Einige (verstreute) Voten in Sachen Dr. Detlef Garbe einmal zusammengefasst

(selbstredend interessiert an diesem Ort, hierbei vorrangig NUR das Zeugen Jehovas-Thema, nicht sonstiges was man zu ihm vielleicht noch ausführen könnte)

Besonders seit 1993 trat in den Blickwinkel der historisch interessierten Öffentlichkeit eine weitere Religionsgemeinschaft, über die seitens der Historiker die Jahre davor nur wenig berichtet wurde. Es fing damit an, dass eine 1989 in Hamburg geschriebene Dissertation, seit jenem Jahre auch in Buchform vorliegt. [1]
Garbe geht von der These aus, dass keine andere Religionsgemeinschaft sich solchen Hass und Verfolgung im NS-Regimezugezogen habe, wie gerade die Zeugen Jehovas. Er deutet ihr Verhalten als einen Akt der Glaubenstreue, die sie unter den widrigen Umständen des NS-Regimes bewahrten. Auch Garbe kommt zu dem Resultat, dass es den Zeugen Jehovas nicht um politischen Widerstand ging.

Im Einzelnen bietet Garbe etliche Details, die so vorher nicht in konzentrierter Form zugänglich waren. Wer sich mit der Geschichte der Zeugen Jehovas im „Dritten Reich" auseinander setzen möchte, der kommt um das Buch von Garbe nicht herum. Allerdings wird man sagen können, dass Garbe's Buch ein grundsätzliches Manko hat.

Er behandelt zwar die Zeit zwischen 1933-45, jedoch die zeitgenössische Zeitschriftenliteratur der Zeugen Jehovas wie "Der Wachtturm" und "Das Goldene Zeitalter" (respektive "Trost") ist in seine Wertung nicht eingeflossen. Es besteht darüber hinaus Anlass zu der Einschätzung, dass Garbe sie auch überhaupt nicht eingesehen hat. Hätte er sich auch mit ihr im Detail auseinandergesetzt bestünde die Wahrscheinlichkeit, dass seine Urteile etwas kritischer ausgefallen wären. Und dies wäre in der Tat notwendig gewesen.

Garbe bemüht sich bei der Verwertung der von ihm verwendeten Archivalien um weitgehende Objektivität. Vielen Details seiner Ausführungen wird man beipflichten können. Dennoch möchte ich noch eine weitere grundsätzliche Einschränkung machen. Garbe hat in seinem Werdegang unter anderem auch evangelische Theologie studiert.

Wer sich seine Wertungen „auf der Zunge zergehen lässt", der kann an dem Faktum nicht vorübergehen, dass Garbe eine Nuance zu positiv die Sachlage sieht. Kritische Kardinalfragen sind auch bei ihm ausgeblendet. Eine solche wäre die, was es Menschen ermöglicht, trotz Widrigkeiten undiplomatisch sich den Zeitanforderungen zu versagen. Die Antwort ist im Falle der Zeugen Jehovas: Ihre akute Endzeiterwartung. Mit ihr hat er sich nicht auseinandergesetzt.

Diese Aussage wird man noch relativieren müssen. Im Jahre 1999 veröffentlichte die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen im Rahmen ihrer EZW-Texte [2] auch einen instruktiven Beitrag von Garbe. Auch ihm wird man bescheinigen können, dass er sich um ausgewogene Objektivität bemüht. Also es ist schwer - um nicht zu sagen fast unmöglich - Garbe sachliche Fehler nachzuweisen. Dennoch bleibe ich bei meiner kritischen Gesamteinschätzung von Garbe. Warum? Ich möchte es versuchen mit einem Zitat zu verdeutlichen.

In der genannten Studie schrieb er auch:
"Ohnehin scheint mir im Hinblick auf die Mitwirkung der Kirchen beim staatlichen Vorgehen gegen die Zeugen Jehovas und andere kleine Glaubensgemeinschaften vor dem Hintergrund der sich dann im Nationalsozialismus ereignenden Verfolgung eher Anlass zur Bedachtsamkeit gegeben; hier steht bis heute eine kirchengeschichtliche Aufarbeitung und ein Wort des Bedauerns aus. Vielmehr Erörterungen darüber (sind) weiterführend, weshalb die Zeugen Jehovas in Konflikt mit dem Nationalsozialismus gerieten und wofür sie stritten. Hier sind das Verhältnis der Zeugen Jehovas zur Welt, ihr Staatsverständnis, die Zuschreibung der eigenen Organisation zu den theokratischen Autoritäten, die unbedingte Loyalitäts- und Gehorsamspflicht der Wachtturm-Gesellschaft gegenüber und andere Fragen zu thematisieren, die durchaus der kritischen Erörterung bedürfen."

Genau dies aber hat Garbe in seinem Buch nicht getan. Er beschränkt sich (dies ist kein Vorwurf - sondern nur eine Feststellung) auf die Zeit 33-45. Notwendigerweise bringt die isolierte Betrachtung dieses Zeitabschnittes es mit sich, dass de facto ein Zerrbild entsteht. Die im genannten Aufsatz von Garbe auch genannten Aspekte sind unbedingt notwendig in der Darstellung, um dieses Zerrbild wieder zurecht zu rücken. Diese notwendige Aufgabe hat Garbe nicht geleistet. Es seien ihm keine niederen Beweggründe unterstellt.

Aber in der jetzigen Form, seines isolierten Statements zu der Zeit 33-45, ist es leicht für die Wachtturmgesellschaft, notwendige Kritik unter den Tisch fallen zu lassen. Leider hat Garbe, wenn auch nicht mit Bedacht, seinen Teil zu dieser misslichen Lage beigetragen. Dies ist mein Hauptkritikpunkt an die Adresse des Dr. Garbe.

John S. Conway

Ich habe es schon immer als Zumutung empfunden, wenn interessierte Kreise (dreimal darf man raten welche), den Detlef Garbe als eine Art „Geschichtspapst" in Sachen Geschichte der Zeugen Jehovas darstellen. G. hat sicherlich interessantes geleistet. Was mich an ihm aber besonders stört, ist dass er kein akzeptables Verhältnis zu den Vorgängerstudien, etwa vom Friedrich Zipfel und Michael H. Kater entwickelt hat. Unausgesprochen, dennoch deutlich lesbar, ist die G.'sche Meinung. Zipfel und Kater könne man ja nun „vergessen", da es ihn G. gäbe. Dem widerspreche ich, namentlich auch in Bezug auf den Totalitarismusansatz, der bei Garbe - meiner Meinung nach - völlig unzureichend ausgebildet ist.

Beschäftigt sich einer, der aus dem Englischsprachigen Kulturkreis kommt, sofern er nicht gerade Daniel Goldhagen heißt, mit der deutschen Kirchengeschichte, so kann man schon erwarten, dass dieweil der apologetische Hintergrund deutscher Großkirchlicher Kreise bei ihm so nicht ausgebildet ist, er interessante Ergebnisse vorzulegen hat. Ein solcher Fall liegt meines Erachtens bei der 1969 auch in Deutsch veröffentlichten Studie des Kanadier John S. Conway über „Die nationalsozialistische Kirchenpolitik" vor. Conway spannt seinen Bogen breit. Die Zeugen Jehovas, die darin sehr wohl mit vorkommen, sind letztendlich aber nur ein Thema unter „ferner liefen". Vielleicht werden sie damit sogar auf ihre „richtige Größe" zusammengestutzt. Dieweil Conway aus der Sicht des nicht selbst im deutschen Kulturkreises Lebenden schreibt, gleichwohl intensives Quellenstudium betrieb, gelangt er meines Erachtens zu einer ausgewogeneren Beschreibung, als sie andernorts vielfach zu registrieren ist.

Interessant auch wie G. den Conway einschätzt. So meint er etwa, bezugnehmend auf das Buch von Barbara Grizzuti Harrison, „Vision of Glory", das sie „Stellung gegen Conway bezieht, da jener die Haltung der Zeugen Jehovas im 'Dritten Reich' ihrer Einschätzung nach unkritisch und zu postiv dargestellt habe."

