Kommentarserie „Trost" 1941 zusammengefasst

Einige Stichworte in diesem Jahrgang:

Kongreß 1941, Freimaurer-Hetze. Felix Kersten, Dünkirchen, "Assyrien" - Hitlerdeutschland, Gerti Malle, Innenpolitisches Klima USA 1940, Großbritannien 1940, Nordlicht, Charakterentwicklung - Ade, Allversöhnungslehre, Höllenlehre, Resolutionen als Endzeit"erfüllung", Metzler, Jonak, Gobitis, Robert Mäder, Karlheinz Deschner, Philipp Mauro, Neuapostolische Kirche, Michael Hohl, Romane lesen

----------------------------------

Stützungsbedürftig - Nochmals: Freimaurer - Felix Kersten
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 28. Januar 2011 21:17
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Stützungsbedürftig
Nochmals: Freimaurer
Felix Kersten

Ein für 1940 geplanter Kongress der Zeugen Jehovas auf dem Messegelände von Columbus (Ohio, USA) kam wegen massiven gegnerischen Widerstand nicht zustande. Auf der Suche nach einem Ausweichort, wurde die WTG als Ersatz dafür, schließlich in Detroit (Kanada) fündig. Dort nun konnte sich Rutherford wieder so recht in Szene setzen. In der "Trost"-Ausgabe vom 1. 1. 1941 wird darüber, angereichert mit Bildmaterial berichtet.
Eines dieser Bilder wurde schon verschiedentlich herausgestellt, und zwar dieses.

Die drei Herrschaften, die man da sieht. Mitte: Rutherford, links Knorr, rechts ein WTG-Advokat, fallen schon mal dadurch auf, dass sie alle drei ziemlich "stützungsbedürftig" zu sein scheinen,. "Passend" sind sie (und noch etliche mehr), allesamt mir "Spazierstöcken" ausgerüstet. Nun weis man aber, etwa aufgrund der Dissertation von Herbert H. Stroup, für welchen tatsächlichen Zweck, denn diese "Stützen" vorgesehen waren. Kaum weil ihre Träger schon so gebrechlich waren (mit Ausnahme vielleicht von Rutherford, von dem es in dieser "Trost"-Ausgabe heißt, er sei bereits schwer krank. Aber diese Krankheit besiegte er dann offenbar auch dadurch, dass er sich auf diesem Kongress nochmals so recht in Szene setzen konnte. Die vorgenannten Stöcke hatten in der Tat einen handfesten Zweck, der in der Märchenwelt etwa schon mal mit dem Slogan "Knüppel aus dem Sack" beschrieben wird.

Es war also seitens der WTG Vorsorge getroffen, dass dieser Kongress, fallweise auch in eine wüste Saalschlacht ausarten konnte. Konnte deshalb, dieweil es zu der Saalschlacht dennoch nicht kam. Zur Erläuterung letzteren Umstandes liest man in dieser "Trost"-Ausgabe auch:

" Aber Jehovas Zeugen waren auf der Hut; sie trafen gründliche Vorsichtsmaßnahmen.
Die Saalordner trugen ein Abzeichen mit der Aufschrift
"Theokratischer Kongreß Jehovas Zeugen 24. - 28. Juli. Ordner."
Von diesen Abzeichen verschaffte sich ein Fremder am Freitag auf irgendeine Weise 150 Stück und verschwand damit. Offensichtlich sollte damit einer "fünften Kolonne" Einlaß verschafft werden. Vorsichtshalber wurde ein neues Abzeichen, anders gestaltet und lediglich mit "Die Theokratie" beschriftet, ausgegeben und öffentlich bekanntgemacht, daß nach Samstagmittag niemand mit altem Abzeichen hereinzulassen sei. Das genügte, um Unruhestifter fernzuhalten."

Nun, dass "dicke Luft", auch in den USA für die WTG herrschte, wusste selbige nur zu gut auch selbst. Der geplatzte Kongreßort Ohio und anderes sprachen ja eindeutig dafür.
Auch bei dem Ausweich-Etablissement, konnte man durchaus nicht auf Angebote "Klasse 1a" zurückgreifen. Dafür spricht schon die Angabe in dieser "Trost"-Ausgabe:

"Schließlich gelang es, die "Kongreßhalle" zu mieten. Dieses Etablissement besteht aus mehreren großen Sälen; eigentlich sind es nur gewaltige Schuppen, so kahl wie Scheunen."

Zu den Klagen in diesem Kontext gehört auch die "Trost"-Aussage:

"Wie es sich dort (in Ohio) zeigte, stehen neuerdings sogar Freimaurer unter dem Einfluß der katholischen Hierarchie und weigern sich, ihre Säle herzugeben, wenn die Hierarchie etwas dagegen hat. Soll man den Freimaurern gratulieren? Wir kondolieren lieber."

Letzterer Satz muss wohl noch in einer anderen Richtung hin, etwas kommentiert werden. Wann immer in WTG-Publikationen, und sei es auch nur an den unscheinbarsten Stellen, das Wort "Freimaurer" auftaucht, kann man sicher sein, dass ein Siegeslächeln in den Augäpfeln der Verschwörungstheoretiker, verschiedenster Art, zu sehen sein wird. Besagte Verschwörungstheoretiker, vielleicht gar Großeltern gehabt habend, die Mitglieder der Hitler'schen Waffen-SS waren. Oder waren sie selbige nicht, dann doch zumindest stramme zeitgenösische Nazi-Bejubler. Und ihr "hoffnungsvoller" Nachwuchs weis denn auch heute noch mit solchen Argumenten zu "punkten" wie: Der Hitler hat doch Autobahnen bauen lassen. Und weil wir heute noch mit (mindestens) 180 über selbige "brettern", kann er doch wohl so schlecht nicht gewesen sein.

Über solche politische Analphabeten noch viele Worte zu verlieren, ist eigentlich zuviel der nicht verdienten Ehre. Immerhin derart "gebildeter" Nachwuchs erweist sich denn auch noch heute als willfähriger Kolporteur der Himmler'schen SS, welche denn ein eigenes Freimaurerreferat kreierte, welche dann in Folge mit zum (faktischen) Referat "Endlösung der Judenfrage" mutierte.
Über diese Zusammenhänge können die 180-Autobahnbretterer natürlich nicht tiefer nachdenken. Es dürfte wohl auch ihren IQ-Bestand arg überfordern. Aber da nun schon die Großeltern den Buhmann-Finger auf die bösen Freimaurer richteten, hat es sogar eine gewisse Konsequenz, dass der "hoffnungsvolle" Nachwuchs, ihm noch heute, diesem Punkt betreffend, nacheifert.
Wenn selbst katholische Kreise rückblickend einräumen, so etwa in einer 1925 erscheinenen Publikation einräumen

http://books.google.de/books?id=CYDOAAAAMAAJ&q=findel+Katholischer+Schwindel&dq=findel+

Katholischer+Schwindel&hl=de&ei=HRBDTaXxNszqOZaQ4LgB&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=6&ved=0CEcQ6AEwBQ
Dann muss man sich fragen, was haben denn nun namentlich evangelikale Kreise, die sich bei Bedarf weiter namentlich benennen laßen, aus diesen Geschehnissen "gelernt"?
"Gelernt" haben sie dann wohl Null komma nichts.
Was sie motiviert ist eine Variation der Zeugenthese, vom aus dem Himmel geworfenen Satan.
Jene evangelikalen Kreise indes, meinen noch "schlauer" zu sein und Menschen in Satansgestalt benennen zu können. Das wären dann in ihrer Lesart die ach so schlimmen Freimaurer.
In seiner 1896 erschienenen Schrift "Katholischer Schwindel.
Eine Verteidigung des Freimaurerbundes wider Margiotta's "Enthüllungen"" schrieb der Verfasser J. G. Findel (ein Freimaurer) auch den Satz:

"Diese rein aus der Pistole geschossene Fabel beweist, was man jener Sorte von katholischen Lesern, die nicht alle wird, glaubt bieten zu dürfen!
Im ganzen Freimaurerbunde wußte man nichts von diesem sogen. Palladismus, bis Margiotta Aufschluß brachte."

Und da ist man doch geneigt den evangelikalen Analphabeten mal ein Buch zur Lektüre zu empfehlen. Das erschien nur ein Jahr später (1897) und hatte einen katholischen Verfasser.
Diese Empfehlung besonders deshalb, dieweil es als Reprint-Ausgabe (deutschsprachig in den USA gedruckt), noch heute etwa via Amazon.de bestellbar ist. Mein Privatexemplar ist just ein solches.

Der schon genannte J. G. Findel vermerkt in der Einleitung seiner Schrift auch:

"Da habe ich mich mit Gottes Hilfe wieder einmal glücklich durchgelogen"!
Diese frivole Äußerung des ehemaligen Zentrumsführers Windhorst paßt wie für die meisten Wortführer des Ultramonatanismus, so insbesondere für die soeben im Verlage von F. Schönigh in Paderborn erschienene Schrift: "Die zentrale Leitung der Freimaurerei und ihr derzeitiges Oberhaupt. Auszug aus dem französischen Werke: Erinnerungen eines 33. Von Domeniko Margiotta."
Eine zentrale Leitung der Freimaurerei gibt es nicht und hat es niemals gegeben."
(S. 1).

Das wäre dann wohl eine Aussage, welche auch den heutigen evangelikalen Freimauerriechern auf den Leib geschrieben sein könnte.

Exkurs: Felix Kersten versus Heinrich Himmler
Kersten, welcher in der Zeit 1933-45 auch in der Zeugen Jehovas-Geschichte einen gewissen Part spielte. Siehe dazu etwa
Von Schwarzschlächtern und anderen Fertigkeiten , gewann durch seine relative Nähe zu Terrorchef Heinrich Himmler einige Insider-Eindrücke.
Siehe zu ihm auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Kersten

Himmlers's Sicherheitsdienst (SD) unterhielt auch eine eigene Freimaurerabteilung, in welcher beispielsweise ein Adolf Eichmann "gross" wurde.
Man vergleiche thematisch etwa auch
http://books.google.de/books?id=c7on-J2fzgcC&pg=PA41&lpg=PA41&dq=freimaurermuseum+

ss&source=bl&ots=HRzcGEtViU&sig=bViGnBn8RE-JmtlTWers4l7e54c&hl=de&ei=2ysATYreEcmKswbto6jzDg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=

1&ved=0CBsQ6AEwAA#v=onepage&q=freimaurermuseum%20ss&f=false

Zwar war dieses Museum für die breite Öffentlichkeit nicht zugänglich, aber auch Kersten gehörte zu den Handverlesenen, welche es auf Einladung Himmlers, besichtigen durften.
In seinem Buch "Totenkopf und Treue. Heinrich Himmler ohne Uniform" berichtet Kersten auch über seine Eindrücke anlässlich dieses Besuches.
Und da gibt es auch die nachfolgende Passage. Kersten fragt Himmler:

"Glauben Sie wirklich daran, Herr Himmler, daß hinter dem ganzen Geschehen wirtschaftlicher und politischer Art eine kleine Gruppe von Freimaurern aus dem 14. oder 21. Grad sitzt, die regelmäßig ihre Geheimtagungen abhält, auf denen über Krieg und Frieden beschlossen wird und nach deren Beschlüssen dann das Geschehen im Leben der Völker und Staaten abrollt? So etwa wurde mir dies mit tiefem Ernst von Ihren Männern in der Freimaurerabteilung vorgetragen."

Himmler darauf

"Das glaube ich nicht nur Herr Kersten", antwortete Himmler, "das weiß ich. Sie haben nur hinzuzufügen vergessen daß dieser Männer in den letzten Graden wieder identisch mit dem engsten Kreis der Weisen von Zion sind, so daß im Grunde das Freimaurertum als die große weltumfassende, der jüdischen Weltherrschaft dienende Tarnorganisation aufzufassen ist."

Also auch Himmler war ein glühender Gläubiger diesbezüglich Verschwörungstheoretisch Gläubigen.
Letztere Spezies ist bekanntermaßen keineswegs "ausgestorben".
Ihr muss man dann aber auch auf den Kopf zusagen was sie sind.
Dumme Gläubige - Himmlers Urenkel!

Polemik beiseite. Weshalb griff die WTG auch auf Räumlichkeiten der Freimaurer zurück? Nun, wie man auch vorstehend lesen konnte, sonstige "Anbieter" allenfalls Schuppen zu vermieten bereit waren. Und von der Qualität der Räumlichkeiten her, dürfte man wohl die der Freimaurer, kaum mit denen von "Schuppen" gleichsetzen können.
Viel "Freunde" andernorts hatte die WTG zu der Zeit sicher nicht. Zu allerletzt etwa dürften die Konkurenzkirchen "bereit" gewesen sein, der WTG ihre Räumlichkeiten zu vermieten. Es ergab sich schon daraus eine arg eingeschränkte "Marktlage". Und dann muss auch die geschichtliche Feindschaft zwischen Katholizismus und Freimaurerei sehr wohl mit in Betracht gezogen werden.

Wer daher die Bibelforscher/Zeugen Jehovas zu "Freimaurerknechten" hochstilisiert, müsste will er konsequent sein, sie auch zu "Pferderennbahnknechte" erklären, so sie denn mal solcherlei Räumlichkeiten als Versammlungsgelegenheit nutzen. Oder etwa im Falle der deutschen Stadt München, zu "Rotlichtmilieu-Knechten" erklären, dieweil sie ja auch einen Königreichssaal in anrüchiger Nachbarschaft unterhalten. Oder etwa in Berlin, zu "Abschiebegefängnis-Knechten", dieweil sie ihre Berliner Zentrale just in der Nachbarschaft eines solchen errichteten. Das trifft natürlich nicht den Kern. Das zu verstehen ist aber offenbar einigen bei "180 Autobahngeschwindigkeit" schon nicht mehr möglich.

Wie zugespitzt die Sachlage zu der Zeit schon war, macht auch die "Trost"-Aussage deutlich:

"Zwei Vorträge traten stark hervor, gehalten von Richter Rutherford, der eine am Samstag über "Zeiten und Zeitpunkte" ... der andere am Sonntag, für die Öffentlichkeit, über "Religion als ein Weltheilmittel". Beide Vorträge sind zusammengefaßt in der Broschüre "Conspiracy against Democracy" ("Verschwörung gegen die Demokratie") erschienen.
Ferner gelangte auf dem Kongreß erstmals Richter Rutherfords neues Buch "Religion" zur Ausgabe. Politiker und andere, die nach mehr Religion schreien, können sich nun auf nützliche Weise mehr "Religion" verschaffen, denn schon als Erstauflage wurden davon 1.000.000 Stück gedruckt."

Ergänzend sollte man noch anmerken. Kirchliche Kreise haben Rutherford's Buch "Religion", nicht zu unrecht, als dessen "giftigstes Buch" charakterisiert.

Das die Rutherford'sche WTG sich arg in der Defensive zu der Zeit befand, macht auch die weitere "Trost"-Bemerkung deutlich:

"Beim öffentlichen Vortrag über "Religion als ein Weltheilmittel" sagte Richter Rutherford:
"Wie mir der Kongreßleiter mitteilt, sind viele Zeitungsreporter zugegen und ersuchen mich um ein Interview.
Gemachte Erfahrungen haben uns gezeigt, daß die Reporter zwar Auskünfte einholen, deren Abdruck von Ihren Zeitungen aber rundweg abgelehnt wird, die an Stelle davon zahlreiche Unwahrheiten über uns veröffentlichen. Wenn die Reporter mir eine schriftliche, vom Chefredakteur ihrer Zeitung unterzeichnete Erklärung bringen, worin die Veröffentlichung der Antworten, die ich auf ihre Fragen erteile, versprochen wird, dann werde ich jede von ihnen gestellte Frage beantworten und ihnen zu diesem Zweck ein Interview gewähren. Andernfalls wäre es jammerschade um die Zeit. die man den Reportern durch eine Unterredung wegnimmt."
Den langanhaltenden, lebhaften Beifall, der diesen Worten folgte, durfte die Presse ruhig als Protest gegen Ihre Vertuschungs- und Verdrehungspolitik auffassen"

meint zumindest das "Trost".
Irgendwelche Selbstkritik, ob denn die Veröffentlichung von Büchern, wie eben das mit dem Titel "Religion", zu der Zeit nicht einem Öl ins Feuer gießen seitens der WTG gleichkäme.
Irgendwelche Reflexionen der Art, im "Trost" zu erwarten, wäre indes zuviel erwartet!

Der Papst zum Thema Weltende
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 31. Januar 2011 02:08
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Der Papst zum Thema Weltende
In seiner Ausgabe vom 15. 1. 1941 notierte das "Trost" unter der Überschrift "Der Papst über das Weltende" auch:

"Vor vieltausend Menschen erklärte der Papst am 24. November in Rom, die heutige Zeit sei zwar eine ernste Phase in der Geschichte der Menschheit, das Ende der Welt stehe aber noch nicht bevor."

Und dazu kann das "Trost" sich nicht versagen zu kommentieren:

"Ein solcher Ausspruch, vom Papst kommend, gehört auch mit zu den Zeichen der Zeit des Endes. Wie man sieht, kann er die Zeichen der Zelt nicht beurteilen. Wohin es führt, wenn jemand blind ist und viele andere Blinde anführt...."

"Trost" lässt es aber nicht dabei bewenden, nur zu kritisieren. Nein, man meint auch "Konstruktives" mitteilen zu können. Und so liest man denn dergleichen "Trost"-Ausgabe auch:

"Innerhalb eines kurzen Zeitraums, noch während der jetzigen Generation, wird die "Christenheit" mit ihren Nationen völlig vernichtet werden, und zwar in der herannahenden Schlacht von Harmagedon. Das wird nicht durch Kampf des allgemeinen Volkes gegen die Reichen, sondern durch Christus Jesus geschehen."

Hier begegnet man also schon mal der "Gummiband-Generation". Selbige wurde dann ja auch noch bei späteren Anlässen der WTG-Geschichte arg strapaziert.
Etwa in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 10. 1984 und anderes mehr.

Nun muss man ja wahrlich kein "Fan" des Herrn Papst sein, um inzwischen erkennen zu können, bei wem denn die Wahrheit, diesen Disput betreffend, liegt. Das wiederum ist für die Gummiband-Generatiönler kein "Problem". Sie knüpfen einfach ein zweites und drittes Gummiband an das erste an. Und schon können sie weiterspekulieren, bis zum Sankt Nimmerleinstag!

Ein Pfarrer kuscht -. Dünkirchen
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 24. Februar 2011 01:49
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Ein Pfarrer kuscht
Dünkirchen

Ohne wirklich umfassende Dokumentation (so wird beispielsweise der dem Vorgang zugrunde liegende inkriminierte Presseartikel, nicht im Wortlaut zitiert), mein "Trost" in seiner Ausgabe vom 1. 2. 1941, einen Sieg feiern zu können.
Da hatte also - folgt man dem "Trost"-Bericht, ein Pfarrer, namens Ernest D. Panter, in der April-Nummer 1940 des Pfarrblättchens der "Heiligen Dreieinigkeits-Kirche" von Brimscombe in England die Zeugen Jehovas scharf angegriffen.
Laut "Trost" soll er gesagt haben:

"sie wären 'eifrig bemüht, die Staatsautorität zu untergraben'".

Ihren Sieg in der Sache auskostend, zitiert dann "Trost" aus dem Anwalts-Schreiben, dass jenem Pfarrer in der Sache, im Auftrage der WTG zugestellt wurde:

"Mit Bezug auf Lehrpunkte oder biblische Streitfragen angegriffen zu werden, dagegen können und wollen sich unsere Klienten natürlich nicht verwahren; aber von ihnen zu sagen, sie bemühten sich eifrig, die Staatsautorität zu untergraben, ist unwahr und eine grobe Verleumdung.
Eine gefährlichere Verleumdung kann man sich besonders in der jetzigen Zeit tatsächlich kaum denken.
Unter diesen Umständen sind wir instruiert worden, daß, wenn die Behauptung, gegen die sich die Beschwerde richtet, nicht in der nächsten Ausgabe Ihres Blattes widerrufen wird und Sie sich nicht gleichzeitig wegen dieser Behauptung entschuldigen - und zwar alles in einer von uns gutzuheißenden Form und unter Erstattung unserer Kosten -, gegen Sie sofort eine Klage wegen Verleumdung eingereicht werden wird."

Die Sache ging dann so weiter, dass jener Pfarrer kuschte und tat wie ihm befohlen. Es kam also zu keiner gerichtlichen Bewertung des Vorganges.
Und ergänzend versäumt "Trost" nicht hinzuzufügen:

"Diese Verleumdungsaffäre und ihr Ausgang wurden im Traktat "Kingdom News" ("Königreichsnachrichten"), Londoner Ausgabe Nr. 7 vom l. August 1940, der britischen Öffentlichkeit allgemein zur Kenntnis gebracht."

Denkt man an die Rutherford'sche Obrigkeitslehre seit 1929 (1962/63) wieder aufgehoben, stellt sich allerdings die Frage, wie denn dieser Pfarrer wohl im Detail seinen Text formuliert hatte. Und ob wirklich das klein beigeben in der Sache, die unvermeidliche "Ultima ratio" war. Gleichwohl bleibt das Spekulation, da wie ausgeführt, es ja zu keiner gerichtlichen Bewertung des Vorganges kam, und wesentlich auch. Der inkriminierte Text wird von der WTG nicht im Wortlaut vorgestellt. Es kann also sehr wohl so sein, dass es um die Formulierungskünste dieses Pfarrers, nicht zum besten bestellt war. Dann blieb ihm wohl kaum eine andere Option, als die gewählte, als das für ihn kleinere Übel.
Die Agressivität der zeitgenössischen WTG kommt auch in der Großbritannien betreffenden Meldung aus dem "Trost" vom 15. 4. 1941 zum Ausdruck, man habe
"im Januar 1940 über eine Million Traktate "Königreichsnachrichten, Nr. 5" mit der Überschrift

"Kann die Religion die Welt vom Unheil retten?"

verteilt. Ferner ab 15. Februar 1940
"eine Million "Königreichsnachrichten, Nr. 6" mit der Überschrift

"Was wird euch Freiheit verschaffen: Religion oder Christentum?"

, und im August schließlich wurden nochmals über eine Million solcher Traktate verteilt, nämlich "Königreichsnachrichten, Nr. 7" mit der Überschrift

"Religionisten ersinnen Unheil, um Christen zu vernichten"."

Angesichts solch aggressiver Töne braucht man sich wohl nicht zu wundern, dass es "aus dem Wald wieder so herausschallte, wie es denn hineinschallt."
Dünkirchen; dieser Name steht in der Kriegsgeschichte des zweiten Weltkrieges insbesondere dafür, dass nach dem Einfall der Hitlerischen Truppen in Frankreich, zu einem Zeitpunkt, wo die militärischen Gegner des Naziregimes es noch nicht wagten (1940), selbigem massiv Paroli zu bieten.
In diesem Kontext steht der Name Dünkirchen besonders für den Entsatz britischer (und teilweise auch französischer Truppen) vom europäischen Festland, zurück nach Großbritannien. Man vermied damals also eine Entscheidungsschlacht und zog es vor, sich einstweilen zurückzuziehen.
Dies soll jetzt nicht weiter bewertet werden. Jedenfalls spielte der Hafen von Dünkirchen dabei eine entscheidende Rolle.
Auch das "Trost" in seiner Ausgabe vom 1. 1. 1941 kommt auf diese Geschehnisse zu sprechen. In einer makaber anmutenden Art. In genannter "Trost"-Ausgabe las man:

"Dünkirchen, der französische Kanalhafen unweit der belgischen Grenze, wurde von dem englischen Expeditionsheer und von französischen Truppen nach dem Zusammenbruch der belgischen Front als befestigtes Lager gegenüber dem Ansturm der Deutschen so lange gehalten, bis die meisten Soldaten nach Großbritannien eingeschifft waren. Dieser letzte Brückenkopf der Alliierten am Kanal war in jenen Tagen natürlich dem heftigsten Bombardement ausgesetzt.
Unter denen, die von Dünkirchen aus noch in letzter Minute nach England transportiert wurden, befanden sich auch eine beträchtliche Anzahl Zivilflüchtlinge, darunter einige Zeugen Jehovas. ...
Unter welchen Umständen ein britischer Soldat dort mit Zeugen Jehovas Bekanntschaft machte, wird von London in folgender Weise geschildert:

Bei der Verkündigung kam eine Zeugin Jehovas in London zu einem Soldaten an die Wohnungstür. Sie gab ihm die Zeugniskarte und fragte, ob er eine biblische Botschaft auf Sprechplatten hören möchte. Sofort wollte er wissen, ob das etwas zu tun habe mit den Leuten, denen er vor kurzem in Dünkirchen begegnet sei. ... Der Soldat ... erzählte, was er in Dünkirchen erlebt hatte. Er war kürzlich aus Frankreich zurückgekehrt und sprach davon, wie schrecklich es am Strand zuging, als die Soldaten und Zivilpersonen evakuiert wurden.
"Wir waren alle an der Küste zusammengedrängt", sagte er, "und die Nazibomber waren über uns. Wir mußten uns in den Sand eingraben; eine kleine Gruppe Flüchtlinge neben uns tat dasselbe. Aber sobald sich die Bomber wieder etwas entfernt hatten, kam diese kleine Gruppe aus ihrem Obdach hervor und spielte den Soldaten und ändern, die alle auf ihre Einschiffung nach England warteten, Sprechplatten vor.
Immer und immer wieder kamen sie aus ihrem Sandloch heraus, gingen zu den andern ... und spielten ihre Sprechplatten ab."
"Diese Episode werde ich nie vergessen", sagte der Soldat ... Es ist nicht zweifelhaft, um wen es sich dabei handelt. Unter den vielen Flüchtlingen in Dünkirchen waren mehrere Zeugen Jehovas ..."

Ein anderes Kriegserlebnis kann man in der "Trost"-Ausgabe vom 1. 2. 1941 lesen. Dort wird berichtet:

"Am 18. September 1940 morgens 4 Uhr legte eine deutsche Fliegerbombe in London ... ein Haus in Trümmer, das neben dem Londoner "Pionierheim Nr. 4" der Zeugen Jehovas stand. Die acht Bewohnerinnen dieses "Pionierheims" ... wurden bei dieser Bombardierung unter Glasscherben und Mauerverputz begraben, blieben aber völlig unverletzt und wurden mit Hilfe von Luftschutzmännern von der Trümmerstätte weggeführt und bei einem "Gefährten" der Zeugen Jehovas in der Nachbarschaft für drei Tage untergebracht. Dieser gutgesinnte Mensch ging während dieser Zeit nicht zur Arbeit, um sich der acht Frauen annehmen zu können und mitzuhelfen, ihre Sachen aus dem Hause wegzuschaffen, das durch die Erschütterung unbewohnbar geworden ist."

Folgt man - ergänzend der "Trost"-Ausgabe vom 15. 4. 1941, so seien insgesamt drei der Londoner WTG-Pionierwohnheime (Landesweit insgesamt vier) durch Bombardement unbewohnbar gemacht worden. Auch seien neun Königreichssäle unbenutzbar bzw. beschädigt worden.
Makaber wirkt auch der "Lobgesang" in "Trost" vom 15. 4. 1941:

"Ein Haus, wo eine Schwester und drei andere Personen zu einem Musterstudium beisammen saßen, wurde durch eine Bombe vollständig zum Einsturz gebracht. Alle vier mußten durch Männer vom Luftschutz aus den Trümmern hervorgezogen werden, und alle vier waren unverletzt. - Geschwister, deren Londoner Haus am Freitag zerstört wurde, zogen am nächsten Sonntag als Zeugen zum Dienst hinaus, als ob nichts passiert wäre."

Ob man denn solcherart von Fanatismus "gut" finden soll. Die Frage mag sich denn jeder mal selbst beantworten.
Einer Gummiband-Antwort zum Thema "Tod durch Bomben", bei der dann jeder gerade das daraus herauslesen kann, was er denn gerne möchte, kann man auch in der "Trost"-Ausgabe vom 15. 4. 1943 begegnen. Dort wurde angefragt:

"Weshalb läßt der Herr es zu, daß einige Treue durch Bomben getötet werden?"

