Kommentarserie "Trost" 1942 zusammengefasst

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl):

"Freidenker" (Zürich), Dreieinigkeitslehre, Gottbildnertum, Winter, Emil Brunner, Thomas Brendel, Leonhard Ragaz, Biblische Kindernamen, Kreuz, A. C. Gaebelein, Jonak, Beschneidung, Burkhard Schröder, Otto Karrer, Kuno Fiedler, Wehrdienst (Schweiz)

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Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. Januar 2012 05:22
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
„Trost" entdeckt den Schweizer „Freidenker"

Einen merkwürdigen „Verbündeten", zitiert da „Trost" in seiner Ausgabe vom 1. 1. 1942.
Nun ist wohl niemand dagegen gefeit, auch von Leuten zitiert zu werden, denen man ansonsten keinesweg „nahe" steht. Das gilt wohl auch in diesem Fall. Was es „Trost" dabei wohl besonders antat, war die Anti-katholische Komponente in dem Zitat. Insofern mag es auf dieser Schiene, durchaus eine gewisse Übereinstimmung geben. Verlässt man indes diesen Bereich, dürfte wohl das „Ende der Fahnenstange" schon erreicht sein.

Wenn also ausgerechnet „Trost" den Schweizer „Freidenker" zitiert, dann wäre wohl noch hinzu zufügen. Selbiger dürfte wohl kaum „Trost" zu seinen Freunden zählen, und fallweise auch über dieses ein vernichtendes Urteil aussprechen. Das aber, zitiert dann wohl „Trost" nicht mehr.

Nun also das angekündigte Zitat.
„Trost" teilt da mit:

"Der Freidenker" (Zürich, Juli 1941) schreibt:

"Wer poltert hat recht. Tausendmal gesagt wirkt besser als ein Scheiterhaufen, das beweist die moderne Propaganda wieder. Das sachlich Fehlende wird in einem Meer von Phrasen und Schlagworten ersäuft mit dem Erfolg, daß man Zeit gewinnt um weitergesteckte Ziele zu erreichen: die Vorherrschaft, die Macht. Immer Lärm, immer Ablenkung, immer Spiegelfechterei mit Schlagworten! Bald sind es die Bolschewisten, bald die Gottlosen, morgen die Verfassungsrevision und heute ist es der Familienschutz. Lärm, vorgetäuschte Angst über das Aussterben und abermals Lärm. Mit Mark Twain nehmen wir von diesem Lärm Kenntnis, denn er sagt treffend:

"Lärm tut nichts zur Sache. Oft gackert eine Henne, als hätte sie einen kleinen Planeten gelegt."

Diese Feststellung ist kein Trost, aus dem einfachen Grunde, weil dieser Lärm mehr Attraktion bietet als das sachliche Denken. Wir müssen den Lärm bekämpfen, weil die liberale Demokratie dadurch gefährdet ist, weil wir die schwarze Demokratie verabscheuen."

Wenn denn schon mal „Trost" den Schweizer „Freidenker" zitiert, dann mag es doch mal angebracht sein, der „Trost"-Redaktion etwas Nachhilfe-Unterricht zu geben, und sie zu fragen, ob sie denn wohl auch die nachfolgende Passage aus dem gleichen Blatt zitieren würden:
In der Nr. 3/1931 jenes „Freidenker" konnte man unter der Überschrift „Klare Rechnung" etwa folgendes lesen:

„Ein Proletarier, der sich dem Opium der Bibelforscher ergeben hat, trifft einen andern Proleten, der es vorzieht, in den Tatsachen des Lebens zu forschen. Der Bibliote beabsichtigt schon lange, diesen Tatsachen-Proletarier zu seiner mystischen Lebensanschauung zu bekehren. Dabei benutzt er diese Gelegenheit, und nach den üblichen Höflichkeitsphrasen entwickelt sich folgender Dialog:

Der Bibliote:

„Du weisst, lieber Bruder, dass das tausendjährige Reich Gottes nahe ist und Millionen Menschen nicht mehr sterben werden."

Der andere:

„Wozu plagen sich denn Steinach und Woronoff, wenn wir ohnehin nicht sterben müssen?"

Der Bibliote:

„Unglücklicher, wie kannst du so sprechen? Dein Unglaube kommt nur davon, dass du nichts weisst vom Reiche Gottes."

„Du hast recht, aber ich will doch noch lieber zuwaten. Denn kommt dein Reich Gottes, dann muss ich ohnehin dran glauben. Kommt es aber nicht, dann habe ich mir wenigstens nicht umsonst mit der Frömmigkeit geplagt."

Da der Schweizer „Freidenker" bereits genannt wurde, dann morgen noch einen ergänzendem Bericht zu ihm.

Bericht über eine Photodrama-Aufführung
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 29. Januar 2012 01:19
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Bericht über eine Photodrama-Aufführung

Noch in den dreißiger Jahren, wurde seitens der Zeugen Jehovas, auch in Öffentlichen Veranstaltungen, ihr „Photodrama der Schöpfung", einst von Russell initiiert, aufgeführt. Gelegentlich gab es darüber auch einen Niederschlag in der Presse. Und siehe da; selbst der Schweizer „Freidenker" berichtete einmal in seiner Nr. 4/1934 darüber. Ob indes die Zeugen Jehovas über diesen Bericht sonderlich erfreut waren, steht wohl auf einem anderen Blatt. Jedenfalls konnte man in diesem Bericht auch das nachfolgende lesen:

„Jehovas Zeugen (Internationale Bibelforscher-Vereinigung) veranstalteten am 13. und 14. Dezember bei freiem Eintritt (!) in der Prager Urania eine Filmvorführung mit begleitendem Text.
Der erste Teil behandelte laut Programm:

Von der gasartigen Erde zum Urfeuer, Wasser und Festland entsteht. Pflanzen, Tiere und Menschen in 4000 Jahren vorchristlicher Geschichte. Die dazu gehörigen Filme umfassen:
I. Schöpfung: Pflanzen- und Tierwelt
II. Eden: Adam erschaffen, Sündenfall, Brudermord
III. Die Sintflut
IV. Der Heidenkönig Pharao von Ägypten trotzt Jehova. Alle Erstgeburt Ägyptens stirbt. Auszug aus Ägypten.
V. Der Prophet Elisa erweckt den Sohn der Sunamitin aus dem Tode.

In der Erläuterung - ein Kommentar erübrigt sich wohl heisst es:

In unermesslicher Schönheit liegt - majestätisch schweigend - das All. Gleich leuchtenden Zeugen göttlicher Macht öffnen „Wunder am Firmanent" die Tür zu Geheimnissen der Ewigkeit. Die Erde noch ein brennendes Weltfeuer; aber schaffender Wille und göttliche Macht brennen, fesseln und zähmen der Elemente Urgewalt. Über allem das erhabene „Es werde!"
Weltwasser (?) und Erdfeuer vermählen sich, zeugen und gebären Eruptionen unbeschreiblichen Ausmasses. Erkaltete Urfeuerlava fliegt durch den Raum(!), bildet Ringe, die das Erdfeuer eindecken. „Es werde Licht!" Und es ward Licht. Weltwasser schaffen Meere - Leben entsteht im Wasser, auf dem Lande. Das grösste Wunder: der Mensch -
Leben, Glück, Eden.
Eine Lüge, ein Mord, der alles Menschentum ergriff. Luzifer und seine Empörung - Teufel - Tod - Vergehen; aber dennoch Hoffnung.

Der zweite Teil behandelt laut Programm:

Jesu Geburt, Tod und Auferstehung. Urchristentum, Niedergang, Katastrophales Ende.
Zukunft. Die dazu gehörigen Filme umfassten:
I. Jesu Geburt
II. Wunder Jesu, Krankenheilung, Totenauferweckung, auf dem Meere usw.
III. Abendmahl und Gefangennahme
IV. Leiden, Tod, Auferstehung und Himmelfahrt
V. Wissen und Erkenntnis als Zeichen der Zeit.
VI. Bilder aus der Heidenwelt.
VII. Wiederherstellung aller Dinge: Die Erde wieder ein Paradies.

In der Erläuterung heisst es:

Mehr denn 4000 Jahre des Menschentages sind vergangen. Generationen gingen zugrunde. Geschlechter vernichten sich und Hass, Unrecht und Unwahrhaftigkeit entfesseln Leidenschaften zu schreckhafter Bosheit als Jesus von Nazareth geboren wird. Ein Leben voller Wunder - an sich und um sich: Lahme können gehen, Blinde sehen, Tote stehen auf. Ein Zeuge, dem kein Mensch und keine Zeit zu widersprechen vermag. Nur Unrecht, Gewalt und Mord schliesst kurze Zeit seinen Mund; jedoch nur, damit vieltausendfältig die Erstandene Botschaft alle Welt durchdringt.
Luzifer in stetem Kampf dagegen: Christenverfolgung, Inquisition und weit Schlimmeres. Die Gegenwart und alles, was sie kennzeichnet als Endzeit. Das Königreich Gottes. Jesus, des Messias. Luzifer vernichtet. Weltbefreiung - Paradies - Gesundheit, Glück, Leben und der Tod wird nicht mehr sein."

Da kann man wohl nur sagen: Selig sind die Armen im Geiste!"

Siehe auch:

http://rutube.ru/video/18bb533a47c9af3a69189ed4a047cb86/

 

Fromme Strolche
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 31. Januar 2012 01:24
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Fromme Strolche
Von einem Zeitgenossen des Herrn Rutherford ist der Satz überliefert (sinngemäß zitiert):
Die Alten mögen in die Kirche wanken - Die Jugend indes gehört mir.
Das war für diesen Zeitgenossen keine leere Phrase. Ihm ging es vor allem um eines. Genügend Kanonenfutter zu haben, für die eigenen kriegerischen Pläne.

Inzwischen gehörte (im Jahre 1941) auch der Herr Rutherford zu den Alten. Auch ihm war nunmehr bewusst, seine Tage würden nunmehr gezählt sein. Noch einmal wollte er seine fragwürdige Karriere mit einem Höhepunkt krönen. Und siehe da, es war ihm sogar vergönnt. Jener Zeugen Jehovas-Kongress des Jahres 1941 vom 6 . - 10. August, in St. Louis (Missouri, USA) sollte es sein.

Höre ich den Namen Missouri, fallen mir unwillkürlich zwei Romantitel ein, von dem Schriftstellers Friedrich Gerstäcker. Der eine davon handelt zwar in Arkansas (gleichfalls USA) mit dem Titel „Die Regulatoren von Arkansas",
und der andere titelt etwas eindeutiger:
„Die Flusspiraten des Missisippi". Und damit wäre man schon etwas näher dran am „Bibelgürtel" der USA.

Das Sujet jener Romane, auch eine bigotte religiöse Szene im Methodisten-Milieu. An frommen Augenaufschlägen ihrer Akteure mangelt es nicht. Aber auch nicht an ganz gewöhnlicher Kriminalität. Und siehe da, schafft man es wirklich, beide Romane bis zu Ende durchzulesen, ist man um eine Erkenntnis reicher, dergestalt, dass die grössten Strolche, sich als die mit den „frommen Augenaufschlagen" entpuppen.

Ob den auch Herr Rutherford jene Romane je gelesen hat, dürfte mehr als fraglich sein. Aber seine Rechtsanwalt-Laufbahn, begann er bekanntermaßen auch in Missouri. Aber in gewisser Weise, angesichts vorgenannter „historischer Vorbelastung", erweist sich Missouri sogar als ein „passender" Ort für einen neueren „großen Strolch mit „frommen" Augenaufschlag", namens Herr Rutherford.

Bei seinen bisherigen Kongressveranstaltungen in den USA, musste sich ja Herr Rutherford mit eher bescheidenen Anwesendenzahlen zufrieden geben. Hier in St. Louis schaffte er und die WTG, offenbar den markanten „Durchbruch".

Man weis es ja bereits von Deutschland. Vor dem ersten Weltkrieg waren hier die Russell-Getreuen ein kleines, kaum wahrnehmbares Häuflein. Ihr Raketenstart begann dann hierzulande nach dem Ende des Weltkrieges. Inflation und vielerlei andere Sorgen, taten das ihrige hinzu.

Traditionell feiert in den USA bigotte Frömmigkeit von jeher Triumphe. Begriffe wie „Bibelgürtel" beispielsweise, sind insbesondere auf die USA lokalisiert. Insofern war die USA-Religiosität im Jahre 1941 nicht viel anders, als auch in den Jahren davor. Allerdings, in den Jahren davor, wurden die Getreuen des Herrn Rutherford, nicht selten mit sozialen Unterklassen identisch, vielfach mit Naserümpfen bewertet.

Der Schmelztigel des Krieges, machte nunmehr auch nicht mehr um die USA einen Bogen. Und etlichen vormaligen Mittelständlern in den USA, verging nunmehr auch ihr „Naserümpfen". Sahen sie sich doch auch zunehmend der Gefahr ausgesetzt, selbst zu den sozialen Unterschichten heruntergedrückt zu werden. In dieser Konstellation wurde offenbar das Ideologie-Angebot der WTG (von jeher endzeitlich dominiert) auch für etliche der früheren „Naserümpfer" interessant. Und das äußert sich dann auch in der rasant angestiegenen Zahl von Anwesenden bei jenem St. Louis-Kongress.
„Trost" vom 15. 1. 1942, das seine Thematik aufgreift, berichtet auch:

„Das für Sonntag vormittags 11 Uhr abgekündigte Thema
„Kinder des Königs"
fand dermaßen Anklang, daß die Zahl der Zuhörer an diesem Tage auf 115 000 stieg. Schon frühmorgens um 7.30 Uhr hatten sich gegen 4000 Täuflinge zu einem Vortrag über die Bedeutung der Taufe eingefunden; und fast eineinhalbtausend von ihnen waren Kinder.
Seit Pfingsten des Jahres 33 nach Christo wurde niemals eine so große Anzahl zu gleicher Zeit und am gleichen Orte getauft. Zwei Stunden waren erforderlich, um an ihnen allen dieses Symbol dafür, daß sie sich Jehova geweiht hatten um seinen Willen zu tun, vollziehen zu können."

Bereits am ersten Kongreßtag wurden 64000 Anwesende vermeldet.

Da hatte Herr Rutherford in der Tat einen Rekordverdächtigen Erfolg zu verbuchen. Er sollte noch gesteigert werden, durch das auf diesem Kongress „freigegebene" Buch „Kinder". Um selbiges ebenfalls rekordverdächtig zu zelebrieren, berichtet „Trost":

"Diesmal aber befand sich auf den Plätzen vor der Rednertribüne und in den Logenplätzen rings herum ein außergewöhnliches Publikum - alles Kinder im Alter von 5 bis 18 Jahren, allein, ohne ihre Eltern."

Da dürfte sich wohl zu der Zeit, selbst noch der Rattenfänger von Hameln sich in seinem Grab umgedreht haben, vor Neid, über die nun so gewaltigere neue Konkurrenz, die sich da auftat.

Eine seiner Hauptthesen dabei, doch mit dem Heiraten bis nach Harmagedon zu warten. Und was soll in der „Wartezeit" vor allem getan werden? Man ahnt es schon so, ohne einer ausdrücklichen schriftlichen Bestätigung dazu zu bedürfen. Vor allem eines. Sich für die egoistischen Ziele der WTG-Führungskaste zu verausgaben. Wer nun ans Heiraten denkt, noch dazu in Kriegszeiten, dem schwirren sicherlich allerlei andere Sorgen durch den Kopf. Aber nicht unbedingt die WTG-Interessen an erster Stelle. Ergo befand Rattenfänger Rutherford, das „Übel" sei an der Wurzel zu packen.

„Trost" hat da auch ein besonders bezeichnendes Vokabular zur Hand. Wörtlich liest man in der „Trost"-Ausgabe vom 15. 1. 1942 auch den Satz:

„Im Königreich wird die große Volksmenge zum Herrn aufschauen, damit er einen jeden bei der Wahl eines Gatten führe und leite. Warum sollte also ein Mann, der die Aussicht hat, zur großen Volksmenge zu gehören, sich jetzt an ein Knochengerüst und eine Haarsträhne hängen ?"

Nun mache sich denn mal jeder seinen eigenen Kommentar zu dieser Art von WTG-Wortwahl!

Obwohl sich das alles in den USA, und nicht in der Schweiz abspielte, war selbiges auch dem Deutschsprachigen „Trost", eigens eine 32seitige Sondernummer wert. Nicht eingeordnet in die 24 Hefte des Jahrganges, sondern ausdrücklich als Zugabe! Zudem umfasst ein normales „Trost"-Heft 16 Seiten. Also auch hierbei eine Verdopplung!

Das gab es ansonsten nicht! Auch das bestätigt, welchen Euphorie-Charakter das für die zeitgenössische WTG hatte!

Die auf diesem Kongreß zelebrierte Buchverteilung an etwa 15.000 Kinder und Jugendliche, beschreibt diese Trost"-Sonderausgabe, mit den verdächtig nach Personenkult hoch zehn klingenden Worten:

„So kamen und gingen sie und hielten in der Hand das neue Buch. Einige kamen an dem geliebten Verfasser vorbei, grüßten ihn froh und dankbar -, und der Zug schien nicht enden zu wollen. ...Dies war der Höhepunkt monatelanger Vorbereitungen. Es war ein Anblick, der für immer im Gedächtnis haften bleibt. ... Die Brüder und Freunde waren überglücklich, in beinahe sieben Stunden fünf Ansprachen hören zu dürfen aus dem Munde des Präsidenten der Watchtower- Gesellschaft. ... Richter Rutherford sprach ferner unvorhergesehene Schlußworte. Wenn sie auch nicht wie die andern Vorträge auf Schallplatten aufgenommen wurden, wird sich die Menge der Zeugen Jehovas doch gut daran erinnern."

Die eigenen Geschäftsinteressen, verpackt in das WTG-übliche Endzeitkorsett, lässt man denn auch nicht außer Acht, wofür dann auch solche Sätze stehen, wie der:

„Die Gesellschaft hat eine Erstauflage von drei Millionen Exemplaren [englisch] angeordnet - das erste Mal in der Geschichte des Menschen und der Herstellung irgendeines gebundenen Buches, ganz gleich welcher Art, daß solches geschieht! Beweist dies denn nicht die Überzeugung der Gesellschaft, daß dieses Buch "Kinder" das vom Herrn gegebene Mittel ist, um Gottes "befremdendes Werk" auf Erden fortzusetzen, wenn nicht gar zu vollenden, und daß eine große Volksmenge noch hervortreten soll, ja daß jetzt, so spät, die Zeit hierfür gekommen ist?
Die Zeit vor Harmagedon war noch nie so kurz
wie heute."

Die WTG wäre nicht die WTG, würde sie nicht gleichzeitig alle sich bietenden Publicity-mäßigen Optionen extensiv nutzen, welche sich aus solch einem Spektakel erschließen, wofür dann auch der Satz steht:

„In den Vereinigten Staaten wurden in der Woche, die am 21. August 1941 endete, in sämtlichen RKO Pathe Newsreel Cinemas Filme gezeigt, die bestätigten, daß am Watchtower-Kongreß, der in St. Louis, Missouri, vom 6. bis 10. August getagt hatte, ,Jehovas Zeugen der heißesten Jahreszeit zum Trotz sich in einer Menge von 115000 in der Arena versammelt hatten."

Solch ein Satz wie der, darf offenbar im WTG-Bericht auch nicht fehlen:

„Sicherlich waren die heiligen Engel und vielleicht auch die auferstandenen Glieder des Leibes Christi anwesend und unterstützten und leiteten die Arbeit des Überrestes und ihrer Gefährten sowie der Kinder in diesem großen Zeugnis zur Ehre des Namens Jehovas."

Die ungeschminkte Diktatorenfratze offenbaren auch solche Sätze wie der im Kongressbericht:

„Der Präsident der Watchtower Bible and Tract Society ist darum das sichtbare Mundstück der Organisation, ist vom Herrn dazu ernannt, die einzuschlagende Taktik zu bestimmen und Organisationsanweisungen usw. zu erlassen. Selbstredend handelt er für die Organisation und so, wie er vom Herrn geleitet wird.
Besondere Organisationsanweisungen hinsichtlich des Felddienstes werden ausgesandt. Diese stützen sich auf die Heilige Schrift und sind in vollem Einklang mit der vom Herrn bei seinem ersten Kommen gegründeten Organisation. Diese Anweisungen sind für jeden in der Organisation verbindlich. Sie sind nicht der freien Wahl des einzelnen überlassen, sondern sind Gebot und Pflicht. Kein Diener in der Gruppe, wer es auch sei, hat irgendwelches Recht, sie abzuändern oder zu ergänzen.
Befolgt die erhaltenen Anweisungen stets als vom Herrn kommend. Erstattet dem Büro gemäß den Organisationsanweisungen Bericht, sodaß die Brüder dort, die Euren Bericht überprüfen, imstande seien, sie ..." entgegenzunehmen.

Man lasse sich auch mal nachfolgendes Detail des Kongressberichtes, „auf der Zunge zergehen.":

„Bei keiner theokratischen Hauptversammlung waren solch gründliche Vorbereitungen getroffen worden, um für die Kranken und Leidenden zu sorgen, wie zu St. Louis. Das "Lazarett" befand sich im Souterrain des östlichen Arenagebäudes. Dazu, wie auch für die Apotheke, den Samariterposten usw. wurde eine ganze Flucht Büros verwendet. Hier waren 52 verschiedene Ärzte ständig an der Arbeit, und ein Stab von 46 regulären und 50 Hilfspflegerinnen standen ihnen bei, um sich des endlosen Stromes der körperlich Hilfesuchenden anzunehmen.

Am Samstagabend, also am vierten Tage des Kongresses, berichteten die Verantwortlichen, daß 1896 Personen an jenem Tage behandelt worden seien.
Sozusagen jede bekannte Behandlungsmethode war hier vertreten: Allopathie, Homöopathie, Osteopathie, Chiropraktik, Neuropathie, Naturheilmethode; auch Spezialisten für Augen-, Ohren-, Nasen- und Fußleiden standen zur Verfügung und solche mit Apparaten für elektrische Behandlungen, ferner geübte Fachkundige in Wärmetherapie und Wasserheilmethode.

Diese gewissenhaften Ärzte arbeiteten unter ganz
widrigen Umständen. Zum Beispiel waren zu wenig Betten vorhanden, und es fehlte auch an elektrischen Apparaten und der elektrischen Ventilation. Dem Roten Kreuz und der Y. M. C. A. [Christlicher Verein Junger Männer] von St. Louis wurde Gelegenheit gegeben, mitzuarbeiten und das Notwendige für die kranken und leidenden Kongreßbesucher zur Verfügung zu stellen; aber ihre Verbindung mit dem Großgeschäft hinderte sie daran, den Kleinen des Herrn zu helfen. Einstimmig begannen sich alle zu entschuldigen, wie z. B.: sie hätten ihre Einrichtungen den Pfadfindern ausgeliehen, sie möchten ja gerne helfen, hätten aber weder Feldbetten noch Matratzen zur Verfügung usw., und ihre eigene Zungenfertigkeit bewies, wo ihr Herz war.

"Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich ... krank ... und haben dir nicht gedient?" (Matthäus 25: 44.)

Aber des Herrn Arm ist nicht zu kurz, und viele, wenn auch nicht alle, der benötigten Sachen begannen sich einzufinden. Liebe Freunde, die nichts als ihre Reisebetten hatten, um darauf zu schlafen, gaben sie freudig her, damit sie tagsüber für die Kranken gebraucht werden konnten, und holten sie abends für die Nacht wieder ab. Trotzdem waren die unerwarteten, noch nie dagewesenen Ansprüche an die Ärzte und ihre Gehilfen außerordentlich groß, und diese freiwilligen Arbeiter mußten ihren Dienst unter primitiven und ungünstigen Verhältnissen verrichten.
So gab zum Beispiel ein Naturarzt seinem Patienten Behandlungen, während dieser auf einer bloßen Holzpritsche lag, da weder ein Tisch noch eine Matratze zur Verfügung stand. Der Herr wird dieser Dinge gedenken, wenn er mit den religiös-medizinischen Autoritäten abrechnen wird, die zuließen, daß seine treuen Knechte durch solche Prüfungen gehen mußten.

Weitaus die meisten, die zur Behandlung kamen,
waren Opfer der Hitze. Außerdem wurden auch einige Unfälle behandelt, die Kongreßbesuchern auf ihrem Wege nach St. Louis oder nach ihrer Ankunft dort zugestoßen waren."

Man kann letzteren Bericht auch etwas kürzer fassen in die Worte:
Ein einziges Chaos, die medizinische Betreuung betreffend!

Und dann noch der entlarvende Satz von den Hitzeopfern. Ja was denn nun? Hatte man etwa erwartet im August es würde schneien?

Die Veranstalter eines solchen Massenspektakels müssen sich schon sagen lassen, mit selbst Schuld zu sein. Herr Knorr erwies sich ja mit seinen Kongress-Veranstaltungen bis 1958, dann als ein gelehriger Schüler des Herrn Rutherford, auch auf diesem Gebiete. Von beglaubigten Zeitzeugen indes weis man, etwa Josy Doyon in ihrem Buch „Hirten ohne Erbarmen", welch enormer psychischer Druck da ausgeübt wurde, um auch den letzten Widerwilligen noch, zu solchen Veranstaltungen zusammenzutrommeln.