Dies sei nach G. „ein typisches Beispiel für eine Geschichtsschreibung im Interesse einer 'Demaskierung der Zeugen Jehovas'"

An dieser Stelle dazu nur soviel. Wie denn die Conway'schen Voten in Sachen Zeugen Jehovas bewertbar sind, dazu wird weiter unten noch die Möglichkeit zur eigenen Meinungsbildung gegeben. Zu Harrsison aber dies. Sie legt lediglich einen persönlichen Bericht in Buchform vor. Sie tritt an keiner Stelle etwa mit dem Anspruch auf, wissenschaftlich, Kirchengeschichtsschreibung zu betreiben. Dieweil sie schon mal nicht über eine diesbezügliche konventionelle Ausbildung verfügt. Was nun wiederum nicht bedeutet, dass sie nichts fundiertes zu sagen wüsste. Auch Frau Doyon etwa, mit ihrem Buch "Hirten ohne Erbarmen", weiß sehr wohl fundiertes mitzuteilen. Gleichwohl nimmt auch sie nicht in Anspruch im konventionellem Sinne Kirchengeschichtsschreibung zu betreiben.

Wenn Frau Harrison etwa bezüglich der Erziehung, die sie durch die Zeugen Jehovas genossen, sich an einer Stelle zu dem Ausruf veranlaßt sieht:

„Die 13 Jahre, in denen ich aktive Zeugin Jehovas war, haben mich genauso gut auf das Leben vorbereitet wie ein gleichlanger Aufenthalt in einer Skinner-Box am Nordpol."

Dann wird damit, wie in einem Brennglas, die eigentliche Problematik deutlich. Wenn G. also Harrsison vorwirft, sie wolle die WTG-Religion diskreditieren (was der saturierte „Bildungsbürger" G. mit Sicherheit eben nicht will), dann offenbaren sich auch hierin, die abgrundtiefen Gegensätze, die da bestehen.

Natürlich versäumt es auch die WTG nicht, Conway zu zitieren. Was sie indes von ihm mitzuteilen weiß sind offenbar nur die nachfolgenden Conway'schen Passagen:

„Nicht weniger als ein Drittel der ganzen Anhängerschaft verlor das Leben, weil sie sich weigerte, sich anzupassen oder einen Kompromiß einzugehen. Im Gegensatz zu der Willfährigkeit der Großkirchen hielten Jehovas Zeugen an ihrer Lehre, durch die sie in Konflikt mit dem Staat gerieten, fanatisch fest. Eine solche Gegnerschaft war jedoch sehr selten."

„Keine andere Sekte bewies angesichts des Gestapo-Terrors eine solche Entschlossenheit. Viele der kleineren Gruppen, die sich ihrer Schwäche bewußt waren, versuchten, sich ihre Unabhängigkeit zu erkaufen, indem sie eifrig beteuerten, die politischen Ziele des neuen Deutschlands zu unterstützen."

Conway sagt aber noch mehr in seiner Studie aus. Das indes, erfährt man schon wieder nicht via der WTG-Literatur.

Wie Conway's Studie Ende der 60er Jahre auf den Markt kam, da war noch nicht an die WTG-„Standhaft„-Kampagne zu denken. Es ist sehr wohl zu registrieren, dass auch Conway sich ihr noch zur Verfügung stellte. Conway wird deshalb auch von mir kritisiert. So wurde etwa, anläßlich des Goldhagen-Buches meinerseits einmal ausgeführt:

„Es ist nur ein trauriges Zeichen, dass solches nur über den Umweg von Amis möglich ist, die sich primär auf Sekundärliteratur stützen, jedoch keine echten Forschungsbeiträge zur Sache beisteuern." (Dies traf besonders auf Goldhagen zu; dessen Thema zwar nicht die Zeugen Jehovas, aber doch immerhin das Thema Holocaust und katholische Kirche war). Weiter:

„Da kann man auch John Conway nennen. Das ist auch ein Autor jenseits des „großen Teiches", der sich in Sachen deutscher Kirchenpolitik der Jahre 33-45 einen „Namen" gemacht hat. In den Augen der Amis ist er eine Kapazität. In meinen Augen sehe ich ihn etwas nüchterner.

Nüchterner dergestalt, dass er sich beispielsweise als Plagiator der Frau Yonan betätigt hat (in seinem Sprachraum) ohne indes auf notwendige Kritik zu dieser umtriebigen Dame irgendwie einzugehen. Es fragt sich sehr, ob er diese Kritik je schon mal „verarbeitet" hat. Vieles spricht dafür, es ist nicht der Fall. In den Staaten macht es sich vielleicht gut, die Zeugen Jehovas als Opfer sowohl des NS- als auch des DDR-Regimes zu verkaufen. Das sind dann die billigen Plakatüberschriften, zu denen auch Conway beiträgt. Der Blick in die Details hingegen ergibt durchaus ein anderes Bild. Aber da kann man schon nicht mehr auf Conway setzen."

Trotz dieser Kritik, darf das nicht den Blick dafür verdunkeln, was er in seiner Ursprungsstudie aussagte. ...

Erweitert in Conway

Garbe-Miterwähnung in: Kunstfehler

Kommentar zu einer Tagung

Ein Disput in Sachen Antisemitismus

Exkurs: Und das Magdeburger "Goldene Zeitalter" schwieg
Namentlich seitdem das Garbe-Buch "Zwischen Widerstand und Martyrium" ab 2008 auch in einer Englischsprachigen Ausgabe vorliegt, "erfreut" sich Penton (worüber er in seinem eigenen Buch auch berichtet), wieder gewisser Animositäten seitens Garbe's.
Was ist dazu festzustellen. Wenn Garbe die Wertungen Pentons zur Nazizeit nicht passen, ist damit noch nicht der Beweis erbracht, er würde "falsches" dazu sagen.
Penton hat sich auch nicht als „wissenschaftlicher Hauptstar" eines WTG-Videos vereinnahmen lassen. Garbe im sogenannten "Standhaft"-Video, sehr wohl.

Garbes Rolle in diesem von der WTG hergestellten Videos ist die analoge eines Herrn Besier
Gestylte "Schönwetter-Christen"-Thesen der Öffentlichkeit zu verkaufen.
Mag ein Herr Besier
auch heutzutage bei einer Partei gelandet sein, welche in früheren Zeitepochen mal als SED bekannt war.
Macht nichts, zu Zeit seiner aktiven Vermarktung war er da ja noch nicht Mitglied.
Weniger was Garbe in diesem Video sagte (oder sagen durfte). Vielmehr das was er eben nicht sagte, wäre da hervorzuheben.
Etwa dass die Gestapo auch im Zeugen Jehovas-Bereich "Umgedrehte" hatte, die ihre eigenen Brüder, sei es in Deutschland oder auch in Österreich, ans Messer lieferten.
Zu letzterem Aspekt verbreitet sich ein Herr Garbe, weder in genanntem Video noch seinem Buch sonderlich. Da könnte ihn jetzt in der Neuzeit, etwa ein Herr Gerald Hacke , in dessen Dissertation, einigen notwendigen Nachhilfeunterricht erteilen.

Versteht sich, hätte Garbe das schon zum Zeitpunkt der Video-Erstellung mit erwähnen wollen, hätte er dort wohl kaum eine Chance dazu bekommen.
Und diesbezügliche Anstrengungen hat er dann wohl auch gar nicht erst unternommen.
Immerhin sei Garbe nicht prinzipiell ins "Unrecht" gesetzt.
In der deutschen Ausgabe seines "Zwischen Widerstand und Martyrium" räumt er beispielsweise (wenn auch nur in einer Fußnote) ein:

"Zu Recht hat James Penton nachdrücklich betont, daß sich nur über eine Analyse des Staatsverständnisses in der Glaubenslehre der Zeugen Jehovas die Tatsache erklären lasse, daß sie wie keine andere religiöse Gruppe im zwanzigsten Jahrhundert mit einer derartigen Intensität und Häufigkeit Verfolgungen ausgesetzt gewesen sind, und zwar sowohl unter faschistischen Regimes wie in kommunistischen Staaten, in zahlreichen Nationalstaaten der Dritten Welt (z. B. in Burundi, Malawi und Zaire) wie zeitweilig auch in demokratischen Staaten, beispielsweisem den USA und Großbritannien." (Garbe S. 50, Fußnote 31)

Mit dieser Einlassung von Garbe ist man der Wahrheit schon mal ziemlich nah.
Den eigentlichen Dissenz (Garbe - Penton) begegnet man bei Garbe wohl auf der Seite 105; wiederum in einer Fußnote (Fußnote 80).
In ihr verlautbart Garbe:

"Die gelegentlich in der Literatur zu findende Feststellung, die Zeugen Jehovas seien Vertreter eines "religiös motivierten" (Kater, Bibelforscher, S. 187) bzw. "klaren Antisemitismus" (Penton, ...) gewesen, verkennt allerdings den Charakter der Auseinandersetzung, die zwar nicht frei von Polemik und verbalen Entgleisungen war, sich aber deswegen gleichwohl nicht unter dem Rassenhass implizierenden Begriff "Antisemitismus" subsumieren läßt. Auf der Ebene der einfachen Glaubensangehörigen wirkte ohnehin noch die bis Anfang der dreißiger Jahre verkündete Wertschätzung der Juden nach."

