Notizen aus Informator 1950

Der ZJ-Kongress der in New York für das Jahr 1950 geplant ist, wirft seine Schatten voraus. Die WTG suchte - weltweit - alle zu mobilisieren, die bereit wären, dorthin zu reisen. Auch im deutschen „Informator" wurde verschiedentlich die diesbezügliche Werbetrommel gerührt. Allerdings bestand für Deutschland noch ein wesentliches Handicap. Dass die Anreisenden, ihre Kosten voll aus eigener Tasche zu begleichen hätten, galt nicht nur für Deutschland. Dort aber bestand noch die zusätzliche Schwierigkeit, dass die WTG immer noch nicht wusste, ob bis zum Reisebeginn die Kosten auch in DM bezahlt werden könnten. Daher sah sie sich gezwungen, nur solche Interessenten anzunehmen, welche ausdrücklich erklärten, diese Kosten nötigenfalls auch in Devisen begleichen zu können. Das war für Deutschland in der Tat, eine nicht zu unterschätzende Hürde.

Da befanden sich die Schweizer schon mal in einer komfortableren Ausgangslage. Und so meldet denn der Schweizer „Informator" für Januar 1950 jubilierend, mehr als 50 Interessenten habe man in der Schweiz bereits für diese Reise nach New York zusammengetrommelt. In der Folge habe man bereits zum Termin ein Charterflugzeug fest anmieten können, und es sei geplant noch ein zweites Flugzeug zu mieten wenn sich genügend weitere Geschwister melden."

Angesichts dieser Aussage kann man sich unschwer ausmalen, welcher moralischer Druck da WTGseitig auf die Schweizer Zeugen Jehovas ausgeübt wurde. Zwar habe man für diese Charterflüge Rabatte im Vergleich zu den Standardflügen aushandeln können. Gleichwohl bleibt der Umstand bestehen, dass auch etliche Schweizer ZJ keinesfalls zu den finanziellen „Rockefellers" gehörten. Es sich also dreimal überlegen mussten, ob sie sich solch eine Reiseteilnahme überhaupt leisten können.

48.889 zusätzliche Verkündiger mehr als im Jahre 1948 habe man im Jahre 1949 weltweit gehabt, teilt der Schweizer „Informator" für Januar 1950 auch noch mit.

Nicht mitteilen tut er indes, welchen Anteil die Schweiz an dieser Zuwachsrate hatte. So seien diese Zahlen an Hand der Jahrbuchstatistiken auch noch genannt.

1948 wies die Schweiz eine Durchschnittsverkündigerzahl von 1660 aus.  1949 waren es dann deren 1933. Ergo eine Zunahme um 273.

Jene Zahl der 48.889 nennt der Wiesbadener „Informator" dann erst in seiner Februar 1950-Ausgabe.  Ergo seien auch noch die Vergleichszahlen für Deutschland mit genannt.

Für 1948 ist dort eine Durchschnittsverkündigerzahl von 29.172 ausgewiesen.  1949 habe diese Durchschnittszahl dann 38.897 betragen.

Ohne Zweifel dürfte die Zuwachsrate für jenen Zeitraum in Deutschland somit größer gewesen sein, als etwa in der Schweiz.

Die Zahlen für Österreich noch ergänzend.  1948 dort eine Durchschnittszahl von 1.286.  1949 dann 1.615.

Der „Informator" (Wiesbaden) für Februar 1950 bemängelt auch:

In gewissen Teilen des Landes scheint eine Neigung zu bestehen, vom Podium aus Gassensprache (Slang) zu gebrauchen. Die Wahrheit ist schön und kraftvoll, und die Gassensprache ist kaum das richtige Mittel, sie andern kundzutun."

Weiter ins Detail geht der „Informator" diesbezüglich allerdings nicht. Beachtet man den Erfahrungswert „Der Fisch fängt zuerst am Kopf an zu stinken", wäre auch auf den 1949er Waldbühnenkongress zu verweisen. Letztendlich ist die dort getätigte Aussage: „Wollen die Kommunisten das vollenden was die Nazis begonnen haben", auch diesem Bereich zuzuordnen. Es ist eine Frage, wie denn jene Aussage in objektiver Sicht zu werten ist. Eine andere Frage indes, sind die Folgewirkungen solcher öffentlichen Verlautbarungen. Zu den Folgewirkungen gehörte auch im Ostdeutschen Bereich, das da so mancher diesbezüglich noch schärfere Worte formulierte, einschließlich des „Abstürzens" in die Gossensprache. Damit setzte sich das System der „kommunizierenden Röhren" in unheilvoller Weise weiter fort.