Es ist eine Binsenweisheit. Die gesundheitliche Kondition verschiedener Menschen, pflegt auch verschieden zu sein. Wer da zu den Hitzeopfern gehörte, konnte mit etwas gesundem Menschenverstand, selbiges auch vorher erahnen, und eben die „Notbremse" ziehen, dergestalt. Macht mal eure Veranstaltung - dann aber ohne mich! Indes der interne Druck innerhalb dieser Organisation nimmt darauf keinerlei Rücksicht. Da werden noch Leute genötigt, die mit anderen Entscheidungen sicherlich besser bedient sind. Das mit dem Finger zeigen, auf Außenstehende, die da nicht halfen, ist billig, zu billig!

Am 8. 1. 1942 war Rutherford's Lebensuhr dann abgelaufen. „Trost" in seiner Ausgabe vom 15. 2. 1942 berichtet darüber. Man wolle keine besondere Laudatio deswegen veranstalten, lässt man weiter wissen. Indessen kann man diesen Aspekt auch etwas anders sehen. Die bereits zitierte „Trost"-Sonderausgabe enthält auch einiges Bildmaterial. Selbiges redet in seinen Bildtexten vom bereits verstorbenen Rutherford. Also erschien - in Deutsch - jene „Trost"-Sonderausgabe, obwohl auf den 1941er Kongress bezüglich, erst nach Rutherford's Tod. Laut „Trost" vom 15. 4. 1942, wurde jener „Trost"-Sonderausgabe auch erst auf dem ZJ-Kongress im April 1942 in Zürich, veröffentlicht.
Das zudem die Absicht bestand, eine Art Mausoleum für Rutherford zu errichten, lässt „Trost" ebenfalls unerwähnt. Pape etwa notiert dazu;

„Da Rutherfords Ableben abzusehen war, gründeten Knorr, Franz und Rutherfords Sekretär Heath eine Friedhofs-Gesellschaft und versuchten im Talhang hinter der Villa "Beth-Sarim" eine Begräbnisstätte genehmigt zu bekommen. Sie begannen mit dem Bau einer Krypta, in der Rutherford bestattet werden sollte und zu der dann seine Anhänger pilgern sollten.
Allerdings erhielten sie keine Genehmigung für den Friedhof und die Krypta, so daß Rutherford erst fast vier Monate nach seinem Tod nach New York überführt und dort beerdigt wurde."

Zu letzterem siehe auch
19562Covington

Re: Abgebrühte Strolche
geschrieben von:  Frau von x
Datum: 31. Januar 2012 17:57

Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
... Die Zeit vor Harmagedon war noch nie so kurz wie heute"

WT vom 15.NOVEMBER 2011 S.20:
... wir wissen, dass die Tage der heutigen Welt gezählt sind ...

Eine „Krähe" hackt der anderen nicht die Augen aus
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. Februar 2012 00:19
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Eine „Krähe" hackt der anderen nicht die Augen aus

Auf die in der „Trost"-Ausgabe vom 1. 2. 1942 enthaltene Anti-Raucher-Argumentation wurde schon früher eingegangen.
Siehe dazu 19352Rauchen

und ergänzend zu diesem Thema auch
19542Tabak

Die in St. Gallen (Schweiz) erscheinende (katholisch orientierte) Zeitung „Die Ostschweiz" publizierte in ihrer Ausgabe vom 11. 12. 1941, einen „Das System der Zeugen Jehovas" überschriebenen Artikel. In selbigem konnte man u. a. lesen:

„Die 'Zeugen Jehovas', die sich früher 'Ernste Bibelforscher' nannten, unternehmen derzeit eine neue Offensive in der Schweiz. In den größeren Städten, wie in Zürich, Basel usw. berufen sie Massenkundgebungen ein. In St. Gallen wurde die geplante Veranstaltung noch rechtzeitig verboten. Der nachfolgende Artikel gibt einen aufschlußreichen Einblick in der System der 'Zeugen'".

Nun gelangte dieser Artikel auch zur Kenntnis der „Trost"-Redaktion, und in ihrer Ausgabe vom 1. 2. 1942 geht sie auch auf ihn ein. Jedoch eben zitiertes redaktionelles Vorwort, lässt „Trost" in seiner Berichterstattung unberücksichtigt.

Weiter liest man im Artikel der „Ostschweiz":

„Behandeln wir erst den zweiten Punkt ihres Programms: Kampf gegen das sog. Christentum. Dies muß notwendigerweise in der Leugnung der christlichen, vor allem der katholischen Glaubenswahrheiten bestehen. Ihre diesbezüglichen Vorwürfe lassen sich wie folgt aus ihren Schrifttum zusammenstellen:

Die Unsterblichkeit der Seele ist eine Lüge Satans.
Das Dogma von der Dreieinigkeit Gottes ist eine Gott entehrende Lehre, ist ein trinitarischer Unsinn.
Fegefeuer und Hölle bestehen nicht, die katholische Lehre darüber ist gotteslästerlich.
Das Sakrament der Taufe wird von der katholischen Kirche unrichtig gespendet, denn es sollte durch Untertauchen vollzogen werden, und zudem dürfen nur Erwachsene getauft werden.
Die hl. Messe ist eine ungereimte Theorie, ein Scheinopfer, eine Grundirrlehre.

Der 1914 ausgebrochene Weltkrieg hat die Haltlosigkeit solcher Lehren bewiesen und erspart uns eine Widerlegung. Übrigens geben die Zeugen Jehovas selbst zu, daß sie sich darin geirrt haben.
Jetzt aber ist der Zeitpunkt der Wiederkunft Christi trotzdem gekommen, wie sie gerade in Zürich wieder verkündigt haben. Nun soll das falsche Christentum endgültig vernichtet werden in der großen Gottesschlacht, von ihnen genannt die Schlacht von Harmagedon.

Aber einige Fragen richten wir an diese Leute zur Beantwortung.
Wie überbrückt ihr diesen Zeitraum vom Tode des letzten Apostels bis zu Russell?
Wie wollt ihr schließlich beweisen, daß Gottes Zorn, den Ihr den christlichen Religionen androht, euch nicht treffen wird, wo doch in der Geheimen Offenbarung (22, 18-19) gedroht wird:

„Wer etwas hinzufügt, dem wird Gott die Plagen zufügen, von denen in diesem Buche geschrieben steht. Wer von den Worten dieses prophetischen Buches etwas wegnimmt, dem wird Gott wegnehmen seinen Anteil am Baume des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buche geschrieben ist."

Was es „Trost" nun offenbar besonders antat, war der Umstand, dass jener zitierte Artikel sich mehr oder weniger auf der „theologischen Schiene" bewegte. Und bei diesen theologischen Streitfragen wähnte sich denn auch „Trost" im Oberwasser, und bringt dies auch deutlich zum Ausdruck.

Theologengezänk, Ausblendung des gesellschaftspolitischen Verhaltens der Zeugen Jehovas. Ausblendung des totalitären Innenklimas bei ihnen. Wobei man für letztere Ausblendung, aus katholischer Feder, sogar noch ein gewisses Maß an „Verständnis" aufbringen kann. Den eine totalitäre Krähe, wird der anderen totalitären Krähe, nur schwerlich „zu nahe treten". (Vielleicht gibt es gewisse Abstufungen beim Grad der Totalität, kaum jedoch bei der prinzipiell antidemokratischen Orientierung).

Insofern war - unterm Strich - dieser Artikel sogar ein „gefundenes Fressen" für die „Trost"-Redaktion. Es gibt genügend andere Beispiele, wenn die wirklich neuralgischen Punkte angesprochen werden, dass dann „Trost" sich keinesfalls in der Lage sieht, wie im Falle dieses Artikels, sich auf die Linie zurückzuziehen:

„Trotz manchen Entstellungen enthält diese Darstellung doch auch einmal eine ganze Reihe wahrheitsgetreuer Mitteilungen."

Re: Eine „Krähe" hackt der anderen nicht die Augen aus
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. Februar 2012 11:17

Drahbeck
... Die in St. Gallen (Schweiz) erscheinende (katholisch orientierte) Zeitung „Die Ostschweiz" publizierte in ihrer Ausgabe vom 11. 12. 1941, einen „Das System der Zeugen Jehovas" überschriebenen Artikel. In selbigem konnte man u. a. lesen: ...

„Behandeln wir erst den zweiten Punkt ihres Programms: Kampf gegen das sog. Christentum. Dies muß notwendigerweise in der Leugnung der christlichen, vor allem der katholischen Glaubenswahrheiten bestehen. ...

Was es „Trost" nun offenbar besonders antat, war der Umstand, dass jener zitierte Artikel sich mehr oder weniger auf der „theologischen Schiene" bewegte. Und bei diesen theologischen Streitfragen wähnte sich denn auch „Trost" im Oberwasser, und bringt dies auch deutlich zum Ausdruck.Exkurs:
Gefangene der Tradition

Namentlich die etablierten sogenannten "Großkirchen" sind Gefangene ihrer Tradition.
Die Trinitiät's (oder Dreieinigkeitslehre) aus der Motivation entstanden, sich vom Judentum abzusetzen, nicht länger bloß als jüdische Sekte gelten zu wollen, sondern eigenständig zu sein. Und diese Entwicklung wurde nachhaltigst von einem Paulus eingeleitet, dem es gelang das ursprüngliche Judenchristentum zunehmend in die Bedeutungslosigkeit zu verabschieden.
Bereits seit Konstanins Zeiten, erlangte dann das so "deformierte" Christentum den Rang einer staatlich protegierten Religion. Damit indes, war noch nicht das "Ende der Fahnenstange" erreicht.
Eine wesentliche weitere Etappe wird dem römischen Kaiser Theodosius I. (347 - 395) zugeschrieben.
Ein erhellendes Dokument dazu wird auch in dem 1905 erschienenen Buch von Gustav Krüger:
"Das Dogma von der Dreieinigkeit und Gottmenschheit in seiner geschichtlichen Entwicklung dargestellt," zitiert.
Krüger rekapituliert in ihm auch:

"Im Jahre 380, erließ Kaiser Theodosius ein Gesetz, in dessen Eingang es heißt:

„Alle Völker, über die wir ein mildes und gnädiges Regiment führen, sollen, so ist unser Wille, die Religion annehmen, die der göttliche Apostel Petrus den Römern überliefert hat und der, wie wir wissen, auch Bischof Damasus (von Rom) sich anschließt, sowie Petrus, der Bischof von Alexandrien, ein Mann von apostolischer Heiligkeit: will sagen, daß wir nach der apostolischen Predigt und der evangelischen Lehre die eine Gottheit des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes in gleicher Majestät und verehrungswürdige Dreieinigkeit glauben.

Wer dies Gesetz befolgt, der soll, so befehlen wir, den Namen eines katholischen Christen führen. Die übrigen aber, die wir für unsinnig und rasend erklären, sollen den Schimpf ketzerischer Lehre tragen. Ihre Winkelversammlungen, sollen den Schimpf ketzerischer Lehre tragen. Ihre Winkelversammlungen sollen nicht Kirchen genannt werden, sie selbst aber verfallen der göttlichen Strafe, dann aber auch der, die wir nach des Himmels Willen über sie verhängen uns entschließen werden."

Weiter in den Ausführungen von Krüger:

"Nur zwei Bischöfe, der von Cyzikus an der Propontis und der von Ptolemais in Libyien, weigerten bis zuletzt ihre Unterschrift. Sie wurden verbannt, wie selbstverstänlich auch Arius, dessen Anhänger ein kaiserliches Edikt mit dem wenig schmeichelhaften Namen „Porphyrianer", also Christusfeinde belegte.
Von manchem Unterzeichner wird gegolten haben, was ein späterer Kirchenlehrer mit bitteren Spott so ausdrückt: sie hätten gedacht, das bisschen Tinte werde das Herz nicht schlechter machen. Eusebius von Nikodemien hat seine Unterschrift sicher nicht ernst genommen. Er nahm den verbannten Arius bei sich auf, was seine Absetzung bald nach dem Konzil zur Folge hatte. Der Arm des Kaisers begann sich zu regen."

Und als weiteren Kommentar kommt Krüger zu dem Resultat:

"Der Kampf um das Dogma beginnt in dem Augenblicke da er beigelegt zu sein scheint."

Nun hat sich Russell in diesem Kirchengeschichtlichen Disput in der Tat eindeutig positioniert.
Und der von den Trintariern dann auf den Scheiterhaufen beförderte Servet, belegt in der Tat die These;
"Der Kampf um das Dogma beginnt in dem Augenblicke da er beigelegt zu sein scheint."

Noch eine Anekdote, welche dem Vernehmen nach Martin Luther zugeordnet sein soll:

„Also sagt man, wie ein Doktor habe einen Köhler zu Prag auf der Brücke aus Mitleiden als über einen armen Laien gefragt:
Lieber Mann, was glaubst du?
Der Köhler antwortete:
Das die Kirche glaubt.
Der Doktor:
Was glaubt denn die Kirche?
Der Köhler:
Das ich glaube.
Danach da der Doktor hat sollen sterben, ist er vom Glauben so hart angefochten worden im Glauben, daß er nirgend hat können bleiben noch Ruhe gehabt, bis er sprach:

Ich glaube, das die Kirche glaubt.“

„Bruder Klaus hilft"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 29. Februar 2012 00:50
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
„Bruder Klaus hilft"

In optisch durchaus hervorgehobener Form, berichtet „Trost" in seiner Ausgabe vom 15. 2. 1942 (das war jene Ausgabe, welche auch über den Tod Rutherford's berichtete):

„Wie unseren Lesern in Erinnerung sein wird, wurde der Ende November 1941 für St. Gallen vorgesehene Lichtbildervortrag über das Thema "Weltfriede nur durch Gottesherrschaft" verboten.
Dieses Verbot ist nun aufgehoben worden, und der Vortrag fand am Sonntag, dem 25. Januar im Restaurant "Schützengarten" bei sehr gutem Besuch ohne die geringste Störung oder Gefährdung der öffentlichen Sicherheit statt.
Die Presse-Agentur Heinrich Metzler, St. Gallen, beeilte sich, vom Verbot den verschiedensten, meist katholischen Zeitungen Mitteilung zu machen. Wird sie sich ebenso beeilen, die Aufhebung des Verbotes bekanntzugeben?"

Ohne genannte „Presse-Agentur" (vordem auch als SPK bekannt) im Detail zu kennen. Wie schon früher ausgeführt ist mir ein Nachweis selbiger im wissenschaftlichen Bibliothekswesen nicht bekannt. Auch kein eventueller Sammlerbestand bei einen der einschlägigen Sammler „graue Literatur" die Zeugen Jehovas betreffend. Also ohne ein eigenes Urteil an Hand der Quellen bilden zu können, scheint es mir doch ausgemachte Sache zu sein, dass genannte „Presse-Agentur" diesem WTG-Ansinnen wohl kaum nachgekommen sein dürfte. War es doch ihr erklärtes Ziel, möglichst ein Verbot der WTG-Tätigkeit, auch in der Schweiz zu initiieren.
Dafür spricht auch jenes Zitat aus „Trost" vom 15. 4. 1942:

„Jehovas Zeugen und ihre Freunde wissen, daß die Katholische Aktion sich zum unabänderlichen Ziel gesetzt hat, daß das Werk der Zeugen Gottes stillgelegt werde, denn sie hat gesagt:

"Der Kampf geht weiter bis zum Endziel:
Verbot und Aufhebung der Europäischen Zentrale der ,Zeugen Jehovas' (Bibelforscher) in Bern."
(SPK vom 1. August 1940)"

Der „Graben" war tief und breit, welche diese Gegner trennte. Darüber kann kein Zweifel bestehen. Übrigens kündet die genannte „Trost"-Ausgabe an anderer Stelle auch davon, indem sie sich polemisch mit einem Artikel der in Bern erscheinenden Zeitung „Die Nation" auseinandersetzt. Wie auch in diesem Falle zu erwarten, offeriert „Trost" aber nur Bruchstücke aus jenem Text, der da für die eigene Entrüstung herhalten muss. So sei denn erst mal der „Stein des Anstosses" für die WTG, etwas näher vorgestellt.

In Glossenform schreibt „Die Nation" in ihrer Ausgabe Nr. 53/1941, unter der Überschrift:
„Sind Sie nicht auch der Meinung?
Wenn zwei sich streiten", das nachfolgende:

„Die Zeitschrift der 'Zeugen Jehovas' 'Trost' und das Organ der katholischen Aktion 'Das neue Volk' sind nicht gut zu sprechen aufeinander.

[Einfügung: Auch wenn 'Die Nation' keinen Quellennachweis liefert, dürfte es wohl offenkundig sein, dass auch der Artikel des Prälaten Mäder, auch noch als selbstständige Broschüre erschienen, mit dem Titel 'Dynamit unter dem Schweizerhaus', welcher im 'Neuen Volk' vom 26. 7. 1941 erschien, für die Zeugen Jehovas ein besonderer Stein des Anstosses war. Ende der Einfügung]

Die ganze Polemik ist nicht uninteressant - jedenfalls kann man sich eines schmunzelnden Lächelns nicht erwehren, wenn man hört, wie sich die feindlichen Ritter bekriegen.
So liest man im 'Trost' folgende ergötzlichen Aufzeichnungen, die dem katholischen Organ entnommen und von den 'ernsten Bibelforschern' mit recht giftigen Bemerkungen versehen wurden:

'Bruder Klaus hilft'
'Durch die Fürbitte des sel. Bruders Klaus konnten wir eine Liegenschaft gut verkaufen. Ihm sei Dank für seine Hilfe ...'

Anmerkung: Besteht vielleicht ein Zusammenhang zwischen diesen erwarteten Beiträgen von Fr. 1,- bis 50,- und jener katholischen Erklärung: 'Der Heilige schläft nicht ...

Das 'Neue Volk' geht aber nicht aufs Glatteis. Es will sich anscheinend nicht auf heikle theologische Fragen einlassen und begnügt sich mit folgender Erklärung:

Was ist denn das -
'Zeugen Jehovas'
... Woher Herr Russell seine göttliche Sendung hat, weis ich nicht, jedenfalls nicht vom heiligen Geist. Der gegenwärtige Präsident ist Herr Rutherford in Amerika, ein geistiger Brandstifter und schädlicher Gartenwurm, der jeder christlichen Pflanze Schaden bringt. -

Herr Franz Zürcher, ehemaliger Redaktor des 'Trost' (vorher 'Goldenes Zeitalter') wurde mit Herrn M. C. Harbeck, dem Direktor der Bibelforscher-Zentrale in Bern, im Jahre 1937 vom Berner Obergericht wegen Herabwürdigung der Religion verurteilt.
Herr Franz Zürcher ist bekannt als massiver Hetzer gegen die katholische und protestantische Kirche, Verfasser des 'Kreuzzuges gegen das Christentum', erscheinen 1938 im Europa-Verlag Zürich und beschlagnahmt vom Schweizerischen Armeekommando.

Herr Harbeck bekam 'heissen Wüstensand' zu spüren; er musste die Schweiz verlassen ... Warum?
Es wurde ihm nachgewiesen, dass er in Moskau eine Konferenz mit führenden Regierungspersönlichkeiten und Leitern der Gottlosenbewegung hatte. Was sollte das bedeuten?
Er wollte als Bibelforscher gemeinsame Sache mit den bolschewistischen Stalinleuten machen. Das ist eine Gemeinheit. Alle Achtung vor unserer Schweizerbehörde, dass sie diesem 'Ernsten Bibelforscher' alias 'Zeugen Jehovas' den 'heissen Wüstensand' unter die Füsse warf.

Die Heilige Schrift ist auch nach Ansicht der 'Zeugen Jehovas' Gottes Wort, aber sie sei von der katholischen wie auch von der protestantischen Kirche grundfalsch ausgelegt worden, und die Glaubenslehre dieser Religion beruhe einzig und allein auf dieser Bibelforschung, die tatsächlich unter dem Einfluss Satans entstanden sei. Was sich also heute Christentum nennt, sei nicht Christentum, sondern ein Werk des Teufels, und die Anhänger, also auch die christliche Welt oder das Christentum, seien unter der Herrschaft Satans usw. usw. Das ist eine ihrer Lehren.

Ja, das sind die Zeugen Jehovas, das ist ihr Geist. Fort mit ihren Schriften ins Feuer. Sie sind nicht einmal wert, in die Altstoffsammlung aufgenommen zu werden.

Herr Franz Zürcher wollte in St. Gallen über das Thema 'Weltfrieden durch Gottesherrschaft' sprechen. Nun teilt die Schweizerische Presse Agentur unter dem 29. November 1941 mit:
Das Polizeidepartment des Kanton St. Gallen hat die auf den 30. November, abends, im grossen 'Schützengraben'-Saal angesagte Versammlung mit Lichtbildervortrag, veranstaltet von den 'Zeugen Jehovas' (Bibelforscher) verboten.
Ganz klar, die Belange des Christentums müssen geschützt werden."

An der Gegenpolemik des „Trost" zu vorstehenden Ausführungen, fällt schon mal auf. Der Aspekt. Verurteilung „wegen Herabwürdigung der Religion", im Jahre 1937, in zweiter Gerichtsinstanz gegen WTG-Funktionäre, wenn auch durch den anrüchigen Boris Toedtli erreicht. Darauf geht die WTG jetzt nicht mit ein. Man kann dieses Schweigen auch so deuten. Sonderlich „wohl in ihrer Haut" fühlt sie sich dabei wohl nicht.

Zu den Sondierungen des Harbeck, mit sowjetischen Kreisen, versucht „Trost" dergestalt abzulenken. Harbeck habe ja auch mit Nazifunktionären verhandelt. Das ist wahr. Dennoch muss sich die WTG schon sagen lassen. Wer mit dem Teufel dinieren will, muss einen „ziemlich langen Löffel haben." Man kann sich in Gesamteinschätzung der Lage nicht des Eindruckes erwehren. Das Bekanntwerden der Harbeck'schen Sondierungen, bei Sowjetfunktionären, bedeutete in der aktuellen Tagespolitischen Situation, seinen „moralischen Tod".

Auffällig auch. Es wurden zeitgenössisch, keinerlei Detailbegründungen nachvollziehbarer Art veröffentlicht, weshalb denn nun Harbeck aus der Schweiz wieder verschwinden musste, so wie er einst gekommen war. Seine „Abberufung" erfolgte von WTG-Seite klammheimlich. Einen Schweizer Pass hatte er in seinen Schweizer Jahren auch nicht erhalten. Als Bürger mit US-Pass, ist ein „vor die Tür setzen" veranlasst durch Schweizer Behörden, so wie es jener Artikel darstellt, durchaus als im Rahmen des möglichen einzuschätzen. Das Schweigen der WTG gerade zu diesem Punkt, scheint diese These zusätzlich zu bestätigen.

Wenn jener Artikel allerdings mit dem Satz endet:
„Die Belange des Christentums müssen geschützt werden"; dann setzt er katholische Interessen mit „dem" Christentum gleich. Das aber ist eine grandiose Fehleinschätzung, die letztendlich auch auf der Schweizer Behördenebene, keinen Bestand hatte.

Rutherford's Tod im Spiegel der Presse
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 25. März 2012 23:28
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Rutherford's Tod im Spiegel der Presse
Der heutige Beitrag wurde aus sachlichen Gründen, separat gespostet.
Siehe zu ihm:

Mysnip.121950

Gottbildnertum
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. April 2012 20:11
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Gottbildnertum
„Aus dem Lande der Seele" titelt „Trost" in seiner Ausgabe vom 1. 4. 1942.
Eine bekannte Zeitung hätte unter dieser Überschrift einen Bericht über „geheimnisvolle Erlebnisse, welche mit dem wie Trost sagt: „angeblichen Fortleben der Seele nach dem Tode und mit mystischen Kräften der lebenden oder verstorbenen Seele zusammenhängen, wie etwa Hellsehen, Wahrträume, Begegnungen mit Seelen im Jenseits" berichtet.

Bereits nach dem ersten Weltkrieg hatten Thesen vorgenannter Art, einen besonderen „Konjunkturfrühling". Stellvertretend auch für anderes kann man da den Namen Rudolf Steiner (Anthroposophie, Waldorf-Schulwesen) mit seinem „Wie erlangt man Erkenntnis der höheren Welten" nennen. Das Leid des Krieges, bildete eine wesentliche Nährbasis dessen.

Bereits vor dem ersten Weltkrieg, gab es eine beachtliche Entfremdung breiter Bevölkerungsschichten von den „Großkirchen". Auch nach dem Weltkrieg, setzte sich die Kirchenaustrittswelle, einstweilen fort. Nun aber im Hinblick auf jene Strömungen, für die der Name Steiner stellvertretend steht, schöpften kirchliche Kreise doch wieder ein gewisses Maß von Hoffnung. Philosohisch als Streit zwischen Materialismus und „Idealismus" auch bezeichnet. Oder etwas krasser letzteres, auch wie Lenin es mal formulierte. „Gottbildnertum". Und eben die Seelenlehre bildet für die „Gottbildner" „die" wesentliche Substanz.

Waren kirchliche Kreise auch dergestalt nicht erfreut, dieweil (wie auch der Gegenpol das „Sektenwesen") sich das alles außerhalb ihrer eigenen angestammten Mauern abspielte. Sie materiell also davon nicht profitierten, so waren sie andererseits „ganz hin- und hergerissen". Ja es gab und gibt kirchliche Strömungen, die in diesem Gegenpol zum „Materialismus" ihren „letzten Rettungsanker" sehen.

