Annotationen zu den Zeugen Jehovas

F. L. Alexandre Freytag

Aus dem Internet entnommen. Eine zeitweilig nicht erreichare Webseite:

http://infosoc.informatik.uni-bremen.de/is/Salmoxisbote15/Salmos27.html

Jetzt aber unter neuer URL wieder zugänglich:

http://www.salmoxisbote.de/Bote15/Grimsen.htm

Dokumente aus den Dunkelkammern religiöser Wahnideen zugleich Kleiner Städteführer Baden/Aargau

F.L. Alexandre Freytag

Treuer und kluger Diener und Sendbote der Periode von Laodizea und Reinkarnator im Schnoor

Ein Mann steht auf gegen den Tod

oder

Leichen pflastern seinen Weg

Baden in der Schweiz, gelegen im lieblichen Kanton Aargau, inmitten der Kalkketten des Jura, ist der Schauplatz der endgültig offenbarten Erlösung der Menschheit. Dieser charmante Winkel hat es wirklich verdient, so vor allen anderen Orten der Welt ausgezeichnet zu werden, denn schon Tacitus rühmte an Baden, das damals noch Aquae helveticae, Thermopolis, Balneae, Bada und sonstwie genannt wurde, die schwefelhaltigen Quellen. Am 18. Oktober 1870 wurde endlich unser Held dort, 155 Kilometer Luftlinie von Askona, geboren und prompt starb dem Kleinkind Alexandre ein Spielfreund fort am Nervenfieber. Ein Hinweis ? In seinem Kummer fand Alexandre Linderung in den Kirchen, derer das dreieinhalbtausend Seelen zählende Dorf - neben der Synagoge für die 177 Israeliten - zwei besaß : herzhaft und gelassen hing ein Leichnam vom Kreuz und schenkte Alexandre eine erste tröstliche Vorstellung von Sanftmut und kurioserweise auch untot. Irgendwie meinte Alexandre, nur wie Jesus müßten die Menschen lächeln und schon käm Sterben für sie nicht mehr in Frage. Also nicht ganz so wie Jesus. Vorerst aber halfs noch nicht, im Gegenteil, das Problem gewann neue Brisanz : kaum ein Jüngling, fand Alexandre sich wieder an seines Vaters Totenbett und starrte abermals ins Angesicht des Rätsels : kann man den Tod nicht verhüten ?

Alexandre heiratete - seine Gattin wußte aber auch nichts. Vielmehr tippte die ihren Zeigefinger an ihre Schläfe und empfing Kind um Kind. Alexandre hingegen zeugte und zeugte und las Bücher. Die tippten zwar nicht an eine Schläfe, gaben aber auch keine Antwort. Alexandre ging einen Schritt weiter, Sucher, der er war, und kürzte seinen Gewaltmarsch durch sämtliche Bezirke menschlichen Wissens entschieden ab : er las statt vieler Bücher einfach das Buch der Bücher und ein zweiter Tip gewann Gestalt : Der Tod ist der Sünde Sold, Römer 6,23. Immerhin. Da stands. Wie, wenn man die Sünde meidet wie die Pest und alle Vorschriften der liebenswürdig lächelnden Leiche mit den Nägeln im Leib befolgt ? Dann wär kein respektabler Grund mehr fürs Sterben (übrigens schien es Alexandre immer, als gäben die Nägel besonders guten Halt). Er war begeistert von seiner Entdeckung, weder konnte, noch durfte er an sich halten, er mußte sprechen, mit gläubigen Seelen am besten, aber er traf auf wenig Zustimmung. Immerhin spürte er aus seinem nun beginnenden Leben in Gehorsam innere Kraft erwachsen und großen Segen und Schutz. Er warf keine Steine und war auch fleißig dabei, wenn es darum ging, Tausende zu speisen, niemandes Weib zu begehren, Maulaffen feil- und Wangen hinzuhalten und sonstwie Gutes zu tun. Er trank nicht und nahm sogar keinen Zins. Beides lag aber auch an seiner fortgesetzten Armut.

