal den flüchtigen aber ungewöhnlichen Meteoren der Luft Form und Farbe, Sprache und Bewegung verliehen." ..."

Die Sache mit dem elektrischen Ring
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. September 2012 01:24
Vor sechzig Jahren
Schon im Jahre 1922 hielt Elisabeth Abegg in ihrem Aufsatz „Arbeiter als ernste Bibelforscher", veröffentlicht im Februar/Märzheft der Zeitschrift "Akademisch-soziale Monatsschrift" bezüglich der Endzeit-Erwartungen der Bibelforscher es für notierenswert:

„Die Zeit sei nahe herbeigekommen, schon beginne sich der elektrische Ring um die Erde zu lösen, die zunehmende Unfruchtbarkeit der Erde deute darauf hin, die Luft habe nur noch 25 Prozent Sauerstoff statt wie früher 75 Prozent. Auch der Zionismus, dass Esperanto sind Anzeichen des großen Weltendes."

Vgl. Arbeiter als ernste Bibelforscher

Noch in dem 1928 veröffentlichten Rutherford-Buch „Schöpfung" feiert die Theorie vom elektrischen Ring fröhlichen Urstand. Rutherford bemüht da einen schon von Russell zitierten Professor Vail als Stütze für diese Theorie.
Auszugsweise liest man im genannten Rutherford-Buch S. 26f.

„Es scheint, dass es der Plan Jehovas war, das Licht über sein großes Werk zum Wohle der Menschen erst vom Jahre 1874 n. Chr. an zunehmen zu lassen. In diesem Jahre war es auch, dass Isaak N. Vail zum ersten Male seine Schrift, betitelt 'Das Ringsystem der Erde' veröffentlichte. Der Titel nimmt Bezug auf eine Reihe aufeinanderfolgender ringförmiger Hüllen von Wasserdampf, die die erschaffene Erde umgeben haben und in verschiedenen Perioden auf sie niedergefallen sein sollen. … Die, welche der Erde am nächsten und am schwersten waren, fielen zuerst herab und ließen die entfernteren und leichteren Ringe sich allein in ihren Bahnen weiter um die Erde drehen, aber Ring um Ring kühlte in bestimmter Reihenfolge ab und fiel hernieder.

Professor Vail urteilt weiter, dass der letzte dieser Ringe hauptsächlich aus Wasser bestand, während die anderen Ringe große Mengen Kohlenstoff und mineralische Stoffe, die durch die große Hitze der Erde ausgeschieden wurden, enthielten. Das Sonnenlicht, dass durch die Ringe, welche wie ein Baldachin die Erde einhüllten, hindurchdrang, verursachte gewissermaßen einen Treibhauseffekt, der an den Polen des Pflanzen- und Tierleben genauso wie auf anderen Teilen der Erde gedeihen ließ. Diese Ringe, die die Erde umgaben, drehten sich rascher als die Erde um ihre Achse, und der Abkühlungsprozeß bewirkte, dass sie zur gegebenen Zeit auf die Erde fielen. Der Einsturz des letzten dieser Wasserringe trat erst nach der Erschaffung des Menschen ein und brachte die große Flut in den Tagen Noahs.

Ein sehr starker Beweis wird durch Prof. Vail für die Tatsache erbracht, dass alle Planeten durch ein allgemeines und unbeugsames Gesetz gebildet wurden, und da wir jetzt den Saturn von Ringen umgeben sehen und auch den Uranus an seinem noch unvollendeten Ringsystem ferner sehen, müssen wir den Schluss ziehen, dass auch die Erde durch fortschreitenden und aufeinanderfolgenden Zusammenbruch wasserhaltiger Ringe entwickelt wurde."

Und dazu meinte genanntes WTG-Buch:

„Das Ringsystem über die Bildung der Erde, wie es Professor Vail befürwortet, ist vernünftig. Diese Theorie wird durch die im Worte Gottes geoffenbarte Wahrheit unterstützt."

Noch in dem WTG-Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen" (englisch 1943, Deutsch 1946) meint man diese Theorie durch eine eigens dazu angefertigte Zeichnung stützen zu sollen.

Die Theorie des „elektrischen Ringes" der da einstürzen würde, kursierte noch in den nachfolgenden Jahren in Zeugen Jehovas-Kreisen. So bin ich selbst noch in den 1960er Jahren solchen begegnet, die geradezu fiebrig, ihre „Harmagedon"-Hoffnung darauf stützten. Denen ist aber offenbar entgangen, dass inzwischen die WTG dieser (wie auch einiger anderer) einschlägiger Theorien, den Laufpass gegeben hatte.
Derjenige an dem ich da denke, lebte übrigens in demselben Wohnhaus, in dem bis zu seiner Verhaftung im Naziregime der WTG-Funktionär Fritz Winkler mal gewohnt hatte, und den er seinerseits in verklärter Erinnerung hatte. Allerdings, da ich zu dem Zeitpunkt selbst noch Zeuge war, hatte ich mir damals nicht träumen lassen, dass just jener Herr Winkler mich später noch mal näher interessieren würde. So kann es halt gehen.
Was nun sein „Steckenpferd" des „elektrischen Ringes" anbelangte, war für ihn motivierend auch ein wohl selbstgebasteltes Detektor-Radio, welches im freien Ortssender einfing, ohne separate Stromquelle. Weil das nun der Fall war, war er ganz Happy, auch bezüglich der WTG elektrische Ring-Theorien

Offenbar muss die „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 9. 1952 als diesbezüglicher Distanzierungs-Artikel gewertet werden.

Wieder einmal setzt man sich darin von imaginären „einigen" ab. Verschweigt aber, dass die eigene Organisation diese „einige" sind.

Nachstehend ein paar Zitate aus diesen „Erwachet!"-Distanzierungs-Ausführungen in genannter Ausgabe:

„Wir möchten uns nun noch eine etwas ungewöhnliche Seite der Atmosphärenforschung ansehen, wozu uns die Zeiten, in denen wir heute leben, veranlassen. Gegenwärtig können Christen in dem, was sich in der heutigen Welt abspielt, eine deutliche Erfüllung biblischer Prophezeiungen erkennen, was ihnen ein stichhaltiger Beweis dafür ist, dass das ‚vollendete Ende der Systeme der Dinge gekommen ist'. … Einige, die diese Erkenntnisse aus der Bibel besitzen, haben sich gewisse wissenschaftliche Kenntnisse angeeignet, wobei sie auch die elektrischen Schichten der Inosphäre kennen lernten. … Gemäss dieser Theorie soll die Erde, als sie noch in flüssiger Form war, während ihrer Formation Substanzen von sich geschleudert haben, die Ringe bildeten … Es wird nun behauptet, dass sich ein letzter elektrischer Ring, der bei diesem Vorgang übriggeblieben sei, auf uns zu bewege, die Erde umschliessen und die Hauptwaffe des Herrn im universellen Krieg von Harmagedon bilden werde. Einige, die ihre eigenen Ideen über die Chronologie haben, berechnen die Geschwindigkeit, mit der dieser Ring vorrückt, genau so, dass er gerade zu jenem Zeitpunkt, der mit ihren Theorien harmoniert, bei uns eintreffen würde."

Dann führt „Erwachet!" einiges mehr Wissenschaftstheoretisches an, was dieser Theorie widerspricht, um zu dem Ergebnis zu gelangen:

„Im Gegensatz zu den eitlen Gerüchten über sie, die ganz ohne wissenschaftliche Grundlage geäußert werden (können diese Strahlen) nicht die geringste Gefahr für uns werden."

Gefahr hin, Gefahr her. Wer an Katastrophenzenario glauben w i l l, der der sich vermutlich auch durch diese „Erwachet!"-Dementi nicht davon abhalten lassen. Das entscheidende dabei ist und bleibt allerdings, dass ihre metaphysische Verklärung vorne und hinten hinkt!

Siehe auch:
Parsimony.19242
Parsimony.19243
Mysnip.22499

Italien
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. Oktober 2012 00:24
Vor sechzig Jahren
Über Italien berichtet die „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 10. 1952:

„Das Werk der Zeugen Jehovas kommt in Italien eigentlich erst in Gang. Im Jahre 1947 konnte die Gesellschaft zwei Missionare ins Land senden und es gab einen Durchschnitt von 152 Verkündigern in jenem Jahre. Nun haben wir 38 Gileadabsolventen im Lande, die in verschiedenen Städten wirken, und im Jahre 1951 gab es im Durchschnitt 1532 Evangeliumsdiener in Italien …"

Im Vergleich zu den späteren, Italien betreffenden Zahlen, macht diese Angabe auch deutlich, dass der Proselytismus der Zeugen Jehovas in höherem Maße zu lasten der katholischen, aber auch der orthodoxen Kirche geht, als etwa das für den Protestantismus, namentlich in seiner liberalen Ausprägung, der Fall ist. Das lässt sich auch anhand von Vergleichszahlen, etwa für Spanien, Griechenland, Polen, Österreich, Russland usw. erkennen.
Demgegenüber fristen die Proselytismuserfolge etwa in einem Land wie die Schweiz, nahezu kärglich zu nennende Dimensionen; obwohl die Schweiz zur Hälfte auch katholisch orientiert ist. Allerdings einem Katholizismus dort, der nicht die Chance hatte, mit totalitären Regimen gemeinsam „ins Bett zu gehen". Womit ein wesentlicher Aspekt der Abwendung von diesen traditionellen Religionen, hin zu Ersatzangeboten, wie die Zeugen Jehovas, erst einmal grundsätzlich entfällt

Kolumbien
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. Oktober 2012 00:16
Vor sechzig Jahren
Es sah (auch für die Zeugen Jehovas) in dem südamerikanischen Staat Kolumbien nicht unbedingt rosig aus. Verzeichnete man dort im Jahre 1948 28 ZJ-Verkündiger, so 1950 144.
1960 war man bei 1529 angelangt. Drei Jahrzehnte (1990) später bei 44.028. Im Jahre 2011 dann bei 152.250, was einem Verhältnis von 1 zu 308 zur übrigen Bevölkerung entspricht. Durchaus ein Wert der etwas besseren Art, den selbst solche Länder wie Bundesrepublik Deutschland, nicht erreicht haben (das Verhältnis 1 … zu, zur übrigen Bevölkerung).

