Christliche Verantwortung Jahrgangsmäßig zusammengefasst 1992/93

CV 260 -  264

Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 260 /1992

Nun ist die CV in dem runden letzten Jahr ihrer Existenz, wohl auch in der Bundesrepublik „angekommen" (also nicht mehr so DDR-spezifisch). Man merkt es auch daran, begegnet man in dieser Ausgabe auch einigen Namen, mit bekanntem Alt-Bundesrepublikanischen Klang (auch andernorts ermittelbar), und das ganze gekoppelt mit Seichtheiten


CV CHRISTLICHE VERANTWORTUNG

SCHRIFT DER STUDIENGRUPPE CHRISTLICHE VERANTWORTUNG

BEGRÜNDET 1959 VON WILLY MÜLLER, GD, GERA/THÜRINGEN

NR. 260 GERA 1/1992

1992 - Das Jahr mit der Bibel

und wie die Zeugen Jehovas sie für sich benutzen

Warum auch dies 1992 ein Thema?

Unter den vielen heutigen kleinen und großen Herausforderungen des christlichen Glaubens ist zweifellos eine auch die kirchenfeindliche Abspaltungstätigkeit der als Zeugen Jehovas bekannten Religionsgemeinschaft. Ein abspalterisches und insofern sektiererisches Unternehmen, das um wirklich christlicher und auch sozialer Verantwortung willen eine entsprechende Beachtung finden sollte. Dies um so mehr, als es immer auf die Bibel als Autorität gestützt beschrieben wird.

Dem nicht anheim zu fallen, hat auch zur Voraussetzung, um jene biblische Stützung zu wissen, sich also mit der Bibel hinreichend selbst vertraut zu machen. Denn die Bibel war und ist in der Tat Hilfe im Glaubenskampf und Zurüstung für jedes gute Werk. Epheser 6:10-17, 2. Timotheus 3:17. Und in der sich ergebenden Auseinandersetzung mit der ZJ-Bibelanwendung begreift man sehr wohl ein gutes Stück des Wertes der Bibel für das eigene christliche Glaubensleben und seine Festigung. Es ist immer so gewesen, daß ein herausgeforderter Glaubenskampf zugleich auch zur besten Befestigung des Glaubens selbst diente.

So ergibt sich, daß die sektiererische ZJ-Bibelbenutzung in einem Jahr mit der Bibel, wie es für 1992 kirchlicherseits ausgerufen wurde, eines der Themen sein sollte.

Eine durchaus ernste Herausforderung

Nach wie vor proklamieren die ZJ offen, daß es ihrem kirchenfeindlichen Vorgehen darauf ankommt, so viele Menschen wie möglich aus Babylon der großen Hure, wie die christlichen Kirchen insbesondere verleumdet werden, herauszuholen, hinein in ihre Gemeinschaft, zu der noch einiges gesagt werden muß. Gehet aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr an ihren Sünden nicht teilnehmet und von ihren Plagen nicht mitbetroffen werdet! Denn ihre Sünden reichen bis an den Himmel, und Gott hat ihrer Freveltaten gedacht., ist der dafür von den ZJ aus der Bibel, Offenbarung 18:4,5 fälschlich entnommenen Schlachtruf. Man sollte schon wissen, zu was für einem Vorgehen die ZJ da von ihrer Führung angewiesen sind, inhaltlich bis heute unverändert. So heißt es diesbezüglich bibelmißbräuchlich als Kampfauftrag für alle ZJ:

Niederreißen, zerschmettern, zermalmen

Ein zu gottgemäßem Kampf befreiter Sinn. Die überlieferten Glaubensbekenntnisse und Lehren der Christenheit, die eher zum Heidentum zurückführen als zur Heiligen Schrift, werden niedergerissen und haben keinen festen Stand mehr im Sinn aufrichtiger, unterrichteter Menschen ...

... diese Nachfolger (ZJ allg., Anm.) beteiligen sich am Niederreißungswerk wider den modernen Baalsdienst (kirchl. Gottesdienste, Anm.), indem sie diese schneidenden, zerschmetternden Wahrheiten (WTG-Lehren, Anm.) an andere weitergeben ... Die schneidende Wahrheit reißt gleich einem Hagel die Zuflucht der Lügen hinweg; wie eine Geißel ärgert und schreckt sie klerikale Kerkermeister, die ihr trügerisches Dienstamt nicht mehr zudecken können; die feurige Wahrheit verzehrt die Spreu der Religion, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert, zermalmt sie die Steine des Anstoßes jener Lehren, die so vielen den Weg versperren .... (Der Wachtturm, 1. August 1950, S. 231, 234)

Jagen, in die Enge treiben, vernichten

Ein der Ehre Jehovas geweihter Sieg.

Durch die furchtlose Predigttätigkeit des Überrests (die ZJ-Elite mit himml. Hoffnung, Anm.) wird der Feind in die Flucht geschlagen, so daß er den Rückzug antritt bis zur völligen Niederlage ... Doch die anderen Schafe (irdisch bestimmte ZJ-Mehrheit, Anm.) mengen sich zur entscheidenden Zeit ebenfalls in den Kampf ... gleichwie in der Schlacht vor Alters Ephraims Nachlese, das Ergreifen und Abschlachten der fliehenden Midianiter, sehr viel zum Endsiege mit beitrug.

Dies erkannte Gideon, gleichwie die gesalbten Überrestglieder heute freudig erklären, daß die anderen Schafe nun den größten Teil tun, indem sie auf die Ideologien- und Lehrfrüchte der sichtbaren Organisation Satans (weltliche und geistliche Mächte, Anm.) Jagd machen, sie in die Enge treiben und vernichten. (Der Wachtturm, 1. September 1950, S. 263)

Zur ideologischen bzw. geistigen Kampfmotivierung werden hier die AT-Bibelberichte über Gideons Vernichtungskriege lt. Richter, Kap. 7, 8 ausgenutzt.

Ein totales Vorgehen

Herausgeholt werden sollen vor allem Menschen, die sich in Lebenskreisen aller Art befinden, vornehmlich in Glaubenskreisen. Das Kampfgebiet umfaßt die religiösen, moralischen, sozialen und politischen Schütterzonen überall um und in Kirche und Gesellschaft, natürlich nicht ohne Absicht, auch noch feste Glaubenspositionen und Überzeugungen zu zerstören und zu vernichten. Am Ende gibt es keinen Lebensbereich, in dem Betroffene da nicht angesprochen werden, den das ZJ-Vorgehen unberücksichtigt läßt, um schließlich immer mehr Anhänger zu gewinnen. - Von der Geburt bis zum Tode - in den Reihen der ZJ ist ein Mensch am Ende total erfaßt. Immer auf die Bibel als Autorität gestützt. Nicht zuletzt sind es Menschen, die sich dessenungeachtet sehr wohl nach Glück und Frieden, Wohlfahrt und Gerechtigkeit, Liebe und Nächstenliebe sehnen, auch aktiv und opferbereit, und die aufrichtig Christen sein wollen, bibeltreu. Andererseits spricht die ZJ-Führung genau solches Sehnen und Streben eines Menschen an.

Eine ganz wichtige Entscheidung

Zugunsten der Gemeinschaft der ZJ überall vor Ort muß eine bestimmte Unterscheidung getroffen werden. Es betrifft die Hauptverantwortung für die von den ZJ überall verbreiteten Lehren und Verhaltensforderungen. Für Christen sollte da folgendes Bibelwort maßgebend sein: Drängt euch nicht zum Lehrerberuf, meine Brüder, bedenkt wohl, daß wir Lehrer ein um so strengeres Urteil empfangen werden, Jakobus 3:1. Da die ZJ die Bibel in Anspruch nehmen, man sich auf die Bibel als Autorität stützen will, muß das auch für sie ein Maßstab sein. Das bedeutet, es sind die Lehrer, die die Hauptverantwortung tragen, weswegen da strengeres Urteil gesagt ist. In der Tat haben die ZJ generell keine Hauptverantwortung für die Lehren, die sie verbreiten. Sie haben mit der Abfassung dieser Lehren tatsächlich nichts zu tun. Sie haben sie allenfalls zu verbreiten, zu kolportieren, also weiterzutragen, zu verkündigen. Dementsprechend verstehen sie sich auch nur als Verkündiger. Man muß sich also an ihre Lehrer, an die Abfasser oder Verfasser ihrer Lehren halten.

Und diese Lehrenabfassung besorgt einzig und allein eine kleine Körperschaft von etwa einem Dutzend Personen, Leitende Körperschaft genannt, die gleichzeitig die Spitze der US-amerikanischen Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft (WTG) darstellen, mit Hauptsitz in Brooklyn, New York, USA. Namentlich und persönlich werden diese WTG-Lehren-Verfasser für Außenstehende allerdings anonym gehalten. Es bleibt fraglich, von wem die WTG ihre Lehren de facto verfassen und dann international verkündigen läßt. Auf jeden Fall ist diese kleine WTG-Führungsspitze der hauptverantwortliche Lehrer für alle ZJ. Jede Auflehnung eines ZJ gegen sie wird letztlich als Rebellion gegen Gott unterdrückt und ausgeschaltet. Die ZJ generell haben nur so an Gott und Christus zu glauben, die Bibel nur so zu erklären oder auszulegen, nur so zu verkündigen, wie die WTG-Führung es bestimmt.

Alle Bibelforschung betreibt eigentlich nur die WTG-Führung. Aufgabe der Masse der ZJ ist und bleibt lediglich, die Ergebnisse zu verkündigen. So sollte man nirgends die ZJ vor Ort zum Prügelknaben machen, wo man sich mit ihren Lehren auseinandersetzt. Der WTG ist es allerdings in solchen Konflikten mehr als recht, wenn dies geschieht und sie selbst als Hauptverantwortliche im Hintergrund bleiben kann. Genau genommen sollte es also nicht ZJ-Lehren sondern WTG-Lehren heißen. Man muß zwischen den ZJ überall vor Ort und der ZJ-Führung, der WTG, unterscheiden. Dabei braucht man allerdings an der Anonymität der WTG-Lehrer keinen Anstoß zu nehmen. Denn die Personen wechselten und wechseln weiterhin. Entscheidend ist hier wirklich nicht, wer hier etwas verkündigen läßt, sondern was hier verkündigt wird. Wo die WTG selbst Namen nennt, können sie natürlich ins Spiel kommen. Man sollte sich dabei aber davon leiten lassen, daß Gott ohne Ansehen der Person richtet. Apostelgeschichte 10:34, 1. Petrus 1:17.

Verfolgung um des Glaubens willen?

Es muß auch noch etwas anderes unterschieden werden. Die ZJ der WTG sind nach eigenen Angaben zur Zeit in 33 verschiedenen Ländern der Erde gesetzlich verboten. In jedem Fall wird dies von der WTG als Verfolgung ihrer ZJ um des Glaubens willen hingestellt. Die ZJ mögen und sollen das auch so empfinden. Hier soll nur die Frage gestellt werden, ob schon jedes theoretische, argumentative oder publizistische Vorgehen gegen die WTG, also jede Kritik oder Auseinandersetzung als unrechtmäßige Verfolgung um des Glaubens willen zu werten wäre. Soll niemand gegen die WTG auftreten dürfen? Es ist nicht nur schlicht demokratisches Recht, sich mit dem öffentlichen Vorgehen der WTG bzw. ZJ auseinanderzusetzen, ein Christ insbesondere und letztlich jedermann hat das biblische Recht, das Für und Wider festzustellen, wenn er einen Turm baut. Lukas 14:28. Nur Redefreiheit für die WTG, nicht gegen sie?

Auf die Bibel als Autorität gestützt?

Das Hauptorgan der WTG, an das man sich im Fall WTG und ZJ halten muß, ist ihre Zeitschrift Der Wachtturm, zur Zeit in einer Auflage von 15.290.000 und in 110 Sprachen. Hinzu kommt natürlich auch alle andere WTG-Literatur, die letztlich ebenfalls Wachtturm-getreu ist. Der Wachtturm hat da den Rang göttlicher Autorität, sei der Kanal Gottes, durch ihn spreche Gott, er bringe allein göttliche Speise zur rechten Zeit. Es gibt viele derartige zusätzliche Titulierungen. Zur Zeit wird dieser Autoritätsanspruch wie folgt formuliert: Der Zweck des Wachtturms besteht darin, Jehova, den Souveränen Herrn des Universums, zu verherrlichen. Er beobachtet die Weltereignisse, durch die sich biblische Prophezeiungen erfüllen. Er tröstet alle Menschen mit der guten Botschaft, das Gottes Königreich bald alle die vernichten wird, die ihre Mitmenschen bedrücken, und daß es die Erde zu einem Paradies gestalten wird. Er ermuntert, an Gottes jetzt herrschenden König, Jesus Christus zu glauben, dessen vergossenes Blut den Menschen ermöglicht, ewiges Leben zu erlangen. Der Wachtturm, der seit 1879 von Jehovas Zeugen herausgegeben wird, ist unpolitisch und stützt sich auf die Bibel als Autorität. (WT S.2)

Dies ist allerdings die jüngste WT-Zweckerklärung. Vieles Frühere ist aus den verschiedensten Gründen entfernt worden. So liest man nichts mehr von strenger politischer Neutralität, von den über den sich widersprechenden religiösen Lehren stehend, von einer bevorstehenden gerechten neuen Ordnung, von einer Lösung der Probleme des täglichen Lebens, den Beweisen dafür, daß das gegenwärtige böse System kurz vor seinem Ende stehe, auch von aller Religion getrennt, sagt die WTG hier nicht mehr. Auch von 1914-Weltendedatum und vom Harmagedonkrieg ist nicht mehr die Rede. Nie hat die WTG erläutert, warum sie die verschiedensten Dinge aus der Schußlinie nahm.

Das Wichtigste ist jetzt jedoch die Erklärung, Der Wachtturm ... stützt sich auf die Bibel als Autorität. Damit gilt alles, was die WTG veröffentlicht als unkritisierbare göttliche Wahrheit. Sich auf die Bibel stützen, ist aber eigentlich eine hohle Phrase. Auch der Teufel stützte sich gegen Jesus auf die Bibel! Matth. 4:1-11, Lukas 4:1-13. Die Frage ist also nicht, daß man sich auf die Bibel stützt, sondern wie man das tut. Man muß in der Tat wissen, wie sich die WTG auf die Bibel stützt, wo sie da ihre Umwelt, alle Menschen, anspricht und herausfordert, religiös, moralisch, politisch, prophetisch.

Fundamentalismus? Biblizismus?

Natürlich meint die WTG die Bibel als ihre Grundlage, ihr Fundament, wenn sie sagt, sie stützte sich auf die Bibel als Autorität. Die Bibel ist schließlich das Fundament für alle christlichen Konfessionen. Schließlich haben alle Religionen ihre Fundamente, ihre Grundlagen. Die Sache bleibt also ungenau. Auf die WTG angewandt wird das noch viel komplizierter. Aufgrund der engen Bindung an die Bibel, wie sie durch das massenhafte Bibelverse zitieren seitens der WTG gegeben zu sein scheint, kann man geneigt sein, von einem Biblizismus zu sprechen. Auch das spiegelt die Besonderheit des Verhältnisses WTG - Bibel nicht wider. Die nun schon über 100 Jahre hin überblickbare Bibelstützung der WTG-Lehren zeigt, daß es sich hier eigentlich um eine ganz bestimmte Nutzung, Benutzung oder auch Ausnutzung der Bibel handelt. Das geschah und geschieht buchstäblich, sinnbildlich, gegenbildlich, prophetisch, wörtlich, übertragen, vergleichsweise, moralisch, historisch, politisch, politisch neutral, unpolitisch, endzeitlich. Konkreter: antikatholisch, antiprotestantisch, antijüdisch, antiökumenisch, antiorthodox, um nur einige der religiösen Aspekte zu nennen. Alles dies sei natürlich theokratisch. Diese Bibelbenutzung geht gar so weit, die WTG selbst bis auf leitende Personen, WTG-Kampagnen und WTG-Kongresse in den USA und England etwa in die Bibel hinein - bzw. aus ihr herauszudeuten, als ob dies alles in ihr gemeint gewesen sei. Und alles obendrein reichlich widersprüchlich. - Keine andere Kirche oder religiöse Gemeinschaft betreibt eine derartige Benutzung der Bibel für ihre theoretischen, organisatorischen, praktischen und persönlichen Zwecke und Ziele.

Das Auf-die-Bibel-stützen der WTG ist offensichtlich nicht einfach Fundamentalismus oder Biblizismus. Diese Art Bibelausnutzung verdient eher die Bezeichnung Utilizismus (Nutzung, Ausnutzung), eine Benutzung, deren Willkür bisher unübertroffen sein dürfte.

Wie die WTG auf der Bibel sitzt

Sich durch eigenes Anschauen überzeugen, ist immer das beste Vorgehen. Man muß es selbst sehen bzw. lesen, wie sich die WTG über die Bibel hergemacht hat und über sie verfügt. Dem muß sich widerspruchslos unterwerfen, wer sich den WTG-ZJ anschließt. Ein Betroffener sollte sich daher die Mühe machen, entsprechende WTG-Äußerungen nachzulesen, ja sie zur Hand zu haben, bevor er Entscheidungen trifft, für sich oder andere.

Sich die Bibel von Anfang an unterwerfen

Ist das Lesen der Schriftstudien Bibelforschung? (Der Wachtturm, Dez. 1910)

Mit dieser Fragestellung wird ausgeführt, daß das erste umfassende Wachtturm-Hauptwerk, die 6 Bände Schriftstudien von WTG-Präsident C. T. Russell, seiner Frau und anderen Mitarbeitern, nicht nur der Bibel gleichgesetzt, sondern ihr sogar vor- und übergeordnet wurde.

Die besagten Bände enthalten die gesamte damalige WTG-Bibelauslegung über eine Zeit des Ende der Welt von 1799 bis 1914, nach 1918 von der WTG selbst nach und nach wieder als falsch verworfen.

Es heißt zu der gestellten Frage:

So glauben wir, weil wir jetzt in dieser besonderen Zeit leben, am Ende dieses Zeitalters, daß wir mit einer klaren Entfaltung geistiger Dinge gesegnet sind ...

Die größten Geister der Welt haben diese Gegenstände geprüft, aber jetzt, durch Gottes Gnade, sind wir dahin gekommen, wo der Schleier hinweggenommen wird und wo wir die wahre Bedeutung des Wortes Gottes sehen ...

Wenn die 6 Bände Schriftstudien praktisch eine nach den Gegenständen eingerichtete Bibel sind, mit den biblischen Beweisstellen versehen, so möchten wir die Bände wohl eine Bibel in arrangierter Form nennen. Das heißt, sie sind nicht nur Kommentare zur Bibel, sondern sie sind praktisch die Bibel selbst... Wir halten es daher für richtig, dieser Art des Lesens, dieser Art der Unterwerfung, dieser Art von Bibelstudium zu folgen. Eigentlich brauche man seit den Wachtturm-Schriftstudien die Bibel selbst gar nicht mehr, fährt C. T. Russell da fort: Ferner, finden wir nicht nur, daß die Leute den Göttlichen Plan (die WTG-Weltendedeutungen, Anm.) nicht sehen können, wenn sie die Bibel allein studieren, sondern wir sehen auch, daß, wenn jemand die Schriftstudien beiseite legt, nachdem er sie gebraucht hat, nachdem er wohl bekannt mit ihnen geworden ist, nachdem er sie zehn Jahre gelesen hat - wenn er sie dann beiseite legt und ignoriert und zur Bibel allein geht, obwohl er seine Bibel zehn Jahre lang verstanden bat, unsere Erfahrung zeigt, daß er binnen zwei Jahren in die Finsternis geht. Auf der anderen Seite, wenn er nur die Schriftstudien mit ihren Hinweisen gelesen hätte, und hätte nicht eine Seite der Bibel als solche gelesen, so würde er am Ende der zwei Jahre im Licht sein, das Licht der Heiligen Schrift besitzen.

WTG-Schriften Schlüssel zur Bibel

In der WTG-Broschüre Unseres Herrn Wiederkunft von 1926 ist folgende Verkaufswerbung veröffentlicht:

Ausnahme-Angebot!

Sieben Bände Schriftstudien

und Die Harfe Gottes

l 1-Mark

Eine Bibliothek von acht Bänden zur Erforschung der Heiligen Schrift in leichtverständlicher, nicht theologischer Sprache. Sie umfaßt den vollständigen Satz der sieben Bände der Schriftstudien von Pastor Russell, samtliche in Kaliko gut gebunden. Jedes Buch enthält ein vollständiges Verzeichnis aller in ihm behandelten Schriftstellen. Die Schriftstudien werden passenderweise Schlüssel zur Bibel genannt.

Außerdem umfaßt sie Richter Rutherfords Buch: Die Harfe Gottes, eine Klarlegung der wichtigen biblischen Grund-Bibel allein ist ungenügend.

Die Bibel allein genügt nicht

Wenn du auch eine Bibel hast und sie liest, bedeutet das noch lange nicht, daß du die richtigen Schlußfolgerungen daraus ziehst ... Es ist sehr gefährlich, aus der Bibel verkehrte Schlußfolgerungen zu ziehen oder die falschen Schlußfolgerungen anderer anzunehmen. Wer glaubt, ohne eine genaue Erkenntnis aus Gottes Wort zu erlangen, könnte mit jemand verglichen werden, der in dunkler Nacht ohne Karte und ohne Licht eine lange Reise unternehme. Er würde einem Menschen gleichen, der jedesmal, wenn er an eine Kreuzung kommt, eine Münze auf den Boden wirft, um zu entscheiden, in welche Richtung er weitergehen muß. Er würde bald irregehen. (Der Wachtturm, 1. Juni 1964, S. 327 f)

Warum sollten wir den Wachtturm gründlich studieren und die angeführten Bibelstellen mit den Darlegungen in Verbindung zu bringen versuchen? Weil Jehova seinem Volk durch den Wachtturm fortwährend Weisungen und biblischen Rat zukommen läßt.... (Der Wachtturm, 1. Juli 1964, S. 406)

Wachtturm-Schriften sind Standpunkt Gottes

Wachtturm-Schriften ... Diese Bücher, Broschüren und Zeitschriften behandeln jedes wichtige Thema der Heiligen Schrift. Wenn jemand über einen gewissen Gegenstand Aufschluß begehrt oder eine Rede vorzubereiten hat, muß er in erster Linie die Sache vom Standpunkt des Herrn aus betrachten. Dieses Verständnis kann durch die Schriften der Gesellschaft (WTG, Anm.) erlangt werden. (Kurs im theokratischen Dienstamt, Lehrstück 3, S. 24, WTG 1946)

Bibel zum Werkzeug degradiert

Damit wir die Bibel als Werkzeug benützen können, um die Wahrheit zu predigen und zu lehren, müssen wir sie recht handhaben. (Der Wachtturm, 1. Januar 1966, S. 17, Abs. 32)

Ohne WTG-Bibelauslegung ein sterbender Baum

Sie (hier sind vor allem ehemalige WTG-ZJ gemeint, Anm.) würden jedem einzelnen zugestehen, sich von seiner privaten Lektüre und Auslegung der Bibel leiten zu lassen, statt in die Einheit eines Volkes aufgenommen zu werden, das geschult wird, nach den erhabenen Grundsätzen und Mahnungen des Wortes Gottes zu leben und zu handeln.

(Der Wachtturm, 15. August 1984, S. 28, Abs. 16)

Sich von Jehova und seiner Organisation abzuwenden und sich einfach auf das persönliche Bibellesen zu verlassen, würde dazu führen, daß man gleich einem einsamen Baum in einem ausgetrockneten Land wird. (Der Wachtturm, 1. Juni 1985, S. 20, Abs. 17)

WTG von Gott über die Bibel gesetzt

Jehova gebraucht den treuen und verständigen Sklaven (einem Gleichnis Jesu entnommene Bezeichnung für WTG-ZJ-Führung, Anm.), um uns guten Rat zu geben (Matth. 24:45). Dieser Sklave hilft uns nicht nur die Bedeutung von Schrifttexten zu verstehen, sondern gibt uns auch wertvolle Ratschläge und Hinweise, wie wir biblische Grundsätze anwenden und so geistig stark bleiben können.

Den Rat des treuen Sklaven erhalten wir durch die biblischen Schriften Watch Tower Society (Wachtturm-Gesellschaft, Übers.) und durch die Versammlungszusammenkünfte.

(Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde - Lehrbuch für Königreichsdienstschule, WTG 1991, S. 83)

Seit 1950 hat die WTG sich auch ihre eigene Bibelübersetzung geschaffen, die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift, 1986 in einer Gesamtauflage von 48 000.000 und bisher in 11 Sprachen.

Sich selbst in die Bibel hineingedeutet

Eine der Bibelauslegungsmethoden der WTG ist die Konstruktion von heutigen Erfüllungen biblischer Texte des AT und NT durch die WTG und ihre ZJ dergestalt, daß der Glaube entsteht, die heutige WTG und ihre ZJ seien da schließlich in der Bibel gemeint, vorhergesagt.

Andere derartige Erfüllungs-Konstruktionen haben vor allem alle anderen Kirchen zum Inhalt, auch politische Regierungen, Herrschaften und Mächte von gestern und heute, diese natürlich grundsätzlich als Werkzeuge Satans, des Teufels und seiner Dämonen. Diesbezüglich gibt es da die WTG-Auslegung der Offenbarung des NT, wonach die katholischen und anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften mit den gestrigen und heutigen politischen Regierungen jene Hurerei betreiben und damit erfüllen, von der da im NT für die damalige Zeit die Rede ist. U.a.m. Hier soll jedoch nur gezeigt werden, wie die WTG sich und ihre ZJ selbst in die Bibel hineindeutet.

Was man über den WTG-Gründer glauben machte

Biographie - Charles Taze Russell ...

Präsident der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft seit 1884, der Volkskanzel-Vereinigung seit 1909, der Vereinigung Ernster Bibelforscher seit 1913 ...

Tausende der Leser von Pastor Russells Schriften glauben, daß er den Posten jenes treuen und klugen Knechtes innegehabt hat, und das es seine große Aufgabe war, dem Haushalt des Glaubens die Speise zur rechten Zeit darzureichen. (Der Wachtturm, Februar 1917, S. 21 - Biographie). Man konstruierte hier eine Auslegung des Gleichnisses Jesu in Matthäus 24:45 ff, wonach Jesus die Rolle und Funktion von C. T. Rüssel vorausgesagt hätte. C. T. Russell starb 1916. Diese Auslegung wurde von den Nachfolgern von C. T. Russell wieder verworfen.

Den AT-Propheten Jesaja bemüht

Der Treue und Kluge Knecht (seit WTG-NW-Bibel-Übersetzung: Treuer und verständiger Sklave, Anm.) ist eine Schar, die dem Beispiel ihres Anführers folgt. Dieser Knecht besteht aus den Überrestgliedern der geistigen Brüder Christi (Bezeichnung der Minderheit unter den ZJ, die in den Himmel zu kommen hoffen, Anm.). Gottes Wort kennzeichnet sie durch die Worte: Ihr seid meine Zeugen, spricht Jehova, und mein Knecht, den ich erwählt habe - Jesaja 43:10. Seit dem Jahre 1918 n. Chr. hat diese Knecht-Klasse Gottes Botschaft der verblendeten Christenheit ausgerichtet, die sich immer noch von den religiösen Überlieferungen der Menschen ernährt. (Gott bleibt wahrhaftig, S. 202 f, WTG 1948)

Auch vom AT-Propheten Hesekiel vorhergesagt

Die Tatsache, daß die Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft vom Menschen der Sünde und von den geistlichen und den Großen ihrer Herden, die Glieder der Organisation des Teufels sind, bitter angefeindet wird, ist ein weiterer Beweis dafür, daß die Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft ein Werk verrichtet, daß der Herr zu tun geboten hat, und das in der dem Propheten Hesekiel gegebenen Vision vorgeschaltet ist. (Der Wachtturm, 15. Oktober 1931, Abs. 17. Der Mann mit dem Schreibzeug - Hesekiel 9:4)

Die Selbstbedienung von 1931 - der ZJ-Name

Zu dem Überrest... sagt Jehova: Ihr seid meine Zeugen, spricht Jehova, und mein Knecht, den ich erwählt habe Jesaja 43:10". (Der Wachtturm, 1. November 1931, S. 329, Abs. 30) Laut WTG-Lehre sind der Überrest, die Letzten der seit dem Urchristentum himmlisch Berufenen, d.h., die mit dem WTG-Gründer C. T. Russell um 1881-1884 ins Dasein getretenen WTG-Anhänger, auf einem Kongreß 1931 von Präsident J. F. Rutherford per Resolution offiziell mit dem Namen Jehovas Zeugen belegt.

Weiter heißt es:

Wir weigern uns aber, den Namen einer Korporation oder den Namen irgendeines Menschen zu tragen. Durch die Gnade des Herrn Jesus Christus und unseres himmlischen Vaters jedoch nehmen und tragen wir freudig den Namen, mit dem Jehova Gott uns benannt, und den er uns gegeben hat, nämlich Jehovas Zeugen ... Da sie durch das Blut Christi Jesu erkauft, durch Jehova gerechtfertigt und zu seinem Königreich berufen worden sind und sich ihm gänzlich und rückhaltlos geweiht haben, freuen sie sich, sich nach dem Namen nennen zu dürfen, den der Herr ihnen gegeben hat, und das Ist: Jehovas Zeugen ...

Von nun an werde bekannt, daß wir Jehovas Zeugen sind .... (A. A. O., S. 329. Abs. 31)

Mit den Worten: Ihr seid meine Zeugen ... wandte sich Gott durch den AT-Propheten Jesaja damals lediglich an das alte Volk Israel als ein Zeugenvolk dafür, daß er ihr Rettungsgott war, ist und sein würde. Das war im 8. Jahrhundert v. Chr. Kein Gott hat da 1931 n. Chr. den WTG-Anhängem eine ganz anders bestimmte und bedingte vorchristliche Bezeichnung aus dem AT gegeben. Bemerkenswerterweise ist die Namensentnahme aus Jesaja seit April 1974 von den Wachtturm-Titelseiten wieder entfernt worden. Die WTG hat sich auch hier aus dem AT unzweifelhaft selbstbedient. Ohne Zweifel kann diese Konstruktion Arglose sehr wohl täuschen.

