Geschrieben von Drahbeck am 23. November 2005 07:52:30:

Der nachfolgende Bericht wurde dem 1975 erschienenen Buch des Journalisten Horst Knaut, mit dem Titel „Propheten der Angst" entnommen. Der wesentliche Sachverhalt nimmt auf die Jahre nach 1945 Bezug. Mit journalistischem Gespür arbeitete sein Autor durchaus einige markante Episoden dabei heraus. Der Bericht mag für sich selbst sprechen:
An der Wohnungstür des technischen Zeichners Reinhold Aigner klingelt seit drei Jahren kein Zeuge Jehovas mehr. In seinem Briefkasten wird niemals mehr ein Einladungszettel zu einem Vortrag in einem Königreichsaal liegen. Nur an einem anderen Ort kann Reinhold Aigner noch mit einem fremden 'Zeugen Jehovas' in ein Gespräch kommen. Und das hat seinen Grund:

'Als ich vor drei Jahren aus dem Ruhrgebiet nach Bielefeld kam, war in den hiesigen Versammlungen der 'Zeugen Jehovas' schon bekannt, daß man mir im Ruhrgebiet die Gemeinschaft entzogen hatte. Der Nachrichtendienst der Wachtturmleute funktioniert bestens. Ich bin seitdem für sie so etwas wie ein Geächteter', erzählt der 49jährige. Er denkt mit Unbehagen, aber nicht im Zorn an die fünfundzwanzig Jahre zurück, die er als ein 'Missionar mit dem Pfahl' für Brooklyn abgedient hat.

'Als Missionar mit dem Pfahl?'
'Ja, so nenne ich das heute, obwohl diese Bezeichnung nicht ganz exakt ist', sagt Aigner und schmunzelt dabei.
'Sie müssen wissen', fährt er fort, 'das Christuskreuz lehnen 'Zeugen Jehovas' als ein heidnisches Symbol grundsätzlich ab. Christus sei an einem Pfahl hingerichtet worden, erklärte der zweite Präsident der Wachtturm-Gesellschaft, Rutherford, obwohl Russell, sein Vorgänger und Begründer der Glaubensgemeinschaft, noch gesagt hatte, Christus sei am Kreuz gestorben.

Wie oft sich auch immer die Lehren von Brooklyn gewandelt haben — alles, was von dort kommt, ist eben für sie die absolute Wahrheit, denn Brooklyn ist für sie der Kanal Gottes...'
Auch der Rutherford-Pfahl, den Aigner heute belächelt, gilt bei den 'Zeugen Jehovas' nicht etwa als ein Symbol der Verehrung und des Trostes, denn Brooklyn hatte mitgeteilt: es sei vernunftwidrig, wenn man ein Werkzeug in Ehren halte, mit dem ein Mensch, den man geliebt hatte, umgebracht wurde. Wer denke zum Beispiel daran, den Revolver zu küssen oder sich um den Hals zu hängen, mit dem ein uns nahestehender Mensch ermordet worden ist?

'Es wird kurz und bündig argumentiert, und man beruft sich auf irgendeine Bibelstelle, die sich immer und für alles finden läßt. Diese Bibelstellen werden dann oft völlig aus dem Zusammenhang gerissen, aber das macht nichts. Ich hatte mich auch fünfundzwanzig Jahre lang in dieser theokratischen Diktatur eingesponnen. Sich daraus wieder zu befreien, ist für die meisten ein Ding der Unmöglichkeit. Hinzu kommt die Angst, die jeder 'Zeuge Jehovas' hat, wenn er an den Lehren von Brooklyn zu zweifeln beginnt. Mit dem Zweifel an den Wahrheiten aus der Religionsfabrik in den amerikanischen Wolkenkratzern verliert er nämlich die Heilsgewißheit im Tausendjährigen Reich. Und hier auf Erden erhält er schon eine erste Vorstrafe - das ist der Gemeinschaftsentzug. Auf all das will man es nicht ankommen lassen, wird kritiklos und glaubt blindlings alles, was Brooklyn sagt', erzählt Aigner.

Vielen 'Zeugen Jehovas' müsse man aber auch ein gewisses Verständnis entgegenbringen, meint er, denn Brooklyn gebe ihnen nun einmal einen seelischen Halt, der ihnen sonst im Leben vielleicht niemals angeboten worden war. Er war selbst fünfundzwanzig Jahre lang so etwas wie ein Prototyp, der mit Dankbarkeit nach dem Glaubensangebot von Brooklyn gegriffen hatte. Um das besser verstehen zu können, muß man die Lebensgeschichte des Reinhold Aigner kennen.

Sie beginnt im
'Zille-MilIjöh' zwischen Bahnhof Börse und Bahnhof Alexanderplatz in Berlin. Es war ein recht düsteres Licht, das Reinhold Aigner dort in einer Hinterhofwohnung erblickt hatte. Tag und Nacht roch es im Hof nach Müll, schalem Essen und abgestandenem Bier. Seine Mutter hatte sich nie um ihn gekümmert, seinen Vater hatte er nie kennengelernt. So wuchs Reinhold Aigner in der Hinterhofwohnung bei einer alten Tante auf, die sich mit einer spärlichen Sozialunterstützung durchs Leben schlagen mußte. Außerhalb der Wohnung erblickte der heranwachsende Reinhold draußen auf den Straßen dieser Gegend herumlungernde Asoziale, Betrunkene und schmuddelige Prostituierte. Die Jungvolk- und Hitlerjugendzeit brachte ihm zweimal in der Woche für ein paar Stunden einen Abstand von diesem Milieu. Noch heute denkt Aigner gern an die Zeltlager seines Jungvolk-Stammes in der märkischen Dubrow zurück. Dort stand der Sohn des Milchhändlers mit ihm gemeinsam in der Schlange vor der Feldküche, und der Sohn des Postschaffners schlief ebenso auf Stroh wie er.

Den Söhnen aus den für Reinhold so viel reicheren Familien wäre es daheim wohl niemals eingefallen, zu ihm in die miefige Wohnung seiner Tante zu kommen. Reinhold hatte allen Grund, Begriffe wie Kameradschaft und Gemeinschaft dort draußen in der Dubrow und bei den Heimabenden zu idealisieren.
Nach zwei abgebrochenen Handwerkerlehren wurde Reinhold Aigner Freiwilliger des Reichsarbeitsdienstes, danach ging er zur Wehrmacht. Er wollte Berufsunteroffizier werden.

Doch 1945 lag er kurz vor Kriegsende mit einem zerschossenen Hüftgelenk in einem Potsdamer Lazarett. Auf Krücken schleppte er sich einmal zur S-Bahn und fuhr nach Berlin, um zu sehen, wie es seiner Tante ging. Aber hinter dem Bahnhof Alexanderplatz stand er nur vor Bombentrümmern. Niemand konnte ihm sagen, wo die Tante abgeblieben war und ob sie überhaupt noch lebte. Reinhold Aigner war jetzt allein auf der Welt. Auch die Söhne des Milchhändlers und des Postsekretärs gab es nicht mehr.

'Kurz bevor die Russen auf Berlin zukamen, konnten wir uns aus dem Lazarett noch nach dem Westen absetzen', berichtet er.
'Und wie ging's dann weiter?'
'Ich kam erst in ein englisches Lager bei Unna, und als meine Hüfte einigermaßen geheilt war, hat man mich entlassen. Nur, wohin sollte ich gehen? Ich kannte keinen Menschen hier im Westen. Es war eine verflixte Situation für mich ...'

Reinhold Aigner klaute Kohlen und tauschte sie gegen Essen ein. Des Nachts schlief er in Bahnhofswartehallen. Dort lernte er auch ein Mädchen aus Oberschlesien kennen, das ebenso allein war und herumirrte wie er.
Karia kam aus Beuthen; sie war sein erstes Mädchen. Sie zog mit ihm durch die düsteren Städte des Ruhrgebietes, half beim Kohlenklauen und beim Organisieren.
Am Stadtrand von Dortmund nisteten sich die beiden in einem Behelfsheim ein, und Anfang 1946 bekam Reinhold Aigner Beschäftigung als Hilfsarbeiter in der Schlosserei einer Zeche. Sein Einkommen war gering, sein Leben daheim mit Karia im Behelfsheim nahezu menschenunwürdig. Aber in dieser Zeit ging es ja vielen Menschen nicht besser.

Da klopfte eines Abends ein Mann an der Tür des Behelfsheimes: ein 'Zeuge Jehovas'.
'Gott will keine Ungerechtigkeiten. Gott will, daß es allen Menschen auf Erden gleich gut geht', hatte er gesagt und setzte sich zu Reinhold und Karia an den wackeligen Holztisch in der windschiefen Einraumbehausung. Reinhold Aigner mußte dabei an den alten Mann denken, der jede Woche einmal in die Hinterhofwohnung zu seiner Tante gekommen war und ähnliches von Gott und Gerechtigkeit erzählt hatte. Das war damals in Berlin auch ein 'Zeuge Jehovas', den man seines hohen Alters wegen wohl nicht mehr in Schutzhaft genommen hatte. In jedem Falle war das immer recht geheimnisvoll, wenn dieser Mann kam, und Reinhold Aigner weiß noch, daß der Alte immer eine zerlesene kleine Bibel in seiner Manteltasche hatte.

Manch eine stille Stunde hatte auch Reinhold als Junge dabeigesessen, wenn der Mann von einem schöneren Leben der Menschen auf Erden erzählte. Einen richtigen Pfarrer hatte Reinhold in dieser Berliner Wohnung, in der es immer nach Wirsingkohl und feuchtem Schwamm roch, nie kennengelernt. Nur einmal als Junge hatte er in der Nähe eines richtigen Kirchenmannes gesessen. Das war in einer Friedhofskapelle bei der kurzen Trauerfeier für Hilde, eine alternde Prostituierte von der Bulettenecke im Vorderhaus der Hinterhofwohnung, in der Reinhold geboren worden war und seine Jugend verbrachte. Reinhold hatte von Hilde gelegentlich einmal gebrannte Mandeln oder Veilchenpastillen geschenkt bekommen. Die älteren Leute sagten, Hilde hätte sich an Fusel totgesoffen oder mit Tabletten vergiftet. Der Pfarrer jedenfalls machte auf Reinhold einen tiefen Eindruck. Er war in der Kapelle so nah und doch so unnahbar, so feierlich und ernst wie aus einer ganz anderen Welt...

Und nun saß Reinhold Aigner wieder einem Religionsverkünder gegenüber, keinem feierlichen, sondern einem einfachen Mann wie damals in der Berliner Schwammwohnung.
'Es wäre nett, wenn Sie mal zu uns in die Versammlung kämen. Ich lade Sie jedenfalls herzlich ein. Wir haben einen provisorischen Königreichsaal hergerichtet, und dort treffen wir uns dreimal in der Woche und hören die Wahrheit', sagte der 'Zeuge Jehovas'. Er ließ auch eine Zeitschrift mit dem Titel 'Erwachet!' da.

Reinhold und Karia blätterten in der Zeitschrift, als der Zeuge gegangen war. Am meisten hatten sich die beiden über die herzliche Einladung gefreut. Reinhold und Karia waren noch niemals irgendwohin eingeladen worden. Sie hatten ja auch keine Menschenseele mehr auf der Welt. Und hier am Stadtrand von Dortmund waren sie so etwas wie lebendes Strandgut des Krieges, das keiner haben wollte. Doch, die 'Zeugen Jehovas' wollten sie haben. Und die 'Zeugen Jehovas' haben sie auch bekommen.

Reinhold und Karia besuchten die Versammlungen in dem provisorischen Königreichsaal. Vier Wochen später waren sie standesamtlich getraut, was sie immer noch hinausgeschoben hatten. Ein halbes Jahr später ließen sie sich beide in einem Stauteich bei Bochum taufen. Mit anderen aus der Umgebung, die entschlossen waren, 'ganz in den Dienst der Wahrheit' zu treten, tauchten sie im Wasser kurz unter. Diese Erwachsenentaufe durch Untertauchen in einem Gewässer, auch in einer Schwimmhalle, ist ein kurzes, nüchternes Aufnahmeritual, mit dem man seine ständige Hingabe an Jehova kundtut. Reinhold wußte nicht, ob er als Kind in Berlin getauft worden war. Karia konnte sich erinnern, daß ihre Mutter erzählt hatte, sie sei in einer katholischen Kirche in Beuthen getauft worden. Ob früher schon einmal getauft oder nicht, das alles war nun durch das Untertauchen bei Bochum sowieso nichtig geworden. Erst diese Taufe im Stauteich, zu der sie sich als Erwachsene entschlossen hatten, war für sie das 'echte Bekenntnis' zur Religion Christi, zur wahren Religion.

Fünfundzwanzig Jahre hindurch waren sie nun eifrige Prediger. Tag für Tag ging Reinhold Aigner jeden Morgen um fünf zur Zeche, und des Abends und an den Wochenenden war er nur für den Dienst an Jehova bereit. Während er in der Schlosserei als Hilfsarbeiter arbeitete, zog Karia mit einer anderen 'Zeugin Jehovas' schon tagsüber von Haus zu Haus und missionierte. Abends ging sie mit ihrem Mann noch für einige Stunden in den Felddienst, oder das junge Ehepaar besuchte die Versammlungen im Königreichsaal, Predigerschulungen und Heimbibelstudien. Wenn irgendwo in Deutschland Kongresse der 'Zeugen Jehovas' veranstaltet wurden, nahm sich Reinhold Aigner Urlaub und fuhr mit seiner Frau dorthin

1953 sind auch beide zum Kongreß nach Amerika geflogen. Dafür mußten sie drei Jahre sparen. Auf dem Frankfurter Flughafen lernten sie eine Mitschwester aus Marburg kennen, die kurz zuvor ihr altes Stilmöbelzimmer an einen Professor verkauft hatte, um sich den Flug zum Kongreß in Amerika leisten zu können.

Einige Male hat Reinhold Aigner seinen Urlaub auch für Predigerlehrgänge in Wiesbaden-Dotzheim geopfert. Er sollte Kreisdiener im Großraum Dortmund werden. Ältester einer Dortmunder Versammlung war er bereits. Die meisten Menschen in Deutschland lebten bereits wieder in ordentlichen Wohnungen, hatten Autos und gute Kleidung. Die Aigners aber wohnten noch lange am Stadtrand Dortmunds in dem Behelfsheim, das immer nur bruchstückweise ausgebessert wurde. Erst 1960 zogen sie in eine Zweizimmer-Altbauwohnung. An Mobiliar besaßen sie nur das Nötigste, denn alles Geld, das Reinhold Aigner von der Zeche heimbrachte und nach Abzug der Kosten für die einfachste Lebenshaltung übriggeblieben war, wurde in den Dienst an Jehova gesteckt. Fünfundzwanzig Jahre lang.

Der Beginn der 70er Jahre wurde für die Aigners bedeutsam. Es begann am Heiligabend 1971 vor dem Dortmunder Hauptbahnhof. Karia Aigner, kinderlos geblieben, machte jetzt schon über drei Jahre Bahnhofsdienst, das heißt, Felddienst mit dem 'Wachtturm'. Die zierliche Frau hatte schon seit zwei Jahren Schmerzen und Stiche in der Hüfte gespürt, doch schenkte sie diesen Beschwerden wenig Beachtung. Zum Arzt ging sie nicht, obwohl das ihr Mann mehrmals geraten hatte. In der Erwartung der Schlacht von Harmagedon, auch wenn sie erst für das Jahr 1975 von Brooklyn prophezeit worden war, dachte sie nicht so sehr an ihr häufiges Unwohlsein, an die Schmerzen und Stiche in der Hüfte und den in letzter Zeit immer stärker auftretenden Hustenreiz. Vor sich selbst und ihrem Mann verharmloste sie diese Beschwerden. Predigen, predigen und nochmals predigen hieß die Parole — aushalten, durchhalten! Sogar am Heiligabend galt diese Parole, an einem Feiertag, den man ebenso wie alle übrigen kirchlichen Festtage und Geburtstage als heidnisch ablehnt und nicht feiert. Für einen Zeugen Jehovas ist jeder Tag ein Feiertag, wenn er Felddienst für Jehova leistet, heißt es aus Brooklyn.

Gegen 17 Uhr überfiel Karia Aigner wieder ein schwerer Hustenreiz. Der Schmerz in der Seite wurde schlimmer, vor ihren Augen plötzlich alles unklar. Und was dann geschah, daran kann sie sich bis heute nicht erinnern. Karia Aigner war zusammengebrochen. Ein Krankenwagen brachte sie in die Klinik, wo man noch spät am Heiligabend feststellen konnte: die 'Zeugin Jehovas' litt an einer eitrigen Pleuritis, einer gefährlichen Brustfellentzündung. Um ihr Leben zu retten, mußte sofort ein Eingriff vorgenommen, der Eiter abgesaugt werden. Erst am nächsten Tag kam Karia Aigner wieder zu sich.

Als es ihr nach Wochen besser ging, kam der Chefarzt durch die Station und unterhielt sich mit Frau Aigner und ihrem Mann, der am Krankenbett saß.
'Sie sind noch einmal davongekommen, Frau Aigner', sagte der Arzt, 'es hätte übel ausgehen können mit Ihnen. Sie sind sehr schwach. Jetzt werden Sie noch eine längere Zeit der Schonung nötig haben ...''

Er meinte, eine sich nach 'dem Krankenhausaufenthalt anschließende Kur wäre vielleicht gut. Und dann erzählte er, daß er Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre vielen Männern und Frauen, die auch an Pleuritis erkrankt waren, nicht mehr helfen konnte. Das sei in Sibirien gewesen. Körperliche Strapazen und das Ausgesetztsein in Wind und Wetter, dazu sicher auch die psychischen Belastungen der Kriegsgefangenen hätten die an Pleuritis Erkrankten zu Tausenden dahingerafft.

Als der Arzt das Krankenzimmer verlassen hatte, blickten sich Reinhold und Karia nur stumm an. Strapazen, Wind und Wetter, psychische Belastungen - ihnen gingen wohl die gleichen Gedanken durch den Kopf. Keiner von beiden hatte den Mut, auszusprechen, was er dachte. Aber es war noch mehr, womit sich die Aigners in diesen Wochen - zunächst jeder für sich allein — auseinandersetzten. Da war zum Beispiel die Stationsschwester Franziska.

Am 24. Dezember abends wollte die katholische Ordensfrau eigentlich in ihrem Kloster sein. Aber das ging nicht. Nach einer langen Tagesschicht, die morgens um sechs begonnen hatte, blieb Franziska, eine Sechzigjährige, auf ihrer Station und versorgte die vor dem Hauptbahnhof zusammengebrochene Karia Aigner. Die freien Schwestern der Station hatte die Nonne nach Hause geschickt, damit sie den Weihnachtsabend bei ihren Familien verbringen konnten ...

Einige Wochen später machte Schwester Franziska wieder eine Doppelschicht, weil zwei junge freie Schwestern an einem Wochenende nach Köln fahren wollten. Als Franziska abends gegen sieben nach Hause gehen wollte, fiel eine junge krebskranke Mutter, eine Katholikin, die mit Frau Aigner in einem Zimmer lag, in ein Koma. Zwei Krankenpfleger brachten die junge Mutter in ein Nebenzimmer. Sie lag jetzt im Sterben. Die Nonne holte einen Priester, und dann blieb sie am Bett sitzen. Erst spät in der Nacht, als das Leiden der jungen Mutter zu Ende war, da ging die Nonne und betete noch eine Stunde in der Klosterkapelle für die Tote.
Am nächsten Morgen um sechs war Franziska wieder, wie jeden Tag, auf ihrer Station ...

Auch davon hatte Karia Aigner erfahren, und im stillen fragte sie sich: Kann diese Ordensfrau wirklich einer verkommenen Religion und Hurenkirche angehören, wie ich das schon so lange predige? Irgend etwas muß ich doch hier nicht klar sehen, auch wenn es manches an dieser Kirche gibt, was viele ihrer Gläubigen selbst kritisieren. Was dürfen wir eigentlich kritisieren?
Was tun wir 'Zeugen Jehovas' am Nächsten - so wie Jesus es uns vorgelebt hat?

Am meisten beeindruckt war Karia Aigner davon, daß die Nonne Franziska niemals versucht hatte, mit ihr ein religiöses Gespräch zu führen oder gar mit ihr zu beten. Die Nonne wußte aus den Krankenpapieren, daß Karia Aigner 'konfessionslos' war. Und sie hatte womöglich auch die 'Wachttürme' gesehen, die in Karia Aigners Handtasche steckten, als sie ohnmächtig ins Krankenhaus gebracht wurde. Franziska behandelte all ihre Patientinnen gleich...

Vor einer Woche hatte Karia Aigner ein Gespräch mit anhören können, das am Bett der jungen Mutter geführt worden war. Ein älterer Schwager der jungen Frau, ein evangelischer Theologe, war gekommen, um seine katholische Schwägerin zu besuchen. Der Theologe hatte acht Jahre im Missionsdienst seiner Kirche in Ländern der Dritten Welt gestanden, erzählte vom Maisanbau und vom Traktorfahren, vom Kampf mit dem Ungeziefer und von Erste-Hilfe-Leistungen mit einer Schwester von der Diakonie an der Eingeborenenbevölkerung. 'Zum Predigen war wenig Zeit, Hunger und Not stillen war erst einmal wichtiger als Kirchenbau und Gottesdienst. Darin waren wir uns auch mit den jungen katholischen Ordensleuten einig, die dort eingesetzt waren', sagte der Pastor, und die Nonne Franziska von der anderen Konfession hörte interessiert zu. 'Wenn ich noch einmal vierzig Jahre jünger wäre, ginge ich auch raus', meinte sie. Der Pastor, der acht Jahre lang praktischen Gottesdienst mit aufgekrempelten Hemdsärmeln und Schwielen an den Händen draußen in einer hungernden Welt geleistet hatte, bat seine Kirchenbehörde, ihn auch nach seiner Rückkehr in Deutschland wieder in einer humanitären Praxis einzusetzen: 'Wer so lange draußen war, dem ist der Talar zu eng geworden', hatte er seinem Bischof geschrieben, und wie er später hörte, hätte man sich in seinem Landeskirchenamt über diesen Brief köstlich amüsiert.

Nach seiner Rückkehr in die Bundesrepublik wurde er der Leiter einer Anstalt, in der Ärzte und Psychologen bemüht sind, spastisch gelähmte und geistig behinderte Kinder zu rehabilitieren. 'Gottes Segen für Ihre Arbeit', sagte die Nonne Franziska zu dem Mann von der anderen Konfession. Dann mußte sie die kleine Gesprächsrunde am Krankenbett verlassen. Aus einem anderen Zimmer wurde nach ihr gerufen...