Und als Antwort darauf verlautbart sich die WTG mit der Ausführung:

"Aus dem gleichen Grunde, warum schon der gerechte Abel gewaltsam getötet wurde. Gottes Zeit ist noch nicht da, daß er Gewalttat verhindert und Krankheit und Tod hinwegtut. Wenn auch diese erwartete Zeit sehr nahe gekommen ist, müssen wir doch noch Geduld haben bis zur völligen Aufrichtung des Königreiches Gottes in ganzer Macht. Sowohl der gewöhnliche "natürliche" Tod wie der gewaltsame ist eigentlich unnatürlich; denn für Menschen ist an sich das ewige Leben das Natürliche, nicht aber das Sterben. Also ist der Unterschied in den Todesarten von nebensächlicher Bedeutung. Gewiß hat der Herr schon oft manche seiner Treuen behütet, und zwar zu einem Zeugnis für Umstehende oder weil er langmütig ist. Aber es besteht keine Notwendigkeit, daß er jeden in allen Fällen vor leiblichem Schaden bewahre.
Statt einige jahrelang in Gefängnissen schmachten zu lassen, nimmt der Herr vielleicht manchen Treuen dadurch schneller zu sich, daß er ihn nicht vor tödlichem Unfall bei Bombenangriffen bewahrt. Wer weiß im einzelnen, wozu es gut war!
Ist in der Schrift verheißen, daß Gott alle Treuen vor tödlichen Unfällen bewahren wird? Ist in den Augen des Höchsten etwa das tägliche Sterben im Dienste des Herrn kostbarer als der plötzliche Tod durch Bomben ? - Wir können uns die Art des Todes nicht auswählen, so wenig als die Zeit und den Ort der Geburt.
Was in unserer Macht steht ist, treu auszuharren und jederzeit bereit zu sein, das zu erdulden, was Gott zuläßt.
Wenn Gott seine Treuen vor Schaden bei Bombenangriffen bewahren würde, dann wäre es wohl möglich, - weil nicht viele Kluge und Weise unter Gottes Volk sind - daß einige sich unvorsichtig und unbesonnen verhalten würden und Gott versuchten, zu ihrem Schaden."

Assyrien - Hitlerdeutschland
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 26. Februar 2011 03:56
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Assyrien - Hitlerdeutschland

Unter der formal "neutral" klingenden Überschrift: "Ein Missionsbericht" kann man in der "Trost"-Ausgabe vom 15. 2. 1941, einige Ausführungen lesen, welche unterschrieben sind mit:

"Eure Brüder und Schwestern in Assyrien".

Die Charakterisierung der Überschrift ("formal neutral") ist deshalb notwendig, dieweil in der gleichen "Trost"-Ausgabe auch zwei andere Artikel abgedruckt sind, bei denen Zensur-Eingriffe zu registrieren sind.
Im Gegensatz zu früheren Zensur-Eingriffen im "Trost", weitgehend durch unbedruckte weiße Stellen sichtbar, wurde diesmal ein anderer Weg beschritten. Beide inkriminierte Artikel sind zwar abgedruckt, jedoch die von der Zensur beanstandeten Stellen sind geschwärzt (nicht lesbar). Habe ich richtig gezählt, sind in beiden Artikeln insgesamt 34 Druckzeilen so geschwärzt worden.

Nicht von den Schwärzungen betroffen indes ist der Artikel "Ein Missionsbericht". Ob denn dessen "Durchwinken", dem Nicht-Verstehen gewisser Doppeldeutigkeiten seitens der Zensurbeamten zuzuschreiben ist, mag einstweilen mit einem Fragezeichen versehen sein. Jedenfalls ist es für jeden der bezüglich der Zeugen Jehovas wirklich sachkundig ist, offenkundig, wer denn mit diesen "Assyrern" gemeint ist. Nämlich Hitlerdeutschland! Das aber überstieg offenbar das Fassungsvermögen der Zensurbeamten.
In diesem dubiosen "Missionsbericht" las man unter anderem:

"Wir haben den Bericht erhalten, aus dem zu ersehen ist, daß der WT. nicht mehr [in der Schweiz] gedruckt wird. Nun, was für Euer Land gilt, kann für uns nicht gelten. Wir werden verfolgt, und die Bestien sind hinter uns her, ob wir zart schreiben oder scharf. Wir wollen und werden arbeiten, und wenn nur einer noch übrig bleibt, so gibt es bei uns keinen Stillstand. Jehova will bestimmt haben, daß sein Volk mit Speise versorgt wird. Und so wollen wir weiterarbeiten, Jehova und Christus Jesus zu Ehren, den Feinden aber zum Trotz. ...
Also gibt es für uns niemals Untergang, und wenn sie noch so viele erschlagen, erschießen oder verhungern lassen. Jehova wird in unserm Lande den Rest seiner Knechte und deren Gefährten doch bewahren. Der einzelne spielt ja keine Rolle ...
Wir betrachten uns hier so ganz als Soldaten des Werkes Gottes und fragen deshalb auch nicht danach (wie es bei guten Soldaten sein soll), ob in diesem Kampf unser Leben gefordert wird oder nicht. Sehr viele Brüder haben ihr Leben schon ausgehaucht in diesem Lande. Aber alle waren sie Soldaten nicht auf Grund eines Zwangsgesetzes, wie es die Welt braucht, sondern ganz freiwillig, von Herzen und mit Lust und Liebe zu Jehova und seinem König. ...
Also, Brüder, nur keine Bange, wenn es bei Euch soweit kommt wie bei uns. Es werden schließlich auch manche geben, aber was zurückbleibt, ist eine glaubensstarke, kampfeslustige Schar, die bestimmt in der schwersten Prüfung ausharren wird ...
Auf zum Kampf gegen den Teufel und seine Horden; denn der Sieg wird durch Christus Jesus unser sein. Wir haben nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen.
Herzliche Grüße an alle Brüder und Schwestern und besonders an Bruder Rutherford. Jehova möchte ihn noch weiterhin für sein Werk und uns erhalten und ihn inspirieren, so daß wir noch recht viel gut gewürzte Speise bekommen. Eure Brüder und Schwestern in Assyrien."

Die Radikalität, welche diese Zeilen offenbaren, ist nicht zu übersehen.
Noch etwas ist kaum zu übersehen. Die Abhängigkeit von Rutherford. Dieser Rattenfänger hatte sie doch dahin geführt, dass es für sie nur eine "Welterklärung" gab. "Das Ende der Welt ist da". Und die politisch-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in "Assyrien" (Hitlerdeutschland) scheinen den so Indoktrinierten, selbiges auf Schritt und Tritt zu bestätigen.
Die große Tragik dabei ist sicherlich nicht zu verkennen.
Es ist auch nicht zu verkennen. Wer denn in Hitlerdeutschland mit dem Gedanken liebäugeln sollte, dem Rattenfänger Rutherford ade zu sagen. Auch den würde nichts anderes als ein Soldatenschicksal (inklusive Todesaussicht) erwarten. Für die so Indoktrinierten mag sich daher auch keinerlei echte Option ergeben haben. Für welchen Rattenfänger sie denn letztendlich ihr Leben aushauchen sollten, war so gesehen, relativ belanglos.

Diese Zwangslage kann man in der Tat nicht verkennen. Das wiederum ändert überhaupt nichts an dem Umstand, dass die Indoktrinierten einem Rattenfänger auf Gedeih und Verderb; wobei insbesondere das Verderb zutreffend ist, die Treue hielten.
"Unsere Ehre ist Treue" (etwas abgewandelt) las man auf den Köppelschlössern einer berüchtigten Institution. Man vergleiche dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Meine_Ehre_hei%C3%9Ft_Treue
Wie die Bilder sich doch gleichen!

Religiöse Bolschewisten
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 28. Februar 2011 03:50
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Religiöse Bolschewisten

Bereits seit den Tagen eines Paul Bräunlich (als besonders krassem exemplarischen Beispiel), kennt man jene These, welche die Bibelforscher/Zeugen Jehovas in die kommunistische Ecke stellen. Oder auch als "Bolschewisten" ("gnädigerweise" "abgemildert" als "religiöse Bolschewisten") titulieren.[Am 6. 3. Im Rahmen der Serie "Im Zeitspiegel" komme ich ergänzend.. nochmals auf das Thema "Religiöse Bolschewisten" mit zurück]

Jene Herrschaften, denen Vokabeln solcher Art, besonders "flott" über die Lippen kommen, vermeiden es aber ziemlich oft, auch einen ihrer Gesinnungsgenossen, der ähnliche Thesen vertrat, mit beim Namen zu nennen. Warum eigentlich?
Warum praktizieren kirchliche Kreise, die da im besonderen mit der "Bolschewisten"-These hausieren, eigentlich solche Zurückhaltung, ihren Gesinnungsgenossen (diese These betreffend) mit ins Feld zu führen?

Tja, dann muss man wohl auch sagen. Zwar besteht eine Übereinstimmung in der "Bolschewisten"-These, in anderen wesentlichen Fragen jedoch nicht. Ergo ziehen es vorgenannte kirchliche Kreise doch lieber vor, ihren ungeliebten Verbündeten, lieber nicht beim Namen zu nennen.

Ihr ungeliebter Verbündeter, lies sich mal von einem damaligen Schriftsteller interviewen. Da war der Verbündete noch nicht ganz so bekannt wie in späteren Jahren. Da schätzte der "Verbündete" auch noch solche Art von Publicity (was sich in späteren Jahren auch noch änderte). Da hatte der Verbündete auch noch nicht sein eigenes Machwerk, namens "Mein Kampf" auf den Markt geworfen. Er befand sich somit noch am Anfang seiner Karriere.

Und da war es ihm halt auch noch angenehm, dass in der Buchform dieses Interviews noch nicht sein Name darauf prangte, sondern eben der des Dietrich Eckart. Und Herr Eckart wusste seinem Interview-Text auch einen zünftigen Titel zu geben: "Der Bolschewismus von Moses bis Lenin".
Und siehe da, in diesem Text bereits, verbreitet sich Herr Hitler, auch über die Bibelforscher, welche er den als besonders exemplarisches Beispiel, des von ihm zutiefst abgelehnten "Bolschewismus" bezeichnet.

Wenn kirchliche Kreise es auch vermeiden, diese Kontinuität mit zu erwähnen, dann müssen sie halt damit auch leben, dass dann eben andere es tun werden.
Man vergleiche zur Illustration auch jenen Kommentar aus der in Stuttgart damals erscheinenden "Sonntags-Zeitung" vom 6. 11. 1932

In der "Trost"-Ausgabe vom 15. 2. 1941, begegnet man wieder einmal, solch einer Neuauflage der kirchlichen Bolschewisten-These.
Das einzige was ich dabei als sachgerecht anerkenne, ist der Grundsatz der "spirituellen Staatenlosigkeit", der da zeitweise (zeitweise deshalb, weil die KdöR-Zeiten diesbezüglich eine andere Sachlage besteht) vertreten wird. Damals jedenfalls waren die Bibelforscher/Zeugen Jehovas noch "spirituelle Staatenlose". Die "Catholica" hingegen schon lange (Jahrhunderte lang) nicht. Die Catholica heult den folgerichtig auch mit jedem "Wolf", wenn ihr das (für die eigenen Interessen) nützlich erscheint.

Dergestalt verweltlicht, vermag sie sich durchaus nicht mehr in die Befindlichkeit der "spirituell Staatenlosen" hinein zu versetzen. Die Folge eben auch solche krasse Fehlurteile, wie die Bolschewistenthese.

Natürlich ist es offenkundig, dass sie damit der WTG - faktisch - zu einem "Heimspiel" verhilft. Denn das die WTG sich durch die Bolschewistenthese fehlinterpretiert sieht, ist offenkundig. Und ergibt sich mal der Anlass, einen diesbezüglichen Schlagabtausch führen zu müssen, kann man voraussehen, wer denn (auch in objektiver Bewertung), dessen tatsächlicher Sieger ist. Jedenfalls heisst der Sieger garantiert nicht "Catholica".

Einem (genauer zwei) solchen, von der WTG genüsslich zelebriertem Beispielen, begegnet man in der "Trost"-Ausgabe vom 15. 2. 1941. Das sind dann die beiden Artikel, welche die Zensur-Eingriffe aufweisen. Trotz selbigen ist aber immer noch ausreichend deutlich, worum es denn geht. In beiden Fällen werden katholische Presseartikel zitiert und kommentiert.
In dem einen Fall notierte das "Trost":

"Wovor sich römisch-katholische Schreiber besonders fürchten, war im "Kath. Männerblatt"
(Oktober 1940) zu lesen:

"Die große Gefahr"

"Die ganze Bibelforscherei ist radikale Zersetzung.
Scheinbare, hie und da auch wirkliche Schwächen werden herausgegriffen und breitgetreten. Geleugnet wird die unsterbliche Seele, geleugnet das übernatürliche Jenseits, geleugnet die Hölle, (was die Herren zwischen hinein nicht hindert, wie z. B. in der Broschüre "Flüchtlinge" alle Religionisten in der Hölle einmal verschwinden zu lassen).
Geleugnet wird die Kirche, überhaupt jede Autorität. Wie weit die Christus als Gott anerkennen, ist bei der Konfusion dieser Leute schwer herauszubringen. Dieser Zersetzung wegen nannten wir die Lehre der "Zeugen" verbolschewisiertes Christentum."

Auf eine solche "Steilvorlage" hatte das "Trost" ja nur gewartet. Folgerichtig findet sich im Anschluss daran eine umfängliche Polemik in Sachen "unsterblicher Seele"/"Feuerhölle".

Das die "Bibelforscherbewegung selbige schon seit ihren ersten Tagen ablehnen, und das in diesen ersten Tagen, der nun als Buhmann mit aufgebaute "Bolschewismus" keinerlei relevante Rolle spielte, "vergass" "dezent" aber dieses katholische Presseorgan mit hinzuzufügen.

Auch der zweite "Trost"-Artikel, überschrieben:

"Heimtückische Angriffe - notwendige Richtigstellungen",

nimmt auf den gleichen katholischen Artikel bezug. Allein das ein Ausgangsartikel, dem "Trost" gleich zwei Entgegnungsbeiträge in einer "Trost"-Ausgabe wert sind, zeigt schon, welche Chance man da witterte, der "Catholica" "eins auszuwischen".
Als erstes zitiert "Trost":

"Aber wie gesagt, nach ihren Grundsätzen über die Herrschaft Satans sind die Zeugen [Jehovas] politisch gesehen ausgesprochene Bolschewisten,
das heißt Zersetzer der bestehenden Ordnung."

Und dazu kommentiert "Trost":

"Diese unverschämte Verleumdung leistet sich das "Katholische Männerblatt", vom Bischöflichen Ordinariat St. Gallen herausgegeben, in der Oktobernummer 1940"

In seiner Entgegnung meint selbiges dann noch:

"Bald wird Jehova den Satan und dessen gesamte bedrückende Organisation durch Christus Jesus vernichten und sein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens auf der Erde aufrichten.
Und weil Jehovas Zeugen dies erklären, sind sie Bolschewisten?"

Hier offenbart sich der Grunddissenz. Die Catholica schon Jahrhundertelang der Endzeit-Naherwartung abgeschworen habend, muss nun registrieren. Da ist eine Gruppe, die ihr besonders "auf die Nerven geht", die just jene Endzeit-Naherwartung neu "kultiviert". Die Catholica wähnte ja das Thema ein für allemal in Form der Ersatzlösungen "Feuerhölle"/Jenseits und verwandtes, bewältigt zu haben. Nun muss sie also erfahren das ihr "Joker" doch nicht mehr so sticht, wie sie das immer wähnte.

Nun kann man es keiner Konkurrenzreligion verargen, in Fragen der Eschatologie eben andere "Entwürfe" zu vertreten. Das missliche dabei ist dann allerdings, deren Miteinflechtung der Vokabel "bolschewistisch". Dazu kommentiert das "Trost" nicht zu unrecht:

"Sie wissen, warum Sie das tun! Ihre Rechnung sieht folgendermaßen aus: "Die Kommunisten sind verboten worden. Gelingt es uns, Jehovas Zeugen als Kommunisten hinzustellen, wird man sie auch verbieten."
Durch diese Verschwörung ... wird man weder das Gericht über die Scheinchristenheit abwenden noch den Siegeszug der Theokratie aufhalten können."

Na ja, lassen wir mal den vermeintlichen "Siegeszug der Theokratie" einstweilen beiseite. Das wird man wohl auch anders sehen und interpretieren können. Aber offenkundig ist hierbei ohne Zweifel, dass eine Argumentation benutzt wird, welche ins Politische zielt.

"Trost" meint auch sich mit den Worten verteidigen zu können:

"Warum, so fragen wir den Schreiber jener Verleumdungen, warum sprechen Sie von einem "verbolschewistisierten Christentum" der Zeugen Jehovas? Vielleicht wegen der "Herrschaft Satans über die Welt", oder wegen der Stellungnahme dieser Zeugen zur Staatsautorität, zur Militärfrage und zu den Wahlen?
Gerade diese Punkte führen Sie ja in diesem Zusammenhang an; doch wissen Sie ja selber ganz genau, daß sich bei keinem einzigen dieser Punkte auch nur im geringsten eine Parallele zwischen den Bolschewisten und den Zeugen Jehovas ziehen läßt! Die bolschewistische Leugnung Gottes und logischerweise auch des Teufels, die bis zum Totalstaat gesteigerte bolschewistische Staatsautorität, die bolschewistische Militärpolitik und die bolschewistischen Zwangswahlen sind Ihnen ja gewiß nichts Unbekanntes.
Warum also von Bolschewismus reden in Verbindung mit einer Sache, die davon so weit entfernt ist wie Christus von Lenin? ..."

Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen, stellt das "Trost" dann besonders (ohne diese Vokabel zu verwenden. In der Sache sehr wohl gemeint), die "spirituelle Staatenlosigkeit" heraus, welcher man sich verpflichtet fühle.
In diesem Punkt praktiziert die Catholica indes zu allen Zeiten, eine entgegengesetzte Position (inklusive fallweise des Mitheulens mit den Wölfen. Egal um was für einen Wolf es sich im Einzelfall auch handelt).
Das ist der eigentliche Grundissenz, der hier - diffamierend - auf die Vokabel "bolschewistisch" übertragen wird.

Gerti Malle - Kriegsmeldungen
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 30. März 2011 07:39
Zeitgeschichte vor 70 Jahren
Gerti M.
Kriegsmeldungen
Im Vorwort eines neueren Buches von M. kann man auch die Satz lesen:

"Sie verhilft einer immer noch zu wenig anerkannten Gruppe von Nazi-Opfern zu einer Würdigung."

Die Tendenz, seit den Tagen eines Detlev Garbe bekannt, das singen des Hosianna-Liedes. So auch im Fall M..
Es verwundert dann auch nicht, dass man bei Frau M. überwiegend nur Pro-Zeugen Jehovas orientierte Quellen zitiert findet. Nicht jedoch relevantes aus dem Kritikerlager.
Zipfel
http://books.google.de/books?id=QFPgIY5We7YC&printsec=frontcover&dq=Friedrich+Zipfel+Kirchenkampf&hl=de&ei=FX-RTZ_RIM3NsgatnZXQBg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CDAQ6AEwAA#v=onepage&q&f=false
und auch Buber-Neumann, werden von ihr mit Ach und Krach zwar noch erwähnt.
Kaum jedoch im Sinne einer Gesamtbewertung ihrer relevanten Aussagen.
Dafür um so mehr jene Details, welche sich für das "Hosianna"-Lied-singen, eignen.
Erwähnt Garbe zumindest ansatzweise noch, dass es auch kritische Bewertungen zum Zeugen Jehovas-Thema gäbe, ist das selbst bei M. nicht "drin".
Ihren "Hosianna-Bericht" "krönt" sie dann noch auf Seite 171 mit dem Faksimile-Abdruck des "Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich , Teil II, Jahrgang 2009, 7. 5. 2009" welches davon kündet, nunmehr hätten die Zeugen in Österreich ihren heiß ersehnten Imageanspruch als KdöR in "trockenen Tüchern".

Nicht im geringsten indes, auch nicht mal ansatzweise, findet man bei " eine Reflektierung darüber, was selbst ein Detlev Garbe, in nachfolgenden Worten einzuräumen sich genötigt sah.

Weiter kann man bei M. lesen:

"Bevor ich jedoch mit meinen wissenschaftlichen Ausführungen beginne, möchte ich anmerken, dass ich seit 1990 eine Zeugin Jehovas bin."

Nun, dann dürfte ja "alles klar sein."

Was ihre Wissenschaftlichkeit anbelangt, gehört zu der auch die Kunst des "unter den Teppich kehrens".
Erst kürzlich hat Gerald Hacke in seiner Dissertation erneut mit herausgearbeitet, dass es der faschistischen Gestapo gelang, einige an einflußreicher Stelle sitzende Zeugen Jehovas "umzudrehen". Das heisst, die arbeiteten nunmehr für die Gestapo.
Das mag man berechtigt dem Kontext Erpressung zuordnen, was nicht zu bestreiten ist. Allein entscheidend in der Bewertung kann nur das tatsächliche Endergebnis sein.

Es steht unzweifelhaft fest, dass der Opferanteil Österreichischer Zeugen Jehovas, während der NS-Diktatur, prozentual höher war, als der deutscher Zeugen Jehovas (und der war mit Sicherheit auch nicht gering). Nur eben in Österreich war er halt noch höher.

Da mag mit hineinspielen, dass die Zahl der Österreichischen Zeugen Jehovas, zu der Zeit, numerisch geringer war, als wie etwa in Deutschland.
Weitaus relevanter indes ist der Umstand, dass Umgedrehte auch aus dem Österreichischen Bereich , eben der Gestapo die flankierende Schützenhilfe gewährten.

Zu ihren geschönten Aussagen gehört dann wohl auch die (und sei es nur als Entlehnung eines andernorts entnommenen Zitates):

"Im Deutschen Reich gab es einen aktiven Kern von rund 25.000 Zeugen Jehovas".

Über besagte 25.000 will ich nicht streiten. Wohl aber über die Definition als "aktiver Kern".
Das zeitgenössische Gestapo-Vernehmungsprotokoll des Fritz Winkler, nennt was den "aktiven Kern" anbelangt, weitaus geringere Zahlen.

Skurill auch ihre Erwähnung des Rutherford-Vortrages vom 2. 10. 1938 (M. S. 36).
Selbiger musste dann ja andernorts schon mal für die These herhalten, Herr Rutherford hätte aktiv gegen den faschistischen Holocaust protestiert. Gegen das Naziregime hat er zwar protestiert, nur eben nicht gegen dessen Holocaust-Politik. Rutherford interessierte zwar das Mißgeschick, welches seinen deutschen Zeugen Jehovas widerfuhr. Das Schicksal das den Juden widerfuhr, interessierte ihn schon mal erheblich weniger, dieweil er sich zu dem Zeitpunkt - durchaus im Gegensatz etwa zu Russell - bereits im Lager der religiösen Antisemiten befand.
Das Lager der religiösen Antisemiten, war unfraglich weitaus größer. Beträchtliche "Großkirchliche" Kreise befanden sich in ihm auch. Nur eben im Jahre 1938, auch der Herr Rutherford ebenfalls.
Die Lügenstory des "Protestes gegen den Holocaust" wagt dann M. so zugespitzt auch nicht mehr zu wiederholen, was dann ja auch notiert sei.
Zu den Dokumenten aus der Nazizeit, welche Frau M. der Erwähnung wert fand (den
Österreicher Jonak hat es in ihrer Lesart dann wohl nie gegeben; jedenfalls erachtet sie ihn keinerlei Erwähnung wert, obwohl ihre Studie eher Österreich-zentriert ist.)
Zu den Dokumenten jenes Zeitraumes, welche - ausnahmsweise - auch eine Reflektierung durch Frau M. erfuhr, gehört dann insbesondere die Nazi-Zeitschrift "Der Hoheitsträger".
Hierbei wiederum der bemerkenswerte Umstand. Eine umfassende Auseinandersetzung mit den dortigen Inhalten gibt es nicht. Was es Frau M. in diesem Falle besonders angetan hat, waren die dort veröffentlichten diskriminierenden Passfotos, mit der Tendenz, das seien ja alles "Untermenschen".
Um indes vom rassistischen Naziregime - die Juden werden es bestätigen können - zu einem solchen erklärt zu werden, gehörte sicherlich nicht allzuviel.
Meines Erachtens ist es jedoch etwas zu billig, nur diesen Aspekt, im Falle der Agitation des "Hoheitsträgers" herauszustellen, womit schon ein geeignetes Schlusswort genannt wurde.
Zu billig!

Offenbar gab es da bereits eine damals unveröffentlichte Diplomarbeit an der Universität Klagenfurt im Jahre 2001 mit ähnlichem Titel.
Inwieweit das nun lediglich die Wiederholung mit geringfügigen Modifizierungen jener damaligen Diplomarbeit ist, vermag ich mangels Vergleichsmöglichkeit nicht zu beantworten.
Immerhin meinte der doch wohl auch den Zeugen Jehovas zuortbare Herr Timon Jakli zu jener Diplomarbeit von damals, diese in der Sache positiv werten zu sollen. Streute seinerseits aber auch nachstehende Kritik in seine Charakterisierung mit ein:

MALLE, Gerti: Kärntens vergessene Opfer der NS-Zeit. Widerstand und Verfolgung der Zeugen Jehovas. Unveröffentl. phil. Dipl. Arbeit.
Universität Klagenfurt, 2001.
...
zwar fehlt eine Problematisierung bspw. der Wilmersdorfer Erklärung und methodischer Probleme (Interviews) sowie sowie eine strukturelle Reflexion über den Widerstand."

www.jakli.at/biblio.htm
Was die Nichtbehandlung jener Wilmersdorfer Erklärung vom Juni 1933 betrifft, welche nicht wenige als Beleg der Anbiederung versuchten Anbiederung der Zeugen Jehovas an das Naziregime einstufen.
Dazu ist feststellbar auch Malle 2011 "glänzt" diesbezüglich durch Schweigen.
Nun mag man vielleicht den Begriff "Anbiederung" nicht als optimal ansehen; eher als Versuch "zu retten was zu retten sei".
Dann wäre dem erneut entgegenzuhalten.

Der "Kanonenpastor" Karl Gerecke, hat in seinem 1933er "Gutachten" welches dem Naziregime in Sachen Zeugen Jehovas zugestellt wurde (und welches sich noch heute im Bestand des Bundesarchivs vorfindet), ebenfalls die "Wilmersdorfer Erklärung" als Grundlage seiner Betrachtung genommen, und in diesem Kontext auch wörtlich den Begriff "Anbiedereung" verwandt. "Kanonenpastor" Gerecke klatscht dann dem Naziregime Beifall, dass es eben nicht auf diese Anbiederung "reingefallen" sei.

Um nochmals auf Jakli zurüchzukommen.
Jakli nennt auf seiner oben genannten Seite auch URL-Adressen, wo man Teile jener Diplomarbeit einsehen konnte (im Internet). Indes ruft man diese URL nun im Jahre 2011 auf, wird man darüber belehrt.
Das sei eine Webseite, welche nunmehr zum Verkauf angeboten werde. Ergo jene genannten Texte gibt es dort auch nicht mehr.

Einige kontrastierende Zeitgenössische Berichte zu diesem Malle'schen-"Hosianna"-Gesang dann im nachfolgenden.

Der Krieg mit seinen schlimmen Folgen, machte selbstredend auch um die Zeugen Jehovas keinen Bogen. Zwei einschlägige Meldungen dazu, kann man auch in der "Trost"-Ausgabe vom 1. 3. 1941 begegnen.
An der ersten Meldung ist vielleicht (wieder einmal) beachtlich, wie Situationen des "Glücks im Unglück" als "Jehovas Schutz" interpretiert werden. Das dieselben Akteure indes auch Erlebnisse hatten, die man kaum mit dem Begriff "Schutz" definieren kann, wird nicht weiter reflektiert.

In diesem Bericht liest man davon, wie die Nazihorden Belgien überrannten, und von dort nach Frankreich weiter vormarschierten. Selbige Geschehnisse produzierten auch erhebliche Flüchtlingsströme. Betroffen davon auch in Belgien missionarisch tätig Zeugen Jehovas. Es gelang ihnen zwar, nach England zu entkommen. Das waren dann die, welche noch Glück im Unglück hatten. Indes über diejenigen, welche nur Unglück im Unglück hatten, weis "Trost" nichts zu berichten. Wie auch, denen kann man ja keinen vermeintlichen "Schutz Jehovas" mehr andichten!

