Annotationen über die Zeugen Jehovas
Lothar Gassmann
Lange Zeit habe ich es vermieden, über einen bestimmten Autor mal wenigstens zwei, drei Sätze zu äußern. Mir ist in Erinnerung, dass der fragliche Herr Lothar G... und sein 1996 erschienenes Buch über die Zeugen Jehovas, beispielsweise in der Zeugenspezifischen Zeitschrift "Brücke zum Menschen" positiv besprochen wurde. Diesem Votum mag ich mich nicht anzuschließen und ich werde auch noch sagen, warum.
Sehen wir uns als erstes die Biographie von Herrn G... an. Geboren 1958 wird er auf dem Buchumschlag unter anderem vorgestellt als "Dozent für Dogmatik und Apologetik an der Freien Theologischen Akademie Gießen" und noch einige andere Titel mehr. Ob er dort noch tätig ist, scheint nicht so ganz klar zu sein. Auf der Webseite genannter Institution ist er namentlich nicht mehr genannt (wenn ich es richtig sehe). Zumindest war er dann mal zeitweise dort tätig und verdeutlicht damit seinem Background.
Zum einen ist schon mal klar, Herr G... war nie selbst Zeuge Jehovas. Er beurteilt aus der Sicht des Außenstehenden. Das muss kein grundsätzlicher Makel sein. Dennoch gilt es schon hier tiefer nachzufragen. "Freie Theologische Akademie Gießen" nennt sich also seine Arbeitsstelle. Wieso eigentlich "frei"? Gibt es in diesem Lande nicht ein tiefgestaffeltes System vom Steuerzahler bezahlter theologischer Fakultäten an den Universitäten und anderes mehr? Das gibt es ohne Zweifel. Aber Herr G,,, hat in d i e s e m System keinen bezahlten Posten ergattert.
An anderer Stelle äußert er sich ("Evangelische Kirche wohin"), dass er von 1991-93 Vikar der Evangelischen Landeskirche Baden gewesen sei. Er wurde aber perspektivisch nicht in deren hauptamtlichen Dienst übernommen. Das formuliert G,,, dann so:
"Die Bischofsstühle werden fast nur noch mit liberalen und linksgerichteten Kandidaten besetzt. Bibeltreue Pfarrer und Vikare, die gegen solche Mißstände Stellung beziehen, werden mundtot gemacht oder an ihrem Dienstantritt gehindert.
Der Verfasser ist selbst ein Opfer solcher Kirchenpolitik".
So nun weis man's. Grob formuliert. Die Amtskirchen sind ihm zu weltlich. Solche Konfliktsituationen, dass ist unbestritten, soll es geben. Welche Alternative bot sich ihm nun an? Die schon genannte "Freie Evangelische Akademie Gießen". Wer steht hinter ihr. Auch diese Frage lässt sich näher quantifizieren. Unter anderem eine u n t e r 5% Partei aus diesem Lande namens "Partei Bibeltreuer Christen" und geistesverwandte Kreise.
Die sehen sich durch die staatlich finanzierten theologischen Fakultäten nicht repräsentiert, und meinen es auf sich nehmen zu sollen, eigene "Konkurrenz"ausbildungsstätten ins Leben zu rufen. Einer der da so orientierten "kirchlichen" Nachwuchs ausbildet ist nun auch Herr G....
In seinem Buch über die Zeugen Jehovas setzt er sich auch mit deren Endzeitlehren auseinander. Ihr Datum 1914 beispielsweise, mag er auch nicht zu teilen. Jetzt aber kommts. G... weiß "besseren" Rat. Das liest sich bei ihm so (S. 298):
"Aber ein Zeichen habe ich bisher verschwiegen, das in der Literatur der Zeugen Jehovas so gut wie keine Rolle spielt und doch das entscheidende ist: Es handelt sich um die Staatsgründung Israels im Jahre 1948. Dieses Ereignis mit seinen teilweise noch ausstehenden Folge-Erfüllungen ist schon vor Jahrtausenden von den Propheten und Jesus vorausgesagt worden ... und galt schon vielen Generationen von Christen, die vor seiner Erfüllung lebten, als göttlicher Zeiger an der Weltenuhr. ...
