Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV Sonderdienst Nr. 5 August 1982

Ein ernsthaftes Problem hatte die sowjetische Politik, Anfang der 1980er Jahre in der Tat. Die USA hatten die Gangart im Wettrüsten zwischen Ost und West erheblich verschärft, mit der auch ausgesprochenen Zielstellung, den Osten dabei totzurüsten.
Rückblickend hat man festzustellen: Die Rechnung ist aufgegangen. Zwar bemühten sich die Sowjets, soweit es die blanke Militärtechnik anbelangte, mitzuhalten. Aber dafür wurde ein hoher Preis fällig. Das verfügbare Nationaleinkommen wurde durch diese Zusatzkosten über Gebühr strapaziert. Eine Folge davon, die Sowjets lieferten lebensnotwendige Rohstoffe, wie Erdöl beispielsweise, nur noch begrenzt und zu erhöhten Weltmarktpreisen an Länder wie die DDR. Das wiederum bewirkte sonderbare Konstellationen. So etwa den vom CSU-Politiker Franz-Josef Strauß maßgeblich eingefädelten Milliardenkredit an die DDR.

Kredite sind eine feine Sache, wenn man sie erhält (zumindest anfangs). Der Katzenjammer kommt aber bestimmt, dann wenn ihre Tilgung fällig wird. Der Zusammenbruch auch der DDR, ein knappes Jahrzehnt später, ist letzendlich eine indirekte Folgewirkung dieses von den USA angeheizten Wettrüstens. Insofern ist das Kalkül der USA, den Ostblock betreffend aufgegangen.

Siege verdrängen offenbar aber auch zurückhaltendere Überlegungen. Ob das Kalkül der USA ihr Hätschelkind Israel als Pfahl im Fleische der Araber von vorne und hinten nur Zucker in den Allerwertetesten zu blasen, auf Dauer eine weise Entscheidung ist, wird man zumindest nach dem 11. 9. 1981 ansatzweise kritisch sehen können. Wer das allerdings nicht kritisch sieht, dass sind offenbar die herrschenden Kreise in den USA. Und so nehmen sie es denn auch in Kauf, immer breitere islamische Kreise sich zu Feinden zu machen. Den Ostblock haben die USA besiegt. Wer beim überqueren des neuerlichen Halys namens Irak der langfristige Sieger sein wird. Das steht wohl noch in den Sternen. Trotz eines bereits erfolgreichen Krieges der USA gegen den Ostblock. Hitler hatte auch mal seine großen Tage. Etwa wie er bei der Nachricht von der Besetzung von Paris einen Feixtanz veranstaltete. Später, als er halbe Kinder mit zitternden Händen noch im Jahre 1945 mit Orden behängte, hatte er sie offenbar nicht mehr.

Kehren wir zu den 1980er Jahren zurück. Auf der Suche nach Hilfe, entdeckten die Sowjets sogar ihre eigene russische-orthodoxe Kirche wieder. Wahrlich nicht aus Freude, eher aus Not. Ihr war es nun vorbehalten eigene internationale Konferenzen mit kirchlichen Kreisen aus anderen Staaten zu veranstalten, in der Hoffnung, damit einen Multiplikatoreffekt zu erzielen. Und sogar der CV war es dabei möglich, sozusagen die "diplomatische Bühne" zu betreten; was ihr eigens einen sogenannten "Sonderdienst Nr. 5" wert war. Ergänzendes dazu kann man auch entnehmen aus der "Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte" S. 499f.

CV CHRISTLICHE VERANTWORTUNG
MONATSSCHRIFT DER STUDIENGRUPPE CHRISTLICHE VERANTWORTUNG
BEGRÜNDET 1959 VON WILLY MÜLLER, GD. GERA/THÜR. DDR

GERA SONDERDIENST NR. 5 AUGUST 1982

RELIGIÖSE WELTFRIEDENSKONFERENZ
AUCH ATOMKRIEGS-HARMAGEDON-YERKÜNDIGUNG DER WTG VON 1981 IM GERICHT
Die Pflicht der Prediger aller Religionen
IM Mai 1982 fand auf Einladung der Russisch-Orthodoxen Kirche in Moskau eine Konferenz von Vertretern aller Weltreligionen statt "FÜR DIE RETTUNG DER HEILIGEN GABE DES LEBENS VOR EINER NUKLEAREN KATASTROPHE". Das Anliegen: Die Gefahr eines atomaren 3. Weltkrieges, wie sie mit dem Wettrüsten der US-Politik eines Kernwaffen-Erstschlages und begrenzten Atomkrieges in Europa sichtbar wird.