Karia Aigner hatte das mit angehört. Lange hat sie an dem Abend noch wach gelegen und nachgedacht, denn was sie da am Nachmittag wieder gehört hatte, war eine Wirklichkeit des Lebens, von der sie überhaupt nichts wußte. Als 'Zeuge Jehovas' hat man an dieser Welt vorbeizuleben, weil immer wieder gelehrt wird, daß es in diesem Weltreich der falschen Religion überhaupt nichts Positives gebe. Immer wieder gingen ihr die Fragen durch den Kopf; dieser Pastor, heute wieder bemüht, hilflosen Kindern das Dasein so lebenswert wie nur möglich zu machen, dieser Mann soll in Harmagedon umkommen, weil er der falschen Religion gedient hat? Und die gute Franziska ...

Als Reinhold Aigner an einem Nachmittag wieder in die Klinik kam, um seine Frau zu besuchen, berichtete er ihr, daß er am Vorabend mit den Mitältesten seiner Versammlung Differenzen gehabt habe. Auch der Kreisdiener sei mit dabeigewesen. Man habe ihm zum Vorwurf gemacht, daß die Umsätze der 'Wachttürme', der 'Erwachet!'-Zeitschrift und der Bücher in den letzten Wochen bei den Aigners merklich zurückgegangen seien. Ob er, Reinhold Aigner, diesen Rückgang nicht wieder aufholen könne, fragten ihn die Mitbrüder. Und Schwester Karia, so meinten sie, sei doch inzwischen wieder soweit hergestellt, daß sie vom Krankenbett aus weiter missionieren könne, unter den Kranken und beim Pflegepersonal, oder per Post.

'Glaube mir, Karia, da ist mir der Kragen geplatzt. Ich habe die Brüder angeschrien. Ich habe mich vergessen', erzählte Reinhold Aigner seiner Frau.
'Du hast dich nicht vergessen', sagte sie, 'ich hätte bei den Brüdern auch nicht anders reagiert.' Die Zeit der Krankheit und Genesung der Karia Aigner war für das Ehepaar eine Zeit der Besinnung. Als die Frau wieder daheim war in ihrer kleinen Altbauwohnung, sie noch schwach, und ihre alten Möbelstücke und ihre armselige Kleidung betrachtete, als sie ihr jämmerliches Dasein in den zurückliegenden Jahrzehnten in Betracht zog, da wurde ihr erst so recht klar, welche Zeugen ohne Erbarmen, welche Marionetten sie und ihr Mann geworden waren. Offen und frei sprach sie sich jetzt mit ihrem Mann über diese Fragen und die Konsequenzen aus, die sich für beide ergeben könnten, wenn sie sich von der Gemeinschaft der 'Zeugen Jehovas' trennen würden. Wochenlang beratschlagten sie und dachten auch an die guten Seiten, die sie in der Gemeinschaft gefunden hatten. Als sie nach dem Krieg in Dortmund zum ersten Mal eine Versammlung der 'Zeugen Jehovas' besucht hatten, da trafen sie gleich andere Menschen, die aus ähnlichen Schicksalen und Umständen in diesen Königreichsaal hineingewürfelt worden waren. Sie hatten Anschluß gefunden, fühlten sich auf einmal angesprochen und geborgen. Doch dieser Ankerplatz fesselte sie zugleich an eine Religion und Weltanschauung, die ihnen immer mehr Angst induzierte, bis sie schließlich selbst zu fanatischen Predigern der Angst geworden waren.

Zweimal kam jetzt der Kreisdiener in die Wohnung der Aigners, um sich Klarheit über die beiden so lau gewordenen Prediger zu verschaffen. Aber jedesmal war es mit dem hauptamtlichen Beauftragten der deutschen Zweigzentrale zu erregten Auseinandersetzungen gekommen. Die Diskussionen mit dem Kreisdiener gingen jeweils bis tief in die Nacht hinein.

Reinhold Aigner, der Hilfsarbeiter in der Zechenschlosserei, war inzwischen obendrein auch noch arbeitslos geworden. Die Flaute im Ruhrbergbau führte dazu, daß auch seine Zeche stillgelegt wurde. Es geschah gerade zu der Zeit, als seine Frau noch schwerkrank in der Klinik lag. Ein ähnlicher Arbeitsplatz konnte ihm nicht vermittelt werden, doch machte ihm das Arbeitsamt den Vorschlag, sich umschulen zu lassen. Nach einem Test wurde ihm geraten, einen Lehrgang zur Ausbildung zum technischen Zeichner zu besuchen. Der Test habe ergeben, daß er eine Begabung für diesen Beruf mitbringe, und das Arbeitsamt, so wurde ihm gesagt, würde in Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern und dem Gewerkschaftsbund dafür sorgen, daß er nach Absolvierung des Umschulungskurses einen entsprechenden neuen Arbeitsplatz bekäme.

In dieser Umschulung steckte Reinhold Aigner nun gerade mitten drin. Sie kostete ihn keinen Pfennig, im Gegenteil, er erhielt noch eine staatliche Beihilfe, beinahe in Höhe des Verdienstes, den er von der Zeche zuvor heimgebracht hatte. Auch mit dieser Umschulung wurden in Reinhold Aigner neue Konflikte aufgewühlt, die ihn in einen Zwiespalt mit den Lehren von Brooklyn brachten. Auch darüber sprach er jetzt mit dem Kreisdiener:
'Jahraus, jahrein habe ich auch gepredigt, daß die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft ein Dienst an der Hure sei. Was war das für ein Unsinn!' sagte er.
'Nein, Bruder Reinhold, das war kein Unsinn', konterte der Kreisdiener, 'du weißt genau, daß die Gewerkschaften den freiheitlichen Rechtsstaat bejahen. Das steht sogar in ihren Programmen. Als ein Mitglied der Gewerkschaft mußt du also zwangsläufig diesen Staat für gut erklären. Und das ist für uns, die wir die Wahrheit kennen, doch ein unmögliches Verlangen.Wir haben politisch neutral zu sein, denn alle Systeme auf der Welt sind mit der großen Hure verflochten ...'

'Demnach müßte ich jetzt meine Umschulung aufgeben. Ich dürfte auch kein Beihilfengeld empfangen, weil es vom Staat kommt. Auch Bruder Alexander dürfte kein Finanzbeamter mehr sein, und Schwester Ingrid müßte ihren Beruf als Fahrkartenverkäuferin am Bahnhofsschalter aufgeben, weil die Bundesbahn ein Teil des Hurenstaates ist. Das ist doch alles verrückt! Wie sollte denn unser Leben nur einigermaßen funktionieren, wenn alles getreu nach den Lehren von Brooklyn ausgerichtet wäre? Glaube mir, Bruder Helmut, dann würden wir Menschen, wir 'Zeugen Jehovas' selbst die Welt aus den Angeln heben, wir 'Zeugen Jehovas' würden Harmagedon heraufbeschwören ..'

Reinhold Aigner war in Erregung geraten, denn der Kreisdiener versuchte es immer wieder, ihn auf den Pfad der Wahrheit Brooklyns zurückzubringen. Als alle Versuche des Kreisdieners scheiterten, holte er zu seinem großen Schlag aus, zu der Drohung mit der Angst, die schon so oft bei anderen gewirkt hatte:
'Jehova wird alle Ungerechten richten. Du weißt, was dir bevorsteht, wenn die Organisation deinen Ausschluß beschließt, wenn dir die Gemeinschaft entzogen wird...'
'Hör auf! Hör auf mit dieser dummen Bauernfängerei! Ich kann das alles nicht mehr hören!' rief Reinhold Aigner erregt. 'Tausende von uns sind mit diesen Drohungen immer wieder erneut eingeschüchtert worden, und aus Angst vor einem Gottesgericht kamen sie dann zurück. Ihr habt ihnen das letzte Stückchen ihres seelischen Rückgrats gebrochen. Nein, nein, bei mir nicht. Bitte, geh, Bruder Helmut, und laß uns in Frieden.
Sage den Brüdern, ich hätte mich anders entschieden, und grüße sie von uns. Sag ihnen, daß auch Karia nicht mehr an das glaubt, was wir so lange gemeinsam verkündet haben. Sie könnte das auch gesundheitlich gar nicht mehr aushaken. Die Zumutungen von Brooklyn haben sie total auf den Hund gebracht...'

Die Würfel waren gefallen. Eine Woche später erhielt das Ehepaar Aigner einen Brief des Kreisdieners, mit dieser 'Resolution':
'Nach gebetvoll durchgeführter Befragung beschloß das Rechtskomitee der Kreisversammlung, Reinhold und Karia Aigner die Gemeinschaft zu entziehen.
Grund: Nichtbeachtung biblischer Grundsätze der Einheit.'
Diese Resolution wurde auch in den Dortmunder Versammlungen der 'Zeugen Jehovas' bekanntgegeben, selbstverständlich auch nach Wiesbaden-Dotzheim gemeldet.

Und damit endete der erste lange Lebensweg des Reinhold Aigner, den die Oberschlesierin Karia seit den Nachkriegswirren mit ihm gegangen war. Was danach für die beiden begann, war ein ganz neues Leben.
Reinhold Aigner ist seit drei Jahren als technischer Zeichner im Konstruktionsbüro eines Bielefelder Industriewerkes beschäftigt. Karia Aigner hilft vormittags in einem städtischen Kindergarten. Sie tut das, weil sie keine Kinder bekommen konnte, aber Kinder gern mag. Und sie arbeitet halbtags mit, weil sie zum Gehalt ihres Mannes ein wenig dazuverdienen möchte.

'Wir stehen ja erst am Anfang unseres Lebens', lächelt sie. 'Wir haben noch nicht einmal einen Fernseher. Nur das 'Westfalen-Blatt' haben wir abonniert, um uns zu orientieren, wie es in der Welt aussieht. Wir müssen viel nachholen.'

Die zarte Frau wirkt mit ihren 47 Jahren wie zehn Jahre älter. Ob sie nach den fünfundzwanzig Jahren, die hinter ihr liegen, noch einmal aufblühen wird? Es ist nicht die Schmach des Ausgestoßenseins aus der Gemeinschaft der 'Zeugen Jehovas', die sie belastet. Die hat es bei ihr wohl kaum gegeben. Es sind eher die Spuren, die sich im Verlaufe eines unerbittlichen Dienstes während eines Vierteljahrhunderts in den schmächtigen Körper eingraviert haben.

Einen langen Nachmittag und Abend unterhalte ich mich mit den Aigners, die sich in der Nähe des Siegfriedplatzes eine kleine Wohnung jetzt gemütlich eingerichtet haben. Vieles fehlt noch, es gibt noch keinen Kühlschrank, und im Badezimmer muß der Durchlauferhitzer erneuert werden, aber die Aigners sind zufrieden und anspruchslos, und das wird bei ihnen wohl so bleiben.

Auch an Reinhold Aigner, der fünfundzwanzig Jahre lang als 'Missionar mit dem Pfahl' durch das Ruhrgebiet gezogen war, scheint diese Tätigkeit bei Wind und Wetter nicht spurlos vorübergegangen zu sein. 'Ich hab's im Kreuz', sagt er, 'der Betriebsarzt meint, das sei was Rheumatisches. Ich bin nur froh, daß ich jetzt bei meiner Arbeit ein warmes Dach über dem Kopf habe.'

Mit allem haben sich die Aigners abgefunden, nur eines, so scheint mir, bedrückt sie manchmal noch. Das ist die Tatsache, daß sie in den fünfundzwanzig Jahren ihrer Predigertätigkeit einige Hunderte für die Lehren von Brooklyn angeworben haben. 'Damals glaubten wir zwar selbst, das sei eine gute Sache. Aber heute wissen wir, daß wir die Menschen angelogen und geblendet haben. Um diese Leute tut es uns, ganz ehrlich gesagt, oft sehr leid', meint Reinhold Aigner ...

Spät abends bin ich im Cafe Europa am Jahnplatz noch mit Egon Schürmann verabredet. Schürmann hatte ich nach dem Krieg in Münster kennengelernt, und heute abend unterhalten wir uns über die alte Zeit. Auf dem Weg zum Hauptbahnhof, von wo aus mich ein Nachtzug nach München zurückbringen soll, erzählt er mir von seiner Familie, vom letzten Sommer auf den Bermudas, und von seinem neuen Farbfernseher, den er jetzt in eine große Bücherwand eingebaut habe. Das nächste Mal, wenn ich wieder nach Bielefeld käme, müsse ich mir das alles unbedingt ansehen.

'Was hast du mit dem alten Schwarzweißgerät gemacht?' frage ich ihn.
'Ach, das hatte seine Mucken in letzter Zeit, aber vielleicht ist da auch nur 'ne Röhre locker. Das steht bei mir auf dem Boden herum.'
'Würdest du es verschenken?' frage ich.
'Klar, jederzeit!'
'Dann rufe doch mal im Konstruktionsbüro bei M. an', sage ich, 'da gibt's einen technischen Zeichner Aigner, Reinhold Aigner. Der holt sich das Gerät gern ab.
Grüß ihn von mir.'
'Okay, wird gemacht.'
'Tschüs.'

Geschrieben von anonym am 23. November 2005 23:30:11:

Als Antwort auf: Bei Aigners klingeln keine Zeugen Jehovas mehr geschrieben von Drahbeck am 23. November 2005 07:52:30:

Ich selber saß als Kind im Nachkriegsdeutschland in einem nassen kleinen Fensterlosen Keller eines Einfamilienhäuschens auf den Kellerstufen.
Unserer Versammlung.
Ein Holz-Böller-Ofen heizte den kleinen Kellerraum mit vielleicht 20 Holzklappstühlen.
Bei der richtigen Wetterlage verpuffte oder qualmte er mehr in den Kellerraum als das er heizte.
Das Einfamilienhäuschen gehörte einem Ehepaar deren Mann aus der Russischen Gefangenschaft gekommen war.
Streng, das wenige Haar militärisch exakt nach rechts gekämmt, die kahlen stellen erfolglos verdeckend.

Bitte nicht Falsch verstehen.
Die Zeit war herrlich, leicht, romantisch, spannend.
Ich habe heute noch den klang der Königreichslieder die wir dort im Keller gesungen haben im Ohr:

„Fest und entschlossen in dieser letzten Zeit.
stehn Gottes Gesandte, zum Streit für ihn bereit.
Er lehrte sie kämpfen und siegen –
Er lehrte sie kämpfen und siegen"

Was in dem Bericht nur zwischen den Zeilen erzählt wurde, war, dass Bruder Aigner aus einfachsten Verhältnissen kommend, auf einmal selber der so geachtete Geistliche war, auf den er als Kind aufsah.
Diese Habenichtse die sich in der Gesellschaft an der untersten Stufe sahen, waren in der Versammlung wer.

Er erzählt von seiner Königreichdienst Schule.
Am Ende der Schule trafen sich die Kursteilnehmer draußen auf einer Treppe im Wiesbadener Bethel zum Gruppenfoto.
Er stand neben den anderen 20 / 25 jährigen die selber Flüchtlinge waren, aus KZ entlassene Häftlinge, traumatisierte Soldaten, junge Burschen die ihre Kindheit in den Luftschutzbunkern verbracht hatten, gesundheitlich angeschlagen durch die einseitige Ernährung oder Hunger.
Ihr Lehrer war vielleicht Bruder Tempelton aus Amerika.
Da stehen sie also in ihren Anzügen - jetzt waren sie jemand – sie waren die Elite

und

sie bekamen Macht.

So mancher der jungen Brüder die hier in den Fotoapparat lächelten machten die Kariere in der Wachtturmgesellschaft zu ihrem Lebensinhalt.
Unter Ihren Fotos schrieben Sie zum Beispiel „meine Welt".

Dann wurden in Viehhallen Kreiskongresse Organisiert.
Im Winter wurde mit dem Schlitten die gute Wohnzimmer Couch für die Bühne zur Halle gezogen.
In Scheunen wurde das Kongress Inventar gelagert.
Aus nichts machte man ein Fest für Jehova.

Kalt war's, zugig war's – schön war's.
Kein noch so perfekt organisierter Kongress kommt heute nur im Entferntesten an die zu Herzen gehenden Kongresse der damaligen Zeit heran.

Dann Bezirkskongress 1953 / 55.

Die jungen Leute heute machen sich ja keine Vorstellung davon was für einen Aufwand für den Kongress „Triumphierendes Königreich" auf der Nürnberger Zeppelin Wiese betrieben wurde.

Manche haben Tennisbälle gesammelt um sich die Pfennige für die Eisenbahnfahrt zusammen zu sparen.

Unter den Säulen der Aufmarschhalle Hitlers wurde eine riesige Bühne gezimmert.
Die Zuhörertribünen wurden von Unkraut befreit.
Als Bühnendekoration war in der Mitte der Säulen eine riesige Hand die das Zepter unseres Königs hielt.
Unterkünfte mussten Organisiert werden, Zelte zur Verpflegung, Zelte für Tonbandaufnahmen, Sanitär Anlagen.
Allein die Riesigen Toilettenanlagenzelte mit den Abflussrohren die in Erde gegraben wurden. Die Schüsseln dicht and dicht jede nur Abgetrennt durch Kartoffelsack- Leinen.
Eine riesige Zeltstadt wurde errichtet, mit Feuerwehr, Straßennamen, Läden, Postamt mit Telefon und den bis heute unvermeidlichen Ordnern (ohne diesen so manches Flüssiger laufen würde ;-) ).
Ein Ausmaß das Deutschlandweit für Aufsehen sorgte.

Und dann:

Kongress - nachts - unter freiem Himmel - im Dunkeln!

Das Programm ging offiziell bis 21.00 Uhr
Aber niemand schaute auf die Uhr und wollte dass sie Pünktlich aufhören sollten.
Und jetzt stehen über 50.000, am Ende des Tages, bei beleuchteter Bühne, unter dem Sternenhimmel, an dem warmen Sommerabend, auf und Singen zusammen das Lied:

„Die Himmel rühmen Jehovas Herrlichkeit
Die Werke seiner Hände überall wir sehen
Ein Tag sagt es dem anderen Tag
Und eine Nacht der anderen hilft seine Macht verstehen"

Vor kurzen stand ich wieder auf den verwilderten Tribünen der Zeppelinweise.
Ich bildete mir ein das Echo der Lautsprecher noch zu hören.

Ein Tipp unter Klosterschülern.
Das erste Nachkriegsliederbuch wurde nach 16 Jahren ersetzt.
Das rosa Liederbuch wurde nach 18 Jahren ersetzt.
Des jetzige besteht schon über 20 Jahre.
Für manche ist es zwar immer noch das „neue" Liederbuch es stammt allerdings noch aus der „nicht vergehenden Generation" Zeit...

Aber zurück zu den jungen Brüdern die zum Gruppenfoto auf der Treppe in Wiesbaden stehen.
So mancher der jungen Brüder die hier in den Fotoapparat lächelten, denunzierten später ihre eigenen Kinder in dem unerbittlichen Vertrauen zu ihrer Mutter – der Wachtturm Gesellschaft.

So manchem der jungen Brüder die hier in den Fotoapparat lächelten wurde später ihr Rückrad gebrochen als sie erleben mussten dass sie selber Opfer eines Komitee-Angriffes wurden.

Hier zerbrach dann eine Welt.
Wurde Vertrauen erschüttert das sich nie wieder kitten ließ.
Man erwartete das Gott innerhalb seiner Organisation kein Unrecht zulassen würde.
Man erwartete dass Ihr bedingungsloser Einsatz wenigstens mit Respekt honoriert würde.
Diese Erwartungen wurden bitter enttäuscht.

Dies steht in dem Bericht von Bruder Aigner nur zwischen den Zeilen.

Ich möchte hier aber nicht nur die Sichtweise der Brüder beleuchten.

Ich möchte hier die Erfahrung der Schwester L. erzählen.

Sie ließ sich 1925 in Dresden taufen.
Damals besuchten in Dresden 1309 Personen das Gedächtnismahl.
Das war die größte Gruppe Weltweit!
Die zweitgrößte Gruppe lag in London (Tabernakel) mit 1123 Besuchern dann Los Angeles mit 1073 und New York mit 802 (weiß) und 200 (Neger) Besuchern.
Um 1926 herum mieteten die Brüder aus Sachsen Sonderzüge und fuhren in ländliche Gegenden um zu Predigen.
Noch Jahrzehnte nach Kriegsende wurde man im Predigdienst in diesen ländlichen Gegenden auf dieses Ereignis angesprochen.
Unsere Schwester war eine Koryphäe, eine starke eigenwillige Persönlichkeit die immer gerade heraus, mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg hielt.
Nach der Räumung des Magdeburger Bethels wurde in privaten Kellern die Literatur
weiter vervielfältigt.
Zuerst kamen die Wachtürme noch per post aus der Schweiz.
Aber nach und nach wurden die Empfänger dieser Post von der Gestapo ausfindig gemacht und eingesperrt.
Es mussten andere Wege des Transportes gefunden werden.
Unsere Schwester diente über die ganze Zeit des NS Regimes als Kurier.
Sie war zwar wiederholt im Gefängnis, aber immer nur für kurze Zeit und wurde nie gefoltert oder in ein KZ Deportiert.
In Koffern transportierte sie Broschüren, Zeitschriften und Abschriften an vorher vereinbarte Treffpunkte.
Und sie konnte auf dem Rückweg oft Ausgaben des Wachturms nach Dresden bringen.
Von diesen vereinzelten Ausgaben wurden dann Abschriften gefertigt.
Für eine Gruppe die sich in Privatwohnungen oder auch im Freien trafen gab es meist nur eine solche Abschrift.
Diese wurde dann von einer Person studiert und zum Lesen und Antworten von einem zum anderen während des Wachtturmstudiums weitergereicht.
Zum Kriegsende floh die Schwester vor den Russischen Besatzern.
Bei der Frage wohin sie gehen sollte erinnerte sie sich an das Predigen in den ländlichen Gebieten und entschied sich dort hin zu ziehen.
In den Tagen nach Kriegsende war sie dort die erste und einzige Bibelforscherin.
Ihr Mut und ihre Durchsetzungskraft der ihr in der Verfolgungszeit in ihrem Dienst und ihrem Überlebenskampf geholfen hatte wurde ihr in den 50'er und 60'er Jahren des Nachkriegswirtschaftswunderdeutschlands zum Verhängnis.
Ohne das sie sich etwas zu Schulden kommen lies wurde sie von der Gemeinschaft Ausgeschlossen.
Die Brüder sind mit ihrer Willensstärke und ihrem unbändigen Freiheitsdrang nicht zurechtgekommen.
Die Brüder der Nachkriegsgeneration hatten nicht ihren Mut und die Größe sich von einer Frau den Spiegel ihrer eigentlichen Bedeutungslosigkeit vorhalten zu lassen.
Später fiel sie einem Ältesten wegen ihrer klaren und toleranten Lebenseinstellung und der Abneigung gegen jede Art der Obrigkeitshörigkeit auf.
Diesem Ältesten gelang es damals das ihre Verhandlung nach Jahren wegen Verfahrensfehlern wieder aufgewickelt wurde und ihr Gemeinschaftsentzug rückgängig gemacht wurde.
Was jedoch den Nationalsozialisten nicht gelungen war, war den Brüdern gelungen - ihr Rückrad war gebrochen.
Ihr Verhalten war still und zurückgezogen.
In ihrem hohen Alter von 90 Jahren wurde sie auf einem Kreiskongress als am längsten getaufte Schwester dieser ländlichen Gegend interviewt.