Erst mal zu Kater. Ich hätte mir gewünscht, Garbe hätte Kater etwas umfänglicher zitiert. So beispielsweise dessen ergänzenden Satz:

"Intoleranz gegenüber Juden vertrug sich durchaus mit dem totalitären Weltbild der Bibelforscher."

Es ist in der Tat so, die Nazis waren primär Rassen-Antisemiten (ausgehend im Gefolge der Alldeutschen, von ihrer metaphysischen Überhöhung der "Arier", als "geborenes Herrenvolk". Gleichwohl gab es Antisemitismus schon vor den Nazis, und da war es eben der von kirchlichen Kreisen latent favorisierte religiöse Antisemitismus.
Noch zu Nazizeiten entblödete sich ein Herr Grundmann in Eisenach, ein betont kirchliches Antisemitismus-Institut auf die Beine zu stellen. Da spielten sich Nazis und Kirchen, gegenseitig die Bälle zu; obwohl jeweils andere Argumentationskriterien dominierend waren. Das man einen Herrn Grundmann nicht unter den ohnehin nicht vorhandenen Protestlern, gegen nazistische Judendeportationen vorfinden würde, ist fast überflüssig zu erwähnen.

Auch Garbe sind Himmlers Sandkastenspiele in einem Schreiben an Kaltenbrunner vom 20. 7. 1944 bekannt, in der Himmler seine Pazifizierungspläne gegenüber einem versklavten Rest-Russland entwickelte, und dabei als Mittel zum Zweck sich auch der Bibelforscher/Zeugen Jehovas wohlwollend erinnerte. Und da teilt er zur Detailbegründung seinem Kompagnion Kaltenbrunner auch noch jubilierend mit, dass die Bibelforscher ja auch schärfstens gegen Katholiken und Juden eingestellt seien, und wähnt in dieser geschichtlichen Stunde, nunmehr noch etliche für die Nazipolitik nützliche Komponenten bei den Bibelforschern wahrzunehmen.
Auch Garbe ist der in Buchform vorliegende Bericht des KZ-Kommandanten Höß bekannt, indem selbiger auch praktischen Antisemitismus bei den Bibelforschern beschreibt.

"Eigenartigerweise waren sie alle davon überzeugt, daß die Juden nun gerechterweise zu leiden und zu sterben hätten, weil ihre Vorväter einst Jehovah verrieten."

Insoweit ist es etwas zu billig, als Entlastung etwa auf die Unterstützung zu verweisen, die der Jude (und spätere Talkmaster) Hans Rosenthal durch von Zeugen Jehovas geprägte Mitmenschen erfuhr.
Eine Bewertung des heiklen Antisemitismus-Thema müsste also beinhalten.
Sowohl den von Rutherford vorgenommenen Ideologie-Schwenk in dessen "Rechtfertigung"-Büchern, als auch die Zeitzeugen-Voten von Himmler, Höß und Hans Rosenthal (als Beispiele).
Indessen auf dem Aspekt nur herumzureiten, die Zeugen Jehovas seien ja keine glühenden Rassen-Antisemiten im Stile der Nazis gewesen, trifft nicht den Kern.
Siehe auch die Auseinandersetzung zum Thema, in: Mysnip.3747

Das "Standhaft"-Video rühmt sich
Im Golden Age sei 1929 eine "mutige Erklärung" gegen den Nationalsozialismus erschienen (englisch GA 15. 10. 1929).
So so. Der "Mut" der deutschen Vertreter selbigen, sah dann wohl etwas anders aus.
Der Disput Garbe - Penton entzündete sich vordergründig bisher an gewissen Aussagen der Berlin-Wilmersdorfer Veranstaltung vom Juni 1933.
In der Anbiederungs-Datei wurde meinerseits mal ein Exkurs angefügt, welche das penetrante Schweigen der deutschen zeitgenössischen WTG, im Vergleich zu Aussagen, welche im Schweizer "Goldenen Zeitalter" nachweisbar (aber eben nur dort nachweisbar) sind, herausarbeitet.
Es hätte auch für die deutsche WTG bis Ende 1932 sehr wohl die Option bestanden, sich gegenüber den Nazis kritisch zu verlautbaren. Sie zog das Schweigen und nochmals Schweigen, vor.
Auch eine Form der Anbiederung.
Nachstehend nochmals einige Sätze aus diesem Exkurs.
Weiteres kann man der Anbiederungs-Datei entnehmen.

Erweitert in: Mysnip.107385

Anmerkung zu einer „Heldensaga"
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 21. Mai 2013 16:46
Einerseits ist es ja nachvollziehbar, das ein Mann wie Dr. Garbe, da als Vortragsredner „herumgereicht" wird. Zumal das Preußische Zeugen Jehovas-Verbot vom 24. 6. 1933 den geeigneten äußeren Anlass abgibt. Dennoch lege ich meinerseits zu solcherlei „Heldensaga", partiellen Widerspruch ein.

Viel relevanter war zum Beispiel das vorangegangene Verbot in Sachsen, dieweil dort eben weitaus größere Bibelforscher-Konzentrationen vorhanden waren, als etwa in Preußen. Preußen bildete das Schlusslicht der diesbezüglichen Entwicklung. Allenfalls liegt die größere Bedeutung des Preußischen Verbots in der damit mit verbundenen Eliminierung, des Druckereibetriebes. Wenn eine Pressenotiz unterstellt


„der vermeintlichen Nähe zum Judentum den Hass völkisch-antisemitischer Kreise auf sich gezogen"

dann ist das eine sachfremde Bagatellisierung. Es gab nicht eine „vermeintliche", es gab eine tatsächliche Nähe zum Judentum.

Auch wenn man differenzieren muss, nicht mehr im Jahre 1933, so jedoch in den Jahren davor. Die philosemitischen Schriften der WTG waren für die Antisemiten, innerhalb und außerhalb der Kirchen, das gefundene Fressen.
Der Prozess in Bern im Jahre 1935 um die antisemitische Hetzschrift „Protokolle der Weisen von Zion" kulminierte auch in der These der nazistischen Gutachterkoryphäe Fleischhauer dabei, und jetzt zitiere ich nach der Zeitschrift „Welt-Dienst" Ausgabe vom 15. Mai 1936, die von der Gutachter-Koryphäe Fleischhauer herausgeben wurde, den darin auch enthaltenenen Satz:


„die „Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher" deren Angehörige sich „Zeugen Jehovas nennen, Ziele verfolge, die dem der Protokolle geradezu haarscharf entsprechen.
Ebenso wie in den Protokollen sind die Kampfmittel Untergrabung der staatlichen Ordnung, Förderung des marxistischen Klassenkampfes und Verächtlichmachung der christlichen Religion, und genau so ist ebenfalls das Endziel der gleichen Vereinigung aller Länder zu einem die Erde umfassenden Weltreich unter einer jüdischen Regierung und unter dem obersten Schutze des jüdischen Jehova. Welthauptstadt soll Jerusalem werden."


