Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Offener Brief von Gerhardt Hempel

an Helmut-Dieter Hartmann

Man vergleiche auch: Hartmann

Hartmann's Vereinnahmung

Eine den Zeugen Jehovas zuzuordnende Versandbuchhandlung machte im Dezember 2000 ein bemerkenswertes Angebot. Bestellte man dort ein Exemplar des Hartmann-Buches so kostet das 25,-- DM. Ist man hingegen bereit gleichzeitig fünf Exemplare davon abzunehmen, erhielt man die für den halben Preis - also insgesamt 125,-- DM. Damit will obiger Autor und Selbstverleger seinen Absatz ankurbeln. Aber wie gesagt, zur Bedingung macht er, Mindestabnahme von fünf Exemplaren, ansonsten gibt es keine Ermäßigung.

Nun hat sich ein Leser des Hartmann-Buches gefunden, der es nicht nur gelesen hat, sondern sich auch bemüßigt fühlte dem Autor einen Brief zu schreiben, einen ziemlich langen sogar. Im allgemeinen sind ja Autoren über solche Leserpost durchaus erfreut. Ob das im vorliegenden Falle auch so sein mag, kann man immerhin anzweifeln. Findet sich doch darin auch ein Satz wie dieser:

"Dadurch haben wir es mit der WTG mit einem totalitären System zu tun, das in bestimmten Punkten dem SED-Regime der ehemaligen DDR gleicht - ja, sogar dem NS-Regime: Wer sich nicht gleichschalten lässt, dem blüht ... - dort als "Staatsfeinde" gebrandmarkt, hier als 'Feinde Gottes'".

Das der Leserbriefschreiber durchaus ein Anrecht darauf hat, ein solches Urteil auszusprechen, wird spätestens dann deutlich, wenn man seinen langen Bericht bis zum Ende durchgelesen hat. Dieses Angebot gilt nicht nur dem Herrn Hartmann; auch anderen steht es frei dies jetzt hier zu tun:

Gerhardt Hempel  ...  78166 Donaueschingen

Dezember 2000

Herrn
Helmut-Dieter Hartmann
21406 Melbeck

Sehr geehrter Herr Hartmann,
kürzlich erhielt ich leihweise Ihr Buch - Die Zeugen Jehovas - eine Herausforderung -; dass es ausgerechnet zu mir gelangte, berührt mich schon irgendwie sonderbar. Ob ich richtig liege, wenn ich daraus folgere, Ihnen schreiben zu müssen, weiß ich nicht. Da Jünger Jesu gehalten sind, untereinander Wahrheit zu reden (Eph 4,25), halte ich es für angebracht, Ihnen einiges zu unterbreiten.

Zuerst möchte ich den enormen Zeit- und Kraftaufwand würdigen, der nötig war, um ein solches Buch zu schreiben. Das kann ich einigermaßen nachempfinden, weil auch ich schon ähnliches unternommen habe. Ihre Objektivität hat mich tief berührt - an manchen Stellen sogar aufgewühlt, dass ich abbrechen musste und erst nach einer größeren Pause und innigem Gebet und Flehen das Lesen fortsetzen konnte. Weshalb eine derartige Reaktion? Bislang war mir gut bekannt: Voreingenommenheit und Vorurteile können den Blick auf bestimmte Tatsachen gewaltig verbauen - dass auch Objektivität ein solches Ausmaß erreichen kann, dass sie die gleiche negative Wirkung hat, das ist mir ganz neu. Damit Sie mich besser verstehen können, möchte ich Sie so gerafft wie möglich mit meinem "Werdegang" bekannt machen:

1 (die fortlaufende Zahl soll die Zuordnung erleichtern, falls Sie mir tatsächlich antworten wollen).

Anfang 1925 geboren, evangelisch getauft, begann für mich mit acht Jahren die Berieselung mit der NS-Ideologie. Bald wurde ich Pimpf und mit 10 oder 12(?) Hitler-Junge. Kaum 17 vollendet rückte ich im April 1942 ein und half "siegen": nach Holland, Polen, Russland kam ich nach Frankreich und im Juli 1944 schwerverwundet in amerikanische Gefangenschaft.

2
Als ich im Dezember 1946 in meine Heimat (sowjet. Besatzungszone) zurückgekehrt war, hörte ich, dass es Menschen gab, die lieber sich selbst erschießen ließen, als sich zum Töten ausbilden zu lassen . Das weckte mein Interesse derart, dass ich jenen regelrecht nachlief. Das waren die "Bibelforscher", wie sie zu jener Zeit noch allgemein genannt wurden. Bereits im August 1947 ließ ich mich taufen und wurde bald ein eifriger Verkündiger und bald auch "Diener" mit vielen "Dienstvorrechten".

3
Meinen Schwiegervater konnte ich nicht kennenlernen, weil er im April 1935 vom Abendmahl weg wegen illegaler Tätigkeit für die Bibelforscher inhaftiert wurde, und am 9. Nov. 1935 ist er im KZ Sachsenburg an Genickstarre gestorben worden. Meine Frau war damals neun Jahre alt; dass für sie als Tochter eines "Staatsfeindes" das Leben nicht immer einfach zu bewältigen war, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung. Schließlich war aber die Nazi-Diktatur zusammengebrochen.

4
Bis etwa August 1950 konnten wir uns in der DDR ungestört versammeln und auch "von Haus zu Haus" gehen. Nachdem das "Werk" 1950 verboten wurde, wirkten wir im Untergrund. Mitte August 1957 wurde ich frühmorgens von Stasi-Beamten abgeholt und einem etwa 10-stündigen Verhör unterzogen, wobei mir u.a. nachgewiesen wurde, dass ich mehrmals als "Kurier" Wachtturm-Publikationen von West-Berlin in die DDR geschmuggelt hatte. Unerklärbar war, dass sie mich am Abend wieder nachhause fuhren. Das deuteten wir als Fingerzeig, sodass wir uns nach Rücksprache mit dem Versammlungsdiener mit unserem 2-jährigen Sohn nach West-Berlin absetzten.

5
Als wir sahen, dass im "Westen" die Literatur-Verbreitung im Vordergrund stand, waren wir ziemlich enttäuscht. Zufolge des Verbots in der DDR waren wir gewohnt, ausschließlich mit der Bibel zu "missionieren". Obwohl wir die ersten Jahre im Westen viele Probleme bewältigen mussten, waren wir eifrig tätig und ich bekam bald wieder viele "Dienstvorrechte". Doch im Laufe der Jahre wurden uns immer mehr Ungereimtheiten in Lehre und Praxis bewusst. Auch hatten wir beide gewisse Zweifel, von denen wir nicht los kamen. Bei meiner Frau ging es vor allem darum, dass alle Andersgläubigen mehr oder weniger verteufelt wurden. Und ich hatte große Schwierigkeiten mit der "biblischen Chronologie" der WTG. Doch gehorsam wie ich war, wartete ich darauf, dass Jehova für Richtigstellung sorgt - das war ja die gängige Empfehlung bei derartigen Schwierigkeiten. Bewusster "innerer" Weggang begann Mitte der 1960-er Jahre mit dem "1975"-Rummel. Doch selbst zu dieser Zeit war ich noch derart "organisationshörig und -gläubig", dass ich einen Gemeinschaftsentzug auf keinen Fall riskieren wollte - verhielt mich also entsprechend vorsichtig. Das Gewissen lässt sich jedoch nicht auf Dauer vergewaltigen, es sei denn man tötet es ab (1 Tim 4,2).

6
Ein gewisser Höhepunkt war dann im Juni 1978 erreicht: Bei der Zusammenkunft des Kreisaufsehers mit der Ältestenschaft (ich war gerade im damaligen rotierenden System "vorsitzführender Aufseher), stellte ich aus gegebenem Anlass die Frage, können wir noch immer an dem festhalten, was wir in Verbindung mit 1914 lehren? . Daraufhin brach ein Streit los - hätte ich es nicht selbst erlebt, würde ich so etwas unter "christlichen Brüdern" nicht für möglich halten. Daher verlangte ich, unverzüglich von allen Dienstämtern entbunden zu werden - bis zur Entbindung vergingen aber noch 7 Monate.

7
Schon lange regte sich in mir Widerstand gegen den Umgang der WTG mit dem zivilen Ersatzdienst. Als dann im April 1979 ein junger Bruder, der mir sehr nahe steht, ausgeschlossen wurde, weil er mit gutem Gewissen in einem Altenheim Zivildienst leistete (was ja noch bis Frühjahr 1996 streng verboten war), legte ich sowohl der Ältestenschaft wie auch der leitenden Körperschaft ausführlich dar, dass die Bibel und auch die WT-Publikationen diesen Dienst eher befürworteten als ihn zu verbieten. Dabei musste ich endgültig erkennen, dass man dort nicht mit derartigen Argumenten ankommen kann, wenn es der von der lei. Kö. festgelegten Ideologie zuwider läuft. So blieb mir kein anderer Ausweg als mich von der "glücklichen Neue-Welt-Gesellschaft" zu trennen. Das war 1979/80. Schließlich fanden sie einen Aufhänger - einen ziemlich absurden, um mich 1983 auch noch "offiziell" auszuschließen - ich habe Herzen Argloser verführt . Wodurch?