Nun waren aber die „Bibelforscher" (Zeugen Jehovas), schon seit ihren allerersten Tagen, in kirchlichen Kreisen als „Seelenmörder" verschrieen. Indem nun erneut, unter kriegerischen Rahmenbedingungen (zweiter Weltkrieg) die „Gottbildner" einen neuen Konjunkturfrühling erlebten, musste sich auch die WTG, mit dem Vorwurf ihrer kirchlichen Gegner „Seelenmörder" zu sein, auseinandersetzen. Das ist dann auch die Substanz, die da „Trost" offeriert.

Besonders oberflächliche kirchliche Kreise, ordneten das Bibelforscherische „Seelenmördertum" ja pauschal dem „Materialismus" zu. Besonders üble Exemplare gingen noch weiter und behaupteten . „Seelenmörder" und „politische Kommunisten" wären ein und dasselbe. Damit gingen jene kirchlichen Kreise in der Tat zu weit.

Es ist ja beim „Seelenmördertum" dergleiche „Spagat" wie bei der Frage „Jenseits". Besonders holzgeschnittene kirchliche Kreise haben ja einen „Schlager" in ihrem Repertoir: das „Jenseits", das „alles richtet". Formal verkünden die Bibelforscher/Zeugen Jehovas aber kein „Jenseits". Nur, sieht man sich deren Harmagedonlehre näher an, erweist auch sie sich als eine Variation (unter anderem Firmenschild) eben der grundsätzlichen Jenseits-Orientierung der Religion insgesamt.

In dem „Trost"-Artikel werden nun Argumente angeführt, welche die Vereinfachung „Seelenmördertum = gleich Materialismus" zurückweisen. Da müssen dann halt die Dämonen herhalten, welche für jene „Erscheinungen" „verantwortlich" seien, welche die „Gottbildner auf Seelenbasis" denn so als „Kronargumente" zu offerieren pflegen. Da es ja mehr als genügend Leute gibt, die auch an verbogene Gabeln und wiederbelebte Uhren glauben, wird dieser Streit wohl weiter unentschieden bleiben.
Kongress Zürich 1942
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 30. April 2012 03:35
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Kongress Zürich 1942

Unter Ausschluß der Öffentlichkeit (Zutritt hatte nur, wer ein von den Zeugen Jehovas zuvor ausgegebenes Kongressabzeichen vorweisen konnte), veranstalteten selbige in der Zeit vom 3. - 5. 4. 1942 in Zürich einen Kongreß.
Eines seiner Highlight die Zelebrierung der Herausgabe des Rutherford-Buches „Kinder".
In den USA war ja jenes Buch schon auf dem Kongreß 1941 in St. Louis „freigegeben" wurden, und mit zeitlicher Verzögerung in deutscher Übersetzung nunmehr auch in der Schweiz.

Wie in den USA zelebrierte man das so, dass eigens alle anwesenden Kinder und Jugendliche, ein Exemplar jenes Buches in die Hand gedrückt bekamen, um sie mittels dieser „Zeremonie" quasi auf die WTG-Organisation „einzuschwören"

Auch von dem neuen WTG-Präsidenten Knorr bekamen die Anwesenden bereits ein erstes Grußtelegramm verlesen.
Noch ein „Highlight" gab es. Die 32seitige „Trost"-Sonderausgabe, über den WTG-Kongreß St. Louis (USA) 1941, wurde ebenfalls auf diesem Zürcher Kongreß „freigegeben".
Siehe zu dieser auch:
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,122282,122547#msg-122547
31. Januar 2012 01:24

Aber schon wird die „Weichenstellung" sichtbar. Rutherford hatte ja darauf orientiert, der zweite Weltkrieg „münde in Harmagedon" aus. Da wollte Knorr offenbar schon so nicht mehr mitspielen, und legte Wert auf Zeitgewinn. Das alles in vermeintlich „biblischer" Verbrämung serviert. Der „Bibelprophet Daniel" musste wieder einmal dafür herhalten. „Trost" vom 15. 4. 1942 berichtet dazu:

„Aus dem Vortrag vom Samstagabend
"Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen" ... Eines der Geheimnisse, das wir so gerne gelüftet sehen möchten, bespricht die Wahrheit über Daniel. Das elfte Kapitel, die letzten Verse besonders, lauten:

"Aber Gerüchte von Osten und von Norden her werden ihn erschrecken, und er wird ausziehen in großem Grimme, um viele zu vernichten und zu vertilgen. Und er wird sein Palastzelt aufschlagen zwischen dem Meere und dem Berge der heiligen Zierde. Und er wird zu seinem Ende kommen, und niemand wird ihm helfen."

Weiter wähnte man:

„In den göttlichen Prophezeiungen wird wiederholt von der "Zeit des Endes" und den Geschehnissen zu dieser Zeit gesprochen. Der Allmächtige sagte durch seinen Propheten Daniel: "Das Ende kommt erst zur bestimmten Zeit". Diese Worte sind eine Gewähr von, Jehova, daß das Ende der durch die dunklen Mächte der Bosheit ausgeübten Herrschaft über die Welt kommen wird, und zwar zu der von Gott bestimmten Zeit. Nichts vermag diese Zeit aufzuhalten oder zu ändern.
Gott sagte zu Daniel, als dieser mit dem Niederschreiben der Prophezeiung zu Ende war:

"Und du Daniel, verschließe die Worte und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes. Viele werden es durchforschen und die Erkenntnis wird sich mehren. ... Du aber gehe hin bis zum Ende und du wirst ruhen und wirst auferstehen zu deinem Lose am Ende der Tage."

Und mit ihrem vermeintlich „direkten Draht zu Jehova" verkauft die WTG sich nun als derjenige, der das alles „enthüllen" könne. Zu ihren Belehrungen gehört dann auch die:

„Im "König des Nordens" erkennen wir jene Macht, die vom Widersacher Gottes geschaffen und organisiert worden ist, der erklärt hat, daß er sich in Autorität niedersetzen werde "im äußersten Norden" als ein Rivale des allmächtigen Gottes Jehovas und ihm zum Trotz. ...

Beide Könige sind Feinde der Theokratie. Es sind Konkurrenzmächte in dieser Welt, die beide nach Weltherrschaft streben. Und da die Heilige Schrift klar zeigt, daß "die ganze Welt im Bösen liegt", folgt, daß sowohl "der König des Südens" als auch "der König des Nordens" unter der Gewalt der Dämonen stehen, deren Oberster Satan, der Fürst dieser Welt, ist."

Weiter meint man zu wissen:

„Es ist nun äußerst interessant, festzustellen, daß nach dem vierzigsten Verse jener Prophezeiung in Kapitel elf der "König des Südens" aus dem prophetischen Bilde verschwindet. Nirgends geht aber aus der Prophezeiung hervor, daß der "König des Nordens" im Krieg, der sich zwischen den beiden "Königen" abspielt, Sieger wäre, noch deutet die Prophezeiung an, daß der "König des Südens" vom "König des Nordens" im Kampf überwunden werde."

Daraus meint man ableiten zu können:

„Und nun die Frage: Wird der Weltkonflikt mit einem entscheidenden Siege der einen oder andern Partei enden? Die Prophezeiung deutet auf den gegenteiligen Ausgang hin. ... Alle Prophezeiungen und die Geschehnisse deuten darauf hin, daß die kämpfenden Nationen früher oder später eine Art Friedensvertrag eingehen werden."
So schrieb das New Yorker "Journal American" am 4. September 1941 die folgenden treffenden Erklärungen:

"Der Papst bereit, Friedensbesprechungen beizuwohnen" - "Der Papst wird einen jahrhundertelangen Frieden zu schaffen suchen" ...

In diesem Artikel heißt es unter anderm, daß es die beständige Hoffnung und das ständige Gebet des Papstes Pius XII sei, daß solches erreicht werden möge. Er ziehe in Erwägung, den Vatikan als Sitz der Friedenskonferenz anzubieten."

Die zeitgenössische WTG spekuliert also. Wenn denn das Kriegsende mal eintritt (1942 noch in weiter Ferne), würde der Papst eine herausgehobene Rolle dabei spielen.

„Es mag erwartet werden, daß die römisch-katholische Hierarchie in dieser Friedenskonferenz eine führende Rolle übernehmen wird. Dann wird die vereinte Herrschermacht, besonders das religiöse Element, den Weltfrieden ausrufen."

Selbigem meint man aber bescheinigen zu sollen:

„Dieser Friede (wird) aber von sehr kurzer Dauer sein:

"Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! dann kommt ein plötzliches Verderben über sie

Letzterer Gummiband-Bibelspruch muss den auch für die WTG zum xtem male herhalten. Die „Krönung" dieser Art von Auslegung sieht die WTG offenbar in der Aussage:

„Auf diese Zeit Bezug nehmend sagt nun die Prophezeiung Daniels:

"Aber Gerüchte [englische Bibel: Nachrichten] von Osten und von Norden her werden ihn erschrecken, und er wird ausziehen in großem Grimme, um viele zu vernichten und zu vertilgen." ...

"Die Gerüchte" oder "Nachrichten", die laut der Prophezeiung aus dem "Osten" und "Norden" kommen, erschrecken nicht nur den "König des Nordens", sondern beunruhigen in hohem Maße alle Menschen, die ihren Glauben in diese Einrichtungen setzen. ...
Von woher kommen denn die erschreckenden "Gerüchte"? Offenbar von Jehova und Christus Jesus. Was auch immer diese "Gerüchte" sein mögen, so beunruhigen sie doch in hohem Maße die irdische Organisation. ... Diese "Nachrichten" sind eine Warnung von Jehova, daß Harmagedon kommt."

Damit ist die WTG wieder bei ihrem Lieblings-Gummiband „demnächst" angelangt.
In der Form des WTG-Buches „Die Neue Welt", konnten (zumindest in der Schweiz) einige Zeit danach, die Zeugen dieses ganze Auslegungsgestrüpp nochmals nachlesen, um darauf zu warten, dass der „Herr Papst sich für die Nachkriegs-Friedenskonferenz herausputze", was denn in ihrer Lesart identisch wäre, mit dem ominösen Ausruf von „Friede und Sicherheit".

Re: Kongress Zürich 1942
geschrieben von:  X ~ mysnip
Datum: 05. Mai 2012 10:18

Drahbeck

"Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! dann kommt ein plötzliches Verderben über sie

Letzterer Gummiband-Bibelspruch muss den auch für die WTG zum xtem male herhalten.

WACHTTURM 1. Juni 2012 S. 4
Orakel in alter Zeit waren als zweideutig und unzuverlässig bekannt ...

Die WT-Autoren meinen, die Bibel sei anders. Ist sie das?

Re: Propaganda
geschrieben von:  X ~ mysnip
Datum: 06. Mai 2012 12:26
Sollte die Bibel zuverlässig sein, warum dann die ständige Unzuverlässigkeit bei ihren Auslegern?

1914 - 1925 - 1975

WACHTTURM 15. Januar 1970 S. 41
Warum gehen die menschlichen Voraussagen über bessere Zeiten und über eine friedliche Welt nicht in Erfüllung?
Weil sie gewöhnlich auf Illusionen, nicht auf Tatsachen beruhen. Sie dienen auch großenteils nur Propagandazwecken.

Was wird aus dem Winter?
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 27. Mai 2012 03:12
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Was wird aus dem Winter?

In der Rubrik „Fragenbeantwortung" des „Trost" vom 1. 5. 1942 wird angefragt:

„Ich möchte anfragen, ob es im Königreich Gottes auch einen Winter gibt; denn in l. Mose 8:22 steht ja geschrieben:

"Forthin alle Tage der Erde sollen nicht aufhören Saat und Ernte, und Frost und Hitze, und Sommer und Winter, und Tag und Nacht."

Aber gerade im Winter gibt es so viel Unglück und Todesopfer durch Lawinen, Wasserleitungen müssen aufgetaut werden oder der Frost zersprengt sie, und die Wohnungen sind kaum warm genug zu bringen, um nicht zu frieren. Im Sommer zerstört Hitze oft gebietsweise Saat und Ernte. Dies alles könnte doch unmöglich im Königreich auch so sein? Oder wird es keinen Winter geben, da ja zu Adams Zeiten im Garten Eden nichts von einem Winter erwähnt ist, und die Menschen nicht bekleidet war. Würde wohl Offenbarung 21:4 und Jesaja 65:17 zu der Hoffnung berechtigen, daß diese Naturextreme aufhören werden, oder kann es noch Schnee geben und nur so kalt sein, daß es für den Menschen erträglicher ist?"

Irgendwie erinnert mich dann doch die darauffolgende „Trost"-Antwort an einen „Aal der sich windet bis zum geht nicht mehr".

Nach Harmagedon würde aller Fluch weggenommen, meint „Trost" dozieren zu sollen.

„Sogar das Übermaß an körperlicher Arbeit "im Schweiße deines Angesichts", das zum Fluch über Adam gehörte, wird aufhören."

Und weiter:

„Durch den Dienst der Engel und die Vorsicht oder Klugheit der Menschen werden ernste Unglücksfälle verhütet. Die Erde wird ihren Ertrag geben, und die Schmach einer Hungersnot wird nicht mehr sein."

„Es ist vernünftig, anzunehmen, daß Sommer und Winter so lange bestehen bleiben wie Tag und Nacht oder Saat und Ernte, solange die buchstäbliche Erde besteht, also ewig.
Wenn dann jemand bei Frost die Wasserleitung springt, so hat er es reichlich verdient und er wird durch den gelinden Schaden klug werden. Mangel an Heizmittel wird es ja dann nicht mehr geben. Überdies gibt es ja heute schon weite Gebiete, wo nie Schnee fällt, wo kein Winter eintritt und nie Frost ist: in den Tropen."

Aber das nun gar der Winter aufhören würde, mag auch „Trost" nicht sagen. Es zieht es vor, sich lieber auf diese Linie zurückzuziehen:

Dann meint man weiter zu wissen:

„Niemand wird ... gezwungen sein, dort zu wohnen, wo ihm die allgemeine Wetterlage nicht behagt. Der Reichtum der Mannigfaltigkeit wird nicht verschwinden und jeder wird ein Plätzchen finden an der Sonne, wo er denken kann, es sei nirgends "noch schöner". Denn die Bedürfnisse der Menschen sind verschieden. Manche ziehen die heiße Zone, andere die Polarzone der gemäßigten vor. Es ist uns nicht bekanntgegeben, ob die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Körpers derart sein wird, daß auch in den Polargegenden bei "ewigem Schnee" die Menschen auf jede Kleidung verrichten können, wie im Garten Eden. Wir sehen aber, daß die Eisbären sich wohl fühlen, selbst im Eiswasser, folglich erträgt ein geeigneter Organismus aus Fleisch und Blut sogar Frost ohne Unbehagen. Ähnlich, aber entgegengesetzt, ertrugen die drei Jünglinge im Feuerofen "unerträgliche" Hitze. Man wird dies ein Wunder nennen; aber warum soll es im Königreich Gottes keine Wunder geben?"

Summa Summarum, kann jeder aus dieser „Trost"-Antwort das herauslesen, was er ohnehin schon vorher als seine Meinung hatte.

Brunner contra Rutherford
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 30. Mai 2012 01:10
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren

In einem ganzseitigem Reklame-Inserat der „Trost-Ausgabe vom 15. 5. 1942 für das zu jenem Zeitpunkt neu herausgekommene Rutherford-Buch „Kinder", wird quasi als Vergleich ein Zitat bemüht, und diesem Zitat ein anderes aus dem Buch „Kinder" gegenübergestellt.

Danach soll der Züricher Theologieprofessor E(mil) Brunner in seinem Buch „Das Wort Gottes und der moderne Mensch" (S. 43) geschrieben haben:

„Soviel ist klar: Die Adams- und Paradieseshistorie gehört ebenso der Vergangenheit an wie die Vorstellung vom dreistöckigen Weltgebäude. Die jetzige Erkenntnis von der Entwicklung der Menschheit aus primitiveren Anfängen laßt - so vieles am wissenschaftlich konstruierten Stammbaum des Menschen noch hypothetisch sein mag - keinen Raum für die Paradiesgeschichte, die sich vor so und so vielen tausend Jahren an diesem oder jenem Ort, z. B. Südarabien oder Mittelpersien, ereignet haben soll.. . ."

Ferner Seite 52/53:

"Eine Lehre von der Erbsünde suchen wir in Ihr (der Bibel) vergeblich." ... "Die Erbsündenlenre war ein naheliegender, aber nicht unbedenklicher erster Versuch, die Solidarität der Sünde zur Geltung zu bringen. Dieser Versuch ist durch die wissenschaftliche Zerstörung der Adamshistorie zur Unmöglichkeit geworden. ..."

Demgegenüber stellt man aus dem Rutherford Buch „Kinder" (S. 48, 49) die Aussage:

"Wenn wir in unserem Studium der Bibel fleißig und gewissenhaft sind, so werden wir dem rechten und daher einem weisen Wege folgen. Wir erfahren, wie studiert werden soll und eignen uns gerne eine Erkenntnis dessen an, was gut ist. Wir besitzen die Bibel, die, unser vollkommener Führer ist und haben festen Glauben an Ihren Verfasser. ...
Wenn jene Leute, die als Professoren auftreten und die Evolution lehren, im Recht sind, so hätte sich der Mensch aus etwas ganz Kleinem, Unbedeutendem zu dem entwickelt, was er ist. Mit dieser Theorie aber steht das Wort Gottes, des Allmächtigen, in direktem Widerspruch. Kein Wunder, das Gott sagt, er werde die kundgetane "Weisheit" solcher Männer zu "Torheit" machen. ..."

Nun mag es ja so sein, dass nicht jeder mit religiöser Sozialisation, über die zitierte Äußerung des Theologieprofessors Brunner „erfreut" ist, dass ihm da die Rutherford'sche „Glaubensgewissheit" lieber ist. Dennoch muss die Frage gestattet sein, ob jene vermeintliche „Glaubensgewissheit", nicht einem Potemkin'schen Dorf, einer Fassade ohne Substanz gleicht. Auch der Theologieprofessor Brunner, wie immer man zu seinen Einlassungen steht, hatte durchaus ein Ziel, seine „Firma" (Kirche) weiter am laufen zu halten. Ob er denn dieses Ziel auch erreicht, wäre eine zweite Frage. Jedenfalls ist dieser von „Trost" gewählte Vergleich nicht uninteressant. Und wer nicht gerade die parteiische Rosarot-Brille der Zeugen auf hat, deren Geschichte inklusive ihrer adventistischen Vorläufer seit den 1840er Jahren im Gesamtblick hat, kommt nicht umhin ihnen das Scheitern ihrer Ideologie zu bescheinigen, auch wenn die mit den Rosarot-Brillen das so nicht wahrhaben wollen.
Nur wer diesen Tatbestand anerkennt, wird letztendlich die Wendungen des Theologieprofessors Brunner sachgerecht einschätzen können.

Thomas Brendel
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 25. Juni 2012 02:56
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Da hat also „Trost" in seiner Ausgabe vom 1. 6. 1942 ein damals neueres Buch entdeckt (1942 in Zürich erschienen) mit dem Titel:
„Abschaffung des Christentums. Tagebuch eines Beunruhigten". Seine Verfassername: Thomas Brendel. Es kommt wohl nicht oft vor, dass Bücher, die nicht auf dem „eigenen Mist" gewachsen sind, von „Trost" positiv besprochen werden. Das Brendel'sche Buch ist in der Tat, eine Ausnahme von dieser Regel.

Was es „Trost" wohl besonders antat, ist der Umstand, dass es scheinbar die Rutherford'sche These zu bestätigen scheint, das zwischen Religion und Christentum ein Unterschied bestände. Erfreut zitiert Trost beispielsweise:

„Doch hat er den Mut, zu zeigen, daß "das Christentum" ein Gegner der Sache Christi ist.
Eine überflüssige Religion.
Religionsvertreter geben sich Mühe, jede Kritik an der Religion als Gotteslästerung bestrafen zu lassen. Darum haben einsichtige Männer in letzter Zeit immer mehr den großen Unterschied zwischen Religion und Wahrheit oder wahrem Christentum hervorheben müssen. Es ist erfreulich und bedeutsam, daß Th. Brendel in seinem "Tagebuch eines Beunruhigten" sich auf die Seite der Wahrheit stellt."

Mir scheint aber, nach Lektüre des Brendel'schen Buches, dass selbiger eigentlich einen anderen Aspekt hervorheben wollte. Sicherlich hat „Trost" ihn nicht grundsätzlich falsch erfasst. Aber was das eigentliche Brendel'sche Anliegen ist, eher als Nebensächlich abgetan. Herr Brendel schreibt auch (S. 19f.) und den Satz zitiert „Trost" so nicht:

„Es könnte also sein, daß die Feindschaft gegen das Christentum nicht Feindschaft gegen die Sache Christi ist, die in ihm vielleicht gar nicht mehr oder nur noch verwässert vorhanden ist, sondern Feindschaft gegen die christliche Religion oder gegen die christlich verbrämte Bürgerlichkeit."

Das ist der Punkt, auf den Brendel eigentlich Wert legt. Nun ist „Trost" mit Sicherheit (zu der Zeit) kein Vertreter „christlich verbrämter Bürgerlichkeit". Eine große Partei in Deutschland, namens CDU/CSU kann man da ja als treffliches Veranschaulichungsbeispiel nennen. Die jedoch ist nicht die Klientel von „Trost".

Jene behäbige Bürgerlichkeit, gab und gibt es selbstredend auch in der Schweiz. Ihr gilt die eigentliche Attacke des Brendel. Zwar kann man nicht abstreiten, dass Brendel sich als potentieller Verbündeter der WTG entpuppt. Das aber nicht mit Bewusstheit, und vor allem von der Position des salbungsvollen „Sonntagsredners" aus, der geschraubte Predigten hält, ohne die Konsequenzen seiner Salbadereien wirklich zu durchdenken. Und es ist auch mehr als fraglich, ob Herr Brendel im Privatleben nicht auch einer jener Bürgerlichen war, die er in Worten „madig" macht. Worte indes sind billig. Manchmal zu billig.

Etwas deutlicher kommt meine Kritik an diesem Herrn Brendel in einem zweiten Buch selbigen zum Ausdruck. Das erschien zwar erst ein Jahr später (1943), hatte gleichwohl einen ähnlichen Titel „Abschaffung der Kirche?"

Auch auf das ging später noch „Trost" ein (in der Ausgabe vom 1. 10. 1943). Und als Kommentar zu dem zweiten Brendel'schen Buch meint „Trost" bejubeln zu können:

„Demnach wäre also jene Proklamation über den 'Fall Babylons' ...die die Zeugen Jehovas vor etwa 20 Jahren in vielen Ländern verbreiteten, doch nicht so unberechtigt gewesen ..."

Und just für jene These soll also auch der Herr Brendel herhalten. Vom Titel seines Buches mag das ja noch stimmig sein. Aber weniger schon vom Inhalt.

Aus dem zweiten Brendel'schen Buch als Zitat die nachfolgenden Passagen: (S. 73)

„Hoffen und Harren macht manchen zum Narren", sagt ein Sprichwort. Und ein anderes Sprichwort sagt: „Kinder und Narren sagen die Wahrheit."
So genau steht es mit der wahren Kirche, der Gemeinde Christi. Sie hofft und harrt und die Welt hält sie darum für einen Narren.
Aber worauf hofft und harrt denn die Gemeinde Christi, dieser kindliche Narr, dieser Narr in Christo?
Sie hofft und harrt auf den wiederkommenden Christus, und daß er wiederkommen wird, ist die Wahrheit.
Ja, es ist schon ein Ausbund von Narrheit, auf etwas zu warten zweitausend Jahre lang, und es kommt und kommt nicht!
Die Welt geht ihren Gang, sie läuft ihren Geschäften nach, „Sie ißt und trinkt, sie freit und läßt sich freien", Kriege und Revolutionen gehen über sie her, gute und und böse Zeiten, Geschlechter werden geboren und sterben, und die Welt zuckt spöttisch die Achsel über diese Phantasten und Narren, die nicht merken, daß sie am Narrenseil herumgeführt werden.

Aber auch die Kirche der Christentümler, die sich eingebaut hat in die Welt vertröstet aufs „Jenseits"
(Was ist Diesseits - was Jenseits, diese Raumvorstellungen eines antiken Weltbildes?),
auch diese Kirche will mit den Narren und Phantasten nichts zu tun haben. Sie, welche der Welt damit zu helfen glaubt, daß sie ihr zuruft: „Bekehrt euch und seid selig! Habt ihr das, so habt ihr alles, mehr bedarf es nicht! Der jüngste Tag - ja, der wird (vielleicht!) Einmal kommen, aber noch leben wir und bis dahin hat es gute Weile!"

Und so steht denn die Gemeinde Christi zwischen der Welt und der Jenseitskirche - arm, verspottet, verlacht da mit ihrer Narrheit. Aber diese Narrheit ist ihr Leben. Ihre Kraft zum Leben nimmt sie allein von diesem Hoffen und Harren, von dieser unerschütterlichen Gewißheit: Der Herr wird wiederkommen, Sein Tag ist nahe!

Die Kirche (wenn sie wahre Kirche ist) harrt und hofft wie eine schwandere Frau: die ist nichts als Hoffen. Ihr ganzes Leben, ihre Tage und Nächte, ihr Sehnen, ihre Gedanken alles was sie tut und denkt ist erfüllt von dieser Hoffnung."