Es gab damals Dinge die man heute nicht mehr für möglich hält.

Zum Beispiel wird in dem Bericht erwähnt das man eine Operation zurückhielt weil Harmagedon zum greifen nah war.

Ich hatte das schon Vergessen. Aber es stimmt. Das war Alltag.

Ich bin mal einem älteren Ehepaar gegenüber gesessen die mir zu verstehen gegeben haben das sie traurig sind heute keine Kinder oder Enkel zu haben.
Ein Häuflein Elend saß mir da auf ihrer Couch gegenüber.
Mit ihrem bezahlten Kadett in der Garage.
In ihrem kleinen bezahlten Haus.

Es gab Pfannkuchen.
„Bruder Du brauchst mit dem Zimt nicht sparen"...

Der Bericht von Bruder Aigner endet mit dem Schwarzweiß Fernseher.
Ich könnte mir vorstellen das Bruder Aigner in seinem Bericht das eine oder andere heute Differenzierter darstellen würde.

Er schreibt so im Übertragenen Sinn „weil ich in der Wahrheit war, war ich arm"

Zwei Dinge kann ich von mir nicht behaupten.

Einmal, war die Zeit in der wir unseren Schwarzweisfernseher geschenkt bekommen hatten, im Nachhinein gesehen unsere glücklichste Zeit.
Wir waren jung, verliebt, hatten füreinander Zeit.
Das Leben war unkompliziert.
Jede noch so lächerliche Kleinigkeit war ein Grund zur Dankbarkeit.
Wir waren glücklich und zufrieden.

Wie viele Fernseher oder Plattenspieler, braucht man heute um diese Zufriedenheit zu erreichen?

und zum zweiten, durch Jehova bin ich reich geworden.

Reich weil wir zufrieden mit dem sind, was wir haben.
Zugegeben: Ich habe so manche Krawatte aus den Spendenshop getragen, die ein anderer im Dunkeln zum „auf die Toilette gehen" nicht tragen würde.

Aber der Begriff „Reich" läst sich nicht in Zahlen ausdrücken.

Der Begriff Reich ist in Nigeria wo Plastikeimer auf dem Bethelgelände gestohlen werden ein anderer als in Miami.
Obwohl beinahe jeder Südamerikanische Einwanderer in Miami sofort, wenn er könnte, nach Europa kommen würde.

Wir brauchen uns aber nicht unbedingt mit der Sahelzone vergleichen.

Wer, der scheinbar Wohlhabenden heute, würde nicht wesendlich ruhiger schlafen wenn er seine Schulden los wäre.
Wer, der scheinbar Wohlhabenden heute, würde nicht seinen ganzen alternden Besitz sofort aufgeben wenn er nur in Frieden, in einer intakten Familie leben könnte.

Durch Jehova bin ich reich geworden.
Und das nicht nur Platonisch.

Das Ehepaar mag zu recht traurig sein.
Vielleicht mag Bruder Aigner heute noch das Gefühl haben, er hätte materiell etwas verpasst.

Ich glaube aber das es an jedem einzelnen liegt und nicht nur an der Wachtturmgesellschaft.
Wenn das Ehepaar wollte hätte es 10 Kinder in ihrer Versammlung haben können.
Wenn Bruder Aigner wollte, hätte er genug um einem anderen zu geben.

Dann wären beide reich.

Geschrieben von gert am 24. November 2005 13:31:54:

Als Antwort auf: Re: Bei Aigners klingeln keine Zeugen Jehovas mehr geschrieben von anonym am 23. November 2005 23:30:11:

Wenn sie zum Beispiel das "Offenbarungsbuch" der Zeugen, auf Herz und Nieren prüfen würden, müssten ihnen sämtliche internen Wiedersprüche eigentlich auffallen.
-Die Zeugen-Interpretation der "Geburt der Himmlischen Organisation" ist sehr schwierig bis hin zu völlig unlogisch. Es ist zum Beispiel viel logischer, die Geburt der "Frau", mit Israel gleichzusetzen, denn der "König", der die Völker mit eisernem Zetper regiert, ist gemäss anderer Bibelstellen, Christus. Auch wird er zu Thron Gottes entrückt. Nämlich nach seinem Kreuzigungstod.- Ergo kann die entrückte Person eigentlich nur Christus sein.----- Bei den Zeugen sind, meines Wissens, bisher keine Entrückungen vorgekommen, auch wenn sie sehnlichst erhofft wurden.

Geschrieben von Drahbeck am 24. November 2005 06:21:04:

Enterbt
Gelesen in
Horst Knaut "Propheten der Angst"

In Kassel bin ich zwei Tage mit einem jungen 'Zeugen Jehovas' unterwegs, der mir die folgende Geschichte erzählt:
'Ich war Medizinstudent im fünften Semester, als ich plötzlich mit der Wahrheit in Berührung kam. Irgendwie fielen mir Schriften der 'Zeugen Jehovas' in die Hände. Ich begann mich damit auseinanderzusetzen, und bald schon konnte ich feststellen, daß es nichts Menschenwürdigeres gibt, als für die Wahrheit einzutreten. Ich gab mein Studium auf und wurde 'Zeuge Jehovas'.'

In einer schäbigen Bierkneipe in Kassel-Bettenhausen machen wir eine Missionspause. Hier erfahre ich dann noch von Günter D.: 'Mein Vater ist Arzt in Bayern mit einer gutgehenden Praxis, die ich einmal übernehmen sollte. Zwischen uns hat's natürlich heftige Auseinandersetzungen gegeben, aber mein Mut und mein Bekenntnis für die Wahrheit siegten schließlich.'

'Und wie ist heute das Verhältnis mit Ihren Eltern?' frage ich.
'Wir haben gar keinen Kontakt mehr. Mein Vater hat mich enterbt.'
Günter D. lebt jetzt in äußerst bescheidenen Verhältnissen. Als Student in Erlangen ging es ihm gewiß besser. Er hat ein möbliertes Zimmer und arbeitet halbtags im Büro eines Zeitschriftenvertriebs. Ab mittags ist er frei für die Verkündigungsarbeit. Er sagt, er sei glücklich in diesem neuen Leben, das er gefunden habe, doch ich habe den Eindruck, daß man bei ihm schon jetzt um seinen Nerven- und Geisteszustand bangen muß. Zeitweilig zittern seine Finger, und wenn er von er 'schönen Botschaft' zu sprechen beginnt, dann blicken seine Augen verzückt ins Leere, und er wirkt wie ein Irrer.

Im gleichem Buch gibt der genannte Autor auch die nachfolgende Charakteristik zum besten:
Inzwischen sind etliche Wochen ins Land gegangen. Einige hundert 'Zeugen Jehovas' in der Bundesrepublik und in der Schweiz habe ich nun schon persönlich kennengelernt, bei sonntäglichen Versammlungen in ihren Königreichsälen, bei Missionsgängen von Haus zu Haus in verschiedenen Städten und Gemeinden, und auch in ihren Wohnungen. Ob alt oder jung, ob Mann oder Frau, ob verheiratet oder ledig, es waren - mit wenigen Ausnahmen - bisher eigentlich immer die gleichen Menschen, mit denen ich zusammen war. Unauffällig und ordentlich gekleidet, den Realitäten der Welt und unserer Gemeinwesen weit entrückt.

Schon bald war es mir immer so, als röchen sie alle nach einem Duftgemisch aus Pellkartoffeln, Mottenkugeln und Kamillentee. Was mich am meisten bedrückt hatte, und das forderte mich oft zur Selbstbeherrschung heraus, war, daß ich mit ihnen kaum ein anderes Gespräch führen konnte als einzig und allein und immer und immer wieder nur Aussprachen über ihre 'Wahrheit'. Jede noch so zwanglos begonnene Unterhaltung artete bei meinen Partnern sogleich in Formen didaktischer Vorträge, eingelernter Predigten aus. Stets nur ging es ihnen darum, mir ihre 'wahre Religion' zu interpretieren. Und wie die Besessenen taten sie es. In St. Gallen ebenso wie in München, in Hamburg ebenso wie in Wiesbaden — getreu nach den Anleitungen von Brooklyn. Sie leben psychisch noch schlimmer gefangen in ihrem Wahrheitskomplex als die hier und da noch vereinzelt anzutreffenden Fanatiker mit einem Juden-, Jesuiten- oder Freimaurerkomplex.

Geschrieben von pumpe am 24. November 2005 22:06:15:

Als Antwort auf: Enterbt geschrieben von Drahbeck am 24. November 2005 06:21:04:

Fehlendes realitätsbewusstsein wie bei Drogen und Opiumabhängigen. Der drogenhaften Glückseligkeit hinterher laufend...

den Realitäten der Welt und unserer Gemeinwesen weit entrückt.

Ganz, ganz arme (geistig arme) Menschen sind Jehovas Zeugen. Die erfolgte Bewusstseinsveränderung durch die Lehre versetzt sie einen realitätsfernen Zustand ähnlich geistigem Verwirrtseins. Wie einer auf einem LSD-Trip meint fliegen zu können, meinen Jehovas Zeugen ihre Erwartung einer neuen Welt sei realistisch. Benebelte Träumer!

Geschrieben von Drahbeck am 25. November 2005 06:47:12:

Horst Knaut interviewt den Stadtdiener (Aufseher) vom München
Zitiert aus dem Buch "Propheten der Angst"

'Eine Frage, Herr Knöller, sind Sie auch ein Gesalbter?'
Herr Knöller weiß, daß ich gerade aus Wiesbaden komme. Er schaut mich zuerst etwas erstaunt an, dann antwortet er ein wenig verschmitzt auf meine Frage:
'Nein, ich bin kein Gesalbter!'
'Würden Sie denn gern ein Gesalbter sein?'
'Ach, wissen Sie', meint Herr Knöller, 'die Hoffnung, einmal auf Erden ewig zu leben, ist ja auch etwas schönes. Der normale Mensch will ja gar nicht in den Himmel kommen. Er möchte in Ruhe, Frieden, in Gesundheit und Gerechtigkeit auf Erden leben und arbeiten.'

Es gebe doch aber leitende Mitbrüder, sage ich zu Herrn Knöller, die sich zur kleinen Herde der Gesalbten zählen würden. Könne man sich denn einfach selbst zu dieser kleinen Schar zählen, frage ich.
'Ja, das geht.'
'Und wie geht so etwas?'
'Nun, sie müssen halt sicher sein, daß sie himmlische Hoffnungen haben', antwortet Herr Knöller, und ich meine, dies tut er wieder ein wenig verschmitzt.
'Und wie bekommt man die Sicherheit auf himmlische Hoffnungen?', frage ich weiter.
'Das geschieht durch den Heiligen Geist.'
'Wie bitte?'
'Ja, nach einer Selbstprüfung spürt man das.'
'Man spürt das?'
'Ja, man spürt es, ob man himmlische oder irdische Hoffnungen hat.'
Aha, so ist das also. Und Herr Knöller gibt sich mit nur irdischen Hoffnungen vollauf zufrieden.

Diese Zufriedenheit paßt zu Helmut Knöller, obwohl er eigentlich auch zu jener Privilegiertenschar gehört, die das 'gewisse Gefühl' schon erfahren hat, dies auch kundtut und sich auf überirdische Aufgaben präpariert.
Knöller gehört auch zu jenen altgedienten und leitenden 'Zeugen Jehovas', die ihres Glaubens wegen im Dritten Reich unter Verfolgung gestanden hatten. Im Vergleich mit Konrad Franke war er damals jedoch noch ein Spund. Als er neunzehnjährig 1940 seine Einberufung zum Reichsarbeitsdienst erhielt, fuhr er auch hin zur RAD-Abteilung nach Liedolsheim bei Bruchsal. Aber ohne Persilkarton, ohne Zahnbürste. Er hatte nämlich vor, gleich wieder heimzufahren, aber an Ort und Stelle des Wirkens Satans wollte er zuvor die Erklärung persönlich abgeben: 'Ich bin ein Christ, und der Dienst bei Ihnen läßt sich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren!'

Diese Erklärung gab er ab. Der Oberstfeldmeister der RAD-Abteilung hörte sie sich auch an und sagte nur: 'Komm, Junge, geh erst mal schlafen. Morgen reden wir noch einmal.'
Aber auch am nächsten Tag blieb Helmut Knöller bei seiner Erklärung.
Drei Tage später wurde Helmut Knöller bei der Gestapo in Karlsruhe vernommen. Er blieb bei der Dienstverweigerung. Und somit blieb er in Schutzhaft. Zunächst kam er ins KZ Dachau, dann nach Sachsenhausen, von dort in ein Lager nach Frankreich, schließlich nach Österreich.

Nach seiner Befreiung 1945 durch die US-Truppen suchte Knöller sofort Kontakt mit seinen Jehova-Brüdern in Deutschland. Bei der westlichen Zentrale in Wiesbaden-Dotzheim übernahm er gleich die Tätigkeit eines Vollzeitpredigers mit einer Vergütung von 150 Reichsmark im Monat. Mit 150 Reichsmark und einem kleinen Spesenfonds zog er auch bald als reisender Prediger von Versammlung zu Versammlung und wirkte am Wiederaufbau der theokratischen Organisation mit. Zehn Jahre hindurch war er so in einem unermüdlichen und strapaziösen Einsatz, in dem man keine Freizeit und keine Entspannung kennt. Der Missionsdienst der 'Zeugen Jehovas' ist in bezug auf körperliche und seelische Leistungen einzigartig und steht an der Spitze aller sonstigen religiösen Missionsdienste.

Nach der überstandenen KZ-Haft und einem zehnjährigen Vollzeitmissionsdienst machten sich bei ihm erste gesundheitliche Störungen bemerkbar, so daß er beschloß, in etwas langsameren Schritten für die 'Zeugen Jehovas' tätig zu sein. In München übernahm er 1955 eine Büroarbeit als Buchhalter in einer Firma und für seine Wachtturm-Gesellschaft die Funktion eines Stadtaufsehers für die bayerische Landeshauptstadt. Der Dienst des Stadtaufsehers ist eine Sonderaufgabe:

Knöller bereitet Kongresse und Tagungen der 'Zeugen Jehovas' vor und steht für Sonderaufgaben zur Verfügung. Selbstverständlich gehört er daneben auch einer örtlichen Versammlung an, in der er als einer der Ältesten wirkt. Und selbstverständlich hat er auch seinen Predigerbezirk. Dafür bekommt er von der Wachtturm-Gesellschaft in Wiesbaden-Dotzheim nun keine Vergütung mehr, denn er steht ja nicht mehr im Vollzeitdienst. Diese Vergütung wäre auch heute immer noch äußerst minimal. Die Sätze für die Vollzeitdiener, das sind Kreisdiener, Bezirksdiener und sogenannte Sonderpioniere, sind kaum angehoben worden. Mit weniger als 300 DM müssen diese Vollzeitmissionare im Monat zurechtkommen. Wie sie das schaffen, wie sie ihre Mieten zahlen und ihr Essen, das ist vielen ein Rätsel.

Die 'Zeugen Jehovas' in den einzelnen Versammlungen, die sie aufsuchen, helfen ihnen dabei, indem sie sie zum Essen einladen und ihnen Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. 'Die Brüder und Schwestern in Wiesbaden bekommen noch weniger. Die haben nur etwa fünfzig Mark im Monat', sagt Knöller.
'Auch Herr Franke?'
'Der hat auch nicht mehr. Dort sind alle gleich — vom einfachen Drucker bis zum Redakteur. Dafür haben dort alle freies Essen und freie Wohnung. Aber die Wohnung ist bescheiden.'

'Es gibt wirklich keine Unterschiede in der Hierarchie Ihrer großen Organisation?'
'Nein, keine. Auch Bruder Knorr, unser Präsident in Brooklyn, lebt nicht anders. Ich war selbst schon dort und habe es gesehen. Und er war auch schon bei mir, er hat hier bei mir an diesem Tisch gesessen', sagt Knöller.
An diesem Tisch mit einer Wachstuchdecke in einem Schwabinger Mietshaus sitze nun ich dem Stadtaufseher von München gegenüber.
Knöller arbeitet seit einiger Zeit nur noch halbtags als Buchhalter, denn seine organischen Gebrechen machen sich wieder bemerkbar. Knöller lebt bescheiden. Wie immer man seine Hoffnung auf ein ewiges und besseres irdisches Leben auch auslegen mag, sie ist zu verstehen. Ganz hoch hinaus wollte er noch nie, obwohl er während seiner Wiesbadener Zeit dazu sicher Gelegenheit gehabt hätte. Vielleicht fehlten ihm auch nur die nötigen Ellenbogen, und die hat er nicht.

Für mich ist er der erste 'Zeuge Jehovas', den ich treffe, der mir auf klare Fragen auch relativ klare Antworten geben kann. Und das macht ihn mir beinahe sympathisch. Er schwafelt nicht um einfachste Fragen gleich immer kompliziert herum.
'Sie haben auch Kinder?', frage ich.
'Ja, zwei. Mein Sohn ist verheiratet und arbeitete als Buchdrucker bei der Wachtturm-Gesellschaft in Wiesbaden. Jetzt lebt er bei Fulda, arbeitet dort auch als Buchdrucker, und ist nebenher natürlich als Verkündiger tätig.'
'Und Ihr ...'
'Ja, dann haben wir noch Miriam, die ist neunzehn. Sie arbeitet halbtags in einem Büro, und nachmittags macht sie Predigtdienst.'
'Macht Ihre Frau auch Predigtdienst?'
'Aber selbstverständlich, schon genauso lange wie ich.
Wir haben uns übrigens während meiner KZ-Haft kennengelernt.'
'Wie war das möglich?'

Knöller erzählt mir, wie er 1944 mit einem älteren 'Zeugen Jehovas' aus Sachsen im Konzentrationslager gesessen hatte. Der Glaubensbruder und dessen Familie waren getrennt inhaftiert worden. Er hatte aber herausbekommen, daß seine Tochter Liselotte im Gefängnis Stadelheim in Schutzhaft saß, und über geheime Kuriere war es möglich gewesen, der Tochter ab und zu Kassibergrüße zu schicken. Einmal hatte auch Knöller einen Gruß mit hinzugeschrieben. Gleich nach dem Krieg hat er Liselotte dann persönlich kennengelernt und geheiratet.

Ein tragisch-glückliches Leben zweier junger Leute nahm seinen Anfang. War es bis heute tragisch? War es glücklich? Es kommt auf den Blickwinkel an, aus dem man es betrachtet. Außenstehende sollten darüber nicht urteilen. Die Betroffenen sagen: Ja, unser Leben war bis heute glücklich und erfüllt, denn es wurde auf dem wahren Wort Gottes aufgebaut.
Nur zweimal in ihrem Leben hat sich die 'Zeugen-Jehova'-Familie Knöller etwas Außergewöhnliches gegönnt. In zwei Raten, 1953 und 1958, hat Helmut Knöller ein paar tausend Mark KZ-Entschädigung bekommen. Dafür hat er sich ein Auto gekauft, um schneller und besser zu seinem Arbeitsplatz zu kommen, freilich auch um damit zu den einzelnen Versammlungen der 'Zeugen Jehovas' im Stadtbezirk von München mit seinen Außenregionen gelangen zu können. Ab und zu fährt er mit dem Wagen seine Familie auch schon mal ins Grüne. Mit dem Rest des Geldes unternahm Helmut Knöller mit seiner Frau Liselotte so etwas wie zwei Pilgerflüge. Das Ehepaar besuchte 1953 und 1958 die Kongresse der Watchtower Bible and Tract Society in Brooklyn.

Einen langen Nachmittag sitze ich bei Helmut Knöller an dem Tisch mit der Wachstuchdecke. Knöller läßt sich Zeit für meine Fragen, aber ich weiß, daß er jetzt eigentlich Hausbesuche machen müßte. Nun wird er morgen nachmittag die versäumte Mission von heute mit aufarbeiten.

Ich frage ihn schließlich noch etwas, was die Lehre der 'Zeugen Jehovas' direkt angeht. Ich möchte wissen, ob es Berufsgruppen gibt, die einmal keine Chance haben werden, in das Tausendjährige Reich zu kommen.
'Ja, diese Berufe gibt es', sagt er, und ich habe den Eindruck, als antworte mir jetzt nicht mehr der Herr Knöller, sondern der Prediger Knöller, der alterfahrene Brooklyn-Didakt.

'Und welche Berufe sind das?', frage ich.
'Das sind alle Berufe, die die Grundsätze der Bibel übertreten, und zwar unter anderen die Tabakhändler und Tabakanbauer, die Glücksspieler und natürlich in erster Linie die Pfarrer.'
'Und für die wird es partout keine Rettung geben?'
'Doch!'
'Und wie?'
'Ganz einfach, sie müssen umsatteln. Sofort!'

Zum Schluß möchte ich noch wissen, ob sich der 'Zeuge Jehovas' Helmut Knöller eigentlich selbst als einen Sektierer betrachtet. 'Nein', sagt er, 'diese Bezeichnung tut mir auch weiter gar nicht weh.'
'Und weshalb nicht?'
'Weil ich weiß, daß es nur zwei Religionen auf der Welt gibt und sonst nichts.'

'Nur zwei?'
'Ja, nur zwei, die falsche und die wahre. Und zur wahren gehöre ich.'

Geschrieben von Drahbeck am 26. November 2005 06:59:43:

Als Antwort auf: Herr Knöller, sind Sie ein 'Gesalbter'? geschrieben von Drahbeck am 25. November 2005 06:47:12:

'Gut', sage ich, 'aber dann lassen Sie mich mit offenen Karten spielen, auch Ihnen gegenüber'
Heribert G. bittet sogar darum. Ich schätze seine Lauterkeit. Heribert G. hatte mir von Anfang an mitgeholfen, an Wachtturm-Materialien heranzukommen, die für Außenstehende gewöhnlich nicht zugänglich sind. Er zeigte sich mir gegenüber immer hilfsbereit. Ich möchte ihm auch helfen, indem ich ehrlich zu ihm bin.