Das dies einmal erreicht werden würde, konnte man Anfang der 50er Jahre noch nicht prognostizieren. Damals herrschte (auch für die Zeugen Jehovas) in Bolivien ein „rauer Wind".
In Kolumbien zeitigte also die Ellbogenstrategie der WTG ihre Früchte. Das kann man nur dann richtig werten, wenn die Ausgangsbasis dabei mit berücksichtigt wird.
Ein solcher Bericht ist in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 10. 1952 enthalten. In dem diesbezüglichen Artikel erwähnt die WTG sich zwar nicht selbst. Aber es ist offenkundig; was da im Falle anderer berichtet wurde, traf in verstärktem Maße auch auf sie selbst zu. Nachstehend einige Auszüge daraus.

PROTESTANTEN ist der Zutritt zu diesem Haus untersagt! Wir sind katholisch. Wir brauchen eure Propaganda nicht" Solche Aufschriften kann man an Tausenden von Häusern in Barranquilla, der wichtigsten Hafenstadt Kolumbiens lesen. Im ganzen Land herum betrachtet die grosse Masse der katholischen Bevölkeung den Kommunismus und den Protestantismus als ein und dieselbe Sache. Die Kinder werden angehalten, ein 19 Verse umfassendes Lied gegen die Protestanten zu lernen und es auch andere zu lehren. Unter anderem heisst es in diesem Lied wie folgt:

"Wir wollen die Protestanten nicht,
Sie sind nach Kolumbien gekommen, uns zu verführen.
Wir wollen die Protestanten nicht,
Die unser Vaterland und unsern Glauben profanieren.
Mit einem Teller Suppe verführt ihr die hungernden Armen;
Das werdet ihr im Jenseits büssen müssen durch Qualen.
- In der Hölle werdet ihr Satan, euern Vater, finden."

Dazu kommt noch, dass protestantische Kirchen mit Steinen bewerfen, Protestanten boykottiert, von Pöbelhaufen angegriffen und ermordet werden. Solches geschah in Kolumbien in Südamerika in den Jahren 1951-52.

Weiter notiert jener Bericht:

In Bogota wurde am 22. Dezember 1951 eine neue Baptistenkirche eingeweiht. Was sich dabei ereignete, geht aus einem Telegramm, das ans Hauptbüro der Baptisten in Amerika gesandt wurde, hervor:

„Kirche zweimal, einmal am Samstag, den 22. Dezember, und einmal am Sonntag, den 23. Dezember, von priesterangeführtem Pöbelhaufen angegriffen. Gebäude schwer beschädigt. Mehrere Personen leicht verletzt. Polizei anwesend, schaute untätig zu. Alle Missionare sind wohlbehalten."

Im Bericht der Abteilung für Fremdenmission des Landesrates der Kirchen Christi in Amerika heisst es über diesen Zwischenfall:

„Die Angreifer wurden von Ehrwürden Florencio Alverez, S. J., einem katholischen Pfarrer aus Bogota, angeführt. Durch die vom Pöbel geworfenen Steine gingen 131 Scheiben in Scherben und der zweite Pastor der Kirche wurde am Kopf verletzt"

 Der Gesandte der Vereinigten Staaten, Waynick, der Augenzeuge des ganzen Vorfalles war, legte bei der kolumbischen Regierung einen scharfen Protest ein.
Die Zeitung 'Presbyterian Life' meldete (am 2. Februar 1952) noch folgendes über andere Zwischenfälle:

„Ein kanadischer Missionar und ein kolumbischer Laienevangelist wurden auf dem Weg nach dem Hause eines ihrer Gemeindeglieder in der Nähe von Cambaovon zwei Polizisten und vier Zivilisten aus jener Stadtangegriffen; sie zerrissen ihnen ihre Bibeln und Zeitungen, schlugen dann heftig auf sie ein und trieben sie in den reissenden Magdalenenstrom hinein. Am 31. Dezember wurde ein Pastor von Ibague … verhaftet und ohne Grund ins Gefängnis geworfen."

Am 20. März wurden in Ibague über 1000 katholische Kinder von zwei Priestern vor die presbyterianische Kirche geführt. Dort angekommen, begannen sie zu rufen: „Es lebe die Jungfrau! Nieder mit den Protestanten!" 'The Christian Century' (23. April 1952) meldete über diesen Vorfall noch folgendes:

„Sie trieben die Kinder an, noch mehr zu rufen und zu schreien. Als diese so richtig warmgelaufen waren, wurden sie von den Priestern aufgefordert, die Kirche mit Steinen zu bewerfen. Während einer halben Stunde liefen die Priester unter den Kindern hin und her und ermunterten sie durch Zurufe, während diese über 60 Scheiben der bemalten Kirchenfenster zertrümmerten, die Türen in Stücke schlugen und das Studierzimmer des Pastors demolierten. Als von allen Scheiben nur noch eine ganz geblieben war, rief ein Priester: 'Vorwärts! nur weiter geworfen! Es ist immer noch eine große Scheibe übrig!' Einige der Kinder waren so aufgehetzt, dass sie schrieen: 'Die Protestanten sollen herauskommen. Wir wollen mit ihnen Schluss machen!' Als niemand erschien, rannte der Priester hin und her und rief: ,Sie fürchten sich herauszukommen! Sie fürchten sich herauszukommen!' Die Pöbelrotte zerstreute sich erst, als alle Fensterscheiben eingeschlagen waren. Einige Kinder hatten aus lauter Angst den Schauplatz schon vorher fluchtartig verlassen."

In der Stadt Armenia betraten am 13. April 1952 bewaffnete Personen eine evangelische Kirche, störten den Gottesdienst durch laute Rufe und feuerten auf die Anwesenden Schüsse ab. Eine Frau wurde zweimal getroffen und schwer verletzt. Auch ein Kind| wurde angeschossen. Die 'Tribune' von Chicago brachte den vom Kolumbischen Evangelischen Bund, dem 17 protestantische Richtungen angehören, herausgegebenen Bericht über 23 Fälle von Protestantenverfolgungen, die sich vom 15. Februar bis 17. April ereigneten. Darunter einige ähnliche Fälle wie die schon erwähnten, aber auch Fälle wie die folgenden:

„Polizei und Zivilisten versuchten, eine protestantische Bauernfamilie umzubringen, indem sie ihr das Haus über dem Kopf anzündeten. Fünfundzwanzig weitere Häuser von Protestanten wurden niedergebrannt und einige konfisziert. Haussuchungen wurden durchgeführt und Bibeln vernichtet. Die Polizei löste gottesdienstliche Versammlungen auf, die in einem Privathaus stattfanden, und beschlagnahmte eine Kirche und ein Pfarrhaus und richtete diese Gebäude als Kasernen für ihren Eigengebrauch ein. Das Ministerium für Nachrichtenvermittlung untersagte in Bogota die Sendung von vier evangelischen Radioprogrammen."

Der Bericht erwähnt dann auch die Sprengung und Einäscherung des Hauses von Esther Maurd, einer nordamerikanischen Missionarin der Pfingstgemeinde. Der Vorsteher einer amerikanischen Schule, ein Kolumbier, wurde drei Tage lang in Haft behalten und dann mit der Erklärung entlassen: „Wir bedauern, es war ein Versehen." In Tolima wurde eine evangelische Kirche niedergebrannt. In Magdalena wurde ein Mann in den Stock gelegt. In Valle wurden drei Mädchen, Kinder protestantischer Eltern, gezwungen während der Schulpausen auf den Knien zu liegen, weil sie am Sonntag die Messe nicht besucht hatten.

Zwischenfälle, wie die erwähnten, die sich alle in grossen Städten zutrugen, sind auf dem Lande noch viel zahlreicher. Und der amtierende Sekretär des Evangelischen Bundes von Kolumbien sagt, dass höchstens ein Viertel oder ein Fünftel aller Fälle berichtet werden. Es wurde auch noch gemeldet, dass Frauen und Mädchen angegriffen wurden und ein junger Evangeliumsarbeiter entmannt wurde. Seit dem Jahre 1948 haben wegen der Verfolgung mehr als 100 protestantische Gemeinden aufgehört zu funktionieren."