8
Zwei "Schwestern" (beide Mütter von Ältesten), keine Neulinge, bezweifelten, das laut WT Gott, Christus und das Königreich bereits über die Erde herrschen. Daher stellte ich mit 1950 beginnend bis 1978 einige Auszüge zusammen, die alle das gleiche aussagen: >Im Herbst des Jahres 1914 [...] Zum ersten Mal nun in nahezu sechstausend Jahren ist hinsichtlich der ganzen Erde eine neue theokratische Regierung im Dasein. [...] und wiederum gab die göttliche Souveränität einer theokratischen Regierung die Macht, die Herrschaft über die ganze Erde zu übernehmen. [...]< (WT-1. Juli 1952, S. 204). Meine Frage an diese "theokratischen Richter": Wenn ich aus dem WT zitiere, verführe ich Herzen Argloser? Nein, das steht ja im WT, sondern durch das, was du darunter geschrieben hast . Was war das? Folgendes hatte ich den zwölf Zitaten angefügt: Gott herrscht also [gemäß WT] seit mehr als sechzig Jahren wieder hinsichtlich der Erde; und dennoch hat die Hälfte (!) der Menschheit keine oder nur eine sehr geringe Gelegenheit, die "gute Botschaft vom aufgerichteten Königreich" zu vernehmen - - -.

Mit keiner Silbe wurde danach gefragt, was ich von der Bibel halte, ob ich noch am Glauben festhalte - es ging ausschließlich um das "Vertrauen und den Gehorsam der Organisation" gegenüber!?

9
Inwieweit solche Femegerichte in Übereinstimmung mit der Bibel sind, ist wohl leicht herauszufinden: Wo wurden im alten Israel "Gerichtsfälle" verhandelt? Im Tor der Stadt; alle, die es wollten, konnten den ganzen Ablauf mitverfolgen. Und der Herr Jesus ordnete als letzten Schritt einem Sünder gegenüber an: [...] sprich zu der Versammlung [Gemeinde]. [...]" (Mt 18.15-17). Wird das von der WTG respektiert?

10
Rigoros wird das Wort des Herrn abgeändert in: sag es den Aufsehern/Ältesten als Vertreter der Versammlung . Und so sitzt dann der/die - zu Recht oder zu Unrecht - "Beschuldigte" ganz alleine, ohne jeglichen Rechtsbeistand mindestens drei Männern gegenüber. Diese werden Rechtskomitee genannt. Sie sind gleichzeitig - wie die Hohenpriester bei Jesus - Ankläger, Zeugen und Richter. Und ihr "Urteil ist das Urteil Gottes, das die Versammlung respektieren muss"! Anlässlich der "Dienstzusammenkunft" wird dann verlesen: Herrn/Frau ... wurde wegen unbiblischen Verhaltens die Gemeinschaft entzogen. Außer den Aufsehern weiß niemand, ob wirklich biblische Grundsätze verletzt wurden.

11
So wird den schlimmsten Vermutungen und Verdächtigungen Tür und Tor geöffnet. Und der "Beschuldigte" kann niemals beweisen, was tatsächlich gesprochen wurde - er steht ja allein gegen drei!? Nach der Bekanntgabe wird jeweils noch ein Kurzvortrag gehalten, der das Urteil begründen soll. In meinem Fall hat der Redner sinnigerweise dabei u.a. vorgelesen: Man wird euch aus der Synagoge ausschließen. Ja, die Stunde kommt, da jeder, der euch tötet, meinen wird, er habe Gott einen heiligen Dienst erwiesen." (Joh. 16,2). Und ein Gemeinschaftsentzug ist ja gewissermaßen ein Ersatz für die Steinigung. Ob jemand in der Versammlung das richtig mitbekommen hat, darf bezweifelt werden. - Gerne bin ich bereit, Einzelheiten zu solcher Verfahrensweise nachzureichen.

12
Trotz allem sind wir absolut nicht daran interessiert, Personen, die sich in der "Organisation" wohlfühlen, zum Weggehen zu bewegen. Auch halten wir es nicht für unsere Aufgabe, gegen die WT-O. "Krieg" zu führen - denn da müssten wir gegen viele "christliche" Einrichtungen vorgehen, die offensichtlich in manchem die Lehre des Christus" verlassen haben. Gestützt auf Apg 17,11 und 1 Thess 5,19-22 bemühen uns gut zu differenzieren, statt einfach alles über Bord zu werfen, was wir dort lernten. Und noch etwas: aus drei Gründen verwende ich lieber die Bezeichnung "WT-Zeugen":

1. will ich vermeiden, den Namen Gottes in unwürdiger Weise [zu] gebrauchen" (2 Mo 20,7);
2. sind die "Verkündiger" ja mehr WT-Zeugen als ZJ und
3. im WT - 15. Sept. 1960, S. 564/18 heißt es: [...] Jehovas Wachtturm-Zeugen erwiesen sich als wachsame, geistige Wächter.[...] .Wenn ich oben schrieb, dass selbst Objektivität ein solches Ausmaß erreichen kann, dass sie den Blick auf bestimmte Tatsachen gewaltig verbauen kann, so stoße ich bereits auf S. 9 auf eine entsprechende Bestätigung. Da schreiben Sie, dass Sie "tiefste Abneigung gegen jegliche Form der pauschalen Verurteilung empfinden" und führen dazu "2. Mose 20:16" an. Nun haben Sie aber ein Buch geschrieben, das sich an vielen Stellen wie eine Selbstdarstellung der WTG liest. Und genau diese Gesellschaft ist doch Meister in pauschaler Verurteilung!

14
Die WTG verurteilt pauschal alle als "Abtrünnige", die unweigerlich in Harmagedon für ewig vernichtet werden , wobei es für sie überhaupt keine Rolle spielt, ob es sich um solche handelt, die die Bibel höher achten als den Wachtturm, oder um jene, die einwandfrei 2 Joh. 9 entsprechen oder die die Nachfolge Jesu Christi total aufgegeben haben. ...

15
Natürlich kann ich nur für mich selbst sprechen: ich bin noch lange nicht in dem Stand, in dem ich als Jünger Jesu sein sollte. Aber ich stehe heute enger in der Lehre des Christus" als jemals zuvor. Und wenn ich ein "Abtrünniger" bin, befinde ich mich in "guter" Gesellschaft. Wenn Sie die Geschichte der ZJ aufmerksam und unvoreingenommen studieren, dürften Sie bald erkennen, das der Gründer der Bibelforscher-Vereinigung ein "Mehrfach-Abtrünniger" war. Die WTG hat mindestens zwei offizielle Selbstdarstellungen herausgegeben - 1959/60: JEHOVAS ZEUGEN IN GOTTES VORHABEN (318 Seiten) und 1993: JEHOVAS ZEUGEN VERKÜNDIGER DES KÖNIGREICHES GOTTES (750 Seiten) - auf letzteres beziehen Sie sich ja in ihrem Buch; bei ersterem finden Sie etwa ab der Seite 15 das, was im neueren ab S. 42 erscheint. Auch alle ZJ, die nicht in ZJ-Familien geboren wurden, sind ihren vorherigen Gemeinden gegenüber "Abtrünnige" geworden.

16
In beiden Büchern wird die Geschichte der WTG so dargestellt, als handele es sich schon von Anbeginn an um ZJ, obwohl sie sich erst ab 1931 diesen Namen zugelegt haben. - Ob das korrekt ist? Allerdings dürfte statt zugelegt "angemaßt" treffender sein: Wenn man Jes 43 schon ab Vers 1 aufmerksam liest, muss einem doch die Frage in den Sinn kommen, ist da ein einziger Gedanke enthalten, der berechtigterweise auf die Internationale Vereinigung ernster Bibelforscher anwendbar wäre ? Zudem steht geschrieben: [...] aber seine eigenen Knechte wird er mit einem anderen Namen nennen" (Jes 65,15). Welche Gründe mag wohl der "Richter" Rutherford (und seine "Volkskammer") gehabt haben, den Namen zu ändern? Mir fallen zwei ein:

1. Die Masse der Anhänger sollte ja gar nicht "eigenmächtig" in der Bibel forschen.
2. Es musste ja ganz klar herausgestellt werden, dass alle Christen außerhalb der "Organisation" keine "wahren" Christen sind, die deshalb alle in die Vernichtung gehen müssen - "tiefste Abneigung gegen jegliche Form der pauschalen Verurteilung"?!

17
Bestimmt ist es kein Geheimnis, dass die WTG die gesamte Christenheit pauschal richtet und verurteilt. Nur einige Beispiele: "Auch du kannst HARMAGEDON ÜBERLEBEN [...]" (WTG-Buch 1958):
>S. 53 [...] Die Christenheit gibt vor, das Volk Gottes zu bilden, aber sie setzt sich aus Leuten zusammen, die nicht gemäß dem Buche Gottes, der Heiligen Schrift, leben, sondern auf den Wegen der heidnischen Nationen wandeln. Die Christenheit ist in ihrem Anspruch, christlich zu sein, heuchlerisch. [...] Gott haßt Heuchler, [...] Demzufolge haßt Gott die Christenheit. Bald wird sie mit der übrigen Welt vernichtet. - Spr. 6:12-19.
S. 109 [...] das Religionssystem der Christenheit wurde durch den Tempel von Jerusalem vorgeschattet. Als daher Jesus seine Prophezeiung über den Tempel in Jerusalem aussprach, wies er auf die Vernichtung der Religionsorganisation der Christenheit hin [...]<

Es ist kaum zu übersehen, dass die WTG stets die negativen Prophezeiungen über das Volk Israel auf die Christenheit und alle positiven auf sich selbst bezieht!?