Wollte man also ein Datum - nicht für die Wiederkunft Christi, aber für das Eintreten in die Endzeit im engeren Sinne - vorschlagen, so nenne ich in Einklang mit zahlreichen evangelikalen Autoren ... die Staatsgründung Israels im Jahre 1948 (und nicht das prophetisch bedeutungslose Jahr 1914 o. ä.)."
So, nun ist man über G...s Rezept informiert. Auch er bemüht letztendlich weltgeschichtliche Ereignisse. War 1914 mit dem Beginn des ersten Weltkrieges kein weltgeschichtliches Ereignis? Auch wenn ich gleichfalls die 1914-Theorie ablehne, scheint mir doch in weltgeschichtlicher Hinsicht das Jahr 1914 ein paar Nummern größer, als das von G... offerierte Datum 1948.
Letztendlich geht es diesen evangelikalen Kreisen nur um eines, um das liefern von Strohhalmen für ihre Sicht der Dinge. Auch G... ist solch ein Strohhalmlieferer. Ob ich grüne oder violette "Scheisse" angeboten bekomme (man verzeihe die Vokabel) spielt da eigentlich keine große Rolle mehr. Auch G... ist solch ein Sch...lieferer
Ergänzend sei auch auf das Forumsarchiv14 hingewiesen mit den dortigen Ausführungen über die theologische Israel-Verklärung und auch den Wim Malgo.
Man vergleiche auch Stuhlhofers Buch "Das Ende naht"
Meinung zu dem Zeugen Jehovas bezüglichen Buch des Herrn G... aus dem Jahre 2006
Die Fähigkeit Sachverhalte, die ihn bewegen leicht verständlich
"rüberzubringen", kann man ihm wohl eher weniger bescheinigen. Die Rede ist von
dem Herrn Lothar G.... Man konnte vorstehendes schon bei seinem im Hänssler-Verlag
erschienenen Zeugen Jehovas bezüglichen Buch registrieren; dass dort (bis auf
Restbestände) weitgehend vergriffen ist.
Nun taucht in den Zeugen Jehovas bezüglichen Listen lieferbarer Bücher, vom gleichen
Verfasser eine weiteres "Kleines Zeugen Jehovas Handbuch" betiteltes auf.
Über weite Strecken teilt der Autor darin nur das mit (in der Substanz) was in seinem
ersten diesbezüglichen Buch auch schon zu lesen war.
Wen denn die Frage "bewegen" sollte (mich bewegt sie
nicht), was denn die theologische Konkurrenz der Zeugen Jehovas, an letzterem
als klassisches "Theologengezänk" auszusetzen hat, der ist bei Herrn G...
sicherlich nicht schlecht bedient. Egal ob es nun um solche Fragen wie Trinität, Hölle
und ähnliches gehen sollte. Wem der ganze "Spaß" dann noch 9,80 Euro
"wert" ist, der kann es selbstredend so halten.
Wer es indes etwas billiger hätte und über Internetanschluss verfügt, der kann das
ganze auch dort sichten. Zwar etwas verstreuter als in der Buchausgabe, aber doch in
wesentlichen Inhalten.
Siehe dazu:
http://www.bible-only.org/german/handbuch/
Ein Beispiel seiner Wegerklärungskunst. Zitat (S. 166):
"Der Vorwurf der ZJ, die Kirchen würden hier eine heidnische Lehre vertreten, ist
(von gewissen Ausnahmen, z. B. Fegfeuer oder volkstümliche Auffassungen von einer
Unsterblichkeit der Seele abgesehen) nicht begründet."
A ja. nun weis man's. Das sind dann halt "volkstümliche
Auffassungen". Offenbar leben die Großkirchen aber von dieser
"Volkstümlichkeit". Würden sie die nämlich ablegen, befänden sie sich sehr
schnell in der Rolle des Fisches ohne Wasser wieder. Und damit jenes "Wasser nicht
versiegt". Darum müht sich auch Herr G..., und wie es scheint - aus seiner Sicht
- sogar "redlich".
So meint er etwa, und dass kann man als eine Art Grundsatzthese ansehen (S.7 ):
"In der Bibel findet sich zwar nicht der Begriff, aber die Sache der
Dreieinigkeit."
Oder etwa (S. 29):
"Ich (G...) halte die Dreieinigkeitslehre nicht für unvernünftig, sondern für
"übervernünftig": die Grenzen der natürlichen Vernunft des Menschen
überschreitend."