Weiter im Bericht:

Diese Zwischenfälle haben ein starkes Echo hervorgerufen. In der 'New York Times' vom 2. April 1952 heisst es in einem Artikel von Herbert L. Matthew, dass die Protestantenverfolgungen in Kolumbien zu einer heftig diskutierten Streitfrage geworden seien, und obschon die Mehrheit der Katholiken diese Zwischenfälle bedaure, stünde sie doch missionierenden Sekten ablehnend gegenüber. Er weist auch darauf hin, dass von den zehn Millionen Einwohnern Kolumbiens nur 25000 Protestanten sind, und fährt dann fort:

„Die Kontroverse hat den Kolumbiern wenigstens Gelegenheit gegeben, darüber nachzudenken und zu diskutieren, was religiöse Duldsamkeit und Religionsfreiheit ist, und sie beginnen zu erkennen, dass andere Länder diese Grundsätze in grosszügigerer Weise anwenden als sie."

'El Tiempo', die vielleicht meistgelesene Zeitung, hat, obschon sie 100prozentig katholisch ist, wiederholt die gegen andere Religionen begangenen Gewaltakte gegeisselt und ist offen für die Religionsfreiheit eingetreten. In einem ihrer Leitartikel stand zu lesen:

„Wir betrachten die Kampagne gegen den Protestantismus, vor allem die Gewaltakte, als einen Verstoss gegen die durch unsere Verfassung garantierten Rechte, und deshalb brandmarken wir jene, die solche intoleranten Angriffe inszenieren oder dazu aufhetzen, als krass im Widerspruch stehend zu jeder liberalen Norm."

Nach dem Zwischenfall in Ibague, wobei die 1000 katholische Schulkinder, aufgehetzt von den spanischen Priestern, die presbyterianische Kirche mit Steinen beworfen hatten, bekundete die lokale Zeitung ihr Missfallen über dieses Vorgehen, indem sie als eine Art „Proklamation" auf ihre Titelseite folgende Worte aus Markus 9:41 setzte:

„Und wer irgendeinen der Kleinen, die an mich glauben, sündigen macht, dem wäre besser, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde." — Cath. Confr.

Die Zeitung 'Times-Dispatch' von Richmond schrieb über einen Artikel, den der 'Evening Star' von Washington auf Ersuchen der Vereinigung der Evangelischen veröffentlicht hatte, folgendes:

„Dieser Artikel war die Wiedergabe eines Leitartikels aus der liberalen Zeitung 'El Nacional' von Barranquilla vom 2. Oktober 1951, und die Bilder zeigten die Zerstörung einer protestantischen Kapelle in Campo Hermoso. Der Leitartikel erwähnte auch die Sprengung einer protestantischen Kirche in der Nähe von Cali, wobei eine Person getötet und mehrere verletzt wurden, sowie die Auffindung der Leiche eines protestantischen Pfarrers, die an einem Baum festgebunden war. Die kolumbische Zeitung verurteilte diese und ähnliche Zwischenfälle und nahm einen Pater Jordan ins Gebet. Sie berichtete, er habe in Malaga Dolche gesegnet und gesagt, dies seien gesegnete Waffen, wenn sie zur Verteidigung der katholischen Religion verwendet werden'."

Über die Lage in Kolumbien schrieb 'The Christian Century', eine der führenden protestantischen Wochenzeitschriften Amerikas, am 9. April 1952:

„Die Ausschreitungen gegen die Evangelischen werden immer häufiger. Es ist unmöglich zu sagen, was stärker ins Gewicht fällt, die Hetzerei der römisch-katholischen Priester oder die anscheinend krankhafte Gewohnheit der kolumbischen Zivilbehörden, nichts zu sehen, wenn sich ein Pöbelhaufe zusammenrottet. Kürzlich hat ein Pöbelhaufe in Bogota fast alle Fensterscheiben einer schönen, eben eingerichteten Baptistenkirche eingeschlagen. Führende Baptisten forderten die amerikanische Regierung auf, bei der kolumbischen Regierung zu intervenieren. Aber es ist offensichtlich, dass ein solcher Protest, falls er wirklich eingereicht worden ist, wenig Eindruck gemacht hat."

Dann erwähnt der Artikel den Zwischenfall von Ibague und fährt weiter:

„Nach diesem Angriff auf die presbyterianische Kirche gab die öffentliche Radiostation eine Forderung, die prominente Bürger aus Bogota, formuliert haben sollen, bekannt, worin verlangt wird, dass jede weitere Propaganda der Evangelischen unterbunden werden sollte. Es hiess darin, dass die Protestanten die Ruhe und die Ordnung stören und ihre Tätigkeit 'Kolumbien bei den andern Völkern in Verruf bringe'. Wir erlauben uns, daran zu zweifeln, dass ein grosser Teil der andern Völker das Gefühl hat, die kolumbischen Protestanten trügen die Schuld dafür, dass Kolumbien in Verruf' komme. Washington mag wiederum ersucht werden, bei der kolumbischen Regierung vorstellig zu werden. Sollte dies getan werden, so versprechen wir uns doch von diesem Schritt nicht viel. Aber verantwortliche Kreise der römisch-katholischen Kirche in Amerika und Europa sollten erkennen, wie sehr solche Ausschreitungen dem Ruf ihrer Kirche unter den aufgeklärten Völkern schaden."

Die Regierung

Wie stellt sich die Regierung zur religiösen Lage? Die konservative Regierung steht hinter der katholischen Kirche wie ein Mann, und es kann gesagt werden, dass ein Machtzusammenschluss von Kirche und Staat besteht. Die New York Times vom 2. April 1952 schreibt:

„Es wäre verkehrt, zu denken, dass weder die Regierung Kolumbiens noch die grosse Mehrheit des kolumbischen Volkes über diese Angriffe auf die Protestanten bestürzt seien. Aber selbst diese Menschen betrachten es als eine Beleidigung, dass fremde Missionare, meistens Nordamerikaner, in ihr Land kommen, um ihr gut-katholisches Volk zu. Presbyterianern, Adventisten oder irgendeinem andern Glauben zu bekehren."

Offizielle Kreise brachten die Entschuldigung vor, dass der Anlass zu diesen spontanen und primitiven Reaktionen die Anwesenheit der Propagandisten gewesen sei, denn dies verstosse gegen die katholische Tradition des Landes. Der amtierende Präsident, Urdaneta Arbelaez, erklärte:

Die Verfassung gewährt volle Religionsfreiheit. Aber unser Volk hat eine nicht zuleugnende Abneigung gegen die Betätigung Glaubens der seinem christlichen Eifer entgegengesetzt ist, und dies noch mehr, weil eine grosse Zahl solcher Pastoren ihre Dienste einer sektiererischen Propaganda gegen die Regierung zur Verfügung gestellt haben."

Die Erklärung des Präsidenten, wonach Pastoren „sektiererische Propaganda gegen die Regierung" betrieben haben, mag wirklich zutreffen. Es stimmt, dass die grosse Mehrheit der Protestanten in Kolumbien der liberalen Partei angehört oder mit ihr sympathisiert. Berichte zeigen, dass sich protestantische Geistliche, wenn auch nicht so offen wie die Priester, in die Politik eingemischt und empfohlen haben, den Kandidaten der liberalen Partei die Stimme zu geben, und daher müssen sie auch einen Teil der Schuld für die Verfolgung, die über sie gekommen ist, übernehmenn. …
'El Siglo', das Organ der Konservativen, hat die religiösen Gewaltakte dauernd mit der Ausrede entschuldigt, sie seien durch Propagandisten aus Nordamerika provoziert worden. Ein bekannter Kolumbier erklärte hierzu:

„Und zudem gestattet unsere Regierung noch, dass diese infamen protestantischen Pastoren in unverschämter Weise herumlaufen und in den Dörfern Bibeln verkaufen … und nicht einer unserer Beamten wirft diese Vagabunden ins Gefängnis oder verbietet ihnen die Einreise in unser Land!"

Die Regierung scheint eine Politik verfolgt zu haben, die alles andere als dem Protestantismus förderlich war. Sie hat ihn indirekt bekämpft, und das hat auch Früchte gezeitigt. Obschon sie die Missionare, die sich im Lande aufhalten, nicht ausgewiesen hat, lehnt doch das Büro für Beziehungen zum Ausland die Ausstellung von Visa für Missionare, die abreisende Missionare ersetzen sollten, entschieden ab. Bedeutsam ist ferner, dass, soweit man sich erinnern kann, niemand als Folge der Angriffe auf Protestanten und ihre Kirchen ins Gefängnis wanderte. Allerdings wurde in einer Stadt, wo eine Kirche in die Luft gesprengt wurde, der Bürgermeister abgesetzt. In den Städten werden von den Beamten gewöhnlich Schritte unternommen, die aber wieder im Sande verlaufen; in Dörfern und abgelegenen Gebieten aber wird überhaupt nicht eingeschritten.
Matthew schreibt in seinein Artikel, der in der 'New York Times' erschienen ist und aus dem wir schon früher zitiert haben:

„Kolumbien ist in mancher Hinsicht Spanien erstaunlich ähnlich. Der spänische Fanatismus ist in der Kirche und der Politik lebendig und viele Geistliche in Kolumbien sind sogar Spanier. Kolumbiens Kirche ist aber weniger liberal als der Vatikan, wofür die Erklärung, die Papst Pius vergangene Woche an die Rumänen richtete, ein Beweis war; diese Erklärung wurde von den Protestanten und Liberalen in Kolumbien weidlich zu ihrem Vorteil ausgeschlachtet. Darin definiert der Papst nämlich die Religionsfreiheit als das Recht der öffentlichen und privaten Betätigung des Glaubens, ein Recht, das den Protestanten in Kolumbien nicht zugebilligt wird.