In dem diesbezüglichen Bericht liest man u. a.:

"Schon mehrfach wurde berichtet, wie Zeugen Jehovas fremder Staatsangehörigkeit, die zur Zeit des deutschen Überfalls auf Belgien in diesem Lande als "Pioniere" tätig waren, ihrer Gefangennahme im letzten Moment durch die Flucht entgingen. Erlebnisse dieser Art schildert auch Frau Van D. nach ihrer Ankunft in London, am 25. Mai 1940.

Sie war in der belgischen Stadt Gent tätig gewesen, und als auf diese Stadt bereits Bomben gefallen waren, entschloß sie sich gemeinsam mit Frau S., einer Gefährtin von der "Jonadab"-Klasse, zu dem Versuch, nach England zu entkommen. Es blieb ihnen nur noch Zeit, die allernotwendigsten Kleidungsstücke und ein paar andre Sachen zusammenzuraffen. Sie setzten sich auf ihre Fahrräder, und Gent war noch nicht einmal ihren Blicken entschwunden, als ein verheerendes Bombardement der Stadt einsetzte. Immer und immer wieder wurde ihre Fahrt unterbrochen durch deutsche Fliegerangriffe, so auch kurz vor Maldegen bei Ostende, wo ihnen ein belgischer Offizier die Weisung gab, in einem Graben Deckung zu nehmen, weil ein Luftangriff bevorstehe. Wenige Minuten danach, als sie zusammen mit andern in dem Graben auf dem Bauche lagen, platzte eine Bombe in allernächster Nähe, so daß die beiden Frauen ganz verrußt aussahen. Sie erhoben sich nach ein paar Minuten und stellten erst dann fest, daß sie von allen, die in dem Graben Deckung gesucht hatten, die einzigen Überlebenden waren.
Frau Van D. wurde durch die Explosion auf dem rechten Ohre taub, ihre Freundin erhielt eine Fleischwunde durch einen Granatsplitter. Andre Verletzungen hatten sie keine, und so priesen sie Jehova für ihre wunderbare Errettung.

Mit den unbeschädigten Fahrrädern konnten sie ihren Weg nach Ostende fortsetzen. Dabei fuhren sie über die Dampoort-Brücke, die schon ganz wacklig war. Kaum waren sie auf der andern Seite angelangt, wurde die Brücke durch eine Fliegerbombe zum Einsturz gebracht. Wiederum dankten sie Jehova für seinen gnädigen Schutz.

In Ostende angekommen, erfuhren sie, daß es unmöglich sei, einen Schiffsplatz für die Fahrt nach England zu bekommen. Sie fuhren darum längs der Küste der französischen Grenze zu, während sieben Flugzeuge beständig den Strom der Dahinziehenden ängstigten und unter ihnen Verwüstungen anrichteten. Zum Glück ließ man die beiden Frauen über die französische Grenze; sehr viele Flüchtlinge wurden dort zurückgewiesen."

Weiter geht dieser Trauerbericht mit der Aussage:

Sie kamen nach Dünkirchen, und dort sagte man ihnen, nach Calais weiterzufahren und sich von da nach England einzuschiffen. Auf der Weiterfahrt kamen sie bis nach Greville, einer Stadt zwischen Dünkirchen und Calais, und dort wollten sie übernachten.
Mitten in der Nacht sagte ihnen aber ein französischer Soldat, die Deutschen näherten sich Greville sehr rasch, und da Calais heftig bombardiert werde, rate er ihnen, nach Dünkirehen zurückzufahren. Sie machten sich sofort auf den Rückweg und erfuhren am nächsten Morgen, daß Greville und auch Calais inzwischen durch Bombardement schwer verwüstet worden waren. Nach langer Wartezeit gelang es ihnen, in Dünkirchen auf einem Lazarettschiff unterzukommen. In einem Geleitzug verließ dieses Schiff den Hafen noch am gleichen Tage.

Während der Überfahrt im Kanal stieß ein griechischer Dampfer direkt neben dem Lazarettschiff auf eine Mine und ging, mit Flüchtlingen überlastet, unter. Die britischen Soldaten, wie auch viele Zivilpersonen in Belgien und Frankreich, taten für die Flüchtlinge alles was sie konnten; die Soldaten gaben ihnen sogar ihr eigenes Essen. Die Offiziere des Zerstörers, der das Lazarettschiff begleitete, hörten interessiert zu, als diese Zeugen Jehovas ihnen berichteten, auf welch wunderbare Weise sie immer wieder beschützt worden waren. Sie waren sehr freundlich zu diesen beiden Frauen, die nach ihrer Ankunft in England vom Flüchtlingskomitee aufs beste betreut wurden, ein Bad nehmen durften, mit Nahrungsmitteln und Kleidern versorgt wurden und Geld für die Weiterreise ins Landesinnere erhielten.

In den Tagen vor ihrer Flucht aus einem Gebiet, wo sie als letzten Anblick nur rauchende Trümmer, Bombenkrater, Leichen, Verstümmelte und Flüchtende sahen, hatten diese beiden Zeugen Jehovas hauptsächlich die Broschüre 'Flüchtlinge' in französisch verbreitet, und jetzt bringen sie die gleiche Broschüre in Englisch den Menschen guten Willens, die in Großbritannien wissen möchten, wie sie sich vor dem "Greuel der Verwüstung" schützen können."

Die zweite "Trost"-Kriegsmeldung besteht zwar nur in der Zitierung eines Presseberichtes. Aber es ist offenkundig, das selbiger als "Wasser auf die eigenen Mühlen" angesehen, und deshalb prompt auch nachgedruckt wurde.
In diesem Bericht wurde ausgeführt:

Im "Aufbau" [Schweiz] findet sich nachfolgender Feldpostbrief:

"Als Abonnent Ihres geschätzten 'Aufbaus' möchte ich Ihnen von folgender Begebenheit Mitteilung machen:
Auf dem Tagesbefehl vom l. Dezember 1940 war ein Gottesdienst für die ganze Kompanie in der katholischen Kirche in Gebenstorf vorgesehen.
Ich nehme sonst nie an einem Feldgottesdienst teil; aber diesmal nahm es mich doch wunder, was man einer Zürcher Truppe in einer katholischen Kirche darbieten wollte, also beschloß ich, auch mitzugehen. Und wahrhaftig, etwas Tolles von Bundeshaus-Religion wurde serviert.

Wir marschieren geschlossen in die eiskalte katholische Kirche. Vor dem Portal steht der Fähnrich mit der Bataillonsfahne, vier Unteroffiziere halten Fahnenwache. Alle fünf Kompanien des Bataillons versammeln sich in der Kirche.
Dann marschiert die Fahnengruppe zum Altar und nimmt Aufstellung, Front zu uns. Die vier Korporale als Fahnenwache links und rechts der Fahne, Helm auf, Gewehr bei Fuß. Dann tritt der katholische Feldprediger in Hauptmannsuniform vor die Versammlung, der Bataillonskommandant meldet ihm das Bataillon.
Der Feldprediger liest aus einem katholischen Gebetsbuch; nachher gemeinsamer Gesang "Großer Gott wir loben dich".
Dann verschwindet der katholische Feldprediger.
Ein protestantischer Geistlicher betritt die Kanzel, und im gleichen Moment taucht beim Altar ein Priester im roten Meßgewand mit zwei Gehilfen auf. Die beiden Pfarrer erfüllen nun gleichzeitig ihre Pflicht. Der protestantische hält seine Predigt, der katholische zelebriert eine Messe; ich und wahrscheinlich viele meiner Kameraden sahen eine solche zum erstenmal. Ich bin ganz verwirrt.
Da sitzt ein Bataillon aus der Zwinglistadt in einer katholischen Kirche, vorn die Fahne samt Wache, dahinter der Altar; eine Messe wird zelebriert, links oben gibt sich der protestantische Pfarrer alle Mühe, die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zu ziehen, aber sie starren alle nach vom. Es ist unruhig, es wird gelacht, so oft der Priester den Kelch hebt oder seine auffallenden Zeremonien ausführt. Die Gehilfen kommen und gehen. Das Ganze dauert eine halbe Stunde. Endlich das erlösende Schlußwort unseres Pfarrers. Dann schließt der katholische Hauptmann...."

Der vermeintliche "Schutz"
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 31. März 2011 05:49
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Der vermeintliche "Schutz"

"Trost" in seiner Ausgabe vom 15. 3. 1941 meint zu wissen:

"Und ich werde alle Nationen erschüttern; und das Ersehnte aller Nationen wird kommen, und ich werde dieses Haus [den Tempel] mit Herrlichkeit füllen, spricht Jehova der Heerscharen."

,Obwohl etwa 2500 Jahre vergangen sind, seitdem diese Worte durch den Propheten Haggai (Kapitel 2, Vers 7) ausgerichtet wurden, sind sie doch nicht unerfüllt geblieben. Alle Nationen werden heute erschüttert. Dieses Erschüttern begann im Jahre 1914. Desgleichen ist "das Ersehnte aller Nationen" gekommen, und zwar zu dem wirklichen Tempel, der ein ,Bethaus für alle Völker' ...

Es scheint deutlich festzustehen, daß Jehova Gott nicht zulassen wird, daß die Nationen selbst Frieden und Sicherheit schaffen und ihre Verhältnisse bessern können ... Finanziell und politisch wird die Erschütterung täglich starker; in der ganzen Welt sind die Herrscher in Ratlosigkeit, und die Not des Volkes nimmt zu. Das Erschüttern der Nationen, welche nach biblischer Aussage die Organisation des "Fürsten dieser Welt" bilden, geht weiter, und es wird andauern bis zur schließlichen Vernichtung.
Alles von Satan Geschaffene und was unter seine Botmäßigkeit kommt muß untergehen und vernichtet werden ... Nichts wird in dieser Zeit der Erschütterung standhalten können, ausgenommen jene, die sich unter dem "Schirm des Höchsten" befinden und im Schatten seines Schutzes bleiben, sowie die, welche sich unter den Schutz seiner theokratischen Regierung stellen."

A ja. Eine besondere Form von "Schutz" erfuhren dann wohl die, welche in den Hitler'schen KZs ihr Leben aushauchen mussten

Motorisierte Feldgeistlichkeit
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 28. April 2011 04:01
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Motorisierte Feldgeistlichkeit

In seiner Ausgabe vom 1. 4. 1941 vermeldet "Trost":

"In vielen Tageszeitungen erschien folgende Notiz:

"Das Kriegsministerium der Vereinigten Staaten hat beschlossen, daß die Feldgeistlichkeit in Zukunft motorisiert werden soll. Vor allen Dingen gilt das für die Katholiken. Man hat 400 Feldgeistliche ernannt, die ihre Funktionen am l. Juni aufnehmen werden. Mehrere hundert rollende Kirchen, aus großen Dreitonnen-Lastwagen gebaut, jede mit einem Anhänger bestückt, sind in Auftrag gegeben worden. Auch 500.000 Rosenkränze hat man bestellt. Außerdem werden auf Veranlassung des Kriegsministeriums 7.000 Stück Altarwäsche angefertigt und 500.000 Meßbücher werden gedruckt.

Natürlich werden nicht nur für die Katholiken, sondern auch für die Protestanten und Israeliten und auch für sämtliche religiösen Sekten Amerikas die notwendigen Requisiten bereitgestellt; das Kriegsministerium hat die erforderlichen Ausgaben pauschal bewilligt."

Die Kriege werden immer religiöser. Nunmehr kann also ein "Gotteshaus" mitten auf das Schlachtfeld gerollt werden.
Verwunderlich erscheint, daß "auch für die Protestanten" solche Staatsausgaben gemacht werden. "Protestanten" gibt es in den Vereinigten Staaten ja bloß sechsmal mehr als Katholiken. Die Roosevelt-Verwaltung schiebt den Katholizismus in den Vordergrund."

Impressionen aus den USA des Jahres 1940
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 29. April 2011 06:31
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Impressionen aus den USA des Jahres 1940

Ein weiterer Bericht dieser "Trost"-Ausgabe vom 1. 4. 1941, schildert einen Erfahrungsbericht aus den USA des Jahres 1940. Ort der Handlung Rawlins im Staate Wyoming, im Westen der USA. "Trost" notiert:

"Ein Ehepaar fuhr auf dem Wege zum großen Kongreß der Zeugen Jehovas Mitte 1940 durch diese Stadt, war dort fremd und wollte dort nichts tun als eben nach kurzer Rast weiterfahren."

Die Berichterstatter auf die "Trost" sich beruft, führen dann aus:

"Wir fuhren also eines Abends in Rawlins, Wyoming ein und erkundigten uns nach dem Weg zum Gruppendiener, Bruder Cläre. Die Leute blickten uns finster an, wir wußten nicht warum. Überall hingen Flaggen; wir dachten, es wäre wohl ein Festtag.

An unserm Auto befanden sich zu beiden Seiten, wie immer, die Schilder "Lest den WACHTTURM" und "Lest TROST".

(Über Bruder Cläre fiel man gerade her, während wir uns nach ihm erkundigten.) Wir fuhren ruhig durch die Stadt, als wir von Autos umstellt wurden, ein paar Männer bei uns aufs Trittbrett sprangen und uns anhalten hießen. Im Nu waren wir von einer großen Menge umringt. Man richtete an Dick eine ganze Reihe Fragen, und er erwiderte:

"Ich werde euch die Antwort geben, wenn wir im Rathaus sind." -
"Hör mal,
Buddy, bis dorthin wirst du niemals kommen."

Sie zwangen Dick, in der von ihnen angegebenen Richtung zu fahren, und in ein paar Minuten waren wir doch beim. Rathaus. Dort stand ein Polizist und sagte grinsend zu dem Koloß von Rädelsführer:

"Was gibt's wieder für Spaß, Al?"

Vor dem Gebäude war eine große Menschenmenge mit Flaggen in den Händen. Unser Auto und der Wohnwagen waren sofort von ihnen umschwärmt, und sie schrieen auf uns ein. Ich war zu erstaunt um zu hören, was sie sagten. Man forderte uns auf, den Wagen zu verlassen, und wir wurden durch die Menschenmenge buchstäblich hindurchgeschubst Schließlich langten der Rädelsführer, Dick und ich im Kellergeschoß des Gebäudes an, wo sich noch mehr Männer befanden, die auf uns einschrieen und sich weigerten, Platz zu machen. Wir konnten uns kaum bewegen, kamen aber schließlich bis zu einer Mauer, wo zwei Stühle standen, auf die wir beiden absackten. Jetzt erst beobachtete ich die Gesichter der Männer. Sie sahen bleich und zu allem entschlossen aus. Einige blickten wild drein. ...
Man brachte unsere Bücher und Grammophone und die Privatpapiere herein und stöberte alles durch, auf der Suche nach irgend etwas.

Während der ganzen Zeit schauten sie uns finster an und drohten mit dem Lynchen. Gerade jetzt sei ein Mann gestorben, sagten sie, weil er die amerikanische Flagge nicht gegrüßt habe; und ferner erzählten sie, ihre Frauen hätten eben jetzt zwei Frauen verprügelt.
Ich glaubte ihnen nicht und dachte, sie wollten uns nur einschüchtern. Nachdem alles vorüber war, erfuhr ich jedoch, daß ich mich da geirrt hatte; nur daß jener Bruder nicht gestorben war. Nach einer Weile hörten sie auf damit, auf uns einzureden; sie brachen unsere Grammophone in Stücke und schleuderten unsere Bücher verächtlich auf den Boden. ...

Plötzlich wandte sich die Horde uns zu und schrie:

"Wollen sehen, ob sie die Flagge salutieren!"

Der Anführer sagte zu uns:

"Salutiert lieber die amerikanische Flagge; ich meine es ernst!"

Er war geisterhaft bleich und redete selten. Dann hörte ich:

"Bei uns werden Verräter gehängt; wir haben den Strick. In Deutschland erschießt man sie, wir hängen sie auf." ...

Sie redeten vom Strick und davon, daß Männer für unsere Freiheit stürben, und von ihrer Liebe für Amerika und die Flagge. ...
Jetzt ging es zu wie im Tollhaus. Sie hatten mich beobachtet und schrieen und heulten:

"Verräter!", "Nazi!", "Hängt sie auf; hier ist der Strick!", "Führt sie hinaus!"

Einige von ihnen sagten jedoch:

"Halt, wartet!"

Sie begannen über die Flagge und das Land und über meine Freiheiten zu reden. ...
Dafür aber sagte der Rädelsführer, ein echter Bangemacher:

"Führt sie hinaus und übergebt sie den Frauen, die werden es ihr schon geben!"

Alles setzte sich in Bewegung, und wieder hörte man rufen:

"Hängt sie auf!",
"Her mit dem Strick!"

Wir gingen alle hinaus ins Freie, und als unser Auto und der Wohnwagen sichtbar wurden, umschwärmte man diese .
Im Dunkeln setzten wir unsern Weg fort, bis wir ein andres Gebäude erreichten. Ich fühlte eine Hand auf meiner Schulter. Es war der Beamte, der ganz sanft zu mir sagte:

"Gehen Sie!"

Ich ging die Stiegen hinauf; er ging schnell nach vorn und stieß eine Tür auf. Dort sah ich neun oder zehn Beamte, wohl eine Patrouille der Staatspolizei.
Der Offizier gab hastig die Anweisung:

"Sperrt diese Frau ein, ehe der Pöbel sie erwischt."

Damit war über mich für die nächsten drei Nächte und drei Tage entschieden. Ich kam in Einzelhaft, hatte keine Seife, kein Handtuch, keinen Kamm und nicht einmal eine Zahnbürste. Täglich zweimal ging die Zellentür auf, nur gerade weit genug, um vorsichtig einen Napf miserablen Essens hereinschieben zu können. ...

Drei Nächte hindurch lärmte und schrie der Pöbel vor dem Gefängnis, immer bis zum Tagesgrauen. In der Nachbarzelle waren zwei Männer, die sich immerzu unterhielten, gerade laut genug, daß ich es hören konnte. Gewöhnlich diskutierten sie die Frage "Erschießen oder Hängen" und kamen zu dem Schluß, Erschießen sei wahrscheinlicher. Dann hörte ich sie sagen:
"Man hat schon nach den G-Männern geschickt.
[G-Männer sind mit automatischen Waffen ausgerüstete Spezialpolizisten, die besonders gegen Verbrecher oder in sonstigen gefährlichen Situationen eingesetzt werden.] Diese Unterhaltung ging so lange, bis ich meinte, den Verstand zu verlieren. ...

Sowohl der G-Mann als auch ein andrer Beamter (ein Katholik) waren nun im Besitz des Buches RETTUNG. ...
Er schien etwas durcheinander zu sein, zeigte sich aber sehr gefällig und auch glücklich. Dann gaben wir etwa eine Stunde lang dem Polizeichef Zeugnis, der von der Stadt abwesend gewesen war, und er nahm eine ganze Buchserie, ferner etwa 20 RETTUNG und eine Menge Broschüren. ...

Kurz darauf befand er sich im Gefängnis, von jenem blassen Polizeioffizier zur Tür einer Zelle hineingeschoben, in der sich noch drei andre Männer befanden, die alle einen Kampf hinter sich zu haben schienen, denn alle bluteten, waren verbunden, hatten die Augen blau geschlagen und Rippen gebrochen.
Warum er im Gefängnis sei, wollten sie von ihm wissen. Ihm tat der Mund weh, und er antwortete:

"Ach, das ist eine lange Geschichte, die ihr doch nicht verstehen würdet."

Sie ließen ihm aber keine Ruhe, so daß er schließlich sagte:

"Also gut, ich bin hier, weil ich die Flagge nicht salutieren kann."

Sie zeigten sich erstaunt und drängten ihn, doch zu erklären, warum er das nicht könne.
Dick dachte, sie wollten Händel suchen, aber da er keinen Ausweg sah, fing er an, ihnen auseinanderzusetzen, warum er keine Flagge salutieren könne. Plötzlich lächelten sie alle, ergriffen seine Hand und sagten:

"Recht so, Bruder, auch wir können das nicht."

Sie waren ebenfalls Zeugen Jehovas und waren von der dämonisierten Horde zerschlagen worden. Bruder Cläre hatte man zusammen mit ihnen eingesperrt. Auch er und seine Frau waren schrecklich geschlagen worden, ebenso die Frau des einen der Brüder, die mit dort im Gefängnis saßen. Dem einen hatte man seinen Wohnwagen und das Auto verbrannt.

Bruder Cläre traf ich auf dem Kongreß in Detroit, und er sagte mir, die beiden Anführer der Horde hätten seither ihre Arbeitsstelle verloren, und einer von ihnen, der dicke Haupträdelsführer, den ich schon erwähnte, habe jetzt auf dem Rücken eine Messer-Schlitzwunde von oben bis unten, die er sich bei einem politischen Streit geholt habe, wie die Zeitungen schreiben.

So gut wie alles, was wir in unserm Wohnwagen hatten, wurde vom Pöbel gestohlen ...
Bei der Abfahrt zum Kongreß war mein Haar hellblond, zurückgekommen bin ich mit ergrautem Haar. ...

Die Zeitung "Republican-Bulletin" von Rawlins gab am 17. September 1940 zu, daß sich im Juni an den Ausschreitungen gegen Jehovas Zeugen mehrere hundert Einwohner der Stadt beteiligten. Gegen 35 von ihnen laufen Klagen über 71 900 Dollar Schadenersatz. Die Zeitung ersuchte die Einwohner um Beiträge für die etwa 1200 Dollar Anwalts- und Gerichtskosten zur Durchführung der Prozesse. ..."

Ergänzend sei noch aus "Trost" vom 1. 5. 1941 zitiert:

"Gelegentlich liest man in den Tageszeitungen etwas von der "American Legion" als einem starken Faktor im politischen Leben der Vereinigten Staaten. Diese "Legion" war als Frontkämpfer-Vereinigung gedacht, ist jedoch freiheitsfeindlichen Einflüssen erlegen und läßt sich heute als Werkzeug zur Verfolgung der Zeugen Jehovas mißbrauchen.
In der amerikanischen Stadt Richwood, Westvirginien, wurden am 28. Juni 1940 eine Anzahl Zeugen Jehovas gemäß der Rizinusöl-Methode mißhandelt. Sie sammelten Unterschriften für eine Petition um Versammlungs-, Gottesdienst- und Preßfreiheit, wurden von Polizeibeamten einem Legionär-Pöbelhaufen übergeben; hernach band man neun Zeugen Jehovas mit Stricken aneinander, wie Vieh, ließ ihnen von einem Doktor den Magen auspumpen, hatte auch schon neun Viertelliterflaschen Rizinusöl zur Hand und zwang vier der Zeugen, das Öl zu trinken. Hernach trieb man sie durch den Ort, belog die Ortseinwohner in einer Ansprache über die Gesinnung der Zeugen Jehovas und drohte - auch das ist mit der Original-Rizinusölmethode verbunden! -, wer irgend aus der versammelten Menge Sympathie für diese mißhandelten Christen zu erkennen gebe, werde mit ihnen zusammengebunden werden."

Impressionen aus dem Großbritannien des Jahres 1940
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 30. April 2011 03:21
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Impressionen aus dem Großbritannien des Jahres 1940

Ein  "befremdendes Werk"

im Kriegsgewirr, titelt "Trost" in seiner Ausgabe vom 15. 4. 1941. Und als Untertitel wurde gewählt

"Die Tätigkeit der Zeugen Jehovas in Großbritannien".

Unter anderem liest man dann in diesem Artikel.

"Die letzten Wochen des Berichtsjahres 1939/40 der Watch Tower Bible and Tract Society fielen in jene Zeit des Spätherbstes 1940, da die deutsche Luftflotte nach dem Zusammenbruch Frankreichs den erfolglosen Versuch unternahm, die Luftherrschaft über Großbritannien zu erringen. Ein Masseneinsatz von Flugzeugen über den britischen Inseln erfolgte, mit all den Schrecken, die ein solcher für die Zivilbevölkerung bedeutet, selbst wenn sie so mutig, kaltblütig und entschlossen ist wie die britische.....
Man hat in diesem Lande von Amtes wegen keinen Versuch gemacht, das Werk der Zeugen Jehovas zu beschneiden ..."

Und "Trost" meint zu letzterem Aspekt zu wissen:

"Man kann erwarten, daß der Herr sie für diese Freundlichkeit in bemerkenswerter Weise begünstigen wird."

Weiter im "Trost"-Zitat:

"Kurz nach Beginn des Krieges hatten die britischen Behörden noch kein klares Bild darüber, wie sich das Leben unter den Kriegsverhältnissen nun gestalten werde, und man verfügte eine Anzahl Einschränkungen, die später wieder aufgehoben oder gelockert wurden. So durfte der Londoner Zweig der Watch Tower Society anfänglich keine Literatur und keine Schallplatten mehr aus den Vereinigten Staaten einführen, um den vorhandenen Schiffsraum für andere Transporte freizuhalten. Aber schon im Dezember 1939 wurde diese Verfügung rückgängig gemacht.
Daß die Einfuhrbewilligungen hernach nur für solche Sendungen erhältlich waren, für die keine oder so gut wie keine Bezahlung nach Amerika erfolgt, hält das amerikanische Stammhaus der Watch-Tower-Bibelgesellschaft ... nicht davon ab, wieder nach Großbritannien zu liefern. (Die Zeitschriftensendungen - "Wachtturm" und "Trost" - unterlagen zu keiner Zeit Einschränkungen und gingen stets reibungslos weiter.)
Was an Büchern und Broschüren vom Januar bis etwa Mitte September 1940 nach Großbritannien geliefert wurde, machte 351 Tonnen aus. ...
Alle Sendungen für uns sind gut angekommen, keine ging durch feindliche Aktionen verloren.
Nur eins der Schiffe, auf denen sich auch Watchtower-Literatursendungen befanden, wurde von einem Torpedo getroffen, erreichte aber den britischen Hafen noch, und die Literatur kam unbeschädigt an Land. Lediglich vier Kartons waren durch den Angriff auf das Schiff naß geworden, und das ließ Gott wohl zu, um zu zeigen, daß der Feind nur wenig Schaden anrichten kann, wenn Gottes Macht ihn zurückhält. ...

Der Londoner Zweig konnte drucken was er wollte und soviel er wollte, ohne daß ihm die Behörden irgendwelche Schwierigkeiten gemacht hätten. ...
1939 wurden als Höchstzahl 6861 Verkündiger festgestellt, für 1940 sind es 9860, also 3000 mehr, ein Zuwachs für dieses Kriegsjahr um fast die Hälfte. Bei jeder neuen Etappe im Kriegsverlauf strömten neue Verkündiger herbei.

Pioniere, das heißt solche, die völlig im Verkündigungsdienst stehen, waren am Ende des Berichtsjahres 1939 insgesamt 511 verzeichnet, und im Laufe des Jahres 1940 verdoppelte sich diese Schar auf 1037. Im September 1940 waren es sogar 1115, und ihre Anzahl steigt fortwährend. Wie waren doch manche erschrocken, als im Dezember 1937, bei einem Stand von 186 Pionieren, die Parole ausgegeben wurde, es müßten für das britische Feld 1000 werden! "Eine wilde Phantasie!", hatten manche gemeint. Heute ist diese "phantastische" Zahl schon bei weitem überschritten! ...
Die "Wachtturm"-Studien und Dienstversammlungen sind gut besucht und finden programmgemäß statt, ganz gleich ob ein Luftangriff erfolgt oder nicht. Der organisierte Felddienst nimmt Woche für Woche seinen Fortgang ...
Die Luftangriffe wurden Tag für Tag stärker und toller. Jeden Tag aufs neue erfuhren wir im Büro durch Telefonanrufe und Briefe, daß weitere Geschwister durch Bombardierung wohnungslos geworden waren.
Jeden Abend, sobald es dunkel wurde, kamen die Bomber, und sofort wurde wie rasend eine Luftsperre gegen sie geschossen. Bei solch vernichtendem Duell zwischen Himmel und Erde wirkte die einsetzende Dämmerung wie eine automatische Abendglocke, worauf alle Vorsichtigen zu Hause blieben. In dieser schrecklichen Lage wurde plötzlich die Mitteilung ausgegeben, daß in London für die dortigen Geschwister und die Gruppen der Umgebung eine Hauptversammlung anberaumt sei.