18
Aus JEHOVAS ZEUGEN IN GOTTES VORHABEN (1960)
>S. 79 [...] Die Spuren des Antichrists wurden von seiner Geburt an bis zu seinen durch die Abgefallenen, die katholische und die protestantische Geistlichkeit, damals verübten Taten verfolgt, wodurch geoffenbart wurde, daß diese Agenten des Teufels nun darauf ausgingen den Überrest des Samens Christi, die Gesalbten, die den Fußstapfen Jesu folgen, zu vernichten.
S. 101 [...] In der Zeit vor 1878 war die Namenkirche auf der Erde mächtig geworden. Zur Zeit des Jahres 1878 wurde Gottes Gunst den nominellen Systemen entzogen. [...] (wX 1923, S. 23-25)<
Also ruhte bis dahin Gottes Gunst auf der Namenkirche - - -.

19
Nun noch etwas aus jüngeren WTG-Publikationen - WT-1. Februar 1980, Überschrift auf S. 23:
>GOTTES GERICHT AN DEN FALSCHEN PROPHETEN DER CHRISTENHEIT<
>[...] wie für die Stadt Jerusalems damals [z.Z. Jeremias], so sind auch für die Christenheit heute die letzten Tage ihres langen Bestehens angebrochen.< (WT-1. März 1980, S. 23).

>Zur Zeit Jeremias verblieben den Judäern noch 18 Jahre, bis die Babylonier die heilige Stadt Jerusalem zerstörten. Wieviel Zeit verbleibt nach den 60 Jahren Tätigkeit der neuzeitlichen Jeremia-Klasse [wer ist das wohl?] heute noch der Christenheit, dem Gegenbild Jerusalems, [...]? (Matth. 24:21,22).< (WT-1. Mai 1980, S. 18)

>Der traurige Zustand der Christenheit stellt eine Parallele zu dem des Volkes Israel in den Tagen Jesajas dar, denn die Christenheit behauptet, die Israeliten als auserwähltes Volk Gottes abgelöst zu haben< (WT-15. Februar 1981, S. 13).

Ist derartiges etwas anderes als "pauschale Verurteilung"?

20
Vielleicht drückt man sich inzwischen aus Zweckdienlichkeit etwas vorsichtiger aus, um eine bessere Ausgangsposition für die Anerkennung als KdöR zu schaffen; wobei es wohl hauptsächlich um Geld geht. An der Gesamthaltung der WTG hat sich aber bestimmt nichts geändert.

21
" Man darf nicht außer acht lassen, daß ein ... Reformprozeß (in der eigenen Kirche) Ängste erzeugt. [...]"" (S. 11) - Genau diese Angst herrscht in den Elfenbeintürmen der WTG! Es ist nicht auszudenken, was passieren würde, wäre die WTG plötzlich bereit, sich wirklich an der "Organisation" der eigenständigen Gemeinden des ersten Jahrhunderts zu orientieren, so wie sie im NT dargestellt wird?

22
"Das Buch der ZJ Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben" und später Erkenntnis, die zum ewigen Leben führt" wurde der Mittelpunkt meines Bibelstudiums [...] Niemals wurde mir eine Frage als unpassend abgewiesen. Die vorgenannten Titel waren und sind keineswegs für ein Bibelstudium mit den ZJ obligatorisch, da alle ihre Publikationen direkt zur Bibel führen." (S. 12) -

23
"alle ihre Publikationen direkt zur Bibel führen"? - ob folgendes in der Bibel zu finden ist?:

Beginn der Zeit des Endes" 1799? - Die Zeit der zweiten Gegenwart des Herrn datiert von 1874 an? - dann aber auf 1914 verschoben?

Auferstehung der "alttestamentlichen Überwinder" 1925 = Beginn des "goldenen Zeitalters"?

Mitte der 1950-er Jahre wurde der baldige "Schlusskampf" gegen Satan propagiert - Angriff Gogs?

Für 1975 wurden Erwartungen geweckt, dass Harmagedon unmittelbar bevorsteht, was allerdings gerne geleugnet wird. - für alles gibt es eindeutige Belege in der WT-Literatur.

- !!! 5. Mose 18,20-22 & Apg 1,7 !!! -

24
Es ist also mehr als fragwürdig, "alle ihre Publikationen würden zur Bibel führen". Wie steht es denn mit dem "stets heller werdenden Licht"? - aus JEHOVAS ZEUGEN IN GOTTES VORHABEN:
>S. 91 Sie hatten [um 1919] die irrige Ansicht, dass die irdischen Regierungen als die höheren Obrigkeiten" anzusehen seien [...] Römer 13:1 (NW).
S. 124 [...] Ist es nicht vernünftiger, anzunehmen, daß Gott seine Worte ausschließlich an jene obrigkeitlichen Gewalten richtet, die in der Organisation Gottes bestehen und funktionieren, und nicht an die Gewalten in der Organisation Satan? u (u = Zitat aus WT-1929, S. 196)

Dieser neue Gesichtspunkt vom Verhältnis der Christen zu den Regierungen dieser Welt erfüllte Jehovas Zeugen [die es aber erst seit 1931 gab(?)] mit neuem Eifer [...]<

Dieses "Licht" ließ dann der Wachtturm immer wieder aufleuchten; davon nur noch ein Zitat:
>S. 252 [...] Diese letzten Worte: denn da ist keine Obrigkeit ausser von Gott" sind ein schlagender Beweis, dass die höheren Obrigkeiten", von denen Paulus spricht, sich nicht auf die politischen Mächte der Cäsar-Regierungen beziehen können.< (WT-15. August 1952).

Kurzum: auf den Kongressen von 1962 kehrte man wieder zu den "irrigen Ansichten" von vor 1929 zurück; nachlesen kann man das im WT-15. Januar 1963. Natürlich hat man dann auch "kluge" Erklärungen für solches Hin und Her (oder hell und dunkel?) feilgeboten - z.B. "kreuzen am Wind" - aber darüber darf man auf keinen Fall nachdenken: Was ist denn für Christen der "Wind", die treibende Kraft? Selbstverständlich der heilige Geist! Und statt von diesem "Wind" vorangetrieben zu werden, muss man ihn durch "kreuzen" überlisten und sich in entgegengestzter Richtung bewegen?! - Irgend etwas läuft doch da schief - oder nicht? - Der Pfad des Gerechten ist Geradheit. Da du gerade bist, wirst du ja die Bahn eines Gerechten ebnen." (Jes 16,7).

25
Sie haben ein "Quellenstudium , nicht zuletzt anhand von annähernd 100 Wachtturm-Ausgaben" betrieben (noch S. 12) - vielleicht hat man Ihnen aus "guten" Gründen bestimmte Ausgaben vorenthalten, weil jene ja wussten, dass Sie eine Abhandlung schreiben wollten. Dieser Mangel ließe sich aber leicht beheben.

26
"Ich war erstaunt, wie rigoros die Bibel als Gottes Wort durch die Zeugen befolgt wird" (S. 13). Was verstehen Sie unter "befolgt"? Aber vielleicht sehen Sie das jetzt etwas anders an, nachdem Sie die vorangegangen Anführungen gelesen haben. Wer wirklich die Bibel als letzte Instanz anerkennt, muss doch nicht davor warnen, "die Bibel unabhängig vom Wachtturm zu lesen" - doch genau das tut die WTG! Wer die Bibel über den WT stellt und nicht schleunigst "bereut", handelt sich unweigerlich baldigen Gemeinschaftsentzug ein. Wenn ein ZJ meint, eine bestimmte WT-Lehre stehe im Widerspruch zur Bibel, muss er sich unbedingt zur WT-Aussage bekennen, wenn er nicht vom "Volk Gottes" abgeschnitten werden will. Da versteht man keinen Spaß; das wird wirklich "rigoros" durchgesetzt. An dieser Tatsache ändern auch noch so ausgeklügelte Erklärungen (oder Fabeln - 2 Petr 1,16/rev. Elb.) nichts! Es darf auch nicht übersehen werden, dass es auch viele Gläubige gibt, die nicht bei den ZJ in die Lehre gingen und dennoch "nicht den geringsten Zweifel [haben], daß die Bibel von Gott inspiriert ist" - man braucht da nur an die vielen Baptisten zu denken, die unter den widrigsten Umständen unter den Stalinisten ihre Treue zu Jesus Christus bewahrt haben. Derartiges wird von der WTG aber gerne totgeschwiegen, weil sie ja die einzigen sind, die die gute Botschaft" vom "aufgerichteten" Königreich verkündigen. Wo steht aber im NT etwas von "aufgerichteten"?