Pater Eduardo Ospina, ein bekannter Jesuit, … argumentierte, dass [die Verfassung von Kolumbien] die persönliche Freiheit, den Glauben gemäss dem Gewissen in einer Kultstätte zu betätigen, garantiere … nicht aber [die Freiheit] … ausserhalb einer solchen öffentlich Propaganda zu betreiben. Die Verteilung von Bibeln oder Traktaten gehöre nicht zur Betätigung des Glaubens. Die Propagandafreiheit werde … von der Verfassung nicht gewährleistet."
Die katholische Kirche hat dadurch, dass siesich in die Politik eingemischt hat, um der konservativen Partei wieder zur Macht zu verhelfen, viele ehrliche Katholiken abgestossen. Um ihr verlorenes Prestige und ihre Anhänger wieder zurückzugewinnen, setzte sie die katholische Aktion ein, die ihre Feinde niederkämpfen soll. Auch die internationalen Beziehungen als Ergebnis der an das Ausland ergangenen Einladung, Kolumbien zu helfen, sich zu modernisieren, haben auf die Bewohner Kolumbiens ihren Einfluss ausgeübt. Wo die Bildung höher ist, sind auch die Leute duldsamer gegen die Menschen, die andere Ansichten haben, auch wenn es sich um religiöse handelt.

Dies behagt der Kirche nicht, und sie hat daher um ihren Feldzug gegen die Protestanten zu begründen, dem Volke die Idee eingeimpft, dass es nur zwei Kräftegruppen gebe, die sich feindlich gegenüberstehen - Katholizismus und Kommunismus. Ungebildete Katholiken glauben daher tatsächlich, dass bibelerklärende Schriften kommunistisch sein müssen, weil sie nicht katholisch sind.

Volkszählung

Es kann nicht bestritten werden, dass Kolumbien ein katholisches Land ist, obschon es schwierig ist, genau festzustellen, wie viele von der Bevölkerung tatsächlich katholisch sind. Bei der letztjährigen Volkszählung wurden viele Leute, gar nicht nach ihrer Konfession gefragt, sondern es wurde einfach angenommen, dass sie katholisch seien. Dann gibt es auch viele, die vorgeben, katholisch zu sein, oder die sagen, sie seien katholisch, weil sie sich fürchten, etwas anderes zu sagen. …

Es muss nun abgewartet werden, wie sich die religiöse Lage weiter entwickelt. Gegenwärtig ist die Verfolgung von Nichtkatholiken eine heftig diskutierte Streitfrage

Der abschliessende WTG-Kommentar:

Aber viele Personen, denen noch der schmerzliche Aufschrei der verfolgten katholischen Führer in kommunistischen Ländern in den Ohren klingt, können die unduldsame Haltung der katholischen Kirche in Kolumbien nicht begreifen. Einerseits bittet sie die kommunistischen Regierungen um Gnade und anderseits verfährt sie hart mit denen, die sich zu nichtkatholischen Religionen bekennen und es wagen, das ihnen von Gott gegebene Recht, ihren Glauben nach dem Diktat ihres Gewissens ausüben zu dürfen, für sich zu beanspruchen.

„Moderne" Sklaverei
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. Oktober 2012 02:45
Vor sechzig Jahren
Etwas über das „innere Klima" in der Zeugen Jehovas-Organisation, sagt auch die Rubrik „Fragen von Lesern" des „Wachtturms" vom 15. 10. 1952 aus.
Da wird angefragt:

„Warum bezeichnen wir Christen als Sklaven Christi, da doch der Gedanke an die Sklaverei heute so unangenehm ist? Er hat gesagt, er nenne uns nicht mehr Sklaven, sondern Freunde."

In der Antwort darauf führt der WT dann aus:

„Allerdings hat Jesus gemäss Johannes 15:15 (NW) gesagt: „Ich nenne euch nicht mehr Sklaven, denn ein Sklave weiss nicht, was sein Meister tut. Aber ich habe euch Freunde genannt, weil ich alle Dinge, die ich von meinem Vater gehört, euch kundgetan habe." Jesus hatte eben die Passahfeier beendet und das Gedächtnismahl mit seinen Aposteln eingesetzt, und es war gerade vor seiner Festnahme und seinem Tode. Anlässlich dieser letzten Ermutigung und Stärkung seiner Apostel war er sehr vertraulich, und doch verneinte er nicht, dass sie dennoch Sklaven waren. Fünf Verse später erinnert er sie an das Verhältnis des Meisters zum Sklaven: 'Behaltet das Wort im Sinn, das ich euch sagte: Ein Sklave ist nicht grösser als sein Meister. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort beobachtet haben, werden sie auch das eure beobachten.' Somit schied er den Ausdruck Sklave nicht aus, sondern zeigte, dass seine Nachfolger, wiewohl Sklaven, doch auch seine Freunde waren. Es war nicht die übliche kalte, formelle Beziehung des Meisters zum Sklaven, denn ausser dieser gesetzlichen Beziehung waren sie auch enge Freunde. Aber diese Freundschaft merzte die Tatsache nicht aus, dass Christen nicht sich selbst gehören, sondern mit einem Preis erkauft wurden und Sklaven Christi sind."

Der famose Herr Ussher
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. Oktober 2012 01:41
Vor sechzig Jahren
Es ist eine beiläufige Bemerkung in „Erwachet!" vom 22. 10. 1952. Und außer dieser Beiläufigkeit geht „Erwachet! auf die mitgeteilte Substanz nicht näher ein. Dennoch verdient diese beiläufige Bemerkung, im Kontext der „Philosophie" der Zeugen Jehovas, durchaus eine gewisse Beachtung:
"Erwachet!" notiert:

„Im Jahre 1654 erklärte Erzbischof Ussher von Irland allen Ernstes, er sei nach eingehendem Studium der Heiligen Schrift zum Schlusse gekommen, dass der Beginn der Schöpfung auf den 26. Oktober 4004 v. Chr., morgens 9 Uhr falle. ... wurde diese Behauptung in die Fussnoten der King-James-Bibel aufgenommen und beeinflusste bald die religiösen Lehren. Die sektiererische Christenheit im allgemeinen bekannte sich dann zur Anschauung, dass die Erde und all ihre charakteristischen Merkmale nicht mehr als 6000 Jahre alt seien."

Lange Jahre war es danach, seitens der WTG um dieses Usher-Zitat relativ still. Jäh wurde diese Stille unterbrochen, als die WTG beliebte ihre 1975-These auf den „Ententeich" zu setzen, in ihrem Buch „Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" (englisch 1966, deutsch 1967).
Von Anfang an, war diese These mit „Zweideutigkeiten" gespickt; stets nach einem „Hintertürchen" schielend. Es sei alles nicht so gemeint gewesen. Und wer es geglaubt, sei doch letztendlich selber Schuld gewesen, wissen heutige Zeugen zu vermelden. So ganz unrecht haben sie mit der These wahrlich nicht. Wer sich für die WTG etwa in Malawi, Hitlerdeutschland und Ostdeutschland „verheizen" ließ, oder im Falle der Fälle auch für die WTG-Blutdoktrin, der ist in der Tat letztendlich selber Schuld, weil er nicht die Kraft findet, den WTG-Rattenfängern den Laufpass zu geben.

Zu Ussher zurückkehrend. Für ihr 1975-Datum bemühte die WTG als Startdatum 4026 v. u. Z.
Ussher's Startdatum, 4006 v. u. Z., wäre gemäß dieser „Philosophie" mit dem Jahre 1996 identisch. Weder das eine, noch das andere Datum indes hat eine Erfüllung im Sinne des Erwartungshorizontes der Zeugen Jehovas gebracht. Als Ussher 1966/67 wieder neu kreiert wurde, da ganz im Sinne einer Hinhaltetaktik, als „Kleingedrucktes", bei dem wie auch bei anderem „Kleingedrucktem" im säkularen Leben, die marktschreierischen, in großen Lettern propagierten Köderthesen, faktisch wieder zurückgenommen werden. Der Fisch soll ja wohl den Köder schlucken. Mehr auch nicht. Sein Schicksal ist das, anschließend geschlachtet zu werden. In beiden Fällen.
Zur Gedächtnisauffrischung nachstehend noch mal nachstehend der „Eiertanz" der WTG in Sachen Usher aus ihrem oben genannten Buch:

Da kam der WT „ins Schwitzen"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. November 2012 00:17
Vor sechzig Jahren
Da muss sich der „Wachtturm" aber ganz schön winden, in seiner Rubrik Fragen von Lesern" des WT vom 1. 11. 1952. Bekanntlich gibt es gemäß WTG-Auslegung nur 144.000 „Mitregenten des Christus". Setzt man diese Zahl in den Kontext 2000 Jahre tatsächliches Christentum, kommt man doch nicht umhin, dass als eine geringe Zahl zu werten.

