Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 23

In dieser Ausgabe findet sich auch der Satz:
"
Die Brüder in anderen Ländern erwarten sicherlich gar nicht, daß in CV ihre Probleme mit der WTG gelöst werden. Sie möchten viel eher sehen, wie man hier die Dinge in Angriff nimmt, wie man woanders die Dinge anpackt. Und muß man nicht sagen, daß die WTG-Frage in unserem Lande von beispiellosem Interesse ist?

Was ist nun das Hauptproblem? Das Hauptproblem ist die schwierige und bisher ungelöste Situation der Brüder und Schwestern in unserem Lande, einerseits bedingt durch die besondere Haltung der WTG und andererseits durch die fortschreitende gesellschaftliche Entwicklung. Hier prallen sozusagen Welten aufeinander. Man muß schon sagen, daß Deutschland auch in dieser Sache ein Brennpunkt ist. Das ist der Kern der Sache, damit hängt alles andere zusammen."

Dazu mag man als nachträglichen Kommentar nur noch sagen: Problem wohl erkannt. Indes gesetztes Ziel nicht erreicht. Warum nicht? Nicht zuletzt, weil das Totalitarismusklima der DDR, zugleich auch eine Art unterschwellig politisch motivierte Antihaltung provozierte, die sich im Falle der Zeugen Jehovas in religiöser Verbrämung widerspiegelte.

Nur Willi Heinicke und Friedrich Adler, waren in dem ersten 1950-er Schauprozess gegen die Zeugen Jehovas, hauptamtliche Mitarbeiter des Magdeburger Zweigbüros der WTG. Einige der anderen Angeklagten kann man zwar auch als hauptamtliche Mitarbeiter der WTG bewerten. Indes war ihr Wirkungskreis nicht die Magdeburger WTG-Zentrale. Heinicke hatte dort die Funktion des juristischen Leiters. Ein Artikel der CV 23 befaßt sich mit seinem Fall näher. Es wird ausgeführt, daß er zum Zeitpunkt der Artikelveröffentlichung sich in seinem 55 Lebensjahr befand. Rechnet man zurück, kommt man zu dem Ergebnis, das er als "blutjunger Jüngling" sich schon auf dem Posten eines "juristischen Leiters" befand. Die Diktionen dieses Artikels sind nicht die meinigen. Nicht genügend herausgearbeitet ist meines Erachtens auch die akute Endzeiterwartung bei den Zeugen Jehovas in jenen Jahren. Sie veranlasste Adler beispielsweise nach der Urteilsverkündigung (die für ihn auf lebenslänglich lautete) zu dem Ausruf gegenüber dem Obersten Gericht der DDR: "Sie meinen wohl ein Jahr".

Jener Artikel führt bezüglich Heinicke aus:
"Eine Diktatur, in der der Leiter der juristischen Abteilung die juristische Weisungs- und Befehlsgewalt innehatte, wurde erstellt. Er zögerte dann auch nicht, in seinem Sachbereich in der gleichen anmaßenden und höhnischen Weise, sowohl nach innen wie nach außen, vorzugehen. "In der Tat, Diktatur ist das richtige Wort. Gespeist aus religiösem Fanatismus, der Endzeiterwartung, wurden politische Systeme brüskiert. Die Nazis und die "DDR". Wie die Geschichte weiter ausgegangen ist, dürfte zur Genüge bekannt sein.

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober

Nr. 23 Gera März 1969

Christliche Verantwortung Jahrgangsmäßig zusammengefasst 1969

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