Auf einmal jedoch zog seine Armut herbe Enttäuschung nach sich : nicht allein, daß er unaufhörlich älter wurde : auch eins seiner Kinder starb. Alexandre antwortete sehr symphatisch und erkrankte selbst lebensgefährlich. Die Ärzte standen ratlos an seinem Lager und fragten sich, wie man den Tod verhüten könne. Ganz genau wußte Alexandre das auch noch nicht, jedenfalls nahm er nach einer Weile vorsichtig Sitzbäder und sein Fieber sank. Als er voll Wagemut und Gottvertrauen mit den Sitzbädern, deren Dauer und Intensität er bis an den Rand der Kühnheit ausdehnte, auch noch vorteilhafte Ernährung verband, war er bald völlig genesen. Die Ärzte, Meister, ja Künstler ihres Fachs, staunten, da hatte vor ihren Augen einer den Tod verhütet. Aber schon drei Leichen pflasterten Alexandres Weg. Er mußte dringend was tun. Noch mehr tun.

Alexandre fand in die strategische Offensive. Als erste Maßnahme zerstritt er sich mit seiner Kirche. Dann fing er an, irgendwelche Freunde um sich zu scharen. Doch gar so einfach wollte Gott es Alexandre nicht machen. Es ging schließlich um das größte Geheimnis der Schöpfung. Schwere Anfechtungen kamen über Alexandre, und auch Drangsale : zu seiner ewig schwankenden Gesundheit gesellten sich in stetig wachsendem Ausmaß Geldkummer, Nachbarhohn und Familienzwist. Alexandre aber hatte Blut geleckt und den Ruf Matth. 19,29 vernommen : Und jeder, der um meines Namens willen Häuser oder Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten oder das ewige Leben gewinnen. Geld oder Liebe - aber immer ein reelles Geschäft. Alexandre schloß sich 1898 den Ernsten Bibelforschern an und leitete später deren Büro in Genf. Die hatten ein gutes Programm : die Angehörigen des nahen Tausendjährigen Reiches würden ewig leben. Die Zeit verstrich.

Nach achtzehn Jahren, die er älter wurde und das Tausendjährige Reich förmlich ticken hören konnte, begann er auch hier, Finger auf Wunden zu legen und den großen Salzstreuer herauszuholen. Woran lags, daß diese fabelhafte Zeit ums Verrecken nicht kommen wollte ? Alexandre schrieb Aufsätze, in denen er die Ernsten Bibelforscher brandmarkte : wir selbst sind es, wir selbst sind schuld, angesichts des Weltendes morgen früh betreiben wir noch Theorie, klappern in der Öffentlichkeit, indem wir die genaue Uhrzeit berechnen, statt an der Besserung unseres eigenen Charakters, der täglich Gott beleidigt, zu arbeiten. Wir verharren im bloßen Studium der Schriften Russels, wo wir uns selbst opfern müßten, und das ganz. So ging das nicht weiter. Vier Jahre später, 1920, kam es zum Bruch. Unser Held veröffentlichte die Botschaft an Laodizea gegen die Zeugen Jehovas, daraufhin diese »die Obrigkeit des Fürsten dieser Welt gegen mich [gebrauchten], um zu suchen, mich zu vernichten«, will sagen, die Zeugen bedienten sich bürgerlicher Gerichte, Alexandre mundtot zu machen.

Zu spät. Sechs goldene Wochen im ansonsten so gebeutelten Jahr 1920, sechs goldene Wochen, in denen Die göttliche Offenbarung entstand, 1922 dann die Botschaft an die Menschheit, in der Alexandre sagte, warum wir kränkeln, altern und sterben. 1933 schrieb er sein drittes Buch, Das ewige Leben. Da steht drin, was zu tun ist, daß wir nicht krank werden, nicht mehr altern und schon gar nicht mehr sterben - das positive Gegenstück zur Göttlichen Offenbarung.

