Kommentarserie zusammengefasst 1951

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl)

Titelbild-Wechsel, Werner Liebig, China, Ostdeutschland Verbot, Spanien, Keine Pazifisten, Weltraumfahrt, Obrigkeitslehre, „Gelbe Gefahr", Polen, 1260 Tage, 1290 Tage, 1335 Tage, Talmud, MacArthur, Bluttransfusion, Weihnachten, Kanada, Pasturzak Michal, religiöser Antisemitismus

 

Titelbild-Wechsel - Harmagedon-Beginn 1914? - Die "neuen Fürsten"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. Januar 2011 03:45
Vor sechzig Jahren
Titelbild-Wechsel
Harmagedon-Beginn 1914?
Die "neuen Fürsten"
Mit dieser Ausgabe erfolgt ein Wechsel des "Wachtturm"-Titelbildes.
In der Schweizer Ausgabe des "Wachtturms" war das neue Titelbild schon mit der Ausgabe vom 1. 11.50 übernommen worden.



Eine lapidare "Leserfrage" im "Wachtturm" vom 1. 1. 1951.
Da wird gefragt:

"Kann gesagt werden, Harmagedon habe 1914 damit begonnen, dass Satan aus dem Himmel hinaus - und auf die Erde hinabgeworfen wurde -?"

Selbstredend verneint der WT dies. Indes so abwegig ist diese Fragestellung ja nicht. Auch versäumt er es bewusst, einen wesentlichen Sachverhalt diesbezüglich mit zu nennen.
Für Bibelforschergründer Russell, war 1914 der Schlusspunkt, dem er eine ganze Reihe anderer Daten vorangegehen liess. Etwa:
1874 = Ende von "6000 Jahre Menschheitsgeschite"
1878 = Verwandlung im Nun beim Tode zu himmlischen Leben.
Selbst ein Datum wie 1910 hatte er in sein System eingebaut; dass dann aber wie es soweit war, klammheimlich dem Vergessen überantwortet wurde.

Rutherford, sein Nachfolger hielt es erst mal mit dem lavieren. Andeutungsweise auf 1918 verschobene 1914-Erwartungen. Dann aber zum vermeintlichen "Befreiungsschlag" ausholend. 1925 war nun das neue Wunderdatum. Erst als für den letzten Blinden mit Krückstock sichtbar wurde. 1925 passierte wieder nichts in der erwarteten Art, da holte er als neues Zauberkaninchen aus seinem Zylinder wieder das Datum 1914 hervor. Diesmal aber abgewandelt. Nicht mehr die materiell-irdischen Erwartungen für 1914, die Russell einst propagiert sollten es sein. Sondern jetzt war von einem imaginären Kampf im Himmel die Rede.

Passend für seine Naivlinge. Den "nachprüfen" kann das ohnehin keiner. Wenn der eine oder andere da mal in einer schwachen Stunde rückfragen sollte. Und was ist das Ergebnis dieser vorgeblich "himmlischen Geschehnisse" bekommt er zur Antwort, so auch in dieser Leserfrage: Die Scheidung der Menschen in Schafe und Böcke. Also eine "Selbsterfüllung". Das progagieren der WTG-Lehre wird als "Erfüllung" verkauft.

Religion lebt schon seit eh und je vom Hoffen und Harren. Und es wäre wahrlich wunderlich, sollte er bei den Rutherford-Narren und Nachfolgern anders sein. Man braucht sich nicht zu wundern. Es ist nicht anders!

Noch einer anderen Lehre gibt dieser WT den Laufpass.
Gar wunderliche Dinge wusste einst Rutherford zu berichten. Mit "vollkommenen Radiostationen ausgerüstet", wurden Abraham, Isaak und einige Patriarchen noch mehr, von Jerusalem aus regieren, wenn sie denn "demnächst" von den Toten wieder "auferstehen". Und seine Rechnung ging auf. Kaum einer seiner Naivlinge protestierte dagegen. Sie wollten ja von vorne bis hinten belogen werden. Und sie waren bei Rutherford an der richtigen Adresse, der diesem ihrem Anliegen auch entsprach.

Natürlich muss dem allem schon ein gewisser Grad von "Glaubwürdigkeit" angehängt werden. Damit die "demnächst" auferstehenden Patriarchen nicht wohnungslos werden, und damit sie eine "angemessene" Residenz vorfänden, wurde schon mal im sonnigen Kalifornien ein entsprechendes "Haus der Fürsten" gebaut.

Warum das nicht in Jerusalem gebaut wurde? Darüber legte man sich keine sonderliche Rechenschaft ab. Vielleicht würden die "Patriarchen" dann mittels "Aeroplane" zwischen San Diego und Jerusalem hin- und herpendeln. Zum Schlafen in San Diego, zum "Regieren" in Jerusalem. Wer weiß? Aber mit solchen Feinheiten halten sich Gläubige ohnehin nicht auf.

Eine pompöse Villa über einen längeren Zeitraum leer stehen zu lassen. Das kann es doch wohl nicht sein, sagte sich auch Zauberkünstler Rutherford. Und so zog er dann schon mal selbst als vermeintlicher Verwalter für die Patriarchen dort ein.

Genau dieser Lehre wurde nun auf dem 1950er Zeugen Jehovas-Kongress in New York der Laufpass gegeben. "Fürsten" sollte es in der WTG-Terminologie zwar weiter geben. Nur sollten die nicht mehr auf die vermeintlich wiederauferstehenden Patriarchen am Sankt Nimmerleinstag beschränkt sein. Nein, so die neue Erkenntnis.

"Da sie (die WTG Funktionäre) einen ähnlichen Glauben offenbaren, spricht laut der Schrift nichts dagegen, dass er so viele von diesen 'andern Schafen' nimmt, als er brauchen mag, um sie zu 'Fürsten' auf der ganzen Erde zu machen."

Wie "verdauten" nun die Zeugen Jehovas diese neue Erkenntnis? Wie immer, muss man wohl sagen. Viele von ihnen waren ohnehin erst nach 1945 zu dieser Organisation hinzugestoßen. Das mit der Fürstenvilla war den allerwenigsten von ihnen bewusst. Und betrogene Narren wollen auch weiterhin belogen werden. Da war nun in Nebensätzen verpackt, das was ihrem Wunsch entsprach.

Schluckten alle das so runter? Die Mehrheit mit Sicherheit. Eine Minderheit indes war es durchaus ein Punkt zum Innehalten. Kamen dann noch ein paar mehr solcher Punkte zusammen, konnte daraus schon mal ein Scheidebrief für die WTG werden. Wie man dem Buch von Günther Pape "Ich war Zeuge Jehovas" entnehmen kann, war dieser Wechsel einer der Punkte für ihn, es sollten noch weitere hinzukommen, die auch ihn zum Nachdenken brachte.

Ostdeutsche Gerichtsurteile - Werner L...
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. Januar 2011 03:25
Vor sechzig Jahren
Ostdeutsche Gerichtsurteile
Werner L...
Kommentarlos zitiert "Erwachet!" In seiner Ausgabe vom 8. 1. 1951:

"Lebenslängliche Zwangsarbeit für ostdeutsche Zeugen Jehovas.
In einem Prozess, der Ende November in Dresden stattgefunden zu haben scheint, wurden 22 Zeugen Jehovas abgeurteilt, davon drei zu lebenslänglicher und die übrigen 19 zu insgesamt 149 Jahren Zwangsarbeit.
'Ostdeutsche Terrorjustiz auf Hochtouren', überschrieb die Basler 'National-Zeitung' diesen Bericht."

Nicht mit ausgeführt in diesem "Erwachet!"-Bericht. Einer der mit zu lebenslänglich verurteilten, der 1928 geborene Dresdner Werner L.... In seiner Stasiakte findet sich über ihn auch die vom 7. 6. 1949 datierte Angabe:

"Seit 2 Jahren tritt (L...) als Prediger der Zeugen Jehovas auf. In seiner Rede am 17. 5. 1949 äußerte er sich, daß die Weltlage mit einem Kasperltheater zu vergleichen ist und tat verhöhnende Äußerungen über das vielfach Ja, das in der Weltgeschichte verlangt worden wäre. Er zog eine Parallele zwischen 1933, wo daß Ja, wie er sich äußerte, nicht nur geschrieen, sondern gebrüllt worden wäre, und 1949, wo dasselbe getan wurde.
(L... ist ein typischer Vertreter der Zeugen Jehovas, die für sich jegliches Recht aller menschlichen Einrichtungen in Anspruch nehmen, aber nicht deren Gesetze anerkennen und nur die theokratische Herrschaft der Zeugen Jehovas als bindend erklären."

Das "Kasperltheater" schlug entsprechend zurück.
Lange Jahre musste L... seine Strafe absitzen, aber nicht lebenslänglich. Und so kam es denn, dass er nach seiner vorzeitigen Haftentlassung, in Folge des DDR-Mauerbaus zum Leiter der Zeugen Jehovas in der DDR, ernannt wurde. Erneute Konsequenz dessen, eine erneute Verhaftung im November 1965, mit erneuter Verurteilung, die nach einigen Jahren durch einen Freikauf in die alte BRD, ein Ende fand.
Zum genannten Werner L ... gibt es noch am 16. 1. einen "Nachschlag"

China - "Höhere Obrigkeiten" - Werner L...
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. Januar 2011 02:43
Vor sechzig Jahren
China
"Höhere Obrigkeiten"
Werner L...
Lange Jahre blieb abgesehen von Taiwan (Nationalchina), der volkreiche Staat China für die Zeugen Jehovas ein "weißer Fleck". Noch heute wird es nicht in den Jahrbuchberichten der Zeugen Jehovas separat aufgeführt, sondern pauschal weiteren Verbotsländern zugeschlagen. Lediglich im "Wachtturm" vom 1. 11. 1947 gab es mal die Meldung, dass WTG-Präsident N. H. Knorr, von den Philippinen kommend, nach Schanghai weiterreisen wollte. Widrige Umstände machten einen Strich durch die Rechnung. Das vorgesehene Flugzeug konnte wegen Motorschaden nicht starten. Die Ausweichroute nach Hongkong führte auch nicht zum Ziel. Denn dort angekommen, gab es keinen Anschlussflug in der zur Verfügung stehenden Zeit mehr.

Einer der wenigen Berichte über dieses China ist im "Wachtturm" vom 15. 1. 1951 enthalten. Man erfährt darin, dass es dort besonders in Schanghai um die 300 Zeugen Jehovas gäbe. Gemessen an der Größe des Landes, noch nicht einmal eine mikroskopisch dimensionierte Größenordnung. Angeführt dort von WTG Gilead-Missionaren. Die sollten aber alsbald im Gefängnis landen.
Erst später, nach ihrer Freilassung, hat die WTG dann ihr Schicksal marktgerecht mitgeteilt.
Immerhin ist es registrierenswert, dass schon zu Nazizeiten ein auf China bezüglicher Bericht über die Zeugen Jehovas vorliegt. Und zwar aus dem Jahre 1938 in der deutschsprachigen, in Schanghai erschienenen Nazigazette "Ostasiatischer Beobachter".

Wenn man den auf China bezüglichen Artikel in "Erwachet!" vom 8. 5. 1950 mit in die Betrachtung einbezieht, dann kann man in etwa nachvollziehen, dass die dortigen totalitären Kommunisten, nicht viel Federlesen mit den Zeugen Jehovas machen würden, was dann ja auch eingetreten ist. "Erwachet!" schrieb damals:

Chinas neue Demokratie wird geboren
Vom "Erwachet'."-Korrespondenten in China
UNTER einer "Demokratie" darf man nicht einfach, der blossen Wortbedeutung entsprechend, eine Volksherrschaft verstehen, eine Herrschaft die vom Volke und für das Volk ausgeübt wird. Die "Volksregierung" so mancher sogenannt demokratischen Länder ist nicht auf Grund von Wahlen zustandegekommen. Manchmal waren zuerst nur Guerillagruppen vorhanden, denen es gelang, sich zu einer schlagkräftigen Armee zu entwickeln, durch siegreiches Vordringen die Oberhand zu gewinnen, die bestehende Regierung zu verjagen und sich selbst zur herrschenden Macht aufzuschwingen. Daraufhin begrüsst man die siegreiche Partei als Volksbefreiungsarmee, die neue Regierung als Volksregierung, die neuen Gesetze als Volksgesetze und die neuen Gerichte als Volksgerichtshöfe. Nie zuvor in der Geschichte des Landes ist seinem Volk so stark zum Bewusstsein gebracht worden, über was es alles verfügt!

Welche Volksschichten eigentlich von der Volksregierung Nutzen haben, ist nicht so leicht zu ermitteln. Der einfache Mann aus dem Volke hat zweifellos nicht mitzureden. In seinem Besitz befinden sich weder Gewehre, noch Bajonette, noch Tanks, noch Flugzeuge; aber theoretisch hat er an allen Errungenschaften des neuen Regimes einen Anteil. Wirklich zu sehen bekommt er davon vorläufig nur die Wachtposten, die an fast jeder Strassenecke stehen und ihn daran gemahnen, dass er die neue Volksregierung zu schätzen wissen muss.

Mit dem vorliegenden Artikel möchten wir nun dem Leser im besonderen einen Ankömmling auf dem Gebiet der Weltdemokratie vorstellen, nämlich die "volksdemokratische Diktatur" Chinas. Stimmt, diese Bezeichnung ist merkwürdig; denn Demokratie und Diktatur sind doch gewöhnlich nicht beieinander. Aber wir werden später sehen, was mit dieser Zusammenstellung gemeint ist.

Das Emporkommen der "neuen Demokratie"
Auch die Nationalisten mit ihrer Kuomintang bezeichneten ihre Herrschaft grosstuerisch als "Demokratie", taten für das Volk aber sehr wenig. Wenngleich ihr Regime gewisse Freiheiten bot, diente es vor allem der Bereicherung von Generälen und ihren Angehörigen, von einigen Grosskaufleuten (die gewöhnlich mit den Generälen versippt waren), sowie von Staatsbeamten. Darum erhoben sich Gegenkräfte. War dies eine Volkserhebung? Eigentlich nicht. Hingegen verwirklichte es die ehrgeizigen Pläne eines Mannes bäuerlicher Herkunft, die Gegenpartei zum Sieg zu führen.

Im Jahre 1949 strömten die siegreichen Truppen dieses Bauernsohnes, Mao Tse-tung, über den Jangtse, den fliehenden Nationalisten hart auf den Fersen. Eine Grossstadt nach der anderen — Nanking, Tientsin, Schanghai, Hankau, Ningpo — fiel den Roten in die Hände. Im Herbst begannen sie einen neuen Vorstoss südwärts, in Richtung auf Kanton.

In Peking, das mittlerweile zur Hauptstadt Rotchinas erklärt worden war, machte sich nun ein umfangreiches Komitee der kommunistischen Partei an die Riesenaufgabe, den neuen Staat zu organisieren, der als Maos persönliches Geschenk für das chinesische Volk angesehen werden könnte. Will das Volk dieses Geschenk? Danach wird nicht gefragt. Wer es ablehnt, gilt als Reaktionär! Es ist äusserst schwierig herauszufinden, wie das Volk, dem der neue Staat angeblich gehört, über dies alles denkt.

Schanghai kurz nach der Besetzung
Als die kommunistische Volksbefreiungsarmee den Jangtse noch nicht überschritten hatte, waren die Einwohner Schanghais in ihrer Mehrzahl ganz bestimmt nicht für die Kommunisten, waren aber auch keine glühenden Nationalisten. Sie gingen ihrer täglichen Arbeit nach, ohne eine politische Überzeugung zu haben, und schienen der Ansicht zu sein, dass nicht sie über ihre Zukunft zu entscheiden hätten. Als dann die Volksbefreiungsarmee am 26. Mai 1949 Schanghai besetzte, war die allgemeine Haltung des Volkes ein stilles Zuwarten. Es würde wohl nicht viel schlimmer werden, als es vorher gewesen war.

Die Disziplin der Volksbefreiungsarmee war erstaunlich! Nirgendwo gab es Plünderungen und Übergriffe, und das öffentliche Leben nahm seinen Fortgang wie gewöhnlich. So machten die roten Truppen auf die Bevölkerung einen vorzüglichen Eindruck, während die Soldateska der Nationalisten schlecht ausgerüstet, zügellos und gemeingefährlich gewesen war, besonders kurz vor ihrem Abzug.

Kurze Zeit trieb der Schwarzmarkt neue Blüten, wurde aber schnell durch wirksame Massnahmen zur Bedeutungslosigkeit verurteilt, und zwar ohne die früheren nervenaufreibenden Methoden, wie polizeiliche Überfallkommandos mit Sirenengeheul, Razzien, Massenverhaftungen und Hinrichtungen. Statt dessen erhielten die Detektive unauffällig ihre Befehle und brachten die Tätigkeit des Schwarzen Marktes im Nu zum Stillstand. Vielleicht hatten die uniformierten Wachtposten, die ruhig an fast jeder Strassenecke standen, etwas mit der Ausführung dieser Befehle zu tun; aber es war nirgends zu sehen, dass sie eingriffen.

Auch weitere Massnahmen, wie über Geldumtausch und Preisregulierung, waren von solcher Art, dass das Volk sehr bald die Tüchtigkeit der neuen Verwaltung schätzen lernte. Ein Volksgerichtshof trat in Tätigkeit, der mit vielen kostspieligen Gepflogenheiten des Bürokratismus aufräumte und eher in freundschaftlicher Weise als Schlichtungsausschuss wirkte. Streitfälle wurden gütlich beigelegt; Entschuldigungen waren an der Tagesordnung; verhängte Strafen waren verhältnismässig mild; Hinrichtungen gab es keine.

In allen Zweigen des sozialen Lebens machte sich ein neuer Lerneifer bemerkbar. Auf den Polizeistationen wurden Tag für Tag Vorträge gehalten, um zu zeigen, welche Missstände eine korrupte Polizei, sowie ein erpresserisches, bestechliches System hervorrufen. Dass ein Polizist einen Kuli verprügelt, sieht man heute auf den Strassen nicht mehr, während es unter der Kuomintang-Verwaltung ein alltäglicher Anblick war.

Alle Schulen erhielten neue Lehrbücher. Die Schüler lehrt man die neuen patriotischen Lieder, die nun überall in der Stadt begeistert gesungen werden. Sie sind von geradezu religiöser Inbrunst, verherrlichen den neuen Staat und rühmen das Heldentum Mao Tse-tungs und der Volksbefreiungsarmee.

Während das Kuomintang-Regime keine Arbeiterversammlungen duldete, steht jetzt das Gewerkschaftswesen in Blüte. Für annähernd 3000 Arbeiter wird je ein Gewerkschaftsleiter ernannt, der nur dem Zentralen Volksregierungsrat verantwortlich ist. Die 3000 Arbeiter bilden mehrere Unterabteilungen, mit Unterführern, und zerfallen schliesslich in Gruppen von zehn bis fünfzehn Mann mit je einem Amtswalter. Diese Einrichtung wirkt natürlich nach zwei Seiten. Sie verhindert Übergriffe der Fabrikleitung, hält aber auch jeden Arbeiter streng unter Kontrolle, im Sinne des Zentralen Volksregierungsrates. Wenn er es nicht lernt, mit der neuen "Demokratie" zusammenzuarbeiten, wird er als "Reaktionär" entlassen.

Die Geburt der chinesischen Volksrepublik
Am 21. September 1949 erklärte Mao Tse-tung in Peking die "Politische Beratende Versammlung des chinesischen Volkes" für eröffnet und gab die Errichtung der chinesischen Volksrepublik bekannt. In seiner Ansprache nannte er als Bevölkerungsziffer Chinas die Zahl von 475000000, als Flächeninhalt die Zahl von 9 597 000 qkm. Er sprach von den Chinesen als einem kulturell hochstehenden Volk und sagte; "Durch Ausbau unserer Landesverteidigung wird künftig verhindert werden, dass die Imperialisten erneut in unser Gebiet eindringen. ... Wir werden nicht nur ein starkes Landheer, sondern auch eine starke Luftwaffe und eine mächtige Kriegsflotte haben. Die reaktionären Cliquen im In- und Ausland mögen vor uns zittern..... Der unerschrockene Geist und die Anstrengungen der chinesischen Völkerschaften werden es ihnen bestimmt ermöglichen, ihr Ziel zu erreichen."

Nun war die Geburt der Chinesischen Volksrepublik zur Tatsache geworden, und dieses Ereignis sollte in Schanghai und allen anderen befreiten Städten Chinas am 2. Oktober, dem Internationalen Friedenstag, festlich begangen werden. Schanghai traf hierfür gewaltige Vorbereitungen. Durch die ganze Stadt sollten sich riesige Umzüge, nachts mit Fackelparaden, bewegen. Auch die neue Landesfahne sollte an diesem Tage zum ersten Mal gehisst werden. Sie ist rot, mit einem grossen gelben Stern in der linken oberen Ecke, halbkreisförmig umgeben von vier kleineren Sternen. Der grosse Stern stellt die kommunistische Partei Chinas dar, die vier kleineren Sterne bezeichnen die Arbeiterschaft, das Bauerntum, den Mittelstand und das Bürgertum.

Aber die Festveranstalter hatten Pech, weil es vom 1. bis zum 3. Oktober ununterbrochen regnete; und d Schanghai in einer Schlammniederung am Zusammenfluss des Huangpu mit dem Jangtse liegt, standen innerhalb kurzer Zeit alle Strassen der Stadt unter Wasser, in den meisten Stadtvierteln einen halben bis einen Meter tief. Unter diesen Umständen beteiligten sich nur di ganz Unentwegten an dem Umzug, der sich fünfzehn Stunden lang in strömendem Regen durch die überfluteten Strassen bewegte. Als sich die Überschwemmung nach vier Tagen verlaufen hatte, gingen die Massenumzüge weiter.

Lässt sich mit Sicherheit sagen, dass die begeistert Stimmung bei diesen Umzügen ein Ausdruck der Freud des Volkes über den eigentlichen Anlass war? Wohl kaum. Die Vorliebe der Chinesen für Umzüge, gleich welchen Charakters, ist allzu gut bekannt. Grossartig Veranstaltungen werden nie verfehlen, dieses Volk in gewaltige Aufregung zu versetzen.

Warum eine "demokratische Diktatur"?
Gemäss den Worten Mao Tse-tungs wird die Diktatur nur gegenüber den Reaktionären in Tätigkeit sein indem diesen kein Recht auf Meinungsäusserung eingeräumt wird. Man wird keinerlei Opposition gegen die neue Chinesische Volksrepublik dulden.
Natürlich steckt alles an diesem Staat noch in den Kinderschuhen, und es wird hochinteressant sein, ihn heranwachsen zu sehen. Die Aufgaben, vor denen er steht, sind kolossal. Zum Beispiel ist gerade dieser Tage wieder eine starke Entwertung der Währung des neuen Staates gegenüber dem Dollar erfolgt.

Auch können wir nicht umhin, festzustellen, zu welch unpassender Zeit dieser
Neuling in die Welt gekommen ist und älter werden möchte. Das "männliche Kind" der grossen Theokratie ist nun sechsunddreissig Jahre alt und wird bald seine göttliche Macht gegen all die Demokratien, Diktaturen, Republiken und sonstigen Formen menschlicher Herrschaft in Bewegung setzen, um all die Kräfte, die ihrer eigentlichen Natur nach böse sind, zu zerschmettern, damit die Gutgesinnten aller Nationen unter den Theokratischen "neuen Hirnmeln" auf einem friedlichen Erdenparadies leben können in eine von Kriegen verschonte Ewigkeit hinein. Welcher menschliche Diktator könnte der ewigen Gewalt dieses Reiches widerstehen?
 

Noch in anderer Beziehung ragt die WT-Ausgabe vom 15. 1. 1951 hervor. Enthält sie doch einen Grundsatzartikel unter der Überschrift "Untertan den Höheren Obrigkeiten".

Das Timing dieser Veröffentlichung ist bemerkenswert. Belehrt er doch, dass die 1929/29 eingeführte Obrigkeitslehrvariante (bezugnehmend auf Römer 13), die maßgeblichen Anteil am Widerständigen Verhalten der Zeugen Jehovas, auch im Naziregime hatte, ungebrochen fortbestehen würde. Diese Bekräftigung ist deshalb schon so bemerkenswert, weil sie noch nach dem DDR-Verbot der Zeugen Jehovas erfolgte (und dieses wiederum war das Schlusslicht im Ostblock). Und auch das kann man sagen. Die Tinte der Gerichtsurteile über die Zeugen Jehovas in der DDR, mit ihren drastischen Strafen von bis zu lebenslänglich, war noch nicht einmal richtig trocken als dieser Artikel erschien.

Wie ist denn der Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels zu werten. War es wirklich vorrangig eine Reaktion auf die Geschehnisse im Ostblock? Meines Erachtens greift eine solche Sicht zu kurz.
Namentlich muss er als Folge des achttägigen New Yorker Kongresses der Zeugen Jehovas im August 1950 gewertet werden. Das war ein großes Spektakel. Da wurden auch Teilnehmer aus aller Herren Länder, soweit möglich, mit herangekarrt. Und wie bei solchen Anlässen üblich, auch etliche sogenannte Kongreßfreigaben neuer WTG-Publikationen vorgenommen.
Dem lag eine längere Planungsphase zugrunde, die sich auch nicht durch aktuell eingetretene Geschehnisse irritieren ließ. Beispielhaft die Resolution dieses Kongresses gegen den Kommunismus. Wer aus heutiger Sicht etwa meinen sollte, jene Resolution gegen den Kommunismus (das Verbot in Polen und anderen Ostblockstaaten war zu ihrem Zeitpunkt schon unter Dach und Fach). Wer also meinen würde, jene antikommunistische Resolution würde besonders auf diese Geschehnisse in den Ostblockstaaten abstellen, der irrt grundsätzlich.

Eindeutiger Tenor war USA-Bezug. Dort hatten die Falken die Zeugen Jehovas in die kommunistische Ecke gestellt, und mittels dieser Resolution nun, versucht man sich nach Kräften zu wehren. Die Geschehnisse im Ostblock spielen in ihrer Wertung nur eine äußerst untergeordnete Rolle.
Ähnlich muss meines Erachtens auch das Timing in Sachen des Artikels "Höhere Obrigkeiten" gewertet werden.

Einer der Höhepunkte des 1950er Kongresses war die erstmalige Freigabe von Teilen der Neuen Welt Übersetzung (sogenanntes Neues Testament oder wie die Zeugen zu sagen belieben Christlich-Griechische Schriften). Damals nur in Englisch. Andere Sprachen folgten erst später. Und einer dieser von anderen Bibelübersetzungen sich unterscheidenden Aspekte war, die Wiedergab solcher Texte wie Römer 13.

Üblicherweise reden andere Bibelübersetzungen dabei von "Obrigkeiten" denen der Christ untertan sein müsse. Die NW-Übersetzung (Englisch) hingegen führt dazu den Begriff "Höhere Obrigkeiten" ein. Kaum eine andere Übersetzung macht ähnliches. Das ist nicht nur eine unterschiedliche Wortwahl. Das ist vor allem ein unterschiedliches Substanzverständnis.
Impliziert der Begriff "Obrigkeiten" in der Regel weltliche Behörden, Regenten usw. So will die NW-Übersetzung damit rüberbringen, "Nur Jehova und Christus nebst 'Stellvertreter'" könne damit gemeint sein. Das hatte Rutherford schon 1928/29 so gesagt. Und das meint man nun durch die eigene Übersetzung weiter fundamentieren zu sollen.

Auch diese 1950er englische NW-Übersetzung wurde später noch revidiert. So bezeichnet sich deren deutsche Ausgabe von 1971 als Wiedergabe der 1970 revidierten englischen NW-Übersetzung. Inzwischen hatte die WTG auch ihre Obrigkeitsthese im Jahre 1962 wieder gekippt. Diesem Umstand angepasst ist auch die heutige Wortwahl. So ist in der heutigen Version nur nebulös von "Obrigkeitlichen Gewalten" die Rede. Die Eindeutigkeit in der Festlegung auf eine bestimmte Interpretation entfällt somit. Heute, nicht jedoch in den Jahren vor 1962.

Die damalige "Siegesgewissheit" der Zeugen Jehovas, Römer 13 hätte keinerlei Bezug zu weltlichen Obrigkeiten, zeitigte ihre Früchte. Kombiniert mit der akuten Endzeiterwartung jener Tage, etwa dem Ausruf im "Wachtturm" des Jahres 1949:

"Ob nun ein dritter Weltkrieg komme oder nicht, ist doch eines ganz sicher, der universelle Kampf von Harmagedon … steht dieser Welt bevor …Unerschrocken trotzen Jehovas Zeugen dem populären Wunschtraum der Menschen, wonach dieser Tag nicht so nahe sei, und beharren auf der Verkündigung, dass sein Tag der Weltvernichtung nahe ist, ja näher als jene denken … Der Tage dieser Welt werden jetzt nicht mehr viele sein, nein, jetzt nicht mehr."

Dem angepasst auch das 1949er Kongreßmotto "Es ist später als du denkst".
Die Kombination dieser beiden Elemente, einmal akute Naherwartung; zum anderen die "Siegesgewissheit", Römer 13 beziehe sich nur auf Jehova und Christus, bewirkte, dass etliche Zeugen Jehovas "förmlich aus dem Häuschen" gerieten. Da schwirrten dann schon mal Vokabeln durch die Luft, wie etwaigen Widerstand betreffend, die diesbezüglichen "Machinationen aufzustechen". Oder die Siegesgewissheit eines Zeugen Jehovas, bei der Entgegennahme seines Urteiles im ersten Zeugen Jehovas Schauprozess (mit Urteil lebenslänglich): "Meine Herren, sie meinen wohl ein Jahr!"

Es ist durchaus interessant, sich einem anderen, der damals zu lebenslänglich verurteilten etwas näher anzusehen. Dies ist aufgrund des Aktenbestandes in der Birthlerbehörde durchaus möglich. Der Betreffende ist auch deshalb besonders hervorhebenswert, weil er zwar lange Jahre seine Strafe absitzen musste, nur eben nicht lebenslänglich.

Das Verfahren der DDR-Behörden bei amnestierten Zeugen Jehovas war durchaus unterschiedlich. Einige besonders unbelehrbare Hardliner, so sie denn mal amnestiert wurden, schob man in den Westen ab. Aber eben nicht alle. Bei dem hier in Rede stehenden Werner L... war es dergestalt schon mal anders, dass seine Führungszeugnisse in der Haft, ihm in der Regel ein gutes Verhalten bescheinigten. L... wurde bei seiner Amnestie (nach seiner ersten Verhaftung) also in die DDR entlassen. Schon um 1950 mussten ihm die Behörden eine gewisse Wortgewandheit attestieren. Ein "Dummerle" war er mit Sicherheit nicht. Verblendet wohl, aber durchaus fähig, gegebenenfalls auch Führungsaufgaben übernehmen zu können.

Nun ist das mit den Führungsaufgaben so eine Sache. In der Regel werden da mehr Geführte als Führer gesucht. Manche "Karriere" kommt nur dadurch zustande, dass bestimmte äußere Umstände flankierend mit einwirken. Das war auch im Falle L... so. Da hatte sich der DDR-Staat 1961 mit seinem Mauerbau weiter abgeschottet. Auch die WTG hatte schon rechtzeitig durch ihre Verbindungen zu Regierungskreisen in den USA. Sei es nun durch direkten oder auch nur durch indirekten Kontakt zur CIA und ähnlichem, davon Wind bekommen.
Sie hatte also schon rechtzeitig vor dem Eintritt des DDR-Mauerbaues Vorsorge dafür getragen, dass auch in diesem Falle ihre organisatorischen Strukturen intakt blieben.

Lediglich mit dem Unterschied, dass man eine gewisse Regionalisierung vorsah. Gemäß dieser Planung sollten die Zeugen Jehovas nicht mehr direkt von Wiesbaden angeleitet werden, was unter den obwaltenden Umständen nur sehr schwer möglich war. Sondern es war erstmals auch eine regionale Führungsoligarchie in der DDR vorgesehen.

Die aber wurde von der WTG bestimmt. Offenbar hatte Pohl und seine Mannschaft sich dabei für L... entschieden, der dann tatsächlich in das Amt als oberster Zeuge Jehovas in der DDR gehievt wurde. Konspirative Grundsätze wurden dabei weitgehend beachtet. Die CV notiert über L... beispielsweise, dass nur verschwindend wenige aus seiner engeren Umgebung wussten, welche tatsächliche Funktion er wahrnahm. Die CV kreidet L... auch an, dass er zu weiteren Tarnungszwecken, sogar an den "Wahlen" in der DDR teilnahm. Ein Umstand, der für andere Zeugen Jehovas mit Sicherheit als Sakrileg galt.

Zu L... Instruktionen gehörte auch, die Verbindung mit der Zentrale auch durch mit unsichtbarer Geheimtinte und zusätzlich verschlüsselten Nachrichten, an Deckadressen adressierte Post aufrecht zu erhalten. Genau dieser Umstand sollte sich dann als sein Verhängnis erweisen. Dem DDR-Überwachungsstaat gelang es, einige solcher Mitteilungen abzufangen. Es gelang ihm auch, die gewählte Verschlüsselung zu knacken. Begünstigend kam dabei hinzu, dass seitens der WTG offenbar alte abgelegte CIA-Verschlüsselungen Verwendung fanden.

Man braucht nur daran zu erinnern, dass es auch den Engländern im zweiten Weltkrieg gelungen war, die von der Naziwehrmacht verwandte Verschlüsselung zu knacken. Zeitgenössisch wurde zwar über diesen Umstand Stillschweigen bewahrt, was aber nichts daran änderte, dass dies die Kampftechnik der westlichen Alliierten erheblich erleichterte.

Insofern braucht man keineswegs darüber überrascht zu sein, dass es auch der Stasi gelang diese WTG-Verschlüsselung zu knacken. Auch darüber wurde zeitgenössisch Stillschweigen gewahrt, was nichts daran änderte, dass dieser Sieg errungen worden war.
Im Zuge der sich daran anschließenden Ermittlungen konnte letztendlich L... enttarnt werden. Noch billigte ihm die Stasi eine Galgenfrist zu. Man ermittelte weiter, um die eigenen Erkenntnisse zu vervollständigen. Dann im November 1965 war es soweit. Die Stasi schlug im Falle L... und einiger anderer Zeugen Jehovas zu. Auch hierbei eine raffinierte Stasistrategie. Wie ein offenes Buch lagen vor ihr die Erkenntnisse über die Zeugen Jehovas. Dennoch wurde nicht alle "Kandidaten" in der Novemberaktion 1965 verhaftet. Bei einigen von ihnen, begnügte man sich mit Hausdurchsuchungen. Einer der damals nur mit einer Hausdurchsuchung davon kam, der Herr Horst S... in Berlin, berichtet selbst im "Wachtturm" darüber.

So wie auch im Falle "Hans Voss" nachweisbar, agierte die Stasi dabei nach dem Grundsatz "Trenne und herrsche". Bewusst wurden nicht alle "Kandidaten" inhaftiert. Man war sich im klaren darüber, die WTG-Organisation wird auch nach diesem "Enthauptungschlag" weiter bestehen. Man hatte dabei auch die Zielsetzung, der Fall "Hans Voss" belegt es, die für die Stasi interessanten "Kandidaten", möglichst in der Nachfolgeorganisation auf den Schlüsselpositionen zu sehen.

L... bekam solch eine "Chance" nicht. Der war schon seit 1950 für die Stasi "verbrannt". Der war für sie nur noch als "Exempel" interessant. Und so wurde er und einige andere, kurzerhand im Jahre 1966 erneut zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Sein Happyend sollte dergestalt dann noch eintreten, dass er einige Zeit später von der alten BRD freigekauft wurde.

L... Stasiakte ist auch dahingehend interessant, wie denn so seine mentale Befindlichkeit um 1950 gewesen ist. Offenbar völlig im Einklang mit der damaligen in einer "Erwachet!"-Schlagzeile festgehaltenen Auffassung, die weltlichen Behörden könne man mehr oder weniger, und das prinzipiell, nur als "Gangster in Amt und Würden" bewerten. Weil man sich der Endzeitnaherwartung gewiss war, hatte man auch keine Skrupel es auf diesbezügliche Konfrontationen ankommen zu lassen. Im Falle L... ist dazu überliefert, dass auch eine von ihm getätigte abwertende Bemerkung akribisch festgehalten wurde.
In gekürzter Form (S. 179f.) zitiert sie auch der Herr Dirksen in seinem Buch. Wobei es wiederum bemerkenswert ist, und auch symptomatisch für die WTG-Apologeten, wie da geschönt und retuschiert wird. So etwa wenn bei Dirksen die Aussage über das Kasperltheater unterschlagen wird.

Nachstehend mal ein paar charakteristische Auszüge aus der L...-Akte:

 

Organisationskonforme Erziehung
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. Januar 2011 02:43
Vor sechzig Jahren
Organisationskonforme Erziehung

"Grossmutter erzog ihre Sprösslinge mit gesundem Menschenverstand; heutige Eltern sollen sich nach Kinderpsychologen richten"

titelt "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 1. 1951.
Schon diese Überschrift macht deutlich, wo die WTG diesbezüglich steht: Auf konservativer Position.
Im weiteren werden genüsslich dann widerspruchsvolle Meinungen von Wissenschaftlern zum Thema zitiert. Das ganze hinterlässt bei dem Durchschnittsleser, und das ist wohl auch der Sinn der Sache, das Gefühl: Die ganzen Wissenschaftler kann man doch eigentlich "vergessen".

Was die neuralgischen Punkte der Erziehungsgrundsätze der Zeugen Jehovas anbelangt, wird man wohl in diesem Artikel kaum etwas dazu gesagtes vorfinden. Der Zweck der Übung ist dann ja auch der, die Auffassung zur verfestigen: So wie wir das machen ist es richtig. Wir brauchen keinen, der da uns hineinredet.
Letztendlich erhebt sich die WTG auch in diesen Fragen damit zur leztendlichen Autorität. Dabei stellt sich die Frage: Was ist Erziehungsziel der WTG? Doch wohl in erster Linie Organisationskonforme Mitglieder heranzuziehen. Nicht so sehr die wirklichen Interessen der Kinder zu fördern. Und damit erweist sich auch dieser Artikel als ein Mosaiksteinchen auf diesem abschüssigen Weg!

DDR-Verbot
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. Februar 2011 03:07
Vor sechzig Jahren
DDR-Verbot

Neben einigen kleineren Meldungen, gibt es erstmals im "Wachtturm" vom 1. 2. 1951 eine Stellungnahme etwas umfänglicher Art der WTG, zum inzwischen eingetretenen DDR-Verbot der Zeugen Jehovas. Auffallend dabei schon mal die Verklärung als in der Bibel "vorhergesagte Verfolgung"; und dies alles eingeordnet in dem Kontext des ach so nahen Harmagedons. Willkommen ist dabei auch, dass da offensichtlich kommunistischerseits mit Verdrehungen und Halbwahrheiten gearbeitet wurde.
"Nur" kommunistischerseits? Eine ernstzunehmende Reflektion über Ursache und Wirkung, sucht man in diesem Artikel wohl vergeblich. Eher drängt sich der Eindruck auf, er ist nach dem sprichwörtlichen Muster jener Jungfrau vom Lande gestrickt, die da ... nicht wusste, wieso und warum.
Nachstehend einige Kernpassagen der WTG-Darstellung:

JEHOVAS ZEUGEN ERDULDEN NEUERDINGS TOTALITÄREN HASS
Kommunismus in Ostdeutschland entzündet von neuem die Nazifeuer der Verfolgung
KOMMUNISTEN mögen die Bibel hassen, doch beweisen sie dadurch nur die Wahrheit ihrer Prophezeiungen. Ihre heftigen Angriffe auf Jehovas Zeugen sind ein Teil der Erfüllung der Worte Jesu an seine. Nachfolger: "Ihr werdet von allen Nationen gehasst werden um meines Namens willen." (Matth. 24: 9)
In ihrem Ausbruch wider diese Nachfolger Christi beweisen die Kommunisten, dass sie selbst Fussstapfennachfolger der Nazi sind.

"Fussstapfennachfolger der Nazi". Rot und Braun also gleich. Diese These machte sich in Vergangenheit und Gegenwart, als politische Münze sicherlich gut, namentlich dann sitzt man im sicheren Hort des Westens.
Was die Auswirkungen für jene indes waren, die bei solcherlei Thesen, eben im Osten lebten, darüber reflektiert der WT dann schon etwas weniger.
Weiter im Zitat:

Die Roten zünden die Feuer der Verfolgung wieder an, die einst von Hitlers Horden geschürt wurden. Und gleich den Nazi suchen die Kommunisten ihren tiefen Hass gegen das wahre Christentum unter einer Flut von Lügen zu verbergen.

Die von Kommunisten beherrschte ostdeutsche Presse speit beständig entstellende Behauptungen wider die Zeugen aus. Sie beschuldigt sie fälschlich der Befürwortung von Unsittlichkeit, Sie hat behauptet, ein Zeuge habe als ein Opfer für Jehova seine Frau umgebracht und habe seine Kinder töten wollen, um Abrahams Bereitschaft, Isaak zu opfern, nachzuahmen. Sie beschuldigt die Zeugen des Antisemitismus, weil sie gemäss der Bibel lehren, dass die Juden nicht mehr eine geweihte, heilige Nation bilden, sondern vor Gott auf der gleichen Stufe stehen wie alle ändern Menschen. Die bevorzugte Verdrehung aber geht darauf hinaus, dass die Zeugen Spione für amerikanische Imperialisten seien.
Und die Beweise?

Nun, sie erhalten Literatur aus Amerika, verteilen Geschenkpakete aus Amerika, lehnen es ab, den kommunistischen Appell zur Ächtung der Atombombe zu unterzeichnen, und predigen, dass der vernichtende Krieg von Harmagedon unvermeidlich sei. Die kommunistische Propaganda argumentiert, die Zeugen weigerten sich, den Appell zur Ächtung der Atombombe zu unterzeichnen, weil Amerika durch diese Bombe die Schlacht von Harmagedon gewinnen werde. Wie lächerlich!

Der WT meint also, der Osten argumentiert lächerlich. Die da als lächerlich klassifizierten sahen das wohl etwas anders.
Weiter im Zitat:

Dass sich hasserfüllte religiöse Verfolgung mit falschen Anklagen auf Umsturz und Aufwiegelung tarnte, war nichts Neues bei den Nazi und ist nichts Neues bei den Kommunisten. Dieselben falschen Anklagen auf Aufwiegelung und Schwächung der nationalen Moral wurden schon gegen Jehovas Diener in der Zeit vor Christus, dann gegen Christus und auch gegen seine Nachfolger vorgebracht. … Man lese folgende Übersetzung einer Meldung, die in der Stockholms-Tidningen am 18. September 1950 erschienen ist;

"JEHOVAS ZEUGEN ERLEIDEN SCHRECKLICHE MARTERN IN DER OSTZONE
"HANNOVER, 17. Sept. — (ST) Nachdem die Volkspolizei nahezu 1000 der bekannteren Zeugen Jehovas in der Ostzone verhaftete, sucht sie nun gründlich überall nach sämtlichen Mitgliedern dieser so starken Widerstand leistenden Sekte, um sie als solche endgültig zu liquidieren. Ihre führenden Prediger sind zu 25 Jahren Schwerarbeit verurteilt worden, ebenso die Glieder ihrer Familien, und man muss der Möglichkeit ins Auge blicken, dass, solange die Kommunistenregierung an der Macht ist, alle Zeugen Jehovas in Gefängnissen verschwinden werden.
"Hochschulstudenten, die aus der Ostzone entflohen, berichten von allem, was die Behörden — bisher ohne Erfolg — getan haben, um den offenen und fanatischen Widerstand der Sekte gegen die Kommunisten zu brechen. Jehovas Zeugen sind misshandelt und auf die entsetzlichste Weise gemartert worden, ohne dass sie ihrem Glauben entsagt hätten, was bedeutet, dass Christus als die höchste und einzige Autorität anerkannt werden muss, und dass sie sich keiner Menschenmacht unterwerfen wollen.

"Durch die Massenverhaftung der Zeugen Jehovas haben diese Leute jetzt zum zweiten Mal in zwei Jahrzehnten die Märtyrerkrone angelegt — und sie wissen, was dies bedeutet. Bereits unter dem Hitlerregime wurden etwa 1000 Zeugen Jehovas als Verräter hingerichtet, weil sie sich nicht nur weigerten, Kriegsdienst zu tun, sondern offen der Autorität Hitlers widerstanden. Weitere 1000 Zeugen Jehovas starben in Gefängnissen und Konzentrationslagern, und alle, die später das Leben in jenen Lagern beschrieben, haben in ihren Büchern Jehovas Zeugen höchste Anerkennung gezollt.

"Jehovas Zeugen haben jetzt unter dem kommunistischen Quisling-Regime geradeso gehandelt, wie während des Hitlerregimes, und in der Ostzone gewann die Sekte in letzter Zeit eine solche Anhängerschaft, besonders unter den Frauen und den Jugendlichen, dass dies für das Regime allzu erschreckend wurde. Die Prediger der Sekte haben nie gezögert, offen zu sagen, was sie vom Kommunistenregime halten. Sie haben die Wahlen in der Ostzone als einen Trug gebrandmarkt und das kommunistische Regime selbst als ,eine satanische Herrschaft'.

"Indem sie hinter dem Schrifttext 'Alle Macht im Himmel und auf Erden ist mir gegeben' Deckung nehmen, weigern sich Jehovas Zeugen, irgendwelche irdische Autorität anzuerkennen. Normalerweise bekämpfen sie weder den Staat als solchen noch dessen Gesetze, und das einzige, worauf in den gewöhnlichen, ehrlichen, demokratischen Staaten Anspruch zu erheben sie sich berechtigt fühlten, ist das Befreitwerden vom Kriegsdienst Doch genau wie im Reiche Hitlers sind sie in der Ostzone in ein todernstes Ringen geraten, nur weil sie öffentlich ihren Glauben verkündigen. So wie sie sich vor 1945 zu weigern pflegten, Hitlers Hakenkreuzfahne zu grüssen und ,Heil Hitler' zu sagen, so weigern sie sich nun, die Abzeichen der Roten zu salutieren. Für die Widerstandsbewegung wider das Kommunistenregime in der Ostzone sind sie wegen ihrer kompromisslosen Haltung der Sammelpunkt geworden. Für die Massen der Deutschen in der Ostzone sind die schlichten Zeugen Jehovas in ihrem rückhaltlosen Glauben zu einem grossen Vorbild geworden, und deswegen sind sie für das kommunistische Regime eine grosse Gefahr.

"Die Kommunisten haben leichtes Spiel, Jehovas Zeugen zusammenzutreiben auf Grund des neuen Fragebogens: .Bist du willens, den Stockholmer Friedensappell wider die Atombombe zu unterzeichnen oder zu unterschreiben?' … Bisher haben sich alle von ihnen zu unterzeichnen geweigert, und wegen dieser Weigerung kommen nun alle ins Gefängnis. Angesichts der fast übernatürlichen Unnachgiebigkeit der Zeugen Jehovas kann man es für selbstverständlich halten, dass sie, wenn das Kommunistenregime in der Ostzone noch viel länger an der Macht bleiben sollte, nicht mehr lebendig aus den Gefängnissen zurückkehren werden."

Zu diesem vielsagenden Bericht kommt noch die United Press-Meldung vom 4. Oktober aus Berlin:

"Neun Mitglieder der Sekte der Zeugen Jehovas wurden heute vom Obersten Gericht im kommunistischen Ostdeutschland zu langfristigen Gefängnisstrafen verurteilt, weil sie in der russischen Zone für die Vereinigten Staaten spioniert hätten.
Willi Heinicke und Friedrich Adler erhielten lebenslängliche Strafen. Die ändern Strafen lauteten auf acht bis fünfzehn Jahre. Alle wurden der Anklage, ,einem Spionage-Zentrum in Brooklyn' militärische und andere Angaben gesandt zu haben, als schuldig erklärt. Auch wurden sie in Verbindung mit der kommunistischen Aktion zur Ächtung der Atombombe der Sabotage angeklagt sowie der ,Beschimpfung der Volkswahlen', die programmgemäss am 15. Oktober in der Sowjetzone stattfinden sollen." …

Der Kommunismus kann nicht Erfolg haben, wo der Nazismus versagte. Menschliche herrschende Ismusse werden spätestens in Jehovas Schlacht von Harmagedon enden.

Ergänzend siehe auch noch:
Jahrgangs-Datei 1950

Unseriös!
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. Februar 2011 08:00
Vor sechzig Jahren
Unseriös!

In einem "warum Jehovas Zeugen so predigen, wie sie es tun" überschriebenen Artikel in "Erwachet!" vom 8. 2. 1951 liest man auch den Satz:

"Jehovas Zeugen beschränken sich in ihrem Predigtwerk nicht. … Sie sind nicht bezahlte, berufsmässige Prediger, die nur zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten, 'in der Arbeitszeit', predigen."

Die Spitze gegen andere Kirchen ist in dieser Aussage deutlich, darüber kann kein Zweifel bestehen. Aber man sollte das mal nüchtern betrachten.