Bekanntermaßen hilft man sich dabei mit der „Abfalltheorie". Ja sagen, die selbsternannten „Tugendwächter". Dabei handele es sich zum größten Teil um „Schein-Christen", aber keine wahre Christen. Der Hinweis auf Kreuzzüge und ähnliches, soll dann diese Argumentation „komplett" machen. Schwieriger indes erweist sich aber die Phase des Urchristentums. Die kann man ja schwerlich in das Raster „Kreuzzüge und Co" hineinpressen. Und so kommt denn der WT in Kommentierung einer selbst gemachten unüberlegten Aussage, auch arg ins schwitzen. Da will ein Fragesteller wissen:

„Gemäss dem Artikel 'Gehasst um Seines Namens willen' aus dem 'Wachtturm' vom 15. Oktober 1952 starben Hunderttausende von Christen in den 'zehn Verfolgungen', welche zur Zeit Neros begannen in Ägypten allein während einer der Verfolgungen 144.000. Wie kann dies in Einklang gebracht werden mit der beschränkten Zahl von 144.000, die die Bibel in bezug auf die Glieder des Leibes Christi erwähnt …"

In seiner Antwort sucht sich der WT wie folgt herauszuwinden:

„Der Artikel hat nicht mit irgendwelcher Endgültigkeit die Personen klassiert, die während jener Verfolgungen umkamen, sondern sprach von den Auswirkungen mehr im allgemeinen. Man beachte, dass in dem in der Frage erwähnten Fall eine erklärende Einschränkung gemacht worden ist: 'In der Provinz Ägypten allein starben im Laufe dieser Verfolgung 144.000 solcher sich zum Christentum Bekennenden durch gewaltsamen Tod, dazu 700.000, die als Folge von Erschöpfung starben, in die sie die Verbannung oder öffentliche Zwangsarbeit brachte.' Die Opfer werden als 'sich zum Christentum Bekennende' identifiziert, also nicht als eigentliche Christen. Manche dieser Personen mag die Welle der Verfolgung erfasst, doch mögen sie niemals tatsächlich die Wahrheit gepredigt haben oder den Fusstapfen Jesu gefolgt sein, da sie nur Leute waren, die Christen zu sein bekannten …"

Eine Lücke in der Bestimmung gefunden
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. November 2012 00:57
Vor sechzig Jahren
Über einen Sieg in den USA für die Zeugen Jehovas, nach langjährigem juristischen Kampf, berichtet „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 11. 1952.
Festzustellen ist, dass dortige Richter voll vor dem Philosophieersatz Religion kapitulierten. Wenn auch erst nach langjährigem Kampf. In der gerichtlichen „Kapitulationsurkunde", wird denn auch der vermeintlich positive Wert des Christentums hervorgehoben. Und weil das so sei (zumindest in den Augen der urteilenden Richter), könne man den Zeugen Jehovas auch keine Steine in den Weg legen.

Als dieser Sieg noch nicht errungen war, da drehte es sich um den folgenden Sachverhalt, laut dem Bericht von „Erwachet!"

„Vor mehr als zwanzig Jahren kam in Green River (Wyoming) ein Hausierergesetz zustande. Seither haben zahlreiche Gemeinden im ganzen Lande ähnliche Verordnungen erlassen, die das Vorsprechen an den Türen ohne vorherige Einladung verbieten, und diese Verordnungen wurden dann auf Wanderprediger angewandt. …

In der Folge:

Mit der Verhaftung der beiden Zeugen Jehovas Elsie McCready und Lillian Lawson von Denver (Colorado) in Cheyenne (Wyoming), auf Grund eines solchen „Green-River"-Gesetzes, lebte der Kampf wieder stärker auf und es schien, dass die letzte Runde gerade im Staate, wo diese Verordnung geboren wurde, zur Austragung kommen sollte.

Die Angeklagten, die zwar von den Wohnungsinhabern nicht eingeladen worden waren, sie zu besuchen, erklärten dem Besitzer des Apartmenthauses und der Polizei, als diese von ihnen verlangten, mit Predigen aufzuhören, dass dieses Gesetz auf sie keine Anwendung habe, weil sie Evangeliumsdiener und keine Reisenden oder Hausierer seien. Trotz dieser Erklärung wurden sie verhaftet und unter Anklage gestellt. Zu ihrer Verteidigung wurde darauf hingewiesen, dass die Green-River-Verordnung von Cheyenne nicht angewandt wurde auf Personen, die für die Gemeindekasse, das Rote Kreuz und andere loyale Wohltätigkeitseinrichtungen von Tür zu Tür gehen, und auch nicht auf Geistliche, die bei allen Leuten oder ihren Gemeindegliedern vorsprechen, ohne vorher eingeladen worden zu sein.

Der Wirkungsmechanismus von Diktaturen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. November 2012 00:35
Vor sechzig Jahren

In „Ähnlicherweise werden heute einige des Wartens müde, und sie denken, etwas sei mit dem ‚treuen und verständigen Sklaven' nicht in Ordnung, weil die Ereignisse nicht so eintraten, wie dies nach ihrer Auffassung sein sollte."

Diese Klage kann man im „Wachtturm" vom 15. 11. 1952 lesen und folgerichtig trägt der diesbezügliche Artikel die Überschrift „Loyalität – die Prüfung". Er ist ganz auf die Stärkung der eigenen Autoritätsansprüche hin konzipiert.

Das ist wohl ein Merkmal aller Diktaturen, man konnte es auch in der seinerzeitigen DDR gut beobachten. Vergleicht man deren Zahl an hauptamtlichen Mitarbeitern ihrer Staatssicherheit, zu Beginn der DDR mit der Zahl am Ende der DDR, stellt man eine gigantische Aufblähung dieses Apparates fest. Das ist offenbar eine Gesetzmäßigkeit, vor der kein diktatorisches Regime gefeit ist, es sei denn man würde sich zu Grundsätzen wirklicher Gedanken- und Meinungsfreiheit durchringen.
Es gibt aber offenbar auch noch einen anderen Weg, den man besonders gut bei den Zeugen Jehovas studieren kann. Und das wäre der Weg der Festigung der eigenen Reihen, durch die Bedrohung von außen. Ist solch eine Bedrohungssituation erst mal gegeben, dann ersticken Fragen der eigenen Geschichte zur Bedeutungslosigkeit. So war es auch im Falle Zeugen Jehovas in Hitlerdeutschland und so war es auch um 1952, als die DDR-Bedrohung dieser Organisation voll nachwirkte, und sei es nur dadurch, dass Zeugen Jehovas als Flüchtlinge aus der DDR ihren Weg in die alte Bundesrepublik gingen. Insofern hatte die WTG auch um 1952 die Sache voll im Griff, ohne eines umfänglichen Repressionsapparates zu bedürfen. Den baute sie aber trotzdem auf, etwa in der Gestalt, mittels der um diese Zeit erfolgten massiven Verschärfung ihrer Thesen in Sachen Gemeinschaftsentzug.
Das aber um 1952 eine desolate Situation bestand, macht allein schon das eingangs gebrachte Zitat und seine Wiedergabe durch die WTG deutlich.

Wirklich kritisch wird es für sie auch erst dann, wenn über längere Zeit, der Feind von außen, als Schreckgespenst, nicht zur Verfügung steht. Dann, erst dann, vermögen ihre inneren Widersprüche einen gewissen Stellenwert zu erreichen.
Die WTG wäre nicht die WTG, würde sie nicht auch dann ihre Niederlagen in Siege umfälschen. Auch in oben genannten WT begegnet man solchen Elementen, und nachstehend sei noch etwas aus ihm zitiert:

In den unruhigen Zeiten von 1918 – 1922 gab es unter Gottes Volk ernst Prüfungen …
Durch seinen Richter im Tempel prüfte Jehova die Herzen seines Volkes und verwarf Tausende, weil sie selbstisch und illoyal waren. Nachdem sie durch die treue, gesetzliche leitende Körperschaft, die Watch Tower Bible and Tract Society, dreissig Jahre lang genährt und geleitet worden waren, sagten manche: ‚Jehova handelt auch durch andere Werkzeuge.' So konnten sie ihre eigenen selbstischen Interessen fördern. Die Loyalen hielten sich zur Organisation des Herrn. Sie erbrachten Beweise von seiner Leitung und widerstanden den Illoyalen. Sie verfochten Jehovas Wege, und obwohl der Kampf Jahre dauerte, gewannen ihn die Loyalen, und die Illoyalen wurden entfernt. Als Ergebnis gibt es Hunderttausende, die sich der Erkenntnis der Wahrheit erfreuen.

Ja, die Illoyalen hätten es verhindert, dass die Wahrheit dem Volke im allgemeinen zugekommen wäre, denn sie sagten:
‚Die Ernte ist vorüber, und des Herrn Werk ist getan. Nun müssen wir warten, um zum Herrn in den Himmel versammelt zu werde.'
Die Loyalen sagten:
‚Jehova offenbart noch weitere Wahrheiten. Das Werk ist nicht vorbei, und wir werden dieses Werk fortsetzen, ungeachtet euer Nachlässigkeit und euer Beschuldigungen, dass der Herr nicht durch die Wachtturm-Gesellschaft handle.'