Zwischendurch fand Alexandre noch Zeit, Versuchsstationen zu gründen und schöne Namen für sie auszudenken. Neue Erde war der Erstling, 1925 mit 60 Hektar in den Basses Alpes eingerichtet, Erziehungshaus, Versöhnungsstation kamen hinzu, bis 1963 insgesamt neun weitere in Vaucluse, Methamis, Marnand, Wart, Draveil, Waldeck/Taunus, Sternberg/Franken, Rixensart und Almoloya. Getreideflocken, gute Luft und Sitzbäder sollten bei dezentem Sündenbefall die Lebenserwartung auf 200 bis 500 Jahre steigern, wenn während des Essens, die Einspeichelung der Nahrung nicht zu behindern, auf Flüssigkeitsaufnahme verzichtet werden würde, ja, »eine Anzahl Personen hat bereits begonnen und ist versichert, daß sie durch die völlige Treue zu den gegebenen Unterweisungen nicht in das Grab hinabmüssen« - so noch 1972 im Anzeiger des Reiches der Gerechtigkeit.

Exkurs. Leider wird die Einspeichelung immer noch nachlässig vorgenommen, Satan macht die Leute durstig, so daß sie trinken beim Essen. 1952 heißt es in der Abgekürzten Chronik des Anzeigers des Reiches der Gerechtigkeit : wir haben es »mit einem grausamen Widerstand des Widersachers zu tun, der durch alle erdenklichen Mittel auf eines abzielt : die gegenwärtige Beweisführung vom wahren Reiche Gottes zum Scheitern zu bringen« Acht Jahre später : »Bis jetzt fehlt es den Stationen recht oft an ganz entschlossenen Herzen und an kräftigen Armen, die sich freudig in den Dienst der Gemeinschaft stellen«, die Guten sind in der Minderheit, »da sie aber in der Minderheit sind und die anderen das Programm nicht genügend zu Herzen nehmen, ist das Ergebnis nur ein kleiner Durchschnitt« Erst 11 Jahre später, auf der Jahresversammlung 1971 in Turin, deutet sich der Durchbruch an : wir haben unsere Ziele nicht erreicht, aber nur »weil wir beständig vom Geist des Widersachers beeinflußt wurden« Wäre alles anders, entstünde eine »wunderbare Disziplin und vollkommene Harmonie, die sich als das Offenbarwerden der Söhne Gottes kundtun würde. Wir sind sehr weit entfernt von diesem Offenbarwerden« Jedoch schon lassen einige Mitglieder der Versuchsstationen, die weit im Rentenalter stehen, nicht nach im Einspeicheln und Dursten und wünschen hinreichend, »das Böse in sich dadurch zu überwinden, daß man das Gute lebt«

Aber diese schönen Erfolge waren zur Gründerzeit noch Zukunftsmusik. Alexandre, erster Diener seiner Staaten, hielt sich eisern an die eigenen Regeln. Seine Tochter und zwei seiner Söhne machten mit. Erst als sich der vierte Tote in Gestalt des mittlerweile jüngsten Sohnes einstellte, wurden die beiden überlebenden Geschwister irre an ihrem Vater und stiegen aus. Alexandre selbst zeigte sich minder beeindruckt. Die früheren Sterbefällen hatten ihn abgehärtet. Ihn packte nur noch intensivere Entschlossenheit.

Er fühle sich, wie er schrieb, zwanzig Jahre jünger und hoffe zu beweisen, »daß durch eine treu befolgte Lebensführung die Menschen es zur vollständigen Lebensfähigkeit auf Erden bringen können«

Verbissen breitete sich sein Werk aus. Schweiz, Frankreich, Deutschland. Österreich. Aber auch Belgien, Italien, mehrere afrikanische Staaten und Mexiko. Verstreute Gruppen in Nordamerika und Brasilien.

1934 wurde Alexandre, der es nur wenig anders vermutet hatte, endgültig verkannt. Das Land Preußen verbot am 13. Januar sein Menschenfreundliches Werk - Kirche des Reiches Gottes wegen zu vieler Genitive als kulturbolschewistische Vereinigung. 1945 aber ging das Scharen der Kleinen Herde unverdrossen weiter. Inzwischen war auch im Weltmaßstab munter weiter gestorben worden, Alexandre wurde nervös, es wurde eng. Auch für Alexandre. Exakt 13 Jahre und 18 Tage nach dem Nazi-Edikt starb er. An seinem Grab standen Leute sowie Angehörige des Tausendjährigen Reiches und der Versuchsstationen und fragten : wie kann das sein, konnte er nicht mal seinen eigenen Tod verhüten ? Doch, konnte er, hätte er gekonnt. Kurz vor seinem Hingang gab der teure Sendbote, der Hirte voll Gnade den entscheidenden Wink zur Aufschlüsselung seines Todes : vielleicht, daß ich ein freiwilliges Sühnopfer mache. Für alle und alles. Schade.