Seinem Lieblingsthema, Aufpeitschung zum Pionierdienst, widmet sich die Februar-Ausgabe des „Informator" erneut.

Eine seiner Thesen dabei:  Wird durch Wunder für Pioniere gesorgt? Nein, obwohl es bisweilen auf ungewöhnliche Weise geschehen mag."

Wie sähe dieses auf „ungewöhnliche Weise sorgen" in der Praxis dann aus? Da lässt der „Informator" dann ziemlich unverblümt durchblicken, wer es schafft sich eine gewiefte Bettelmönchstrategie zuzulegen, indem er sich von anderen aus dem Zeugen-Milieu aushalten lässt, der könne dann wohl sagen, das für ihn auf „ungewöhnliche Weise" gesorgt werde. Zwar erfolgt eine direkte Aufforderung zur Bettelmönchstrategie nicht. Andererseits hat man aber überhaupt nichts dagegen, sollte in der Praxis jener Effekt eintreten. Das billigste Alibi dabei etwa, wenn sich das innerhalb einer Familie abspielt, indem einzelne Familienmitglieder - zugunsten der WTG - von anderen unterstützt werden.

Siehe aus der Neuzeit auch Fallbeispiel Freital

Und was jene anbelangt, die da nicht ganz so clever agieren, belehrt diese jene „Informator"-Ausgabe weiter,  „Umsichtige Pioniere werden wachsam sein, Literatur gegen Nahrungsmittel einzutauschen und in Saisonzeiten Nahrungsmittel zu konservieren."

Selbstredend hat die WTG auch jene mit im Blick, die aus sonstigen soziologischen Gründen, vielleicht etwas mehr Zeit der WTG opfern können, als jene die sich in der Tretmühle des Berufslebens befinden, wenn es dann die weitere Feststellung gibt, einige dieser Pioniere seien bereits 70 oder achtzig Jahre alt. Zwar orientiert man vordergründig auf die Jugend. Indes gibt es solche Verausgabungsfälle im Bereich der Älteren, sagt die WTG auch keinesfalls „nein".

Da das mit dem Pionierdienst doch in WTG-Darstellung eine der „leichtesten Übungen" sei, nutzt die WTG das ganze, um gleich mal ihre Forderungsschraube anzuziehen. Diesmal trifft es die sogenannten „Ferienpioniere". Bislang begnügte sich die WTG damit, wenn sich welche fanden, die das einen Monat lang im Jahr durchzogen.

Das ist ihr nun offenbar nicht mehr genug. Und so fordert denn diese „Informator"-Ausgabe für Februar 1950 auch glashart:  Anwärter sollten sich bereit erklären „mindestens zwei Monate in diesem Dienste zu stehen."

Und weiter:  „Wenn bei guter Planung 200 Stunden in zwei Monaten. voraussichtlich erreicht werden, wird die Gesellschaft dem Antragsteller die Pioniervorrechte für zwei Monate oder längere Zeit gewähren."

Die famosen „Pioniervorrechte" bestehen dann allenfalls im Imagegewinn für die Betörten in der örtlichen Versammlung, und das dürfte es dann auch schon gewesen sein.

Die März-1950-Ausgabe des „Informator" rührt weiter kräftigst die Werbetrommel für den New Yorker ZJ-Kongress des Jahres 1950. Zu ihrem grossem Bedauern muß die deutsche WTG erneut feststellen, eine Bezahlung der Reisekosten in DM sei weiterhin nicht in Sicht. Diesem Umstand ist es zuzuschreiben, dass die Schweizer WTG dadurch die Chance erhielt, zumindest bei diesem Thema, zu Brooklyns Musterschüler aufzusteigen. Ein Charterflugzeug mit 50 Plätzen hätte man ja bereits gemietet, wie bereits mitgeteilt wurde. Nun teilt der Schweizer „Informator" für März 1950 mit, die Zahl der fest angemeldeten Reiseteilnehmer sei mittlerweile auf 70 angestiegen. Man hoffe aber jenes Flugzeug auch noch voll zu bekommen, zumal wegen der Devisenumstände, sich auch einige ZJ aus den Nachbarländern, der Schweizer Reisegesellschaft anschließen würden.  Erwähnt wird auch, aus England werde es auch 630 Kongress-Reisende geben.

Hocherfreut zitiert jene Berner „Informator"-Ausgabe, Mister Knorr aus den USA habe den Schweizern geschrieben:  Es freut mich, dass so viele zum Kongress zu kommen gedenken. Wenn ihr zwei Flugzeugladungen haben solltet, wäre das ausgezeichnet."