27
"sich gegenseitig [zu] ermuntern, die wahrlich anspruchsvollen Moral- und Sittlichkeitsregeln der Bibel zu leben" (S. 13), ist bestimmt positiv zu bewerten. Weniger positiv ist aber, diese Sache so hinzustellen, als gäbe es "in der Welt" - außerhalb der "Organisation" - nur noch Hurer, Ehebrecher und dergleichen. ...

28
"Selbst in ihren sonntäglichen Vorträgen warben sie für Steuerehrlichkeit" (S. 13). Das ist selbstverständlich sehr gut. Wenn Sie aber einigermaßen Einblick in das Innenleben dieser Organisation hätten, würden Sie bald herausfinden können, dass in vielem mit zweierlei Maß gemessen wird. Kurz ausgedrückt: In mancherlei Hinsicht lehrt die "Organisation" etwas, was ihre Anhänger auch weitgehend befolgen, die WTG aber ganz anders praktiziert. Und dazu gehört eben auch die "Steuerehrlichkeit". Es ist bestimmt nicht übertrieben zu sagen, dass die WTG jeden Trick, jeden Winkelzug, den es geben mag, ausnützt, um Steuern zu "sparen".

29
Bei Kongressen gab es stets große Küchen, in denen von "Brüdern" Essen zubereitet wurde. Und es wurde immer wieder ermuntert, nicht "außerhalb" zu essen. Dementsprechend wurden auch die später gebauten "Kongresssäle" mit modernsten Küchen ausgestattet. Doch plötzlich waren diese überflüssig. Weshalb? Es wurden keine Speisen mehr angeboten. Warum das denn? - Eine plausible Erklärung: "Alle sollen an dem wertvollen Programm teilnehmen können", statt in der Küche arbeiten zu müssen. Der wahre Grund war aber ein ganz anderer - es ging um Geld: als sie nämlich entsprechende Steuern zahlen mussten, "lohnte" sich die Sache nicht mehr - und aus!

30
Ein weiteres Beispiel: Mit UNSER KÖNIGREICHSDIENST, SEPTEMBER 1991 erhielten die Verkündiger eine 6seitige Beilage mit der Überschrift: Die neue Art der Verbreitung unserer Veröffentlichungen. Darin wird mit vielen Worten "erklärt", dass ab jetzt die WT-Publikationen "kostenfrei" abgegeben werden. Da ist u.a. zu lesen:

> Wieso kann die Gesellschaft ihre Veröffentlichungen kostenfrei zur
Verfügung stellen? Die gesamten Kosten des gottesdienstlichen Werkes der Gesellschaft werden durch die Spenden gedeckt, die für das weltweite Werk eingehen. Diese Unterstützung wird in erster Linie von den ergebenen Dienern Jehovas geleistet.<

Schon eh und je hat die "Gesellschaft" ihre Hände für Spenden aufgehalten - weshalb hat sie dennoch mehr als hundert Jahre Geld für ihre Schriften verlangt? Kursiv ist vom Original übernommen - und was bedeutet das? Nichts anderes als: die Kosten für das "kostenfreie" Abgeben tragen - wie schon ewig - die ergebenen Diener Jehovas. - Natürlich dürfen bei solchen "Erklärungen" Seitenhiebe für andere nicht fehlen; so ist zu lesen:

>6 [...] Im krassen Gegensatz zu Organisationen, die wohltätige Sammlungen" durchführen, freuen sich Jehovas Zeugen darüber, daß allen interessierten Personen Veröffentlichungen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden können<.

31
Den Verkündigern wird auch gleich eine Muster-Antwort mitgeliefert:
>9 [...] Wahrscheinlich wird der Wohnungsinhaber fragen: Wieviel kostet es?" Darauf kannst du antworten: Unser gottesdienstliches Werk wird nicht kommerziell durchgeführt, und wir verkaufen diese Veröffentlichungen nicht. [...]<.

Selbstverständlich darf er nicht antworten: "Die Kosten trage ich". Ob es jemand aufgefallen ist, dass das "Werk" also mehr als hundert Jahre lang >kommerziell durchgeführt< wurde? Auch gingen "wir" die ganze Zeit mit dem Worte Gottes hausieren , denn es ist weiter zu lesen:

> Diese Änderung in unserem Vorgehen liefert weitere Beweise, daß wir mit dem Wort Gottes nicht [mehr] hausieren (2. Kor. 2:17). Es beweist auch, daß wir [nach mehr als 100 Jahren] kein Teil der Welt [mehr] sind (Joh. 17:14).<

Inzwischen hat das sich aber wieder geändert - denn jetzt bemüht man sich ja, den Kirchen der Christenheit - also der "Welt" - gleichgestellt zu werden!? Wozu aber dieses ganze Theater? Ganz einfach: Ein Steuertrick - Entgelte, die als "Spenden" deklariert werden, sind von bestimmten Steuern befreit - das eigentliche Motiv ist also nicht "Steuerehrlichkeit" (S. 13), sondern Geldliebe!

32
Ganz Ihrer Meinung bin ich mit dem, womit Sie die Seite 13 abschließen: "Der Weg der Zeugen Jehovas ist für jeden Christen, der die Bibel als Gottes Wort anerkennt, eine Herausforderung." - Wäre die Masse der Christenheit mit der Bibel wenigsten annähernd so "vertraut" wie die WT-Verkündiger, und würde sie sich bestmöglich an der Bibel orientieren, es gäbe bestimmt enorm weniger ZJ. ... Das will ich jetzt aber nicht weiter vertiefen.

33
Dann lese ich (S. 15): "([...]Eigentlich hat sich aber das Verhalten der Zeugen gar nicht geändert, denn aus dem Wehrersatzdienst wurde staatlicherseits der Zivildienst geformt und das zuständige Ministerium wechselte auch.)". Ersteres trifft sicherlich zu; offensichtlich täuscht die WTG/LK eine Änderung nur vor, um als KdöR anerkannt zu werden. Dagegen muss die Frage geklärt werden, wann wurde "aus dem Wehrersatzdienst staatlicherseits der Zivildienst geformt und das zuständige Ministerium wechselte auch" und von welchem zu welchem? Liegt da ein Irrtum vor, oder wird von seiten der WTG bewusst gelogen? 34

Bevor ich entsprechendes aufzeige, möchte ich noch erwähnen, dass ich schon lange Zeit ziemliche Probleme mit den Anweisungen der WTG bezüglich "Wehrersatz-Dienst" hatte. Warum habe ich mich aber erst so spät darüber geäußert? Weil ich - wie wahrscheinlich die überwiegende Mehrheit der WT-Zeugen - ein "mutiger Feigling" war. Mutig trat ich gegenüber der "Welt" auf - aber meine innere Überzeugung auch der "Organisation" gegenüber klar auszudrücken, dazu war ich zu feige. Nur dieser Feigheit ist es zuzuschreiben, dass ich jahrzehntelang höchstens hinter vorgehaltener Hand und nur gegenüber ganz wenigen Vertrauten meine Bedenken äußerte. ... Also: was wurde wann geändert?

35
Im Jahr 1949 wurde das Grundgesetz der BRD beschlossen; davon ein Auszug aus dem Artikel 12a:
(2) Wer aus Gewissensgründen den Kriegsdienst mit der Waffe verweigert, kann zu einem Ersatzdienst verpflichtet werden. [...] Das Nähere regelt ein Gesetz, das die Freiheit der Gewissensentscheidung nicht beeinträchtigen darf und auch eine Möglichkeit des Ersatzdienstes vorsehen muß, die in keinem Zusammenhang mit den Verbänden der Streitkräfte und des Bundesgrenzschutzes steht. (auf zusätzliche Markierungen hier und auch nachfolgend darf ich wohl verzichten).

36
Und jetzt einige Auszüge aus dem ZIVILDIENSTGESETZ (1973 bis April 1979):
§ 1 Aufgaben des Zivildienstes. Im Zivildienst erfüllen anerkannte Kriegsdienstverweigerer Aufgaben, die dem Allgemeinwohl dienen, vorrangig im sozialen Bereich.
§ 2 Organisation des Zivildienstes. (1) [...] Hierzu wird eine selbständige Bundesbehörde unter der Bezeichnung Bundesamt für den Zivildienst" (Bundesamt) errichtet, die dem Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung untersteht.
(3) Das zuständige Kreiswehrersatzamt hat die Personalunterlagen der anerkannten Kriegsdienstverweigerer unmittelbar dem Bundesamt zu übersenden.
§ 15a Freies Arbeitsverhältnis. (1) Von der Heranziehung zum Zivildienst kann abgesehen werden, wenn der anerkannte Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen gehindert ist, Zivildienst zu leisten, jedoch freiwillig in einem Arbeitsverhältnis mit üblicher Arbeitszeit in einer Kranken- oder Heil- und Pflegeanstalt tätig ist oder tätig wird.

(2) Weist er bis zur Vollendung des dreiundzwanzigsten Lebensjahres nach, daß er in einem solchen Arbeitsverhältnis mindestens zweieinhalb Jahre lang tätig war, so wird er nicht mehr zum Zivldienst einberufen. [das entspricht der Änderung von 1976]

- aber erst nach weiteren 20 Jahren "ändertete" die WTG etwas mit dem Vermerk: >zumal sich grundsätzlich nichts daran geändert hat [...]< (Brief der >RELIGIONSGEMEINSCHAFT DER ZEUGEN JEHOVAS IN DEUTSCHLAND - AG : IDA 18. März 1996 - AN ALLE ÄLTESTENSCHAFTEN< - die mit gleichem Datum herausgegebene Pressemitteilung ist allerdings ganz anders formuliert!?)