'Halten Sie die 'Zeugen Jehovas' für normale Menschen?', fragt mich Heribert G.
'Was Sie unter normal verstehen, weiß ich nicht', antworte ich, 'in jedem Falle aber weichen die meisten 'Zeugen Jehovas', die ich kennengelernt habe, in ihrem ganzen Verhalten extrem vom sogenannten Durchschnittsbürger ab, auch vom durchschnittlichen Kirchenbesucher.'
'Ich auch?'

'Ja, Sie auch. Und auch Ihre Frau. Und auch die Leute, die des Dienstag abends bei Ihnen zum Heimbibelstudium zusammenkommen, und die annähernd hundert, die Sie ein- bis zweimal in der Woche in Ihrem Königreichsaal sehen. Schauen Sie selbst in die vielen faden Gesichter, versuchen Sie zu erkennen, daß, je länger sie schon dabei sind, sie gar nicht mehr aufrichtig lachen können. Auf mich wirken viele nur noch wie Wachsfiguren mit Reflexen. Und wenn man sie über ihre Religion sprechen hört, dann hat man nicht den Eindruck, daß ihre Reden aus eigenen Wurzeln der Frömmigkeit kommen, sondern es hört sich bei ihnen alles stereotyp und wie nachgeplappert an .. .'

'Aber diese Leute mit den faden Gesichtern gibt es doch auch in den Kirchen', wirft Heribert G. ein.
'Die stehen hier jetzt nicht zur Debatte. Natürlich gibt es die auch dort, auch wenn es sich bei ihnen wieder um einen anderen Typ handelt. Sie drängen sich in die erste Reihe, damit sie auch ja von ihrem Pfarrer gesehen werden. Talarwanzen nennen manche Pfarrer diese Frömmler. Doch vergessen wir darüber nicht, daß Ihre Versammlungen ja gerappelt voll von den Faden sind, die ich meine. Und was mir besonders auffiel, es sind auch fast alle Ihrer Jugendlichen, die stereotyp dahinplappern und gar nichts anderes mehr wahrnehmen als nur die primitivsten Lesetexte, die aus Brooklyn kommen. Hier muß ich jetzt der Kirchenjugend bescheinigen, daß sie sich im großen und ganzen nicht so verführen und kritiklos machen läßt. Ich habe Jugenddiskussionen mit Theologen gehört, in denen hat es nur so gefunkt, und manch ein Pfarrer hat vor seiner kritischen Jugend einen ziemlichen Respekt. Das finde ich gut so. Aber bei Ihnen sind auch die jungen Leute nur Duckmäuser.'

'Und was schließen Sie daraus?'
'Ich bin kein Psychiater. Aber wahrscheinlich wird es unterschiedliche Gründe geben, weshalb sich die Leute bei Ihnen so verhalten.'

'Und welche?'
'Ich könnte mir denken, daß viele von Haus aus einfach dumm sind. Ich könnte mir denken, daß etliche an krankhaften hirnorganischen Prozessen leiden. Andere werden arterienverkalkt sein. Bei allen aber ist eines sicher: Sie sind durchweg Anfällige für Methoden der Gehirnwäsche. Und dieses brain-washing, wie man heute so sagt, macht sie immer mehr zu unselbständigen Instrumenten, zu willenlosen Automaten. Sie lassen sich durchweg geistig vergewaltigen. Und zu diesen Leuten zähle ich Sie auch.'

Heribert G. hört mir ruhig zu. Ich weiß nicht, welche Gedanken ihm durch den Kopf gehen. Doch ich weiß, daß ihn das alles bitter treffen muß, was ich da sage.
Bei der Intoleranz, die 'Zeugen Jehovas' Andersdenkenden gegenüber zeigen, muß ich sagen, daß Heribert G. hier jetzt Haltung bewahrt. Er fragt mich, ob ich ihn denn für total willenlos und verrannt hielte. Diese Frage beantworte ich ihm mit nein und füge hinzu, daß mir dies schon sein Zuhören beweise.

'Wieso denn das?' fragt er.
'Nun, andere von Ihnen hätten mir schon längst gesagt, aus mir spreche der Satan.'
Heribert G. lacht, und das macht ihn mir an diesem Abend richtig sympathisch.
Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile und kommen dabei auch auf die Kinder der 'Zeugen Jehovas' zu sprechen.

Ich erzähle ihm von einem kleinen Mädchen aus meiner Nachbarschaft. Sie heißt Ulrike und muß in die Wachtturm-Religion ihrer Eltern hineinwachsen. Daheim kennt Ulrike keinen Weihnachtsbaum, und wenn sie Geburtstag hat, bekommt sie auch nichts geschenkt, weil das alles heidnisch und nicht gottwohlgefällig wäre. Ulrike sieht aber unter den anderen Kindern in der Nachbarschaft, mit denen sie sich gut versteht, daß es dort anders zugeht als daheim, daß dort alles froher und aufgelockerter ist als bei ihr zu Hause. Ich kann mir den Trost vorstellen, den sie von ihren Eltern wahrscheinlich oft zu hören bekommt:

Warte nur, bald wird es dir noch viel, viel besser gehen, dann haben wir das Tausendjährige Reich! Ich mag auch Ulrikes Eltern, ich halte sie nicht für wahnsinnig, aber ich finde das, was sie ihrem Kind antun, unverantwortlich.

'Weshalb?', fragt mich mein abendlicher Besucher Heribert G.
Schon aus einem einfachen Grund heraus: Die 'Zeugen Jehovas' predigen die Erwachsenentaufe. Jeder Mensch soll sich erst dann für die 'wahre Religion' entscheiden, wenn er entsprechend reif dafür ist. Weshalb läßt man diese Freiheit nicht auch der kleinen Ulrike? Weshalb schleift man sie Woche für Woche mit in den Königreichsaal, wo man ihr eine Lehre einimpft, die besagt, daß alles andere um sie herum nur Schmutz und Verdammnis sei. Ich finde so etwas skrupellos.'

Schließlich zeige ich Heribert G. am späten Abend noch einen Briefwechsel, den ich mit einem leitenden 'Zeugen Jehovas' in der Bundesrepublik geführt hatte. Mir ging es bei diesem Schriftwechsel um die Klärung der Frage, ob der Betreffende einst bei der Gestapo ein bestimmtes Protokoll unterschrieben habe oder nicht. (In diesem Protokoll hatte der 'Zeuge Jehovas' andere Mitbürger, die der Gestapo noch nicht bekannt waren, preisgegeben.) Meine Anfrage war so klar formuliert, daß es nur ein klares Ja oder ein klares Nein dazu hätte geben können. Statt dessen kam jene lange Antwort mit einem ausweichenden Gefasel, mit Bibelsprüchen, mit einem Drumherumreden. Weder Hü noch Hott war aus der Antwort zu entnehmen. Ein fünfzehnjähriger Gymnasiast, dem ich jene Frage und Antwort einmal gezeigt hatte, schüttelte nur mit dem Kopf und sagte:
'Der Kerl muß wohl 'n bißchen irre sein!'

Diesen Briefwechsel nun zeige ich Heribert G., der weiß, daß der Schreiber der Antwort in den Reihen der 'Zeugen Jehovas' eine Autorität ist.
'Ist die Antwort auch echt?' fragt Heribert G.
'Ja, sie ist echt. Hier ist der Briefumschlag mit dem Poststempel Wiesbaden!'

Heribert G. ist innerlich aufgewühlt. Ich spüre, wie er mit etwas ringt. Ich kann mir vorstellen, daß er diesen Antwortbrief am liebsten in seine Versammlung mitnehmen würde, um ihn dort den Ältesten zu zeigen.
Aber nein, er wird so etwas nicht tun. Denn das brächte ihn wiederum in eine Zwickmühle mit dem theokratisch-organisationsbewußten Denken und Handeln. Zweifel an der Hierarchie der Wachtturm-Religion sind Zweifel an dem Wort Jehovas. Und dieser Zweifel könnte bittere Folgen haben - schon jetzt durch Gemeinschaftsentzug und später bei Harmagedon. Sollte er es darauf ankommen lassen?

'Ja ... ja, ich weiß auch gar nicht so recht, was ich dazu sagen soll«, meint Heribert G. und gibt mir die Briefe zurück.
'Sie brauchen mir nichts zu sagen. Nur eine Frage bitte ich Sie mir zu beantworten: Hätten Sie mir auch so um den heißen Brei herum geantwortet?«
'Ich weiß nicht', sagt Heribert G.
'Möchten Sie noch mehr Briefe ähnlicher Art von anderen lesen?'
'Nein, danke.'

'Sehen Sie, Herr G.', sage ich, 'so wie diese verworrene Antwort aus Wiesbaden, die Sie gerade in der Hand hatten, so ungesund erscheint mir die ganze Religion von Brooklyn. Und so werden für mich nach und nach alle, die sich intensiv damit befassen. Ich habe bisher nicht viele Menschen kennengelernt, die in dieser Religion geistig nicht angeknackst wurden.

Gelesen in dem 1975 erschienenen Buch von Horst Knaut: "Propheten der Angst"

Geschrieben von Drahbeck am 27. November 2005 04:52:13:

Als Antwort auf: Re: Horst Knaut über Heribert G. geschrieben von Drahbeck am 26. November 2005 06:59:43:

Laut veröffentlichter Verlagsvita des Autors Horst Knaut (Jahrgang 1926), war selbiger nach 1945 fünf Jahre im Polizei- und Kriminaldienst in Nordrhein-Westfalen tätig. Danach sattelte er auf Journalismus um. In dieser Phase unter anderem acht Jahre beim Deutschen Fernsehen tätig ("Tagesschau", "Report" ... dann Produzent eigener Dokumentar-Reihen für TV und Hörfunk).
Nachfolgend wohl dann als freiberuflicher Journalist tätig. Letzterer Phase ist auch sein 1975 erschienenes Buch "Propheten der Angst" zuzuordnen.

Wie man dieser Vita auch indirekt entnehmen kann, entwickelte er durchaus auch eine "Ader" in Richtung "Investgativem Journalismus". "Lammfromme" Verkündigungen von Selbstdarstellungen - etwa im Stile eines Herrn B. - sind wohl nicht das, was Knaut praktizierte. Er geht schon mal hart zur Sache, ohne Rücksicht darauf, ob dabei Augen trocken bleiben oder eben nicht.

Letzteres sollte auch ein Herr Franke von den Zeugen Jehovas einmal erfahren. Knaut scheute sich dabei auch nicht, jene Rolle mit anzusprechen, die Franke - faktisch - in der NS-Zeit spielte. Der Protest eines Herrn H. und Co (an dem zu Knaut's Zeiten noch nicht zu denken war), dürfte ihm dabei sicher sein. Sicher ist aber auch, dass ein Herr Knaut, sich durch das H.'sche Gebell nicht im geringsten beeindrucken läßt oder ließe.

Nachstehend die Ausführungen von Knaut in Sachen Konrad Franke:
Mister Richard Kelsey, Sonderbeauftragter für Europa der 'Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft' mit Amtssitz in Wiesbaden-Dotzheim ist nicht zu sprechen.
Er sei gerade auf Reisen, heißt es. Bruder Kelsey sei immer viel unterwegs.
Und Bruder Franke? Herr Konrad Franke?
Konrad Franke möchte zu den Fragen, die ich vorgelegt habe, schon gar nicht Stellung nehmen.
Aber weshalb nicht, frage ich daraufhin eine Zeugin in der deutschen Administration von Brooklyn. Mit Herrn Franke hätte ich früher nach Kongressen und Tagungen der 'Zeugen Jehovas' doch auch schon reden können.
Nun ja, es gehe eben nicht.

Ich wußte Bescheid. Die Fragen, die ich zuvor schon schriftlich angedeutet hatte, schienen wohl zu provozierend zu sein. Von Herrn Franke, dem Altdiener der deutschen 'Zeugen Jehovas', wollte ich zum Beispiel wissen, wie man sich als ein Gesalbter fühle, als ein Auserwählter also, der in Kürze nach der Schlacht von Harmagedon zu den 144 000 gehören werde, die an der Seite Christi vom Himmel aus das Tausendjährige Reich auf Erden leiten und lenken würden. In Kreisen der 'Zeugen Jehovas' gilt als sicher, daß Konrad Franke ein Gesalbter sei, ein künftiger himmlischer Minister also, gemeinsam mit den dahingeschiedenen früheren Präsidenten der theokratischen Organisation Charles Taze Russell und Josef Franklin Rutherford, freilich auch mit dem derzeitigen Chef von Brooklyn, Mister Nathan Homer Knorr.

Fragen an einen Gesalbten schienen mir insofern wichtig zu sein, als solch ein künftiger himmlischer Unterführer ja vielleicht doch etwas mehr, etwas Konkreteres über Zeitplan und Umstände der großen Vernichtungsschlacht auf Erden aussagen könne. Daneben, so dachte ich, wäre es auch interessant, zu wissen, wie man eigentlich ein Gesalbter werden könne, wer für diese Auswahl für ein schöneres Dasein zuständig sei, denn alle Angaben, die ich darüber in den Publikationen der 'Zeugen Jehovas' hatte lesen können, befriedigten mich nicht, sie waren zu vage, zu nichtssagend, zu widersprüchlich. Man müsse diese himmlische Berufung selber in sich spüren, hieß es da einmal: man wird somit also Gesalbter von eigenen Gnaden.

Woanders wiederum stand, daß die derzeit noch Lebenden der 'kleinen Herde' der 144 000 an dem Zeugen-Jehova-Abendmahl teilnehmen mußten, das einmal jährlich nach Sonnenuntergang am 14. des jüdischen Monats Nisan stattfinde. Wer sucht die Teilnehmer an diesem Abendmahl heraus? Ich muß zugeben, daß mich derartige Darstellungen verwirren, vielleicht, weil ich theokratisch zu ungeschult bin und immer zuviele Fragen stelle. 'Zeugen Jehovas' selbst stellen ja solche Fragen nicht, sie hören und lesen die Kunde von Brooklyn, und sie glauben.

Auch nach dem letzten Haushaltsplan des deutschen Zweiges hatte ich gefragt, nach den Einkünften aus Druckerzeugnissen und Spenden, nach den Besitzverhältnissen der Gesellschaft und ob man jetzt, kurz vor Harmagedon, noch an weitere Investitionen denke. Die Jahrbücher der 'Zeugen Jehovas', so sagte ich, würden zwar viele Aufschlüsse über geleistete Felddienststunden und ein gewaltiges Zahlenmaterial auf den Gebieten der missionarischen Eroberungen anbieten, aber konkrete Abrechnungen in Mark und Pfennig, die jeder Gesangverein seiner Jahreshauptversammlung öffentlich vorlegen muß, vermißte ich leider.

Meine Fragen jedenfalls, insgesamt 42, die ich Konrad Franke in Wiesbaden persönlich stellen will, werden nicht zugelassen. Will man mir die Fragen womöglich nicht beantworten, weil ich ein 'Toter im Glauben' bin, also kein 'Zeuge Jehovas'? Kann schon sein, denn wäre ich ein 'Zeuge Jehovas', würde ich derartige Fragen ja auch gar nicht stellen.

Ich reiche die Fragen nun noch einmal detailliert und schriftlich ein, mit einer freundlichen Bitte um Beantwortung, weil es schließlich um allgemein interessierende Informationen ginge. Doch nach drei Wochen bekomme ich diesen Fragenkatalog wieder zurück, ohne Beantwortung einer einzigen Frage. In einem Begleitschreiben ohne Unterschrift heißt es nur, ich möge mich an Hand der Kurzinformationen unterrichten, die anläßlich von Kongressen der 'Zeugen Jehovas' an die Presse gegeben würden. Die nichtssagenden Waschzettel werfe ich in den Papierkorb, denn schließlich wußte ich von meinen Begegnungen und von den Versammlungen mehr über Jehovas Plan und über die Abonnementspreise für 'Wachtturm' und 'Erwachet' sowie über den neuen grünen Schutzumschlag der 'Neue-Welt-Bibel', als auf diesen Zetteln stand. Vermutlich hatte bei den Kongressen auch jeder andere Kollege diese Waschzettel gleich in den nächsten Papierkorb geworfen, denn es waren Texte für Schwachsinnige, die man da als Presseinformationen verteilt hatte. Das teile ich dem deutschen Hauptquartier der 'Zeugen Jehovas' nun auch mit und spreche die Vermutung aus, daß meine Bitte um Beantwortung der Fragen wahrscheinlich an eine falsche Stelle gelangt sei.

Ich schicke die Fragen noch ein zweites Mal, diesmal per Einschreiben und direkt an Konrad Franke nach Wiesbaden. Aber wieder bleiben die Fragen unbeantwortet. Und aus einem neuen Begleitbrief ohne Unterschrift erfahre ich diesmal, daß man in Wiesbaden zwischenzeitlich in den Besitz einer Vorankündigung des R. S. Schulz Verlages für mein Buch gekommen sei, in der man lesen konnte, daß 'ein unheimlicher geistiger Bazillus lautlos durch unsere Welt schleicht'. Da dieser 'Bazillus' wohl auf die 'Zeugen Jehovas' bezogen sei, könne es sich bei meiner Arbeit wohl kaum um ein objektives Vorhaben handeln, das den 'Zeugen Jehovas' gerecht werde. Eben dieser Objektivität wegen bleibe diese Mitteilung aus der Wiesbadener Zentrale hier nicht unerwähnt.

Ehrlich gesagt, so wichtig war mir der Besuch in Wiesbaden von vornherein auch nicht gewesen, denn es geht mir um den Zeugen Jehovas selbst, um den kleinen Mann in dem großen Missionsheer, und nicht um eine Beschreibung der deutschen Filiale von Brooklyn mit Großdruckerei und Verwaltungsbau und einem Bethel-Heim, in dem sogenannte Pioniere, Vollzeitdiener, geschult werden. Und was die Fragen anbelangt, die ich Herrn Franke gern selbst gestellt hätte, muß ich gestehen, daß sie mir 'unten an der Front' zum Teil schon sehr eingehend beantwortet worden waren und demnächst auch noch an anderer Stelle von anderen beantwortet werden. Die Sache mit den Fragebogen war für mich eher ein kleines psychologisches Spiel, dessen Ausgang ich erahnt hatte. ...

Da gibt es ein Protokoll der Geheimen Staatspolizei Darmstadt vom 9. 9. 1936, in dem ein aus der Schutzhaft vorgeführter 'Zeuge Jehovas' eine ganze Liste von Dienstleitern der 'Zeugen Jehovas', mit denen er es einst zu tun hatte, preisgibt. U. a. nennt dieser vorgeführte 'Zeuge Jehovas' die Namen Valentin Steinbach aus Frankfurt, Karl Haas aus Mannheim, Mühlhäuser aus Karlsruhe, Albert Kern aus Offenburg, Erich Arnold aus Singen und einen gewissen Sand aus Speyer. Soweit ihm bekannt, gibt er auch die Adressen preis. Von einem Wilhelm Ruhnau aus Danzig gibt er sogar einen regelrechten Steckbrief; 'Er ist etwa 1,65m groß, hagere Gestalt, schmales Gesicht, bartlos und trägt meines Wissens eine Brille. Er ist meiner Schätzung nach 35 Jahre alt.' Die Vernehmung ist unterzeichnet von einem 'Zeugen Jehovas' namens Konrad Franke.

Es gibt in diesen Jahren eine ganze Reihe weiterer 'Zeugen Jehovas', die ihre im Versteck weiterarbeitenden Mitbrüder der Gestapo auslieferten. Der gesprächige Konrad Franke muß nun zwar auch leiden, neun lange Jahre, doch so wie die ganz und mit allen Konsequenzen in ihrer Religion ergebenen kleinen 'Zeugen Jehovas' kommt er nicht zum Exekutionskommando, muß auch keine Schwerstarbeit leisten. Er überlebt die Hitlerzeit, zuletzt in Haft auf der Insel Wight, gemeinsam mit dem deutschen Reichsdiener Erich Frost, der bei der Gestapo auch nicht gerade zurückhaltend gewesen war, als es um die Nennung von weiteren Gefolgsleuten ging, die noch auf den Suchlisten gestanden hatten.

Als im Frühjahr 1945 das Deutsche Reich in Scherben liegt, als man auch meint, es gebe keine deutschen Kirchenführer mehr, sofort in diesen Tagen des großen Zusammenbruchs sind es die 'Zeugen Jehovas', die zuallererst geistige und materielle 'Marshallplanhilfe' erhalten, wenn dieser Begriff auch erst Jahre später offiziell und für das übrige geschlagene Volk bekannt wird. 'Zeugen Jehovas' dürfen sofort wieder in Deutschland ihre Missionstätigkeit beginnen. US-Militärflugzeuge bringen ihnen Wachtturm-Schriften und erste Arbeitsunterlagen aus Brooklyn mit. General Dwight D. Eisenhower, selbst Sohn einer 'Zeugen-Jehova'-Familie, hilft der theokratischen Organisation beim Wiederaufbau des deutschen Zweiges, so gut das in seinen Kräften steht. Wachtturm-Präsident Nathan Homer Knorr kommt schon bald mit einer US-Militärmaschine über den Atlantik, als noch kein anderer Ausländer in ähnlicher Absicht deutschen Boden betreten kann. Eine Karlsruher Druckerei wird für die neuen Aufgaben der 'Zeugen Jehovas' beschlagnahmt. In Magdeburg wird ein neues Büro eingerichtet, daneben ein zweites für Westdeutschland in Wiesbaden-Dotzheim. Führer der 'Zeugen Jehovas' dürfen in Militärzügen reisen und in von der Militärregierung beschlagnahmten Hotels wohnen. Der ehemalige Reichsdiener Erich Frost ist wieder in vollem Einsatz - in Magdeburg wie in Wiesbaden. Sein engster Gehilfe ist Konrad Franke. Am 13. Januar 1946 darf Frost beim Sender Stuttgart einen ersten Rundfunkvortrag halten, vier Wochen später bekommt er eine Sendezeit bei Radio München. Noch nie zuvor hatten 'Zeugen Jehovas' in Deutschland Gelegenheit, über Rundfunk zu sprechen. Es sieht so aus, als wollten sie die neue deutsche Kirche werden ... 'Was hatte der Herr in dieser kurzen Zeit doch alles für uns getan! Wie machtvoll hatte er sein Werk vorangetrieben!', schreibt Frost in seinen Erinnerungen.

In der DDR werden die 'Zeugen Jehovas' im September 1950 als eine verfassungswidrige Organisation erklärt und verboten. Frost verläßt das Magdeburger Quartier ... Als Zweigdiener bringt er in unermüdlicher Arbeit den westdeutschen Zweig zur Blüte und macht ihn zum zweitstärksten Bollwerk der theokratischen Weltorganisation. Nur in den USA sind die 'Zeugen Jehovas' (zu damaliger Zeit) noch stärker repräsentiert.