Wie war das in Deutschland vor 250 Jahren beispielsweise. Gab es da schon Autofabriken und anderes mehr? Wohl kaum. Da war der überwiegende Teil der Bevölkerung, so er denn Arbeit hatte, in der Landwirtschaft tätig. Dann kam die industrielle Revolution. Sie bewirkte zugleich auch die Forcierung beispielsweise des Baugewerbes für den Bau von Großstädten usw. Jedenfalls kann man wohl sagen, dass der Anteil der in der Landwirtschaft Tätigen, bis zum heutigen Tage, hierzulande systematisch zurückgegangen ist. Die Anfänge der industriellen Revolution waren keineswegs die Endstation. Auch da gab es noch Veränderungen, beispielsweise in der Ausweitung des Dienstleistungssektors, und von manchen auch beklagt, der Bürokratie. Es gab und gibt also Veränderungen in der Berufsstruktur und Spezialisierungen. Die Hausfrau von heute wird wohl in der Regel ihr Brot nicht selber backen. Sie nutzt da die Angebote jener, die sich darauf spezialisiert haben. Sicher kann man da noch etliche andere ähnlich gelagerte Beispiele nennen.

Wer heutzutage Kulturbedürfnisse hat, beispielsweise nach Musik, dem stehen vielerlei Möglichkeiten offen. Angefangen über Radiomusiksendungen, bis hin zu Vermarktungsstrategien von Musiktiteln für den Individualgebrauch. Auch da mag der Vergleich mit vor 250 Jahren nützlich sein. Da hatten die in der Landwirtschaft Tätigen, so sie denn mal auf andere Gedanken kommen wollten, vielleicht nur mal bei in größeren Abständen stattfindenden Kirmesveranstaltungen die Möglichkeit dazu. Da wurde dann mal Lifemusik geboten. Aber sich anschließend eine CD mit Titeln zu besorgen, die einem besonders zusagten. Das war nicht möglich.

Als Russell anfing, da war eines seiner "Kassenschlager" noch das Photodrama der Schöpfung. Da mussten die Interessenten aber ihre Wohnung verlassen, um es in eigens dafür angemieteten Örtlichkeiten ansehen zu können. Heute vertreibt selbst die WTG eigene Videos. Auch hier zeigt sich, dass es Veränderungen gibt.

Der Hinweis, dass es andernorts bezahlte Prediger gebe, ist somit letztendlich auch ein Zeichen solcher Spezialisierung. Das alles kostet seinen Preis, der nicht selten beträchtlich ist. Kaufmännisches Verständnis und Kalkulationsfähigkeit kann man der WTG mit Sicherheit unterstellen. Auch sie hat ein Heer von Hauptamtlichen; nur das deren Staffelung etwas später einsetzt, als andernorts. Letztendlich ist es die Frage, wieviel eine "Geschäftidee" einbringt.
Die reichlich hundert Jahre WTG-Geschichte sind ja in kirchengeschichtlicher Dimension so viel nicht. Andernorts besteht man bereits erheblich länger. Auch mit der Folge, dass dort der Anteil der Hauptamtlichen, relativ größer ist. Ein "Jungunternehmer" kann sich mit Sicherheit noch nicht das leisten, was etablierten, lange am Markt sich behauptet habenden Firmen möglich ist. Laufen die Geschäfte des Jungunternehmers über einen längerem Zeitraum gut, wird auch er zulegen.

Alles ist somit eine Frage von Zeit und Umständen. Das die eigenen Geschäfte noch nicht jenes Ausmaß erreicht haben, das man sich vielleicht wünscht, und das dann noch zu verklären, zeugt nicht gerade von Seriosität!

Selbsterfüllung
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. Februar 2011 04:40
Vor sechzig Jahren
Selbsterfüllung
Wieder einmal muss im "Wachtturm" vom 15. 2. 1951 eine Selbsterfüllung herhalten.

"Die große Frage, die im Sinn vieler Menschen aufsteigen mag, ist: Wie lange wird es bis zur Schlacht von Harmagedon noch dauern, und wann wird das vollendete Ende kommen?"

fragt dieser WT.
Man lässt es nicht bei dieser Fragestellung bewenden sondern glaubt verkünden zu können:

"Die Zeit ist nicht sehr fern, da Jehova Gott die Nationen plündern und vernichten wird."

Das alles aber in einem mehr nebulösen Rahmen eingestellt. Eine etwaige Deutlichkeit im Sinne der späteren 1975-These wird vermieden.
Immerhin "bald" sollte es sein. Ein Gummiband dieses "bald". Diesem "bald" fieberten schon die Urchristen zu und sanken trotz ihres Fiebers ins Grab. Aber so weiss der WT zu belehren, man könnte ja dieses "bald" etwas beschleunigen, namentlich indem das System der Kettenbriefe zur Anwendung kommt. Ein Betrogener, wirbt weitere Betrogene; allesamt dem grossen Gewinn zufiebernd. Tatsächlichen Gewinn machen indes nur die, welche an der Spitze dieser Pyramide stehen. Und offenbar lief das Geschäft des WTG-Kettenbriefes in jenen Jahren nicht schlecht. Ersichtlich auch an solchen Zahlen wie:
1945 gab es 127.478 solcher Kettenbriefverkäufer.
1950 waren es dann 328.572.

Aber je mehr er hat, je mehr er will. Das gilt auch für den WT.
Dazu ist eine unabdingbare Voraussetzung auch die, dass ein straffes Klima in dieser Organisation herrscht. Am besten das Klima vom Führer-Gefolgschaft-System eines nicht unbekannten anderen Herrn. Gefühlsduseleien kann man sich dabei wohl nicht leisten.
Das kommt dann auch in einer in dieser Ausgabe mit abgedruckten Leserfrage zum Ausdruck.
Da wird angefragt, warum die Zeugen Jehovas nun den Begriff Geschwister als veraltet ansähen. Warum also eine Versammlung nicht mehr mit "liebe Geschwister" sondern nur noch mit "liebe Brüder" angeredet werde. Dies trotz des Umstandes, dass der weibliche Anteil der Zeugen Jehovas-Versammlungen in der Regel der größere ist. Das stört aber den WT nicht sonderlich. Geht es ihm doch nur um eines.
Um das "Führer - wir folgen dir" Und sei es auch ins Verderben!

Aus einer gerichtlichen Vernehmung des seinerzeitigen
WTG-Anwaltes Covington
Staatsanwalt:

Es wurde falsche Prophetie verbreitet?

Ich stimme zu.

Staatsanwalt:

Sie musste von den Zeugen Jehovas akzeptiert werden?

Antwort:

Das ist korrekt.

Staatsanwalt:

Wenn ein Glied der Zeugen Jehovas zu dem eigenen Schluss kam,
die Prophetie sei falsch, und das auch sagte,
wurde er dann üblicherweise ausgeschlossen?

Antwort:

Ja … Unsere Absicht ist es, Einheit zu haben.

Staatsanwalt:

Einheit um jeden Preis?

Antwort:

Einheit um jeden Preis …

Staatsanwalt:

Einheit aufgrund zwangsweisen Annehmens falscher Prophetie?

Antwort:

Das räume ich ein

Staatsanwalt:

Und derjenige, der seine Ansicht äußerte, dass sie ... falsch sei, und der dann ausgeschlossen wurde,
würde gegen den Bund verstoßen, wenn er getauft war?

Antwort:

Das ist richtig.

Staatsanwalt:

Und wäre, wie Sie gestern ausdrücklich sagten, des Todes würdig? …

Antwort:

Ich antworte unbedingt mit ja. Ohne Zögern.

Staatsanwalt:

Bezeichnen Sie das als Religion?

Antwort:

Das ist es sicher.

Staatsanwalt:

Nennen Sie das Christentum?

Antwort:

Ganz bestimmt.

Franco-Spanien
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. Februar 2011 04:33
Vor sechzig Jahren
Franco-Spanien

Die USA das Land, in welchem man schon wegen des Verkaufes roter Limonade, als Roter verschrien ist, namentlich zu McCarthy-Zeiten. Und das Jahr 1951 ist sicherlich diesem Zeitraum zuzuordnen. Und der zitierte Spruch wurde ja von der WTG selbst rezitiert, dieweil sie ja zu McCarthy-Zeiten selbst kämpfen musste, um nicht in einem unbeabsichtigten Sog mit hineingezogen zu werden.
Schon zu Rutherford's Zeiten focht die WTG mit scharfer Klinge gegen die Catholica. Wo sich entsprechende Ansätze boten, war man nicht zimperlich, diese auch aufzunehmen. Das namentlich die spanische Geschichte, mit ihrer Filzokratie zwischen Catholica und Faschismus, solch ein Paradebeispiel war, lag auf der Hand.

Um 1951 waren die Angriffe der McCarthy-Falken auch auf die WTG, keineswegs ausgestanden. Sie wehrte sich zwar nach Kräften; aber wie denn dieses Ringen ausgehen würde, war keineswegs eine "ausgemachte Sache".
Insofern findet man in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 2. 1951, auch ein paar deutliche Worte über der Franco-Spanien, und namentlich das Verhältnis der USA zu ihm.

Zu späteren Zeiten, nachdem die McCarthy-Ära Geschichte geworden war, hätte die WTG diese Deutlichkeit nicht mehr an den Tag gelegt, bei diesem Thema.
Schockiert nahm die Öffentlichkeit zur Kenntnis, und in diesem Falle findet man eben auch via "Erwachet!" eine Reflektion darüber, wie der USA-Kongress fast in einer "Nacht und Nebel-Aktion" dem Franco-Regime im August 1950 einen Kredit von 62.500.000 Dollar zuschanzte.
Zwar gab es auch in den USA Politikerstimmen, die das nicht für richtig hielten. Entscheidend ist jedoch, wer in der Sache das endgültige Sagen hatte. Und diese Frage lief eben so aus, dass Franco kassieren konnte.
"Erwachet!" notiert:

"Welche Verwüstungen die Streitkräfte des Faschismus mit ihren Blitzkriegen vor kaum zehn Jahren auf dem Erdball anrichteten, ist aber den Vielen noch so frisch in Erinnerung, dass eine derartige Anleihe aus moralischen Erwägungen Anstoss erregen muss.
Als auch der amerikanische Senat dieser Anleihe zustimmte, wurde das von einem Kommentator als 'Weihnachtsgeschenk für die kommunistische Propaganda' bezeichnet."

Dann zitiert "Erwachet!" eine andere Zeitschrift, welche zu diesem Vorgang auch kommentierte:

"Wir finanzieren also einen faschistischen Diktator, der im Krieg die Häfen seines Landes für die Versorgung der Unterseeboote Hitlers zur Verfügung stellte ..."

Im weiteren Verlauf der "Erwachet!"-Ausführungen wird insbesondere die katholische Komponente an der unappetitlichen Sache herausgearbeitet.

"Die offene Kriegserklärung folgte, als im Jahre 1936 mit Hilfe des 'Kirchenschwertes' Franco eine Revolution in Szene gesetzt wurde. Von Anfang an versuchte man gar nicht erst, die Vorliebe der Hierarchie für Franco und dessen Anhänglichkeit an die Kirche zu verbergen ...
Jawohl, in dem unentschuldbaren spanischen Bürgerkrieg hat die Kirche ohne Zögern einen bösartigen Mörder unterstützt ...
Warum? Weil er die mittelalterliche Verbindung von Kirche und Staat wiederherstellen wollte ..."

Und zu Recht endet der "Erwachet!"-Bericht auch mit der Aussage:

"Tünche, kübelweise aufgetragen.
Schier unaufhörlich wälzt sich Roms Propagandaflut durch die Zeitungen ..."

Das Märchen : was passiert mit den Tieren?
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 02. März 2011 01:57
Vor sechzig Jahren
Das Märchen : was passiert mit den Tieren?

In der Rubrik "Fragen von Lesern" bemüht sich der "Wachtturm" vom 1. 3. 1951 eine "knifflige" Frage zu beantworten. Die gestellte Frage lautet:

"In Offenbarung 21:4 heisst es, dass es in der neuen Welt keinen Tod mehr gebe. Bedeutet dies, dass selbst Tiere dann nicht mehr sterben?"

Angesichts dieser Frage gerieten wohl selbst die abgebrühtesten WT-Orakel etwas ins "Schwitzen". Nachdem sich ihr "Angstschweiß" etwas gelegt hatte, und sie sich wieder etwas gesammelt hatten, versuchten sie dann doch noch eine Antwort zurechtzustottern. Ihre eigene Ratlosigkeit äußert sich dann auch in solchen Sätzen wie, dass man bei dieser Frage

"nicht dogmatisch sein könne".

Weiter glaubt man zu wissen, dass Menschen Tiere dann nicht mehr zu Nahrungszwecken töten würden. Über die Details einer solchen These; etwa die expansive Ausdehnung der Landwirtschaft, da ja Mensch und Tier wohl nur noch von solchen Produkten leben würden, äußert man sich lieber erst mal prinzipiell nicht.

Zur eigentlichen Frage glaubt man sich dann wie folgt festlegen zu können:

"Der Umstand allein, dass Tiere nicht zu Nahrungszwecken gebraucht werden, beweist nicht, dass sie ewig leben werden. Es besteht Grund, zu glauben, dass sie sterben werden."

Auch hierbei vermeidet es der WT in Details zu gehen. Da könnte man ja beispielsweise fragen: Was passiert dann mit den Tierkadavern? Würden beispielsweise Hyänen weiterhin Tierkadaver fressen; oder sind die auch auf Pflanzenkost "umgestellt".
Fressen die also keine Kadaver mehr; wie weiter. Einfach der Verwesung überlassen? Wäre das nicht ein potentieller Seuchenherd, der selbst angeblich nunmehr "ewig" lebende Menschen bedrohte? Dann wäre wohl auch noch zu fragen: Gäbe es prinzipiell keine Unfälle mit tödlichem Ausgang mehr? Auch das ist nicht besonders schlüssig.

Seine Antwort beschließt der WT mit dem Satz; nachdem er nochmals bestätigte, Tiere werden weiterhin sterben:

"Argumente, die diesem Gedanken zuwiderlaufen, scheinen sich hauptsächlich auf Gefühle zu stützen."

Damit ist dann wohl ein durchaus zutreffender Satz ausgesprochen. Solange Menschen leben, haben und werden sie immer wieder einmal vom Schlaraffenland träumen. Diese Träume haben indes überhaupt nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Tiere die nur noch und generell Pflanzenkost zu sich nehmen, würden eine "Neuprogrammierung" voraussetzen. Damit ist deutlich. Nicht nur bei diesem Beispiel. Generell lebt Religion vom verbreiten von Illusionen. Und der Mensch giert offenbar nach wie vor danach, Märchen erzählt zu bekommen!

Zeitgenössische USA-Politik
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. März 2011 04:42
Vor sechzig Jahren
Zeitgenössische USA-Politik
Kurzmeldungen aus der Rubrik "Wir beobachten die Welt" des "Erwachet!" vom 8. 3. 1951 (ohne weiteren Kommentar):

"Nachdem die UN, ihren diplomatischen Boykott gegen Spanien im November vorigen Jahres widerriefen, hatte Truman erklärt, bis zur Ernennung eines amerikanischen Botschafters werde es noch lange, lange dauern. Trotzdem ist diese Ernennung bereits Mitte Januar erfolgt. Vierzehn Tage vorher hatte Grosbritannien einen Botschafter für Madrid bestimmt."

Die nächste Meldung:

"Eine Informationsreise General Eisenhowers
führte ihn durch die meisten westeuropäischen Länder. Am 23. Jan. unterredete er sich in Bonn mit deutschen Politikern und gab eine "Ehrenerklärung" für die deutschen Soldaten des Zweiten Weltkrieges ab. Die Presse spricht von einem "Werben um die Gunst der Deutschen". ...
Am 1. Febr. erstattete Eisenhower vor dem amerikanischen Kongress einen ernsten, aber doch zuversichtlichen Bericht über seine Reise. Über Deutschland sagte er, es müsse eine abverdiente Gleichberechtigung erlangen, bevor deutsche Einheiten in eine westliche Armee einbezogen werden könnten."

Auch diese Meldung noch:

"Deutschen Kriegsverbrechern,
die sich seit den Nürnberger Prozessen im Gefängnis Landsberg befinden, setzte der amerikanische Hochkommissar McCloy die Strafen beträchtlich herab. Mit 32 anderen wurde Anfang Februar auch Alfred Krupp von Bohlen, das Oberhaupt des Essener Kanonen-Krupps, entlassen und erhielt sein Vermögen zurück."

Keine Pazifisten
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 16. März 2011 05:53
Vor sechzig Jahren
Keine Pazifisten

Einen Grundsatzartikel veröffentlicht der "Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 3. 1951 unter der Überschrift: "Warum Jehovas Zeugen keine Pazifisten sind".
Als Kernsätze dieser Ausführungen kann man wohl auch den Hinweis auf die Harmagedontheorien der WTG bewerten. Schon das "beisst" sich prinzipiell mit Pazifismus, und deshalb lehnt die WTG es auch ab, sich als Pazifisten bezeichnen zu lassen.

Die scheinbar demgegenüber stehende Wehrdienstverweigerung meint man dahingehend "auflösen" zu können, dass man sich als "Gesandte" des imaginären "himmlischen Königreiches" bezeichnet. Man geht weiter und will daraus ableiten: So wie Botschafter eines Landes im dem Empfangsland diplomatische Immunität genießen. Genauso möchte man es auch auf sich bezogen wissen. Mit solchen Details, dass die "Empfängerländer" in der Regel den diplomatischen Status erst bestätigen müssen, hält man sich aber nicht auf.

Man glaubt also den Empfängerländern, kraft der eigenen dogmatischen Wassersuppe, die Bedingungen diktieren zu können. Da nur wenige von ihnen bereit sind, solche Diktate hinzunehmen; und da die vermeintlichen "Gesandten", in der Regel weiterhin im Besitz der Staatsbürgerschaft ihrer vermeintlichen "Gastländer" sind, ist offenkundig, welches Konfliktpotential in diesen Thesen liegt.

Nachstehend ein paar Auszüge aus dem Artikel: "Warum Jehovas Zeugen keine Pazifisten sind", und dem sich daran anschliessenden Folgeartikel: "Pazifismus und Einwände aus Gewissensgründen. Besteht ein Unterschied?"

WARUM JEHOVAS ZEUGEN KEINE PAZIFISTEN SIND
"Jehova ist ein Kriegsmann, Jehova sein Name." - 2. Mose 15:3.

Schon dieses gewählte Motto dürfte aussagekräftig sein.
Weiter geht es mit dem Bericht:

JEHOVAS Zeugen! Eine Bande von Pazifisten!", so werden viele Leute mit Verachtung ausrufen, und zu diesem Gedanken sind sie verleitet worden durch die Anklagen, die ihre Feinde über sie ausstossen. Sind aber die Zeugen Pazifisten, die unter dem Deckmantel "Einwände aus Gewissensgründen" Zuflucht suchten, weil sie sich fürchteten, zu kämpfen? … Im Jahre 1950 wohnten 10 000 ausländische Delegierte aus mehr als sechzig Ländern dem internationalen Kongress der Zeugen Jehovas im Yankee-Stadion in Neuyork-Stadt bei. … Während des Kongresses fand am Freitagnachmittag, 4. August, eine Protestversammlung statt, bei welcher die 70.000 amerikanischen Delegierten in Gegenwart dieser Brüder vom Ausland einstimmig eine Resolution fassten, betitelt "Bedauern und Protest", und am Schluss der Nachmittagsitzung wurde eine Million Exemplare derselben verteilt. Diese 4seitige Schrift lenkte die Aufmerksamkeit kraftvoll auf die "Benachteiligung auf Grund der falschen Anklage auf Pazifismus" und sagte: "Wenn man uns als extreme Pazifisten verschreit, so entbehrt dies jeder Grundlage und ist eine willentliche Lüge, um Vorurteile wider uns und unsere internationale Versammlung zu erwecken." …

Als nächstes zitiert man:

Nach der Definition von Websters New International Dictionary (2. Ausgabe, unverkürzt, von 1943) bedeutet Pazifismus: "Widerstand gegen Krieg oder den Gebrauch der Militärgewalt zu irgendeinem Zweck; besonders eine Geisteseinstellung, welche gegen jeden Krieg ist, die Mängel militärischer Ausbildung und die Kriegskosten betont und eine Regelung internationaler Dispute ausschliesslich durch Schiedsspruch befürwortet."…

Im (Bibel) Bericht über die ganze Geschichte von fast sechstausend Jahren ist nichts zu finden, wonach Jehovas Zeugen sich des "Widerstandes gegen Krieg oder den Gebrauch der Militärgewalt zu irgendeinem Zweck" schuldig gemacht hätten, wie die Definition des Pazifismus lautet. Wir könnten die Liste der Zeugen Jehovas von Abraham an durchgehen, um zu zeigen, dass sie nicht Pazifisten waren. …

Angesichts dieser Auslegungskünste geht es weiter mit der Aussage:

Manche unserer Leser oder öffentliche Beamte mögen fragen: Wenn doch Jehovas Zeugen von heute in ununterbrochener Kette verbunden sind mit jenen Zeugen alter Zeiten, die eine solche Geschichte haben, warum handeln sie denn nicht nach dieser Tradition des militärischen Kampfes? Warum sind sie in den Reihen der Armeen der Christenheit nicht zu finden? Warum suchen sie, vom Militärdienst frei zu werden? Warum gehen sie so weit, dass sie es sogar ablehnen, zu öffentlichem Dienst in Lager einzutreten, die in gewissen Ländern für oder durch Pazifisten und Dienstverweigerer aus Gewissensgründen aufrechterhalten werden, oder irgendwie Anteil an der Verteidigung oder an Kriegsbestrebungen zu nehmen?

Darauf gibt es dann die vom WT den Zeugen in den Mund gelegte Antwort:

Fraget Jehovas Zeugen um den Grund, und sie werden euch sagen, dass es nicht ist, weil sie Pazifisten geworden wären. Es ist, weil sie aus Gewissensgründen Einwände erheben gegen die Teilnahme an einem solchen Kriege und an Verteidigungsbestrebungen der Christenheit und der übrigen Welt …

Jemand mag aber fragen, wieso sie denn Einwände aus Gewissensgründen haben und dabei doch nicht Pazifisten seien? Sie sind nicht gegen den Krieg zwischen den Nationen, und sie mischen sich nicht in die Kriegsbestrebungen der Nationen ein, noch treten sie irgend jemand in den Weg, der sich, seinem Gewissen gemäss, an solchen Bestrebungen beteiligen kann. Sie kämpfen nur, wenn Gott ihnen dies zu tun gebietet, weil es dann theokratische Kriegführung ist. …

Sie kämpfen nur, wenn Gott ihnen dies zu tun gebietet, dass darf man wohl als einen Kernsatz wiederholen.
Weiter palavert man:

Jehovas Zeugen ahmen Jesus nach und gehorchen seinen Anweisungen. Das ist der Grund, weshalb sie sich nicht weltlichen Armeen angeschlossen und an den Kriegsbestrebungen der Nationen irgendwie teilgenommen haben. Dies bedeutet nicht, dass sie Pazifisten seien, welche gegen den Krieg sind, Widerstand dagegen leisten und störend dazwischentreten, wenn weltliche Regierungen Angriffs- oder Verteidigungskriege führen. Sie könnten nicht Kriegsbekämpfer sein, da sie sich der Erfüllung der Worte Jesu über die Vollendung dieses Systems der Dinge unterwerfen. …

Wenn Jehovas Zeugen heute Pazifisten sein sollten, so müssten sie sich logischerweise dem Kriege Jehovas gegen die ganze Welt des Teufels in der Schlacht von Harmagedon widersetzen. …
"Und Jehova wird ausziehen und wider jene Nationen streiten, wie an dem Tage, da er streitet, an dem Tage der Schlacht … Und kommen wird Jehova, mein Gott, und alle Heiligen mit dir . . . Und Jehova wird König sein über die ganze Erde; an jenem Tage wird Jehovah einer sein und sein Name einer." (Sach. 14: 1-3,5-9) Dann wird ein grosses Schlachten sein, vorgeschattet durch die Schlachtung der vereinten Feinde Gottes, die in den Tagen des Königs Josaphat zum Angriff auf Jerusalem marschierten. Deswegen nennt er das Feld des Schlachtens "das Tal Josaphat" und lädt alle Nationen dieser Welt ein, dort hinabzukommen. (2. Chron. 20: 1-25) Er erlässt den Befehl:

Und dann gibt es das nachfolgende martialische Bibelzitat:

"Rufet dieses aus unter den Nationen, heiliget einen Krieg, erwecket die Helden; es sollen herankommen und heraufziehen alle Kriegsmänner! Schmiedet eure Pflugmesser zu Schwertern und eure Winzermesser zu Speeren; der Schwache sage: Ich bin ein Held! Eilet und kommet her, alle ihr Nationen ringsum, und versammelt euch! Dahin, Jehova, sende deine Helden [Mächtigen, AS] hinab! Die Nationen sollen sich aufmachen und hinabziehen in das Tal Josaphat; denn dort werde ich sitzen, um alle Nationen ringsum zu richten. Leget die Sichel an, denn die Ernte ist reif; kommet, stampfet, denn die Kelter ist voll, die Kufen fliessen über! Denn gross ist ihre Bosheit. — Gefummel, Getümmel [Menschenmengen, Fussn.] im Tale der Entscheidung; denn nahe ist der Tag Jehovas im Tale der Entscheidung. Die Sonne und der Mond verfinstern sich, und die Sterne verhalten ihren Glanz. Und Jehova brüllt aus Zion und lässt aus Jerusalem seine Stimme erschallen, und Himmel und Erde erbeben. Und Jehova ist eine Zuflucht für sein Volk." — Joel 3: 9-16

Jehovas Zeugen von heute sind jene, denen befohlen ist, diese Proklamation an die Nationen ergehen zu lassen, und dies tun sie. Wie könnten sie es denn tun und zugleich Pazifisten sein? … Mögen all die militarisierten Nationen wissen, dass sie alle in jenem universellen Krieg von Harmagedon eine bleibende Niederlage erleiden, und dann wird das Wettrüsten endlich für alle Zeit zum Stillstand gebracht werden,

Nach Harmagedon werden sich jene, die auf Jehovas Seite, der Gewinnerseite, überleben werden, eines vollkommen verbürgten Friedens erfreuen. Dann werden sie "ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden, und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen". — Jes. 2: 4. …

Gegenargumente meint man mit den Sätzen abwiegeln zu können;

Es ist auf 2. Mose 22: 2,3 hingewiesen worden, um zu zeigen, dass es Fälle geben kann, wo Jehovas Zeugen durch Töten kundtun mögen, dass sie keine Pazifisten sind. Gemäss der Amerikanischen Standard- und auch der deutschen Elberfelder Bibel lauten diese Verse: "Wenn der Dieb beim Einbruch betroffen wird, und er wird geschlagen, dass er stirbt, so ist es ihm keine Blutschuld; wenn die Sonne über ihm aufgegangen ist, so ist es ihm eine Blutschuld." … Moffatts Übersetzung (mit der Eine Amerikanische Übersetzung übereinstimmt) ist sogar noch deutlicher: "Wenn ein Dieb beim Einbrechen in ein Haus gefasst und geschlagen wird, so dass er stirbt, ist der Hausinhaber nicht schuldig; geschah es aber nach Tagesanbruch, so ist der Hausinhaber schuldig."

Im Dunkeln der Nacht konnte der Einbrecher, wenn er entkam, nicht erkannt werden; und um ihn anzuhalten, mochte man ihn schlagen. War der Schlag verhängnisvoll und starb der Einbrecher, so war der schuldlos, der sein Eigentum schützte. Brach der Dieb aber bei Tageslicht ein und wurde mit tödlichem Schlag geschlagen, so war der Schläger der Tötung des Diebes schuldig. Es geschah bei Tageslicht, und er konnte den Dieb erkennen, ihn dem Gesetz überliefern und konnte ihn durch das Gesetz vernehmen und ihn zwingen lassen, das Entwendete zurückzuerstatten und auch eine Busse zu erleiden. Tötete aber der Beschützer des Eigentums den Dieb, so ging er zu weit. Bestimmt kommt aller Besitz, den ein Dieb durch Einbruch bei Tageslicht stehlen könnte, nicht dem Wert seines Lebens gleich. Für die Rückerstattung des Gestohlenen konnte das Gesetz nicht das Leben des Diebes verlangen. …

Wenn ein Tageslicht-Dieb entkommen ist oder wenn eindringende Angreifer entkamen und das Gesetz sie nie vor Gericht ziehen konnte, so haben wir, wenn wir auch den Verlust materieller Güter erlitten, doch keine Blutschuld über uns gebracht. Somit ist Respekt vor dem Gesetz gut. Was oben hinsichtlich des Zuwendens der andern Backe und unseres Unterziehens unter öffentliche Beamte in privaten oder persönlichen Sachen gesagt wird, bedeutet nicht, dass Jehovas Zeugen die Interessen des Königreiches, ihr Predigtwerk, ihre Versammlungen, ihre Person, ihre Brüder und Schwestern und ihren Besitz nicht gegen Angriffe verteidigen würden.

Und zu dieser Aussage sei durchaus an jenes Bild erinnert, welches da suggeriert. Fallweise auch Saalschlachten in Kauf zu nehmen.

Weiter im WT-Text:

Sie verteidigen sich, wenn sie angegriffen und gezwungen werden, solche Interessen zu schützen, und tun dies gemäss der Schrift. Sie bewaffnen sich nicht mit fleischlichen Waffen oder tragen solche bei sich in der Erwartung oder als Vorbereitung auf Schwierigkeiten oder um Drohungen zu begegnen. Sie suchen Schläge und Angriffe nur in der Verteidigung abzuwehren. Sie holen nicht aus zum Schlage, um wieder zu vergelten. Sie schlagen nicht zum Angriff, sondern nur zur Verteidigung. Sie benutzen keine Kriegswaffen, um sich selbst oder die Königreichsinteressen zu verteidigen. (2. Kor. 10: 4)

Wenn sie sich in ihren Wohnungen oder an ihren Versammlungsstätten bei Angriffen auch nicht zurückziehen, werden sie sich doch auf einem öffentlichen oder anderen Besitztum zurückziehen und 'den Staub von ihren Füssen schütteln', um so nicht, was 'heilig ist, den Hunden zu geben', und 'ihre Perlen nicht vor Schweine zu werfen'. (Matth. 10:14; 7:6) Somit ziehen sie sich zurück, wenn sie dies tun können, und vermeiden einen Kampf oder Unruhe. Sie haben ein Recht, sich an Gesetzesbeamte zu wenden, und sie wenden sich an sie, damit sie ihnen zur Verteidigung wider einen Angriff oder wider Pöbelgewalt zu Hilfe kommen. …

Und als Credo dieser Ausführungen meint der WT dann:

Gesandte sind befreit vom Militärdienst in der Nation, in die ihre Regierung sie sendet, besonders in einer feindlichen Nation. Man behalte im Sinn, dass in biblischen Zeiten Gesandte nicht zu Freundesnationen geschickt wurden, sondern zu Nationen mit denen man im Kriege stand oder von denen Krieg drohte. Gottes Gesandte an Christi Statt werden nicht zu Freundesnationen geschickt, sondern zu feindlichen Nationen. Alle Nationen dieser Welt Satans sind Gott feind. Die Botschaft, die diesen Gesandten zum Ausrichten gegeben ist, lautet: "Werdet versöhnt mit Gott". Dies zeigt, dass die Nationen nicht auf Freundesfuss mit ihnen stehen. Wie könnten denn diese Gesandten gemäss der Heiligen Schrift in den militärischen Streitkräften solcher Nationen dienen oder gemäss der Heiligen Schrift einwilligen, dies zu tun, wenn das nationale Gesetz dies erfordert? Aus den Reihen der Diener Gottes zu desertieren und so das Predigen aufzugeben, würde Kampf gegen Gott bedeuten, der seine Gesandten geschickt hat, damit sie die Nationen aufrufen möchten, versöhnt zu werden mit Gott, und nicht gegen ihn zu kämpfen. Jehovas Zeugen sind Gottes Gesandte, die mit derselben Botschaft für alle zu allen Nationen gesandt werden. Demzufolge haben sie sich nicht in die Streitmächte irgendeiner Nation aufnehmen lassen.

Sie bewahren gegenüber diesen Nationen in ihrem tödlichen Kämpfen strikte Neutralität. Sie bleiben der göttlichen Regierung treu, die sie als Gesandte aussendet, auch wenn diese Neutralität und dieses Predigen des Königreiches bewirkt, dass sie "gehasst werden von allen Nationen." Sie haben nicht für die unversöhnten Systeme gekämpft, die Gott in Harmagedon vernichten wird. Daher ihre Einwände aus Gewissensgründen!

Antikommunismus - Staatsdoktrin der USA und ihrer Vasallen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 23. März 2011 02:18
Vor sechzig Jahren
Antikommunismus - Staatsdoktrin der USA und ihrer Vasallen

Und weil man ja auf die Betonung des Anti besonderen Wert legt, stellt sich doch die Frage was denn die Alternative dazu sei.
Da lassen die Anti-Kämpfer auch keine sonderlichen Zweifel aufkommen.
Der Dummheitsverkauf der Religionsindustrie soll es sein.
Je mehr das Geschäft des Dummheitsverkaufs blüht, um so besser für die Anti-Kämpfer.
Das wusste schon ein Bismarck, als ihm die zu seiner Zeit immer stärker werdende Sozialdemokratie (damals - und nur von damals kann die Rede sein, wenn der Begriff Sozialdemokratie Verwendung findet) einen gehörigen Schrecken einjagte.
Bismarck also sah in dieser Konstellation sein Heil in dem Satz:

Die Religion müsse dem Volke (vor allem dem Volke) erhalten bleiben.

Insoweit darf man über die Praxis der Enkelgeneration des Bismarck, in den USA, nicht sonderlich verwundert sein.
Und auch nicht darüber dass eine potente Dummheitsverkaus-Firma, wie die Zeugen, da auch ihre Chance im Stile des Bismarck wittert.

Presseberichte und die Form ihrer Auswahl-Wiedergabe, können auch einiges über den so zitierenden aussagen. Auch darüber, wie denn der Anlass der Berichterstattung in der Öffentlichkeit "angekommen" ist.
In der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 3. 1951 findet man einige solcher Zitierungen, bezugnehmend auf den 1950er Zeugen Jehovas-Kongress in New York. Da war dann unter anderem zu lesen:

"Am 2. August war in der 'Post' der oberste Teil der 5. Seite zwei Bildern gewidmet, die den Buffetbetrieb und die Menschenmenge im Stadion zeigten. Die Überschrift lautete:

'Jehovas Zeugen verurteilen den Kommunismus', und sie berichteten, dass 'die Versammlung die vom Präsidenten der Watchtower Society, Nathan H. Knorr, beantragte Resolution, die den Kommunismus verurteilt, gut hiess.'

Jene Resolution wurde noch v o r dem offiziellen Verbot in Ostdeutschland in Szene gesetzt. Sie war inhaltlich keineswegs auf die Komplikationen in den östlichen Ländern abgestellt, sondern verteidigte sich gegen Angriffe von USA-Falken-Kreisen, im Stile eines McCarthy ,die Zeugen Jehovas seien ja nichts anderes als "verkappte Kommunisten".

Zwar ist es richtig, dass es namentlich in Deutschland, schon davor Öffentlichkeitswirksame Protest-Verlautbaungen seitens der Zeugen Jehovas gab. Die jedoch dominieren mitnichten jene "Resolution", welche da auf dem New Yorker ZJ-Kongress 1950 verlesen wurde.
Weiter im Zitat:

Die 'Times' bemerkte,

N. H. Knorr habe vorausgesagt, dass beide, der Osten und der Westen, in ihrem gegenwärtigen Konflikt 'zu Staub zermalmt' werden, und garantierte dann die Enthaltung von 'jeder umstürzlerischen Tätigkeit, auch trotz Verfolgungen.'

Sie brachte auch einen Bericht über die Vorträge, die die teuflische Verfolgung der Zeugen Jehovas in Ländern hinter dem Eisernen Vorhang beleuchteten.

Andere Zeitungen überschrieben ihre Artikel: 'Zeugen geloben: Keine Teilnahme am Kriege', der 'Zeugen'-Kult steht über dem Bruch zwischen Ost und West."

Ostdeutschland versus USA
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. April 2011 07:36

Vor sechzig Jahren
Ostdeutschland versus USA

Bezugnehmend auf Ostdeutschland liest man im "Wachtturm" vom 1. 4. 1951:

"Kommunistische Werkzeuge betreiben einen energischen Feldzug, um Jehovas Zeugen zu zerschmettern, und sie fahren fort, ihren Hass und ihre Verfolgung mit dem Deckmantel falscher politischer Anklagen zu tarnen. Unter den Schlagzeilen:

''SED setzt Kopfgeld auf Zeugen Jehovas aus; Terror in der Sowjetzone nimmt zu; Volkspolizei-Inspekteur bringt seine Frau ins Konzentrationslager'

berichtete 'Die Neue Zeitung' aus West-Berlin :

'Wie das Berliner Büro der Zeugen Jehovas am Dienstag mitteilte, werden Angehörige dieser Religionsgemeinschaft in der Sowjetzone unter Anwendung von Gewalt verfolgt und verhaftet. Bei Hausdurchsuchungen werden Türen und Fenster aufgebrochen, die Mitglieder der Sekte misshandelt und beraubt. Der Prediger Erich Boppe aus Meissen, der vor einigen Tagen festgenommen wurde, ist in einem Dresdener Krankenhaus den Verletzungen erlegen, die ihm bei seiner Festnahme zugefügt wurden. Weitere 60 Angehörigen der Zeugen Jehovas, darunter zahlreiche Greise, Kinder und Frauen, wurden mit schweren Verletzungen in die Strafanstalt Bautzen eingeliefert. Wie dpa hierzu ergänzend meldet, sind auf die Ermittlung jedes leitenden Predigers der Religionsgemeinschaft 50 Ost-Mark Kopfgeld ausgesetzt worden.' [20. September 1950]

Eine AP-Meldung aus Berlin, datiert 26. November, berichtet, dass drei Zeugen Jehovas durch ein ostdeutsches Gericht zu lebenslänglichen Strafen verurteilt worden seien, und 18 andere wurden zu zwei Jahren oder mehr verurteilt. Einige wenige Tage später besagte eine UP-Meldung, dass am 30. November neun Zeugen Jehovas Gefängnisstrafen von zwei Jahren und darüber bis lebenslänglich erhalten hätten. Am 8. Dezember brachte die New York 'Daily News' folgenden Bericht:

'Berlin, 7. Dez. (Reuter). - Führer von Jehovas Zeugen in West-Berlin erhoben heute die Klage, dass die ostdeutsche Polizei 500 Mitglieder der Sekte gefangengenommen und gemartert habe, nachdem diese letzten Sommer in der Russischen Zone verboten worden war. Fünf starben zufolge von Misshandlungen, und andere wurden durch Schläge mit Fäusten und Knütteln ernstlich verletzt, so sagten sie. Leiter der Sekte jedoch, die durch freiwillige Beiträge aus den Vereinigten Staaten weitgehend finanziert werden, sagten, sie würden ihre Tätigkeit in Ostdeutschland trotz Verfolgung fortsetzen. Von 1200 Mitgliedern, die seit August verhaftet worden sind, als das Verbot in Kraft trat, sind 611 noch im Gefängnis, so lautet die Erklärung. Es wird darin behauptet, dass mehrere tagelang bis zu den Hüften 'ununterbrochen im Wasser' gehalten worden seien.'

Über diese Verfolgung sagte der 'Herald' von Miami vor kurzem:

'Die Anklagen gegen die Zeugen in Berlin, sie seien Spione, erscheinen widersinnig. Wahrscheinlich hat sich die Sekte geweigert, unter sowjetischen Schlägen zusammenzubrechen. Kein Glaube übertrifft den der Zeugen an Beständigkeit gegenüber ihren Glaubensansichten.'"

Offenbar hatten die Geschehnisse in Ostdeutschland, sehr wohl auch eine innenpolitische, auf die USA bezügliche Komponente. Man erinnere sich. Rutherford hatte die antikirchliche Hetze massiv gesteigert. Auch sich in solchen Vokabeln äußernd wie "Feinde" als Buchtitel eines seiner Bücher. Oder den Buchtitel "Religion", die man angeblich selber nicht sei, da Religion in der Lesart von Rutherford nur etwas "satanisches" sein könne; nur ein "Gimpelfang", um den Leuten das sauer verdiente Geld aus den Taschen zu ziehen. Solche Thesen wurden anfangs vielleicht heruntergeschluckt. Als jedoch auch die USA mit in den Zweiten Weltkrieg eingebunden war, und als Folge sich das innenpolitische Klima drastisch wandelte (nicht unbedingt in Richtung auf "Liberalität" hin. Eher zum Gegenteil). Da hatte das auch Auswirkungen auf die Zeugen Jehovas. Die konnten nunmehr ihre Kongresse in der Kriegszeit nur in der Form durchführen, dass ihre Ordner mit Knüppeln bewaffnet waren; und noch schlimmer, diese dann bei Schlägereien einsetzten. Das sollte sich noch als relativ harmlos erweisen.

Der nächste Eskalationsschritt bestand darin, dass Zeugen Jehovas von Pöbelrotten in den USA angegriffen und teilweise buchstäblich geteert und gefedert wurden. Angeheizt wurden die Emotionen auch noch durch den Wehrdienst-Verweigerungsgrundsatz der Zeugen Jehovas, für den etliche vermeintliche "Patrioten", alles andere, denn als "Verständnis" aufbringen konnten.

Der zweite Weltkrieg nahm zwar sein Ende, und mit ihm auch die Phase der Selbstjustiz in den USA. Aber die angestauten Ressentiments gegen die Zeugen Jehovas, bestanden nach wie vor. Sie fanden eine erneute Kanalisation. Nun war der kalte Krieg zwischen Ost und West in voller Schärfe ausgebrochen. Erneut machten sich Tendenzen zur Selbstjustiz bemerkbar. Das Klima das da herrschte, wurde von der WTG selbst einmal mit dem griffigen Vergleich umschrieben.

Man laufe in den USA Gefahr als Roter verschrieen zu werden, selbst wenn man nichts anderes getan habe, als rote Limonade zu verkaufen. Und die Gegner der Zeugen Jehovas verstanden es, diese Hetze gegen alles "Rote" auch auf die Zeugen Jehovas auszudehnen. Man kennt das auch aus der Gegenwart. Machen gewisse Boulevard-Zeitung eine Schlagzeile, die auf Emotionen abzielt, hat ein so in den Hetzradius gelangter, allergrößte Schwierigkeiten, sich dem zu erwehren.

In derselben Situation befanden sich die Zeugen Jehovas in den USA, bezüglich der auf sie angewandten Behauptung; dass sind "religiöse Kommunisten".

Nun hatten die tatsächlichen Kommunisten im fernen Europa, mit den Zeugen Jehovas Tabula rasa veranstaltet. Dies wiederum war auch für die WTG die Schützenhilfe, um sich endlich gegen ihre Feinde in den USA wirkungsvoll erwehren zu können. Beispiele dafür zitiert die WTG selbst auch in dieser WT-Ausgabe vom 1. 4. 1951.

So zitiert sie etwa eine Zeitschrift namens 'Alabama-Baptist', die in einem redaktionellen Artikel in ihrer Ausgabe vom 14. 9. 1950 ausführte:

"Wir hören, dass diese Sekte in der ganzen Welt verfolgt wird. In unserem eigenen Lande, in Wyanet, Ill., wurde kürzlich eine ihrer Versammlungen durch eine Gruppe gesprengt, welche Automobilpneus anzündete und sie durch die im Freien Versammelten rollen liess. Jehovas Zeugen klagten auf Schaden vor Gericht, aber die Geschworenen verfehlten, ein günstiges Urteil zu sprechen. In Kennett, Mo., wurde ein Versuch gemacht, eine Versammlung der Zeugen Jehovas zu sprengen, der aber mit Hilfe der Polizei und der Staatstruppen und Leuten der Nationalgarde vereitelt werden konnte. Etwa 150 Leute waren in jener Menge. In der Sowjetzone von Deutschland sind 1000 Zeugen ins Gefängnis geworfen worden.

Obwohl wir nicht allem beipflichten, was diese Leute glauben, verurteilen wir doch sicherlich jene, die sie am öffentlichen Versammeln und freien Sprechen, wozu sie ein Recht haben, hindern wollen. Diese wider Jehovas Zeugen entfesselten Elemente werden ebenso schnell auf Baptisten lossschlagen. Wir betrachten die Handlungen der Leute von dieser Art als absolut unamerikanisch und unserem Glauben an die Gottesdienstfreiheit widersprechend. Bestimmt ist der einzige Grund ihres Angriffs darin zu suchen, dass jene eifrig an die Lehren der Bibel glauben. Wenigstens könnten wir dies von ihnen sagen, da sie in unserem Land die einzige Gruppe sind, in ihrem Glauben und in der Ausübung desselben so eifrig ist, dass sie trotz Verfolgung standhalten. Wir bezeichnen es als eine Schande, wenn jemand irgendeine christliche Gruppe verfolgt, solange sie innerhalb der Gesetze unseres Landes und innerhalb ihrer Rechte unter der Verfassung bleibt."

Dazu kommentiert die WTG:

"Dieser redaktionelle Artikel legte richtig dar, dass die Ursache der Verfolgung der Zeugen Jehovas in ihrem Predigen biblischer Lehren liege, doch werden wenig Verfolger dies ehrlich zugeben, sondern werden ihre Pöbelaktion lieber in ein patriotisches Gewand hüllen und sagen, die Zeugen seien Aufrührer oder Kommunisten. Doch über diesen Punkt beachte man folgendes aus dem 'Herald' von Nassau vom 7. Oktober 1950, betitelt 'Jehovas Zeugen in neuem Lichte gesehen':

Und dann wird letztgenannter Artikel noch wie nachstehend zitiert:

"Jehovas Zeugen in den Vereinigten Staaten sind jüngst ins Scheinwerferlicht nationaler Publizität gekommen, besonders während der laufenden Woche, als die CBC, die Nachrichten aus aller Welt, und Lowell Thomas über die Tätigkeit der Zeugen in Ostdeutschland Berichte brachten, wo die Kommunisten sie ins Gefängnis geworfen und sie in Bausch und Bogen der amerikanischen Spionage angeklagt haben. Derartige Nachrichten passen nicht gut zu den Anklagen, die früher gegen die Zeugen erhoben wurden, wonach sie eigentlich Kommunisten sein sollen. Denn wenn sie zum kommunistischen Schlag gehörten, müssten sie recht armselige Kommunisten sein - arm genug, um von denen verfolgt und ins Gefängnis gesteckt zu werden, denen zu dienen man sie anklagt.

Wir würden natürlich annehmen, dass es Jehovas Zeugen von seiten der Kommunisten besser ergehen sollte, wenn sie wirklich Kommunisten wären, denn auf der ganzen Erde ist wohlbekannt, dass selbst der Teufel bereit ist, seine treuen Nachfolger zu belohnen. Es scheint daher, dass wir nun moralisch gezwungen sind, einige unserer zu schnell gefassten Auffassungen über Jehovas Zeugen und den Kommunismus zu berichtigen."

Weltraumfahrt aus der WTG-Sicht des Jahres 1951
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. April 2011 06:10
Vor sechzig Jahren
Weltraumfahrt aus der WTG-Sicht des Jahres 1951

(Der heutigen "Berliner Zeitung" entnommen).
Da schließt sich ja die nachfolgende Betrachtung, inhaltlich etwas an.

Im Sternenbild der Plejaden wähnte man einst in Bibelforscher/Zeugen Jehovas-Kreisen den Sitz Jehovas. Man vergleiche dazu:
Parsimony.9460

Nach 1945 zog man es vor, derart vollmundige Thesen nicht mehr zu wiederholen. Und das die Raumfahrt sich inzwischen beachtlich gesteigert hat, an diesem Fakt können wohl selbst Plejaden-Gläubige nicht völlig vorbeigehen.

Es ist keine neue Erfahrung der Menschheit, dass Niederlagen in Siege umgefälscht werden. Keineswegs "nur" für die Zeugen Jehovas zutreffend. Hinterher pflegt man dann vollmundig zu verkünden, man habe das alles schon vorher so gewusst, wie es gekommen ist. Und das der Erfolg viele Väter hat, die Niederlage hingegen "vaterlos" sein will, ist wahrlich auch keine neue Feststellung.

Beharrte man einstmals darauf, die Erde könne nur eine Scheibe sein; dieweil die eigene Dogmatik das nahe legte, so war es dann anders, nachdem gegenteilige Meinungen dazu sich durchgesetzt hatten. Jetzt war man schon "immer" der gleichen Meinung; und die früheren Abwehrkämpfe werden bestenfalls als bedauerliche "Mißverständnisse" abqualifiziert.

Auch der WTG wurde nach 1945 klar, dass mit der Plejaden-Theorie lässt sich wohl so, länger nicht aufrechterhalten. Die neue Parole hieß jetzt: Rechtzeitig noch auf den fahrenden Zug zu springen, um getreu dem Haase-Igel-Motto sagen zu können: Ich bin schon lange da.

In der Tat begann die "Sternstunde" der Raumfahrt wohl mitten im zweiten Weltkrieg, mit expansiver Ausdehnung in den Jahren danach. In der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 4. 1951 begegnet man solch einem "Haase-Artikel", der dem verdutzten "Igel" mitteilt, das er schon "lange da sei".