Männer im WTG-Hauptbüro Brooklyn gleich Jesus

Wenn die Organisation des treuen und verständigen Sklaven Jehovas neues Verständnis über Gottes Wort vermittelt ...

Sollten wir kritisch werden und vielleicht zu dem Schluß kommen, diese Erklärung sei ja lediglich die Ansicht einiger Männer im Hauptbüro?

Oder werden wir die gleiche Einstellung bekunden wie die Apostel, die, nachdem sich viele Jünger von Jesus abgewandt hatten, auf seine Frage zu ihm sagten: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und haben erkannt, daß du der Heilige Gottes bist.

(Der Wachtturm, 15. November 1975, S. 701, Abs. 17)

Die WTG-Lehrer in ihrem Hauptbüro in den USA versuchen hier eindeutig glauben zu machen, daß sie wie Jesus Worte ewigen Lebens haben und der Heilige Gottes seien. Andernfalls dürften sie die zitierte Antwort an Jesus nicht auf sich beziehen, an sich richten lassen, was sie aber tun.

WTG-Anhänger schon beim AT-Propheten Haggai

Und ich werde alle Nationen erschüttern, und das Ersehnte aller Nationen wird kommen, und ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit erfüllen, spricht Jehova der Heerscharen. Haggai 2:7.

Die WTG dazu:

Jedoch wurde erst im Jahre 1953 auf dem unvergleichlichen internationalen Kongreß der Zeugen Jehovas im Yankee-Stadion der Stadt New York enthüllt, daß das Ersehnte aller Nationen, das herbeikommen sollte, diese große Volksmenge ist, diese große Menge von Anbetern Jehovas ...

Bis zu jenem Jahre (1953, Anm.) waren aus der ganzen Welt bereits mehr als 460.000 Lobpreiser herbeigekommen ...

In glühenden Worten bestätigen andere Prophezeiungen, daß es richtig ist, die Worte von Haggai 2:7 so zu verstehen.

(Auch du kannst Harmagedon überleben und in Gottes neue Welt gelangen, S. 265, WTG 1958)

WTG-Kongresse beim AT-Propheten Daniel eingepaßt

Dafür werden die 1290 und 1335 Tage in Daniel 12 Verse 11 und 12 verwendet. Es geht um die WTG-Kongresse 1922 in Cedar Point, USA, und 1926 in London, England. Die Sache sieht kompliziert aus. Aber auch solche WTG-Konstruktionen gehören mit dazu.

Die WTG zunächst grundsätzlich:

Die Prophezeiungen Daniels sind ... gegeben worden .... um dem Volke Jehovas die Geschehnisse von 1914 an kundzutun ...

Sodann konkret:

Die 1290 Tage werden daher von dem Tage an gerechnet, da der Greuel (Völkerbund, Anm.) aufgerichtet ist, was im späteren Teil des Januar 1919 geschah ...

Am Ende dieser 1290-Tage-Periode sollte die Welt erkennen, daß der Völkerbund nicht von Gott gebilligt war und versagen würde...

Sein Untergang sollte angekündigt werden ...

Drei Jahre und sieben Monate vergingen von der Zeit an, da der Greuel aufgestellt war, bis er öffentlich als verurteilt angekündigt wurde, und zwar bei Anlaß des Kongresses in Cedar Point im September 1922 ...

Laßt uns nun sehen, wie dies in die Prophezeiung Daniel hineinpaßt.

Denkt an all die Geschehnisse seit 1914 und nun an das trostreiche Wort: Glückselig der, welcher hart und tausenddreihundertfünfunddreißig (1335) Tage erreicht Dan. 12:12 ...

Diese Periode somit vom Abschluß der 1290 Tage an zu rechnen würde bedeuten, daß sie vom September 1922 bis Mai 1926 läuft... zu welcher Zeit ein großer internationaler Kongreß des Volkes Jehova in London, England, tagte. Es war ein überaus gesegneter Anlaß ....

Veröffentlicht ist diese Einpassung der WTG-Kongresse von 1922 und 1926 in die AT-Danielkapitel der Bibel in Der Wachtturm vom 15. September 1951, S. 276-279.

Verhaftung der WTG-Führung 1918 in Offenbarung der Bibel eingepaßt

Aufgrund von Verstoß gegen das USA-Spionagegesetz vom 15.06.1917 wurde die WTG-Führung in den USA im Mai 1918 verhaftet. Die WTG fügt das wie folgt in die Bibel ein: ... gab das US-Bezirksgericht für den östlichen Bezirk der Stadt New York einen Haftbefehl zur Verhaftung von acht Dienern, die in Schlüsselstellungen der Gesellschaft im Hauptbüro im Bethel dienten, heraus. Er betraf J. F. Rutherford, W. E. van Amburgh, A. H. Macmillan, R. J. Martin, C. J. Woodworth, G. H. Fisher, F. H. Robison und G. Dececca. Das geschah am 7. Mai 1918. An jenem Tage endeten die zweiundvierzig Monate oder 1260 Tage, die in Offenbarung 11:2,3 erwähnt werden. Jene Zeugnisperiode hatte sozusagen im Sacktuch der Trauer in der ersten Hälfte des Monats September 1914 begonnen und wurde nun dreieinhalb Jahre später von Satans symbolischem wilden Tier getötet, wie in Offenbarung 11:7 vorausgesagt worden war. (Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 79, WTG 1960) Insgesamt würden die Beispiele für die Inbeschlagnahme der Bibel durch die WTG allein für ihre Zwecke und Ziele, wie hier nur in Auswahl dargestellt, Bände füllen. Alle Auslegung, Anwendung und Handhabung gipfelt darin, als gehe die WTG weltweit allein rechtmäßig und von Gott beauftragt mit der Bibel um, was jedermann um seines Heiles willen zu akzeptieren habe.

Das biblische Kirchenverständnis der WTG

Nach WTG-Bibelauslegung besteht die heute noch existierende christliche Kirche auf Erden ausschließlich aus jenen wenigen älteren Personen unter ihren rund 3,8 Millionen Verkündigern oder ZJ, die die himmlische Hoffnung hegen, also glauben, nach ihrem Tod sofort in den Himmel zu kommen. Das ist laut WTG-Jahresbericht 1991 nur noch ein Kreis von 8.869 Personen. (Der Wachtturm, l. Januar 1991, S. 21). Das heißt, die heutige christliche Kirche auf Erden bestehe nur noch aus 8.869 älteren und alten ZJ der WTG.

Nur diese heutigen 8.869 sind berechtigt, beim christlichen Abendmahl oder Gedächtnismahl vom Brot und Wein zu nehmen. Nur sie sind die noch auf Erden vorhandenen Auserwählten und damit Kirche, auch als Glieder des Leibes Christi oder Gesalbte bezeichnet. Eine häufig gebrauchte Bezeichnung ist auch Überrest. Das erklärt sich daraus, daß die Berufung zur himmlischen Hoffnung seit den Tagen der Apostel stattfinde und die Letzten, der Rest oder Überrest davon, die heutigen 8.869 ZJ mit Himmlischer Berufung seien. Mit diesen sei die christliche Kirche zahlenmäßig vollendet. In buchstäblicher Übertragung einiger NT-Offenbarungstexte bestehe damit die christliche Kirche von Jesu Tagen an bis heute nur aus 144.000 Personen, auch als das geistliche Israel bezeichnet.

Etwa im Jahre 1935 sei die Berufung zur himmlischen Hoffnung und damit zur christlichen Kirche vollendet und abgeschlossen. Wer von da an zur WTG bzw. zu den ZJ gekommen sei, sei kein Glied der christlichen Kirche mehr, weil er nur noch die Aussicht auf irdisches Leben im tausendjährigen Paradies habe bzw. gepredigt bekomme. Bei den Abendmahlsfeiern darf er nur noch Gast oder Zuschauer sein, Brot und Wein hat er nicht zu nehmen. Mit dem Wegsterben der heutigen 8.869 alleinigen noch vorhandenen Kirchenmitglieder, des Überrests, sei die christliche Kirche auf Erden erloschen. Das sei kein Problem, da noch in dieser Generation die Vernichtung aller Andersglaubenden und Andersdenkenden im Krieg von Harmagedon stattfinde und unmittelbar anschließend das tausendjährige Paradies auf Erden beginne, in das die ca. 3,8 Millionen ZJ und wer sich bis dahin noch anschließt, einziehen würden, als einzig Überlebende. In der WTG-Literatur wird dieses biblische Kirchenverständnis wie folgt auf den Punkt gebracht, ist aber auch in vielen anderen Schriften als den hier zitierten zu finden: Nach der Auserwählung der Apostel als erste Glieder der wahren Kirche hat Jehova Gott weitere lebendige Steine für seine Kirche auserwählt. Diese Auserwählung ist während der 1900 Jahre seit der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu im Gange gewesen. Die Bibel bietet den zu Gliedern der Kirche Berufenen himmlische Hoffnung an, was aus den Worten Pauli deutlich hervorgeht: Unser Bürgertum ist in den Himmeln ... - Philippiner 3:20,21. Heute gibt es auf Erden noch eine Anzahl Überrestmitglieder, die die Hoffnung haben, mit Jesus Christus in der himmlischen Kirche vereint zu werden; doch müssen auch sie ihren irdischen Lauf treu bis zum Tode vollenden ...

In Offenbarung 14:1,3 enthält die Bibel die entscheidende Voraussage, daß die Endzeit der himmlischen Kirche nach Gottes Anordnung 144.000 sein wird ...

Die Kirche beschränkt sich also auf diese auserwählte und zuvor bestimmte Zahl...

(Gott bleibt wahrhaftig, S. 120, 121, Abs. 10-12, WTG 1948) Zur Kirchenvollendung 1935:

Sechzehn Jahre lang, vom Frühjahr 1919 bis zum Frühjahr 1935 - konzentrierte sich der befreite Überrest darauf, das aufgerichtete Königreich zu verkündigen, und in dieser Zeit wurde die Einsammlung des gesamten Überrests des geistlichen Israel annähernd abgeschlossen.

(Rettung aus der Weltbedrängnis steht bevor!, S. 196, WTG 1975) Diese Kirchenvollendung war ein Hauptthema des WTG-Kongres-ses für alle ZJ 1935 in Washington, D. C, USA, proklamiert vom WTG-Präsident J. F. Rutherford.

Die wirklichen christlichen Kirchen aller Konfessionen gelten in der WTG-Verkündigung durch ihre ZJ nur als falsche Religion, als Hauptteil des Weltreiches der falschen Religion Babylons der Großen Hure, alle anderen Weltreligionen inbegriffen, gestiftet von Satan, dem Teufel. Diese grundsätzliche Verteufelung läßt keinerlei Verständigung oder ökumenische Kooperation zu, bzw. bringt letztlich jeden derartigen Versuch zum Scheitern.

Zur Haltlosigkeit dieses Kirchenverständnisses

Abgesehen davon, daß nach diesem WTG-Kirchenverständnis die Masse der über zur Zeit 8.869 hinausgehenden 3,8 Millionen ZJ NT-strenggenommen überhaupt keine Christen sind - denn auch die WTG anerkennt, daß Christsein Gesalbtsein bedeutet - ist die Frage der nur 144.000 eine der in höchstem Maße haltlosen WTG-Behauptungen und Bibelauslegungen in diesem Fall. Die WTG wird hier mit ihren eigenen Waffen geschlagen, mit ihren eigenen, den 144.000 entgegenstehenden Zahlenangaben. Ganz zu schweigen von den sonstigen Widersprüchen um die 144.000 und der wirklichen Kirchengeschichte bis heute.

Gemäß WTG soll die Auserwählung der 144.000 die ganzen 1900 Jahre seit Jesu Auferstehung und Himmelfahrt bis zum Jahre 1935 im Gange gewesen sein. Demnach dürfte es die ganzen 1900 Jahre bis 1935 nur 144.000 wirkliche christliche Märtyrer 'treu bis zum Tode' gegeben haben. Einige Jahre vor dem Ende dieser Auserwählung um 1935, im Jahre 1928, hatte die WTG selbst noch einen Überrest von 44.080 unter sich (Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 314, WTG 1960).

Nun gibt es da eine Wachtturm-Veröffentlichung vom 15. Oktober 1952, S. 317 f: Die zehn Verfolgungen über die großen Christenverfolgungen in den ersten vier Jahrhunderten n. Chr. im römischen Reich. Hier nennt die WTG selbst folgende Märtyrerzahlen:

40.000 unter dem Kaiser Domitian

17.000 unter dem Kaiser Diokletian

144.000 in der römischen Provinz Ägypten

700.000 durch Zwangsarbeit in den Tod

Das sind zusammen allein damals schon 901.000 Christen 'treu bis in den Tod'. Dazu noch die 44.080 unter der WTG vor dem Abschluß der besagten 1900 Jahre, so kommt man allein schon auf diese Weise auf 945.000 christliche Märtyrer 'treu bis zum Tode', die christlichen Märtyrer des Mittelalters gar nicht erst gezählt. Die WTG-Bibelauslegung über nur 144.000 wirkliche Kirchenmitglieder über 1900 Jahre hin und auch im Weltmaßstab ist folglich absoluter Unsinn, abgesehen von allem anderen, was zur Haltlosigkeit dieses WTG-Kirchenverständnisses zu sagen wäre.

Sich durch bessere Bibelkenntnis wappnen

Es ist nicht ohne Grund, daß die WTG vor allem ein von ihrer Auslegung freies und unabhängiges Bibellesen fürchtet und bekämpft. In der Tat, wer die Bibel von der WTG unvoreingenommen, ohne WTG-Brille, liest und kennenlernt, erkennt sehr bald, wo die WTG da etwas hineininterpretiert, was dort gar nicht geschrieben und gemeint war oder ist.

Nicht über das hinaus, was geschrieben steht ist sogar ein christlicher Grundsatz! 1. Korinther 4:6. Die ganze sogenannte endzeitliche Bibelauslegung geht wahrlich ungezählte Male über das hinaus, was wirklich geschrieben steht.

Eine der Methoden ist, Dinge aus dem eigentlichen biblischen Zusammenhang zu reißen, und anders zu konstruieren, wie das anhand der Selbstbedienung mit dem Namen Jehovas Zeugen 1931 erfolgte. Dutzende von WTG-Lehren wurden und werden so erstellt. Wer die fraglichen Bibelstellen aber in ihrem Zusammenhang zuvor kennengelernt hat, merkt sofort, daß die WTG da u.U. verfremdet, zerreißt oder zerstört. Doch wer diese Zusammenhänge nicht kennt, kann sehr leicht ein Opfer eigentlich fragwürdiger Kombinationen, Konstruktionen oder Auslegungen werden. Und er merkt gar nicht - um noch mal den Fall zu nennen - wie die WTG-Führung Worte auf sich selbst lenkt, die in Wirklichkeit nur Jesus galten, als seine Jünger fragten: Herr, zu wem sollen wir gehen? Oder um das angeblich biblische Niederreißen, Zerschmettern, Zermalmen, Jagen, In-die-Enge-treiben und Vernichten seit den 50er Jahren auch mit jüngsten Auslassungen der WTG noch einmal aufzugreifen:

Da ist in 2. Thessalonicher 2:3 NT von einem Menschen der Gesetzlosigkeit die Rede, der geoffenbart werden müsse. Die WTG rühmt sich und ihre ZJ, in Erfüllung dieses Bibelverses seit dem 1. Weltkrieg die Geistlichkeit der Christenheit als diesen Menschen der Gesetzlosigkeit bloßgestellt und ihr all diese Jahre schonungslos die Maske vom Gesicht gerissen zu haben, um Menschen von ihrem Einfluß zu befreien und auf den WTG-Weg zu bringen.

Die WTG-Begründung: Die Geistlichkeit ist ein Teil der Welt Satans ... und mischt sich nach wie vor in die Politik ein. Sie redet ihren Anhängern ein, daß es den Politikern gelingen wird, die Welt zu verbessern. Aber das ist eine falsche Hoffnung, denn die Tage der von Satan beherrschten Welt laufen ab .... Nach dem Ersten Weltkrieg gab es nur ein paar tausend Zeugen, die dies (Maske niederreißen, Anm.) taten. Bis heute sind sie aber zu einer mächtigen Nation von über dreieinhalb Millionen tätigen Dienern Gottes angewachsen, die in über 60.000 Versammlungen organisiert sind. In zunehmendem Maße verkündigen Gottes Diener eifrig das Königreich Gottes als einzige Hoffnung für die Menschheit und stellen gleichzeitig die Geistlichkeit als das bloß, was sie ist - der trügerische Mensch der Gesetzlosigkeit -

(Der Wachtturm, 1. Februar 1990, S. 23)

Ist in 2. Thessalonicher 2:3 wirklich die heutige Geistlichkeit der Christenheit, aller heutigen Kirchen also gemeint? Natürlich nicht, wenn man nicht über das hinausgeht, was dort geschrieben steht. Doch wieviele Menschen kennen die Bibel hinreichend, um nicht durch solche WTG-Bibelauslegungen beeinflußt und getäuscht zu werden?

Bessere Bibelkenntnis bitter nötig

Eine begrenzte Umfrage des Bielefelder Meinungsforschungsinstitutes EMNID hatte jüngst folgendes zu bedenkende Ergebnis: Unter Protestanten lesen 52 Prozent nie die Bibel, 28 Prozent tun es selten, 14 Prozent hin und wieder, 5 Prozent tun es häufig. Unter Katholiken: 5 Prozent tun es häufig, 18 Prozent hin und wieder, 24 Prozent selten, und 50 Prozent lesen nie in der Bibel. (Veröffentlicht Luther-Verlag Bielefeld, zitiert nach Neue Zeit, Berlin 31.08.1991)

Es ist ohne Zweifel auch dieser allgemeinen dürftigen Bibelkenntnis und damit schwachen Bibelfestigkeit oder der festgestellten Bibelunkenntnis unter Christen zuzuschreiben, wenn die WTG in der Namcnchrislcnheit - eine der herabwürdigenden Pauschalisierungen der WTG für alle mit den Kirchen verbundenen Christen - ein reifes Feld zu finden glaubt, auf dem sie ernten kann.

Das ausgerufene Jahr mit der Bibel 1992, um mit ihr besser vertraut zu werden, kann auch von der WTG so oder so Betroffene wappnen, den haltlosen WTG-Bibelauslegungen gar nicht erst anheim zu fallen, und darüber hinaus, nahestehende Mitmenschen davor zu bewahren, wo und solange die WTG derartiges betreibt. Auch einem Angehörigen der ZJ könnte auf diese Weise wirkungsvoll eine ausgestreckte Hand gereicht werden, eingedenk der Bibelworte: Meine Brüder, wenn einer bei euch von der Wahrheit abirrt und jemand ihn zur Umkehr bewegt, dann sollt ihr wissen: Wer einen Sünder, der auf Irrwegen ist, zur Umkehr bewegt, der rettet ihn vor dem Tod und deckt viele Sünden zu. Jakobus 5:19,20, Einheitsübersetzung.

- D.P. -

Zum neuen WTG-Buch 1990

Die Suche des Menschen nach Gott

Erste kritische Fragen

Das Buch beinhaltet möglicherweise eine grundsätzliche Weichenstellung in der gesamten bisherigen Endzeit-Weltanschauung der WTG-ZJ. Denn mit den 90er Jahren bricht die gesamte Konstruktion der WTG von einer 1914 begonnenen Zeit des Endes der Welt zusammen, weil danach spätestens ab Mitte der 90er Jahre das Ende dieser Zeit im globalen Harmagedon-Krieg mit der Vernichtung aller Andersglaubenden und Andersdenkenden beginnen muß, mit Ausnahme der WTG-Anhängerschaft oder ZJ. Die bisherige WTG-Verkündigung besagt, daß die erwachsene Generation von 1914 dies noch erleben würde. Mit dem 90er Jahren ist die aber tot und vergangen und die WTG stünde als falscher Prophet da. Die weiterlebende andersgläubige und andersdenkende Menschheit tritt vielmehr in das 3. Jahrtausend ein.

Die WTG ist daher gezwungen, ihre bisherige endzeitliche Bibelauslegung rechtzeitig grundsätzlich zu verändern, über diese Zeit des Endes hinaus.

Das neue Suche-Buch enthält möglicherweise dafür schon Grundsätzliches, das man später deutlicher entwickeln, auf das man später rückverweisen könnte, man habe doch längst - usw. Schon der Titel Die Suche der Menschheit nach Gott ist buchstäblich umwerfend für das bisherige Denken und Glauben der WTG und ZJ. Denn dieser Titel besagt nichts Geringeres, als das alle anderen Religionen bzw. Weltreligionen von Anfang an bis heute eine Suche nach Gott seien. Da stellt sich sofort die Frage, wie könnte Gott eine Menschheit, die ihn bisher auf andere Weise sucht als seit 1914 unter WTG-Führung, deshalb als Masse vernichten, wie es das bisherige WTG-Harmagedon besagt? Ist Suche nach Gott ein vernichtungswürdiges Verbrechen? Muß man Suchenden nicht eher helfen? Eigenartigerweise wird das WTG-Harmagedon in diesem Suche-Buch auch nicht mehr als Massenvernichtung aller Andersglaubenden und Andersdenkenden interpretiert. Das könnte in der Tat die ganze bisherige WTG-Endzeitanschauung über den Haufen werfen, die mit dieser Vernichtungstheorie steht oder fällt. Eigenartig ist auch, wie einleitend begründet wird, warum sich dieses Suche-Buch mit der Vorgeschichte der Religionen der Welt befaßt bzw. dazu auffordert. Es heißt zur Begründung: Wissen führt zum Verständnis und Verständnis zur Toleranz gegenüber Menschen, die anderer Ansicht sind. (S. 8, Abs. 11) Toleranz gegenüber Menschen anderer Religionen? Sollen sie nicht bisher wegen ihrer anderen Religion gerechterweise vernichtet werden?

Natürlich gipfelt das Suche-Buch weiterhin darin, daß Gott letztlich nur in den Reihen der ZJ unter der WTG wirklich zu finden sei. Alles andere bleibe vergebliche Mühe, vergebliche Suche. Aber hat die WTG angesichts der erneuten Haltlosigkeit ihrer Endzeittheorie, wie sie mit den 90er Jahren greifbar wird, begriffen, daß auf jeden Fall die bisherige Vernichtungsverkündigung aufgegeben werden muß, weil sie sich eben wieder nicht erfüllt? Kommt da hinzu, daß solche Veränderungen auch deshalb angeschoben werden, weil sich der Verkündigungsbereich Entwicklungsländer oder sog. Dritte Welt ergibt? Da kennt man erstens ihre alten Theorien nicht oder kaum, die sie von daher schon unglaubwürdig erscheinen ließen. Aber zweitens: Fürchtet sie dort nur ihre Bekämpfung und Unterdrückung, wenn sie z.B. dem dort herrschenden Islam nur seine Vernichtung verkündigt, also ihm nur höchst intolerant entgegentritt?

Die WTG berichtet 1991, daß ihr Werk in 33 Ländern verboten ist (Wachtturm 1. Januar 1991, S. 21). Sie zählt sie zwar nicht auf, es sind offensichtlich aber hauptsächlich Länder der sog. Dritten Welt. Nach dem Suche-Buch jetzt sind jedoch alle Muslime (Islam-Anhänger) bis heute auch auf der Suche nach Gott! Das hört sich schon ganz anders an.

Auf jeden Fall ist die WTG durch die internationale Entwicklung, zu der ihre Endzeittheorien immer weniger passen, zu weitreichenden Änderungen gezwungen. Es stehen da gewaltige Umbrüche ins Haus. -

- D.P. -

Die Problematik des Gewissens

Mehr denn je müssen wir aufgrund der sich ändernden Sittenmaßstäbe, des Druckes im Geschäfts- und sonstigen Lebens und den Forderungen des Staates, schwierige Entscheidungen treffen. Für die Tiere gibt es da keine Problematik des Gewissens. Die Stechmücke, die dir das Blut aussaugt, das Krokodil, das einen Fisch verschlingt, oder der Löwe, der eine Gazelle tötet und auffrißt, machen sich kein Gewissen daraus, und fühlen sich nicht schuldig. Du kannst einem Hund oder einer Katze beibringen, etwas Bestimmtes nicht zu nehmen, aber du kannst ihnen nicht beibringen, nicht zu stehlen. Die zehn Gebote haben für sie keine Bedeutung. Das ist u.a. auch ein Beweis für die große Kluft, die zwischen Mensch und Tier besteht.

Unser Gewissen ist unser sittlicher Wertmaßstab, den wir an unseren Lebenswandel anlegen. Wir alle sollten danach streben, ein reines Gewissen zu haben. Ein schlechtes Gewissen zu haben, bedeutet ein Gewissen zu haben, das uns tadelt und uns bewußt macht, eine Schuld auf uns geladen zu haben. Gottes Wort stärkt unser Gewissen durch seinen Rat. Seine Aufforderung lautet:

Behalte ein reines (gutes) Gewissen.

Im Besonderen ist es der Apostel Paulus, der Nachdruck auf das Gewissen legt. In seinen Briefen kommt er etwa 20 Mal darauf zu sprechen, und bringt wiederholt zum Ausdruck, daß er selbst darauf bedacht sei, ein gutes Gewissen zu haben: Brüder, ich habe mit allen guten Gewissen vor Gott gewandelt bis auf diesen Tag. (Apg. 23:1) Jeder sollte um ein gutes Gewissen bemüht sein. Aber das ist nicht alles. Wir brauchen auch ein erleuchtetes, gut geschultes Gewissen. Im Allgemeinen wird die Tatsache übersehen, daß uns unser Gewissen nicht gegeben wurde, damit es uns lehrt, was Recht und was Unrecht ist. Obwohl zwischen dem Gewissen und Normen, Grundsätzen, Maßstäben und Verhaltensregeln eine Beziehung besteht, ist es doch nicht das Gewissen an sich, das uns lehn, das ist nicht sein Zweck.

Was ist sein Zweck?

Es soll uns zu der Entscheidung veranlassen, das zu tun, was gemäß unserer Belehrung richtig ist, und das zu meiden, was Unrecht ist. Aber wie bildet man sein Gewissen?

Wie das Gewissen arbeitet, ob es uns irreführt, hängt davon ab, wie wir es bilden. Um uns in dem zu schulen, was Recht und was Unrecht ist, hat der Schöpfer sein Wort, die Heilige Schrift, gegeben. Darin finden wir unsere Pflichten zusammengefaßt, und zwar in den beiden großen Geboten:

Du sollst Gott lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft, und Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. (Markus 12:29-31)

Man kann sich der Pflicht, die einem das erste Gebot auferlegt, nicht entziehen ohne Gewissensbisse zu haben. Einige mögen sich anstatt für den Glauben für den Atheismus entscheiden, weil sie Gott nicht verantwortlich sein möchten. Auch der Forderung des zweiten Gebotes können wir uns nicht entziehen, denn es verpflichtet uns anderen gegenüber so zu handeln, wie wir wünschen, das sie uns gegenüber handeln. (Lukas 6:31)

Aber wieviele Menschen gibt es, die Gott ihre Entscheidungen beweisen, daß sie der Stimme des Gewissens folgen, eines Gewissens, dem diese beiden grundlegenden Lebensgrundsätze eingeschärft worden sind? Warum die Problematik?

Durch das Gewissen können ernste Probleme entstehen, weil die Menschen oft unter Druck gesetzt werden, etwas zu tun, wovon das Gewissen abrät, oder etwas nicht zu tun, wozu das Gewissen auffordert!

Macht

... Der Führer organisiert einen Kader, dessen Mitglieder er als Menschenfischer einsetzen kann. Diese Jünger werden aus der Bevölkerungsschicht herausgesucht, die beeinflußt werden soll. Man erwartet von ihnen, daß sie ihrem Führer und der Bewegung ganz ergeben sind. Dazu müssen sie alle Erwartungen an die bestehende Gesellschaft aufgeben, alle Familienbande zerreißen und auf alle Gruppenbindungen verzichten, ausgenommen ihre Loyalität zur Bewegung. Sind sie erst einmal so weit, können sie ihr kaum mehr schaden und sie auch nicht mehr aufgeben; sie haben zu viel geopfert, als daß sie noch woanders hingehen könnten. Eine weitere Bindung des Kaders an die Führung wird erreicht, indem man betont, daß sie verfolgt werden. Außerdem gibt man ihnen eine Aufgabe, und damit einen Lebenssinn. Als Gegenleistung für ihre Opfer bieten die Führer ihren Jungem innerhalb der Organisation sowie im Königreich, das kommen soll, den Status einer Elite an. In der Öffentlichkeit definiert der Führer den Zweck seiner Bewegung als wohltätig: die Menschheit soll gerettet werden, wogegen man eigentlich nicht sein kann. Er ist sich sicher, daß seine Bewegung an die Macht kommen wird: Sie ist der nächste Schritt in der Entwicklung der Menschheit. Der Führer verspricht den Massen ein Paradies in einer etwas unklaren Zukunft. Folgen sie nicht, droht ihnen Unheil. Er setzt seine Hoffnung auf die Jungen, die noch keinen festen Platz in der etablierten Gesellschaft haben. Gezielt hetzt er sie gegen die Älteren auf, damit sie sich von der Familie lösen, die die Macht des Etablissements verstärkt. Indem der Führer sich selbst als jemand darstellt, der die Macht nicht aus persönlichen Gründen will, zeigt er nur, daß er eine Mission erfüllt, die auch von ihm große Opfer verlangt. Er sagt nicht, daß man ihm seinetwegen folgen soll, oder daß er ein großer Führer sei, sondern meint bescheidener, daß er nur Interpret der großen Macht ist, die seinen Gefolgsleuten eine großartige Zukunft bringen wird. Allerdings ist er der einzige richtige Interpret dieser Macht.