Ein solches Lob war dann für die Herrschaften der Sorte „vorauseilender Gehorsam" besonders wertvoll. Und so hatten sie denn ihre rechte Motivation zum weiteren „Radfahren".  Nach oben ducken - nach unten treten!

Keinesfalls der Rubrik als „Aprilscherz" will die WTG ihre erneute Forderung in der April-1950-Ausgabe verstanden wissen:  Besuchet auch pflichtvergessene Verkündiger, gebrechliche und kranke, um ihre, Berichte über die zum Predigen verwendete Zeit zu erhalten."

Also selbst vor unter widrigen Umständen lebende macht der WTG-Vereinnahmungsdruck nicht halt. Fallweise werden die sich nicht gar so ausbeuten lassenden, dann noch als „Pflichtvergessen" beschimpft. Auf der gleichen Linie liegt auch die in derselben „Informator"-Ausgabe abgedruckte Forderung:  „Ferienpionier (sei) der bestmögliche Dienst ist, in welchem Kinder ihre Freizeit verbringen können."

Jubilierend meldet der „Informator" für Mai 1950, im März 1950 hätte es in Deutschland bereits 48.182 Verkündiger gegeben. Für den gleichen Zeitraum wird für die USA eine Zahl von 100.717 genannt.

26 Teilgruppen hätte man in New York bereits mit einer Gliederzahl von 3.904 Verkündigern. Was denen angesichts des bevorstehenden New Yorker Kongresses des Jahres 1950 noch bevorstand, als Quartiersucher, ist unschwer zu erraten.  Wegen jenes Kongresses teilt der „Informator" weiter mit, würden - weltweit - im Jahre 1950 von Januar bis August keinerlei Bezirksversammlungen stattfinden, die ansonsten angesagt wären. Die würden allesamt auf die Zeit nach dem New Yorker Kongress verschoben.

Sogar diese für WTG-Verhältnisse doch sehr ungewöhnliche Mitteilung konnte man in der Juni-Ausgabe 1950 des „Informator" lesen:  „Vom 31. Juli bis 14. August werden die Kreisdiener keine Gruppen bedienen. Gruppen, die schon eine Anmeldung des Kreisdieners für eine dieser beiden Wochen erhalten haben, können diese als aufgehoben ansehen und neue Datenangaben vom Kreisdiener erwarten."

Eine nähere Erläuterung dieser Anweisung gibt es zwar nicht. Berücksichtigt man aber den Termin des New Yorker Kongresses (30. 7 - 6. 8. 1950), so dürfte man wohl in der Einschätzung nicht sonderlich schief liegen, die WTG will ihre Apparatschicks (genannt „Kreisdiener") für diesen Zeitraum „Gewehr bei Fuss" wissen, um sie fallweise, kurzfristig neu instruieren zu können.

Auch auf die Zeugen Jehovas der Stadt New York und Umgebung, kam dann einiges zu. Am 13. 5. 1950 wurden 4.837 von ihnen, zu einer besonderen Versammlung unter den Auspizien von Mister Knorr beordert. Hauptthema die Zimmersuche für die zum Kongress Anreisenden.  Ungefähr zweitausend Geschwister aus Ländern außerhalb der Vereinigten Staaten und Kanadas (hätten sich) angemeldet. Mehr als fünfzig Länder und Inseln des Meeres werden am Kongreß New York vertreten sein."

Jubilierend äußert Mister Knorr auch noch:  „Dieses Jahr ist es nicht nötig, Hunderte von Pionieren für die Vorkongreßarbeit Monate vorher hereinzurufen, weil die Verkündiger von Groß-New York die Arbeit übernehmen."

Damit wird letztendlich zu Protokoll gegeben, dass er seine Lemminge fest im Griff habe.  Substanziell wird zu dieser Zusammenkunft vermerkt:  „Und so waren zur Zeit der Versammlung 8.700 Zimmer für Kongreßzwecke bestellt, die annähernd 20.000 Personen fassen können. Weitere Zimmer werden von andern Hotels in der Stadt erlangt, aber die meisten Kongreßbesucher werden in Privathäusern untergebracht."

Auch diesen Satz gibt es noch:  „Da nur geringe Hoffnung auf die Errichtung eines Wohnwagenlagers besteht, müssen noch viel mehr Zimmer in Privatwohnungen gesucht werden."  Das Thema Wohnwagenlager, wird in der Juli-Ausgabe 1950 des „Informator" dann noch dahingehend korrigiert, es gäbe ein Wohnwagen und Zeltlager doch noch. 56 km entfernt vom Kongresszentrum dem Yankee-Stadion.