Die WTG auf dem fahrenden Zug der Raumfahrt aufgesprungen. Auch nicht schlecht, angesichts ihrer vorherigen Kapriolen, die selbst Radio, Eisenbahn und noch ein paar mehr Entwicklungen, in der Bibel "vorhergesagt" wähnten.

Nachstehend einmal das, was der "WTG-Haase" dem verdutzten "Igel" in Sachen Raumfahrt im Jahre 1951 mitzuteilen wusste. Jener Artikel hat zwar nicht die Überschrift: "Ich bin schon lange da…" Inhaltlich wäre sie aber durchaus passend!

DIE alte Redewendung "Höher geht's nimmer" hat nicht mit den Wissenschaftlern unseres zwanzigsten Jahrhunderts gerechnet. Schon als das Auto am Pferd vorbeiflitzte, wurden Skeptiker in Erstaunen versetzt; und so mancher ungläubige Thomas musste umlernen, als die Brüder Wright eines Dezembertages im Jahre 1903 erstmals von ihrem Motor-Flugzeug erfolgreich Gebrauch machten. Nun sind wir so weit, dass sich der Mensch ernsthaft mit Plänen für eine Reise nach dem Mond abgibt. Die Kanadische Raketen-Gesellschaft war verwegen genug, die erste derartige Reise unverbindlich für irgendwann in den Sechzigerjahren anzukündigen. Die meisten Fachmänner haben das Empfinden, dass es in fünfundzwanzig Jahren gelingen dürfte, zum mindesten eine unbemannte Rakete nach dem Mond zu schicken.

Weiter wird WTG-seitig kommentiert:

Wenn Jules Verne, der berühmte französische Zukunftsträumer aus dem neunzehnten Jahrhundert, heute lebte und die ernsthaften Gespräche über einen Ausflug nach dem Mond mit anhörte, würde er sicherlich den Zeigefinger heben und murmeln:

"Hab' ich's euch nicht gesagt?"
Allerdings hatte er eine ganz überspannte Vorstellung von einer Mondreise (laut Beschreibung in seinem 1865 erschienenen Buche Von der Erde zum Mond). Den meisten Lesern seiner phantastischen Erzählung wird haften geblieben sein, dass er ein geisterhaftes Gefährt mit einer 300 Meter langen Kanone in den Weltraum hinaus schiessen lässt. Da stimmt mit den heutigen Spekulationen schon besser überein, wie ein anderer Franzose, Achille Eyraud, in seinem Buch Reise nach der Venus, das im selben Jahre erschien, eine Weltraumfahrt ausmalte, nämlich nach dem Raketensystem. Sein Weltraumschiff beschrieb er ausführlich als eine Rakete, deren Antrieb sich nach Newtons drittem Bewegungsgesetz richten solle, das sich ja tatsächlich als massgebend für die Fortbewegung der Raketen erwiesen hat. Es besagte

"Jede Aktion ist begleitet von einer entsprechenden, aber entgegengesetzten Reaktion." Demgemäss stösst der rückwärtige Raketenantrieb die Rakete vorwärts. Und da die Raketen, im Gegensatz zu Düsenmotoren, den nötigen Sauerstoff in sich haben, würden sie — der Theorie nach — im luftleeren Weltraum ebenfalls funktionieren.

Die von ein paar weitsichtigen Männern geschaute Zukunft ist mit Sturmesgewalt nähergerückt. Aus blossen Beschreibungen und Plänen sind richtiggehende Raketen geworden. Am 8. September 1944 platzte in London die erste V-2-Rakete, abgeschossen von einer Rampe, die auf dem europäischen Festland im besetzten Gebiet der Nazi lag. Anfang Januar 1946 fingen Techniker des Signalkorps der amerikanischen Armee Radarechos von Kurzwellensendungen nach dem Mond auf, und damit hatte der Mensch erstmals den Kontakt mit einem Himmelskörper aufgenommen.
Ergebnisse aus dem Raketen-"Labor"
Wissenschaftler der Vereinigten Staaten sind seit dem Kriege eifrig dabei, in ihren gewaltigen Freiluft-Laboratorien die Raketentechnik zu studieren. Immer bessere Raketen, auf den deutschen V-2 aufgebaut, wurden von Schiffen auf hoher See oder von einsam gelegenen Inland-Schiessplätzen, wie den bekannten Raketen-Versuchsfeldern bei White Sands (Neumexiko), in Höhen emporgeschickt, die vordem von der Erde aus noch nie erreicht worden sind. In ihrer Spitze haben diese Raketen ihr elektronisches Nervenzentrum, den sogenannten Telemeter, eine hochempfindliche Fernmelde-Apparatur, die achtundzwanzig verschiedene Messungen vornimmt und die Ergebnisse fünfunddreissigmal in der Sekunde an die Bodenstation meldet. Auf diese Weise erhält man wertvolle Angaben, die sonst verloren gingen, wenn in der zurückfallenden Rakete alle Instrumente beim Aufprall auf dem Boden in Trümmer gehen. Auf Grund dieser Ergebnisse lassen sich nicht nur die Raketen verbessern, sondern sie vermitteln auch neue Kenntnisse über den vorher unbekannten oberen Luftraum. Etappenweise wurden die Stundengeschwindigkeiten der Raketen von 3600 auf 4800 und dann auf 8000 km emporgetrieben und nacheinander Höhen von 100, 120, 160 und 400 km erreicht. Das zuletzt genannte Resultat er die amerikanische Zweistufen-Rakete "Wac Corporal", die von einer sehen V-2 aus startete, nachdem auf ihrer blitzschnellen Fahrt in grossen Höhen ihren Treibstoff fast braucht hatte.
Ein gemächlicheres Tempo als Raketenrekordler schlagen die Konstrukteure von Raketenschiffen die für die Personenbeförderung dacht sind. Mit solchen Fahrzeugen kann und will man zur Zeit noch nicht so hoch hinaus; aber doch erwartet Eugene Maynor von Chikago und junge Stanley Hiller von Palo in Kalifornien, zwei Pioniere auf diesem Gebiet, dass ihre Raketen-Flugzeuge eine Höhe von rund 43 km erreichen also in die Mitte der Stratosphäre gelangen werden.

Aber:

All das ist natürlich noch weit entfernt von den reichlich 380 000 km, die bis zum Mond zurückzulegen wären. Aber diese verhältnismässige Nähe des Mondes — an Weltraumverhältnissen gemessen — und Umstand, dass sein Schwerkraft-Feld in einer Entfernung von 350 000 km an dasjenige der Erde schliesst, wird die vorwärtsstrebenden Raketler nicht ruhen lassen. "Dieser Umstand ist es" — so schrieb Willy Ley im Rotarian vom April 1949 —, "der eine Reise nach dem Mond heute nicht phantastischer scheinen lässt, als ein Transatlantik-Flug vor zwanzig Jahren zu schien." Eine Gruppe von Wissenschaftlern der Pariser Sorbonne klärte am 1. Oktober 1950, die Entwicklung eines geeigneten Atomkraft-Motors notwendigen fünfundzwanzig bis dreissig Jahre bildeten die letzte Schranke, nach deren Beseitigung den Reisen zum Mond nichts mehr im Weg stünde.

Reiseziel: der Mond
Um das Schwerkraft-Feld der Erde zu durchstossen, wäre eine Stundengeschwindigkeit erforderlich, die stufenweise auf 40 000 km gesteigert werden musste, das sind also 11 km in der Sekunde. Einige denken sich die Konstruktion so, dass nach Erreichung dieser "Entweich-Geschwindigkeit" das Schwanzstück Raketenschiffes, in dem sich Treibstoff für den Start befand, abgestossen und die Fahrt mit dem Kopfstück fortgesetzt werden würde. In diesem Kopfstück befänden sich die Mannschaft, die Motoren und genügend Treibstoff für Erreichung des Ziels und für die Rückfahrt.

Für die Landung auf dem Mond würde das Raumschiff wenden, seine Motoren zum Abbremsen des Falles benutzen und mit Hilfe irgendeines einziehbaren Gestelles landen. Da der Mond bedeutend kleiner ist, bedürfte es nur einer Stundengeschwindigkeit von etwa 8500 km, um aus seinem Schwerkraft-Feld wieder herauszukommen. Für diese Leistung dürften die Motoren im Spitzenteil des Raumschiffes ausreichen. Auch der dort gestapelte Treibstoff sollte den Berechnungen nach genügen, um die Abfahrt vom Mond und die Landung auf der Erde zu bewerkstelligen.

Diese Theorie hat zahlreiche Abwandlungen. Alexander de Seversky stellte sich 1946 eine solche Reise in einem zigarrenförmigen Raumschiff vor, das langsam aufsteigen würde und genug Treibstoff hätte, um auf der ganzen Reise die Raketeneinrichtung arbeiten zu lassen und die Geschwindigkeit fortlaufend beliebig zu steigern. In diesem Falle müsste man einen Treibstoff haben, der leicht, kompakt und so energiespendend ist, dass sich in dem Gefährt die notwendige Menge einlagern lässt. Manche glauben, dass eines Tages die Atomenergie diesen Treibstoff liefert.

Die Theorie über Weltraumfahrten in die Praxis umzusetzen erfordert aber weit mehr, als aus den bisherigen oberflächlichen Angaben hervorgeht. In den Raumschiffen müsste die Sauerstoffzufuhr und der Temperaturausgleich gesichert sein und den Insassen auf irgendeine künstliche Weise Schwerkraft verliehen werden, wie der luftleere Weltraum dies erfordert. Ausserhalb der Erdatmosphäre, dieser Schutzhülle, müssten im Innern des Fahrzeuges die schädlichen Strahlungen ferngehalten werden. Auf Mitführung von Lebensmittel- und Wasservorräten wäre Bedacht zu nehmen. Die Steigerung und Verminderung der Geschwindigkeit müsste sich im Rahmen des für Menschen Erträglichen halten, und man müsste Mittel zur Hand haben, um den wahrscheinlich ernsthaften Schwächeanfällen zu begegnen. Als Schutz gegen möglicherweise gehäuft auftretende kleine Meteoriten hat man selbstabdichtende Wände vorgeschlagen. Wenn unterwegs ein Zusammenstoss mit einem grösseren Meteor erfolgte, gäbe es allerdings keine Wände mehr abzudichten!

Eine Tankstelle im Weltraum!
Trotzdem gehen diese Männer, im unbekümmerten Geist des Filmes "Reiseziel: der Mond", an die Verwirklichung ihrer Pläne, voller Zuversicht, allen Schwierigkeiten begegnen zu können. Neuen Auftrieb erhielten sie durch geheime Arbeiten der amerikanischen Armee, die sich mit der Schaffung "künstlicher Satelliten" oder "Monde" befassen. Hierüber machte der verstorbene amerikanische Verteidigungsminister James Forestal schon im Dezember 1948 einige Andeutungen. Aber die Deutschen sollen sich bereits gegen Ende des letzten Krieges mit solchen Plänen befasst haben. Der Gedanke, eine überschnelle Rakete die Erdatmosphäre durchstossen und sie hernach ständig die Erde umkreisen zu lassen, ist gar nicht einmal neu.

Dazu wird dann die Frage gestellt:

Wie würde dieser von Menschenhand geschaffene Satellit in seine Erdumlaufbahn gelangen und dort verbleiben? Die Fachleute sehen hierfür eine Möglichkeit in einer Dreistufen-Rakete. Mit der ersten Ladung müsste die Atmosphäre überwunden werden und beim Zurneigegehen des Treibstoffs eine Geschwindigkeit von 1650 Meter in der Sekunde erreicht sein. Dann würde die zweite Stufe ausgelöst, bei der die Geschwindigkeit auf reichlich 4 km in der Sekunde steigt und auf dem Höhepunkt die Endstufe zur Entladung kommt, wobei der eigentliche Satellit die notwendige Geschwindigkeit von 8 km in der Sekunde erreicht. Den Berechnungen nach würde die Rakete bei dieser Geschwindigkeit in einer leicht gebogenen Bahn zurückfallen, die gerade der Erdkrümmung entspräche, nämlich in einer Biegung von 12,5 cm auf den Kilometer. Damit bliebe sie in einem dauernden "Fallen um die Erde" erhalten. Für Verteidigungszwecke erscheint ein solcher Satellit offenbar als "Radar -Relaisstation" wichtig. Übrigens beschäftigten sich die Anwärter auf Weltraumfahrten schon lange, bevor an die Atomenergie als Antriebskraft gedacht wurde, mit dem Projekt, auf der Strecke nach dem Mond Tankstellen in Form solch "künstlicher Satelliten" einzurichten.
Phantasie und Wirklichkeit
Heute lebende "Männer der Zukunft" sprechen bereits voll Entzücken von den durchgreifenden Veränderungen auf dem Gebiet der Wettervorhersagen, des Rundfunks und des Fernsehens, die mit derartigen "künstlichen Satelliten" ermöglicht würden. Sie träumen von einer hinreichend geschützten Sternwarte auf dem Mond, um dort ohne atmosphärische Behinderungen das Weltall betrachten zu können. Sie träumen von weiteren Zielen, dem Mars, der Venus, dem Jupiter, und von aufbauender Tätigkeit des Menschen auf diesen Planeten.
Daneben werden aber, wie es in der Welt üblich ist, die militärischen Vorteile einer "Eroberung des Mondes" hervorgehoben. Man möchte von dort überdimensionierte Raketen auf jeden Punkt der Erde

Dazu kommentiert die WTG:

Einige sind heutzutage aufgeweckt genug, um zu sehen, dass der Mensch seine Erfolge nicht nach den Atomen, die er zertrümmert, den Radarstrahlen, die er zum Mond schickt, oder den Strecken, die er in den Weltraum vordringt, bemessen darf. Die Neuyorker 'Times' hatte hierfür das richtige Gefühl, als sie am 18. Februar 1949 schrieb:

"Wenn von einem Raumschiff für militärische Zwecke gesprochen wird, muss dies einem vor Augen führen, dass wir am dringendsten eine Erfindung nötig haben, die es allen Nationen der Erde ermöglicht, ohne Krieg oder Kriegsdrohung auszukommen."

Jawohl, zum mindesten in der Theorie kann der Mensch dich mit Raketen durch die Troposphäre, Stratosphäre und Jonosphäre bis in den Weltenraum und zu andern Himmelskörpern befördern. Er kann Atome zertrümmern, den Radarbetrieb meistern und "neue Monde" schaffen. Er kann Schreibgeräte erfinden, die in der Stratosphäre wie auch unter Wasser benutzbar sind. Aber die Formel für Frieden und Harmonie in der Welt, für das, was unerlässlich ist, um sich all des luxuriösen Besitzes zu erfreuen, hat er nie gefunden. Beim Anblick der Unruhe und Zerrissenheit auf unserem Planeten fragt man sich, ob die Gespräche über Weltraumfahrten nicht mit von dem Wunsche genährt sind, aus dieser Welt hinauszukommen. Wenn da der allzeit romantische Mond ein Ausweg sein sollte, gäbe es gleich wieder eine Enttäuschung. Denn die Militaristen wären auch dort zuvorgekommen und man fände den Mond gespickt voll von Raketenstützpunkten kriegerischer, gegen die Erde gerichteter Art. Träumerei? Ja, aber da sieht man, dass nicht einmal mehr die Träumerei Auswege bietet.

;Eine exemplarische Notiz über den Geist, welcher das Managment der ZJ-Organisation beseelt

geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. April 2011 02:21
Folgende "Geschäftsanzeige" liest man im "Wachtturm" vom 15. 4. 1951:

"Den Höheren Obrigkeiten untertan:
Gesetzestreue, ordnungsliebende Männer und Frauen beherzigen die Befehle der höchsten Obrigkeit des Universums und ihres Königs und werden so 'den höheren Obrigkeiten untertan'. (Röm. 13:1, NW) Ihr Befehl hinsichtlich des persönlichen Benehmens und der Anbetung aller Geschöpfe, die Leben wünschen, ist in folgenden Worten dargelegt: 'Liebe Jehova, mit deinem ganzen Herzen, deiner ganzen Seele, deinem ganzen Denken und deiner ganzen Kraft, und deinen Nächsten wie dich selbst.'
Während des Monats Mai werden Jehovas Zeugen ihre Untertänigkeit unter die höheren Obrigkeiten dadurch bekunden, dass sie dem Befehl gehorchen, ihre Nächsten zu lieben und ihnen zu dienen, indem sie ihnen die Erkenntnis darbieten, die so nötig ist, um den Weg zum Leben und die Anerkennung von den höchsten Obrigkeiten zu gewinnen, und zwar indem sie das Buch 'Die Wahrheit wird euch frei machen' anbieten mit einer weißen Broschüre. Auch du, lieber Leser, wirst den Wunsch haben, den höheren Obrigkeiten zu gehorchen; und dies ist die günstige Zeit und Gelegenheit dazu. Schließe dich Jehovas Zeugen an. Sag es deinen Freunden und Nachbarn, mache sie mit dieser lebengebenden Botschaft bekannt, indem du ihnen in einfachen Worten sagst, was das Buch enthält, und bitte sie, es selbst zu lesen. Fühle dich frei, hierher zu schreiben und irgendeine Frage zu stellen, die du in dieser Hinsicht haben magst, und sende uns dann Bericht über die Ergebnisse deiner Bemühungen, andern beizustehen, ewiges Leben zu erlangen, indem man den höheren Obrigkeiten untertan ist. Der für das erwähnte Buch und die Broschüre angenommene Beitrag ist DM 2,-"

Es ist schon bezeichnend, welche Vokabeln da für den WTG-Bücherverkauf Verwendung finden. "Befehl" zum Beispiel. Kann jemand in anderen Bereichen, der unter Befehl steht, sich dem entziehen? Wohl schwerlich; und wenn er es trotzdem macht, muss er mit scharfen disziplinarischen Konsequenzen rechnen, wenn nicht noch gar schlimmeren. Hier aber wird das ganze noch überhöht auf angeblich "höhere Obrigkeiten" …

Dann noch dieses, das genannte Buch wurde in Englisch erstmals 1943 veröffentlicht (in Deutsch dann ab etwa 1946). Ganze Schiffsladungen voll der deutschen Ausgabe dieses Buches, in den USA gedruckt, wurden um diese Zeit mit Erlaubnis der amerikanischen Militärrregierung nach Deutschland eingeführt. Um 1951 wurde dieser ideologische Schrott immer noch verkauft, metaphysisch verklärt als von den "höheren Obrigkeiten" angeordnet.

Inwiefern ideologischer Schrott? Nun dieses Buch atmet noch ganz den Geist, wie er bei den Zeugen Jehovas in den USA in der Zeit des zweiten Weltkrieges vorherrschte. Allerdings, es repräsentiert durchaus einen Schnitt zur bisherigen Kontinuitätslinie. Alle vorangegangenen WTG-Bücher waren in der Regel seit den zwanziger Jahren unter dem Verfassernamen des J. F. Rutherford erschienen. Dieses Buch hingegen war mit das erste, dem eine Reihe weiterer folgen sollten, die ohne regulären Verfassernamen erscheinen. Mehr noch, es begann sich schon vorsichtig von Rutherford abzusetzen. Hatte dieser doch immer mehr seine Verkündigung dahingehend zugespitzt, der zweite Weltkrieg laufe in Harmagedon aus.

Knorr hingegen als sein Nachfolger, hatte dies schon mal mit seinem Vortrag (und Broschüre) "Weltfriede - ist er von Bestand?" abgeblockt. Besonders in dem parallel begleitenden Buch "Die neue Welt" wurde nun diese neue Knorrthese weiter vertieft. Spekulativ wird darauf orientiert, dass der Papst sich wohl als Haupt der Friedensverhandlungen nach Ende des Krieges "herausputzen" würde. Da schon, ist Knorr einer Fehlspekulation erlegen. Die tatsächlichen Siegermächte benötigten keinen Papst für ihre Verhandlungen. Ihre Entscheidungen trafen sie aus ihrer Interessenlage. Der da in Rom residierende Herr spielte da überhaupt keine Rolle. Flankierend muss das zeitgleich verbreitete Buch "Die neue Welt" genannt werden, mit seinen Theorien bezüglich des "Nord" und "Südkönigs". Insbesondere die Umdeutung auch auf Hitler bezogen. Für Russell nahm dieselbe Position noch Napoleon ein. Auch das sollte nicht der "letzte Schrei" bleiben. In den späteren fünfziger Jahren erkor man dann die Sowjetunion als neuen "Nordkönig".

Aber jenes Buch "Die Wahrheit wird euch frei machen", war um 1951 in der Tat schon veraltet. Inwiefern? Indem es weiterhin die alten Rutherford'schen Hassthesen gegen die Religion fortschrieb (etwa auf Seite 315f.). In dem 1945 in Englisch und 1950 in Deutsch erschienenen Buch "Theokratische Hilfe für Königreichsverkündiger" war dieser These der endgültige Laufpass gegeben worden. Aus der Rutherfordthese man sei keine Religion, wurde nun die These, Religion sei man schon, aber eben "wahre Religion" während alle anderen "falsche" Religion seien.

Bemerkenswert in ihm auch, wie etwa auf Seite 376 noch das desavouierte Rutherford-Buch "Kinder" seine Propagierung fand. Letzteres "glänzte" bekanntlich durch seine These mit dem Heiraten bis "nach Harmagedon" zu warten.


Erwähnenswert, und da ist das Buch "Die Wahrheit wird euch frei machen" wirklich "innovativ"; seine erstmalige kaum kaschierte Angabe des Jahres 1972 als Ende von "6.000 Jahre Menschheitsgeschichte". Russell wollte die noch 1874 beendet gesehen haben. Rutherford, nach 1925 in Erklärungsnöten, ließ das Datum 1874 in seinem Zauberkünstlerzylinder total verschwinden. Er hatte für dieses Datum überhaupt keinerlei Verwendung mehr. Nun, in diesem 1943er Buch taucht es erneut auf, lediglich mit dem feinen Unterschied, um rund 100 Jahre verschoben zu werden. Das alles schluckten die "unter Befehl" stehenden widerspruchslos herunter. Begünstigt auch dadurch, dass kaum einer zeitgenössisch etwaige Vergleiche anstellte, und weil die Diktaturgrundsatz Befehl allzu wörtlich wahrgenommen wurde.

Zürcher "Wochen-Zeitung"
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. April 2011 06:53
Vor sechzig Jahren
Zürcher "Wochen-Zeitung"

Zwei Detailsätze, bzw. Abschnitte erscheinen mir in der "Erwachet!-Ausgabe vom 22. 4. 1951 besonders beachtlich. Unter der Überschrift "Kommunisten übernehmen den nazistischen Ausrottungskampf gegen Jehovas Zeugen" wird darin ausführlich aus der Zürcher "Wochen-Zeitung" vom 12. 10. 1950 zitiert. Es ist offensichtlich, dass der 1950er Schauprozess gegen die Zeugen Jehovas in der DDR, Auslöser dieses Artikels war. Nun wird man zur fraglichen Zeit wohl kaum einen westlichen Publizisten finden, welcher der DDR-Justiz das Prädikat "Rechtsstaatlichkeit" zugebilligt hätte. Mit Sicherheit waren fast alle von der Unrechts-Justiz der DDR überzeugt. Davor schon, und in diesem Falle erneut. Das spiegelt sich auch in diesem Artikel wieder.

Aber klar ist auch. Die Redakteure und Verfasser dieses Artikels in der "Wochen-Zeitung" sind keine Zeugen Jehovas. Sie stimmen mit ihnen zwar in der Verurteilung des Unrechtsstaates DDR überein. Aber bei den Details merkt man doch. Ganz so wie die gestylten Schönredner der WTG es sich vielleicht wünschen würden, ist dieser Artikel doch wohl nicht abgefasst. Etwa wenn man darin auch den Satz liest:

Auf Grund ihres Glaubens werden die 'Zeugen Jehovas' zwangsläufig in jeder Diktatur zu Staatsgegnern. Sie lehnen jede irdische Autorität ab … Sie arbeiten vielmehr auf ein kommendes Gottesreich hin".

Hier wird es also mit thematisiert, dass die Obrigkeitslehre der Zeugen Jehovas der Jahre 1929 bis 1962 einen wesentlichen Mitanteil an den Konflikten jener Jahre hat. Auch und erneut, im Falle der DDR.

Zweite Anmerkung. Die "Wochen-Zeitung" schließt ihren Artikel mit dem Satz:

"Als ihre Glaubensbrüder aus dem Westen (bei einem Kongress) sie zurückhalten wollten, antworteten sie nur: Wir werden auch in Handschellen weiter predigen!`"

Letzteres sagt sich natürlich leicht so daher, besonders wenn man sich euphorisiert auf einem Zeugenkongress befindet. Als Goebbels die suggestive Frage stellte "Wollt ihr den totalen Krieg" und die in seinem hypnotischen Einfluss sich befindlichen darauf nur eines schrieen "Jaaa", da war wohl eine ähnliche Situation. Ob denn einige dieser "Jaa-Schreier", nachdem sie dann im Schützengraben gelandet waren, und anschliessend von ihnen vielleicht bloß noch ihre Erkennungsmarke übrig blieb, die Überlebende ihnen abgenommen, da immer noch "Jaa" schrieen erscheint etwas zweifelhaft.

Bemerkenswert ist aber auch, wie die WTG insbesondere den letzteren Satz der "Wochen-Zeitung" ihrerseits kommentiert, wenn sie schreibt:

"Würden die Religionspriester und -prediger und Unruhestifter, die in den Vereinigten Staaten und andern demokratischen Ländern den Pöbel gegen Jehovas Zeugen aufhetzen, indem sie sie als Kommunisten verschreien, würden sie gegen den Kommunismus Stellung beziehen und sich freimütig gegen ihn aussprechen, wenn sie in Ostdeutschland lebten? … Denke hierüber gründlich nach … wenn du nächstens wieder einmal hörst, dass irgendein böswilliger Hetzer einen Zeugen Jehovas als 'Kommunist' bezeichnet."

Die WTG vermeidet es aber, zumindest in diesem Artikel, jene "böswilligen Hetzer" die Jehovas Zeugen als "Kommunisten" verschreien, näher zu lokalisieren. Sie sind, darüber kann es keinen Zweifel geben, in den USA der McCarthy-Zeit anzutreffen. Dort, wo Zeugen Jehovas in der Zeit des zweiten Weltkrieges von Pöbelrotten tatsächlich im buchstäblichem Sinne geteert und gefedert wurden. Noch die "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 4. 1951 berichtet über die Sprengung einer Zeugen Jehovas Veranstaltung durch Pöbelrotten in Missouri (USA) im September 1950.

"Ein Terrorist mit dem Namen Coy Bannister geht von einer Kneipe in die andere, um Alkohol zu tanken, und versucht gleichzeitig eine Pöbelrotte zu organisieren. Ihm schliessen sich zwei andere Strolche an, Paul Patton und 'Buck' Estes, und die drei bilden den Kern einer Rotte, die anschwillt, bis sie 100 bis 150 Leute zählt. Sie streifen durch die Strassen, reissen Plakate vom Rücken hilfloser Zeugen Jehovas, machen sich an Zeugen heran, die allein sind, und schlagen jene, die sie zu überwältigen vermögen. … Während der Versammlung wird ein Versuch gemacht, die Lichtkabel durchzuschneiden, und einmal versucht die Rotte, sich durch die Hintertüre Eingang zu erzwingen. Die dort stationierte Staatspolizei macht das Gewehr bereit und hält sie fern.
Es ist nun 9 Uhr abends; die Versammlung ist vorüber, und die Nationalgarde ist vorbereitet, die Zeugen zu evakuieren. Das Kriegsrecht wird erklärt. Die Menge draußen, die jetzt gegen 2000 zählt, wird angewiesen, sich auf die entgegengesetzte Seite der Strasse zu begeben. Die eiserne Tür zum Saal wird geöffnet, und herab kommen die Zeugen. Gardisten mit Stahlhelmen und aufgepflanzten Bajonetten patrouillieren nun auf den Trottoirs und halten Gesetz und Ordnung aufrecht. Wahrlich, es ist ein befremdender Anblick, denn jetzt sieht man unter den Gardisten solche, die sich noch vor kurzem unter der Pöbelrotte befunden haben."

Da fragt man sich schon, was für einen Unterschied besteht denn da noch zwischen den Hitler'schen KZs und diesen USA-Pöbelrotten? Kaum ein Unterschied, muss man wohl antworten. Abgesehen von dem einen. In Hitlerdeutschland war das alles staatlich organisiert. In den USA herrschte vielfach Selbstjustiz. Nach 1945 waren den Selbstjustizlern in den USA auch die Flügel beschnitten. Sie konnten nicht mehr so wie sie denn gerne wollten. Die McCartysche Kommunistenhatz war der willkommene Anlass, um flugs gleich noch ein paar mehr USA-Bürger, betitelt als Zeugen Jehovas, zu Kommunisten zu erklären. Das waren die Rahmenbedingungen. Da waren die Geschehnisse in der DDR, für die WTG in den USA eine tatsächliche Entlastung. Auch darüber gilt es zu reflektieren.



Die Reihe ihrer anti-katholischen Artikel setzt auch diese "Erwachet!"-Ausgabe fort. Auch dieser Artikel sei in seinen Kernaussagen nachstehend dokumentiert:

Des Vatikans gute Nachbarn von einst

titelt "Erwachet!" und äußert dann im Detail:

Die zweite Atombombenexplosion über Japan, die den zweiten Weltkrieg im August 1945 zu Ende brachte, war noch kaum verhallt, als gegen Sowjetrussland von katholischer Seite ein unablässiger, gut organisierter Propagandafeldzug einsetzte, mit dem die Presse, der Rundfunk und die Bildungsanstalten der westlichen Demokratien überschwemmt wurden. Allerdings stimmt es, dass sich die katholische Kirche schon beträchtlich früher gegen den Kommunismus ausgesprochen hat. Im Jahre 1937 erklärte Papst Pius XI. in einer Enzyklika:

"Der Kommunismus ist seinem Wesen nach böse, und niemand, der die christliche Zivilisation retten möchte, wird in irgendwelchen Unternehmungen mit ihm zusammenarbeiten."

Als man zwei bis drei Jahre nach dem letzten Krieg die Ereignisse schlittern liess und der Kreml seinen Einfluss in Europa und Asien ausdehnen konnte, ja sogar katholische Prälaten in kommunistischen Ländern wegen ihrer Einmischung in die Politik unter Anklage stellte, schlug der Vatikan zurück mit Propaganda und Massenexekommunikationen und in Italien, wo die Rote Flut im Frühjahr 1948 schon die Ecksteine des Petersdomes benetzte, wandte sich der Papst von seinem Balkon aus mit dem dringenden Appell an die italienischen Wähler, die Kommunisten mit dem Stimmzettel zu besiegen.

Dass Rom kein nachbarliches Verhältnis mit dem Kommunismus unterhalten will, ist der heutigen Menschheit überzeugend vor Augen geführt worden.

Danach leitet "Erwachet!" wieder zu den USA über:

Eines der Ziele, auf die die katholische Kirche offensichtlich hinarbeitet hat, verriet der römisch-katholische Bischof William Hafey von Pennsylvanien (USA), indem er im Sommer 1947 vor der Abgangsklasse einer Hochschule erklärte, Kritiker der katholischen Kirche liefen den Kommunisten in eine Falle. Ehrliche, denkende Menschen werden mit tolerantem Sinn zu wissen begehren, warum man derartige Behauptungen aufstellt. Jedenfalls werden wir uns durch solche Scheingefahr hier nicht davon abhalten lassen, auf Wahrheiten hinzuweisen, die für die Allgemeinheit von Wert sind. Dabei soll der Kommunismus mit seiner Gottlosigkeit und seiner versklavenden politischen Totalitätsphilosophie keineswegs in Schutz genommen werden.

Dazu kommentiert "Erwachet!" dann:

Wer die bitteren Anklagen von katholischer Seite liest, hat aber auch das Recht, alle Beweggründe unter die Lupe zu nehmen, von denen sich die Hierarchie in Rom bei ihren Anklagen leiten lassen mag.

Es gibt Wahrheiten über die katholische Politik, die für die Öffentlichkeit genau so wichtig sind wie die Wahrheiten über die aggressive und atheistische Politik des Kommunismus. Wenn die katholische Kirche tatsächliche Übel des Kommunismus anprangert, ist nichts dagegen zu sagen; aber etwas ganz anderes ist es, wenn sie sich selbst gegen jede Kritik verwahrt und alle denkbaren Hintergründe für ihre Kommunistenfeindschaft hinter einer Propagandakulisse versteckt, auf der der Papst als ein die Mächte der Finsternis bekämpfender Kreuzzugs-Ritter ohne Furcht und Tadel erscheint. Dadurch liess sich der strenggläubige Baptistenprediger Dr. J. Frank Norris von Texas im Oktober 1947 zu dem Ausspruch hinreissen:

"Die Streitfrage lautet heute nicht: Katholizismus oder Protestantismus. Sie lautet: Gott oder kein Gott; und Papst Pius ist Gottes letzter grosser Verteidiger in Europa."

Dazu der "Erwachet"-Kommentar:

Unsinn! Wir wagen uns also an eine Untersuchung heran und fragen uns - bei all dem jetzigen Zeter und Mordio über "rote Totalität", "roten Faschismus", "rote Gottlosigkeit", "rote Sittenbegriffe" usw. - zuerst einmal, warum die Kirche in der langen Zeit ihres Bestehens bis jetzt gewartet hat, solch offenkundige Übel im autokratischen Regierungssystem zu entdecken.
Man fragt sich tatsächlich, was für Gründe Rom angeben kann, dass es nicht mit den Männern vom Kreml zusammengehen will. So wählerisch hat sich Rom, seine Weggefährten betreffend, nicht immer gezeigt.

Auf die Geschichte überleitend mein "Erwachet!" dann:

Der Raum gestattet nicht, all die anrüchigen Partner zu beleuchten, die sich der Vatikan zulegte, bis der Westfälische Friede das "Heilige Römische Reich" auseinander fallen liess, oder bis Napoleon im Jahre 1799 die weltliche Macht des Papstes bis auf kümmerliche Reste beseitigte, oder bis Mussolini diese weltliche Macht des Papstes im Jahre 1929 wiederherstellte.

Dazu der Kommentar:

Heute nun möchten ehrliche Menschen wissen, ob der Leopard sein scheckiges Fell etwa gewandelt hat. Und wenn nicht, was dann von der klerikalen Entrüstung über den Kommunismus eigentlich zu halten ist. Die simple Wahrheit lautet, dass der Leopard noch alle seine Flecken hat. Diese Antwort erteilte das Papsttum in den letzten dreissig Jahren selbst. In dieser Zeit kam immer wieder zum Vorschein dass alle Schritte, die es unternimmt, und alle Bündnisse, die es eingeht - nach dem Grundsatz "Der Zweck heiligt die Mittel" -, sich nach der einen und einzigen Erwägung richten, welche Wirkung dies auf den politischen Einfluss des Papsttums hat, sowie auf sein Ziel, die Welt zu beherrschen. …

Heute spielt sich die katholische Hierarchie als Todfeind des Kommunismus auf, aber in den Zwanzigerjahren machte sie verschiedene Annäherungsversuche an das bolschewistische Regime, das in Russland im Jahre 1917 die Orthodoxe Kirche des Ostens, Roms ältesten Nebenbuhler, von ihrem Thron gestossen hatte. Die Verhandlungen führten zu nichts, und als nach 1930 der deutschfreundliche Pacelli das päpstliche Staatssekretariat übernahm, wandte sich der Vatikan wieder Deutschland zu, wie er es schon bis in den Ersten Weltkrieg hinein getan hatte. Inzwischen, im Februar 1929, war mit Mussolini der Lateranvertrag abgeschlossen und dadurch die weltliche Macht des Vatikans wiederhergestellt worden.

Der nächste Detalabschnitt des "Erwachet!".Kommentares ist dann betitelt:

Offene Freundschaft mit Diktatoren
Es ging weiter in gleicher Richtung. Im Juli 1933 kam ein 34 Artikel umfassendes Konkordat zwischen dem Papsttum und der Hitlerregierung zustande. Damit war der katholischen Kirche im Dritten Reich ein weiter Spielraum gewährt. Als Gegenleistung versprach die Kirche eine staatstreue Haltung ihrer Würdenträger in Deutschland und Gebete für Deutschlands Wohlfahrt; sie willigte auch ein, Ernennungen zu hohen kirchlichen Ämtern von Hitlers Zustimmung abhängig zu machen. Aus alledem drängt sich der Gedanke auf, dass sich das Papsttum mit den Nazi und Faschisten verband, um eine totalitäre "Neuordnung" herbeizuführen. Vielleicht wappnest du dich mit Francis McMahons Argument in seinem (englischen) Buch Ein Katholik blickt auf die Welt, dass mit Konkordaten nicht irgendwelchen politischen Idealen beigepflichtet werde. Vielleicht hast du das Gefühl, der Vatikan habe bei Abschluss der Konkordate die Zukunftspläne der Achsendiktatoren nicht geahnt. Vielleicht hast du andere derartige Einwände. Aber sie werden von den allzu zahlreichen, schreienden Tatsachen übertönt.

Am 23. Februar 1946, kaum fünf Monate nach dem Einmarsch der Legionen des Duce in Abessinien, erklärte der damalige Kardinal Eugenio Pacelli und heutige Papst Pius XII. in einer öffentlichen Ansprache, Mussolini sei "nicht nur das Regierungsoberhaupt, sondern auch der kultivierte Wiederhersteller des kaiserlichen Roms". Das damalige Faschisten-Rom bezeichnete er als "Stadt Gottes", "die Stadt des Wissens, der Majestät, der Wahrheit und der Heiligkeit". Am 31. Juli 1946, zu einer Zeit, wo die siegreichen Alliierten über das Geschick Italiens berieten, bezeichnete derselbe Mann, diesmal als Papst, wiederum bei einem öffentlichen Anlass den Lateran-Vertrag mit Mussolini als Bestandteil eines "unverletzlichen, von römischen Vorfahren ererbten Glaubens"

Ein weiterer katholischer Würdenträger wird mit dem Kommentar bedacht:.

Kardinal Hinsley von London verstieg sich, als seit dem italienischen Einfall in Abessinien erst fünfzehn Tage verstrichen waren, zu der Behauptung:

"Wenn der Faschismus untergeht, kann nichts das Land vor dem Chaos retten und Gottes Sache geht dann mit ihm unter."

Das zeigt zur vollen Genüge, welch berühmte gute Nachbarn der Vatikan damals hatte.

Und sein Nazikollege? Kurz nach Hitlers Machtantritt zogen die römisch-katholischen Bischöfe Deutschlands auf ihrer Konferenz in Fulda alle Kritik an der Nazipartei zurück. Sieben Jahre später, 1940, als Hitlers Eroberungspläne für alle Welt offenkundig geworden waren, pflichteten diese Bischöfe auf einer weiteren Konferenz in Fulda dem deutschen Kriegsprogramm bei und drückten den deutschen Soldaten ihren Dank aus für den "siegreichen Vormarsch und die Verteidigung der deutschen Heimat". Übrigens zählten die Vatikanpolitiker von Anfang an zu denen, die über die Nazipolitik gut informiert waren. Das Reichskonkordat war für den Heiligen Stuhl von Kardinal Pacelli unterzeichnet worden, dem sein langjähriger Aufenthalt in Deutschland besten Einblick in die innerdeutschen Verhältnisse und in das Aufkommen des Nazismus verschafft hatte.

Danach kommentiert "Erwachet!"

Rückwärts nach Westfalen!
Im Jahre 1940 sah der dahinstapfende Nazikoloss unwiderstehlich aus. Das Hamburger Fremdenblatt, wie alle andern deutschen Zeitungen von Goebbels Weisungen abhängig, schrieb damals, auf dem Banner der deutschen Truppen stehe als Losung nicht die Revision des Versailler Vertrages, sondern die Austilgung der letzten Reste des Westfälischen Friedensvertrages von 1648. Also die Austilgung der letzten Reste des protestantischen Sieges aus jenem Jahre, die Austilgung der letzten Reste an liberalen Regierungseinrichtungen in Europa, die in jenem Jahre ihren Anfang genommen hatten, und die Errichtung eines päpstlich beherrschten "Heiligen Römischen Reiches" mit Hilfe der neuzeitlichen Bundesgenossen des Papstes, der totalitären Diktatoren.
Im Januar 1933 hatte der päpstliche Kämmerer Franz von Papen die Hitlerpartei vor dem Bankrott gerettet, indem er ihr den Weg zu finanzieller Unterstützung von aussen her erschloss. Drei Monate späte war es von Papen, der für Deutschland das Konkordat unterzeichnete.
In seiner Biographie von Papens weist Tibor Köves darauf hin, welch grosser moralischer Sieg das Konkordat für Hitler war, als erste derartige Anerkennung vom Ausland.

Und wer wüsste nicht, mit welcher Herzlichkeit der Vatikan das spanische Franco-Regime in seinen engeren Freundeskreis aufgenommen hat ? Die katholische Geistlichkeit hat innerhalb und ausserhalb Spaniens beharrlich zu Franco und seinen Falange-Faschisten gehalten, was ihm dermassen den Rücken stärkte, dass er sich auch gegenüber den Vereinigten Nationen zu behaupten wusste. Zudem nährten die vom Papst erteilten Segnungen in ihm den Gedanken, er sei ein Günstling Gottes, so dass er im März 1946 auszurufen wagte:

"Wir sind im Recht, und Gott ist mit uns. Gott wird nicht Barbarei und Grausamkeit über uns herrschen lassen."

(Und dies nach zehn Jahren, die ausgefüllt waren mit Bürgerkrieg, Diktatur, Versklavung des Geistes und Massenmord!)

Nur wenige Monate nach dem heimtückischen Überfall des japanischen Achsenpartners auf Pearl Harbor nahm der Vatikan die diplomatischen Beziehungen mit dieser von der Shintoreligion beherrschten asiatischen Macht auf. Proteste der Alliierten liess man höflich ausser acht, und der Vormarsch der Achsenmächte ging weiter. Das gottlose Russland war beim Vatikan nicht hoffähig, aber das heidnische Japan war es. Rühmt der katholische Priester Karl Adams in seinem Buch Der Geist des Katholizismus doch sogar die moralischen Vorteile solcher Verbindungen mit den Heiden! Der Verkehr mit den Heiden in China, Indien und Japan — sagt er — werde dazu dienen, den Katholizismus "noch reichhaltiger, üppiger, vielseitiger im Dogma, in der Morallehre, im Gesetz und im Gottesdienst" zu machen.

Warum nicht? In der Rebellenarmee, mit der Franco von 1936 bis 1939 die spanische Republik zerschlug, dienten ja auch Tausende von mohammedanischen Mauren aus Nordafrika. Hatte Rom etwas gegen ihre Religion einzuwenden? Natürlich nicht. Ihre Beteiligung an Francos "Kreuzzug" genügte, um sie zu "heiligen".

Auch das erwähnt "Erwachet!" noch:

Die Regierung des vom Papst gelobten Petain in Frankreich und die Herrschaft des katholischen Prälaten Tiso in der Slowakei machten in der nazi-faschistischen Zeit das Bild der vatikanischen Verschwörung vollständig. Und der Vatikan pflegte seinen Verkehr mit den politischen Strauchrittern — fast bis zum bitteren Ende, bis es höchste Zeit war, sich für das Nachkriegsspiel mit den alliierten Demokratien einen anderen Mantel umzuhängen.

Der nächste Kommentarabschnitt ist überschrieben:

Segnungen für die Achsenmachte,
Flüche für die Kommunisten
Hat man vom Papsttum in all den Jahren seiner Anlehnung an die Achsenmächte jemals ein Wort über die Moralbegriffe der Nazi und Faschisten vernommen? Dafür, dass einem einzigen Mann, wie Kardinal Mindszenty und Erzbischof Stepinac, der Prozess gemacht wurde, verfielen alle, die irgendwie direkt damit zu tun hatten, der Exkommunikation. Vordem hatte der Papst die gesamte republikanische Regierung Spaniens exkommuniziert, weil sie sich des "Verbrechens" einer Trennung von Kirche und Staat schuldig gemacht und alle Religionen auf gleiche Stufe gestellt hatte. Hitler, Mussolini, Franco, Tiso und sonstwelche Katholiken durften hingegen die Freiheit abwürgen, Millionen versklaven, katholische, protestantische und jüdische Andersdenkende den Konzentrationslagern, Folterkammern und Richtblöcken zuführen, sie durften die schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit begehen — und wurden nicht exkommuniziert, sondern empfingen obendrein vom Papste Segnungen oder Ermunterungen. Das war alles, was "Gottes letzter grosser Verteidiger in Europa" zu leisten wusste!

Katholiken in Amerika haben den Papst 1939 ausdrücklich an die Waffe der Exkommunikation erinnert, die ihm gegen den Katholiken Hitler zur Verfügung stehe. Jedermann weiss, wie der Vatikan hierauf reagierte. Solange das Nazireich nicht vollständig in Trümmern lag, waren die päpstlichen Aussprüche so dehnbar, dass jede der gegnerischen Parteien sie geflissentlich als Empfehlung für die eigene Sache beanspruchen konnte. Hierüber schreibt Avro Manhattan in seinem (englischen) Buch Der Vatikan in der Weltpolitik:

"Dann, mehr als einen Monat nach der völligen Niederwerfung Deutschlands, beim Gestöhn der Millionen ihrer Angehörigen und ihrer Wohnstätten beraubten, Versehrten, gedemütigten und verwirrten Deutschen … wagte der Papst zum ersten Male seit dem Aufkommen des Regimes das Wort .Nazismus' in verurteilendem Sinne auszusprechen. Da erst fand Pius XII. bei einer kurzen Ansprache den moralischen Mut, zu erklären, es sei ,etwas Gutes, dass ,der satanische Nazismus' vernichtet wurde. Das war alles. Der Papst hatte sich endlich gegen den Nazismus ausgesprochen."

Warum kamen Hitlers Legionen beim Papste besser weg als diejenigen der Kommunisten? Weil sie besser gewesen wären? Nein, weil sie als "Schwerter der Kirche" der Hierarchie gewisse Dienste leisteten, während das bei den "Roten" (mindestens bis heute) nicht der Fall ist. Und so werden jetzt neue "Schwerter" geschmiedet oder in Bereitschaft gehalten (siehe z. B. Franco und Peron), in der Hoffnung auf einen Weltkreuzzug, der Russland bussfertig auf die Knie zwingen soll.

Bereit, "mit dem Teufel zu verhandeln"
Aus alledem drängt sich einfach der Schluss auf, dass — wie Papst Pius XI. es einst ausdrückte — das Papsttum "selbst mit dem Teufel" verhandeln würde, um Seelen zu gewinnen. Von der Hierarchie gewonnene Seelen waren jedoch stets ihrer autokratischen Herrschaft versklavt. Doch fragt man sich, angesichts einer solchen Politik, ob nicht auch Verhandlungen zwischen Vatikan und Kreml denkbar seien. Meinst du, Stalin sei einem Papst zu gottlos für einen Händedruck? Dann hast du noch nicht begriffen, wie viele schmierige Hände die Päpste im Verlauf von sechzehn Jahrhunderten gedrückt haben. Aber auf unsere Frage kann nur der Vatikan selbst Auskunft geben, und so zitieren wir aus der vatikanischen Zeitung Osservatore Romano, was sie im Oktober 1948 schrieb:

"Soweit es die USSR. betrifft, ist es unwahr, zu sagen, der Heilige Stuhl oder die Kirche habe die Vernichtung auf sie herabgefleht."

Anschliessend versichert dieses Blatt, freundschaftliche Beziehungen mit Russland wären "so bald wie möglich" willkommen, genau so wie mit allen anderen Ländern. Russland brauchte also nur seine Weltherrschaftsgelüste denen des Vatikans unterzuordnen, dann stünde zu erwarten, dass der Papst die bluttriefenden Tatzen der Kremliniten schütteln würde und die Vergangenheit begraben sein liesse. …

Man vergleiche als neueres Beispiel der im vorstehenden genannten Exzesse in den USA des Jahres 1950, die Exzesse im Bulgarien des Jahres 2011.

In beiden Fällen dürfte die Nationalistische "Nationalsmus über alles"-Ersatzreligion wesentlich motivierend sein.
Nazis - USA 1950 - Bulgarien des Jahres 2011 können sich da gegenseitig die Hände reichen.
Schlimm dann noch, wird dieser Nationalismus noch gar mit traditionellen Religionselementen verquickt (im Falle Bulgarien der dortigen Orthodoxen Kirche).
Auch der bulgarische Ku Klux Clan der ebenso in Himmlers SS-Schergen-Uniformen gut aufgehoben wäre, ist nicht entschuldbar.

http://www.youtube.com/watch?v=-G-QEfdMH3Y

Fernsehen
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. Mai 2011 01:31
Vor sechzig Jahren
Fernsehen
Bezüglich des Mediums Fernsehen konnte man in einem Lexikonbeitrag lesen, dass es zu Beginn des Jahres 1951 in den USA bereits 10.000.000 Fernsehzuschauer gab. Hingegen wurde die Teilnehmerzahl in der Bundesrepublik Deutschland, die über ein Fernsehgerät verfügten zur gleichen Zeit auf 60 beziffert, die im März 1951 an der Wiederaufnahme des Fernsehprogrammes teilnehmen konnten.