Der Führer, der Anhänger um sich versammelt, tritt in der Öffentlichkeit als Autorität auf, die den herrschenden Kreisen gleichwertig ist. Berühmte Führer der gegnerischen Seite greift er mit dreisten Anschuldigungen an. Gleichzeitig setzt er eine flexible Strategie ein, indem er in einer ungefährlichen Situation Angriff mit Angriff beantwortet. Ist der Gegner jedoch zu stark, benutzt er gewaltlose Methoden und bewegt sich innerhalb des gesetzlichen Rahmens. Im entscheidenden Stadium nimmt er der regierenden Macht gegenüber eine kompromißlose Position ein. Da er Macht innerhalb der etablierten Kreise ablehnt, sind Kompromisse nicht möglich. Im Falle des Gelingens folgt eine unbarmherzige Eliminierung jedes einzelnen Gegners ...

Jay Haley

Eine Nachricht für CV aus Polen

Was machen jetzt die Jehovas Zeugen in Polen?

- Weiter verkündigen -, Wie so?

Deshalb, daß ehemalige Zeugen Jehovas neue, effektive Methoden gefunden haben, den WT zu bekämpfen. Was für eine Methode ist das?

Einer von den ehemaligen (E. N.) hält in den größten Kirchen der größten Städte Polens Vorträge über die Lügen der Wachtturmgesellschaft.

Er tritt auf als ehemaliger Zeuge Jehovas. Wenn er seine Vorträge hält, sind die Kirchen überfüllt. Außerdem werden unter den Menschen Flugblätter verteilt. Darüberhinaus verschicken wir auch Flugblätter per Post. - Viele Grüße an CV!

Verax

Die Tage Noahs - eine Betrachtung wert

Blättert man in den Annalen der menschlichen Geschichte, so wird man viele Beispiele, politischer und religiöser Natur, finden, die davon künden, daß immer wieder versucht wurde, die Menschheit zu verbessern und zu vervollkommnen. Der Wunsch nach Frieden und Vollkommenheit spielte und spielt bei diesen Experimenten eine nicht zu unterschätzende Rolle. Und vielleicht auch der Wunsch, selbst derjenige zu sein, der das Rezept zur Schaffung einer solchen besseren Ordnung auf der Erde besitzt. So, wie sich die Alchimisten um den Stein des Weisen und Phantasten um die Erfindung des Perpetuum mobile bemühten, gab es immer wieder Menschen, einzeln und in Gruppen, die der Versuchung nicht widerstehen konnten, die Menschheit kraft klaren und reinen Denkens und Tuns, in einen idealen Zustand zu versetzen.

In der Religion waren es u.a. Katharer und Puritaner, die 'reinen', sowie eine Unzahl von Sekten, in der Politik Revolutionäre, die der Meinung waren, man brauche nur die Reaktionäre zu beseitigen, dann sei der Weg frei in eine lichte und schöne Zukunft. Philosophen erdachten den Gottes- oder Sonnenstaat. Dagegen gab es auch immer Autoren, die im Gedankenexperiment eine Extremsituation schufen und nachwiesen, daß auch aus einer noch so kleinen Gruppe noch so edel eingestellter Menschen immer wieder eine Menschheit mit immer gleichen Problemen entstehen müsse.

Für religiös geprägte Menschen war es einleuchtend, daß der wahre Glauben der Schlüssel sein mußte, mit dem die Tür zum großen Geheimnis aufgeschlossen werden konnte. Doch es ist gerade der Gott der Wahrheit selbst, der uns in Seinem heiligen Wort, der Bibel, zeigt, daß mit Sündern auf der Erde, und hätten sie die allerbesten Absichten und den festesten Glauben, die Idee von einer Absolut glücklichen menschlichen Gesellschaft auf der Erde nicht verwirklicht werden kann.

In der Noah-Erzählung wird dem Leser eine Extremsituation gezeigt, die nicht zu überbieten ist. Es ist für den Wahrheitsgehalt dieser biblischen Erzählung völlig ohne Bedeutung, ob sie sich buchstäblich so oder anders abgespielt hat, oder ob das Geschehen ein kosmisches oder ein örtliches gewesen ist. Die absolute, immer und überall gültige Wahrheit liegt in der Lehre begründet, die uns diese biblische Geschichte im Besonderen und die Bibel im Allgemeinen erteilt.

Zur Noah-Erzählung

Acht gerechte Menschen, von Gott berufen und auserwählt, überleben eine Katastrophe und bleiben allein übrig. Wurde damit die allerbeste Voraussetzung für die Schaffung einer gerechten Menschheit und einer ebensolchen Welt geschaffen? Nein! Schon in der frühesten Zeit der Glaubensgeschichte Seines Volkes lehrte Gott durch Seinen heiligen Geist, daß jeder Mensch, auch der gerechte, das Übel in sich trägt, daß der Mensch selbst niemals die Grundlage für eine gerechte Ordnung unter den Menschen sein kann. Nicht einmal dann, wenn es sich um fromme Menschen handelt.

Die Folge ist am Ende immer Mißtrauen, gegenseitige Beobachtung und Vorschrift auf Vorschrift, (Jes. 28:10), Scheingerechtigkeit.

Der Irrtum, daß, wenn man Die Wahrheit hat, eine reine Organisation entstehen könnte, beruht auf der Mißachtung der göttlichen Lehre, denn, die Wahrheit hat Gott allein. Die Tage Noahs werden zum Ausgangspunkt komplizierter Berechnungen und tiefgründiger Betrachtungen gemacht, aber das eigentliche Anliegen dieses Beispiels aus dem Lehrbuch Gottes wird übersehen. Sie liegt darin, daß wir ein für allemal darauf aufmerksam gemacht werden, daß unser Bemühen uns zwar in die richtige Richtung, zu Gott, führen kann, aber vollbringen können wir das Werk nicht. Alle menschliche Gerechtigkeit liegt in der Anerkennung der All-Gerechtigkeit Gottes. Wenn Menschen dennoch ihr Heil in einer abgesonderten Gruppe suchen, spüren sie es wohl, daß ihre Erwartungen eigentlich doch nicht erfüllt werden. Sie erliegen der Versuchung, sich an Zeichen zu klammern. Die Führung einer solchen Gruppe weiß das und sie tut ihnen den Gefallen. Sie stellt Berechnungen an, und prompt erkennen die Geführten stets aufs Neue, daß man es nun mit Händen greifen könnte. Es wäre noch nie so deutlich zu erkennen gewesen, wie gerade jetzt, und schlimmer kann es nicht mehr kommen.

Es ist immer das gleiche Lied, und c« wurde, um hei dem Beispiel der Zeugen Jehovas zu bleiben, gemäß Russells unwiderlegbaren Beweisen 1874 und 1914 gesungen, dann wieder 1933, als die Nazis das Werk in Deutschland und ihrem Einflußgebiet verboten, 1945, als Europa in Trümmern lag, 1950, als die Tätigkeit der Zeugen, diesmal von den Kommunisten, wiederum verboten wurde, und schließlich 1975, als alle Schriften der Gesellschaft wahrhaft überspannte Erwartungen weckte. Wie im Fokus eines Brennglases sollten sich alle Strahlen der Erwartung in diesem einem Punkte treffen: 1975!

Ist aber der Wunsch nach Zeichen nicht eher ein Indikator für den Unglauben?

Wird damit nicht bekundet, daß mir, einem Christen, Leben, Tod und Auferstehung des Gottessohnes nicht so viel bedeuten, daß sie allein ein genügender Grund für meinen Glauben an Ihn sind? oder sein könnten?

Sind die ewigen, kosmischen Wahrheiten Gottes, wie sie uns in der Bibel und damit auch in der Noah-Erzählung überliefert worden sind, nicht Grund genug für den Glauben an den, der die Wahrheit hat?

Wer schaut denn nach Zeichen aus? Gemäß 1. Kor. 1:22 sind es Juden und Griechen, d.h., Menschen, die - noch - keine Nachfolger Jesu waren. Für diese aber ist Jesus selbst Zeichen genug!

Folgen in der Politik

Welch verheerende Folgen es auch in der Politik haben kann, Rettung von der Befolgung einer Idee zu erhoffen, zeigt das Beispiel der UdSSR. Sie betrog sich selbst um die Früchte des Sieges und das Volk um Jahrzehnte des Lebens, weil das System den militärischen Sieg der Vorzüglichkeit der Ideologie zuschrieb, sich auf diesen Lorbeeren ausruhte und die Chance zur Entwicklung zu einer Demokratie verpaßte.

Es sei noch einmal gesagt: kein menschlicher Versuch, sei er religiös, politisch oder philosophisch untermauert, bringt den gewünschten oder erhofften Erfolg: eine gerechte menschliche Gesellschaft.

Der Wunsch nach Zeichen

Das Zusammenkommen der Gläubigen ist notwendig und wird von Gott gefordert. (Hebr. 10:25) Denn, wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, sagt Jesus, da bin ich unter ihnen. (Matth. 18:20) Die christliche Versammlung bietet Gottes Schutz, doch kann daraus nicht die Erwartung abgeleitet werden, daß menschliche Bemühungen um Reinheit in der Versammlung diese zur idealen menschlichen Gesellschaft auf Erden gestalten könnte, denn die irdische Kirche ist und bleibt eine Kirche von Sündern. Es mag paradox klingen, aber es ist das Bekenntnis zum eigenen sündigen Zustand vor Gott, verbunden mit dem Glauben an das Opfer Jesu, das dem Menschen vor Gott annehmbar macht. Wenn sich jemand nicht, wie Adam, vor dem Herrn versteckt, sondern sich finden läßt, dann hat er die Zusage, daß er angenommen wird.

Der Wunsch nach zusätzlichen Zeichen führt in eine ganz absonderliche Situation. In den Köpfen vieler Gläubiger tickt ständig der Gedanke, daß es sich wegen der Kürze der Zeit nicht mehr lohne, irgend etwas auf längere Sicht zu planen. In diesem Gedanken wurden sie von der Gesellschaft besonders in Hinsicht auf Berufsausbildung und Familiengründung bestärkt. So entstand mit der Zeit eine kuriose Lage: seit Beginn der WT-Lehre sind nun etwa hundertzwanzig Jahre vergangen. In all diesen Jahren mit ihren Endzeitdaten war es nicht mehr nötig - wegen da Kürze der Zeit - Pläne bezüglich des eigenen Lebens zu machen. Diese Zeitspanne von hundertzwanzig Jahren ist aber zwei- bis dreimal so lang wie die, die dem einzelnen Menschen an tätiger Zeit zugeteilt ist. Wenn zwölf Jahrzehnte eine zu kurze Zeit sind, um etwas zu unternehmen, dann brauchte kein Mensch mehr irgend etwas zu unternehmen, denn ihm stehen vielleicht nur dreißig oder vierzig Jahre zur Verfügung.

Diese Denkauswüchse, die immer deutlicher zutage treten, je mehr Zeit verstreicht, zeigen auf einfachste Weise, von welchem Wert eine enggefaßte, auf Abkapselung zielende Bibelbetrachtung ist. Das Beispiel Noah lehrt, daß nicht einmal eine nur aus acht Personen bestehende Menschengruppe, noch dazu relativ gute und fromme Personen, die Garantie bieten kann, daß sie der Kern einer gerechten Menschheit werden könnte. Wäre DAS Gottes Absicht gewesen, dann wäre sein Vorhaben gründlich gescheitert. Noah glaubte Gott ohne Zeichen aufs Wort! Die Zeichen, auf die Jesus uns aufmerksam machte, zielen nicht so sehr auf einen Zeitpunkt, sondern sollen uns auf Zustände aufmerksam machen. Das soll uns helfen, nach Seiner Gerechtigkeit zu trachten und nicht der Welt gleichzuwerden. (Matth. 6:33) Die Nachkommen der acht aus der Großen Flut geretteten standen bald vor den gleichen Problemen wie jene, die in der Flut umkamen. Doch wenn wir aus dem Bericht etwas lernen über die Vergeblichkeit menschlicher Bemühungen um die Errichtung einer gerechten menschlichen Gesellschaft, wenn er uns hilft, falschen Propheten nicht auf den Leim zu gehen, und wenn wir gestärkt werden im Glauben an Gottes Fähigkeiten und Liebe, dann hat es bei uns gezündet und DAS WORT war nicht umsonst.

H. Gärtig

Gespräche

mit Zeugen Jehovas

Die Schwierigkeit der Zeugenauslegung von 2 Mose, Kapitel 33

Wohnungs-Inhaber:

Sie haben mir bei Ihrem letzten Besuch versprochen, das Thema, über das wir heute sprechen werden, selbst zu wählen. Das möchte ich nun tun und wähle das Thema: Wer war der Gott, dem sich Mose voll und ganz anvertraute.

Zeuge:

Ja, ich bin damit einverstanden.

Wohnungs-Inhaber:

Dann bitte ich Sie zuerst. Ihre Ansicht zu diesem Thema zu äußern.

Zeuge:

Mose war eindeutig ein Anbeter Jehovas des höchsten Gottes und diesem seinem Gott anvertraute er sich ganz.

Wohnungs-Inhaber:

Zu dieser Ansicht kann ich, wenn auch bedingt, meine Zustimmung geben. Mose hatte die Gelegenheit mit Jehova von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. So können wir es in Ihrer neuen Weltübersetzung in 2 Mose 33 Vers 11 lesen. Ich darf es doch gleich vorlesen. Und Jehova redete zu Moses von Angesicht zu Angesicht, so wie ein Mann gewöhnlich mit seinen Mitmenschen redet... Nun meine Frage an Sie: Hat Mose Jehova den Höchsten, nämlich den, den Jesus auf Erden seinen Vater nannte, von Angesicht zu Angesicht gesehen?

Zeuge:

Nein! Das geht nicht, denn wir lesen ja in Job. 1:18: Kein Mensch hat GOTT jemals gesehen, der einziggezeugte Gott, der am Busenplatz beim Vater ist, der hat über ihn Aufschluß gegeben.

Und dieselbe Aussage finden wir schon in den hebr. Schriften in 2 Mose 33:20:

Und er fügt hinzu: Du vermagst mein Angesicht nicht zu sehen, denn kein Mensch kann mich sehen und dennoch leben. Somit muß sich Jehova immer von einem Engel vertreten haben lassen.

Wohnungs-Inhaber:

Es ist gut, daß Sie 2 Mose 33 angeführt haben, denn gerade dieses Kapitel hilft uns in dieser Frage sehr.

Ich gebe Ihnen recht, daß der höchste Gott, den Jesus auf Erden seinen Vater nannte, den hatte noch nie ein Mensch gesehen. Dieser ließ sich auf Erden immer vertreten. In Ihrer Neuen Welt-Übersetzung kann man in Job. 16:27 folgende Äußerung Jesu lesen: Denn der Vater selbst hat Zuneigung zu euch, weil ihr Zuneigung zu mir gehabt, und geglaubt habt, daß ich als Vertreter des Vaters ausgegangen bin.

Diese Funktion hatte Jesus Christus schon vor seinem Erdenleben beim Volk Israel. Damals schon vertrat er seinen Namen ganz

direkt, indem er den Namen Jehova auf sich selbst bezog und sagte: Ich bin Jehova!

Es ist gut, daß Sie 2 Mose 33 Vers 20 ebenfalls angeführt haben,

denn das ganze Kapitel 33 ist es, das uns hilft, einer Fehldeutung auf die Spur zu kommen.

Zeuge:

Wieso Fehldeutung?

Wohnungs-Inhaber:

Weil aus dem Zusammenhang des ganzen Kapitels 2 Mose 33 hervorgeht, daß Mose nur mit einem Jehova sprach. Derjenige, der in Vers 20 sagte: Du vermagst mein Angesicht nicht sehen und leben, war derselbe, der nach Vers 11 mit ihm von Angesicht zu Angesicht sprach.

Der Logos, der damals schon seinen immer unsichtbaren Vater vertrat, konnte in seiner Verkörperung seinen Menschen erscheinen und mit ihnen reden. Dies tat er ja schon bei Abraham in Begleitung mit zwei weiteren Engeln. Siehe l Mose Kapitel 18.

Zeuge:

Das wäre aber ein Widerspruch! In Vers 11 spricht er mit Mose von Angesicht zu Angesicht und in Vers 20 kann man ihn nicht sehen und leben.

Wohnungs-Inhaber:

In der Tat wäre dies ein frontaler Widerspruch. Wenn man aber nur Job. 1:18 Kein Mensch hat Gott (den Vater) jemals gesehen... Nur auf den Vater bezieht und 2 Mose 33:20 auf den Sohn (Logos), dann sieht es etwas anders aus.

Zeuge:

Nein! Selbst dann bleibt der Widerspruch. Denn einmal könnte man den Sohn sehen und das anderemal nicht.

Wohnungs-Inhaber:

Dieser Widerspruch löst sich aber auf, wenn man im Kontext merkt, daß Mose bei dem Wunsch des Angesichts Jehovas zu sehen, nicht das Angesicht der Verkörperung meinte (dies war er zu sehen gewohnt), sondern das Angesicht der - Herrlichkeit seines geistigen Leibes. Siehe Vers 18. Mose merkte, daß die Erscheinung des Herrn Jehova nicht alles sein konnte. Er erschien und verschwand wieder.

Es mußte noch eine geistige Herrlichkeit geben, die Mose sehen wollte.

Dies ging aber nicht, weil der Sohn damals schon eine solche geistige Herrlichkeit hatte, daß ein Mensch sie nicht sehen konnte, ohne zu sterben. Denken Sie an Paulus, der nur ein Abglanz der Herrlichkeit Jesu sah und sofort blind wurde. Denn an Jesus hatte sich seine Bitte erfüllt:

Verherrliche mich mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. Joh. 17:5

Zeuge:

Also fand doch eine Vertretung statt.

Wohnungs-Inhaber:

Ja. Aber vertreten wurde nur der Vater Gott von dem Sohn, der mit dem Namen Jehova auftrat. Dieser aber wurde nicht noch mal von einem Engel vertreten.

Es gab eine Situation, in der Jehova (Sohn) sich nochmal durch einen Engel vertreten lassen wollte. Dies lesen wir in 2 Mose 33:1: Und Jehova sprach ... Und derselbe Jehova sprach auch die Worte aus Vers 2: Und ich will einen Engel vor dir hersenden ... Aber über eine solche nochmalige Vertretung durch einen Engel war Mose gar nicht erfreut, sondern verunsichert. Darum sprach Mose die Worte aus Vers 12: Siehe, du sprichst zu mir, führe dieses Volk hinauf, Du aber hast mich nicht wissen lassen, wen du (als Engel) mit mir senden wirst.

Ein Engel als Vertreter von Jehova war für Mose ungewohnt und unbekannt, weil Jehova mit Mose immer von Angesicht zu Angesicht sprach.

Jehova erkannte die Gedanken und Beweggründe des Mose und ihm entgegenkommend sagte er in Vers 14: Da sprach er (Jehova): In eigener Person werde ich mitgehen und werde dir gewißlich Ruhe (ein sicheres Gefühl) geben.

Mose geht sofort darauf ein und sagt in Vers 15: Wenn du (Jehova) nicht in eigener Person mitgehst, so führ uns nicht von hier hinauf. Der Vers 17 zeigt deutlich, daß es Jehova war, der Mose versprach dieses, wovon Mose redete, zu tun.

Somit ist deutlich erwiesen, daß die Sache mit dem Vertreterengel nichts wurde. Jehova ließ sein Ansinnen, sich durch einen Engel vertreten zu lassen, fallen, weil Mose, der in den Augen Jehova Gunst gefunden hatte, es nicht wollte.

Oder können Sie mir aus diesem Kapitel 33 etwas anderes beweisen?

Ich gebe Ihnen die Gelegenheit... Zeuge:

Wohnungs-Inhaber:

Sehen Sie, wenn Ihre Erklärung mit der Vertretung des Vaters Gottes Jehova durch einen Engel wahr wäre, dann wäre Mose getäuscht worden. Noch schlimmer, dieser Engel hätte gelogen, denn er sagte: Ich Jehova, dabei war der Jehova, den sie meinen, nämlich der Vater Gott, gar nicht. Er hätte höchstens sagen dürfen: Ich bin Jehovas Engel und spreche für Jehova, was aber so nicht zu lesen ist.

Sie werden doch zugeben, daß mit der Unterstellung von bewußter Täuschung und Lüge keine richtige Auslegung von 2 Mose Kapitel 33 zu machen ist.

Martin Hirschmüller

 

30 Jahre Gemeinschaft mit den Zeugen Jehovas

Seit 1950 war ich dreißig Jahre dabei, habe meine Frau dort kennengelernt und wir haben sechs Kinder.

Was ich damals als Vorteil sah:

Die Endzeitlehre und Hoffnung auf nahe bessere Zeiten hatten 1950 große Anziehungskraft für mich. Ebenso das Bemühen, die christliche Lehre möglichst ohne Irrlehren darzustellen. Als angenehm empfand ich auch die scheinbare Nestwärme durch Gastfreundschaft, Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft und das brüderliche Du statt Sie.

Regelmäßig kleine und große Treffen und Reisen mit diesen Brüdern und Schwestern fand ich damals interessant. Ein gesitteter, solider Lebenswandel und ein sinnvolles aktives Leben wurde gepflegt, dabei auch Nachdruck auf eheliche Treue und Gehorsam der Kinder gelegt.

Es gefiel mir, daß Trivialliteratur verpönt war, aber Allgemeinbildung, Bibelkenntnisse und öffentliches Reden aller Gläubigen gefördert wurde.

Mir nicht, aber manchem gefällt es besonders gut, daß diese Religionsorganisation ihm das Denken abnimmt und ihm auch vorschreibt, was er zu denken hat, dabei wird er so schön in der Sänfte der Bevormundung getragen. Obendrein wird dem Mitläufer so mancher Gewissenskonflikt erspart und Verantwortung abgenommen. Als Gegenleistung darf er nur etwas mehr Opfer aufbringen. In den Nazi-KZs waren es Blut, Schweiß und Tränen.

30 Jahre, fast ein halbes Leben, habe ich zu dieser Religionsgemeinschaft gehört. Als nachdenklicher Mensch fand ich Anlaß zu gewissen Fragen über Lehrpunkte und den Umgang mit Gläubigen. Ich verlangte schriftliche Rechenschaft von den Verantwortlichen. Es wurde eine 40seitige Auseinandersetzung daraus, die mich und meine Familie maßlos enttäuschte. Unsere Ernüchterung kam nicht aus zu hoch gesetzten Erwartungen, sondern aus dem unerwarteten niedrigen humanen Niveau der Organisationsvertreter. Jeder kann das nachprüfen. Einzelheiten aus diesem Eklat möchte ich nicht wieder aufwärmen. Unsere 8-Personen-Familie sagte ade zur Wachtturmgesellschaft. Für uns ist Christentum ohne Wachtturm wertvoller. Auch der Bibel und Gott sind wir nähergekommen. Gegenorganisationen aller Art haben wir Allergien. Aber den Gedankenaustausch mit christlich gesinnten Menschen suchen wir sehr wohl, (auszugsweise)

Klaus Prüter

Die Zeit ist herbeigekommen !

- Aus eigener Erfahrung -

Allein in der Wahrheit

Viele ehemalige Zeugen Jehovas fassen sich heute an den Kopf und fragen sich ernstlich, wie sie die WT-Endzeitlehre je glauben und befolgen konnten:

• Ein halbes Dutzend falsche Endzeittermine schon;

• fundamentale Verdrehungen über Obrigkeit und Regierung, Religion, Älteste, Wahlen und Neutralität, Blut, Juden, Zionismus, Wehrdienst z.B.;

• andere Menschen, weil sie anders denken und glauben, menschenfeindlich und für vernichtungswürdig halten;

• Paradiese predigen, die nie kamen, weder 1914, 1925, 1945 und 1975;

• geistige Paradiese anbieten, die es unterm Wachtturm nie gab und nicht gibt;

• nicht mehr heiraten, keine Kinder, keine höhere Bildung, keinen Beruf vor 1975, keine Versicherung mehr,

• für die Organisation in theokratischer Kriegslist (WT, 1. Juli 1957, S. 413) lügen, auf falsche Fährte führen, täuschen, verfälschen, tarnen, schmuggeln, verdecken, gegen Devisengesetze vergehen. List aller zweckmäßigen Art anwenden, gegen 2. Korinther 4:2, NW;

• christliche Diakonie und Caritas, ohne nach dem Glauben zu fragen, ablehnen und verteufeln;

• alle soziale Mitverantwortung und Weltverbesserung ablehnen; und das alles und vieles andere mehr als annehmbar und gangbar für alle Menschen zu predigen! Und sich damit allein in der Wahrheit zu wähnen!

Die WTG machts möglich

Die WTG-Endzeitlehren kann nur glauben und predigen, wer zuvor den gottgegebenen Menschenverstand abgibt! Und das geschieht, indem die WTG einem mit dem WT das geistige Rückgrat bricht: Nicht mehr kritisch darüber nachdenken, der WTG bedenkenlos glauben und folgen, was sie auch lehrt ... Man dünkt sich mit dem WT klug und weise, ja zu den besten Menschen zu gehören. In Wirklichkeit wird man unkritisch, einfältig, rechthaberisch, haßerfüllt gegen Anderssein, unbarmherzig und gnadenlos, wo nicht an die Organisation geglaubt wird, lebensfeindlich gegen die eigenen Kinder, wenn sie WTG-gehorsam auf dem Altar des WTG-Blutkultes geopfert werden.

Den Zeugen Jehovas die Köpfe streicheln?

Unerbittlich geistig drein schlagen muß man! Und das Schwert des Geistes schwingen! (Epheser 6:17)

Sie stempeln jeden anderen als böse ab, schon ihren Kindern bringen sie das bei!

Diffamieren andere Gläubige als Hurer!

Verteufeln alle anderen, die ihnen nicht folgen, als vemichtungswürdige Verbrecher, Kriminelle (WT 15.09.1958, S. 565). Bücher könnte man vollschreiben mit widerlichen WT-Schmähungen gegen Andersdenkende und Andersglaubende! Die eigenen Glaubensbrüder, die seinerzeit aus Bibeltreue die WTG-Obrigkeitslehre ablehnten, wurden als riechend Böcke geschmäht, die auf der Speise des Herrn herumtrampeln, jahrzehntelang! Dann änderte die WTG ihre Lehre, aber rehabilitiert wurden die geschmähten und ausgeschlossenen Brüder nicht! Alles verbreiten sie bedenkenlos über andere, wenn es von der WTG kommt! Aber ihnen selbst darf man kein Haar krümmen??? Die WTG zerrt ihre Endzeit mit ihrem ersten Termin 1799 (Die Harfe Gottes) sage und schreibe schon fast 200 Jahre daher! Für wie vergeßlich und dumm hält die WTG denn ihre Verkündiger? Nein, wenn sich der Groschen im Kopfe der aufrichtigen Zeugen lockern soll, dann muß man rütteln und schütteln! Dann muß es über den WTG-Irrlehren blitzen und krachen! Von 1799 bis 1991 und so weiter - das ist zuviel! Die Toten im Grabe, die in dieser Zeit getäuscht vergehen mußten - wurden sich umdrehen!

Gestern von Gott, heute vom Teufel

Die verantwortliche WTG-Führung dreht schon über 100 Jahre lang die Bibel nach ihrem Ermessen: Gestrige Wahrheit ist heute Lüge, gestriges Recht ist heute Unrecht, gestriges Licht ist heute vom Teufel! Jetzt wird die Weiterverdrehung auf die Jahrtausendwende eingeschoben! Und wer da kritisiert und widerspricht, hinterfragt gar, den trifft gnadenlos ein psychologischer Terror ohnegleichen, um solchen zum Zusammenbruch zu bringen: Judas! Verräter! Rotte Korah! In den zweiten Tod! Selbstmord hat das schon zur Folge gehabt!

Eifrig arbeiten sie in Brooklyn jetzt schon daran, den geistigen Kollaps zu überdauern, der Millionen einfacher Zeugen treffen wird, wenn in Kürze nach Psalm 90:10 der 1914-Termin als Bluff offenbar wird. Es werden Dinge ans Licht kommen, da werden die Augen übergehen!

Die Dinge beim Namen nennen!

Jesus nannte die angemaßten Schriftgelehrten seiner Tage Heuchler, die das Himmelreich vor den Menschen zuschließen, von außen gerecht, inwendig aber voll von Heuchelei und Gesetzesbruch, übertünchte Gräber! Man lese Matthäus 23 einmal durch und schaue dabei auf die WTG-Endzeit seit 1799. Und seit 1935 haben sich auch Jesu Worte erfüllt, das Himmelreich vor den Menschen zuzuschließen! ...

Und zuletzt haben sie alle eingelullt, noch im Laufe des gegenwärtigen Jahrzehnts der 1970er Jahre werde Harmagedon geschlagen sein und die von Gott geschaffene Ordnung anbrechen! (Erwachet 22.04.1972, CV 100)

Jetzt sind wir in der ersten Hälfte des Jahrzehnts der 1990er Jahre! Sie aber jagen und fischen immer weiter neue unkritische und unerfahrene Generationen.

Jetzt kommt der 1914-Kollaps! Haltet inne, setzt Euch hin und prüft und macht rechtzeitig Schluß mit der WTG, alle die Ihr aufrichtig seid!