Er hat uns wundervolle Ernährungsvorschriften und Mahngesänge hinterlassen, es gibt gleich 372 Lieder des Sendboten, für jeden Tag des Jahres mehr als eins. Außerdem gibt es viele Zusammenkünfte der Freunde der Armee des Allmächtigen und die noch nicht genügend ausgewertete, aber von Alexandre selbst verbürgte Erkenntnis, daß die Maul- und Klauenseuche ihre mit gelber Lymphe gefüllten Bläschen wirft als Zeichen des Egoismus unter den Menschen, wohingegen die Erwärmung der Erde auf das unbedingt unmittelbar bevorstehende tropische Paradies, das die Neue Erde sein wird, hindeutet. Dies allen Klimaforschern und Epidemiologen Satans ins Stammbuch. Religionswissenschaftler allerdings meinen, Alexandres größte Leistung, gleich nach dem 47er-Sühnetod, sei die Berechnung der erweiterten Bevölkerungszahl der Neuen Erde (nebst der Kleinen Herde, einer Population von 144000), die er durch vorzügliches Multiplizieren der Zahl 144 mit 144000000 erreichte : 20736000000. Eine Bestätigung der Zahl ergab die komplexe mathematische Operation 144000 . 144000 : 20736000000 - man rechne selbst nach. Zwanzig Milliarden und ein paar Zerquetschte. Das stelle man sich mal vor. Das ist viermal mehr, als es jetzt gibt. Gewaltig.

Aber ach ! Die Zeit war noch nicht reif für einen Geist wie Alexandre, es half nicht nur am Anfang nichts : auch letzten Endes half es nichts. Die Zeit war voller Zeichen, haufenweise. Wäre Alexandre noch am Leben, er könnte für sich in Anspruch nehmen, sie am gründlichsten von allen verkannt zu haben.

Man vergleiche auch: Parsimony.8552

Exkurs:

Man kann mit vielen Worten wenig eigentlich substanziellen Inhalt, rüberbringen. Diese „Kunst" hat vortrefflich auch Herr Freytag beherrscht.

Nachdem die Rutherford'sche WTG ihm den Gerichtsvollzieher auf den Hals gehetzt hatte, und er aus dieser Phase seiner Biographie nur noch eines hatte, auf seinen Namen laufende Schulden für Druckaufträge (franzöischsprachiger Art) die er eigentlich als damaliger WTG-Fürst übernommen hatte. Die aber im Gegensatz zu sonstigem Einkassierten, die WTG eben nicht mit übernahm, beschloss er ein Buch zu schreiben.

Titel: „Die göttliche Offenbarung, die sieben Geister Gottes". Und er vergaß auch nicht auf dem Titelblatt im Buchinneren mit hinzuzufügen: „Verfaßt vom Sendboten des Allmächtigen."
Das ganze erschien 1920 (in Deutsch) erstmals. Und siehe da, es erwies sich für ihn sogar als „Kassenknüller", indem etliche es kauften, mit denen er schon zu WTG-Zeiten in Verbindung stand.

Zitat aus „Der Engel Jehovas" Ausgabe Januar 1921.

„Diese Rechnungslegung ist ein Beweis von solch herrlichem Licht, welches der Herr uns beschert hat.

Im Jahre 1912/13 betrug der Geschäftsumsatz

Fr. 16745.81,

im Jahre 1914 Fr. 13417.86

Anno 1915 Fr. 21149,91

Anno 1916 machte sich eine leichte Steigerung bemerkbar. Der Umsatz betrug Fr. 22496,74

Im Jahre 1917 kamen wir auf Fr. 30519.98,

Anno 1918 stellten wir die erfreuliche Zahl von Fr. 43.616,90 fest

Und anno 1919 erreicht die Zahl schon Fr. 52703.16

Im Jahre 1920 waren wir sicher, nach dem wir die Wichtigkeit der Botschaft erkannt hatten, die uns der Herr mittelst der „Göttlichen Offenbarung", daß die Zahl alle anderen bei weitem übersteigen werde.