Bekanntlich wird die Zeugen Jehovas-Zeitschrift "Der Wachtturm" zentral in den USA redigiert. Ein Eingehen auf nationale Besonderheiten findet in der Regel dort nicht statt. So ist es bemerkenswert, dass man schon in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 5. 1951 einen ersten warnenden Artikel vor den Gefahren des Fernsehens vorfinden kann. Auch in der deutschen Ausgabe, obwohl hier, wie vorstehend beschrieben, sich diese Frage damals so noch gar nicht stellte.

Im einzelnen führte der WT aus:

"Es (das Fernsehen) ist ein Wunder menschlichen Erfindergeistes; es werden dabei unsichtbare Kräfte des Universums zur Arbeit eingespannt, und wenn es zum Guten benutzt würde, könnte es für die Menschheit zur wahren Wohltat werden. Aber viele Programme von geringer Qualität und die übermäßige Benutzung tragen zur Minderung seines Wertes bei. Dessenungeachtet kann schon jetzt seine mässige Verwendung zum Betrachten der besseren Programme ein gewisses Maß von entspannender Zerstreuung bieten. Mit weiser Einschränkung verwendet, kann es Christen eine Entspannung direkt in ihrer Wohnung bringen, ohne dass sie Zerstreuung unter weltlichen Zuhörerschaften suchen müssen, welche sich in diesen gespannten Zeiten wider die Christen, die in ihrer Mitte weilen und ihre Lauterkeit bewahren, erheben könnten.

Dann beklagt der WT:

Statt dass die Leute aber allgemein mässigen Gebrauch vom Fernsehen machten, finden wir oft welchen Zustand [besonders in den Vereinigten Staaten]? Sobald die Abendmahlszeit vorbei ist, rennen die Familienangehörigen an ihre Plätze vor dem Fernsehapparat, um dort stundenlang zu sitzen, bis es Zeit wird, zu Bett zu gehen. Keine Zeit mehr für eine familiäre Unterhaltung. Keine Zeit zum Studium. Keine Zeit zum Dienste Gottes. Nur noch Zeit für die Television. Nur noch Zeit, um vor dem Leuchtschirm zu sitzen und Propaganda und Unterhaltung einzusaugen. So vertieft ist man, dass man es ablehnt, seinen Platz vor dem Fernsehgerät auch nur eine Stunde in der Woche aufzugeben, um an einem Heimbibelstudium teilzunehmen."

Mutmaßlich wäre dieses Votum auch geeignet gewesen, in einer Zeitschrift der Kinotheaterbesitzer abgedruckt zu werden. Da könnte man sich ja so recht die gegenseitigen Sorgen vorklagen und die Gewissheit haben, der andere versteht einem.

Auch bemerkenswert was die WTG als Positivum des Fernsehens gelten lassen will; nämlich, dass damit das menschliche Bedürfnis nach Entspannung in einer Art und Weise befriedigt werden könne, ohne dabei direkten Kontakt mit den "bösen Weltmenschen" haben zu müssen.

Der Reiz des neuen ebbt im laufe der Zeit ab; dass ist auch auf anderen Ebenen so. Heute ist das Fernsehen nicht mehr neu. Es ist zum Alltagsgegenstand geworden. Trotz seiner offensichtlichen Konkurrenz für die Kinotheater, existieren letztere immer noch - in reduzierter Zahl. Es wird immer "Freaks" geben, die einer vorhergegangenen Kulturstufe noch etwas abgewinnen können. Aber inzwischen ist es wohl so: Was den "Massenmarkt" anbelangt, da hat das Fernsehen im Vergleich zum Kino, nunmehr die Nase vorn. Auch jener "Kinotheaterveranstalter" namens WTG (im übertragenen Sinne) wird letztendlich schleichend eine ähnliche Erfahrung machen. Sein Angebot ist keinesfalls mehr ein Monopolangebot. Seine Konkurrenz ist in der Gegenwart nicht unbedingt und vordergründig das Fernsehen. Wohl aber zunehmend das Internet, dass es selbst im kleinsten Dorf ermöglicht, leicht abrufbare Informationen zu gewinnen, die zumindest die vorherigen WTG-Monopolansprüche reduzieren.

Dollars für Diktatoren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. Mai 2011 06:41
Vor sechzig Jahren
Dollar für Diktatoren

Unter der Überschrift "Dollar für Diktatoren" zitiert die "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 5. 1951 auch:

"Im Jahre 1940 sagte Hitler, dass "Franco heute nicht existieren würde" ohne italienische und deutsche Hilfe."

Und jene These wird dann auch von Seiten "Erwachet's" durch einige weitere Fakten und Zahlenmaterial untermauert.
"Erwachet!" hängt dann seinerseits die These mit an;

"Wird die Zeit kommen, da Historiker sagen werden, "Franco würde heute nicht mehr existieren" ohne die amerikanische Freundschaft?"

Eine wesentliche Ursache jener "Erwachet!"-Betrachtung ist sicherlich der zeitgenössische Politikumschwung in den USA, Franco-Spanien betreffend.
Und dabei gibt es auch den Fragesatz, bezüglich des USA-Politikumschwungs:

"Was veranlasste sie zu dem Glauben, dass die Unterstützung der faschistischen Totalherrschaft eine Hilfe im Kampfe gegen die kommunistische Totalherrschaft sein würde?"

Ergo, jener USA-Politikumschwung wird als flankierendes Indiz, des sich in jenen Jahren weiter verschärfenden kalten (und im Falle Korea dann auch heißen) Krieg zwischen Ost und West gedeutet. Sicherlich kann man solch eine Analyse weitgehend zustimmen.
"Erwachet!" indes wähnt noch eine weitere Ursache wahrzunehmen.
Dann werden noch einige zeitgenössische Pressestimmen zitiert, und namentlich wird der katholischen Kirche unterstellt der wesentliche Drahtzieher zu sein, um Franco-Spanien wieder hoffähig zu machen.

Zwar gäbe es auch in den USA Stimmen, die angesichts der Liaison von Franco-Spanien mit dem Faschismus, über dessen erneute Hoffähigmachung, auch nicht sonderlich erfreut seien. Diesen Stimmen indes, wurde in den USA immer weniger Bestimmungsmacht zugebilligt.
Einer jener Pressekommentatoren meinte, dass "wenn Franco nicht zur Macht gekommen wäre, Spanien jetzt dem sowjetischen Militärreich einverleibt wäre."

Ob es denn tatsächlich soweit gekommen wäre, sei hier und jetzt nicht entschieden.
Die Motivation von "Erwachet!" indes ist die. Es muss mit Mißbehagen zur Kenntnis nehmen, jener USA-Politikumschwung, bewirkt faktisch eine Stärkung des katholischen Totalitarismus.
Wozu dann kommentierend festzustellen wäre.
Ein Totalitarist, mißgönnt dem anderen Totalitaristen dessen zeitweilige Vorteile nicht!

Neuauflage einer Verschwörungstheorie
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. Mai 2011 07:24
Vor sechzig Jahren
"Gelbe Gefahr"

Bereits Russell hatte in den "Schriftstudien" (Band 4 "Der Krieg von Harmagedon") die vermeintliche "gelbe Gefahr" in sein Endzeitszenario mit eingebaut. Leute die bereits in den zwanziger Jahren mit den Bibelforschern in Kontakt geraten waren, ohne sich ihnen jedoch anzuschließen, berichteten oftmals, (einen solchen Fall habe ich selbst bei einem Arbeitskollegen erlebt) wenn sie eher beiläufig auf die Bibelforscher zu sprechen kamen, dass die These von der "gelben Gefahr" als über die Bibelforscher verbreitet, ihnen als einer ihrer Charakteristika im Gedächtnis haften geblieben ist. Auch in der veröffentlichten zeitgenössischen Literatur über die Bibelforscher (etwa bei Geiges oder auch Rohkohl) ist dieser Fakt mit eingeflossen. Auch Rutherford hatte für diese These Verwendung, passte sie doch in sein Endzeitszenario. So wurden etwa im "Goldenen Zeitalter" das Faktum sowjetischer Militärberater in China der Jahre 1924-27 besonders thematisiert. (Vergleichsweise im "Goldenen Zeitalter" 1925 Nr. 4. Magdeburger Ausgabe. Dort auf der Rückseite genannten Heftes abgebildet. Indes in der Berner GZ-Ausgabe bereits etwas früher als erklärtes Titelbild genutzt. Die Berner GZ-Ausgabe verwandte schon weitaus früher Titelbilder. Zu einem Zeitpunkt wo sich die Magdeburger GZ-Ausgabe noch mit einem mageren, sich immer wiederholenden Logo zufriedengab.)


Nun war Anfang der 1950er Jahre der Koreakrieg ausgebrochen. Grund genug für die WTG die These von der "gelben Gefahr" erneut aus der Mottenkiste wieder herauszuholen. Im "Wachtturm" vom 15. 5. 1951 liest man dazu:

"Politische Regierungen, die zu sein schienen wie die Berge der Urzeit, welche die Erde beherrschten und stabil erhielten, sind bis zu ihren Grundfesten erschüttert worden und sind mitten in die Völkermeere gestürzt, die jetzt in Aufruhr sind wider lang anerkannte politische, kommerzielle und religiöse Systeme und Ideologien. Die sogenannten 'farbigen Rassen' der Welt haben sich erhoben und sind in Wallung geraten durch die Winde revolutionärer Lehre und durch Erdbeben auf dem Meeresgrund. Die Furcht vor der 'gelben Gefahr', die im letzten Jahrhundert schon zum Ausdruck gebracht wurde, erwacht nun von neuem, und dies besonders im Licht der Taktik, welcher die gelben Rassen auf dem koreanischen Kriegsschauplatz folgen. Indem sie Zuflucht nehmen zu dem, was sie jen hai oder das 'Menschenmeer' nennen, veranlassen sie, dass sich Ströme von Menschen aus ihrem Reservoir von Hunderten von Millionen Menschen ergiessen. Durch rein zahlenmässige Macht und rohe Gewalt fegen sie daher und überschwemmen alle militärischen Hindernisse und Schranken, unbekümmert um die billigen Menschenleben, die so geopfert werden."

Siehe auch den Kommentar zu den entsprechenden seinerzeitigen Ausführungen im "Goldenen Zeitalter"
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,38325,42269#msg-42269
06. Dezember 2009 04:37

Als Hintergrund-Info sei auch auf das 1962 erschienene Buch von Helmut Gollwitzer" mit dem Titel "Die Gelbe Gefahr. Geschichte eines Schlagworts" hingewiesen.
Gollwitzer arbeitet heraus dass in den Jahren von etwa 1870 bis zum ersten Weltkrieg, in politisch dominanten Kreisen, die Thesen des Sozialdarwinismus fröhlichsten Urstand feierte, die dann letztlich in die Aggressivität des ersten Weltkrieges "Herrenmenschen - gegen vermeintliche Untermenschen" ausuferten.
Und die Zeit danach, war es besonders der Nazismus, der als Fortsetzer dieser Geisteshaltung anzusprechen ist; die es, wie gesagt schon davor dominierend gab.
Weiter Gollwitzer:

"Ohne daß Malthus immer beim Namen genannt wurde, blieb er doch einer der maßgeblichen Demiurgen der imperialistischen Denksysteme."

Malthus hatte besonders durch die Schürung der Angst vor der Überbevölkerung Furore gemacht. Und auch heutige Zeugen Jehovas haben ja schon mal sich in seine Schuhe gestellt. Etwa mit der Vermarktung des Buches der Paddocks "Famine 1975" ("Hunger 1975).
Malthus und der Sozialdarwinismus der Herrenrassementalität, spielten sich da gegenseitig die Bälle zu.
In den 1890er Jahren wurde dann der von diesen Kreisen gesuchte Buhmann, zunehmend auf die "gelbe Rasse" lokalisiert.
Dazu als Detail:

"Seit Ende der vierziger Jahre ergoß sich ein gelber Strom nach Kalifornien und anderen Staaten Nordamerikas sowie nach Kanada. Die ungefähr gleichzeitige Entdeckung der kalifornischen und australischen Goldfelder beflügelte die chinesische Einwanderung. In Australien ließen sich vielerorts die chinesischen Kulis nicht mehr halten. Der Goldhunger hatte sie erfaßt und trieb sie von ihren Arbeitsplätzen. In Kalifornien schätzt man die Zahl der Chinesen um 1852 bereits auf vierzigtausend, ein Sechstel der damaligen Gesamtbevölkerung. Zur Zeit ihrer stärksten Verbreitung zählten die gelben einanderer mehrere hunderttausend Köpfe. Zur Erschließung und zum Ausbau des Landes haben sie mit ansehnlichen Leistungen beigetragen, wo immer im amerikanischen Westen Bilder und Photographien von Bahnbau und anderen verkehrstechnischen und industriellen Unternehmungen des Eisenbahnzeitalters aufbewahrt werden, finden sich auf ihnen häufig Kulis, deren Arbeit in dieser Epoche der Landesentwicklung für unentbehrlich galt. Vom Unternehmerstandpunkt gesehen, konnte man sich keine willkommeren Arbeitskräfte wünschen als die fleißigen geschickten und vor allem billigen Chinesen
Es dauerte indessen nicht lange, und die weißen Arbeiter betrachteten die gelbe Konkurrenz als tödliche Gefahr für ihren Lebensstandard, ja für ihre Existenz."

Und weiter meint Gollwitzer:

"Eine gründliche Bearbeitung der einschlägigen Buch und Broschürenliteratur sowie zahlreicher Zeitschriften und Zeitungen bestätigt, daß dass Schlagwort "Gelbe Gefahr" im Anschluß an den chinesisch-japanischen Krieg 1894/95 in Umlauf gekommen ist."

Und in diesem Zeitraum erwies sich auch Russell als einer seiner Multiplikatoren.

Auch in Deutschland (unabhängig von Russell) feierten solcherlei Thesen Triumphe.
Seitens der deutschen Sozialdemokratie (nicht zu verwechseln mit der heutigen de facto Pfarrerpartei gleichen Namens) kommentierte zeitgenössisch deren Theoretiker Franz Mehring schon mal:

"die demagogisch gerührte Angst vor der gelben Gefahr. Eine solche Gefahr gibt es allerdings, und sie wird auch keineswegs mit der wohlfeilen Wahrheit aus der Welt geschafft, daß die Tage eines Tumerlan und Tschengiskan für immer vorüber seien und alle Zeugnisse der Geschichte die Überlegenheit der kaukasischen Rasse bestätige. Rassenfragen sind in letzter Instanz auch nur ökonomische Fragen, und sobald die weiße Rasse die Herrlichkeiten der kapitalistischen Produktionsweise über die gelbe Rasse brachte, stellte sie sich selbst ein Problem, das ihr verzweifelt harte Nüsse zum Knacken aufgibt."

Und weiter Gollwitzer:

"Will man die agitatorische und hysterische Ausbeutung des Schlagworts kennen lernen, muß man sich schon ins Souterrain der Publizistik und der Literatur begeben. Ein typisches Exemplar dort existierender Gattungen ist eine Broschüre "Die Gelbe Gefahr" aus der Feder Stephen von Kotzes, ... Eines Literaten, der den Ehrgeiz, aber nicht die Begabung hatte, ... als Verfasser einer Schrift "Das Evangelium der Rasse" für die Popularisierung der Rassenideen eingetreten war. Das wohl zur Zeit des russisch-japanischen Krieges oder kurz vorher verfaßte Machwerk. ...
Was sich in dem plumpen Machwerk Kotzes zu lesen stand, fand sich andeutungsweise auch in der wissenschaftlichen Literatur des deutschen Sozialdarwinismus."

Ergo zusammengefasst. Ökonomische Spannungen werden auf Buhmänner hin kanalisiert.
Werden indes in der Folge dann jene Buhmänner von den "Herrenmenschen" hart angefasst, [Juda Verrecke Slogan der Nazis beispielsweise. Noch wagen heutige Nachfolger das ja nicht in Islam verrecke lautstark zu wiederholen ... Noch ...] bedeutet das noch lange nicht, dass damit die zugrundeliegenden Probleme "gelöst" wären.
Gel Herr Thilo S., wie wäre es denn, Sie und ihre "Pfarrerpartei" würden sich diese Erkenntnis auch "hinter die Ohren schreiben"?!

Auf Thilo S. abstellen trifft allerdings nicht den Kern.
Der heutigen Berliner Zeitung liegt beispielsweise ein Flyer bei, der dafür wirbt, dass eine Islamkritische Gruppierung Unterstützungsunterschriften erhalten will.
Homogen indes, sind diese Islamkritischen Gruppierungen keineswegs.
Früher war das eher die Domäne erklärter Neonazis. Mit dem braunen Spuk in dem Kontext in Verbindung gebracht zu werden, behagt sicherlich wohl einigen nicht. Sicherlich auch nicht dem Herrn Thilo S..
Und so kann man den den Umstand "bewundern", dass es in dieser Szene auch Strömungen gibt, welche ihren Anti-Islamismus zugleich mit der These des jüdisch-christlichen Abendlandes vermengen. Mit Juden hatten ja wohl alte und neue Nazis der "klassischen" Sorte wohl weniger bis nichts "am Hut". Indes jene Einbeziehung Pro-Israelitischer Elemente ist nicht generell bei diesen "neuen" Islamkritischen Gruppierungen antreffbar. Wohl auch nicht bei jener Gruppierung, die da heute per Flyer wirbt.
Einige besonders krasse tätliche Ausländerfeindliche Übergriffe der letzten Jahren, haben sich dann wohl im geographischen Bereich der vormaligen östlichen Länder angespielt. Der Frust der Populisten begünstigt, hat dort offenbar einen besonders fruchtbaren Boden. Und so hat denn jene Gruppierung welche da heute wirbt, auch ihre Berliner Geschäftstelle in einer Hochhausgegend des vormaligen Ostberlins angesiedelt
Eine durchaus bemerkenswerte Standortwahl.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,715490,00.html

Reflektionen über Polen im Jahre 1950
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. Mai 2011 00:13
Vor sechzig Jahren
Reflektionen über Polen im Jahre 1950

“Kommunisten erfüllen Prophetie”; diese Überschrift meint “Erwachet!” vom 22. 5. 1951 der nachfolgenden Notiz geben zu sollen:

“Jesus gab seinen Jüngern viele Zeichen, die andeuten würden, wenn er sein Königreich aufrichten werde. Eines davon war: ‘Ihr werdet gehasst sein um meines Namens willen von allen Nationen’ … Zahllose Beweise dieses Hasses sind schon mehrmals in ‘Erwachet!’-Nummern unterbreitet worden. Nun kommt noch ein weiterer aus Polen.

Dann wird im weiteren ausgeführt:

In Warschau wurden auf Grund der lächerlichen Anklage, antikommunistische Spionage, Propaganda zu Gunsten der Vereinigten Staaten und Devisenspekulationen getrieben zu haben, sieben Zeugen Jehovas zu 5jährigen bis lebenslänglichen Gefängnisstrafen verurteilt. Alle unterrichteten Personen wissen, dass solche Anklagen unwahr sind, denn Jehovas Zeugen mischen sich nicht in die politische Angelegenheiten, sondern arbeiten nur für Gottes Königreich. Doch die Kommunisten haben sich wiederum jenen zugesellt, die gegen Gottes Diener ‘Unheil schmieden durch Gesetz.’ …”

Es ist nahezu typisch. Die politisch bedingten Schwierigkeiten in den zeitgenössischen kommunistischen Regimen, werden noch metaphysisch überhöht, als “von Jesus vorausgesagt“. Das alles in dem Sinne, einer vermeintlich nunmehr ach so “nahen Endzeit“. Da wird man sechzig Jahre später doch wohl mal nachfragen dürfen, wie es denn um diese “Nähe“ bestellt ist. Aber greifen wir den gewählten Vergleich mit Jesus auf. Wie entwickelte sich denn das Urchristentum weiter? Sicherlich hatte es seine zeitgenössischen Schwierigkeiten. Die aber waren in geschichtlicher Dimension keineswegs von Dauer. Im Gegenteil: Begierig griffen spätere Christentumsführer nach der Chance, sich durch Kaiser Konstantin korrumpieren zu lasssen. Die KdöR-Amibitionen der Zeugen Jehovas kann man durchaus in diesen Vergleich setzen.

Dann noch dies. angeblich unpolitisch sei man. Nun ist aber politische Passivität sei es an den Wahlurnen oder auf anderen Ebenen, sehr wohl auch ein Politikum. Regime die sich stark genug fühlen, Narrenfreiheit zu gewähren, stört das nicht übermäßig. Waren die kommunistischen Regime “stark” im eigentlichen Sinne? Wohl kaum. Ihre führenden Leute wussten sehr wohl. Ihre Macht ruht primär auf den Bajonetten Moskaus. Brechen die weg, sieht es für sie traurig aus. Das hat sich dann allerspätestens nach 1989 offen gezeigt. Natürlich waren sie bemüht, sich auch in der eigenen Bevölkerung einen gewissen Rückhalt zu verschaffen. Das Rezept dazu ist altbekannt: Zuckerbrot und Peitsche.

Nun die vermeintlich “unpolitischen” Zeugen Jehovas, die das faktisch desavouieren. Selbst in den USA wurden Zeugen Jehovas in der Zeit des zweiten Weltkrieges buchstäblich geteert und gefedert. Und da sollten die kommunistischen Regime, deren Nervenkostüm durch die Zeugen Jehovas mehr als überstrapaziert wurde, “emotionslos” sein? Eine solche Forderung kann nur ein buchstäblicher Narr im eigentlichen Sinne des Wortes stellen!

Kinder in der Schlacht von Harmagedon hingerichtet
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. Juni 2011 01:44
Vor sechzig Jahren
Kinder in der Schlacht von Harmagedon hingerichtet

Dogmatische Bauchschmerzen quälen den “Wachtturm” in seiner Ausgabe vom 1. 6. 1951. In der Rubrik “Fragen von Lesern” kann man den für Zeugen Jehovas-Verhältnisse seltenen Fall registrieren, dass eine WT-Interpretation Widerspruch erfuhr und die WTG davon auch berichtet. Man liest dazu:

“Die Antwort auf die … Frage, die in der Ausgabe vom 1. April erschienen ist, hat manche Erwiderungen und weitere Fragen hervorgerufen. Ohne dogmatisch zu sein, wurde dort dargelegt, dass es schriftgemäss zu sein scheine, zu glauben, dass Kinder, die in Jehovas Schlacht von Harmagedon hingerichtet werden, nicht auferstehen.”

In seiner Antwort meint der WT sich darauf festlegen zu sollen, dass die “heutigen Tage ebenfalls eine Zeit des Gerichts seien”, und dies würden jene, welche Einwände gegen die WT-Ausführungen vom 1. 4. 51 erheben “anscheinend nicht völlig richtig verstehen.” Man geht weiter und verweist auf das bis dato 71jährige Erscheinen des “Wachtturms”. Und diese Verkündigungsform sei eben eine Scheidung der Menschen in Schafe und Böcke”. “Und weil auch Kinder zugegen sind kommen auch sie ins Gericht”; so tönt der WT abschließend.

Also der Kern dieser WT-Ausführungen ist der. Wer zu der Zeit lebte wo man den “Wachtturm” lesen konnte und kein Zeuge Jehovas wurde, wird grundsätzlich ewig vernichtet, egal ob er zum Zeitpunkt des Gerichtes drei Tage oder 100 Jahre alt war. Pardon will der WT nicht gewähren. Auch ausdrücklich auf unmündige Kinder mit bezogen. Und so mag es denn noch angebracht sein aus jener Leserfrage im WT vom 1. 4. 51 zu zitieren, die sich dadurch auszeichnet; dass die WTG-Dogmatiker so richtig die “Sau loslassen”; so richtig in übelsten Sadismus baden. Natürlich wie üblich, “biblisch” drapiert. Es ist da wahrlich kein Unterschied zwischen sadistischen Höllenlehre-Verfechtern und den WT-Schreibern.

Im WT vom 1. 4. 51 liest man:

“Werden Kinder, die das Alter der Verantwortlichkeit nicht erreichen und in Harmagedon sterben, eine Auferstehung erfahren?”

Als Antwort dazu schreibt der WT:

“Wir können in dieser Sache nicht dogmatisch sein, weil Gott der Richter ist. Wenn indes Jehova Gott wider gewisse Personen einen Schuldspruch fällt und ihn durch seinen König Christus Jesus in Harmagedon zum Ausdruck bringt, muss Gottes Entscheidung gewissermaßen endgültig sein. Wenn dem so ist, werden jene, die durch das Gericht Gottes in der Schlacht von Harmagedon umkommen, tatsächlich vernichtet sein. Hesekiel Kapitel 9 scheint sich auf Harmagedon zu beziehen, und wir lesen im 6. Vers: ‘Mordet bis zur Vertilgung Greise, Jünglinge und Jungfrauen und Kinder und Weiber! Aber nahet euch niemand, an welchem das Zeichen ist.’
Jene, die nicht das Zeichen einer günstigen Aufnahme der göttlichen Warnung tragen, erhalten von Gott keine Barmherzigkeit. Dies ist auf Gottes Seite keine Ungerechtigkeit. Wenn es sich um absolute Gerechtigkeit handelte, würde er niemandem verschonen, weil ein jeder, ob jung oder alt, unvollkommen und sündhaft ist. Nur durch die Ausübung seiner Liebe und Barmherzigkeit wird jemand durch Harmagedon hindurch bewahrt oder wird auferstehen.

Kinder werden durch den Lauf ihrer Eltern in Mitleidenschaft gezogen, und Eltern werden davor gewarnt, dass ihre Ungerechtigkeit heimgesucht werde an ihren Nachkommen bis in die dritte und vierte Generation. (2. Mose 20: 5,6) Es wird den Eltern geboten, ihre Kinder in Gottes Wegen zu unterrichten, und wenn Eltern in diesen letzten Tagen sich weigern, die göttliche Belehrung und Warnung zu beachten, so ziehen sie sich selbst und ihren kleinen Kindern in Harmagedon Vernichtung zu. (5. Mose 6:6,7; Eph. 6:4) Gemäß der Gerechtigkeit kann Gott solche Kinder tot lassen, denn, wie Hesekiel zeigt, sterben alle wegen ihrer Ungerechtigkeit. (Hes. 3:17-19; 33:1-6) Eltern sollten daran denken, dass ihr falscher Lauf ihre Kinder in Mitleidenschaft zieht und ihren Nachkommen in Harmagedon Vernichtung bringen kann, geradeso wie der rechte Lauf von Eltern ihre kleinen Kinder auf den Weg bringen kann, auf dem sie während der Schlacht von Harmagedon bewahrt werden und eine Gelegenheit zu ewigem Leben erhalten in der neuen Welt, die folgen soll.

Er hat ausgerechnet ... Der Prozentrechnungskünstler

Die Sorgen von Medizinern, einen Atomkrieg betreffend
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. Juni 2011 06:50
Vor sechzig Jahren
Die Sorgen von Medizinern, einen Atomkrieg betreffend

"Fortschritt mit Blutersatzstoffen" jubelt "Erwachet!" vom 8. 6. 1951.
Und worin bestand jener "Fortschritt"? Offenbar in dem Sandkastspielen einiger Militär-Mediziner, ein Atomkrieg wurde als Folgewirkung auch haben. Es gäbe nicht genug Blut für Behandlungen.
Namentlich Strahlungsschäden werden da benannt.
Zitiert wird da ein Dr. Lundy, der da glaubt "in gewissen Fällen" (und besagte "gewissen Fällen beschreibt "Erwachet!" aber nicht näher) könne einem Patienten der 1 ½ Liter Blut verloren hat, 1 Liter Blut und ein ½ Kiter Blutersatz gegeben werden.
Selbst dieser famose Dr. Lundy kommt wohl nicht ganz umhin, weiter die Verwendung von Blut als notwendig zu erachten. Allenfalls will er über die notwendige Menge dabei, mit sich verhandeln lassen.

Was "Erwachet!" da als angeblichen Fortschritt bejubelt, entpuppt sich als die Sorge von Militär-Medizinern, im Falle eines Atomkrieges und seiner Folgewirkungen, eben nicht genügend Blut sich beschaffen zu können.
Das hingegen in der heutigen Chirurgie, jene angedeuteten Folgewirkungen eines Atomkrieges, eben nicht auf den vorderen Plätzen der Überlegungen vom Medizinern stehen. Darüber weiter zu reflektieren, hält "Erwachet!" indes schon nicht mehr für notwendig.
Was "Erwachet!" indes für notwendig ansah, ist die Schilderung von Fällen, wo von der WTG-Betörte, trotz ihrer Ablehnung von Bluttransfusionen, doch noch mit dem Leben davon kamen.
Ein solches "Versuchskaninchen" aus Australien wird beispielsweise mit dem Bericht vorgestellt:

"Schliesslich wurde mir erlaubt, das Spital zu verlassen, aber kein anderer Arzt wollte mich behandeln, da ich ihr einzig mögliches Heilmittel ablehnte. Ein Homöopath begann eine Kur, ohne auch nur die geringste Hoffnung zu haben. Monatelang schwebte ich zwischen Leben und Tod, doch dann trat eine leichte Besserung ein, sie hielt an, und schliesslich nach mehr als einem Jahr war ich wieder gesund. Heute bin ich voll und ganz im Dienste Jehovas tätig, gehe kilometerweit zu Fuss in den Felddienst

Ob man über dieses von der WTG offerierte Beispiel, nicht eher weinen, denn lachen müsste, wäre so eine Frage, die dann jeder für sich noch beantworten mag.

Re: Die Sorgen von Medizinern, einen Atomkrieg betreffend
geschrieben von: X ~ mysnip
Datum: 09. Juni 2011 23:51

Drahbeck
"Fortschritt mit Blutersatzstoffen" jubelt "Erwachet!" vom 8. 6. 1951.
Und worin bestand jener "Fortschritt"?
Offenbar in dem Sandkastspielen einiger Militär-Mediziner, ein Atomkrieg wurde als Folgewirkung auch haben. Es gäbe nicht genug Blut für Behandlungen ...

Blutkonserven oder Ersatzstoffe? Für wen?

IPPNW Österreich
Albert Einstein, Albert Schweizer, Joseph Rotblat und Bertrand Russel sind nur einige der frühen Warner vor der Gefahr der atomaren Vernichtung der Welt.

Russell-Einstein-Manifest von 1955

Was ist, wenn eine Ehe scheitert?
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. Juni 2011 06:02
Vor sechzig Jahren
Was ist, wenn eine Ehe scheitert?

Dem Thema Ehe ist der “Wachtturm” vom 15. 6. 1951 gewidmet. Angereichert mit einem Bild wird wieder einmal die heile Welt suggeriert. Abgesehen davon, das dies bildlich dargestellte Mittelklassen-Niveau, durchaus nicht mit dem Gros der Unterklassenreligion Zeugen Jehovas übereinstimmt (von den großen Industrieländern vielleicht teilweise mal abgesehen), entgeht auch dem WT nicht. Das mit der heilen Welt in Sachen Ehe klappt wohl nicht immer so wie im Bilderbuch.

 

Genannt wird als Beispiel, dass in einigen afrikanischen Ländern (namentlich wird Tanganjika genannt) Polygamie ein weitverbreiteter Brauch sei. Der WT rühmt sich nun, dass wer sich dort den Zeugen Jehovas anschliesse, müsse kompromisslos - ohne wenn und aber - diesen Brauch aufgeben. Dies mag dem Moralverständnis der Industrieländer entsprechen. Aber die sozialen Folgen die da wohl eintreten, wenn solch ein Polygamist, quasi über Nacht, die Mehrzahl seiner Frauen entlässt, reflektiert der WT lieber nicht.

Das zum Thema Ehe manchmal auch das trübe Kapitel Ehescheidung gehören kann, muss auch der WT registrieren. Nun sieht er sich da in einer gewissen Konkurrenzsituation. Den WT-Schreibern ist es nicht entgangen, dass es Konkurrenzreligionen gibt, welche prinzipiell Ehescheidungen nicht anerkennen. Auch da gibt es manchmal für Betuchte Schlupflöcher, indem sie sich (nach Einschaltung der entsprechenden Kirchenbürokratie) bescheinigen lassen: Die Ehe bestand ja gar nicht - zumindest auf dem Papier im Sinne jener Kirchenrechtsverdrehungsadvokaten. Für Geld ist offenbar vieles möglich. Der arme Schlucker hingegen, der mag eben sehen, wie er mit seiner gescheiterten Ehe selber zurecht kommt. Aber auch das ist für den WT kein sonderliches Thema. Thema ist für ihn nur, wie denn tatsächlich gescheiterte Ehen zu werten seien. Hatte doch schon ihr Gründer Russell, eine faktisch gescheiterte Ehe. Man trennte sich dann, ohne gleich auf der Stelle auch eine formaljuristische Ehescheidung daran anzuhängen. Das ist offenbar für den WT das “Patentrezept”. Trennung ja - aber möglichst ohne formaljuristische Ehescheidung.

So kommt er denn zu dem Resümee:

“Dies schließt Christen von Ehescheidungen nicht ganz aus, aber es lässt ihnen nur Unsittlichkeit als gerechtfertigten schriftgemässen Grund zum Erlangen einer Scheidung. Wer irgendeine Person heiratete, die sich aus andern als Unsittlichkeitsgründen scheiden liess, beging Ehebruch, denn der Ehebund war durch die gesetzliche Scheidung in Gottes Augen in Wirklichkeit nicht aufgehoben. Dies besagte aber nicht, dass der Christ, der wegen geschlechtlicher Untreue seines Ehegenossen die Scheidung erlangt, wohl frei werden könne von einem solchen und ihm wohl Tisch und Bett entziehen könne, jedoch nicht frei wäre, eine andere christliche Frau zu heiraten.”

Zwei "Wahrheiten"
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. Juni 2011 05:02
Vor sechzig Jahren
Zwei "Wahrheiten";

Eines der bekannteren Politikmagazine thematisierte kürzlich in einem Artikel (und auch einer DVD-Beilage), den Überfall von Hitlerdeutschland auf die Sowjetunion.
Trotz vorangegangener Warnungen, wollte Stalin es ja nicht wahrhaben, dass es dazu kommen könnte.
Wie nun trotz seiner Verdrängungspolitik das für ihn Undenkbare eintrat, ging er erst mal auf "Tauchstation". Kennt man in der Geschichte auch von anderen "Koryphäen"; etwa dem Herrn Adenauer, der es nach dem 13. 8. 1961 ähnlich hielt.
Die Naziarmeen waren also anfänglich auf dem ungebrochenen Siegeszug. Der hätte sich wohl weiter fortgesetzt, hätte der "General Winter" (in diesem Falle physisch zu verstehen), nicht noch ein Wörtchen mitgesprochen. Da erst, und nicht vorher, war dem arg bedrängten sowjetischen Regime eine Atempause vergönnt.
Sie wurde nun dazu genutzt, in einer Gewaltaktion, die den Sowjets noch verbliebenen wirtschaftlichen Kapazitäten, gen Osten zu verlagern.
Und hier meint genanntes Politikmagazin werten zu können, dass war die eigentlich Kriegsentscheidende Tat.
Dieser "Gewaltakt"; der Verlagerung wirtschaftlicher Kapzitäten gen Osten, "klappte" aber eben deshalb weil die Sowjets das "Kommandowirtschatft"-System praktizierten, Ob er in eher anarchischen Wirtschaftssystemen in gleichem Umfange auch geklappt hatte, mag mit einigen Fragezeichen versehen bleiben.
Weil so dem Stalinistischen Regime, bedeutende wirtschaftliche Kapazitäten erhalten blieben, ohne die es garantiert der eindeutige Verlierer in diesem Ringen gewesen wäre, war letztendlich die Niederlage der Nazi-Agressoren besiegelt.

"Im Jahre 1919 sagte Lenin, Gründer der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken: "Das Dasein der Sowjet-Republik ist undenkbar Seite an Seite mit den imperialistischen Staaten. Die eine oder andere Seite muss schliesslich triumphieren, [und dann] wird entweder für die Sowjetunion oder die kapitalistische Welt das Totenglöcklein läuten."
Auch dieses Zitat ist in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 6. 1951 mit enthalten in einem Artikel der skizzenhaft die wichtigsten Stationen der Entwicklung darstellt, die von der zeitweiligen Koalition gegen Hitlerdeutschland zum kalten Krieg in voller Schärfe führten.

Rückblickend muß man wohl sagen. Es gab eine Erfüllung jenes Leninzitates. Das Totenglöcklein hat nur im Falle der Sowjetunion selbiger selbst geläutet. Ist jener Staat, dem nun das andere System übergestülpt wurde, dadurch besser geworden? Einer sich auch dort herausgebildet habenden Elite der neuen-alten Art, mag es in der Tat besser gehen. Buchstäbliche Millionäre konnte man wohl zu Sowjetzeiten dort kaum vorfinden. Heute kann man es. Ob es dem am anderen Ende der "Millionärsskala" befindlichen, heute dort wirklich besser geht, mag man begründet in Zweifel ziehen. Und selbst von Bürgerkriegen (siehe Beispiel Tschetschenien) mit seiner nunmehr Ruinen-Hauptstadt Grosny, blieb man dort nicht verschont. Was sich schon im jahrzehntealten Konflikt in Palästina offenbarte, fand nunmehr seine Metastasen-Ableger auch in jenem Territorium, dass sich früher mal Sowjetunion nannte. Es gibt Siege, die man auch als Phyrussiege bewerten kann. Vorstehend wurde ein Beispiel dafür genannt. Das mit der "besten aller Welten" Made in USA, hat wohl so seine Schattenseiten, über die deren Verfechter allerdings nicht so gerne sprechen.
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,104130,104176#msg-104176

Worüber ihr Redefluss indes keine Hemmnisse kennt, das ist beim demaskieren des untergegangenen Systems. Anfang der 50er Jahre war zwar dessen Untergang noch nicht ausgemachte Sache (für die USA-Falken wohl, für den Rest etwas weniger). Inzwischen ist er eingetreten. Und die "Erfolge" der Sieger kann man vielerorts bewundern
Ein anders geartetes Beispiel, zwar außerhalb vorstehender Thematik liegend, und auch nur eher regional beschränkt; zugleich aber meines Erachtens exemplarisch.
Das Verkehrsmittel Berliner S-Bahn, vom übergeordneten Bahn-Konzern auf maximalen Gewinn getrimmt. Im Zuge dieser Gewinntrimmung, auch drastische Reduzierung, etwa Bahn-eigener Wartungskapazitäten und anderes mehr.
Diese "Gelddruckpolitik" schien ja sogar aufzugehen. Bis dann eines Tages technische Mängel auftraten, welche wiederum die für die Sicherheit des Bahnwesens übergeordneten Behörden auf den Plan riefen.

Und die stellten nun Bedingungen, deren Nichtbefolgung den Entzug der Betriebserlaubnis zur Folge hätte.
Da bekamen dann selbst einige "Marktwirtschaftliche Politiker" das "große Ohrensausen". Es soweit kommen zu lassen, in einer Großstadt, dem dort relevantesten Verkehrsmittel die Betriebserlaubnis entziehen zu lassen. Davor hatten sie denn doch auch "Muffensausen", weil sie wohl nicht zu unrecht ahnten.
Solch einen Supergau, werden wohl auch sie am Wahltage noch mit zu bezahlen haben.
Ergo wurde auch von Politikerseite der Druck auf die anfänglich eher störrige S-Bahn erhöht. Im Zuge dieses Druckes stellte sich immer mehr heraus.
Es bleibt nicht bei den zuerst georteten technischen Problem. Es kommen noch ein "paar" mehr hinzu. Und so schlittert denn die Berliner S-Bahn, seit zwei Jahren von einer Krise in die andere. Geändert hat sich lediglich der Umstand, das erkannte Probleme, nicht mehr, wie früher nach dem "Prinzip Hoffnung" behandelt werden (mit der Hoffnung es wird schon nicht zu schlimm werden), sondern nunmehr auch angegangen werden. Auch wenn das Zeit und Geld kostet.
Am 21. 6. 2011 brachte die hiesige "Berliner Zeitung" eines Artikel der seine Tendenz schon in der Artikelüberschrift zum Ausdruck brachte
"Mutterkonzern bewahrt S-Bahn vor Insolzenz".
Und als Bilanz des zweijährigen Desasters wird festgehalten (rund Zahlen ):
Im ersten Desasterjahr für die S-Bahn ein Verlust von 93 Millionen Euro.
Im zweiten Desasterjahr ein Verlust von 222 Millionen Euro.
Und das sei dann erheblich mehr, als der Mutterkonzern in den Vor-Desasterjahren tatsächlich an der S-Bahn verdient habe.

Das ist dann wohl ein Beispiel, wohin die Verkünder der reinen Manchesterkapitalismus-Marktlehre, letztendlich hinführen.

Zurückkehrend zur Sowjetuion:
Anfang der 50er Jahre mussten die Sieger noch um ihren Sieg zittern. Da galt es noch in aller Schärfe das verhasste Lenin’sche System zu demaskieren. Auch "Erwachet! "; leistete seinen Beitrag dazu. In seiner Skizzierung der Entwicklung von der Anti-Hitlerkoalition zum kalten Krieg findet man alle Marksteine wieder, welche den Siegern als Diskreditierungselement des Lenin’schen Systems wichtig waren.

Nachstehend einige Zitate (im weiteren kommentarlos), wie sich denn aus der Sicht der Sieger, und auch "Erwachet!"; der diesbezügliche Ablauf darstellte.

"Die Nationen waren nicht immer in zwei solche Lager gespalten. Gerade vor etwa zehn Jahren, als Hitler Russland den Krieg erklärte, kam es zwischen dem Osten und dem Westen zu einer gemeinsamen Anstrengung, den Nazismus und Faschismus aufzuhalten. Im Laufe der Monate und Jahre versorgte der Westen den Osten mit Kriegsmaterial, bombardierte die nazistischen Industriegebiete, eröffnete einen Kriegsschauplatz in Afrika und schliesslich eine zweite Front in Frankreich.
Die Zusammenarbeit zwischen Ost und West schloss auch den grünen Tisch ein. Das erste derartige Treffen der Führer des Ostens und Westens fand im Oktober 1943 in Moskau statt. Schon früher hatten sich Churchill und Roosevelt sechsmal getroffen, auf dem Atlantik, in Washington (D. C.), in Casablanca und in Quebeck, um über die zu befolgende Politik zu entscheiden und die Kriegführung zu planen. In Moskau erklärten sich Ost und West damit einverstanden, ‘die gegenwärtige enge Zusammenarbeit fortzusetzen … auch nach Abschluss der Feindseligkeiten … [denn] nur so kann der Frieden erhalten bleiben.’

Ungefähr einen Monat später trafen sich Ost und West wieder, diesmal in Teheran, der Hauptstadt Irans oder Persiens, wo sie erneut ihrem Entschluss Ausdruck verliehen, im Krieg und Frieden zusammenarbeiten zu wollen. Da sie eine ‘vollständige Übereinstimmung’ erzielten und ‘gegenseitiges Verständnis’ besaßen, waren sie sicher, dass ihre Einmütigkeit den Frieden dauernd festigen werde. Sie beabsichtigten, ‘die Geisel und die Schrecken des Krieges während vieler Generationen zu verbannen’, und schauten ‘vertrauensvoll dem Tag entgegen, da alle Völker der Welt, fern aller Tyrannei, ein freies Leben leben werden’.

Im August 1944 trafen sich Ost und West wieder, anlässlich der Dumbarton Oaks-Konferenz in Washington (D. C.). Dort arbeiteten 42 Nationen während sieben Wochen an ‘einem Plan zur Errichtung einer Organisation … aller friedliebenden Nationen nach dem Grundsatz der souveränen Gleichheit’, in der jede Nation Verantwortung ‘nach dem Masse ihrer Befähigung’ tragen werde und durch die eine Einrichtung ‘organisiert und so bewaffnet werde, dass sie einen Angriff prompt und wirksam abwehren könnte’.

Yalta, auf der Krim, erlebte im Februar 1945 das nächste Ost-West-Treffen. Die grossen Drei besprachen und entschieden die zu befolgende Politik bezüglich Problemen und Streitfragen wie: die Besetzung Deutschlands, Reparationen, befreite Länder, Polen, Jugoslawien und das Veto.

Ost und West trafen sich wieder im April 1945 in San Franzisko (Kalifornien), wo sie mehrere Monate lang zusammen arbeitetem, um die Organisation der Vereinigten Nationen zu bilden, deren Charta bald darauf von 50 Nationen unterzeichnet werden sollte. Durch diese Charta, die den Nationen als moralisch verbindliches Abkommen dienen sollte, um die Zusammenarbeit zu friedlichen Zwecken zu sichern, und die das Mittel sein sollte, diesen Zweck auf realistischem und praktischem Weg zu verwirklichen, hoffte der Westen innig, die Zusammenarbeit mit dem Osten aus der Kriegszeit in die Friedenszeit hinüberretten zu können.

Kurz nach der Bildung der Organisation der Vereinigten Nationen trafen sich Ost und West wiederum, diesmal im Juli, in Potsdam, einem Aussenbezirk von Berlin. Bei diesem Treffen mussten, zufolge eines Todesfalles und politischer Veränderungen, Truman und Attlee mit Stalin verhandeln, und zwar über Reparationen, territoriale Berichtigungen, Pressefreiheit, Wahlen, Volksabstimmungen usw. Auch das Abkommen von Yalta wurde bestätigt, dass Russland einen Teil von Polen (östlich der Curzon-Linie) erhalte und Polen dafür einen Teil Deutschlands (östlich der Oder und der Neisse).

Ost und West trafen sich wieder in Paris an der vom 29. Juli bis 15. Oktober 1946 dauernden Friedenskonferenz. Es war bei dieser Konferenz, die nur beratenden Charakter hatte, weil ihre Teilnehmer die Vertragsentwürfe der grossen Vier nicht ändern sondern nur empfehlen konnten, dass der Riss zwischen Ost und West ganz offen zu Tage trat, als sich eine Nation nach der andern für die eine oder die andere Seite entschied. Jede Seite schien gute Gründe zu haben, der andern zu misstrauen. Die Vereinigten Staaten versuchten, einige der anstößigen Punkte in den Vertragsentwürfen, über die man sich vorher schon geeinigt hatte, abzuändern, aber vergeblich. Russland blieb unbeweglich. Unter den heiklen Streitfragen, die Ost und West auseinander brachten, war das Problem Triest und die Donauschifffahrt. Russland ging aus jener Konferenz als Hauptgewinner hervor.

In Potsdam war eine Vereinbarung getroffen worden, wonach die vier Aussenminister der grossen Vier zusammenkommen sollten, um die verwickelten Probleme zu lösen und die noch vorhandenen Schwierigkeiten beizulegen. Die ersten drei dieser Zusammenkünfte wurden vor der Einberufung der allgemeinen Friedenskonferenz abgehalten, und die sechste und letzte davon fand mehr als ein Jahr später statt. Sie trafen sich zuerst in London, dann in Moskau, Paris, New York und dann wieder in Moskau und schliesslich noch einmal in London. An diesen Zusammenkünften wurde nichts von Wichtigkeit beschlossen.

Die Organisation der Vereinigten Staaten sollte die Weiterführung der Zusammenarbeit zwischen Ost und West bewirken … Und was haben die nachfolgenden Jahre hinsichtlich der Verwirklichung ihres Zieles gezeigt? Bezüglich des zweiten Jahres ihres Bestehens sagt die ‘Encyclopedia Americana’: "Das Jahr 1947 wird zweifellos in die Geschichte der Entwicklung der Kriegsächtung und Errichtung eines dauerhaften Friedens als ein Jahr unerträglicher Erbitterung und Enttäuschung eingehen."; die Situation wurde im Gegensatz zum "heissen"; oder mit Waffen ausgetragenen Krieg als "kalter Krieg"; bezeichnet.

Das Jahr 1948 sah eine Verschlimmerung der Beziehungen zwischen Ost und West. Um den Demokratien zu helfen, entwickelten die Vereinigten Staaten einen grosszügigen Plan, den ERP oder Marshall-Plan, während Russland seine Einflusszone durch einen kommunistischen Staatsstreich in der Tschechoslowakei erweiterte und Finnland zu einem Vertrag zwang. Mit der Behauptung, die gemeinsame alliierte Kommission sei nicht mehr länger nötig in Berlin, errichtete Russland die "Berliner Blockade". Typisch für die Beziehungen zwischen Ost und West war der politische Feldzug in Italien, bei dem beide Parteien versuchten, die Wahlen zu gewinnen und dabei weder Kosten noch Mühe scheuten.

Obwohl im Jahre 1949 die Berliner Blockade aufgehoben wurde - ein Zugeständnis von Seiten Russlands, dass durch die alliierte Luftbrücke (die in anderthalb Jahren zweieindrittel Millionen Tonnen für die Versorgung nach Berlin geflogen hat) der Versuch, die Alliierten aus Berlin zu verjagen, gescheitert war - war die allgemeine Ost-West-Situation durch "eine Intensivierung des Ideologienkrieges [gekennzeichnet], der das Krescendo des vergangenen Krieges noch überstieg. Europa blieb ein richtiger politischer und wirtschaftlicher Hexenkessel". Im September schuf der Westen in der Westzone die Deutsche Republik, und Russland organisierte einen Monat später in der Ostzone eine Marionettenregierung. Die Aussenminister der grossen Vier trafen sich wieder, richteten aber wenig aus, ausser dass sie betonten, in welch trauriger Weise sich die Beziehungen zwischen Ost und West verschlechtert hatten.