-P-

Die Sexualethik der Zeugen Jehovas

... Welches Gottesbild hat die Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft? Ihr Jehova (dieser Gottesname ist nach Goldammer eine Urform, die in alter Zeit nie im Gebrauch war und vor 1278 n. Chr. nicht nachzuweisen ist) ist ein Gott der Rache, ein überdimensionaler Todesengel, der, in der WTG-Vorstellung, in Harmagedon jede Spur der irdischen Organisation Satans auslöschen wird (Wachtturm Nr. 10 vom 15. Mai 1990, S. 7). Warum findet Harmagedon statt?, fragt diese Wachtturm-Ausgabe auf Seite 5 und liefert auch gleich die Antwort dazu: Harmagedon findet statt, weil Gott gerecht ist und das Böse nicht länger dulden wird. Deshalb muß die aus Dämonen und rebellischen Menschen bestehende Organisation Satans, die für die Jahrtausende der Bosheit, des Kummers und des Leids verantwortlich ist, vernichtet werden. Die Aufklärung des 17. und 18. Jahrhunderts, die den Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit (Kant) erstrebte und sich auf die Vernunft berief, scheint an den Führern der Wachtturmgesellschaft spurlos vorübergegangen zu sein. So lassen sie uns durch fromme Verkündiger ausrichten, wer zur Organisation Satans gehört: Alle Menschen außer Jehovas Zeugen! Da macht es am Tage des Zornes Jehovas auch keinen Unterschied, ob man Katholik ist oder Protestant, ob Arzt oder Krankenschwester, ob Hure oder Nonne oder ob man Muslim oder frommer Jude ist. Besonders hinsichtlich der Juden, die älteren Brüder der Christen (Johannes Paul II.) finde ich eine erschütternde Analogie zur jüngsten politischen Geschichte. So gab es eine pathetische Propagandarede von Adolf Hitler, die folgenden Wortlaut hatte: Die ewige Natur rächt unerbittlich die Übertretungen ihrer Gebote. So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn. Zeugen Jehovas töten freilich keine Juden, doch leben sie in dem Bewußtsein einer baldigen Ausrottung aller Andersdenken in der Schlacht von Harmagedon. Ist das noch der Gott der Liebe, der will, daß alle Menschen gerettet werden (1. Tim. 2,4)?

Jehova Gott scheint aber auch in den Dingen kein Pardon zu kennen, die dem Menschen Lust bereiten, namentlich die Sexualität. Zeugen Jehovas scheinen das Pauluswort in 1. Tim. 4,4 nicht gelesen zu haben, wo es heißt: Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, wenn es mit Dank genossen wird. Sexualität wird von allen konservativ-religiösen Menschen, ungeachtet ihres Glaubensbekenntnisses prinzipiell als sündig verworfen, sie wird verdrängt, nur noch geduldet im untrennbaren Bund der Ehe - und auch dies nur mit Vorbehalt. Auch das Eheverständnis der katholischen Kirche war einst lustfeindlich. Bedeutenden Kirchenvätern wurde die geschlechtliche Lust derart zum Problem, daß sie Spekulationen über eine Paradiesehe anstellten, die frei von geschlechtlicher Lust gedacht wurde. Durch die Aufklärung hat sich der Rigorismus in der katholischen Kirche inzwischen stark gemildert. Der katholische Psychoanalytiker Norbert Scholl drückt dies in seinem Buch: Psychoanalyse mit folgenden Worten aus: Immerhin deutet sich nicht zuletzt aufgrund der Erkenntnisse der Tiefenpsychologie eine Tendenzwende in der kirchlichen Sexualmoral an. So nehmen neuere kirchenamtliche Verlautbarungen Abstand von der Praxis einer bloßen infantilen Verbotsmoral und zeigen Offenheit für eine dem reifen und mündigen Erwachsenen entsprechende autonome Moral.

Nicht so bei Jehovas Zeugen (und anderen Sekten!). Die Tragödie beginnt bereits beim rigorosen Masturbationsverbot. In dem Büchlein der Wachtturmgesellschaft: Fragen junger Leute, fragt Melissa, 15 Jahre alt: Ich frage mich, ob Masturbation in Gottes Augen verkehrt ist. Die Antwort des Verfassers: Sie ist mit Sicherheit eine unreine Gewohnheit, und weiter: Ertötet die Glieder eures Leibes, fordert die Bibel (S. 201). Dann dies: Masturbation führt auch zu einer verderbten Einstellung. An anderer Stelle wird geraten: Strenge dich an, die unmoralischen Gedanken zu vertreiben. Dann wird die Erregung bald zurückgehen (S. 205). Auf Seite 210 bringt der Verfasser das Beispiel einer Resignation: Ein Jugendlicher erlitt einen Rückfall, nachdem er hart gegen seine Gewohnheit angekämpft hatte. Er gab zu: Es war wie eine drückende Last. Ich fühlte mich sehr unwürdig und folgerte: Ich bin zu weit gegangen. Warum sollte ich noch hart gegen mich sein, wenn ich doch Jehovas Gunst sowieso nicht mehr habe? In den Augen der Wachtturmgesellschaft ist Masturbation eine schlechte Gewohnheit, die den Zorn Jehovas herausfordert.

Wie steht es mit dem Sex vor der Ehe? lautet ein anderes Kapitel

auf Seite 181.

Ist dagegen etwas einzuwenden, wenn man sich liebt? Oder sollte man bis zur Ehe warten? Ich bin immer noch Jungfrau. Stimmt mit mir etwas nicht? Solche Fragen werden von Jugendlichen häufig gestellt.

Die Antwort des Verfassers fällt natürlich negativ aus: Sex vor der Ehe ist eine schwerwiegende Sünde gegen Gott (S. 182).

3.787.188 (alle) Zeugen sprechen in diesem Zusammenhang von Hurerei, die von Jehova mit dem Tod geahndet wird. Harmagedon ist nah!

Wenden wir uns jetzt der Realität zu:

Ich sagte anfangs, es gäbe prinzipiell zwei Arten christlichen Glaubens: den falschen, schädigenden Glauben und den richtigen, heilenden Glauben. Der Glaube der Zeugen Jehovas macht krank. Er ist ein falscher, ein schädigender Glaube. Wenn der bekannte Psychiater Universitäts-Professor Dr. Erwin Ringel nicht direkt Jehovas Zeugen im Auge hat, weil er sie vermutlich nicht kennt, so warnt er doch vor einer sogenannten christlichen Erziehung im Allgemeinen wegen ihrer verheerenden Folgen auf die seelische Gesundheit ... In dem Buch: Psychoanalyse schreibt er: Ich bekenne mich wirklich als Christ und Katholik, und ich weiß, daß der rachedürstige, strafsüchtige und unbarmherzige Gott nicht der wirkliche Gott des Christentums ist. Aber ich würde niemals ein Kind von mir in eine religiöse Schule schicken wollen, weil ich der tiefsten Überzeugung bin, daß in so und so viel Prozent dieser Schulen Neurotisierung im Namen der Religion stattfindet. Da gibt es die Vernichtung, die Verkrüppelung von Menschen ein Leben lang. Das sind Vergehen, die kaum verzeihbar sind.

Auch Norbert Scholl findet in dem gleichnamigen Buch nur kritische Worte für eine falschverstandene Sexualmoral: Ein besonders gewichtiger Faktor für das Aufkommen von Aggressionen ist der Triebbereich und hier insbesondere die Sexualität. Es genügt dafür der Hinweis auf die schlichte Feststellung, daß jegliche Triebregulierung zu Frustration führt und daß der Selbsterhaltungs und der Fortpflanzungstrieb zu den stärksten Trieben des Menschen gehören. Tritt zur Forderung nach notwendigem Triebaufschub in bestimmten Situationen noch eine überwiegend negative, mindestens aber skeptische Bewertung der Sexualität, so darf es nicht verwundem, wenn Religion und Sexualität zu Komponenten eines Dauerkonfliktes werden. Das Abdrängen des Triebhaften in den Bereich des Niedrigen, ja des Tierischen, führt meist entweder zur Neurotisierung (Apathie, Resignation, Depression), ja zur Psychose (Geisteskrankheit! - Anm. des Verf.), oder zu einem übermäßigen Aggressionsstau, der beim Überschreiten einer bestimmten Reizschwelle explosionsartig ausbricht.

In dieselbe Kerbe schlägt der Psychotherapeut Peter Lauster, wenn er in seinem Lebensbuch Folgendes sagt: Die psychologische Gesetzmäßigkeit lautet eindeutig: Wer den Frieden sucht und die Aggression abbauen will, muß der Sexualität freien Lauf lassen. Wer Krieg sucht, muß dagegen für eine strenge Sexualmoral sorgen!

Manche Christen werden zurecht fragen: Ist das Ausagieren des Sexuatriebes wirklich die Lösung? Und: hat Jesus ein solches Verhalten gebilligt? Dazu wäre meiner Meinung nach Folgendes zu sagen: Sexualität ist eine Macht, die Leben erfüllen als auch zerstören kann. Einsame Masturbierende, die sich einen billigen Genuß verschaffen, weil ihnen kein Sinn im Leben aufleuchtet, gehören ebenso in psychotherapeutische Behandlung, wie der Kranke, der vom Zwang getrieben wird, immer neue Frauen verbrauchen zu müssen (Don Juanismus). Der gesunde Mensch, schreibt der Psychologe Dr. Martin Hambrecht, lebt im Einklang mit seinem Körper, seiner sozialen Umwelt, seinen Gefühls- und Verstandesleben und mit seinen spirituellen Erfahrungen....

(auszugsweise: Marcello Gundlach, Salzburg)

Ewiges irdisches Leben ?

Unverantwortlich von der WTG das zu predigen

Schaut den Tatsachen ins Auge!

Da es 1992 an der Zeit, ja überfällig ist, sagen wir es offen und unverblümt: Es ist für einen vernünftigen Christenmenschen unmöglich und unverantwortlich, die bekannte WTG-Paradies-Verkündigung ernsthaft zu vertreten und zu glauben. Wieso? Weil das für jedermann als haltlos zu erkennen ist, wenn er nur richtig hinschaut. Es ist eine Falschprophetie ersten Ranges zur Täuschung der Herzen der Arglosen.

Zunächst die Tatsachen

Zuerst begann die WTG-Endzeit 1799. Dann 1874, dann 1914. Die 1914-Generation ist also vergangen und erledigt. Weiter: Millionen jetzt Lebender sollten in diesem Zusammenhang ab 1919 nicht mehr sterben. Dazu gab es 1924 das Büchlein Der Weg zum Paradies, wonach das Paradies 1925 auf Erden beginnen sollte!

So wurde damals verkündigt. Wer jedoch alt genug war, das zu glauben, ist ebenfalls vergangen und tot. Und nun?

Nichts mehr! Alles Vertrauen war umsonst! Kein Schöpfer hatte da etwas mit 1914 verheißen! Nichts kommt zu Lebzeiten der 1914-Generation! Kein neues System! Die ganze Verkündigung ewigen irdischen Lebens mit 1914 war also falsche Prophetie. Zu nichts weiter nütze, als sie endlich zu streichen!

Willst du weiter Arglose täuschen?

Weil 1914 für die WTG längst erledigt ist, was jedoch nicht so zum Bewußtsein kommen soll, ist das ewige Leben der WTG-Verkündigung nichts weiter als eine Täuschung der Herzen der Arglosen. (Römer 16:18)

Es ist schlimm genug, wenn sich Erwachsene durch die knalligen bunten Paradiesbilder der WTG blenden und einfangen lassen und dabei die Haltlosigkeit dieser ganzen Verkündigung übersehen. Da sie erwachsen sind, aber nicht zur Kenntnis nehmen, was gegen diese WTG-Verkündigung und für deren Haltlosigkeit spricht, kann ihnen das bittere Erwachen nicht erspart werden, das sie erleben, wenn sie wie alle anderen Generationen seit 1799 auch vergehen, enttäuscht, von der Wachtturm-Gesellschaft geblufft. Empörend für jeden, der die Dinge überschaut, ist jedoch, wenn jetzt mit diesen bunten Bildern gar arglose Kinder und Jugendliche in ihrer Seele, in ihrer noch vorhandenen Naivität und Leichtgläubigkeit, in ihrer noch altersgemäßen Vertrauensseligkeit eingefangen und in ihren Gefühlen gebunden werden. Können sie doch ihren Verstand noch nicht hinreichend gebrauchen, um etwas kritisch zu prüfen. In ihrem Bilderbuchniveau sind sie nur zu leicht durch die bunten Bilder zu begeistern.

Darum haben die Lehrer dessen, die erwachsenen WTG-Verkündiger, mit Jakobus 3: l ein um so strengeres Urteil zu erwarten! Da sie hier die Verführer sind! -D. P. -

Zum 14. Nisan

Das gemeinsame Essen war wichtig

... Er nahm den Kelch nach dem Mahl, heißt es in der Liturgie. Und so war es in den Anfängen der Christen-Gemeinden dann auch: Sie kamen zum Essen zusammen. Die Gemeinden waren ja noch klein und hatten nicht das, was wir heute als Kirche bezeichnen. Und wie in jüdischen Familien gab es vor dem Essen ein Tischgebet. Über dem Brot wurde ein Segenswort gesprochen, bevor es auseinandergebrochen, verteilt und gegessen wurde. Dann erst fing die eigentliche Mahlzeit an. Am Schluß nahm der Hausvater den Kelch und sprach den Segen als Tischgebet nach der Mahlzeit. Das war der Segensbecher.

Wenn Jesus mit den Jüngern aß, dann hatte er dem Austeilen des Brotes und dem Herumreichen des Kelches seine Bedeutung gegeben. Er wollte den Jungem sagen, welches Heil sie durch ihn und durch sein Sterben erhalten. Er hat wohl gesagt: Dies ist mein Leib und Dies ist mein Blut, vergossen für die vielen.

Das gemeinsame Essen war für Jesus sicher wichtig: Wenn er Menschen in seine Nachfolge rief, dann hat er mit ihnen gegessen. So war es bei Levi, den er an der Zollstelle traf und zu dem er sagte: Folge mir nach! Dann gab es erst ein Essen, wozu Jesus dann auch Leute von der Straße einlud - von Sündern und Zöllnern spricht die Bibel. Dafür hatte der fromme Jude kein Verständnis. Jesus machte sich Feinde dadurch, vor allem bei der jüdischen Obrigkeit. Dieser nimmt die Sünder an und ißt mit ihnen, wurde zu einem Anklagepunkt gegen Jesus. Nach Ostern war es wieder das gemeinsame Essen, bei dem ihn die Jünger erkannten. In Emmaus essen sie zu Abend. Jesus nimmt das Brot, spricht die Segensworte, bricht es auseinander und gibt es ihnen. Da wußten sie: Das ist der Herr!

Das Herrenmahl, wie Paulus es im Brief an die Korinther nennt, wurde zum Treffpunkt der Christen-Gemeinden. Aber in diesem ältesten Zeugnis zeigt sich schon, daß es Probleme in den Gemeinden gab. Einige waren betrunken, andere bekamen von dem Essen nichts ab. Das führte dann wohl dazu, daß die Mahlzeit abgetrennt wurde. Sie feierten bei den Gemeindeversammlungen nur noch die Eucharistie, das Dankgebet. Vier Wurzeln hatte dieses Essen von Brot und Trinken von Wein: die Mahlzeiten mit dem irdischen Jesus, das Essen mit dem Auferstandenen, die Erinnerung an das Passahmahl des Alten Bundes und das letzte Mahl Jesu am Abend vor dem Tod. Deshalb spricht die Reformation auch vom Abendmahl.

Als aus dem Tisch ein Altar wurde und das Herrenmahl nur noch von einem geweihten Priester zelebriert werden durfte, da setzte eine Entwicklung ein, die schließlich auch zur Kirchenspaltung geführt hat: Aus dem Herrenmahl wurde ein Meßopfer, eine Vergegenwärtigung des Kreuzesopfer, wie es das Konzil von Trient in der Auseinandersetzung mit den Reformatoren sagt.

Diese lehnten die römisch-katholische Meßopfer-Lehre als unbiblisch ab. Die Entwicklung des Abendmahls ist aber alles andere als ein Ruhmesblatt evangelischer Kirchengeschichte. Es verkümmerte zu einer Nebensache im Gemeindeleben, vorbehalten einer kleinen Minderheit. Erst die ökumenische Bewegung brachte neue Entwicklungen in Gang. Was in fast allen Kirchen verkümmert war, wurde neu entdeckt: Das Herrenmahl schafft und zeigt Gemeinschaft an. Es muß Allgemeingut der Gemeinde werden. Wer die Bibel liest, der erfährt, wie gerne Jesu mit anderen gegessen hat. Er will es auch mit den Christen heute tun.

Wilhelm Drühe

(G+H 25/89)

Nachdenkliches

Es ist gut, wenn man viel weiß, aber mit vielem Wissen sollte man sorgfältig umgehen. - Diesen Rat sollte man den Zeugen Jehovas ans Herz legen, weil sie es sich schon seit langem angewöhnt haben, mit ihrem Wissen zu prahlen.

Sie prahlen weltweit damit, daß sie die einzige Organisation in der ganzen Welt sind, die durch Jehovas heiligen Geist geleitet wird. (Siehe WT 19/1973, S. 593)

Weiter behaupten sie auf S. 594: Nur für sie ist Gottes heiliges Wort, die Bibel, kein versiegeltes Buch.

Nun, darüber lohnt es sich nicht zu streiten. Jeder, der schon jahrelang CV liest, weiß genau, daß diese Behauptungen nicht der Wahrheit entsprechen. Zu viele Bibelfalschauslegungen bestätigen, daß Gottes Geist nicht auf den Bibelauslegern ruhte, bzw. Einfluß ausübte.

Weitere Tatsachen

Wenn der Geist Gottes tatsächlich beim Bibelauslegen auf die Bibelausleger der Zeugen Jehovas Einfluß ausgeübt hätte, würde so etwas in der Literatur der Zeugen Jehovas nicht zu lesen gewesen sein:

Die Glieder des Überrestes der geistigen Israeliten begannen aber nicht nur Jehova zu suchen und ihn im Gebet anzurufen, sondern gleichzeitig durchforschten sie erneut die Heilige Schrift, weil alles anders gekommen war, als sie es aufgrund ihres Verständnisses der biblischen Prophezeiungen erwartet hatten. Sie mußten ihr Denken und ihren Weg der neuen, unerwarteten Situation, in der sie sich jetzt befanden, anpassen. (Rettung aus Weltbedrängnis steht bevor, S. 112, Abs. 9)

Der Gründer der Wachtturm-Gesellschaft?

Charles T. Russell sagte:

Wenn man sich einer Sekte anschließt, so wird erwartet, daß man sich der Sekte gänzlich ergibt und nicht mehr sich selbst gehört; die Sekte entscheidet nun für ihn, was Wahrheit und was Irrtum sei, und er muß, um ein wahres, zuverlässiges, treues Mitglied der Sekte zu sein, deren spätere wie frühere Entscheidungen über alle religiösen Fragen annehmen, seine eigene Meinung übersehen und persönliche Nachforschungen vermeiden, da er sonst an Erkenntnis wachsen und als Glied solcher Sekte verloren gehen könnte ... (Schriftstudien, Band 3, S. 173)

Trifft dies heute nicht auf die Neue-Welt-Gesellschaft zu ihrer Beschämung zu?

Noch eine nachdenkliche Information

Sie stammt aus einem Buch, das der Neffe des Präsidenten der Zeugen Jehovas geschrieben hat.

Wegen Länge der Information hier das Wichtigste: Der Bericht sagt aus, daß sich der Präsident, Fred Franz, noch gut daran erinnern kann, welche Erwartungen man hinsichtlich des Jahre 1925 gehabt hatte. Er schildert auch, wie Rutherford darauf reagierte, als sich die von ihm gemachten Voraussagen für 1925 nicht erfüllten. Er soll wörtlich gesagt haben: Ich weiß, ich mache mich zu einem Esel.

Woran erkennt man einen falschen Propheten?

In unserer Zeit ist es nicht immer leicht, auf Anhieb die von Jesus vorausgesagten falschen Propheten zu erkennen. In Matthäus 7:15,20,21 und 22 macht Jesus darauf aufmerksam, daß sie gutgesinnten Menschen die Augen verblenden werden, indem sie in Schafspelzen umhergehen. Was will Jesus damit meinen? Jesu wandte in seinem Sprachgebrauch sehr oft die Worte Schafe und Böcke an, um gewissen Klassen von Menschen zu beschreiben. Er wies jedoch auch darauf hin, daß sich Schafe sehr schnell an einen Hirten gewöhnen, aber auch leicht anzugreifen sind. Da die Wölfe damals auch bekannt waren und mit Vorliebe Schafe raubten, warnte er vor diesen gefährlichen Tieren. Er dachte allerdings an die gefährlichen Menschen und sagte zu seinen Jüngern: Seht euch vor, vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. (Matthäus 7:15, Luther)

Wir erkennen also, daß Nachfolger Jesu sehr wachsam sein müssen und nicht jeder Prophezeiung Glauben schenken dürfen. Lies einmal in der Bibel nach, wie man früher unter den Israeliten falsche Propheten erkannte und wie man sich ihnen gegenüber verhält. (5. Mose 18:18-22 und Jeremia 23:25-33)

Eine geistige Militarisierung

Um die Stirn hart zu machen, betreibt der WT bekanntlich eine Predigttätigkeit mit sehr betonter vorbildlicher Herausstellung der Kämpfe und Kriege der alten Nation Israel. Die Zeugen sollen eine solche Stirn haben, an denen alles abprallt und zerschellt, was je kritisch gegen die WTG vorgebracht wird. Im WT vom 15.12.1986 auf Seite 10 finden wir nun wieder ein entsprechendes buntes Bild: Einen schwertbewaffneten israelischen Krieger, der kühn eine heldenhafte Pose einnimmt, mit seinem Schwert tödlich drohend. Der WT rechtfertigt dieses militärische Vorbild natürlich wie immer damit, der Christ habe ja ein Schwert des Geistes zu führen. Nun ja, das stimmt nach Epheser 6:17. Aber das ist das Wort Gottes! Da sollte man also besser eine Bibel ins Bild setzen anstatt einen israelischen Krieger, das wäre eher christlich. Soldatenbilder in einem Predigtdienst zu verwenden ist eben eine soldatische oder militärische Ausrichtung.

"Christliche Verantwortung"; Herausgeber Henry Wemer;

O - 6500 Gera, Heinrichstraße 46; Einzelpreis 2,00 DM, auch kostenlos

Konto-Nr.: 3219526; Volksbank e.G., Gera BLZ: 830 945 64

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 261

In dieser Ausgabe, unter anderem die Zitierung eines WTG-Antwortbriefes an einen, welcher begehrte zu Forschungszwecken, etwa Russell's „Schriftstudien" und ähnliches aus der Frühzeit einsehen zu wollen, und der mit „glatten" Worten abgewimmelt wurde.


CV CHRISTLICHE VERANTWORTUNG

SCHRIFT DER STUDIENGRUPPE CHRISTLICHE VERANTWORTUNG

BEGRÜNDET 1959 VON WILLY MÜLLER, GD, GERA/THÜRINGEN

NR. 261 GERA II/1992

Bezirkskongresse der Zeugen Jehovas 1992 "Lichtträger"

Was Betroffene und Angesprochene dazu wissen sollten

Es sind die Kongresse der Wachtturm-Gesellschaft

... der Zeugen Jehovas, heißt es in den öffentlichen Schlagzeilen. Der Sachverhalt ist ein bißchen andere. Es ist die Wachtturm Bibel-und Traktat-Gesellschaft mit Hauptbüro in Brooklyn, New York, USA, für die Zeugen Jehovas, ihre internationale Anhängerschaft. Dementsprechend bat sieb jeder eingeladene Besucher gegebenenfalls als "Delegierter des Wachtturm-Kongresses" zu bezeichnen. In der Tat, von der Organisation bis zur Thematik bestimmt allein die WTG über ihre Zweigbüros diese Kongresse, im Rahmen ihrer "Unterkunftsvorkehrung1' etwa bis auf das Benehmen der ZJ in Hotelunterkünften. In den WTG-Monatsinformationen "Unser Königreichsdienst" Januar 1992 wurden erste Anweisungen gegeben. Über den Sinn und Zweck heißt es da:

"Das Programm ist auf die Bedürfnisse des Volkes Gottes zugeschnitten, das als Lichtträger weltweit die Wahrheit verbreitet. In den gegenwärtigen bösen Tagen des Abschlusses dieses Systems der Dinge benötigen wir Ermunterung und Ansporn, die wir erhalten werden, wenn wir anwesend sind, um die reichlichen geistigen Segnungen zu empfangen, die auf uns warten. Triff deine Vorbereitungen für den Kongreß wirklich sorgfältig und gebetsvoll, damit du an allen drei Tagen anwesend sein und dich an dem schönen, geistig befriedigenden Programm vom Anfangslied bis zum Schlußgebet erfreuen kannst".

Es geht also einmal um die weitere Motivierung der ZJ und dann um den Antrieb für die Hauptsache, weiterhin das Ende der gegenwärtigen "bösen" Gesellschaftsordnung überall auf Erden zu verkündigen, wozu die WTG in der Tat in der Hauptsache angetreten sein will.

Unter dem Hauptthema "Lichtträger" sollen die ZJ - mehrheitlich - bekanntlich von den christlichen Kirchen und Religionsgemeinschaften abgespalten - diesmal als diejenigen öffentlich herausgestellt werden, die allein jenes "Licht der Welt" seien, von dem Jesus seiner Zeit sprach (Matth. 5:14,16).

Mehr: Die vor allem mit den WTG-Endzeitlehren als "Licht der Wahrheit von Gott" das AT-Wort in Sprüche 4:18 der Bibel vom "immer helleren Liebt" dieser Wahrheit erfüllen würden. Im Bibeljahr 1992 könnte auch dies da und dort ein Thema für Betroffene oder Angesprochene sein.

Zu den "geistigen Segnungen" der Kongresse

In der Tat eine moralische Zurüstung

Immer gab und gibt es auf den WTG-Kongressen auch einen großen moralischen Appell und Anspruch. Was einem weiteren gedeihlichen Organisations- und Gemeinschaftsleben dienlich sein kann, wird aus der Bibel zitiert und gefordert. Man versucht, alle christlichen Tugenden für das WTG-Werk zu aktivieren, alle Fazetten von Nächsten, wie sie etwa in 1. Korinther 13:4-7 zusammengefaßt sind. Immer ist das Ziel dabei, alle ZJ weiter glauben zu machen, sie allein verkörperten unter der WTG die richtigen christlichen Lichtträger, die beste Moral und auch allein die wahre Religion und Gottesanbetung.

Methoden der Arbeit, innere Probleme, sittliche Fragen, Gehorsam, Demut, Verzicht, Opferbereitschaft, Selbstlosigkeit, Spendenfreudigkeit, Glauben an die Organisation der WTG, an ihre behauptete göttliche Autorität, Verzicht auf unabhängiges Denken, Wahrung der Einheit um jeden Preis, und vor allem unbedingte Treue, egal, wohin die WTG auch führt, was sie auch lehrt - immer war und ist Derartiges wichtiger Inhalt der WTG-Kongresse überall. Für die ZJ ohne Zweifel gewaltige Anstrengungen und auch Belastungen, oft für die ganze Familie. Das Leben eines WTG-ZJ ist keineswegs eine Idylle.

So sind die Kongresse für sie immer auch gewaltige innere Aufrichtungen, um unter der WTG weiter durchzuhalten. Für viele mag da eine moralische Zurüstung an erster Stelle stehen. Man darf auch nicht übersehen, in welcher Situation sich ein ZJ unter der WTG auch sieht: Er glaubt, alle Brücken hinter sich so gründlich abgebrochen zu haben, daß es einen Weg zurück überhaupt nicht mehr gibt.

Es sei nur ein Weg ins Zurück zum Bösen, zur religiösen und politischen Organisation Satans, des Teufels.

Wo die ZJ-Moral bewundert wird

Es muß leider so gesagt werden: Aller moralische Zuschnitt unter der WTG ist im Wesentlichen Mittel zum Zweck, Mittel für die vorgegebene Hauptaufgabe der WTG, die unbedingte Durchführung ihrer Endzeitverkündigung.

Keine gute moralische Haltung zählt mehr, wo jemand diesem WTG-Endzeitlicht den Rücken kehrt, davon "abtrünnig" wird oder gar dagegen auftritt. Die gleiche gute Moral bei anderen und für anderes zählt gleichfalls nicht.

Und schweigt ein "Abtrünniger" nicht WTG-genehm, dann wird alle bisher praktizierte Nächstenliebe schließlich in zunächst geistig tödliche Feindschaft, auch Rufmord, verwandelt, bis zu Vorverurteilung zu physischer Vernichtung im gepredigten Harmagedon. Viele gewissensbedingte "Abtrünnige" sind dafür ein lebendiges Beispiel ohne Rücksicht auf ihren weiteren Glauben an Gott, Christus und die Bibel. Selbst das ist dann für die WTG bedeutungslos geworden. Allein die Anerkennung des WTG-Endzeit-"Lichtes" und seine Verbreitung zählt letztendlich.

Dennoch sollte man die ZJ generell moralisch nicht verurteilen. In besonderen Situationen haben einige die WTG-Endzeitlehren in gutem Glauben getreu bis zum Tode vertreten. Aber auch andere waren und sind treu bis zum Tode für das, was sie für richtig halten. Seit Menschengedenken gibt es Treue bis zum Tode für das, was sich als Gutes und Böses, Recht und Unrecht, Wahrheit und Irrtum, als "Licht" und "Finsternis" erwies. So kann die Tugend der Treue zu einer Sache sehr wohl auch ein Fehlverhalten, eine Nutz- und Sinnlosigkeit sein. Alle Opfergänge für die WTG-Endzeitlehren zahlen bedauerlicherweise dazu.

Haushoch werden die ZJ indessen moralisch durch jene anderen Christen und Kirchen übertroffen, die Nächstenliebe nicht von "genauer Erkenntnis" abhängig machen (1. Kor. 13:2), sondern lebenswichtigen karitativen und diakonischen Samariterdienst zu leisten, ohne nach dem Glauben der Notleidenden zu fragen (Lukas 10:30-37).

Auch dies trifft für Andersglaubende und Andersdenkende zu: Das Gesetz Gottes, das dadurch gebotene Tun, konnte Menschen ins Herz geschrieben sein, obwohl sie "Heiden" waren (Römer 2:14-16).