Irgendwie erinnert mich der Herr Brendel an den Kirchenrat Kurt Hutten. Letzterer Verfasser eines langjährigen Konfessionskundlichen Standardwerkes („Seher, Grübler, Enthusiasten"). In selbigem in einer Fußnote verpackt, auch die Angabe. Hutten habe mal eine Tabelle gescheiterter Endzeit-Naherwartungen aufgestellt. Und dabei ist er auf die Zahl 175 solcher Fälle gekommen. Obwohl Hutten solche Fälle also mehr als geläufig waren, kann er sich trotzdem nicht zu einer eindeutigen Kritik daran entschließen. Im Falle Albrecht Bengel beispielsweise, mit seinem Endzeitdatum 1836 lobt er den gar noch. Es tut mit leid. Von solchen Leuten trennt mich ein gewaltiger Graben!

Meine Empfehlung an diesem Herrn Brendel wäre noch, dass als abschließendes Wort, auch einmal die Ausführungen des Gerhart Hauptmann über den Narren in Christo. Emanuel Quint zur Kenntnis zu nehmen. Herr Brendel muss sich allerdings sagen lassen, dass er dazu offenbar nicht in der Lage war. Er blieb somit auf „halber Strecke" stecken!

Spekulieren sei nur einem erlaubt
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 27. Juni 2012 05:36
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
In gewundenen Worten, verpackt innerhalb eines Wortgeschwafels, liest man in der Rubrik „Fragenbeantwortung" des „Trost" vom 15. 6. 1942 auch diese:

„Da wir uns früher ("Millionen"-Broschüre 1925) über die Zeit der Auferstehung geirrt hatten, frage ich an, ob es nicht weise wäre, über solche Zeitfragen nicht zu diskutieren?"

Und in der Antwort darauf wird der Fragesteller belehrt:

"Die Treuen raten nicht hin und her über den Sinn der Prophezeiung. Sie suchen Gerechtigkeit und Demut, indem sie fleißig die Heilige Schrift erforschen und die wohlbekannten Tatsachen anwenden. ... Private Auslegungen über mutmaßliche Erfüllungen der Prophezeiungen dienen nicht der allgemeinen Ermunterung. Man soll nicht mit wertlosen Vermutungen kramen und mit saurem Schweiß Dinge sagen, die man nicht weiß! Dagegen ist das Studium der Hilfsmittel zu empfehlen, die durch die Gott ergebene Organisation dargeboten werden. "

Also mit anderen Worten. Spekulieren ist nur einem erlaubt, der WTG-Organisation. Und damit auch keine Zweifel darüber entstehen kann, in welche Richtung diese Spekulationen gehen, gibt es gleich noch eine zweite Frage und ihre Beantwortung in dieser „Trost"-Ausgabe. Da liest man dann:

„In Matthäus 24: 34 heißt es: "Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles dieses geschehen ist."
Ist die Schlußfolgerung richtig, daß unter "diesem Geschlecht" jene Generation zu verstehen ist, die nach Vers 7 und 8 den Weltkrieg und das Wehklagen aller Stämme der Erde (Vers 30) miterlebt, sodaß also die Zeit des Endes nicht länger als die Zeit einer Generation dauern würde?"

Und als Antwort darauf tönt „Trost":

„Ganz gewiß ist dies der richtige Sinn .der Prophezeiung. Das wird durch den eben vorangehenden Vers 33 noch bestätigt:
"Also auch ihr, wenn ihr alles dieses sehet (was Jesus zuvor in Matthäus 24 von der Endzeit aussagte), so erkennet, daß es nahe an der Tür ist."
Besonders wichtig ist hier noch der Vers 14, welcher klar aussagt, daß das Ende kommen wird, nachdem zuvor die frohe Botschaft vom Königreich (der Theokratie) auf dem ganzen Erdkreis zu einem Zeugnis verkündet wurde. Jehovas Zeugen gaben sich alle Mühe, dieses Zeugnis zu verbreiten. Der gegenwärtige Weltkrieg und dessen unerquickliche Begleitumstände haben dieses Zeugniswerk dem Abschluß sehr nahe gebracht, sodaß das erwartete Ende ganz nahe gekommen sein muß. - "Hebet eure Häupter empor, weil eure Errettung naht!"

„Nach Tisch", das heisst nach 1945, las man das ganze in dergleichen Zeitschrift etwas anders. Da wurden dann Fragesteller mit dem flotten Spruch abgefertigt, dass Zeit niemals zu lang würde, wenn man zu tun hat. Und weiter gekoppelt mit der rhetorischen Frage: Haben wir etwa nichts mehr zu tun?
Das letzteres nicht eintritt, weis man ja bei der Klinkenputzerorganisation der Zeugen Jehovas zur Genüge.

Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 27. Juli 2012 05:53
Leonhard Ragaz

Unter der Überschrift: „Ein neues Buch gegen die Religion" kommt „Trost" in seiner Ausgabe vom 1. 7. 1942 (und in Fortsetzung auch in der Ausgabe vom 15. 7. 1942) auf Leonhard Ragaz zu sprechen. Selbiger einer der profiliertesten Vertreter des sogenannten „religiösen Sozialismus" in der Schweiz. Zeitweise auch Mitglied der Sozialdemokratie, gleichwohl ebenfalls zeitweise, von ihrer tatsächlichen Politik „ernüchtert".

Ausgangspunkt für „Trost" ist auch dessen Buch „Die Botschaft vom Reiche Gottes. Ein Katechismus für Erwachsene". Da wiederum wohl insbesondere der Umstand, dass auch Ragaz sich kritisch über Religion der überlieferten Art äußert. Das wiederum meint man mißdeuten zu können, als ähnlich wie auf Rutherford's Linie liegend. Das ist dann aber in der Tat eine grundlegende Mißdeutung

„Trost" selber aber muss dabei einräumen, dass Ragaz erheblich von der eigenen Position abweicht, indem er „Anteilnahme an Politik" befürwortet.
Es wurde schon angedeutet, dass Ragaz dabei auch Ernüchterungen, teilweise ganz erheblicher Art erlebte. Dennoch blieb er seiner Grundsatzauffassung treu, dass es ohne politisches Handeln eben nicht geht.

Auch Ragaz musste konstatieren, der von ihm favorisierte „religiöse Sozialismus", ist und bleibt in den verfassten Kirchen, eine Außenseiterposition. Gleichwohl bemühte er sich nach Kräften, selbige zu fördern. Indem nun aber sich „Trost" mit seiner abgewandelten „Jenseitstheologie" unter dem Stichwort „Harmagedon", auch auf ihn beruft, namentlich auf seine kirchenkritischen Aussagen, hat das in etwa denselben „Wert", wie wenn ein Blinder über Farben referiert.

Ragaz verstarb 1945. Höchstwahrscheinlich hat er diese „Trost"-Ausführungen nie zu Gesicht bekommen, dieweil die „Trost"-Klientel eben nicht die ist, die auch er sich anzusprechen mühte.

Von Unberufenen vereinnahmt zu werden, ist eine Gefahr der man sich nur schwer entziehen kann. „Trost" ist solch ein Unberufener, der keinerlei sachliche Legitimation hat, sich ausgerechnet auf einen führenden Vertreter des „religiösen Sozialismus" zu berufen!

Sieht man sich das genannte Buch einmal selber an, werden die Zusammenhänge deutlich. Aufgebaut auf das Basis fiktiver Gespräche zwischen einem "J." und einem "M." Einleitend lässt Ragaz schon wissen:

"Es geht nicht darauf aus, Neues zu sagen, das heisst Dinge zu sagen, die der Verfasser noch nie gesagt hätte, sonden mehr eine Zusammenfassung dessen zu geben, was Kern und Stern seines Denkens und Wollens, seines Glaubens und Hoffens ist: eben der Botschaft vom Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit für die Erde."  (S. 6).

Dann kommen einige Sätze, welche es "Trost" im besonderen antun. Zum Beispiel die:

"M. Jesus lehrt nicht das Christentum, bei weitem nicht, eher das Gegenteil

J. Also lehrt Jesus nicht das Christentum, sondern bloss im Allgemeinen Religion?

M. Jesus lehrt nicht Religion, keine Spur davon. Er bekämpft die Religion und wird von ihr bekämpft, ja sie hat ihn getötet.

J. Also hat Jesus auch nicht die Kirche gewollt, die sich auf ihn beruft?

M. Er hat auch die Kirche bekämpft und ist von ihr bekämpft worden. Sie hat ihn als Trägerin der Religion - und ich möchte fast sagen: des Christentums - ans Schandkreuz geschlagen."
(S.9)

Zu den Empfehlungen, die dieser "M." aus seiner These ableitet gehört auch die:

"M. Ich rate Ihnen: lesen sie als Beispiel etwa Amos 5, Jeremia 7, Evangelium nach Matthäus 5, 6, und 23, dazu Tolstoi: „Das Reich Gottes ist in Euch" oder auch Proudhon und Bakunin. Und denken Sie an die Inquisition, an die Hexenverbrennungen, an den ganzen Ozean von Greuel, Hass, Gewalt, Versklavung, Lüge, die als Religion, im Namen der Religion, die Welt verheert und vergiftet haben, an all die Engigkeit, all die Heuchelei, all den verkappten Egoismus, die das religiöse Wesen, auch das christliche, umspinnen."  (S. 15)

Damit hat er dann aber zugleich auch einige Namen genannt, die eher dem Freidenkertum zuzuorten sind. Das wiederum impliziert die Frage, wie er es denn mit selbigem halte. Dafür steht dann in etwa der Dialog auf S. 19:

"J. Wir müssen also im Kampfe gegen die Religion mit den Freidenkern gehen?
M. Wir müssen sie darin sogar übertreffen. Denn wenn sie gegen die Religion im Namen der Vernunft und Wissenschaft kämpfen, so müssen wir es im Namen Gottes tun. Kein Freigeist, auch Proudhon, Bakunun und Nietzsche hat gegen die Religion von ferne mit der Wucht und Leidenschaft gekämpft wie es die Bibel tut. Manche von ihnen, die Ernstesten, tun es, ohne zu wissen, mit den Maßstäben, die sie aus der Bibel haben. Die grössten Kämpfer gegen Gott sind eigentlich Gottesfreunde und Kämpfer gegen die Religion. Das Freidenkertum aller Art wird am besten überwunden, wenn wir selbst diesen Kampf kämpfen."

Also auch bei Ragaz zeigt sich die Grundtendenz, der wenigen "religiösen Sozialisten", die es in Natura gibt. Sie wähnen sich als Gegenpol zum Freidenkertum. Die religiöse Sozialisation, die auch sie geprägt hat, halten sie für "unverzichtbar". Im Gegensatz zu anderen kirchlichen Kreisen, kann man ihnen ein ernsthaftes Ringen mit Kirchen- und Religionskritischen Strömungen nicht von vornherein absprechen. Dennoch erliegen sie Illusionen. Sie wähnen etwa das Freidenkertum "überwinden" zu können, und das die religiöse Sozialisation der letztendliche Sieger dieses Ringens wäre.

Damit befinden sie (auch Ragaz) sich in der "Quadratur des Kreises". Die "Siegesgewißheit", die er da ausstrahlen will, tritt in der Praxis nicht ein, wird nie eintreten. Entweder gibt es nur einen "Kreis". Oder es gibt nur ein "Quadrat". Nicht aber eine Auflösung, Vermengung beider. Das will auch Ragaz nicht wahrhaben, und so kämpft er unverdrossen seinen Don Quichott-Kampf weiter. Das er von seinen Thesen überzeugt ist, kann man ihm schwerlich absprechen. Indem er Politik als notwendiges Handlungsinstrumentarium auch anerkennt, muss man ihm auch zusätzlich bescheinigen. Er lässt es nicht nur bei Lippenbekenntnissen bewenden.

Dennoch wirkt die Vereinnahmung eines solchen Mannes, ausgerechnet durch die WTG skurill bis Tragikkomisch!

Biblische Kindernamen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. Juli 2012 00:09
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
In der „Trost"-Ausgabe vom 15. 7. 1942 liest man in der Rubrik „Fragenbeantwortung" diese:

„Im Buche "Kinder" von J. F. Rutherford wird den beiden Namen Johannes und Eunike viel Bedeutung zugemessen. Soll dies für Eltern vielleicht ein Hinweis sein, auch biblische Namen für Kinder zu verwenden ?"

Als Antwort darauf wird mitgeteilt:

„Wenn der Verfasser wirklich diese Absicht gehabt hätte, einen solchen Hinweis zu geben, dann hätte er dies auch offen ausgedrückt. Wir wissen, daß er es immer wagte, das deutlich und unmißverständlich zu sagen, was ihm am Herzen lag. Man hatte bei ihm nicht nötig, verborgene Andeutungen "zwischen den Zeilen zu lesen" wie bei den Diplomaten.
Auch ohne diese Anweisung steht es den Eltern ja frei, ihren Kindern biblische Namen zu geben. Es mag gut sein, darauf hinzuweisen, daß freilich die Gott ergebenen Eltern alter Zeiten ihren Kindern passende aber auch merkwürdige Namen gaben. Jedoch waren jene Namen für die Betreffenden keiner fremden, kaum bekannten Sprache entnommen, deren Bedeutung man zuerst im Lexikon nachschlagen mußte.

Es gibt auch Kinder, die wegen ihres Namens häufig Ärger und Spott erdulden müssen und darum ihren Namen verwünschen. Liebevolle Eltern sollten solches ihren Kindern ersparen, wenn sie sie wirklich gern haben, und falls solches Übel sich vorhersehen läßt."

Nun, als Kommentar dazu mag man dann wohl nur noch sagen:

„Ihr Wort in Gottes Ohr"

Die theoretische Freiheit auf solch abwegige Namen zu verzichten, steht wohl in einem merkwürdigen Kontrast zu einigen Beispielen aus der Praxis. Sicherlich, man kann selbige nicht verallgemeinern. Aber es gibt sie! Und die Namensgebenden Eltern erweisen sich nicht selten als solche von der Sorte „Hundertfünfzig Prozent". Ob sie damit ihren Kindern einen „guten" Dienst erweisen, scheint wohl weiterhin ziemlich anzweifelbar zu sein!

Kreuzestheologie
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 26. August 2012 01:47
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
In der Form einer „Fragenbeantwortung" tangiert „Trost" in seiner Ausgabe vom 1. 8. 1942, wieder einmal „kirchlich Eingemachtes". Auch kirchlichen Kreisen waren ja die Wurzeln des Christentums nicht unbekannt. Die Endzeit-Naherwartung. Kirchliche Kreise, aufgrund ihrer längeren Wirksamkeit am „Markt der Leichtgläubigen, die es auszubeuten gälte", wussten aber auch, wie die Sache weiter ging.

Das eben alle Endzeit-Naherwartungen ein Charakteristikum eint. Das des Scheiterns.
Zunehmend kam man bei ihnen zu der Einsicht, eine Akzentverschiebung vorzunehmen. Das eigentliche „Endzeitbüro" wurde dabei nicht selten mit dem Schild versehen:
„Closed - Geschlossen".
Das wiederum hinderte sie aber nicht daran, alles daran zu setzen, ihren „Laden trotz alledem", weiter am „laufen" zu halten. Zusehends orientierte man auf den Aspekt „Kultkirche".

Zwar gibt es auch da Abstufungen. In der Orthodoxie und im Katholizismus, ist der Kult-Aspekt sicherlich stärker ausgeprägt, als in etlichen protestantischen Strömungen. Aber auch die weisen Elemente eines gewissen „Kultes" auf. Weniger in der Richtung auf die Zurschaustellung äußerlicher Prachtentfaltung. Dafür fallweise, etwa der Kreuzeskult.

Inspiriert von adventistischen Kreisen, begann ja die Russell-Bewegung, zum xten male, eine Neuauflage der Endzeit-Naherwartung. Und die in ihrem Sog befindlichen, die eben meinen, dies sei das Wesentliche des Christentums, schauen da mit einer gewissen „Fassungslosigkeit" auf die Dominanz des Kultaspektes, andernorts. Und in diesem „Kultspektrum" spielt die sogenannte „Kreuzestheologie" durchaus eine relevante Rolle. Und eben dieser partiellen „Fassungslosigkeit" begegnet man auch in der genannten „Trost"-Ausgabe.

Nachstehend dann also noch die dortige Frage und ihre Beantwortung durch „Trost". Da fragte also ein Leser an:

„Predigt vom Kreuz
Um mir Klarheit zu verschaffen über eine Radiopredigt, die das Kreuz und das Kreuz und noch einmal das Kreuz betonte, möchte ich Sie höflich fragen, was da eigentlich wichtiger sei, das Kreuz oder der Herr Jesus Christus, der an diesem Mordwerkzeug sein kostbares Leben hergeben mußte? Ich verabscheue das Mordwerkzeug, das Kreuz, sei es nur gezeichnet, oder seien sie von Holz oder Stein.
... Wird so nicht das Mordwerkzeug, das Kreuz, verehrt und angebetet statt der, der als Erlöser der Menschheit gekommen ist? Weil ich nun gern wissen möchte, ob eine solche Anschauung gerechtfertigt ist, erwarte ich diesbezügliche Antwort."

Und in der Antwort darauf schreibt „Trost":

"Man kann, wie die verschiedenen Konfessionen zeigen, zuviel und zu wenig tun in der Erwähnung oder Betrachtung des Kreuzes Christi.
Was Jesus selbst am wichtigsten war, faßte er zusammen in dem Gebot: "Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit!"
Tatsächlich hängt der Tod Christi am Kreuz eng zusammen mit Gottes Gerechtigkeit und mit der Befreiung der Menschheit vom Fluch des Todes durch Christi Lösegeld.
Paulus schreibt: "Das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft." (l. Korinther l: 17-24.)
Und an anderer Stelle wird besonders die Treue Christi "bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuze" hervorgehoben. (Phil. 2:8.)
"Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben, und ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist."
Wenn es also wahr ist, daß das Wort vom Kreuz hohe Bedeutung hat in der biblischen Lehre, so kann doch anderseits aber der Kultus mit buchstäblichen Kreuzen von Gold, Silber, Holz oder Stein in religiöser Übertreibung dem wahren Sinn des göttlichen Wortes widerstreiten.
Keine Bibelstelle deutet an. daß in der Zeit der Urkirche und der Apostel ein Kultus mit geschnitzten Kreuzen bestand. Dafür waren die ersten wahren Christen bereit, gemäß dem Wort der Bergpredigt Jesu, "das Kreuz auf sich zu nehmen und ihm zu folgen".
Beide Extreme sind also unbiblisch: das Verschweigen oder Verachten des Wortes vom Kreuz (Lösegeld Christi) und auch das Anbeten von geschnitzten Bildnissen entgegen dem zweiten Gebot.
Zeremoniendienst, der nicht durch die Schrift geboten ist, hat in Gottes Augen keinen Wert. Über die Anbetung von geschnitzten Bildnissen, und was Gott davon hält, lesen Sie am besten in Jesaja 44: 9-19.
Hernach werden Sie wissen, ob Ihr Abscheu vor
Gegenständen, die angebetet werden, berechtigt ist oder nicht. Der Prophet des Höchsten hat dort in sehr eindrucksvoller Weise das gesagt, was wir zu sagen haben."

Hawaii ... Philippinen
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. August 2012 01:55
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
„Trost" in seiner Ausgabe vom 15. 8. 1942 notiert:

"Auf den Hawai-Inseln waren 30 Personen tätig, denen sich nun weitere 18 anschlössen. Mehr als 30 000 Bücher und Broschüren, die die Botschaft von der Theokratie enthalten, wurden verbreitet, außer einigen Tausend Exemplaren "Trost"."

Und wie ging es dort WTG-mäßig weiter?
Im Jahre 2009 waren es dann etwa (rund) 8400 ZJ was einem Verhältnis von 1 zu 153 zur übrigen Bevölkerung entspräche. (Im 2012 ZJ-Jahrbuch, entweder habe ich da was übersehen, oder was? Jedenfalls konnte ich da keinen Separateintrag für Hawaii mehr entdecken. Vielleicht wurde es jetzt pauschal zu den USA-Zahlen hinzugefügt, was demzufolge, früher so nicht war.
In einem Artikel der Wikipedia liest man unter anderem den Satz:
„Die Lebenshaltungskosten in Hawai'i sind sehr hoch."

Das erklärt dann ja wohl einiges.
Weiter liest man in der genannten „Trost"-Ausgabe:

"Unter den nicht ganz 4000 Bewohnern der Insel St. Helena predigten 11 Personen das "Evangelium des Reiches". Sie berichten, daß auf der Insel große Armut herrscht und daß der allgemeine Bildungsgrad sehr gering ist. Trotzdem wurden 161 Broschüren verbreitet und 813 Personen vernahmen in Vorträgen die Königreichsbotschaft."

Auch dieses Zitat dürfte, was die dortigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anbelangt, „selbsterklärend" sein.
Wie ging es auf St. Helena weiter?
Dazu gaben schon früherere Beiträge Auskunft.
Siehe dazu:
Parsimony.6747
Parsimony.24054

Als nächstes liest man im genannten „Trost":

"Die Eingeborenen der Fidschi-Inseln sind besonders gelehrig und bereit, Jehovas Vorkehrungen für sie kennenzulernen. ... 8 Verkündiger dort verbreiteten insgesamt gegen 3000 Exemplare Königreichsliteratur und gegen 5000 Personen hörten die Botschaft in Vorträgen."

Auch dort verzeichnen die ZJ-Jahrbuchstatistiken derzeit rund 2800 ZJ. Gleich einem Verhältnis von 1 zu 304 zur übrigen Bevölkerung.
Weiter liest man im „Trost"

"Die Verkündiger und Diener der Theokratie auf den Philippinen, 159 an der Zahl, verbreiteten unter den Bewohnern der dortigen Inseln 146 851 Bücher und Broschüren und einige Tausend Zeitschriften ("Wachtturm" und "Trost"). Gegen 30.000 Personen hörten die Botschaft in Vorträgen."

Auch da ist der Blick in spätere Vergleichszahlen aufschlußreich.
1948 eine Durchschnittsverkündigerzahl von 3.589.
Bis 1961 angewachsen auf 29.190, was damals einem Verhältnis von 1 zu 769 zur übrigen Bevölkerung entsprach.
Im Jahre 2011 war man dann bei rund 176.000 angekommen. Gleich einem Verhältnis von 1 zu 539 zur übrigen Bevölkerung.
Dies entspreche laut Wikipedia als Religionszugehörigkeit 0,50 Prozent der Wohnbevölkerung. Selbige notiert weiter:

„Obwohl die Philippinen zu den vier aufstrebenden Pantherstaaten gerechnet werden, gehören sie zu den, aus europäischer Sicht gesehenen, ärmeren Ländern. Es herrscht ein starker wirtschaftlicher Gegensatz zwischen einer kleinen reichen Oberschicht und der breiten Bevölkerungsmehrheit."

Auch dieses Beispiel belegt dann, wo der vergiftete „Weizen" der WTG am besten gedeiht!

A. C. Gaebelein
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 27. September 2012 22:07
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Wann immer ein Buch der „Trost"-Redaktion bekannt wurde, welches einen vermuteten oder tatsächlichen Gegensatz zwischen „Christentum und Religion" zum Thema hatte; man kann „fast darauf warten". „Trost" wird sich seiner annehmen, und es (in der Regel) auch positiv besprechen.

Wieder einmal wurde „Trost" in seiner Ausgabe vom 1. 9. 1942 fündig. Diesmal muss ein amerikanischer Autor herhalten, dessen Schriften (zum Teil) gleichwohl auch in deutscher Sprache erschienen. Schon in dem „Zürcher"(Harbeck)-Buch „Kreuzzug gegen das Christentum", muss er als Autorität für die eigenen Auffassungen herhalten.
Sein Name Dr. theol. A(rno) C(lemens) Gaebelein.
Über dessen Buch „Christentum und Religion" weis „Trost" mitzuteilen:

„Schon der Titel dieses Buches verweist auf den oft hervorgehobenen Gegensatz zwischen Religion und dem wahren Christentum. Der Verfasser des Buches ist jedenfalls ein guter Kenner der Religion: Dr. theol. A. C. Gaebelein, ein Gelehrter, der mit ungewöhnlicher Überzeugungskraft für die göttliche Herkunft der Bibel eintritt. (Das Buch erschien 1930 bei R. Müller-Kersting, Huttwil, Bern.)

"Eine Betrachtung über den Ursprung und die Entwicklung der Religion und die Übernatürlichkeit des Christentums" nennt der Verfasser sein Buch. In fünf Hauptteilen behandelt er folgende Gegenstände:
1. Der Begriff "Religion" und viele Versuche, die Bedeutung des Wortes zu umschreiben.
2. Die Eigentümlichkeit, daß alle Völker und Stämme, alte und neue, primitive und kultivierte, Religionen haben.
3. Der Ursprung und die Entwicklung der Religion: Fortschritt oder Rückschritt seit den Uranfängen der Menschheit?
4. Der Werdegang der Religion im Lichte der
Bibel.
5. Ist das wahre Christentum eine Religion? Die zusammengefaßte Antwort auf die letzte Frage lautet (Seite 113) wie folgt:

"Aber ist das Christentum eine Religion? Nein! Das Christentum ist übernatürliche Offenbarung ... Es ist der Inbegriff dessen, was Gott dem Menschen mitzuteilen hat; eine höhere Offenbarung als die im Christentum enthaltene kann es nicht geben. Würde das Christentum seines übernatürlichen Charakters entkleidet, so wäre es nichts weiter als eine Religion, und dann vermöchte es ebensowenig den Menschen zu erretten und den hungrigen Seelen das Brot des Lebens darzureichen, wie der Buddhismus, Brahmanismus oder Konfuzianismus. Auf jede Art und Weise sucht man das Christentum seiner über-natürlichen Wahrheiten zu berauben ..."