Sofort verständigte man alle Untergruppen durch Boten (wegen Stockungen in der Postzustellung). Der Herr hatte uns offensichtlich zu dem Hippodrome-Saal verholten; denn vorher hatte man uns den Saal schon verweigert, weil ganz in der Nähe davon mehrere Zeitbomben niedergefallen waren ...
Um die Hauptversammlung anzukündigen, blieben uns nur sieben Tage Zeit; aber die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Viele Geschwister hatten ihre Wohnungen räumen und sich woanders einquartieren müssen; aber alle wurden benachrichtigt (sie) sind entschlossen, so lange wie möglich zu bleiben und ihre Königreichsaufgabe zu vollenden. Manche sind dem Tode in wunderbarer Weise entronnen, wenngleich sie all ihren Besitz einbüßten. Manchmal erscheint einem dieses ganze eklige Treiben wie ein Alpdrücken; sobald aber die Sirenen wieder ertönen und der Boden, auf dem man steht, unter den Geschützsalven erzittert und man die Bomben durch die Luft heulen hört, gibt es ein schnelles Erwachen zur Wirklichkeit.

Sicher ist kein Kongreß der Zeugen Jehovas jemals unter erstaunlicheren Umständen vor sich gegangen als der im Londoner "Golders Green Hippodrome" am 29. September 1940, also zu einer Zeit der ärgsten Luftangriffe auf diese Stadt.
Man stelle sich die Situation vor: Keine Nacht ohne Luftangriffe; Verkehrslinien, die zum Teil nur notdürftig in Betrieb sind; viele der großen Kongreß-Säle völlig zerstört, andere zugunsten der Zivilbevölkerung in Anspruch genommen; viele Säle für die Dauer des Krieges geschlossen, ...

Am Vorabend des Kongresses spielte sich ein besonders starker Angriff auf London ab. Erst morgens 5 Uhr ertönte das Signal 'Endalarm'; aber als die Geschwister um 8 Uhr beim Frühstück saßen, begann schon der erste Tagesangriff.
Jedoch, für das Volk des Herrn in London war der Kongreßtag angebrochen, und so machten sich denn 2500 Zeugen aus der Stadt, sowie aus Süd- und Südost-England unbeschwerten und freudigen Herzens auf den Weg zum Hippodrome, und ein jeder kam heil an.
Am Vormittag war Felddienst. Im Saale versammelt, waren alle voller Hochspannung. Man erzählte sich von Verkehrsstörungen auf dem Wege zum Kongreß. Strecken, die man gewöhnlich mit der Untergrundbahn in dreißig Minuten zurücklegt, nahmen drei Stunden in Anspruch, mit sieben- oder achtmaligem Wagenwechsel.

Die Versammlungszeit war auf die Nachmittagsstunden von l bis 5 Uhr angesetzt ...
Im Verlauf der Versammlung wurde Bruder Rutherfords Vortrag über "Zeiten und Zeitpunkte" ("Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit!...") verlesen, und nach weitem ermutigenden Worten der Brüder H. und S. hörte man Bruder Rutherfords Vortrag über "Religion als Weltheilmittel" von Schallplatten. Unterdessen begann ein Luftangriff, und aus einiger Entfernung war das Dröhnen der Geschütze vernehmbar. Anstatt störend zu wirken, machte das den Vortrag nur noch eindrucksvoller. Mit Begeisterung wurde Bruder Rutherfords besondere Botschaft an die Geschwister in Großbritannien zur Kenntnis genommen.

Gerade zum Schluß des Kongresses kündigten die Sirenen den Endalarm nach dem Luftangriff an, so daß die Kongreßteilnehmer die Heimfahrt antreten konnten und wohl alle wohlbehalten zu Hause gewesen sind, als die nächsten Angriffe erfolgten."

Eine Fortsetzung der Kriegsberichtserstattung, gab es dann noch in der "Trost"-Ausgabe vom 15. 6. 1941. In selbiger wurde aus der Stadt Leicester in Mittel-England berichtet.
Trotz verheerender Luftangriffe fahre man in der altbekannten Propagandatätigkeit fort, weis "Trost" zu vermelden.
Dies wird mit den Worten interpretiert:

" Dies geschieht im Gehorsam gegen das göttliche Gebot, damit alle Menschen guten Willens wie in einer "Zufluchtstadt" Schutz finden möchten in Jehovas Organisation und so dem rächenden Schwert des Vernichters in Harmagedon entgehen."

Und weiter:

"Alles dieses aber ist der Anfang der Wehen", erklärte der große Lehrer, als er die heutigen Geschehnisse voraussagte. In dieser Woche ist über unsere Stadt wirklich großes Leid gekommen, so daß die Herzen der Menschen voll Trauer sind. Es regnete Tod und Verderben auf diese unglückliche Stadt."

Als Details erfährt man:

"Während der beiden schlimmsten aufeinanderfolgenden Nächte war der Bezirk, wo sich der Königreichsaal befindet und wo die meisten Geschwister wohnen, der Schauplatz der heftigsten Angriffe. Als wir uns an jenem ersten Tage in den frühen Abendstunden nach dem Saale unterwegs befanden, wo das Buch "Religion" studiert werden sollte, hörten wir über uns die Flugzeuge, und bald hellten die langsam herabsinkenden Leuchtraketen das Stadtzentrum auf. Kurz darauf begannen die Bomben zu fallen, und auch am Königreichsaal rüttelte es. Eine der ersten Bomben fiel in der Nähe auf das Haus einer treuen, betagten Schwester, und da es sich um eine Zeitbombe handelte, mußte sie alles im Stich lassen und sofort ausziehen. Wenn die Bombe explodiert, wird ihr Haus in Trümmer gehen.
Beim Verlassen des Saales kündigte die rote Glut über der Stadt die Schrecken der kommenden langen Nacht an. ...

Der Zonendiener der Wachtturm-Gesellschaft war gerade zu Besuch in der Gruppe und bekundete völliges Vertrauen zu Jehova. Ein wenig später ließ man eine weitere Lage Bomben in der Nähe des Kömgreichsaales niedergehen. Eine davon explodierte direkt vor dem Haus, beschädigte umliegende Gebäude, aber vom Königreichsaal gingen nur die Fenster in Trümmer und am Dach wurde eine schmale Ecke weggerissen. Zeit und Raum gestatten nicht, all die Erfahrungen wiederzugeben, die in dieser Nacht und den folgenden von den Geschwistern gemacht wurden. Es genüge die Mitteilung, daß trotz kritischer Situationen keiner der Zeugen oder ihrer Gefährten ums Leben kam. In der zweiten Nacht wurde durch Fallschirm-Minen im gleichen Bezirk gewaltiger Sachschaden angerichtet Der Königreichsaal aber sieht noch ziemlich genau so aus wie früher, obwohl rechts und links von ihm Explosionen erfolgten.
Gestern (Sonntag) hielten wir dort wie gewöhnlich unsere Versammlungen ab. Wenige Meter vom Saalbau entfernt ist ein Gebiet durch Seile abgesperrt und eine Tafel aufgestellt:
"Gefahr; nicht explodierte Bombe." Sie ist ganz in der Nähe niedergegangen und muß noch losgehen. Der Saal wird jedoch nicht als gefährdet angesehen. ...

Denn wenn auch die Verlustziffem hoch und die Sachschäden furchtbar sind, gab Jehova Gott doch in gnädiger Welse seinen Engeln Befehl über die Seinen, sie zu bewahren. ... Seine Knechte blicken auch ferner zu Jehova auf, daß er ihnen Gnade und Kraft schenken möge, sein Vorhaben in gebotener Weise zu verkündigen,

"bis die Städte verwüstet sind, ohne Bewohner, und die Häuser ohne Menschen, und das Land zur öde verwüstet ist".

Auch in der "Trost"-Ausgabe vom 15. 8. 1941 gab es noch einen einschlägigen Bericht. Letzterer teilt mit, eine Sendung mit

"13200 Sprechplatten, die sich auf einer Barke auf der Themse befand, sei uns verloren gegangen", wie man anfänglich meinte.
Jedoch hab es noch eine Fortsetzung in der Sache, denn die Verwaltung der Docks ließ die Trümmer durchsuchen und stellte fest, "daß diese Sendung unbeschädigt ausgeladen worden war, ehe die Barke durch den Luftangriff unterging. Die Sendung war in ein Lagerhaus gebracht worden, das in der gleichen Nacht ebenfalls durch Bomben in Brand geriet. Doch zeigte es sich, daß die meisten ...Kartons unbeschädigt waren. Man holte sie aus den Trümmern hervor. Eine ganze Anzahl Kartons waren durchweicht und angekohlt. Von den 13 200 Sprechplatten blieben 11754 tadellos erhalten."

Von insgesamt 85 000 Zeitschriften, die nach London gesandt wurden seien lediglich 2500 verloren. Obwohl man das alles "dem Schutz des Herrn" zuschreibt, versäumt man nicht abschliessend hinzuzufügen.

"Wir denken, für den erlittenen Schaden eine
Vergütung durch die staatliche Waren-Zwangsversicherung zu erhalten."

Sollte es mit letzterer auch noch geklappt haben, dann hat der "Herr" sich aber "wirklich ins Zeug gelegt"!

In der Sicht der WTG mögen ja vorstehende Berichte, Jubelberichte sein. Mir indes will als Kommentar dazu nur eine entgegengesetzte Vokabel über die Lippen kommen:

Trauerberichte! Ein Bericht darüber wie neuzeitliche Rattenfänger von Hameln, keineswegs "ausgestorben" sind, und bei ihrem makabren Agieren, sogar noch relativen Erfolg haben!

Nordlicht
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 30. Mai 2011 01:33
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Nordlicht

Weniger die von "Trost" gegebene Antwort, in seiner Ausgabe vom 1. 5. 1941 ist bezeichnend. Die kann man ja im Kontext der Fragestellung, als weitgehend sachlich bezeichnen.
Bemerkenswert ist also die Fragestellung an sich, welche denn auch "Trost" prompt veröffentlichte.

Es hätte ja auch die Möglichkeit bestanden, die da eingegangene Leserfrage, dem Papierkorb zu überantworten, wo sie mit Sicherheit besser aufgehoben gewesen wäre. Es wurde aber nicht so gehandhabt. Und das wiederum ist zugleich auch ein Beleg dafür, dass der anfragende Leserbriefschreiber eine Stimmung artikuliert hat, welche keineswegs nur auf ihn beschränkt war.

Er suchte einen Strohalm, und fand auch einen. In dieser Strohhalm-Suche dürften er allerdings unter der WTG-Anhängerschaft keineswegs ein "Einzelfall" gewesen sein.

Indem nun "Trost" sich genötigt sah, ihm in der Sache zu widersprechen, offenbart sich zugleich das Grundsatzdilemma.

Sind heute etwa Astrologen und "Gabelverbieger" und ihr gläubiger Anhang "verschwunden". Mitnichten, muss man wohl sagen. Deren Geschäfte laufen. Nicht selten laufen sie sogar ausgesprochen gut. Das wiederum kann unsereins zwar nur ein Zweifeln am "Bildungsstand" der Menschheit entlocken. Trotz dieser Zweifel muss aber auch unsereins mit dem Umstand leben. Es ist wohl halt so, dass die Dummen nie aussterben.

Die diesbezügliche "Marktlage" ist in der Tat breit gefächert. Auch die WTG hat als Dummheitsverkäufer einen nicht geringen Anteil an dem diesbezüglichen "Kuchen" sich abgetrotzt. In Vergangenheit und Gegenwart.

Nun also zu der gestellten Leserfrage und ihrer Beantwortung in "Trost". Da wird allen Ernstes angefragt:

"Ich sende Ihnen einen Zeitungsausschnitt über die Erscheinung des Nordlichtes im Gebiet der Mythen (Schwyz).
Solche Erscheinungen hat man früher nicht gekannt. Am 25. Januar 1938 haben wir ein Nordlicht in Wien gesehen.
Alle Leute kamen in die Vorstädte. Sie glaubten, daß eine Feuersbrunst ausgebrochen sei. Könnte es nicht ein Zeichen unseres allmächtigen Gottes Jehova sein?"

In seiner Antwort dazu teilt "Trost" dann u. a. mit:

"Solche Erscheinungen sind in den Polargegenden häufig, besonders in einer geographischen Breite von etwa 70 Grad, nördlich und südlich. Bei starken magnetischen Störungen kommen sie gelegentlich auch in unserer Gegend vor. Es handelt sich um Lichterscheinungen in der Höhe von etwa 100 bis 110 km, verursacht durch vermehrte elektrische Strahlung der Sonne. Während der Dauer der Polarlichter zeigt die Magnetnadel starke und unregelmäßige Schwankungen. Dies weist auf die elektrische Natur der Erscheinung hin, vergleichbar dem Licht der elektrischen Glimmlampen oder Geißlerröhren, dem sogenannten kalten Licht. Da es zu allen Zeiten solche Polarlichter gab, obwohl in unserer Gegend recht selten, so besteht kein Grund, sie als besondere Zeichen der Zeit zu betrachten. Die Häufigkeit der Polarlichter geht der elfjährigen Periode der Sonnenfleckenhäufigkeit parallel ...."




http://books.google.de/books?ei=-gbiTYZehJv6BuPzkM4H&ct=result&id=qX4rAQAAIAAJ&dq=Manfred+Gebhard+Die+Zeugen+Jehovas&q=Peregrinus#search_anchor

Siehe flankierend auch:
http://www.youtube.com/watch?v=ADTgRuUcv3Y

Kriegsbericht aus England
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 31. Mai 2011 06:54
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Kriegsbericht aus England

Aus der Sicht der Organisationsegoistischen Interessen, mag ja jener "Von der Hauptfront (London)" überschriebene Bericht in "Trost" vom 15. 5. 1941, ein relativer "Jubelbericht" sein. Wer indes die Sache nüchterner sieht, denn drängt sich eher ein anderes Urteil auf. Je schlimmer die Verhältnisse - umso besser blüht der vergiftete "Weizen" der WTG. Aber bilde sich jeder sein eigenes Urteil. Nachstehend einige Passagen aus diesem Artikel:

"Die Kriegserklärung selbst erfolgte um 11 Uhr an einem Sonntagmorgen, als fast alle Zeugen Jehovas im Felde standen. In London ertönte der erste Luftschutzalarm innert zehn Minuten nach erfolgter Kriegserklärung und versetzte die Herzen von Millionen in entsetzliche Angst. Die Jahre der Propaganda hatten ihre Wirkung nicht verfehlt, und diese zeigte sich sofort.

Aber, weis das "Trost" zu belehren:

Die loyalen theokratischen Verkündiger zeigten sich der Sachlage gewachsen und verkündeten die Königreichsbotschaft. Ein Verkündiger setzte in 10 Minuten 24 Broschüren "Sicherheit" ab, und auch das Buch "Rettung" fand eine sehr zeitgemäße Verbreitung.

Während die verschiedenen Verteidigungsvorschriften des Reiches in Kraft traten, wurden die Zustände immer schwieriger, aber zu keiner Zeit haben die Behörden sich in unsere Arbeit von Tür zu Tür eingemischt. Die Schwierigkeiten, denen wir gegenüberstanden, waren die gleichen, die allen Leuten widerfuhren: Luftangriffe, die Verdunkelung, Transportschwierigkeiten, Nahrungs- und Benzinrationierung und andere Einschränkungen.

Heute, am Ende von 1940, wo die Luftangriffe an der Tages- und Nachtordnung sind, ist die Zeugnisarbeit zu einer wirklichen Anstrengung geworden, aber Jehovas Zeugen halten großartig stand, indem sie ... kühn voranschreiten.

Dieses "kühn voranschreiten" sah in der Praxis dann so aus:

In gewissen Teilen der Stadt sind kürzlich Aktionen verabredet worden, und als die Verkündiger im Gebiet eintrafen, fanden sie, daß der 'Treffpunkt' nicht mehr existierte, da er in Stücke gegangen war und eine Reihe von Häusern - nur noch Ruinen! Die Evakuierung großen Stils zusammen mit dem ständigen Bombardement hat in zahlreichen zentralgelegenen Stadtteilen einen geradezu unheimlichen Zustand geschaffen. Kürzlich hat eine Schar Verkündiger, die im vornehmen London-Westend-Viertel Zeugnis gab, während zweier Stunden, die sie an die Türen klopften, nur etwa ein Dutzend Leute angetroffen in dem doch sonst so dicht bevölkerten Quartier des wohlhabenden Künstlerstandes. Beim Betreten einiger der großen Häuser riefen die Verkündiger: ,Ist hier herum irgendwelches Leben?' Aber nur das finstere Gespenst der Verödung starrte ihnen entgegen: leere, zerstörte Wohnungen, und hin und wieder suchte sich eine Katze ihren Weg durch den Schutt. Wahrlich, die Städte werden verödet!

Millionen von Fenstern sind durch den Luftdruck in Brüche gegangen und werden vor Ende des Krieges hier nicht wieder durch gläserne ersetzt. Eine Art Pappe wird mit Holzleisten aufgenagelt, und in Tausende von Häusern dringt vom Morgen bis zum Abend absolut kein Tageslicht mehr ein. ...
Oft, wenn wir zu einer Nachbesuchsadresse zurückkehren, finden wir, daß die betreffende Person durch Bomben vertrieben und verschwunden ist. Zeitschriften-Routen verschwinden über Nacht.
Am meisten fehlt es an der Zeit. Die häufigste Bemerkung an den Türen ist: ,Ich habe für nichts Zeit.' Die Zeit der Menschen ist ausgefüllt mit der Ernährung und den Vorbereitungen auf ihre Nacht im Keller oder Luftschutzraum, wo sie mit einer zähen Entschlossenheit, wie sich dies nur in England finden läßt, die größte Unbequemlichkeit ertragen.

"Gewürzt" wird dieser "Trost"-Bericht dann noch mit der Aussage:

Eine typische Unterhaltung vor der Türe ist folgende: ,Ich habe keine Zeit.'
Verkündiger: ,Ich möchte Sie gerne wieder besuchen mit einem Grammophonvortrag, der Ihr Herz erfreuen und Ihnen in diesen Tagen der Gefahr großen Trost bringen wird.'
Hausfrau: ,Mein Mann kommt erst um 7 Uhr heim.'
Verkündiger: ,Sehr gut, dann komme ich um 8 Uhr.'
Hausfrau: ,Das können Sie nicht, denn wir gehen um 8 Uhr in den Schutzraum und bleiben die ganze Nacht dort.'

Die Leute haben ihre Abwechslung darin, daß sie 12 Stunden täglich, 7 Tage in der Woche, Kriegsarbeit verrichten und den Rest ihrer Zeit, Maulwürfen gleich, in ihren eigenen Anderson-Schutzräumen oder in den Schutzräumen der Untergrundbahn zubringen. Es ist beinahe unmöglich, zwecks Nachbesuchen wieder bei ihnen vorzusprechen. ... Durch den Meisterstreich des Teufels wird die Zeit der Menschen derart ausgefüllt, daß sie keine Zeit mehr haben, das Wort der Wahrheit ruhig zu betrachten.
Oft finden während des Tages Luftangriffe statt, während das Geben des Königreichszeugnisses im Gange ist. Aber wenn sich der Kampf nicht direkt über den Köpfen der Verkündiger abspielt, nehmen sie davon gar keine Notiz, sondern halten sich beharrlich an die Erfüllung ihres ... Auftrages.

Die totale Dunkelheit der Nächte erschwert die Nachbesuche überaus und macht sie zur Zeit schwerer Luftangriffe äußerst gefährlich. Trotz all der Schwierigkeiten sind die theokratischen Verkündiger Londons entschlossen, bis zum Ende durchzuhalten, da sie wohl wissen, ... daß der Tag ihrer Befreiung eilends näherrückt."

Charakterentwicklung - Ade!
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 24. Juni 2011 06:35
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Charakterentwicklung - Ade!
"Zur Beherzigung. Beratung durch J. F. Rutherford" liest man als Überschrift in der "Trost"-Ausgabe vom 1. 6. 1941.
Und in ihm gibt es dann einen Unterabschnitt, indem er sich mit dem Thema befasst:  "Ist Charakter wichtig?"  

Und die seinen Lippen andächtig folgenden "Fangemeinde" belehrt er dann unter anderem wie folgt:

"Die Religionsgemeinschaften reden viel über individuelle Charakterentwicklung, während sie gleichzeitig einen Weg einschlagen, der mit Gott und seinem König in offenem Widerspruch ist. Während der "Eliazeit" haben viele aufrichtige Menschen genau denselben Irrtum begangen. Die "Charakterentwicklung" wurde als das Wichtige hervorgehoben."

Da mag es schon angebracht sein diesen Rutherford'schen Text zu unterbrechen. Unter der Floskel "Eliazeit" ist faktisch die Russell-Zeit gemeint. Indes hat zu der Rutherford eine eindeutige Botschaft. Der König ist tot - der neue König, das bin ich (Rutherford). Folgerichtig verordnet er seinem Vorgänger das Verschwinden in der Versenkung. Was der mal gesagt, ist nun kalter Kaffee von gestern.

Nicht nur das Rutherford gezwungenermaßen Kurskorrekturen vornehmen musste. Namentlich die "Weiterschreibung" der Endzeit-Naherwartung (erst 1925, nunmehr auf Basis der vermeintlichen Anzeichenbeweise, der zweite Weltkrieg). Das kann man ja noch als "Fluch der bösen Tat" interpretieren. Es blieb ihm ja kaum eine andere Option, wollte er nicht Expressis verbi den ideologischen Bankrott erklären.

Insofern kann man Rutherford zwar als einen beschreiben, der eine Konjunkturlage geschickt ausnutzt. Allerdings, ist das dann nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte der Wahrheit ist doch die, dass seine Anhängerschaft förmlich danach japsten, belogen zu werden. Und siehe da, Herr Rutherford tat ihnen den Gefallen. Diejenigen die ihm also - vielfach wieder besseres Wissen - die Stange hielten, kann man keineswegs von Schuld freisprechen. Sie wollten es doch so hören, und sie bekamen es eben so zu hören.

Aber die Aufgabe der "Charakterentwicklung" als vorrangiges Ziel, durch Rutherford veranlasst, kann man so nicht "entschuldigen".

Natürlich kann man Rutherford nun nicht unterstellen, er wollte die Menschen, durch Aufgabe der "Charakterentwicklung", nun zu prinzipiell schlechten Menschen umformen. Gegen diesen Verdacht wehrt er sich in seinen weiteren Ausführungen. Es ging ihm bei dieser Kurskorrektur also um etwas anderes. Zusammenfassbar mit dem Begriff "Andere Prioritäten" setzen.

Sollte seine Anhängerschaft weiter allgemein üblichen christlichen Charaktermerkmalen huldigen, würde das von ihm nicht primär kritisiert werden. Aber er möchte das diese Aspekte eben ins zweite Glied zurückgedrängt werden.

Ins erste Glied sollte vor allem eines treten. Eine möglichst starke Organisation zu werden, gemäß dem Pyramidenprinzip. Nutznießer dabei würden nur die sein, die ganz oben an der Spitze der Pyramide ständen. Folgerichtig ist seine Villa Beth Sarim nebst zugehörigem "Standesgemäßen" Auto der Nobelklasse auch ein Ausdruck selbigem.

Nun kann man einwenden. Und was ist denn mit "Bhagwan", mit seinen vierzig Rolls Royce. Soweit ging der Exzess bei Rutherford in der Tat nicht. Muss man also einräumen. Andere treiben das Pyramidenprinzip weit exzessiver. So ist indes dieser Umstand keine "Entlastung" an sich. Nicht jeder "Fürst" kann aufgrund der Marktlage wie ein Kaiser leben. Aber als "Bettler" lebt er dann garantiert auch nicht, was sich dann ja im Falle Beth Sarim gezeigt hat.

Eine "Klosterzelle" hätte es für diese Art von "Himmelskünstlern" auch getan. Unnötig zu bemerken. Für Fürst Rutherford, undiskutabel.

Wie wird man nun in einer Marktlage eine "starke Organisation", wenn doch der Markt schon weitgehend aufgeteilt ist? Vor dieser "Gretchenfrage" stand auch Rutherford. Und sein Rezept: Durch besondere Aggressivität gegenüber der Konkurrenz, durch zwangsverpflichten der Anhängerschaft zum Treppenterrierdasein.

Und die Weichen dazu, hat in der Tat Rutherford gestellt. Eben um diese neue Priorität in den Vordergrund zu stellen, musste die alte Priorität der "Charakterentwicklung" ins zweite Glied zurücktreten.

Unter Manager-Aspekten muss man Rutherford und der WTG wohl einigen (relativen) Erfolg zubilligen, jedoch die Frage bleibt:
Um welchen Preis? Antwort: Den Preis des Zitronenpressens. Wenn nichts mehr auspressbar, dann weggeworfen.

Re: Charakterentwicklung - Ade!
geschrieben von: Conzaliss
Datum: 24. Juni 2011 15:05
Hatte dieser Rutherford eigentlich christliche Eigenschaften?
Ich konnte noch keine entdecken...
A. E. Knoch und die Allversöhnungslehre
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 25. Juni 2011 00:39
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
A. E. Knoch und die Allversöhnungslehre

Bereits in der "Trost"-Ausgabe vom 15. 5. 1940 kam selbiges auf die sogenannte "Allversöhnungslehre" zu sprechen. Als "Buhmann" stellt es in einem umfänglichen Artikel, dessen damaligen "Führer" vor. Sein Name A. E. Knoch.
Knoch, amerikanischer Staatsbürger, zeitweise aber auch in Hitlerdeutschland lebend, und dort selbst noch im Jahre 1939 theologische Werke seiner Richtung, publizierend könnend, hat offenbar durch eine Aussage, das besondere Mißfallen der WTG hervorgerufen. Offenbar dieser Aussage zufolge, beschloss man nun in WTG-Kreisen, seine Theologie einem "Zerriß" zu unterwerfen.

Schon seit den Tagen des Ernst F. Stroeter, gleichfalls Vertreter der Allversöhnungslehre, haben WTG-Kreise selbige als das eigene "Eingemachte" empfindlich tangierend bewertet, und gegen sie Stellung bezogen. Bis hinein in die Konzentrationslager hat diese Lehre offenbar ausgestrahlt, denn in dem Erinnerungsbuch des vormaligen KZ-Häftlings und späteren Heilpraktikers, Max Hollweg (eine durchaus bemerkenswerte und sogar Zeugentypische Symbiose, vordem gelernter Maurer), findet sich auch der Vorwurf an die Adresse eines Mitgefangenen, mit Namen Kurt Pape, selbiger sei von der Allversöhnungslehre infiziert.

Offenbar hatte der genannte Knoch, das besondere Mißfallen der WTG durch seine auch von "Trost" zitierte Aussage erregt.

"Ihr Führer Knoch zum Beispiel, ein amerikanischer Staatsbürger, schrieb Ende 1939 vor seiner Abreise aus Deutschland, er könne jetzt im Ausland bezeugen, daß alle Meldungen über Unterdrückung in Deutschland nur Lüge wären, daß dort niemand religiösen Verfolgungen ausgesetzt sei, und so könne er etwas von der Dankesschuld abtragen, die er Deutschland gegenüber habe für all die Freiheiten und Vorrechte, deren er sich bis zum Jahre 1939 und jederzeit dort erfreut habe!"

Für weiteres zum Thema empfehlen sich unter anderem auch die Einträge in der Wikipedia. Zum Beispiel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Adolph_Ernst_Knoch

http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Ferdinand_Str%C3%B6ter

Und dort ermittelbare weiterführende Links.

Einen "Nachschlag" dazu gab es dann noch in der "Trost"-Ausgabe vom 1. 8. 1940. Selbige musste berichten, dass Anhänger jener Lehre bezüglich der "Trost"-Ausführungen nicht sonderlich glücklich seien. Und um "Richtigstellungen" aus ihrer Sicht ersuchten. Das aber lehnte "Trost" entschieden ab. Die Anhänger jener Lehre wurde denn auch von "Trost" mit den Worten abgekanzelt:

"An einer breiten Erörterung der Streitfragen, die von den Allversöhnlern unter Berufung auf einige falschverstandene Stellen aus den Paulusbriefen aufgeworfen werden, ist keiner interessiert, dessen Zeit als Zeuge des Höchsten dem Königreichsdienst gewidmet ist, und der diese kostbare Zeit nicht auf Diskussionen darüber, wie Gott mit den Gesetzlosen verfahren wird, und auf ähnliche ihm völlig klare Punkte verschwenden will. Harmagedon wird zeigen, wie Gott in dieser Beziehung handelt, und trotz der Allversöhnler-Streitereien rückt Harmagedon eilends näher. Daß die Allversöhnler, die meist im Verlauf vieler Jahre volle Gelegenheit hatten, den Geist des Wortes Gottes besser kennenzulernen, jetzt Ansichten huldigen, die letzten Endes auf eine volle Entschuldigung alles Bösen usw. auf eine Belastung Gottes mit der Verantwortung für alles Böse hinauslaufen, deutet auf einen bedenklichen Mangel in ihren Herzen hin, ohne den sie nicht in solche Finsternis hätten geraten können, und diesen Mangel kann man Ihnen weder durch knappe noch ausführliche Diskussionen ersetzen ..."