Die weitere nicht unerwartete Instruktion bezüglich der Privatquartiere besagt:  „Das (deren Akquirierung) wird gut sein, denn in den Wohnungen der Leute kann ein Eindruck hinterlassen und ein Zeugnis gegeben werden."

Auch diesen drohenden Zeigefinger angesichts des Kongress-Spektakels gibt es wieder mal:  „Dies sollte jedoch unsere regelmäßige Diensttätigkeit während des Kongreßmonats nicht völlig überschatten."

Also weiter: Treppenterrier marsch!

Drohend vermeldet die Juli-Ausgabe 1950 des „Informator" erneut:  „Eine Person kann nur verkündigen, wenn sie laufend studiert und dann gedrängt wird, anderen von der Königreichsbotschaft zu erzählen."

Was die mit verwandte wörtliche Vokabel „gedrängt wird", verstand sich die WTG von jeher darauf besonders. Als Zahlenmaterial für ihre erpresserische Drängung wird dann noch genannt:  „Es gibt in verschiedenen Gruppen noch 50 bis 70 v. H. unregelmäßige Verkündiger!"

Die also erwartet nunmehr zum xten mal, eine konzentrierte „Drängung". WTG-Ziel dabei:  „Es sollte in den Gruppen keine Verkündiger mehr geben, die sich unregelmäßig am Dienste beteiligen."

Nicht im Wiesbadener wohl aber im Berner „Informator" für Juli 1950 gibt es bezüglich des New Yorker Kongrsses auch den Hinweis:  „Die Toiletten sind hei Kongressen stets überfüllt. Das Yankee-Stadion wird keine Ausnahme machen. Wenn ihr mit der Untergrundbahn ins Stadion fahrt, mag es euch dienlich sein, die öffentlichen Toiletten der Untergrundbahn zu benutzen, bevor ihr ins Stadion geht."

Wenn die Wiesbadener Ausgabe des „Informator" jene Meldung nicht mit übernahm, dann wohl deshalb, weil für die deutschen Zeugen Jehovas, die noch immer ungeklärte Devisenfrage, einen dicken Strich durch den WTG-Vereinnahmungsdruck zum Kongress-Besuch gemacht hatte. Diejenigen deutschen ZJ, die sich damals diese Reise tatsächlich leisten konnten, dürften weitaus weniger gewesen sein, als etwa die aus der Schweiz.

Gleichfalls nur in der Berner Ausgabe des „Informator" für Juli 1950, ist eine Polen bezügliche Meldung enthalten. Ihr zufolge, würden die polnischen Behörden, bei aus dem Ausland kommenden Postsendungen, umfängliche Beschlagnahmungen vornehmen. Daher: „wird angeregt, dass irgendwelche Verkündiger in diesem Lande, die an Leute in Polen Literatur versenden, in Polen anfragen sollten, ob die Literatur dort in Empfang genommen werde, und sollten eine entsprechende Bestätigung abwarten, bevor sie weiteres schicken."

Formal erweckt jene Meldung den Eindruck, dass mit den Beschlagnahmungen könnte ja auch andere Bevölkerungsschichten betreffen. Indes angesichts des ZJ-Verbotes in Polen noch vor dem in Ostdeutschland, dürfte man wohl nicht falsch liegen in der Einschätzung, diese Maßnahmen, seien besonders auf die Zeugen Jehovas abgestellt.  Ergo gab es auch für die Verbotssituation in Ostdeutschland genügend vorangegegangene Warnzeichen, was sich da so anbahnt!

Siehe auch Polen folgt nach Jugoslawien

Wer hätte das gedacht? Die Wiesbadener Ausgabe des „Informator" für August 1950 offeriert, mit der Angabe:  „Wir bitten die Verkündiger, durch die Gruppenorganisation zu bestellen." auch noch diverse WTG-Bücher aus der Rutherfordzeit.  „Gruppen und Verkündiger, die gern diese Publikationen der Gesellschaft in - ihrer Theokratischen Bibliothek haben möchten, können ihre Bestellung mittels des üblichen Bestellscheins (S-5-X) abgeben."

Da fragt man sich, wie dieses wohl möglich sei? Eine Erklärung wäre, die Nazis haben durchaus nicht alle geheimen WTG-Bücherlager enttarnen können. Und nun nach 1945, kann man deren Bestand weiter mit vermarkten.