Wir wurden in dieser Erwartung nicht getäuscht, da der Umsatz auf mehr als das Doppelte stieg, also Fr. 113156.37 (Mk. 1131563.70). So spricht der Herr zu seinen lieben Kindern. Er gibt ihnen den Beweis, daß er seinen Geliebten im Schlafe mehr gibt; als andern mit Mühe und Arbeit, wie wir es schon letztes Jahr gesagt haben. - Ps. 127.2

Die Arbeit im Büro von Genf hat auch großartig zugenommen. Im Jahre 1916 waren wir 4 auf dem Bureau, und jetzt anno 1920 erreicht die Zahl der Geschwister 24."

Und in der Ausgabe selbigen vom Januar/Februar 1922 konnte man lesen:

„Wir haben mit nichts angefangen, denn man hatte uns im Jahre 1919 im Monat Dezember alles genommen. Die Bibelforscher hatten uns den Gerichtsvollzieher geschickt, daß er unser Material beschlagnahmte. So hatten wir nur noch die Rechnungen, die wir zu bezahlen hatten, von den Büchern und Broschüren, welche die Bibelforscher uns hatten nehmen lassen. Und jetzt hat der Allmächtige Erbarmen gehabt mit seinem Volke und hat ihm Manna vom Himmel gegeben, nicht mehr Schriften, die da Luftschlösser und Dämmerlicht, wie die Schriftstudien, sondern die reine, strahlende Wahrheit."


Und sein „Rezept" war „einfach". Hatte die WTG ihren berühmt-berüchtigten Band 7 der „Schriftstudien" bezüglich Auslegung der Offenbarung auf den Markt geworfen. So handelte Freytag eben in genannten Buch selbiges aus seiner Sicht ebenfalls ab.

Und weil in der Offenbarung eben auch von Laodicäern die Rede ist, hatte er die „geniale" Idee, an den passenden Stellen jener Laodicäer zu beschreiben.
Das waren halt diejenigen, die sich dem „Sendboten" in den Weg gestellt hatten.

Zu seinen Breitseiten gegen die „Laodicäer" gehört dann wohl auch die in der April-Ausgabe 1925 des „Engel Jehovas":

„Du siehst also nicht, daß Deine Brüder von Brooklyn einen Haufen von Kompromissen machen, und daß wenn man sie fragt, ob sie gegen den Krieg seien, sie die Heuchelei besitzen, nach Veröffentlichung des siebten Bandes der Schriftstudien zu erklären, daß sie nicht gegen den Krieg seien, um sich so aus der Klemme zu ziehen. Sie haben also die Mörder und die Abschaulichkeiten des Krieges gebilligt, und sie so mit den Trunkenen gegessen und getrunken, wie die Schrift es erklärt, als der böse Knecht sagte: Mein Herr zögert zu kommen, und er setzt sich um mit den Trunkenen zu essen und zu trinken."

Weiter las man in der letztgenannten Ausgabe, in der er sich unter anderem mit dem Titel „Geliebter Sendbote" anreden lies: (In der Ausgabe vom Juli 1929 liest man dazu auch:Redet man zum Sendboten, so soll man unbedingt überzeugt sein, daß er der Sendbote ist, denn diess ist nicht ein Titel, sondern eine Salbung.")

Zurückkehrend zur Ausgabe vom April 1925. Dort verbreitet er sich auch mit der Aussage:

„Dann gab mir die Bibel dieses Zeugnis, und die Gesandten von Brooklyn kamen mir zu sagen. Du hast doch eine so schöne Stellung bei uns, laß Deine Gedanken fahren, und Deine Stellung bleibt Dir sicher bis zum Ende Deiner Tage. Wie ich sagte, gab mir die Bibel dieses Zeugnis, daß in Laodicäa, bei den Bibelforschern, wir blind, arm und nackt waren. Bist Du jetzt der Wortführer des Herrn, um es ihnen zu sagen, oder willst Du Dir die Stellung erhalten, welche man Dir geben zu wollen behauptet und die Du niemals von jemandem empfangen hast, von wem es auch sei, als nur von der Hand des Herrn?