Man beachte auch noch einige Gedanken aus der Einleitung zu der Frage, ob das wahre Christentum
eine Religion sei
(Seite 111):

"Man pflegt vom Islam, vom Hinduismus, Buddhismus ... als von den großen Weltreligionen zu reden und auch das Christentum unter die großen Weltreligionen zu rechnen. Damit stellt man das Christentum mit jenen andern Religionen auf die gleiche Stufe. Dasselbe ist der Fall, wenn man den Herrn Jesus Christus unter den Religionsstiftern aufführt. Er, der etwas unendlich Höheres ist, wird oft der Stifter einer großen Religion oder auch einer der großen religiösen Führer genannt und einem Zoroaster, Buddha Gautama, Konfuzius, Sokrates und Mohammed gleichgestellt. Es ist aber verkehrt, das Christentum eine Religion zu nennen. Ebenso verkehrt ist es, den Herrn Jesus Christus einen Religionsstifter zu heißen."

Und weshalb diese Zitiererei? Der Grund kommt wohl im nachfolgenden „Trost"-Satz zum Ausdruck:

„Als Richter Rutherford mehrere Jahre später ebenfalls das Wort Religion benützte, um den großen Gegensatz zwischen Menschensatzungen oder religiösem Formenwesen und göttlicher Botschaft hervorzuheben, wurde dies geflissentlich missverstanden. ... zeigen aber, daß nicht Feindschaft gegen das wahre Christentum die Ursache der klaren Unterscheidung ist. Jesus selbst hat auf den wesentlichen Unterschied zwischen wahrer und angeblicher Gottesverehrung in Matthäus 15: 8-9 aufmerksam gemacht:

"Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir. Vergeblich aber verehren sie mich, lehrend als Lehren Menschengebote."

Auch entspricht es des Meisters Wort, daß nur wenige wahre Gottesverehrung üben, aber viele sind derer, die den breiten Weg gehen und irgendeine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen. Alle diese Formen beanspruchen religiös zu sein. Darum erachten wir und die Verfasser obiger Bücher es als passend, die unbiblische Form der Gottesverehrung "Religion" zu nennen.

Wieder zum Buch von Gaebelein zurückkehrend äußert „Trost" dann weiter:

„Siebenfacher Beweis
Auf Seite 114 führt der Verfasser die starken Gründe an, die ihn bewogen, wahres Christentum und menschliche Religion scharf zu trennen. Er schreibt:

"Wir wollen jetzt sehen, worin die übernatürliche Offenbarung des Christentums eigentlich besteht. Wir werden sieben übernatürliche Tatsachen hervorheben, die das Christentum kennzeichnen, und die beweisen, daß das Christentum weder ein menschliches Religionssystem noch das Ergebnis eines religiösen Entwicklungsganges ist. Diese sieben Tatsachen sind:
l. Eine übernatürliche Grundlage.
2. Eine übernatürliche Person.
3. Ein übernatürliches Erlösungswerk.
4. Eine übernatürliche Auferstehung.
5. Eine übernatürliche Botschaft.
6. Eine übernatürliche Kraft.
7. Eine übernatürliche Wiederkunft."

In dem interessanten Abschnitt über die göttliche Grundlage befaßt sich das Buch mit der Bibel und den Verkehrtheiten der Bibelkritiker, welche unter anderm beispielsweise den Schöpfungsbericht als Göttersagen und Volksmärchen bezeichnen.
Hier möge noch ein Zitat aus einem frühem Abschnitt über die Bibel folgen
(Seite 72):

"Die Bibel! Das Buch der Bücher! Wie oft hört man in unseren Tagen sagen, auch andere Völker hätten ihre Bibeln. Die heiligen Schriften des Ostens sind damit gemeint, die Rig-Veda, die Zend-Advesta, die Upanishads, die Gesetze des Manu, der Koran und andere. Wir besitzen diese Bücher und haben viel Zeit auf ihr Studium verwandt. Je mehr man sich darin vertieft, desto mehr ist es einem, als ob man in einem elenden Sumpf wate. Man sucht vergeblich nach einem Lichtstrahl, nach etwas, was das Verlangen der menschlichen Seele befriedigen könnte. Je weiter man darin liest, desto dunkler kommt einem alles vor. Und vieles darin ist unsittlich. Ja teilweise sind diese "heiligen Schriften" derart schmutzig, so schauerlich unzüchtig, daß ihre Übersetzung nie unternommen worden ist. - Wir legen sie beiseite und greifen zu dem einen Buch ..."

Im Abschnitt von der übernatürlichen Person wird auf die Größe und Unvergleichlichkeit des göttlichen Lehrers und Erlösers hingewiesen; Welche Religion oder religiöse Gemeinschaft hat einen Lehrer, wie Jesus einer war, der nie etwas lehrte, was nach 19 Jahrhunderten seinen Wert verlor? Er redete nicht aus sich selbst, sondern er überbrachte die Botschaft Gottes, welche die Wahrheit ist.
"Niemals hat ein Mensch so geredet, wie dieser Mensch" (Joh. 7: 46), mußten die Diener des Hohenpriesters bezeugen, als sie ausgesandt wurden, um ihn zu ergreifen. Andere Lehrer in allen Religionen gaben Unterweisungen und sittliche Belehrungen, die mit kindischen, unvernünftigen und törichten Behauptungen vermischt waren. Der Lehrer der wahren Kirche hat sich nie geirrt.

Ein Vergleich des biblischen Berichtes mit den Berichten über orientalische Religionsstifter, etwa Buddha und ihre Legenden T Seite 126-130) zeigt den unermeßlichen Gegensatz zwischen Wahrheit und menschlicher Religion besonders deutlich.
Auch das übernatürliche Erlösungswerk Christi, wodurch allein Menschen vom Tod errettet werden können, unterscheidet die göttliche Botschaft von allen andern Menschenlehren
(Seite 132):

„Welches war dieses Werk? Kam Er als Reformator, um die Aufhebung gewisser damaliger Übel, wie Sklaverei, zu vertreten? Kam Er, um vor den Menschen ein vollkommenes Leben zu führen, damit sie sein Beispiel nachahmen möchten? Kam Er als Wegweiser? Oder kam Er als Philosoph, um die Geheimnisse des Lebens zu erklären? Oder kam Er, um eine neue und befriedigendere Religion zu stiften?

Wenn dies oder ähnliches der Zweck Seines Kommens und Seines Wirkens auf Erden gewesen wäre, so stünde Er auf derselben Stufe mit Reformatoren, mit guten, tugendhaften Männern, Philosophen und Religionsstiftern, die Ihm vorangegangen sind. In diese Klasse wird Er von allen eingereiht, die den wahren Zweck seiner Sendung, für den Gott, Sein Vater, Ihn gesandt hat, verkennen ... Er kam, um zu suchen und zu erretten, was verloren ist ..."

Und dann äußert „Trost" seinerseits redaktionell:

„Daß sich die göttliche Lehre von der Auferstehung sehr stark unterscheidet von allen heidnischen und sog. christlichen Lehren religiöser Prediger über "Jenseits" und "unsterbliche Seele", ist unsern Lesern wohl bekannt. Von modernen Theologen wird die Lehre der Auferstehung gewöhnlich irgendwie bildlich umgedeutet, weil sie es nicht glauben, daß ein Mensch, der gestorben ist, jemals wieder wie Lazarus (nach begonnener Verwesung) als Mensch wie zuvor auf Erden weiterleben kann.
Hierüber schreibt Dr. theol. Gaebelein in seinem Buch (Seite 149):

"Der Modernist gebraucht wohl auch das Wort "Auferstehung", doch redet er von der Auferstehung Christi in einem ganz ändern Sinn als die Schrift. Er sagt uns, daß es eine "geistige" (sinnbildliche) Auferstehung gewesen sei. Christus lebe in Seinen Worten, durch Sein Vorbild und durch Seinen Geist. Daher redet der Modernist fortwährend von dem "Christus-Geist".
Verzeihung, ihr großen Gelehrten, aber eine "geistige Auferstehung Christi" ist barer Unsinn!"

Gemeint ist hier: eine sinnbildliche, nicht wirkliche," nur sogenannte Auferstehung, im Sinne von: Weiterleben in den Werken oder in den Jüngern, also nicht persönlich - und das ist gewiß nicht der Sinn der biblischen Auferstehung. Nein, diese Auffassung ist modern und religiös, aber nicht biblisch.
Im Abschnitt von der übernatürlichen Botschaft wird gezeigt, warum es falsch ist, die göttliche Botschaft mit einer Moralvorschrift über Charakterentwicklüng zu verwechseln
(Seite 157):

"Hier haben wir einen der Fehler, die in der Christenheit verbreitet sind. Viele denken, daß zum Beispiel die Bergpredigt diese Botschaft enthalte. Die "Goldene Regel" wird als eine Botschaft hingestellt, in der Christus den Weg der Selbstverbesserung anzeige. Von den Feinden des übernatürlichen Christentums wird auch darauf hingewiesen, daß der Buddhismus ähnliche Aussprüche enthalte ..."

Interessant sind in diesem Abschnitt auch die Auseinandersetzungen mit den modernen Theologen, welche behaupten, das Johannesevangelium und die Briefe des Paulus enthalten schon eine Entstellung der reinen Lehre Jesu (Seite 159):

"Wir können nicht auf alle Gründe eingehen, warum der Jünger (Johannes), den der Herr lieb hatte, dieses Evangelium fast vierzig Jahre nach den Synoptikern (Matthäus, Markus, Lukas) geschrieben hat. Wir nennen nur einen Grund. Während dieser vierzig Jahre waren sonderbare und irrige Lehren in bezug auf die Person und das Werk Christi aufgekommen, die der Kirche viele Mühe machten. In dieser Zeit entstanden der Gnostizismus, der später soviel Unheil anrichtete, sowie andere religiöse Systeme, die in neuzeitlichen Bewegungen wieder aufgelebt sind. Um diese Irrlehren zum Schweigen zu bringen, trieb der Geist Gottes den bejahrten Johannes an, die Worte Christi niederzuschreiben.

Die Echtheit des vierten Evangeliums ist angezweifelt worden. Man hat seine Entstehung in die Mitte oder zu Ende des zweiten
Jahrhunderts verlegt. Hat der Apostel Johannes dieses Evangelium nicht geschrieben, so möge einer dieser gelehrten Kritiker doch sagen, wer es geschrieben hat? Der Beweis dafür, daß kein anderer als Johannes der Verfasser ist, überragt unendlich die Bedenken der Zweifler."

Ähnlich lesen wir von den Kritikern des Apostels Paulus (Seite 162):

"Zurück zu Christo!' Das ist der Ruf, der oft in unsern Tagen gehört wird. Er hört sich gut an, aber es steckt etwas Böses dahinter. Richtig gelesen lautet er:
„Zurück zu Christo und weg von Paulus!' Paulus wird vorgeworfen, er habe als Meister des Verstandes ein theologisches und eschatologisches Lehrgebäude ausgearbeitet. Man beschuldigt ihn, dieses Evangelium und diesen Heilsplan zusammengestellt... zu haben. Man sagt, die Lehren Christi in der Bergpredigt und Seine ändern sittlichen Belehrungen hätten nichts von den Lehren des Apostels enthalten. Paulus habe sie alle erdacht und als seine Meinung verbreitet ... Aber Paulus versichert uns, daß das Evangelium, welches er predigte, ihm durch Offenbarung Jesu Christi gegeben war. Dieses Evangelium trägt das Zeugnis in sich selbst, daß es übernatürlich und nicht von eines Menschen Gehirn ersonnen ist. Diesem Evangelium ist der Stempel des Übernatürlichen aufgeprägt."

Daß es auch für Gläubige schwer ist, sich von religiösen Menschenlehren frei zu halten, zeigt der Abschnitt über die "übernatürliche Kraft". Diese Kraft ist der Heilige Geist, schreibt der Verfasser und fügt bei, daß daran festgehalten werden müsse, daß der Heilige Geist nicht ein Einfluß, sondern eine göttliche Person sei.

Alles was er sonst noch von diesem Geist berichtet, ist der Bibel entnommen und zeigt, daß diese Kraft keine Person sein kann, nach unserm Verständnis.
Im letzten Abschnitt von der Wiederkunft lesen wir  (Seite 180):

"Soviel aber möchten wir doch noch sagen, daß kein wahrer Theologe die Eschatologie des Herrn Jesus Christus übergehen kann. Tut er es doch, oder behandelt er sie als etwas Nebensächliches, so wird er bald in den Nebeldunst des Modernismus geraten."

Ferner Seite 188:

"Die Modernisten meinen ferner, alle Lehren Christi von einem persönlichen Teufel und die Versuchung, der Er selbst durch letzteren ausgesetzt war, seien babylonische und persische Fabeln. Seine Voraussage von einem zweiten Kommen müsse deshalb auf die gleichen Quellen zurückgeführt werden."

Die letzten Seiten des Buches weisen dann nach, daß es ganz unmöglich ist, die Verheißung der Wiederkunft Christi und der Aufrichtung seines übernatürlichen Reiches aus dem Rahmen der göttlichen Botschaft herauszureißen. "Die Kirche wäre dann ohne Zweck und Ziel, die Welt ohne Hoffnung. Eine Nacht zunehmender Finsternis und Verzweiflung würde hereinbrechen. Der Sieg würde dann den Mächten der, Bosheit zufallen." (Seite. 150.)

Doch der Verfasser glaubt fest an die Wiederkunft Christi, welches der endgültige Beweis für die Übernatürlichkeit des Christentums sein wird. "Die Bitte: ,Dein Reich komme!' wird in der Aufrichtung Seines Reiches ihre Erfüllung finden."
Wir geben noch einiges aus den letzten Zeilen wieder
(Seite 192):

"Aber seine Wiederkunft wird noch etwas anderes bedeuten. Sie wird die vollständige und endgültige Antwort auf jede Form des Unglaubens, des Rationalismus, Atheismus, Gnostizismus, Pantheismus und Evolutionismus mit sich bringen. Der Modernismus und jede andere Bewegung und Lehre, die Christus und Sein Erlösungswerk verneinen, werden mit Schande und auf immer erbleichen und versinken.
Damit schließen wir. Unsere Sicherheit, Gewißheit und Ruhe gründen sich nicht auf menschliche Religion, sondern auf den im übernatürlichen Christentum geoffenbarten Gottessohn."

In den USA gibt es sicherlich vielerlei Formen konservativen Christentums. Ein besonders „prächtiges" Exemplar davon ist offenkundig auch dieser Herr Gaebelein.
Wie man sieht, erfuhr dieser Herr Gaebelein, seitens „Trost" eine umfängliche und auch wohlwollende Besprechung. Das die aber interessegeleitet ist, dürfte auch offenkundig sein.

Wofür „bricht denn Herr Gaebelein eine Lanze"? Doch für eine Form von Religiosität, welche nicht zwangsläufig mit der von „Trost" favorisierten identisch ist. Stellvertretend im Buch das Gaebelein steht dafür auch dessen Aussage auf S. 24, und die wird nach meinem Überblick von „Trost" so nicht zitiert:

„Alfred Russel Wallace, Darwins Mitarbeiter und einer der hervorragendsten Anhänger der Entwicklungslehre, hat in seinem Werk über den Darwinismus einige bemerkenswerte Zugeständnisse in bezug auf die sittlichen und geistigen Fähigkeiten des Menschen gemacht. Während er an Darwins Abstammungslehre von der natürlichen Zuchtwahl festhält, erklärte er doch auch, daß die anderen Fähigkeiten des Menschen niemals von Tieren herstammen können.
Weiterhin zeigt er, daß diese höheren Fähigkeiten im Menschen auf eine unsichtbare Welt schließen lassen - auf eine Geisteswelt, die der Welt des Stoffes durchaus übergeordnet ist. Wallace liefert einen treffenden Beweis gegen die ganze Entwicklungslehre."

Wie immer man letzteres Zitat nun einschätzt; ob man darin einen Disput (im Ansatz) gegen die WTG sieht oder nicht. Diese Frage mag jetzt unentschieden bleiben. Eines aber ist offenkundig „Trost" entgangen. Und es ist mehr als zweifelhaft, hätte „Trost" diese Kenntnis gehabt, ob es dann noch in seinen Spalten dieses Jubelbericht über den Herrn Gaebelein gegeben hätte.

Nun kann man jene Kenntnislücke ja durchaus nachvollziehen. Der normale im Deutschsprachigem Raum lebende Bürger, hat wohl eher wenig bis gar keine Kenntnis, was an Schrifttum in deutscher Sprache, beispielsweise im Jahre 1916, in (New York, USA) erschien. Gleichwohl gibt es Stellen, wo man sich auch zu diesen Fragen sachkundig machen kann, wenn man den will. Beispielsweise in der Deutschen Bücherei Leipzig, die auch solches Schrifttum sammelt, wenn es denn ihr bekannt wurde.

Und siehe da, just im Jahre (etwa) 1916, veröffentlichte derselbe Dr. theol. A. C. Gaebelein in New York eine deutschsprachige Schrift; laut Untertitel „Für freie Verteilung zu beziehen durch den Verfasser, 80 Second Street, New York, U.S.A."

Nun hat eben genannte Deutsche Bücherei auch von diesem Angebot Gebrauch gemacht (1916 B 3068).
Noch interessanter wird es aber, wenn man den Titel dieser Schrift des Dr. Gaebelein zur Kenntnis nimmt. Selbiger lautete schlicht ein einfach:

„Die gefährlichen und falschen Lehren des 'Tages-Anbruch'. Eine Warnungsschrift."

Und quasi als Kontrast zu der umfänglichen Zitierung des Gaebelein durch „Trost" sei selbige auch noch etwas näher vorgestellt (kommentarlos). Die Kommentierung mag den der geneigte Leser für sich selbst vornehmen.
Einleitend (S. 3) schreibt da dieser Dr. Gaebelein:

„Seit eine Reihe von Jahren sind in Amerika eine Anzahl Bände erschienen, welche unter dem Namen 'Millinial Dawn' eine weiter Verbreitung gefunden haben. Dieselbe Gesellschaft, die diese Bücher herausgibt hat hundert Tausend Flugschriften über das ganze Land verteilen lassen, in welchen dieselben Lehren welche in den grösseren Büchern gelehrt werden, in gedrängter Form gegeben sind. Diese Bücher und Flugschriften aber enthalten die allerfürchterlichsten Irrlehren und sind ein reines Seelengift zu nennen.

Diese elenden Verzerrungen der göttlichen Wahrheit haben in Amerika unendlichen Schaden getan und manche teure Seele verführt.
Leider aber ist dieses böse Werk auch in andere Sprachen übersetzt worden, und der Feind hat es in verschiedenen Ländern gebraucht um Seelen zu verwirren und von der reinen Wahrheit abzuleiten.
Auch in Deutschland und der Schweiz sind diese Irrlehren aufgetaucht und diese Bände unter dem Titel „Tages-Anbruch", überall verbreitet worden, und haben auch da, wie in Amerika, unermesslichen Schaden getan. Wir haben es daher unternommen in deutscher Sprache eine kurze Blosstellung dieser Irrtümer zu veröffentlichen, um sie als Flugschrift bei den tausenden zu verbreiten."

Und diese „Blossstellung" sieht nach Gaebelein dann so aus:

„Die „Tagesanbruch" Lehre ist zuerst eine totale Verneinung der absoluten Gottheit unseres hochgelobten Erlösers Jesu Christi. Das erste was der gläubige Christ aufgeben muss, wenn er diesen Büchern Beifall schenkt und ihre Lehre annimmt, ist die Person Jesu Christi.
„Tagesanbruch" lehrt, dass der Herr Jesus nur eine blasse Kreatur ist. Vor seiner Menschwerdung war der Herr nur ein Geschöpf, und zwar höher als die Engel. Diese schändliche Lüge ist nichts neues. Sie war schon im Anfang dieses christlichen Zeitalters vom Teufel erfunden worden. Arius und andere Irrlehrer haben dieselbe verteidigt. Was der Schreiber „Russell", der diese Bücher verfasst hat, für Schriftverdrehungen gebraucht um diese Irrlehre neu aufzutischen, können wir hier nicht weiter verfolgen.

Doch Johannes 1:1 ist genügend, um diesen elenden Irrtum vollständig bloszustellen, trotz allen Spitzfindigkeiten des „Tagesanbruch".
„Im Anfang war das Wort (unser Herr und Heiland), und das Wort war bei Gott und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott."
Also die erste giftige, widerbiblische Lehre des „Tagesanbruch" ist die Verneinung der absoluten Gottheit Christi.
Lieber Leser, wenn Er nicht Gott war in aller Ewigkeit, so haben wir keinen Heiland und keine Erlösung. Diese falsche Lehre sollte an und für sich genügend sein, dass jeder gläubige Christ diese Bücher verwirft.

Und sogar die leibliche Auferstehung des Herrn, diese grosse Fundamentallehre unseres Glaubens und Grund unserer Hoffnung ist durch „Tagesanbruch" geraubt. Seine Auferstehung war nach dieser schändlichen Lehre nur eine geistliche. Was wurde dann aber aus dem Leibe des Herrn?
„Der Leib unseres Herrn wurde auf übernatürliche Weise aus dem Grabe entfernt ... Ob Er in Gase aufgelöst wurde, oder ob Er noch irgendwo aufbewahrt wird als das grosse Denkmal der Liebe Gottes, oder des Gehorsams Christi, oder unserer Erlösung, kann Niemand wissen".
Man kann kaum glauben das Bibelgläubige einem solchen Unsinn Gehör schenken können.

Dann lehren diese Bücher, dass der Herr Jesus erst nach seiner Auferstehung göttlich wurde. Dieses geschah als Belohnung für Seinen völligen Gehorsam. Für einen solchen Glauben der Verwandlung gibt es noch nicht einen einzigen Schriftgrund. Es ist dasselbe wie die römischen Götzendiener sich vorgestellt haben, dass ihre Helden nach ihrem Tode den Göttern gleich werden. Die Schrift lehrt deutlich. Jesus war immer Gott in Ewigkeit; Er war Gott geoffenbart im Fleische und in der Auferstehung ist Er derselbe.
Und was lehrt dieser „Tagesanbruch" (ein besseres Wort wäre „Nachtanbruch") vom zweiten Kommen Jesu Christi? Hier besonders ist es wo wir Satans Spuren genau entdecken.

Und denke nur, lieber Leser, diese neue Lehre behauptet dass der Herr Jesus schon gekommen ist. Er soll im Jahre 1874 gekommen sein, und nun besteht schon seit dreissig Jahren das tausendjährige Reich Gottes, denn die Schrift lehrt, dass mit der Wiederkunft Christi das Reich Gottes anfängt und Satan gebunden wird. Braucht es noch weitere Beweise diese falschen Lehren bloszustellen?
Schliesslich ist die Behauptung in „Tagesanbruch" aufgestellt, dass dieses ganze Zeitalter in 1914 endet. Dass auch dafür kein Schriftgrund vorhanden, braucht keiner weiteren Erwähnung.

„Tagesanbruch" lehrt eine andere gottlose Lehre, die Lehre der Wiederbringung aller Dinge und schliessliche Erlösung der Gottlosen. Diese Lehre wurde von einem gewissen Henry Dunn erfunden, obschon der Satan früher andere Werkzeuge hatte durch welche er die alte Lüge: „Ihr werdet nicht des Todes sterben" verbreitete.

Nach dieser Lehre würden die Gottlosen (mit wenigen Ausnahmen) am Anfang des tausendjährigen Reiches auferweckt und in ihren früheren Stand zurückgebracht werden, und dann in einer neuen Probezeit Sünde und Versuchung überkommen, so dass sie nicht zu sterben brauchen.

Zum Schluss geben wir das Zeugnis eines frommen amerikanischen Professors, Herrn M., der sich über „Millenial Dawn (Tagesanbruch)" also ausspricht:

„Dies ist „Tagesanbruch", ein Gemisch von Unitarismus, Universalismus, zweite Probezeit und Swedenborgischer Methode der Bibel Auslegung. Welche unendliche Unehre wird dem Sohne Gottes angetan, der zuerst als eine geistliche Kreatur dargestellt wird, dann als ein blosser Mensch, und erst nach seinem Tode soll Er göttlich geworden sein.
Derjenige welcher auf Golgatha starb, soll ein Mensch und nur ein Mensch gewesen sein. Unsere Erlösung beruht auf dem Werke eines Menschen wie wir selbst sind, ausgenommen, dass Er ohne Sünde war. Die Bibel sagt mir aber, das mein Heil ausgewirkt worden ist durch Einen, der sowohl Gott als Mensch war, der göttlicher Mittler Jesum Christum (Apostelg. XX:28). Er, der jetzt zur Rechten des Vaters ist, soll nichts Menschliches an sich haben, denn nach der Lehre von „Tagesanbruch" ist sein Leib nie auferweckt worden.

Ist dies nicht dasselb wie wenn der ungläubige Renan sagt:
„Der Stein von Seinem Grabe ist nie weggewältz worden."
Und doch ist auf dem Titelblatt des Buches zu lesen: „Für Bibelforscher."
Unter allen Büchern in der englisch sprechenden Welt ist dieses eines derjenigen welche die meisten Irrtümer enthalten. Möge Gott in Seiner Barmherzigkeit Sein Volk bewahren vor dem Gifte des Betrugs, das es enthält."