PATRIARCH PIMEN einleitend: "Es ist ganz natürlich, daß das Bewußtsein einer gemeinsamen Gefahr" zusammenführt. Ist das "moralische Bedürfnis nach Frieden und Gerechtigkeit" doch "spirituelle Grundlage" aller Religionen. "Mit Recht können wir die Politik, die mit einem Krieg droht, als unmoralisch erklären", und "wir wissen auch, daß das Bewußtsein der Unabwendbarkeit einer nuklearen Vernichtung den Willen des Menschen zum Kampf gegen das Übel des Militarismus schwächt und die moralischen Grundlagen der menschlichen Gesellschaft nicht weniger schwanken laßt, als das viele Kriege in der Vergangenheit getan haben". Es ist "die Pflicht der Prediger aller Religionen", das moralische Verantwortungsbewußtsein zu wecken und zu stärken. Womit wir zur WTG kommen. Was tut sie?

Auch sie predigt die Unabwendbarkeit
1889, 1914, 1925, 1945 und 1975 haben das WT-Harmagedon als falsche Prophetie erwiesen. So mußte eine weitere Neuauslegung kommen: Erwachet 8.9.1981! Der jetzige hintergründige Zweck: Auch wir sollen als Christen nichts gegen die US-Hochrüstung zur Weltmacht Nr. 1 tun, Pläne mit nuklearen Erstschlägen, wo die USA das für nötig halten. In Neuauslegung von Daniel 11 übernimmt die WTG CIA-Thesen über den Beginn dieses atomaren Infernos infolge angeblicher sowjetischer "Bedrohung amerikanischer Interessen". ERWACHET:

DER 3. Weltkrieg als Auftakt von Harmagedon kann von Menschen nicht verhindert werden, ist durch Menschenhand unabwendbar. Menschen können das nicht aufhalten oder stoppen, nur Gott allein zu seiner "bestimmten Zeit", damit die Erde "nicht völlig vernichtet" werde. ALLE menschlichen Friedensbewegungen sind daher vergeblich.

DA Harmagedon Falschprophetie ist, bleibt als reale Wirkung, "das Bewußtsein der Unabwendbarkeit einer nuklearen Vernichtung", und "den Willen der Menschen zum Kampf" dagegen "zu schwächen" (Pimen). Das ist unbestreitbar.

Vor das Friedensforum damit'
ANGESICHTS der WT-Falschprophetie jetzt im Sinne der Unabwendbarkeit eines 3. Weltkrieges und der bleibenden christlichen Pflicht, "nach Frieden zu trachten mit jedermann" (Hebr. 12:14) wurde diese WT-Kriegspropaganda von der Weltkonferenz in Moskau aus der Öffentlichkeit mit folgendem Dokument zur Kenntnis gebracht:

CHRISTEN MÜSSEN FRIEDENSSTIFTER SEIN GEGEN DIE VERBREITUNG VON KRIEGS- UND UNTERGANGSPSYCHOSE

DER BEITRAG DER STUDIENGRUPPE "CHRISTLICHE VERANTWORTUNG"
ZUR WELTKONFERENZ "RELIGIÖSE VERTRETER FÜR DIE RETTUNG DER HEILIGEN GABE DES LEBENS
VOR EINER NUKLEAREN KATASTROPHE MOSKAU 10. BIS 14. MAI 1982
CHRISTEN müssen Friedensstifter sein. Matth. 5:9. Die Einberufung dieser Weltkonferenz ist darum eine Großtat christlichen Friedensstiftens, Friedensdienstes. "Soviel an euch liegt, lebt mit allen Menschen in Frieden". Rö. 12:18. Christen müssen sich darum allen anderen Menschen zuwenden, um mit ihnen in Frieden zu leben, d.h. mit ihnen Frieden zu bewahren und Gefahren für die heilige Gabe des Lebens aller abzuwenden. Die Einberufung dieser Weltkonferenz ist darum auch ein großer Schritt in der Verwirklichung dieses christlichen Friedensauftrages unter allen Menschen .Diese Weltkonferenz verdient darum die Zuwendung aller religiösen Kräfte und ihrer Vertreter, denen Frieden schaffen und erhalten und Leben zu retten und zu bewahren oberste Glaubensgrundsätze sind.

DIE Studiengruppe Christliche Verantwortung in ihrer Situation an einer Nahtstelle der heutigen auch an Gläubigen nicht vorbeigehenden Auseinandersetzungen, speziell befaßt mit einem weltweiten Mißbrauch des Glaubens von Menschen, die durch die "wachsende Weltkrise" ihren traditionellen religiösen, und sozialen Halt verlieren und zur Verbreitung von Kriegs-und Untergangspsychose unter allen Gläubigen benutzt werden, unterstützt voll und ganz das Anliegen dieser Weltkonferenz. Es gibt für niemanden einen christlichen Grund, sich zu verweigern, wo die Hand ausgestreckt wird, um "den. Frieden zu suchen". 1. Petr. 3:11. Noch viel weniger gibt es einen christlichen Grund, eine zum Frieden ausgestreckte Hand schmähend zurückzuweisen. Tit. 3:2, Diese Weltkonferenz ist eine großartige Initiative, aufeinander zu hören, miteinander zu sprechen und einander zu verstehen, um die Kriegs- und Untergangsgefahren abwenden zu helfen, die uns alle bedrohen, mit anderen Worten, "nach Frieden zu trachten mit jedermann". Hebr. 12:14.