Dieses nazistische Votum ist zwar hochgradig Verschwörungstheoretisch getränkt. Zugleich zeigt es aber auch, wie denn das Zerrbild bei den Nazis aussah, dass diese sich über die Zeugen Jehovas zusammengebastelt hatten. Und ein wesentliches Element innerhalb dieses Zerrbildes auch die Philosemitismus-Begünstigung der frühen WTG, angefangen von Russells „Die nahe Wiederherstellung Israels" über „Ruthrford'sd „Trost für die Juden" und anderes mehr.

Ich fasse mein Votum in Sachen Dr. Garbe dahingehend zusammen.

Er ist auf seinem Erkenntnisstand stehen geblieben, den er zur Zeit der Erstpublizierung seines einschlägigen Buches hatte. Dieser Erkenntnisstand weist durchaus einige Lücken auf.
Man wird berechtigterweise nicht sagen können, dass er die bis zum heutigen Tage tatsächlich „geschlossen" hätte.


nobilis.de/glaubensgehorsam-und-maertyrergesinnung-der-zeugen-jehovas/150/769/62866/
Philosemitismus
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 25. Mai 2013 01:53
Oder: was Dr. Detlef Garbe nicht ausreichend sachgerecht, in einschlägigen Ausführungen bewertet.
Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
Wieder spielt das „Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 15. 5. 1928, auf der Klaviatur des Philosemitismus. Nicht achtend den Umstand (zumindest zu dem Zeitpunkt), damit Wasser auf die Mühlen der Antisemiten, namentlich in Deutschland, zu leiten.

In den USA mag da in der Tat eine andere Situation bestanden haben. New York wurde zeitgenössisch als eine Stadt bezeichnet, die eine der größten jüdischen Populationen aufweist. Spätestens seit Russell's Auftritt vor Juden im New Yorker Hippodrom, weis man, dass die WTG sich diese Sachlage zunutze machte.

Nur, in dem Moment, wo die WTG-Religion darauf ausging, International - damals besonders auch in Deutschland - zu wirken, muss man es sich schon genauer überlegen, wieweit man denn da in der Parteinahme geht - gehen kann -.

So bringt das GZ in dieser Ausgabe auch eine Meldung, bei der man „ganz hin- und hergerissen" ist. Zumindest ist sie für die zeitgenössischen Antisemiten ein zusätzlicher Beleg gewesen, die WTG-Religion sei eine Religion der „Judenknechte". Hätte sich das GZ die Weitergabe dieser Meldung erspart, wäre dies sicherlich kein substanzieller Verlust gewesen.

Im Zuge des „rosarot-Zeichnens" liest man nachfolgendes, dem als Kontrast vom GZ eine Meldung aus den USA vorangestellt ist:

„In den Vereinigten Staaten herrscht Arbeitslosigkeit, wie sie noch nie dagewesen ist. Da man in Amerika keine Arbeitslosenunterstützung kennt und auch keine zuverlässige Arbeitslosenstatistik hat, sind die Zahlenangaben über die Höhe dieser Arbeitslosigkeit sehr verschieden. Die Angaben schwanken zwischen zwei und sieben Millionen. Bei Annahme von vier Millionen wären das immer noch zehn Prozent der amerikanischen Arbeiterschaft. Die Ursache der Arbeitslosigkeit ist die Rationalisierung nach Ford'schen System in den letzten fünf Jahren. Die amerikanische Industrie erzeugt heute mit 12 Prozent weniger Arbeitern 2 Prozent mehr Waren als im Jahre 1923. In einzelnen Industriezweigen ist die Spanne zwischen Mehrproduktion und Minderbeschäftigung noch weit größer als 14 Prozent; in der Tabakindustrie sind es 46, in der Zementindustrie 28, und der Baumwollindustrie 19 Prozent. Bei der Newyorker Untergrundbahn hat die Einführung von automatischen Türen 25 Prozent der Schaffner überflüssig gemacht und den Verkehr um 50 Prozent gesteigert. Der Leiter des statistischen Büros des Arbeitsdepartments, Herr Stewart, hält die gegenwärtige Arbeitskrise nur für das Vorspiel eines großen Kampfes zwischen Kapital und Arbeit (Sonntagsztg. v. 8. 4. 28)

Die zweite Meldung in dieser GZ-Ausgabe

Keine Arbeitslosen mehr in Palästina.
Die Auszahlung von Arbeitslosenunterstützung seitens der Zionistischen Exekutive in Palästina konnte eingestellt werden, da durch Einleitung verschiedener Arbeiten aus öffentlichen Mitteln der Arbeitsmarkt imstande ist, auch den Rest der Arbeitssuchenden zu absorbieren. Damit ist ein wichtiges Resultat erreicht, das der zionistischen Aufbauarbeit neue Möglichkeiten eröffnet.

(Jüd. Rundschau 17. 4. 28)

Über „Die Lage in Palästina" berichtet Harry Sucher, Mitglied der Palästina-Exekutive u. a.:
Im „ganzen ist die Situation günstiger als zu Beginn des vergangenen Oktobermonats. Die Besserung ist teils eine Folge der Mitwirkung der Palästina-Regierung in der Arbeitsversorgung - teils ein Ergebnis vergrößerter wirtschaftlicher Aufnahmefähigkeit des Landes. Die verschiedenen Siedlungen entwickeln sich in aufsteigender Linie und ganz allgemein geht es der Landwirtschaft gut. Im letzten Jahr hat die Industrie in sehr ausgesprochener Weise an Kraft gewonnen. Dieser Fortschritt vollzieht sich in einem schleunigen Tempo, das auf ein erhebliches Maß von Vertrauen des privaten Kapitals in die wirtschaftliche Zukunft Palästinas schließen läßt. Ohne die rückhaltlose und unvermeidliche Hilfe und Mitwirkung der Arbeiterorganisationen wäre es nicht möglich gewesen, die Arbeitslosen durch sehr schwere Zeiten einer besseren, nicht allzu fernen Zukunft entgegen zu führen. Der dauernde und wesentliche Erfolg jüdischer Arbeit in Palästina ist jetzt gesichert.
(Jüd. Rundschau v. 20. 4. 28).

Das alles ordnete sich für die zeitgenössische WTG in das Prokrustesbett vermeintlicher Bibelprophezeiungen ein, wovon - in Wiederholung - weitere Aussagen in dieser GZ-Ausgabe künden. Etwa mit der Aussage:

„Während mehr denn vierzig Jahren hatten die Bibelforscher verkündigt, daß das Jahr 1914 das Ende der Herrschaft der Nationen bedeuten würde, mit anderen Worten, daß mit ihm die Zeit, während welcher Satan Macht über die Völker hatte, abläuft, und der Verfall der Nationen einsetzt ...

Seit dem Jahre 1878 hat eine allmähliche aber anhaltende Rückwanderung der Juden nach Palästina stattgefunden. ... Jehova hat verheißen sie zurückzubringen, und ihre Rückkehr gipfelte in der allgemein bekannten zionistischen Bewegung."


Zum lesen auch empfohlen:
Eckart Schörle
Internationale der Antisemiten
Ulrich Fleischhauer und der »Welt-Dienst«


http://www.werkstattgeschichte.de/werkstatt_site/archiv/WG51_057-072_SCHOERLE_ANTISEMITEN.pdf

Der Fairness halber muß eingeräumt werden, Garbe weis sehr wohl, wie er selbst ja mal in einem Aufsatz im „Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte" (Band 23, 1994) formulierte:
Dass "Sendboten des jüdischen Bolschewismus. Antisemitismus als Motiv - nationalsozialistischer Verfolgung der Zeugen Jehovas" anzusprechen sei.
Just zu diesem Garbe-Aufsatz hatte ich schon früher mal kommentiert:

"Leider gehen die diesbezüglichen Passagen in seinem Buch dann doch vielfach unter, so das man sie im nachhinein nicht mehr so bewusst registriert.
Anders in seinem Aufsatz in dem „Tel Avier Jahrbuch für deutsche Geschichte", Hier ist schon aus Platzgründen vieles konzentrierter und wenn man die Frage stellt, was vor 1945 zu den Zeugen Jehovas publiziert wurde - dann erhält man auf diese Frage zumindest im Ansatz eine deutlichere Antwort.
Diese Antwort mag aber durchaus nicht allen kirchlichen Kreisen "angenehm" sein, etwa wenn Garbe konstatiert, daß etliche dieser Schriften "eine kirchliche Variante völkisch-antisemitischer Schmähschriften darstellten"

Auch diesen Satz konnte man in diesem Aufsatz lesen;

„Da die Positionen der Rechten außerhalb und innerhalb der Kirchen kaum Unterschiede erkennen ließen und die "Bibelforscherfrage" zu denjenigen Bereichen gehörte, in denen Interessengleichheit bestand, kam es schon früh zu Bemühungen, die Aktivitäten gegen die IBV zu bündeln."