Nochmals: A. C. Gaebelein
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 29. September 2012 01:49
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Erneut widmet „Trost" in seiner Ausgabe vom 15. 9. 1942, dem Buch des Dr. theol. Gaebelein, auf das schon beim Kommentar der vorhergehenden „Trost"-Ausgabe eingegangen wurde, zweieinhalb Druckseiten! Auch der vorgehende Artikel hatte einen ähnlichen Umfang. Somit war „Trost" dieser Dr. Gaebelein, insgesamt knapp fünf Druckseiten wert!

Ungewöhnlich, sehr ungewöhnlich, mag man dazu nur sagen.
Unter anderem liest man in diesem zweiten Teil die Sätze:

„Was ist Religion?
Der Verfasser zeigt, daß Hunderte von Denkern versuchten, eine befriedigende Erklärung davon zu geben, was mit dem Wort Religion gemeint sei. Er hält aber alle diese Versuche für ungenügend, weil sie entweder nicht das Wesentliche hervorheben oder unvollständig sind:

"Immanuel Kant sagt: „Religion ist Sittlichkeit." Wir besitzen Religion, wenn wir alle unsere sittlichen Pflichten als göttliche Gebote ansehen.

Hegel spricht von ihr als von der 'vollkommenen Freiheit', eine Darstellung, die völlig unzutreffend ist.
Goethe sagt: 'Die Religion ist ein Gefühl für das, was über, um und unter uns ist'.
Heraklit ... sah die Religion an als eine von jenen Krankheiten, an denen die ganze Menschheit leidet; aber er nannte sie eine heilige Krankheit.
Alle diese Erklärungen sind unvollständig; und das gilt auch für alle übrigen Definitionen, die von Theologen dargeboten worden sind.

Wir (das heisst „Trost") warten deshalb immer noch auf eine vollständige Antwort auf die Frage: Was ist Religion?"

Und als Resümee zieht auch „Trost" daraus die Schlußfolgerung:

„Demnach gibt es also auch falsche Formen der Verehrung des wahren Gottes."

Im Einklang mit diesem Dr. Gaebelein, meint auch „Trost" dem Darwinisnmus den Tod bescheinigen zu sollen.
Das Toterklärte allerdings, manchmal ein ungewöhnlich langes Leben aufweisen; darüber wird schon nicht mehr reflektiert. Weder bei „Trost", noch bei Dr. Gaebelein.

Eine „Abrechnung" mit einer ganzen Hand voll Gegner, seitens „Trost", inspiriert" durch Dr. Gaebelein, gibt es dann in den Sätzen:

„Seit dem Jahre 1930, da dieses Buch herauskam, hat ja das moderne Neuheidentum offensichtliche Fortschritte gemacht. Es ist also vor aller Welt erwiesen, daß die Religionen immer zu tieferer Entartung neigen. Gerade dies haben die Propheten und Apostel in der Schrift niederlegen müssen, und auch Jesus wußte und sprach davon. ... Über die durch Dämonen veranlaßten Geistererscheinungen sei hier noch ein kleiner Abschnitt angeführt, der unsere Auffassung bestätigt (S. 69):

"Der Spiritismus hat zum Beispiel seine Wurzeln mitten in die Christenheit getrieben. Der Spiritismus von heute ist derselbe, der vor Tausenden von Jahren in Ägypten, in Babylon, in Assyrien und Persien ausgeübt wurde. So steht es auch mit der Theosophie. Viele Tausende in England, in Frankreich, in Deutschland (1930), in den Vereinigten Staaten sind Anhänger dieses Systems.
Was ist sein Wesen? Es ist eine Verpflanzung der verderbten Philosophien des Hinduismus und der buddhistischen Geheimlehren auf westlichen, sogenannten "christlichen" Boden.
Die "Christliche Wissenschaft" gehört in die gleiche Gattung. Wie schon oft gesagt wurde, ist sie weder christlich noch hat sie etwas mit der Wissenschaft zu tun. Sie ist unchristlich, antichristlich und unwissenschaftlich. Als ein metaphysisches Lehrgebäude ist sie eine Neubelebung dessen, was in der Welt vor Tausenden von Jahren gelehrt und geglaubt wurde.

Und der Modernist! Er kommt und sucht für eine neue Religion zu werben. Vor- und grundsätzlich wendet er den großen Lehren des christlichen Glaubens den Rücken. Mit Vorbedacht verleugnet er die Grundlagen der übernatürlichen, von Gott geoffenbarten Wahrheit. Damit gibt er jeden Halt auf ..."

Katholische Nazis
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 25. Oktober 2012 03:34
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren"
Noch heute kann man besonders auch im katholisch-christlichen Spektrum, Zeugen Jehovas bezüglichen Voten begegnen, wo man eigentlich nur die Hände über den Kopf zusammenschlagen kann, über die dort offerierte Mixtur von „heiliger Einfalt" „gestärkt" durch massive Verschwörungstheoretische Elemente. Ein besonders übles Beispiel dafür: „Robin de Ruiter" sein Name.
Nicht auch zu vergessen den Herrn Johannes Rothkranz, welcher für de Ruiter ja eine besondere Autorität darstellt, und letzterer auch durch seine üble Verteidigung der antisemitischen Hetzschrift
„Protokolle der Weisen von Zion", von sich reden macht.

Begegnet man solch Unterbelichteten also noch in der Gegenwart, so braucht man sich auch nicht zu verwundern. Auch in der Vergangenheit, sah es da nicht viel „besser" aus.

Zwei katholische Zeitschriften in der Schweiz. Einmal die in Winterthur erscheinende „Hochwacht"; und zum anderen ein Blatt, das sich „Arbeiter ... Organ der katholischen Arbeiter-Vereine der Schweiz" nannte, brachten im Jahre 1942 eine mehrteilige Artikelserie überschrieben „Zur Orientierung. Die Ernsten Bibelforscher".
„Arbeiter" begann mit dieser Artikelserie am 23. 7. 1942 und die „Hochwacht" am 7. 8. 1942. Es ist aber offenkundig, das beide Blätter, ein und denselben Text abdruckten.

Seine „Inspiration" bezog der nicht namentlich genannte Verfasser, auch und nicht zuletzt durch das 1936 in Hitlerdeutschland erschienene Buch des Dr. Jonak über die Zeugen Jehovas.
Soweit also die Ausgangslage.

In der Ausgabe des „Trost" vom 1. 10. 1942 kommt selbiges auch darauf zu sprechen, und spart selbstredend auch nicht mit Kritik.

Wiederum ist aber auch der Umstand zu registrieren, dass der eigentliche, inkriminierte Text, den „Trost"-Lesern vorenthalten wird. Und da selbige (in der Regel) wohl kaum Abonnenten der genannten katholischen Blätter sind, sind sie wieder einmal nur Halbinformiert.

Bevor also auf die „Trost"-Kritik eingegangen wird, seien doch erst mal die wesentlichen Ausführungen jenes katholischen Artikelschreibers vorgestellt.
Letzterer führte aus:

„Ohne Zweifel sind die Bibelforscher jene Sekte, die in der Schweiz am meisten sich breitmacht und immer wieder versucht, auch in katholischen Gegenden ihre Eier abzulegen. Ihr Propaganda-Apparat funktioniert so tadellos, daß sogar der Sonntagvormittag dazu verwandt wird, die Briefkästen unserer Städte und Dörfer mit bibelforschendem Inhalt zu füllen. Seit einiger Zeit schenkt auch die Armee diesen Leuten ihre Aufmerksamkeit, weil die Anhänger dieser religiösen Sekte Dienstverweigerer sind, mit denen sich die Militärgerichte zu befassen haben. Innerhalb der Armee ist den Bibelforschern deswegen jede Propaganda untersagt. Im Land selber aber dürfen sie auf Grund der berühmten Glaubens- und Gewissensfreiheit weiterhin ihr Unwesen treiben.

Dann geht es weiter, mit einer sattsam bekannten Tendenzthese der katholischen Nazis (meinetwegen mag man sie auch als nazistische Katholiken betiteln):

Ob er (Russell) jüdischer Abkunft war, ist nach vorliegenden Angaben auch nicht recht wahrscheinlich, obschon sein gesamtes späteres Wirken ganz vom jüdischen Geschäftsgebaren getragen ist und seine Lehre einen ausgesprochenen Zug der Verherrlichung des Judentums an eich trägt.
Um aber den jüdischen Einschlag der Sekte nicht offen hervortreten zu lassen, ließ er seit 1896 daß Wort "Zion" im Titel fort, so daß die Gesellschaft fortan hieß: "Wachtturm Bibel und Traktatgesellschaft"

.Als nächstes meinen diese Herrschaften:

Die feindliche Einstellung gegen die katholische Kirche und die Verherrlichung des Judentums, die schon bei Russell und seinen Schriften stark hervortreten, zeigten sich noch viel ausgeprägter bei seinem Nachfolger Rutherford. Von Beruf Rechtsanwalt, trat Rutherford mit noch größerer Gewandtheit, aber auch mit größerer Unverfrorenheit für seine Sache ein. 1918 wurde er wegen Spionage verhaftet und zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Im nächsten Jahre wurde er jedoch begnadigt, und nun begann er mit allen Mitteln seine Lehre in die verschiedensten Kreise des Volkes zu tragen.

Im Jahre 1932 wurden 25,8 Millionen, 1933 30 Millionen und 1934 32 Millionen Bücher und Broschüren vertrieben. Seit 1921 haben die Ernsten Bibelforscher nicht weniger als 179 Millionen Schriften unter das Volk gebracht. In Amerika besitzen sie mehrere Radiosender.

Rutherfords rastlosen Bemühungen gelang es, seiner Sekte in fast allen Ländern feste Organisationszentren zu geben, von denen aus die ganze Welt mit ihren Schriften und Flugblättern überschwemmt wird.

Sie wollen nicht geschlossene Gemeinden, sondern sie sollen vor allein ihre Lehre und Ideen in möglichst weite Kreise des Volkes tragen, um sie mit Gedanken des kommenden jüdischen Weltreiches vertraut zu machen. Und damit haben wir die eigentliche Bedeutung und Gefahr der Ernsten Bibelforscher berührt.

Doch bevor wir auf die Beziehung dieser Sekte zu den Juden näher eingehen, müssen wir uns erst kurz mit ihrer Lehre befassen.

Selbige meint man wie folgt bewerten zu können:

Es ist ein eigenartiges Durcheinander von christlich klingenden Redensarten und jüdischen und atheistischen Lehren.

Unter den vielen Sekten der Gegenwart arbeitet keine mit einem solchen Propagandaapparat wie die Ernsten Bibelforscher. Wenn man die ungeheuren Anstrengungen der Bibelforscher zur Verbreitung ihrer Lehre mit dem Inhalt ihrer Predigt vergleicht, dann kommt man wie von selbst auf den Gedanken, daß hinter dieser Vereinigung mehr als nur der Prophetendünkel eines Sektenführers und mehr als der Aposteleifer einiger Bibelfanatiker stehen.

Als nächstes wird das „Ei des Columbus" präsentiert:

Schon oft ist die Frage gestellt worden, woher die Ernsten Bibelforscher eigentlich die ungeheuren Geldmittel für ihre ausgedehnte und kostspielige Propaganda nehmen, zumal sie keine Vereinsbeiträge, keine Eintrittsgelder bei Versammlungen erheben und ihre Schriften größtenteils gratis oder zu einem ganz niedrigen Preise vertreiben,
- Woher kommt das Geld, um den ganzen Verwaltungsapparat, Erwerbungen von Häusern, Mieten, die zahllosen Angestellten, die Kosten großer Versammlungen, die großen Zeitungsannoncen, die Millionen von Flugschriften und Plakate, die Radioübertragungen, die weiten Reisen ihrer Agenten zu zahlen, die in Schlafwagen und Speisewagen, Automobilen, auf eigenen Motorschiffen Kanada, Indien, Australien durchqueren?

Die Finanzberichte in den regelmäßig erscheinenden Jahrbüchern bringen ganz lächerliche Angaben.

Wer da am lächerlichsten argumentiert, dürfte wohl eine Frage sein, bei der man durchaus anderer Meinung sein kann als jene katholischen Nazis.
Weiter im Zitat:

Warum diese Verschleierung? Offenbar weil ein Bekanntwerden der Geldgeber die Bibelforscher bloßstellen würde.

Woher kommen also die Geldmittel? Gewiß von denen, die das meiste Interesse daran haben, daß die Lehren der Bibelforscher in möglichst weite Schichten des Volkes dringen, und das sind gewisse führende Kreise der Juden.
Der Verfasser der eingangs erwähnten Schrift
(Jonak) "Die Zeugen Jehovas" hat, gestützt auf eigenes Studium und auf zahlreiche Abhandlungen, die über die Bibelforscher erschienen sind, überzeugend nachgewiesen, daß die Sekte der Bibelforscher nur im Interesse des Judentums arbeitet, ist ihre ganze Arbeit ausdrücklich gegen das Christentum , vor allen gegen die katholische Kirche, gegen Papsttum und Priestertum gerichtet. Sie verlangen ausdrücklich die Beseitigung der katholischen Kirche und aller Priester. Für ihren neuen Staat verlangen sie für alle Bürger Beschneidung nach jüdischem Ritus. Ihr Geschäftsjahr richtet sich nach dem jüdischen Kalender; es läuft vom l. Oktober bis 30. September, Mit der Begründung, daß es den Juden verboten sei, legen sie auch ihren Anhängern nahe, sich des Genusses von Schweinefleisch zu enthalten.

Das mit dem nicht Schweinefleich essen, ist wieder mal so eine Ententeichthese, erstens nicht belegt, und zweitens einige Rückschlüsse über den Geisteszustand der katholischen Nazis erlaubend.
Weiter im Zitat:

Rutherford gab im Jahre 1925 ein Buch heraus: "Trost für die Juden", in dem er die Ansprüche der Juden auf das Heilige Land unterstützt und die Lehre des Heilandes, daß sich die Juden am Ende der Zeiten bekehren werden, als falsch hinstellt, Gerade für den Zionismus, jene Bewegung, die die Rückkehr der Juden nach Palästina betreibt, setzen sich die Bibelforscher aufs allernachdrücklichste ein.
Dabei kommt es Ihnen aber nicht darauf an, dass die Israeliten in Palästina angesiedelt werden, sondern die Rückkehr der Juden ins Heilige Land ist ihnen gleichbedeutend mit dem Beginn eines jüdischen Weltreiches mit seinem Mittelpunkt in Jerusalem; denn für Russell und Rutherford sind die Juden die "Führer der Menschheit", die "Retter der Welt", das Volk, das den ersten Rang unter den Völkern einnehmen wird.

...Zeigen auch die Bibelforscher, wenn auch mit religiösen Schleiern verhüllt, in ihren Schriften und in ihrem Auftreten immer wieder eine unverkennbare Zuneigung für den Kommunismus, wenn freilich für diesen im neuen Reich kein Platz mehr ist, so ist er doch der wertvollste und willkommene Bundesgenosse zur Beseitigung und Vernichtung der katholischen Kirche und der christlichen Nationen. In dieser Sympathie für den politischen Umsturz treffen sich die Ernsten Bibelforscher mit den von Juden geleiteten

Freimaurern,
so daß es gewiß nicht dem Zufall zuzuschreiben ist, wenn sie gerade in den Ländern die meisten Erfolge aufzuweisen haben, in denen die Freimaurerei ihren bedeutendsten Einfluß entwickelt, in Nordamerika, Mexiko, Spanien, Frankreich, Schweiz und Tschechoslowakei.

Umgekehrt sahen sich aber auch verschiedene Regierungen veranlaßt, gegen die Wühlarbeit der Bibelforscher einzuschreiten. So haben Deutschland, Italien, Österreich, Lettland die Sekte verboten. In Japan sind ihre Schriften beschlagnahmt; in Belgien, Holland und Bulgarien werden alle ausländischen Agenten der Sekte aus dem Lande ausgewiesen, damit ist hinreichend gezeigt, wes Geistes Kind die "Ernsten Bibelforscher" sind. Die Führer dieser Sekte sind nicht ehrliche, nach Wahrheit suchende, wenn auch irrende Menschen, sondern religiös getarnte Pioniere eines jüdischen Weltreiches, Leute, die unter Mißbrauch der Religion die Kirche bekämpfen und dem Umsturz die Wege bereiten, Wölfe, die in Schafskleidern unter die Menschen gehen. Daher heißt es, gerade diesen falschen. Propheten energisch die Stirne zu bieten, um ihnen das Handwerk zu legen.

Als „Rezept" empfiehlt man dann:

Der vielfach aufdringlichen Art der Bibelforscher-Agenten gegenüber bleibe man energisch und fest und suche sie nicht dadurch loszuwerden, daß man ihnen etwas abkauft, sondern dadurch, daß man ihnen kurzerhand die Türe weist und literarischen Produkte verbrennt..."

An diesem Votum ist schon mal auffällig, dass sein Verfasser in keiner Weise jenen Umstand mit reflektiert, dass der frühe Philosemitismus der Bibelforscher, eben im Jahre 1942 nicht mehr galt. Wenn er sich gar dazu versteigt, zu behaupten, es würde jüdische Beschneidung praktiziert. Oder es würde kein Schweinefleisch gegessen, dann ist dazu erst mal schlicht und einfach festzustellen.
Das hat auch ein Jonak nie behauptet. Das hat dieser katholische Verfasser, sich aus seinen eigenen, üblen Fingern herausgesaugt. Es ist damit offenkundig, dass er der WTG ein willkommenes „Heimspiel" lieferte, um sich wieder einmal in der Glorie der zu Unrecht Verfolgten zu sonnen.

Und in dieser Konsequenz „informiert" dann „Trost" seine Leserschaft über vorgenannten Artikel auch mit den Worten:

„Sie mögen entscheiden, ob folgende Vorwürfe berechtigt sind:
Die Bibelforscher proklamieren ein jüdisches Weltreich.
Sie fordern für alle Bürger Beschneidung nach jüdischem Ritus.
Sie verlangen von ihren Anhängern, sich des Genusses von Schweinefleisch zu enthalten.
Ihre Lehren sind atheistisch, (gottesleugnerisch)
Sie lehren, Christus sei nicht eigentlich Gottes Sohn.
Sie lehren, daß die Juden als unsterbliche Menschen auf Erden ein glückliches Leben führen werden. ...
Die Führer dieser Sekte seien nicht ehrliche, nach
Wahrheit suchende Menschen."

Seinen Triumph weiter ausspielend schreibt dann „Trost" weiter:

„Es ist nicht schwer zu ersehen, aus welcher Quelle der Verfasser der betreffenden Artikel über die "Ernsten Bibelforscher, bezw. die Zeugen Jehovas" schöpft. Es ist eine trübe Quelle. Sie selbst führen sie an:
Dr. Hans Jonak von Freyenwald.
Der Verfasser dieser von Ihnen erwähnten Broschüre: "Die Zeugen Jehovas" ist uns bekannt. Ebenfalls sind den Behörden und uns seine Beziehungen zu dem Nazi-Agenten Fleischhauer und dem wegen Spionage verurteilten Tödtli bekannt. Warum "orientieren" Sie Ihre Leser nicht darüber, damit diese um so besser beurteilen können, wessen Geistes Kind der Schreiber der Artikel "Die Ernsten Bibelforscher" ist, der sich solch einer trüben Quelle bedient?

Man kann „Trost" dabei nicht absprechen, damit durchaus geschickt zu agieren. Jonak publizierte als Österreicher 1936 in Hitlerdeutschland. Schon allein dieser Umstand spricht Bände. Es wird also die Chance zu einer griffigen Totschlag-Vokabel ergriffen und auch konsequent genutzt. Alles was nun „Trost" an Überzeichnungen jenes katholischen Autors aufspießt, etwa die schon genannte „Beschneidungsfrage" und anderes mehr, sucht es diesergestalt, letztendlich Jonak in die Schuhe zu schieben, was so, wiederum nicht sachgerecht ist.

Einen besonderen „Trumpf" meint dann „Trost" noch in Sachen Jonak ausspielen zu können. Es zitiert aus einem Schreiben letzteren (wo man voller Stolz noch betont man besitze dessen Original), dass Jonak an eine Zeugin Jehovas gerichtet hatte, mit der erklärten Absicht, von ihr WTG-Literatur „loszueisen", an der er zwar interessiert war, die er sich aber offenkundig anderweitig nicht beschaffen konnte. Dabei schmierte er jener Zeugin auch reichlich „Honig ums Maul". Vielleicht etwas zu reichlich.

Der Sachverhalt ist ja durchaus nachvollziehbar. Ich gebe nur nachstehenden Fakt zu bedenken.
Wer als Außenstehender Wissenschaftler, beispielsweise daran interessiert sein sollte, die interne Zeugen Jehovas-Zeitschrift „Unser Königreichsdienst" einzusehen, wird eine besondere Erfahrung sammeln.
Parsimony.25605
Der Wissenschaftler sagt sich vielleicht. Na, da die örtliche wissenschaftliche Bibliothek über diese Zeitschrift nicht verfügt, versucht er es halt über den Leihverkehr der wissenschaftlichen Bibliotheken. Wenn den sein Bestellversuch diesbezüglich überhaupt angenommen wird, da ein bibliographischer Nachweis als Beleg für die Bestellaufgabe vonnöten ist. Gesetzt der Fall, er meistert schon mal diese erste Hürde, wird er dennoch nicht ans Ziel gelangen. Keine wissenschaftliche Bibliothek hat diesbezügliche Bestände. Auch nicht die Hessische Landesbibliothek in Wiesbaden, die ansonsten einen Pflichtexemplars-Anspruch auf die WTG-Literatur hat.

Vor ähnlichen Problemen stand seinerzeit eben schon Jonak. Und wenn er da in einem privaten Schreiben an eine Zeugin Jehovas, derselben etwas zuviel „Honig ums Maul schmierte" in der Absicht, auf diesem Wege an WTG-Literatur heranzukommen, dann ist das durchaus nachvollziehbar. Wenn „Trost" nun als besonderen Triumph auch jenes Jonak-Schreiben zitiert und als großen Sieg feiert, dann ist wohl noch ergänzend hinzuzufügen.
Es gibt auch Siege, welche sich unterm Strich, als Phyrrussiege entpuppen!

Exkurs:
Beiläufig kam in vorstehendem Text auch der Begriff „Beschneidung" mit vor. Gerade in jüngster Zeit hat dieses Thema in Deutschland wieder mal die Öffentlichkeit erreicht.
Eine eher beiläufige Reflektion dazu ist auch auf der Blogseite des Journalisten Burkhard Schröder zu beobachten gewesen.
Bekanntermaßen „vergisst" Google nichts oder nur wenig. Wie also Herr Schröder jenes Thema aufnahm, hatte ich das zeitnah, nicht mitbekommen. Aber dann etwas zeitversetzt bin ich dort doch noch über dem Umstand „gestolpert"
Zitat von Herrn Schröder:

"Wer in Deutschland einen Jungen aus religiösen Gründen beschneidet, begeht als Arzt eine Körperverletzung – auch wenn die Eltern des Kindes den Eingriff ausdrücklich wünschen", berichten diverse Medien.
Bravo! Da werden die Verehrer höhere Wesen aber mit den Zähnen knirschen. (Jehovas Zeugen lassen übrigens auch beschneiden.)
Dieser Unsinn stammt schon aus der Zeit vor dem Judentum – die Juden haben es nur übernommen, und die Muslime es von den Juden. Es hat mir Hygiene nichts zu tun, obwohl das immer wieder behauptet wird. Dass Männer ohne Vorhaut gesunder sind, ist schlicht ein dummer Aberglaube. (vgl. übrigens das Buchkapitel "Auf Messers Schneide" in meinem Buch
"Unter Männern" 1988)

Dazu dann die nachfolgenden Antworten:

Betreff: Beschneidung
Man kann sicherlich vieles – zu Recht – an den Zeugen Jehovas kritisieren. Allerdings erweist man sich keinen Gefallen, wird dieses mit Falschbehauptungen praktiziert.
In der Schweiz der 1940er Jahre, gab es von wenig Sachkenntnis beleckte katholische Publizisten, die im Strom des Antisemitismus mitschwammen, und dabei (wohl zuerst) jene Behauptung aufstellten. Dieweil sie die Zeugen Jehovas in die jüdische Ecke stellten (wiederum darauf mit dem Vorhalt antwortend als Folge ihrer eignen Unkenntnis, und trotzdem den „großen Mann" spielend, der sie mitnichten waren), die dann wohl jene These zuerst ventilierten.
In objektiver Betrachtung ist festzustellen.
Der Brauch der Beschneidung, wurde zu keinem Zeitpunkt von den Zeugen Jehovas praktiziert – in Vergangenheit und Gegenwart.

 Und warum war ich selbst dabei, als ich für mein erste Buch über Beschneidung recherchierte, als ein kleiner Junge beschnitten wurde, dessen Eltern bei den Zeugen Jehovas waren? Ich habe mir das nicht ausgedacht.