Im Jahre 1950 verschlimmerte sich die Lage weiter. Im Januar verliess der russische Delegierte Malik, aus Protest gegen die Beibehaltung des chinesischen Sitzes im Sicherheitsrat durch die Nationalchinesen, die Versammlung der Vereinigten Nationen. Doch im August kehrte er wieder zurück, um gemäss dem Turnus als Vorsitzender zu amtieren und einen ganzen Monat lang die Westmächte wegen des Eingriffes der Vereinigten Nationen auf Korea zu beschimpfen. Bezeichnend für die Beziehungen zwischen Ost und West war der Abschuss eines unbewaffneten amerikanischen Flugzeuges über der Ostsee durch die Russen, die Forderung Hoovers, Russland aus den Vereinigten Nationen auszuschliessen, und die Versorgung der Nordkoreaner mit Militärsachverständigen, Soldaten, Düsenflugzeugen und anderer Ausrüstung durch die Russen in ihrem Kampf gegen den Westen.

Verlegenheitslagen
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. Juli 2011 05:34
Vor sechzig Jahren
Verlegenheitslagen

Die Rubrik "Fragen von Lesern" des "Wachtturm" vom 1. 7. 1951 widmet sich auch der Frage:

"In der Vergangenheit sahen wir "Religion" als etwas an, das gegen Gottes Willen sei. Nun verwenden viele Brüder die Ausdrücke "wahre Religion" und "falsche Religion", um einen Unterschied zu machen."

In seiner Antwort äußert der WT dann:

"In der Vergangenheit mussten wir so viele unnötige Erklärungen abgeben und uns aus Verlegenheitslagen herauszuziehen suchen, weil wir in dieser Hinsicht nicht genau genug waren."

Das dürfte dann doch wohl wieder einer jener Schönredeversuche sein. Jene Vergangenheit von der da die Rede ist, hat einen ganz konkreten Namen. J. F. Rutherford. Je älter je mehr, verschärfte er seine Polemik gegen die Konkurrenzreligionen und ging dabei soweit, der Konkurrenz vorzuwerfen sie sei ein gigantischer "Gimpelfang". Abgesehen davon, dass die Konkurrenz über diese Stigmatisierung nicht gerade "glücklich" war, stellte sie die Rückfrage: Und, was macht ihr denn?!

Tja da war man in einer tatsächlichen Verlegenheitssituation. Auch dafür glaubte Rutherford Rat zu haben. Die Konkurrenz mache Religion, vom Teufel eingeführt, so belehrte er, etwa in seinen Büchern "Feinde" und "Religion". Selber aber sei man "keine Religion". Ungläubiges Kopfschütteln bei der Konkurrenz angesichts solcher Thesen. Dieses "Kopfschütteln" hat sich dann in der Zeit des zweiten Weltkrieges in den USA bis zur Lynchjustiz gesteigert, mit dem buchstäblichen Teeren und federn solcher, die da angeblich "keine Religion" seien, und dies noch dadurch unterstrichen, auf den Hauptverkehrsstraßen umhängt mit Plakaten zu paradieren, auf den der Slogan stand "Religion sei ein Gimpelfang".

Da ist Rutherford wohl in der Tat zu weit gegangen. Das sahen dann wohl auch seine Nachfolger so. Also ward man nunmehr auch wieder zur "Religion" eben der "wahren Religion".

Über einen juristischen Sieg in den USA berichtet auch diese WT-Ausgabe noch. Und wenn der WTG ein Sieg gelang, dann kennt ihre Euphorie keine Grenzen. So auch in diesem Fall. Das ganze spielte sich im USA-Staat Wisconsin ab, und der diesbezügliche Vorgang gelangte schließlich vor dessen Oberstes Gericht, dass am 5. 12. 1950 einen für die Zeugen Jehovas günstigen Entscheid fasste. Der Streit hatte sich daran entzündet, dass die Zeugen Jehovas ihre Versammlungen auch in öffentlichen Parkanlagen abhielten. Das mit dem teeren und federn in den USA war da ja noch nicht so übermäßig lange zurückliegend. Vielleicht hat sich mancher damaliger Akteur dessen wieder erinnert, wenn ihm denn sein Sonntagsspaziergang im Park durch die Zeugen Jehovas-Veranstaltungen etwas vergällt wurde. Im Ergebnis dessen bemühte man den theoretischen Verfassungsgrundsatz der Trennung von Staat und Kirche, und schlussfolgerte. Die Zeugen Jehovas-Veranstaltungen in öffentlichen Parkanlagen, die ja aus Steuergeldern unterhalten werden, würden genau diesen Grundsatz verletzten. Und dagegen klagte dann die WTG und konnte sich mit ihrer Klage vor Gericht auch durchsetzen.

Die WTG-Euphorie kommt auch in ihrem Kommentarsatz zum Ausdruck:

"Zur bestimmten Zeit, am 10. November 1950, hatte der Rechtsbeistand der Zeugen Jehovas das Vorrecht, dem höchsten Gerichtshof des Staates festaufgebaute Argumente vorzulegen, mit zusammenhängenden Schlussfolgerungen und rechtlicher Logik als Mörtel, womit das Gericht dieses Loch zumauern konnte, das der Feind in die Verteidigungslinie bürgerlicher Freiheiten gebrochen hatte."

Weiter liest man in diesem Artikel:

Der Rechtsbeistand der Zeugen Jehovas unterrichtete jenes hohe Gericht, dass die von dem antireligiösen Grafschaftsgesetz befürwortete Doktrin der Bedrohung aller Religionen durch den Kommunismus ähnlich sei. In kommunistischen Ländern ist die gesamte Religion eingeschränkt. Dort werden die machtvollsten wie die unbedeutendsten Religionsorganisationen von den Wohltaten des Staates völlig ausgeschlossen, wie zum Beispiel von der Steuerfreiheit, welche den Kirchen in diesem Lande [USA.] gewährt wird. Ferner versagen kommunistische Länder religiösen Gruppen in hohem Masse die staatliche Garantie für den Schutz ihres grundlegenden Rechts auf Versammlungs-, Anbetungs- und Redefreiheit."

Diese offerierte Kommunistenkeule wirkte dann auch. Nein, in den Verdacht kommunistische Verhältnisse zu begünstigen, wollten diese USA-Richter nicht kommen; also wurden sie den Zeugen Jehovas willfährig. Für Ruhebedürftige Besucher öffentlicher Parkanlagen in Wisconsins hatte das eben weiterhin zur Folge, diese ihre Ruhe durch die Zeugen Jehovas gestört zu sehen.

Nochmals auf die Rubrik "Fragen von Lesern" zurückkommend, gilt es da noch eine weitere Frage zu registrieren. Jener als Anti-Pillen-Papst ein die Geschichte eingegangene Paul VI. (Humanum genus) dürfte ja wohl bekannt sein. Mit diesen Fragen müssen sich letztendlich aber auch andere Religionsgemeinschaften auseinandersetzen. Wohl weitgehender Konsens besteht dabei in der Ablehnung von Abtreibungen, so auch in diesem WT. Damit ist dieses Thema aber noch nicht erschöpft. Bezeichnend auch, dass in einer diesbezüglichen Leserfrage auch die "letzten Tage" mit bemüht werden. Die Frage lautete:

"Wäre es, im Hinblick auf die gefahrvollen letzten Tage, in denen wir leben, für Ehepaare richtig, Verhütungsmittel zu gebrauchen? "

In seiner Antwort zieht sich der WT dann auf die Position zurück:

"Weder das Gesetz des Landes noch Gottes Wort ermächtigt uns, hinsichtlich Verhütungsmitteln Rat zu erteilen. Die Verantwortung für deren Verwendung muss auf denen ruhen, die entscheiden, dass sie solche ihrem Gewissen gemäss verwenden können, und ihr gerechtes Gericht steht bei Gott, dem sie dienen, und nicht bei uns. Ob Ehepaare, die in der Wahrheit sind, Kinder haben wollen oder nicht, ist an ihnen zu entscheiden, nicht an uns. Jedes Ehepaar muss seine eigenen Verhältnisse und seine eigenen Absichten in Betracht ziehen und die Sache entscheiden und einer gewissen Handlungsweise folgen und dann die Verantwortung für ein solches Handeln und dessen Folgen vor Gott übernehmen. Unzweideutig aber bleiben wir auf dem Standpunkt, dass der Zweck einer Ehe vor Gott das Hervorbringen von Kindern ist, und wenn irgendwelche Ehepaare jetzt, vor Harmagedon, Kinder haben möchten, so ist das vollkommen in Ordnung, und niemand sollte sie deswegen kritisieren und sich dadurch in ihre Angelegenheiten einmischen. Auch sollte niemand kritisiert werden, weil er nicht Kinder hat, noch sollten wir uns einmischen, indem wir uns um den Grund interessieren, warum sie keine haben. Private Eheangelegenheiten sind nicht die Sache Außenstehender. "

Das Problem ist ihr Problem, die Entscheidung ihre Entscheidung, und sie müssen die Konsequenzen tragen. Die Entscheidung mit der damit verbundenen Verantwortung in all diesem darf nicht andern Personen überbunden werden, auch nicht der Wachtturm-Gesellschaft. In diesen Dingen wird jeder "seine eigene Last der Verantwortung tragen."

Soweit der WTG-Theorie-Grundsatz. In der Praxis soll es dann aber doch wohl gelegentliche Klagen darüber schon gegeben haben, dass das was in der Theorie klar ist, in der Praxis wohl nicht immer "klar" ist.

Re: Verlegenheitslagen
geschrieben von: Gerd B.
Datum: 02. Juli 2011 06:47
Bin gerade über Skype im chat mit Ex-Zeugen, Frage:

Vor etlichen Jahren noch, wurde von der WTG behauptet 1918 wäre die Entrückung der verstorbenen Bibelforscher erfolgt. Die Rechnung ging so: 1914 wurde Jesus Inthronisiert, 3 1/2 Jahre später kam er zum Tempel. Der tiefere Sinn dieser Rechnung bleibt ein Rätsel.

Wie erklärt die WTG den Zeitpunkt der Entrückung heute in der Gegenwart?
Re: Verlegenheitslagen
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. Juli 2011 07:41

Gerd B.
Vor etlichen Jahren noch, wurde von der WTG behauptet 1918 wäre die Entrückung der verstorbenen Bibelforscher erfolgt. Die Rechnung ging so: 1914 wurde Jesus Inthronisiert, 3 1/2 Jahre später kam er zum Tempel. Der tiefere Sinn dieser Rechnung bleibt ein Rätsel.
Wie erklärt die WTG den Zeitpunkt der Entrückung heute in der Gegenwart?

Der Konfessionskundler Kurt Hutten referierte (zusammenfassend) in seinem "Seher Grübler Enthusiasten", den zugrundeliegenden Eschatologie-Kalender mal mit den Worten:

"Das Jahr 1914 brachte nicht nur die himmlische Thronbesteigung Christi, sondern eröffnete auch die eigentliche Geschichte der sichtbaren Theokratischen Organisation auf Erden. Um sie als erfüllte Weissagung deuten zu können, bediente man sich wieder der 1260 und 1290 und 1335 Tage, die schon Russell benützt hatte.
Da laufen zunächst von 1914 an die 1260 Tage bis 1918:
Der Teufel konnte auf Erden ein Ersatzkönigreich aufrichten.
(Daß er schon während der ganzen vorhergegangenen »bestimmten Zeiten der Nationen«
2520 Jahre lang auf Erden geherrscht hatte, also nicht eigens mehr ein Königreich aufrichten mußte, wird großzügig übersehen.)
Es gelang ihm, unter den Zeugen eine schwere Krise mit Verwirrungen, Spaltungen und Abfall hervorzurufen. Aber da griff Jehova ein und eröffnete damit
zugleich die zweite Periode der 1290 Tage. Beginnend im Januar 1919 mit der Gründung des Völkerbundes als der »Aufrichtung des Greuels«, d.h. des teuflischen Ersatzkönigreichs, dauerte sie bis September 1922. Sie umfaßt die Reorganisierung der Zeugen Jehovas und die öffentliche Verurteilung des Völkerbundes durch den zweiten Kongreß der Zeugen in Cedar Point im September 1922.
Die dritte Periode der 1335 Tage endete dann im Mai 1926, wo auf dem Londoner Kongreß der Zeugen »mit vielen kirchlichen und falschen religiösen Ideen« aufgeräumt und dem Völkerbund von neuem ein mächtiger Schlag versetzt wurde.

Um eine weitere Etappe der theokratischen Geschichte als Erfüllung
biblischer Prophetie nachweisen zu können, griff man nach den 2300 Abenden und Morgen von Dan. 8, 13 f.
Diese 2300 Tage begannen am l. Juni 1938: Damals veröffentlichte der »Wachtturm« den ersten Teil eines Aufsatzes »Organisation«, in dem die theokratischen Forderungen an die Zeugen Jehovas deutlicher dargelegt wurden. Und sie endeten am 8. Oktober 1944: an diesem Tag wurde der Entschluß der Vereinigten Staaten, Englands, der Sowjetunion und Chinas bekanntgegeben, eine internationale Sicherheitsorganisation zu schaffen und damit den Keim der Vereinten Nationen zu legen, der »Achten Weltmacht« aus dem Abgrund. Parallel zu diesem Vorgang im Lager des Satans geschah ein gewichtiges Ereignis in der Organisation Jehovas:
Vom 30. September bis 2. Oktober 1944 beschloß eine außerordentliche Dienst- und Geschäftsversammlung der WTG eine Statutenänderung. Sie bestimmte, daß der Name »Jehova« in die Statuten aufgenommen, die Mitglieder der WTG auf 500 beschränkt und diese »aufgrund ihrer Beteiligung am Dienste Jehovas« ausgewählt werden sollen.
»Der Wachtturm« veröffentlichte am 15. Oktober 1944 den Aufsatz »Zum Schlußwerk organisiert«. Damit war am Ende der 2300 Tage die Theokratische Organisation vollendet; die Herrschaft Jehovas ist seit dem Herbst 1944 »in her vorragendem Maß«
in der WTG aufgerichtet. (Wachtturm 15. 3. 1972)

Nachdem Rutherford 1938 auf einem großen Kongreß in London
Versichert hatte, daß Harmagedon ganz dicht bevorstehe, ohne aber ein Jahresdatum
zu nennen, stellte die WTG 1943 in dem Buch »Die Wahrheit wird euch frei machen« doch wieder eine Berechnung an: Adam wurde 4028 v. Chr. erschaffen, und »wir sind daher nahe am Ende einer 6ooojährigen Menschheitsgeschichte«, nämlich 1972.
Aber das war nur eine halbherzige Prophezeiung, die rasch wieder in der Versenkung verschwand. Man begnügte sich in der Folgezeit mit der allgemeinen Auskunft, es sei jetzt die »Zeit des Gesegnetseins« für die Zeugen Jehovas, und suchte
mit düsteren Zeitdeutungen und der Parole: »Harmagedon steht vor der
Tür!«

Was Hutten da zusammengefasst ausführt, stellt den Stand dar, wie er von der Rutherford-Administration auf den Ententeich gesetzt wurde, und in seinen wesentlichen Daten auch nach 1945 Geltung behielt.
Man vergleiche etwa das WTG-Buch "Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben", aus dem sich auch alles von Hutten erwähnte herauskristallisieren läßt.

Eine Umdeutung etwa der Art, dass den ominösen 1260, 1290 und 1335 "Tagen", nach 1945 WTG-seitig ein anderer Sinn unterstellt wurde, ist mir derzeit nicht bekannt. Ergo ist vorgenanntes Gewäsch, immer noch offizielle WTG-Doktrin, was nicht bedeuten muss, es würde in jedem zweiten neuen "Wachtturm" wiederholt werden. Aber neuere Umdeutungen dazu, sind eben nicht bekannt.

Namentlich die Rutherford'schen Drohbotschaften gegenüber der religiösen Konkurrenz, für das einfältige Publikum wirksam auf verschiedenen Kongressen der 1920er Jahre zelebriert, dann auch noch im Rutherford-Buch "Befreiung" von 1926 erneut zusammengefasst, nutzen dann auch vorgenannte eschatologische Zahlen.
Namentlich einige Spinner der Evangelikalenszene, etwa der berüchtigte Hal Lindsey, welche ja auch auf dem Endzeitklavier ihre Jaultöne hervorzaubern, verbinden dies zugleich mit den "Entrücktwerden"-These (wenn es denn soweit wäre).

Da sehr ich aber den Unterschied zur WTG.
Russell noch wollte nach 1878, die verstorbenen "Heiligen", in einem Nu zu himmlischen Leben verwandelt wissen.
Nun nahm aber Rutherford dergestalt eine Zäsur vor, mit der These von den 144.000 und der "grossen Volksmenge". Letzteren wird aber kein "Entrücktwerden" attestiert, sondern nur ein (vermeintlichtliches) "Überleben" in "Harmagedon", respektive eine "Wiederauferstehung".
Meines Erachtes ist die Entrücktwerden These heutzutage nur noch Markenzeichen der evangelikalen Spinner, weniger aber der WTG.

Re: Verlegenheitslagen
geschrieben von: Gerd B.
Datum: 02. Juli 2011 10:12
Die 1918 Entrückungstheorie scheint bei Wachtturms nicht mal mehr Dämmerlicht zu sein.

Im "Unterredungsbuch" liest man beim Stichwort "Entrückung":

Werden alle gläubigen Christen vor der großen Drangsal auf übernatürliche Weise vom Herrn von der Erde weggeholt werden?

Mat. 24:21, 22: „Dann wird große Drangsal sein, wie es seit Anfang der Welt bis jetzt keine gegeben hat, nein, noch wieder geben wird. Tatsächlich, wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden.“ (Wird hier gesagt, daß die „Auserwählten“ vor Beginn der großen Drangsal in den Himmel gekommen sein werden? Vielmehr soll damit vielleicht angedeutet werden, daß einige mit ihren Gefährten im Fleisch die große Drangsal auf der Erde überleben.)

Offb. 7:9, 10, 14 (EB): „Nach diesem sah ich: und siehe, eine große Volksmenge, welche niemand zählen konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen, und sie standen vor dem Throne und vor dem Lamme, bekleidet mit weißen Gewändern, und Palmen waren in ihren Händen. Und sie rufen mit lauter Stimme und sagen: Das Heil unserem Gott, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme! . . . Dies sind die, welche aus der großen Drangsal kommen.“ (Um aus etwas herauskommen zu können, muß man zuerst hineingehen oder darin sein. Diese große Volksmenge muß somit aus Personen bestehen, die die große Drangsal wirklich erleben und als Überlebende daraus herauskommen.) (Näheres darüber, daß sie auf der Erde sind, siehe Seite 212.)<

Die Erklärung ganz am Ende zu Off. 7 zeigt doch, dass die "Große Volksmenge" erst bei der großen Drangsal in Erscheinung tritt. Als "Klasse" ist sie somit noch garnicht existent...
 
Nochmals: Ostdeutschland
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. Juli 2011 00:22
Vor sechzig Jahren
Nochmals Ostdeutschland

Eine scharfe Abrechnung mit dem kommunistischen Regime in Ostdeutschland kann man unter der Überschrift "Verfolgungen wüten in Sowjetdeutschland" in der "Erwachet!-Ausgabe vom 8. 7. 1951 lesen. Schon bei der Frage, mit wem denn da abgerechnet wurde, kommt man allerdings ins Stocken. Etwa wenn man da den markigen Satz liest:

"Viele der unzutreffenden Anschuldigungen, die jetzt von der Sowjetverwaltung erhoben werden, erschienen zuerst in den offiziellen Organen katholischer und protestantischer Organisationen."

Belegt "Erwachet!" diese These mit Details? Nein, muss man dazu feststellen. Es wird lediglich behauptet. Behauptet von "offiziellen" Organen, also nicht bloß von Meinungen irgendeines Dorfpfarrers beispielsweise. Schon da muss widersprochen werden.

Wie sah denn die Presselandschaft im Osten Deutschlands zur fraglichen Zeit aus. Außer kirchlichen Gemeindeblättern, hatten protestantische und katholische Organisationen, überhaupt keine nennenswerte Publikationsmöglichkeiten. Theologische Zeitschriften wie etwa "Die Zeichen der Zeit", oder die "Theologische Literaturzeitung" die es da auch noch gab, fallen schon mal prinzipiell aus diesem von der WTG vorgegebenen Raster heraus. Es kommen also nur die tatsächlichen kirchlichen Gemeindeblätter in Betracht. Bis heute ist mir nicht ein einziger Aufsatz aus diesem Bereich bekannt, der diesem WTG-Kriterium entsprechen würde. Es wird also hier auch auf Seiten der Zeugen Jehovas, mit bewusster Brunnenvergiftung gearbeitet.

Festzustellen ist weiter, dass im Gegensatz zu Polen, keine protestantische oder katholische Organisation, etwa über eine Tageszeitung verfügte. Das einzigste was man da noch nennen kann, sind die Tageszeitungen der Ost-CDU. Da gab es in der Tat schon kritische Verlautbarungen über die Zeugen Jehovas, bevor auch die SED-Blätter in diesen Chor mit einstimmten.

Aber die Ost-CDU pauschal als "protestantische oder katholische" Organisation zu bezeichnen, ist nicht sachgerecht. Das war eher der verlängerter Arm der SED unter scheinreligiöser Formierung, gemäss mit Ulbricht-Wort. "Es muß alles demokratisch aussehen. Aber wir müssen alles fest in der Hand haben". Insofern ist "Erwachet!" in seiner Definition ungenau, um es mal milde zu sagen.

Richtig allerdings ist, dass es handfeste Konflikte gab. Ihren Auslöser jedoch auf "protestantische oder katholische" Organisationen zu lokalisieren, trifft schon nicht mehr den Kern.

Richtig ist weiter, dass die Kommunisten, als die eigentlicher Urheber des Widerstandes gegen die Zeugen Jehovas dabei nicht "fein" vorgingen. Beispiele dafür liefert "Erwachet!" ohne Zweifel. Zum Beispiel die:

"Ein ... Fall ereignete sich im Mai 1949 in Belmsdorf und Umgebung. Die Bürgermeisterin dieser Stadt, ehemals eine fanatische Nationalsozialistin, die jetzt aber behauptet, eine feurige Kommunistin zu sein, berief eine Massenversammlung ein und verlas eine Resolution, die verlangte, dass die Zeugen verboten werden, da sie eine "Mordorganisation" seien. Bekanntmachungen wurden in der ganzen Stadt angeschlagen, die die Lüge verbreiteten, diese unschuldigen Christen brächten ihrem Gott Blutopfer dar, und das Volk warnten, den Zeugen den Zutritt zu ihren Häusern zu verweigern, denn diese seien nur auf der Suche nach weiteren Opfern für ihre Riten. … Nachdem sich die ganze Gemeinde in hellem Aufruhr befand, erklärte die Polizei die biblischen Versammlungen als ungesetzlich. Sogar private Bibelstunden wurden untersagt. Wo die Zeugen auftauchten - in den Strassen oder den Kaufläden - verfolgte sie der gedankenlose Pöbel und schlug auf sie ein. Sie mussten es hinnehmen, dass diese aufgebrachten Rohlinge die Fensterscheiben ihrer Wohnungen zertrümmerten, ihre Möbel und andere Dinge, die ihnen gehörten, beschädigten und ihnen weitere Boshaftigkeiten zufügten. ... Es dauerte längere Zeit, ehe die höheren Regierungsbehörden einschritten und Gesetz und Ordnung wiederherstellten."

Generell gilt für die WTG: Sie sieht sich in der Rolle "der verfolgten Unschuld vom Lande; die meint nicht zu wissen, warum und weshalb".

Jegliche kritische Selbstreflektion sucht man indes bei ihr vergebens.

Beispiel, ihre Harmagedonverkündigung. Die in aggressiver Form vorgetragen; spiegelt sich auch in dem nachfolgenden Beispiel indirekt wieder:

"In einem gewissen Dorf wurde ein Zeuge Jehovas, der einen öffentlichen Vortrag gegeben hatte, vor den russischen Kommandanten gerufen. Er wurde beschuldigt, von einem kommenden "grossen Krieg" gesprochen zu haben, in welchem jene zur "Linken" vernichtet und jene zur "Rechten" dann beginnen werden, in einer herrlichen neuen Welt zu leben. Der Kommandant legte dies so aus, der "große Krieg" sei der dritte Weltkrieg, jene zur "linken" seien die Kommunisten und jene zur "Rechten" die Reaktionäre und Nationalisten. "

Als weiteres Beispiel nennt "Erwachet!"

"Doch dieser Bericht war keinen Grad närrischer als andere stumpfsinnige "Beweise", die gegen Jehovas Zeugen vorgebracht werden. Unter dem Druck der neuzeitlichen religiösen Pharisäer, sandten die Kommunisten ihre eigenen, besonders dazu ausgebildeten Spione an die Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas. Als eine Schilderung, den Präsidenten der Watch Tower Society, Herrn N. H. Knorr und seinen Deutschlandbesuch des Jahres 1947 betreffend, gegeben wurde, kritzelten diese gemeinen Spitzel in ihre Notizbücher:
"Der Redner gab zu, dass er mit amerikanischen Agenten gesprochen hat."
Und als eine Bibelstudienversammlung mit Gebet eröffnet wurde und der Leiter Jehova, den grossen Gott bat, er möge den Präsidenten der Watch Tower Society und seine Mitdiener in Brooklyn, New York, segnen, kam der Vermerk ins Notizbuch
"Jehovas Zeugen beten für den Sieg Amerikas".
Diese gewissenlosen Berichterstatter mischten sich unauffällig unter die Zeugen und stellten ihnen zahlreiche verfängliche Fragen. Zum Beispiel:
"Was denken Sie über die Sowjetregierung?" ...
Doch diese schlechten, skrupellosen Männer schrieben in ihre Notizbücher:
"Jehovas Zeugen sind gegen den Cäsar, gegen Stalin und gegen die Sowjetregierung." ...

Das es keineswegs die religiöse Konkurrenz war, wie es die WTG darstellt, welche das Geschehen dominierte, wird auch an den folgenden geschilderten Fallbeispielen deutlich:

"Dieser besonders terroristische Feldzug begann im Februar 1950, als Paul Grossmann, ein führendes Mitglied des Watch Tower Personals in Magdeburg, plötzlich verschwand. Er hatte einen angeblichen Interessenten in seiner Wohnung aufgesucht, um ihm beim Bibelstudium zu helfen. Man leitete eine Untersuchung ein und setzte eine Belohnung von 1000 DM für irgendwelche Auskünfte über das Verbrechen aus. Doch es zeigte sich bald, dass die Polizei ihr menschenmögliches tat, um die Sache zu vertuschen. Es stellte sich dann heraus, dass der angeblich Interessierte ein Agent des Sowjetischen Staatsicherheitsdienstes war. Vertreter der Watch Tower Society wandten sich daher an den Generalstaatsanwalt in Halle und verlangten eine Untersuchung des Verbrechens.
Dieser gab zu, dass Grossmann verschleppt und einer "höheren Instanz" ausgeliefert worden und ihm daher die Hände gebunden seien, irgend etwas zu unternehmen.
"Es ist mir nicht erlaubt, irgend etwas verlauten zu lassen", beteuerte er immer wieder mit schamvoll gesenkten Haupt. "

Als weitere Fallbeispiele berichtet "Erwachet!" dann noch:

"Zwei weitere Bethelmitarbeiter der Watch Tower Society in Magdeburg wurden in ähnlicher Weise verschleppt. Auch Paul Schwarz, ein Kreisdiener der Watch Tower Society, und seine Gattin wurden in Schwerin von der Polizei gefasst und der geheimnisvollen "höheren Instanz" ausgeliefert, die sich als die von den Russen kontrollierte ostdeutsche Gestapo-Organisation entpuppte.
Erst nach einigen Monaten vernahm man, dass Schwarz zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden war und sich im Konzentrationslager von Bautzen befand.
Er hatte viele Jahre in Hitlers Konzentrationslagern zugebracht und war nun zu weiteren 25 Jahren verurteilt worden. "

Weiter berichtet "Erwachet!"

"Nicht allen, die verschleppt wurden, wartete das Arbeitslager. Mehrere wurden, nachdem sie brutal behandelt worden waren, wieder entlassen, um ihnen so Gelegenheit zu geben, in den Reihen der Zeugen Jehovas Furcht zu verbreiten. Da war zum Beispiel ein sehr bekannter Chiropraktiker von Magdeburg, ein Zeuge Jehovas, der angewiesen wurde, sich im Büro für Volksgesundheit zu melden. Nachdem man ihm verschiedene der üblichen Fragen über sein Geschäft, und was damit verbunden ist, gestellt hatte, wandte sich die Diskussion schliesslich biblischen Themen zu.
Der Beamte heuchelte grosses Interesse. Da es gerade um die Mittagszeit war, lud er den Zeugen ein, ihn in seinem Auto zu begleiten und ihm noch mehr von der Bibel zu erzählen. Beim Wagen angelangt, wurde er noch einem andern Herrn vorgestellt. Plötzlich warfen sie den Zeugen gewaltsam ins Auto und rasten davon.
Jawohl, auch er war von der russischen Gestapo verschleppt worden.
In ihrem Hauptquartier wurde er die ganze Nacht hindurch einem scharfen Kreuzverhör unterworfen, wobei man ihm noch drohte, es stehe ihm noch etwas schlimmeres bevor, sollte er von seinem Glauben nicht ablassen. Am andern Morgen wurde er wieder freigelassen, um die andern in Furcht zu setzen."

Siegesgewiss meint "Erwachet!" mehr zum Abschluss kommend, dass sich die Zahl der Verkündiger in Ostdeutschland vom Januar bis Juli 1950, von 20.386 auf 23.220 vermehrt hätten.
Auch das ist erklärbar. Wie schon Marx feststellte, ist Religion der Seufzer der bedrängten Kreatur. Die Kommunisten waren noch weit entfernt von ihrer Zielstellung einer einigermaßen realen Akzeptanz in ihrer Bevölkerung, die sie dank der Bajonette Moskaus ererbt hatten. Diese Akzeptanz sollten sie auch vor 1961 nie erreichen. Nach 1961 dann zeitweise bei einem Teil der in ihrem Machtbereich befindlichen. Aber auch nicht bei allen.
Demzufolge hatten um 1950 die geistigen Opiumverkäufer Hochkonjunktur. Wer sich von ihrem Ideologie-Opium süchtig machen liess, der folgte auch dem Wege der Selbstzerstörung, der mit Rauschgiftkonsum immer verbunden ist. Auch die Geschichte der Zeugen Jehovas belegt das!

Unterschiedliche Geschäftszweige
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. Juli 2011 02:24
Vor sechzig Jahren
Unterschiedliche Geschäftszweige

Besonders in Christentumsformen, wie sie etwa in der “Pfingstbewegung” und verwandtem registrierbar sind, begegnet man nicht selten Euphorieformen, dass Menschen behaupten, auf wunderbare Weise eine körperliche Genesung erfahren zu haben, die ihnen vorher versagt gewesen sei (trotz Konsultation etlicher Ärzte). Selbst die katholische Kirche mag diesem Marketing-Rezept nicht entsagen, wie ihr Kult um Lourdes das auch veranschaulicht.

Dann gibt es noch Gruppen, die das Thema körperlicher Genesung gar auf Platz eins ihrer Ideologie gesetzt haben. Beispiel die “Christliche Wissenschaft” der Mary Baker Eddy, oder auch der “Freundeskreis Bruno Göring” und andere mehr.
Letztendlich stand auch die WTG vor der Frage, wie sie es denn diesbezüglich halten soll. Auch auf diesen Zug mit aufspringen? Die Versuchung dazu war nicht gering, weiß man doch auch, dass einige aus der Heilpraktikerszene, die ja wohl in einer gewissen Distanz zur Schulmedizin steht, auch bei den Zeugen Jehovas anzutreffen sind und über entsprechenden Zulauf wohl nicht zu klagen brauchen; sorgt doch die Flüsterpropaganda bei den Zeugen dafür, dass ihr Geschäft “brummt”.

Beispiel Max Hollweg. Berufausbildung als Maurer. Dann führte ihn sein Lebensweg Zeugen Jehovas bedingt, ins Hitler’sche KZ. Dort musste er wie viele andere seiner Leidensgenossen schlimmes erleiden. Auch ganz persönlich in gesundheitlicher Hinsicht. Dennoch wurde aus dem Maurer Hollweg nach 1945 der Heilpraktiker Hollweg, der seine ersten grundlegenden Kenntnisse dazu unter den KZ-Bedingungen gesammelt hatte. Am Hungertuch brauchte er offenbar mit dieser Berufswahl nicht zu nagen; wie sein staatliches Haus es auch verdeutlicht, dass er selbst in einem von ihm verfassten Buchbericht mit abbildet.

Also die Versuchung für die WTG mit auf diesem Euphorie-Zug aufzuspringen, war offenbar nicht gering. Nach Abwägung des Für und Wider hat sich die WTG offenbar dazu entschlossen, jene Euphorie so nicht mitzumachen. Ein Beleg dafür ist auch die “Wachtturm”-Ausgabe vom 15. 7. 1951 in der man zum Thema unter anderem lesen kann:

“Wo daher ein Christ eine außergewöhnliche Genesung erfährt und weiter am Leben bleibt, sollte er sich nicht einreden, dies sei durch eine besondere Intervention vom Himmel aus geschehen. Auch Personen ausserhalb der christlichen Versammlung erfahren unerwartete, außergewöhnliche Genesungen. Ausserdem mag ein Christ unerwartet dem gähnenden Rachen des Todes entgangen sein, während ein anderer Christ oder viele andere Christen unter ähnlichen Verhältnissen nicht solchen Erfolg gehabt haben mögen, sondern ihrem körperlichen Tiefstand erlangen. Was ist dazu zu sagen? Lächelte Gottes Gunst dem einen, dessen Körperkräfte neue Belebung erfahren und der zu normaler Gesundheit und Tätigkeit zurückkehrte, während sie dem andern abhold war, dem keine physische Besserung widerfuhr, der dahinschmachtete und dessen Zustand sich verschlimmerte, so dass er schliesslich zufolge seines Leidens oder einer Operation starb? Das zu behaupten, wäre nicht gerecht, besonders da nicht, wo solche, die erlagen, ebenso treu und gottergeben waren wie jene, dem eine außergewöhnliche Genesung widerfuhr.

So ist denn die Tatsache, dass jemand einer Operation oder einer Krankheit erliegt, kein Beweis von Gottes Missfallen oder Mangel an Interesse und Aufmerksamkeit, ebensowenig als eine überraschende Wiederherstellung als seine besondere Intervention und Gunstbezeugung gedeutet werden sollte. Wir müssen vernünftig und ausgeglichenen Sinnes sein. Vergesst nicht, dass viele körperliche Faktoren und Begleitumstände mitwirken, um jemand durch eine Operation oder einen Anfall ernsthafter Krankheit hindurchzubringen, die bei jenen fehlen, welche erliegen.

Krankheiten, Gebrechen und Unfälle haben ihre normalen Ursachen. Diese Ursachen bewirken im Leben geweihter Christen dieselben Ergebnisse wie im Leben ungeweihter Weltlinge. … Allein wegen der Tatsache, dass jemand die gute Botschaft von Gottes Königreich glaubt und sich weiht, um in Jesu Fußstapfen zu folgen, wirkt Gott kein Wunder und ändert irgendwie den körperlichen Organismus desselben.

Verschiedene unter uns mögen die Veranlagung zu gewissen Körperleiden ererbt haben, und diese mögen in Erscheinung treten, nachdem gewisse Ursachen zu ihrer Entwicklung und zu ihrem Ausbruche führten. Zum Beispiel mag eine Seuche durchs Land fegen. Ein Weltling mit einer gesunden Konstitution mag es miterleben, ohne in Mitleidenschaft gezogen zu werden, während ein treuer Christ dadurch niedergeworfen werden mag, so dass er stirbt, oder es mag für ihn schwer halten, sich wieder zu erholen. Der Grund hierfür mag gänzlich im schwächeren Körperbau liegen und in der Unkenntnis der Vorsichtsmassnahmen, die zu ergreifen sind, um sich vor Ansteckung zu bewahren. So sind dies denn natürliche, physische Vorgänge, die in allen Menschen, ungeachtet ihres Glaubens wirken. Es wäre unvernünftig, dafür direkt dem Teufel die Schuld zu geben.

Dasselbe bei Unfällen: Diese sind im allgemeinen der Unvorsichtigkeit zuzuschreiben. Unter den gleichen Umständen würde bei irgend jemand eine gewisse Unvorsichtigkeit zum gleichen Unfall führen. Ein mit Kongressbesuchern beladener Autobus kehrt nach Hause zurück, und der Chauffeur am Steuer fällt in Schlaf. Der Autobus stürzt, viele werden getötet, und fast alle andern erleiden Verletzungen. Oh - daran ist der Teufel schuld! Nein, sondern vielmehr die Unvorsichtigkeit und Gedankenlosigkeit des Chauffeurs. Oder ein Wagen voll Zeugen, die draussen im Felddienst waren und die Königreichsbotschaft verbreiteten, unternimmt noch eine kleine Ausfahrt und parkt an einer Strassenbiegung. Ein anderer Wagen kommt um die Kurve gefahren und hält sich wegen seines Tempos zu sehr auf der falschen Seite, rennt in den parkierenden Wagen hinein und tötet alle Insassen. Ein Werk des Teufels? Nein! Mangel an Überlegung und Vorsicht in einer Kurve.

Ein Christ tritt auf einen losen Teppich auf gewichstem Boden, glitscht aus, fällt hin und zerbricht sich das Hüftbein. Ist der Teufel daran schuld? Nein, irgendein anderer, der hastig auf diesen Teppich auf dem glatten Boden getreten wäre, hätte dasselbe erlebt, selbst ein Liebling des Teufels.

So kann denn erwartet werden, dass Unpässlichkeiten, bösartige Krankheiten, Unfälle und Alterserscheinungen unter gottergebenen Christen ihren gewohnten Verlauf nehmen gleichwie unter den übrigen Menschen. Wenn der Körper alt wird und nicht mehr die Kraft der Jugend hat, um sich selbst wieder auszubessern oder neue Zellen aufzubauen, so kann erwartet werden, dass er zusammenbricht, ob jemand Christ sei oder nicht.”

Ein offenbar Zeugen Jehovas-spezifisches Beispiel führt dieser WT ebenfalls noch mit an. Bekanntlich, legt die WTG sehr großen Wert auf den sogenannten Predigtdienst. Sie hat sich diesbezüglich auch schon mal in Thesen verrannt, wie: “Mit dem Heiraten bis nach Harmagedon zu warten”. Das war zu Rutherford’s Zeiten. 1951 so nicht mehr gültig. Eine Nachwirkung indes dieser These kann man indirekt auch in der nachfolgenden WT-Aussage noch erkennen:

“Zwei Christen heiraten und wollen kinderlos bleiben, um ohne Sorge und Bürden freier handeln zu können. Plötzlich meldet sich zu ihrer Bestürzung trotz aller Sorgfalt ein unerwünschtes Kindlein. Sie behaupten, der Herr sei es gewesen, der sie geleitet habe, einander zu treffen und sich dann zu heiraten; was aber dieses Kindlein betreffe, nun, da habe der Teufel sie übervorteilt, um sie an ihrem Dienst für Gott zu hindern. Wenn sie aber nicht Kinder haben wollten, warum heirateten sie denn überhaupt? Ist nicht die erste Funktion der Ehe das Hervorbringen von Kindern auf dieser Erde? Durch ihre Heirat gefährdeten sie ihre Freiheit des Dienstes und setzten sich den Bürden und Verantwortlichkeiten aus, die Kinder mit sich bringen. Nein, nicht Satan verlieh Männern und Frauen die Macht der Fortpflanzung. Nicht er setzte das Leben eines Kindleins in Gang, ein Leben, das christliche Eltern als ‘heilig’ vor Gott ansehen sollten. … Nein, dieses Kindlein war kein ‘Zufall’. Täuscht euch nicht selbst hinsichtlich des Wirkens des natürlichen Gesetzes, das Gott der Schöpfer, im menschlichen System unabänderlich festgelegt hat!”

Bluttransfusionsfälle - in WTG-Sicht - analog dem in den Krieg ziehen
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. Juli 2011 00:58
Vor sechzig Jahren
Bluttransfusionsfälle - in WTG-Sicht - analog dem in den Krieg ziehen

Emotional aufgeputscht - auf beiden Seiten, muss man wohl sagen - berichtet "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 7. 1951 über einen Bluttransfusions-Verweigerungsfall. Notgedrungen muss "Erwachet!" auch einige Stellungnahmen dazu zitieren, die sich für die Zeugen Jehovas in ungünstiger Weise ausgesprochen hatten; darunter auch die etlicher Theologen.
Wenn sich die religiöse Konkurrenz zu den Zeugen Jehovas äußert, dann wittert die WTG sofort "Alarmstufe rot". So auch in diesem Fall. Einen Gegner meint die WTG dabei wahrzunehmen, von dem sie glaubt, es sei für sie ein Kinderspiel, den zu widerlegen. Da hatte ein gewisser Paul Griffin, laut "Erwachet!" im fraglichen Zusammenhang eine Flugschrift in Umlauf gebracht mit dem Titel: "Jehovas Zeugen. Gefälschtes Christentum". Neben allerlei pseudotheologischem Kontrapalaver, dass man in der Tat wohl nicht sonderlich ernst nehmen muss, hatte dieser Herr Griffin die WTG offenbar an einer besonders empfindlichen Stelle getroffen. Unterstellte er ihnen doch auch, ihre Lehre stehen "entgegen den Lehren Pastor Russells".

Nachdem die WTG diesen Hieb so einigermaßen verkraftet hatte glaubt sie mit dem Argument kontern zu sollen:

"Wer aber verbreitet die Lehren Pastor Russells? Gewiss nicht Jehovas Zeugen!
Sie können nicht beschuldigt werden, sie folgen ihm nach, denn sie führen ihn weder als Autorität an, noch veröffentlichen oder verbreiten sie seine Schriften.
"der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe." (Sprüche 4:18). An dem festzuhalten, was Pastor Russell lehrte, würde bedeuten, fünfunddreissig Jahre hinter dem Licht zurückgeblieben zu sein. Wenn Griffins von den Bibelforschern der Jahrhundertwende reden will, mag er, wenn er es wünscht, Pastor Russell anführen. Wenn er aber vorgibt, von den heutigen Zeugen Jehovas zu sprechen, soll er von ihrer heutigen Botschaft reden."

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Selbst von ihrem Gründungsvater distanziert sich die WTG partiell. Getreu dem Politikermotto:

"Was interessiert mich mein Gewäsch von gestern?"

Diesen Faden weiterspinnend wird man wohl noch hinzufügen können. Das mit den Lehrveränderungen ist nicht neu. Aus der Endzeitsekte des Urchristentums wurde alsbald schon eine von Kaiser Konstantin korrumpierte Staatskirche. Es ist wohl bloß eine Frage der Zeit, bis es soweit ist. In beiden Fällen!

Über den akuten, dem "Erwachet!"-Artikel zugrunde liegenden Fall erfährt man unter anderem:

"Am 18. April ging die Behörde in Chicago vor Gericht, um ein Kind seinen Eltern zu entziehen, damit die Ärzte ihm eine Bluttransfusion geben könnten. Es wurde gesagt, die Beschaffenheit des Blutes des sechs Tage alten Cheryl Labrenz sei nicht normal und bewirke die Zerstörung der roten Blutkörperchen. Die Ärzte waren der Meinung, dass nur eine Blutübertragung ihr Leben retten würde."

Nun trat das bekannte Trauerspiel ein. Die Eltern sagten nein. Die Hilflosigkeit der Akteure kommt auch in solchen Äußerungen zum Ausdruck wie der:

"Herr Labrenz sagte jenen, die ihn dazu bewegen wollten, die Übertragung zu gestatten: "Ich kann einfach nicht anders, ich kann nicht! Ich kann in dieser Hinsicht nichts tun. Wenn meiner Gattin oder mir selber etwas zustossen würde, so würden wir genau gleich handeln."

Und die Mutter wird mit den Worten zitiert:

"Natürlich wünsche ich, dass mein Kindchen am Leben bleibt, und ich bete auch darum. Ich wünschte mir immer ein Mädelchen. Aber wir können Jehovas Gesetz nicht übertreten." Sollte mein Kindchen sterben, so würde das für mich sehr schmerzlich sein. Aber ich möchte es mit Hilfe meinen Glaubens tragen." Wir werden uns gegen eine Blutübertragung wehren bis zum äussersten - auch vor Gericht. Aber wenn sie uns Cheryl Lynn wegnehmen und ihr eine Bluttransfusion geben, ist unser Gewissen rein."

Auch die WTG muss registrieren, dass daraufhin in der Öffentlichkeit "ein Sturm der Entrüstung" eintrat.

"Im Falle Labrenz wandten sich die Leute im allgemeinen voller Entrüstung gegen Jehovas Zeugen."

Geprägt auch durch solche Zeitungs-Schlagzeilen wie die vom 18. 4. 1951:

"Kirchenführer verurteilen das Blutverbot für das sterbende Kind"

. Ein solcher von der WTG nicht geschätzter Theologe äußerte etwa:

"Wir haben das Recht, auf Kosten eines Lebens ein Leben zu retten, ein Leben zu geben und ein Leben zu schützen. Aber in diesem besonderen Falle geht nicht ein Leben verloren, sondern es gilt, eines zu retten."

Ein anderer äußerte:

"Könnte Blut zu etwas Wunderbarerem verwendet werden als zur Rettung eines Menschenlebens? Das bedeutet sicherlich, es mit unserm Meister zu halten, der umherging und menschliche Wesen heilte." Es besteht vernünftigerweise keine Möglichkeit, die Bibel für eine derart grausame Handlung zu zitieren, wie diesem Kinde die Wohltaten der medizinischen Wissenschaft abzusprechen. Gott hat Männer der Wissenschaft geführt und sie mit wunderbaren Entdeckungen gesegnet, um Leben zu schützen und zu verlängern. Man kann die Bibel nicht anführen, um die trotzige Verachtung gegenüber den der Menschheit erzeigten Wohltaten Gottes zu rechtfertigen. Er erwartet von seinen Kindern, dass sie sich seine Segnungen zunutze machen. Wissenschaftliche Hilfe abzulehnen ist einfältig und fordert Gott und seine Barmherzigkeit heraus, selbst wenn Blut dabei im Spiele ist."

Wie sehr sich die WTG durch die öffentliche Meinung an die Wand gedrückt sah; verdeutlicht auch ihre nachfolgende Verteidigungspolemik:

"Die Nationen von heute führen Kriege. Väter und Mütter finanzieren sie. Ihre Söhne und Töchter ziehen in die Schlacht. Die breiten Massen finden allgemein, sie seien notwendig. Es regnet Bomben und Granaten auf Soldaten und Zivilisten. Zerstörte Städte sind erfüllt von Leichengeruch. Wie viele Frauen befinden sich wohl unter diesen Toten? Wie viele Kinder? Wie viele Säuglinge, vielleicht sechs Tage alt? Wie gros ist das Leid und der Schmerz der Einzelnen um diese alle, solange der Tod nicht einen von seinen Nächsten fordert? Wenn diese Bluttransfusions-Streitfrage wegen einem Säugling einen solchen Protest auslöste, dürfte man da nicht erwarten, dass das Niedermetzeln von Millionen den Protest millionenfach steigern sollte?"

Dann steigert sich "Erwachet!" noch zu der Aussage, und darin kann man wohl eine Kernaussage erkennen:

"Bedenke auch, dass wenn der Gehorsam gegenüber einer Kriegserklärung des Landes aus politischen Gründen von äusserster Wichtigkeit ist, der Gehorsam bezüglich des Blutes für Jehovas Zeugen aus Gründen der Gottesfurcht lebenswichtig ist.
Wenn ihr willens seid, eure Söhne aus patriotischen Gründen für das Vaterland sterben zu sehen, dürfen Jehovas Zeugen dann nicht auch aus Gründen der Gottesfurcht wenn es sein muss, sterben?"

Re: Russell
geschrieben von: X ~ mysnip
Datum: 28. Juli 2011 18:27Drahbeck
"Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 7. 1951 ...
Da hatte ein gewisser Paul Griffin, laut "Erwachet!" im fraglichen Zusammenhang eine Flugschrift in Umlauf gebracht mit dem Titel: "Jehovas Zeugen. Gefälschtes Christentum". Neben allerlei pseudotheologischem Kontrapalaver, dass man in der Tat wohl nicht sonderlich ernst nehmen muss, hatte dieser Herr Griffin die WTG offenbar an einer besonders empfindlichen Stelle getroffen. Unterstellte er ihnen doch auch, ihre Lehre stehen "entgegen den Lehren Pastor Russells".
Nachdem die WTG diesen Hieb so einigermaßen verkraftet hatte glaubt sie mit dem Argument kontern zu sollen:
"Wer aber verbreitet die Lehren Pastor Russells? Gewiss nicht Jehovas Zeugen!
Sie können nicht beschuldigt werden, sie folgen ihm nach, denn sie führen ihn weder als Autorität an, noch veröffentlichen oder verbreiten sie seine Schriften.
"der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe." (Sprüche 4:18). An dem festzuhalten, was Pastor Russell lehrte, würde bedeuten, fünfunddreissig Jahre hinter dem Licht zurückgeblieben zu sein. Wenn Griffins von den Bibelforschern der Jahrhundertwende reden will, mag er, wenn er es wünscht, Pastor Russell anführen. Wenn er aber vorgibt, von den heutigen Zeugen Jehovas zu sprechen, soll er von ihrer heutigen Botschaft reden."