IM Interesse der Rettung der heiligen Gabe des Lebens heute ist es unerläßlich, zu zeigen, worin diese Bedrohungen bestehen, wie es diese Weltkonferenz zur Aufgabe hat. Zur Vorbeugung einer Atomkatastrophe gehört auch die Aufdeckung und Zurückweisung aller Kriegs- und Untergangspsychosen, die Willen und Kraft zerstören, "nach Frieden zu trachten mit jedermann", die Krieg und Untergang als unvermeidlich hinstellen.

EINE Hauptinstitution, die das unter Mißbrauch des christlichen Glaubens weltweit tut, ist der internationale religiöse Medienkonzern "Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft" in Brooklyn, New York, USA, die leitende Körperschaft der Organisation der sog. Zeugen Jehovas, die inzwischen weltweit eine beachtliche religiöse Macht darstellt. In über 200 Ländern und über 100 Sprachen, über neue Weltzentren in Westeuropa, in Lateinamerika, Südafrika, Japan u.a. unter Gläubigen aller Religionen. Diese "Wachtturm-Verkündigung" in ständig neuem Mißbrauch eschatologischer Aussagen der Bibel ist nicht nur "falsche Prophetie" mit ihren katastrophalen psychischen, familiären und sozialen Folgen für Millionen Betroffene. Dialog und Verständigung mit Andersdenkenden und Andersglaubenden werden durch Intoleranz, Verteufelung und Konfrontation unmöglich gemacht. Engagement Gläubiger für die Verbesserung sozialer Zustände und für soziale Gerechtigkeit, für Abrüstung und Frieden unter den Nationen werden behindert und gelähmt und die Menschen darin verfeindet. Wer unter den Gläubigen den "kalten Krieg gegen rote Regime" einstellt und "um Frieden mit dem Kommunismus bemüht ist", um gemäß dem Evangelium der Bibel "mit allen Menschen in Frieden zu leben", wird diffamiert und geschmäht, namentlich katholische und orthodoxe Christen. In jüngster Zeit wird von diesem Medienkonzern gleichlaufend mit der NATO-Hochrüstung und der US-Drohung mit Nuklearkrieg und Ersteinsatz von Atomwaffen im Namen

Gottes ähnlich wie in den 50er Jahren eine erneute eschatologisch verbrämte Atomkriegspsychose verbreitet. Die Menschen würden ihre Vernichtungswaffen unabwendbar "gegeneinander kehren". Eine nukleare Katastrophe könne darum von Menschen nicht verhindert werden. Jeder Einsatz dafür sei zwecklos. Dabei wird von den realen Kriegsursachen abgelenkt durch verfälschende technizistische Theorien, "die Technik treibt die Welt in den Krieg".

IN der Frage der Friedensschaffung und der Aufgaben religiöser Kräfte bei der Vorbeugung einer Atomkatastrophe ist es unerläßlich, auch jene Kräfte zurückzuweisen, die vor allem die Gläubigen an die Politik gewöhnen wollen, daß der Krieg unvermeidlich und der Kampf gegen- die Kriegsgefahr zwecklos und vergebens sei. Der "Wachtturm"-Medienkonzern der sog. Zeugen Jehovas ist eine der größten Organisationen, die das mit Massenpublikationen in Mißbrauch des christlichen Glaubens in vielen Ländern der Erde betreibt. Bei der Mobilisierung aller religiösen Kräfte zur Rettung der heiligen Gabe des Lebens vor einer nuklearen Katastrophe kann auch das nicht unwidersprochen bleiben. Es ist unser Anliegen, auch hierauf die Aufmerksamkeit zu lenken. Es muß alles getan werden, daß die Gläubigen überall ihre Mitverantwortung für die Schaffung und Erhaltung des Friedens erkennen und wahrnehmen können. Alle zusammen sind wir eine große Kraft des Friedens.

CHRISTEN müssen "auf das bedacht sein, was zum Frieden und zu gegenseitiger Erbauung dient" Rö. 14:19. Sie müssen folglich allem widerstehen, was zum Krieg und zur Zerstörung führt, wollen sie unter den Menschen glaubhaft sein. So müssen sie sich engagieren. Der von dieser Weltkonferenz ausgehende Ruf, die von dieser Weltkonferenz ausgestreckte Hand müssen die ganzherzige Unterstützung aller religiösen Kräfte finden, wie groß oder klein sie auch sind, aller gläubigen Menschen. Denn wir sind alle bedroht. Mit unserem Beitrag in christlicher Verantwortung und "unverletztem Gewissen vor Gott und den Menschen" (Apg. 24:16) stimmen wir in diesen Ruf ein. Wem "Frieden mit jedermann" das höchste Anliegen ist, kann das tun. -

CV Mai 1982

A 9157/89 V 7 1 1437 KO