Die Frage die sich nun im Jahre 2013 stellt ist die.
Der Link in Sachen Garbe-Vortrag verwendet auch die Formulierung:

„der vermeintlichen Nähe zum Judentum den Hass völkisch-antisemitischer Kreise auf sich gezogen"

Gegen diese Bagatellisierung als „vermeintlich" richtet sich mein Widerspruch. Wer ist für die Formulierung des fraglichen Textes verantwortlich. Wirklich nur die entsprechenden Macher jener Seite, die da den Garbe-Vortrag ankündigen?
Oder soll damit nicht die Tendenz verstärkt werden, die Ausführungen von Garbe im „Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte", eher ins Abseits zu stellen. Und die Linie fortzuführen, die im eigentlichen Garbe-Buch auch zu beobachten ist, diese Aspekte als „nebensächlich" herunterzuspielen?!
Wer aus dem breiten Publikum liest denn einen Aufsatz der an der entlegenen Stelle „Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte" publiziert wurde?
Online gibt es diesen Aufsatz ohnehin nicht.
Gerade mal - mit Ach und Krach - ist das Inhaltsverzeichnis des fraglichen Bandes ermittelbar. Jedoch keine dazu gehörigen Texte.

http://www.lbz-rlp.de/Inhaltsverzeichnis/6443894.pdf

Ergo besteht nur die theoretische Option die Bestände (größerer) wissenschaftlicher Bibliotheken zu nutzen. Das ist für den Durchschnittskonsumenten, der das eigentliche Garbe-Buch vielleicht liest, eine als zu groß zu bezeichnende Hürde. Im Garbe-Buch fand der Durchschnitts-Konsument, den in Rede stehenden Aspekt unterrepräsentiert, wenn überhaupt dargestellt. Insoweit braucht man sich dann auch nicht mehr zu wundern, wenn da Thesen wie die von der „angeblichen" Nähe auftauchen.
 ...

Zum einen ist beim Garbe-Auftritt 2013 festzustellen.
Im Gegensatz zur Garbe-Vermarktung im WTG-Standhaft-Video; im Gegensatz dazu ist die Einladung zum Garbe-Referat von einer örtlichen KZ-Gedenkstätte ausgegangen. Garbe selbst ist an anderer geographischer Stelle, selber Leiter einer solchen Gedenkstätte.
Insoweit ist das vielleicht auf den Faktor des gegenseitig sich Herumreichens zu reduzieren. Eine Überbetonung der Kritik an solcherlei Praxis ist wohl weniger angebracht.

An anderer Stelle habe ich meine Meinung zum Garbe-Auftritt 2013 schon mal formuliert.
So gesehen müsste man etwa Stolperstein-Verlegungen auch kritisch bewerten. Das wäre gleichfalls eine unangemessene Kritik.
Weiter ist festzuhalten. Die Ankündigung jenes Garbe-Vortrages findet sich zwar im Internet, jedoch nicht der tatsächliche Referatstext.
Insoweit unterstelle ich, Garbe bewegte sich auch diesmal in den Bahnen, die auch in seinem einschlägigen Buch nachlesbar sind.
Er ist aber auf seinem damaligen Forschungsstand weitgehend stehen geblieben. Bis zum Beweis des Gegenteils ist es für mich auch ausgemachte Sache, das dies auch diesmal so war.

Auch Garbe gehört zur Kategorie der Wissenschaftler, die sich auf ihren einstmals erworbenen Lorbeeren ausruhen. Aktive Weiterforschung betreibt er wohl über den Rahmen des Allgemeinwissens-Fundus kaum.
Siehe das Beispiel eines zweiten vom Beck-Verlag vorangekündigten zweiten ZJ-Garbe-Buches, das mit ziemlicher Regelmäßigkeit von einem Halbjahr ins nächste Halbjahr, als Erscheinungstermin vorangekündigt wurde, bis nach einem Jahrzehnt dann, schließlich der Beck-Verlag - aus kommerziellen Gründen - jenes vorangekündigte Buch, aus seinem Programm strich.

Das finanzielle Risiko, etwa einen der vielen Selbstverlags-Angebote zu nutzen, ging Garbe nicht ein. Eher ließ er sein Manuskript unpubliziert. Und der Beck-Verlag sah eben auch keine finanziell für ihn als Verlag tragbare Grundlage.
Insoweit würde ich im Falle Garbe zum „tieferhängen" plädieren.
Hat er da mal die Chance gegen Honorar einen Vortrag zu halten, was soll’s?
Die Karawane zieht so oder so weiter ..

Garbe in seinem Werdegang, auch evangelische Theologie studiert habend, hätte ebenso, hätte es mit der KZ-Gedenkstätte nicht geklappt, evangelischer Pfarrer werden können.
Seine salbungsvolle Vokabel vom „Glaubensgehorsam", auch in seinem neuerlichen Vortrag wieder verwandt, spricht wohl auch dafür.

„Wieder die Kirchenkampflegenden" so der Titel eines Buches von Friedrich Baumgärtel aus dem Jahre 1958, räumte mit Kirchenkampflegenden im Bereich Evangelische Kirche auf. Aber dieses Buch wurde von den Kirchenoberen keinesfalls „geschätzt".
Eine ähnliche Situation besteht eben auch im ZJ-Bereich. Auch da wird prächtigst an Kirchenkampflegenden gestrickt.

In einem Punkt gebe ich Garbe allerdings ausdrücklich recht. Er hat mit erwähnt, die ZJ stritten und kämpften nur für ihre Organisationsegoistischen Interesse, nicht aber gegen die verachtenswerte Politik der Nazis als solches.
Damit treffen sie sich auf dem gleichen Level, den auch Baumgärtel in seiner Kirchenkritik formulierte. Sie sind somit kaum „besser", als der eher angepasste Durchschnitt.

Weiter, auch da stimme ich Garbe ausdrücklich zu, der Widerstand der Zeugen im Naziregime erfüllt keinesfalls die Kriterien, als Vorbilder heutzutage dienen zu können. Zivilcourage sollte andere Kriterien haben, als bloß einem Diktator (in den USA) den Vorzug vor einem Diktator in Deutschland zu geben.

Die Frage ist allenfalls, inwieweit Garbe denn seine richtigen, eben genannten Grundsatzerkenntnisse, wenn es um die Bewertung von Einzeldetails geht, auch wirklich zum tragen brachte. Da habe ich dann, auf dieser Ebene so meine mehr als massiven Bedenken.
Garbe täte - in meiner Sicht - gut daran seinen „Glaubensgehorsam" aufs Abstellgleis zu schieben. Wie bereits bemängelt, vermisse ich bei Garbe eine Weiterentwicklung. Und weil das so ist, ist eben auch sein Wiederkäuen anfechtbarer Bewertungen feststellbar. ...

Re: Philosemitismus
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 25. Mai 2013 02:08
Lese ich bei Garbe erneut solch „fromm-schwammigen" Vokabeln wie:
„Glaubensgehorsam und Märtyrergesinnung der Zeugen Jehovas"; dann als Kommentar dazu, nochmals die Zitierung eines Forumsbeitrages (andernorts) der dann auch wohl für das „Stammbuch" des Dr. Garbe geschrieben sein könnte:
Ein Vorangegangenes Zitat:
„Ich sehe nur, dass die Zeugen Jehovas aus der DDR die Stigmata davongetragen haben, die der ... Kirche heute fehlen."
Dazu der Kommentar:

Kann man Äpfel mit Birnen vergleichen"? Einige meinen es zu können. Sachgerecht ist es wohl weniger.
Was war denn der wesentliche Aspekt, welcher die beiden deutschen Diktaturen (Hitlerdeutschland und Ostdeutschland) in der Zeugen Jehovas-Angelegenheit, im besonderen „auf die Palme" brachte?
Es war wohl deren vermeintliche Politikabstinenz.

