Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 45

Nebulös reden Jehovas Zeugen von einer "Leitenden Körperschaft", die da ihre Geschäfte besorgt. Sieht man die sich näher an stellt man eine Personengleichheit mit der Verlagsfirma der WTG fest. Dies ist Hauptthema dieser CV-Ausgabe

Ein Satz aus dieser CV-Ausgabe muß noch kritisch kommentiert werden. Da konnte man auch, übrigens nicht zum "ersten" mal lesen, dass der "Nazikollaborateur Erich Frost, auch 'Überrest'Glied, ... das ganze Werk in der Nazizeit aus Rache an anderen Brüdern 'hochgehen'" ließ.

So einfach ist die Sachlage nicht. Es ist bekannt, das Frost ihn belastende Gestapoprotokolle unterschrieb. Ob diese Sachlage allerdings schon ausreicht, um die Vokabel vom "Kollaborateur" in den Mund zu nehmen, stelle ich in Frage. Mit Sicherheit war Frost kein "Superheld". Er hat unter Druck, wie man so im Jargon sagt "gesungen". Das ist unbestreitbar. Die Geschichte kennt tatsächliche Kollaborateure. Aus dem politischen Bereich sei einmal der Name Quisling genannt. Das war ein norwegischer Politiker, der an der Spitze einer von den Nazis eingesetzten Marionettenregierung stand.

Frost hingegen saß seit seiner Verhaftung ununterbrochen im Naziregime ein. Die tatsächlichen Kriterien eines "Kollaborateurs" sind in seinem Falle nicht erfüllt. Und was die bosartige Unterstellung anbelangt, er habe aus "Rache" andere "hochgehen" laßen, so ist auch dies zurückzuweisen. Der Fall Frost reduziert sich auf menschliches Versagen in einer Drucksituation. Es wäre zu schön um wahr zu sein, hätte Frost diese Prüfung anders gemeistert. Wäre es so, hätte er höchstwahrscheinlich auch zu denen gehört, die das Naziregime nicht überlebt haben

Das Thema Uraniabuch, über das an anderer Stelle dieser Webseite schon einiges gesagt wurde, findet auch in dieser CV-Ausgabe seinen Niederschlag. Diesmal in der Form eines Votums des Dr. Reinhold Pietz (zeitgenössisch kompetenter Beobachter kleinerer Religionsgemeinschaften, aus der Sicht der Evangelischen Kirche in der DDR). Zitat aus der diesbezüglichen Wiedergabe in der CV:

"Ebenfalls (bewertet er) die Darstellung von Schicksalen der Zeugen Jehovas im 'Dritten Reich' als zu einseitig, wobei er aber auch einräumt, daß es verdienstlich sei, wenn auf diese Weise der Mythenbildung entgegengetreten wird, die sich die Sekte in ihrem Schrifttum angelegen sein läßt".

A ha: Mythenbildung. Jenes Wort müsste noch heute einigen in den Ohren schrillen!

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Gegründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür. DDR

CV - ihr Zweck
Kommentare und Informationen für Jehovas Zeugen. CV befaßt sich in freier, christlich und menschlich verantwortungsbewußter Diskussion mit der Verkündigung der Organisation der Wachtturmgesellschaft. Die Beiträge sind undogmatisch und vielseitig, ohne immer der Ansicht des Herausgebers zu entsprechen. Es ergeht der Ruf zu Unterstützung und Mitarbeit

Nr. 45 Gera November 1972

Christliche Verantwortung Jahrgangsmäßig zusammengefasst 1972

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