Zu den Namentlich angeführten Buchtiteln welche da angeboten werden, gehört dann:

„Licht" Band I

http://wtarchive.svhelden.info/archive/de/Publikationen/1930_JR_Licht_1.pdf

„Licht" Band II

http://wtarchive.svhelden.info/archive/de/Publikationen/1930_JR_Licht_2.pdf

„Rechtfertigung" Band I

http://wtarchive.svhelden.info/archive/de/Publikationen/1931_JR_Rechtfertigung_1.pdf

„Rechtfertigung" Band II

Englischsprachige Variante: http://wtarchive.svhelden.info/archive/en/publications/1932_JR_Vindication_2.pdf

„Rechtfertigung" Band III:

Englischsprachige Variante: http://archive.org/details/VindicationVolume3ByJudgeRutherford

„Prophezeiung"

http://wtarchive.svhelden.info/archive/de/Publikationen/1929_JR_Prophezeiung.pdf

„Rüstung"

Englischsprachige Variante: http://archive.org/details/PreparationByJudgeRutherford

„Leben"

http://wtarchive.svhelden.info/archive/de/Publikationen/1929_JR_Leben.pdf

„Schöpfung"

http://wtarchive.svhelden.info/archive/de/Publikationen/1928_JR_Schoepfung.pdf

„Befreiung"

http://wtarchive.svhelden.info/archive/de/Publikationen/1926_JR_Befreiung.pdf

„Harfe"

http://wtarchive.svhelden.info/archive/de/Publikationen/1922_JR_Die_Harfe_Gottes.pdf

„Versöhnung"

http://www.sektenausstieg.net/read/7085

(Die Titelsortierung ist in ihrer Reihenfolge so, wie von der WTG aufgeführt).

Sollte man Aufforderungen zu Debatten annehmen oder nicht, ist eine weitere Frage, auf die der August-1950 „Informator" (Wiesbaden) eingeht. Seine Empfehlung geht eher in Richtung Nein, ohne aber auch die andere Variante des Ja, prinzipiell auszuschließen.

Die Hauptbefürchtung der WTG:  Die Initatoren solcher Dabatten seien „vor allem gewöhnlich daran interessiert, sich selbst bekannt zu machen".  Und man habe keineswegs die Gewissheit, dass Jehovas Zeugen am Ende als „strahlende Sieger" dastehen würden, denn:  „In einer Debatte wird ebensowie Irrtum wie Wahrheit dargeboten, und die Hörer, die oft durch glänzende Beredsamkeit beeinflußt werden, sind geneigt, ihre Entscheidung auf die äußerlich zur Schau getragene Redekunst einer Person zu gründen."

Sollte trotz diesem Abraten dennoch solch eine Debatte angenommen werden, belehrt die WTG deren Akteure:  „Es nützt wenig, der Gesellschaft um Rat zu schreiben, wenn solche Vorkehrungen bereits getroffen worden sind."

In einem Rückblick auf den New Yorker Kongress des Jahres 1950 notiert die September-Ausgabe 1950 des Schweizer „Informators" auch: Höhepunkt war die überraschende Offenbarung, dass manche von den andern Schafen, welche jetzt auf Erden weilen und in Jehovas Dienst beharren und ihre Lauterkeit direkt durch Harmagedon hindurch beweisen werden, das Vorrecht haben mögen, teilzunehmen an der Rolle der „Fürsten auf der ganzen Erde."

Ergo die WTG-Appartschicks sonnen sich jetzt in der Illusion sie wären die „Fürsten", zu deren Wohnstätte - einstmals in der Rutherford-Zeit ein eigenes "Haus der Fürsten" (Beth Sarim) errichtet wurde, in welches dann „passenderweise" Rutherford selbst einzog. Jenes „Beth Sarim" war aber mittlerweile eher klammheimlich wieder verkauft worden. Nicht nachdem man noch vorher in dem nach 1945 vertriebenen WTG-Buch „Die neue Welt" markig gedroht hatte:  „Die jüngsten Geschehnisse zeigen, dass die Religionisten der gegenwärtigen, dem Untergang geweihten Welt wegen des Zeugnisses, dass durch dieses 'Haus der Füsten' für  die Welt gegeben wird, mit den 'Zähnen knirschen.'"

Nun also war dieses verkündete „Zähneknirschen" für beendet erklärt worden und durch die neue Ententeichthese ersetzt, man selber sei jetzt die Fürsten.

Die "neu-alte "Fürstenproklamation" fasst die Oktober-Ausgabe 1950 des „Informator" in die Worte zusammen:  Jehova jedoch wird alle Menschen wissen lassen, daß die Weltvernichtung in Harmagedon näher ist als sie denken. Die Kundmachung dieser Warnung und das Ergebnis sind vor langem vorausgesagt worden: 'Heulet, denn nahe ist der Tag Jehovas; er kommt wie ein Dieb in der Nacht'".

