Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Der Fall Woldemar Halse

Auf der Webseite Standhaft.org findet man unter anderem zwar auch ein paar biographische Angaben über den Fall Woldemar Halse, indes auch in diesem Fall registrierbar. Sorgsam geschönt.
Herr D. gar, hält diesen Fall für überhaupt nicht erwähnenswert in seinem Buch.

Etwas deutlicher wird dieser Fall, zieht man eine Videoaufzeichnung einer "Standhaft"-Veranstaltung in Torgau mit heran. Dort stellten sich 17 in der in der DDR-Zeit (50er Jahre) verurteilte Zeugen Jehovas (Urteile zwischen 6 - 15 Jahren) in Selbstdarstellungen näher vor. Unter anderem auch Herr Halse.

So differierend wie die Urteilslänge; so auch deren Vollstreckung. Einige mussten bis zum letzten Tag absitzen, einer sogar sieben Tage länger (dies weil er eine Urteilsrevision eingelegt hatte, die abgelehnt wurde. Die sieben Tage zwischen Urteilsverkündigung und Revision wurden der Strafzeit zugeschlagen.) Andere gar mussten nicht in voller Länge ihre Zeit absitzen.
Herausragend der Fall Woldemar Halse. Über ihn lief das Einschmuggeln der Zeugen Jehovas-Literatur nach der Tschechoslowakei. Im Zuge dortiger "Aufrollungen", wurde auch sein Part deutlich, was ihm zehn Jahre Zuchthaus in der DDR einbrachte. In dieser Zeit wurde er wohl auch in seinem Beruf verwendet als Konstrukteur.

Bemerkenswert welche Pläne die Stasi gar mit ihm verfolgte. Mehr zum Haftende bekam er gewisse Erleichterungen. Ziel der Stasi war es wohl, ihn als Funktionär in spee einer "Konkurrenzorganisation" zu den Zeugen Jehovas aufzubauen. In diesem Zusammenhang bekam er gar von der Stasi Original-Schriften der Zeugen Jehovas in seine Zelle. Etwas wovon andere verhaftete Zeugen Jehovas nur träumen konnten; bzw. wenn solche eingeschmuggelt, und das dann "aufflog" harte Repressionen zur Folge hatte. Halse entzog sich nach seiner Freilassung diesem Stasi-Ansinnen, durch die Flucht in den Westen.
Man sieht an diesem Fall, wenn gewisse Leute den erhobenen Zeigefinger in Richtung Willy Müller präsentieren. Es war kein Einzelfall. Und nicht jeder konnte oder wollte das Problem durch Flucht in den Westen lösen.

Mit auf jener vorgenanten Veranstaltung referierte auch Rolf Brüggemeier. Vom DDR-Regime gar zweimal verhaftet. Bezüglich der zweiten Verhaftung führte er unter anderem aus:

Aber auch die Bemühung des Staatssicherheitsdienstes, wenn irgendwie möglich Mitarbeiter zu bekommen, war ausschlaggebend dafür, dass man mir während dieser Untersuchungshaftzeit schon vorlegte: Wir haben ja überhaupt kein Interesse daran, Sie ein weiteres mal einzusperren; ihre sechs Jahre müssten Ihnen doch genügt haben; arbeiten Sie mit uns zusammen, dass wird vor sich gehen, ohne das jemand anders etwas davon merkt. Denken Sie an ihre Tochter; sie hat Sie doch kaum kennengelernt. Sie sind jung verheiratet, dass müssen sie alles berücksichtigen. Sie können Zeuge Jehovas sein, solange Sie wollen. Sie können Ihre Studien durchführen, dass ist alles von wenig Belang. Wir möchten nur wissen, was geht in Weimar vor sich, was verändert sich. Und wenn wir mal jedes Vierteljahr für ein paar Minuten darüber sprechen, hat sich die Sache erledigt. ...