Aus gesundheitlichen Gründen zieht er sich 1955 aus dieser leitenden Tätigkeit in Wiesbaden zurück. Erich Frost lebt heute 75jährig in Tuttlingen. Als einer der Ältesten gehört er der dortigen Ortsversammlung der 'Zeugen Jehovas' an. Inzwischen schwer herzkrank und an einer unheilbaren Wirbelverletzung leidend, ist er weiter nach bestmöglichen Kräften 'für die
Wahrheit' im Einsatz und erwartet Harmagedon.

Sein Amtsnachfolger im Dotzheimer Generalstabsquartier ist Konrad Franke, der Gesalbte. Auch zu diesem Historienkomplex und zu ein paar Fragen nach christlicher Reue, Schuldbekenntnis und Buße wollte ich mich so gern einmal mit einem Zeitgenossen unterhalten, der demnächst an der Seite Christi sitzen will...

Geschrieben von anonym am 27. November 2005 13:17:46:

Als Antwort auf: Re: Herr Franke antwortet nicht geschrieben von Drahbeck am 27. November 2005 04:52:13:

Konrad Franke:

WT 1.Juni 1963 S. 340
Jehova ist mein Hirte mir wird nichts mangeln.
Lebensbericht von Konrad Franke

ES WAR ein regnerischer Sommertag
des Jahres 1920, als mich mein Vater einlud, ihn zu einer Versammlung der „Ernsten Bibelforscher" zu begleiten. Was ihn besonders beeindruckt hatte, war der Name der Veranstalter. Wir wohnten in einem kleinen Dorf am Rande des Erzgebirges und mußten etwa zwei Stunden zu Fuß gehen, um in die benachbarte Versammlungsstadt zu gelangen.
Wiewohl erst zehn Jahre alt, war ich doch schon längst mit sehr ernsten Problemen des Lebens in Berührung gekommen. Der erste Weltkrieg, der im Namen Gottes geführt worden war, und seine Folgen hatten auch in unserer Familie ihre Spuren hinterlassen. Würden die „Ernsten Bibelforscher" auf die so oft aufgeworfene Frage, warum so viel Not und Elend über die Menschheit gekommen war, eine befriedigende Antwort geben können?
Was wir hier hörten, war wirklich eine gute Nachricht, und wir beschlossen beide, auch unseren Beitrag zu leisten, diese gute Botschaft von Gottes Königreich Personen zu überbringen, die sich im gleichen hoffnungslosen Zustand befanden wie wir. Von diesem eindrucksvollen Tag an hatte ich das Bedürfnis, meine Kraft in den Dienst dieses Gottes zu stellen, der zu den Menschen so gut ist. Schon nach wenigen Wochen boten sich die ersten Gelegenheiten. Der große Vortrags-feldzug mit dem Thema „Die Welt ist am Ende, Millionen jetzt Lebender werden nie sterben!" wurde auch in unserem Gebiet
durchgeführt. Wahrlich, es bereitete mir große Freude, die Menschen zu diesem Vortrag einladen zu dürfen.
Bei den Zusammenkünften durfte ich unter den Erwachsenen sitzen, und ich lernte Jehovas Vorhaben immer besser ken-nen. Im Jahre 1922 wollte ich meine Hingabe durch die Was-sertaufe symbolisieren, doch die Brüder gaben mir zu ver-stehen, daß ich warten solle, bis ich noch etwas älter sei. Im Jahre 1924 wurde ich dann getauft.
DEM RUF FOLGEN
Die Jugendjahre vergingen wie im Flug. Ich erlernte einen weltlichen Beruf, aber er befriedigte mich nicht. Ich dachte immer wieder an das große Predigtwerk, das noch zu tun war. Wiederholt besprach ich mit gleichaltrigen Brüdern, die wie ich keine biblischen Verpflichtungen hatten, die ermunternden Artikel im Bulletin (heute Königreichsdienst), die zum Vollzeitpredigtdienst aufriefen. Nein, es gab für mich keinen triftigen Grund, dem Ruf nicht zu folgen. So traf ich nach meiner Hingabe an Jehova eine zweite lebenswichtige Entscheidung und trat in den Vollzeitpredigtdienst ein mit dem heißen Wunsch, daß doch dieser Beschluß keine befristete Zeit umfassen, sondern für immer Gültigkeit haben möchte. Wäre es nicht ein Zeichen der Undankbarkeit und ein Mangel an gutem Willen Jehova gegenüber gewesen, hätte ich seine freundliche Einladung, ganz in seinen Dienst zu treten, unbeachtet gelassen?
Ich habe gelernt, daß man unablässig kämpfen muß, um dieses Vorrecht zu erhalten. Satan findet immer wieder neue Mittel und Wege, die Pioniere zur Preisgabe ihres großen Dienstvorrechtes zu zwingen. Zunächst waren meine Probleme nur allgemeiner Art. Es galt, mit der religiösen Unduldsamkeit fertigzuwerden, weite Wegstrecken im gebirgigen Gelände mit dem Fahrrad zurückzulegen und schließlich Jehova völlig zu vertrauen, der die Zusicherung gegeben hat, dass er immer das Notwendige an Kleidung, Obdach und Nahrung geben wird. Dann aber trat ein anderes Problem auf. Ich wollte heiraten. Sollte das ein Grund sein, den Vollzeitdienst aufzugeben? Nicht unbedingt. Wichtig war nur, daß meine künftige Partnerin genau die gleiche Einstellung zu diesem Dienstvorrecht hätte und es ebenso schätzte wie ich — und das war auch der Fall!
DIE LÖWENGRUBE TUT SICH AUF
Bald nach unserer Eheschließung verdunkelte sich der politische Horizont in Deutschland immer mehr. Durch die Wachtturm-Artikel „Esther und Mordokai" waren wir bereits einige Jahre zuvor auf mögliche Verfolgungen aufmerksam gemacht worden. Wir hatten glücklicherweise jede Gelegenheit zum privaten Studium und zum Studium mit den Brüdern in den Zusammenkünften ausgenutzt, um diese wichtigen Belehrungen, die uns später in gefahrvollen Zeiten kraftvoll an die Zusicherung des Schutzes Jehovas erinnern würden, in unserem Sinn zu verankern.
Dann kam das Jahr 1933 und damit die sogenannte „Machtergreifung" durch Hitler. Wie würde sich das alles auf unseren Vollzeitpredigtdienst auswirken? Wollten wir Jehova nicht nur in guten, sondern auch in unruhvollen Zeiten mit unserer ganzen Kraft dienen? So setzten wir unser ganzes Vertrauen allein auf ihn.
Angesichts der Möglichkeit, daß die Regierung die Tätigkeit sehr bald verbieten würde, trafen wir unsererseits umfangreiche Vorbereitungen für die Verbreitung der Broschüre Krise, die vom 8.—16. April 1933 durchgeführt wurde. Alle fühlten, daß das freie Arbeiten nur noch eine Frage von Tagen war. Dies spornte die Königreichsverkündiger zu größter Kraftanstrengung an. Unsere Versammlung verbreitete in den ersten drei Tagen 6000 Broschüren. Ähnliche Ergebnisse wurden aus dem ganzen Land berichtet. Das war für die neuen Machthaber zu viel. Noch in der gleichen Woche wurden die ersten Verbotsmaßnahmen eingeleitet, was zur Folge hatte, daß etliche von uns verhaftet,
jedoch nach gründlicher Hausdurchsuchung am gleichen Tag wieder freigelassen wurden. Dann aber folgten rasch aufeinander die von den Länderregierungen ausgesprochenen Verbote.
In demselben Jahr war es mein Vorrecht, an dem denkwürdigen Kongreß in Berlin teilzunehmen, wo einstimmig eine Erklärung angenommen und beschlossen wurde, sie an alle höheren Regierungsbeamten zu senden. Wieder nach Hause zurückgekehrt, sandte ich über 60 Briefe an die höchsten Beamten unseres Gebietes. Die Antwort darauf war, daß ich wenige Tage später wieder verhaftet und diesmal für drei Wochen in ein Konzentrationslager gebracht wurde. Bis dahin war vielen Personen in Deutschland noch gar nicht bekannt, daß es derartige Einrichtungen gab.
Gar bald hatte man entsprechende Anregungen aus der Zeit des „finsteren Mittelalters" gefunden, um die Gefangenen „gleichzuschalten". Die angewandte Methode wirkte derart überraschend und abschreckend, daß tatsächlich die meisten sehr schnell „gleichgeschaltet" waren und nur noch den Ruf über die Lippen brachten: „Führer befiehl, wir folgen dir!" Jehovas Zeugen waren aber nicht dazu zu bewegen.
Sogleich nach meiner Freilassung setzte ich die Arbeit fort, die darin bestand, mit der Bibel von Haus zu Haus zu arbeiten und weiter nach den „anderen Schafen" zu suchen. Dazu kam noch die Versorgung der Brüder mit geistiger Speise in einem bestimmten Umkreis. Wie segensreich wirkte es sich doch aus, daß wir in den zurückliegenden Jahren gewissenhaft auf die Belehrungen geachtet hatten; denn nun, nachdem vorerst die Verbindungen mit dem Zentralbüro unterbrochen waren, mußten oft von jedem einzelnen Zeugen Jehovas ganz spontan schwere Entscheidungen getroffen werden, die einen starken Glauben erforderten, weil sie den Verlust der Freiheit oder gar den Verlust des Lebens zur Folge haben konnten.
FURCHTLOS
Dann kam der historische 7. Oktober 1934. Schon längst hatte ich festgestellt, daß meine Post von der Gestapo kontrolliert und meine Wohnung bewacht wurde. Aber in Ermangelung einer anderen geeigneten Stelle wurden dennoch Vorbereitungen getroffen, an diesem Tag, morgens um 9 Uhr, eine Zusammenkunft in unserer kleinen Wohnung durchzuführen, wie dies auch in anderen Teilen der Stadt und darüber hinaus in ganz Deutschland geschah. Als ich aber am Abend zuvor noch unter außergewöhnlichen Umständen einen Brief erhielt, der alle Informationen für uns, die den kommenden Tag betrafen, enthielt, bestand kein Zweifel mehr darüber, daß die Gestapo informiert war. Würden sie kommen?
In Anbetracht der ernsten Lage wurde zu Beginn der Zusammenkunft 5. Mose 20:8 betrachtet, wo es heißt: „Wer ist der Mann, der sich fürchtet und verzagten Herzens ist? er gehe und kehre nach seinem Hause zurück, damit nicht das Herz seiner Brüder verzagt werde wie sein Herz." Es war ergreifend zu sehen, wie alle — selbst Frauen, die Kinder zu betreuen hatten und deren Männer nicht in der Wahrheit waren — erklärten, zu bleiben, und dann begeistert der Protestresolution zustimmten, die unter anderem zum Ausdruck brachte, daß wir um jeden Preis Gottes Gebote befolgen und uns weiterhin versammeln würden, um sein Wort zu erforschen, und daß wir ihn anbeten und ihm dienen würden, wie er es geboten hat. Sollte uns aber die Hitlerregierung oder deren Beamte Gewalt antun, weil wir Jehova Gott gehorchten, so sollte unser Blut auf ihrem Haupte sein, und sie müßten Gott, dem Allmächtigen, darüber Rechenschaft ablegen. Während wir diese Protestresolution faßten, sandten unsere Brüder aus anderen Ländern viele tausende Protesttelegramme an Hitler, in denen er aufgefordert wurde, mit der Verfolgung der Zeugen Jehovas aufzuhören, sonst würde Gott ihn und seine ganze nationale Partei vernichten.
Zwei Stunden später, als alles vorüber war, kam die Gestapo. Zwei Wochen später kam ich wieder in ein Konzentrationslager, diesmal für zwei Monate. In die Freiheit zurück-
gekehrt, nahm ich den Pionierdienst sogleich wieder auf. Inzwischen hatte sich mein Betätigungsfeld aber sehr erweitert, denn ich hatte als Bezirksdiener ein großes Gebiet zu betreuen. Obwohl ich mich jeden zweiten Tag bei der Polizei melden mußte, konnte ich aber alle mit dem Dienst verbundenen Aufgaben erfüllen, wenn ich es auch oft des Nachts tun mußte.

Nachdem ich im Jahre 1935 wiederum für drei Wochen inhaftiert worden war, kam das Jahr 1936 und damit die bis dahin grausamste Verfolgungswelle.

Wenige Tage vor dem Kongreß in Luzern (Schweiz) wurde ich das fünfte Mal verhaftet, und diesmal kehrte ich erst nach neun Jahren wieder zurück.

Diese neun Jahre gestalteten sich zu einer schweren Lauterkeitsprüfung.

Immer und immer wieder, wenn die Lage, rein menschlich gesehen, unerträglich schien, wurde mir — wie allen meinen Brüdern — die bekannte „Erklärung" vorgelegt.

Man versprach uns sofortige Freilassung, wenn wir diese Erklärung, durch die wir uns verpflichtet hätten, nie mehr etwas mit Jehovas Organisation zu tun zu haben, unterschrieben. Da ich meine Freiheit nicht für ein „Linsengericht" erkaufen und dafür das ewige Leben aufs Spiel setzen wollte, vertraute ich auch in dieser Frage vollständig auf Jehova in der Gewißheit, daß er mich zu seiner Zeit, wie einst Daniel, aus dieser Löwengrube befreien würde, wenn es seinem Willen entspräche.

Und wie eindrucksvoll war dann die Befreiung!
Begreiflicherweise war mein Gesundheitszustand nun sehr schlecht.
Auch hatte ich von meiner Frau, die ebenfalls viele Jahre im Gefängnis gewesen war, seit mehr als einem Jahr kein Lebenszeichen mehr erhalten.
Dennoch drängte es mich, so schnell wie möglich wieder in mein altes Gebiet zurückzukehren und den Pionierdienst fortzusetzen.
WIEDERSEHEN
Auf dem Wege dorthin suchte ich nun meine Angehörigen zu finden. Ob sie überhaupt noch lebten? Doch welch eine Freude! Mitten in der großen zerstörten Industriestadt, wo meine Schwiegereltern wohnten, traf ich auf der Straße meine Frau.
Wenige Tage später fand ich meinen Vater wieder, der ebenfalls nach einer neunjährigen Haftzeit aus einem Konzentrationslager zurückgekehrt war. Unvergeßlich war für mich die Feststellung, daß sie treu geblieben waren. — Psalm 124.
Einen Monat später brach ich mit meiner Frau auf, um wieder in unser altes, 500 km s weiter westwärts gelegenes Gebiet zu gelangen. Nach zwei Wochen anstrengender Reise trafen wir auf halbem Wege mit einer Schwester zusammen, die uns sagte, unsere Wohnung sei wenige Wochen vor Kriegsende während eines Bombenangriffs zerstört worden. Ich mußte, wie so oft in den Jahren 1933 bis 1945, wieder an die Erfahrungen Hiobs denken, und wie immer war das auch jetzt für mich wieder eine Kraftquelle. Am nächsten Tag setzten wir unsere beschwerliche Reise fort.
Es war September 1945. Wir hatten noch keine Wohnung. Mein Gesundheitszustand ließ noch sehr zu wünschen übrig, und in Ermangelung anderer Kleidung trug ich immer noch meine gestreifte Sträflingskleidung. Ich sah darin jedoch keinen Grund, den Vollzeitdienst nicht sofort wieder aufzunehmen. Wie groß war aber meine Freude, als dieser ^ Entschluß unerwartete andere Dienstgelegenheiten mit sich brachte. Während verantwortliche Diener in Magdeburg um die Freigabe des Eigentums der Gesellschaft kämpften, durfte ich mithelfen, die Versammlungen in Westdeutschland zu organisieren. Die Entbehrungen, die wir jetzt durchmachen mußten, waren mit dem, was wir hinter uns hatten, überhaupt nicht zu vergleichen. Getrost konnten wir uns auch in dieser Situation auf die Führung Jehovas verlassen.
In unser Gebiet zurückgekehrt, konnten wir in einem Haus, in dem ich kurz zuvor einen Laden gemietet hatte, ein kleines Zimmer beziehen, das einem abwesenden Unter-
mieter gehörte. Unser kleines Zimmer wurde unser erstes Bethelheim in Wiesbaden und der kleine Laden unser erstes Büro. Nach etwas mehr als einem Jahr wurde mir in Anerkennung der Tatsache, daß ich ein Verfolgter des Naziregimes war, dann eine Zweizimmerwohnung gegeben, wo uns außerdem noch ein größerer Raum als Büro vermietet wurde. Es war unser zweites Bethelheim. Hier besuchten uns 194 7 die Brüder Knorr, Henschel und Covington. Bei dieser Gelegenheit konnten die vertraglichen Abmachungen mit der Stadt Wiesbaden zur Überlassung einer Ruine getroffen werden, die wir dann selbst ausbauten.
Von Jahr zu Jahr wurde es nötig, uns immer weiter auszudehnen, bis auch der letzte freie Raum ausgebaut war. Eine Druckerei wurde eingerichtet, und schon 1952 mußte sie durch einen Anbau vergrößert werden. Sie war aber bald wieder zu klein, und 1958 kam ein weiterer großer Bau hinzu. Zur Zeit können wir mehr als 100 Betheimitarbeiter und 28 Brüder der Königreichsdienstschule für Aufseher unterbringen.
Welch ein beglückendes Gefühl, das alles miterlebt zu haben. Wie oft hatte ich die Hilfe und den Schutz Jehovas in einem außergewöhnlichen Maße verspüren dürfen. Wiederholt mußte ich dem Tod ins Auge blicken, aber mit dem Psalmisten kann ich sagen: „ Jehova ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln." Er hat mich mehr als 38 Jahre in seinem Dienst erhalten und auch ernährt. Gemäß seiner Verheißung hatte ich stets Kleidung, Nahrung und Obdach. Selbst im „Tale des Todesschattens" war er mein Stecken und mein Stab, der mich tröstete. Mit seinem ganzen Volke hat er mich auf grüne Auen und zu stillen Wassern geführt und mir viele schöne Dienstvorrechte hinzugefügt, die für mich ein Beweis seiner unverdienten Güte waren.
Fürwahr, Jehova segnet alle über Bitten und Verstehen, die seinem Ruf folgen und sich als seine Zeugen ganzherzig in seinen Dienst stellen.

WT 89 1. 5. S. 12 Jehova stützte mich wie ein Freund
Lebensbericht von Maria Hombach:

Mit den Verrätern ging es nicht gut aus.
Die Nazis liebten, wie sie sagten, den Verrat, aber nicht die Verräter.
Alle drei kamen an die Ostfront und kehrten nicht mehr zurück.
Wie anders erging es denen, die ihre Freundschaft mit Gott und seinem Volk niemals aufgaben!
Viele der Loyalen — unter ihnen Erich Frost und Konrad Franke, die viel um des Herrn willen gelitten hatten und später das Werk in der Bundesrepublik Deutschland leiteten — kamen lebend aus dem „Feuerofen" der Verfolgung heraus.

WT 1983 1.12 Seite 31:
Ein treuer „Kämpfer" aus Deutschland von uns gegangen
KONRAD FRANKE kam im Jahre 1920 im Alter von 10 Jahren zum ersten Mal mit der Königreichsbotschaft in Berührung und ließ sich 1924 taufen. Jeden Sonntag fuhren er und sein Vater in aller Frühe mit großen Kartons voll biblischer Literatur auf ihren Fahrrädern in den Predigtdienst. Am Abend kamen sie müde, aber glücklich nach Hause, erfrischten sich und besuchten dann das wöchentliche Wachtturm-Studium.
Im Jahre 1931 nahm Bruder Franke den Vollzeitdienst auf. Bald danach heiratete er. Trude, seine Frau, harrte mit ihm unter den Verfolgungen während des Hitlerregimes treu aus. Nach mehreren kurzen Inhaftierungen wurde Bruder Franke im Jahre 1936 erneut verhaftet und für 9 Jahre eingesperrt; die letzten 4 davon verbrachte er im Konzentrationslager Sachsenhausen. Er gehörte zu der Gruppe von 230 Zeugen Jehovas, die im April 1945 gemeinsam den Todesmarsch von Sachsenhausen nach Schwerin überlebten.
Ende der 40er Jahre war er maßgeblich an der Gründung des Zweigbüros der Watch Tower Society in Wiesbaden beteiligt, wo er mehrere Jahre als Zweigaufseher und danach bis zu seinem Tod als ein Glied des deutschen Zweigkomitees diente. Die Erkrankung seiner Frau Trude bereitete ihm große Sorge, dennoch wohnte er dem Bezirkskongreß „Königreichseinheit" in München bei, wo er in den frühen Morgenstunden des 31. Juli 1983 starb, an dem Tag, an dem er eine Ansprache halten sollte. Auf diese Weise ist er von uns gegangen, um seinen himmlischen Lohn zu empfangen, und zwar so, wie er es sich immer wünschte — als ein „Kämpfer" für das Königreich, den 'vortrefflichen Kampf kämpfend' (2. Timotheus 4:7, 8).