Wollte "Trost" offenbar auf das Thema dieser Lehre nicht mehr weiter eingehen, so wurde es offenbar doch von der eigenen Anhängerschaft diesbezüglich eines anderen belehrt. In der "Trost"-Ausgabe vom 15. 6. 1941 war es dann soweit. Wieder gibt es eine verhältnismäßig umfängliche Stellungnahme zum Thema. Vermeintlicherweise (jedenfalls in der Sicht einiger "Trost"-Leser) hatte selbiges auch mal Ausführungen publiziert, die als Unterstützung der "Allversöhnungslehre" mißverstanden werden könnten. Diesen Eindruck, der da offenbar bei einigen "Trost"-Lesern entstanden war, sucht nun selbiges entschieden zurückzuweisen. Und diesem Umstand ist es eben auch zuzuschreiben, dass es dabei auch die inkriminierte Lehre mit skizzieren muss.
Unter anderem liest man dann:

"Ein Verfechter der Allversöhnung schreibt:

"Anhänger und Gegner stehen auf dem Standpunkt, daß das All einmal in Harmonie mit seinem Schöpfer kommen werde. Allerdings besteht große Meinungsverschiedenheit darin,
w i e das All in Harmonie gebracht wird, ob durch "Vertilgung" oder durch "Zurechtbringung".

Die Verfechter der "Vemichtungslehre" scheinen sich kaum bewußt zu sein, welche Herabwürdigung Gottes es bedeutet, zu behaupten, Gott könne die Widerspenstigkeit seiner Geschöpfe nur durch Anwendung brutaler Gewalt beseitigen. Mit Recht werden diese heute üblichen Methoden der Gewaltpolitik von allen gutdenkenden Menschen abgelehnt. Und Gott sollte keine andern Wege wissen, als alle zu "vertilgen", die (auch nur gleichgültig) ihm gegenüberstehen? ...

Gott vertilgt nicht seine Feinde, wenn es sich um das Endziel handelt, sondern er "unterwirft" sie sich ..."

"Trost" dazu:

"Wir antworten: Jehova Gott zwingt niemand willkürlich, einen guten oder bösen Weg einzuschlagen.
Er erschuf den Menschen als freies Geschöpf und verlieh ihm das Recht, selbst zu wählen, ob er dem großen Schöpfer gehorchen oder einen entgegengesetzten Weg einschlagen will. Diese Regel ändert sich nie ...

Was nun, wenn der Mensch nicht will wie Gott gebietet? ... wenn er das Leben und den Segen Gottes nicht wählt, was dann? Wird dann Gott solche Geschöpfe zurechtweisen und züchtigen und nicht nachgeben mit Errettungsbestrebungen, bis jeder Empörer umkehrt und Gott dient? ...

Schließlich bleibt noch die Frage: Sollen wir aus dem halben Vers "von dem, der über alles hinaus zu tun vermag..." wirklich schließen, daß Gott jeden Gesetzlosen (auch den Teufel!) im Laufe der Zeitalter zur Umkehr bewegen wird? ...

Die Frage läuft darauf hinaus: Wird Gott diese durch und durch Verdorbenen, die ihre eigene Schändlichkeit ausschäumen, veranlassen oder wenn nötig zwingen, (unfreiwillig) den Weg des Lebens jemals zu wählen? Noch kürzer und deutlicher:

Wird Gott diesen Heuchlern zulieb den freien Willen abschaffen ?
Darauf hinaus läuft schließlich die absurde Behauptung der Allversöhnung. ...
Da die Lehre vom freien Willen früher nicht besonders eindringlich betont wurde, ließen sich manche zum Irrtum verleiten, daß Gott, "dem kein Ding unmöglich ist", auch die Herzen aller Gesetzlosen (den Teufel eingeschlossen) "lenken kann wie Wasserbäche" und so schließlich alle zur Buße oder Umkehr bewegen wird, die Verstocktesten allerdings erst, wie sie sagen: nach zeitalterdauerndem (sogenannt "ewigem") Tod. Aber gelingen soll es Gott bei jedem, so meinen die Verfechter der Allversöhnung.
Das bedeutet tatsächlich, daß die Rebellen "sanft gezwungen" werden (Allversöhnler sind ja gegen die Gewaltanwendung!), Vernunft anzunehmen, Licht und Wahrheit zu lieben, bis sie endlich wie alle Gutgesinnten gegen ihren innersten Drang das Gute wählen oder wollen müssen.
Die Bibel sagt freilich das Gegenteil ...
Die Lehren von Dämonen wollen den klaren Unterschied zwischen gut und bös verwischen. Dadurch trachten sie, das natürliche Gewissen oder Verantwortungsbewußtsein abzutöten. ...

Die Allversöhnler nennen es eine "Herabwürdigung Gottes, zu behaupten, Gott könne die Widerspenstigkeit seiner Geschöpfe nur durch Anwendung brutaler Gewalt beseitigen". Die Engel des Himmels dagegen dankten Gott, daß seine Zeit gekommen ist, um die zu verderben, welche die Erde verderben."

Fasst man den Disput zusammen, ergibt sich daraus die Erkenntnis, daß namentlich die blutrünstige Harmagedon-Theorie der WTG von den "Allversöhnlern" nicht geteilt wird.
Weiter: Russell trat ja mit dem - theoretischen - "Markenzeichen" an, die Feuerhölle "gelöscht" zu haben. In anderen kirchlichen Kreisen ist die Höllenlehre in der Tat eines der Elemente, um die Anhängerschaft zur Ausbeutung durch ihre Führerschaft, gefügig zu machen. Die Russell-Religion ist letztendlich inkonsequent. Ob man nun eine Feuerhölle blutrünstig ausmalt, oder ein "Harmagedon", ist allenfalls ein gradueller, aber kein grundsätzlicher Unterschied.

Die "Allversöhnler" waren in dieser Frage in der Tat konsequenter!

Höllenlehre
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 30. Juli 2011 02:40
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Höllenlehre

In seiner Ausgabe vom 1. 7. 1941 wähnte "Trost" wieder einmal fündig geworden zu sein, um der religiösen Konkurrenz "eins auszuwischen".
Was da als Argumentation benutzt wurde, sei hier jetzt nicht weiter bewertet.
Nur eine Frage sei doch gestattet. Inwieweit sollen die blutrünstigen Harmagedon-Theorien der Zeugen Jehovas denn "besser" sein? Das ist doch im Prinzip dieselbe faule Brühe; lediglich mit einem etwas anderem Anstrich!

Man vergleiche Beispielhaft:
Der "geniale" Rechenkünstler

Das "Trost" meinte in dieser Ausgabe ausführen zu sollen:

"Nicht alle Leser waren einmal katholisch. Wer von Haus aus (mit Recht) nie an die Qualhölle geglaubt hat, macht sich kaum eine richtige Vorstellung von der Eindringlichkeit der Höllenstrafen, wie sie von den gelehrtesten katholischen Schreibern dargestellt werden.

Der Redaktion ist ein Büchlein des "ehrwürdigen Dionysius" (1402-1471) in die Hand gekommen, das im 20. Jahrhundert neu übersetzt und abgedruckt wurde. Diesen Neudruck "billigte der hl. Vater nicht nur aufs höchste", "sondern gab auch seinen besonderen Segen dazu, indem er hinzufügte: aus der Verwirklichung dieses Vorhabens (Neudruck) werde den Seelen kein geringer Nutzen erwachsen". (Aus dem Vorwort des Übersetzers; 1904.)

In diesem Büchlein "von den vier letzten Dingen", gemeint sind Tod, jüngstes Gericht, Strafe der Hölle und Glückseligkeit des Himmels, lesen wir recht genau und anschaulich, wie es in der Hölle nach katholischer Meinung offiziell aussieht:

"Von den verschiedenen Arten der Höllenstrafen."
"Es gibt verschiedene Arten von Strafen und Peinen in der Hölle, von denen die erste, wie wir schon gesagt haben, die Feuerpein ist, womit jeder Verdammter gepeinigt wird in dem Masse, wie er es verdient hat..."

"Die zweite Art der Höllenstrafen ist die grausige und grimmigste K ä 1 t e, die sich nur denken läßt. Auch damit wird der Sünder mehr oder weniger gestraft ... zur Strafe dafür, daß sie sich durch die eisige Kälte ihres liebesleeren Herzens vom Dienste Gottes haben abhalten lassen. Darum müssen sie in der Hölle so ganz entsetzlich frieren: ganz unbeschreiblich ist ihr Zittern und Zähneklappern."

"Die dritte Höllenstrafe ist die Strafe der Würmer ... wovon es im Buch Judith heißt: Er wird preisgeben dem Feuer und den Würmern ihr Fleisch (der Gottlosen,) daß sie brennen und es fühlen in Ewigkeit.

(Anmerkung der Red.: Das Buch Judith gehört nicht etwa zur Bibel, sondern zu den sogenannten Apokryphen, das heißt "unechte Schriften"!)

Je schmutziger, schändlicher und widernatürlicher die Laster waren, denen Jemand hier auf Erden gefröhnt hat, um so scheußlicher, grausamer und schrecklicher werden auch die Würmer sein, von denen er in der Hölle über und über wird bedeckt und zernagt werden wird. Was hier von den Würmern gesagt worden ist, nehmen Haymo und Andere im wörtlichen Sinne;
Andere dagegen sagen, es sei im geistigen Sinne zu verstehen."

"Die vierte Höllenstrafe ist der Gestank, wovon der Geruchssinn der Verdammten gepeinigt wird. Die hl. Schrift erwähnt in besonderer Weise diese Pein, indem sie von dem stinkenden Schwefel spricht, womit die Hölle ganz voll ist: Ihnen wird ihr Anteil werden im Pfuhle, der mit Feuer und Schwefel brennt. (Offenbarung 21: 8)"

Anmerkung der Red.: Die Offenbarung fügt noch bei, jener Schwefelsee sei der zweite Tod. Und in Offenbarung 20:14 lesen wir, daß gerade der Tod und die Hölle (Hades) in den Feuersee (Gehenna) geworfen werden, um als letzte Feinde weggetan zu werden. Hernach wird alles, was Bewußtsein hat, nach der Bibel, den Herrn preisen in Ewigkeit und dauernder Freude!

"Und was die Pein des Feuers, der Kälte und des Gestankes so ganz besonders arg und unerträglich macht, ist der Umstand, daß es für das Feuer, die Kälte und den Gestank gar keinen Ausgang aus der Hölle gibt, und daß diese drei Peiniger vielmehr beständig in dem Feuerofen der Hölle eingeschlossen bleiben, und daß somit ihre Macht und Grimmigkeit immer mehr zunimmt, gerade so wie auch die Hitze in einem geschlossenen Ofen sich immer mehr steigert. Stellen wir uns nun einmal vor, was wir vom Gestank leiden würden, wenn wir in eine schmutzige Cloake oder in einen Raum voll brennenden Schwefels oder mit verwesenden Leichen zusammen eingeschlossen würden, und wir können daraus entnehmen, wie über alle Beschreibung entsetzlich die Pein sein muß, welche die Verdammten durch den Höllengestank zu leiden haben. Denn auch ihre eigenen Leiber stinken auf das abscheulichste, wie im Gegensatz dazu die Leiber der Seligen den süßesten Duft ausströmen; und da der Verdammten so unzählige sind, wie unerträglich muß da doch der Gestank sein, der von den Leibern dieser Elenden ausgeht!"

"Die fünfte Höllenstrafe ist der Anblick der Teufel und der andern Verdammten, deren Seelen den Teufeln an Häßlichkeit gleichen, und deren Leiber nach dem jüngsten Gericht unvergleichlich scheußlicher anzuschauen sein werden, als im Zustand ihrer Verwesung in den Gräbern. Wenn es nun aber schon über alle Beschreibung schrecklich ist, auch nur einen einzigen Teufel in seiner wahren fürchterlichen Gestalt zu sehen, dergestalt, daß solche, die einen solchen Anblick gehabt haben, sagen, sie wollten sich lieber in einen brennenden Feuerofen hineinstürzen, als noch einmal eine solche Schreckgestalt sehen: o, wie unbegreiflich groß muß dann die Pein sein, so viele der allernichtswürdigsten, abscheulichsten und wüthendsten Geister zu schauen! denn wie der ehrw. Dionysius Areopagita lehrt, befinden sich die bösen Geister beständig in der größten Wuth."

"Die sechste Höllenstrafe ist ein ganz wüthender Hunger. Je mehr ein Verworfener hier auf Erden der Leckerhaftigkeit und Unmäßigkeit im Essen gefröhnt, je öfter er das kirchliche Fastengebot übertreten und je mehr unrechtes Gut er an sich gerissen und verpraßt oder Kirchen- und Armengut sich angeeignet und verthan hat: um so schrecklicher wird er in der Hölle vom Hunger gepeinigt werden. Wehe euch, so ruft der Sohn Gottes solchen im Evangelium zu, die ihr gesättigt seid, denn ihr werdet hungern; (Luc. 6: 25) ..."

"Die siebente Höllenstrafe ist ein ganz verzehrender D u r s t..."

"Die achte Höllenstrafe besteht darin, daß die Verdammten gebunden und gefesselt sind, wie aus den Worten des Herrn im Evangelium (Matthäus 22:13) hervorgeht: Bindet ihm Hände und Füße und werfet ihn hinaus in die äußerste Finsteniß" ..

Anmerkung d. R.: Es ist wohl nicht mehr nötig, die richtige Anwendung der gelegentlich zur Stützung der lästerlichen Höllenlehre angewandten Bibelstellen zu wiederholen. Das geschah schon oft an ändern Stellen des "Trost". Auch ist es nicht nötig, die noch folgenden Höllenstrafen nach Dionysius vollständig abzudrucken. Der Leser kann sich auch aus dem bisherigen ein Urteil über die geistige Höhe der Urheber und Verbreiter solcher Lehren machen.
Man beachte nur etwa oben die vierte und fünfte Strafe! Wieviel gesunder Menschenverstand der Höllenlehre mangelt, soll noch die Beschreibung der äußersten Finsternis zeigen, die in gewisser Hinsicht an die Verdunkelung bei Vollmond erinnert. Spott und Lachen sind wie in Psalm 2:4 auch hier erlaubt:

"Die neunte Höllenstrafe besteht in einer ganz erschrecklichen Finsterniß, von der jene gräuliche Finsternis ein Vorbild war, die einst zur Strafe über Egypten kam und 3 Tage lang währte und die so dicht war, daß man sie so zu sagen greifen, und keiner den andern mehr sehen konnte. Die Finsterniß in der Hölle ist noch weit schrecklicher. Darum nennt auch Job die Hölle das Land des Jammers und der Finsternis, wo Schatten des Todes und keine Ordnung ist, sondern ewiger Schrecken wohnt. Damit aber die Verdammten zur Vermehrung ihrer Pein sich gegenseitig sehen können, verbreitet das Höllenfeuer das hierzu erforderliche traurige Licht. Dies lehrt auch der hl. Gregor, indem er schreibt:
Das Feuer in der Hölle brennt, aber leuchtet nicht; jene schrecklichen Flammen wüthen und lodern, aber verscheuchen nicht die Finsterniß. Indeß, wenn sie auch keinen Schein von sich geben zu einigem Tröste, so verbreiten sie doch eine gewisse Helle zur Qual für die Verdammten, indem diese eben vermittels des Lichtes jener Flammen die Mitgenossen erschauern."

Eine Fortsetzung zum Thema gab es dann noch in der "Trost"-Ausgabe vom 15. 7. 1941, die im nachfolgenden auch noch vorgestellt sei.

"Unter der Überschrift "Bedenken des Kirchenlehrers gegen seine Höllenlehre" liest man dort:

"Aus Dionysius "Die vier letzten Dinge", Seite 203:

"Auch in dem Buche von den wunderbaren Begebenheiten aus dem Leben des hl. Franziskus wird eine Begebenheit mitgeteilt, die in ähnlicher Weise die schreckliche Schärfe des Höllenfeuers bestätigt. Ein sehr frommer und höchst bußfertiger Minderbruder, so wird dort erzählt, wurde eines Nachts nach dem Chorgebet verzückt und sah sich im Geiste ins Fegfeuer versetzt, dessen Gluthen er nicht nur sah, sondern auch an sich selbst empfand. Er blieb in der Verzückung bis zur Prim hin, und als er dann wieder zu sich gekommen, däuchte es ihm, er habe wenigstens 150 Jahre in dem Feuer des Reinigungsortes zugebracht; so schrecklich waren die Peinen gewesen, die er gelitten hatte. -

Wenn nun aber ein so frommer und Gott wohlgefälliger Ordensmann, ein Auserwählter, schon bloß in einer Verzückung in den Fegfeuer-Gluthen solche Martern ausgestanden hat, daß er hernach vermeinte, die Pein, die doch kaum zwei Stunden angedauert, habe 150 Jahre lang gewährt, wie groß und schrecklich muß dann erst die Pein der Verdammten in der Hölle sein, und auch selbst schon die Pein derjenigen, die sich in Wirklichkeit im Fegfeuer befinden - die da nicht im Zustand der Verzückung, sondern in reinster Wirklichkeit jenem entsetzlichen Feuer preisgegeben sind?"

Von der reinen Wirklichkeit ist aber Dionysius doch nicht so ganz überzeugt. Er schreibt von den gräßlichen Körperqualen der Augen, Ohren, von Gefühl und Geschmack der Sünde (Seite 222):

"Wie werden sie von den scheußlichsten höllischen Schlangen umringelt, von den höllischen Drachen und andern Ungeheuern umkrallt, durchbohrt und gepeinigt werden! Denn alle diese und noch andere Martern wird es in der Hölle geben, sei es nun in Wirklichkeit (wenn die Aussprüche der hl. Schrift wörtlich zu nehmen sind), oder aber die Verdammten leiden doch solche Feinen, die den angeführten, in der hl. Schrift (bildlich) vorgedeuteten durchaus gleich kommen."

Es ist recht lehrreich für katholische Gläubige, daß der Lehrer der Hölle selbst vermutet oder zugibt, daß die Bibelstellen, aus denen er teilweise seinen phantasievollen Stoff schöpfte, vielleicht auch eine nicht wörtliche Bedeutung haben können.
Natürlich muß die bildliche Auslegung auch martervoll sein. Das dient durch Furcht vor Marterstrafe angeblich der Moral. Offenbar traut er den guten katholischen Gläubigen nicht zu, daß sie ohne Furcht vor ewigen Martern dennoch auf Erden edel, hilfreich und gut blieben. Gott aber will solche, die ihn in Geist und Wahrheit, also freiwillig und von Herzen anbeten und seine Gebote aus Lust an Gerechtigkeit halten, nicht aus Furcht vor eingebildeten Marterstrafen. Der Lohn der Sünde ist der Tod! Zum Staube, nicht in eine Marterhölle, ist Adam zurückgekehrt. Und "der Tod hat über alle geherrscht" seit Adam.
Logik:
Aber noch andere Bedenken bringt Dionysius vor, die er dann allerdings verkehrt beantwortet. Er schreibt weiter
(Seite 249):

"Was im Vorhergehenden über die Peinen und Qualen der Seelen im Jenseits gesagt worden ist, könnte vielleicht einigen Weltklugen als Fabel erscheinen. Wie, wird man uns einwenden, können die Seelen, die bereits vom Leibe geschieden und somit unkörperliche Substanzen und reine Geister sind, jene Sinnesqualen leiden, die da beschrieben worden sind? Und doch werden wirklich und wahrhaft die Seelen . . . mit den schrecklichsten Feinen gestraft; die Art und Weise aber, wie das geschieht, wird von den Theologen bei der Erklärung des 4. Sentenzenbuches verschieden angegeben.
Indem ich diesen Punkt nur kurz berühre, sage ich, daß man ganz einfältig

(! Red.)

ohne weitere Grübeleien für wahr halten muß, daß die Seelen und die bösen Geister im Jenseits wirkliche und ganz schreckliche Feuerqual erleiden. W i e aber das geschieht, das können wir in diesem Leben nicht begreifen, doch können wir es uns an Vorgängen in der natürlichen und übernatürlichen Ordnung einigermaßen klar machen. Es ist eine Tatsache, daß ... die Schmerzen des Körpers auf die Seele zurückschlagen und dieselbe betrüben. ... Geradeso können auch auf übernatürliche Weise durch die Allmacht des Schöpfers die Seelen der Verstorbenen ... von jenen materiellen Dingen ganz unaussprechlich gepeinigt werden, nicht infolge der natürlichen Beschaffenheit jener Dinge, sondern weil dieselben Werkzeuge in der Hand der göttlichen Gerechtigkeit sind. Ja, das ist sonnenklar und ganz unbestreitbar: wenn die Seelen dann, wenn sie mit dem Körper verbunden sind, nach der natürlichen Ordnung die Schmerzen und Peinen des Körpers empfinden, dann können sie auch ohne Körper, wenn der Allmächtige das will, mit Feuer und Kälte und anderen materiellen Feinen gezüchtigt und gestraft werden, und um so empfindlicher wird diese Züchtigung für sie sein, je geistiger die Art und Weise ist, wie dieselbe stattfindet."

Reichlich "einfältig" ist ja die Meinung schon, daß die höllischen Schlangen und Drachen die Sünderseelen, welche ja keinen Körper haben, "umkrallen und durchbohren" werden. Kein Wunder, daß selbst die Theologen während vieler Jahrhunderte nicht einig wurden, wie sie diese Zumutung schlucken oder auslegen sollen.

Und solchen Aberglauben, der schon nach Dionysius im 15. Jahrhundert "als Fabel" erschien, wagt man im 20. Jahrhundert "mit höchster päpstlicher Billigung" neu abzudrucken und als förderlich für die Leser zu halten? Wie weit ist dann die Finsternis des Mittelalters gewichen?"
Daß man unserer Generation doch nicht mehr alles zu glauben zumuten kann, was über die katholische Hölle jemals von Kirchenlehrern geschrieben wurde, bezeugt eine beachtenswerte Fußnote jenes Büchleins,
Seite 248:

"Wenn alle Strafen, Martern und Peinen, die es auf Erden gibt, mit der geringsten Pein des Fegfeuers und der Hölle verglichen würden, so würden sie im Vergleich damit wie Trost und Erquickung erscheinen. -

Fußnote:

- Die von Dionysius angeführte, hier folgende Stelle des hl. Kirchenlehrers Cydillus haben wir ausgelassen, obwohl sie in dem zu Rom für den Druck approbierten Buche nicht ausgelassen ist. Es hat ja unser Geschlecht so wenig eine rechte Vorstellung von dem Greuel der Sünde und der strafenden Heiligkeit Gottes, daß vielleicht die Meisten sich nur darüber ärgern würden."

Damit soll wohl gesagt sein, daß die bisherigen Proben vom Geiste der Hölle heute noch genießbar sind (?).
Wie ist so etwas im zwanzigsten Jahrhundert bei allgemeiner Schulbildung noch möglich ? Wo bleibt der Erfolg des "Kulturwerkes der Kirche"? Und wo ist der verheißene "nicht geringe Nutzen", der den Seelen aus der Neuveröffentlichung vom hl. Vater zuvor versprochen wurde? Sollte nicht jeder Protestant Gott danken, der nie im Ernst an die katholische Hölle glauben mußte? Danken bedeutet die Wahrheit zu lieben von Herzen."

Man vergleiche kontrastierend zum Thema auch:
Pech Schwefel und Kolophonium

Parsimony.7191

Mysinp.83048

Die famosen "Resolutionen" sollen es richten
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 31. Juli 2011 06:02
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Die famosen "Resolutionen" sollen es richten

Wie war das eigentlich: Fieberten die Bibelforscher nicht einstmals dem Jahre 1925 zu? Sicher taten sie es, wie ja auch ihre diesbezügliche Zeichnung aus dem "Goldenen Zeitalter" verdeutlicht.

Taten sie anschließend in "Sack und Asche Buße" dieweil sie einem Phantom nachgejapst?
Nichts davon weis die Geschichte zu berichten. In "bewährter" Manier wurde lediglich die Ursprungs-Erwartung, im Nachhinein umgedeutet (verfälscht).

Und siehe da, noch in der "Trost"-Ausgabe vom 15. 7. 1941, kann man einem Beispiel dafür begegnen. Dort kann man die nachfolgende "Weisheit" lesen:

"Der gegenbildliche Tempelbau von 1918 bis 1925
Der König im Amt seit Frühjahr 1915.

"Im 480. Jahre nach dem Auszug Israels aus dem Lande Ägypten, im vierten Jahre seiner Regierung über Israel, im Monat Siw (Blüte) - das ist der zweite Monat - begann Salomo den Tempel für den Herrn zu bauen."
(l. Könige 6: l, Zürcher Bibel.)

Das hier erwähnte Jahr war 1135 vor Christus und dessen zweiter Tag des zweiten Monats (2. Chronika 3:1, 2) scheint ungefähr dem 15. April des Jahres 1918 zu entsprechen, ungefähr der Zeit, da der Herr Jesus Christus im Tempel erschienen ist.
... Jüdische Könige wurden in aller Form im Frühjahr auf den Thron gesetzt und gekrönt. Obgleich die "sieben Zeiten" oder die "Zeiten der Nationen" im Herbst des Jahres 1914 ... endeten, so dürfte folglich doch Jehova seinen regierenden König - dem jüdischen Vorbild gemäß - im darauffolgenden Frühjahr, nämlich 1915 nach Christus ins Amt eingesetzt haben. Daher würde "das vierte Jahr" der Herrschaft Christi, das dem Anfang des Tempelbaues durch Salomo entspricht, im Frühjahr 1918 beginnen, ...was den Anfang des Aufbaues des gegenbildlichen Tempels durch den Herrn kennzeichnet. Man beachte dann den Verlauf des vorbildlichen Tempelbaues:
Im vierten Jahre wurde der Grund des Hauses Jehovas gelegt, und im elften Jahre, im ... achten Monat, war das Haus vollendet nach allen seinen Stücken und nach all seiner Vorschrift; und so baute er sieben Jahre daran, (l. Könige 6: 37, 38.)"

"Im .elften Jahre' nach 1914 (das heißt nach dem Frühjahr 1915, der Zeit, da Jehova, wie oben erwähnt, wohl seinen regierenden König ins Amt einsetzte) oder sieben Jahre nach ... Beginn des Tempelbaus ... war die Hauptversammlung in Indianapolis. Am 29. August 1925 nahm jene Versammlung ... eine Resolution an, ... welches die erste und einzige unter den sieben gefaßten Resolutionen war, die sich "an alle Menschen guten Willens" richtete."

Re: Frage an die "geistgeleitete" Führung von watchtower.org
geschrieben von: X ~ mysnip
Datum: 31. Juli 2011 18:47

Drahbeck
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Die famosen "Resolutionen" sollen es richten

Wie war das eigentlich: Fieberten die Bibelforscher nicht einstmals dem Jahre 1925 zu? Sicher taten sie es, wie ja auch ihre diesbezügliche Zeichnung aus dem "Goldenen Zeitalter" verdeutlicht.

Taten sie anschließend in "Sack und Asche Buße" dieweil sie einem Phantom nachgejapst?
Nichts davon weis die Geschichte zu berichten. In "bewährter" Manier wurde lediglich die Ursprungs-Erwartung, im Nachhinein umgedeutet (verfälscht).
Und siehe da, noch in der "Trost"-Ausgabe vom 15. 7. 1941, kann man einem Beispiel dafür begegnen. Dort kann man die nachfolgende "Weisheit" lesen:

"Der gegenbildliche Tempelbau von 1918 bis 1925
Der König im Amt seit Frühjahr 1915.