37
Jetzt einiges in zeitlicher Abfolge - zuerst einige Auszüge aus einer Radio-Reportage (1967):
Etwa 800 ZJ entwickeln sich zu Dauergästen in deutschen Gefängnissen. Der kath. Bundesarbeitsminister Blank (CDU) besteht darauf, unbotmäßige Bibelforscher so oft hintereinander einsperren zu lassen, bis sie dem Gesetz gehorchen und zum zivilen Ersatzdienst antreten.

Einen dieser "unbotmäßigen Bibelforscher" wollen wir in unserer Sendung persönlich zu Wort kommen lassen.

Der junge Mann ist 25 Jahre alt, wohnt in Wiesbaden. Seit 1957 gehört er zu den ZJ. Er war nun (9. März 1962) anerkannter Kriegsdienstverweigerer und mußte damit rechnen, zum zivilen Ersatzdienst herangezogen zu werden.

Am 5. Nov. 1963 Brief vom Bundesminister für Arbeit und Soziales [Einberufung zum] zivilen Ersatzdienst. Unser ZJ lehnte ab - aus Gewissensgründen. Zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Nach Verbüßung begann das Spiel von neuem. Erneute Einberufung, Ablehnung und Verurteilung. [Auf entsprechende Fragen gibt er die von der WTG vorgekauten "Gewissensgründe" an. Darauf folgt etwas, was die Liebe zur Wahrheit oder auch das Gegenteil offenbart - deshalb gebe ich es wörtlich wieder:] Frage der Reporterin: Sind Sie als ZJ verpflichtet, den Ersatzdienst abzulehnen? ZJ: Nein, es kann jeder einzelne tun wie er will. Die WTG [etwas unverständliches, dann weiter] es ist eine Gewissensentscheidung, die jeder einzelne fällen muß! Rep-in: Sie würden also nicht aus Ihrer Glaubensgemeinschaft ausgeschlossen werden, wenn Sie den Ersatzdienst trotzdem ableisten? ZJ: Nein, das nicht. Es ist bekannt, daß verschiedene ZJ Ersatzdienst geleistet haben. ...

Und genau das ist eben eine glatte Lüge! Jedoch nicht für den ZJ, weil in solchen Fällen nicht bekanntgegeben wurde: Herrn ... wurde die Gemeinschaft entzogen ; stattdessen hat die "Gesellschaft" eine "Kriegslist" verordnet, so dass angesagt wird: Herr ... hat die Gemeinschaft des Volkes Gottes verlassen - er wünscht nicht mehr ein ZJ zu sein - und das selbst dann, wenn er das Gegenteil beteuert hat!? Jedenfalls m u s s t e er genauso behandelt werden wie ein Ausgeschlossener.

38
Diese Praxis wurde Jahrzehnt um Jahrzehnt fortgesetzt. Wer kann wissen wie viele junge Männer wegen dieser aufgezwungenen "Gewissensentscheidung" zu Vorbestraften wurden, wie viele ausgeschlossen wurden, wie viele Selbstmord begangen haben oder es versuchten. Einen Fall von "hat die Gemeinschaft verlassen" könnte ich Ihnen bis in alle Einzelheiten schildern; dabei wandte ich mich bis an die leitende Körperschaft. Jetzt will ich Sie damit aber nicht belasten. 39

Wie bereits erwähnt (12) haben wir (meine Frau und ich) nicht einfach alles, was wir während unserer "WT-Zeit" gelernt hatten, über Bord geworfen. Aber wir sind bemüht, uns so gut wie möglich an der Bibel zu orientieren. Wenn ich nun lese (S. 15): " Enthaltet euch von Blut (Apostelgeschichte 15:29)", ist wohl einiges klarzustellen. Sicherlich hat die WTG dazu beigetragen, dass mit Bluttransfusionen nicht mehr so leichtfertig umgegangen wird, wie das einst getan wurde. Ob enthaltet euch von Blut" die Transfusion einbezieht oder nicht, darüber sollte jeder mündige Christ sich selbst - und für sich selbst - Gewissheit verschaffen. Es ist wohl nötig herauszufinden, wie konsequent geht die WTG/LK mit dieser Sache um? Zunächst einmal geht es nur um das "Essen" von Tierblut - z.B. 3 Mo 17,10-14. Und das war nur möglich, wenn das Tier getötet wurde. Ein Mensch, der freiwillig Blut spendet, wird dabei aber nicht getötet. Auch geht aus dem mosaischen Gesetz klar hervor, dass das Blut von geschlachteten Tieren, das nicht auf dem Altar geopfert werden sollte, zur Erde hin ausgegossen werden musste. Jegliche "Verarbeitung" von Blut war also ausgeschlossen. Unterstellt sich die WTG/LK konsequent diesem Gesetz des "alten Bundes"? Mal sehen.

40
"Verbietet" sie Tetanus-Schutzimpfung ? Offensichtlich: Nein! - Woraus wird das Serum gewonnen? Aus Blut von Tieren, das nicht zur Erde hin ausgegossen wurde.

Womit werden Bluterkranke behandelt? Mit Substanzen, die aus Menschenblut gewonnen werden. "Verbietet" das die WTG/LK? Offensichtlich: Nein!

Nimmt sie die gleiche Haltung ein, wenn es darum geht, dass nur durch einen Blutaustausch das Leben eines Kleinkindes erhalten werden kann? - Wenn Eltern dem Gemeinschaftsentzug entgehen wollen, m ü s s e n sie dies ablehnen!? Was solche Eltern durchleiden, die möglicherweise von vielen sogar als Mörder bezeichnet werden, das wird außer ihnen selbst niemand ermessen können. Und was mögen sie dann erst empfinden, wenn die WTG/LK das plötzlich etwas lockert und frech behauptet, "das ist eine Gewissensentscheidung jedes einzelnen ZJ"? Nun wäre es recht lehrreich, wenn man herauszufinden sucht, welche Blutmenge für einen Blutaustausch benötigt wird und wieviel für die Behandlung eines Bluterkranken gebraucht wird - - -. Dieses Thema möchte ich mit zwei Antworten abschließen, die die WTG/LK auf die Fragen gegeben hat, ob ZJ wegen Bluttransfusion die Gemeinschaft entzogen werden muss.

41
Die erste Antwort: >[...] Indes sind die Versammlungen nie angewiesen worden, Personen, die sich freiwillig Bluttransfusionen machen lassen oder sie gutheißen, die Gemeinschaft zu entziehen. Das Gericht jener Personen, die Gottes Gesetz hinsichtlich der Heiligkeit des Blutes übertreten, überlassen wir Jehova, dem höchsten Richter. [...]< (WT-1. Okt. 1958, S. 606).

Das entspricht Apg 15,29, denn dort gibt es keine Strafandrohung, sondern es heißt: Wenn ihr euch vor diesen Dingen sorgfältig bewahrt, wird es euch wohlgehen. Bleibt gesund!".

42
Aber nur zweieinhalb Jahre später maßt die WTG/LK sich an, das Gericht selbst in die Hand zu nehmen - sich also an die Stelle Jehovas, des höchsten Richters zu setzen [ "Ja" zum Gemeinschaftsentzug]:

>Die inspirierte Heilige Schrift antwortet darauf mit einem Ja. [...] In jenem Mosaischen Gesetz, das in 3. Mose 17:10-12 (NW) aufgezeichnet ist, hatte Gott zu den Juden gesagt: Was irgend jemand aus dem Hause Israel betrifft oder jemanden, der vorübergehend in seiner Mitte weilt, der Blut von irgendeiner Art ißt: gegen die Seele, die Blut ißt, werde i c h bestimmt m e i n Angesicht richten und ihn aus der Mitte seines Volkes ausrotten. [...]"< (WT-15. März 1961)

Ist da von etwas anderem die Rede als vom Blut "essen"? Weiterer Kommentar wohl kaum notwendig. - Welches Unheil mit solchen unbarmherzigen Anweisungen, die ja unbedingt - als von Gott angeordnet - befolgt werden müssen, angerichtet wurde, das können nur direkt Betroffene ermessen.

43
Ob Ihre Gesprächspartner Ihnen stets die Wahrheit sagten? Oder ob jene selbst nicht recht mit den Tatsachen vertraut sind? Diese Fragen steigen auf, wenn ich lese (S. 18): "Tatsächlich gibt es in Deutschland keinen e.V. mit der Bezeichnung Zeugen Jehovas" [...]". Nun, ich gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Jehovas Zeugen Versammlung Donaueschingen e.V. , aus dem ich am 27. Sept. 1979 meinen Austritt erklärte. - Und weiter (S. 18): "Die einzelnen Zeugen sind auch keineswegs automatisch Mitglieder [...]". Wie "freiwillig" es dort zugeht, lasse ich jetzt ausgeklammert. Doch was "Mitglieder" betrifft, wollen Sie sich bitte die beigefügte Kopie des TELEFAX Thomas & Petra Bambach an JZ Selters und Ein ¨ rätselhafter ¨ Brief - ohne Widerhall? näher ansehen. - Auch zu LK lege ich etwas bei.