Wer den von den Fürsten-Untergebenen nicht schnell genug an dieser „Heulet ..."Verkündigung teilnimmt den belehren die Oberfürsten via ihres „Informator" (immer noch die Ausgabe September 1950).  „Es wird angeregt, daß früh im Monat eine Liste der unregelmäßigen Verkündiger erstellt werde. Nachdem man diesen in den Dienst geholfen hat ..."

Um diese Art von „Hilfe" weiter zu unterstreichen haben sich die Oberfürsten dann noch ein anderes „Event" ausgedacht. Da sie ihr sogenanntes „Dienstjahr" jeweils im Herbst beginnen lassen (es versteht sich das es fürstlich angemessen sei eine eigene Kalenderzählung zu praktizieren, die sich von der säkularen Welt unterscheidet), lautete ihr neuester „Fürsten-Erleuchtungsblitz"  „Um intelligent auf eine Höchstzahl hinzuwirken, muß man erkennen, woher die Zunahmen kommen."

A ha!  Und die damals neueste Creation dazu war:  „Jeder Gruppe wird in der nächsten Zeit eine neue Gruppentabelle zugestellt für die nächsten zwei Dienstjahre, die mit 1. September 1950 beginnen.  Wenn jeder Verkündiger mit wachsamem Auge den Fortschritt der Gruppe verfolgt, wie ihn die Tabelle enthüllt, und sich dann persönlich bemüht, die Leistungen der Gruppe verbessern zu helfen."

Das bedeutete dann wohl nichts anderes, dass jeder Königreichsaal-Besucher permanent die Anpeitscher-Tabelle im Blick haben soll, wie beispielhaft auf diesem Königreichssaal-Foto:

Erneut rührt die Oktober-Ausgabe des „Informator" die Werbetrommel für den Pionierdienst. Man rechnet vor, bei einer von der WTG geforderten Zahl von 10 % müssten es in Westdeutschland eigentlich derer um die 3.000 sein.  Tatsächlich ausgewiesen sind nach dem Stand von August 1950 derer nur 1.778. Man kann sich unschwer ausmalen, dass die WTG ihren Vereinnahmungsdruck, diesbezüglich auch zukünftig fortsetzen wird.

Analog auch ihre Werbeaktion für den Eintritt in die Bethels. Zwischen 18 und 35 Jahren, ledig, gesund und keinerlei sonstigen Verpflichungen habend, hätten diese Kandidaten zu sein. Ein typisch Manchesterkapitalistisches Gebaren, angesichts der genannten Forderungen.

Manchesterkapialistisch auch ihre Verlautbarung in Sachen Flüchtlinge aus dem Osten. Das inzwischen vom Ostdeutschen Staat ein Verbot ausgesprochen wurde, dürfte sich auch schon bis in die Redaktion des „Informators" herumgesprochen haben, wenn es auch nicht direkt erwähnt wird. Aber auf die Folgewirkung einer Flüchtlingswelle kommt man sehr wohl zu sprechen. Und so doziert die Oktober-Ausgabe 1950 dann:  Es mehren sich die Fälle, daß aus dem Osten geflüchtete Geschwister sich persönlich oder brieflich an das Bethel Wiesbaden wenden, indem sie finanzielle oder materielle Hilfe erbitten."

Was hat man zu solcherlei Ansinnen zu sagen?  Offenbar nur dieses:  Wir machen darauf aufmerksam, daß uns das nicht möglich ist. ... „

Und weiter, sollte es vor Ort tatsächliche Hilfe als Ausnahmefall geben, dann aber nicht, weil die WTG diese etwa „organisiert" hätte. Davon ist sie weit entfernt. Diese Hilfe kann dann allenfalls auf der Basis des Mitleides basieren, oder noch wahrscheinlicher, generell unterbleiben.

Daher die weitere WTG-Belehrung:  Es sollte niemand unter den flüchtigen Geschwistern dieses beanspruchen noch als etwas Selbstverständliches ansehen. Wenn jemand es für recht hält, seinen Wohnort im Osten aufzugeben und nach Westdeutschland oder Westberlin zu gehen, so sollte er es tun mit dem Vorsatz, hier ganz und völlig seine eigene Last zu tragen und im Vertrauen auf den Herrn, ohne Ansprüche an die Gesellschaft oder die Mitverbundenen, seine neue Existenz aufzubauen."