"Markig" auch sein Satz (S. 30):
"Ein unerforschliches göttliches Geheimnis, das man "nur glauben muß",
gibt es für sie (die Zeugen) nicht."
Und ich meine dazu. Damit praktiziert er er klassische Selbstbeweihräucherung für Seinesgleichen. Ob er die Zeugen damit wirklich "erreicht", würde ich mehr als in Frage stellen.
Wie er und Seinesgleichen sich in der "vollendeten Kunst"
üben, Worthülsen über Worthülsen zu präsentieren, mag vielleicht auch das
nachfolgende, von ihm im bejahendem Sinne gebrachte Zitat verdeutlichen (S. 13) :
"Der Systematiker Walter Künneth sagt in seinem Werk "Theologie der
Auferstehung" zu Recht:
"Die entscheidende Aussage lautet: Der Auferstandene offenbart in den Erscheinungen
seine verklärte Existenz. Konstitutiv für den Existenzbegriff aber ist die Vorstellung
der Leiblichkeit. So wird die Erscheinung des Auferstandenen zu einem Offenbarwerden der
leiblichen Wirklichkeit des neuen Lebens... Die 'Verklärtheit' des auferstandenen
Christus besagt die völlige Andersartigkeit und Neuheit seiner leiblichen Existenzweise.
Damit ist zugleich auch eine deutliche Abgrenzung gegen jedes spiritualisierende
Mißverständnis wie gegen eine Materialisierung vollzogen"
Erneut wiederholt G... seine These (S. 114):
"Wollte man also ein Datum - nicht für die Wiederkunft Christi, aber für das
Eintreten in die Endzeit im engeren Sinne - vorschlagen, so nenne ich (G...) in
Einklang mit zahlreichen evangelikalen Autoren (z.B. Dyer/Hunt, Fruchtenbaum, Heide,
Hubmer, Hunt, Koch, Lindsey/Carlson, Fache, Pentecost, Rosenthal, Walvoord; ... die
Staatsgründung Israels im Jahre 1948 (und nicht das prophetisch bedeutungslose Jahr 1914
o.a.)."
Hier schon widerspreche ich. Und das grundsätzlich. Im
übrigen hat zwar Herr G... verbal im Literaturverzeichnis, ein grundsätzliches Buch mit erwähnt
Und zwar das des Franz Stuhlhofer. "'Das Ende naht!' Die Irrtümer der
Endzeit-Spezialisten".Das aber doch wohl nur als Lippenbekenntnis ohne jegliche
praktische Bedeutung. Inhaltlich geht er auf es ohnehin nicht mit ein. Hätte er es im
Literaturverzeichnis nicht mit genannt. Es liefe auf dasgleiche hinaus.
Dort nämlich werden eine Reihe (nicht "alle") der von G... genannten
Gewährsleute demaskiert. Wirft man den Zeugen ihre Endzeit-Irrtümer vor, breitet jedoch
den Mantel des vergebenden Schweigens über die evangelikale Szene aus (genau das tut
G...), mutiert das ganze zur Unglaubwürdigkeit.
Israel jene Rolle erneut zuzuschreiben, welche sie in der frühen
Bibelforscherbewegung bereits hatte, provoziert erneut die Frage nach den
206-Knochen-Wunder als Zionismus"beweis" und ähnliches. Vielleicht sind einige
der Evangelikalen diesbezüglich etwas zurückhaltender. Indes der "Stammbaum"
ist wohl in beiden Fällen ziemlich identisch.
Judentrost
Als "Papagei" im Anschluss an Herrn Brüning und ähnliche, erweist sich Herr
G... auch in der Freimaurerthese. Indem er Brüning diesbezüglich bestätigt,
äußert er dann (S. 201):
"Freimaurerisches Gedankengut kommt nicht nur in der zitierten Tempelansprache
Russells zum Ausdruck, sondern auch in der von ihm häufig gewählten Symbolik der
Pyramide, welche ein wichtiges Symbol der Freimaurerei darstellt."
Genau das aber bleibt im Nebulösen der bloßen Behauptung stecken. Die
"Freimaurerriecher" einschließlich G... haben noch eine wichtige Aufgabe
unerfüllt gelassen. Wo bitte schön, wird authentisch (bitte mit nachprüfbaren
Literaturnachweisen, einschließlich Seitenangaben der vorgeblichen Belegstellen) auf
freimaurerischer Seite die "Pyramide als wichtiges Symbol der Freimaurerei"
dargestellt?