"Im 480. Jahre nach dem Auszug Israels aus dem Lande Ägypten, im vierten Jahre seiner Regierung über Israel, im Monat Siw (Blüte) - das ist der zweite Monat - begann Salomo den Tempel für den Herrn zu bauen."
(l. Könige 6: l, Zürcher Bibel.)

Das hier erwähnte Jahr war 1135 vor Christus und dessen zweiter Tag des zweiten Monats (2. Chronika 3:1, 2) scheint ungefähr dem 15. April des Jahres 1918 zu entsprechen, ungefähr der Zeit, da der Herr Jesus Christus im Tempel erschienen ist.
... Jüdische Könige wurden in aller Form im Frühjahr auf den Thron gesetzt und gekrönt. Obgleich die "sieben Zeiten" oder die "Zeiten der Nationen" im Herbst des Jahres 1914 ... endeten, so dürfte folglich doch Jehova seinen regierenden König - dem jüdischen Vorbild gemäß - im darauffolgenden Frühjahr, nämlich 1915 nach Christus ins Amt eingesetzt haben. Daher würde "das vierte Jahr" der Herrschaft Christi, das dem Anfang des Tempelbaues durch Salomo entspricht, im Frühjahr 1918 beginnen, ...was den Anfang des Aufbaues des gegenbildlichen Tempels durch den Herrn kennzeichnet. Man beachte dann den Verlauf des vorbildlichen Tempelbaues:
Im vierten Jahre wurde der Grund des Hauses Jehovas gelegt, und im elften Jahre, im ... achten Monat, war das Haus vollendet nach allen seinen Stücken und nach all seiner Vorschrift; und so baute er sieben Jahre daran, (l. Könige 6: 37, 38.)"

"Im .elften Jahre' nach 1914 (das heißt nach dem Frühjahr 1915, der Zeit, da Jehova, wie oben erwähnt, wohl seinen regierenden König ins Amt einsetzte) oder sieben Jahre nach ... Beginn des Tempelbaus ... war die Hauptversammlung in Indianapolis. Am 29. August 1925 nahm jene Versammlung ... eine Resolution an, ... welches die erste und einzige unter den sieben gefaßten Resolutionen war, die sich "an alle Menschen
guten Willens" richtete."

Die WTG 1925:

WTG- Buch 1925 DAS VOLLENDETE GEHEIMNIS Seite 82
Off. 3:16. Also: ,,Das Frühjahr 1878, - genau der Zeit entsprechend, in der unser Herr das Amt eines Königs annahm ... "

1878? 1915? Was bedeutet das?

Metzler und Jonak
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 29. August 2011 08:05
Zeitgeschichte vor Siebzig Jahren
Metzler und Jonak

"Ausgerechnet Heinrich Metzler als Wahrer geistiger Landesverteidigung" titelt "Trost" in seiner Ausgabe vom 1. 8. 1941. Und im Gegensatz zu den übrigen Artikeln dieser "Trost"-Ausgabe, ist dieser Text in nicht zu übersehender Fettschrift gedruckt.

Da muss der Herr Metzler die WTG wohl an einer besonders empfindlichen Stelle getroffen haben, mag man dazu nur als erstes mal sagen.

Das die WTG ihrem Widerpart kein Pardon gewähren würde, war vorauszusehen, und bestätigt sich auch. Prompt wird denn alles bemüht, was geeignet erscheint (in WTG-Sicht), diesen Gegner zu desavouieren.

Es werden die bereits früher geäußerten Vorhalte wiederholt. Dieser Metzler sei ja der "katholisch-faschistischen Symbiose" zuzuorten.
Man meint ihn auch dahingehend abwerten zu können, dass er auch Korrespondenz mit dem Dr. Jonak pflege, der in den Publikationen des Herrn Metzler unter dem Pseudonym "Achad" schreiben würde.

Nun versetze man sich doch mal in die Zeitgeschichtliche Situation. Jonak war bereits durch ein 1936 erschienenes ZJ-bezügliches Buch als Sachkenner ausgewiesen. Vielleicht war er in jenen Jahren (bezogen auf den Deutschsprachigem Raum), sogar "der" Sachkenner. Wenn da also Metzler und Jonak korrespondierten, dann mag das zwar der WTG nicht sonderlich gefallen haben.
Siehe auch
den vorangegangenen Fall Toedtli

Unter objektiven Kriterien hingegen ist so etwas durchaus legitim. Daran ändert auch nicht im Geringsten der Umstand etwas, dass man ja Jonak als "Nazi" bezeichnen kann.

Am Rande vermerkt. Jonak verstarb erst 1953 in seiner Heimatstadt Wien. Seine während der Nazizeit entstandene Publizistik ist bekannt.
Bekannt ist auch, dass sein 1936er ZJ-Buch nicht mit in die Sekretionslisten aufgenommen wurde, mit der nach 1945, deutsche Bibliotheken, namentlich im östlichen Machtbereich "gesäubert" wurden. Und diese Sekretionslisten wurden zu einer Zeit gestartet, wo an das Zeugen Jehovas Verbot in Ostdeutschland noch nicht zu denken war. Wenn denn Jonak sich etwas in der Nazizeit hätte zuschulden kommen lassen, dass nach 1945, Strafrechtlich relevant gewesen wäre, hätte durchaus noch die Möglichkeit bestanden, ihn diesbezüglich vor den Kadi zu ziehen. In der Richtung indes ist absolut nichts bekannt. Mit Sicherheit ist auch von der WTG kein von Erfolg gekrönter Versuch dazu unternommen worden.

Auch nach meiner Einschätzung, bewegte sich Jonak im Rahmen der legitimen Meinungsfreiheit. Eine Auseinandersetzung mit ihm, kann sich also nur auf der Ebene seiner Sachthesen abspielen. Genau in diesem Aspekt erweist sich die WTG als Versager. Als Versager auf der ganzen Linie!

Im "Goldenen Zeitalter" vom 1. 11. 1936 meint die WTG mal mit einem "Offener Brief an Herrn Dr. Hans Jonak von Freyenwald.
Ihre neueste Kampfschrift betitelt: "Die Zeugen Jehovas"
(Pioniere für ein jüdisches Weltreich) (Die politischen Ziele der Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher)" punkten zu können.
Gut mag man sagen, dass mit dem "jüdischen Weltreich" ist verdächtig antisemitisch, was nicht zu bestreiten wäre.
Dann gälte es aber auch WTG-seitig zu ihrer umfänglichen Philosemitischen Vergangenheit, detailliert Stellung zu nehmen. Etwa Russells "Die nahe Wiederherstellung Israels" oder Rutherford's "Trost für die Juden" und anderes mehr.
Las man in letzterem etwa den markigen Satz:

Ein menschliches Skelett besteht aus 206 Knochen. Der Zionismus wurde in Basel in der Schweiz im Jahre 1897 als Körperschaft organisiert. Auf der Konferenz, die die Organisation ins Leben rief, waren genau 206 Delegierte, genau die Zahl der Knochen des menschlichen Körpers. Das war kein Zufall, sondern vom Herrn angeordnet, und zeigt, daß Gott die kleinsten Angelegenheiten bezüglich der Wiederherstellung der Juden anordnet, um sie zu sich zurückzuführen.

kann sich ja unsereins noch heute über solcherlei "heilige Einfalt" nur wundern. Warum sollte es also Jonak verwehrt sein, diesbezüglich ebenfalls nur den Kopf zu schütteln?!
Weiter wirft die WTG ihm vor:

"Sie geben offen zu, daß Sie gerne von sämtlichen Regierungen der Welt wirksamere Maßnahmen gegen Jehovas Zeugen verordnet sehen möchten als zur Zeit in Deutschland. Natürlich verstehe ich Ihren Wink mit dem Zaunpfahl: Sie sehnen sich nach der guten alten Zeit im finsteren Mittelalter, wo Scheiterhaufen, Inquisition und Folterkammern den Mund treuer Zeugen Gottes für immer geschlossen haben, wo man ein todeswürdiges Verbrechen daraus machte, eine Bibel oder Heilige Schrift zu besitzen."

Dazu wäre zu sagen. Besagter "Offener Brief" der WTG wurde in der Schweiz publiziert.
Insoweit ist die Schweiz schon mal überhaupt nicht "verpflichtet" einem Ansinnen im Stile von Jonak Folge zu leisten.
Da sind in der Schweiz, schon mal ganz andere Herrschaften ebenfalls gescheitert. Etwa diejenigen, welche da mittels "Volksabstimmung" ein Freimaurerverbot herbeiführen wollten. Insoweit kann sich die WTG zwar über die Intentionen von Jonak ärgern. Damit indes ist diesbezüglich schon mal das "Ende der Fahnenstange" erreicht.
Und wenn die WTG wähnt dazu eine passende Karikatur zu haben, welche sie dem Titel gab:

"Gedeckt durch den Panzer der rohen Gewalt, sendet Rom seinen Pfeil aus dem Hinterhalt"

dann gilt dafür dasgleiche.
Auch diesen Satz der WTG kann man zwar als Ausdruck der Meinungsfreiheit anerkennen:

Daß man mit Verordnungen ähnlich denjenigen in Hitler-Deutschland den höchsten Interessen des Volkes schadet, ist Ihnen gleichgültig. Hauptsache: Die Hierarchie Roms blüht und gedeiht gleich einem großen, schattigen Baum, in dessen Ästen Vögel wie Sie und Ihre Bundesgenossen Zuflucht finden."

Mit der Anerkennung dieser Meinungsäußerung als solche, ist ihr - zumindest justiziabler Wert - schon mal völlig erschöpft.
Wenn Jonak laut "Offenen Brief" das Ansinnen gestellt hat, die WTG-Finanzen mögen minutiös offengelegt werden, und die WTG ihn kontert, der Herr Papst in Rom macht das aber auch nicht viel anders. Auch der sei vom "Stamme nimm". dann steht auch bei diesem Kontroverspunkt am Ende ein Patt als Ergebnis!
Letztendlich zieht sich die WTG in ihrer Polemik gegen Jonak dann auf die Linie zurück:

"Wenn Sie es noch nicht wissen sollten, so nehmen Sie es bitte jetzt zur Kenntnis:
Es ist Krieg zwischen Gottes Organisation und der des Teufels und keine Zeit, um wegen eines angeblichen "Freimaurerbriefes" lange Verhandlungen zu führen. Wir haben Wichtigeres zu tun. Es ist Krieg zwischen Gottes Organisation und der des Teufels denn gegen Jehova hat es gesündigt. Erhebet ein Schlachtgeschrei gegen dasselbe ringsum!" (Jeremia 50:14).
Das ist ein deutlicher Befehl von Gott, den Tag der Rache auszurufen über die Organisation des Teufels, einschließlich der römisch-katholischen Hierarchie. Die Vernichtung der Ruchlosen wird er auf seine eigene Weise und zu seiner bestimmten Zeit vollziehen."

Mit dieser flapsigen Antwort wähnt dann die WTG Jonak "abgefrühstückt" zu haben.
Damit mag sie denn ja "Balsam" für die angekratzte Seele der eigenen Anhängerschaft zu Protokoll gegeben haben. In Justiziabler Sicht ist solcherlei "Antwort" völlig ohne Relevanz.

Wenn die WTG also im genannten Artikel aus dem Jahre 1941 darauf anspielt, dass Jonak und Metzler korrespondieren würden, ist das nur eines: Billige Stimmungsmache; von der Art; zu billig!

Weiter schreibt die WTG in genanntem 1941erArtikel:

"Heinrich Metzler hält offenbar die Zeit für gekommen, wo besondere Anstrengungen für die geistige Landesverteidigung gemacht werden, um diesen Wind in seine Segel zu lenken und außerordentliche Maßnahmen gegen Jehovas Zeugen zu erzwingen.
Wir glauben jedoch nicht, daß sich die zuständigen Stellen durch einen solchen Mann bestimmen lassen und seinem Willen willfährig sein werden.
Immerhin zwingt uns sein Geschreibsel, dazu Stellung zu nehmen."

Unerfindlich bleibt letztendlich, worin denn diese "Stellungnahme" im konkreten bestehen würde. So erfährt man auch nicht das Mindeste darüber, was denn nun Metzler als Stein des Anstoßes geschrieben hat. Die WTG liefert nur Platitüden der Art, wie sie schon im Falle der Korrespondenz Jonak - Metzler charakterisiert wurden.

Da kein authentischer Metzler-Text bekannt ist. Und da auch keinerlei Bibliotheksnachweis vorhanden ist, von einer welche auch dieses Metzler'sche Schrifttum (die famose SPK, die CV zu Schweizer Zeiten) gesammelt hätte. Dieses als als weitgehend verschollen bezeichnet werden muss; ist man gezwungen zu spekulieren.

Man könnte sich die Sachlage so vorstellen:
Mitte 1940 stellte die WTG das weitere Erscheinen des "Wachtturms" in der Schweiz ein; dieweil sie nicht bereit war, selbigen auch unter Vorzensur stellen zu lassen.

Ihre zweite Zeitschrift, das "Trost" stellte sie sehr wohl unter die geforderte Vorzensur. Und diverse Zensureingriffe in selbiges, lassen sich noch heute nachweisen. Nun kann man sich sehr wohl vorstellen, dass Metzler (eben auch ein entschiedener Gegner der WTG), in dieser Konstellation die Forderung nach einem Verbot der WTG-Tätigkeit in der Schweiz, artikuliert haben dürfte.

Das dürfte wohl aller Mutmaßung gemäß der Kern sein, welcher dieser WTG-Replik zugrunde liegt.

Weiter meint die WTG postulieren zu sollen:

"Die positive Einstellung der Zeugen Jehovas zum Staate und zu den Behörden der Schweiz ist zu bekannt, als daß es Heinrich Metzler durch seine krampfhaften Verleumdungsversuche gelingen wird, sie in Frage zu stellen."

Das indes wäre angesichts der Rutherford'schen Obrigkeitslehre von 1929 , eine Frage, über die sich trefflich streiten ließe.
Die WTG-Behauptung "von einer positiven Einstellung zum Staat", erweist sich da als ziemlich wacklig.

Gleichwohl versteht sich die Schweiz als Demokratie. Und zu deren Gepflogenheiten gehört es eben auch, dass im Fall der Fälle, umfängliche Begründungen, und justiziable Bewertungen, für ein Verbot vonnöten sind.

Es würde also wenig nützen, wenn Metzler dies nur fordert (was wie es aussieht auch der Fall war). Damit "ist die Kuh noch nicht vom Eis".

Und diese Gemengelage, hat sich denn letztendlich auch zugunsten der WTG ausgewirkt. Zu der vorgeblichen "positiven Einstellung zum Staat", dürfte dann wohl (im Vorgriff auf das Jahr 1943), auch die berühmt-berüchtigte Schweizer Wehrdiensterklärung gehört haben.

Penetrant wirkt auch der Satz, mit dem die WTG ihre Ausführungen ausklingen lässt:

"Ist es nicht naiv und lächerlich von Herrn Metzler, sich so sehr abzumühen, eine Bewegung zu verleumden und wo möglich vernichten zu helfen, die allen Menschen Gutes tun möchte durch die Verkündigung froher Botschaft, nämlich der kommenden Gottesherrschaft auf Erden?"

Die "Berauber der Ägypter" sind nun auf einmal "Wohltäter" der Menschheit.
Getreu dem Motto: Der Dieb schreit am lautesten: Haltet den Dieb!

Die Frage nach der praktischen Politik
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 30. August 2011 05:59
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Die Frage nach der praktischen Politik

Die "Trost"-Ausgabe vom 15. 8. 1941 veranstaltet in der Form einer Fragenbeantwortung ein "Sandkastenspiel" Made in "Absurdistan".
Da wird also von einem "Trost"-Leser angefragt:

"Ich verstehe nicht, daß die Überlebenden des Menschengeschlechtes unter der gerechten Herrschaft Christi ohne menschlichen Willen, ohne menschliche Taten, ohne menschliche Gesetze Brot und Kleidung herstellen werden, um leben zu können."

Und weiter der Fragesteller:

"Ich glaube und denke vielmehr, Gott gab dem Menschen Gehirn und Verstand, fünf Sinne, um sie zu gebrauchen, (im Gegensatz zum Tier,) um menschliche Gesetze zu schaffen, welche mit den göttlichen übereinstimmen und nicht widersprechen, wie sie es in den heutigen Staaten, Völkern, Rassen tun. In dieser Hinsicht vermisse ich bis heute in der Zeitschrift "Trost" oder Broschüren von Jehovas Zeugen die wirklichen Vorschläge menschlicher Gesetze in göttlicher Übereinstimmung, die also jeder satanischen Wirkung bei deren Befolgung entbehren.

Nur dadurch, daß wir versuchen, die Menschengesetze mit den göttlichen in Einklang zu bringen, die falschen stürzen, die gerechten auf den Thron setzen, nur durch diese Tat beweisen wir, daß wir uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen, daß wir Gott mehr gehorchen als den Menschen" könne dies geschehen.

In eine etwas andere Wortwahl übersetzt, fragt also dieser Leser nach der praktischen Politik, die da betrieben werden soll. Er kann sich nicht damit abfinden zu glauben, dass ihm da ohne irgendwelche Tätigkeit "gebratene Tauben ins Maul fliegen". Das zu glauben, ist selbst diesem "Trost"-Leser zu abenteuerlich. Also er möchte schon wissen, wie denn diese Politik im Detail aussieht, und beklagt die nebulösen (Nicht)-Aussagen der WTG dazu.

Und bekam er nun eine Antwort, die sein Anliegen befriedigend beantwortet hätte? Das wird man wohl kaum sagen können.
Als Antwort dazu wird ihm dann mitgeteilt:

"Wir glauben auch nicht, daß die Überlebenden nach Harmagedon ohne menschlichen Willen und ohne menschliche Taten Brot und Kleidung herstellen werden, um zu leben. Dagegen werden "menschliche Gesetze" dann bestimmt ersetzt sein durch göttliche Anweisungen, die durch die neuen Fürsten bekanntgemacht werden."

Man räumt also schon mal ein. Das mit den "gebratenen Tauben die da von selbst ins Maul fliegen" wird wohl nichts werden. Man gibt zu. Tätigkeit wird weiter notwendig sein, für "Brot und Kleidung". Man vermeidet es aber schon, diesen Aspekt zu spezifizieren. Bleiben wir beim Brot. Dazu ist erst mal Getreide vonnöten, das schon mal abgeernet werden muss. Dann muss es transportiert werden. Wie, lässt "Trost" schon mal unbeantwortet. Dann muss es gemahlen werden. Wie in der Steinzeit mit Steinen im Handbetrieb? Oder in einer regulären Mühle. Selbst wenn die auf elektrischen Antrieb verzichten sollte, ist doch eine gewisse Logistik zu ihrer Erstellung vonnöten. Und da das ganze ja als "Paradies" firmiert, dürfte man wohl kaum die Rückkehr zu Steinzeitlichen Produktionsmethoden als "Paradiesisch" bezeichnen können. Da war es ja selbst noch in der "alten Welt" besser.

Diesen und ähnlichen Detailfragen geht "Trost" "gekonnt" aus dem Wege.

Man meint lediglich einen "Regierungswechsel" verkünden zu können:

"Zu Fürsten werden die alten Heiligen eingesetzt, von Abel bis Johannes dem Täufer."

Praktizieren die dann ihre damalige Technologie, gilt auch dabei. Da war es dann wohl in der "alten Welt" erheblich komfortabler.
Im Prinzip zieht man sich aber doch wieder auf die Linie der "gebratenen Tauben" zurück, wenn man desweiteren erklärt:

"Als die Israeliten aus Ägyptens Knechtschaft befreit waren, sorgte Jehova dafür, daß jenes Volk Nahrung und Kleidung und die richtigen Gesetze erhielt. Das wird er auch nach Harmagedon in größerem Maßstab wieder tun."

Markant auch die grundsätzliche Destruktivthese in diesen "Trost"-Ausführungen:

"Wir sind keine Weltverbesserer. Die Welt ist reif für den Untergang, nicht für "Verbesserung"; gemeint ist hier die Welt der Politik, Hochfinanz und Religionen. Mühen Sie sich also nicht nutzlos ab für etwas, das nie Gottes Segen hat "Wenn Jehova das Haus nicht baut, vergeblich bauen die Bauleute!" Vergebliche Mühe aber würde Sie und uns enttäuschen."

Auch ein zweiter Artikel in dergleichen "Trost"-Ausgabe liegt auf ähnlicher Wellenlänge.
Unter der Überschrift: "Brief an die Freiwirtschafter" liest man darin:

"Was wollen Sie noch auf Menschen hoffen, wenn es offenkundig ist, daß die Mehrzahl der Menschen versagt, weil sie durch und durch von selbstsüchtigen Beweggründen bewegt sind und daher der Wahrheit (auch der Teilwahrheit der Freiwirtschaft) abhold?
Ich war früher überzeugter Freiwirtschafter, mußte aber dann erkennen, daß diese Art Kampf nicht der von Gott vorgesehene Weg ist, sondern daß er selbst gerechte Zustände herbeiführen wird. Dies bedeutet nicht, untätig zu sein; im Gegenteil: seine ganze Kraft im Dienste dieser Theokratie zu verwenden. ...

Die Freiwirtschafter sind wohl in wirtschaftlichen Dingen gute Rechner und doch machen sie für ihre Zukunftserwartungen die Rechnung ohne den Wirt, nämlich den Hauptfaktor (dieser Welt) lassen sie ganz außer acht: den Teufel! Dieser wird die Menschen niemals zu gerechten Verhältnissen kommen lassen, so gut wie er früher das Volk Israel verführt hat, die ihm gegebenen gerechten Gesetze Gottes zu mißachten. Können Menschen den Teufel beseitigen? Nur Gott allein wird dies tun können"

Auch bei diesen Ausführungen ist man als Quintessenz, letztendlich wieder bei den "ins Maul fliegenden gebratenen Tauben" angelangt.
Die Tragik der ganzen Sache besteht wohl insbesondere darin, dass solche Absurdistan-Thesen auch noch gläubige Abnehmer gefunden haben und finden!

Der Fall Gobitis
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 27. September 2011 05:28
Der Fall Gobitis
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren

In seinem Aufsatz: "Die Religionsfreiheit und die Zeugen Jehovas" in der Zeitschrift "Vorgänge" (1968, S. 189f.) kam der Jurist Erwin Fischer auch auf den Fall Gobitis in den USA zu sprechen.
Auch die WTG ihrerseits, hat in mehrmals thematisiert. Zu nennen ist da inbesondere das 1975er ZJ-Jahrbuch. Gemäß letzteren Ausführungen zog sich der Fall durch drei Gerichtsinstanzen hindurch. Die beiden ersten entschieden zwar zu gunsten der Zeugen Jehovas. Nicht jedoch der Supreme Court, der laut Fischer etwa vergleichbar sei mit dem deutschen Bundesverfassungsgericht.

Laut Jahrbuch 1975 der ZJ stellte sich der Fall so dar:

"Zwar waren viele Schulbehörden und Lehrer großzügig, aber andere handelten eigenmächtig und verwiesen Kinder von Zeugen Jehovas von der Schule, wenn sie sich weigerten, die Fahne zu grüßen. Zum Beispiel wurden am 6. November 1935 zwei Kinder von Zeugen aus diesem Grund in Minersville (Pennsylvanien) von einer öffentlichen Schule verwiesen.
Ihr Vater, Walter Gobitis, strengte einen Prozeß gegen die Schulbehörde, den Minersville School District, an. Der Prozeß begann vor dem US-Bundesbezirksgericht für den östlichen Bezirk Pennsylvaniens und wurde zu gunsten der Zeugen Jehovas entschieden. Als gegen das Urteil Berufung eingelegt wurde, gewannen die Zeugen den Fall auch vor dem Kreisberufungsgericht. Aber als nächstes kam der Fall vor das Oberste Bundesgericht der Vereinigten Staaten. Das Gericht stieß im Juni 1940 mit acht Stimmen gegen eine das günstige Urteil um, und das hatte verhängnisvolle Folgen."

Alan Rogerson notiert in seinem ZJ-bezüglichen Buch dazu:

"Der Höhepunkt im Streit um den Flaggengruß war der Fall Gobitis: Hier entschied das Oberste Gericht im Jahr 1940, daß die Kinder der Zeugen die Flagge grüßen müßten.
Das Ergebnis des Falles Gobitis war für die Zeugen verhängnisvoll. Kurz nach Verkündigung des Urteils durch das Oberste Gericht, erließen die lokalen Schulbehörden Bestimmungen, wonach der Flaggengruß zur Bedingung für die Erziehung in einer öffentlichen Schule gemacht wurde. In vielen Teilen des Landes, vor allem in Kleinstädten und ländlichen Gebieten, waren die Zeugen Verfolgungen ausgesetzt, wodurch die meisten noch in ihrem Vorsatz bestärkt wurden, niemals in irgendeiner Form mit der Regierung zusammenzuarbeiten."

Aus dem Urteil des Supreme Court zitiert Fischer, nachfolgenden Passus:

"Lehnte es der Gerichtshof ab, den Zwang zur Teilnahme am Flaggcngruß für verfassungswidrig zu erklären. In der Begründung heißt es u.a.:

Bei diesem Problem muß man sich an die Wahrheit erinnern, daß ein Prinzip niemals den verschlungenen Wegen des Lebens gerecht werden kann. Das Recht auf Religionsfreiheit, auch wenn es den Überzeugungen anderer widerspricht und schadet - sogar wenn diese anderen die Mehrheit sind-, ist an sich schon der Verzicht auf das Absolute. Man kann nicht behaupten, daß die Gewissensfreiheit keine Grenzen in dem Leben einer Gemeinschaft habe. Sonst wurde man jene Vielfältigkeit der Prinzipien leugnen, denen der Schutz der religiösen Toleranz zu verdanken ist. Unsere Aufgabe ist es also wie so oft, zwei Rechte zu versöhnen, indem man das eine an der Zerstörung des anderen hindert."

In letzterem Gerichtsurteil gab es aber auch abweichende Voten, des mit meheren Richtern besetzten Gerichtshofes. Allein entscheidend ist jedoch, das von der Mehrheit der Richter geprägte Endurteil.

Zeitgenössisch kam das "Trost" in seiner Ausgabe vom 1. 9. 1941, in einem von Rutherford verfassten Artikel, auch auf den Gobitis-Fall zu sprechen. Allerdings, das muss man wohl auch sagen. Rutherford biegt sich die Sachlage so zurecht, dass sie in seinem Kram hineinpasst. Er zitiert die abweichenden Minderheitsvoten des Gerichtshofes mit den Worten:

"Der Richter führte in seiner Urteilsbegründung unter anderem aus:

"In diesen Tagen, wo religiöse Unduldsamkeit wiederum ihr häßliches Haupt in ändern Gegenden der Welt erhebt, ist es von äußerster Wichtigkeit, daß die durch das Grundgesetz gewährleisteten Freiheiten vor jedem Übergriff bewahrt bleiben."

Mit Ach und Krach kann man zwar (aber nur wenn man genau hinsieht), erkennen, dass Rutherford fleissig die Minderheitenvoten zitiert, die in seinen Kram hineinpassten. Der zeitgenössische Leser des "Trost" erfuhr aus diesem Artikel indes nicht, wie denn der Fall tatsächlich ausgegangen war. Und was die im Endurteil sich niederschlagende Mehrheitsmeinung der urteilenden Richter war.

Zum Thema kann man auch vergleichen:

19512USA

Das Dynamit des Herrn Mäder
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 28. September 2011 01:06
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Das Dynamit des Herrn Mäder

Gleich drei Entgegnungsartikel in einer "Trost"-Ausgabe (15. 9. 1941) ist sie selbigem wert. Die Rede ist von einer 1941 erschienenen katholischen Kampfschrift, eines Prälaten Robert Mäder mit dem reißerischen Titel: "Dynamit unterm Schweizerhaus".

Einen Kommentar zu selbiger gibt es schon in
Gesandte

Sich an einer Rutherford-Broschüre ("Theokratische Gesandte") hochspulend, spart Herr Mäder nicht mit scharfen Formulierungen. Etwa der:

"Die Schrift ist mehr als eine Broschüre, sie ist eine religiöse Revolution. Eine geistige Brandstiftung zu einer Zeit, wo man nicht müde wird, uns andere zum Burgfrieden zu mahnen. Ein Attentat gegen den christlichen Gottesbegriff."

