Annotationen zu den Zeugen Jehovas
Rudolf Fisch: Die ernsten Bibelforscher


1924 veröffentlichte der durchaus als evangelikal einzuschätzende "Licht und Leben"-Verlag eine Broschüre von Rudolf Fisch. Sie ist insoweit ein Zeitdokument, als sie schon zu damaliger Zeit die Unglaubwürdigkeit der Verkündigung der WTG belegt. Nachstehend einige Kernsätze aus dieser Schrift

"Wie ein Posaunenstoß geht durch unser Land, ja durch die Welt die Botschaft vom goldenen Zeitalter des Tausendjahrreiches, von den Millionen Menschen, die nicht sterben. Mit immer neuer fanatischer Unermüdlichkeit verbreiten die 'Ernsten Bibelforscher' diese Lehre durch Wort, Schrift und Plakat. Viele hören diesen Posaunenton mit Freuden, denn wer sehnte sich nicht nach einem goldenen Zeitalter! Wer möchte nicht zu denen gehören, die de unheimlichen Gewalt des Todes entrinnen!

Wie der Kaufmann mit Hilfe des 'Rechenschiebers' schnell und sicher die kompliziertesten Ausrechnungen macht, so setzen die 'Ernsten Bibelforscher' ihre Zuhörer in Staunen durch Schlüsse und Beweise, die sich 'mit absoluter Sicherheit' aus der Zusammenstellung einer großen Anzahl von Bibelstellen ergeben.

Schon mehrfach erlebten sie mit ihren Ankündigungen schwere Enttäuschungen. Anstatt jetzt kleinlaut zu werden, machen diese unbequemen Tatsachen sie nur noch unentwegter, anmaßender und dreister. Auch in politischen, völkischen, sozialen Fragen nehmen sie herausfordernd das Wort.

Wir meinen, es wäre nun die dringlichste Aufgabe der Ernsten Bibelforscher, dafür zu sorgen, daß diese aus dem ''Seelenschlaf' auf die Erde zurückkehrenden Milliarden von Menschen nicht gleich verhungern und im Freien, ohne Obdach zu finden, bleiben müßten, daß sie Vorräte sammeln und Häuser für sie bauten. Davon sieht man aber gar nichts und man muß doch nun auf den Gedanken kommen: Entweder ist es ihnen nicht ernst mit der Prophezeiung, daß im nächsten Jahre dieser Massenbesuch zu erwarten sei, oder sie sind unglaublich gedankenlos und in geradezu verbrecherischen Maße sorglos, denn die Rückkehr von mindestens 20 Milliarden Menschen, ohne daß für sie Vorsorge getroffen ist, wäre ein unausdenklich schreckliches Unglück, dem wir allesamt zum Opfer fallen würden.

Die ganze jetzige und die zurückkehrende Menschheit würde doch einfach verhungern und die freudevolle Voraussage von 'Millionen jetzt lebender Menschen werden nicht sterben', die die Ernsten Bibelforscher der ganzen Welt immer wieder verkündigen, müßte in Wahrheit lauten: 20 Milliarden von Menschen, im günstigsten Fall, werden grausam im Jahre 1925 verhungern, und glücklich ist, wer noch dieses Jahr in Frieden sterben kann. Was wäre die verheerendste Überschwemmung, der größte Heuschreckenschwarm gegen diese von den Ernsten Bibelforschern mit Wonne erwartete Katastrophe!

Uns wundert, daß es noch einen Menschen gibt, der so leichtgläubig ist, auf den neuesten Betrug hereinzufallen, womit die Anhänger Russells das Jahr 1925 für das Jahr 1914 einschieben. Ist es nicht erschütternd, daß trotz dieses fürchterlichen, vor aller Welt offenbaren Bankrotts ihres Führers, die 'Ernsten Bibelforscher' die Frechheit haben, noch jetzt öffentlich zu behaupten, 'Russell sei der größte Prediger der neuesten Zeiten.'

Ist zwischen 1874 und 1914 Babel gefallen? Der Antichrist gestürzt worden? Sind die Weltreiche zusammengebrochen? Ist Christus wiedergekommen und hat sein Reich aufgerichtet? Nicht einmal der größte Schwärmer könnte so etwas behaupten. Und 1914 soll die Gerichtszeit zu Ende sein und die Friedenszeit des Tausendjahrreiches beginnen? In dem Jahre, da der blutigste aller Kriege begann! Friedenszeit - Weltkrieg! Welch ein schreiender Gegensatz! So wahr der entsetzliche Weltkrieg das ersehnte Tausendjahrreich ist: so wahr ist Russell ein echter Prophet, und so wahr sind seine Lehren."

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