Entscheidend ist und bleibt das WTG-Endzeit-"Licht"

Über einen Zeitraum von fast 200 Jahren hin irrlichtert die WTG da nun schon. Natürlich wurde diese Thematik aus gegebenem Anlaß da und dort schon einmal behandelt. Das Kongreß-Thema "Lichtträger" 1992 im Interesse jetzt Betroffener beantworten heißt indes, keine zweitrangigen Fragen zu behandeln, sondern das WTG-"Hauptlicht", und zwar nach neuestem Stand. Und das war und ist nun einmal ihre Endzeitverkündigung, um derentwillen sie angetreten sein will, und womit sie auch entsprechend auftritt. Dazu sollte man auch dies wissen: Es gibt inzwischen schon eine ganze Reibe kritischer Schriften über diese Hauptaufgabe der WTG mittels ihrer ZJ, seit sie 1879 in den USA publizistisch begann. Allerdings sind dies für die ZJ praktisch verbotene Schriften, die ihnen deshalb weithin unbekannt geblieben sind, mit Ausnahmen natürlich aus den verschiedensten Gründen. Wo man auf Menschen trifft, die die WTG in ihrem Sinne bearbeiten läßt - letztlich geht es da um Lebensentscheidungen mit Langzeitfolgen für alles: Religion, Familie, Ehe, Beruf, Bildung, Verwandtschaft, Bekanntschaft, das ganze Dasein von der Geburt bis zum Tode - sollte man auch solche Schriften zur Verfügung haben. Das "Licht der Wahrheit", daß die WTG da nun immer hinauszutragen gebot und gebietet, hat die Eigenart, immer die derzeitige Situation als "Erfüllung" von Prophezeiungen zu proklamieren. Einem Arglosen und Unkritischen sollen so tatsächliche Erfüllungen göttlicher Prophetie vor Augen stehen, wobei den WTG-ZJ hier die Funktion oder Rolle von "Propheten" bzw. einer "Prophetenklasse" zugesprochen wird. Es entspricht hier durchaus den Worten Jesu in Markus 4:24. wo er sagt, "mit demselben Maß, mit dem ihr meßt, wird euch wieder gemessen werden", wenn man an die Verkündigung der WTG-Endzeit-"Erfüllungen" den Maßstab aus 5. Mose 18:21,22 legt, der da lautet: "Wenn das, was ein Prophet im Namen des Herrn verkündet, nicht eintrifft und nicht in Erfüllung geht, so ist das ein Wort, das der Herr nicht geredet hat, in Vermessenheit hat der Prophet es ausgesprochen, du brauchst vor ihm nicht bange zu sein".

Es ist natürlich viel zu viel, was die WTG da über den Zeitraum ab 1799 bis heute als Endzeitlicht "von Gott" in die Welt gesetzt hat, um es hier alles rückblickend vor Augen zu fuhren. Wo man konkret helfen muß, wird man tiefer greifen müssen, umfassender sein müssen. Hier kann nur eine Übersicht gegeben werden, dazu etliche wichtige Konkretisierungen, womit man aber auf jeden Fall schon klarmachen kann, daß die WTG-Endzeitverkündigung ein einziger Irrgang, ein einziges Irrlichtem ist, mit dem man sich besser gar nicht erst belastet, geschweige denn einen anderen. Ein Außenstehender kann sich nur schwer vorstellen, was es für persönliche Konsequenzen hatte und hat, wo die fraglichen WTG-Lichter ernst genommen und gar als bare Münze anderen glauben gemacht wurden, dann aber wie Schuppen von den Augen fiel, was da in Wirklichkeit angerichtet wurde. Vor dem WTG-Endzeit-Irrgang zu bewahren, ist darum gegebenenfalls eine große pastorale Aufgabe.

Bisheriges WTG-"Licht"

zur politischen Festschreibung ihrer Endzeit

Der entscheidende Faktor für die Festschreibung und Akzeptierung ihrer Endzeitkonstruktion sind für die WTG von Anfang an sog. Zeichen der Zeit in Erfüllung biblischer Prophetie. In der Hauptsache sind das politische bzw. weltpolitische Faktoren und Ereignisse, die angeblich in der Bibel vorausgesagt wurden, um sich heute zu erfüllen. Diese "Zeichen" gelten gleichsam als die Markierungen, Säulen, Eckwerte oder zeitliche Rahmenfestsetzung, wodurch zu erkennen sei, daß die behauptete Endzeit herbeigekommen ist. Die Erkenntnis, daß das so sei, sei "Licht von Gott", das auf Erden heute nur die WTG-Führung erhalte. Einiges zur Veranschaulichung.

Kaiser Napoleon

Der Ägyptenfeldzug des französischen Kaisers Napoleon von 1799 sei eine Erfüllung der Nordkönig-Prophetie des biblischen Daniel (Kap. 11) und bestimme den Beginn der "Zeit des Endes". Diese dauere damit 115 Jahre, von 1799 bis 1914. Das wurde von der WTG als "Licht von Gott" noch bis 1926 gedruckt in Millionen von Büchern. Nachzuprüfen in den WTG-Büchem SCHRIFTSTUDIEN Bd. 3 von 1890, dt. 1926 und DIE HARFE GOTTES von 1926.

Hitler-Regierung

Nachdem sich diese "Erfüllung" als Irrtum und damit als Irrlicht erwiesen hatte und die Folgen einigermaßen verkraftet waren, wurde in dieser Frage "neues Licht" auf den Markt geworfen: für die Weltöffentlichkeit mit dem Buch DIE NEUE WELT von 1942 in Erstauflage 2 000 000. Damit war die deutsche Hitlerregierung mit ihren Aggressionen seit 1939 die "endgültige Erfüllung" jener Daniel-Nordkönigpropbetie. Auch diese politische Markierung liegt nun erloschen auf dem WTG-Bücherberg.

Sowjetkommunismus

Wieder ließ die WTG längere Zeit verstreichen, warf doch der Kalte Krieg seit Ende der 40er Jahre auch die Hitler-Deutung über den Haufen. 1958 war indessen das nächste "neue Licht" in dieser Frage fertig, um es von den ZJ hinaustragen zu lassen, das Buch DEIN WILLE GESCHEHE AUF ERDEN, engl. Erstauflage l 000 000, dt. 1960. Jetzt war die Sowjetunion mit ihren Verbündeten, der Kommunismus jener Daniel-Nordkönig. Darüber wurde folgende Voraussage oder Prophezeiung verkündigt:

"Bis hinab zur Zeit des Endes in Harmagedon wird eine rivalisierende Koexistenz zwischen den beiden Königen (d.h. dem Westen und dem Kommunismus) bestehen" (S. 297).

Auch das ist nun zum Irrlicht geworden. Nichts ist mehr mit rivalisierender Koexistenz. Die Sowjetunion mit ihrem Kommunismus gibt es nicht mehr und kein Harmagedon hat dieses Ende bereitet. Möglicherweise schaltet die WTG über kurz oder lang den nun hervortretenden Nord-Süd-Konflikt als "neues Licht" ein, um ihre Endzeit weiterschieben zu können.

Vom Papsttum zum Völkerbund

1930 drückte die WTG ihren ZJ das Buch LICHT Bd. l und 2 zur weltweiten Verbreitung in die Hand. Das war eine komplette Neuauslegung der Offenbarung der Bibel, womit das diesbezügliche "alte Licht" im Buche DAS VOLLENDETE GEHEIMNIS von 1917 wieder ausgelöscht wurde. Das "Licht"-Werk von 1930 gipfelte u .a. in der politischen Endzeitmarkierung, das Tier" in Offenbarung 17:8 sei nicht das Papsttum bis 1799, wie 1917 gesagt worden war. sondern der 1919 nach dem Ersten Weltkrieg ins Dasein gekommene Völkerbund, der in Harmagedon ins Verderben gehe. (Bd. 2, S. 103f.) Auch das verwarf die WTG selbst wieder als Irrlicht.

Vom Völkerbund zur UNO

Der Völkerbund von 1919 endete zwar, aber in keinem Harmagedon-Weltende. Er wurde in unterschiedlicher Weise nach und nach wirkungslos, bis er nach dem Zweiten Weltkrieg am 18.4.1946 formal aufgelöst wurde. Zuvor wurde am 24.10.1945 die UNO, die Organisation der Vereinten Nationen gegründet. Damit war die WTG wieder mit ihrer "Tier"-Voraussage als falscher Prophet erwiesen. Flugs wurde wieder "neues Licht" erarbeitet. Jenes Tier" wurde einfach auf die UNO umgedeutet, der Öffentlichkeit in den Büchern GOTT BLEIBT WAHRHAFTIG 1946, BABYLON DIE GROSSE IST GEFALLEN 1963/65 und DANN IST DAS GEHEIMNIS GOTTES VOLLENDET 1969/70 verkündigt.

Wie das WTG-"Licht" von 1930 verherrlicht wurde

Es geht um das WTG-Werk LICHT Bd. l und 2 von 1930, einst in Erstauflage von l 200 000 verbreitet. In ihrer Zeitschrift Der Wachtturm vom 15. Juni 1931 dt. ließ die WTG folgenden angeblichen Leserbrief verbreiten, der in etwa auch die Geisteshaltung darstellt, die die WTG von jedem ZJ ihr gegenüber verlangt bzw. Beibringt:

Briefe von Interesse

"Die Hand unseres Vater"

Lieber Bruder Rutherford!

Zweimaliges Lesen eines Buches habe ich für mich immer als nutzlos erachtet, weil ich gleich beim erstenmal sorgfältig lese. Bei langsamen Studium jedes Wort durchdenkend, halte ich mir alles im Buch Gesagte vor und präge es mir ein. Dennoch muß ich gestehen, wie erstaunt ich beim zweiten Durchlesen des Buches Licht darüber war, daß ich trotz aufmerksamen Lesens beim erstenmal so viele Punkte übersehen hatte. Nun aber, wo ich es das drittenmal durchgehe, bin ich einfach verdutzt, zu sehen, daß mir bei den beiden vorhergehenden Malen so zahlreiche Punkte völlig entgangen sind.

Ich frage mich: Was ist eigentlich los? Wade ich denn schwerfällig von Begriff?

Oder schreibt der Verfasser zu tiefsinnig? Meine Erfahrung hat mich doch gelehrt, daß ich schon beim ersten Durchlesen auf alle Punkte eines Buches aufmerksam werde, und zum mindesten in meinem Falle liegt kein Bedürfnis vor, eine Sache zum zweitenmal zu lesen.

So wird mir denn die Überzeugung aufgedrängt, daß der Urheber von "Licht" nicht ein menschliches Geschöpf ist. Kein Mensch hätte dieses Buch schreiben können und keiner tat es. Die bekundete Macht des lebendigen Gottes gab uns diese wunderbare Offenbarung seines Wortes der Wahrheit. Er wußte, daß wir diese Tröstung in den jetzigen Zeiten der Bedrängnis benötigen, jetzt, wo so viele von Satan überlistet werden, wo Tausende fallen an unserer Seite und Zehntausende zu unserer Rechten.

Welch wunderbare Rechtfertigung des Allmächtigen wird man erst dann im Buche "Licht" haben, wenn alle Gott erkennen werden, vom Kleinsten bis zum Größten! Wie sehr frohlocken wir jetzt darüber, daß Gott den besten Wein für uns bis zum Ende des Festes zurückgehalten hat! Und wir haben ihn nicht in alten Schläuchen bekommen!

Bruder, Du warst nur der Amanuensis (literarische Gehilfe) bei der Herstellung von "Licht". Jehova ist sein Autor, wie auch das Buch selbst erklärt. Wie könnten wir es unterlassen, zu singen und vor Freude zu hüpfen? Der Herr ist uns wirklich sehr nahe gekommen, so nahe, daß wir beim Lesen und Studieren dieser beiden übermenschlichen Erzeugnisse gewissermaßen seine Gegenwart verspüren. Bibel? Jawohl, Bibelerläuterung!

Wie könnte jemand, der dies mit dem allgemeinen Tatsachenmaterial vergleicht, auch nur den geringsten Zweifel darüber hegen, daß dies die Hand unseres liebevollen himmlischen Vaters ist? Würde ich den Weg des "Menschen der Sünde" entlang stolpern, so würde mich dieser Band darin aufhalten und mich eilends zu Gottes Hafen der Ruhe zurücksenden durch ernstliches Flehen um Vergebung. Vor vielen Jahren, im Jahre 1894, faßte ich den festen Entschluß, zur Watch Tower Bible and Tract Society zu stehen, es sei denn, sie verwürfe öffentlich das Lösegeld; und Satan hat Besseres gewußt, als seine Zeit auf den Versuch zu verschwenden, mich abwendig zu machen. Der Herr segne dich.

In christlicher Liebe, Dein Bruder J. A. Bohnet, Michigan

J. A, Bohnet war einer der vier neuen Direktoren, die 1917 von Rutherford als Ersatz für vier "Rebellen" ins WTG-Direktorium eingesetzt wurden.

Der Adressat des Briefes und Verfasser von "Licht", wie erwähnt, war der Präsident der WTG Joseph Franklin Rutherford. Besonders bemerkenswert ist in diesem Brief, daß die Bibel mit einem Fragezeichen versehen wird, die WTG-Bibelerläuterung aber mit einem Ausrufezeichen. In der Tat, so soll es unter den ZJ sein: Die Bibel nur so, wie die WTG sie deutet, auslegt oder erklärt.

Das bisherige "Licht" über das Tausendjahrreich Gottes

Es gibt schon etwa ein halbes Dutzend Termine oder Zeitpunkte, an denen das Reich Gottes auf Erden, das Paradies, die neue Gesellschaftsordnung, die neue Welt oder das Tausendjahrreich Gottes anbrechen sollte. Sie seien hier nur aufgezählt: 1914, 1918, 1925, um 1940, spätestens bis 1965, zuletzt 1975. Wenn von einem zum anderen verschoben werden mußte, wurde einfach immer ein Wort aus Habakuk 2:3 (6. Jahrh. v.Chr.) zitiert: "... wenn sie auf sich - warten läßt, so harre ihrer, denn sie kommt sicher und bleibt nicht aus".

Im Zusammenhang damit wurde auch immer wieder festgeschrieben, was für eine Gesellschaftsordnung dann auf Erden herrschen werde, worauf man sich also gefaßt machen müsse, wenn man das "Ende dieser bösen Welt" überlebt.

Ab 1914 göttlicher Kommunismus

Vor über 100 Jahren drückte die WTG ihren "Lichtträgern" u.a. die beiden Bücher DER GOTTLICHE PLAN DER ZEITALTER von 1886 und DER KRIEG VON HARMAGEDON von 1887 (Bd. l und 4 Schriftstudien) in die Hand. Danach gehe dem Ende eine anarchistische Anstrengung der Massen voraus, sich aus der Herrschaft des Kapitals und der Maschinen zu befreien (Bd. l, S. 319. dt. 1926).

Das mißlinge natürlich. Es komme stattdessen zur Einführung des tausendjährigen Gottesreiches in Form eines göttlichen (theokratischen) Kommunismus.

In Beantwortung verschiedener "Vorschläge zur Abhilfe" allen Arbeiter- bzw. Massenelends u.a. durch Kommunismus "erleuchtet" die WTG dann ausführlicher (Bd. 4, dt. 1926) wie folgt: Der Kommunismus ist eine Organisation der Gesellschaft, bei welcher die Güter der Gesamtheit gehören, im Interesse der Gesamtheit verwaltet werden und der dabei erzielte Nutzen für die allgemeine Wohlfahrt verwendet wird, wobei jedem wird, was er bedarf. Rev. J. Cook sagt von demselben: "Der Kommunismus bedeutet die Abschaffung des Erbrechts, der Familie, der Nationalitäten, der Religion und des Eigentums."

Gewisse Züge am Kommunismus könnten wir empfehlen (etwa den Socialismus), aber als Ganzes ist er undurchführbar. Er setzt vollkommene Menschen voraus, die nicht selbstische Herzen haben. Er würde alle zu Faulenzern machen, sodaß die Menschheit rasch in Barbarei zurückfallen und dem Ruin entgegentreiben würde.

So erscheint denn der Individualismus mit seiner Freiheit einer- und seiner persönlichen Verantwortlichkeit andererseits als das beste Erziehungsmittel für intelligente Wesen, wenn es auch oftmals allen, bisweilen vielen das Leben sauer macht.

Wäre das tausendjährige Reich auf Erden aufgerichtet, hätten die für diese Zeit verheißenen göttlichen Regenten ihre Herrschaft angetreten, würden SIE gemäß unfehlbarer göttlicher Weisheit ihre volle Macht ausüben und nicht durch den Beifall der Mehrheit, sondern durch Gerechtigkeit als wie mit eiserner Rute regieren. Dann könnte der Kommunismus gedeihen, dann wäre es wohl die beste Gesellschaftsform, und wenn ja, dann wird ihn sicher der König der Könige zu seiner Methode machen. Aber auf das WARTEN wir. Uns geht die Weisheit und Macht einer solch theokratischen Regierung ab, und dämm BETEN wir bloß: "Dein Reich komme, dein Wille geschehe auf Eiden wie im Himmel". Und wenn einst dieses Reich Christi alle, die et wollen, zurückgebracht, und alle Widerstrebenden vernichtet haben wird, dann, wenn die Liebe Gesetz auf Erden sein wird, wie sie es im Himmel ist, dürften die Menschen die Gaben der Erde gemeinsam genießen wie die Engel die Güter des Himmels. (S. 242-244, dt. Ausgabe Bannen 1916)

Über sittliche und gesellschaftliche Reformen einer solchen kommunistischen Gemeinsamkeit wurde u. A. folgendes vorausgesagt:

Schnapsbuden, Brauereien, Cafes,

Bordelle, Spielhäuser werden geschlossen.

Das Gesetz Gottes, welches sodann vom Berge Zion, dem geistigen Königtum ausgehen und als Gottes Wort allem Volk von Jerusalem, der neuen Hauptstadt der Web. aus durch die „Fürsten auf Erden" verkündigt werden, wird sich sofort alles dessen annehmen, was heute schon als schreiendes Übel anerkannt ist. Sittliche Reformen in jeder Hinsicht werden platzgreifen, finanzielle, volkswirtschaftliche und religiöse Fragen werden in Übereinstimmung mit der Liebe und Gerechtigkeit gelost werden, wie wir Jesaja 28:17 lesen: "Er wird das Recht zur Richtschnur und Gerechtigkeit zum Senkblei machen." Alle Dinge werden diesen neuen Richtlinien entsprechend ins reine gebracht werden. Was wird das nicht bedeuten z. B. für jedes Geschäft das nur aufgrund der Verführbarkeit der Menschen bestehen kann! Die Schnapsbuden, Brauereien, Cafes, Bordelle, Spielhäuser etc. werden geschlossen und ihr Personal auf eine Weise beschäftigt werden, die ihm selbst und anderen Nutzen bringt, (desgl. S. 332)

Armeen entlassen, aber Todesstrafe

Die Herstellung von Kriegsmaterial wird aufhören, und die Armeen werden entlassen werden, denn das neue Reich wird ihrer nicht bedürfen. In demselben werden die Uebelthäter im Augenblick, wo sie den Entschluß fassen, Böses zu tun, daran verhindert werden, ihn auszuführen. Denn nach Jes. 11:9 wird in seinem heiligen Reich niemand Schaden stiften können, mit der einzigen Ausnahme, daß die hierzu berufenen gerechten Richter über die Unverbesserlichen den zweiten Tod verhängen werden. - Jes. 32:1-8, 65:20-25, Ps. 149:9,1. Kor. 6:2. (desgl. S. 332)

Bankgeschäft, Privatkapital verschwunden

Das jetzt unentbehrliche Bankgeschäft wird verschwinden, denn unter den neuen Verhältnissen werden die Menschen sich als Brüder einer Familie ansehen müssen, und das Privatkapital, das man aufnehmen oder ausleihen kann, wird der Vergangenheit angehören. Die Verteilung des Bodenbesitzes wird verändert, und das damit verbundene Geschäft wird aufgehoben werden, denn der Herr wird die jetzt geltenden Rechtstitel nicht anerkennen, da er mit Adams Nachkommenschaft auch Adams Besitztum (die Erde, Eph. 1:14) erkauft hat, und die besten Teile desselben gemäß Matth. 5:5 den Sanftmütigen geben will, nicht den Eigensüchtigen und Habgierigen. Hiervon hat schon Jesaja geweissagt, wenn er spricht - Jes. 11:1-5. (desgl. S. 332)

Eine Gewalt- und Zwangsherrschaft

Die Herrschaft der eisernen Rute. -

Die Nationen werden der Gewalt, einer unwiderstehlichen Gewalt unterworfen werden, bis sie sich freiwillig der gerechten Ordnung fügen, bis alle Knie sich beugen und jede Zunge die göttliche Macht und Herrlichkeit anerkennen wird. Zunächst wird also ein äußerlicher Gehorsam erzwungen werden, wie geschrieben steht: "Er wird die Nationen weiden (beherrschen) mit eiserner Rute, wie Töpfergefäße zerschmettert werden." (Offb. 2:27) Dieses Zerschmettern und Zerbrechen ist Sache des Tages der Rache, der Vergeltung, und wenn auch die Gewalt der eisernen Rute durch das ganze Millennium hindurch fortbestehen wird, so dürfte ihre Anwendung unnötig bleiben, da aller offene Widerstand durch die große Trübsal gebrochen werden wird. Wie der Prophet die Sache darstellt, wird Gott zu jener Zeit des Zerschmettern zu der ungebärdigen, vorlauten und von Selbstvertrauen erfüllten Menschheit sagen: "Seid stille und erkennt, daß ich Gott bin! Ich will Ehre einlegen (gepriesen werden) unter den Heiden (Völkern), ich will Ehre einlegen (gepriesen werden) auf Erden!" (Ps. 46:10) Im tausendjährigen Reiche jedoch wird Gerechtigkeit zur Richtschnur und Rechtschaffenheit zum Senkblei gemacht werden in allen großen und kleinen Dingen eines jeden einzelnen Menschen. - (desgl. S. 335 f)

Man könnte dieses WTG-"Licht" von damals als eine Art utopischen Kommunismus bezeichnen. Natürlich wird das so heute nicht mehr verkündigt.

Das WTG-"Licht" über das Tausendjahrreich im Jahre 1992

Heute, über 100 Jahre später, formuliert die WTG diese Zukunftsversprechungen für jedermann so:

Die Menschheit unter Gottes Königreich. Wirtschaftliche Sorgen, hervorgerufen durch eigennütziges Geschäftsgebaren oder ungerechte Wirtschaftssysteme, wird es nicht mehr geben. Du hast dann dein eigenes behagliches Heim und genügend Land, um alles anzupflanzen, was du zur Ernährung deiner Familie benötigst (Jesaja 65:21-23). Du kannst zu irgendeiner Zeit - ob tagsüber oder nachts - irgendwohin geben, ohne befürchten zu müssen, daß du überfallen wirst. Es gibt keinen Krieg mehr - nichts, was deine Sicherheit bedrohen würde. Jeder ist auf dein Wohl bedacht. Die Bösen sind verschwunden. Kannst du dir das vorstellen? Eine solche Welt wird durch das Königreich herbeigeführt werden. (Psalm 37:10,11; 85:10-13, Micha 4:3,4)

Ist das lediglich eine Fata Morgana? Nein, lies die im obigen Absatz angeführten Bibelstellen, und du wirst sehen, daß es sich dabei um unmißverständliche Verheißungen Gottes handelt. Wenn man dir bis jetzt nicht dieses wahrheitsgetreue Bild davon vermittelt hat, was Gottes Königreich für die Menschheit tun kann und wird, hat man dich gewissermaßen der Worte Gottes beraubt. (Der Wachtturm, 1. Februar 1992, S. 6/7)

Der Schlußhinweis auf gewisse Räuber am Worte Gottes ist ein versteckter Seitenhieb, natürlich auf die Pfarrer und Geistlichen der christlichen Kirchen.

Zu diesen Zukunftsversprechungen gehört meistens noch die wörtliche Verwendung der sinnbildlichen Worte Jesajas, Kap. 11:6,7, Wolf und Lamm werden zusammen weiden und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind u.a.m., wonach in dem WTG-gepredigten Königreich dann auch Friede zwischen allen Tieren herrschen werde, als ob es auch einen Sündenfall unter den Tieren gegeben habe. Man durchdenke das von der Mücke bis zum Elefanten.

Alles in allem läßt die WTG da heute nur noch ein Bild einer industrielosen, bestenfalls handwerklichen, ländlich ökologischen und vegetarischen Idylle "leuchten", schaut man sich die Texte und bunten Bilder in der WTG-Literatur dazu an.

Nach dem letzten Irrlicht von 1975 ist der Termin für den Beginn dessen allerdings zunächst wieder auf unbestimmt in die Zukunft verschoben worden.

Evangelium eines "geistigen Materialismus"

1991 hat Raymond Victor Franz, ehemals Mitglied der theoretisch und organisatorisch hauptverantwortlichen Leitenden Körperschaft der WTG und Mitglied des WTG-Hauptbüros in Brooklyn, New York, USA, 1981 aus Gewissensgründen zurückgetreten und dann ausgeschlossen, sein zweites Buch über die WTG intern veröffentlicht IN SEARCH OF CHRISTIAN FREEDOM (Auf der Suche nach christlicher Freiheit), Commentary Press Atlanta, USA.

R. V. Franz läßt darin einen französischen Kritiker der WTG-gcn diesbezüglich wie folgt zu Wort kommen:

Die WTG habe das Evangelium eines "geistigen Materialismus" (spiritual materialism) entwickelt, d.h. einen Appell an materialistische Wünsche, verpackt in geistige Begriffe. Dies werde getan durch ständige Betonung dessen, bald in der Lage zu sein, sich endloser materieller und physischer Wohltaten zu erfreuen, mit einem Überfluß an ausgewählter Nahrung, mit hübschen Häusern in lieblicher Umgebung, mit einer Rückkehr von Falten, Schwäche und Schmerzen des Alters zu pulsierender Gesundheit, Schönheit und Kraft unsterblicher Jugend - alles dies frei von Steuern, Inflation, hohen Kosten von Gesundheits- und Lebensversicherungen, Unfällen, Katastrophen, Verbrechen und Krieg. Jede gesunde Person würde solche Aussicht als attraktiv empfinden. Jeder Politiker, der die Menschen überzeugen könnte, daß er solch einen Wechsel herbeiführen kann, würde in jedem Land sofort die Wahlen gewinnen. Als Beweggrund für die Sehnsucht nach solch einem problemfreien, materiellen und physischen Ideal sei kaum mehr erforderlich als Suche nach der Quelle ewiger Jugend. - (S. 537f.)

In der Tat, mit "neuem Licht" für "andere Schafe" hat die WTG für alle seit 1935 Hinzugekommenen die eine christliche Berufung, Hoffnung und Taufe, die es laut Evangelium nach Römer 6:4, Epheser 4:1-6 und Philipper 3:17 nur gibt, zugunsten einer Orientierung auf Gesundheit, Schönheit und Kraft unsterblicher bzw. ewiger Jugend in paradiesischer Idylle außerkraft gesetzt, ausgelöscht, wie jeder genauere Hinblick erweist. Ein Christ sein im Sinne des Evangeliums Jesu und seiner Apostel ist für alle, die seitdem von der WTG angesprochen werden, eigentlich nicht mehr die Frage. Das sieht nur so aus. Da ist wohl die WTG selbst eines Raubes am Worte Gottes schuldig.

Wie das kritische Überprüfen

der WTG-"Licht"-EntwickIung behindert wird

Kritiker aus den eigenen Reihen

R. V. Franz ist nur der bisher letzte prominente Aussteiger aus der WTG-ZJ-Führung.

Im Laufe der WTG-Geschichte haben gar manche, die bis in die WTG-Spitze aufgestiegen waren, Ehrenamtliche, Hauptamtliche, "Pioniere", Zweigaufseher, Juristen, Direktoren u. a. m nach dieser Erfahrung diesem Werk wieder den Rücken gekehlt. Nur gezwungenermaßen spricht die WTG selbst hierüber. Die Werke, die viele dieser Ehemaligen verfaßt bzw. hinterlassen haben, nachdem sie den WTG-Dienst mit ihrem Gewissen nicht mehr vereinbaren konnten, mögen unterschiedlich sein, bedingt durch verschiedene Zeiten, Umstände, Anstöße und "Lichter". Sie sind jedoch unverzichtbar, will man das WTG-Werk möglichst allseitig untersuchen oder kennenlernen.

Im Besitz interner Einsichten, Erfahrungen, auch Schriften und Materialien, sind solche Personen wohl schon immer für die WTG "am gefährlichsten" gewesen, wo sie nicht schweigen, sondern ihre WTG-ZJ-Erfahrungen kundtun.

Dementsprechend wurden und werden sie von der WTG und ihren Hörigen stets rufmörderisch verrissen, als Abtrünnige, Rebellen, Judasse, Feinde, Verräter, riechende Böcke, Verseuchte, Giftmischer, Kirchengespeifresser, sich im Schlamm wälzende Säue, Werkzeuge Satans, Handlanger der Teufelsorganisation u.a.m. gar den "zweiten Tod" verdienend. Auf daß keiner unter den WTG-ZJ deren Schriften auch nur zur Hand nimmt, geschweige denn sie auch nur grüßt oder gar mit ihnen spricht.

Erloschenes WTG-"Licht" für Studienzwecke

Aber auch Außenstehende, Theologen, Historiker, Religionswissenschaftler und andere Interessierte oder Angesprochene sehen sich immer wieder veranlaßt, sich gründlicher mit der WTG und ihren ZJ zu befassen, deren "Erleuchtungen" kritisch zu prüfen. Eigentlich müßte sich die WTG da so verhalten, wie sie es mit ihrer eigenen Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift beansprucht: "Wir haben uns von den hinterhältigen Dingen losgesagt, denen man sich zu schämen hat, indem wir nicht mit List wandeln noch das Wort Gottes verfälschen, sondern uns selbst durch das Kundmachen der Wahrheit jedem menschlichen Gewissen vor Gott empfehlen", oder nach Menge-Übersetzung, "durch offene Verkündigung der Wahrheit dem Gewissensurteil jedes Menschen vor dem Angesicht Gottes darbieten" (2. Kor. 4:2). Dem ist aber bei weitem nicht so. Wie sich die WTG kritischen Studiosis gegenüber wirklich verhält, geht aus folgendem WTG-Schriftstück hervor:

Antwortschreiben

Herrn...