Jahrbuch 1974 Seite 177 - 179

WAS MIT DENEN GESCHAH, DIE KOMPROMISSE SCHLOSSEN
Es ist interessant, daß die SS, die oft die schmutzigsten Tricks anwandte, um jemand zur Unterschrift unter die Erklärung zu verleiten, sich häufig gegen die wandte, die tatsächlich unterschrieben, und diese später mehr drangsalierte als zuvor. Karl Kirscht bestätigt dies: „Jehovas Zeugen wurden in den Konzentrationslagern am meisten schikaniert. Man glaubte, sie dadurch zur Unterschrift einer Widerrufserklärung bewegen zu können. Wir wurden wiederholt gefragt, ob wir zu dieser Unterschrift bereit wären. Einzelne taten dies, mußten aber in den meisten Fällen über ein Jahr auf ihre Entlassung warten. Während dieser Zeit wurden sie von der SS oft öffentlich als Heuchler und Feiglinge beschimpft und mußten manchmal sogar eine ,Ehrenrunde' um ihre Brüder machen, bevor sie das Lager verlassen durften."
Wilhelm Röger erinnert sich an einen Bruder, der nach dem Besuch seiner Frau und seiner Tochter das Schriftstück unterschrieb, aber seinen Brüdern im Lager nichts davon erzählte. „Einige Wochen später wurde er aufgerufen, um entlassen zu werden. (Solche mußten sich dann gewöhnlich am Tor aufstellen, bis sie aufgerufen wurden.) Dieser Bruder stand aber abends noch am Tor, so daß er wieder in die Baracke zu den Brüdern zurückgehen mußte. Nach dem Abendappell, den der gefürchtete Oberscharführer Knittler abnahm, mußte der erwähnte Bruder einen Schemel aus der Baracke holen und sich auf dem Appellplatz vor die aufmarschierten Brüder stellen. Jetzt wies Knittler auf diesen Bruder hin, indem er uns alle scharf anschaute und sagte: ,Seht da, euer Feigling, der unterschrieben hat, ohne euch etwas davon zu sagen!' Tatsächlich hätte es die SS gern gesehen, wenn wir alle unterschrieben hätten. Doch dann wäre es mit der Achtung, die sie uns doch immerhin im geheimen zollte, vorbei gewesen."
Schwester Dietrichkeit erinnert sich an zwei Schwestern, die die Erklärung unterschrieben. Als sie zurückkehrten, erklärten sie Schwester Dietrichkeit, sie hätten unterschrieben, weil sie fürchteten, verhungern zu müssen. Sie verschwiegen auch nicht, daß die SS sie gefragt hatte: „So, jetzt habt ihr euren Gott Jehova abgeleugnet. Welchem Gott wollt ihr jetzt dienen?" Die beiden Schwestern wurden bald darauf entlassen, aber als die Russen ins Land kamen, wurden beide aus irgendeinem Grund erneut verhaftet und von den Russen ins Gefängnis gebracht, wo sie tatsächlich verhungerten. In einem anderen Fall wurde eine Schwester, die die Unterschrift leistete, noch in den letzten Tagen des Krieges von Russen vergewaltigt und darauf ermordet.
Eine große Anzahl Brüder, die die Erklärung unterschrieben, wurden zum Militär eingezogen und an die Front gebracht, wo die meisten von ihnen umkamen.
Obwohl es genügend Beweise dafür gibt, daß die Brüder, die die Unterschrift leisteten, sich dadurch außerhalb des Schutzes Jehovas begaben, waren sie in den meisten Fällen keine „Verräter". Viele machten ihre Unterschrift vor ihrer Entlassung rückgängig, nachdem ihnen verständnisvolle, reife Brüder geholfen hatten, zu erkennen, was sie getan hatten. Reuevoll baten sie Jehova, ihnen noch eine Gelegenheit einzuräumen, ihre Treue zu beweisen, und viele von ihnen schlossen sich nach dem Zusammenbruch des Hitlerregimes sogleich den Reihen der Verkündiger an und begannen als Versammlungsverkündiger zu arbeiten, später als Pioniere, Aufseher, ja sogar als reisende Aufseher und förderten auf beispielhafte Weise die Interessen des Königreiches Jehovas. Viele wurden durch die Erfahrung getröstet, die Petrus machte, der ebenfalls seinen Herrn und Meister verleugnet hatte, aber später wieder seine Gunst erlangte. — Matth. 26:69-75; Joh. 21:15-19.
VERRAT
Während einige vorübergehend ihr geistiges Gleichgewicht aufgrund der raffinierten Methoden, die angewandt wurden, oder aufgrund menschlicher Schwäche verloren, gab es andere, die Verräter wurden und viel Leid über ihre Brüder brachten.
In den Jahren 1937/38 kam, wie Julius Riffel berichtet, „ein Bruder Hans Müller aus Dresden ins Bethel in Bern und versuchte auf diesem Wege, mit Brüdern aus Deutschland in Verbindung zu kommen, angeblich mit dem Ziel, ,nach der Verhaftung so vieler Brüder die Untergrundorganisation in Deutschland wiederaufzubauen'.
Natürlich erklärte ich mich — und auch noch einige andere Brüder — bereit mitzuarbeiten. Leider war es uns damals nicht bekannt, daß dieser Bruder Müller bereits mit der Gestapo in Deutschland zusammenarbeitete. Wir haben darum in unserer Ahnungslosigkeit in Bern unsere Pläne gemacht und gingen dann an die Arbeit. Ich sollte Baden-Württemberg übernehmen. Im Februar 1938 ging ich allein über die Grenze nach Deutschland und versuchte, neue Fäden zu knüpfen und Verbindungen zu jenen Brüdern herzustellen, die noch in Freiheit waren. Aber schon nach vierzehn Tagen wurde ich verhaftet. . . . Die Gestapo war über unsere Tätigkeit bis ins kleinste informiert, und dies durch diesen falschen Bruder, der zuerst mithalf, die Untergrundorganisation aufzubauen, um sie dann der Gestapo wieder auszuliefern. Dasselbe tat dieser angebliche ,Bruder' ein Jahr später in Holland und auch in der Tschechoslowakei. . . .
Im Jahre 1939 wurde ich einmal im Gefängniswagen zu einem Gerichtsprozeß nach Koblenz am Rhein gebracht, um als Zeuge in Verbindung mit drei Schwestern vernommen zu werden, die mit mir im Untergrundwerk in Stuttgart zusammengearbeitet hatten. Dort war ich Ohrenzeuge, wie ein Gestapobeamter einem Justizbeamten erzählte, wie sie über uns in allen Einzelheiten Bescheid wußten, was Deckadressen, Decknamen sowie den Aufbau der Organisation betraf. Als wir uns einmal im Gang aufhalten mußten, sagte derselbe Gestapobeamte zu mir, daß sie nicht so leicht hinter unsere Tätigkeit gekommen wären, wenn wir nicht Strolche in unseren Reihen hätten. Leider konnte ich ihm nicht unrecht geben. . . . Es war mir möglich, von Zeit zu Zeit aus dem Gefängnis vor diesem verräterischen ,Bruder' zu warnen, jedoch hat Bruder Harbeck die Warnung nie beachtet, weil er es nicht glauben konnte. Nach meiner Auffassung hat dieser Müller Hunderte unserer Brüder ins Gefängnis gebracht."
Geschrieben von Drahbeck am 27. November 2005 13:51:08:

Als Antwort auf: Re: Herr Franke antwortet nicht geschrieben von anonym am 27. November 2005 13:17:46:

Elke Imberger, einer jener AutorrInnen, die von der WTG niemals, anläßlich ihrer "Standhaft"-Serien.-Veranstaltungen mit eingeladen wurden. Und dies obwohl die Archivarin Imberger, in ihrem 1991 erschienenen Buch "Widerstand und Dissens aus den Reihen der Arbeiterbewegung und der Zeugen Jehovas in Lübeck und Schleswig-Holstein 1933-1945" auch sehr profund zum Thema Zeugen Jehovas, angereichert mittels vieler - so vorher noch nicht ausgewertete Archivalien - Stellung genommen hatte.

Besagte Frau Imberger äußerte im Zusammenhang mit dem Fall Frieda Christiansen

(auf den ich zu einem späteren Zeitpunkt noch näher zu sprechen komme. Jetzt noch nicht. Da gibt es noch eine Detailfrage die ich noch nicht klären konnte. Diese Detailfrage wäre: Wie verhielt sich Frau Christiansen nach 1945. Ich versuche diese Frage noch zu klären. Mein Eindruck ist aber; mangels nicht vorhandener Details dazu in der einschlägigen Literatur, kann ich diese Frage auch nur hypothetisch beantworten. Wer mir faktengestützt weiterhelfen könnte bei der Frage: Ist Frau Christiansen nach 1945 WTG-Linientreu oder eben nicht linientreu gewesen, dem wäre ich dankbar.)

Also im Kontext zum Fall Christiansen äußert Imberger.
In Stichpunkten.
Vom Reichsdiener Dietschi (andere Schreibweise Ditschi) für den Bereich Schleswig-Holstein eingesetzt. Sie beachtete sehr sorgfältig die Kriterien der Konspiration. Trotzdem, nachdem Ditschi (
der dritte deutsche Reichsdiener: Erst Winkler, dann Frost, dann Ditschi) in der Nazizeit. Nachdem also Ditschi auch verhaftet worden war (von einem Kongreßbesuch in Paris kommend, "erwartete" ihn schon die Gestapo).
Das Ditschi dann seine Schleswig-Holsteinische Bezirksdienerin in den Gestapo-Vernehmungen verriet.

In diesem Kontext äußert Imberger dann. Das es der Gestapo möglich war, die Zeugen Jehovas-Organisation "von oben nach unten" aufzurollen.

Mit anderen Worten. Die Spitzenfunktionäre machten jene Aussagen, die dann auch den Funktionären die unter ihnen standen, zum Verhängnis wurden.

Zum mit genannten Hans Mueller übrigens noch, weiteres in dem nachfolgenden Link.

Die Gebetskunst des Hans Mueller

Geschrieben von Drahbeck am 28. November 2005 05:45:44:

Ist das nicht...? Ja, natürlich!
'Grüß Gott, Frau Jensen. Wie war's denn in Monte Gardena?', sage ich.
'Sie kennen mich?'
'Ja, ich kenne Sie. Sie sind doch aus der Buchenstraße ...'
'Ja, das stimmt.'
Die junge Dänin denkt einen Moment nach, aber was sie dann sagt, fährt mir wie ein Blitz durch die Glieder:
'Ich glaube ... ja, jetzt weiß ich es, wo ich Sie hinstecken soll. Sie sind doch der 'Zeuge Jehovas', der damals mit den beiden Frauen ein paar Tage lang durch unsere Straße gezogen kam .. .'

'Ja und nein. Wissen Sie, die Sache war damals so ...'
Noch bevor wir am Bahnhof Rosenheimer Platz sind, weiß Frau Jensen, worum es mir vor ein paar Wochen in der Buchenstraße gegangen war.
'Ach, das finde ich aber interessant. Da haben Sie doch sicher allerhand erlebt?' fragt sie.
'Wie man's nimmt. Als wir an Ihr Haus kamen, waren Sie gerade abgereist. Eine Nachbarin sagte uns das. Hätten Sie uns denn aufgemacht?'
Frau Jensen lacht. 'Ich denke schon', meint sie, 'sicher schon aus Neugier. Ich höre mir gern an, woran die Menschen heute alles glauben. Und die 'Zeugen Jehovas' interessieren mich seit meinem Urlaub ganz besonders.'

'Weshalb das?'
'Das kann ich Ihnen genau sagen. In meinem Urlaub habe ich nämlich ganz etwas Verrücktes gehört. Auf dem Balkan nimmt man an, die Lehre der 'Zeugen Jehovas' sei die Religion der Deutschen ...'
'Wie bitte, höre ich richtig?'
'Ja...'
Frau Jensen erzählt, daß sie gar nicht ihren Urlaub in Monte Gardena verbracht habe. Sie sei mit ihrer kleinen Tochter im Volkswagen über den Balkan bis nach Griechenland gegondelt. In teuren Hotels habe sie nicht gewohnt, und Touristikplätze habe sie auch nicht aufgesucht. 'Mich interessieren die einfachen Menschen dort in ihren Dörfern, ihr Leben, ihre Kirchen. Ja, und dort habe ich nicht nur einmal gehört, daß man annehme, die 'Zeugen Jehovas' seien in der Bundesrepublik die beachtenswerteste religiöse Position.'

'Und wie kommt man zu dieser Annahme?' frage ich.
'Ganz einfach. Wenn die Gastarbeiter aus Deutschland heimkommen, dann müssen sie ihren Leuten natürlich auch viel von Deutschland erzählen. Und schnell ist man dann auch beim Thema Hauptbahnhof, wo man sich tagsüber, des Abends und an den Wochenenden trifft. Und dort, wo sich die Freizeit der Gastarbeiter in Deutschland abspielt, dort tritt für sie eine einzige 'deutsche Kirche' in Erscheinung, nämlich die der 'Zeugen Jehovas'. Mit den 'Zeugen Jehovas' können sie dort auch in ihrer Landessprache sprechen, und die Wachtturm-Schriften erhalten sie ebenfalls in ihren Sprachen. So kommt es, daß bei der einfachen Bevölkerung des Auslandes, das Gastarbeiter nach Deutschland schickt, nach und nach immer mehr der Eindruck entsteht, die 'Zeugen Jehovas' seien hier die Aktivsten und die Größten ...'

Was Frau Jensen da sagt, stimmt mich nachdenklich.
Diese Seite der Brooklyn-Propaganda hatte ich noch nicht ernst in Betracht gezogen. Aber es stimmt, in fast allen Großstädten der Bundesrepublik werden 'Wachtturm'- und 'Erwachet!'-Zeitschriften auch in italienischen, jugoslawischen, griechischen, spanischen und englischen Ausgaben angeboten. Und die Prediger, die diese Schriften in fremden Sprachen verkaufen, sind auch in der Lage, sich mit den jeweiligen Landsleuten in ihrer Muttersprache zu unterhalten. Auch die ersten Gastarbeiter-Prediger gibt es bereits bei den 'Zeugen Jehovas'. Predigerin Lisa G., die ich vor ein paar Tagen wieder einmal getroffen hatte, erzählte mir beiläufig, daß sie kürzlich mit einer jungen Italienerin unterwegs gewesen sei. Man habe italienische Gastarbeiter in ihren Wohnungen aufgesucht. Gastarbeiter würden sich freuen, wenn man sie besuche ...
'Ist das nicht alles verrückt?', fragt mich Frau Jensen.
'Das kann man wohl sagen!'
Frau Jensen muß am Bahnhof Neubiberg aussteigen. Sie bittet mich um meine Adresse, denn zu Hause habe sie einen Zeitungsausschnitt, den sie mir gern schicken würde.
'Das müssen Sie mal lesen, und wenn Sie wollen, dann rufen Sie mich einmal an. Ich möchte Ihre Meinung dazu hören.'

'Gern. Ich werde mich melden.'
'Auf Wiedersehen!'
Frau Jensen steigt aus. Ich sehe sie noch mit ihren beiden Einkaufstüten die Treppenstufen der Unterführung von Neubiberg hinuntergehen, während mein Zug weiterfährt. Vom Bahnhof aus fährt sie sicher mit dem Bus oder mit ihrem Volkswagen heim in ihren Stadtrandbezirk, der nicht an der Verkehrsstrecke der S-Bahn liegt. Was wird sie mir wohl schicken? Ich bin gespannt.

Frau Jensens Erfahrungen mit der 'Religion der Deutschen' aus einfacher balkanesischer Sicht beschäftigen mich sehr. Man traut es der jungen Dänin gar nicht zu, daß sie sich um Dinge kümmert, die den meisten Menschen bei uns unwesentlich erscheinen, Dinge, an denen wir blind oder ahnungslos vorübergehen, für die wir vielleicht nur ein Lächeln übrig haben. Vom Typ her gesehen könnte man annehmen, die attraktive Blonde aus dem Norden sei mehr an luxuriösen Badestränden, auf dem Wasserski und in teuren Hotelbars zu Hause.

Die Aktivitäten der 'Zeugen Jehovas' an den Gastarbeitern, auf die mich Frau Jensen aufmerksam gemacht hat, decken sich mit den Erfahrungen, die ich im Zweigbüro der 'Zeugen Jehovas' in Wiesbaden-Dotzheim machen konnte. 'Unsere Druckerei wird demnächst vergrößert, denn die Produktion unserer Literatur soll verdoppelt werden', sagte mir ein 'Zeuge Jehovas', der dort für einen Pfenniglohn Felddienst als Maschinensetzer leistet. Das Schwergewicht der Planungen, so sagte er, seien höhere Druckauflagen der Wachtturm-Literatur in fremden Sprachen. Bei den zumindest geschäftlich klaren Kalkulationen von Brooklyn wird man in der Bundesrepublik nicht fehlinvestieren, denn der Markt ist durchgecheckt, und der letzte Jahresbericht aus der Watchtower-Weltzentrale bestätigt: 'Deutschland erlebte ein Jahr voller Segnungen.' Diese Segnungen dürfen nicht stagnieren, nein, sie müssen weiter steigen, immer weiter, immer intensiver . ..

Zwei Tage nach meiner S-Bahnfahrt mit der blonden Dänin liegt ein Brief von ihr in meinem Briefkasten.
Absender: Gönna Jensen.
Gönna Jensen hatte nur eine Zeitungsseite aus der katholischen 'Deutschen Tagespost' zusammengefaltet und in den Brief gelegt. Der obere Zeitungsrand mit dem Datum ist abgerissen, so daß ich den Erscheinungstag nicht genau feststellen kann. Das ist auch nicht so wichtig, denn was ich jetzt lese, ist etwas beinahe Zeitloses, es kann sich vor zehn Jahren ereignet haben, es kann sich morgen schon wieder ereignen. Es geht um einen ganzseitigen Bericht über eine katholische Initiative, die bei einem Großkongreß der 'Zeugen Jehovas' in München tätig geworden war.

Junge Katholiken unter geistlicher Führung von der 'Legion Mariens' und der 'action 365' wollten Erfahrungen und Eindrücke von dem Münchner Kongreß sammeln. Und diese Erfahrungen und Beobachtungen publizierten sie dann. Einige Stellen auf dieser Zeitungsseite hatte mir Gönna Jensen mit dem Kugelschreiber grün angestrichen, mit dem sie auch den Brief an mich adressiert hatte.

Ich lese an einer Stelle: '
Bei den Diskussionen hatte ich den Eindruck, daß man nur bei jenen 'Zeugen Jehovas', die noch nicht allzulange dabei sind, Aussicht hat, sie wieder zurückzugewinnen. Auf Grund dieser und ähnlicher Erlebnisse während der Kongreßwoche bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß 500 aktive und bibelfeste Katholiken genügt hätten, um den ganzen Kongreß zu einer völligen Pleite zu machen.'

Ist das denn die Möglichkeit, denke ich nur. Solch einen Unfug erzählt man dem katholischen Leservolk in Bayern! Lebt der Schreiber denn auf dem Mond? Auch mit fünftausend aktiven und bibelfesten Katholiken wird er keinen Kongreß der 'Zeugen Jehovas' sprengen können - jedenfalls nicht mit geistigen Waffen.
Nach all dem, was ich bisher auf diesem Gebiet im kirchlichen Bereich kennengelernt hatte, ist es durchaus möglich, daß der Berichterstatter der 'Deutschen Tagespost' innerhalb seiner Kirche als ein Experte für Sektenfragen gilt und auf Akademietagungen die Geistlichkeit mit seinem Wissen belehrt.

Die nächste Stelle, auf die mich die Dänin mit dem Kugelschreiber hinweist, liest sich so:
'Gegen 9 Uhr treffen am Samstag in Freising drei Omnibusse mit je 50 Zeugen Jehovas ein, die im Zentrum sofort ihren Felddienst aufnehmen. Ihnen stehen 35 Freiwillige der Legion Mariens und der action 365 gegenüber. Der eine Teil verteilt an die Passanten Flugschriften gegen die Zeugen, der andere nimmt sich paarweise eines Zeugen an, d. h., sie stellen sich links und rechts, versehen mit einem Exemplar der Kirchenzeitung, neben einen Zeugen und beten, für alle gut vernehmbar, den Rosenkranz.

So wies die Kirchenzeitung unsere Leute als katholische Christen aus, der Rosenkranz dagegen war die Waffe. Bei vielen Zeugen genügte bereits die laute Bekreuzigung, um sie zur Aufgabe ihres Felddienstes zu veranlassen; andere wiederum harrten verbissen ein oder zwei Gebete des Rosenkranzes aus, um dann ebenfalls das Feld zu räumen...'

Der Clou kommt jetzt. Gönna Jensen hat an dieser Stelle gleich ein paar grüne Striche mit Ausrufezeichen gemacht:
'Eine Legionärin, die in dem Trubel ihren Partner verloren hatte, stellte sich in geringer Entfernung frontal vor einen Zeugen Jehovas, hielt ihm die Kirchenzeitung mit dem Bild des Heiligen Vaters entgegen und betete so den Rosenkranz. Nur drei Ave Maria hielt dieser Zeuge Jehovas aus, dann ergriff er die Flucht. Ein Beweis, daß das Rosenkranzgebet eben doch auch ein exorzismusartiges Gebet sein kann ...'

Nach dieser Lektüre habe ich erst einmal das Verlangen nach einer guten Tasse Kaffee.
... Am Abend rufe ich bei Gönna Jensen an. Sie möchte wissen, wie ich mich als ein 'Zeuge Jehovas' bei solch einer Exorzistenumlagerung in Freising verhalten hätte.
'Ich hätte meine 'Wachttürme' eingepackt und wäre stillschweigend abgehauen', sage ich.
'Ich auch', meint Frau Jensen, die mich jetzt noch auf etwas aufmerksam macht, was ich auf der Zeitungsseite gar nicht weiter bemerkt hatte, vielleicht, weil es nicht grün gekennzeichnet war. Da ist in der Mitte des ganzseitigen Artikels eine einspaltige Anzeige plaziert, und auf die weist mich Gönna Jensen jetzt hin.
'Ja und' frage ich.

'Na, lesen Sie doch mal', sagt die Dänin.
Jetzt muß ich laut auflachen. Und Gönna Jensen am anderen Ende der Leitung lacht mit.
In den Bericht von der katholischen Aktion gegen den Kongreß der 'Zeugen Jehovas' hatte der Metteur beim Umbruch eine Anzeige mit dem folgenden Werbetext gestellt: 'Immer gehaltvoll und delikat: Käse aus deutschen Landen!'

Geschrieben von anonym am 22. November 2005 19:22:59:

Täglich in den Schriften forschen
Dienstag, 22. November 2005

Jerusalem wird von den Nationen zertreten werden, bis die bestimmten Zeiten der Nationen erfüllt sind (Luk. 21:24).

Jesus sprach von einer Zeit, während der die Führer der Welt ohne Einmischung des Königreiches Gottes die Bühne beherrschen würden.

Er bezeichnete diese Epoche als "die bestimmten Zeiten der Nationen".

Nach Ablauf dieser "bestimmten Zeiten" würde Gottes himmlisches Königreich an die Macht kommen.

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Spekulation Nummer 1
Nach unserer Aussage sind "die bestimmten Zeiten der Nationen" bereits abgelaufen.
Es ist somit Spekulation zu sagen „nach Ablauf dieser Zeiten" kommt Gottes Königreich an die Macht.
Im Himmel Herrscht dieses Königreich bereits seid der Auferstehung Jesu.
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Als diese "Zeit" näher kam, sorgte Jehova dafür, dass einer Gruppe demütiger Erforscher der Bibel Einzelheiten offenbart wurden.

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Spekulation Nummer 2
Das „diese "Zeit"" bereits gekommen ist, ist Spekulation.

Spekulation Nummer 3
Laut unserer eigenen Aussage erforschten viele Gruppen vor unserem Spekulativen 1914 die Bibel.
Erst später solle doch Gott zu einer „treuen Gruppe" gesagt haben dies ist mein Knecht.
Wenn Jehova vor dieser Auswahl des treuen Sklaven nur „einer" Gruppe bereits Einzelheiten geoffenbart hätte wäre es doch unlogisch das sie später erst als treuer Sklave ausgewählt worden wäre.
Mit dieser Aussage bestätigt man im Jahr 2004 wieder das Russel auserwählt und Inspiriert war.
Dies ist pure Spekulation und widerspricht den eigenen Aussagen.