Registrierten Nazis und Nachfolger etwa bei ihrer November 1933-Volkszählung (genannt „Wahlen"), da haben sich doch tatsächlich einige wenige es sich erlaubt dafür zu sorgen, dass jene Volkszählung kein „Hundertprozentiges" Ergebnis aufwies (eigentlich wären ja wohl mehr als Hundert Prozent angesagt gewesen, zumindest in Nazisicht).
Und dann reagierten selbige eben auf ihre sattsam bekannte Art.
In Kleinstädten wurden gar, ermittelte Nichtwähler mit Plakaten behängt, durch die Straßen geführt; sie hätten es gewagt, dem „größten Feldherrn aller Zeiten" eben nicht ihre Stimme zu geben.

Liebend gerne hätten die Kommunisten, zu ihrer Zeit, das gleiche Spektakel wiederholt, wagten es nur nicht, im Hinblick auf die Außenwirkung solcher Aktionen. Aber ihre Geisteshaltung war verdächtig ähnlich denen der Nazis.
Gleichwohl bewegte sich das alles im Promillebereich.

Weder zu Nazi noch zu Ostdeutschen Zeiten, kamen die das so praktizierten, über den Status einer Minderheit hinaus.
Gleichwohl hatte der Hass beider Diktaturen damit ein Ziel gefunden, auf dass er sich einschießen konnte, und man schoss sich ein.

Dann sei doch auch noch an den katholischen Bischof Sproll von Rotenburg zu Nazizeiten erinnert. Auch der wähnte, es nicht verantworten zu können, bei einer Volkszählung vorgenannter Art, mitzumachen. Es ist ihm sicherlich nicht gut bekommen.
Insofern lassen sich ähnliche Bespiele, gleichfalls im Promillebereich, auch andernorts nachweisen.

Erinnert sei auch an einen Pfarrer Paul Schneider aus dem Hunsrück, im evangelischen Bereich, der aus ähnlicher Motivation ins KZ einrücken musste.
Um zu Nazizeiten ins KZ zu gelangen, gehörte sicherlich nicht viel.

Das betraf keineswegs „nur" die Zeugen Jehovas. Einen den es auch erwischte, und der sich im KZ in der „Strumpfstopferkompanie" wiederfand, war der Schriftsteller Ernst Wiechert. Und sensibler als vielleicht andere, bewertete er seine Mitleidens-Genossen in jenen bitteren Tagen. Und er bescheinigte letztendlich den Zeugen Jehovas, ihr Ungemach das sie da zu erdulden hatten, sei letztendlich das von Narren, die da glauben, man dürfe nur Gras als Nahrung essen (symbolisch zu verstehen).
Er konnte sich also nicht dazu durchringen, dem agieren der Zeugen eine „Vorbildfunktion" zuzuerkennen.

http://www.ernst-wiechert.de/Ernst_Wiechert_Der_Totenwald/Ernst_Wiechert_Herbig_Der_Totenwald.pdf

Man vergleiche in der verlinkten Ausgabe etwa die Seiten 78 - 81 ...

„Es ist später als du denkst", ein Zeugen Jehovas-Slogan aus dem Jahre 1949, verdeutlicht einen weiteren wesentlichen
Aspekt, ihre Endzeit-Nahorientierung. Jenes „später" wurde dann schon mal bis 1975 hinausgeschoben, und danach durch eine „Wischi-waschi-Mixtur" ohne konkrete Datennennung ersetzt.
Damit ist man weit entfernt von jener Position, die in der
(Legende) einem Luther zugedichtet wird, der da mal postuliert haben soll (wie gesagt Legende).
Und wenn morgen der jüngste Tag anbrechen würde, so würde er dennoch heute noch sein Apfelbäumchen pflanzen.

Ein weiterer Schriftsteller, Gerhart Hauptmann, beschrieb mal in einem Roman („Der Narr in Christo Emanuel Quint"), die Geistesgeschichte der Zeugen Jehovas
(auch der, obwohl die zum Zeitpunkt der Abfassung seines Romans noch keine Relevanz besaßen). Und er lässt seine Story mit einer markanten Episode ausklingen.
Da waren nunmehr einige der vordem verachteten in der gesellschaftlichen Anerkennung „aufgestiegen". Dieser „Aufstieg" indes kostete seinen Preis.
Auch wenn Hauptmann es expressis verbis nicht mit ausführt, war dieser Preis mit dem des Simson zu alttestamentlichen Zeiten vergleichbar.
Vorher ein kraftvoller Mensch, der da selbst Tempel mit bloßen Händen einzureißen vermocht haben soll, wurde es ihm zum Verhängnis, das mit dem Scheren seiner Haarpracht, auch seine „wundersame Kraft" verloren ging.
Genau auf diesem Level sind auch die heutigen Zeugen Jehovas, mit ihrem Anspruch, auch KdöR sein zu wollen, inzwischen angelangt.

Friedrich Baumgärtel publizierte im Jahre 1958 mal ein Buch mit dem Titel „Wider die Kirchenkampf-Legenden". Das nahm selbstredend auf die sogenannten „Großkirchen" bezug.
Einer neuzeitlichen Kirchenkampf-Legende begegnet man heutzutage im Zeugen Jehovas-Bereich im besonderen.
Ihre Protegierer vergessen nur eines hinzuzufügen.
Auch sie progagieren letztendlich nur eines.
Man dürfe nur (symbolisches) „Gras" als menschliche Nahrung essen.
Die Antwort darauf kann schon in Ernst Wiechert's „Der Totenwald" nachgelesen werden.

(Vorstehendes erweitert auch in Mysnip.159162 )

Repro:

Seite 362 und 376 aus dem Hesse-Buch mit den zitierten Passagen von Wrobel (überwiegend in den Anmerkungsteil seines Aufsatzes verbannt). In WTG-Sicht nimmt ja das Uraniabuch wie kein zweites, die Rolle des „Buhmannes" war. Die parteiische Gegen-Instrumentalisierung der WTG in der Sache, dürfte auch offenkundig sein.