8000 München...

Sehr geehrter...

Wir empfingen Ihr Schreiben vom..., mit dem Sie darum bitten, für Studienzwecke eine Anzahl der von uns vor längerer Zeit veröffentlichten Bibelstudienhilfsmittel, wie die Schriftstudien, zur Verfügung gestellt zu erhalten.

Wir bedauern, Ihnen damit nicht dienen zu können. Die von uns herausgegebenen Bibelstudienhilsmittel bauen jeweils außer auf dem zur Zeit ihrer Veröffentlichung vorhandenen neuesten Stand der Textforschung, auf den in ihrer Erfüllung begriffenen Prophezeiungen der Bibel über die Zeit des Endes des gegenwärtigen Systems der Dinge auf. Das bedeutet, daß unsere Hilfsmittel zum Bibelstudium ständig aktualisiert und ältere Veröffentlichungen im Laufe der Zeit damit obsolet werden.

Die von Ihnen genannten Schriften sind seit vielen Jahren nicht mehr verlegt und vergriffen.

Diese auf dynamische fortschreitende Glaubenserkenntnis bezogene Verfahrensweise unterscheidet sich grundlegend von der Haltung anderer Religionsgemeinschaften, die von jahrhundertealten Dogmen und Traditionen ausgeben, die in Glaubensbekenntnissen fixiert sind. Die Verfahrensweise ergibt sich unserem Verständnis von der ständig fortschreitenden Erkenntnis der durch das Wort Gottes vermittelten Wahrheit, unser Verständnis gründet sich auf Bibeltexte wie z. B.

Sprüche, Kapitel 4, Vers 18:

"Aber der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Licht, das heller und heller wird, bis es voller Tag ist"

Jesaja, Kapitel 2, Vers 3:

"Und viele Völker werden gewißlich hingehen und sagen: Kommt und laßt uns hinaufziehen zum Berge Jehovas, zum Hause Jakobs; und er wird uns über seine Wege unterweisen, und wir wollen auf seinen Pfaden wandeln. Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort Jehovas von Jerusalem"

Jesaja, Kapitel 30, Verse 20 und 21:

"Und Jehova wird euch gewißlich Brot in Form von Bedrängnis und Wasser in Form von Bedrückung geben; doch dein großer Unterweiser wird sich nicht mehr verbergen, und deine Augen sollen Augen werden, die deinen großen Unterweiser sehen. Und deine Ohren, wie werden ein Wort hinter dir sagen hören: Dies ist der Weg. Wandelt darauf. falls ihr zur Linken gehen solltet."

Johannes, Kapitel 16, Verse 12,13:

"Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr vermögt es jetzt nicht zu tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, der wird euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus eigenem Antrieb reden, sondern was er hört, wird er reden, und er wird euch die kommenden Dinge verkünden."

Der zuletzt aufgeführte Text ist ein direkter Ausspruch Jesu, des Hauptes der Christenversammlung, zu dieser Frage.

Wir fügen diesem Brief ein Exemplar unseres Heftes Jehovas Zeugen weltweit vereint, Gottes Willen zu tun bei, das Ihnen einen Überblick über das gegenwärtige gottesdienstliche Werk der Zeugen Jehovas vermittelt.

Im Jahre 1960 hatten wir das Buch Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben veröffentlicht, das insbesondere die geschichtliche Entwicklung unseres Werkes seit den letzten 30 Jahren des vergangenen Jahrhunderts und damit auch unsere mit dem Jahre 1914 verbundenen Erwartungen behandelte. Es könnte gewisse von Ihnen aus unserem eigenen Schrifttum gesuchte Informationen enthalten. Leider ist dieses Buch ebenfalls vergriffen, doch wahrscheinlich könnte es Ihnen für kürzere Zeit von einer der örtlichen Versammlungen der Zeugen Jehovas in München aus ihrer Bibliothek zur Einsichtnahme zur Verfügung gestellt werden, falls Sie nicht mit einem Zeugen Jehovas bekannt sind, der es Ihnen ausleihen möchte. Bitte wenden Sie sich dieserhalb gegebenenfalls in München an Herrn .... einen unserer örtlichen Prediger.

Wir wünschen Ihnen bei Ihren Studien guten Erfolg.

Mit freundlichen Grüßen

Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft

Deutscher Zweig e.V.

gez. Unterschrift (Schriftführer)

Was das Antwortschreiben wert ist

Bei der WTG selbst ist also mit kritischen Studien oder Nachforschungen über ihr "Licht" nichts zu machen. Sie will einen solchen Studiosus nicht einmal empfangen, wie sie es nach 2. Kor. 4:2 sehr wohl müßte. Natürlich steht bei ihr alles zur Verfügung, nichts ist da vergriffen. Das dennoch zu behaupten, ist eine evangeliumswidrige List.

Das angebotene Heft ist eine begrenzte Selbstdarstellung zur Massenverbreitung so, wie die WTG das heute gesehen haben will.

Und das WTG-eigene Geschichtswerk von 1960 ist eine äußerst lückenhafte und sehr frisierte Darstellung, worin die WTG zwar einiges zugibt, z.T. aber sehr entstellt und sehr heruntergespielt, damit es ihrer Behauptung, ihr Licht von Gott zu erhalten, bei arglosem Gemüt nicht gefährlich werden kann.

Keiner der zitierten AT-Bibeltexte steht in wirklichem Zusammenhang mit dem heutigen WTG-Werk, wurde im Hinblick darauf einst geschrieben oder auch nur angedacht, wenn man den biblischen Zusammenhang überprüft.

Wer gar die nun schon über 100 Jahre andauernde Endzeitlicht-Konstruktion am Original überprüft - was man wohl sollte, wo die Sache zur Lebensentscheidung wird - erkennt bald, daß hier nichts immer heller wird. Es ist eher ein Fortschreiten wie gesagt von Irrtum zu Irrtum, von Irrlicht zu Irrlicht. Hier wird verändert und verschoben, eingeschaltet und ausgeschaltet, erhellt und verdunkelt, zeitlich und inhaltlich vor allem endzeitlich eine gar groteske Falschprophetie, wenn man an 5. Mose 18:20-22 denkt. Und wenn schließlich Jesus selbst in Anspruch genommen wird dafür, daß die WTG im Geist die Wahrheit der kommenden Dinge verkündigt, so ist der Bibelmißbrauch hier wirklich perfekt, führt man sich vor Augen, was die WTG da schon alles an zur Falschprophetie verkommenen Dingen verkündigt hat.

Die WTG selbst über ihre Irrlichter

"Einige Gegner behaupten, Jehovas Zeugen seien falsche Propheten. Sie sagen, es seien Daten festgelegt worden, aber nichts sei geschehen ...

Ja, Jehovas Volk mußte von Zeit zu Zeit seine Erwartungen revidieren. Wegen unseres Eifers erhofften wir das neue System früher, als es nach Jehovas Zeitplan vorgesehen ist. Aber wir bekunden Glauben an Gottes Wort und seine zuverlässigen Verheißungen, indem wir seine Botschaft anderen verkündigen. Außerdem sind wir dadurch, daß wir unser Verständnis etwas revidieren mußten, nicht zu falschen Propheten geworden." (Der Wachtturm, 15.03.1986, S. 19)

Oder:

"Jehovas Zeugen werden manchmal als "falsche Propheten" bezeichnet, weil sie, wie das aus ihren offiziellen Schriften hervorgeht, im Laufe der Zeit ihre Ansichten über einige Dinge geändert haben ...

Falsche Propheten verbessern sich nicht. Interessanterweise stellen sogar Leute, bei denen Jehovas Zeugen vorsprechen, fest, daß diese als Organisation reifer geworden sind und heute auf eine freundlichere, liebenswürdigere, taktvollere und wirksamere Art und Weise predigen als früher." (Der Wachtturm, 01.09.1967, S. 523)

Es könnten noch mehr WTG-Reaktionen gleicher oder ähnlicher Art zitiert werden.

Das sind doch buchstäblich "schönklingende Reden und glatte Worte zur Täuschung der Herzen der Arglosen" (Römer 16:18). Jedes logische Denken wird hier auf den Kopf gestellt. Denn wer sich revidieren muß, beweist damit, daß er vorher falsch war. Wer sich verbessern muß, beweist damit, daß er vorher falsch war. Die Art, wie die WTG hier verneint, ein falscher Prophet zu sein, beweist also in Wahrheit, daß sie ein falscher Prophet war bzw. ist.

Gott von der WTG bei ihrer "Licht"-Herstellung selbst ausgeschaltet

Der Anlaß sind immer wieder die Änderungen, die die WTG laufend mit ihren Wahrheiten, Prophezeiungen, Voraussagen - mit ihrem "Licht" vornimmt. Mit den Behauptungen, man sei trotz Revidierung falscher Voraussagen kein falscher Prophet, erschlägt man in der Tat jede Logik und Vernunft, klares Denken. Offensichtlich läßt sich auch in den eigenen Reihen nicht jeder auf diese Weise das Nachdenken unterdrücken. Denn die WTG hat auch folgende Erklärung parat:

"Man könnte sagen, daß solche Änderungen einem Prinzip folgen, von dem man sich, wie es heißt, in der Wissenschaft auf der Suche nach der Wahrheit leiten läßt. Es funktioniert, kurz gesagt, folgendermaßen: Man stellt eine These auf, die als Ausgangspunkt für weitere Argumentation dient. Die These bietet große Möglichkeiten in Bezug auf ein tieferes Verständnis oder in Bezug auf die praktische Anwendung. Aber nach einiger Zeit stellt man gewisse Mängel oder Schwächen fest. Man neigt dann dazu, eine der These widersprechende Behauptung, eine Antithese, aufzustellen. Später findet man heraus, daß auch diese nicht der vollen Wahrheit entspricht, und man verbindet daher die wertvollen Punkte beider Behauptungen miteinander. Man spricht von der These (Behauptung), der Antithese (der Behauptung, die gegenübergestellt wird), und der Synthese (der Zusammenfügung beider). Dieses Prinzip ist immer wieder angewandt worden, so daß sich Sprüche 4:18 erfüllt hat". (Der Wachtturm, 15.05.1982, S. 18/19, Fußnote) Das Vorgehen, sich auf der Suche nach der Wahrheit von dem Prinzip leiten zu lassen, wie es in der Wissenschaft geschehe, über These, und Antithese zur Synthese, ist nichts anderes als eine Verwendung der dialektischen Methode des Denkens zwecks Wahrheitsfindung, wie sie von dem deutschen Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) vertreten wurde, übernommen vom Marxismus für die in der geschichtlich-sozialen Welt auftretenden Gegensätze und ihre Aufhebung (Das Bertelsmann-Lexikon Bd. l, Spalte 886, Gütersloh 1953,1963).

Es kann also festgestellt werden:

Mit der zitierten Wachtturm-Erklärung vom 15.05.1982 hat die WTG eigentlich eingestanden, daß ihr "fortschreitendes Licht der Wahrheit", ihr "immer helleres Licht" über die derzeitigen geschichtlich-sozialen Ereignisse als heutige "Erfüllung" von Sprüche 4:18 der Bibel, nicht dem lebendigen Gott als Urheber bzw. Jehova als Autor - wie glauben gemacht - zu verdanken ist. Es ist vielmehr dem wie zuvor gekennzeichneten wissenschaftlichen Prinzip zu verdanken, das zunächst über bloße Behauptungen, Mängel, Schwachen und auch Halbwahrheiten vorgeht, um zum Ergebnis zu kommen. Das bedeutet schlicht und einfach, die ganze WTG-"Licht"-Produktion war und ist ein irrtumsvolles Menschenwerk, bestenfalls im Namen Gottes, wie das geschichtliche Irrlichtem der WTG schließlich selbst beweist. Was heißt es eigentlich, im Namen Gottes?

Im Ergebnis sind bei der WTG-Führung auch weiterhin Mängel, Schwächen und widersprechende Behauptungen, also Irrtümer - als Lehren dann Irrlehren - programmiert. Das ist in der Wissenschaft unvermeidlich, denn Irren ist eben menschlich. Aber wenn die WTG-Lehren auch nur wissenschaftlich Zustandekommen sollen, dann sind sie eben auch nur Menschenwerk und nicht von Gott, sondern allenfalls eine gar sehr kritisch zu hinterfragende wissenschaftliche bzw. pseudowissenschaftliche Religionsdisziplin, Bibelforscherei oder Bibelauslegung.

Wachtturm-Lichtträger werden?

Die WTG wird weiterhin gezwungen sein, alle ihre Lehren nach und nach zu verändern, zu verwerten oder sonstwie "gefahrlos" hinter sich zu bringen, die sich im Laufe der Zeit als Irrtümer und damit als Irrlehren erweisen. Damit wird jedermann zum Irrläufer, wie bisher, der "den festen Entschluß faßt, zur Watch Tower Bible and Tract Society zu stehen", zur WTG also, wohin schließlich aller Glaube eines Betroffenen oder Angesprochenen werden soll. Da alle WTG-Lehren von einem ZJ aber nicht nur selbst geglaubt, sondern auch aller Welt verkündigt werden sollen, wird man da nicht nur zu einem Irrläufer, sondern auch zu einem Irrlehrer, vor allem, was die "endzeitliche" WTG-Hauptaufgabe betrifft. Das bedeutet, daß man sich immer wieder mit jeder WTG-Irrlehre mit der WTG vor seinen Angehörigen, seinen Mitmenschen und in seiner Umwelt blamieren muß.

Das Erstaunliche ist, daß die WTG-Führung sehr wohl weiß, daß das so ist. Natürlich wird das gar selten offen ausgesprochen. Ein solch seltener Fall war, als festgelegt und verkündet worden war, daß im Jahre 1975 der Krieg von Harmagedon zuende sei und die Tausendjahrherrschaft bzw. das Königreich Gottes auf Erden beginnen würde. Zweiflern daran in den eigenen Reihen wurde - und das liegt absolut folgerichtig in der Konsequenz der Wiederholung derartiger Falschprophetien - u.a. wie folgt entgegengetreten.

Es geschah am 20. Januar 1968 in Hamburg. Das deutsche WTG-Zweigbüro hatte eine besondere Zusammenkunft angesetzt, insbesondere für ZJ-Aufseher, damals noch Diener genannt. Das Thema lautete: „Trachtet zuerst nach dem Königreich Gottes". Den Vortrag dazu hielt der damalige WTG-Deutschland-Chef, Zweigdiener Konrad Franke.

Franke zu -1975":

Aber wenn wir jetzt eingeladen werden durch all das, was die Wachttürme jetzt zeigen, sollten wir auch wachgerüttelt werden und wir sollten mit einem ganz bestimmten Entschluß nach Hause gehen. Und Entschlüsse fassen, wie wir jetzt noch besser die Königreichsinteressen fördern können.

Natürlich sollten wir uns überlegen, wo wir stehen. Wir gehen dem Ende dieses Systems entgegen, liebe Brüder. Wir haben viel in den vergangenen Jahren, und wenn wir lange in der Wahrheit sind, Jahrzehnten, darüber gesprochen.

Wir haben darüber gesprochen, daß dieses böse System zuende gehen wird, daß 6000 Jahre menschlicher Geschichte vorgesehen sind, und dann, daß das 7. Jahrtausend Christus Jesus als dem Regenten und Richter vorbehalten bleibt, demjenigen, der sich selbst auf der Erde den Herrn des Sabbats nannte, der also diesen Sabbat, diesen Ruhetag, selbst beaufsichtigen wird als König vom Himmel her, als der Wichtigste des Königreiches. Er war es also, der diese Dinge klar und unmißverständlich uns vor Augen geführt hat, und nun sehen wir, in diese Lage gekommen, daß wir sehen, wie das alles beginnt, sich zu verwirklichen. Wir haben also gewußt, 6000 Jahre, und das Siebente bleibt ihm vorbehalten. Im Laufe der Zeit hat uns Jehova immer mehr verstehen lassen über diese Zeitabschnitte. Und vor zwei Jahren schon wurde das erstemal unsere Aufmerksamkeit auf das Jahr 1975 gelenkt. Mancher war zweifelnd und sagte, da muß man vorsichtig sein, ihr habt euch schon einmal blamiert. Und wenn ich an 1925 denke, wer weiß, was da wieder rauskommt, ich werde mich einmal zurückhalten. Ja, die Gesellschaft oder der treue und verständige Sklave, der ja dazu da ist, uns die Speise zur rechten Zeit zu geben, so sagen wir doch wohl. Es kam nicht von uns. Oder ist jemand von euch auf den Gedanken gekommen? Es kam doch von dieser Stelle. Auf einmal beginnen einige doch zu zweifeln. Als ich einmal mit einigen jungen Brüdern darüber sprach, da sagte der eine zu mir: Ach, weißt du, Bruder Franke, ich weiß nicht, ob man das so deutlich sagen kann. Denn stell dir mal vor, die alte Schwester sowieso, die geht jetzt von Haus zu Haus, und die wird das nie so ausdrücken, wie du das sagst, und wird jetzt nun 75,75, 75 und 75 sagen, und was das unter Umständen für die Organisation für eine Schmach bringen könnte!

Du glaubst, du würdest das viel intelligenter machen? Du sagst, ich warte mal. Die haben sich schon mal blamiert. Da habe ich ihm gesagt, weißt du, wenn es ums Blamieren geht, dann blamiere ich mich mit der Organisation! Ich will nicht allein, abseits stehen! -

Soweit Konrad Franke 1968 (Tonband), Auszug aus seiner Dienstansprache. Das 1975-"Licht" ist längst wieder erloschen. Hunderttausende ZJ, dadurch blamiert, haben die WTG-Reihen allein in diesem Zusammenhang wieder verlassen.

Einige der nächsten WTG-Irrlichter

Mit ihrer Endzeit - ab 1799 - hat die WTG nun fast das zweite Jahrhundert voll. Über kurz oder lang wird man die Lehre verwerfen müssen, daß die Generation von 1914 nie mehr sterben wird. Denn sie ist fast tot.

Der tödliche WTG-Blutkult wird fallen, wonach ein Christ sich des Blutes einschließlich der Bluttransfusion enthalten muß. Denn nach Matth. 15:11 wird der Mensch durch das, was in den Mund hineingeht, nicht verunreinigt (Jesus).

Daß die WTG inzwischen Blutteile ausnimmt, ist ein erstes Anzeichen.

Die Konstruktion, Kapitalismus und Kommunismus erfüllen den Süd- und Nordkönig bei Daniel 11 wird zugunsten eines "neuen Lichtes" revidiert werden.

Das WTG-verkündete Vorspiel des "baldigen" Harmagedon: "Die politischen Herrscher werden von Gott als unfreiwillige Werkzeuge benutzt, um die falsche Anbetung (alle anderen Weltreligionen, Anm.) auf der gesamten Erde zu vernichten" (Wachtturm 15.05.1989, S. 6), wird durch die UNO-Menschenrechts- und Religionsfreiheitspolitik und die gesamte internationale staatliche Religionsgesetzgebung bzw. Verfassungsrechtlichkeit ad absurdum geführt.

Nach bisherigem WTG-"Licht" ist die christliche Kirche mit dem baldigen Tod ihrer nur noch 8850 Gedächtnismahlteilnehmer (Wachtturm 01.01.1992, S. 13) als "Berufene, Auserwählte und Treue" weltweit weggestorben. Denn niemand anders als diese 8850 WTG-ZJ würden die christliche Kirche heute auf Erden bilden. Wenn die WTG damit nicht Wesen und Hauptinhalt des Neuen Testaments restlos gegenstandslos machen will, muß sie ihre bisherige "Berufungs"-Begrenzung niederreißen. Die ZJ würden sonst nur noch eine im Wesentlichen unchristliche, weil gedächtnismahllose, Bewegung sein. Mit der jetzt begonnenen Hereinnahme von Gedächtnismahlverweigerem, sog. alttestamentlichen "Gegebenen", in die oberste WTG-ZJ-Führung (Wachtturm 15.04.1992, S. 12 u. 31) beginnt dieser unchristliche Abweg offenbar schon.

Das für alle Nationen und Völker in wenigen Jahren anbrechende 3. Jahrtausend n.Chr., das es für sie nach bisherigem WTG-Endzeit-licht nicht geben darf und kann, wirft dieses WTG-Lichl zeitlich und hauptinhaltlich völlig über den Haufen. Schon jetzt stimmt Vieles nicht mehr, obwohl es noch in Millionenauflagen verbreitet wird.

Alles in allem - es ist ganz und gar nicht ratsam, ein WTG-Lichtträger zu sein und zu werden. Dabei ist noch gar nicht darüber gesprochen worden, was diese Lichtträgerei für individuelle Auswirkungen auf Familienleben, Bildung, Kindererziehung, Berufsentwicklung, Verwandtschaft, Bekanntschaft, Andersglaubende, Andersdenkende, zwischenmenschliche Beziehungen und vieles andere mehr hat. Das ist ein ganzes Kapitel für sich. Nicht zuletzt müßte der gesamte bisherige religiöse Glaubenshalt in WTG-bestimmte Kirchenfeindschaft umgewandelt werden. Und wer irgend christlich motiviert sozialpolitisch Mitverantwortung übernimmt, müßte der "babylonischen Hurerei" bezichtigt und verteufelt werden.

Bisherigen Glaubenshalt nicht durch WTG-Lichtträgerei ersetzen!

Christen ist nach wie vor nur Erkenntnis als unvollkommenes "Stückwerk" verheißen und möglich. Und alles dies hat zudem einer übergreifenden praktischen Nächstenliebe untergeordnet zu bleiben. Der Erkenntnis- und damit Bekenntnisgrad ist folglich zweitrangig. Die so unvermeidlichen Erkenntnisunterschiede sind darum in übergreifender Liebe zu ertragen, zu dulden, zu erdulden. Dieser in 1. Korinther 13 der Bibel verlangte überkonfessionelle Grundstandpunkt ist durch die intolerante WTG-Erkenntnisrechthaberei ins Gegenteil verkehrt. Wo die "genaue Erkenntnis" der WTG nicht akzeptiert wird, wird am Ende gnadenlos verteufelt, gibt es keine Liebe mehr. Nur das jeweilige "Licht" von der WTG zählt. Wo dagegen auch immer an den einen und gemeinsamen Gott und Christus geglaubt wird, auch "ungenau" - das ist nicht einmal unbedingt vom Lesen- und Schreibenkönnen abhängig - überall in der weltweiten Christenheit, ist Christentum möglich, vor allem in Taten der Nächstenliebe. Und die fragt letztlich nicht einmal nach dem Glauben, wie Jesus mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lukas 10:25-37) lehrt. Ein Glaube ohne derartige karitative bzw. diakonische soziale Werke ist sogar nutzlos (Jakobus 2:14-20).

Die WTG dagegen irrlichtert mit ihren "endzeitlichen" Terminen und Voraussagen für eine Losung aller sozialen Probleme auf Erden seit über 100 Jahren nicht nur von Generation zu Generation. Sie unterbindet damit in ihrem Einflußbereich zugleich jede Initiative, in christlicher Verantwortung die Lösung oder Bewältigung sozialer Fragen selbst in die Hand zu nehmen: Soziale und politische Übel seien zur Korrektur Jehova Gott zu überlassen (Wachtturm 01.05.1952, S. 144). Das geht natürlich in keinem Land der Erde, und keine christliche Kirche oder Gemeinschaft predigt Gott sei Dank solchen "endzeitlichen" Unsinn, solche religiöse, moralische und soziale Entwurzelung.

Vor welche Aufgaben der "gute Kampf des Glaubens" (1. Timotheus 6:12) jemanden auch stellt, vor Ort, in seiner Gemeinde, in seiner Kirche, unter den Mitmenschen, WTG-Hörigkeit bedeutet den Umstieg und Einstieg nicht in "immer helleres Licht", sondern unter ein sog. endzeitliches Irrlichtern, mit dem man sich am Ende nur immer wieder blamieren kann, wenn es nicht folgenschwerer wird. -

D. P.

Einige aktuelle Hauptgründe, sich mit den ZJ besser nicht einzulassen

Die folgenden Feststellungen stützen sich auf die derzeitigen Lehren der Wachtturm-Gesellschaft (WTG) der Zeugen Jehovas (ZJ) und ihre praktischen Auswirkungen. Die Darlegungen können helfen, sich von vornherein vor den WTG-Abwegen zu bewahren. Sie sind aber auch nützlich, wo man einen ZJ selbst zur kritischen Besinnung verhelfen möchte.

Die ZJ können nie Matth. 24:14 "erfüllen", indem sie mit den WTG-Lehren "allen Nationen Zeugnis" geben, und dies nur "dieser Generation". Sie laufen hoffnungslos hinter der wachsenden und immer unerreichbarer werdenden Weltbevölkerung einher, schon über 100 Jahre lang. Nicht einmal in einer einzigen europäischen Großstadt erreichen sie wirklich die Menschen, die sie da erreichen müßten.

Man muss die Mitmenschen

mit einer Weltende-Verkündigung hinhalten, die durch zahlreiche haltlose Inhalte und falsche Termine und Voraussagen jeden Verkündiger dessen eher als "falschen Propheten" blamiert.

man muss sich vom

Evangelium der Bibel abweichend, also sektiererisch, mit dem als falsch erwiesenen Gottesnamen JEHOVA belegen, während man sich als Christ allenfalls als Zeuge Jesu Christi bezeichnen darf 9 (Apg. 1:8,11:36).

man entfremdet und

verfeindet sich vielfach auch mit bisher Nahestehenden, wo man sie wegen ihres bewußt vertretenen anderen Glaubens und Denkens als vernichtungswürdig verteufeln muß.

man muss sich im

Interesse der WTG-Organisation moralischen Grundsätzen unterwerfen wie Einheit auf Kosten von Wahrheit, kein unabhängiges Denken mehr, unbedingter Glaube an die WTG-Führung als alleiniger "Vertreter des Herrn auf Erden", auch wenn sie Irrtümer lehrt.

man muss gegen alle

sozialpolitische Mitverantwortung eines Christen in Stadt und Land predigen, obwohl gerade ein Christ darin vorbildlich sein soll (Römer 13:1-10, Jakobus 2:14-20).

man begibt sich mit

seiner Familie in eine Überwachung des moralischen, erzieherischen, beruflichen, bildungsmäßigen, freizeitlichen, kulturellen, partnerschaftlichen, humanitären, zwischenmenschlichen und politischen Verhaltens durch sog. "Rechtskomitees" mit richterlicher Befugnis, die totaler und inquisitorischer nicht sein kann.

man isoliert sich

durch Verachtung bzw. Bekämpfung von Gebräuchen und Traditionen wie Weihnachten, Ostern, Geburtstagen mit ihren entsprechenden gegenseitigen Geschenken, Aufmerksamkeiten und Besuchen unter Verwandten und Bekannten völlig sinnlos und vor allem ohne jede christliche Begründung.

jeder wird letztlich

zum ungefragten Hausierer an den Türen bzw. Straßen-Kolporteur, um die WTG-Literatur als "gedruckte Predigten" an den Mann zu bringen, was obendrein als Hauptgottesdienst betrachtet werden muß.

man wird angewiesen

durch die WTG-Organisation, jede freie Zeit für den WTG-Dienst "auszukaufen", d.h. darin ständig Höchstleistungen zu vollbringen oder "auf dem letzten Loch zu pfeifen", wie man auch sagt im Volksmund. Das läuft darauf hinaus, damit alle Hände derart voll zu tun zu haben, sodaß man keine Zeit mehr zur kritischen Besinnung findet.

man hat schliesslich auch

bisher jedenfalls "über Leichen zu gehen" in dem Sinne, daß man sich und seinen Kindern WTG-hörig eine Bluttransfusion verweigert bzw. vorenthält, wo eine tödliche Krankheit oder Verletzung droht, dieweil überhaupt kein beute gültiges biblisches "Blutverbot" besteht...

Soll man die WTG selbst lieber in Ruhe lassen?

Ohne Zweifel ist es unvermeidbar, sich mit den WTG-Lehren- und -Forderungen auseinanderzusetzen, wo sie hineingetragen werden, in Familien etwa, in Gemeinden, und so das Spaltungswerk beginnt. Da muß man dann schon informiert und gewappnet sein. Viele lassen sich aber gar nicht erst auf die WTG ein. Schließlich erfordert das auch ein ziemliches Engagement.

Für jemanden, der sich im Interesse Betroffener aber engagieren will oder muß, ist es wichtig zu wissen, daß auch die WTG-Führung selbst dadurch zu nützlichen Änderungen gezwungen werden kann. Ihr neues "Licht von Gott" wurde in der Tat in erheblichem Maße in Wirklichkeit von ihren Kritikern angezündet. Ob die WTG jedoch jemals zu einer ökumenischen Einordnung gebracht werden kann, ist eine ganz andere Frage. Aber einige extreme Dogmen hat sie nach öffentlicher Kritik schon fallenlassen müssen.

Man lese folgende Reaktion der WTG auf ihre nicht schweigenden Kritiker. Mit "verständiger Sklave" und "theokratische Organisation" meint sie sich selbst, und mit "den vom Herrn eingesetzten Kanal" meint sie ihre Wachtturm-Zeitschrift als maßgebliches Sprachrohr. Die Reaktion ermöglicht zugleich einen Einblick in das interne Gebaren um die "Erarbeitung" der WTG-Lehren, "geistige Speise" genannt.

"Jehovas theokratische Organisation heute"

Unter diesem Thema heißt es zur Kritikaufnahme seitens der WTG: "Wir sollten das essen und verdauen, was uns vorgesetzt wird und es uns zu eigen machen, ohne uns von gewissen Stücken der Nahrung zu enthalten, weil sie nicht der Phantasie unseres geistigen Geschmacks entsprechen mögen. Die Wahrheiten, die wir veröffentlichen sollen, sind die, welche durch die Organisation des verständigen Sklaven kommen, und nicht persönliche Meinungen, die dem widersprechen, was der Sklave als zeitgemäße Speise beschafft hat.