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Selbst von ihrem Gründungsvater distanziert sich die WTG partiell.

Obgleich Russell ...

WACHTTURM BIBEL- UND TRAKTAT GESELLSCHAFT - DAS VOLLENDETE GEHEIMNIS - 1925 S. 186
... noch jeden Teil der Erntearbeit leitet.

Von Jakob zum Hasen
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. August 2011 06:33
Vor sechzig Jahren
Von Jakob zum Hasen

Der Verteidigung der Bibel ist die "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 8. 1951 im besonderem Maße gewidmet. Darin kann man denn auch solch kernige Sätze lesen wie den:

"Wissenschaftler" spotten auch über den Bibelbericht, wonach Jakob durch sein Manöver von seinen Herden gefleckte Nachkommen hervorgebracht habe, indem die weiblichen Tiere auf ein auf Stäben eingeschnittenes Musterwerk blickten; ja sie spotten, weil solche Ansichten über vorgeburtlichen Einfluss oder mütterliche Eindrücke nun weitgehend ausgeschieden werden. Doch übersehen die Wissenschaftler den Umstand, dass dies nur Jakobs eigene Meinung war, und dass in einem Traum, der darauf folgte, Jehova Jakob korrigierte und ihm die wahre Ursache der gefleckten Nachkommenschaft zeigte, eine Ursache, die im Einklang ist mit Mendels Vererbungsgesetzen, welche die Wissenschaftler bis in unser zwanzigstes Jahrhundert hinein nicht verstanden hatten."

Als nächstes führt der WT an:

"Schliesslich lachen die Wissenschaftler, weil die Bibel den Hasen unter die Tiere einreiht, die wiederkäuen. … Doch haben nun einige wachsame Wissenschaftler entdeckt, dass Kaninchen (Hasen) tatsächlich oder im Prinzip wiederkäuen, und zwar durch einen eigentümlichen Vorgang, wodurch die Nahrung zweimal durch ihr Verdauungssystem geht. "

Weiter wirft der WT der religiösen Konkurrenz vor:

"Modernisten-Geistliche schliessen sich den Angriffen auf die Bibel an … Da Modernisten-Geistliche den Spott der Weltweisen fürchten und Schritt zu halten suchen mit den intellektuellen Klassen, um in ihrer Gunst zu bleiben, verlassen sie die biblischen Wahrheiten, um die Theorien und Philosophien der gescheiten Köpfe dieser Welt anzunehmen. … Typisch von jenen, welche die Bibel in Wirklichkeit aufgeben, sich aber um eines selbstischen Lebens willen daran klammern, ist die Haltung, wie sie vom Haupt eines Theologie-Seminars Denver, Colorada, zum Ausdruck gebracht worden ist. Er sagte:

'Es bedeutet die grösste Herausforderung an eine religiöse Erziehung, wenn man eine Kamelzugphilosophie einer Diesel-Zivilisation anpassen will.'"

Dazu kommentiert der WT:

"Dies ist nur eine andere Art, zu sagen, dass die Bibel nicht von praktischem Nutzen, dass sie zu altmodisch geworden sei für unsere Tage, dass sie ungefähr so veraltet sei, wie ein Kamelzug es in der sich heute so schnell vorwärtsbewegenden Zivilisation des Maschinenzeitalters wäre."

Das wäre der eine Pol in dieser Auseinandersetzung. Der andere kommt in der Aussage zum Ausdruck:

"Positive Geistliche, die an Glaubensbekenntnisse gebunden sind und die Bibel stets so buchstäblich auffassen, lassen sie lächerlich erscheinen. Nachdem sie sich gefühlsvoll des längeren darüber äussern, wie Gott Liebe sei, machen sie kehrt und sagen: er quäle die Leute ewiglich in einem See von Feuer und Schwefel. … Um einem ewigen Feuer in einem Feuersee standhalten zu können, müsste der Betreffende unsterblich sein. Somit lehren dies die Positiven betreffs der Menschenseele …"

Dem widerspricht der WT und meint:

"Solche Geistliche machen Gottes Wort durch ihre religiösen Überlieferungen und Glaubensbekenntnisse auf manche Weise lächerlich und nichtig."

Nicht so sehr die eingangs genannten gefleckten Tiere, oder auch die Hasen sind es, die den WT bewegen. Er meint einen ganz anderen "Trumpf" in der Hinterhand zu haben. Und der äußert sich denn auch in dem Satz:

"Da Harmagedon für die Tage unserer Generation festgelegt ist, können wir verstehen, warum die Bibel für unsere Tage von besonderem praktischen Nutzen ist."

Also die Endzeit-Naherwartung ist es, die es dem WT angetan hat; und die er glaubt aus der Bibel herauslesen zu können.

Sein Herauslesen ist in der Qualität mit dem Kaffeesatzlesen identisch!

Australien
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. August 2011 05:17
Vor sechzig Jahren
Australien

Wenn sich Australien in der Berichterstattung von "Erwachet! wiederfindet und man den Artikel noch nicht selbst gelesen hat, dann mag man sich fragen: Was wird da wohl so besonders berichtenswertes sein, dass es nunmehr weltweit verbreitet wird? Sicherlich wird man sich allerlei Antworten auf diese Frage zurecht reimen können. Aber das ausgerechnet Politik der diesbezügliche Berichtsgegenstand ist, würde man doch nicht vermuten. Jedenfalls nicht auf den vorderen Plätzen. Dennoch berichtet "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 8. 1951 über einen politischen Vorgang in Australien.

Berücksichtigt man das zeitgenössische antikommunistische Klima in den USA dabei, kann man sogar sagen. Der Artikel macht Sinn. Er wirkt flankierend und bestätigend für die, welche es schon immer wussten. Die Kommunisten sind Feind Nummer eins. Angeblich, so auch in diesem Artikel, gibt man vor, selbst "unpolitisch" zu sein. Politisch denkende Menschen werden den Zeugen Jehovas aber genau diese These nicht abnehmen. Auch im konkreten Fall war die diesbezügliche Berichterstattung Wasser auf die Mühlen der Antikommunisten. Also eine politische Schützenhilfe. Das wusste niemand besser als die Kommunisten selbst, deshalb reagierten sie ja auch in ihrem Machtbereich mit Zeugen Jehovas-Verboten. Das letzte dieser Art in Ostdeutschland, war ja noch nicht mal so übermäßig lange in Kraft.

Sicherlich wäre es zuviel verlangt, sollte man nun erwarten, dass die WTG zu diesen Verboten im Ostblock "Hurra" schreien würde. Es fragt sich aber doch, ob sie mit ihrer Australien-Berichterstattung nicht selbst zusätzliches Öl ins bereits brennende Feuer gießt. Das ist das eigentliche Politikum.

Nachstehend die wesentlichen Ausführungen des genannten "Erwachet!"-Artikels der betitelt ist:

Australiens Antikommunisten-Gesetz

„Erwachet!" belehrt dann:

Bis vor wenigen Jahren hielten die meisten Australier die kommunistische Partei für eine gewöhnliche politische Organisation; aber im laufe der vergangenen fünf Jahre gingen sogar dem sorglosesten die Augen auf und er erkannte, dass die Kommunisten die Gewerkschaften und andere Mittel benutzten, um ihren Einfluss geltend zu machen und unter den Arbeitern Unzufriedenheit zu schüren und Klassenhass zu züchten; und durch eine Reihe von Streiks zeigten sie, dass sie imstande sind, den Überseehandel zugrunde zu richten (wie im Falle von Indonesien, die Stromversorgung der Stadt zu unterbrechen und so die Funktionen des Staates zu lähmen.)

"Die australischen Kommunisten werden mit Recht angegriffen, weil sie sich Agitation in der Industrie und Wühlereien zuschulden kommen ließen, um zur Förderung ihrer revolutionären Ziele Zwistigkeiten und Anarchie hervorzurufen."

Aber und das bringt „Erwachet!" besonders auf die Palme:

"Niemand erhob seine Stimme gegen ihren Feldzug, den allmächtigen Gott in Verruf zu bringen. Es ist wahr, dass die katholische Kirche hier und da von ihren geschützten Kanzeln herab einen schwachen Ruf ergehen lasse, aber nicht zur Ehre Gottes, sondern eher, um die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken. Hunderte von Menschen anerboten sich, den Kommunismus blosszustellen, aber keinem von ihnen erschien es am Platze, den kommunistischen Plan, der seine Anhänger und Mitläufer zu Atheisten machen soll, aufzudecken."

Dann belehrt „Erwachet!" weiter

„Es ist interessant, den Gegensatz zwischen den Kommunisten und der Christenheit einerseits und Jehovas Zeugen andererseits zu beachten, beteiligen sich doch letztere weder an der Politik noch am Grossgeschäft oder der falschen Religion. Ihr Interesse ist darauf gerichtet, die Aufmerksamkeit der Menschen auf die in der Bibel dargelegten Verheissungen Jehovas zu lenken.
Weil der Kommunismus den Platz des Königreiches Gottes einnehmen will und viele Menschen verführt, sich vom Schöpfer abzuwenden, richtet sich ihr Zeugnis gegen diese Gottlosigkeit. In Australien, wie in der ganzen Welt beobachten Jehovas Zeugen"

angeblich

unparteiisch die Schlacht um die politische Vorrangstellung und die missliche Lage der Menschen, die bei diesen Kämpfen zwischen das Feuer geraten. Da sie Gottes Wort kennen, verstehen sie, dass der Kommunismus kein Gegenmittel für das Versagen der Christenheit ist und dass der Tag seiner endgültigen Verurteilung, herbeigeführt von dem Gott, den er leugnet, nahe bevorsteht. Dann werden sie keine Berufung mehr einlegen können!
(Anmerkung der [Erwachet!] Redaktion: Am 9. März 1951, nach Eintreffen des obigen Artikels in der Redaktion, hat der Hohe Gerichtshof von Australien dieses Antikommunistengesetz mit einer Mehrheit von sechs gegen eine Stimme als ungültig erklärt).

Re: Australien
geschrieben von: sebe
Datum: 09. August 2011 08:54
Das die Zeugenführung mit ihrer antikommunistischen Haltung den Glaubensbrüdern in den kommunistischen Ländern stark schadeten war ihnen natürlich völlig egal!!
Was geht mich fremdes Elend an-----saubere Nächstenliebe!!
Re: Australien - DDR
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. August 2011 12:44

sebe
Das die Zeugenführung mit ihrer antikommunistischen Haltung den Glaubensbrüdern in den kommunistischen Ländern stark schadeten war ihnen natürlich völlig egal!!
Was geht mich fremdes Elend an-----saubere Nächstenliebe!!

Genau!
In dem von der WTG verbreiteten Buch des Marley Cole gibt es auch eine Detailaussage sinngemäß:
Die Schwäche der Kirche sei das fehlen von Verfolgung.
Für selbige sorgte dann die WTG vorsätzlich.
Das Klima, im sich verschärfenden kalten Krieg nach 1945, glich in den USA zunehmend einem Hexenkessel.
Auch etliche zu Hitlerzeiten in die USA emigrierte (etwa der Schriftsteller Stefan Heym) hielten es dort nicht länger mehr aus, und sahen sich genötigt den USA-Staub wieder von ihren Füßen zu schütteln. Heym berichtet etwa in seinem Roman "Kreuzfahrer der Gegenwart" davon. Die USA diese Kreuzfahrer.
Das er dann in der DDR vom Regen in die Traufe geriet (in den späteren Jahren), dürfte wieder ein anderes Thema sein.
Mit seiner großangelegten Antikommunismus-Resolution auf dem New Yorker ZJ-Kongress des Jahres 1950, ursächlich als Antwort auf eine Marinekorps-Memorandum in den USA, welche die Zeugen in die kommunistische Ecke stellte (unberechtigterweise), agierte die WTG nach dem Motto dass ihr das Hemd näher ist als der Rock.
Als eine Frechheit kann man auch die vom WTG-Ostbüro unter Pohl für die Ostdeutschen Zeugen Jehovas lancierte Anweisung werten, wie man sich auf eine Verhaftung vorzubereiten habe.
Sicherlich stöhnten und ächzten auch andere Kirchen unter der Ostdeutschen Kirchenpolitik.
Jedoch es soweit kommen zu lassen, wie ein Friedrich Adler, der da im ZJ-Prozess bei Entgegennahme seines Urteils (lebenslänglich) zu Protokoll gab.
Meine Herren - sie meinen wohl ein Jahr; ist einerseits Ausdruck der hochgradigen Verblendung (Endzeitorientiertheit), zum anderen auch Ausdruck des Willens der WTG ihre Hörigen zu verheizen, zugunsten übergeordneter Machtansprüche, zugunsten der USA

Zum Weiterlesen unter anderem:

McCarthy
Mysnip.83911
Vorbereitung auf Verhaftungen
Mysnip.89990

Zum letzteren Liebig-Link noch.
Kürzlich erreichte mich eine Detail-Info zu dem inzwischen verstorbenen Werner Liebig,
Fakt war, westliche Kreise wussten bereits im voraus.
Der Osten macht 1961 seinen Laden dicht.
Im Vorfeld dessen wurde alles was sich mobilisieren ließ, aus Ostdeutschland an Zeugen Jehovas, auch zum Hamburger ZJ-Kongress des Jahres 1961 beordert. Als damals noch Ungetaufter, habe ich auch persönlich den Nötigungsdruck miterlebt, doch möglichst mit zu diesem Kongress anzureisen. Der Druck machte auch vor Ungetauften nicht halt. Gleichwohl konnte ich das für mich doch noch ausschlagen.
In Kenntnis der durch die Geheimdienstes vermittelteten Infos, der Osten wird noch im Jahre 1961 seinen Laden dicht machen, und auch die WTG-Fürsten verfügten in der Folge über diese Infos, wurde in Hamburg eine selbstständige Ostdeutsche Leitung der Zeugen Jehovas unter Liebig installiert. Liebig wurde in Chiffriertechniken eingewiesen, zwecks weiterer Kontaktaufrechthaltung, über Deckadressen mit Wiesbaden.
Als dann der Ostdeutsche Laden wirklich dicht war, wurde dann das Westberliner ZJ-Büro in der Bayernallee, das vordem auch für Ostdeutschland zuständig war, als selbstständiges Büro aufgelöst.
Pohl und seine Mannen siedelten von Westberlin nach Wiesbaden über.
Schon im November 1965 startete die Stasi ihren Enthauptungsschlag, gegen diese Ostdeutsche ZJ-Leitung.
Liebig wurde erneut verhaftet, nach einigen Jahren Haft vom Westen dann freigekauft.
Auch in der Haft wurden auf Liebig Stasi-Zuträger angesetzt. Schon damals wie aus Stasiakten ersichtlich, äußerte Liebig seine feste Überzeugung.
In der Wiesbadener Zentrale müssen Verräter sitzen, die da mit der Stasi kooperieren.
Wörtliches Zitat von Liebig gegenüber einem Stasi-Zuträger in seiner Haftzeit:

Treffbericht von einem Stasi IM "Kreuz" über ein Gespräch mit Liebig während der Haftzeit am 30. 5. 1967 von 13.15 - 15.15 Uhr
"Der (IM) schilderte, wie er vernommen worden ist und sagte u. a., daß sein Vernehmer nach dem Namen ... gefragt hätte. Der (IM) hätte zum Vernehmer gesagt, der ... ist mir nicht näher bekannt. Daraufhin hätte der Vernehmer das Thema ... fallen gelassen.
Liebig sagte zum (IM):
Wir sind also beide, wie auch die anderen Brüder im Kdo (Abkürzung in der Stasiakte, nicht näher erläutert) "Opfer" der Novemberaktion von 1965 der Staatssicherheit. Liebig äußerte weiter, "ich die anderen Brüder und auch du, wir sind vom MfS in der U-Haft korrekt behandelt worden.
Ich (Liebig) habe mir Gedanken gemacht, wer uns hat hochgehen lassen, auf eine bestimmte Person bin ich bisher nicht gekommen. Eines würde jedoch klar sein, unser Hochgehen kommt nicht von der DDR sondern von der Zentrale in Wiesbaden. Das MfS muß in Wiesbaden einen Mann haben, der zu den Spitzenfunktionären unserer Organisation gehört. Die "Stasi" scheint in unserer Organisation fest verwurzelt zu sein und mich sollte es nicht wundern, wenn die einen Spitzel im Hauptbüro in Brooklyn - USA - haben."

Nun mag man zu diesem Zitat einwenden, das sei aber "nur" ein Zitat aus einem Stasipapier. Wenn dem auch so ist, besteht dennoch weiter der Umstand, dass Liebig in späteren Jahren, es konsequent ausgeschlagen hat, an Treffen Ehemaliger teilzunehmen.
Gerade diese Treffen hätten ihm doch eine hervorragende Tribüne noch bieten können, sich als "Märtyrer-Star" darzustellen.
Von dieser seiner Abstinenz-Meinung ist er auch in späteren Jahren im Westen, nie abgewichen.
Führende ZJ-"Knastologen" veranstalteten ja im Kontext der "Standhaft"-Kampagne dann auch noch Treffen solcher "Knastologen".
Teilweise gibt es darüber auch Videoaufzeichnungen.
Eine ZJ-Firma die mal diverse Videos über solche "Standhaft"-Veranstaltungen vertrieb (vor Jahren) hatte darunter auch eine solche über eine dieser Knastologen-Tagungen.
Bemerkenswert auf keinem dieser Treffen von Leidensgenossen, ist Liebig je erschienen. Eingeladen wurde auch er.

Seine Begründung der Verdacht, in der Wiesbadener ZJ-Zentrale säßen auch mit der Stasi zusammenarbeitende Verräter.
Namentlich Herr Pohl hat dann einen Maulkorb verpasst, der besagte. Diesen Unterstellungen solle und dürfe nicht weiter auf den Grund gegangen werden.
Dergestalt schon verständlich, würde dabei definitives zutage gefördert, bliebe das wohl kaum ohne Folgewirkungen für das Image von Pohl.
Daher könne nicht sein, was nicht sein soll.

Da wird man doch auch an den Umstand erinnert.
Nach 1989 gab es ja eine selbständige Zeugen Jehovas-Organisation in der DDR, mit ihrem anfänglichen Bürositz in Berlin-Karlshorst. Später dann in die "Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas in Deutschland" aufgegangen. Nur, 1989 war es noch nicht ganz soweit. Da war man auch organisatorisch selbständig (noch). Einschließlich eigener alljährlicher "Ratsversammlungen" und ähnliches mehr.
Aber auch 1989 war schon klar, die Stasi hat da wohl mächtig beim Zeugen Jehovas-Thema mitgemischt. Daraus ergab sich, man bemühte sich, dieses Thema mit aufzuhellen. Und siehe da, ein gewisser Herr Hermann Laube (später noch als "Hans Voss") bekannt geworden, bekam da auch einen "Aufklärungsauftrag".
Wie wohl nicht viel anders zu erwarten, wenn der Bock zum Gärtner bestellt wird, "klärte" Herr Laube dergestalt auf:
"Alles in Butter" in den höheren ZJ-Rängen. Allenfalls Verfehlungen in niederen ZJ-Rängen. Und auch "Präsident Helmut Martin" nickte artig dieses Ergebnis mit ab.

Nun erinnerte sich wohl ein in westlichen Gefilden für die WTG-Interessen als Kurier agierender, mal seiner eigenen Erfahrungen.
Erfahrungen dergestalt, bei einer Kurierfahrt "hochgegangen" zu sein, mit Folgewirkungen. Unter anderem die, Beschlagnahme des "Tatwerkzeuges" sprich seines PKWs und einiges ärgeres mehr seitens des Ostens.
Es ist aber nicht bekannt, dass nun etwa die WTG gesagt hätte, dann ersetzen wir Dir halt den beschlagnahmten PKW. So generiös pflegt man in WTG-Kreisen keineswegs zu sein.
Das durfte besagter Kurier alles unter der Rubrik, als sein "persönliches Privatpech" verbuchen.
Offenbar hat ihn diese traumatische Erfahrung wohl nicht losgelassen. Und wie sich auch für Westler, in begründeten Fällen die Option auftat, ihre Stasiakten einsehen zu können, wurde auch in diesem Falle davon Gebrauch gemacht. Und was las er dann da so?
Unter anderem auch Texte, in denen ein gewisser "Hans Voss" einen Part spiegelte.
Dieser Part muss wohl dergestalt relevant gewesen sein, als nun der Aktenbehörde gegenüber, die Nennung des zugehörigen Klarnamens beantragt wurde, und auch genehmigt wurde.
Offenbar stießen wohl noch ein paar weitere Aktenstudierer, ebenfalls auf diesen "Hans Voss".
Seitdem allerdings war es dann wohl mit dessen Herrlichkeit im Präsidium genannter ZJ-Organisation zu Ende.
Herr Pohl indes, hatte es wohl seinerseits nicht sonderlich eilig, diese brandneue Nachricht weiter zu leiten.
Wie soll man es sich denn anders erklären, dass noch 1999 (also nach Laubes Enttarnung), Herr Hermann Laube sich im 1999er ZJ-Jahrbuch tendenziös (im Sinne der ZJ belobigend) dargestellt wieder finden konnte.

Bemerkenswert in der Liebig-Akte auch der Stasi-Bericht vom 17. 9. 1961 den Hamburger ZJ-Kongress des Jahres 1961 betreffend.
Schon damals wusste die Stasi, die separate Ostdeutsche Zeugenleitung wird eingesetzt.
Wörtliches Zitat:

"Dieser Besprechung in Hamburg am 22. Juli 1961 ging eine mehrwöchentliche Schulung der 5 "Bezirksdiener" und der ihnen untergeordneten "Kreisdiener" voraus.
Der Inhalt dieser Ausbildung war die Vorbereitung dieser Funktionäre für ihren Einsatz innerhalb der DDR, zur Durchführung der illegalen Tätigkeit unter den Bedingungen des "Ernstfalles".

In seinem Vernehmungsprotokoll vom 30. 11. 1965 äußert dann Liebig über den Beginn seines "Ernstfalles":

"Etwa 1 ½ bis 2 Monate nach diesem Zeitpunkt (13. 8. 1961) wurde ich von einem mit namentlich nicht bekanntgewordenen aus Westberlin oder Westdeutschland kommenden Kurier aufgesucht, der sich durch Gebrauch des Losungswortesa "Emmerberg" zu erkennen gab und mir eine schriftliche Instruktion der Zentrale überbrachte, wobei ich nicht weiß, ob es sich dabei um eine Instruktion des Westberliner oder Wiesbadener Zentrale handelte. Diese Instruktion setzte mich davon in Kenntnis, daß nunmehr meine Tätigkeit als Leiter der illegalen Organisation der "ZJ" in der DDR beginne.
Gleichzeitig machte sie mich mit der Struktur der illegalen Organisation in der DDR sowie in groben Zügen mit meinen Aufgaben vertraut."

Bei Hirch kann man dazu noch das Detail lesen:

"Die bis dahin bestandenen Tarnbezeichnungen "Bruder I" und Bruder II" wurden aufgehoben. Die Treffen zwischen den verschiedenen Ebenen waren verdeckt organisiert und man beachtete die hierarchische Anordnung genau.
Die Leitung "Emmerberg" traf sich nur mit den Bezirksdienern.
Die Bezirksdiener nur mit den Kreisdienern.
Die Kreisdiener mit den Gebietsdienern.
Die Gebietsdiener mit den Gruppendienern.
Die Gruppendiener mit den Bibelstudienleitern.
Auf diese Weise sollte erreicht werden, daß im Falle eines Verrats nur die nächsthöhere bzw. nächstuntere Ebene "auffliegen" konnte, nicht aber der gesamte Apparat."

Ein frommer Wunsch, wie dazu wohl rückblickend feststellbar wäre ...

Re: Australien - DDR
geschrieben von: sebe
Datum: 09. August 2011 15:44
Alles sehr interessant, auch die eilige Zulassung der "eigenen Religionsgemeinschft" in Berlin. Man kann den Eindruck gewinnen, die oberste
Führung um H. Martin, agierte nach dem Prinzip der 3 Affen (nichts sehen, nichts hören, nichts sagen) Man kann ihn leider nicht mehr fragen.
Re: Australien - DDR
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. August 2011 16:39
Punkt "eilige Zulassung".

Unter "Inspirierung" durch die Dissertation von Gerald Hacke, unter einfließen lassen teilweise auch eigener Erfahrungen, hatte ich dann ja schon mal in einer Besprechung der Arbeit von Hacke, aus letzterer auch die Details herauskristallisiert:

Zitat:

Interessant für mich war die Detailangabe bei Hacke (S. 372f.), dass sich am 22. November 1989 der Stasimajor Oskar Herbrich, dort schon geraume Zeit für das Thema Zeugen Jehovas zuständig, mit zwei Funktionären der Zeugen Jehovas traf. Namen werden auch genannt. Der Herr Helmut Martin (danach erster Präsident der neu etablierten Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas in der DDR), und ein Herr Helmut K... aus Berlin (über letzteren dürfte ja der Herr Thomas Pape, ein Webseitenbetreiber mit ZJ-Sozialisation vielleicht auch eine Meinung haben, die aber aus Gründen der Höflichkeit dann hier lieber nicht referiert sei). Und sollte er diese Meinung aus Opportunitätsgründen nicht mehr haben, so habe zumindest ich eine dazu.

Und zwar die. Wie ich in meiner WTG-Zeit zum Kurier auserkoren wurde, bekam ich als Pussel den Teil eine Ansichtskarte ausgehändigt, nebst Anschrift und Termin, wo ich denn jenes Pussel vorzulegen hätte. Und siehe da, die verschiedenen Pussel, die auch verschiedene Personen hatten, ergaben dann zusammengefügt jene komplette Karte.
Sinn der Veranstaltung, die Kontaktpersonen für die Kuriertätigkeit kennenzulernen.
Gerüchteweise konnte ich dann etwas später vernehmen; von einem Zeugen, mit dem ich via Kuriertätigkeit auch Kontakt hatte; und der eines Tages ungebetenen Stasibesuch erhielt, wobei man ihm drohte, man könne seine Geschäft (eine Schuhmacherei) dicht machen. Und in diesem Disput sollen die Stasi-Herren auch geprahlt haben, was sie denn so alles wissen. Unter anderem auch bezüglich meines Kurierpartes.
Jene Veranstaltung und ihre Teilnehmer, gelangten also auch zur Kenntnis der Stasi. Auf welchem Wege? Das als Vermutung, lasse ich mal unbeantwortet. Noch so ein bemerkenswertes Indiz. Auf der Rückfahrt von einer Kurierfahrt - ohne eigentlich erkennbaren Grund -, geriet ich in eine Verkehrskontrolle, die was ihre Gründlichkeit, namentlich was die Filzung der Behältnisse meines damaligen Motorrollers anbelangte, schon mehr als ungewöhnlich war. Eine Verkehrskontrolle mag man ja noch nachvollziehen können. Die ausgesprochen intensive Fahrzeugfilzung wohl etwas weniger. Wer das für "Zufall" halten wíll, mag es tun. Ich hatte eher einen anderen Eindruck.

Wie man aus dem Fall der ja bereits genannt wurde, des Werner L... weis, pflegte die Stasi manchmal das Prinzip "lange Leine" anzuwenden, ohne gleich und kurzfristig zuzuschlagen.
Zu Herbrich zurückkehrend.
Thema; die nun auch für die Stasi als nicht länger verhinderbar erkannte Neuzulassung der Zeugen Jehovas, in der noch bestehenden DDR (nach dem DDR-Mauerfall).
Jene Zeugen Jehovas-Funktionäre, belehrten Herbrich.
Kommt es zu vertiefenden Gesprächen müsse und werde auch der Leiter des Ostbüros der WTG, Willi Pohl, dabei zugegen sein. Angesichts der tatsächlichen Lage blieb wohl Herbrich nichts anderes übrig, als "gute Miene" zum von ihm sicherlich nicht geschätzten Spiel zu machen. Er vereinbarte mit seinen Gesprächspartnern ein Folgetreffen für den 12. 12. 1989.
Nun überstürzten sich die Dinge aber dergestalt, dass auch der noch bestehenden DDR, ihre Stasi allmählich unheimlich wurde. Ergo entzog man Herbrich die "Lizenz" für weitere Verhandlungen, und delegierte die um (erstmals) auf das Amt für Kirchenfragen. Letzteres vorher wohl auch eher nur eine Stasifiliale, bekam damit erstmal was zum "sagen", wäre mein Kommentar dazu.

Soweit erst mal das Zitat auf der Basis der Arbeit von Hacke.
Im Bundesarchiv (von mir eingesehen) sind dann ja auch die Unterlagen vorhanden, wie es mit der neugegründeten "Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas in der DDR" so weiter ging.
Unter anderem dass da eine ZJ-Delegation im Amt für Kirchenfragen auftauchte, hochkarätig besetzt (nicht nur Ostdeutsche Zeugen, auch Pohl und auch Amis (Milton Henschel, anstelle des ursprünglich vorgesegenen Jaracz, welcher wegen Erkrankung ausfiel, waren dabei). Das aber war eher der formale Rahmen. Das besiegeln einer beschlossen Sache.
Und darüber gibt es ja auch seitens des Amtes für Kirchenfragen ein Protokoll, wer da alles so zugegen war, angeführt von Martin, mit dem wie vernommen, noch Herbrich höchst persönlich verhandelte. Auch den famosen Herrn Laube als Teilnehmer nicht zu vergessen.
Nur eines ist auffällig.
In allen nachfolgenden thematischen Papieren, taucht der mit genannte Herr Knickrehm überhaupt nicht mehr mit auf. Da ja nun Herr Martin für das Amt des Präsidenten der Zeugen Jehovas in der DDR auserkoren war, konnte man den wohl schwerlich außen vor lassen.
Laube's Rolle war damals noch nicht bekannt. Der war auch in dieser Delegation.
Ich fasse nochmals zusammen.
Nur Martin und Helmut K. waren die Ursprungs-Gesprächspartner von Stasifunktionär Herbrich.
Indes K... wurde schon nicht mehr für würdig erachtet, mit in genannter hochkarätigen Delegation vertreten zu sein.
Da kann man sich vielerlei Reim darauf machen.
Auch wenn ich es mangels dokumentarischer Beweise nicht weiter belegen kann, habe auch ich mir einen Reim in Sachen Helmut K... gemacht. Dieser dürfte wohl kaum zu dessen Gunsten sprechen.

Re: Australien - DDR
geschrieben von: sebe
Datum: 09. August 2011 17:43
Danke, ich kann mich nur wiederholen---alles sehr interessant! Man sieht im Abstand von 20 Jahren vieles anders und auch manches mit Verwunderung und Kopfschütteln. Zeugen uns Stasi hatten vieles gemeinsam--Machtgeil und Menschen erpressen--- und vielen ein verpfuschtes Leben hinterlassen!
Das Gummiband-Gewissen
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. August 2011 07:34
Vor sechzig Jahren
Das Gummiband-Gewissen

In manchen religiös-konservativen Kreisen (Mennoniten, Quäker zum Beispiel) begegnet man dem Umstand, dass diese eine Eidesleistung unter allen Umständen, selbst vor Gericht ablehnen, auch auf die Gefahr hin, dass dies Konsequenzen nach sich zieht. Eine beliebte Belegstelle für diese Einstellung ist etwa Matthäus 5: 33-37, wo formal jede Eidesform verworfen wird.
Im Hitlerregime etwa, mit seinem Beamteneid führte dies zu harten Konsequenzen.
Aber nicht nur in totalitären Regimen stellt sich diese Frage manchmal.

In der "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 8. 1951 geht die WTG in Form einer Leserfrage darauf ein. Grundlage dafür ist die (nur in Englisch erschienene) WTG-Broschüre "Verteidigung und gesetzliche Befestigung der Guten Botschaft." Wie auch bei anderen diffizilen Angelegenheiten zieht sich die WTG auf die Position "persönliche Gewissensentscheidung" zurück. Wie das mit der "persönlichen" Entscheidung aussieht, konnte man im Jahre 1996 plastisch studieren.
Vor 1996 war es den Zeugen Jehovas generell unmöglich Wehrersatzdienste zu leisten, verkauft als "persönliche Gewissensentscheidung". Weil sich aber das "Gewissen" ihrer Führung 1996 aus politisch-opportunistischen Gründen gewandelt hatte (Stichwort KdöR-Begehren), erlaubt es nahezu kollektiv das "individuelle" Gewissen den Zeugen Jehovas nunmehr nach 1996 auch solche Dienste abzuleisten.

Ähnlich liegt die Sachlage auch in der Eidesfrage. Wer geforderte Eide im Hitlerregime verweigerte, sah sich als Minimum als Arbeitsloser wieder. In der Regel gar darüber hinausgehend dann ins KZ eingeliefert. Nun waren in diesem Regime die bürgerlichen Rechte zum Nichts verkommen. Insofern kann man diesbezügliche Verweigerungshaltungen sehr wohl auch als eine Art von Protestaktion bewerten. Damit ist aber das Problem noch nicht grundsätzlich gelöst. Selbst Staaten wie die USA verlangen, etwa vor Gericht, eine Vereidigung. Und auch auf Jehovas Zeugen mag es zutreffen, dass es Situation geben kann, wo der Einzelne vor einer solchen Entscheidungssituation steht.

Hier nun zieht die WTG ihr bekanntes Gummiband-Gewissen aus der Schublade hervor. In der Praxis läuft das dann darauf hinaus, dass in den USA kaum ein Zeuge Jehovas vor Gericht einen Eid verweigert. Aber in der WTG-Lesart immer als "individuelle Gewissensentscheidung" verkauft. Der entscheidende Satz in der genannten Leserfrage liest sich denn auch so:

"Wir überlassen es aber dem Gewissen jedes einzelnen, zu entscheiden, ob er vor Gericht oder vor einem Notar oder sonstwo schwören oder bloß bestätigen wolle. In der Broschüre 'Verteidigung und gesetzliche Befestigung der guten Botschaft (engl.) haben wir unsern Standpunkt in der Sache dargelegt, damit irgend jemand, der sich um Rat an uns wendet, wisse, dass wir uns dem schwören vor Gericht nicht entgegenstellen."

Alles, nur nicht neutral
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. August 2011 04:55
Vor sechzig Jahren
Alles, nur nicht neutral
"Erwachet!" vom 22. 8. 1951 meint einen modernen Don Quichotte wahrzunehmen. Passenderweise ortet es dann selbigen im Franco-Spanien in der Form des dortigen Diktators. Das der einst der Spanischen Republik den Garaus besiegelt, erzürnt "Erwachet!" eher im formalen Sinne. Weitaus ärgerlicher in der Sicht von "Erwachet!" ist dann dessen Begünstigung des Katholizismus. Und wo der Katholizismus - und sei es nur mittels staatlicher Krücken - stark ist, da sind im gleichen Verhältnis die eigenen Chancen dort eher gering.
Charakteristisch für die "Bauchschmerzen" von "Erwachet!" ist dann wohl der Satz:

"Wie aber verhält es sich bei Franco mit den Freiheiten, die dem Westen so teuer sind? Er ist wegen seines Eisernen Vorhangs, seiner Zensur, seinem Tabu für die Redefreiheit und seinen polizeistaatlichen Regeln genauso berüchtigt wie Stalin."

Wenn nun USA-Kreise im Verfolg ihrer grundsätzlichen "Rollback-Politik" dem Kommunismus gegenüber, auch die "Spielkarte" Franco dabei entdeckten, bemächtigt sich "Erwachet!" wohl das Gefühl des "kotzens müssen".
Ist diese Motivation zwar nachvollziehbar, ist sie dennoch gleichzusetzen, mit dem Mitmischen in der Tagespolitik.
Das wiederum entspricht allem, nur einem nicht, der vorgeblichen "Neutralität".

Ostdeutsche Schauprozesse
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. September 2011 05:52
Vor sechzig Jahren
Ostdeutsche Schauprozesse
"Vision von der "Zeit des Endes"" überschreibt der "Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 1. 9. 1951 seinen Hauptstudienartikel.

Wie üblich wird kräftigst auf dem "Endzeitklavier" dabei herumgehämmert. Das äußert sich dann auch in Aussagen wie zum Beispiel dieser:

"Es wurde eine gewisse Zeit verordnet, in der das vollständige Ende der grossen Nationen, die nun auf Erden herrschen, herbeigeführt werden sollte, und diese Zeit hat im Jahre 1914 n. Chr. begonnen und wird mit der mächtigen Schlacht von Harmagedon enden."

Und um die Euphorie der eigenen Anhängerschaft weiter zu steigern äußert man dann noch:

"Zu leben und Zeuge zu sein, wie das alte System der Dinge mit grossem Geräusch vergeht und neue, bessere Systeme der Dinge eingeführt werden, ist wahrlich erhebend."

Um die "Nähe" der erwarteten Endzeitereignisse noch zu unterstreichen, wird in der gleichen WT-Ausgabe die etliche Jahrhunderte alten Aussagen aus den Bibelbüchern Daniel und Offenbarung über eine Zeitperiode von "dreieinhalb Zeiten" dahingehend interpretiert, das seien dreieinhalb buchstäbliche Jahre, beginnend im Oktober 1914 und endend um den 1. April 1918. Da nun diese "dreieinhalb Zeiten", in WT-Lesart in diesem Jahrhundert sich "erfüllten", kennt die Euphorie der vom WTG-Rauschgift süchtig gemachten, keine Grenzen mehr.

Diese Euphoriestimmung war offenbar dringend vonnöten, was auch in einem Bericht über die Verfolgung der Zeugen Jehovas in Ostdeutschland, in der gleichen WT-Ausgabe deutlich wird. Um solche darin geschilderten Widrigkeiten durchzustehen, dazu ist in der Tat Euphorie vonnöten.

Hass kann eine starke Kraft sein. Das sah man schon um 1950 in Ostdeutschland bei den Kommunisten. Ihr Verhalten war in der Tat von Hass geprägt, da gibt es nichts zu beschönigen.
Nur im Falle der Kommunisten um 1950? Doch wohl nicht. Es lassen sich noch andere Beispiele nennen. Da mussten im 21. Jahrhundert beispielsweise die USA erfahren, dass ihre stolzes Wahrzeichen World Trade Center einem terroristischen Anschlag zum Opfer fiel. Im Nachhinein eskalierte der Kampf der USA bis zu buchstäblichen Kriegen. Sei es in Afghanistan, im Irak und andernorts. Meinten die USA tatsächlicher oder vermuteter Terroristen habhaft geworden zu sein; was machten sie dann? Die steckten sie nicht etwa in Gefängnisse in den USA, mit der Chance für die Opfer sich Rechtsanwälten zu bedienen. Nein, dass ließ der Hass der USA nicht zu. Perfid errichteten sie in ihrem Guantanamo-Stützpunkt auf Kuba eigens Lager dafür ein. Aber was für welche! Vor allem solche, wo die Opfer völlig ohne juristischen Beistand waren, wo allgemeines Völkerrecht und Menschenrecht permanent gebrochen wurde.

Das war Ausdruck des Hasses der USA!
Auch die Kommunisten um 1950 waren von den gleichen Hassgefühlen beseelt. Waren für die USA die Terroristen eben vielfach islamischer Abstammung, so waren im Falle der Kommunisten die Terroristen eben (auch, als verkappte) die Zeugen Jehovas. Die einen arbeiteten mit buchstäblichen Bomben und Anschlägen. Die anderen eher mit politischer Destabilisierung im Namen der Religion.

Im Namen der Religion. Das ist die gemeinsame Basis, die sowohl islamistische Terroristen, als auch politische Destabilisierungsterroristen namens Zeugen Jehovas als gemeinsame Grundlage vereint. Das sollte man nicht vergessen, wenn man die nachfolgenden WT-Ausführungen zum Thema Ostdeutschland liest:

Der "Wachtturm" teilt mit:

Über die Sekte "Zeugen Jehovas" verhängten sowjetzonale Gerichte [Ostdeutschland] seit September 1950 insgesamt 1679 Jahre Zuchthaus, wovon 222 Mitglieder betroffen wurden." Dieser empörende Bericht erschien im "Wiesbadener Kurier", in der Ausgabe vom 23. Februar 1951. Doch enthüllen diese Zahlen gar wenig von den schauerlichen Einzelheiten, die mit diesen Verurteilungen verbunden sind, noch zeigen sie jene äusserste Missachtung des Rechts und der Gerechtigkeit, welche die Gerichte unter Kommunisten-Herrschaft an den Tag legten.

Zuerst brachte eine Welle von Verhaftungen, die durch die kommunistische "Volkspolizei" vorgenommen wurden, Hunderte von Zeugen Jehovas ins Gefängnis. Darauf folgten die berüchtigten "Schauprozesse". Diese gingen gemäss dem Gerichtsverfahren nach kommunistischem Muster vor sich, was bedeutet, dass die Richter und Rechtsanwälte alle unter der absoluten Gewalt des " Staats-Sicherheits- Dienstes" (SSD), der gefürchteten kommunistischen Geheimorganisation stehen, welche jede Abteilung der Regierung in der Ostzone überwacht. Unter diesem System brauchen Richter und Staatsanwälte nicht Fachjuristen zu sein. In der Tat, die meisten von ihnen sind nichts weiter als fanatische Mitglieder der Kommunistischen Partei. Selbst die wenigen Berufsanwälte, die immer noch praktizieren, stehen unter einer solch strengen Kontrolle der SSD, dass ihnen ihre Patente zu irgendeiner Zeit weggenommen werden können, wenn sie den Vorschriften der Partei nicht nachkommen.

Weiter meint der WT werten zu können:

Die von dem SSD wider Jehovas Zeugen vorgebrachten Anklagen enthalten immer wieder dieselben unmöglichen Lügen, dass die Zeugen amerikanische Spione und Hetzer gegen Frieden und Demokratie seien. Die Angeklagten werden gewöhnlich durch sogenannte "Pflichtverteidiger" vertreten, welche die Tatsachen nicht darzulegen wagen, aus Furcht, sie selbst könnten verhaftet werden. Aussenstehende Zeugen können den Zeugenstand zur Verteidigung der Zeugen Jehovas nicht betreten, ohne große Gefahr zu laufen, sogleich verhaftet zu werden. Die Angeklagten sind zudem überaus benachteiligt, da sie nur sehr beschränkte Freiheit haben, ihre eigene Person zu verteidigen.

Ehe Jehovas Zeugen zur Gerichtsverhandlung geführt werden, werden sie darauf vorbereitet und lange Zeit mürbe gemacht durch Marterung, Hunger, Kälte und die schwersten Drohungen, um sie zu zwingen, vor Gericht das Geständnis abzulegen, dass sie der erhobenen Anklagen schuldig seien. Zum Beispiel sagte Zeuge L., dass er in einer Dunkelzelle gewesen sei und das Tageslicht nach vielen Monaten erst wieder gesehen habe, als er zur Verhandlung herausgebracht wurde. Andere sagten, wie sie der Qual ausgesetzt worden seien, bis acht Stunden im grellen Scheinwerferlicht zu stehen, während welcher Zeit man sie beständig abgefragt habe. All die Zeit, da diese Zeugen im Gefängnis sind und die Verhandlung erwarten, erhalten sie nur ganz wenig Nahrung; ihre tägliche Hungerration besteht aus 150 Gramm Brot früh und abends und etwas dünner, wässeriger Suppe. Wie berichtet wird, sind die Zustände in diesen Kommunisten-Gefängnissen schlimmer als die schlimmsten Nazi-Konzentrationslager. Dies erklärt, warum die Zeugen in solch schrecklichem Körperzustand, oft fast bis zum Skelett abgemagert, zur Verhandlung erscheinen.

WT geht es im WT mit der Aussage;

Schlagzeilen in einer deutschen Zeitung lauten: "In Stehzellen und Dunkelhaft", "Bibelforscher stehen in kaltem Wasser", "Vierzehn zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt". Unter der Angabe: Berlin, März 1951, lautet eine Meldung: "Seit Beginn der Verfolgung der "Zeugen Jehovas" im letzten August hat das Justizdepartement der Sowjetzone in vierzehn Fällen auf lebenslängliche Zuchthausstrafe erkannt. Mehr als 1300 Mitglieder sind verhaftet worden. Von dieser Zahl erhielten etwa 250 schwere Gefängnisstrafen.

"Etwa zwei Drittel sind immer noch in Haft. In vielen Fällen wurden die Gefangenen vier Monate lang ohne Unterbrechung in "Dunkelarrest" gehalten. Andere wurden während 16 Tagen in "Stehzellen" eingesperrt oder in Kellern an Pfosten angebunden und mussten stundenlang im Wasser stehen, das ihnen bis zur Brust reichte."

Trotzdem wähnt die WTG Morgenluft zu wittern

Jene, die zu diesen Prozessen anstiften, erleben eine Enttäuschung nach der ändern. Zu Beginn eines solchen Scheinprozesses wird gewöhnlich viel gespottet und gehöhnt, aber bald wird es stiller. Die Anwesenden, selbst die Richter, bekommen Interesse am Zeugnis der Angeklagten und hören aufmerksam zu, während Jehovas Zeugen für Jehovas Königreich und für die Freiheit der Anbetung freudig und kraftvoll Stellung beziehen. Ihre logischen Argumente stellen die Wahrheit in solch klares Licht, dass es für die Richter oft schwer hält, Gründe zu finden, um die Urteile, die gewöhnlich schon festgelegt sind, ehe die Verhandlung beginnt, aufrechtzuerhalten. "

Mit nur wenigen Ausnahmen haben sich alle Zeugen Jehovas offen und furchtlos benommen, indem sie strikt den biblischen Vorbildern treuer Zeugen der Vergangenheit folgten. Gleichwie sich damals Petrus ausdrückte, so gipfelt ihr Zeugnis jetzt in den Worten: "Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als Menschen." "
Der nachfolgende Satz ist wohl auch ein bemerkenswertes Zeugnis von einer durch religöse Opiumdröhnung verursachten Verblendung:

"Unter begeistertem Beifall ...

Nachdem Jehovas Zeugen verurteilt sind, drücken sie in ihren Schlussworten oft rückhaltloses Vertrauen und Zuversicht aus, dass ihr gerechter Lauf durch den höchsten Richter aller, durch Jehova Gott, gerechtfertigt werde. Zuversichtlich rief einer aus: "Wir werden euch überleben, gleichwie wir die Nazi überlebten!" Ein anderer Angeklagter warnte: "Ihr habt mich zu zwölf Jahren verurteilt, Jehova aber wird euch für immer verurteilen!" Unter begeistertem Beifall durch die Zuhörerschaft im Gerichtssaal wies ein anderer Zeuge auf den Titel eines der öffentlichen Vortrage hin, den die Zeugen gehalten hatten, und sagte: "Das Königreich Gottes ist aufgerichtet, und die gerechte Rache von Harmagedon ist nahe " Frau Staatsanwalt, es ist näher, als Sie denken!"

Obwohl es den Angeklagten zur grossen Ermunterung gereichte, wenn Mitzeugen bei diesen Verhandlungen zugegen waren, war es doch nicht immer leicht oder möglich, solchen beizuwohnen. Bisweilen wurde die Öffentlichkeit ganz ausgeschlossen, und bei andern Prozessen wurde nur eine beschränkte und kontrollierte "Öffentlichkeit" zugelassen, wie Berichterstatter für Kommunisten-Zeitungen, Parteimitglieder usw. Diese wurden auf Grund besonderer Ausweise zugelassen, die sie von der kommunistischen Organisation erhalten hatten. Manchmal war der hintere Teil des Gerichtssaales gefüllt mit einer Rotte, die fortgesetzt höhnisch lachte, wenn Jehova Gott oder seine Zeugen erwähnt wurden, da sie die Angeklagten geistig zu bedrücken und zu verwirren suchten.

In einem Prozess wurde verschiedenen Frauen, Zeugen Jehovas, der Zutritt verweigert, weil sie nicht die besonderen von Kommunisten verabfolgten Ausweise hatten. Im Laufe der darauffolgenden Unterhaltung sagten sie der Wache, sie seien Zeugen. "Nun, das ist etwas anderes", erwiderte diese, "wenn ihr Zeugen seid, so kommt herein." Später, als weitere Zeugen kamen, dämmerte es schliesslich dem Gerichtsbeamten, dass sie sich mit dem Wort "Zeugen" als Zeugen Jehovas zu erkennen gegeben hatten.

Regeln der theokratischen Dienstamtschule

Während eines Prozesses in Ch. wurde der Gerichtssaal massenweise mit Jehovas Zeugen überflutet. Sie wünschten, bei ihren gefangenen Brüdern zu sein, während diese ihre prüfungsvollen Stunden durchmachten. Der Prozess war aussergewöhnlich, insofern als er zwei Tage dauerte, und dies zufolge der Tatsache, dass der Verteidigungsanwalt einer von den wenigen war, die noch den Mut besassen, gegen jede der falschen Anklagen, welche von den Kommunisten erhoben wurden, zu kämpfen. Im Laufe dieses Prozesses war es den Angeklagten möglich, ein gründliches und eingehendes Zeugnis von der Königreichstätigkeit der Zeugen Jehovas zu geben. Ihre Darlegungen bewegten sich bisweilen völlig nach den Regeln der theokratischen Dienstamtschule. In der Folge entwickelten die Mitzeugen im Gerichtssaal einen solchen Enthusiasmus, dass selbst politische Funktionäre davon erfasst wurden.