44
Weiter schreiben Sie (noch S. 18) bzgl. der "Geistgesalbten": "Sie werden durch niemanden zu gesalbten ernannt oder als solche bestätigt. [...] darum wurde keinem der 13.000.000 Teilnehmer an der Gedächtnismahlfeier 1995 etwa durch Aufseher verwehrt, vom Wein oder Brot zu nehmen, und so wird es auch in Zukunft bleiben, wurde mir versichert." - Dass Sie das nicht anzweifeln, spricht für Sie; sie sind arglos - nicht misstrauisch. Das ist aber nicht immer gut, denn die Realität sieht ganz anders aus. Näheres dazu würde jetzt zu weit führen. - Auf Wunsch reiche ich Einzelheiten gerne nach.

45
Zu " Einsammlung"" (S. 19) nur soviel: Gibt es im NT auch nur einen einzigen Hinweis darauf, Jesu Jünger hätten einen Auftrag, irgend eine "Klasse" einzusammeln? - Und dann (S. 20): "daß die Verstorbenen aus diesem Kreis der Erwählten bereits zu himmlischem Leben auferstanden sind." Nun, diese "Überzeugung" kann ihnen wohl kaum jemand wegnehmen; andere sind "überzeugt", ihre Verstorbenen seien unmittelbar in den Himmel gekommen. Ausschlaggebend ist aber, dass beide "Überzeugungen" dem Wort des Herrn" widersprechen - 1 Thess 4,13-17! und 2 Tim 2,18!

46
Und was ist von diesem zu halten (noch S. 29): "Sie folgern das Ende der Einsammlung aus der Tatsache, dass immer weniger Teilnehmer am Gedächtnismahl von den symbolischen Gaben nehmen."? Nebenbei: Die ZJ verstehen unter "Teilnehmern" die "Gesalbten", die von den "Symbolen nehmen".

1969 = 10.368 1980 = 9.564 1988 = 8.685 1992 = 8.683

1974 = 10.723 1981 = 9.601 1990 = 8.869 1997 = 8.795

Aus diesen Zahlen der "Gesalbten" dürfen Sie Ihre eigenen Schlüsse ziehen, indem sie berücksichtigen, dass lt. WT-Theorie die "Einsammlung der Gesalbten 1935 nahezu abgeschlossen" war. Angenommen, die Jüngsten von ihnen wären damals 30 Jahre alt gewesen, wären jene heute also 95 Jahre alt - - - sollte das nicht zu denken geben?!

47
Es steht außer Frage, dass JZ - und natürlich ganz besonders "Gilead-Schul-Absolventen" (S. 11) - besonders intensiv in Rhetorik geschult werden. Daher ist die Antwort auf Ihre Frage (S. 23) "Ist die Leitende Körperschaft unfehlbar?" kaum anders zu erwarten: "Nein, die LK erhebt nicht den Anspruch inspiriert zu sein, wie es die Bibelschreiber waren. Der Wachtturm erklärte schon 1883 [seit wann gibt es denn eine "LK"?]: "Wir haben nicht die Gabe der Prophetie." Mit ehrlichen Absichten haben Gottes Diener z.B. in der Neuzeit versucht, aus dem, was Jesus in Verbindung mit dem Begriff "Generation" erwähnte, ein offensichtlich von 1914 an zählendes zeitliches Element abzuleiten. Sie erkannten dabei aber nicht die Bedeutung von Matthäus 24:36-42: [...] Dankbar wurde aber nunmehr Sprüche 4:18 zitiert, als dieser Irrtum erkannt, zugegeben und veröffentlicht werden konnte: "Aber der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Licht, das heller und heller wird, bis es voller Tag ist."

Als Vorbild dient den Brüdern LK die Tätigkeit der Apostel und deren Mitarbeiter, die in der Leitenden Körperschaft" dienten. [...]" - Welche nachprüfbaren Tatsachen können ins Feld geführt werden, die WTG/LK würde die "Tätigkeit der Apostel", die "den Brüdern LK" ja als "Vorbild dienen", nachahmen?

48
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: "Sie erkannten dabei aber nicht die Bedeutung von Matthäus 24:36-42" - und das rund hundert Jahre lang!? Aber sie erwarten, dass ihre "Belehrungen" so angenommen werden als kämen sie direkt von Gott. - Wieviele aufrichtige ZJ hatten schon lange vorher versucht, gerade auf solche Irrtümer hinzuweisen - was geschah mit ihnen? Sie wurden/werden als "Abtrünnige", als "Feinde Jehovas" u. dgl. diffamiert, mit denen man jeglichen Kontakt meiden m u s s! In Ihrem Buch liest sich das so (S. 32): "Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Zeugen Jehovas ist nicht zu übersehen, daß die Zeugen jede öffentliche Diskussion mit Abtrünnigen" ihrer Glaubensgemeinschaft ablehnen." - Das ist auch "gut" so; es wäre nicht auszudenken, was passieren würde, wenn plötzlich alle ZJ erfahren könnten, was bei den Femegerichten und überhaupt hinter den Kulissen wirklich abläuft.

49
Wie steht es aber wirklich mit der Beteuerung nicht inspiriert zu sein? Einige Zeit nach 1883 ist zu lesen: >ú Wäre es weise, wenn einer von Jehovas Zeugen sagte, er nehme jede Ausgabe des Wachtturms, ehe er ihn öffne, als vom Herrn kommend und als wahr entgegen? oder sollte man sagen, er sei vom treuen und verständigen Sklaven" bereitet, jedoch wolle man alles darin prüfen, bevor man es annehme? - L. P., Montana. [die Antwort auf diese "Frage von Lesern" lautet:]

Wenn der himmlische Vater einem Kinde, das ihn um Brot oder um einen Fisch oder um ein Ei bittet, weder einen Stein noch eine Schlange noch einen Skorpion gibt, und wenn Der Wachtturm eine Gabe von Jehova durch Christus ist, die er durch den treuen und verständigen Sklaven" darreichen lässt, sollen wir dann jede Ausgabe des Wachtturms so in die Hand nehmen, als ob wir von einem Stein zermalmt oder von einer Schlange gebissen oder von einem Skorpion gestochen würden? (Matth. 7:7-11; Luk. 11:9-13, NW) Sollen wir Zweifel und Argwohn hegen über jede nachfolgende Ausgabe? Die Beröer nahmen das Wort mit der grössten Bereitwilligkeit ihres Sinnes auf", und dann erst gingen sie daran, die Schriften täglich sorgfältig zu prüfen, ob sich diese Dinge so verhielten". (Apg. 17:11, NW) Ebenso sollten wir den Wachtturm als ein Mittel entgegennehmen, das stets bemüht ist, uns die Wahrheit zu bringen, sofern unsere vergangenen Erfahrungen dafür Gewähr bieten, und dann sollten wir, gleich den Beröern, und nicht in einem streitsüchtigen Geiste, an Hand der Schrift das prüfen, was er sagt. Dass ihr dies tun möchtet, wünschen wir, damit ihr überzeugt werdet und euch diese Dinge zu eigen macht. w 15.5.51< [Deutsch wahrscheinlich 1.11.1951]

Ist es nicht eigenartig, wenn sorgfältig prüfen" sofort gleichgestellt mit: >Zweifel und Argwohn [und] in einem streitsüchtigen Geist<?

50
Was ist nun >die Wahrheit<, die >Jehova durch Christus [und] durch den treuen und verständigen Sklaven" darreichen lässt<? Lässt ER etwa einander widersprechende "Wahrheiten" darreichen - einmal unwahre, ein andermal wahre Wahrheit? Aber welches ist dann jeweils die wahre Wahrheit? Das klingt zwar wie ein Witz, ist aber eine todernste Sache. In Ihrem Buch lese ich (S.32):

"Ein Beispiel [dass das Licht immer heller wird]: Wachtturm 15.10.95. Matthäus 25:31,32 (das Gleichnis von den Böcken und Schafen). Bislang vertrat die LK die Ansicht, daß die Böcke bereits 1914 durch Christus gerichtet wurden. Diese Ansicht wurde revidiert. Das richterliche Ereignis wird nunmehr erst für die Zukunft erwartet." - Da Sie von "Ansicht" reden: würde das von der WTG ebenso gesehen, so dass die, die eine andere "Ansicht" äußern, nicht mehr als "Abtrünnige" gebrandmarkt würden, wäre es ja gut. Der WT nennt es aber >Gabe von Jehova durch Christus< - und gemäß der These "Einheit um jeden Preis" wird absolutistisch vorgegangen. Dadurch haben wir es mit der WTG mit einem totalitären System zu tun, das in bestimmten Punkten dem SED-Regime der ehemaligen DDR gleicht - ja, sogar dem NS-Regime: Wer sich nicht gleichschalten lässt, dem blüht ... - dort als "Staatsfeinde" gebrandmarkt, hier als "Feinde Gottes".