Jehova und Christus leiten und korrigieren den Sklaven, so wie es nötig wird und nicht wir als einzelne.

Wenn wir einen Punkt zuerst nicht verstehen, sollten wir uns unablässig bemühen, ihn zu erfassen, statt uns dagegen zu stemmen, ihn zu verwerfen und anmaßend den Standpunkt einzunehmen, daß wir wahrscheinlich eher recht haben als der verständige Sklave. Wir sollten mit der theokratischen Organisation des Herrn demütig zusammengehen und auf weitere Aufklärung warten, statt uns bei der ersten Erwähnung eines uns ungenießbar erscheinenden Gedankens aufzubäumen und anzufangen, Wortklauberei zu treiben und laut unsere Meinung und Kritik äußern, als ob sie mehr wert wäre als die Vorkehrung des Sklaven hinsichtlich geistiger Speise. Theokratischgesinnte werden des Herrn sichtbare Organisation wertschätzen und nicht so töricht sein, sich mit ihren eigenen menschlichen Vernunftschlüssen, Gefühlen und persönlichen Empfindungen gegen den Kanal Jehovas zu stellen". -

Über die aber, die laut ihre Meinung und Kritik äußern, wird gewettert:

"Einige der Spekulanten sind rebellischer als andere, indem sie absolut nicht übereinstimmen mit den Vorkehrungen des verständigen Sklaven und sich über den vom Herrn eingesetzten Kanal erhöben. Sie argumentieren, daß die theokratische Organisation nicht immer recht gehabt habe, und daß sie einst Gedanken hatten, welche die Organisation verwarf, jetzt aber lehre, und so deuten sie an, daß ihre gegenwärtigen Theorien zur bestimmten Zeit ebenfalls angenommen werden.

Ihre Einbildung verblendet sie zu sehen, daß die sichtbare theokratische Organisation niemals Unfehlbarkeit beansprucht hat, daß sie weiß, daß die Botschaft durch die Ausscheidung irriger Gedanken fortgesetzt geläutert wird, daß sie die Offenbarung neuer Wahrheiten erwartet, während sich weitere Prophezeiungen erfüllen, daß das Licht allmählich heller leuchtet bis zum vollkommenen Tage, und daß die Klarstellungen durch den verständigen Sklaven und nicht durch Spekulanten kommen werden, die sich selbst erhöhen"

Dann aber heißt es:

"Zweifellos haben einige Personen Gedanken, die erst später veröffentlicht werden; dies früher zu tun, wäre vorzeitig, nicht "zur rechten Zeit". Warten wir auf den Herrn". -

Soweit die WTG in Der Wachtturm vom 1. April 1952, S. 122/123.

Damit wird deutlich: Weil die WTG angesichts und wegen ihrer Irrlehren nicht in Ruhe gelassen wird, muß sie am Ende eine "Ausscheidung irriger Gedanken fortgesetzt" vornehmen, wie sie das umschreibt. Offensichtlich ist sie sogar sehr erpicht auf Kritik, nur laut soll sie nicht werden, hinter verschlossenen Türen soll sich alles abspielen, "auf den Herrn warten" genannt. Man soll eben glauben, Gott offenbare alles, was sie von sich gibt.

Auf jeden Fall ist klar, auf kurz oder lang kann man vieles abwenden, was die WTG über ihre Mitmenschen bringt, wenn man sie nicht ungestört geistig schalten und walten läßt. Sicher bricht früher oder später vieles auch von selbst zusammen, nachdem es sich als Irrtum und damit als Irrlehre erwiesen hat. Aber soll man, um die Dinge wissend. Betroffene die WTG-Irrwege erst bis zum bitteren Ende laufen lassen? Es gibt da eine alte allgemeine biblische Warnung, die da lautet:

"Hast du dich in der Zeit der verzagt gezeigt, so ist deine Kraft nicht weit her. Rette die, welche zum Tode geschleppt werden, und die zur Hinrichtung Wankenden - oh halte sie zurück. Wolltest du sagen: War haben ja nicht davon gewußt - wird nicht er, der die Herzen wägt, es durchschauen und er, der deine Seele beobachtet, es wissen? Und er wird jedem nach seinem Tun vergelten". Sprüche 24:10-12 Menge-Übers.

K. O.

Ein neues kritisches Werk

aus den USA über die "Zeugen Jehovas":

Auf der Suche nach christlicher Freiheit

Raymond Franz

Ehemaliges Mitglied der Leitenden Körperschaft

der Zeugen Jehovas

1991 erschien in den USA ein zweites Buch von Raymond Victor Franz, ehemals Mitglied der noch 12köpfigen leitenden Körperschaft der "Zeugen Jehovas" (ZJ) bzw. Wachtturm-Gesellschaft (WTG), als "die Gesellschaft" die eigentliche Führung der ZJ, geistig wie organisatorisch. Das Buch hat den Titel 'In Search Of Christian Freedom' - Auf der Suche nach christlicher Freiheit - und liegt bisher nur in Englisch vor.

Der Verlag veröffentlichte dieses Werk mit folgendem Kommentar: Eine wichtige Balance zwischen Freiheit und Verantwortung zu finden ist ein Problem, dem jeder ernste Christ gegenüberstand. Für jene, die in einer hochstrukturierten religiösen Umgebung aufwuchsen, mag die Balance der Loyalitäten zu einer religiösen Organisation, Familie und persönlichem Gewissen schwierige Fragen aufwerfen. Raymond Franz Bericht aus erster Hand über die Fragen, mit denen er rang, bilden das Thema seines ersten Buches 'Krise des Gewissens'.

Als ein Zeuge Jehovas der dritten Generation diente Franz über vierzig Jahre in jeder Ebene der Organisationsstruktur. Er verbrachte neun Jahre davon als ein Mitglied ihres zentralen Exekutivrates, der Leitenden Körperschaft. Seine Erfahrung gibt ihm eine einzigartige Perspektive der Fragen, vor denen aufrichtige Zeugen Jehovas stehen, die ihren religiösen Glauben oder die Struktur ihrer Organisation infrage stellen mögen. Es bietet auch einen seltenen Blick auf die Worte, Handlungen und Haltungen einer kleinen Gruppe von Männern, die als Anweiser, Gesetzgeber und Richter für Jehovas Zeugen dienen.

In 'Auf der Suche nach christlicher Freiheit', die Fortsetzung von 'Krise des Gewissens', liegt eine sogar umfassendere Studie vor. Über dieses Werk schreibt Professor Stephan Cox von der Universität von Califomien:

"Auf der Suche nach christlicher Freiheit" ist einer der vollständigsten und einfindsamsten Berichte über das Leben einer modernen religiösen Gruppe, der zu haben ist. Vielleicht niemals zuvor ist die Beziehung zwischen religiösem Glauben und institutionalisierter Praxis so genau untersucht worden. Zu seinem Gebot hat der Autor unvergleichliche Informationsquellen über die religiöse Organisation, auf die sich seine Studie richtet, er hat auch einen festen Griff für die Probleme von Glauben und Freiheit, die das Christentum seit seinem Beginn herausgefordert haben.

"Auf der Suche nach christlicher Freiheit" ist von einzigartiger Wichtigkeit als eine Studie der Wachtturm-Bewegung und ein Kommentar über ihren gegenwärtigen Zustand, aber die Bedeutung dieses Buches ist nicht auf jene Bewegung begrenzt. Es ist hilfreich zum Verständnis einer weiten Vielfalt sozialer und psychologischer Kräfte, die der Menschen Interpretation von Bibel und religiösem Leben formen, oft ohne daß sie es wissen. Raymond Franz bietet eine erfrischende Beleuchtung der Frage der Freiheit, wie sie sich in der Schrift, in religiöser Geschichte und in den Entscheidungen von Männern und Frauen heutzutage erhebt".

Die hierin erhobenen Fragen und diskutierten Optionen, obwohl in besonderer Beziehung zur Struktur der Zeugen Jehovas, sind nicht so sehr verschieden von Fragen, denen andere Christen gegenüberstanden und weiter gegenüberstehen, wenn sie versuchen, Betrachtungen über Gewissen, Loyalität, Verantwortung und Freiheit in Einklang zu bringen. Dieses Werk wird Leser jeder Religion bewegen, ernstlich zu betrachten, wie hoch sie christliche Freiheit werten, und zu fragen, wie echt ihre eigene Freiheit ist. -

Commentary Press (Verlag)

P. O. Box 43532, Atlanta, Georgia, 30336, USA

ISBN: 0-914675-16-8.

"Auf der Suche nach christlicher Freiheit" ist ein Werk von 732 Seilen, eingeteilt in 18 Kapitel, mit einem Namen- und Sachregister für den Studienzweck. Wer sich heute kritisch mit der WTG-ZJ-Führung bzw. -Gemeinschaft befaßt, sollte die Werke von R. V. Franz, wie hier genannt, nicht übersehen. Sie bieten den bisher wohl tiefsten Einblick in die WTG-ZJ-Führung. So hat noch nie ein Insider berichtet.

Es gibt schon eine ganze Reihe ehemaliger prominenter WTG-Mitarbeiter wie G. H. Fisher, WTG-Direktor USA - J. Hemery, WTG-Zweigdiener England - P. Balzereit, WTG-Zweigdiener Deutschland - C. C. Binkele, WTG-Deutschland/Westeuropabeauftragter - O. R. Moyle, WTG-Jurist USA - und H. C. Covington, WTG-Jurist USA u.a.m. Alle diese Fälle sind eher aufschlußreich, z.T. weit zurückliegend. R. V. Franz ist heute ohne Zweifel der prominenteste sachkundige Insider.

Gespräche mit Zeugen Jehovas

Der Anspruch der Zeugen Jehovas auf die richtige Auslegung der Bibel

Aus Gründen der besseren Darstellung der Gesprächsteilnehmer benutzen wir jetzt die Bezeichnung G.P. (Gesprächspartner) anstelle von "Wohnungsinhaber"!

G.P.: Das heutige Gespräch möchte ich mit einer Frage beginnen. - Stimmt es, daß die Zeugen Jehovas ihre Lehre die Wahrheit nennen?

Zeuge: Ja! Zum Beispiel sind mein Bruder und ich seit zehn Jahren in der Wahrheit. Es gibt bei uns auch ältere Brüder, die sogar schon seit fünfzig oder sechzig Jahren in der Wahrheit sind.

G.P.: Das ist eine lange Zeit. Aber finden Sie es nicht etwas vermessen, eine Auslegung der Bibel als die Wahrheit zu betrachten?

Zeuge: Nein. In Joh. 17:17 lesen wir: "Dein Wort ist Wahrheit." Und auf dieses Gottes Wort stützen wir unsere Auslegungen. Wir beanspruchen nicht unter Inspiration zu stehen, aber wir legen unter der Anleitung des Geistes Gottes das Wort Gottes richtig aus. Wenn wir von haus zu Haus gehen, dann tun wir es in der festen Überzeugung, die Bibel richtig auszulegen.

G.P.: Sind Sie sich da so sicher, daß Ihre Auslegung immer so richtig ist, daß man sie als "die Wahrheit" bezeichnen kann? Im Joh. Evangelium sagt unser Herr Jesus Christus: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben."

Wenn uns zum Beispiel ein Weg ganz unbekannt ist und jemand sagt zu uns, ich gehe oder fahre dir voraus und du bleibst genau hinter mir. Dann wird diese Person zum "Weg". Unser Herr Jesus Christus führt uns einen Weg, der durch den Tod in ein zukünftiges ewiges Leben führt. Diesen Weg sind wir noch nie gegangen. Er aber nimmt uns an der Hand und wird uns so zu unserem Weg, da er noch dazu das Wort Gottes selbst ist, ist er auch die Wahrheit in Person. Wie kann man da eine Auslegung, die ja auch mal fehlen kann, ihn als Wahrheit zur Seite gestellt werden?

Zeuge: Wenn eine Auslegung richtig ist, ist sie wahr und somit Wahrheit!

G.P.: Wenn aber nur Teile der Auslegung richtig sind, andere aber falsch, was dann? Man kann doch nicht das Falsche, wegen ein paar richtigen Ansichten insgesamt als "die Wahrheit" bezeichnen!

Von Jesus Christus, der wirklich die "Wahrheit" ist, sagt der Apostel Petrus: "Er hat keine Sünde getan, auch ist kein Trug (Falschheit) in seinem Munde gefunden worden".

Bei den Zeugen-Lehren lassen sich aber trügerische Auslegungen finden.

Zeuge: Wo zum Beispiel?

G.P.: Nun, ein solches Beispiel ist die Wachtturm-Auslegung von Römer Kapitel 13, die Verse 1-3: "Jeder unterwerfe sich den herrschenden Gewalten! Denn es gibt keine obrigkeitliche Gewalt, die nicht von Gott wäre, sondern die bestehenden Obrigkeiten sind von Gott verordnet..."

In Ihren Buch "Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben" kann man auf Seite 91, Absatz l folgendes lesen: "... Es gab viele falsche Lehren und Bräuche, von denen sich die Organisation noch nicht gereinigt hatte. Man erkannte diese nicht alle sogleich, aber im Laufe der Jahre wurde es allmählich offenbar, inwieweit die Brüder damals in babylonischer Gefangenschaft gewesen waren. Sie hatten die irrige Auffassung vertreten, daß die irdischen Regierungen als die höheren Obrigkeiten anzusehen seien, die Gott, gemäß Römer 13:1 eingesetzt hatte und als Ergebnis waren die Zeugen von Menschenfurcht befangen, besonders von Furcht vor den staatlichen Herrschern".

Hier wird deutlich gezeigt, daß man vor dem ersten Weltkrieg Römer 13:1-3 falsch ausgelegt und somit wäre diese Auslegung keine Wahrheit gewesen.

Zeuge: Na ja; wenn das Licht zunimmt, dann muß man schon Änderungen vornehmen.

G.P.: Änderungen wegen zunehmendem Licht? Hier muß ich doch fragen, ob eine Wahrheit sich ändern kann??? Wenn sich eine Wahrheit ändert, dann war sie entweder vorher oder nachher keine Wahrheit.

Und bezüglich des zunehmenden Lichts möchte ich Sie bitten, doch folgende Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen. Wenn in der Dämmerung ein Haus in verschwommenen Umrissen sichtbar wird, dann wird beim zunehmenden Tageslicht immer klarer zu erkennen sein, daß es ein Haus ist. Das einzige, was sich hier ändert, ist die Klarheit der Sicht. Das Haus jedoch wird in der Zunahme des Lichtes nicht zu irgend einem anderen Objekt, das ganz im Gegensatz zu einem Haus steht, sodaß man sagen müßte:

Die Annahme, es sei ein Haus, völlig irrig war. Das, um was es in Römer 13:1-3 geht, wechselt bei Ihnen von menschlich-politischen Obrigkeiten zu himmlisch-göttlichen Obrigkeiten.

Ein weiteres Beispiel ist die Auslegung, wer Israel sammeln und wieder zu einem Staat Israel gemacht hat. Bis zum Jahre 1929 glaubte man, es sei Jehova Gott. Vom Jahre 1932 an wurde das Licht klarer und man sah nun den Teufel in dieser Rolle.

Man kann also deutlich sagen, daß es hier nicht um eine klarer werdende Sicht in der Erkenntnis geht, sondern um einen Wechsel zu genauem Gegenteil.

Ich möchte noch einmal auf Ihre Auslegung von Römer 13:1-3 zurückkommen, weil nach einigen Jahrzehnten sich wieder was geändert hat.

Die Zeugen Jehovas glaubten, daß sie nach dem ersten Weltkrieg die richtige Erkenntnis über die Obrigkeiten hatten. - Diese richtige Erkenntnis lesen wir in dem Buch "Gott bleibt wahrhaftig" auf Seite 31:

"Er ist der Allmächtige und Höchste. Er und sein himmlischer Sohn, den er in der theokratischen Regierung zum theokratischen unter sich macht, bilden zusammen die obrigkeitlichen Gewalten", denen alle Seelen, die des Lebens würdig sind, Untertan sein müssen.

So hat es Jehova Gott verordnet." - Römer 13:1-2.

Dies war aber nur einige jahrzehntelang die "Wahrheit". 1962 wendete sich diese Wahrheit in fast dieselbe Version wie sie schon einmal war, nämlich wieder in die politischen Obrigkeiten der Regierung in den verschiedenen Staaten. Dies kann man dann so lesen: Ich zitiere aus dem Wachtturm vom 15.08.1980, Seite 5:

"In der gegenwärtigen menschlichen Gesellschaft sind Regierungen erforderlich, damit man ein geordnetes Leben führen und ein gewisses Maß an Sicherheit haben kann.

Außerdem kann eine Regierung für eine Gemeinde sowie für das ganze Land viele Dienste leisten. Die Untertanen müssen folglich einen guten Willen zeigen oder zumindest nachgiebig sein, damit eine Regierung ihren Zweck erfüllen kann. Deshalb gebietet Gottes Wort eines Christen:

"Sei Untertan, denn es gibt keine Gewalt außer durch Gott. Christen sollten also den Landesgesetzen gehorchen. Sie sollten gewissenhaft ihre Steuern bezahlen, die Verkehrsregeln beachten und auch allen anderen Verpflichtungen nachkommen. All das ist im Interesse des Friedens und der Ordnung. (Römer 13:1-7) Seit 1962 ist nun wieder diese Version die "Wahrheit". Sie glauben doch nicht im Ernst, daß Gottes heiliger Geist zu einem solch widersprüchlichen Wechselbad der Auslegung anleitet, noch verdient sie, die "Wahrheit" genannt zu werden. Jesus Christus ist die Wahrheit. Wer an ihn glaubt, wie es die Schrift sagt, der ist in der Wahrheit!

Martin Hirschmüller

Unerwartet an einem Freitag ...

Es ist 11 Uhr, ich habe alle Hände voll zu tun. Gerade bin ich dabei, das Mittagessen vorzubereiten. Es läutet an der Tür, schnell die Kochplatten abstellen aus Vorsicht vor dem Überkochen. Neugierig wie man eben ist, denke ich auf dem Weg zur Tür, wer

stört mich jetzt mal wieder? - Tür auf und was sehen meine Augen? Sie sind wieder mal da, die Zeugen Jehovas. Zwei alte Omachen, nette Frauchen sind es.

Zuerst wollte ich sehr unwirsch sie zurechtweisen, daß man eine Hausfrau, die beinahe 10 Leute zu bekochen hat, nicht um 11 Uhr vormittags zu einem religiösen Gespräch auffordert.

Na ja, so kam es, daß mir ein Späßchen doch sehr angebracht wäre, um die Weibchen loszuwerden. Ich kannte die Frauen vom sehen, sie wohnen in unserem Ort. Somit also sagte ich sehr freundlich, eigentlich auch weil sie mir leid taten, denn fast von jeder Tür werden sie gewiesen: Kommen sie nur herein, ich bin zwar mitten bei der Kocherei, aber nicht abgeneigt, ihnen zuzuhören. Natürlich können wir das nur in der Küche, damit ich nebenbei meine Arbeit verrichte.

Strahlendes Lächeln ging über beide Gesichter. Ich muß sagen, daß die eine Emmi heißt, sie war die Ältere, 81 Jahre alt, wie sich nachher herausstellte, sie gefiel mir auf den ersten Blick und ich dachte, was ist es, was die Frau, diese unscheinbare, mit Falten übersäte Frau so anziehend machte? - Heute weiß ich es wohl, es waren ihre sagenhaft blauen Augen, die so strahlend waren und soviel Güte ausstrahlten.

Also traten die beiden ein bißchen schüchtern ein und mit viel entschuldigen sie, und nicht lange usw.

So sagte ich: "Hören sie auf mit dem Entschuldigungsgelaber, hocken sie sich hin und sagen sie mir, was so wichtig ist mit ihrem Jehova."

Ich stellte meinen Kartoffeltopf auf den Tisch, setzte mich zu den zwei Weibchen und sie fingen an, mir vom Weltuntergang zu erzählen und daß ich auch ein Zeuge Jehovas werden sollte, damit ich gerettet werde usw.

Ich hörte zu und die Weibchen wurden immer eifriger. Ich holte zwei Teller und zwei Messer und legte diese auf den Tisch und sagte ganz freundlich: Eine Hand wäscht die andere, während wir hier erzählen, oder vielmehr sie mir erzählen, was ich eigentlich schon weiß, helfen sie mir die Kartoffeln zu schälen und rädeln, das gibt Kartoffelsalat und ich kann den Fisch präparieren und panieren, so habe ich mein Essen fertig und trotz des langen Gespräches noch rechtzeitig auf dem Tisch.

Verwirrt schauten die beiden sich an und schickten sich an, aufzustehen.

Da habe ich aber nicht mitgespielt.

Bleiben sie da bitte, habe ich gesagt. Es ist wirklich interessant, was sie alles wissen und aus ihrem Buch mir für Sprüche vorlesen. Sie sind herzlichst eingeladen mitzuessen, vielleicht beim Gespräch am Mittagstisch lernen sie noch 8 Personen kennen. Sie zierten sich und trutzten herum, bis ich dann sagte: Sag mal, Emmi, können sie als Schwäbin keinen Kartoffelsalat machen? Oh, da war es passiert. Nein, nein, das ist es nicht, aber wir können das doch nicht annehmen, die Einladung zum Essen. Da sagte ich ganz trocken: Meine lieben Frauchen, jetzt hören sie mal, was mein Evangelium ist - Wer nicht arbeitet, braucht auch nicht zu essen; da sie mir aber jetzt helfen werden, haben sie die Einladung verdient.

Sie waren so von mir überfahren worden.

Sie konnten einfach nicht anders, zumal meine Fischsuppe so gut duftete, daß es durch das ganze Haus zog und ich sah in die strahlenden gütigen blauen Äuglein von der Alten und es war geschehen, sie blieben da.

Damit begann eine Verbindung, die ganz das Gegenteil bewirkte, als es gedacht war.

Ich wurde kein Zeuge Jehovas, aber sie wurden mein Anhängsel, sie kamen jeden Freitag und haben mir geholfen, ohne daß sie das je wollten.

Ich redete mit ihnen und brachte ihnen meine Sprüche bei, die alles andere als christlich waren. Sie hatten so einen Spaß noch an ihrem

Leben und die alte 81jährige hat kurz vor ihrem Tod noch das Testament geändert. - Sie wollte in ihrer letzten Stunde mich am Bett haben und meine Hand halten. Sie sagte mir: Ich habe 40 Jahre nichts getan, nur dagestanden und versucht, den Wachtturm zu verkaufen. Ich glaube, ich muß nochmal kommen auf diese Welt, um vieles nachzuholen, was ich versäumt habe.

Sie sagte, ich danke Gott, daß er dich geschickt hat um mir die Augni zu öffnen. Das wahren ihre letzten Worte. Der auch anwesende "Jehova-Bruder" mit seinem scheinheiligen Gehabe hat beinahe seinen polierten Heiligenschein verloren vor lauter Wut und sagte, diese Frau wurde vom Teufel verführt.

Ich sagte: klar, da haben sie recht, weil jetzt das Vermögen der Alten für sie beim Teufel ist. Sie hatte alles den Kindern ihrer Schwester vermacht, mit der sie ein Leben lang verkracht war wegen ihrer Zugehörigkeit zu den Zeugen Jehovas.

Marita B...

Wohin gehen ?

Was nach fast 200 Jahren WT-Endzeit unbedingt dazu gehört

Wiederholen wir es kurz: Die haltlose WTG-Endzeitverschiebung wird schon ab 1799 betrieben, wie u.a. das WTG-Buch "Die Harfe Gottes", S. 214/215 von 1926 dt. beweist. Jetzt schreiben wir 1992. Die Bibel indes lehrt uns, wenn wir nicht hinausgehen über das, was geschrieben steht (l. Kor. 4:6), daß die "Zeit des Endes" in Wirklichkeit schon seit dem ersten Kommen Christ i vor 1900 Jahren läuft: 1. Kor. 10:11, Hebr. 9:26.

Angesichts dessen, daß der WTG-Endzeitbetrug ununterbrochen weiterbetrieben wird, von 1799 über 1874 nun auf 1914 datiert, die 1914-Generation nun auch betrogen vergeht, müssen wir immer wieder auf diesen Sachverhalt hinweisen, wenn die Frage "Wohin gehen?" erhoben wird. Die WT-Endzeit gibt es nicht. Wir können sie vergessen!

Wie aber nun neuorientieren als Christ?

Das ist ohne Zweifel eine vielseitige Aufgabe, die ohne Zweifel auch ihre Zeit dauern wird, bei dem einen so, bei dem anderen so. Da ein wesentlicher Teil der falschen WTG-Endzeitverkündigung darin besteht, dem Christen jede soziale Mitverantwortung aus dem Sinn zu treiben, ihn hier zu einem "Aussteiger" zu machen, der dann seinerseits diese soziale Destruktivität selbst weiter mit zu verkündigen hat, ist es ein Teil der notwendigen christlichen Neuorientierung, sich auch über die soziale Verantwortung des Christen klarzuwerden. Die WTG-Broschüre "Jehovas Zeugen im zwanzigsten Jahrhundert" von 1978 mit dem WTG-Verbot (S. 29), sich daran zu beteiligen, "die Zustände zu verbessern", und auch der WT vom 15. Januar 1987 gegen "das soziale Evangelium" beweisen diese soziale Destruktivität der WTG hinreichend.

Und solange die WTG dieses Niederreißen sozialer Verantwortung betreibt, wird es zu christlicher Verantwortung gehören müssen, dem entgegenzutreten, grundsätzlich, vom Evangelium her. Wie dies in CV bisher getan wurde.

Es lohnt sich für jeden, der sich als Christ in der sozialen Frage orientieren möchte.

Natürlich ist das für jemanden unter der WTG nur der erste Schritt. Ein zweiter Schritt der Neuorientierung ist hier, zur Hand zu nehmen, wo zu erfahren ist, wie man in diesen Fragen nun konstruktiv sein kann als Christ. Da gibt es eine Fülle von Möglichkeiten. Man könnte sich einmal bei den anderen Christen im Lande umschauen, was sie über die soziale Frage lehren und darin praktisch tun. Da gibt es ungeachtet der bekenntnis- oder erkenntnismäßigen Unterschiede (1. Kor. 13) eine Menge zu lernen und zu sehen. Man muß sich natürlich darum kümmern ...

Zu vielen Publikationen kann man in unserem Land greifen, um sich hier ein Bild zu machen. Ohne ein bestimmtes Stückwerk der Erkenntnis zu empfehlen, weil die christliche Nächstenliebe jeden Stand der Erkenntnis übergreifen muß (1. Kor. 13:12,13), sei im Blick auf das WT-betriebene Niederreißen des "sozialen Evangeliums" (WT 15.01.1987) auf die christlich-sozialen Inhalte und Aussagen.

Es ist einfach verantwortungs- und gewissenlos vor Gott und Menschen, all dies unter der Schlagzeile "Soziales Evangelium" verächtlich zu machen und niederzureißen, und so "Steine statt Brot" zu bieten. Damit wird in CV speziell weder für diese oder jene christliche Konfession oder Erkenntnis geworben. Christ sein ist die ganz persönliche Entscheidung. Aber ein Glaube ohne Werke ist tot, und an den Werken erkennt man sehr wohl einen Glauben. Jakobus 2:124-24. Und unter der WTG wird für alle anderen Menschen nur geredet und sozial nichts an Werken getan! Und die unter dem WT bisher sozial Uneinsichtigen und Unbelehrbaren kann man nur warnen, die religiösen und sozialen Feindbilder der WTG über alle Andersglaubenden und Andersdenkenden weiter bedenkenlos und unkritisch zu verbreiten. Dieses Feindschaft-Predigen muß auf das eigene Haupt zurückschlagen. Gal. 6:7. Gerade auch wegen ihrer sozialen Werke, ihres "sozialen Evangeliums", werden alle anderen Christen von der WTG als angebliche Gottesfeinde angegriffen und verteufelt. Hört mit dieser WTG-Politik auf! Informiert euch lieber endlich über das, was die anderen in ihrer Jesus-Nachfolge praktisch tun! Und nehmt endlich ohne WT-Brille zur Kenntnis, was Jesus in Markus 9:32-42 über solche sagte, die ihm anders nachfolgen!

Wer den WTG-Endzeittrug durchschaut und erkannt hat, kann die WT-Feindbilder über die andersglaubenden und andersdenkenden Mitmenschen nicht mehr akzeptieren und verbreiten. Da er jedoch sein "Brot" keineswegs "allein backen" kann, dazu sicher auch Verantwortung für die eigene Familie und die eigenen Kinder hat, sollte es für ihn nicht mehr allzu schwer sein, sich auch in der sozialen Frage als Christ neu zu orientieren, wozu es eben gehört, sich da erst einmal umzuschauen, wie es wirklich unter den bisher verteufelten anderen Christen aussieht. Man muß natürlich dazu wissen, wo und wie man das tun kann.

Da Glaube ohne Werke tot ist...