Im Glauben, dass die Wahrheit ihnen gehöre, gingen die Illoyalen weg und suchten weiteres Licht hervorzubringen, aber der Funke, den sie hatten, erlöschte, so wie alle vom Hauptfeuer getrennten Funken erlöschen. Sie entschwinden in der Luft; ebenso erging es den Illoyalen.
Die Loyalität aller Zeugen Jehovas wird auf diese oder jene Weise auf die Probe gestellt. Oft sind es die kleinen Dinge, die zur Prüfung dienen. Nicht nur gab es eine Prüfungszeit von 1918 bis 1923, sondern sie hat seit jenen Tagen weitergedauert, denn grosse Verfolgung begann im Jahre 1933 über die Gemeinde der Christen in Deutschland zu kommen, und dies durch die nun von der Bildfläche verschwundene und entehrte Nazi-Organisation. Denn von 1939 an bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges kam die grösste Verfolgung, die Gottes Volk je auferlegt wurde, und dies in sozusagen allen Teilen der Welt; aber die Treuen blieben dem Willen Gottes gegenüber loyal. Der grosse Kampf zwischen den Nationen bot den falschen Religionisten die Gelegenheit, die sie haben wollten, um ihren Hass an Gottes Auserwählten auszulassen, und schrecklicher Schaden war die Folge. Die Gehorsamen aber waren in Wahrheit der Handlungsregel Jehovas gegenüber loyal. Sie weigerten sich, Kompromisse zu machen, sich zu unterwerfen oder von der Wahrheit abzuweichen. Sie waren loyal.

Man vergleiche mal das Zeugen Jehovas-Schrifttum zur Zeit der schlimmsten Nazi-Repression , und man kann auch erkennen, wie in ihr die Dogmatiker die Oberhand hatten. Dann aber wohl auf beiden Seiten der „Barrikade".

Re: Vor sechzig Jahren / heute
geschrieben von:  Frau von x
Datum: 16. November 2012 12:33

Drahbeck
Vor sechzig Jahren

In „Ähnlicherweise werden heute einige des Wartens müde, und sie denken, etwas sei mit dem ‚treuen und verständigen Sklaven' nicht in Ordnung, weil die Ereignisse nicht so eintraten, wie dies nach ihrer Auffassung sein sollte."

Diese Klage kann man im „Wachtturm" vom 15. 11. 1952 lesen ..

Jedem der heute ebenso denkt dem sei aus dem WT mit den Sudienartikeln für November 2012 gesagt:
2 ... Jehova selbst übt schon lange Geduld. Er hätte dem Bösen jederzeit ein Ende setzen können, aber er wartet auf den richtigen Moment ...
5 Geduldig gewartet hat Jehova auch ... damit mehr Menschen ewiges Leben erhalten. ...
Wem das vorigen Sonntag noch nicht genug war, darf sich diesen weiterhin (ver)trösten lassen:
4 ... Heute, so kurz vor dem Ende dieses Systems, ist eine Tätigkeit wichtiger denn je: Wir müssen darauf hinweisen, wie man von Jehova gerettet werden kann. Als Christen "beharrlich zu wachen" heißt nicht, immer wieder auf die Uhr zu schauen. Und es ist sogar gut für uns, dass wir Tag und Stunde nicht kennen . ...
10 ... Hat man alle Hände voll zu tun, schaut man nicht ständig auf die Uhr und die Zeit scheint wie im Flug zu vergehen. Wenn wir völlig in der so begeisternden Aufgabe, mit der uns Jehova betraut hat, aufgehen, kommt "jener Tag und jene Stunde" womöglich schneller als erwartet. ...
19 ... Tag und Stunde, wann Jehovas Tag kommt, wissen wir noch immer nicht. Und eigentlich brauchen wir das ja auch gar nicht. ... So lange wir ganz und gar auf Jehova vertrauen und sein Königreich allem voranstellen, werden wir niemals enttäuscht werden. Da können wir ganz sicher sein (...).
(WT vom 15.SEPTEMBER 2012)

Re: Vor sechzig Jahren / heute / ... in sechzig Jahren?
geschrieben von:  X ~ mysnip
Datum: 17. November 2012 09:49
2012 im WACHTTURM:

WT 15. September
Jehova selbst übt schon lange Geduld ...

2006 im WACHTTURM:

1. Februar S. 17
NEHMEN WIR UNS AN DER GEDULD JEHOVAS EIN BEISPIEL

2012 im WACHTTURM:

15 .September
Geduldig gewartet hat Jehova ...

2007 im WACHTTURM:

1. März Seite 17
Mit Freude auf Jehova warten

2004 im WACHTTURM:

1. Oktober Seite 20
Mit was für einer Einstellung wartest du?

1998 im WACHTTURM:
1. Juni Seite 5
Warte geduldig

Mitten in der Politik gelandet
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. November 2012 02:39
Vor sechzig Jahren

„Wenn Asien rot wird, müssen die Amerikaner einen Teil der Schuld dafür auf ihr eigenes Konto schreiben."

Diesen Schlusssatz liest man in einem „Warum Asien sich dem Kommunismus zuwendet" überschriebenen Artikel in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 11. 1952.
Weiter meint „Erwachet!"

„Im Grunde genommen ist das Interesse des Kommunismus an der Verteilung des Bodens unter die hungrigen Bauern nur eine taktische List. Sie wird lediglich gebraucht, um die Macht zu erlangen. Sitzt einmal die kommunistische Regierung fest im Sattel, so beginnt die Abschaffung des Privatbesitzes. Ihre Politik, abgesehen von einem betrügerischen Gesetz über Bodenreform, kann dem Bauern nichts bieten als ein Diktatursystem und einen jahrzehntelangen technischen Stillstand.
Aber man sage dies einem hungrigen Menschen. Sprich zu ihm von der herrlichen Freiheit der Demokratie und der Gefahr, vom Kommunismus versklavt zu werden - und er wird dir ins Gesicht lachen. Die Demokratie kommt zum Hungrigen in Form von Brot. Er kann
 sich weder von Kanonen noch von Flugzeugen oder Bomben sättigen. Leere Versprechungen als Ersatz für Nahrung und Taten ekeln hungrige Menschen an."

Weiter liest man unter anderem:

„Das gewöhnliche Volk Asiens hat das Vertrauen zu Amerika verloren. Sie sagen, die Amerikaner sind nicht anders als andere weiße Völker". Geldverleiher und Grundherren sind nicht beliebt. Eine Nation, die die Kuomintang, von welcher Überreste auf Formosa weiterexistieren und die jahrelang die Armen unterdrückt hat, unterstützt, oder die reichen Grundherren in Französisch-Indochina, in Ägypten, Indien und Afrika, unterstützt auch die schlechten Lebensbedingungen der Bauern, die Armut, das Analphabetentum, Hunger und Krankheit. Die Asiaten haben allen Grund, skeptisch zu sein."

Vorstehende Ausführungen in dieser Zeugen Jehovas-Zeitschrift, laufen doch wohl, gemäß ihrer eigenen Interpretation, unter dem Firmenschild „neutral".
Sicherlich ist zu registrieren, dass da beide Seiten ihr „Fett abbekommen". Dennoch muss die Frage gestellt werden. Ist es Aufgabe einer Religionsgemeinschaft sich derart „aus dem Fenster zu hängen"? Weitere Frage. Wie glaubt man denn; sind diese Ausführungen bei den Adressaten „angekommen". Nun, das eine kann man wohl sagen. Auf kommunistischer Seite als „hinterhältige Propaganda", als „heimtückischer" Versuch, antikommunistische Politik zu stabilisieren. Auf der Gegenseite hingegen kostet diese Argumentation eher ein „Lächeln". Sie lässt es ja beim „beschreiben des Istzustandes" bewenden. Reale Ansätze, diesen „Istzustand" wirklich zu verändern gibt es nicht. Man beschränkt sich wirklich nur darauf, als „Seufzer der bedrängten Kreatur", wie Marx das nennen würde, diesen als Wasser auf die eigenen Religions-Opiums-Mühlen zu lenken.

Auf jeden Fall ist man mit diesen Ausführungen „mitten in der Politik" gelandet. Und wer sich wundert, dass angesichts dieser Politik, die WTG-Organisation von kommunistischer Seite hart angefasst wurde, der ist entweder blind, oder eben parteiisch (antikommunistisch) eingestellt. Was man sät, das erntet man auch!

Re: "Leere Versprechungen als Ersatz ... "
geschrieben von:  X ~ mysnip
Datum: 24. November 2012 12:14
Der WACHTTURM vom 15. November 1990:

Seite 7
Jehovas Zeugen helfen den Menschen, ihr Vertrauen auf Gott zu setzen ... Vertrauen in seine Verheißung, eine neue Welt herbeizuführen ...
,Ein Autor hat einmal gesagt: ,,Ein Armer, der nichts im Magen hat, benötigt Hoffnung ... mehr als Brot."