51
Es ist schon eine Besonderheit, dass die LK einen Irrtum erst "erkennt", nachdem ungezählte ZJ zu "Abtrünnigen" gemacht wurde, weil sie schon zig Jahre zuvor auf solche Irrtümer hingewiesen hatten. Und wie steht es nun damit: Darf es als eine unbewiesene "Ansicht" der WTG/Lk angesehen werden, Christus sei 1914 im Himmel inthronisiert worden ? oder m u s s es als eine "unumstößliche Wahrheit" anerkannt werden? Wäre es nur eine "Ansicht", käme alles ins Wanken, was mit dieser WTG-"Grundlehre" verbunden ist - z.B. würde das bedeuten, es sei nur eine unbewiesene Vermutung, die Auferstehung der 144.000 habe 1918/19 begonnen . - Es wäre einer Nachforschung wert herauszufinden, was in dem Lehrgebäude der WTG noch alles von dem imaginären Jahr 1914 abhängig ist. Im Übrigen: Noch vor Seiner Auffahrt in den Himmel sagte der Herr Jesus Christus:

Mir ist a l l e Gewalt im Himmel und auf der Erde gegeben worden."
- könnte IHM dann 1914 noch mehr als a l l e Gewalt" gegeben worden sein? -

52
Die WTG/LK ist nicht inspiriert, aber es handelt sich um eine >Prophetengleiche Organisation<, so wird es zumindest behauptet: >Von den prophetischen Schattenbildern bis zu den tatsächlichen Wirklichkeiten beobachten wir, daß dieser von Gott bestimmte Kanal für Christen die kollektive Versammlung der Gesalbten ist, die als prophetengleiche Organisation unter der Führung ihres mitteilsamen Hauptes Christus Jesus dienen. - Eph. 5:23< (WT-15. Juli 1955, S. 436).

53
Auch folgender Anspruch der WTG mag interessant sein: >[...] Die Resolution lautete: Wir [...] anerkennen, daß Gottes Regierung eine reine Gottesherrschaft ist, daß Christus Jesus sich im Tempel befindet und den vollen Befehl und die volle Gewalt über die sichtbare Organisation Jehovas wie auch über die unsichtbare innehat und daß DIE GESELLSCHAFT" der sichtbare Vertreter des Herrn auf Erden ist. (wX 15. Juli 1938, S. 215)< - also nicht mehr der Papst!? (JEHOVAS ZEUGEN IN GOTTES VORHABEN, S. 148/149).

54
Aus WT-15. Februar 1963, S. 121 : >Die Männer, die Gottes Organisation heute vorstehen, sind nicht
von Gott inspiriert. Sie können Fehler machen wie jeder andere unvollkommene Mensch. Selbst der Apostel Petrus, der bestimmt Gottes Geist hatte, machte Fehler.<

Ja, Petrus machte Fehler - aber bestimmt keine in der Lehre seiner inspirierten Briefe.

S. 123 >Wer der Organisation Jehovas treu bleibt, bekundet die gleiche Einstellung wie die Apostel, die Jesus treu blieben, als sich viele seiner Jünger von ihm abwandten. Petrus brachte ihre Gedanken zum Ausdruck, als er sagte: Herr, zu wem sollen wir gehen? du hast Worte ewigen Lebens." (Joh. 6:68)<

- Hat die WTG/LK etwa Worte ewigen Lebens" wie der Herr? - es gehört schon allerhand Dreistigkeit dazu, sich so unverfroren dem Herrn Jesus Christus gleichzustellen. Und das wird von den "Gliedern des Volkes Gottes" alles kritiklos geschluckt!? - Mt 23,12; Lk 14,7-11; 18,14!!!

55
Aus WT-1. Juni 1979, S. 12: >DER GLAUBE AN JEHOVAS SIEGREICHE ORGANISATION<
- Wird man wohl einen einzigen Bibeltext finden können, der Glauben mit einem Begriff wie "Organisation" in verbindung bringt?
S. 16: >Wir gehören zu keiner irdischen Organisation [...]< - ? -
S. 18: >Seit dem Ende jenes zweiten totalen Krieges, der die Existenz der sichtbaren Organisation Jehovas bedrohte, sind rund 34 prüfungsreiche Jahre vergangen. Doch Jehovas treue Zeugen haben standhaft an ihrem Glauben an Jehovas Organisation festgehalten.< - ? -

56
Aus WT-1. November 1980, S. 19: >Einige Abtrünnige meinen sogar, besser Bescheid zu wissen als
Gott, was die Reihenfolge von Ereignissen bei der Verwirklichung seiner Vorsätze betrifft.<

Von welchem "Gott" ist denn da die Rede? Heißt er womöglich WTG/LK? Wer legt denn unentwegt >die Reihenfolge von Ereignissen< fest? Wer weckt damit immer wieder Erwartungen, die sich bisher - seit rund 100 Jahren - samt und sonders als falsch erwiesen haben?!

57
Wie schon erwähnt, habe ich beim Lesen Ihres Buches oft das Empfinden, eine Selbstdarstellung der WTG/LK vor mir zu haben. Wenn ich nun (S. 36) lese: " [...] Der Wachtturm, der seit 1879 von Jehovas Zeugen herausgegeben wird, ist unpolitisch und stützt sich auf die Bibel als Autorität."", muss ich mich schon ziemlich wundern. Was hat der WT schon alles mit Bibelzitaten "bewiesen", was sich im Nachhinein als eindeutig falsch erwiesen hat. Einige Beispiele davon sind ja hier behandelt worden. Auch muss ich daran erinnern: Die "ZJ" gibt es erst seit 1931!

58
Wer "sich auf die Bibel als Autorität" stützt, hat es gewiss nicht nötig, den Bibeltext vorsätzlich zu manipulieren. Aber gerade das praktiziert die WTG. Ist das Verleumdung? Sehen Sie bitte selbst, was Sie anführen (S.37): "2.Mose 38:8" Die WTG macht aus Dienst" kurzerhand "organisierten Dienst". Weshalb? Damit in der Bibel wenigstens einmal etwas steht, was die von JZ so oft und gerne benutzte Bezeichnung "Organisation" bestätigt oder begründet. - Derartige Manipulation kann man doch nicht als positiv hinstellen. - Dabei handelt es sich hier nur um e i n e n Fall von offensichtlicher Manipulation. Aus der entsprechenden Erwähnung (S. 67) schließe ich, dass Sie "The Kingdom UNTERLINEAR TRANSLATION of the Greek Scriptures" besitzen. Wenn dem so ist, darf ich Ihnen empfehlen: bitte suchen sie jeweils in der Unterzeile nach dem Wort, das in der rechten Spalte mit "Jehovah" wiedergegeben wird. Näheres dazu steht in der beigefügten Arbeit Der Eigenname Gottes . Mit noch weiteren Beispielen möchte ich Sie nicht ermüden.

59
Überhaupt muss ich allmählich zum Abschluss kommen, damit meine Stellungnahme nicht noch den Umfang Ihres Buches erreicht. Deshalb gehe ich auch nicht weiter auf Ihre Struktur-Beschreibung der WT-Organisation ein. Dazu dürfte wohl auch das beigefügte Blatt Unterstanden die urchristlichen Gemeinden der Autorität einer "leitenden Körperschaft" mit Sitz in Jerusalem? ausreichen. Also mache ich jetzt einen Sprung (zu S. 65):

60
Ob Manipulation gleich "Bibelverfälschung" bedeutet? Dass die WTG aber deshalb manipuliert, damit bestimmte ihrer vorgegebenen Ansichten "von der Bibel gestützt" werden, das steht außer Zweifel. In der o.a. "Kingdom" lautet Joh 1,1b so: and God was the Word.", in der Nebenspalte steht aber: and the Word was a god." - ist das belanglos? Damit komme ich zu "Glaubenslehre" (S. 72) "Christus war der Anfang der Schöpfung Gottes". Da geht es zwar nicht um Manipulation; es geht ganz einfach um einen grundlegenden Irrtum. Für die WTG ist Christus eben lediglich ein Geschöpf - wenn auch das erste. Aus Kol 1,15 ist aber klar erkennbar, dass ER der Erstgeborene ist - dann, nachdem ER EINZIGGEBOREN war, erst dann begann die Schöpfung; sicherlich ist ER in diesem Sinne der Anfang der Schöpfung". ER ist der EINZIGE, der direkt aus dem Vater hervorgegangen ist, der eben geboren und nicht ge- oder erschaffen worden ist; das ist biblische Wahrheit - ob wir Erdenwürmer das begreifen und erklären können oder auch nicht, ist völlig belanglos! - Joh 1,14.18; 3,16.18; Offb 1,17; 22,13.

61
Und aus der eben genannten Irrlehre der WTG sprießt die nächste hervor: >Gebete an Christus zu richten ist eine weitere Form des Götzendienstes< (WT-1. Nov. 1995, S. 5). ER ist der Weg" - aber ich darf ihn nicht "betreten"!? (Joh 14,6). - Ferner behauptet die WTG/LK, ER sei "Mittler" nur für die 144.000 -. Aber auch die, die von ihnen noch auf der Erde sind, dürfen dem Mittler zwischen Gott und [144.000? - nein!, sondern] Menschen" (1 Tim 2,5) ihre Anliegen nicht unterbreiten??? - So muss ich wohl oder übel noch auf die kleine Herde" (S. 73) eingehen.