Er interpretiert also die katholische Auffassung des "Gottesbegriffes", als nicht hinterfragbares "Non plus ultra". Damit aber hatte er den Zeugen eine willkommene Gelegenheit geboten, zum "Gegenschlag" auszuholen. Und so findet man denn in "Trost" der genannten Ausgabe, auch umfängliche Salbadereien zum Thema "Trinität" oder Dreieinigkeitslehre.

Kaum ein ernst zunehmender Kritiker der WTG-Religion, wird in deren Literatur umfänglich referiert. Hier aber im Falle Mäder, ist das Gegenteil festzustellen. Ein solcher Paradigmawechsel findet aber auf WTG-Seite nur dann statt, wenn sie sich denn ihrer Sache wirklich sicher ist.

Herr Mäder wähnte wohl, einen scharfen Schuss getan zu haben. Offenbar ist es ihm aber wohl entgangen, dass dies letztendlich ein "Schuss in den eigenen Ofen" darstellt.

Seine Entrüstung bringt er dann auch mit solchen Sätzen zu Papier wie denn:

"Verschiedene Gegenden unserer Heimat werden gegenwärtig wieder bearbeitet von bibelforscherischem Schrifttum. Das harmlose Volk der Eidgenossen scheint die Sache allerdings im allgemeinen nicht tragisch zu nehmen. Und doch ist solches Schrifttum Dynamit unter dem Schweizerhaus. Ein Unterwühlen der Grundlagen unserer Eidgenossenschaft."

Er meint weiter sagen zu können, dies sei

"Eine antichristliche Offensive gegen unseren Erlöser. Ein Bekenntnis zu religiösem Anarchismus."

Und kraft seiner Wassersuppe meint er weiter sagen zu können:

"Die Grundlage des Christentums ist das Dogma von der heiligen Dreifaltigkeit."

Förmlich vor Kraftmeierei strotzt auch sein Satz:

"Wir lehnen den Bibelforscher ab, weil er mit dem offiziellen Judentum des Karfreitags die Gottessohnschaft Jesu ablehnt. Wir verlangen im Namen der Ehrlichkeit, daß die Bibelforscherei mit offenem Visier auf den Kampfplatz tritt. Als das, was sie ist, als maskiertes Judentum.
Und darum als Antichristentum."

Und solche Thesen im Jahre 1941 verkündet! Zu einer Zeit also, wo jeder Schweizer der wollte, auch sehen konnte, was sich zur gleichen Zeit im Nachbarland Hitlerdeutschland, namentlich die Juden betreffend, abspielte. Wer das aber offenbar nicht sehen wollte, war wohl der Herr Mäder.

Und angesichts solchen Gegners kann sich "Trost" genüsslich auf die Linie der Gegenargumentation zurückziehen, die da lautet:

"Wenn es schwarzen Gestalten möglich war, die Zeugen Jehovas als Bolschewiki und Sendlinge Moskaus zu Unrecht zu brandmarken, so muß es wohl auch gelingen, sie als Anarchisten darzustellen. Man muß nur schwarz genug auftragen. Etwas bleibt immer hängen! So entstellen Gegner die Botschaft ..."

Nun mag man sich ja vielleicht entschuldigend auf den Standpunkt stellen. Na ja, den Mäder kann und darf man wohl nicht so recht ernst nehmen.
So so, wäre die Antwort dazu.
Dann darf man das wohl auch nicht von seiner Kirche, der er angehört. Denn selbige versah seine Schrift mit der Imprimatur, der kirchlichen Druckerlaubnis!
Laut "Trost" vom 1. 10. 1941, hielt es auch die Zeitschrift "Das Neue Volk. Parteipolitisch unabhängiges Organ im Sinne der katholischen Aktion" für angemessen, diesen Mäder'schen Erguß auch im vollem Wortlaut abzudrucken.

Nochmals: Herr Mäder
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 31. Oktober 2011 00:11
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Nochmals: Herr Mäder

Siehe auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,107773,111999#msg-111999
28. September 2011 01:06



In Ergänzung seiner Ausführungen in "Trost" vom 15. 9. 1941, kommt selbiges erneut in der Ausgabe vom 15. 10. 1941 auf den katholischen Prälaten Mäder und dessen Kampfschrift "Dynamit unterm Schweizerhaus" zu sprechen. Diese massive Gegenreaktion verdeutlicht aber zugleich auch, dass "Trost" sich in der Sache im "Oberwasser" befindlich wähnt.

Man vergleiche mal im Kontext dazu die Reaktionen (besser Nichtreaktionen) der Zeugen Jehovas zum Jonak'schen ZJ-Buch aus dem Jahre 1936 und da wird der gewaltige Unterschied, sofort deutlich. An Jonak traute sich die WTG nicht heran. Jedenfalls nicht in ernst zu nehmender Weise. Da zog sie es vor auf "Tauchstation" zu gehen. Wie so ganz anders im Falle Mäder!

Der Gesinnungsfreund des Herrn Mäder, der gleichfalls nicht unbekannte Herr Fritz Schlegel, bejubelte in seiner "Abwehr" vom Oktober/November 1928 die Tätigkeit des Herrn Mäder mit den Worten (und dieses Schlegel'sche Lob sagt ja mehr als ein langer Kommentar):

"Schildwache, Basel
Ihr Herausgeber ist H. H. Pfarrer Mäder. Sie hat eine felsenfeste, katholische Haltung. Leisetreterei ist ihr fremd. Sie ist ein Blatt der Ganzen und nimmt scharfe Stellung gegen die Anpassungsbestrebungen der katholischen Gesellschaft gegen den modernen Zeitgeist. Sie kämpft gegen Auswüchse des Sportes und der Mode. ..."

In der Ausgabe vom 15. 10. 1941 wirft "Trost" seinen Widerpart Mäder noch zusätzlich vor:

"Herr Prälat Mäder behauptet, daß die von den Zeugen Jehovas verbreitete Broschüre "Theokratische Gesandte" -

"eine religiöse Revolution ist, eine geistige Brandstiftung ..."

Wir könnten nun beweisen, daß seine

"starke Anklage",

(wie er sie selbst nennt,) in Verleumdungen und jesuitischen Denunziationen besteht. Aber dies zu tun würde in einem gewöhnlichen Vortrag nicht allzu interessant wirken.

Scheiterhaufenpolitik
Herr Prälat Mäder ist aber unserer Öffentlichkeit schon gut bekannt als kampflustiger Scheiterhaufenpolitikverfechter. Bereits im Jahre 1929 schrieb er in dem katholischen Kirchenblatt "Glocke" vom 3. März 1929 unter dem Titel

"Besser der frühere Scheiterhaufen, als der jetzige Weltbrand"

seine charakteristische Einstellung nieder:

"Das Mittelalter hat mit seinen Scheiterhaufen und Galgen die damalige Welt vor dem Untergang bewahren wollen und auch vielfach bewahrt. An ihrer Stelle haben wir die schrankenlose, geradezu verbrecherische Presse- und Redefreiheit. Wenn es gelingen würde, alle freigeistigen und zweideutigen Universitätsprofessoren, Künstler, Schriftsteller, Redakteure, Kinobesitzer, Modemacher und Verführer aller Art in den Staatsgefängnissen - auch bei guter Verpflegung - zu internieren, wäre es noch möglich, die Menschheit zu retten."

Und noch früher schrieb Herr Mäder, damals Pfarrer, in seinem Leitartikel der "Schildwache" Nr. 33, 1922/23:

"Jeder Katholik hat das Recht und die Pflicht, ein geistiger Brandstifter zu sein."

Und nun, nach 19 Jahren, klagt Herr Mäder, der inzwischen für seine Scheiterhaufen-Kampfeslust Prälat geworden zu sein scheint, die Zeugen Jehovas, von ihm "Bibelforscherei" genannt, als "geistige Brandstifter" an.
- Quod licet Jovi, non licet bovi, sagt der Lateiner, oder zu Deutsch:
Was dem Jupiter erlaubt ist, schickt sich für das Rindvieh nicht!

Vor 12 Jahren stürmte Herr Mäder gegen die Presse- und Redefreiheit und verlangte, daß alle freigeistigen und zweideutigen Universitätsprofessoren, Künstler, Schriftsteller usw. in Staatsgefängnissen interniert werden sollten. Das bedeutet praktisch:
Es muß alles unterbunden werden, was nicht mit der "Katholizität des Denkens" übereinstimmt. Und jetzt, nach Einführung der Zensur, sind Herr Prälat Mäder und seine Kollegen, Führer und Fahnenträger der Katholischen Aktion, nicht zufrieden mit der sehr beschränkten Presse- und Redefreiheit! Und wir würden uns nicht wundern, wenn Herr Prälat Mäder und andere Beamte des Hierarchiestaates in kurzem fordern würden, die Beamten des Armeestabes, die sich erlaubt haben, die Broschüre "Theokratische Gesandte" zum Druck und zur Verbreitung freizugeben,

"in Staatsgefängnissen - auch bei guter Verpflegung - zu internieren",

weil sie  "die Katholizität des Denkens"

noch nicht begreifen können, und demzufolge keine "Imprimatur" oder kein "Nihil obstat" verlangten."

Karlheinz Deschner
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 30. Oktober 2011 04:43
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Karlheinz Deschner

"Mit Gott und den Faschisten" betitelte Karlheinz Deschner einmal eines seiner lesenswerten Bücher. Seine "Kriminalgeschichte des Christentums", dieweil zu breit ausgewalzt, über diverse Bände sich erstreckend, würde zumindest ich, dem "Otto Normalverbraucher" nicht unbedingt empfehlen. Schon wegen des voluminösen Umfanges wegen. Das steht doch "Otto Normalverbraucher" schon aus Zeitgründen gar nicht durch. Sofern er sich daran wagt, bleibt somit seine Lektüre ein unvollendetes Torso. Da tut er in der Tat besser daran, sich mehr auf jene Schriften zu konzentrieren, für die man noch halbwegs sagen kann. In etwa tragen sie dem Grundsatz Rechnung, "das in der Kürze die Würze" liegt. Die "Kriminalgeschichte des Christentums" erfüllt mit Sicherheit nicht dieses Kriterium.

Allerdings würde ich als "Ersatz" für die "Kriminalgeschichte", ebenfalls von Karlheinz Deschner, dessen "Und abermals krähte der Hahn" empfehlen. Und dieses Buch sogar ausdrücklich dem "Otto Normalverbraucher" empfehlen. Natürlich ist Deschner in "Philosophischen" Fragen Partei. Kirchenfunktionäre und Verwandte, welche von Religion auch materiell zu leben pflegen, haben mit Sicherheit keine Freude an ihm. Das wiederum ist von ihm auch gar nicht beabsichtigt.

Sofern sich einer dazu entschließen kann, sein "Und abermals krähte der Hahn" auch wirklich zu lesen, und dies dann auch praktiziert hat, wäre eine weitere empfehlenswerte Schrift aus dem Deschner'schen Schrifttum sein "Das Christentum im Urteil seiner Gegner". Man kann einiges aus ihm lernen, so man denn "will". Dieses "will" ist dabei allerdings, der entscheidende Knackpunkt.


http://www.manfred-gebhard.de/Deschner.Christentum.jpg

Auf Platz drei der Empfehlungen des Deschner'schen Schrifttums würde ich dann in der Tat sein "Mit Gott und den Faschisten" setzen.
http://www.manfred-gebhard.de/Deschner.Mit.jpg

 

Auch in der Neuzeit - in der Nachkommunistischen Ära - ist das vormalige Jugoslawien, inzwischen in etliche Staaten aufgelöst, in die Schlagzeilen geraten. In Schlagzeilen die von Krieg (Bürgerkrieg) dort künden. Wer die Vergangenheit nicht kennt - kann die Gegenwart nicht begreifen ... stellte schon zu Recht August Bebel fest. Das gilt dann auch im Falle Jugoslawien. Und detaillierte Hintergründe dazu kann man auch im Deschner'schen Buch "Mit Gott und den Faschisten" nachlesen.

Geschichtlich gesehen, nahmen die zeitgenössischen Zeugen Jehovas, gegenüber der katholischen Kirche, und ihrer zeitgenössisch nachweisbaren Liaison mit dem Faschismus, kein Blatt vor dem Mund. Man muss sich dabei keineswegs auf die Zeugen Jehovas berufen. Man kann ebensogut, für den gleichen Sachverhalt, auch Deschner als Kronzeugen bemühen.
Ein Beispiel für die zeitgenössische Argumentation der Zeugen Jehovas, kann man auch ihrer "Trost"-Ausgabe vom 1. 10. 1941 entnehmen. "Trost" offeriert da zwar nur ein Bild nebst Text. Indes die Auswahl die da "Trost" tat ist schon bemerkenswert. Bilde sich denn jeder sein eigenes Urteil zu diesem Bild via "Trost"
http://www.manfred-gebhard.de/T411001.jpg

Zwei Tonproben von Deschner noch
Deschner zum Thema Katholische Kirche
Deschners Grundsatzauffassung

"God's own country"

Parsimony.23556

Da nun schon mal vom Staat Kroatien die Rede war, sei noch etwas zitiert aus der damals in Zagreb erscheinenden Deutschsprachigen Zeitschrift mit dem Titel:
"Neue Ordnung. Kroatische Wochenschrift" Ausgabe vom 25. 4. 1943.
Auf Ungenauigkeiten und Falschdarstellungen im Detail, dieses Artikels, sei hier und jetzt nicht weiter eingegangen.
Zum tatsächlichen Sachstand wurde bei anderen Anlässen, bereits Stellung genommen.
Unter Berufung auf den Schweizer Korrespondenten jenes Blattes, war da unter der Überschrift "Vom Sektenwesen in der Schweiz" zu lesen:

"Eine Zeitlang, namentlich in der zwanzigjährigen Zwischenkriegszeit machten die "Ernsten Bibelforscher" viel von sich reden, da sie für das Jahr 1925 den Anbruch des tausendjährigen Reiches und die Rückkehr der Erzväter Abraham, Isaak und Jakob prophezeiten. Neuerdings ist nun dieses Datum auf das Jahr 1980 verlegt worden.
Obgleich keine Prophezeiung in Erfüllung ging, verfügen die Bibelforscher auch jetzt über eine beträchtliche Anhängerschaft. Die Bewegung ist wegen ihrer kommunistisch-phantastischen Ziele als staatsgefährlich erklärt worden und erst vor wenigen Monaten wurden zwei sog. "Zeugen Jehovas" wegen umstürzlerischer Propaganda in der Armee von einem Militärgericht zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Woher die "Ernsten Bibelforscher" ihre zweifellos beträchtlichen Mittel haben, ist nie ganz abgeklärt worden.
Als ein St. Galler Arzt in Wort und Schrift das internationale freimaurererische Judentum als Geldgeber der "Bibelforscher" bezeichnete, wurde er von deren Propagandaleiter in Zürich, dem Deutsch-Amerikaner Binkele verklagt, doch wird das Gericht die Klage ab."

Man vergleiche zuletzt auch kontrastierend die Auseinandersetzung mit der "Münchner katholischen Kirchenzeitung" (Dort wiederum sind auch einige Links genannt, die in der Substanz zu den Ungenauigkeiten/Falschdarstellungen besagter kroatischer Zeitschrift (auch) Stellung nehmen.

Mysnip.113818

Technologische Auslegungen
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 27. November 2011 04:50
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Technologische Auslegungen

Unter anderem in dem Rutherford-Buch "Die Harfe Gottes" konnte man ja die "markanten" Sätze lesen:

"Es war im - Jahre 1874, dem Beginn der zweiten Gegenwart unseres Herrn, als die erste internationale Arbeiterorganisation der Welt ins Leben gerufen wurde. Von dem Zeitpunkt an hat es eine wunderbare Zunahme von Licht und Kenntnis gegeben, und die seitdem gemachten Erfindungen und Entdeckungen sind zu zahlreich, um sie hier alle aufzählen zu können, doch seien einige derer genannt, die seit 1874 ans Licht gekommen sind, als weiterer Beweis der Gegenwart des Herrn seit jener Zeit, wie folgt:

Additionsmaschinen, Aluminium, antiseptische Chirurgie, automatische Bahnkuppelung, automatische Pfluge, Automobile, bewegliche Bilder, drahtlose Telegraphie, dunkelstes Afrika, Dynamit, Eisenbahnsignale, elektrische Eisenbahnen, elektrische Schweissmethoden, Erntemaschinen, Eskalatoren, feuerlose Kochapparate, Gasmaschinen, Göttlicher Plan der Zeitalter, Induktions-Motoren, Korrespondenz-Schulen, künstliche Farben, Leuchtgas, Luftschiffe, Nordpol, Panamakanal, Pasteursche Schutzimpfung, Radium, Rahm-Separatoren, rauchloses Pulver, riesenhohe Geschäftsgebäude, Röntgen-Strahlen, Schreibmaschine, Schuhnähmaschine, Setzmaschine, Sprechmaschine, Stacheldraht, Streichholzmaschine, Südpol, Telephon, Untergrundbahn, Unterseeboote, Vakuum-Teppichreiniger, Zelluloid, Zweiräder."

Mit in dieser Aufzählung befindlich auch "elektrische Eisenbahnen". Die Versuchung ist heutzutage sicherlich nicht gering, über solcherlei Argumentation eher den Kopf zu schütteln. Dennoch wird man damit der Sachlage nicht wirklich gerecht.
Die Ausgangsbasis war doch die, dass insbesondere die zeitgenössische religiöse Konkurrenz nicht selten der Versuchung erlag, den technischen Fortschritt zu verteufeln. Ein besonderer Höhepunkt dabei bildete auch der Untergang des Schiffes "Titanic". Das war für einige aus der religiösen Szene dann der willkommene Anlass zu postulieren. Der Mensch habe durch seine technischen Innovationen "Gott herausgefordert", und nun ernte er die Folgen seiner "Vermessenheit". Zu Beginn des Weltraum-Zeitalters (Stichwort "Sputnik") begegnete man übrigens ähnlichen Tendenzen. Auch wenn die nicht immer wagten so dezidiert in Erscheinung zu treten, wie bei der Häme angesichts der Titanic-Katastrophe.

Die frühe Russell-Bewegung setzte sich auch in diesem Punkt von der religiösen Konkurrenz ab. Im Gegensatz zu ihr baute sie den technischen Fortschritt mit in ihr Weltbild ein. Auch wenn das als "Gottes Plan" gedeutet wurde (der so überflüssig ist wie ein Kropf), muss man doch diese Gemengelage sehen.

Allerdings wurde es in späteren Jahren - auch in WTG-Kreisen - still um die Einbettung des technischen Fortschrittes in einen vermeintlichen "göttlichen Plan"
Immerhin bringt das "Trost" noch in seiner Ausgabe vom 1. 11. 1941 eine Abbildung der ersten elektrischen Straßenbahn, die hier nebst Begleittext dazu, einmal vorgestellt sei.

Exkurs
Zur Veranschaulichung. Ein gewisser Philipp Mauro veröffentlichte im Jahre 1912 in Gotha eine Schrift mit dem Titel: "Was hat uns der Untergang der Titanic zu sagen?
Von einem Mitreisenden des Rettungsschiffes Carpathia".

Darin verbreitete er sich unter anderem mit den Sätzen:

"Am Sonntag, den 14. April 1912, gegen Mitternacht, stieß das Seeschiff Titanic auf der Fahrt von Southampton nach Neuyork auf einen Eisberg und sank gegen 2 Uhr. ...
In all den Ausführungen, die über das Unglück veröffentlicht sind, wird aber kaum je darauf hingewiesen, daß es ein Eingreifen Gottes war. Es ist in der Öffentlichkeit nicht das Verlangen ausgedrückt, was Gott dadurch zu den Menschen reden und was seine Absicht dabei ist 
(S. 1, 4).

"Das kolossale, kunstvolle Bauwerk stellte sehr anschaulich die Höhe der Zivilisation des "menschlichen Tages" dar. Aber wichtiger als dieses ist, daß dessen plötzlicher Untergang und seine gänzliche Vernichtung ein Abbild, eine vorlaufende Darstellung ist von dem großen Weltuntergang, der herannaht, an dem Tage, wo der Herr sich aufmachen wird, um die Erde zu erschüttern. ...
Aber das schmucklose, unansehnliche Rettungsboot, auf welches das Wort Gottes den Sünder hinweist, der seinem Verderben entgegeneilt, wird nicht beachtet, sogar mit verächtlicher Gleichgültigkeit behandelt. Wird uns nicht auch von der modernen Theologie versichert, daß wir nichts zu befürchten haben, daß es veraltet sei, an eine Hölle zu glauben und an einen gerechten Gott, der alle Ungerechtigkeit und ungöttliche Leben bestraft."
(S.7, 13).
Er lenkt also diese Katastrophe auf die Sackgasse seiner engen theologischen Auslegungskünste. Dieser Herr Mauro mag zwar nicht unbedingt repräsentativ sein für namentlich das zeitgenössische "liberale" Christentum insgesamt. Das war schon damals in weiten Bereichen "verweltlicht".
Ein "frommer" Anstrich für einen unfrommen Inhalt. Aber für einen gewissen Detailausschnitt aus selbigem (den sogenannten "Landeskirchlichen Gemeinschaften"; respektive auch den "Freikirchen") war er durchaus repräsentativ. Und in diesem Milieu pflegte ja die frühe Russell-Bewegung im besonderem zu "grasen".

Hingewiesen sei auch auf das 1928 erschienene Buch von Hanns Lilje (selbiger später noch zum Bischof aufgestiegen) mit dem Titel "Das technische Zeitalter, Versuch einer biblischen Deutung". Darin findet man auch solche Sätze wie die:

"Eines der merkwürdigsten Zeugnisse ... ist eine päpstliche Verordnung aus dem Jahre 1838, die für das ganze Gebiet des Kirchenstaates die Einführung der Gasbeleuchtung verbot, weil sie eine Erfindung des Teufels sei". (S. 34).
Seine eigene - zwiespältige - Auffassung zum Thema bringt er auch in der Aussage zum Ausdruch (S. 101):

"Das alles wird auch dem Gegenwartsmenschen an einer besonders eindrucksvollen Grenze der Technik deutlich; das sind die großen technischen Katastrophen. Wenn es eine unabweisbare weltanschauliche Aufgabe ist, den Geist der Technik zu klären, dann bildet es einen harten, aber unaufgebbaren Bestandteil dieser Aufgabe auch die Tatsachen der technischen Katastrophen weltanschaulich zu bearbeiten. Sie sind nichts geringeres als die gewaltigen Grenzen die Gott gezogen hat, damit an ihnen alle menschliche Hybris in der Technik zerbreche."

Der bereits zitierte Herr Mauro hat sich sicherlich nicht so "geschraubt" ausgedrückt, wie der Herr Lilje. Aber in der Substanz hat er schon damals das befolgt, was der Herr Lilje Jahrzehnte später, immer noch für unabdingbar erklärt.

Beide Herrschaften kann man sich auch gut als Kämpfer gegen Blitzableiter auf Kirchengebäuden vorstellen. So übermäßig lange gibt es ja Blitzableiter in der Technikgeschichte wohl noch nicht. Und wenn da so ein "zünftiger Blitz" in so ein Gebäude einschlägt, es gar vielleicht bis auf die Grundmauern niederbrennt, dann haben sie ja ihr "Gottesgericht" über das sie trefflich theologisieren können.
Nur merkwürdig. Auch die Einführung des Blitzableiters war letztendlich eine technische Innovation. Die aber möchten ja genannte Herrschaften, nach Strich und Faden "madig" reden.

Zum Thema kann man auch vergleichen:

Technologische Auslegungen

Neuapostolische Kirche
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 28. November 2011 05:17
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren

Neuapostolische Kirche

In der "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 10. 1996 begegnet man - zwar eher als beiläufige Information verpackt, in einem Bericht aus Äquatorialguinea, auch der Erwähnung der "Neuapostolischen Kirche". Das liest sich dort so:

"Da die anderen Religionsgemeinschaften in Mongomo für den Bau ihrer Kirchen gewöhnlich Arbeiter anstellen, blieb die Arbeit der Zeugen Jehovas dort nicht unbemerkt. Eines Tages kam der Pfarrer der Iglesia Nueva Apostólica (Neuapostolische Kirche) zur Baustelle und fragte einen Ältesten, wieviel er denn den hart arbeitenden Leuten bezahle. Der Pfarrer erzählte, er habe sogar einige Maurer eingestellt, die zu seiner Kirche gehörten, und dennoch gehe die Arbeit dort nur sehr langsam voran. Wer, so fragte er, würde denn die Arbeiter vermitteln, die den Königreichssaal bauten? Als man ihm sagte, das seien alles Zeugen Jehovas, die unentgeltlich dort arbeiteten, ging er sprachlos und kopfschüttelnd seines Weges."

In der Sicht der WTG ist das sicherlich ein Selbstlob. Ob man indessen in diesen Lobgesang-Chorus mit einstimmen sollte? Die Zweifel wollen nicht so recht weichen.
Und dann muss man wohl auch noch dieses sehen. Die Zehntenabgabe hat in der Neuapostolischen Kirche quasi gesetzlichen Charakter. Theoretisch ist das ja bei den Zeugen anders. Wenn da indes ihrer "Schäfchen" quasi für Null over Königreichssäle erbauen. Dann fragt es sich schon, wer da eigentlich - unterm Strich .- mehr ausgebeutet wird (bzw. aus Dummheits-Verblendung, sich selber ausbeutet)!

Sonderlich detailliert indes ist die WTG noch nie auf die Neuapostolische Kirche eingegangen. Die diesbezüglichen WTG-Artikel kann man an einer Hand abzählen.
Ohne Zweifel gehörten dazu auch entsprechende Ausführungen im "Goldenen Zeitalter" vom 15. 3. 1924; also zu einem verhältnismäßig frühem Zeitpunkt.

Festzustellen hat man desweiteren:
Bis zum heutigen Tage - trotz des intensiven "Predigtdienstes" der Zeugen Jehovas, ist es diesen nicht gelungen, die Konkurrenz-Religionsgemeinschaft, der "Neuapostolische Kirche" numerisch einzuholen. Es gibt Unterschiede zwischen beiden, aber auch relative Gemeinsamkeiten
Hält die NAK es zwar nicht so, wie die Zeugen mit dem sogenannten "Predigtdienst", so ist ihr "Praxiskonzept" schon durch den Titel einer ihrer Zeitschriften signalisiert. Titel "Unsere Familie".

Auch die NAK hat mit einer gewissen "Aussteigerszene" zu kämpfen. Aber ihr Familienbetontes Konzept, lässt die Zeugen dagegen fast - die Betonung liegt auf "fast" - "Familienfeindlich" erscheinen. Was nützt denn alle "Klinkenputzerei", wenn ein erheblicher Verlustprozentsatz diesen vermeintlichen "Zuwachs" wieder aufrisst.
Totalitäre Innenstrukturen, weisen beide Religionsgemeinschaften gleichermaßen auf. Aber das Beispiel NAK zeigt auch, dass deren Verlustrate wohl doch nicht als ganz so hoch wie bei den Zeugen einzuschätzen ist.

Da die NAK gegenüber den Bibelforschern/Zeugen Jehovas immer noch numerisch "die Nase vorn" hat, ist es nicht uninteressant zu sehen, wie sich das "Goldene Zeitalter" (Ausgabe Magdeburg vom 15. 3. 1924; Ausgabe Bern 1. 5. 1924) einmal mühte, selbige "madig" zu machen. Das ganze eingekleidet in eine "Fragenbeantwortung.

Die gestellte Frage lautete:

"Wie denken Sie über die 'Neu-Apostolische Gemeinde', deren Lehren und Weissagungen. Die Neu-Apostolische Gemeinde hat doch auch keine Theologen, sondern Redner aus dem Volke!"