Das einzigste wofür die WTG sich verwenden würde, wäre gegenüber dem Bürokratenapparat der Flüchtlingsalager zu bestätigen, dass es sich um einen Zeugen Jehovas handle, und dass es in Ostdeutschland eine Verfolgung selbiger gäbe. Das aber auch noch an die Bedingung geknüpft, dass ihre Nachfragen, über den eigenen Organisationsapparat ergeben hätten, es sei so.  Das gelte aber nur, das wird ausdrücklich mit angeführt für solche Geschwistern, so weit sie uns wirklich bekannt sind."

Da diese Nachfragen dann ja über die Untergrundstrukturen in den Osten geleitet werden, besteht durchaus die Option, dass da einige „auf der Strecke liegen bleiben". Die haben dann halt Pech gehabt. Das ganze Verfahren diente ohnehin nur dazu, gegenüber den westlichen Behörden den geforderten Status als politischer Flüchtling zu besorgen. Wer diesen Status nicht zuerkannt bekam, der hatte dann beispielsweise noch weitere Schwierigkeiten, etwa beim Thema Wohnungs- und Aufenthaltsgenehmigung usw.

Man vergleiche auch Knastmauke

Man habe eine erneute Pionierstunden-Kontrolle für das Jahr 1950 vorgenommen, teilt der „Informator" für November 1950 mit. Nun muss man wohl um diese Zahlen richtig einschätzen zu können, den zugrunde liegenden Pionierbestand beachten.

Per September 1950 werden - für Westdeutschland - 1370 Pioniere und 4 Sonderpioniere ausgewiesen. ´Für den gleichen Zeitraum besagen die Zahlen für die Schweiz:

33 Pioniere und 12 Sonderpioniere. Im Gegensatz zu den allgemeinen Pionieren erhalten die Sonderpioniere WTGseitig eine gewisse finanzielle Entschädigung. Da fällt schon mal die Diskrepanz den Anteil der Sonderpioniere betreffend, zwischen Deutschland und der Schweiz auf.

Bei einer Pionierstunden-Kontrolle für das Jahr 1949 meldete die WTG noch 92 % aller Pioniere in Deutschland hätten den WTGseitig geforderten Zeitaufwand erbracht. Diese Zahl ist nun für Deutschland in Jahre 1950 auf 65 % abgesackt! Für die Schweiz betrage jene Zahl im Jahre 1950 75,9 %.

Dann gliederte die WTG diese Zahlen noch weiter auf.  Weitere 2 % hätten in Deutschland des Jahres 1949 mit einem Stundendurchschnitt von 94 - 99 Stunden pro Monat, jene WTG-Quote etwas verfehlt.

Besagte Gruppe der „Geringfügig Verfehler" sei aber in West-Deutschland des Jahres 1950 auf 31 % angestiegen! Die Schweiz beziffert diese Kategorie für 1950 auf 11,1%.  Dann war für Deutschland des Jahres 1949 noch von 6 % die Rede denen weitere 6 Monate eingeräumt würden, damit sie ihre Stundenzahl verbessern können."

Davon will die deutsche WTG im Jahre 1950 indes nichts mehr wissen, und stellt dazu kategorisch fest:  „Das 4 Prozent zufolge ihrer Berichte und Umstände in die Reihen der Gruppenverkündiger versetzt wurden."

Die Schweiz hingegen beziffert ihren Anteil dieser Gruppe mit 0 %.  Allerdings mit der „Fußnote" in der Schweiz:  Mit Ausnahme von einem Sonderpionier in der Schweiz, der seine WTG-geforderte Stundenzahl auch nicht erreicht hätte.

Das 1945 in Englisch bereits erschienene WTG-Buch „Theokratische Hilfe für Königreichsverkündiger", sei nunmehr auch in einer deutschen Ausgabe erhältlich, teilt die November-Ausgabe des „Informator" weiter mit. Selbiges sei aber weniger für die breite Öffentlichkeit bestimmt, sondern vorrangig für die Zeugen Jehovas selbst. Pauschal kann man es als eine Art „Schmalspur-Theologie-Kurs" für die Zeugen selber bezeichnen. In ihrem Predigtdienst kämen sie ja auch mit Menschen in Berührung, mit vielerlei anderem religiösen Background. Da lasse sich eine Minimal-Information für die Zeugen Jehovas selber, nicht ganz vermeiden, so das WTG-Kalkül

Nebst rhetorischen Hinweisen, wie sie dann namentlich in der sogenannten „Theokratischen Predigtdienstschule" weiter ausgebaut wurden, und denen man auch in diesem Buche begegnet, weiter allgemeinen Bibellexika-Hinweisen, finden sich dann auch einige knappe Hinweise auf andere am Markt befindliche Konkurrenz-Religionen.

Eine frühere Notiz in Sachen jenes Buches notierte bereits, in ihm wurde auch die vorangegangenen Rutherford'schen Hassthesen „dezent" beseite gesetzt.