Mit anderen Worten, willst Du den Frieden haben, indem Du Kompromisse heuchlerischer Art mit den Bibelforschern machst, oder willst Du dem Herrn treu sein, mag kommen, was da will.

Dann gaben wir den Bibelforschern das Zeugnis, daß der Herr sie aus seinem Munde ausgepieen habe. Nun ließ das Ergebnis eines solchen Zeugnisses nicht auf sich warten:

Ich spürte den teuflischen Haß der Bibelforscher."

Das Geschäft „lief". Und weil es lief folgte schon kurze Zeit danach ein zweites Buch „Die Botschaft an die Menschheit". Und weil es immer noch weiter lief, sollte es gar mit etwas längerem Zwischenraum ein drittes Buch geben „Das ewige Leben".

„Passend" dazu gab es dann auch noch eine Zeitschrift „Der Engel Jehovas".

Zwar nicht so wörtlich gesagt, aber zwischen den Zeilen sehr wohl. Wer da eine Gedankenassoziation entwickelte zwischen „Sendboten des Allmächtigen" und „Engel Jehovas", lag wohl nicht schief (zumindest in der Sichtweise von Herrn Freytag).

William Schnell schätzte ein, 75% der frühen WTG-Hörigen hat Herr Rutherford dann vergrault.
(Schnell "Dreissig Jahre" S.39)  Nun ist die Schnell'sche Zahl keine empirische. Man kann sie also in Frage stellen. Aber ein Auffangbecken der Vergraulten war sicherlich auch Herr Freytag. Vielleicht sogar der numerisch „Erfolgreichste".

Seine Erfolgskurve erlitt dann allerdings einen Knick. Die Schergen des Herrn Hitler befanden. Sich mit den Details des Herrn Freytag auseinanderzusetzen, sei zu mühselig, (zumindest für sie). Und weil sie halt „besseres" zu tun hatten, nämlich ihrem Herrn Hitler zuzujubeln, kürzten sie einfach das Verfahren ab.

Hatten sie nicht schon die WTG-Hörigen unter Verbot gestellt? Ja, das hatten sie.
Und das Ergebnis des „abgekürzten" Verfahrens lautete dann. Der „Freytag-Verein" ist doch dieselbe „Sauce". Ergo packen wir sie mal passend zu den „Verbotenen".

Damit war die Erfolgskurve des Herrn Freytag erst mal (in Deutschland) gestoppt. In der Schweiz ging es zwar munter weiter. Dort aber waren und blieben sie nur eine Sekte unter vielen.
Nach 1945 konnte man zwar auch in Deutschland wieder loslegen. Indes; die „Erfolgszeiten" gehörten nunmehr auch hier, dauerhaft der Vergangenheit an.

Einleitend wurde schon rekapituliert. Auch Freytag beherrschte die Kunst, mit vielen Worten wenig sagen zu können.

Und was war denn nun seine eigentliche Botschaft an Laodicea?
Sie brachte er schon im zitierten Buchtitel zum Ausdruck. Er sei nun der „Sendbote des Allmächtigen".
Er wollte zwar den Tod besiegen. Indes 1947 besiegte der auch ihn.
Einen wesentlichen Dissenz sehe ich noch dergestalt. Um für die „Himmelfahrt" zugerüstet zu sein, legte man zu Russell's Zeiten viel Wert auf die „Charakterentwicklung". Das setzte Freytag (in der Theorie) fort.

Die Rutherford'sche WTG indes befand, die
Charakterentwicklung müsse durchs Klinkenputzen ersetzt werden.

Der Verein des Herrn Freytag mutierte zu seinen Lebzeiten zu einem „Personenkultverein". Indem auch er dann mal verstarb, ist sein eigentlich tragfähiges Gerüst, dauerhaft mit verschwunden.

Siehe auch:

Schweizer Funktionäre

Französischer Funktionärsverschleiß

 

ZurIndexseite