Wie bei einer Kreisversammlung

Wenn sich das Gericht zurückzog, standen Amtspersonen und andere in den Gängen und im Gerichtssaal in Grüppchen um die Zeugen, stellten Fragen und erhielten ein mächtiges Zeugnis über Gottes wunderbares Königreich. Als schliesslich am Schluss des Prozesses die Angeklagten weggeführt wurden, nachdem sie ihr Urteil erhalten hatten, das auf viele Jahre, ja bis auf lebenslängliche Gefängnisstrafe lautete, bildeten die Zeugen unter den Zuschauern beim Ausgang Spalier und sangen theokratische Abschiedslieder. "Es war wie bei einer Kreisversammlung", so tönte es vom Munde aller anwesenden Zeugen!

In all diesen Prozessen lautete der Strafantrag durch den Staatsanwalt auf viele lange Jahre Gefängnis, ja in vielen Fällen selbst auf lebenslängliches Zuchthaus. So kommt es, dass während einer Periode von zwei. Monaten in nur 25 dieser Scheinprozesse 200 Zeugen Jehovas, sowohl Männer wie Frauen, Strafen zugemessen erhielten, die insgesamt nahezu 1700 Jahre ausmachen! Und dies schliesst die vielen Urteile auf lebenslängliche Zuchthausstrafe, die gefällt wurden, noch nicht einmal ein. Auch gibt es gegen diese Urteile tatsächlich keine gerechte, wirkliche Berufung, sondern nur eine formelle Überprüfung durch ein weiteres, politisch beherrschtes und von Dämonen inspiriertes Gericht. Doch was soll man hinsichtlich Gerechtigkeit unter einer gottlosen Totalherrschaft anderes erwarten?

Auf Berufung verzichten wir

Die folgende Wiedergabe eines Teiles von einem Briefe, der von jemand eingetroffen ist, welcher bei einem dieser gerichtlichen Schauprozesse Augenzeuge war, ist interessant. "Als der Schauprozess in E. stattfand und die Brüder alle zu vielen Jahren Zuchthaus verurteilt waren, wurde ihnen noch gesagt, sie dürften Berufung einlegen. Da stand der erste Bruder auf, und alle schlossen sich an. Er sagte: "Auf Berufung verzichten wir;

Wir brauchen keine Gnade von Menschen

wir brauchen keine Gnade von Menschen; wir erwarten unsere Gnade von dem höchsten Richter, auf dessen Urteil wir uns heute schon freuen." Unterdessen bildeten die Brüder von E. und Umgebung, die vor dem Gerichtsgebäude und auf den Treppen und in Gängen, auch im Gerichtssaal, waren, Sprechchöre. Es waren mehrere hundert Brüder, die während der zwei Tage der Verhandlung ausgeharrt hatten. Sie riefen: "Wir wollen uns von unseren Brüdern verabschieden. Gebt uns unsre Brüder heraus!" Dem Gerichtshof blieb nichts anderes übrig, denn die Polizei war schon eingeschritten und hatte auch einige geschlagen. Die Brüder standen wie eine Mauer und wichen nicht, auch wenn man sie alle verhaftet hätte. Die Brüder wurden dann in Polizeibegleitung vor das Gerichtsgebäude gebracht; sie haben sich alle umarmt, einander die Hände geschüttelt, sich gegenseitig ermahnt, auszuharren auf der Seite des grossen Königs bis zum endgültigen Siege, denn die Zeit ist näher, als wir denken. Dieses alles unter den Augen der Polizei, der Bevölkerung von E. und der Glieder des Gerichtshofes, die vom Fenster aus zuschauten. "

Ein weiterer sehr interessanter Brief lautet: "Als ich im Justizgefängnis bezüglich meines Mannes verhandelte, kam ein Polizist, der uns gut gesonnen war und sagte: "Heute ist der Termin einer Verhandlung der Zeugen Jehovas, vielleicht ist Ihr Mann mit dabei?" Er brachte mich von hinten in den Gerichtssaal, denn von vorn kommen nur die herein, die einen Justizausweis vom Staatsanwalt haben, und den bekommen Jehovas Zeugen nicht, sondern nur jene, die Gegenstellung einnehmen; und das nennt man ,Schauprozess" !

"Es waren sieben Brüder vom Bethel, die man zu acht bis zehn Jahren Zuchthaus verurteilte. Als sie in den Saal hineingeführt wurden, erhielt ich einen entsetzlichen Schock, obwohl ich sonst viel ertragen kann. Sie waren alle gefesselt und von Hunden begleitet wie furchtbare Schwerverbrecher; furchtbar heruntergekommen waren sie; doch aus ihren mageren, blassen Gesichtern funkelten leuchtende, strahlende Augen. Ihre Erscheinung zeigte, dass sie Unendliches durchgemacht haben müssen. Zehn Stunden dauerte die Verhandlung. Aber diese Standhaftigkeit und Treue der Brüder, dieses Zeugnis " einfach herrlich! Aber auch diese Lügen und Ungerechtigkeiten der anderen schreien zum Himmel. So etwas hat die Welt noch nicht erlebt.

"Als man die Brüder herausführte, stellte ich mich in den Gang, um sie noch einmal zu sehen. Der eine sagte: "Sei mutig und dem Herrn befohlen" "

Fassungslos

Ja, der Staats-Sicherheits-Dienst und die Gerichtsbeamten in der Sowjetzone von Deutschland haben fassungslos auf diese Haltung der Zeugen Jehovas geblickt. Niemals zuvor haben sie solches erlebt. Alle ihre sogenannten "ausprobierten und bewährten Methoden" , die so erfolgreich gewirkt haben, andere zu veranlassen, eine gebrochene, reuige, selbstanklagende Haltung anzunehmen, wenn sie zur Verhandlung geführt wurden, haben sich, wenn an Jehovas Zeugen angewandt, als nutzlos erwiesen. "

Geschäftsmäßige Schwarzmaler
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. September 2011 03:22
Geschäftsmäßige Schwarzmaler
Vor sechzig Jahren

"Ist ein Weltkrieg nahe?"

titelt "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 9.1951 und übt sich, mit im Chor der Schwarzmaler zu singen. Selbstredend gab es zu der Zeit noch ein paar mehr dieser "Güte".
Verwiesen wird unter andrem darauf, wie die USA, entgegen früheren Erklärungen, nunmehr den Hitler-Partner das "Frano-Spanien" hoffähig machen.
Verwiesen wird auf die Bestrebungen zu einer deutschen Wiederbewaffnung, die unfraglich im Kontext der erst wenige Jahre zurückliegenden kriegerischen Geschehnisse, einige Befürchtungen auch in anderen europäischen Ländern ausübt. Die aber nunmehr im Zuge des gegründeten "Nord-Atlantik-Pakt" (NATO) selbst von den USA favorisiert würde, im Zuge der pathologischen Kommunistenfurcht, für die in den USA selbst, etwa eine Name wie McCarthy steht; und einiges mehr.
Das alles ist für "Erwachet!" Mittel zum Zweck, um seinerseits dieses Schwarzmalen zu verstärken.
Unter dem Vorgeben, ja "nur" die Meinung des "kleinen Mannes" in Europa wieder zu geben, endet dann dieser Artikel mit der WTG-eigenen Aussage:

"Dieser ... Überblick hat mit Bestimmtheit gezeigt, dass die Europäer von der gleichen Krankheit befallen sind wie die nervösen Amerikaner."

Und weiter "Erwachet!"

"Die Wahrscheinlichkeit eines dritten Weltkrieges spukt in ihren Köpfen, doch sind sie weit entfernt davon, zu erkennen, dass Harmagedon, die Schlacht Gottes des Allmächtigen, gerade bevorsteht."

Und dieweil die Menschen von Furcht geprägt, nur eben nicht der Furcht einer "Feuerhöllenlehre Made Zeugen Jehovas, in Form ihrer Harmagedontheorien", seien es "törichte Menschen".
Ergo als Verstärker der Furcht betätigt sich auch massiv die WTG. In diesem Kontext sind die vorangegangenen östlichen Verbotsbegründungen, es bei den Zeugen Jehovas mit Kriegshetzern zu tun zu haben, durchaus nachvollziehbar

Organisations-Anweisungen
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. September 2011 05:35
Vor sechzig Jahren
Organisations-Anweisungen

In der Rubrik "Fragen von Lesern" des "Wachtturms" vom 15. 9. 1951 liest man:

"Wäre es weise, wenn einer von Jehovas Zeugen sagte, er nehme jede Ausgabe des Wachtturms, ehe er ihn öffne, als vom Herrn kommend und als wahr entgegen?
Oder sollte man sagen, er sei vom 'treuen und verständigen Sklaven' bereitet, jedoch wolle man alles darin prüfen, bevor man es annehme?"

Die Antwort des WT darauf fällt denn auch eindeutig aus. Den Zweiflern wird keine Chance eingeräumt. Kraft selbst angemaßter Autorität wird die Prämisse formuliert das "Sprachrohr des himmlischen Vaters" zu sein. Solche Absolutheitsansprüche kennt man auch andernorts. Beispielsweise beim Papsttum. Und faktisch ist die WTG ja auch nichts anderes als eine Neuauflage selbigen, in etwas anderer Verpackung.
Die Kritiker werden denn auch in dieser Antwort mit den Worten abgekanzelt:

"Wenn der himmlische Vater einem Kinde, das ihn um Brot oder um einen Fisch oder um ein Ei bittet, weder einen Stein noch eine Schlange noch einen Skorpion gibt, und wenn 'Der Wachtturm' eine Gabe Jehovas durch Christus ist, die er durch den 'treuen und verständigen Sklaven' darreichen lässt, sollen wir dann jede Ausgabe des Wachtturms so in die Hand nehmen, als ob wir von einem Stein zermalmt oder von einer Schlange gebissen oder von einem Skorpion gestochen würden?"

Wohin denn solche Absolutheitsansprüche führen, kann man auch in dieser WT-Ausgabe beobachten. Widmet sich doch deren Hauptstudienartikel den "1290 und 1335 Tagen der Prophezeiung Daniels".
Auch der WT kommt nicht umhin zu registrieren:

"Es gibt Leute, denen es befremdend vorkommen mag, dass diese 2500 Jahre alten Prophezeiungen sich nun in wenigen kurzen Jahren erfüllen sollen … Einige mögen vorziehen, diese 1260, 1290 und 1335 'Tage' von Daniel 12: 7-12 so zu verstehen, dass sie sich während vieler Jahrhunderte erfüllten."

Das aber will der WT nicht gelten lassen. Er zieht es vor, diese Daten in ein enges Korsett hineingepresst, sich in den Jahren 1918 - 1926 "erfüllen" zu lassen. Da hat man schon ein plastisches Beispiel für die Brechstangenmethode der WTG. Und damit die kritiklos heruntergeschluckt wird, deshalb auch die eingangs genannten Absolutheitsansprüche.
Man vergleiche dazu auch:
Parsimony.9478

Aus der Sicht der WTG machte diese bornierte Hinterhof-Bibelauslegung durchaus einen gewissen Sinn. Er erschließt sich denn auch in Sätzen wir den:

"Im Jahre 1921 veröffentlichte die Watch Tower Bible & Tract Society zum ersten Mal 'Organisations-Anweisungen'. Die Gesellschaft ernannte in jeder Versammlung einen der reifen Brüder zu ihrem Vertreter. Gegen diese Anweisung erhoben viele Einspruch, verliessen die Gesellschaft und gingen weg."

Genau, letzteres war der entscheidende Kardinalpunkt. Russell mit seinen zu Lebzeiten veröffentlichten sechs Bänden "Schriftstudien" war für viele aus diesem Milieu eine Autorität. Dennoch ging ihre Anerkennung seiner Thesen nicht soweit, dass sich ihm all und jeder mit "Haut und Haaren" verschrieb. Dann war das von Russell anvisierte Jahr 1914 vorüber, und die Ernüchterung - durch Vertröstungen kaum kaschiert, setzte ein. Russells Ursprungserwartungen hatten sich nicht erfüllt. Der neue "Papst" namens Rutherford saß indes so fest im Sattel noch nicht. Sein Vertröstungsdatum 1925 war zwar akut. Indes wirklich überzeugt hat es die Alten, die schon länger bei dieser Organisation waren, in keiner Weise.

Das wusste nicht zuletzt Rutherford selbst am besten. Er erkannte. Eine Chance hat er nur dann, gelingt es ihm Neue zu gewinnen. Die Alten konnte er ohnehin mehr oder weniger "abschreiben". Da aber erwies es sich in der Tat als hinderlich, dass es keine festen organisatorischen Strukturen gab. Das zu ändern wurde mit den genannten "Organisations-Anweisungen" unternommen. In den nächsten zwei Jahrzehnten setzte Rutherford diese Linie kontinuierlich fort, bis hin zur planmäßigen Entmachtung von der WTG zu unabhängigen örtlichen "Ältesten". Das bornierte, die Daniel'schen Zahlen sich alle in den Jahren 1918 bis 1926 erfüllen zu lassen (durch Rutherford'sche Proklamationen), machte in diesem Konzept durchaus einen gewissen Sinn. Nicht aber für diejenigen, die sich ein unabhängiges Urteil bewahrten.

Deshalb auch die entschiedene Kampfansage der WTG gegen jede Form von Unabhängigkeit.

Politik der Stärke
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. September 2011 07:26
Politik der Stärke
Vor sechzig Jahren

Zum zeitgenössischen Weltbild der Zeugen Jehovas um das Jahr 1950 gehörte als wesentliches Element auch ihr Obrigkeitsverständnis. Vollmundig verkündet "Erwachet!"in seiner Ausgabe vom 22. 9. 1951 etwa:

"Die w a h r e n obrigkeitlichen Gewalten sind nicht korrupte Politiker, die vielfach gewählt werden, um die Erde zu regieren, sondern Jehova Gott und sein Sohn Christus Jesus"

.Damit ist dann der Konflikt offenkundig. Auch wenn es "Erwachet!"in der konkreten Ausgabe so nicht sagt, ist festzuhalten: ein wesentliches Element der Zeugen Jehovas-Konflikte in der DDR, ist eben dieser These zuzuschreiben gewesen. Theoretisch verkauft man sich als politisch "neutral". Praktisch indes hat diese "Neutralität"einige bedenkliche Lücken. Sie äußert sich denn auch in solch tendenziösen Meldungen wie den nachfolgenden, in der gleichen "Erwachet!"-Ausgabe abgedruckten (in der Rubrik: Wir beobachten die Welt). Da notiert "Erwachet!"beispielsweise und hält das in dieser Form auch als an seine Leser weiter weitergebungsfähig:

"Der Unteraussschuss des (USA) Senats für Aussenpolitik, dessen Mitglieder im Juli Europa besucht hatten, veröffentlichte einen Bericht über die Unterredung, die die Senatoren mit General Eisenhower in Paris hatten. Eisenhower erklärte dabei, die Vereinigten Staaten müssten ihre Produktionskapazität auf das äusserste anspannen, und dasselbe müsste auch Westeuropa tun, um die militärische Bereitschaft zu steigern. Nichts könnte schädlicher sein, als wenn man das Wiederaufrüstungsprogramm hinschleppen würde."

Noch eine weitere Blüte dieser vorgeblichen "Neutralität"in der gleichen "Erwachet!-Ausgabe, mit dessen Inhalt man sich offensichtlich durch die Zitierung identifiziert:

"Gouverneur Dewey erklärte in Neuseeland, die ersten Ziele von Moskaus Weltstrategie bestünden in der Eroberung Deutschlands und Japans. Wenn Russland die Industriequellen von Deutschland oder Japan beherrsche, könne es das Gleichgewicht der Mächte auf der Welt verschieben. Wenn es über beide Industriequellen verfüge, würde sich dieses Gleichgewicht zu seinen Gunsten verschieben. Aus diesem Grund sei ein Friedensvertrag zwischen Japan und den Demokratien von grundlegender Bedeutung für die Sicherheit des Pazifiks. Der einzige Weg zur Verhinderung eines dritten Weltkrieges liege in der Stärke, ihn zu vermeiden."

Wie man wohl auf kommunistischer Seite solche Äußerungen vorgeblicher "Neutralität"aus dem Munde einer Religionsgemeinschaft einschätzte, bedarf wohl keiner besonderen Erläuterung.

Tendenziöse Talmud-Interpretation der WTG
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. Oktober 2011 04:27
Vor sechzig Jahren
Tendenziöse Talmud-Interpretation der WTG

In der Religions- aber auch in der politischen Geschichte, spielte der Hinweis auf den jüdischen Talmud vielfach eine unheilvolle Rolle. Allerlei Gräuelgeschichten waren und sind da im Umlauf. Besonders in Deutschland zur Zeit des Hitlerregimes hatten sie Hochkonjunktur. Ein Hetzblatt wie der "Stürmer" des Julius Streicher lebte förmlich davon. Aber auch andere die sich diesbezüglich etwas "seriöser" gerierten wie etwa Jonak von Freyenwald mit seinem Buch "Jüdische Bekenntnisse ..." wälzten das Thema ungemein aus.

Hinzu kommt, dass wissenschaftliche Ausgabe des Talmud, etwa die Anfang der dreißiger Jahre im "Jüdischen Verlag" erschienene Ausgabe (noch heute ein entsprechendes Standardwerk in größeren wissenschaftlichen Bibliotheken zum Thema); viele Bände im großformatigen Oktavformat umfassen. Wer sich da von vorne bis hinten durchlesen will, der muss viel, sehr viel, Zeit und Energie investieren. Manch einer gibt dann dieses Vorhaben entnervt auf halber Strecke wieder auf (so ist es auch mir ergangen). Die Folge: Keiner hat einen wirklichen Überblick was denn wirklich im Talmud steht. Weitere Folge die antisemitischen Ressentiments leben fort, da keiner sie wirklich an den Originalquellen nachzuvollziehen imstande ist. Wozu aber diese Ressentiments führen, dass wurde nicht zuletzt im Naziregime auf plastische Weise demonstriert. Angesichts der Geschichte im Hitlerregime ist es nicht mehr als wie recht und billig zu fordern, diesbezüglich besondere Sensibilität an den Tag zu legen.

Mit Befremden nimmt man allerdings die Haltung der Zeugen Jehovas zu diesem Punkt zur Kenntnis. So veröffentlichten sie im Jahre 1946 (in Englisch, Deutsch 1951) ein Buch mit dem Titel "Ausgerüstet für jedes gute Werk". Also doch kurz nach Ende des Naziregimes. Was aufgrund der Talmudhetze im Naziregime alles passiert war, dürfte doch wohl diesen WTG Autoren nicht entgangen sein. Dennoch fühlten sie sich bemüßigt, in diesem Buch auch ein Kapitel mit einzufügen, dass überschrieben ist: "Einige Lehren des Talmuds". Nun wird wohl kaum ein Zeuge Jehovas die umfängliche wissenschaftliche Ausgabe des Talmud selbst gelesen haben. Er ist also auf das angewiesen was er dazu durch Hörensagen mitgeteilt bekommt. In diesem Falle eben durch eine WTG-Publikation. Deren Verantwortlichkeit wiegt daher doppelt.
So teilt die WTG ihren Lesern darin die nachfolgenden Gräuelgeschichten mit:

"Die im Talmud enthaltenen Legenden über Jesus sind ausserordentlich lästerlich. Man darf nicht vergessen, dass man den Talmud erst in dem Jahrhundert nach Jesu Erdenleben niederzuschreiben begann, und die Rabbis hatten nach der Dienstzeit Jesu und bis man mit der Niederschrift des Talmud anfing, viele Legenden über Christus Jesus erfunden. Sie bekämpften das Christentum mit allen Mitteln und heckten lästerliche Überlieferungen über Jesus aus, um die Ausbreitung des Christentums aufzuhalten. Sie sind gekennzeichnet durch krasse Arroganz und ruchlose Missachtung der wahren Umstände und Ereignisse. Mit dem zunehmenden Talmud wurden die rabbinischen Sagen weitergeleitet. Es wurden Jesus Christus entwürdigende Namen angehängt.

Ein Jude der den Talmud studiert hat, sich aber dann zum Christentum bekehrte, schrieb einen Bericht über eine dieser Legenden hinsichtlich Jesu. Sie lautet wie folgt:

'Jesus war der uneheliche Sohn Marias. ... Damit die Sache in Vergessenheit gerate, brachte Joseph Maria und das Kind nach Ägypten, von wo sie zurückkehrten, als der Knabe ungefähr zwölf Jahre alt war ... Einer seiner Mitschüler verhöhnte Jesus wegen der Schande seiner Mutter, wodurch er zum ersten Male auf diese Tatsache hingewiesen wurde. Der Jüngling [nun 18 Jahre alt] ging nach Hause und befragte seine Mutter über diese Sache; doch gab sie ihm keine befriedigende Antwort. Bald darauf begann Maria das Abendmahl zu bereiten, und während sie sich über eine Kiste beugte, in der Vorräte aufbewahrt waren, glitt ihr eine Brust aus den Falten ihres losen orientalischen Gewandes und hing über den Rand der Kiste hinab. Ihr Sohn, der das sah, schloss schnell den Deckel der Kiste, setzte sich darauf und erklärte grausam, er werde sie nicht loslassen, bis sie ihm die Wahrheit über seine Herkunft gesagt habe. Durch unerträgliche Schmerzen gepeinigt, musste die arme Frau ihre Schande bekennen.'

In dieser schrecklichen Legende heisst es weiter, Jesus habe bis zu seinem dreissigsten Jahr als Zimmermann gearbeitet und sei dann zum Rabbi an eine der höheren Schulen Jerusalems gewählt worden. Dann sei er eines Tages - so behauptet es die Legende - in das Allerheiligste des Tempels geschlichen und habe das Pergament gestohlen, auf dem der geheime Name Gottes, nämlich Jehova, stand. Die Rabbis behaupteten, dass die Kenntnis der richtigen Aussprache des Namens Gottes übernatürliche Macht verleihe. Im Bericht des jüdischen Schreibers heisst es weiter:
"Kraft dieses Namens, den das gestohlene Pergament enthielt, verrichtete Jesus alle seine Wunder. Nachdem er dieses Zaubermittel in seinen Besitz gebracht hatte, schnitt er seine Wade auf, verbarg das Pergament in der Wunde und nähte die Öffnung wieder zu. Da ihn die ungeheilte Wunde nach dem Zeremonialgesetz unrein machte und dies ihn am Ausüben seiner neuerlangten Macht hinderte, begab er sich vierzig Tage lang in die Wüste. Nach Ablauf dieser Zeit kehrte er nach Jerusalem zurück und begann zu wirken und zu predigen."

Auch die WTG muss angesichts dieser ihrer Legenden-Reproduzierung im Anschluss daran einräumen:

"Kein Wunder, angesichts all dieser Darlegungen, dass sich um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts, als man mit dem Druck des Talmuds begann und er von Hebraisten gelesen wurde, große Feindschaft wider die Juden und den Talmud erhob. Die Christen waren empört über die talmudischen Geschichten, die unter den Juden zirkulierten. Die Juden wurden verfolgt, und viele Exemplare des Talmuds wurden gesammelt und verbrannt. Jetzt aber sind diese Legenden und Sagen über Jesus in den neuen, gesäuberten Ausgaben des Talmuds nicht mehr zu finden. Um unablässige Verfolgungen zu verhüten, haben die Rabbis beschlossen, diese Dinge über Christus Jesus nur mündlich weiterzugeben."

Besonders der letzte Teilsatz erweist sich als perfid. Auch die WTG muss zugeben. In den heutigen wissenschaftlichen Talmud-Ausgaben sind die von ihr zitierten Legenden nicht nachweisbar. Sie muss weiter zugeben, die Auswirkungen solcher Legenden waren verhängnisvoll.
Dann aber behauptet sie allen Ernstes, noch heute würden diese Legenden (die wie sie selbst zugeben muss gedruckt heute nicht nachweisbar sind). Sie behauptet also allen Ernstes, diese windigen Legenden würden heute noch durch Rabbis mündlich weitergegeben. Das ist dann ja wohl eine Brunnenvergiftung sondergleichen, dem Streicher'schen "Stürmer" ebenbürtig!

Beweist die WTG ihre These? Nennt sie einen Rabbiner beim Namen der wann und wo, solche Thesen mündlich kolportiert hätte? Antwort: Nein.
Nennt sie einen Rabbiner beim Namen, der solche Thesen gar noch heute in Schriftform verbreitet hätte? Antwort ebenfalls: Nein.
Nennt sie ein Aktenzeichen eines Gerichtsprozesses, die solch abenteuerliche Legenden in der Neuzeit zum Gegenstand gehabt hätten? Antwort ebenfalls: Nein!
Das Urteil lautet also: Die WTG betreibt übelste Stimmungsmache, und das noch unmittelbar nach 1945!

Die Sache sollte noch ein Nachspiel dergestalt haben, dass die WTG in dieser Sache schriftlich kontaktiert wurde, und ihr vorgehalten wird; die von ihr kolportierten Legenden seien in heutigen Ausgaben des Talmud überhaupt nicht nachweisbar. In einer Leserfrage im "Wachtturm" vom 1. 10. 1951 muss die WTG darauf eingehen. Sie muss erneut zugeben: Heutige Talmud-Ausgaben enthalten diese Aussagen nicht. Als Quelle verweist sie aber auf ein nur 96 Seiten umfassendes (englisches) Buch von einem gewissen Julius Feldman, der auf den Seiten 67 und 72 berichtet, der Talmud sei einmal gesäubert worden. Ob dieser Herr Feldmann auf diesen nur 96 Seiten wirklich alle Facetten dazu ausgeleuchtet hat, erscheint zumindest zweifelhaft.

"Die nicht gesäuberten frühen Ausgaben des Talmuds aber enthalten solche Legenden, und aus dieser Quelle schöpfte der Verfasser (Feldman)".

Da muss man dann doch rückfragen: In welcher wissenschaftlichen Bibliothek befindet sich denn eine solche "ungesäuberte" Talmud-Ausgabe? Und weiter fordern. Bitte mit genauen bibliographischen Angaben. (Erscheinungsort, Jahr, Seite). Diese im wissenschaftlichen Diskurs unabdingbare Forderung erfüllt die WTG aber nicht. Sie beruft sich einfach auf Dritte, kolportiert deren Thesen, ohne das in ihrem Buch "Ausgerüstet für jedes gute Werk" hinzuzufügen. Es handelt sich nur um die Kolportierung der Thesen Dritter; aber nicht um Ergebnisse eigenes Quellenstudiums. Genauso agierten auch die Antisemiten in der Nazizeit!

Im Lande der "rauchenden Colts"
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. Oktober 2011 01:10
Vor sechzig Jahren
Im Lande der "rauchenden Colts"

"Sprachrohr der US-Generalität" ist ein Kommentar bezüglich des "US-Atombombengeneral" Mc Arthur überschrieben. Man vergleiche dazu
19522Generalitaet

Sicherlich ist nicht die WTG in erster Linie für die Politik verantwortlich, für die der Name McArthur stellvertretend steht. Der Kritikpunkt ist denn auch nur der, dass die WTG diesem McArthur und seiner Politik, zeitweise eine unkritische Reflektionsbühne bot.
Festzustellen ist weiter, dass selbst einigen anderen in den USA, die auch nicht im Rufe sonderlicher Liberalität stehen; dass selbst diesen, zeitweilig dieser US General, wegen seiner Politik nicht ganz geheuer gewesen ist.
Ginge es nach diesem McArthur, würden wahrscheinlich diese Zeilen nicht mehr geschrieben sein; dieweil seine Abenteuerpolitik als Folge Schlägen und Gegenschlägen, namentlich auch mittels Atomwaffen, die Selbstausrottung der Menschheit zur Folge gehabt hätte.

Auch die WTG kommt nicht umhin, zeitgenössisch ein Stimmungsbild bezüglich dieses McArthur zu zeichnen, in ihrer "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 10. 1951. Es ist ein erschütterndes Bild. Und ein Bild wo man wohl sagen muss. Soviel hat sich in den nachfolgenden Jahrzehnten, bei der sich darin offenbarenden Gesinnung und Skrupellosigkeit, im Lande der "rauchenden Colts" wahrlich nicht verändert.

Nachstehend ein paar Auszüge aus dem genannten "Erwachet!"-Artikel:

"Die Presseberichte vom April über die Heimkehr des Armeegenerals Douglas MacArthur geben die Antwort. Die umstrittenen politischen Fragen, die in Verbindung mit der Enthebung des Generals von seinem Posten aufgeworfen wurden, sind schon eingehend erörtert worden. Dieser Artikel will sich eher mit dem Pomp und der Verehrungswelle, die über das Land wegfegte, befassen ... Gefühlswallungen waren vorherrschend wie nie zuvor, und moderne Mittel, wie Television, trugen noch ihr Teil zu diesem unsinnigen Treiben bei.

Heldenverehrung sondergleichen

Die Empfänge, die San Franzisco, Washington, New York und Chicago dem Helden vom Pazifik bereiteten, schlugen bald alle Rekorde. In New York allein nahmen siebeneinhalb Millionen Menschen daran teil und streuten 3249 Tonnen Konfetti. Aber es ist mehr das Verhalten der Zuschauer, das die Frage der "Heldenverehrung" aufkommen liess, als ihre Zahl. Diese Heldenverehrung wuchs gleich einem Fangnetz inmitten einer Flut von Gefühlswallungen, die MacArthurs Flugzeug von Tokio bis zur Wall Street begleitete und sich bei jedem Halt noch steigerte.

Religionen des Ostens und des Westens sonnten sich im Glanze des Generals. 100.000 shintoistische Japaner riefen, als er Tokio verliess, 'Banzai! [Mögen Sie noch tausend Jahre leben]' In der Fünften Avenue von New York hiess ihn Kardinal Spellmann in der grossen amerikanischen Metropole willkommen. Proteste von protestantischer Seite erzwangen bei der später abgehaltenen Loyalty Day Parade (Treuetag-Parade) eine Änderung, denn es war vorgesehen, dass der Kardinal in MacArthurs fahren sollte.

Vermeintlich "Christliche" Politik

Das Ganze ist deshalb von grosser Wichtigkeit, weil Amerika der mächtigste Kämpfer der westlichen Welt gegen den weltweiten Kommunismus ist. Daher wird sein Vorgehen an seinen christlichen Grundsätzen, denen er zu folgen vorgibt, gemessen und auch beständig beobachtet. General MacArthur gab auf eine ihm in San Franzisco gestellte Frage folgende Antwort: 'Die Politik, die ich verfolge, kann in einem einzigen Satz, den ihr alle kennt, ausgedrückt werden - Gott segne Amerika.' Beide also, die Nation und der General beanspruchen Gott auf ihrer Seite zu haben. ...
Vielleicht war es dieser Grundsatz oder vielleicht auch ein anderer Grund, der Grattan O'Leary, Redakteur des 'Journal' von Ottawa (Kanada), veranlasste, in seinem Artikel vom 20. April folgendes zu schreiben: 'Was sich in Washington abspielte, als MacArthur kam, muss man gesehen haben, um es glauben zu können. Was da zu Tage trat, war ein beinahe erschreckender Führerkomplex. Man hätte es nicht für möglich gehalten, dass in unsern Tagen und auf diesem Kontinent eine solch abgöttische Heldenverehrung getrieben würde. Dies war nicht der blosse Beifall, der einem grossen Soldaten gebührt; diese Hysterie glich mehr der Verehrung, die man einem Stammesgott entgegenbringt.'

'Verehrung eines Stammesgottes!' der Korrespondent vom Internationalen Nachrichtendienst gebrauchte in rücksichtsvoller Weise einen mildernden Ausdruck, als er von der 'beinahe abgöttischen Menschenmenge', die den lange abwesend gewesenen General in der Hafenstadt willkommen hiess, schrieb. Sollte MacArthur gegen irgendeinen dieser Bräuche, die an die 'Verehrung eines Stammesgottes' grenzten, Einwendungen erhoben haben, so unterliess es die Presse, diese zu erwähnen. Im Gegenteil, die New Yorker 'Times' vom 23. April berichtete über MacArthurs ego folgendes:

Das Ende eines "Gottes"

Dieses ego und diese Macht werden vielleicht am besten durch die Bemerkungen eines besorgten Präsidenten, die er kurz nach seinem Beschluss, MacArthur zu entlassen, machte, illustriert: 'Nun, vermutlich habe ich Gott zu entlassen!' Dies war in keiner Weise eine Gotteslästerung von seiten des Präsidenten; er wiederholte lediglich eine Benennung, mit der MacArthur öfters bedacht wurde - von einigen in sarkastischer Weise, von andern mit beinahe absoluter Ehrlichkeit.'

Louis B. Mayer, Vizepräsident und Produktionsleiter der Metro-Goldwyn-Mayer Studios, muss zu den letzteren gezählt werden, denn er sagte am 18. April: 'Ich kenne MacArthur nun schon seit 30 Jahren und habe ihn während all dieser Jahre respektiert. Jetzt habe ich Ehrfurcht vor ihm.' ...
Die New-Yorker 'Times' vom 23. April betrachtete das Problem von einem realen Standpunkt aus und schälte die Tatsache heraus, dass die noch nie dagewesenen Huldigungen, wie sie dem General dargebracht wurden, eine starke Tendenz zu grösserem Einfluss der Militärs auf die Politik offenbart haben. Die Zeitung meinte, es wäre noch vor einigen Jahrzehnten undenkbar gewesen, dass eine Militärperson vom Capitol-Hügel [das amerik. Parlamentsgebäude in Washington] aus ihren Präsidenten öffentlich kritisierte. Die 'Times' machte ebenfalls auf sein hinreissendes Rednertalent aufmerksam und auf 'seine Vorliebe für das Dramatische', wovon beides sich an das Gefühl des Volkes wendet, und nannte diese Dinge als weitere Gründe für die zauberhafte Wirkung, de von ihm ausgeht. Wer möchte leugnen, dass während der Ansprache des Generals an den Kongress beides seine offensichtliche Wirkung hatte, als er sich selbst einen 'alten scheidenden Soldaten' nannte? Beide Dinge aber können auch gefährlich werden. Sie können zu Pöbelhysterie Anlass geben, den gesunden Menschenverstand abstumpfen und Logik und Vernunft bezwingen, wenn sie nicht in Schach gehalten werden.

Der Weise wird die Geschichte befragen, um zu erfahren, ob sich die Heldenverehrung irgendwie rechtfertigen lässt, ehe er ihr Opfer wird. Er wird bemerken, dass auf ehrsüchtige Eroberer, auf Nebukadnezare, Alexanders, auf Cäsaren, Napoleone und Hitlers die Regel zutrifft: 'wer hoch steigt, fällt tief.' ..."

Real zur politischen Destabilisierung beitragend
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. Oktober 2011 02:10
Vor sechzig Jahren
Real zur politischen Destabilisierung beitragend

In einem einleitenden Artikel kommt der "Wachtturm" vom 15. 10. 1951 auf die Phase des "Katakombenchristentums" zu sprechen. Gemäss dem WT ausgelöst durch den Brand Roms im Jahre 64 n. Chr, der dahingehend eingeschätzt wird, von Nero selbst gelegt worden zu sein. Über die Motive Neros lässt der WT Unklarheit bestehen. Wahrscheinlich doch solcher innenpolitischer Art. Durch die künstliche Etablierung eines präsentierten Feindes, den man dafür verantwortlich machte, in diesem Falle der unbeliebten Christen, wurde offenbar eine innenpolitische "Stabilisierung" versucht. Nicht vom WT genannt, gleichwohl als Vergleich geeignet. Der Reichtagsbrand 1933 in Deutschland. Maßgebliche Stimmen werten ihn als von den Nazis selbst inszeniert.

Auch in diesem Falle bestätigte sich, dass bei Vorgängen die auf dem ersten Blick widersprüchlich erscheinen, durchaus die Frage weiterhelfend ist: Wem denn das alles nützt.
Im Falle Reichtagsbrand ganz offensichtlich den Nazis, welche mit der sich anschließenden gesetzlichen Reichtagsbrandverordnung, wesentliche bürgerliche Rechte außer Kraft setzten, und so den Vernichtungsschlag gegen ihre Gegner erst auf dieser Basis entwickeln konnten. Ähnlich wird es wohl zu Zeiten Neros schon gewesen sein.

Das Urchristentum war nichts anderes als eine Endzeitsekte, mit allen damit verbundenen Schattenseiten; namentlich ihrer staatsbürgerlichen Destruktivität. Das wird wohl schon Nero erkannt haben, dass solche Endzeitphantasten real zur politischen Destabilisierung beitragen. Befand er sich ohnehin schon in einer politisch schwachen Position, wirkte diese Destabilisierung duplizierend. Offenbar glaubte er durch sein Handeln zu einem entsprechenden "Befreiungsschlag" ausholen können (oder zu müssen). Ob dieses Kalkül so aufgegangen ist, mag man mit einigen Fragezeichen versehen. Auf jeden Fall hat er eines erreicht. Dem Christentum eine Überlebenschance zu geben. Ohne die Nero'schen Hassaktionen, wäre es vielleicht an den eigenen Widersprüchen zerbrochen. Insbesondere dem Hauptelement der Nichterfüllten Endzeit-Naherwartungen. So aber bewirkte er eine Solidarisierung der Verfolgten. Sie, die aufgrund ihrer Thesen ohnehin zum überwiegenden Teil den sozialen Unterschichten angehörten, sahen sich nun durch die sozialen Oberschichten (die Römer) noch zusätzlich drangsaliert.

Wer ohnehin nichts mehr zu verlieren hat, kann aber eines doch noch verlieren: Die eigene Selbstachtung. Genau das aber kann man den Christen nicht vorwerfen. Materiell waren sie Habenichtse, drangsaliert von jenen die da ihre Doktrinen nicht zu teilen vermochten. Damit setzte der sich daraus ergebende Solidarisierungseffekt ein, der das weiterleben des Christentums (allen Katz- und Mausspielen zum Trotz) erst ermöglichte.

Auch ein Nero blieb nicht ewig an der Macht. Er hatte zwar Weichen gestellt; letztendlich aber mussten seine Nachfolger diese neu bewerten, ob sie denn noch tragfähig wären. Zu Zeiten des Kaisers Konstantin war dann diese Frage dahingehend entschieden: Diese Wege sind nicht mehr zukunftsträchtig. Das Rezept das Konstantin jetzt ganz gezielt, und erfolgreich einsetzte, hiess Korrumpierung.

Heutige Konstantins pflegen ihre Korrumpierungen beispielsweise in der Form der Verleihung von Titeln, wie "Körperschaft des öffentlichen Rechts" vorzunehmen!
Genaues weis man nicht
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. Oktober 2011 03:24
Vor sechzig Jahren
Genaues weis man nicht

Der erhobene Zeigefinger der WTG in "Erwachet!" vom 22. 10. 1951 zeigt wieder mal auf den Herrn Papst in Rom.
Unter Berufung auf einen Pressebericht in den "Neuen Zürcher Nachrichten" vom 8. 7. 1949, bringt die WTG ihr Mißfallen über den Herrn Papst diesmal mit den Worten zum Vortrag, er habe sich "über die Entstehung des menschlichen Lebens" wie folgt geäußert:

"In der Stufenleiter der Lebewesen steht der Mensch an der Spitze, ausgestattet mit einer Geistseele, von Gott bestellt zum Herrn der Tierwelt."

Nun mag man zu besagter "Geistseele" des Herrn Papst stehen wie man will. Es soll ja nicht wenige Nicht-Papst-Anhänger geben, denen der "Nachweis" einer "Geistseele" gleichfalls als bisher nicht geglückt erscheint.
Sicherlich ist vorgenanntes, nicht der eigentliche Kritikpunkt der WTG an dem Herrn Papst. Die dürfte eher in dem Detailsatz zu sehen sein:

"Die vielfältigen Untersuchungen ... haben bis heute noch keine positiv klaren und gesicherten Ergebnisse gebracht. Es bleibt also nichts übrig, als der Zukunft die Antwort auf die Frage zu überlassen, ob uns eines Tages die Wissenschaft erleuchtet ... und definitive Ergebnisse über einen Gegenstand von so grosser Bedeutung wird geben können."

Ergo sagt der Herr Papst damit doch nichts anderes, als was man auch in dem Detailsatz zusammen fassen könnte.
"Genaues weis man derzeit nicht".
Diese Bescheidenheit ehrt ihn meiner Meinung nach sogar. Die WTG indes will sie eben nicht gelten lassen. Sie wähnt "alles ganz genau zu wissen".
Der Kommentar zu diesem "genauen Wissen", offenbart sich dann beispielsweise in den sattsam bekannten Endzeittheorien der Zeugen Jehovas, wie man sie beispielsweise bei diesem Musterexemplar aus "Fox Tönender Wochenschau" auch vernehmen konnte.

http://www.youtube.com/watch?v=wtRdhNHwtsI

"Retter-Komplex"
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. November 2011 00:27
Vor sechzig Jahren
"Retter-Komplex"

Diverse sogenannte "Leserfragen" sind in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 11. 1951 nur einem Thema gewidmet. Dem Thema Verweigerung von Bluttransfusionen. In Nachwirkung seiner geschichtlichen Wurzel, der vorangegangenen Impfgegnerschaft; meint der WT flapsig ausrufen zu können:

"Mögen die Transfusions-Enthusiasten, die einen Retter-Komplex haben, auch über die Tatsache nachsinnen, dass bei manchen Gelegenheiten Transfusionen Schaden verursachen, Krankheiten verbreiten, ja oft den Tod herbeiführen, was natürlich nicht veröffentlicht wird."

Insbesondere die abwertende Vokabel "Retter-Komplex" sollte man sich dabei einmal auf der "Zunge zergehen lassen." Die mit dieser Methode in einigen Fällen mögliche Lebensrettung ist für die WTG ein "Retter-Komplex"! Natürlich lernt auch die Medizin ständig hinzu; beispielsweise über verschiedene Blutgruppen, die beachtet werden müssen und anderes mehr.
Um ein anderes Beispiel zu nennen. Mobilität mittels Autos, Bahn, Flugzeugen usw. kann in bestimmten Konstellationen zu Unfallsituationen führen. Weil das so ist, kann man jedoch diese Mobilität nicht grundsätzlich verdammen. Sonst wäre ja wohl ein Leben in Großstädten, wie zum Beispiel in New York mit seinem Stadtteil Brooklyn, wohl kaum denkbar. Diese Entwicklung wird hingenommen. Zurück zur Reisemöglichkeit nur per Pferd; dafür wird doch wohl kein Ernstzunehmender plädieren wollen.

Die Abwertung als "Retter-Komplex" ist daher völlig deplatziert. Selbst wenn im Einzelfall Negativ-Nachwirkungen einer Bluttransfusion nachweisbar sein sollten, kann dies doch wohl nicht den Umstand eliminieren, dass durch diese Methode sehr wohl Lebensrettungen möglich geworden sind, die davor eben so nicht möglich waren. Das als "Retter-Komplex" zu titulieren, ist schlichtweg infam!

Eine weitere "windige Frage" der sich der WT auch noch widmen muss ist die:

"Es heisst in 3. Mose 3:17 (Lu): 'Ihr sollt kein Fett noch Blut essen.' Warum also das Blut meiden und dabei das Fett essen?"

Da windet sich der WT dahingehend, dass sei nur im Mosaischen Gesetz enthalten, aber nicht auch vom Apostelkonzil mit übernommen worden. Selbst wenn es so ist, so zeigt doch diese Bibelstelle das archäische Weltbild, das dem zugrunde liegt. Das Fett-essen-Verbot will die WTG nicht gelten lassen. Andererseits erweitert sie das Blutessen-Verbot selbst auf die medizinische Ebene, obwohl das Apostelkonzil von dieser sich erst viel später eröffnenden Möglichkeit, keinen blassen Schimmer hatte, haben konnte.

Ins "schwimmen" kommt die WTG auch bei der Frage, inwieweit Fleisch als tatsächlich ausgeblutet bewertet werden kann. Da die WTG ja Fleischverzehr nicht prinzipiell ablehnt, muss sie sich auch dieser Frage stellen. Sie nimmt auch zur Kenntnis, wie das denn anderswo gehandhabt wird, beispielsweise in jüdischen Kreisen. Dazu liest man im WT:

"In dem Bemühen, alles Blut zu entfernen, fallen strenggläubige Juden in große Extreme. 'Die Sammlung des jüdischen Gesetzes' (engl.) eine Aufstellung der jüdischen Gesetze und Bräuche durch einen Rabbi und veröffentlicht durch eine hebräische Herausgeber-Gesellschaft in Neuyork-Stadt beschreibt im einzelnen die große Sorgfalt, womit Fleisch zu behandeln sei. Das Fleisch wird eine halbe Stunde lang ins Wasser gelegt, wird dann gesalzen und für eine Stunde in die Lage zum Ausbluten gebracht, da das Salz das Blut herausziehe und danach wird es noch dreimal gründlich gewaschen."

Das bewertet die WTG als extrem und will sich dieser Praxis nicht anschliessen. Sie nimmt also billigend in Kauf, das beim Fleischverzehr, sehr wohl Blutspuren mit enthalten sind. Andererseits jedoch, auf der medizinischen Ebene, entwickelt sie sehr wohl Extremismus. Das sollte man sich einmal vergegenwärtigen!

Re: "Retter-Komplex"
geschrieben von: Frau von x
Datum: 02. November 2011 11:14

Drahbeck
Vor sechzig Jahren
... "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 11. 1951 ...

"Mögen die Transfusions-Enthusiasten, die einen Retter-Komplex haben, auch über die Tatsache nachsinnen, dass bei manchen Gelegenheiten Transfusionen Schaden verursachen, Krankheiten verbreiten, ja oft den Tod herbeiführen, was natürlich nicht veröffentlicht wird."

Die Abwertung als "Retter-Komplex" ist daher völlig deplatziert.

Nicht nur das. Auch der Hinweis darauf, daß "Tranfusionen oft den Tod herbeiführen, was natürlich nicht veröffentlicht wird", ist es. Oder hat der 'Wachtturm' in seiner über 100jährigen Geschichte nur ein einziges Mal über den Tod eines ihrer Mitglieder, aufgrund der Ablehnung einer Bluttransfusion, berichtet?

Re: "Retter-Komplex"
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. November 2011 12:01

Frau von x
...Die Abwertung als "Retter-Komplex" ist daher völlig deplatziert.
Nicht nur das. Auch der Hinweis darauf, daß "Tranfusionen oft den Tod herbeiführen, was natürlich nicht veröffentlicht wird", ist es. Oder hat der 'Wachtturm' in seiner über 100jährigen Geschichte nur ein einziges Mal über den Tod eines ihrer Mitglieder, aufgrund der Ablehnung einer Bluttransfusion, berichtet?

Berichtet vielleicht schon. Die Frage ist allerdings mit welcher Tendenz.
Jedenfalls nicht in einer Art und Weise der man zubilligen könnte "objektiv" zu sein.
Wenn es sich aus der Sachlage nicht vermeiden ließ, eher mit dem ins Weinerliche gezogenen Tenor, dass die WTG-Kritiker da "Verfolger" seien.
Siehe exemplarisch
Sie wählte den Tod

Und wenn sich "der Staub vermeintlicherweise wieder gelegt", wieder zur altbekannten "Tagesordnung" übergehend.
Veranschaulichungsbeispiel wie der Fall in Hessen in Lich akut war.
Da gab es notgedrungen, auf der WTG-Seite eine bagatellisierende Presseerklärung dazu.
Gerd B. hatte ja diese Presseerklärung hier seinerzeit auch im Forum, als Faksimile eingestellt.

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,12855,12998#msg-12998

Nun ist es keine neue Erfahrung, wer sich darauf verlässt, dass seine bei Photobucket hochgeladenen Biber "dauerhaft" erreichbar sind, der ist dann eines Tages vielleicht verlassen.
Insofern ist jenes Faksimiles heute nicht mehr greifbar.
Unabhängig davon:
Ich will jetzt die WTG-Seite meinerseits nicht nochmals im Detail sichten.
Aber ich meine wahrgenommen zu haben, nach einiger Zeit verschwand selbst diese magere Presseerklärung wieder aus dem Angebot der WTG-Seite.

Ergo lässt sich das Totschweigen praktizieren, die WTG zögert nicht einen Moment, es dann auch so zu halten.

Weitere Links zum Thema Blut

Re: Frage an die LK der ZJ
geschrieben von: X ~ mysnip
Datum: 02. November 2011 18:30

Drahbeck
Weitere Links zum Thema Blut

ERWACHET 22. 5. 1994 S. 2
In alter Zeit waren Tausende Jugendlichen bereit zu sterben ...
Heute ist es nicht anders, nur spielt sich das Drama in Krankenhäusern und Gerichtssälen ab - es geht um Bluttransfusionen

Wie viele Zeugen Jehovas starben bereits wegen Bluttransfusionsverweigerung?