Aus der Rutherfordthese man sei keine Religion, wurde nun die These, Religion sei man schon, aber eben "wahre Religion" während alle anderen "falsche" Religion seien.

Besprochen werden in ihm auch solche Religionsformen wie die „Christadelphianer" in den USA in geringer Zahl vorhanden, im deutschsprachigem Raum nahezu bedeutungslos. Wobei es der WTG insbesondere dabei auch angetan hat, dass die Ablehnung der Trinitätslehre, auch zu ihren Merkmalen gehöre.

Was das Zeugen Jehovas übliche Frage und Antwortspiel bei ihrem sogenannten „Wachtturm"-Studium anbelangt, erfährt von in diesem Buch (S. 194) per englischem Wachtower" vom 1. 10. 1942 eingeführt.

Hitlers Eroberungspolitik wird in ihm als „im Auftrag der katholischen Kirche durchgeführt" dargestellt.

Nun wurde der Nazi Alfred Rosenberg, in Folge seines im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozesses erhaltenen Urteils hingerichtet. Pauschal könnte man dazu dann auch noch sagen, angesichts eines von Rosenberg in der Nazizeit herausgegebenen umfänglichen „Handbuchs der Romfrage", er dürfte sich wohl bei dieser WTG-These, „noch heute im Grabe umdrehen".

Ein Charakteristisches Zitat aus der Einleitung selbigem, das im Gegensatz zur Wolkenkuckucksheim-These der Zeugen Jehovas steht.

Bezüglich der „Bezirksversammlungen" des Jahres 1950, die allesamt terminlich nach dem New Yorker ZJ-Kongress des Jahres 1950 angesetzt wurden, teilt der „Informator" für Dezember 1950 mit.  Man habe eine Gesamt-Anwesendenzahl von 37.151 (und beim öffentlichen Vortrag von 58.184) gehabt.

Davon entfielen auf Frankfurt/M.: 19.601 (öffentlicher Vortrag 26.645).

Hamburg: 9.300 (öffentlicher Vortrag 14.300) und

Westberlin 8.250 (öffentlicher Vortrag 17.339).  Namentlich die Veranstaltung in Westberlin war in der Hauptsache für die Zeugen Jehovas in Ostdeutschland konzipiert. Nun war aber inzwischen das Ostdeutsche Zeugen Jehovas Verbot eingetreten, und in der Folge - im Vergleich zur 1949er Waldbühnen-Veranstaltung - auch ein Rückgang der Besucherzahl. (1949: 17.232; öffentlicher Vortrag 33.657).

„Druckpapier ist wieder sehr knapp geworden und die Preise sind um 50 Prozent und mehr gestiegen, was natürlich unsere Produktionskosten beeinflußt", teilt diese „Informator"-Ausgabe desweiteren mit, daher werde zum 1. 1. 1951 eine Preiserhöhung für die in der Öffentlichkeit abgesetzten WTG-Bücher angesetzt von 1,50 auf 2.00 DM; bzw. drei Bücher zum Vorzugspreis von 5,00 DM.

Indessen den Abonnementspreis für den „Wachtturm" belasse man weiter bei 5,00 DM pro Jahr. Das auch aus dem Grunde, für 1951 sei ein „13. Wachtturm-Feldzug" angesetzt.  „Die Quote für diesen Feldzug ist auf 2 Abonnements für jeden Gruppenverkündiger und 16 für jeden Pionier festgesetzt worden."

Also das WT-Abonnement-Aufschwatzen solle weiter gehen. Getreu dem Motto: „Auch Kleinvieh mache Mist" meint man trotzdem mit diesem Kostensatz „über die Runden zu kommen". Zumal denjenigen die sich da erstmalig ein WT-Abbonnement aufschwatzen lassen, zu gewärtigen haben. Es bleibt nicht bei diesem Abonnement. Seine Realisierung wird durch die Zeugen Jehovas vor Ort vorgenommen. Und die werden einiges daran setzen, auch noch „Folgegeschäfte" anzuleiern. Etwa den genannten Buchverkauf und anderes mehr. Nun kann man sicherlich nicht unterstellen, das die Erzielung materiellen Gewinnes das vordergründige Ziel dabei sei. Es ist dann analog wie etwa bei den heutigen „Kostenlos-Angeboten" im Internet. Wer sich auf die einlässt wird in der Folge auch noch erfahren:

„Kostenlos pflegt selten 'umsonst' zu sein."

1950er Rückblick

Informator 1949

Informator 1951

Volle Fahrt voraus - auf das nächste Felsenriff

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