Die WTG 1925 in ihrem Werk DAS VOLLENDETE GEHEIMNIS:

Seite 295
Der Anbruch des Millenniums ... ist nahe ...

ERWACHET 22.11.1952
„Leere Versprechungen als Ersatz für Nahrung und Taten ekeln hungrige Menschen an."

„Streitfragen" die bei Jehovas Zeugen Konjunktur haben
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. Dezember 2012 00:36
Vor sechzig Jahren
Es ist wieder einmal eine jener beiläufig eingestreuten Thesen, durch die der „Wachtturm" vom 1. 12. 1952 „glänzt". Liest man doch dort:

„Bisweilen lassen Christen zu, dass törichte Argumente zwischen ihnen aufkommen, zum Beispiel über Dinge wie Diät. Einer wird behaupten, eine vegetarische Kost sei die beste, und alle Christen sollten daher vegetarisch leben, während ein anderer darauf besteht, dass Fleisch unerlässlich sei …"

Eines wird man wohl einräumen müssen. Die heutige offizielle WTG hält sich aus Streitfragen vorgenannter Art weitgehend heraus. Das aber, ist nur die halbe Wahrheit. In der Gemeindeebene-Struktur kursieren vorgenannte und vergleichbare Streitthemen in durchaus beachtlichem Umfang. Symptom dafür auch (unter anderem) das Regenbogenblatt „Heim und Welt" mit seiner starken Frequentierung des dortigen Kleinanzeigenteils durch Zeugen Jehovas (besonders stark ausgeprägt in der Vor-Internetzeit. Hat letztere Tendenz vielleicht etwas nachgelassen, ist festzustellen. Auch im Internet gibt es analoge Angebote - Reichlich!) Da suchen die Konsumenten über Kontaktanzeigen ähnlich gesinnte aus ihrem Milieu zu gewinnen. Und das ganze (im Fall „Heim und Welt") umrahmt von einem „Ambiente" zwischen Jenseitakrobaten, Fürstenhof-Berichterstattern und allerlei sonstigen Geschäftemachern mit der menschlichen Dummheit. Egal was man da jetzt nennt. Selbsternannte „Hellseher", Kartenleger, Astrologen und Geistesverwandtes. Dieser „Humus" ist offenbar für Jehovas Zeugen keineswegs „abschreckend"; sondern in der Praxis fühlen sie sich sogar magisch von ihm angezogen.

Nun ja, der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm!
Hatte doch schon Russell nebst Rutherford, allerlei technischen Fortschritt vermeintlicherweise als von der Bibel „vorhergesagt" in Kaffeesatzmanier aus letzterer herausgelesen. Viel Unterschied zwischen Kaffeesatzlesen und der „Theologie" der Zeugen Jehovas, ist ohnehin, zumindest für deren Anfangszeit, nicht zu registrieren.

Dann verwunderte es auch überhaupt nicht, die Zeugen Jehovas in den dreißiger Jahren auf Seiten der militanten Impfgegner wiederzufinden. Wer desweiteren „Weintraubenkuren" als eine Art „Allheilmittel" anpreist (so geschehen im „Goldenen Zeitalter" der Bibelforscher), der hat dann überhaupt keine Berührungsängste mehr, um im Streit zwischen Schulmedizin und Heilpraktikern, für letztere Partei zu ergreifen. Und so findet man von jener Spezies auch etliche in den Reihen der Zeugen Jehovas wieder. Deren Geschäft floriert - ohne Zweifel. Man kann es im Buch von Margarete Huber nachlesen; aber auch in dem des Max Hollweg. Im KZ seine ersten Erfahrungen diesbezüglich sammelnd, wurde so aus dem früheren Maurer Hollweg, der Heilpraktiker Hollweg. Am „Hungertuch" hat er dabei (nach 1945) sicherlich nicht genagt. Stolz präsentiert er denn auch in seinem Buch sein staatliches Haus im Bild. Das letzteres etwa mit hohen Schulden belegt sei, ist indes nicht überliefert.

Das ist schon aus dem Grunde nicht der Fall, weil auch er über mangelnde Kundschaft aus den Reihen der Zeugen Jehovas, in seiner aktiven Heilpraktikerzeit, sicherlich nicht zu klagen brauchte. Selbst im Bereich der DDR-Zeugen Jehovas gab es solche Heilpraktiker, die finanziell wie die Made im Speck leben konnten, bis zu jenem Tage, als die Stasi sie mal näher unter die Lupe nahm. Da war es dann allerdings aus, mit dem weiteren „im Speck leben".
In diesem Kontext ist die eingangs genannte Streitfrage, wie man es denn mit dem Vegetarismus so halte, noch eine der unbedeutendsten!

Alighiero Tondi
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. Dezember 2012 00:20
Vor sechzig Jahren
Über die Wahlen in Italien des Jahres 1952 berichtet „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 12. 1952. Tenor der Berichterstattung, dass die Chancen der von den USA favorisierten Christdemokraten nicht die besten seien. Sie gewannen die Wahlen zwar mit Ach und Krach, aber eben doch äußerst knapp. In diesem Zusammenhang kommt „Erwachet!" auch auf den Fall des Alighiero Tondi zu sprechen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Alighiero_Tondi
Selbiger hat sicherlich auch einige Brüche in seiner Biographie aufzuweisen.
Der diesbezügliche Passus sei nachstehend einmal kommentarlos wiedergegeben.

„Während sich die Gewitterwolken am politischen Himmel immer mehr zusammenballten, nahmen die Ereignisse eine sensationelle Wendung. Am 25. April, genau ein Monat vor den Wahlen, veröffentlichte die kommunistisch angehauchte Römer Zeitung 'Il Paese' ein Interview mit 'Padre' Alighiero Tondi, 'einem der bekanntesten und einflussreichsten Mitglieder der Gesellschaft Jesu (Jesuiten) sowie der kirchlichen Kreise Roms und Professor an der Gregorianischen Päpstlichen Universität'. Darin kündigte dieser an, dass er nicht mehr länger Priester sei und sich von den katholischen Lehren losgesagt habe. Er vertrete von nun an die Weltanschauung und Politik der Kommunisten. 'Padre' Tondi erklärte, dass er der katholischen Kirche den Rücken gekehrt habe, weil er in all den Jahren, während denen er unter den Jesuiten studierte, nie einen positiven Beweis für die sogenannte 'katholische Wahrheit' erhalten habe.

Weiter im Text:

'Die Kirche', sagte Tondi, 'stellt die historische Einrichtung dar, die dem Menschen Glauben vermitteln musste, solange es unmöglich war, das Natur- und soziale Geschehen wissenschaftlich zu erklären. Aber diese Zeit ist vorbei. Dies ist der Grund, warum mir der Kommunismus schließlich als einzige Wahrheit erschien, die durch die exakteste Wissenschaft bewiesen ist. In der Geschichte der Kirche stehen bewunderungswürdige Opfer, die zwar selten sind, Seite an Seite mit endlosem Elend. Blutige Schlachten, Religions- und andere Kriege, Niedermetzlung von Protestanten wie der Waldenser. Päpste riefen fremde Armeen zu Hilfe, Gefängnis, Gewalt, ALLES WAR GUT GENUG, UM SICH IN DER MACHT ZU BEHAUPTEN [Hervorhebung redaktionell, nicht im Original]. Dies sind geschichtlich verbürgte Tatsachen. Es ist ein politischer Trick, dass angeblich keine Ansprüche auf das Reich dieser Welt gemacht werden, denn in Tat und Wahrheit bezahlt sie jeden Preis, um es zu gewinnen.'

Weiter im „Erwachet!"-Bericht:

Dieser fahnenflüchtige Priester definierte die katholische Politik wie folgt:
'Innerhalb der Kirche ist sie tyrannisch, ungerecht und vor allem alles andere als hilfreich und selbstlos. Die besitzlosen Volksmassen werden mit Worten getröstet, der Kapitalismus dagegen mit Taten. Riesige Skandale geschehen. Krasse Täuschungen kommen vor. In Rom, dem Zentrum des Katholizismus, leben unendlich viele in menschenunwürdigen Verhältnissen. Sozialreformen finden keinen Anklang. Versprechungen werden nicht erfüllt oder nur auf eine schlaue Weise, so dass die Grossen den Nutzen davon haben. Dies geschieht nur, um dem Volke Sand in die Augen zu streuen. Regierungsstellen werden an ungeeignete Personen vergeben, an eine Clique, die mit öffentlichen Geldern Schacher treibt … Die Folge sind Skandale und Unzufriedenheit überall.'
Diese Anklage eines ehemaligen Prälaten gegen den Katholizismus wirkte wie eine Bombe. Die klerikale Partei versuchte, die Wirkung von Tondis Amtsniederlegung abzuschwächen, indem sie ihn einen Heuchler nannte; aber die Kommunisten und ihre Verbündeten machten sie weit und breit bekannt und schlachteten sie während der Wahlkampagne zu ihren Gunsten aus."