In der GZ-Antwort wurde dann ausgeführt:

"Der Herr sagt deutlich in Matthäus 24 Vers 11: 'Und viele falsche Propheten werden aufstehen und werden viele verführen', mit Bezug auf das Ende des Zeitalters und seine zweite Gegenwart. Die Schrift zeigt uns bestimmt, daß Christus nur 12 Apostel hatte, wie aus Offenbarung 21: 14 klar hervorgeht, wo gesagt ist von dem neuen Jerusalem: 'Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundlagen, auf denselben zwölf Namen der 12 Apostel des Lammes.' Wenn daneben gesagt wird, daß falsche Apostel aufstehen, die große Zeichen und Wunder tun, und daß wir in 2. Korinther 11: 12-13 lesen: 'Was ich aber tue, werde ich auch tun, auf daß ich denen die Gelegenheit abschneide, die eine Gelegenheit wollen, auf daß sie, worin sie sich rühmen erfunden werden wie auch wir. Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, welche Gestalt von Aposteln Christi annehmen', so ist der Beweis erbracht, daß jeder Mensch, der heute aufsteht und behauptet, von Gott anstelle der Apostel gesetzt zu sein, unter die Erfüllung der Worte des Herrn und der Schrift fällt. -
Solche Anhänger dieser Menschenapostel berufen sich gerne auf die 24 Alten der Offenbarung. Wir bemerken aber dazu, daß die 24 Aeltesten die 24 'alten' prophetischen Schreiber der Bibel sind. Ihre Namen sind:
Enoch, Jakob, Moses, Samuel, Hiob, David, Salomo, Jesaja, Heremia, Hesekiel, Daniel, Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zephanja, Haggai, Sacharja, Maleachi und Johannes der Täufer. Sie alle redeten vom Königreich Gottes; prophetisch gaben sie Gott die Ehre und Anbetung und verkündigten, daß er seine Große Macht annehmen werde. Vergleiche diesbezüglich Offenbarung 11: 16 u. 17
'Wir danken dir, Herr, Gott, Allmächtiger, der da ist und der da war, daß du angenommen hast deine große Macht und angetreten deine Herrschaft.' Auch in Offenbarung 5 ruft einer dieser Alten oder Aeltesten, daß der Löwe aus dem Stamme Juda überwunden habe. Diesser Aelteste oder Alte ist der Prophet Jakob, der dies vor alten, alten Zeiten sagte; siehe 1. Mose 49:9 'Juda ist ein junger Löwe ...'

Man findet daher auch bei diesen sich selbst ernennenden Aposteln und ihren Anhängern die ausgesprochene Neigung, die Bibel lächerlich zu machen. Ihre Anhänger kommen z. B. und sagen: 'Was nützt Ihnen die Bibel'? Ja, so sagte zu dem Schreiber dieser Zeilen wörtlich ein solcher Mann: 'über Nacht kommt eine Maus und frißt sie auf, dann haben sie garnichts mehr; wir brauchen lebendige Apostel und deren Wort.'

Abgesehen von der Unlogik solcher Beweisführung erkennt man hier doch die ausgesprochene Neigung, die Worte derer, die mit Jesu zusammen waren, in den Schatten zu stellen und an dessen Stelle Worte und Lehren sündhafter Menschen der Gegenwart - denn alle Menschen sind Sünder - zu setzen. Die Schrift sagt: 'wenn sie nicht nach diesen Worten [den Worten Jesu und der Apostel] sprechen, so gibt es für sie keine Morgenröte' (Jesaja 8:20). Und die Offenbarung im 2. Kapitel, Vers 2: 'Und du hast die geprüft, welche sich Apostel nennen und sind es nicht, und hast sie als Lügner erfunden'. Wenn irgend jemand kommt und beruft sich auf Wunder dieser angeblichen Apostel, so erinnern wir, daß die Schrift in Matthäus 24 und 2. Korinther 11: 14-15 sagt, daß viele große Zeichen und Wunder tun und viele verführen werden, und daß selbst Satan die Gestalt eines Engels des Lichtes annimmt, und daß auch seine Diener so handeln werden, und ihr Ende nach ihren Werken sein wird. -"

Soweit das GZ. Ob denn dieses Kontrapalaver sonderlich überzeugend ist, wäre eine Frage, bei der weiterhin ein Fragezeichen übrig bleibt. Man hat eher den Eindruck. Viele Worte zum "zerreden". Den eigentlichen "Nerv" aber kaum getroffen!

Noch einmal ging die WTG auf die Neuapostolische Kirche ein; und zwar in der "Trost"-Ausgabe vom 15. 11. 1941.

"Ist der Anspruch der Neuapostolischen Kirche, Nachfolger der Apostel der Urkirche zu sein, berechtigt? Ist diese Sekte die wahre Kirche? Was sagt die Bibel darüber?"

lautet da die gestellte Frage.
Sonderlich Beweiskräftig indes, fällt die Antwort darauf nicht aus. Im Prinzip wird da nur auf ein "einziges kleines Heftchen der neuapostolischen Gemeinde (Zürich)" eingegangen. Das mit solcher Schmalspurargumentation das Gesamtwesen der NAK nicht erfasst wird, liegt auf der Hand.

Sich selbst klopft man dabei schon mal mit dem Satz an die Brust:

"Aus frühem Unterredungen mit Lehrern (Aposteln?) dieser Sekte ist uns bekannt, daß sie gleich den großen Sekten an die falschen Lehren der "unsterblichen Seele" glauben, auch an "ewige Qual".

Ein neuralgischer Punkt wird mit den Sätzen referiert:

"In der neuapostolischen Broschüre werden einige Bibelstellen angegeben, die beweisen sollen, daß es mehr als zwölf Apostel gab. Z. b. seien in Römer 16: 7 noch die Apostel Andronikus, Junias erwähnt.
Der Vers lautet:
"Grüßet Andronikus und Junias ..., welche unter den Aposteln ausgezeichnet sind." (Luther übersetzt:... welche berühmte Apostel sind.)
Ähnlich soll Philipper 2: 25 den Epaphroditus als Apostel bezeichnen.
Der Vers lautet:
"Ich habe es aber für nötig erachtet, Epaphroditus, meinen Bruder und Mitarbeiter, aber euren Abgesandten (Luther: Apostel) und Diener meiner Notdurft, zu euch zu senden."

Das wiederum will die WTG so nicht gelten lassen und beruft sich darauf. Andere Bibelstellen würden die Apostelzahl auf zwölf begrenzen.

Das man über die Vorgeschichte der Neuapostolischen Kirche, insbesondere über die "Katholisch-Apostolische Kirche", nicht den Bruchteil einer Silbe erfährt, sei auch noch ausdrücklich notiert. Diese Kenntnis ist jedoch zu einem wirklichen Verständnis der Sachlage unabdingbar. Aus der Fülle der dabei zu benennenden Literatur sei besonders auf "Seher, Grübler, Enthusiasten" von Kurt Hutten und "Apostel und Propheten der Neuzeit" von Helmut Obst hingewiesen, wo man sich bei Bedarf, selber weiter sachkundig machen kann.

Der WTG ging es mit ihrer Replik nur um billige Apologetik. Zu billige!

Siehe unter anderem auch:
Die NAK im Video
Luise Kraft

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,9809,9914#msg-9914

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,89436,96289#msg-96289
Dort: 21. März 2011 01:58

Re: Neuapostolische Kirche
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 28. November 2011 05:30
Exkurs

Einer der ersten Buchberichte (in deutscher Sprache) über die Vorläufer der heutigen Neuapostolischen Kirche, war das im Jahre 1839 erschienene Buch des Michael Hohl.

Als angehender Studiosus der Theologie, nutzte Hohl einen zweijährigen Aufenthalt in England dazu, sich mit dem Wirken des sogenannten Irvingianismus, näher bekannt zu machen.
Man kann, was die öffentliche Aufmerksamkeit für den Irvingianismus, zu dem Zeitpunkt, wo Hohl ihm näher trat, in etwa mit der Aufmerksamkeit vergleichen, welche hierzulande auch mal sogenannte "Jugendsekten" (ein äußerst schiefer Begriff) erfuhren (Stichwort nur: Vereinigungskirche des Herrn Moon oder auch Scientology).

Weniger inhaltliche Elemente, dafür um so mehr der "Reiz" des neuen, bisher so nicht dagewesenen, sorgten für entsprechende Aufmerksamkeit. Sowohl im Falle des Hohl'schen Berichtes, als auch in ähnlichen Fällen aus der Neuzeit.

Nach einer gewissen Zeit, ist allerdings der Reiz des Neuen wieder verpflogen, Damals wie heute.
Herr Hohl bediente also jenes Bedürfnis, dem Publikum etwas mitzuteilen, was es vorher nicht kannte. Und da er quasi an Ort und Stelle (eben in England) recherchierte, hat sein Bericht sicherlich einen gewissen Quellenwert.

Vorab ist schon mal festzustellen, wenn es da in der Anfangszeit die Verengung auf den Namen des Eduard (oder in anderer Lesart auch: Edward) Irving gab, so ist das eher ein Zerrbild. Je länger, je mehr, wähnten die Kreise, die sich da von Irving irgendwie beeindruckt fühlten, dieses "Maskottchen" nicht mehr zu bedürfen. Das eigentliche Sagen, hatten in jener Bewegung ohnehin andere. Irving hatte lediglich schon vordem einen gewissen Bekanntheitsgrad als "gefeierter" (zumindest zeitweilig) christlicher Prediger. Der "Glanz" dieses vermeintlichen "Stars" war allerdings sehr schnell "verblüht".
Was der Prediger Irving besonders zu "bieten hatte" macht wohl schon der Titel seines Erstlingswerker deutlich, der da lautete:
"Für die Orakel Gottes: Vier Reden; für das künftige Gericht".
Auf der Suche nach den "Orakeln Gottes", waren schon damals (wieder mal) einige "Ausgeflippte". Da Irving nun ein entsprechendes Elaborat anbot, so ihre Schlussfolgerung: "Ist der unser Mann".
Hohl kommentiert die Resonanz auf jenes Buch mit den Worten:

Wen erreichte Irving mit seiner Verkündigung? Wohl weniger unterprivilegierte Schichten. Dafür um so mehr die "Highsociety". Deshalb habe ich es auch vorgezogen, meinerseits von "Ausgeflippten" zu reden.

Charakteristisch dafür ist wohl auch der nachfolgende Passus im Bericht des Herrn Hohl.

Als nunmehr gefeierter Prediger, brauchte Irving sich über mangelnde Einladungen, vor speziell erlauchtem Publikum zu predigen, sicherlich nicht zu beklagen.
Ein charakteristischer Auszug solch einer Predigt, wie sie uns Hohl als Berichterstatter vorstellt, ist dann wohl auch dieser:

Irving bediente damit faktisch die Ängste jener, welche wähnten, unter bestimmten Konstellationen etwas verlieren zu haben. Und deren Credo deshalb lautete (und noch heute lautet).
"Die Religion müsse dem Volke - vor allem dem Volke - erhalten bleiben."
Weniger den Begüterten, dieweil die ja schon über eine Erstreligion namens Money verfügen, die sie allenfalls mit einer "Zweitreligion" namens "Kulturchristentum" zu ergänzen gewillt sind, weil es bei letzterer "so schon feierlich sei".

Gewisse Details des Berichtes von Hohl, denn man ja im Internet selber lesen kann, machen deutlich, dass in der Phase, wo Irving noch selber ein "Star" in den von ihm inspirierten Kreisen war, zunehmend Elemente zur Wirksamkeit kamen, die man etwa mit pfingstlerisch orientiertem Christentum ("Zungenreden" etwa vergleichen kann). Damit aber begannen sich zugleich zunehmend die Wege zu scheiden.

Namentlich Kreise um einen wohlhabenden Bankier, führten die Ursprungsintentionen des Irving weiter. In diesen Kreisen um den Bankier wurden dann auch die entscheidenden Weichen zur Institutionalisierung gestellt.

Da ohne Money "nicht viel los zu sein pflegt" wurde dann schon frühzeitig der Grundsatz der Zehnten-Zahlung eingeführt. Offenbar kamen da erkleckliche Beträge zusammen. Davon künden auch etliche Kirchengebäude dieser Gruppierung, in ihrer Glanzzeit errichtet, zu deren Erstellung erst mal viel Money vonnöten ist.
Im Zuge einer mehr internationalen Ausdehnung über England hinaus, waren es wiederum in Deutschland, eher wohlhebende Kreise, wo sie auch Fuß fassen konnten.

Als Handicap erwies sich allerdings zunehmend der dogmatische Grundsatz, die "Apostel der Endzeit" die man da Kraft eigener Machtbefugnis kreiert hatte, hätten keine Nachfolger nötig. Eben weil es "Endzeit" sei. In letzter Konsequenz postulierte man damit aber nur das eigene Aussterben.

Da war es einigen, die sich an das kassieren des Zehnten, inzwischen sehr schnell gewöhnt hatten, nicht ganz geheuer. Das kassieren sollte ja weiterlaufen, unter allen Umständen. Das aber konnte nur geschehen, würde das Dogma der keine Nachfolger habenden "Apostel" gekippt.
Damit war dann letztendlich (mehr auf Deutschland zentriert) die Geburtsstunde der Neuapostolen eingeleitet, die diesbezüglich auch keinerlei Skrupel haben.

Was die nun sich verselbstständigende Neuapostolische Kirche anbelangt, mag nur ein charakteristischer Satz aus eine kirchlichen Apologieschrift mit dem Titel "Sieben Sekten des Verderbens" (Auflage 1922) zitiert werden:

"Vater Krebs (Neuapostolen) führte ein ziemlich absolutistisches Regiment. In Lehr- und Verwaltungsfragen verfuhr er vollkommen willkürlich. In Geldangelegenheiten verweigerte er früher jede Auskunft, denn die Kinder haben den Vater nicht zu fragen, was er mit dem Geld macht.
Man sollte es nicht für möglich halten, daß sie in kurzer Zeit schätzungsweise 120 000 Anhänger gefunden hat."

Ein Vertreter der Neuapostolen kann es sich dann auch nicht versagen, in einem Geschichtsbericht, die eigene Gruppierung betreffend, auch diese Sätze mit einfliessen zu lassen:

"Nach vollendeter Drucklegung dieses Buches geht dem Verfasser Ende August 1963 von befreundeter Seite der alten Ordnung aus London die Nachricht zu, daß die prächtige Hauptkirche am Gordon Aquare in London, welche immer als der Mittelpunkt des ganzen kirchlichen Lebens in der katholisch-Apostolischen Kirche gegolten hat, auf 5 Jahre an die Church of England verpachtet worden ist."

"100 Jahre Neuapostolische Kirche 1863 - 1963 Apostelbezirk Hamburg" (S. 287)

Bezüglich weiterer Details die Ausgangsgruppe betreffend, siehe auch:

http://books.google.de/books?id=qA46AAAAcAAJ&pg=PR15&lpg=PR15&dq=Hohl+Bruchst%C3%BCcke&source=bl&ots=LBAoEM5hia&sig=dbAhaTZqHq3nx6Ogr4ZFHNjUxnw&hl=de&ei=Wh6-TtWJCcrIswbOsOyJAw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CCcQ6AEwAA#v=onepage&q&f=false

http://de.wikipedia.org/wiki/Edward_Irving

Die Gummiband-Generation

Namentlich eine Quellschrift jener Gruppierung namens "Testimonium" muss zusätzlich, noch ergänzend, ausdrücklich mit erwähnt werden. Siehe dazu:

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,50342,50764#msg-50764
8. April 2010 04:29

Ein meines Erachtens durchaus relevanter Streitpunkt bezüglich der vorskizzierten "Katholisch-apostolischen Kirche" ist die Frage:
Würden von dieser Gruppierung nun auch Endzeitdaten auf den Entenreich gesetzt oder nicht.
Nach 1945 behauptete der Konfessionskundler Kurt Hutten, in seiner Publizistik. Er habe keine Belege dafür gefunden.
Herrn Hutten muss dann wohl entgegnet werden.
Die Anfangsphase jener Gruppierung spielte sich überwiegend in England ab. Daraus folgt, dass jene Endzeitspekulationen nicht unbedingt sich auch im deutschen Schrifttum wiederspiegelten. Letzterer Umstand ist aber nicht zwangsläufig identisch damit, das es sie nicht gegeben hätte.
Einiges Deutschsprachiges Schrifttum zum Thema, im Bestand der Berliner Staatsbibliothek habe ich ja selbst gelesen. Insoweit befinde ich mich in der gleichen Situation wie Hutten, keine konkreten authentischen Belege für Endzeitspekulationen dieser Gruppierung benennen zu können.
Indes der Verdacht, es gab sie tatsächlich, ist damit bei mir keineswegs ausgeräumt.
Als Beleg für diese These verweise ich besonders auf die 1905 erschienene Auflage des von Ernst Kalb herausgegebenen Buches "Kirchen und Sekten der Gegenwart". Kalb quasi ein thematischer Vorgänger von Hutten, erweckt in der Gesamtkonzeption seines Buches, durchaus den Eindruck seriös zu berichten. "Revolverjournalismus" kann man ihm mit Sicherheit nicht unterstellen. Insoweit erscheint mir die Unterstellung, ausgerechnet beim Thema "Katholisch-apostolische Kirche" könnte er sich geirrt haben, mehr als gewagt.
Gleichwohl ist zu registrieren. Kalb berichtet in seinem Buch nur. Ein wissenschaftlichen Apparat, mit nachgewiesenen Belegstellen gibt es in ihm nicht.
Das ist also die Sachlage.
Und nun noch einfach mal (unkommentiert) zitiert, das was Kalb zum Thema in seinem genannten Buche ausführt:

"(Der Bankier) Henry Drummond, der auch für gemeinnützige Werke viel Zeit und Geld opferte, sammelte eine Anzahl von Männern um sich, die aus dem Studium der Offenbarung Johannis und der Propheten die Entwicklung des Gottesreiches und den Zeitpunkt der Wiederkunft Christi berechnen wollten. Einer aus diesem Kreise kam auf den Gedanken, es würde der ganzen Bewegung einen gewaltigen Fortschritt geben, wenn es gelinge, den gefeiertsten Prediger Londons auf diese Seite zu bringen. Und es gelang! Irving nahm diese eschatologischen Gedanken, die ihm ja bei seinen Bußpredigten eine wlllkommene Stütze boten, begierig auf. Schon 1825 wußte er genau die Zeitpunkte anzugeben, in welchen seit 1793 die sechs Zornesschalen ausgegossen waren und stellte das Kommen des Herrn auf das Jahr 1864 in Aussicht.
Die Termine der Wiederkunft Christi, die man nach den Enttäuschungen der 50er Jahr auf das Jahr 1865 und dann auf den 14. Juli 1877 festgesetzt hatte, gingen vorüber, ohne daß sich etwas ereignete, als der vier Tage nach dem 14. Juli 1877 eingetretene Tod des Säulenapostel Cardale. Der letzte Apostel Woodhouse, ist im Februar 1901 als 96jähriger Greis gestorben."

Romane lesen - madig gemacht
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 29. Dezember 2011 01:39
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Romane lesen - madig gemacht

"Darf man als Jonadab zur Abwechslung noch einen guten Roman lesen?"

Diese Frage erachtete das "Trost" in seiner Ausgabe vom 1. 12. 1941 als so "weltbewegend" um sie auch öffentlich zu beantworten.

Und, wie fiel nun die Antwort darauf aus?
Nun als erstes wird der Fragesteller mit einer einschlägigen Bibelstelle bedacht:

"Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich."

Als nächstes wird belehrt:

"Wer das Vergnügen (z. B. Romane lesen) mehr liebt als Gott, ist unbewährt und schadet sich selbst. Man überlege sich, ob man ob der Romanlektüre nicht zu viel Zeit versäumt und dringende Pflichten vernachlässigt!"

Was denn die "dringenden Pflichten" seien, darüber lässt die WTG ihre Schäfchen sicherlich nicht im unklaren. Vor allem ihr dienstbar zu sein.

Da man sich jedoch nicht zu einem de jure-Verbot durchringen kann, verlegt man sich mehr auf das "madig machen". Etwa mit dem Satz:

Ein "Roman, der uns "fesselt", macht offenbar den Geist unfrei, denn Fesseln dienen nicht der Freiheit. Wir sind aber zur Freiheit berufen. "Gebrauchet nun eure Freiheit nicht zu einem Anlaß für das Fleisch!" "Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von keinem überwältigen lassen."

Eigentlich hätte "Trost" sich diese Fragenbeantwortung auch sparen können. Was für eine Art von Antwort dabei herauskommen würde, konnte man auch so schon erahnen, ohne das es dazu vieler Worte bedürfte.

Das ganze löst sich im Sinne der WTG dann auch sehr häufig dergestalt, dass die WTG-Hörigen, dermaßen von der WTG zeitlich in Beschlag genommen sind, dass sie überhaupt keine Zeit mehr für etwas anderes haben, selbst wenn sie es denn wollten.

An dieser Sachlage hat sich auch in den nachfolgenden Jahrzehnten nicht viel geändert, vom Prinzip her.

In der Praxis aber vielleicht doch etwas.
Beim Beispiel des Romane lesend einmal bleibend, wäre dazu zu sagen. Das betrifft wohl nur solche hauptsächlich, die zur "ersten ZJ-Generation" gehören, die also vor ihrer WTG-"Karriere" auch noch was anderes kannten. Bei den in den ZJ-Glauben hineingewachsenen Kindern, sieht es schon erheblich anders aus. Sofern selbige nicht gerade - etwa über die Schule - auch mal mit Romanen in Berührung kommen, ist zu sagen. In deren Freizeitverhalten wird diese Frage eher weniger von Bedeutung sein.
Und was diesbezügliche Schulangebote anbelangt vergleiche man mal
den Fall "Krabat" .

Was die Negativbewertung von ZJ-Jugendlichen anbelangt:
Zum einem deshalb, dieweil dafür in der Regel die Überschreitung einer gewissen Schwelle, die sich zugleich als Hürde erweisen kann, vonnöten ist.

In der Regel ist ja dazu das Aufsuchen einer Bibliothek oder einer Buchhandlung als Voraussetzung vonnöten.
Nun hat sich die Sachlage aber inzwischen auch dergestalt verändert, dass Informationsvermittlung und Erwerbung, sich zwischenzeitlich erheblich vereinfacht hat. Selbst derjenige, der in einsamen Landgegenden wohnt, hat heutzutage die Möglichkeit via Internet aus einem reichen Wissensfundus zu schöpfen, so er denn will. Und das ohne sonderliche Schwierigkeiten.

Insofern hat da schon eine "Revolution", zumindest ansatzweise stattgefunden. Die Zeiten wo die WTG sich noch bemühen konnte, ein Informationsmonopol für sich alleine zu reklamieren, sind wohl vorbei. In neueren WTG-Verlautbarungen wird man deshalb auch kaum noch solche "Roman-Warnungen" vorfinden. Das Thema hat sich zwischenzeitlich "erledigt". Vielleicht aber doch nicht, berücksichtigt man den mit genannten Fall "Krabat".
Was man aber sehr wohl vorfinden kann (und das mit ziemlich Regelmäßigkeit), sind Warnungen vor dem Internet. Hierbei wiederum sich der altbewährten Technologie bedienend, zwar keine de jure-Verbote aussprechend. Unterhalb dieser Schwelle jedoch sehr wohl sich bemühend, selbiges ihrer Anhängerschaft möglichst "madig" zu machen.

Selbst Schuld, wer sich heutzutage noch von solchen Verdikten einschüchtern lässt, wäre dazu zu sagen. Mag die WTG bei ihrer "Stammklientel" vielleicht noch einigen Erfolg damit haben. Diese Erfolge werden sich zwangsläufig in dem Umfange verringern, als das Internet schon in der Schulausbildung der Kinder, eine gewichtiger werdende Rolle spielt!

"Bruder Klaus"
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 30. Dezember 2011 02:49
Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
"Bruder Klaus"

Die katholische in der Schweiz erscheinende Zeitschrift "Das Neue Volk" war offenbar auch eine, worin der Prälat Robert Mäder zu schreiben pflegte. Auch dem "Trost" ist dieser Umstand nicht entgangen. Auf diesen Herrn Mäder war "Trost" seit dessen Zeugen Jehovas-bezüglicher Schrift "Dynamit unterm Schweizerhaus", alles andere als "gut" zu sprechen.
Die Konsequenz die sich daraus ergab war offenbar auch die, bei passender Gelegenheit zurückzuschlagen.

In der "Trost"-Ausgabe vom 15. 12. 1941 war es dann wieder einmal soweit. Nachfolgende Dokumentation empfand "Trost" für so gewichtig, um sie auch ihren Lesern vorzustellen. Dabei durchaus mit im Hinterkopf habend. So könne auch dem Mäder wieder einmal - indirekt - eins ausgewischt werden.

Angesichts des Umstandes allerdings, dass auch die Zeugen Jehovas "vom Stamme nimm" sind, wirkt die da so vorgetragene Kritik eher banal bis belustigend. Aber bilde jeder sich seine eigene Meinung dazu.

"Trost" informierte seine Leserschaft über den nachfolgenden Sachverhalt:

"Bruder Klaus hilft"
"Durch die Fürbitte des sel. Bruder Klaus konnten wir eine Liegenschaft gut verkaufen. Ihm sei Dank für seine Hilfe.
6. August 41. A. B. Kt. Aargau."

"Dank dem sei. Bruder Klaus für glücklichen Ausgang einer gerichtlichen Verhandlung. Eine hl. Messe zu seiner Ehre war versprochen. 8. August 4. M. K. Kt. St. Gallen."
(Aus d. Organ der kath. Aktion "Das Neue Volk" Nr. 41, 1941)
"Bruder Klaus half meinem Sohn zu guter Stelle. Ihm sei Dank.
21. August 41. F. K. Kt. Luzern."
"Betet und bestürmt Gott weiter und inbrünstig um das Gnadengeschenk des Friedensheiligen Bruder Klaus. Sichtbar ist Gottes Huld uns nahe. Erhörungen mit genauer Adresse an das Pfarramt Sächseln, erbeten. Beitritt zum Bruder-Klausen-Bund wird bestens empfohlen. Die Bedingungen sind: Gebet und Heiligsprechung und ein Almosen an die Heiligsprechungskosten: Einzelperson jährlich Fr. l.-, ganze Familien Fr. 2.-. Einmalig und immerwährend Fr. 25.-, bezw. Fr. 50.-. Linnen und Bildchen gegen Rückportobeilage gratis."
("Das Neue Volk" Nr. 42. 1941)

Anmerkung (der "Trost"-Redaktion):
Besteht vielleicht ein Zusammenhang zwischen diesen erwarteten Beiträgen von l.- bis 50.- Fr.
und jener katholischen Erklärung "Der Heilige schläft nicht. Großäugig und weitherzig greift er vielmehr hinein in die gewaltigen Kämpfe der streitenden Kirche auf Erden." (Prälat Mäder).
Da "jene Stunde" am "Tage des Gerichts", da die Toten aus den Gräbern kommen, noch nicht vorbei ist, und also Bruder Klaus nach der Schrift noch im Tode "schläft", besteht also wohl sein "Weiterleben" und seine "Wirksamkeit sozusagen im unbiblischen Glauben mancher abergläubischer Kinder der "Kirche".
"Warum liest das Volk die Bibel nicht?", schrieben mit Recht die "Emmentaler Nachrichten". ...

"Bruder Meinrad hilft!"
"Übersende Ihnen Geld für eine hl. Messe zur Verherrlichung von Bruder Meinrad. Auf die Fürbitte der lieben Mutter Gottes von Einsiedeln und Bruder Meinrad fand ich Erhörung in einem schweren Anliegen. Eine hl. Messe und Veröffentlichung wurden versprochen. F. B. in O."
"Durch die Fürbitte des guten Bruder Meinrad hat
mein Sohn eine passende Lehrstelle erhalten.
B. N. in B."
("Das Neue Volk", Organ der kath. Aktion, Nr. 42, 1941)


Anmerkung: Nach einem Bericht in der folgenden Nummer dieses kath. Blattes arbeiten die "Heiligen" nicht durchwegs zusammen, wie oben; sondern es besteht anscheinend eine gewisse Mißgunst oder ein Wettstreit unter den um Hilfe Angerufenen. So lesen wir in Nr. 43:
"Vor einiger Zeit wurde die Mutter schwer krank ... Wir glaubten alle an ihr nahes Ende. Wir machten eine Novene zum hl. Herzen Jesu und zu Unserer lieben Frau von Lourdes. Es wollte nicht bessern. Aber wir vertrauten fest auf das Gebet. Nun begann ich eine Novene zum sel. Bruder Klaus. Am fünften Tag trat Besserung ein ... Der Arzt und die Schwestern sagten, es sei ein greifbares Wunder. Als Dank ließen wir eine hl. Messe lesen, und am 25. Mai machte ich eine Wallfahrt zum sel. Bruder Klaus.
Ich hatte dort viel zu danken. Möge Bruder Klaus bald heilig gesprochen werden. H. W. Bern."

Kommentarserie 1940

1941

Kommentarserie 1942

ZurIndexseite