Kirchliche Kreisen ist an jenem Buch besonders "sauer aufgestoßen", dass es in der Wortwahl nicht dem entspricht, was man in ihren Kreisen gewöhnlich zu den Zeugen Jehovas sagt. Dort kritisiert man auch - aber als "Schlusswort" sagt man (in der Regel) immer, sinngemäß. U n s e r Glaube wird durch die Zeugen Jehovas in keiner Weise angefochten. Die Zeugen Jehovas mögen doch lediglich zu unserer Form des Glaubens übergehen, "dann wird alles gut".
Ich bin entfernt davon (ob weit oder nah, darüber kann man streiten), in das Horn militanter Atheisten mit einzustimmen, die da alle Übel dieser Welt unter dem Schlagwort "Kriminalgeschichte des Christentums" zusammenzufassen belieben. Diese These ist nicht meine These. Sie ist mir schlicht zu simpel. Also als "Kulturkämpfer" verstehe ich mich nicht. Ich anerkenne, dass eine christliche Sozialisation auch eine akzeptable Ausgangsbasis sein kann. Aber das war's dann auch schon. Deshalb den Mantel des vergebenden Schweigens über alles auszubreiten, wie es gewisse kirchliche Kreise gerne hätten.
Nun, meine Herren. Mit mir nicht!
Die Wortwahl des Uraniabuches ist in etlicher Beziehung nicht die meinige. Die Fakten hingegen sehr wohl!
Herr Wrobel vom Geschichtsarchiv der Wachtturmgesellschaft zitiert (im Hesse-Buch) interne Äußerungen von mir, die ich schon zu DDR-Zeiten dazu abgegeben hatte. Diese Äußerungen wurden jedoch meinerseits keineswegs der "Öffentlichkeit" gegenüber gemacht. Eine nicht unwesentliche Feststellung. Wrobel vermarktet sie jetzt jedoch in seinem Sinne. Daher besteht Klarstellungsbedarf. Wrobel äußert: "Manfred Gebhard distanzierte sich später nachdrücklich von diesem Buch und dessen "Überzeichnungen und Verfälschungen" (Garbe) In seinem Brief vom 2. Januar 1985 an Dieter Pape in Berlin, der offenbar als Ghostwriter an diesem Buch beteiligt war, bemerkte Manfred Gebhard: 'Ich habe es an anderer Stelle schon zum Vortrag gebracht, dass mein Anteil am Uraniabuch hauptsächlich in der Herausgeberschaft besteht (was nicht mit Verfasser(schaft) identisch ist). Ich sage es Ihnen - den es nicht zuletzt angeht - geradezu heraus. Beim heutigen Erkenntnisstand würde ich meinen Namen dazu n i c h t (Hvhbg. i. O., d. A.) hergeben. Ich werfe Ihnen Geschichtsklitterung (wahrscheinlich aus Liebedienerei Ihren Vorgesetzten gegenüber) übelster Art vor ... Aber auch Ihre sonstige Zitierweise in Sachen 'Antikommunismus' ist mir sehr suspekt."
An anderer Stelle zitiert Wrobel dann noch: "Am 26. Dezember 1984 schrieb Manfred Gebhard: 'Das Uraniabuch verdient eingestampft bzw. Papiermühlen zugeführt zu werden! Das sind harte Worte, ich bin mir dessen durchaus bewusst, zumal ich umständehalber auch mit dem Uraniabuch verquickt bin."
Wrobel machte noch eine weitere Anmerkung. Im Anschluss an das erstgenannte Zitat äußert er die Hoffnung: "Es ist nur zu wünschen, dass die polemischen Angriffe in Verbindung mit dem Berliner Kongress der Zeugen Jehovas vom 25. Juni 1933 bald ihr Ende finden werden."
Dies ist die Klitterung von Wrobel bei der Zitierung des Gebhard-Schreiben an Pape. Gebhard hat seine Vorwürfe gezielt auf die Antikommunismusargumentation des Pape bezogen. Wrobel hingegen unterlegt, auch in Sachen Berliner ZJ-Kongress 25. 6. 1933. Garbe redet von Überzeichnungen. Dieses Wort nehme ich gerne auf. Damit spricht er auch mir aus der Seele. Wenn aber Garbe weiter auch von Fälschungen redet, geht er zu weit. Garbe und auch Wrobel hat bis heute k e i n e n ernstzunehmenden Fälschungs n a c h w e i s auf Faktenebene erbracht! Wie vorher gesagt, differenziere auch ich, zwischen Fakten und ihren Interpretationen. Gemäß Wrobel bestand eine Fälschung des Uraniabuches darin, dass dort gesagt worden ist, auf der Bibelforscherveranstaltung vom 25. 6. 1933 in Berlin seien Rutherford und Knorr mit anwesend gewesen. Wrobel bestreitet dies. Zu dieser eher Nebensächlichen Kontroverse gilt es festzustellen: Im Vorfeld jener Veranstaltung war Rutherford sehr wohl in Deutschland und hat die diesbezüglichen Direktiven gegeben bzw. abgesegnet. Archivalien aus dem Bundesarchiv belegen zudem, dass seine deutschen Statthalter offerierten, Rutherford wolle selbst gegenüber den Nazibehörden Rede und Antwort stehen, in Sachen Verbote, die ja bereits vorher auf regionaler Ebene in Deutschland akut waren. Preußen war diesbezüglich das Schlusslicht.
Ein weiteres Beispiel auf Faktenebene hat Garbe genannt. Das Uraniabuch zitiert auch den "Spiegel"-Artikel über Erich Frost in vollem Wortlaut. Der "Spiegel" hatte darin behauptet: "Frost durfte nach seinen Verhören durch die Gestapo die Haftzelle mit einer Zwangsarbeitsstelle im Emslandmoor vertauschen, wurde entlassen, kam im Krieg in das Konzentrationslager Sachsenhausen ..." Dieser primär vom "Spiegel" verursachten Darstellung hat das Uraniabuch nicht widersprochen, also sie sich damit auch zu eigen gemacht. Garbe verweist nun auf die berüchtigte "Schutzhaft" der Gestapo und stellt dem gegenüber die These auf: "Tatsächlich hat Frost seit seiner Verhaftung am 21. März 1937 keinen einzigen Tag in Freiheit zugebracht." Wenn Garbe mit seiner Darstellung recht hat, dann muss man die Spiegel/Uraniabuch-Darstellung, aus heutiger Sicht, diesen Punkt betreffend, als Fälschung anerkennen, was hiermit auch getan werden soll. ...

Dann sei doch nochmals aus jenem Kommentar zur "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 10. 1957 zitiert:
Parsimony.24248

"Ich habe dem Richter Stoedter schon früher bescheinigt, dass er von allen, die während der Nazizeit zum Zeugen Jehovas-Thema zeitgenössisch publizierten, (Jonak vielleicht ausgenommen), er mit der "gründlichste" (relativ) war. Siehe dazu Grenze überschritten

Eines kann man ihm sicherlich nicht unterstellen, das er etwa "mit Schaum vorm Maul agitieren" würde.
Wie nun reagiert etwa Detlef Garbe auf Stödter? Formuliert er einen Totalzerriss über selbigen? Auch das kann man so nicht sagen. Garbe etwa erwähnt selbigen nur mehr beiläufig. Aber auch bei Garbe findet sich der Satz, dass Stödter hervorgehaben habe

"daß die bayerische Staatsregierung gegen die IBV "auf Veranlassung" der NSDAP-Landtagsfraktion eingeschritten sei."

Dies will Garbe jedoch als "Überinterpretation" gedeutet wissen.
Wie auch immer, "Überinterpretation" oder nicht. Auch bei Stödter lässt sich der Hinweis eruieren auf Zitat, die "Bibelforscher-Zeitschrift 'Das Goldene Zeitalter', Nr. 281 vom 1. Juni 1934."

Das war jene Ausgabe, die relativ umfänglich über die "Verfolgungen in Deutschland" berichtete. Dies war nicht der "erste" einschlägige Bericht im GZ. Herausragend auch der in der GZ-Ausgabe vom 1. 2. 1934, (auch bei Friedrich Zipfel dokumentiert), mit dem Artikel "Alltägliches aus Deutschland" worin den auch solche "flotte" Vokabeln vorkommen, wie "römische Gestapo" und ähnliches von dieser Güte. Es ist unzweifelhaft, wie denn die zeitgenössischen Schreiber des GZ, die Qualifizierung der Hitler'schen Gestapo als "römische Gestapo" verstanden wissen wollten. Als im "Dienste der katholischen Kirche stehend".

Selbst ein im tatsächlichen Dienste der Gestapo stehendes Publikationsorgan, nämlich das "Schwarze Korps" kam bei solcherart Unterstellungen nicht darum herum fast buchstäblich "nach Luft zu japsen"; und Unterstellungen der Art, zurückzuweisen. Nun mag man Nachsicht für solcherart Vokabeln haben, und sie aus der zeitgenössischen Betroffenheit heraus erklären. Dennoch kommt man nicht umhin die zeitgenössische Lesart der damaligen Zeugen Jehovas-Gegner dazu, auch zur Kenntnis zu nehmen. Zusammenfassbar in einem Wort: "Hetze".

Wenn also das, was das GZ auf der Faktenebene berichtete, "Hetze" (in Anführunsstrichen) sei. Dann stellt sich doch die Frage. Was war eigentlich mit dem "Wachtturm Nr. 7/1950".
Das war jene Ausgabe, welche über die Berliner Waldbühnenveranstaltung der Zeugen Jehovas des Jahres 1949 berichtete, mit dem markigen Slogan. Man fürchte die Kommunisten nicht. Und der rhetorischen Frage an letztere, ob selbige nun zu vollenden gedenken, was die Nazis begonnen hätten?
Es lässt sich nachweisen, das in den Ostdeutschen Zeugen Jehovas-Prozessen, verschiedentlich auch ausdrücklich auf den "Wachtturm" Nr. 7/1950 mit abgestellt wurde.
Nun hat der Richter Dr. Stödter in seinem veröffentlichten Zeugen Jehovas-Aufsatz, sich nicht auf die Niederungen solcher Vokabeln wie "römische Gestapo" eingelassen. Aber auch bei Stödter findet man durchaus eindeutige Sätze. Etwa den:

" Die Prinzipien des bürgerlichen Rechtsstaats haben dem Gedanken der Volksgemeinschaft weichen müssen. Die Weimarer Verfassung hat damit ihre Legitimität verloren. Mit Recht hat daher vor allem das Urteil des Sondergerichts Darmstadt verschiedentlich eine scharfe Kritik erfahren."