Propagandakrieg
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. November 2011 05:24
Vor sechzig Jahren
Propagandakrieg

In "Erwachet" vom 8. 11. 1951 liest man:

"Die Nationale Konferenz für Regierungssachen (USA) empfahl im November 1950 die Schaffung einer neuen Abteilung für Weltbeziehungen in Washington, die mit 5.000.000.000 Dollar dotiert werden solle. Zweck und Ziel einer solchen Institution wären die Ergänzung der gegenwärtigen Bemühungen, wie z. B. die vom Rundfunk gesendete "Stimme Amerikas", die darauf abzielen, der kommunistischen Propaganda entgegenzuwirken und den Kreml zu zwingen, die "bitteren Folgen" der Blossstellung vor aller Welt zu tragen."

Inhaltlich beinhaltet diese Meldung doch wohl nichts anderes als wie die Ankündigung einer massiven Ausweitung des westlichen Propagandakrieges gegen den Osten. Auch ohne die genannten 5.000.000.000 Dollar, war auch die WTG in dieses Konzept schon vordem mit eingebunden. Nicht unbedingt für Geld, dass da geflossen wäre. Wohl aber als Überzeugungstäter. Überzeugungstäter für Weltendedoktrinen. Das die kommunistischen Regime sich in einer desolaten Position befanden, und dass diese durch die verstärkten westlichen Propagandaanstrengungen zusätzlich potenziert wurden, lag offensichtlich an der Oberfläche sichtbar.

Entscheidend bei politischen Bewertungen ist nicht das jeweilige Selbstverständnis. Entscheidend sind die tatsächlichen Auswirkungen. Und dabei waren die Zeugen Jehovas in der Tat eine der Speerspitzen, die dem Osten empfindliche Wunden zugefügt hatten; und der seinerseits als "angeschossenes Tier" entsprechend aggressiv in der Rückkoppelung darauf reagierte.

Obernarren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. November 2011 02:43
Vor sechzig Jahren
Obernarren

Der "Wachtturm" zitiert in seiner Ausgabe vom 15. 11. 1951 die bezüglich der Zeugen Jehovas geäußerte Meinung:

"ihr Leute predigt aber doch die pessimistischste Botschaft auf Erden. Besonders während der vergangenen siebzig Jahre habt ihr beständig das Ende der Welt gepredigt. Was könnte düsterer und pessimistischer sein als dies? Und als natürliches Ergebnis haltet ihr euch fern von der Welt, in ihren Bemühungen, zusammenzuhalten, sowie in ihren humanitären Bestrebungen, das materielle und soziale Los des Volkes zu verbessern."

Auffallend schon mal, dass die WTG auf den Vorwurf sozialer und humanitärer Passivität nicht eingeht. Ihre einzige Verteidigung besteht in der Bekräftigung der Endzeit-Naherwartung. Humanitäre und soziale Aspekte betreffend antwortet sie lediglich mit der Gegenfrage:

"Weshalb sollten wir einen bösen Fehlschlag unterstützen, dem jetzt baldiger Zusammenbruch droht?"

Und um die Destruktivität weiter zu verschärfen sattelt man noch mit der Behauptung drauf:

"Die Politiker, die militärischen Helden, die Wissenschaftler, die kommerziellen Führer und die sektiererische Geistlichkeit arbeiten für den Misserfolg, wenn sie für diese Welt arbeiten."

In Ländern die Narrenfreiheit gewähren (namentlich die großen westlichen Industriestaaten) mag man solche Tollhausthesen noch hinnehmen. Das es indes auch um 1950 Staaten gab (beispielsweise die kommunistischen), die da meinten Narrenfreiheit nicht gewähren zu können, liegt offen auf der Hand. Und folgerichtig führte dies auch dort zu schwersten Konflikten. Narren indes wollen ihren Schuldanteil nicht einsehen. Man sieht es auch bei den Obernarren, namens Zeugen Jehovas!

Niemöller und Admiral Kirk
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. November 2011 01:12
Niemöller und Admiral Kirk
Vor sechzig Jahren

In der Rubrik "Wir beobachten die Welt" des "Erwachet!" vom 22. 11. 1951 gelesen:

"Pastor Niemöller macht religiös-politische Bemerkungen.
In seinem Feldzug gegen die Wiederaufrüstung Deutschlands soll Pastor Nemöller in Westerburg, gemäss der 'Tat', Zürich, an einer Konferenz protestantischer Lehrer erklärt haben, es sei eine Täuschung zu glauben, man könne 'einen Gegner mit Waffengewalt niederringen und dabei immer noch ein guter Christ bleiben.'
Weiter noch habe Niemöller gesagt;
'Hätte ich nicht im letzten Oktober einen offenen Brief an Bundeskanzler Adenauer gerichtet, so hätten wir die Remilitarisierung bereits seit Monaten.'"

Zitatende des "Erwachet!"-Textes.
Was will, "Erwachet!" mit diesem Zitat, zu dem es WTG-seitig keinen weiteren Kommentar gibt, eigentlich "rüberbringen"?
Findet es das agieren von Niemöller nun gut oder schlecht?
Das bleibt zwar im Nebel; indes berücksichtigt man die weitere WTG-These, "Warum Jehovas Zeugen keine Pazifisten sind", verdichtet sich der Eindruck. Das alles ist wohl kaum im Sinne einer Unterstützung für Niemöller gemeint.
In der gleichen "Erwachet!"-Ausgabe, die gleiche Rubrik, gibt es übrigens auch noch diese Notiz:

"Der amerikanische Botschafter in Moskau, Admiral Kirk, erklärte in einer Rede;
'Die Sowjetunion bildet sicherlich eine Bedrohung unseres friedlichen Lebens; es ist schwierig unsere Meinungsverschiedenheiten durch Verhandlungen zu regeln. Wir können mit den Russen nicht verhandeln, wenn wir schwach sind. Wir müssen stark sein, und das Ziel unserer Wiederaufrüstung besteht darin, unserer Stimme bei den Verhandlungen Gehör zu verschaffen."

Das Ziel der USA, eine Politik der Stärke, nicht zuletzt auf militärischem Gebiet, das Ziel der USA, die Sowjetunion "totzurüsten", ist zur Genüge bekannt, und auch durch die Geschichte belegt.
Besagter Niemöller, wollte im Gegensatz zu Adenauer, dabei so nicht mitspielen.
Und auch die WTG steht in dieser Frage eindeutig auf Seiten der USA-Falken.

Reflektionen über Weihnachten
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. Dezember 2011 01:37
Vor sechzig Jahren
Reflektionen über Weihnachten

Da gibt es eine Grundsatzfrage: Sind Dogmen um der Menschen willen, dass heißt ihm untergeordnet?
Oder sind Dogmen das Wichtigere, und der Menschen ihnen untergeordnet?
Soweit es die WTG-gesteuerten Zeugen Jehovas betrifft, ist diese Frage eindeutig dahingehend beantwortet: Der Mensch sei den Dogmen unterzuordnen. Egal wie auch immer die Konstellation sei. Siehe beispielsweise die restriktive Auslegung in Sachen Bluttransfusion, die schlimmstenfalls selbst diesbezügliche Todesfälle in Kauf nimmt.

Ein weiteres Dogma-Beispiel ist auch die Frage, wie man es denn mit dem Weihnachtsfest so halte. Die Dogmatiker befinden: Da gebe es zuviele heidnische Wurzeln. Das jenes Weihnachtsfest vielfach die Rolle eines Familienfestes wahrnimmt, wollen sie dabei nicht gelten lassen. Das Dogma steht bei ihnen über allem anderen.

Das die derzeitigen Zeugen Jehovas Verächter des Weihnachtsfestes sind, ist bekannt. In ihrer "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 12. 1951 veröffentlichten sie einen weiteren Artikel zu diesem Thema. Aus ihm nachstehend einige Auszüge:

"Die Maskerade unter dem Namen Weihnachten
Besuche am Weihnachtstage die Familie Blatter in der nächsten Strasse und die Familie Keller gerade gegenüber, und du wirst sehen, dass sie das Fest auf fast dieselbe Weise feiern wie Tausende anderer Leute in der ganzen Welt. Die Familie Blatter ist katholisch, sie hat neun Kinder und ist ganz arm. Die Familie Keller ist protestantisch, hat drei Kinder und ist wohlhabend. Derartige Verhältnisse bedingen, dass die jährliche Dezember-Feier in den zwei Wohnungen in manchen Einzelheiten ganz verschieden ausfällt.

Zum Beispiel steht im Heim der Familie Blatter ein winziger künstlicher Weihnachtsbaum, der vom vorigen Jahr her aufbehalten wurde. Die Familie Keller hat eine so hohe, frisch abgehauene Tanne, dass ihr Gipfel oben gestutzt werden musste, damit man sie in die Wohnung hereinnehmen konnte. Dessenungeachtet ist der Geist des Anlasses in den zwei Familien in allen Absichten und Zielen wesentlich derselbe. In beiden Familien herrscht eine aussergewöhnlich heitere Stimmung, und während sie beim besonderen Weihnachtsmahl sitzen, vergessen sie vorübergehend ihre Alltagssorgen und Kümmernisse. ...

Jetzt kommt das in WTG-Sicht "aber":

Man halte aber inne und überlege. Was haben denn Dinge wie der Weihnachtsbaum mit seinem Schmuck sowie die andern Beigaben zum Festtag - Mistelzweige, Stechpalmen, Kerzen, Julblöcke, Früchte und Nüsse, Christwecken oder sonstiges Weihnachtsgebäck und Ferkel am Rost - mit der Geburt und dem Leben Christi zu tun? Warum eine fort und fort zunehmende Betonung des "Weihnachtsgeistes", übermässiges Essen und Trinken, Schlemmerei und Ausschweifung? Woher stammt die Sage vom "St. Nikolaus"? Wenn der 25. Dezember der Geburtstag Christi ist, warum feiern denn die östlichen und die orthodoxen Kirchen Weihnachten am 7. Januar? ...

Ein Blick auf das alte Heidentum zeigt, dass man Tausende von Jahren, ehe Christus geboren wurde, die immer wieder auf- und untergehende, nie sterbende Sonne als die Quelle des Lebens und der Unsterblichkeit anbetete. Jahr um Jahr beobachtete man, wie die Tage kürzer wurden, bis die Wintersonnenwende am 21. Dezember erreicht war; und als Jubelfeier ihrer "Wiederkehr" wurde dann ein grosses Fest zu Ehren der "wiedergeborenen" Sonne gefeiert. ...
Die 'Katholische Enzyklopädie' (engl., Band 3, Seite 727) sagt:

"Doch das wohlbekannte Sonnenfest 'Natalis Incicti' ['Geburtstag der Unbesiegten (Sonne)'], das am 25. Dezember gefeiert wird, ist in grossem Masse für unser Dezemberdatum verantwortlich."

Die Urchristen hatten mit diesem heidnischen Feiertag nichts zu tun. "Weihnachten gehörte nicht zu den frühesten Festen der Kirche. Irenäus und Tertullian
lassen es in ihrem Festverzeichnis aus", sagt die 'Katholische Enzyklopädie' engl). Im Laufe der Zeit jedoch, als die römisch-katholische Kirche sich bemühte, weitere Heiden auf ihre Seite zu ziehen, versah die Geistlichkeit das heidnische Saturnalienfest vom 25. Dezember mit einer "christlichen" Etikette und befürwortete es als "die Messe Christi" oder die "Christmette".
Die Geistlichkeit gibt dies nicht nur zu; sie sucht es sogar zu rechtfertigen. James M. Gillis, C. S. P., Redaktor der 'Katholischen Welt' (engl.; 2. Dez. 1945), schrieb:

"Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass die Päpste und Konzilien der Urkirche absichtlich ein christliches Fest auf den Tag oder die Nähe des Tages ansetzten, da früher ein heidnischer Karneval stattgefunden hatte, in der Absicht, die heidnische und im allgemeinen zügellose Feier dadurch zu unterdrücken." ...

Das Immergrün wurde von den ehemaligen Sonnenanbetern als Sinnbild der Unsterblichkeit benutzt. In Ägypten, wo Nadelbäume nicht verfügbar sind, wurden statt dessen die grünen Zweige der Palmbäume verwendet. In Indien wurden Oleanderzweige gebraucht, und die Heiden Roms schmückten ihre Häuser für das grossartige Saturnalienfest mit grünen Zweigen. Efeu und Stechpalmen wurden ebenfalls von den alten Griechen und andern als heilig betrachtet. Die Druiden hielten die Mistel besonders heilig, und ihre mystischen Riten erlaubten einem Jüngling am 25. Dezember "das Recht des Mistelzweiges", nämlich das Küssen eines Mädchens unter dem Mistelzweig, solange er Beeren hatte, einen Kuss für jede Beere.

Brennende Kerzen im Fenster gehen zurück bis auf die Wachskerzen, welche die Saturnalienfeiernden in Rom benutzten. Der Julblock wurde jährlich anlässlich der Dezember-Festlichkeit von den Skandinaviern abgebrannt. ... Die Druiden waren es, die für ihre Göttin Freya einen Eberkopf am Rost bereiteten, und seither ist das am Rost gebratene Ferkel für ein Weihnachtsessen als besonders passend betrachtet worden. Der Vorläufer der Punsch-Bowle für diese Zeit war die angelsächsische "Wassail"-Bowle mit ihrem berauschenden Gebräu [ein Getränk aus Ale (oder Wein) mit Gewürzen, gerösteten Äpfeln und Zucker] ...

Der rotbackige "lustige gute Geselle" mit Doppelkinn und Bart, St. Nikolaus genannt, ist bei weitem nicht so lang mit dem Festtag verbunden gewesen wie die andern hierher gehörenden Dinge. Einige behaupten, dass ein sogenannt heiliger Bischof von Myra namens Nikolaus, der im vierten Jahrhundert nach Christus lebte, der erste "St. Nikolaus" gewesen sei, und durch das dunkle Mittelalter hinab sei er als der Schutzpatron der Leihhäuser und Bettler betrachtet worden. Er wurde als eine einfache, bleiche und ziemlich asketische Person dargestellt, bis ein Karikaturenzeichner sich im Jahre 1863 seiner annahm und den "Heiligen" in fröhliche Gewänder hüllte. ...
Tertullian
und andere berichten, wie das Austauschen von Gaben ein Teil des Saturnalienfestes gewesen sei. Und die Hymnen, die sie bei jenem Feste sangen, waren Vorläufer der Weihnachtslieder.

Parallel veröffentlichte auch "Erwachet!" vom 8. 12. 1951 einen ähnlichen Artikel. Auch aus ihm einige Zitate:

WAS ist denn schon Christliches am Weihnachtsfest? Etwa die Verwendung des "Weihnachtsbaumes"? Kaum, denn wir können in der Bibel suchen, soviel wir wollen, wir finden ihn nirgends erwähnt. Anderseits sagt der Historiker Hislop in seinem Buch 'Die beiden Babylon' (engl.):

"Der bei uns jetzt allgemein verbreitete Weihnachtsbaum war ebenso üblich im heidnischen Rom und im heidnischen Ägypten. In Ägypten war es die Palme, in Rom die Tanne; die Palme wies auf den heidnischen Messias, den Baal-Thamar, hin und die Tanne bezog sich auf ihn unter der Bezeichnung Baal-Berith ... der Weihnachtsbaum ist Nimrod redivivus "der getötete Gott wurde wieder lebendig."

Wie steht es mit der Stechpalme, dem Efeu, dem Mistelzweig und dem Julblock? Auch diese stehen in keiner Beziehung zur Bibel, sondern wieder nur zum Heidentum. Die Stechpalme galt bei den heidnischen Sonnenanbetern als heilig. Im Altertum wurde der Efeu bei heidnischen Festen verwendet, die zu Ehren von Bacchus (Dionysos), des Weingottes, gefeiert wurden. Der Mistelzweig war gemäss der abergläubischen Vorstellung der heidnischen Druiden ein göttlicher Zweig, der aus dem Himmel herniedergekommen war und ihren Messias darstellte. Das Küssen unter dem Mistelzweig (ein in England heute noch verbreiteter Brauch) gehörte zu ihren mystischen Riten anlässlich der Wintersonnenwende. In der Americana (engl.) heisst es:

"Die germanischen und keltischen Stämme betrachteten die Wintersonnenwende als ein wichtiges Ereignis des Jahres, und um die Rückkehr des glühenden Sonnenrades zu feiern, begingen sie das Julfest, das ihr Hauptfest war. Die Stechpalme, der Mistelzweig, der Julblock und die Weihnachtsbowle (ein Würzweingetränk) sind Überbleibsel eines vorchristlichen Zeitalters."

Hat der Sankt Nikolaus etwas mit Christentum zu tun? Es steht auch über ihn nichts in der Bibel geschrieben. Er war ursprünglich ein Heiliger des vierten Jahrhunderts. Man weiss über ihn nichts Zuverlässiges, doch die Sage geht, dass er einem armen Edelmann aus der Not geholfen habe, indem er ihm als Mitgift für jede seiner drei Töchter einen Sack Gold schenkte. Er ist der Schutzheilige Russlands, der Jungfrauen, der Kinder und der Pfandleiher und Diebe.

Der Brauch, an Weihnachten Strümpfe aufzuhängen, entspringt einer ähnlichen Sage. Eine alte Frau, namens Befana, wollte in ihrer Hausarbeit nicht innehalten, um die vorüberziehenden Könige aus dem Morgenlande, die dem Jesuskinde Geschenke brachten, zu sehen. Sie dachte dies nachholen zu können, wenn sie wieder zurückkehren würden. Da sie aber auf einem ändern, ihr unbekannten Wege zurückkehrten, hält sie, gemäss der Sage, immer noch Ausschau nach ihnen. In Italien hängen die Kinder Strümpfe auf, und wenn sie das Jahr hindurch artig gewesen sind, soll sie Befana mit Gaben füllen; sind sie böse gewesen, so füllt sie sie mit Asche.

Und wie steht es mit den weihnachtlichen Schmauserei und Festlichkeiten? Die Bibel verurteilt Unmässigkeit zu irgendeiner Zeit, handle es sich dabei um Essen oder Trinken.
Tertullian, ein "früher Kirchenvater" (230 n. Chr.), sagte:

"Unter uns, denen der Sabbat, der Neumond und die Feste die einst Gott annehmbar gewesen, fremd sind, werden jetzt wieder öfters die Satumalien [und andere heidnische Feste] gefeiert; Gaben werden ausgetauscht und Neujahrsgeschenke gemacht mit viel Aufhebens; auch nimmt man lärmend an Vergnügungen und Festmählern teil."

Wie steht es mit dem Austauschen von Geschenken am Weihnachtstage? Auch dieser Brauch hat einen heidnischen Ursprung. Dies wurde schon durch die oben erwähnten Zitate gezeigt, und die nun folgenden werden es noch bestätigen. Dass die Magier Jesus Geschenke brachten, wirkte sich für ihn nicht zum Guten aus, denn dadurch, dass diese sich zuerst im Palast des Herodes einfanden, brachten sie das Leben Jesu in Gefahr und verursachten indirekt die Ermordung vieler Kleinkinder. Es ist offenbar, dass Gott nichts mit dem Licht zu tun hatte, dem sie gefolgt wären. Die Engel wiesen die Hirten nicht an, zu Herodes zu gehen.

Und wie steht es mit dem Datum selber, dem 25. Dezember? Ist dieses Datum christlich? Über den Ursprung d
ieses Datums heisst es in der 'Americana' (engl.), die römische Kirche habe angeordnet, dass die Geburt Jesu am 25. Dezember gefeiert werden solle, nämlich

"am Tage des alten [heidnischen] römischen Festes der Geburt der Sonne, da man nicht genau wusste, an welchem Tage Jesus geboren worden war".

In einem Geschichtsbuch, betitelt 'Auf dem Weg zur Zivilisation' (engl.), heisst es:

"Das Saturnfest, die Saturnalien, waren ein Winterfest, das eine Woche dauerte, am 25. Dezember begann und mit Tanz, Austausch von Geschenken und Anzünden von Kerzen gefeiert wurde. Die Saturnalien wurden später von den Christen übernommen und es wurde ihnen eine neue Bedeutung beigelegt."

Auch der Name "Christmette" ist in der Bibel nicht zu finden. Tatsächlich weiss sie gar nichts zu sagen über das Zelebrieren irgendeiner Messe, sei es das Hochamt oder eine stille Messe oder eine Christmette. Auch Messen sind heidnischen Ursprungs. Und schliesslich sei noch erwähnt, dass man in der Bibel auch nicht einmal der Spur nach einen Anhaltspunkt für das Feiern des Geburtstages findet. Ein anderer der "frühen Kirchenväter" (Origenes 185-254) sagte:

"In der Bibel liest man nichts davon, dass Heilige ihren Geburtstag feierten, sondern nur davon, dass Sünder dies taten."

Wenn man also das Weihnachtsfest an Hand der Bibel und der Tatsachen beurteilt, sieht man klar, dass es nicht christlich, sondern heidnisch ist.
Man vergleiche ergänzend auch:
19262Weihnachten

Reflektionen zum Thema "Politiklosigkeit"
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. Dezember 2011 03:15
Vor sechzig Jahren
Reflektionen zum Thema "Politiklosigkeit"
Am Fallbeispiel Kanada veranschaulicht

Noch besteht ein gewisser qualitativer Unterschied zwischen den Zeugen Jehovas und ihrer religiösen Konkurrenz. Noch, wie lange indes, darüber würde ich mir nicht so sicher sein.
Das lässt sich auch am Beispiel des Kirchenfilzstaates Bundesrepublik Deutschland verdeutlichen. Einige ihrer Parteien tragen das "C" im Namen, und in der Praxis sind sie denn auch Lobbyisten kirchlicher Interessen. Selbst die SPD und die Grünen sind da in einem merkwürdigen Konkurrenzkampf eingetreten, wer denn die meisten kirchlich Orientierten in seinen Reihen habe. Selbst die "Linken"/PdS der Postkommunisten hat da eine diesbezügliche Arbeitsgruppe, die aber von den anderen eher der Rubrik Schmuddelkinder zugeordnet wird.

Das allerdings muss man den "C"-Parteien auch zugute halten. Das Christentum das sie vertreten, ist ein "Allerwelts-Christentum". Den lieben Gott einen guten Mann sein lassen; und das war es dann. Über jene faktische Verweltlichung sind indes nicht alle so besonders "glücklich", was sich auch daran zeigt, dass Vereine wie zum Beispiel die "Partei Bibeltreuer Christen", trotz der "C"-Parteien, ihr eigenes Süppchen zu kochen versuchen, wenn auch mit mäßigem Erfolg. Auch das muss man sagen. Das Religionsspektrum ist weit gespannt. Neben theoretischen Politikabstinenzlern, wie den Zeugen Jehovas, und diejenigen, die auf der anderen Seite aktiv in der Politik mitmischen. Nicht immer in gesitteten Formen, wie namentlich das Beispiel Islam auch belegt. Sollte der gar nicht so abwegige Fall eintreten, dass eines Tages auch die Zeugen Jehovas, ihre ohnehin durchlöcherte angebliche Politiklosigkeit auch de jure aufgeben; dann fragt es sich allerdings, wer denn wohl am jeweiligen Wahltage davon tatsächlicher Nutznießer sein würde.
Mit gewissen islamischen Gruppen haben die Zeugen jedenfalls eines gemeinsam. Den Fundamentalismus. Paart sich Fundamentalismus mit bewusst politischem Handeln, wie man es in Bereichen des Islam beobachten kann, kommen da bedenkliche Ergebnisse zustande.

Also um es kurz zusammen zufassen. Nach Abwägung des Für und Wider, gehöre ich zu denen, welche das derzeitige Fernbleiben der Zeugen an den Wahlurnen nicht sonderlich bedauern. Die einzigsten, bei denen ich anerkenne, die haben echten Grund das zu bedauern, wären zum Beispiel die schon genannte PCB und Verwandte.

Im Gegensatz zu den Zeugen Jehovas, haben katholische Kreise schon immer allerkräftigst in der Politik mitgemischt, wo immer das möglich ist. Die Folgen dessen, bekamen auch die Zeugen, beispielsweise im Lande Kanada, in den Jahren nach 1945 zu spüren. Da gab es massive Grabenkämpfe, genauer schon Kriege. Und wo Krieg herrscht, gibt es Verluste, auf beiden Seiten, in der Regel. So auch in Kanada. Auch da wurde die angebliche Politiklosigkeit der Zeugen faktisch durchlöchert. Wer in juristischen Waffen sein Heil sieht und diese Waffe extensiv einsetzt, der hat nämlich den Status der "Politiklosigkeit" bereits verlassen.

Nun war es den Zeugen Jehovas in Kanada des Jahres 1951 möglich, einen für sie wichtigen Etappensieg zu verzeichnen. Das ist denn "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 12. 1951 einen eigenen "Siegesfanfarenartikel" wert, aus dem nachstehend etwas zitiert sei:

"Ein Diktator erhält einen Denkzettel!"

titelt "Erwachet!" Und weiter:

"Jehovas Zeugen klären den "kleinen Cäsar" von Quebeck über das Gesetz auf."

Dem sei eine  "gesunde Lektion erteilt worden."

weis man weiter markig zu berichten. Und:

"Der bestrafte Autokrat ist Maurice Duplessis, der "kleine Cäsar" der Provinz Quebeck. Der Mann, der die Provinz Quebeck unter totalitärer Herrschaft hält und sie daran hindert, derselben Freiheit, die die anderen Provinzen Kanadas geniessen, ebenfalls teilhaftig zu werden, verdankt diese Schmach seinen eigenen Schnitzern."

Und zynisch setzt sich der "Erwachet!"-Kommentar mit den Worten fort:

"Einer dieser "Schnitzer" war auch, dass er vergass die Gerichte in Quebeck vollständig aufzulösen. Ein Diktator sollte nie versäumen, diesbezügliche Vorsichtsmassnahmen zu treffen, oder dann muss er sich vergewissern, dass die Richter hinter ihm stehen wie ein Mann; Duplessis ist wie alle Totalherrscher hervorragend darin, seine Macht fühlen zu lassen und gegen eine scheinbar hilflose Minderheit Sturm zu laufen. Nach dem Zweiten Weltkrieg offenbarte er sein wahres Gesicht, als er sich auf die religiöse Gruppe, Jehovas Zeugen genannt, stützte. Die unwiderstehliche Kraft des für seine Freiheit kämpfenden Christentums erwies sich als etwas anderes als die politischen Weichlinge, an die sich der Premier bisher gewohnt gewesen war. Eine dieser Unannehmlichkeiten, die er sich im Laufe dieser Schlacht eingebrockt hatte, war ein persönlicher Rechtsfall, in den er sich verwickelte, als er die Schliessung des Betriebes eines ehrbaren Geschäftsmannes erwirkte. Es ist nur verständlich, dass der Mann Schadenersatzklage gegen den Premier erhob."

Weiter meint "Erwachet!" bemerken zu können:

"Einer dieser "Schnitzer" war auch, dass er vergass die Gerichte in Quebeck vollständig aufzulösen. Ein Diktator sollte nie versäumen, diesbezügliche Vorsichtsmassnahmen zu treffen, oder dann muss er sich vergewissern, dass die Richter hinter ihm stehen wie ein Mann; Duplessis ist wie alle Totalherrscher hervorragend darin, seine Macht fühlen zu lassen und gegen eine scheinbar hilflose Minderheit Sturm zu laufen. Nach dem Zweiten Weltkrieg offenbarte er sein wahres Gesicht, als er sich auf die religiöse Gruppe, Jehovas Zeugen genannt, stützte. Die unwiderstehliche Kraft des für seine Freiheit kämpfenden Christentums erwies sich als etwas anderes als die politischen Weichlinge, an die sich der Premier bisher gewohnt gewesen war. Eine dieser Unannehmlichkeiten, die er sich im Laufe dieser Schlacht eingebrockt hatte, war ein persönlicher Rechtsfall, in den er sich verwickelte, als er die Schliessung des Betriebes eines ehrbaren Geschäftsmannes erwirkte. Es ist nur verständlich, dass der Mann Schadenersatzklage gegen den Premier erhob."

"Der Fall hat einen sehr interessanten Hintergrund, der von der Zeitschrift 'Time' unter dem Titel 'Das Gesetz züchtigt' recht gut beleuchtet wurde. Es heisst darin:

"Seit vielen Jahren war Roncarellis Restaurant eines der führenden in Montreal. Der Besitzer, Frank Roncarelli, war auch ein Mitglied der unbeliebten Sekte der Zeugen Jehovas. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Quebecker Polizei angeblich wegen Störung des Verkehrs und Hausierens ohne Patent alle Zeugen Jehovas verhaftete, die sie erwischen konnte, begann Roncarelli für diese Kautionen zu leisten, um sie vorläufig frei zu bekommen. Im Dezember 1946 trat Premier Maurice Duplessis dazwischen, wies die provinziale Likörkommision an, Roncarelli das Patent 'jetzt und für immer' zu entziehen. Kurz darauf musste Roncarelli den Betrieb schliessen."

Herr Roncarelli erhob denn auch sofort eine Schadenersatzklage gegen Duplessis. Aber die Kühnheit machte sich bezahlt. Am 2. Mai 1951 entschied Richter MacKinnon vom Obergericht, dass sich Duplessis in der Tat "einer strafbaren und unberechtigten Handlung" schuldig gemacht habe. Er setzte den Schaden auf 8123,53 Dollar zuzüglich der Kosten (ungefähr 1500 Dollar) fest. Im Entscheid heisst es:

"Der wahre Grund, warum dem Kläger das Patent entzogen wurde, ist ersichtlich der, weil er [für Jehovas Zeugen] Kautionen geleistet hat ; und weil er ein Mitglied jener Sekte war."

Als Duplessis den Entscheid vernahm, lachte er. Doch schon am darauffolgenden Tag liess er erkennen, dass er nur gute Miene zum bösen Spiel gemacht hatte. Wiederum begann er seinem wilden, flammenden Hass Ausdruck zu geben. Der 'Star' von Montreal kündigte in fetten Schlagzeilen an, dass Duplessis Jehovas Zeugen wegen Aufwiegelung anklagen werde. Der Oberste Gerichtshof von Kanada hatte kürzlich entschieden, dass Jehovas Zeugen keine Aufwiegler seien; doch was kümmert den grossen Duplessis schon das Gesetz? In den Ausführungen heisst es:

"Premier Duplessis kündigte an einer am Mittwoch [dem gleichen Tag, an dem das Urteil gegen ihn gefällt wurde] abgehaltenen Pressekonferenz die Absicht der Regierung an, die hängigen Fälle wieder aufzunehmen … Er sagte, die Politik, die die Regierung den Zeugen Jehovas gegenüber betreibe, sei in Übereinstimmung mit den 'gesunden Traditionen' der Bevölkerung von Quebeck."

Letztlich kann man vorstehenden Fall auch als Ausdruck des Mitmischens der katholischen Kirche in der Politik werten. Insbesondere die aggressive Verkündigungstätigkeit der Zeugen war und ist dieser ein Dorn im Auge. In Kanada ergaben sich Konstellationen, wo sie mittels "ihres Mannes", Duplessis zurückschlug; allerdings ebenfalls in aggressiver Form und damit Schiffbruch erlitt.

Die Häme in diesem Fall seitens der WTG wird auch daran deutlich, dass sie via "Erwachet!" auch noch die nachfolgenden Details für mitteilenswert hielt:

"Inzwischen hat ein unglückliches Unternehmen Duplessis auf dem Gebiet der Brückenbaukunst seiner öffentlichen und politischen Stellung eine humoristische Note verliehen. Er hatte in seiner Heimatstadt Three Rivers den Bau einer wundervollen Brücke über den St. Maurice-Fluss veranlasst, die 5.000.000 Dollar kostete und stolz "Duplessis-Brücke" genannt wurde. Dann verknüpfte der Premier das Geschick der Brücke mit demjenigen seiner politischen Partei, was er wahrscheinlich als höchsten Vergleich betrachtete, als er sagte: "Diese Brücke ist so dauerhaft wie die Union Nationale (nationale Union)."

Doch siehe da, im Laufe des Jahres 1950, zwei Jahre später, durften die "kommenden Generationen" die Brücke nicht mehr benützen, um den Arbeitern Gelegenheit zu geben, stolz eine Anzahl Risse auszubessern, die sich bemerkbar gemacht hatten! Und kaum war der Schaden ausgebessert, stürzten in einer kalten Januarnacht des Jahres 1951, bei einer Temperatur von -30 C, ebenso stolz vier Pfeiler in den Fluss! Vier Personen fanden dabei in den eiskalten Fluten den Tod.

Von der Tragödie unterrichtet, rief der niedergeschlagene Duplessis sofort aus: "Sabotage!" (nebst "Aufwiegelung" war dies einer seiner beliebtesten Ausdrücke). Doch diesmal ging das Volk mit ihm einig. Man war jedoch allgemein der Ansicht, dass der Premier die Saboteure nur in seinem eigenen Büro zu suchen hatte. Es scheint, dass das Projekt für die Brücke nicht ausgeschrieben, sondern auf privatem Wege Freunden von Duplessis vergeben worden war. Der Führer der Liberalen liess sich die Gelegenheit nicht entgehen, die Bemerkung anzubringen, dass die Schwierigkeiten mit der Brücke darin bestehen, dass "zuviel Schmiere und zu wenig Stahl" verwendet worden sei. "

Und um noch weiter draufzusatteln, kommentiert die WTG dann noch:

"Sogar das Gesetz der Schwerkraft hat sich gegen ihn gewandt und verursachte, dass seine stolze, jedoch nur aus "Ersatz"-Stoffen gebaute Duplessis-Brücke in den Fluss stürzte. Dies sollte ihm einen Vorgeschmack geben von der bitteren Medizin, die der Herr ihm und seinen Mitverschwörern eingeschenkt hat und die sie in Harmagedon werden trinken müssen."

Eines sucht man in diesem "Erwachet!"-Siegesfanfaren-Artikel allerdings vergeblich. Eine nüchterne Analyse von Ursache und Wirkung. Da ist also die aggressive Verkündigungsstrategie auf eine ebenso aggressive Abwehr gestoßen. Beide Seiten waren dabei wohl alles andere als "Engel".

"Trompeten'gold'"
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. Dezember 2011 01:44
Vor sechzig Jahren
"Trompeten'gold'"

Der "Wachtturm" vom 15. 12. 1951 zitiert:

"Ein weltliches Sprichwort, das viel Weisheit enthält sagt:
"Es ist nicht alles Gold was glänzt."

Das gilt dann aber auch für die WTG.
Im Gefolge seiner weiteren Auslegungen, will der WT das dann auch besonders auf die Konkurrenzreligionen angewendet wissen.
Insoweit kann man noch zustimmen.
Entscheidend indes ist, wohin die WTG orientiert.
In die Destruktivität. Oder um es an einem Beispiel zu veranschaulichen. Als im Mittelalter die Pest ihre tödlichen Wirkungen zeitigte, da gab es einige, die da meinten, sie könnten dieses "Gottesgericht" durch Selbstgeißelungen wieder abwenden. Konnten sie es? Wohl eher nicht.

Eine Chance hätten sie nur dann gehabt, hätten sie allerstrikste Hygiene durchgesetzt. Das Selbstgeißeln war dabei ein offensichtlicher Irrweg, der alles nur noch schlimmer machte.
Genau diesen Geißlern ist auch die WTG-Verkündigung in einem pestgleichen (symbolischen) Umfeld ädaquat.
Das äußert sich dann auch in solchen WTG-Aussagen, wie auch in diesem WT, wie z. B.:

"Lass dich nicht irreführen durch das törichte Schlagwort, das erfunden worden ist, um der Eitelkeit eingebildeter Personen zu schmeicheln: 'Du kannst die Welt ändern!' Vergeude deine Zeit auch nicht mit dem ähnlichen Schlagwort, welches sagt: 'Ändere die Welt, ehe sie dich ändert.' Statt der törichten Philosophie eines Menschen zu folgen, denke an Gottes weise Belehrung, die dir sagt, dass du diese Welt nicht ändern kannst. … Alle Gebete, die du darbringen kannst, um Joseph Stalin und Mao Tse-tung sowie andere Diktatoren und politische Führer dieser Welt zu bekehren, werden unbeantwortet bleiben, und die Welt wird noch schlimmer werden."


Polen um 1950
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. Dezember 2011 04:57
Vor sechzig Jahren
Polen um 1950

Bekanntlich wurden die Zeugen Jehovas nicht nur in Ostdeutschland verboten; sondern auch noch in einigen anderen Ostblockstaaten. Ostdeutschland nahm da eher die Rolle des relativen "Schlusslichtes" wahr.
Unter der Überschrift: "Polnische Kommunisten sitzen über Christen zu Gericht", in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 12. 1951, erfährt man einiges über die Situation in Polen.
Danach erfolgte bereits am 22. 4. 1950 die Verhaftung von sechs führenden WTG-Funktionären aus der WTG-Zentrale in Lodz. Zwei Monate später wurde ein landesweites Verbot ausgesprochen.
Im März 1951 (mit Urteilsverkündigung am 21. 3. 1951) wurde dann ein diesbezüglicher Schauprozess in Szene gesetzt. Das Urteil für den Hauptangeklagten lebenslänglich. Für die übrigen Strafen zwischen 5 bis 15 Jahren Gefängnis.

In ihrer Berichterstattung arbeitet die WTG heraus, dass dieser Prozess keineswegs rechtsstaatlichen Kriterien entspricht, wie sie in etlichen Staaten westlicher Prägung vorherrschend sind. Da wird man zustimmen müssen. Charakteristisch dafür auch ein Satz wie dieser:

"Dann wurde den vier Verteidigern Gelegenheit gegeben, ihre Argumente zur Entlastung der bereits als 'schuldig' erachteten Angeklagten vorzubringen. Da das Gericht diesen vier Rechtsanwälten die offizielle Verteidigung erst kurz vor Prozessbeginn übertragen hatte, war ihnen keine Zeit mehr geblieben, sich mit dem Aktenmaterial, das 14 dicke Bände umfasste, vertraut zu machen. Daher war die Verteidigung schwach und wirkungslos und das musste sie gemäss dem kommunistischen Gerichtsverfahren auch sein."

Die WTG arbeitet weiter heraus, dass die eigentliche Zielstellung: Ein Schauprozess mit "zerknirschten" Angeklagten, nicht erreicht wurde. Jenes Gericht sah sich denn genötigt; scharfe Einzel-Kreuzverhöre durchzuführen, bei der nur jeweils der gerade Vernommene im Gerichtssaal verbleiben dufte. Nicht jedoch die übrigen Angeklagten. Auch diese Praxis offenbart denn wohl markant, die Schwäche der kommunistischen Justiz. "Zerbrochene" Angeklagte hat sie sicherlich nicht fabriziert, obwohl das ihre eigentliche Zielstellung war. Dennoch bietet auch dieser WTG-Bericht (zwischen den Zeilen gelesen) einige interessante Einblicke.
So werden als Anklagepunkte genannt:

"Diversionstätigkeit mit Bezug auf die Regierungspolitik.
Nichtunterstützung des Aufbaus und Ausbaus des Staates.
Verweigerung der Steuerzahlung.
Propaganda für einen dritten Weltkrieg.
Aufforderung zum Boykott des Stockholmer Friedensappells.
Feindliche Tätigkeit gegenüber der UdSSR.
Illegale Untergrundtätigkeit.
Spionagetätigkeit betreffend Politik, Wirtschaft und Militär zugunsten der amerikanischen Imperialisten.
Zusammenarbeit mit Hitler-Faschisten.
Illegaler Grenzübertritt.
Illegale Valutamanipulationen."

Wie schon vermerkt, entsprach die diesbezügliche "Beweislage" keineswegs westlich-bürgerlichen Standards. Man dürfte wohl nicht fehleinschätzen, sieht man die Passivität der Zeugen Jehovas gegenüber den staatsbürgerlichen Ansprüchen, auch dieses Regimes, als den eigentlichen Kern-Konfliktpunkt, um den dann einiges andere noch angereiht wurde.

Zu den "Nebenanklagepunkten" gehörte wohl auch der:

"Der Staatsanwalt machte Scheider, der sich während des zweiten Weltkrieges in einem Nazikonzentrationslager befand, dafür verantwortlich, während jener Zeit den Tod von 560 Sowjetsoldaten, 10 Sowjetpartisanen und einer Majorin der Roten Armee veranlasst zu haben."

Da keine weiteren Details dazu genannt werden, muss man das wohl eher in den Bereich der "Kapo-Problematik" einordnen. Bekanntlich hatte die SS gewisse Häftlinge als Funktionshäftlinge (Blockälteste und ähnliches) eingesetzt. Die mussten in der Tat oftmals einsame Entscheidungen treffen. Das lässt sich auch im Falle kommunistischer Kapos nachweisen. Einsame Entscheidungen dergestalt, den Tod einiger billigend in Kauf zu nehmen, um andere vielleicht dafür retten zu können. Das (ohne Reflexion der konkreten Situation) im Nachhinein zum Anklagepunkt zu stilisieren, erweist sich in der Tat, mehr als problematisch.

Was diese Nebenanklagepunkte anbelangt, ist vielleicht auch noch die WTG-Einlassung charakteristisch:

"gab (der Angeklagte) Scheider ohne weiteres zu, dass er nach der Tschechoslowakei gegangen sei, aber nicht, ohne sich einen Grenzpassierschein beschafft zu haben, von dem er annahm, er entspreche den behördlichen Erfordernissen. Wie konnte er wissen, dass der Grenzpassierschein den totalitären roten Amtsschimmel nicht befriedigte? Auf die Anschuldigung hin, er habe sich gegen Devisenbestimmungen vergangen, sagte Scheider ohne Zögern, welche Schritte er unternommen habe, um die Beiträge zu sichern, die dem Büro zur Förderung der Verkündigung der Königreichsbotschaft ... eingesandt worden waren. Auf einer polnischen Bank hatte er diese Beiträge in gesetzliche Zahlungsmittel, die von der Entwertung nicht betroffen wurden, umgetauscht. Da dies keine geschäftliche Transaktion gewesen war und auch keinen Gewinn eingetragen hatte, betrachtete er sie nicht als eine Verletzung der Devisenbestimmungen."

Besonders den letzten Teilsatz, sollte man noch einmal wiederholen:

"Betrachte er sie nicht als eine Verletzung (von) ... Bestimmungen."

Da dürfte dann wohl "der Pudel begraben sein". Die Interpretation welche "Rechte" man habe, differiert offensichtlich erheblich zwischen der WTG und ihren Anklägern.

Die Ankläger dürfte auch die weitere WTG-Einlassung kaum befriedigt haben, wenn es da heißt:

"Was die Teilnahme am Militärdienst betrifft, so ist dies die persönliche Angelegenheit jedes einzelnen, in der er selbst die Entscheidung zu treffen hat."

Sicherlich war es den polnischen Richtern verwehrt, einen "Hellseherblick" in das Jahr 1996 zu tun. Hätten sie das tun können, wäre ihnen nämlich bewusst geworden dass solche angeblich "persönliche Angelegenheiten des Einzelnen", sich auf wunderbare Weise auch kollektiv, quasi über Nacht, wieder zu wandeln vermögen. Wenn auch den polnischen Richtern dieser Hellseherblick verwehrt war, so hatten sie aber schon damals - im Unterbewusstsein - ein entsprechendes Gefühl dafür, dass die WTG-Aussagen nicht das Papier wert sind, auf dem sie denn verzeichnet sind.

Charakteristisch erscheint mir auch der Satz:

"Als einer gefragt wurde, warum er den von den Kommunisten lancierten Friedensappell nicht unterzeichnet habe, antwortete er, dass er auf einen Frieden warte, den Jehova Gott bringen werde. Ein anderer Angeklagter wurde gefragt, warum er sich nicht an politischen Wahlen beteiligt habe. Er erklärte, er könne nicht zwei Stimmen abgeben. Er habe einmal für Gottes durch Christus Jesus ausgeübte theokratische Regierung gestimmt und darüber hinaus könne er keine Geschöpfe begünstigen und für sie anstatt für Christus stimmen."

Das dürfte denn wohl auch der de facto Hauptkonfliktpunkt sein, um den sich dann noch einiges anderes rankte.

Etwas "Salz in der Siegessuppe" der WTG wurde offenbar auch durch den nachfolgenden Vorgang hineingestreut. "Erwachet!" schreibt:

"Einer dieser Schurken mit Namen Pasturzak Michal verstand es, das Vertrauen zu gewinnen, ein Vollzeitverkündiger zu werden, und da es den Anschein machte, als ob er dem Herrn mit grossem Eifer diene, wurde er als Kreisdiener ernannt ...
Im Gerichtssaal zeigte dieser Wolf im Schafspelz sein wahres Gesicht, als er eine ungeheuerliche Lüge nach der andern auftischte. Er sagte, er sei vom Zweigbüro angewiesen worden, Spionageberichte zu sammeln und sie einzusenden, und die Watch-Tower-Organisation lehre, dass das Wissen am Ende der Welt zunehmen werde und dass, um beweisen zu können, dass wir diese Zeit erreicht haben, sie viele geheime Informationen brauche. Ihm sei auch gesagt worden, dass er im Falle einer Verhaftung die Wahrheit nicht zu sagen brauche.

Dieser Unheilstifter bestand darauf, dass er diese Anweisungen in Gegenwart von 14 andern Kreisdienern erhalten habe."

Die WTG drückt nun ihr übergroßes Bedauern darüber aus, dass nicht die 14 Kreisdiener vernommen, sondern lediglich die Aussage dieses Michal in die gerichtliche Wertung einfloß.
Schon 1956 unter der Regierung Gomulka, änderte sich die polnische Politik gegenüber den Zeugen Jehovas. Das "schon" ist deshalb hervorhebenswert, dieweil das von anderen Ostblockstaaten - mit Ausnahme Jugoslawiens welches "schon" 1953 liberalisierte, nicht berichtet werden kann.
Der nächste relevante Liberalisierungsschritt der polnischen Zeugen Jehovas-Politik ist etwa dem Jahre 1983 zuzuordnen. Schon 1977 seien offizielle Vertreter der Zeugen Jehovas von den polnischen Behörden empfangen worden. Der entscheidende Quantensprung erfolgte allerdings erst mit Aufkommen der polnischen "Solidarnosc". Als politischer Preis (Belohnung der Streikbrecherdienste durch Jehovas Zeugen, anlässlich der Streikaktionen der polnischen "Solidarnosc") entdeckten nunmehr auch die polnischen Behörden, wie weiland vier Jahrzehnte zuvor ein Heinrich Himmler, "unerhört positive Eigenschaften" der Zeugen Jehovas, die sich im Falle Polen auf den Grundsatz reduzierten "Trenne und herrsche", das gälte instrumentalisiert für die eigene Politik nutzbar zu machen. Aber schon KZ-Kommandant Rudolf Hoess hatte ja gejubelt,

"eigenartigerweise waren sie alle davon überzeugt, daß die Juden nun gerechterweise zu leiden und zu sterben hätten, weil ihre Vorväter einst Jehovah verrieten."

[Rudolf Höss "Kommandant in Auschwitz"
Auflage Stuttgart 1958 S. 113; Taschenbuchauflage dtv 1998, S. 175)
Detail-Exkurs.
Auf den Seiten 459, 460 kommt Detlef Garbe in seinem Buch "Zwischen Widerstand und Martyrium" auch auf die Ausführungen des Höss zu sprechen, welche eben auch den religiösen Anitsemitismus-Aspekt mit streifen.
Garbe zitiert den Kontext dergestalt richtig, als er Höss mit positiven Aussagen über im Haushalt von Höss eingesetzten Zeuginnen Jehovas zitiert.
Indes die von Höss damit gekoppelte Antisemismus-Passage erwähnt Garbe seinerseits nicht. Dies verwundert insoweit nicht, als namentlich Garbe "als Sturm im Wasserglas" sich dagegen verwahrt, dass herausgearbeitet wird. Zeitgenössische Zeugen Jehovas waren sehr wohl religiöse Antisemiten. Keine Rassen-Antisemiten im Stile der Nazis, wohl aber religiöse Antisemiten.
Das eben will Garbe in dieser Deutlichkeit nicht gelten lassen, wobei ihm allerdings widersprochen werden muss.
Zu dem Aspekt, Zeugen Jehovas als religiöse Antisemiten im Zeitraum der Nazidiktatur,
siehe unter anderem auch:
Kuhn
Dort am Textende, weitere thematische Links]
Analog fiel die Meinung der Zeugen Jehovas zur religösen Konkurrenz der Katholiken auch nicht "besser" aus. Hinzu kam, dass Kathoiken in Polen, gegenüber den Zeugen Jehovas, auch nicht gerade ein von "Vornehmheit" zeugendes Verhalten offenbart hatten - eher das Gegenteil. Nun gab es also via "Soldarnosc" eine Art "Gegenabrechnung".
Das mit den Juden war nun nicht mehr aktuell, das mit den Katholiken, die dem kommunistischen polnischen Regime arg zu schaffen machten, sehr wohl.
Auch da wiederum bemerkenswert. Das polnische Regime rang sich zu einer entgegenkommenden Politik durch (grosse öffentliche Zeugen Jehovas Kongresse in Polen), die zeitgleich etwa in Ostdeutschland, nicht möglich waren.

Siehe zu Polen unter anderem auch noch:

Polen

19572Polen

19502Polen

19592Polen

Mysnip.7155

19512Polnisches

Kommentarserie 1950

Kommentarserie 1952

1951

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