Auch Halse selbst führte nach der Texttranskription unter anderem aus:

... Wir kamen nach Bautzen. Von dort aus ging es nach vier Jahren weiter nach Luckau. Von Luckau nach Cottbus. Von Cottbus nach Torgau. Aber diese Reise hatte etwas Besonderes auf sich. In Luckau wurden ja allgemein die Strafen der Brüder herabgesetzt. Sie wurden zum größten Teil entlassen, außer 'Kollege Halse', wurde nicht herabgesetzt.

Die Brüder waren schon zum größtenteils entlassen. Jetzt wurde ich vorgerufen und dachte, jetzt bist du auch mal an der Reihe. Und, wer saß im Zimmer: Staatssicherheitsdienst. Es begann alles nochmal von vorn; aber jetzt in eine andere Richtung. Und zwar hatten sie vor, in verschiedenen Gefängnissen Brüder anzusprechen oder ausfindig zu machen, die eventuell bei einer Entlassung, eine eigene Organisation in der DDR aufbauen würden. Das war Bruder Adler in Brandenburg, usw. Und jetzt führten sie mich von Cottbus nach Torgau. Und dort war auch ein Bruder der in dergleichen Richtung vom Staatssicherheitsdienst dort unterrichtet wurde, befragt wurde. Ich erhielt auch Original "Erwachet!"-Ausgaben in meine Zelle und sollte Stellung dazu nehmen.

Uund jedenfalls in Torgau an sich habe ich nicht viel Erfahrungen, weil ich nur dem Staatssicherheitsdienst unterstellt war, dass heißt: der Leutnant, der in Torgau zum Teil in Zivil, aber auch in Uniform erschien. Also, der erledigte alle Angelegenheiten. Wenn ich Besuch bekam, war nur er zugegen, wenn ich irgend etwas anderes zu erledigen hatte, war er wieder zugegen. Wenn der Staatssicherheitsdienst von außen kam, wurde mit ihm gesprochen. Und so war ich eigentlich nur unter der Aufsicht dieses Oberleutnants in dieser Haftanstalt. Ja, ich war im Konstruktionsbüro und hatte also keine weiteren größeren Erfahrungen. Und als ich heute hier besichtigen war; da war mein erster Gedanke: Wo ist denn jetzt hier diese Baracke, wo die Konstruktion untergebracht war. Ich habe mit meinem Cousin, Bruder Rostock ein bisschen hin- und hergeraten . Vielleicht war es mal die richtige.

Aber, eines Tages hieß es Sachen packen. Nun gut, wer kam wieder: Der Leutnant Staatssicherheitsdienst. Und sagte: Sie werden sehr wahrscheinlich entlassen. Ja, ich habe keine Antwort gegeben. Dann wurde ich doch entlassen. Jetzt stellte sich draußen raus, dass sie die Brüder allgemein, die sie in den Haftanstalten immer interviewt hatten. Die wollten ja eine eigene Organisation aufbauen. Ihr dürft eine eigene Gesellschaft gründen, dürft die Wachttürme holen aus Berlin usw. usf. Ich bin dann nach Berlin, weil sie sagten . Gut, Sie können nach Berlin fahren. Ich bin nach Berlin gefahren, da ich die Brüder, Bruder Wauer usw kannte. Und sie sagten. Wir wissen Bescheid. Mehrere Brüder sind schon hier gewesen. Alles die gleiche Richtung.  Und lass dich auf nichts erst ein, keine langen Gespräche, sondern versuche gleich nach dem Westen zu gehen; denn die lassen keine Ruhe. Und das war an und für sich der Kreislauf hier, der in der ehemaligen DDR. Und meine Eltern sind inzwischen auch entlassen worden, mein Bruder auch. Rückwirkend würde ich jetzt sagen, lassen wird dass was hinter uns liegt wie Paulus sagt. Und strecken wir uns aus nach dem was vor uns liegt

Aufmerksam hören die Mit-Zeitzeugen den Ausführungen von Halse zu.In der Mitte der Gesprächsleiter Johannes Gündel, links Richard Rudolph.

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