Verstehe ich es richtig thematisiert Ihr Buch „Unter Männern ..." in einem Kapitel die Neuapostolische Kirche, welche aber nicht mit den Zeugen Jehovas identisch ist. Als einer welcher selbst eine Zeugen Jehovas geprägte Biographie hat, muss ich weiter den formulierten Widerspruch aufrechterhalten, fallweise auf begründete Darlegung der gegenteiligen Meinung bestehen. Nur der pauschale Hinweis auf Ihr Buch, ist mir dabei allerdings zu wenig.
Ein übler katholischer Publizist in der Schweiz, namens
Otto Karrer, publizierte im Jahre 1942 ein Buch betitelt über „Moderne Sekten". Karrer mache ich als den Urheber jener Falschthese aus.
Zur Geschichte der Zeugen Jehovas gehört auch, einst glühende Philosemiten (Begünstiger des Zionismus) in ihrer Frühzeit gewesen zu sein. Der zweite relevante „Fürst" der „Zeugen" (J. F. Rutherford) kippte als Morgengabe an die Nazis, in den Dreißiger Jahren diese Tendenz. Herausragender Beleg, auf welchem auch Karrer „herumreitet". Band 3 des Rutherford-Buches „Rechtfertigung". Dort die Seite 320.
Dort formuliert Rutherford in Neukonzipierung der Dogmatik, das bei den Juden vorhandene „Zeichen der Beschneidung", sei nunmehr das „Zeichen des Glaubens und der Hingabe für Gott und sein Königreich".
Oder salopp formuliert, die „Beschneidung des Herzens".
Karrer lässt den Kontext völlig außer Acht, das der Philosemitismus nunmehr als gekippt zu betrachten ist. Er stiert nur isoliert auf die in diesem Text mit vorkommende Vokabel „Beschneidung", ohne zu berücksichtigen. Als Praxisbrauch, nie bei den Zeugen Jehovas praktiziert, weder vor noch nach 1931.
Zeugen Jehovas sind auch für ihre anfechtbare These, Blut und Bluttransfusionen bekannt. Sie nutzen dabei ein in der „Apostelgeschichte" der Bibel berichtetes „Apostelkonzil" (Apostelgeschichte 15: 28,29). Letzteres handelte einen Kompromiss aus zwischen Judenchristen und den immer zahlreicher werdenden Heidenchristen. Vor der jüdischen Dogmatik, welche auch die Beschneidung beinhaltet, blieb für die Heidenchristen, mehr oder weniger dabei nur die These kein Blut zu essen übrig,.
Sofern den einzelne Personen aus Ihrem weitläufigen Bekanntenkreis, zu den Praktizierern der Beschneidung gehören sollten, ist festzustellen. Das hat mit der offiziellen Lehre der Zeugen Jehovas nichts zu tun. Weder in Vergangenheit noch in der Gegenwart.

http://www.burks.de/burksblog/2012/06/26/beschneidung-aus-religiosen-grunden-ist-korperverletzung#comment-11075

Nachtrag:
Auf Seite 86 seínes Buches, wo Herr Schröder über seine Anwesenheit bei einer praktizierten Beschneidung berichtet (in einem jüdischen Krankenhaus) redet er bei seinem Fallbeispiel von "Christlich-bibeltreuen Eltern", die das veranlasst hätten.
Christlich-Bibeltreu ist ein dehnbarer Begriff. In seinem 1988er Buch nennt er aber keinen Namen über die Gruppierung, welche besagte "Christlich-Bibeltreue" denn zugehörig wären.
Wenn er Jahre später einen Namen benennt, muss man ihn schon fragen, ob ihn da seine Erinnerung nicht täuscht.
Hat es besagte Eltern "interviewt"? Sofern das so sein sollte, dann liest man jenes Interview jedenfalls nicht ausführlicher in diesem Buch aus dem Rowohlt-Verlag.
Zeugen Jehovas wollen zwar auch "Christlich-bibeltreu" sein, kaum jedoch in dem Kontext, wie er hier suggeriert wird.
Nochmals festgestellt:
Das Spektrum "Christlich-Bibeltreu" kann weitgespannt sein, sehr weit ...

Schweizer Impressionen - 1942
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 30. Oktober 2012 00:11
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Laut „Trost" vom 15. 10. 1942 versammelten sich am 20. 9. 1942 zu einer „theokratischen Versammlung" etwa 2.300 WTG-Anhänger in den Hallen der Mustermesse, Basel.

Und kommentierend liest man weiter, es werde nicht nur in Europa, immer schwieriger, größere WTG-Veranstaltungen durchzuziehen „wegen der Ungunst der äußeren Verhältnisse."

Dem mag man, was die fragliche Zeit anbelangt, nicht widersprechen. Dennoch dürfte man die Schweiz zu der Zeit, nicht unbedingt mit anderen Europäischen Staaten gleichsetzen.
Zwar war auch sie von Kriegsführenden Staaten umringt. Zwar führte auch sie, etwa für das WTG-Schrifttum die Vorzensur durch (zu der Zeit). Aber wie man las, waren größere Veranstaltungen dennoch möglich. Der Bericht enthält auch keinerlei Hinweis darauf, dass die breitere Öffentlichkeit, keinen Zugang zu der Veranstaltung hatte.
Ohnehin dürfte sich letztere Frage dahingehend geklärt haben, dass die breitere Öffentlichkeit, an dieser Veranstaltung, nicht sonderlich interessiert war.
Die genannten 2.300 dürften in der Tat nur engere WTG-Anhänger gewesen sein.

Immerhin mag man dann doch einige Vergleichszahlen heranziehen.

Obwohl in der Schweiz die erstmaligen Übersetzer der Englischsprachigen Ausgaben der Russell'schen „Tagesanbruch"-Bände (Band 2 bis 5) (später umbenannt in „Schriftstudien") wohnhaft waren. Die Deutschsprachige WTG-Tätigkeit, somit eine wesentliche Wurzel in der Schweiz hatte. Und jene Übersetzer-Kreise dann ab Herbst 1902 auch eine eigene Zeitschrift herausgaben („Die Aussicht").

Trotz oder wegen dieses Umstandes (der weitere Weg des „Aussichts"kreises nahm gegenüber der WTG Schismatische Tendenzen an). Trotz dieses Umstandes verzeichnet die WTG in ihren Jahrbuchstatistiken für 1928, erst 763 „Verkündiger". Erst 1950 war man in der Schweiz bei einer Verkündigerzahl von 2247 angelangt.

Auch wenn man unterstellt. Nicht jeder im WTG-Sog sich befindende, ist über das WTG-Prinzip zu „verkündigen" und darüber auch Bericht zu erstatten, „erfreut". So kann man dennoch sagen. Das lange Jahrzehnte hinweg, die WTG-Organisation in der Schweiz, so vor sich „herdümpelte". Zur gleichen Zeit, wiesen andere Länder, schon weitaus größere Zuwachsraten für die WTG auf.
„Gelobt 'Trost' Besserung?"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 26. November 2012 04:50
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Zumindest mir drängt sich diese Frage auf, bei der Lektüre der „Trost"-Ausgabe vom 1. 11. 1942.
Wieso dieses Votum? Nun, es war schon früher feststellbar. Wenn es irgendwo einen „neuen Schrei" in der Heilpraktikerszene gab, man konnte „fast" darauf warten, selbigen auch im „Goldenen Zeitalter"/"Trost" reflektiert vorzufinden. Einschließlich offenkundiger Quacksalbereien.

Nun ist das Votum, was auf diesem Felde Quacksalberei ist und was nicht, in der Tat sehr umstritten. Aber zumindest aus meiner Sicht, fand man das GZ/Trost ziemlich oft (zu oft) fröhlichen Urstand feiernd im Lager der Quacksalber vor.

Und nun, in der vorgenannten „Trost"-Ausgabe eine Meldung, welche (zumindest ich) auch dem Bereich der Quacksalberei zuordnen würde. Der „Quantensprung" dabei ist dann allerdings der.
So ziemlich zum ersten Male stellt sich auch „Trost" auf die Seite der Gegner der Quacksalber!
Wer hätte das gedacht!

Nachstehend dann noch (kommentarlos) jene Meldung, wie sie auch „Trost" seiner Leserschaft weitergab:

„Der Luftdampfwagen, der vor hundert Jahren patentiert wurde, war zu schwer, um fliegen zu können. Aber patentieren konnte man ihn wohl. Ähnlich kann man auch heute Strahlschutzgeräte gegen vorgestellte oder eingebildete "Erdstrahlen" patentieren,

aber außer dem Verkäufer hat kaum jemand Nutzen davon.

Sie schützen nicht vor Krankheit und saugen keine "Todesstrahlen" auf, aber deswegen kann man sie doch patentieren.
Eine Büchse voll Kieselsteine, die an gleicher Stelle angebracht wird statt des "Strahlschutzgerätes", steht an Wirkung dem "patentierten Gerät" nicht nach!

Röntgen-, Licht- und Wärmestrahlen, Alpha-, Beta-Gammastrahlen sind zwar bekannt, aber immer noch voller Geheimnisse. In ungewöhnlichem Sinn kann man auch von elektrischen, magnetischen und Schwerkraftstrahlen reden. Noch bedenklicher sind die sogenannten Erdstrahlen und Todesstrahlen, die bisher n u r in der Einbildung wirkten.
Hat man nicht behauptet, daß gewisse Staaten oder deren Erfinder über geheimnisvolle Apparate und Strahlungen verfügen, die im Umkreis von einigen Kilometern jeden Sprengstoff entzünden und jeden Explosionsmotor außer Betrieb setzen? Man hat natürlich aus militärischen Gründen die Einzelheiten sehr geheim gehalten, aber in Aussicht gestellt, daß dank dieser Strahlen kein motorisierter Angreifer so ein strahlengeschütztes Land mehr überfliegen oder befahren könne.
Wird nun die rauhe Wirklichkeit die leichtgläubigen Menschen von ihrem Strahlenaberglauben heilen? Wodurch unterscheidet sich der Glaube an Gespenster von dem Glauben an Todes- und Erdstrahlen? - Einsichtige Leute überwinden solchen "Zauber"!

Ein Pfarrer namens Kuno Fiedler
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. November 2012 03:10
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Wieder hat „Trost" in seiner Ausgabe vom 15. 11. 1942 ein damals neues Buch entdeckt. Sein Verfasser sei zudem ein Pfarrer. Wenn der nun laut Buchtitel über „Schrift und und Schriftgelehrte" reflektiert, dann wird „Trost" wach, hellwach.
So liest man etwa im „Trost":

„Der besondere Wert des neuen Buches liegt in der Darstellung der modernen Schriftgelehrten, deren Geist der Verfasser sehr gut kennt. Er zeichnet sie mit hervorragender Schärfe. Er kennt ihre Neigungen und Beweggründe, die sich aus ihren Früchten mit aller Deutlichkeit erkennen lassen.
Er weist auch darauf hin, daß selbst Jesus für nötig fand, die religiösen Führer, die in hohem Ansehen standen, schonungslos als Heuchler zu behandeln - "um ihrer selbst, um der ändern und um der Sache willen."
(S. 91.)

Oder auch:

„Wir zitieren aus der großen Fülle berechtigter und schonungsloser Anklagen gegen diese Art von Heuchelei einige Abschnitte:

"Es liegt auf der Hand, daß solche Art von Heuchelei einer auf Schriftautorität gegründeten Orthodoxie immer eigentümlich sein wird. Orthodoxie, insofern sie die absolute religiöse Wahrheit schwarz auf weiß zu besitzen meint, kann niemals ohne Selbstgerechtigkeit und Unduldsamkeit sein. Sie wird ihren Standpunkt ohne weiteres mit dem Gottes gleichsetzen.
Und sie wird infolgedessen jede Ansicht, die der ihrigen widerspricht, als sündhaft empfinden. Das heißt aber zugleich: sie wird sie mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln verfolgen, - auch den verwerflichsten, wohlgemerkt, da sie ihres Heils in jedem Falle ja unangreifbar gewiß ist."
(S. 91.)

Ob er der Verfasser, ein Herr Fiedler, soviel neues im Vergleich etwa zu seinem bereits 1923 erschienen Buch „Der Anbruch des Nihilismus. Aphoristische Gedanken über Religion und Bürgerlichkeit" darin mitteilt, mag einstweilen, eher mit einem Fragezeichen versehen bleiben.

Immerhin würde „Trost" ihm wohl kaum 2,5 Druckseiten widmen, wenn es nicht auch meinen würde, damit Kapital für sich herausschinden zu können. Und dieses Kapital wäre dann in der „Trost"-Lesart, erneut die Feststellung:

„Man liest in diesem Buch manche Dinge wieder, deretwegen die Zeugen Jehovas oder die Bücher von J. F. Rutherford so sehr verunglimpft werden von den großen Kirchensystemen."

Und weiter laut „Trost":

„Der Verfasser bekämpft in diesem Buch die modernen Schriftgelehrten, die Orthodoxie, "so schroff wie möglich". Dabei versteht er unter Orthodoxie "die positive Theologie im Stande der Entartung" (Seite 40), obwohl er weiß, daß auch die liberale entarten kann, etwa

"zum Säkularismus, das heißt: zur reinen Weltanschauung, zum Nationalismus, das heißt: zur völkischen Selbstanbetung, und zum Moralismus, das heißt: zur bloßen Sittenlehre." (S. 41.)

Er brandmarkt

"jene überhebliche und sich selbst zum Maßstab aller Dinge machende Diktaturgesinnung, die eine ausgesprochene Charakterangelegenheit und auf kirchlichem Gebiet unter dem Namen Orthodoxie bekannt ist".

Er ist gegen den Starrsinn jener "Biblizisten", der nicht erschüttert wird, wenn seinetwegen Ströme von Blut flössen während der Kreuzzüge und Glaubenskriege, bei Ketzer- und Hexenverfolgungen im Verlaufe der Jahrhunderte.
Und aus der Tatsache, daß nicht von ungefähr

"ausgerechnet die strenggläubigen Biblizisten oftmals in dem Rufe stehen, so engherzig, lieblos, kaltsinnig, grausam, gehässig, giftig, verkniffen, selbstsüchtig, geldgierig wie nur möglich zu sein" (S. 70)

schließt er, daß ihre Bibelauslegung wohl recht minderwertig sein muß.

Allerdings, die Freude über diesen vermeintlichen Bundesgenossen ist nicht uneingeschränkt, wofür denn auch die „Trost"-Sätze stehen:

„Wir sind freilich nicht mit allen Darlegungen des Buches einig; denn für den Verfasser K. Fiedler ist die Bibel nicht das inspirierte Wort Gottes.
Er legt den Schreibern der Bibel vielfache und grobe Fehler ... zur Last. So verwirft er z. B. die Lehre von der Schöpfung in sechs (buchstäblichen) Tagen, die Opferung Isaaks, die Ausrottung der Amalekiter durch einen Rachefeldzug, das Hohelied, aber auch die Zeugung Jesu durch Gottes Geist, die Himmelfahrt Christi, die Lehre vom Lösegeld usw. Es sind aber besonders die orthodoxen Auslegungen vieler Schrifttexte, die ihn bewegen, die Inspiration der Bibel zu leugnen. Denn es ist leider so, daß viele kritiklos Gläubige durch buchstäbliche oder dem Geist der Wahrheit und Gerechtigkeit nicht entsprechende Auslegung zu sehr bösen Fehlentscheidungen gekommen sind. Dazu schreibt das Buch;

"So besteht beispielsweise gar kein Zweifel darüber, daß die Gegner einer Humanisierung des Strafrechts, die Anhänger der Sklaverei, die Befürworter des totalen Krieges, die Nutznießer absolutistischer, feudalistischer und kapitalistischer Ausbeutung, die Vertreter des Teufels- und Hexenwahns, die fanatischen Unterdrücker der freien Wissenschaft und die verständnislosen Behinderer einer künstlerischen Entfaltung ihre stärksten Beweisgründe von jeher gerade aus der Schrift zu entnehmen imstande gewesen sind." (S. 39.)

Oder auch die Sätze:

„Über den Geist oder den wahren Sinn der Bibel lesen wir in dem Buche manche anerkennenden und freundlichen Worte, obwohl der Verfasser nicht an wörtliche Inspiration glauben kann. Er schreibt:

"Sicherlich ist alles wahr und richtig, was in der Bibel steht. Aber es ist wahr und richtig in vollem Sinne eben nur für diejenigen Menschen, denen es jeweils gesagt war." (S. 27.)

Angesichts der von „Trost" selbst zitierten Einschränkungen seines „Jubelgesangs", drängt sich doch wohl die Frage auf, welches Recht denn „Trost" wohl hätte, ausgerechnet diesen Pfarrer, auch für sich zu vereinnahmen. Und ob es nicht eher so ist, wie dessen 1923er Buch schon verdeutlicht, dass Bürgerlich orientierte Religion, sein Haupthema in Kritik und Darstellung ist. Kaum aber jene Form von Religion befürwortend, wie die WTG sich nach Kräften bemüht, zu „verkaufen".

Von Unberufenen vereinnahmt zu werden, ist eine Gefahr, die nur schwerlich vermeidbar ist. Auch dieser Pfarrer Fiedler ist solch ein Opfer geworden. Das Opfer von „Trost".

„Trost" zitiert auch:

„Natürlich ist dem Verfasser auch wohlbekannt, daß die Religion zu Entartung neigt Darum schreibt er von den orthodoxen Gegnern des wahren Christentums:

"... daß Religion von zahlreichen Menschen stets zugleich als Mittel zur Erreichung ihrer sehr irdischen Zwecke benutzt wird. Und da echte Religion dieser Verwendung widerstrebt, so sind sie eben genötigt, sich bei ihrem Bemühen an die Afterreligion der Orthodoxie zu halten - und diese umgekehrt auch wieder auf alle Weise zu stützen."  (S. 225/226.)

Und bei letzterem Zitat hat man den Eindruck.
Da zeigt der Finger der WTG, wieder auf sich selbst zurück!

Noch einmal war es „Trost" (in seiner Ausgabe vom 1. 6. 1943) möglich, diesen Pfarrer Fiedler erneut für sich zu vereinnahmen. Der diesbezügliche „Trost"-Bericht sei nachfolgend noch vorgestellt. Aber hingewiesen sei auch auf die in ihm enthaltenen Sätze, die vielleicht mehr aussagen als alles andere offerierte Beiwerk:

„Da er (Fiedler) aber nicht an die göttliche Eingebung der Bibel glaubt ... unsere Hoffnung ist die übernatürliche Aufrichtung des Reiches Gottes nach der Schlacht jenes großen Tages von Harmagedon. Davon schreibt K. Fiedler nichts ..."

Nun also noch das, was „Trost" meinte in Sachen Fiedler erneut präsentieren zu können:

„Der Verfasser des Buches "Schrift und Schriftgelehrte", Kuno Fiedler, ließ eine neue Schrift von etwa 40 Seiten erscheinen: "Bekennen und Bekenntnis". (Verlag Paul Haupt, Bern 1943)
Der Verfasser weist darin auf ein Hauptübel der sogenannt christlichen Kirchen hin: die Bekenntnisse d. h. die katechismusartigen Zusammenstellungen von Glaubenslehren. Der Unterschied zwischen dem Geist der Schrift und der Schriftgelehrten ist gewiß beträchtlich. Aber auch zwischen Bekennen (kämpfen, im Sinne Jesu, für Recht und Wahrheit) und Bekenntnis (Dogma oder Überlieferung) ist ein ähnlicher Gegensatz. Der "Trug der Sprache" hat viele Menschen verleitet, den großen Unterschied zu übersehen.
Was verstand Jesus unter "bekennen"?
Die Ansicht Jesu (Seite 6) ergibt sich aus der Stelle in Matthäus 10:32:
"Ein jeder nun, der mich vor den Menschen bekennen wird, den werde ich bekennen vor meinem Vater."
Es geht also darum, daß die Jünger an seine Seite treten und seinen Kampf mit ihm kämpfen. Dieser Kampf geht, wie Jesus voraussah, auf Tod und Leben. Es handelte sich für Jesus nicht darum, gewisse Lehrsätze für wahr zu halten, sondern den Willen des Vaters, der im Himmel ist, zu tun.
Bekennen bedeutet also Gehorsam gegen die vornehmsten Gebote des Herrn. So lesen wir von der Gefahr des Bekennens in Johannes 12: 42: "Dennoch aber glaubten auch von den Obersten viele an ihn; doch wegen der Pharisäer bekannten sie ihn nicht, auf daß sie nicht aus der Synagoge ausgeschlossen würden."
Das Bekennen war also wesentlich schwerer als das bloße Fürwahrhalten der Lehren. Was Jesus im Gesetz und in den Propheten als groß und wichtig erachtete, faßte er in die Aufforderung zusammen: Gott und die Nächsten zu lieben.
Und das ist etwas anderes, als das Glauben an einige überlieferte kirchliche Dogmen, die in einem "Bekenntnis" zusammengestellt sind und in den verschiedenen "Konfessionen" stark voneinander abweichen.
Die Bekenntnisentstehung
K. Fiedler schreibt dazu:

"Das Bekenntnis nun fehlt nicht nur, wie wir gesehen haben, bei Jesus, es ist auch in der christlichen Kirche keineswegs von Anfang an da gewesen. Denn begreiflicherweise war solange gar kein Bedarf nach ihm vorhanden, als noch das Bekennen die ihm von Jesus vorgezeichnete Rolle spielte. Das Blut der Märtyrer war der Same der Kirche. Und es zeugte wirksamer von dem Herrn der Kirche und der Wahrheit seiner Heilsbotschaft, als es noch so eindrucksvoll ausgeklügelte Worte vermocht hätten."
"Indessen das Blut der Märtyrer versiegte eben allmählich. Und dafür quoll der Strom der Worte und liturgischen Gebärden um so williger und reichlicher ..
."
(S. 13)

Dann zeigt der Verfasser, wie immer mehr feierliche Äußerlichkeiten, Kult und Dogmen als wichtig betrachtet wurden, während zugleich das wahre Bekennertum zurücktrat. Auch die mehrfache Bedeutung des Wortes "Glaube" spielte dabei mit. Die ursprüngliche Bedeutung, im Sinn von Vertrauen oder Treue zu Gott, machte immer mehr dem Fürwahrhalten von Dogmen Platz.

Man machte die unbesehen Anerkennung umfassender Lehrsysteme zur Bedingung der Seligkeit. Solches Anerkennen oder Bekennen war nicht mehr mit Gefahr verbunden für die Glieder der Kirche. Gefährlich war nur noch das
N i c h t - bekennen.

"Und so gab es ein echtes Bekennen denn eben in Wahrheit auch nur noch bei ihren - oft grausam genug von ihr verfolgten - Gegnerinnen: den Sekten." (S. 16)

Interessant ist der Hinweis, daß die Reformation "das üppig wuchernde Gestrüpp der katholischen Lehre stark beschnitten", aber keineswegs vertilgt hat.
Nur in der Schweiz hob die reformierte Kirche im neunzehnten Jahrhundert die die Gewissen bindende Kraft der überlieferten Bekenntnisformeln auf. (S.17)
Trotz der Abschaffung des Bekenntniszwanges durch die Schweizerischen Kirchen findet aber der Verfasser, "daß der gegenwärtige Zustand unserer evangelischen Kirche in vielen Hinsichten wenig befriedigt." (S. 18)
Denn auch die reformierte Kirche hat "vor den großen Aufgaben, die diese Zeit der Prüfungen und Entscheidungen ihr gestellt hat, zum Teil kläglich versagt."
Was not tut, ist nicht eine Rückkehr zum Stand der Reformationszeit, sondern zur Wirkungszeit Jesu selber. (S. 19)
Zusammenfassend kann die Gefährlichkeit der kirchlichen Bekenntnisse so dargelegt werden:
Die Bekenntnisse verlangen unbedingten Glauben, ohne daß sie auch die unbedingte Wahrheit enthalten. (S. 22)
Auch fehlt in den Bekenntnissen meist gerade das, was für Jesus das Wichtigste war: das Wort von der Liebe.
So sind die auf Bekenntnisse gegründeten, "Kirchen" immer sittlich unfruchtbar geblieben. (S. 24)
An Stelle von Gehorsam und Vertrauen sind die "pompösen Heilgüter der Theologie" getreten. (S. 30)
Die Menschen haben so gut wie nichts gelernt aus den schlimmen Erfahrungen, die der Abweichung vom geraden Weg ihres Meisters Jesus entspringen.
"Und die Kirchen ... gehen gleichfalls den breiten Weg, sind gleichfalls so unbußfertig wie nur möglich." (S. 36)
"Bekenntnis und Freiheit sind Gegensätze." (S. 37)
Die Menschen der Gegenwart ziehen aber Bekenntnisse den Gütern der Freiheit vor, und zwar nicht nur in religiösen Dingen.
"Der Preis der Freiheit muß einem so tief gesunkenen Geschlecht wie dem gegenwärtigen klein erscheinen." (S. 38)
Jedes Bekenntnis enthält "einen die Gewissen beruhigenden, um nicht zu sagen: einschläfernden Faktor. Es verleiht mit andern Worten die Überzeugung eines Geborgen-seins im Glauben, eines Die-Wahrheit-in-der-Tasche-tragens." (S. 39)
Das Ergebnis ist „eine Bekenntniskirche, die ein Zerrbild der wahren, von Jesus gemeinten und gewollten" Kirche ist.
(S. 39)

Als Resümee seiner Referierung formuliert „Trost":

Der sittliche Weg
Unsere Besprechung soll nicht den Eindruck erwecken, als ob der Verfasser nur niederreißende Kritik an den Bekenntnissen geübt hätte. Da er aber nicht an die göttliche Eingebung der Bibel glaubt (und beispielsweise die biblischen Lehren von der Schöpfung, von der Geburt Jesu durch die Jungfrau Maria, von der Sündentilgung am Kreuz auf Golgatha, von der Gemeinschaft der Heiligen usw. nicht anerkennt), denken wir über manche wichtige Angelegenheit anders als er.
Doch ist es gewiß richtig, wenn der Verfasser immer wieder darauf hinweist, daß die wahre Nachfolge Jesu darin besteht, daß man den Willen des Vaters, der im Himmel ist, tut. Es tut not, das ist auch unsere Überzeugung, daß der Christ wahre Liebe übt, für Recht und Wahrheit eintritt und es wagt, dafür offen zu kämpfen.
In den letzten Abschnitten schreibt K. Fiedler von der Sittlichkeit, "die nicht nur weiß, wofür, sondern auch wogegen sie zu kämpfen hat ... die wirklich ins Leben eingreift, die es wagt, den Mächtigen die Wahrheit zu sagen, den Massenwahn der öffentlichen Meinung bloßzustellen und der Allgemeinheit Ziele zu setzen." (S. 40)
Unser Ziel ist dem unseres Meisters gleich: der Wahrheit Zeugnis zu geben, nach den Anweisungen des Wortes Gottes.