62
"Nur eine kleine Herde von 144.000 kommt in den Himmel und regieren mit Christus." Wieder eine Irrlehre? Mal sehen. An wen richtete Jesus die Worte von Lk 12,32? - siehe bitte Vers 22. Seine Jünger waren, sind und bleiben eine kleine Herde" so lange der Herrscher dieser Welt" noch nicht gebunden ist - so lange das "alte Weltsystem" noch besteht. Es gibt unter denen, die dem Christus angehören nicht zwei unterschiedliche Herden - Da ist e i n Leib und e i n Geist, so wie ihr in der e i n e n Hoffnung berufen worden seid, zu der ihr berufen wurdet; e i n Herr, e i n Glaube, e i n e Taufe"! (Eph 4,4.5). Als Gegensatz Joh 10,16 heranzuziehen, bedeutet nichts anderes als: die Bibel vorgefassten Ansichten anzupassen. Man muss nicht besonders geschult sein, um zu erkennen, dass die, die nicht aus dieser Hürde [= Israel] sind", aus den nichtjüdischen Nationen kommen und diese werden nicht zwei, sondern e i n e Herde" sein. Dem zu widersprechen, kann das etwas anderes bedeuten, als dem Herrn Jesus Christus zu widersprechen? - Wer so im Worte Gottes "herumspringt", leistet denen Vorschub, die die Bibel geringschätzig als "Fidel, auf der man jedes Lied spielen kann", bezeichnen.

63
Statt "Offb. 14:1,3" müsste zunächst Offb 7,4-8 herangezogen werden, woraus sich die Frage ergibt, wer von den derzeitigen "Überrest-Gliedern" kann mit Gewissheit angeben, aus welchem der 12 angegebenen Stämme er/sie hervorgegangen ist -. Völlig fehl am Platze wäre die Ausrede, heute könne doch kein einziger Jude mehr den Nachweiß erbringen, aus welchem Stamm er hervorgegangen ist . Das stimmt natürlich - im Himmel gibt es da bestimmt nicht die geringsten Zweifel: ohne diese 12 Stämme gibt es k e i n e 144.000! Wer also genau "weiß", dass er zu dieser "Klasse" gehört, m u s s ebenso genau wissen, in welchen Stamm er eingepfropft" wurde, denn die meisten der rund 8.000 noch lebenden "Gesalbten" sind gewiss keine Israeliten. Und dann weiß er auch ganz bestimmt, dass er von der Wurzel" abhängig ist: überhebe dich nicht über die Zweige. Überhebst du dich aber über sie: nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel dich" (Röm 11,13ff). Wenn Eingepfropfte" sich als das Israel Gottes" ansehen und Israel total abschreiben, sind sie gewiss einer Irrlehre verfallen.

64
Jetzt zu "Offb. 14:1,3" übergehend, ist zumindest noch Vers 4 einzubeziehen, wo in dieser Vorschau von Erstlingsfrucht" die Rede ist. Also darf die eigentliche "Ernte" nicht einfach beiseite gelassen werden, die nach dem Darbringen der "Erstlingsfrucht" eingebracht wird. Und dann: wer vom heutigen "Überrest" würde wagen von sich zu behaupten, er sei nicht mit Weibern befleckt"? er sei jungfräulich"? in seinem Munde wurde keine Unwahrheit gefunden"? er sei ohne Makel"? - Wie man "1. Kor. 15,40-53" auf die 144.000 beschränken kann, mag ein Geheimnis der WTG/LK bleiben.

65
Dann wird noch "Offb. 5:9,10" angegeben - da sollten jedoch unbedingt die Verse 8-12 einbezogen werden, um zu erkennen, dass dort von einer ganz anderen Anzahl die Rede ist: Miriaden mal Miriaden und Tausende mal Tausende" singen ein neues Lied" - ganz im Gegensatz zu den 144.000, die ein neues Lied" singen, und n i e m a n d vermochte dieses Lied zu meistern als nur die Hundertvierundvierzigtausend". Wenn "1. Petr. 1:23" nur an besagte "Klasse" gerichtet ist, warum sollten alle anderen das alles lesen und beherzigen? Und "Joh 3:3" auf die 144.000 zu begrenzen, setzt wohl allerhand Bibelaussagen außer Kraft - - -.

66
Nun noch zu der Fußnote (S. 71): "Die Zeugen Jehovas anerkennen die vermutlich richtige Namensform Jahwe" für unseren Schöpfergott, haben aber für ihre Glaubensgemeinschaft Jehova" gewählt, da diese Form allgemein bekannter war und ist. [...]". Als was soll man so etwas bezeichnen? Es dürfte ja kaum ein Geheimnis sein, dass von Wissenschaftlern mindestens seit 1891 Jahwe" als die richtigere Wiedergabe angesehen wurde. Es gab also genügend Zeit und Gelegenheit, diese einzuführen. Dabei kommt mir das WTG-Buch von 1974 in den Sinn: >Gottes ewiger Vorsatz" JETZT ZUM WOHL DES MENSCHEN glorreich verwirklicht< - dort wird lang und breit "Plan" (Eph 3,11) zu "Vorsatz" umfunktioniert - gleiches hätte man dann schon längst mit Leichtigkeit auch mit der Wiedergabe von JHWH vornehmen können. Kann man also wirklich staunen, "wie rigoros die Bibel als Gottes Wort durch die Zeugen befolgt wird"? (S. 13).

67
Um allmählich zum Abschluss zu kommen mache ich einen größeren Sprung und lande bei (S. 160) "46.01 Die erste Warnschrift [der EKD]: Sekten Irrlehrer und Verführer des Glaubens"". Oben (18) hatte ich aus einem WTG-Buch zitiert, wo die >Geistlichkeit< als >Agenten des Teufels< bezeichnet wurden. Wie würde wohl die WTG reagieren, wenn sie ähnlich tituliert würde? ich verzichte jetzt darauf, entsprechende "Dokumente" zu suchen. Solche Anwürfe - ganz gleich von welcher Seite - sehe ich für Jünger Jesu als unwürdig an. Aber vieles von dem, was hier (S. 160/161 oben) wiedergegeben ist, entspricht der Einstellung der WTG-Hörigen. Auch wenn heutzutage die Sprache der WTG nicht mehr so "deutlich" ist, hat >sich grundsätzlich nichts daran geändert< - intern wird die Geistlichkeit noch genau so dargestellt. - Statt aber zu empfehlen, "sich nicht auf Gespräche einlassen", wäre es viel wirksamer, ihre Schäfchen anhand der Bibel so auszurüsten, dass sie damit falschen Lehren entgegentreten könnten - aber leider ...

68
Was den Begriff "Sekte" angeht, mag recht lehrreich sein, was Pastor" Russell dazu schrieb:
>Wenn man sich einer Sekte anschließt, so wird erwartet, daß man sich der Sekte gänzlich ergibt und nicht mehr sich selbst gehört. Die Sekte unterscheidet nun für ihn, was Wahrheit und was Irrtum sei; und er muß, um ein wahres, zuverlässiges, treues Glied der Sekte zu sein, deren spätere wie frühere Entscheidungen über alle religiösen Fragen annehmen, seine eigene Meinung übersehen und persönliche Nachforschungen vermeiden, da er sonst an Erkenntnis wachsen und als Glied solcher Sekte verloren gehen könnte. [...] Diese Bande des Sektentums, weit davon entfernt, als das, was sie sind, als Fesseln und Ketten angesehen zu werden, werden als ein Schmuck, als Ehrenzeichen und Ausweis von Charakterstärke betrachtet und getragen. So weit ist der Selbstbetrug gegangen, daß viele Kinder Gottes sich schämen würden, als solche bekannt zu sein, die ohne solche Ketten wären, seien dieselben nun leicht oder schwer an Gewicht, lang oder kurz bezüglich der gebilligten, persönlichen Freiheit. Sie schämen sich zu sagen, daß sie in keiner Sekte oder Glaubenssatzung in Knechtschaft seien, sondern Christo allein a n g e h ö r e n."< (aus >Dein Königreich komme - Verlagsrecht 1904, S. 173 [oder 178?]<)

Erstaunlich, wie genau er den Zustand beschreibt, in dem sich die Gemeinschaft befindet, die er einst gegründet hat.

69
Obwohl noch sehr viel zu erörtern wäre, werde ich jetzt abschließen. Sicherlich werden Sie mir verzeihen, dass ich mich nicht immer so auszudrücken vermag, dass jeder mich versteht. Sie dürfen aber sicher sein: nicht im geringsten möchte ich irgend jemand Schaden zufügen; vielmehr schreibe ich aus Liebe zur Wahrheit. Daher bin ich auch gerne bereit, eventuelle Fragen zu beantworten. So hoffe ich, dass ich Ihnen keinen Anlass gegeben habe, mir böse zu sein.

Bestimmt schließe ich Sie - wie auch die ZJ - in meine Gebete mit ein. Im besonderen wünsche ich Ihnen: unser gemeinsamer Herr möge Sie leiten, behüten und segnen.
Und Ihnen samt allen Ihren Lieben überhaupt alles Gute wünschend,
grüßt freundlich ...-

ZurIndexseite