Exkurs:
Zum Thema Tondi, meinte der katholische Publizist Erich Klausener in seinem Buch „Sie hassen Gott nach Plan" suffisant feststellen zu können, und diese Feststellung ist meiner Meinung nach, in erster Linie ein Armutszeugnis des Ostdeutschen Regimes. Kaum aber eine tatsächliche Entlastung der katholischen Kirche.
[Klausener, Sohn des von den Nazis beim sogenannten „Röhmputsch" mit ermordeteten gleichnamigen Zentrumspolitiker].
Jedenfalls notierte Klausener auch:

Von Alighiero Tondi, dem römischen Exjesuiten, der heute an der Humboldt-Universität doziert, versprach sich die antikirchliche Propaganda in der »DDR« großen Auftrieb. Aber sein Erinnerungsbuch »Die Jesuiten« brauchte nach verläßlichen Zeugen anderthalb Jahre, bis es alle Zensuren passiert hatte und 1961 im Aufbau-Verlag erschien. Die Zensoren waren über Zwirnsfäden gestolpert. Ihnen erschien Tondis Deutung der faschistischen Ära Italiens nicht linientreu genug. Schließlich ließen sie sich die russische Übersetzung aus Moskau kommen und mußten feststellen, daß die sowjetrussischen Zensoren alle Stellen passieren ließen, die in Berlin Kopfschmerzen machten. So gaben auch die Pankower Zensoren ihren Segen, wenn auch nicht ohne Kopfschütteln über die mangelnde Wachsamkeit ihrer Moskauer Kollegen."

Im Buch „Die Jesuiten" von Tondi selber gelesen. Zum Beispiel diese Sätze:

„Berüchtigte Regel 36:
"Jeder sei überzeugt, daß, wer unter dem Gehorsam lebt, sich von der göttlichen Vorsehung durch die Superioren so führen und leiten lassen muß, als wäre er ein Leichnam, der sich auf jede Weise drehen und wenden läßt; oder der Stab eines Greises, der dem, der ihn in der Hand hält, überall und zu jedem Gebrauch dient."
(S. 157)

Weiter in seinen Wertungen:

„Wir haben bisher die Haltung der katholischen Kirche bis zum Ende des Mittelalters und darüber hinaus in ihrem Wesen untersucht. Jetzt kommen wir zur modernen Zeit. Die Kirche stellt sich den französischen Revolutionären entgegen, schlägt sich auf die Seite der reichen und privilegierten Gesellschaft, schließt Freundschaft mit den rückständigsten Regierungen, mit dem militaristischen Preußen, mit dem Aufklärer und Freimaurer Fürst von Metternich, mit dem ketzerischen Zaren von Rußland; sie tritt der Heiligen Allianz bei, widersetzt sich mit allen Kräften der Einigung Italiens und ruft Österreicher und Franzosen zum Kampf gegen die Italiener.
Kaum tauchen sozialistische Lehren auf, kaum zeigen sich Anfänge der Arbeiterbewegung, werden sie schon von der Kirche scharf bekämpft."

Oder auch dieses Votum:

„„Die Aktionäre der Tageszeitung »Germania', des Zentralorgans dieser Partei (das heißt der katholischen Partei), waren Fürsten, Barone, Bankiers; der Hauptaktionär war von Papen. Die hervorragendsten Führer der Partei waren Brüning und der Führer der katholischen Gewerkschaften, Stegerwald. Ihr Vorsitzender war ein erbitterter Konservativer: der Priester Kaas, ein Mann, der dem Papst nahestand ... Es ist nunmehr eine erwiesene Tatsache, daß die katholische Zentrumspartei dazu beitrug, Hitler den Weg zu bereiten. Die Hilfe, die von Papen Hitler gewährte, war ziemlich groß. Aber es gab wichtige Gründe für die Unterstützung der Nationalsozialisten. Der Heilige Stuhl hoffte nämlich, daß es ihm gelänge, ein vorteilhaftes Konkordat mit ihnen abzuschließen."

Auch nicht zu vergessen dieser Satz:

„Es ist eine Tatsache, daß niemals eine Verurteilung, niemals eine Exkommunizierung gegen das Regime Hitlers ausgesprochen worden ist, nicht einmal, als dieser und seine Partei in den Konzentrationslagern Millionen von Menschen umbrachten."

Was nun den von den Nazis mit ermordeteten Vater von Klausener anbelangt, ist sicherlich die Aussage von Ruppel beachtlich (Helmut Ruppel und andere Hrsg „" ...stoßet nicht um wetlich Regiment"
Ein Erzähl- und aus Arbeitsbuch vom Widerstehen im Nationalsozialismus"

„Selbst als im Juni 1934 bei der Niederschlagung des angeblichen Röhm-Putsches auch der Führer der katholischen Aktion, Klausener, ermordet wurde, schwieg die katholische Kirche. Zu den zahlreichen Folterungen und Ermordungen von Kommunisten und Sozialisten sowie konservativen Konkurrenten der NSDAP schwieg sie ebenfalls, wie auch die evangelischen Kirche."

„Führer befiehl ..."
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. Dezember 2012 00:08
Vor sechzig Jahren
„Gott ordnete nicht an, dass der Mensch sich selbst regieren sollte."
Diesen flotten Satz liest man auch im „Wachtturm" vom 15. 12. 1952.
Mit dem Selbstregieren ist das in der Tat so eine Sache. Man sah es auch in Deutschland in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg. Da kann es schon mal „hüh und hot" lang gehen. Etliche jener, die die Welt nun nicht mehr verstanden, trauerten in der Folge der Monarchie nach. Sie blieben aber doch eine nicht gestaltungsfähige Kraft.
Ganz anders sah es da schon mit einem auch durch US-Gelder aufgepäppelten Herrn und seiner „Bewegung" aus. Auch er war der Meinung, dass mit der „Weimarer Schwatzbude" bringt nichts. Ein neuer „starker Mann", sich selbst auch Führer titulierend, solle es nun bringen. Und da Geld die Welt regiert und er offenbar mehr davon zur Verfügung hatte, als seine Konkurrenten; gelang ihm schließlich der Aufstieg. Der „Führerstaat" war geboren.
"Führer befiehl - wir folgen dir", wurde nun skandiert. Wohin er denn führte, sah man zuletzt im Jahre 1945 in aller Deutlichkeit. Soviel Unterschied zwischen der Führerthese und der These, dass „Gott regieren soll", ist eigentlich nicht zu erkennen. Weder in der Theorie, noch in der Praxis. Da Gott schon seit Menschengedenken für menschliche Augen unsichtbar ist; zumindest für jene, die es mit der Ratio halten; bedarf es wohl wieder einmal vermeintlicher „Übersetzer des göttlichen Willens". Die kann man in der Tat, so man möchte, tatsächlich sehen. Da diese „Übersetzer" „menschliche Quasselbuden", wie Parlamente beispielsweise, grundsätzlich negieren, läuft letztendlich alles auf einen neuen „Führerstaat" mit etwas abgewandeltem Etikett, als „Theokratie" oder Priesterherrschaft hinaus

Lobten die einen beim Führerstaat seinen vermeintlichen Autobahnbau noch rückblickend, mit verklärtem Gesicht. So finden auch die anderen für ihren Führer-Theokratie-Staat nur verklärte Worte. Beide stehen letztendlich, sich fast wie ein Ei das andere gleichend, auf der Seite der tatsächlichen Feinde der Menschheit.
Waschbären „machens möglich"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. Dezember 2012 02:50
Vor sechzig Jahren
Wer denn glaubt (glauben w i l l), dass der Löwe dereinst sich nur von Stroh ernähren soll, der ist natürlich begierig auf alles, was denn seine These zu bestätigen scheint. Das kennt man ja schon von den lieben Kinderlein, die bei einem spannend vorgelesenen Märchen, förmlich gebannt sind.
Offenbar glaubte die WTG auch ihren „Kindern" wieder mal etwas in ähnlicher Richtung anbieten zu sollen. Ach ja, wenn alles so einfach nur währ auf dieser Welt, wie es die WTG-Waschbär-Story meint vermelden zu können. Aber urteile jeder selbst.

Damit das Gemüt der durch uneffektives „Klinkenputzen" als frustriert zu bezeichnenden Mehrheit der Zeugen Jehovas, etwas aufgehellt werden möge, gibt die WTG in „Erwachet!" vom 22. 12. 1952 die nachfolgende Story zum besten:

„Eine junge Waschbärin kam an meine Küchentür. Ich warf ihr einen Pfannkuchen zu, den sie sofort nahm … Dann gab ich ihr ein wenig Schokolade, was sie auch nicht verschmähte. Als nächstes setzte sie sich zufrieden auf meine Knie, streckte alle Viere von sich und zeigte nicht die geringste Furcht. Dies alles geschah beim hellen Tageslicht … Am Abend darauf erwarteten wir sie wieder, aber an Stelle der Bärin kam ein grosses Waschbärenmännchen. Alles wiederholte sich beinahe genau gleich, ausgenommen, dass es wegen seines Umfanges nur die Vorderpfoten auf meine Knie legen konnte." …
Mit einem Waschbären hat man immer Kurzweil. Man lernt sich auf die unmöglichsten Dinge gefasst machen. Es sind anhängliche Tiere, und wir werden ziemlich sicher auch in Gottes neuer Welt der Gerechtigkeit nicht ohne sie sein."

Kommentarserie 1951

1952

Kommentarserie 1953

 

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