Unsere Hoffnung ist die übernatürliche Aufrichtung des Reiches Gottes nach der Schlacht jenes großen Tages von Harmagedon.
Davon schreibt K. Fiedler nichts. Aber auch ihm schwebt als Ziel eine sittliche Welt vor, darin Gottes Wille geschieht, und zwar eben im Gegensatz zu den bestehenden "Kirchen", die durch ihre Bekenntnisse den Fortschritt hindern, statt ihn wirksam zu fördern.
Sich zum Evangelium zu bekennen bedeutet: "Kampf und Gegensatz zur Welt." (S. 40)
Jesu Nachfolger "werden nicht mehr so unbedingt kulturgläubig, zivilisationshörig, staatsfromm und gebildet sein, vor allem aber auch nicht mehr so diplomatisch und taktisch ,klug' verfahren dürfen wie ihre Vorgänger.
Und insbesondere der Vorwurf von 'Übergriffen in
das Gebiet der Politik' wird ihnen darum gewiß nicht erspart bleiben ...'' (S. 41)
Ihr Bestreben aber muß es sein, dem Reich der Gerechtigkeit zu dienen."

Karrer - Jonak, und der Schwenk vom Philosemitismus zum religiösen Antisemitismus
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 28. Dezember 2012 05:38
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Die katholische Kirche sollte es eigentlich besser wissen, mit ihren (auch) buchstäblichen Bettelorden. Deren Angehörige leben zu einem nicht unwesentlichen Teil, von dem, was der Gattungsbegriff aussagt. Vom Betteln.

Allerdings, im Gesamtgefüge des Katholizismus sind sie auch nur ein „Spurenelement", und keineswegs „die" alles dominierende Repräsentanz. Ist es so ungewöhnlich, dass man den Bibelforscher/Zeugen Jehovas auch den Bettelorden ähnliche Elemente nachweisen? Wohl kaum.

Hier wie dort kann man aber auch registrieren. Die hehrsten Grundsätze, können schnell, sehr schnell in Vergessenheit geraten.

Man wird „Trost" - partiell - dahingehend zustimmen müssen, dass es schon skurril wirkt, wenn gerade katholische Kreise (ob zu Recht oder nicht), den Finger auf die Wunde des Finanzgebarens der WTG legen.
Dann liefern vorgenannte Kreise der WTG nur eines: Ein „Heimspiel".

Einen solchen Fall spießt auch „Trost" in seiner Ausgabe vom 1. 12. 1942 auf. Da war zu der Zeit ein neueres katholisches Buch über „Sekten" erschienen, von einem Herrn Otto Karrer.

Sonderlich geistig „angestrengt" hat sich selbiger sicherlich nicht. Kann man etlichen WTG-Apologeten unterstellen, nur „Papageien" ohne sonderliche eigene Themenbezogene Substanz zu sein. So war wohl auch Herr Karrer nur ein „Papagei". Lediglich mit dem Unterschied, dass sein „Papageienstall" auf den Namen Katholizismus hört.
So wirft „Trost" diesem in Rede stehenden Herrn etwa auch vor:

„Günstigerweise gibt Jonak wenigstens noch die Quelle an, woraus er die entstellte Lehre bezieht; Karrer aber rechnet damit, daß man es ihm auch ohne Quellenangabe glaube."

Genüsslich zelebriert nun „Trost" die „Abrechnung" mit selbigem. Darin kann man dann auch solche Sätze lesen wie die:

„So klagen uns böswillige Menschen einerseits an, daß die Zeugen Jehovas durch ihren weltweiten Bücherhandel ungeheuren Geldgewinn erzielen, was aber nicht wahr ist, sondern nur als Verleumdung verbreitet wird.
Und anderseits klagen uns die böswilligen Feinde an, weil die Zeugen Jehovas Massenauflagen von Büchern oder Broschüren gratis verteilen können, und also riesige geheime Geldquellen haben müssen. So verbreiten sie immer wieder die alte Lüge: Die Bibelforscher bekommen viel Geld von den Juden. Ob die Herausgeber der bibelerklärenden Bücher Gewinn oder Verlust haben, immer leiten die Feinde böswillig etwas daraus ab: bei Gewinn wäre es ein schnödes Geldgeschäft und bei Verlust ist es der Beweis, daß wir riesige fremde Geldmittel zu verwerflichen Zwecken von jüdisch-freimaurerischen Kapitalisten erhalten, die nach Weltherrschaft streben. Auch das neue Büchlein von 0. Karrer "Über moderne Sekten"
(Verlag Räber & Co., Luzern, 1942) wiederholt diese Verleumdung durch Abdruck eines gefälschten "Freimaurerbriefes",, der in den Händen unserer Gegner "verloren ging", bevor die Gerichte die Fälschung durch Sachverständige amtlich nachgewiesen hatten.

Die Apostel haben keine Anweisung hinterlassen, wie man sich gegen gefälschte Briefe, die "rechtzeitig" verloren gingen, verteidigt. ...

Immer wieder stellen unsere Gegner die Frage:
"Woher haben sie das Geld?" Und das ganze Geheimnis besteht doch einfach darin, daß die Zeugen Jehovas und ihre Gefährten opferbereit sind. ... Und weil wir kein Geld für prunkvolle Kirchen und hohe Gehalter von "Seelsorgern" ausgeben, bleibt umsomehr für den eigentlichen Gottesdienst übrig: für das Werk der Verbreitung froher Botschaft für alle Gutgesinnten.
Alle Beamten der Gesellschaft beziehen keinen eigentlichen Lohn. Als freiwillige Mitarbeiter begnügen sie sich mit dem täglichen Brot und Obdach und einer sehr geringen Entschädigung für Kleidung und andere nötige Dinge. ...
So arbeitet die ganze Verwaltung mit großer Sparsamkeit, nicht nur im Kleinen, sondern auch im Großen. ...
Es ist klar, daß ein weltlicher Betrieb, wo der Geist des Herrn fehlt oder irgend eine religiöse Organisation, deren Beamte den eigenen Vorteil suchen, nicht annähernd so sparsam und erfolgreich wirken kann. ...
Und es mag wohl sein, daß sie mit dem ihnen anvertrauten Geld nicht annähernd so sparsam arbeiten wie die Beamten unserer Vereinigung."

Da hatte also der Herr Karrer „sein Fett weg".
Und weil „Trost" sich schon mal in Rage geschrieben hatte, nutzt man gleich auch noch die Chance, dem damals bedeutendsten Zeugen Jehovas-Gegner, deutscher Zunge, dem Dr. Jonak eins auszuwischen.

Da muss man aber dann doch wohl das Gesamtklima mit in Rechnung stellen.
Wie war selbiges? Nun unter anderem so. Es gab eine katholisch-faschistische Interessenkoalition, nicht zuletzt auf dem Felde der Zeugen Jehovas-Bekämpfung. Es gab sehr wohl auch in der Schweiz Kreise, im katholischen Spektrum (die Namen Toedtli und Metzler stehen stellvertretend dafür), die gegen eine Einführung einer faschistischen Diktatur (weniger im Sinne eines Herrn Hitler, mehr im Sinne eines Herrn Mussolini), auch in der Schweiz, nicht den geringsten Einwand hätten. Ja, selbiges nach Kräften auch beförderten. Es muss in aller Deutlichkeit wiederholt werden. Die Catholica hat sich bezüglich dieser Kreaturen, alles andere denn mit „Ruhm" bekleckert.
Auch Jonak ist ohne Zweifel diesem Spektrum zuzuordnen. Jonak war, wie auch andere Nazis, Antisemit. Darüber kann es nicht den geringsten Zweifel geben.
War er aber auch Antisemit der Sorte, welche in den Auschwitz-Gasöfen ihr eigentliches Heil sahen? Da hätte ich denn doch so meine Zweifel, und verweise zum Beleg auf die Jonak'schen Ausführungen im Jahrgang 1944 der „Nationalsozialistischen Monatshefte" (Nr. 162). Siehe dazu: Parsimony.1689

Nun wirft „Trost" dem Dr. Jonak vor, unredlich zu argumentieren, dergestalt, dass der WTG-Schwenk, von glühender Befürwortung des Philosemitismus, zu einer Form religiösen Antisemitismus, in Jonak's Ausführungen sich nur verzerrt wiederfindet. Wenn es also diese Verzerrung als solches herausstellt, hat „Trost" sicherlich recht. Gleichwohl ist dies ein Mosaiksteinchen, nicht jedoch das „Gesamtgebäude" der Jonak'schen Ausführungen.

Offenbar bildeten die Ausführungen des „Papagei" Karrer, der sich wiederum auch auf Jonak stützt, nun für „Trost" den willkommenen Anlass, dieses vorgenannte Jonak'sche Zerrbild herauszustellen. Das es ein Zerrbild ist, bestreite ich nicht.

Also sei jetzt zitiert was „Trost", diesen Aspekt betreffend, ausführt:

„Der Verfasser Jonak, der ... hat bemerkt, daß die Bibelforscher vor dem Jahre 1932 meinten, die Prophezeiungen in Römer 11 über die zu dem Volk Israel zurückkehrende Gunst Gottes ... beziehen sich auf das Volk der Juden nach dem Fleisch. Aber er fand dann in den Büchern "Rechtfertigung" (von J. F. Rutherford, 1932), daß wir seither jene alte Auslegung verwerfen. Er zitiert sogar in seinem Buche Seite 56-57 einen jener Abschnitte, worin es heißt, daß die Juden oder natürlichen Nachkommen Abrahams keinen Vorzug vor andern Nationalitäten haben werden. Er schiebt aber dem Richter Rutherford Verstellung unter ... indem er schreibt:

"Und während Rutherford aus der Bibel herausliest, daß alle nationalen Unterschiede im neuen Weltreich beseitigt sein werden, erklärt man doch unverfroren: ,Das Volk Israel wird niemals aufhören, eine Nation zu sein'. ("Millionen . . ." Seite 116)

Diese Stellen beweisen, daß die Behauptungen der Ernsten Bibelforscher, daß zwischen ihnen und dem Judentum keinerlei Beziehungen bestehen, und daß ihnen eine Bevorzugung der Juden vor andern Völkern ferne liege, nur Gefasel sind." (Jonak: Die Zeugen Jehovas, S. 57)
Daß jener Satz aus der "Millionen"-Broschüre vor dem Jahre 1920 geschrieben wurde, und eben seit 1932 endgültig verworfen wurde, darf Jonak natürlich in jenem Zusammenhang nicht offen sagen; aber dies zeigt seine Unverfrorenheit."

Man mag Jonak/Karrer vorstehendem Aspekt betreffend kritisieren. Indes das zur gleichen Zeit in Nazideutschland Antisemitismus Staatsdoktrin war, kann man dann wohl auch nicht übersehen. Damit sind vorgenannte Herrschaften sicherlich nicht „entlastet". Die WTG aber wohl auch nicht!

Auch die WTG meint im folgenden sich entschuldigen zu können mit den nachfolgenden Worten (ob diese Entschuldigung denn stichhaltig ist oder nicht, mag dann ja jeder für sich noch entscheiden):´

„Wer Römer 11 liest, wird es entschuldbar finden, daß Bibelforscher ursprünglich meinten, jenes Kapitel rede durchwegs von "Israel nach dem Fleische". Wenn es ein Verbrechen oder Landesverrat sein soll, früher jene Aussagen des Apostels buchstäblich geglaubt zu haben, sollte dann nicht Paulus dafür angeklagt werden?

Und wenn J. F. Rutherford seit 1932 immer wieder betonte, daß jene buchstäbliche Auslegung unrichtig ist, ... es dann nicht schamlose Unverfrorenheit, ihm Verstellung vorzuwerfen und zum Beweis Sätze aus veralteten Abhandlungen anzuführen, die er offen verworfen hat?"

Wer die „Trost"-Ausführungen in Sachen Karrer las, bekam sicherlich ein selektives Bild serviert.
Daher noch nachstehend einige weitere Zitate aus dem inkriminierten Buch:

„Wenn man sehen muß, mit welchen Mitteln gewisse Sekten, die sogenannten Ernsten Bibelforscher in erster Linie, das angreifen und in den Schmutz ziehen, was andern heilig ist - wenn man sieht, wie gar manche von Schlagwörtern Schaden leiden, wenn ihnen nicht eine geistige Orientierung zu Hilfe kommt - wenn man bedenkt, daß hier wie auf andern Lebensgebieten die Schamlosigkeit in einer Stunde mehr zerstören kann, als verantwortungsbewußte Erzieher und Helfer in Jahren aufgebaut haben, dann gibt es eine leidige Pflicht der Abwehr." (S. 7)

„Die Bibelforscher sagen gegenüber dem Hinweis auf ihre erwiesenen Irrtümer und falschen Prophezeiungen jedermann könne sich täuschen; der Kern der Sache bleibe doch wahr. Aber hier ist es so, daß gerade die Hauptsache des Systems Phantasie und wahnhaft ist." (S. 19)

„In früheren Jahrhunderten hatte der adventistische Traum durchaus religiöse Färbung, in der Neuzeit nimmt er, entsprechend der weltlichen Zielrichtung, überwiegend profane Formen an. Das soziale künftige Paradies oder das politische tausendjährige Reich sind dafür bezeichnend. Auch das Goldene Zeitalter der Ernsten Bibelforscher hat ausgesprochen irdisch-politischen Charakter. Ihre Verheißung appelliert an den Instinkt der Gedrückten, ist eine Art Mystik der Verbitterten." (S. 20)

„Unterdessen haben die Gläubigen der Sekte die moralische Vorbereitung auf die Schlacht von Harmagedon zu treffen, d. h. den Haß zu schüren." (S. 32)

„Im übrigen ist es aus dem Weltmachtsideal der Zeugen Jehovas nur selbstverständlich, daß gegen jede Staatsordnung ähnlich gehetzt wird wie gegen das Christentum." (S. 33)

Siehe zu Karrer auch:
Mysnip.3747.htm

Die Wehrdienstproblematik in der Schweiz
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 29. Dezember 2012 00:33
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
In der „Trost"-Ausgabe vom 15. 5. 1943, in einem Bericht über den „Theokratischen Kongreß" 1943 in der Schweiz (25 und 26. 4. 1943), liest man auch die Sätze:

„An die Schlußworte reihen sich noch Botschaften des Grußes, die eine an unsere Brüder in Amerika, die andere an unsere Brüder, die sich hier im Lande im Gefängnis befinden, weil sie um ihres guten Gewissens vor Gott willen gerade handeln wollten und bereit waren, Schmach auf sich zu nehmen."

Mag man diese Worte auch als „nebulös" formuliert einschätzen, so dürfte dennoch der Kontext klar sein. Bei jenen „im Gefängnis Befindlichen" handelt es sich um Wehrdienstverweigerer. Es gilt auch den Zeitpunkt dieser Verlautbarung ausdrücklich zu beachten. Die noch für einigen Wirbel sorgende Schweizer Wehrdienst-Erklärung, war zu dem Zeitpunkt, noch nicht publiziert.

Wie reagierten denn nun die Schweizer Behörden auf Wehrdienstverweigerungen? Sagten sie, weil ihr das für Recht haltet, also sei es? Wohl kaum. Dafür spricht eben auch der Umstand der im vorgenannten Zitat schon zum Ausdruck kam. Gefängnisstrafen.

Da wiederum muss man wohl differenzieren, zwischen den „Großen" die man fallweise laufen lässt, und den „Kleinen", die man fallweise „hängt". Das soll zwar nicht „nur" in der Schweiz so sein, aber eben auch dort.

Über den Fall eines „Großen" las man schon in der
„Trost"-Ausgabe vom 15. 12. 1942 etwas. Deren Seite 2 wartete mit einer bemerkenswerten Mitteilung auf:
Ihr lakonischer, zugleich aber auch vielsagender Text führte aus:

„MITTEILUNG
An unsere werten Leser.
Verantwortliche Beamte der Wachtturm Bibel- und Traktatgesellschaft in Bern sind am Dienstag den 24. November 1942 vom Territorialgericht 2a verurteilt worden. Die in der Presse veröffentlichte amtliche Mitteilung lautet:

"Amtlich wird mitgeteilt: Das Territorialgericht 2a hat verurteilt:
1. Zürcher Franz, Sekretär der Zweigniederlassung Bern der Wachtturm Bibel- und Traktatgesellschaft New-York, Allmendstraße 39 in Bern, zu zwei Jahren Gefängnis und fünf Jahren Einstellung in der bürgerlichen Ehrenfähigkeit wegen Untergrabung der militärischen Disziplin durch Beteiligung an den Bestrebungen der "Vereinigung Jehovas Zeugen" und der "Wachtturmgesellschaft" zur Verleitung zur Dienstverweigerung, wegen Zuwiderhandlung gegen das Verbot staatsgefährlicher Propaganda und wegen Mißachtung der Weisungen über die Pressevorzensur.
2. Rütimann Alfred, kaufmännischer Angestellter, Allmendstraße 39 in Bern, zu drei Monaten Gefängnis und drei Jahren Einstellung in der bürgerlichen Ehrenfähigkeit, da er als HD-Soldat die Leistung des Eides und die Ablegung des Gelöbnisses beim Einrücken zum Aktivdienst verweigerte."

Der Verteidiger des Herrn Zürcher hat gegen dieses Urteil die Kassations-Beschwerde eingereicht.
Bern, Dezember 1942.
WACHTTURM BIBEL und TRAKTAT-GESELLSCHAFT
VEREINIGUNG JEHOVAS ZEUGEN DER SCHWEIZ

Eine weitere Erläuterung vorstehenden Textes gibt es in dieser „Trost"-Ausgabe nicht. Die zeitgenössische Leserschaft musste sich halt ihren „eigenen Reim" darauf machen.

Dieser Text besagt dann wohl auch:
Die Schweizer Justiz hatte sich führende WTG-Funktionäre im wehrfähigem Alter gegriffen, und an ihnen ein „Exempel" statuiert.
Schon seit geraumer Zeit fand man den Namen des F. Zürcher nicht mehr im Impressum des „Trost". Bezüglich des dafür ersatzweise eingesprungenen H. Steinemann, darf man vielleicht unterstellen. Der war wohl nicht mehr im wehrfähigem Alter.

Schon in vorangegangenen „Trost"-Ausgaben wurde verschiedentlich darüber berichtet; dass katholische Kreise um die SPK, alles daran setzten - wenn möglich - auch ein WTG-Verbot in der Schweiz durchzusetzen. Sicherlich maßgeblich inspiriert, dabei von Hitlerdeutschland.
Und nun, trotz der Zurücknahme des Zürcher ins zweite Glied, schlug die Schweizer Justiz dennoch zu.

Der Text berichtet zwar, es wird eine Revisionsverhandlung angestrengt. Wie die aber ausgehen würde, war im vornherein keineswegs eine „ausgemachte Sache".

Damit hatte die Gefährdung der WTG-Tätigkeit, auch in der Schweiz, einen neuen, gefährlichen Punkt erreicht.

Die Geschichte lehrt. Es gab noch andere (ältere) Religionsgemeinschaften, mit ursprünglich Wehrdienstgegnerischem Impetus. Zu nennen sind da besonders die Mennoniten und die Quäker. Aber auch die Adventisten (in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg).
Die Geschichte lehrt weiter. Die jeweiligen Staaten pflegten auf solche Befindlichkeiten nicht sonderlich Rücksicht zu nehmen. Den verantwortlichen Religions-Funktionären wurde, wenn man ihrer habhaft werden konnte, „die Pistole auf die Brust" gesetzt.

Und die Geschichte lehrt auch was in der Regel das Ergebnis dieses „die Pistole auf die Brust gesetzt bekommen's" war. Das schmähliche „Einknicken" der Religions-Funktionäre. Besonders signifikant am Beispiel der Mennoniten nachweisbar (ursprünglich mal Wehrdienstgegnerisch), die schon zu einem Zeitpunkt im Hitlerregime, im vorauseilendem Gehorsam, die Aufgabe ihrer Wehrdienstgegnerschaft verkündeten, als das Naziregime die allgemeine Wehrpflicht überhaupt noch nicht verkündet hatte. Die kam zwar bald (da wurde nicht lange gefackelt). Aber die Mennoniten konnten dann „stolz" auf ihr Hase-Igel-Spiel verweisen. Sie waren halt schneller, in Vorahnung dessen, was „in der Luft lag".

Nun muss man wohl beim Thema Wehrdienst noch dahingehend differenzieren. Man kann dabei nicht alle Staaten „über einen Kamm scheren".
Großbritannien, die USA und sicherlich wohl auch die Schweiz, würden fallweise (vielleicht) etwas „liberaler" sein, als die meisten anderen Staaten.

Dennoch scheint es, wohl auch in der Schweiz, mit der diesbezüglichen „Liberalität" nicht allzuweit her zu sein. Das es nicht zu größeren Konflikten, etwa in der Form vollstreckter Todesurteile kam, ist auch wesentlich dem Umstand zuzuschreiben.

1. Der Schweiz gelang es, sich aus den Weltkriegen, als aktiv mit Involvierte, herauszuhalten.
2. Etliche Religionsfunktionäre machten den Schweizer Behörden auch keine „Sperenchen".

Stellvertretend sei auf den Fall Gustav Baumann verwiesen. Baumann, Presserechtlich verantwortlicher Funktionar, der den Bibelforschern zuzuordnenden Zeitschrift „Die Aussicht", und davor schon Mitübersetzer der Bände 2 - 5 des Russell'schen „Tagesanbruch" vom Englischen ins Deutsche.
Besagter Herr Baumann berichtet in diversen redaktionellen Mitteilungen der „Aussicht", über etwa achtwöchige Unterbrechungen seiner Redakteursaufgabe, dieweil er für diese Zeit, von den Schweizer Behörden zum Militärdienst verpflichtet sei.
Er folgte jeweils diesem Ansinnen.

Zwar war das Schisma der „Aussichts"-Gruppe von der WTG, ab etwa 1907, auch für die Öffentlichkeit unübersehbar. Aber, auch im ersten Weltkrieg, leisteten WTG-hörige Russell-Anhänger in Deutschland, Wehrdienst. Man kann analoges, sehr wohl auf die Verhältnisse in der Schweiz mit übertragen.

Vielfach schon, wurde die Schweizer Wehrdienst-Erklärung der WTG zitiert und kommentiert.

Siehe dazu:
19432Erklaerung

Den WTG-Funktionären drohte das Ungemach, dass es ihnen „an den Kragen" geht. Und schon wiederholte sich die Geschichte ...

Die Situation in Hitlerdeutschland war zu der Zeit in der Tat dergestalt anders. Dort war man schon seit Beginn des Naziregimes, in den Untergrund gedrängt. In der Schweiz, zur gleichen Zeit nicht.
Die fraglichen WTG-Funktionäre in Hitlerdeutschland zu der Zeit, etwa Cyranek und andere, waren gejagtes „Wild". Viel zu verlieren (im buchstäblichen Sinne) hatten sie in der Tat nicht mehr. In der Schweiz hingegen, hatte die WTG noch etwas zu verlieren!

Man darf unterstellen. Die Kosten, des Revision beantragenden Verteidigers des Herrn Zürcher, dürfte die WTG getragen haben. Hier schon mal der Unterschied zwischen den „Großen" und den „Kleinen". Sollte einer der Kleinen in einer ähnlich mißlichen Lage sich befinden, hieß dessen Alternative wohl nur. Ist er finanziell ausreichend „gepolstert", kann er sich natürlich - auf eigene Kosten - auch entsprechenden Rechtsbeistand sichern. Hat er diesen finanziellen Hintergrund aber nicht, hat er eben halt „Pech" gehabt.

Keine WTG „kräht" um ihm. Allenfalls wird in einer nebulösen Kongreß-Verlautbarung seiner, indirekt, mit „gedacht".

Da war der Herr Zürcher in der Tat besser dran. Und sein Anwalt hatte wohl auch relativen Erfolg, wovon die Mitteilung in der „Trost"-Ausgabe vom 15. 5. 1943 kündet:

„An unsere werten Leser!
Wie in der Ausgabe vom 15. Dezember 1942 mitgeteilt wurde, hat der Verteidiger des Herrn F. Zürcher gegen das Urteil des Territorialgerichts 2a die Kassationsbeschwerde eingereicht.
Das Militärkassationsgericht hat am 16. 4. 1943 die Kassationsbeschwerde teilweise gutgeheißen und das Urteil gegen Herrn Zürcher teilweise aufgehoben, das Strafmaß wurde herabgesetzt und dem Verurteilten der bedingte Strafvollzug gewährt.
Herr F. Zürcher, Sekretär der Zweigniederlassung Bern der Wachtturm Bibel- und Traktatgesellschaft, muß also nicht ins Gefängnis."

1942

Kommentarserie 1941

Kommentarserie 1943

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