Spekulation Nummer 4
Das „Offenbarte Einzelheiten" von Gott kamen ist Spekulation.
Insbesondere da diese damals offenbarten „Einzelheiten" zum großen Teil heute bestenfalls als Skurril bezeichnet werden können.
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Mit der Hilfe des Geistes Gottes erkannten sie, dass "die bestimmten Zeiten der Nationen" mit der Zerstörung Jerusalems im Jahr 607 v. u. Z. begonnen hatten und 2 520 Jahre dauern sollten.

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Spekulation Nummer 5
Das Jerusalem 607 v.u.Z. zerstört wurde ist pure Spekulation.
Jerusalem wurde 587 v.u.Z. zerstört und nicht 607 v.u.Z.
Man könnte zu dem Schluss kommen das 607 nicht nur Spekulation ist sondern Gelogen.

Spekulation Nummer 6
Die Dauer der Zeiten der Nationen auf 2520 Jahre festzulegen ist pure aus der Luft gegriffene Spekulation.

Spekulation Nummer 7
Das erlangen dieser Erkenntnis durch die Hilfe des Heiligen Geistes ist pure Spekulation.
Als „diese Zeit" näher kam erkannten sie mit Hilfe der Adventisten, dass "die bestimmten Zeiten der Nationen" mit der Zerstörung Jerusalems im Jahr 607 v. u. Z. begonnen hatten und 2 520 Jahre dauern sollten.
Genau genommen könnte man zu dem Schluss kommen das die ganze Aussage an sich gelogen ist.
Denn genau „erkannt" hat man weder 607 noch die Verbindung zwischen den bestimmten Zeiten der Nationen und den 2520 Jahren.
Widersprüche findet man in unserer Literatur noch weit nach dem Jahr 1914.
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Daraus schlossen sie, dass "die bestimmten Zeiten der Nationen" 1914 endeten.

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Spekulation Nummer 8
Dies ist nicht nur Spekulation sondern Gelogen.
Sie zogen daraus den Schluss das "die bestimmten Zeiten der Nationen" 1799 endeten.
Für 1914 erwartete man die Aufrichtung des Königreiches Gottes auf Erden.
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Ihnen wurde auch klar, dass 1914 das Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge begann.

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Spekulation Nummer 9
Dies ist wieder nicht nur Spekulation sondern eine glatte Lüge.
Ihnen wurde klar, dass 1914 mit der Auferstehung der Heiligen zu rechnen ist.
Nicht der beginn sondern das Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge wurde ihnen klar.
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Wer die Bibel studiert, könnte sich fragen:

Kann ich anhand der Bibel erklären, wie man auf das Jahr 1914 kommt?

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Spekulation Nummer 10
Auch dies ist nicht nur Spekulation sondern Gelogen.
Die Bibel stützt das Jahr 587 v.u.Z. und nicht 607 v.u.Z. und erklärt nicht das Jahr 1914.
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Wahr ist tatsächlich:
Wer die Bibel studiert, könnte sich tatsächlich fragen wie man anhand der Bibel auf das Jahr 1914 kommen will.

WT 1. 2. 04; 5, 6b

Geschrieben von Leif am 22. November 2005 22:21:24:

Als Antwort auf: Der heutige Tagestext: 10 X Spekulationen und 1 X Wahrheit geschrieben von anonym am 22. November 2005 19:22:59:

Hi Anonym!

Du hast bereits in vergangenen Postings mehrfach betont, dass die 1914-Lehre nicht stimmen kann.

Wie Du geschrieben hast basiert die Lehre auf Spekulation und gehöre nicht zu den grundlegenden Glaubenslehren eines ZJ.

Auf der einen Seite gibst Du Dich als einen ZJ aus, auf der anderen Seite bist Du ein gefundenes Fressen für die Gegner und Zweifelnden.

Wie passt das zusammen? Was erhoffst Du dir dadurch?

Leif

Geschrieben von Rudi am 22. November 2005 23:49:19:

Als Antwort auf: Re: Der heutige Tagestext: 10 X Spekulationen und 1 X Wahrheit geschrieben von Leif am 22. November 2005 22:21:24:

Ich möchte dir zu deinem besseren Verständnis aus meiner eigenen Erfahrung antworten:
Du hast recht, indem du der Meinung bist, es passt nicht zusammen! Auf der einen Seite zu sagen man ist ein ZJ und auf der anderen Seite z. Bsp. die 1914 Lehre der eigenen Relig. gemeinschaft in Frage zu stellen.
Ich habe sie am Anfang in Frage gestellt und habe gerechnet wie ein Weltmeister. Man kommt nur dann ins Jahr 1914, wenn man die Auslegung der WT annimmt, sonst ist es nicht nachvollziehbar.. Man kann auch niemand anderst fragen, weil ja nur die WT (soweit ich weiss) diese Zeitrechnung in den Raum stellt.
Es ist also folglich nur nachvollziehbar, wenn man die Unterweiung der WT annimmt. Man hat dann widerum nur 2 Möglichkeiten: 1. man nimmt an oder 2. man lehnt ab. Ich wollte das dann nach einigen Gesprächen schließlich so sehen, was die WT lehrt, denn ich fand es u.a. unheimlich faszinierend, etwas aufzuzeigen, was andere Relig. gemeinschaften nicht wissen und ich war so freudig darüber, weil ich dachte etwas zu wissen, was andere nicht erkennen können, weil ihnen der Geist fehlt.(das ist doch auch eine weitere Auslegung) Abzulehnen oder daran zu zweifeln, bedeutete für mich als Konsequenz in den Augen der Mitbrüder kein überzeugter ZJ zu sein. Ich wäre dann zum schlechten Umgang geworden, denn in den Augen vieler Brüder wäre ich nun geistig schlecht gesinnt. Und ich hätte auch Freunde, die ich als Menschen liebte, verloren.
In Wirklichkeit habe ich mit der Zeit dann erkannt, kein Anhänger der WT Auslegung zu sein. Eine schwerwiegende Konsequenzen für mich als Zweifelnden wäre gewesen, wenn ich in der Gemeinschaft offen darüber gesprochen hätte: Ich könnte z. Bsp. in der eigenen Gemeinschaft zum Aussenseiter werden, zu einem Ungläubigen oder einem Verblendeten mit der Zeit zu einem Abtrünnigen, der, falls ich nicht umkehre, und ich im Gericht Gottes, umkommen könnte. Das ist, so weit ich weiss, die Folge, wenn man u.a die 1914 Lehre anzweifelt.
Hat man aber die gesamte Familie bei den ZJ, könnte das für mich den Verlust der Familie bedeuten. Die Familie muss nämlich Jehova mehr lieben als den Zweifelnden. Eine Zeitlang wird wohl noch versucht, den zweifelnden Verwandten zur Umkehr und Reue zu bewegen, dann gibt man eher auf und meidet ihn oder reduziert den Umgang innerhalb der FAmilie aufs Nötigste.
Das ist doch eine furchtbare Angelegenheit. Kannst du dir vorstellen, was das für einen Herzensschmerz ist??
Wie schwer so eine Entscheidung dann ist???
Wenn man trotz allem den Mut besitzt hier in diesem anonymen Forum zu sein, und hier offen seine Zweifel äußern kann, ohne angegriffen, bewertet und verurteilt zu werden, dann kann der Zweifelnde Mut und Hoffnung schöpfen, dass er nicht alleine ist....Und er hat die Möglichkeit sich zu sortieren, was schlecht sonst in der Versammlung und bei Mitbrüdern nicht so gut möglich ist. Dort läuft mit der Zeit alles darauf hinaus, die Lehre anzunehmen oder wegzugehen. Es ist ein Kreislauf, aus dem man sich schlecht befreien kann.
Wir hier sollten versuchen den Zj zu verstehen und ihn für seine Beteiligung loben. Und nicht alle Ex sind gegnerisch eingestellt. Ich finde es auch nicht gut, wenn manchmal jemand unter die Gürtellinie schießt und beleidigend wird.
Meist sínd doch viele der ZJ, die hier sind auf der Suche nach Berechtigung ihrer Zweifel. Sie suchen womöglich Kontaktmöglichkeiten zur Aussenwelt. Jeder von ihnen mag andere Zweifel haben, denn sonst wären sie nicht hier. Von der WT aus, sollen sie ja gar nicht hier sein und Stellung für die WT beziehen oder diskutieren, schon gar nicht predigen. Das war der frühere Rat, den ich gelesen und gehört habe. Folglich hat doch jeder ZJ hier in diesem Forum seine Probleme, oder?
Es ist eine äußerst schwierige Leistung als ZJ zu seinen Zweifeln zu stehen und sie öffentlich zu äußern, denn im Grunde ist es ja nicht so o.k. dies zu tun und recht wenige tun das, oft auch vor Angst und Scham und weil sie denken, sie müssen die Lehren verteidigen. Das ist nämlich auch eine Lehre. Ich habe festgestellt, dass viele innerhalb ihre Zweifel haben, aber nur wenige dazu stehen.
Aber die Zweifel eines Jeden sind berechtigt und zu loben, wenn sie geäußert werden.
Zudem hat man ja auch recht, die 1914 Lehre kann nicht stimmen, denn wie schon so oft erwähnt, wenn sie stimmen würde, dann wäre Harmagedon schon längst rum. Insofern ist doch jede weitere Diskussion über die 1914 Lehre überflüssig.

Geschrieben von Rudi am 23. November 2005 00:56:35:

Als Antwort auf: Re: Der heutige Tagestext: 10 X Spekulationen und 1 X Wahrheit geschrieben von Rudi am 22. November 2005 23:49:19:

im übrigen, ist es doch gar nicht mehr die gleiche "1914 Lehre", die aus dem Jahre 1890 oder 1913 stammt, und auch nicht die aus dem Jahre 1914 selbst und selbst nicht mehr die wie vor etwa 15 Jahren!!
Die Lehre 1914 wird doch ständig verändert.
Gleichzeitig ist nichts von der ständig veränderten Lehre (hellerem Licht)wahr geworden!! Es ist völlig normal und absolut verständlich, dass man an dieser Lehre seine Zweifel haben kann und auch darf. Dies zeugt nur von einem gesunden Menschenverstand.

Geschrieben von anonym am 23. November 2005 02:02:31:

Als Antwort auf: Re: Der heutige Tagestext: 10 X Spekulationen und 1 X Wahrheit geschrieben von Rudi am 23. November 2005 00:56:35:

Hallo Rudi,
Hallo Leif,

die Antwort von Rudi von Montagnacht hatte mich wirklich ermuntert.

Sogar meiner Frau war aufgefallen das ich dienstagmorgens richtig Glücklich war.

Und dann zum Frühstück dieser Tagestext...

Obwohl ich mich danach noch erinnern konnte dass ich glücklich war.

Mit Deinem jetzigen Beitrag hast Du bewiesen das ich mit meiner Einschätzung richtig lag das Dein Glaube in Wirklichkeit stärker ist als der von so manchen neureichen Versammlungen zusammen.

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und habe gerechnet wie ein Weltmeister.
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Dazu fällt mir eine Abbildung aus einem Erwachet um 1960 herum, ein.
Es ging um die Dreieinigkeit.
Drei Hände mit je einem Finger zusammengezählt = Hand mit einem Finger
Und der Frage zu welchem Ergebnis kommst Du?

Nun zwingt man mich aber bei drei hoch gehaltenen Fingern zwei oder vier Finger zu sehen.
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zu einem Abtrünnigen, der, falls ich nicht umkehre, und ich im Gericht Gottes, umkommen könnte. Das ist, so weit ich weiss, die Folge, wenn man u.a die 1914 Lehre anzweifelt.
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Man darf 1914 anzweifeln man darf aber nicht mit seinen Brüdern darüber sprechen.
Die Folge wäre das man Ausgeschlossen wird.

Ist ein Ausschluss gleichbedeutend mit der Verurteilung im Gerichtstag Gottes?

Dies ist noch ein größerer Unsinn als das Märchen von 1914.

Wir können über unser eigenes Herz nicht urteilen.
Welcher Mensch kann dann über einen Anderen Urteilen.
Ich kann mich nicht daran erinnern in der Bibel gelesen zu haben dass der Besitz eines Parteibuches zum ewigen Leben berechtigt.

Du selber bist doch das beste Beispiel dafür.

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dann kann der Zweifelnde Mut und Hoffnung schöpfen, dass er nicht alleine ist...
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Danke.
Das hatte ich noch nicht so gesehen.
Ist aber ein starkes Argument.

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Und er hat die Möglichkeit sich zu sortieren
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Einstein hat eine These Veröffentlicht um diese zu testen.
Wie stichhaltig sind meine Argumente?
Kann man sie widerlegen?
Was gibt es für gegen Argumente?
Mit welchen Argumenten kann man dieses Verknüpfen?

Schade zum Beispiel dass Nora mir wegen Aschtoret nicht geantwortet hatte.

Wenn ich schon bei Einstein bin:

Die Beweise Einsteins das Zeit keine Feste Größe ist sondern relativ von dem Betrachter abhängt (Aufgrund der hohen Geschwindigkeit der GPS Satteliten müssen diese laufend ihre Zeit mit der Erde anpassen. Würde ein Zwilling in hoher Geschwindigkeit reisen würde er „jünger" zurückkommen während man auf der Erde normal weiter gealtert wäre) deckt sich mit einigen Aussagen der Bibel.

Z.B. das Jesus wie ein Blitz kommt (Matthäus 24:27, Lukas 17:24).
Das für Jehova tausend Jahre wie ein Tag sind (2.Petrus 3:8).
Das der Mensch dahinwelkt (1.Pertrus 1:24).
Das sich Gottes Wagen mit großer Geschwindigkeit bewegt (Hesekiel 1:14).
Das Engel daher schossen (Psalm 18:10)

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Sie suchen womöglich Kontaktmöglichkeiten zur Aussenwelt.
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Ich glaube Herr Drahbeck war es der von Trennen mit trippelschritten sprach.

Ich hatte allerdings schon vorher die Frage gestellt:
Verlässt ein Katholik seine Kirche weil es keinen Osterhasen oder Weihnachtsmann gibt?

Auch finde ich den Satz:
„Wohin soll ich gehen?" nicht Stichhaltig.

Wenn es jemanden gibt der das Wort Gottes besser vertritt würde ich gehen.

Die Bibel ist aber voll von dieser Art „Kritiksucht" wie jemand es kürzlich nannte.

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äußerst schwierige … im Grunde ist es ja nicht so o.k.
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äußerst Gefährlich aber im Grunde voll in Ordnung.

Denn auch ich kann nicht aufhören von dem was ich gesehen und gehört habe zu reden

(Apostelgeschichte 4:20) . . .Wir aber, wir können nicht aufhören, von den Dingen zu reden, die wir gesehen und gehört haben.". . .
Und das waren nun mal auch die Fehler ihrer älteren Männer.

Weil wir schon bei Gefährlich sind.

Meine Person tut hier nichts zur Sache.
Egal ob ich nun getauft wäre oder nicht, ändert dies nichts an den Argumenten.

Aber bitte:

Km-X Ge 1/06 Seite 5 erster Absatz: „Vielerorts wird es immer schwieriger, eine passende, erschwingliche Wohnung zu finden."

Nun die Frage an Dich Life:

Wie lautet die Frage Nummer 1. im Km-X Ge 1/06 Seite 7 blauer Kasten?

Wie lautet die Überschrift im od-X 2005 auf Seite 137?

Und welche Bekanntmachung hängt an eurem Bekanntmachungsbrett bezüglich bi12?

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Insofern ist doch jede weitere Diskussion über die 1914 Lehre überflüssig.
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Wenn nicht gerade die Tagestextbesprechung die Milch am Frühstückstisch sauer werden lässt.

Geschrieben von Rudi am 23. November 2005 19:55:06:

Als Antwort auf: Re: Der heutige Tagestext: 10 X Spekulationen und 1 X Wahrheit geschrieben von anonym am 23. November 2005 02:02:31:

Ich glaube mittlerweile nicht mehr an Jehova.
Er ist eine WT Auslegung und deshalb genauso unrealistisch wie z.Bsp. die 1914 Lehre.

Ein Traumgebilde, ein von Künstlern kunstvoll ersonnenes bzw. fabriziertes Märchen, wunderschön anzusehen für viele Menschen, die eben gerne träumen und sich hinter Phantasien verstecken.

Geschrieben von gert am 23. November 2005 17:46:59:

Als Antwort auf: Re: Der heutige Tagestext: 10 X Spekulationen und 1 X Wahrheit geschrieben von anonym am 23. November 2005 02:02:31:

Ich sehe es auch so, daß sie die Wahheit im Grunde schon erkannt haben. Jetzt zu sagen, treten sie aus, wäre aber vielleicht falsch. Nach ein paar Recherchen, bin ich zu der Aufassung gekommen, daß es für einen "Zeugen" zu unzumutbaren psychischen, und sozialen Belastungen führen kann, wenn er unvermittelt austritt.----- Das Problem ist gar nicht so sehr, daß ihre Zweifel berechtigt wären, sondern, selbst Schritte zu unternehmen, die eine Änderung herbeiführen könnten.--- Schlisslich würden sie eine integrierte Gruppe verlassen, und stünden Der "Welt" sozusagen ungschützt gegenüber.---- Man sollte nicht verschweigen, daß da "draussen", kein Zuckerschlecken ist.
Und so über den Daumen gepeilt, würde ich sagen, lassen sie sich Zeit, oder knüpfen sie draussen zunächst neue Beziehungen,..............
Geschrieben von gert am 23. November 2005 18:00:12:

Als Antwort auf: Re: Der heutige Tagestext: 10 X Spekulationen und 1 X Wahrheit geschrieben von gert am 23. November 2005 17:46:59:

Ich kann "od" nur zustimmen, es gibt noch ein Menge Informationen, andere Propehten, Texte, Literatur, die zum Verständnis, des Glaubens beitragen.---- Vielleicht fängt ernsthaftes Suchen, und Vergleichen, ohne ideologisches Korsett erst richtig an?----- Und gibt es nicht eine Bibelstelle die besagt, das schliesslich ein jeder unter seinem eigenen Feigenbaum, und Wacholderbaum sitzten wird? Das jeder seine eigene Last tragen muss,und auch seine eigenen Früchte ernten wird?.... und dies ist vielleicht der Preis, der Freiheit?!

Geschrieben von od am 23. November 2005 12:49:56:

Als Antwort auf: Re: Der heutige Tagestext: 10 X Spekulationen und 1 X Wahrheit geschrieben von anonym am 23. November 2005 02:02:31:

Lieber "anonym",

Ich bin seit rund 10-11 Jahren "weg".
Im Sinne, dass ich ganz offen und direkt an Selters herangetreten bin, und speziell einige "Spekulationen" aus Brooklyn analysiert habe.
Das Resultat war, dass ich unverzüglich "ausgetreten" wurde (nicht ausgeschlossen. Man hätte mich sonst noch zu einem Kommittee vorladen müssen, und wahrscheinlich wollte man die Ältesten nicht der Gefahr aussetzen, sich mit meinen Argumenten zu beschäftigen. Darum hat man sie angewiesen bekanntzugeben, dass ich kein ZJ sein will, dabei vergessend, dass das gar nicht mein Anliegen war, und ich stattdessen auf Antworten gewartet habe).

Ich lebe seitdem ausserordentlich gut, ohne mich über Spekulationen ärgern zu müssen, weil ich weiss, dass es Spekulationen sind, die den Hirnen von kranken Amerikanern entsprungen sind, und gar nichts besonderes sind, weil es noch viel viel mehr ähnliche Hirngespinste dort gibt, und in Amerika auch eine furchtbare Arroganz zuhause ist, die immer exklusiv behauptet, solche Spekulationen seien eine ganz wesentliche Sache, und man müsse sie alle akzeptieren, wenn man dem lieben Gott gefallen will.
Ich akzeptiere gelassen, dass mich meine Eltern in einen von vielen amerikanischen Misthaufen gesett haben (der, der am besten exportiert wird), und bin froh, dass ich von selbst herausgefunden habe.

Ich verstehe zwar wieterhin gut, warum man nicht davon wegkommt (Zweifel und ide Frage, ob es was besseres gibt), und ich kann Dir ganz ehrlich versichern, dass es etwas besseres geben KANN, wenn Du das auch vertragen könntest.
Rein statistisch gesehen, ist es allerdings so, dass die wenigsten Menschen die Wahrheit vertragen, weil die Wahrheit nicht so schön ist, wie fabrizierte Hoffnungen.
In den letzten zehn Jahren hat meine Neugier (oder besser, das Bedürfnis herauszufinden, was wahr ist, und was erfunden ist) keineswegs abgenommen. Ich weiss ziemlich viel (und es ist nicht generell verträglich), und will auch weiter darüber forschen. Im Unterschied zu Dir, habe ich keinen Zwang, das was ich als Spekulation erkenne (oder sogar als eindeutig falsch einstufen kann) nicht auch als solches frei abzulegen.
Ich frage mich, warum Dir nicht bewusst wird, dass gerde dieser Zwang, offensichtliche Dummheiten nicht diskutieren zu dürfen, und sie kolportieren zu müssen, eine ausgemachte Schweinerei ist, der eindeutig dafür spricht, dass die, die ihn von oben verordnen, keinen einzigen Draht zum lieben Gott haben, sondern eher ganz ganz weit weg von ihm sind, weil sie das Gewissen nicht respektieren.

Ich habe nicht viel Zeit, aber falls jemand das wünscht, bin ich für gelegentlichen Meinungsaustausch (per Skype, als odibella) gerne da.

Alles Gute!

Orazio

Geschrieben von od am 22. November 2005 19:53:44:

Als Antwort auf: Der heutige Tagestext: 10 X Spekulationen und 1 X Wahrheit geschrieben von anonym am 22. November 2005 19:22:59:

Wittgenstein würde in den Raum stellen, dass es eventuell genauso spekuliert ist, dass es Zeugen Jehovas gibt.
Ein Pragmatiker würde das allerdings nicht zulassen, denn laut Descartes, gibt es dort sein, wo es Denken gibt.
Oder ganz ordinär:
Schwachsinn erfordert einen Träger, und bei soviel Schwachsinn sind es sicher mehrere, mit höchster Wahrscheinlichkeit Amerikaner.

Geschrieben von E. K... am 21. November 2005 18:21:08:

Wenn jetzt im Neuen System der Dinge,- also 30 Jahre nach 1975 nun endlich die Toten aus ihrem Schlaf erhoben werden, wird es in diesem vorhandenen Neuen System der Dinge zu erheblichen Schwierigkeiten kommen.

Die Weltbevölkerung könnte nicht ernährt werden, weil erst die Neue Welt geschaffen wurde, der Neue Himmel,- sauberer Himmel fehlt noch.