Wer sich intensiver mit der Materie befasst weiß, dass jenes Darmstädter Urteil (das sogar Freisprüche von Zeugen Jehovas aussprach) eines war, auf welches die zeitgenössischen Zeugen Jehovas große Hoffnungen setzten. Sie instruierten die von ihnen benutzten Rechtsanwälte, jenes Urteil möglichst in den Rang eines Präzedenzfalles zu juridieren. Daraus wurde allerdings nichts. Denn wie auch Stödter rekapituliert, fand dieses Urteil scharfe Gegnerschaft, und er selbst (Stödter) sagt dazu "mit Recht".
Weiter kann man bei Stödter die Sätze lesen:

"Die Gemeinschaftswerte, die das staatliche Recht im Allgemeininteresse für wichtiger hält, genießen den Vorrang vor der Glaubensfreiheit. 'Staatsgesetz geht vor Religionsgebot', was auf Grund der allgemeinen Staatsgesetze als staatsfeindlich, ordnungswidrig, gemeinschädlich erscheint, kann sich nicht mit Hilfe des Mäntelchens religiöser Überzeugung behördlichen Zugriff entziehen.
Die Bekenntnisfreiheit steht unter dem Vorbehalt des allgemeinen Gesetzes."

Nun stelle ich dazu mal die Frage, worin bestand da eigentlich der "Unterschied" in der Argumentation, wie sie etwa der Richter Oehme in Ostdeutschland gebrauchte? Ich kann da keinen nennenswerten Unterschied registrieren. Auch Oehme sagte in der Substanz nur ähnliches.

Man kann noch weiter gehen und ausdrücklich erklären. Wenn es Zeit und Umstände so gefügt hätten, wären beide Richter kompatibel gewesen. Stödter hätte bequem auch die Rolle von Oehme in Ostdeutschland spielen können. Und umgekehrt, Oehme auch die Rolle von Stödter in der Nazizeit.
Beide Richter eint auch die grundsätzliche Einsicht, wie es Stödter formulierte:

"Auch im neuen Deutschland gibt es Religionsfreiheit. ... Die Glaubensfreiheit beruht im heutigen Staat allerdings nicht auf der Weimarer Verfassung. .... Im Interesse der politischen Einheit kann diese Garantie keine schrankenlose sein. Die Freiheit des Bekenntnisses endigt an den Grenzen, die der Staat zugunsten anderer völkischer Werte zu ziehen genötigt ist. ...
Zu ihnen gehört die Bibelforscherbewegung. Ihre Lehre und deren praktische Durchführung gefährden den Bestand des Staats und die Einheit des Volks. Das die Bibelforscher offenbar aus einem tragischen Konflikt heraus handeln, indem sie auf Befehl Gottes zu handeln vermeinen, kann an dieser Kennzeichnung nichts ändern."

Indem beide Richter sich als kompatibel erweisen, stellt sich doch die Frage, wie der Demokratiestaat Bundesrepublik Deutschland sich zu ihnen verhielt.
Die Antwort darauf ergab sich schon aus den vorangegangenen
Ausführungen.
Der eine wurde an den Pranger gestellt; der andere konnte seine Karriere ungebrochen fortsetzen, als wäre nie etwas gewesen. Stoedter bekam zudem im Jahre 1979, anlässlich seines 70. Geburtstages, eine eigene juristische Festschrift zugeeignet. Selbiges soll ja bei
Honoratioren, nichts Ungewöhnliches sein. Seine 1936er Zeugen Jehovas-Ausführungen spielten für den Staat BRD offenbar nicht die geringste Rolle (negativer Art).
Auch solche "markigen" Sätze des Juristen Stoedter kann man in seinen Ausführungen lesen (ohne Anspruch auf "Vollständigkeit") wie zum Beispiel die;

"Den Hitler-Gruß können sie mit ihren Glauben ... nicht in Einklang bringen ...
Zu dieser Ansicht bekennen sich selbst solche Bibelforscher, die Beamte oder Staatsangestellte sind bzw. waren. Kein Mensch der Welt, behaupten sie weiter, könne sie jemals dazu bringen, Kriegsdienste zu leisten, zur Wahlurne zu gehen oder der irdischen Macht in irgendeiner Form mehr zu gehorchen als den göttlichen Instanzen...
Ergibt sich mit alter Deutlichkeit, daß die IBV nicht lediglich auf religiösem, sondern auch auf politischem Gebiet tätig wird. Dies Material ist zugleich die Einstellung der Bibelforscherbewegung zum nationalsozialistischen Deutschland zu erkennen. Hier wird der Pazifismus verherrlicht, der Heldentod fürs Vaterland verächtlich gemacht. ...
Auch die irdischen Machthaber, vor allem die deutsche Regierung, sollen unter teuflischem Einfluß stehen "Hitler und sein Stab von Beamten",, heißt es in einem Aufsatz ... stehen
ohne Zweifel unter der Kontrolle der unsichtbaren Macht Satans ..."
Die Weimarer Verfassung ist abgelöst. durch die Verfassung des völkischen Führerstaats. Daß deren Grundgedanken ausdrückliche schriftliche Festlegung zu einem großen Teil noch nicht gefunden haben, ändert an ihrer Existenz und Geltung nichts. Eine Reihe geschriebener völkischer Grundgesetze ist überdies bereits vorhanden. Im Programm der Bewegung besitzen wir einen Katechismus politischer Weltanschauung der Maßstab und Richtschnur bei der Entscheidung aller wesentlichen Fragen abgibt. Er ist integrierender Bestandteil der völkischen Verfassung geworden ..."

Solcherart von Voten sind in dem Staat Bundesrepublik Deutschland, besonders Karrierebegünstigend. Sagt indes ein Richter, in der Substanz ähnliches, lediglich mit dem Unterschied, dass anstelle eines braunen, ein roter Anstrich verwendet wird. Was dem dann blüht, darüber wurde vorstehend schon berichtet.
Erweitert in: Mysnip.84937

Geschrieben von Drahbeck am 30. September 2002 13:51:54:

Als Antwort auf: Detlef G... geschrieben von Drahbeck am 27. Oktober 2001 16:55:17:

Sehe ich auf meinen Kalender, schreiben wir heute den letzten Tag des Monats September 2002.
Schon seit rund einem Jahr, wurde von dem Münchner Verlag C. H. Beck, ein weiteres Garbe-Buch über die Zeugen Jehovas vorangekündigt. Letzter dazu genannter Termin war der September 2002.
Bemerkenwerterweise wenn man die Webseite des Verlages C. H. Beck direkt aufruft, wird man dort nicht fündig. Dies wäre dann ja wohl die erste Adresse, wo man entsprechende Infos vermuten würde.
Eine Reihe von Online-Buchhändler verzeichnen diesen Titel zwar nach wie vor. Keiner indes kann bis heute liefern.
Offenbar hat die Schweizer Ausgabe von BOL jetzt den Anfang gemacht, und definiert den tatsächlichen Ercheinungstermin nunmehr als unbestimmt.
Im nächsten Monat ist unter anderem die Frankfurter Buchmesse. Mal sehen wie das Resultat im nachinein zu bewerten ist. Vielleicht für den Termin der Buchmesse aufgespart? Oder wirklich längerfristig "verschoben".

Weitere Bezugnahmen auf Garbe auch ermittelbar mittels der auf Google basierenden Suchfunktion zugeschnitten dann auf die Gebhard-Webseite

Auch die Uebersicht-Datei  mit dem dort auch enthaltenen Stichwort: Garbe, Detlef.

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