Der Name Ulrich Rausch, dürfte sicherlich auch für Herrn G... ein Begriff sein. Ist doch auch auch Herr Rausch Autor von Zeugen Jehovas-bezüglichen Büchern (Koautor) Mehr noch. Herr Rausch hat sich - im Gegensatz zu Herrn G... - sogar auch als Autor eines Buches zum Thema Freimaurerei ausgewiesen. "Die verborgene Welt der Geheimbünde. Mit dem Lexikon der okkulten Zeichen, Symbole und Rituale." Auch in diesem Buch findet sich nichts, aber auch gar nichts, was denn die "Pyramide als wichtiges Symbol der Freimaurerei darstellt." Mit Sicherheit hätte sich Herr Rausch "die" Gelegenheit nicht entgehen lassen, hätte er handfestes im Sinne der genannten These recherchiert. Er hat es aber nicht!
Bücher die die Welt "braucht" oder eben nicht braucht.
Polarisierende Meinungsäußerungen - und um eine solche handelt es sich vorstehend
unzweifelhaft, werden auch Widerspruch provozieren. Wenn ich die Wahl hätte zwischen
einem "rationalisierten Universitätstheologen" (eines der
"Schreckgespenster" der WTG) und seinem Widerpart. Dann ist wohl der
Herr Dr. G... eher in der Ecke der Widerparte ansiedelbar.
Dennoch, gerade die Geschichte der Zeugen Jehovas belegt, dass ihre Form "evangelikalen Christentums" zu vielerlei Widerspruch herausfordert. Stellen sich nun nur geringfügig "anders Gestrickte" als vermeintliche "Alternative" zu den Zeugen dar, bleibt die entscheidende Frage offen. Wieso denn an "Wechsel" denken, wenn anderswo ähnliche Mechanismen wirken?!
Wieso dann solche Kröten" schlucken, wie was finanzielle
Aspekte anbelangt, man andernorts noch besser beim melken" ist als wie die
Zeugen. Wieso dann solche Kröten schlucken" wie noch ausgeprägtere
hierarchische Strukturen und anderes mehr. Wer denn meint das zu können. Bitte schön, er
ist nicht daran gehindert es zu tun. Allerdings werden diejenigen auch mit dem Umstand
leben müssen, dass es einstige Glaubensgenossen" gibt, die dazu als Kommentar
nur eines sagen.
Da hat wieder mal Eine (Einer) den Regen mit der Traufe ausgewechselt.
Gassmann in einer Bewertung aus dem Jahre 2012
In einem Radio-Essay aus dem Jahre 2012, in dem auch Herr Gassmann vorgestellt wurde, begegnet man einigen durchaus bemerkenswerten Feststellungen. Mag Herr Gassmann zu diesen Feststellungen auch eine andere Meinung vertreten, als besagtes Essay, ist das zwar nachvollziehbar, ändert aber wenig bis nichts an den getroffenen Feststellungen.
Den Ruf den die sogenannten Pius-Brüder im Bereich des Katholizismus haben. Einen ähnlichen Ruf schreibt man Gassmann auch im Bereich des Protestantismus zu. Den. auf dem politisch Rechtsaußen-Posten stehend. Zumindest was Kirchenpolitische Vorstellungen anbelangt (weitaus weniger allerdings jene Form von Rechtsaußen wie sie die Braunen denn mal verkörperten, was auch einzuräumen wäre).
Man vergleiche auch die Wertung meinerseits in Sachen "Partei Bibeltreuer Christen"
in: Parsimony.3142 und Parsimony.3153 wo diese Variante von Rechtslästigkeit, näher beschrieben ist.
Ergänzend auch noch Mysnip.113973
Siehe auch noch nachfolgenden Exkurs.
Der Unterschied mag lediglich darin bestehen, dass die WTG-Veranstaltungen
trockene Indokktrinations-Veranstaltungen sind (in Vergangenheit und
Gegenwart). Also nichts da mit eventueller musikalischer Umrahmung.
Man vergleiche zu Gassmann auch:
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,210302,210302#msg-210302
Die Technikeuphorie der frühen Bibelforscher
Der (vermeintlich) fremde Agent