Schwefelverseucht, Barium , Brome, Kadmium, Natotreibstoffe Kerosindiesel machen den alten Neuankömmlingen erhebliche Schwierigkeiten.
Selbst die Brunnen sind noch verseucht, die Obst und Gemüsefelder leiden noch.
Gentechnik funktioniert nicht, Vogelpest, Sars, Aid,s, Ebola und andere Mäuse Lungenkrankheiten ( verursacht durch gentech-Erbsen Australien) grassieren, der Segen Jehofah traf nicht ein.
Schlimmer wird es für die auferstehenden Toten, wenn gerade ein nuklearer Krieg gelaufen ist oder geführt wird?

Möglich, wenn Fürsten der Alten Zeit erwachen, dass diese für Bin Ladens Zelle gehalten werden, ohne Ausweis geht,s sofort in den Sicherheitstrakt Guantanamo.

Gnade den auferstehenden Toten, falls diese Prophetie im Irak passiert, dann können diese sich gleich wieder hinlegen.

Schöne Neue Welt.

Saurer Boden, saurer Regen, -äh Himmel.

E. K...

Geschrieben von AIR am 21. November 2005 18:29:44:

Als Antwort auf: Die Auferstehung geschrieben von E. Kalkereith am 21. November 2005 18:21:08:

Wenn es keinen GOTT geben würde, wäre es vielleicht so (rein theoretisch).
Praktisch jedoch UNMÖGLICH, da ohne GOTT kein Geschöpf da wäre, geschweigen denn eine Auferstehung der Toten machbar.

Doch für WIRKLICH an der WAHRHEIT Interessierte offenbart die Bibel, GOTTES inspiriertes Wort, den genauen Sachverhalt (2. Kor. 13:8; Joh. 17:17 u. v. a.)!

Geschrieben von Rudi am 22. November 2005 16:18:07:

Als Antwort auf: Re: Die Auferstehung geschrieben von AIR am 21. November 2005 18:29:44:

Doch für WIRKLICH an der WAHRHEIT Interessierte offenbart die Bibel, GOTTES inspiriertes Wort, den genauen Sachverhalt

Wieder jemand, der sich anmaßt Gott zu verstehen????? Die Bibel richtig erklären zu können?

Wann werden die Hochmütigen endlich kapieren, dass Gott selbst sie zu Fall bringt?
Wieviel Auslegungen und Interpretationen, die der Menschheit nichts, außer wilde Spekulationen gebracht haben, werden noch gedruckt und öffentlich verbreitet werden? Haben sie vielleicht den Sinn die Hochmütigen kenntlich zu machen?

Geschrieben von . am 21. November 2005 23:43:00:

Als Antwort auf: Re: Die Auferstehung geschrieben von AIR am 21. November 2005 18:29:44:

GOTTES inspiriertes Wort?
...:- ? weiss bescheid.
Inspiriert,
alles klar.
Zeugen können nicht lesen.

Inspiriert.

Geschrieben von Info am 20. November 2005 13:08:28:

Es gibt keinen Gott der menschliche Schicksale leitet, bewertet, belohnt oder verdammt

"Ich glaube an Spinozas Gott"
Einsteins "kosmische Religiosität"

Eine "eigentümliche Religiosität" sah Einstein bei sich und bei anderen Wissenschaftlern, die von der Kirche oft nicht und von Nicht-Wissenschaftlern nie wirklich verstanden wird. Die Quelle für Einsteins Gottesbegriff ist Spinoza, der zu seiner Zeit als Ketzer, ihm jedoch als "religiöses Genie" galt.

Berühmt geworden ist Einsteins Antwort auf die Frage eines New Yorker Rabbiners, ob er an Gott glaube: "Ich glaube an Spinozas Gott, der sich in der gesetzlichen Harmonie des Seienden offenbart, nicht an einen Gott, der sich mit Schicksalen und Handlungen der Menschen abgibt."

Heute erscheint Spinozas Ethik hochtheologisch, doch zu ihrer Zeit wurde sie als atheistisch abgelehnt, weil sie aus dem jenseitigen und persönlichen Gott eine abstrakte, absolute Substanz machte, die allem Seienden (Natur und Geist) innewohnt und zugleich alles umfasst. Diese pantheistische Konzeption hat Einstein sehr angezogen, für den "die Idee eines Wesens, welches in den Gang des Weltgeschehens eingreift, ganz unmöglich" war. Die "Furcht-Religion" kam für ihn so wenig in Frage wie die "moralische Religion" mit einem "Gott, der belohnt und bestraft". Dagegen setzte

Einstein die "kosmische Religiosität", die "keine Dogmen und keinen Gott kennt, der nach dem Bild des Menschen gedacht wäre."

Es kann deshalb auch keine Kirche für sie geben, und den bestehenden Kirchen werden die "religiösen Genies", zu denen Einstein "Männer wie Demokrit, Franziskus von Assisi und Spinoza" (und vielleicht auch ein bisschen sich selbst) zählte, oft als Atheisten, manchmal auch als Heilige erscheinen. Das ist verständlich, doch die einzig wahre und mögliche Form für den Wissenschaftler ist eben die kosmische Religiosität, "die stärkste und edelste Triebfeder wissenschaftlicher Forschung." Es folgt der für Einstein ungewöhnlich pathetische Ausruf: "Welch ein tiefer Glaube an die Vernunft des Weltenbaues und welche Sehnsucht nach dem Begreifen, wenn auch nur eines geringen Abglanzes der in dieser Welt geoffenbarten Vernunft musste in Kepler und Newton lebendig sein, dass sie den Mechanismus der Himmelsmechanik in der einsamen Arbeit vieler Jahre entwirren konnten!" "Ich glaube an Spinozas Gott"
Baruch de Spinoza (1632 - 1677)

Der Nachteil der Intelligenz besteht darin, daß man gezwungen ist, ununterbrochen dazuzulernen.
George Bernard Shaw, Autor

Intelligenz ist jene Eigenschaft des Geistes, dank derer wir schließlich begreifen, daß alles unbegreiflich ist.
Emile Picard (1856-1941), frz. Mathematiker

In diesem Sinne:

Entweder man begreift Religion/Glaube oder man begreift nichts.

W. I. LENIN
[Opium für das Volk]

Die Religion ist eine Form des geistigen Jochs, das überall und allenthalben auf den durch ewige Arbeit für andere, durch ein Leben in Elend und Verlassenheit niedergedrückten Volksmassen lastet. Die Ohnmacht des Ausgebeuteten im Kampf gegen die Ausbeuter läßt ebenso unvermeidlich den Glauben an ein besseres Leben im Jenseits aufkommen, wie die Ohnmacht des Wilden im Kampf gegen die Naturgewalten den Götter-, Teufel-, Wunderglauben usw. aufkommen ließ. Wer sein Leben lang schafft und darbt, den lehrt die Religion Demut und Geduld im irdischen Leben und vertröstet ihn auf den himmlischen Lohn. Wer aber von fremder Hände Arbeit lebt, den lehrt die Religion Wohltätigkeit hienieden; sie bietet ihm eine wohlfeile Rechtfertigung für sein Ausbeuterdasein und verkauft zu billigen Preisen Eintrittskarten zur himmlischen Seligkeit. Die Religion ist das Opium für das Volk. Die Religion ist eine Art geistigen Fusels, in dem die Sklaven des Kapitals ihr Menschenantlitz, ihren Anspruch auf ein auch nur halbwegs menschenwürdiges Dasein ersäufen.

Die Religion ist eine Art geistigen Fusels

... und die Lehren von Jehovas Zeugen sind von der Art geistigen Fusels, dessen Alkohol blind macht.

Geschrieben von AIR am 21. November 2005 17:29:54:

Als Antwort auf: Es gibt keinen Gott der menschliche Schicksale leitet/bewertet/belohnt/verdammt geschrieben von Info am 20. November 2005 13:08:28:

(Psalm 14:1) Der Unverständige hat in seinem Herzen gesagt: „Es gibt keinen Jehova." Sie haben verderblich gehandelt, sie haben verabscheuungswürdig gehandelt in [ihrer] Handlungsweise. Da ist keiner, der Gutes tut.

(Psalm 100:3) Erkennt, daß Jehova Gott ist. Er ist es, der uns gemacht hat, und nicht wir selbst. [Wir sind] sein Volk und die Schafe seiner Weide.

(Prediger/Kohelet 7:29) Siehe! Nur dies habe ich gefunden, daß der [wahre] Gott den Menschen rechtschaffen gemacht hat, sie aber haben viele Pläne ausgesucht."

Geschrieben von soso am 22. November 2005 01:33:54:

Als Antwort auf: Re: Es gibt keinen Gott der menschliche Schicksale leitet/bewertet/belohnt/verdammt geschrieben von AIR am 21. November 2005 17:29:54:

Im Koran steht auch so etwas. Zumindest ähnlich im Sinn.

Warum soll ich an die Bibel glauben?
Frage einen Mohamedaner: die Bibel ist gefälscht.

Geschrieben von D. am 20. November 2005 14:23:28:

Als Antwort auf: Es gibt keinen Gott der menschliche Schicksale leitet/bewertet/belohnt/verdammt geschrieben von Info am 20. November 2005 13:08:28:

Geschrieben von hiphop am 20. November 2005 16:39:32:

Als Antwort auf: Re: Es gibt keinen Gott der menschliche Schicksale leitet/bewertet/belohnt/verdammt geschrieben von D. am 20. November 2005 14:23:28:

Auch Erkenntnis wird immer aufs neue erdacht. Generation um Generation.
Lesen und Bildung hilft, sich fremde Erkenntnis zueigen zu machen. Doch nicht jede Äußerung ist es wert, übernommen zu werden.
Und so ist jeder wieder aufs neue darauf angewiesen, zu eben seiner Erkenntnis zu kommen.
Neues Licht für jedermann.
Doch niemals neues Licht ungeprüft und ohne Nachdenken übernehmen.

Religion blindmachender Fusel erschwert den Durchblick.

Im religionsbenebelten Zustand ist es eben schwer einen klaren Kopf für wahre Erkenntnis zu bekommen.

Jehovas Zeugen verteilen ihr Opium ganz massiv - sie wollen Abhängigkeit der Menschen.

Geschrieben von Joschi am 21. November 2005 01:24:15:

War in den letzten beiden Wochen ein Kongreß in Duisburg oder Dortmund? Kennt wer die Termine für die nächsten Termine? Wo kann ich die erfahren?

Danke für eure Hilfe im voraus

Geschrieben von anonym am 21. November 2005 03:16:20:

Als Antwort auf: Kongre geschrieben von Joschi am 21. November 2005 01:24:15:

Wachtturm Bibel- u. Traktat-Gesellschaft Deutscher Zweig e.V.
Am Steinfels
6561. Selters (Taunus)
Tel.: 06483/410

Einfach Anrufen.
Am besten zwischen 18.00 Uhr und 22.00 Uhr.
Freundlich fragen.
Für gewöhnlich freut sich dort jeder der zur Nachtwache oder beim Empfang eingeteilt wurde über Abwechslung.
Der Empfang ist 24 Stunden besetzt.

Bitte beachten!
Frag nach der gewünschten Sprache.
Kongresssäle sind im Grunde genommen jedes Wochenende besetzt.
Aber nur zum Teil in deutscher Sprache.

Geschrieben von od am 19. November 2005 08:12:30:

Hallo an alle, besonders an Manfred und Prometeus:
Ich habe mal wieder kurz reingeschaut und mitgelesen, was Ihr diskutiert.
Überraschend erfreulich fand ich, dass ich viele Beiträge gar nicht mehr zu Ende lesen kann :)
Zuviel Abstinenz von der alten Suppe :)

Alles Gute
Orazio

Geschrieben von Prometeus am 19. November 2005 10:53:02:

Als Antwort auf: Gruss geschrieben von od am 19. November 2005 08:12:30:

Hallo od,

gibts in Italien kein Internet mehr?

Schön, dass du dich mal meldest.

Gruß v. Prometeus

Geschrieben von od am 19. November 2005 15:33:25:

Als Antwort auf: Re: Gruss geschrieben von Prometeus am 19. November 2005 10:53:02:

Klar gibt es internet (in Mexiko), und ich bin täglich 24 Stunden online. Mich interessiert auch weiterhin Religion, aber Feinheiten der ZJ-Schriftauslegung (Überlegungen über 1914 zum Beispiel) sind mir einfach viel zu weit weg von theologischer Realität.

Zu Deinem Muslim Problem wüsste ich eine Lösung:
Alle Westeuropäer wandern anch Südamerika aus, und überlassen den Eurasischen Kontinent den Muslimen.
Südamerikanische Muslime werden im Gegenzug nach Europa verjagt.
In einigen hundert Jahren gibt es dann eine Chinesische Säuberungsaktion (im KZ Stil), und der Multikontinent fällt ganz an die Chinesen.
(Zur zynischen Bemerkung, dass es im KZ-Stil sein könnte: Ich glaube wirklich nicht, dass mit der deutschen Aktion das animalische Potential der Menschheit eingedämmt wurde. Es hat keine Abschreckende Wirkung, und sowas kommt wieder, vielleicht sogar viel schlimmer!)

Spass beiseite:
Wenn eine Ideologie expansionistisch ist, Macht sucht, und auch noch auf ein Gefühl der Kränkung aufbaut, ist multikulturelles Zusammenleben (Erhaltung des Status Quo) unvermeidlich, aber keine angenehme "Lösung".

Hasta luego!
Orazio

Geschrieben von him am 27. November 2005 12:24:39:

Jehovas Zeugen und ihre Zusammenarbeit mit dem US-Militär ist offenbar eine alte Tradition.

Im dritten Jahrtausen nach Christi ebenso wie im 20. Jahrhundert:

Nur bei der Anbiederung mit Hitler hat es nicht funktioniert. Ob Hitler mehr wusste oder nur ahnte? Oder ihm dieses verlogene Verhalten aufgefallen ist?
http://www.gimpelfang.de/weltkrieg/index.php?page=hitlerbrief.htm

Zitat:
Als im Frühjahr 1945 das Deutsche Reich in Scherben liegt, als man auch meint, es gebe keine deutschen Kirchenführer mehr, sofort in diesen Tagen des großen Zusammenbruchs sind es die 'Zeugen Jehovas', die zuallererst geistige und materielle 'Marshallplanhilfe' erhalten, wenn dieser Begriff auch erst Jahre später offiziell und für das übrige geschlagene Volk bekannt wird. 'Zeugen Jehovas' dürfen sofort wieder in Deutschland ihre Missionstätigkeit beginnen. US-Militärflugzeuge bringen ihnen Wachtturm-Schriften und erste Arbeitsunterlagen aus Brooklyn mit. General Dwight D. Eisenhower, selbst Sohn einer 'Zeugen-Jehova'-Familie, hilft der theokratischen Organisation beim Wiederaufbau des deutschen Zweiges, so gut das in seinen Kräften steht. Wachtturm-Präsident Nathan Homer Knorr kommt schon bald mit einer US-Militärmaschine über den Atlantik, als noch kein anderer Ausländer in ähnlicher Absicht deutschen Boden betreten kann. Eine Karlsruher Druckerei wird für die neuen Aufgaben der 'Zeugen Jehovas' beschlagnahmt. In Magdeburg wird ein neues Büro eingerichtet, daneben ein zweites für Westdeutschland in Wiesbaden-Dotzheim. Führer der 'Zeugen Jehovas' dürfen in Militärzügen reisen und in von der Militärregierung beschlagnahmten Hotels wohnen. Der ehemalige Reichsdiener Erich Frost ist wieder in vollem Einsatz - in Magdeburg wie in Wiesbaden. Sein engster Gehilfe ist Konrad Franke. Am 13. Januar 1946 darf Frost beim Sender Stuttgart einen ersten Rundfunkvortrag halten, vier Wochen später bekommt er eine Sendezeit bei Radio München. Noch nie zuvor hatten 'Zeugen Jehovas' in Deutschland Gelegenheit, über Rundfunk zu sprechen. Es sieht so aus, als wollten sie die neue deutsche Kirche werden ... 'Was hatte der Herr in dieser kurzen Zeit doch alles für uns getan! Wie machtvoll hatte er sein Werk vorangetrieben!', schreibt Frost in seinen Erinnerungen.

Machen Jehovas Zeugen mit dem US-Militär Geschäfte?

Geschrieben von Prometeus am 29. November 2005 11:28:02:

Als Antwort auf: Zeuge Jehovas will Moslem werden. geschrieben von bz am 28. November 2005 23:42:52:

Nachdem er also schon fast alles (neben ZJ auch die jüdischen Kabbalisten) durch hat, schliesst er sich in den Fußstapfen des Muhammed Ali der rassistisch-chauvinistischen "Nation of Islam" des Antisemiten Farragan an. Bravo! Welch spiritueller Fortschritt!

Ob er sich da erst wieder umfärben lassen muss?

Gruß Prometeus

prometeus

Geschrieben von gucksdurichtig am 29. November 2005 18:45:49:

Als Antwort auf: Re: Zeuge Jehovas will Moslem werden. geschrieben von Prometeus am 29. November 2005 11:28:02:

Viel interessanter erscheint mir der Blick auf Jehovas Zeugen.

Jacko hat abgewirtschaftet. Wen interessiert es wirklich was er macht oder nicht macht?

Doch welche Reaktion löst dieses Verhalten bei Jehovas Zeugen aus? Ausschluss? Statements: der hat sich selbst ausgeschlossen!?!?!
Und was ist aus der Familie des Jacko zu hören?
Mutter soll noch *gläubig* sein?
Umgang?

Wie würde eine Versammlung einen ZJ behandeln der in einer Moschee beten geht oder von dem öffentlich berichtet wird, er habe eine bedeutende Spende gegeben? Er habe für die 'falsche' Religion gespendet.

Also nicht Jacko interessiert hier.
Das eigentlich interessante sind Jehovas Zeugen und wie sie mit dieser Situation umgehen...

Geschrieben von Prometeus am 29. November 2005 19:25:22:

Als Antwort auf: Re: Zeuge Jehovas will Moslem werden. geschrieben von gucksdurichtig am 29. November 2005 18:45:49:

Soweit mir bekannt ist, ist er schon lange kein Zeuge mehr, obwohl er zwischenzeitlich wohl gelegentlich wieder (mit bodyguards) in irgendeiner Vers. aufgetaucht sein soll.

Für die ZJ ist er wohl seit langem kein Thema mehr.

Geschrieben von Drahbeck am 29. November 2005 20:15:11:

Als Antwort auf: Re: Zeuge Jehovas will Moslem werden. geschrieben von Prometeus am 29. November 2005 19:25:22:

In der Gegenwart ist Jackson, wie richtig festgestellt, für die offiziellen Zeugen keine Thema mehr. Das hinderte sie aber nicht, die finanziellen Krallen aufzuhalten.
Man nimmt also auch von "Unwürdigen" Geld, so man es kriegen kann.
Dafür mag auch jene Meldung stehen, die der "Berliner Dialog" 1997 - von der WTG unwidersprochen - abdruckte:

Michael Jackson gab Millionenspende für JZ-Verwaltungszentrum in St. Petersburg
Im nördlichen Vorort Solnecnyi bei St. Petersburg hat die Wachtturm-Gesellschaft Anfang Juli ihr neues Verwaltungszentrum eröffnet. Der vierstökkige Gebäudekomplex wurde von 600 Freiwilligen, von denen die Hälfte aus dem westlichen Ausland und den USA kam errichtet. Das Zentrum ist mit modernster Technologie ausgestattet, enthält eine kleine Möbelfabrik, eine Cafeteria mit eigener Bäckerei und sieben Wohnblocks, in denen dreihundert der Jehovas Zeugen leben. Ermöglicht wurde die Errichtung des ersten russischen "Bethel" durch reichliche Spenden von Jehovas Zeugen aus dem Ausland, vor allem aus Amerika. Allein Michael Jackson trug nach Angaben des Zentrumsleiters Vasilij Kalin, 1,5 Millionen US-$ zum Bau bei. Nach dem Jahrbuch der Wachtturm-Gesellschaft gibt es z.Zt. über 67.000 Jehovas Zeugen in der Russischen Föderation, über 71.000 in der Ukraine und weitere 12.000 in Moldawien. (Q: Orthodoxie aktuell, Bochum, 7-1997)
www.religio.de/dialog/397/397s30.html

Noch 1984 stellte die WTG Jackson einen "Persilschein" aus, indem sie in "Erwachet" vom
22. 8. 1984 verlautbarte:
"In einem anderen berühmten Videofilm, Thriller, ist zu sehen, wie der Darsteller sich zuerst in einen "Katzenmenschen" und dann in ein tanzendes "Ungeheuer" verwandelt. Zweifellos mit dem Wunsch, der Schlußfolgerung entgegenzuwirken, der Film fördere den Spiritismus, wird er mit dem Dementi eingeleitet: "Aufgrund meiner tiefen persönlichen Überzeugung möchte ich betonen, daß dieser Film in keiner Weise den Glauben an das Okkulte billigt" (Michael Jackson).
Nichtsdestoweniger war der Film so realistisch, daß einige, die ihn sahen, sagten, sie seien zunächst in Schrecken versetzt worden. Was sollte mit diesem Kurzfilm zum Ausdruck gebracht werden? Und wie beurteilt ihn der Darsteller, Michael Jackson, rückblickend? "Ich würde ihn nicht noch einmal drehen!" sagte Jackson. "Ich wollte nur einen guten und amüsanten Kurzfilm machen und nicht etwas Schlechtes tun oder etwas auf die Leinwand bringen, was die Leute erschreckt. Ich möchte tun, was recht ist. Ich würde so etwas nicht noch einmal machen." Warum nicht? "Weil es bei vielen Anstoß erregt hat", erklärte Jackson. "Das bedrückt mich. Ich möchte nicht, daß sie so empfinden. Jetzt sehe ich ein, daß es keine gute Idee war. Nie mehr werde ich ein solches Video machen!" Er fuhr fort: "Soweit es in meiner Macht steht, habe ich die weitere Verbreitung dieses Films, auch seine Freigabe in einigen anderen Ländern, verhindert. Man will Thriller auf jede erdenkliche Weise zur Verkaufsförderung einsetzen, aber ich sage: 'Nein, nein, nein. Mit Thriller will ich nichts mehr zu tun haben. Kein Thriller mehr. "

Danach ist es in der offiziellen WTG-Publizistik zum Thema Jackson still geworden. Weitere Verlautbarungen darin, die ihn namentlich nennen würden, sind mir nicht bekannt.

Erinnert sei auch an den Fall des Krimi-Schriftstellers Mickey Spillane. Auch da scheint das großzügig rübergereichte "Scheckbuch" des Spillane entsprechende Wirkung verursacht zu haben.

Wie schon der Volksmund bitter bestätigt, so zeigt es sich auch bei diesen beiden Fällen.
Die "Großen" läßt man verhältnismäßig ungeschoren. Wehe dem "Kleinen", der sich vergleichbares "zuschulden" kommen läßt.

Der Fall Spillane

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