Vielleicht nimmt jemand daran Anstoß, daß hier so konkret auf die Werke anderer Christen, ihrer Kirchen und Gemeinschaften hingewiesen wird, dies doch einmal zur Kenntnis zu nehmen. Doch da sind Werke aus Glauben! Oft so voller Hingabe in Diakonie oder Caritas z.B., wie es aufopferungsvoller kaum sein kann in praktischer Nächstenliebe ohne nach dem Glauben zu fragen, wie es Jesus im Gleichnis vom barmherzigen Samariter lehrte! Unterm WT muß dieses ABC des christlichen Glaubens erst einmal gelernt werden! Sie bietet da bisher nur "Steine statt Brot", ein endloses Endzeitreden, von 1799 über 1874 und 1914,1925,1975 nun bis ins Jahr 2000 - nur leere Versprechungen, leere Worte. -

Aktuelles aus Lateinamerika

Es ist allgemein bekannt, daß es in Lateinamerika und der Karibik von modernen religiösen Bewegungen - oder Sekten - wimmelt. Alle Kirchen geben diese Bewegungen Anlaß zu ernster Sorge wegen der falschen Botschaft, die sie unter den Menschen verbreiten, insbesondere den armen und religiösen, die sich um ihre eigene Befreiung bemühen. Typisch für diese religiösen Bewegungen ist: "Eine rein spirituelle Interpretation des Lebens, die mit dem täglichen Geschehen nichts zu tun hat, und eine Verkündigung von einem Heil der letzten Tage, die jegliches Engagement in alltäglichen Angelegenheiten sinnlos macht; eine Manipulation der Bibel zum Fundamentalistischen, Willkürlichen, Fragmentarischen und ohne Bezug zur biblischen Botschaft; manchmal scheinen sie die Werte von Sprache und Kultur der einheimischen Bevölkerung anzuerkennen, doch im allgemeinen verbreiten sie ausländische kulturelle Werte der Abhängigkeit, die den wirklichen Interessen der Menschen entgegenstehen; zu ihnen gehören Institutionen, die die Religion als Helfer für Programme der Unterdrückung und des Kolonialismus benutzen, die manchmal bis zum Völkermord gehen. Gleichzeitig werden ihre missionarischen und wissenschaftlichen und humanitären Tätigkeiten jedoch so dargestellt, als ob sie im Namen der Armen geschähen; einige dieser modernen religiösen Bewegungen, die sprachgewandt sind und Gefühle manipulieren, machen Menschen zu solchen Fanatikern, daß deren geistige Gesundheit gefährdet ist, da diese sich zunehmend entfremdet vorkommen". Eine erhebliche Anzahl von ihnen arbeitet mit Gruppen zusammen, die Volksaufstände verhindern sollen, oder sind militant gegen Volksbewegungen in der Region eingestellt. Ihre wahre Absicht ist, Menschen gleichgültig zu machen, so daß sie den Status quo von "Ungerechtigkeit und Ausbeutung" annahmen.

Trifft das auch auf die WTG-Zeugen zu?

Ja, diese (im Kommentar unwesentlich gekürzten) Feststellungen treffen auch auf die WT-Zeugen zu. Das ist unschwer zu erkennen, obwohl keine mit Namen genannt werden. Vergleichen wir: Die WT-Botschaft ist grundsätzlich falsch, da sie schon ab 1799 eine laufend wieder verschobene Endzeit predigt. Sie hält tatsächlich davon ab, sich um die eigene soziale Befreiung zu bemühen.

Sie verlangt, nichts zu tun, um die "Welt zu verbessern" und verteufelt jedes soziale Engagement aufgrund des Evangeliums. Sie handhabt die Bibel willkürlich, indem nachweislich Dutzende "Vorbilder" bis in ihr Gegenteil verkehrt wurden. Sie führt in totale Abhängigkeit von der WTG bis hin zur Entscheidung über Leben und Tod.

Sie dient der Erhaltung von Unterdrückung und Kolonialismus, da sie jedes Erheben dagegen in ihrem Einflußbereich verhindert und aus den Köpfen treibt. Letztlich predigt sie selbst die Ermordung aller anderen Völker, die ihre Botschaft nicht annehmen, als gerecht. Und alles sieht tatsächlich so aus, als geschähe es im Interesse und Namen der Armen.

Sie ist in der Tat sprachgewandt und dazu verführerisch bunt, um die Gefühle zu binden, bis hin zu solchem Fanatismus, daß Eltern sogar ihre Kinder opfern, wo die WTG dies verlangt (WTG-Blutkult). Schließlich hält sie ihre Anhänger in der Tat von Volksaufständen ab, und wenn das Elend noch so furchtbar ist. Sie macht tatsächlich gleichgültig gegenüber Ungerechtigkeit und Ausbeutung, wenn dazu auch viele Worte gemacht werden, denn Taten dagegen werden verhindert. -

CVN

"Theokratie"

Es gab in der Vergangenheit viele Regierungsformen auf Erden. Monarchie, Aristokratie, Demokratie und in der Gegenwart sogenannte Führernationen (Diktaturen). Eine einzige Ausnahme bildete die Regierungsform, die in Israel bestand mit der Gesetzgebung am Berge Sinai im Jahre 1615 v.Chr. und endete mit Zedekia, dem letzten König der Juden nach einem Zeitraum von rund 1000 Jahren. Nach einer 450jährigen Richterzeit kam Saul in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts zur Königswürde und im Jahre 606 v.Chr. wurde Zedekia in die Gefangenschaft nach Babel geführt. Ihre Gesetze, am Berge Sinai gegeben, waren einzigartig und einmalig und hätten der jüdischen Nation, wenn sie befolgt worden wären, einen Bestand auf ewige Zeiten gesichert. Die Gesetze bildeten das bürgerliche Gesetzbuch und betrafen sowohl den Tempel oder Stiftshüttendienst und das Sitten- und Zeremonialgesetz sowie die Ordnung des öffentlichen Lebens. Im Gesetz waren sowohl Menschen wie auch das Vieh bedacht. Alle sieben Tage ein Sabbath, alle sieben Jahre ein Ruhestand fürs Land in diesem Jahre. Alle 7 mal 7 Jahre ein Jubeljahr und jeder erhielt sein unverschuldet verlorenes Eigentum zurück, das Land durfte aber nicht bebaut werden.

Der Lohn mußte jeden Abend ausgezahlt werden. Geld durfte nicht auf Zins gegeben werden. Ochs und Esel durften nicht zusammen arbeiten. Knechte und Mägde gab es in Israel nicht, so aber jemand im Hause seines Herrn verbleiben wollte, mußte er das öffentlich bekunden, indem er, mit einem Pfriem durch das Ohr gezogen an den Türpfosten angebunden wurde.

Streitigkeiten wurden geregelt im Tor von den Ältesten, die Weisheit und Einsicht besaßen im Gesetz.

Die Priester hatten die vornehme Aufgabe, täglich und stündlich über das Gesetz zu wachen und das Volk im Gesetz zu lehren und vorzuleben.

Rosse und Kriegswagen durften in Israel nicht gehalten werden, die ganze Kraft des Volkes gehörte dem Ackerbau und der Viehzucht. Wohlstand und Gedeihen konnten nur die Folge einer solchen idealen Regierungsform sein. Die Priester waren zugleich die Richter, aber als sich diese Klasse dem Wohlleben hingab, begann der Zerfall der Nation, deren Wohlstand in den Tagen Salomos so gepriesen wurde.

Es ist unverständlich, wie ein Volk mit solch idealen Gesetzen trotzdem nach einem eigenen König schrie, wie ihn die umliegenden Nationen hatten. Mose 6 sagt hierzu: Mein Volk kommt um aus Mangel an Erkenntnis.

Ja, es kam soweit, daß die eigenen Stämme sich untereinander bekämpften und ihre eigenen Kinder dem Götzen Moloch darbrachten. Der wahre Gottesdienst wurde schon lange nicht mehr gepflegt und im Jahre 606 v.Chr. wurden sie in Gefangenschaft nach Babel geführt ...

Ein Blick in die Zukunft

Im Jahre 2000 wird es etwa 6,25 Milliarden Menschen auf der Erde geben.

2,2 Milliarden werden davon Christen sein. Dies entspricht einem Anteil an der gesamten Weltbevölkerung von 34,8 Prozent. Damit bilden Christen die mit Abstand größte religiöse Gruppe weltweit.

Im Vergleich zum Jahre 1900 ist der Anteil der Christen an der Weltbevölkerung jedoch nur minimal gestiegen; damals waren es 34 Prozent.

Stärkeres Wachstum verzeichnen dagegen mit rund sieben Prozent die Moslems. Ihr Anteil an der Weltbevölkerung beträgt voraussichtlich im Jahr 2000 19,2 Prozent, das entspricht 1,2 Milliarden Menschen.

Mit 860 Millionen Anhängern sind die Hindus drittgrößte Religionsgemeinschaft.

Seit der Jahrhundertwende legten sie um 1,4 Prozent zu. Auf der Verliererseite stehen dagegen die Buddhisten, deren Anteil an der Weltbevölkerung in knapp hundert Jahren um 2,7 Prozent abnahm.

Den mit weitem Abstand größten Zuwachs erreichte im gleichen Zeitraum die Gruppe der religiös Gleichgültigen: Im Jahr 2000 wird ihr Anteil bei siebzehn Prozent liegen und damit etwa die Gruppe der Hindus überflügelt haben. Um das Jahr 1900 rechnete man lediglich 1,9 Prozent der Menschen dieser Gruppe zu. Der amerikanische Religionsstatistiker David Barrett sieht für die kommenden Jahre trotz dieser Zahlen einen weltweiten Anstieg der Religiosität voraus, der jedoch nicht unbedingt zugunsten der etablierten Religionen erfolgen wird.

Mystizismus, Okkultismus und Astrologie, so meint er, könnten eine große Anhängerschar inner- und außerhalb der bestehenden Religionsgemeinschaften gewinnen.

Für Barrett ist es eines der bemerkenswertesten Phänomene, daß unter den christlichen Gruppen pfingstkirchliche und charismatische Bewegungen am stärksten wachsen. Er rechnet damit, daß ihr Anteil unter den Christen um die Jahrtausendwende bei rund 22 Prozent liegen wird.

(CV-Nachtrag: Das Wachstum der Zeugen Jehovas ist stetig und durchaus beachtlich. Gemessen an den Mormonen, Adventisten und der Neuapostolischen Kirche liegen die Zeugen Jehovas nicht an der Spitze.)

Presseinformation:

Bundesministerin Merkel besorgt über Sekten

Besorgt über die wachsende Zahl junger Menschen in den neuen Bundesländern, die sich Sekten und Psychokulten zuwenden, hat sich die Bundesministerin für Frauen und Jugend, Angela Merkel, geäußert.

Den Jugendlichen müsse Schutz und Hilfe vor wirtschaftlicher und geistiger Ausbeutung und Unterdrückung gegeben werden, erklärte die Ministerin in einem Schreiben an den Beauftragten der Berliner evangelischen Kirche für Sekten- und Weltanschauungsfragen, Thomas Gandow, der in der Berliner Sophienkirche in sein neues Amt eingeführt wurde.

Die Sekten versuchten, die Desorientierungen junger Menschen für ihre Ziele auszunutzen, indem sie einfache Antworten auf komplexe Fragen gäben. Es sei Aufgabe aller gesellschaftlichen Gruppen, junge Menschen über die wirklichen Ziele der Sekten aufzuklären. -

(Neue Zeit, 16. Mai 1992, Berlin)

"Christliche Verantwortung"; Herausgeber Henry Werner;

O - 6500 Gera, Heinrichstraße 46; Einzelpreis 2,00 DM, auch kostenlos

Konto-Nr.: 3219526; Volksbank e.G., Gera BLZ: 830 945 64

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 262 III/1992

In deutscher Übersetzung erschien das Buch aus Norwegen von Joseph Wilting „Das Reich, das nicht kam. 40 Jahre hinter der prächtigen Fassade der Zeugen Jehovas", zwar erst im Jahre 2000. Indes unter Bezugnahme auf einen Pressebericht aus dem Jahre 1992, berichtete diese CV-Ausgabe bereits darüber.


CV CHRISTLICHE VERANTWORTUNG

SCHRIFT DER STUDIENGRUPPE CHRISTLICHE VERANTWORTUNG

BEGRÜNDET 1959 VON WILLY MÜLLER, GD, GERA/THÜRINGEN

NR. 262 GERA III/1992

Den bisherigen Glaubenshalt nicht durch die "Zeugen Jehovas" nehmen lassen!

Wahrlich wie ein Mühlstein am Halse

Es geht um die jetzt immer ausgedehnter aufkommende Thematik, daß die alte Wachtturm-Anhängerschaft, die ZJ, die seit 1914 niemals mehr sterben sollten - seit Jahrzehnten durch die Tretmühle der WTG-Endzeitirrtümer gedreht - nunmehr doch enttäuscht und getäuscht dahinsterben oder "vergehen" müssen, und daß die WTG ihr gepredigtes "Weltende" mit anschließendem Paradiesbeginn auf Erden wieder auf eine neue Generation verschiebt.

Auch in den USA selbst, wo die Wachtturm-Bibel- und Traktat-Gesellschaft mit ihrer Leitenden Körperschaft ihre Weltzentrale hat, wird zu dieser Thematik publiziert.

Hierzu gehört vor allem die Zweimonatsschrift "Bethel Ministries Newsletter", die von ehemaligen Mitgliedern des "Bethel", wie das WTG-Hauptbüro in Brooklyn, New York, genannt wird, in Manhattan Beach, Califomien, herausgegeben wird. Der Herausgeber ist Randall Watters, Box 3S18, Manhattan Beach, CA 90266, USA.

In dieser Zeitschrift wird ein Hauptteil der Opposition gegen die WTG und ZJ in den USA artikuliert. Sie erscheint bisher nur in Englisch, wird jedoch möglichst auch international verbreitet.

In der Ausgabe 3/1992 wird unter der Überschrift "Mögliches 'Neues Licht' über die '1914-Generation'" ebenfalls über die wohl bedeutendste gegenwärtige Veränderung der WTG-Endzeitprophetie berichtet, die bisher besagt, daß das verkündete Weltende mit Harmagedon-Weltkrieg u.a.m. mit Sicherheit die Generation erleben wird, die das Jahr 1914 bewußt erlebt hat. Somit sollten Millionen, die 1914 lebten, als in diesem Krieg Errettete niemals mehr sterben. Die WTG veröffentlichte dazu 1920 sogar ein extra Lehrbuch "Millionen jetzt lebender Menschen werden nie sterben"!! Mit den 1990er Jahren wird auch dies nun als fundamentale Falschprophetie offenbar, zwangsläufig mit schweren dogmatischen Glaubwürdigkeitsfolgen für die WTG und ihre ZJ überhaupt. Für die alten ZJ von 1914, die in geringer Zahl da und dort noch leben, ist jene Millionenprophetie von 1914 gleichsam wie ein Mühlstein am Hals. Sie müssen erleben, wie sie getäuscht und enttäuscht "vergehen", wo sie der WTG da fest und hingegeben geglaubt haben.

Der Beitrag aus den USA

Einleitend schreibt der Herausgeber Randall Watters:

Ein Vermächtnis, das die jetzige Leitende Körperschaft ihren Untergebenen hinterläßt, ist das Dilemma jener, die 1914 erlebten und die Generation genannt wurde, die vor dem Ende der Welt "nicht mehr vergehen wird".

Der Wachtturm hat über die Jahre hin bis zur größtmöglichen Länge neu interpretiert und neu definiert, was eine Generation bedeutet. Aber die Zeit ist herbeigekommen, wo sie es wieder neu interpretieren müssen, und zwar in eine ganz andere Bedeutung.

R. Watters läßt dazu den Direktor Carol Hogan von den "Discernment Ministries" (Beobachtungsdienste), 101-1/2 S. Pinos Altos St. Silver City, NM 88061, wie folgt zu Wort kommen:

Direktor Carol Hogan:

Die Wachtturm-Ausgabe vom 1. Mai (1992) scheint den Rahmen zu setzen für ein "brandneues Licht" aus Brooklyn. Wie wir alle wissen, ist das doktrinäre Hauptdilemma der Gesellschaft, was hinsichtlich der alten Generation zu tun ist, die die Ereignisse von 1914 bewußt erlebt hat.

In der Vergangenheit hat die Gesellschaft immer behauptet, diese Generation wird nicht vergehen, bis das "böse System der Dinge" in Harmagedon vernichtet und durch die direkte theokratische Regierung von Jesus (der Erzengel Michael) und die 144.000 ersetzt ist. Jedoch läuft die Zeit für die 1914-Generation aus und Harmagedon erscheint nicht einmal am Horizont. Wie wird sich die Gesellschaft aus dieser weiteren falschen Prophetie herauswinden?

Ganz einfach. Die Gesellschaft erklärt, daß ihre Lehre die ganze Zeit gewesen ist. daß die 1914-Generation leben wird, bis "das Königreichspredigtwerk seinen Zweck erfüllt haben wird" (S. 7, Wachtturm 1. Mai 1992). Nachdem jenes Werk vollendet ist. wird Harmagedon folgen und dieses böse System zuende gebracht. Die 1914-Generation wird nicht notwendigerweise am Leben sein während der Trübsal von Harmagedon, sondern sie wird nur leben bis zur "Vollendung" des Königreichspredigtwerkes, welches die Erde bewahren wird (symbolisch?) durch Entfernung "falscher heuchlerischer Religionen, korrupter Regierungen und den bösen Einfluß Satans" (desgl. S.7), was schließlich durch die Königreichsherrschaft beseitigt wird. Wahrend die Gesellschaft dies nicht direkt in ihrer jüngsten Publikation sagt, kann ein genauer Beobachter der doktrinären Übungen des Wachtturm diese in den Worten liegende subtile Verschiebung sehen, die Harmagedon nach der Vollendung des Königreichspredigtwerkes platziert (Wachtturm S. 7, 1. Mai 1992) und nicht notwendigerweise vor dem Abtritt der 1914-Generation.

Der fantastische Gebrauch von Allegorie und Symbolismus durch die Gesellschaft könnte leicht angewendet werden auf die Aussage in der Ausgabe auf Seite 3, wo gefragt wird: "Wird diese ältere Generation vergehen, bevor Gott die Erde vorm Ruin bewahrt?" (beachte: nicht vor Harmagedon). Was meint man genau mit der Phrase "die Erde vorm Ruin bewahren"?

Eine Überprüfung ihres Offenbarungshöhepunkt-Buches veranschaulicht, daß alle Prophetie allegorisiert werden kann, um die Geschichte der Wachtturm-Gesellschaft auszustatten. Ein Beispiel wird auf Seite 260 gefunden, wo es heißt: "So war Babylon die Große zwar 1919 gefallen ...". Man fährt fort, zu sagen, daß, während Babylon die Große 1919 nicht tatsächlich zerstört wurde, diese Organisation (gemeint sind die christlichen Kirchen, Anm.) vom Standpunkt Jehovas aus gefallen waren.

Da die Gesellschaft der offizielle Deuter des Standpunktes Jehovas ist, würde es eine einfache Sache für sie sein, zu proklamieren, daß die Erde vom Standpunkt Jehovas aus nun vorm Ruin bewahrt worden ist, und daß das Königreichspredigtwerk nun seinen Zweck erfüllt hat. Auf diese Weise kann die 1914-Generation nun vor Harmagedon von der Szene abtreten, und die Gesellschaft kann von einem weiteren heiklen Schauspiel falscher Prophetie verschont werden. Jemand, der eine Weile in der Wachtturmorganisation gewesen ist, wird diese doktrinäre Verschiebung erkennen - aber es ist unwahrscheinlich daß viele sie verlassen werden. Stattdessen werden sie gezwungen sein, sich in dieses "brandneue Licht" einzukaufen und fortfahren, mit der "Wahrheit" der Gesellschaft von Tür zu Tür zu hausieren (just mit einer leichten Veränderung der Worte).

- Soweit Carol Hogan.

Anmerkung:

Was die WTG ihre ZJ auch an Aktuellem in den Vordergrund stellen läßt, um jemanden zu gewinnen - ihre Hauptverkündigung besteht in ihren Endzeitversprechungen mit immer kurz bevorstehendem Harmagedon-Weltkrieg zwecks Vernichtung der gegenwärtigen "bösen" religiösen und politischen Weltordnung. Gleich anschließend ein ewiges Paradies als Königreich Gottes auf Erden, die Lösung aller religiösen, sozialen und politischen Probleme der Welt. Wofür allerdings nur WTG-Hörige "errettet" werden.

Nur zu leicht lassen sich leider viele Angesprochene immer wieder durch in Wirklichkeit zweitrangige Fragen von dieser alles entscheidenden Hauptverkündigung vorerst ablenken. Sie sollen erst einmal "angebissen" haben.

Wo jemand genötigt wird - etwa durch Hinweis gar auf "Gottesurteile", die drohen - sich den WTG-ZJ zuzuwenden, ist darum die Hauptfrage, wie es um die Glaubwürdigkeit dieser jetzt ab 1914 datierten Endzeitverkündigung steht. Denn schließlich wird dadurch das ganze bisherige persönliche religiöse, familiäre, schulische, berufliche, soziale und politische Verhalten eines Menschen radikal anders ausgerichtet.

Auch der vorstehende Beitrag aus den USA betrifft diese Hauptfrage. Zugleich kann er hilfreich sein, wo es jemand mit Aussagen der WTG-Kongresse "Lichtträger 1992" zu tun bekommt, die die ZJ u.a. wieder als diejenigen öffentlich herausstellen sollen, die allein das "Licht der Welt" seien, von dem in Matthäus 5:14 die Rede ist.

D. P.

Zu den WTG-Kongressen "Lichtträger" für die ZJ 1992

Ein Blick auf die Wachtturm-Lichtträgerei vor 45 Jahren

Im Jahrbuch 1948 der Zeugen Jehovas mit dem Bericht über das Dienstjahr 1947 unter Leitung der Wachtturm-Gesellschaft (WTG) gibt es einen bemerkenswerten Bericht darüber, wie die aus dem Osten evakuierten ZJ als "göttliche Lichtträger" damals jene Menschen heimsuchten, die sie als Heimatlosgewordene aufnahmen. Die WTG berichtete:

"Eine besondere Fügung des Herrn wird erkannt in der Evakuierung unserer Geschwister, welche die Ostprovinzen verlassen mußten, als die Polen diese besetzten. Viele Hunderte aus Schlesien und Ost- und Westpreußen verließen ihre Heimat und kamen nach den Westzonen. Telegramme um Ratschläge wurden von solchen Bedauernswerten, welche um ihr ganzes Hab und Gut gebracht worden waren, an die Büros der Gesellschaft gesandt. Einige äußerten Wünsche, möglichst geschlossen angesiedelt zu werden. Vom Büro wurde ihnen mitgeteilt, sie möchten dem Herrn vertrauen und ihre Ansiedlung völlig den Behörden überlassen. Sicher werde nichts ohne die Führung des Herrn geschehen, welcher ihr Los in der gleichen Weise zu gestalten vermag wie in den Tagen der Urkirche, als 'die Zerstreuten umhergingen und das Wort verkündigten'. So geschah es denn auch, daß die meisten dieser Geschwister in der englischen Zone, und zwar dort in den schwärzesten katholischen Gegenden angesiedelt wurden. Sie begannen, von Haus zu Haus zu gehen, machten Nachbesuche und Heimbuchstudien, und nun formt sich Gruppe auf Gruppe in diesen weiten Gegenden, in welche seit Menschengedenken kein Lichtstrahl göttlicher Wahrheit drang. Mehr als 1500 solcher treuer Zeugen des Herrn wurden allein aus Schlesien in diese stockkatholischen Landstriche gebracht. Dort scheuchten sie nun als die Lichtträger des Königreiches die von der Hierarchie in den vergangenen Zeiten geschaffenen Nester auf und stören damit auch die Mönchlein und Pfäfflein in ihrem Schlummer. Deren Wehgeschrei kommt selbst den eifrigsten Kirchenanhängern schon verdächtig vor. Einst wurde einer dieser "Seelsorger" gerufen, um einem Großmütterchen irgendwo in einer Familie die "letzte Ölung" zu verabfolgen. Er kam jedoch nicht. Nachdem das Mütterlein gestorben war, protestierten die Angehörigen. Der Pfarrer erklärte wehklagend, daß die Bibelforscher einen Vortrag halten wollten, den er unbedingt verhindern mußte, und dabei habe er leider im "Amtseifer" diese seine Amtspflicht vergessen". (Seite 124)

Die WTG-ZJ waren damals noch vorwiegend unter der Bezeichnung Bibelforscher bekannt. Die Bezeichnung nach dem (falschen) Gottesnamen Jehova setzte sich in Deutschland zeitbedingt verspätet durch, obwohl schon 1931 von der WTG auferlegt. -CVN-

Des Herrn Wiederkunft

"Von jenem Tage aber oder der Stunde weiß niemand, weder die Engel im Himmel noch der Sohn, sondern nur der Vater." (Markus 13,32)

Wir schreiben das Jahr 1992 und sprechen vom "Jahr der Bibel". Später werden sich gewiß einige daran erinnern und fragen, welchen Nutzen es den Menschen gebracht hat. Niemand kann heute sagen, wie dieses Jahr dann in ihrem Urteil aussehen wird, aber ist das auch für uns heute von Belang?

Wichtig für uns ist, sich täglich neu in den Sinn zu rufen, daß wir in der Erwartung des Herrn leben und daß die Zeit seines Kommens nicht mehr so fern ist; ja, daß noch immer seine Einladung an alle Menschen ergeht, zu ihm zu kommen, um durch Glauben an ihn Leben zu finden. So gesehen sind all die Aktivitäten, dieses Jahr die Bibel in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses zu rücken, Teil der noch immer ausgestreckten Hand unseres Gottes und Heilands, die Menschen mit sich zu versöhnen.

Dieses Versöhnungswerk begann mit Christi Dienst hier auf Erden, indem er den Menschen die Botschaft der Versöhnung verkündete. Aus der Schrift wissen wir, daß er mit dieser Botschaft längst nicht bei allen Menschen Zuspruch fand. Besonders aus den Reihen der Pharisäer und Sadduzäer, wie auch der Schriftgelehrten, erwuchs ihm eine starke Opposition, die ihm oft in provokatorischer Absicht entgegentrat. So forderten sie, um ihn zu versuchen, ein Zeichen vom Himmel. Hören wir seine Erwiderung:

"Wenn es abend geworden ist, so sagt ihr: Heiteres Wetter, denn der Himmel ist feuerrot (und) trübe; das Aussehen des Himmels wißt ihr zwar zu beurteilen, aber die Zeichen der Zeit könnt ihr nicht (beurteilen)".

(Matthäus 16,1-3)

Seitdem sind nun fast 2000 Jahre vergangen. Sind die Menschen klüger geworden? Haben sie dazugelernt? Es ist unbestreitbar, die Menschen haben dazugelernt und können heute, dank modernster Satellitentechnik mit ausreichender Genauigkeit voraussagen. Darüber hinaus weiß man heute auch durch verschiedene wissenschaftliche Programme sehr genau Bescheid über den beklagenswerten Zustand unserer Erde und weiterer auf die Menschheit zukommender Gefahren und Probleme.

Im Mai 1977 gab der damalige amerikanische Präsident Carter eine Studie in Auftrag.

Ihr Ziel war die Erstellung einer Prognose für das Jahr 2000. Als diese dann drei Jahre später vorlag, erregte sie solches Aufsehen, daß wir gut daran tun, einige ihrer Voraussagen zur Kenntnis zu nehmen. Schwerpunkte sind unter anderem:

Bevölkerungsexplosion, steigende Kriminalität, steigender Drogenkonsum, Wasserverschmutzung durch Industrieabwässer und Überdüngung der Ackerböden, Schwund der Ozonschicht, Waldsterben, Erosion und Versteppung, Aussterben vieler Tier- und Pflanzenarten.

Die meisten der hier aufgezeigten Schwerpunkte sind schon heute bittere Realität.

Die Frage sei daher erlaubt: Sind das nicht alarmierende Zeichen? - keine "Zeichen der Zeit"?

Wir müssen uns nichts vormachen, wissen wir doch, daß es ganz eindeutige Zeichen einer ernsten Krise sind, der die Menschheit entgegengeht. Leider erkennen das nur Wenige. Von der Mehrheit der Menschen werden diese Zeichen wenig oder nicht beachtet, geschweige denn emstgenommen. Wie anders ist es sonst zu erklären, daß noch immer Jahr für Jahr riesige Waldflächen gerodet und tropische Hölzer bedenkenlos für nichtige Dinge verarbeitet werden? Daß noch immer FCKW, obwohl schon lange als Ozonkiller bekannt, in Spraydosen, Kühlanlagen und Kunststoffen eingesetzt werden? Das sind nur zwei Beispiele von vielen, doch zeigen sie das Unvermögen des Menschen (oder ist es einfach ein Mangel an Bereitschaft?), mit entsprechender Schnelligkeit und Entschlossenheit auf die drohende Gefahr zu reagieren.

Eine andere Prognose

Es gibt noch eine Prognose, die den Ernst der Zeit eindeutig belegt.

Sie bedurfte keines menschlichen Auftraggebers und wurde auch von keinem Wissenschaftlerteam erstellt. Und doch wurde sie zu unserem Nutzen aufgezeichnet und kann von jedem, der guten Willens ist, nachgelesen werden. Zu finden ist diese Prognose im Buch der Bücher, der Bibel. Der Apostel Petrus weist auf deren Urheber hin und schreibt:

"Dies ... wißt, daß keine Weissagung der Schrift aus eigener Deutung geschieht, denn niemals wurde eine Weissagung durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern von Gott Herr redeten Menschen, getrieben vom Heiligen Geist."

(2. Petrus, 1,20.21)

Also ist es aus Gott, wenn uns der Apostel als ein untrügliches Zeichen der letzten Tage angibt, daß der Glaube an des Herrn Wiederkunft verlöschen und die auf ihn Harrenden, seines langen Verzeihens wegen verspottet werden (2. Petrus 3,3.4).

Vor mir liegt ein Ausschnitt aus dem "Halleschen Tageblatt" vom 30. März dieses Jahres. Unter dem Bild des Bischofs der Anglikanischen Kirche, David Jenkins, stehen dessen Worte:

"Jesus ist nicht auferstanden", und weiter: "Je mehr ich mich mit diesem Thema beschäftige, für desto unwahrscheinlicher halte ich es, daß etwas wie eine Auferstehung stattgefunden hat".

"Jenkins sagte in dem Interview, er nähere sich immer mehr der Adoptionstheorie, nach der Jesus von Gott adoptiert wurde." Sollte uns das Auftreten dieses Herrn befremden? -

Keineswegs! Warnt uns doch der Apostel Paulus:

"Der Geist sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen. Denn es wird eine Zeit sein, das sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Lüsten sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt; und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und zu den Fabeln sich hinwenden". (1. Timotheus 4,1; 2. Timotheus 4,3.4) So steht denn auch dieser Bischof Jenkins mit seiner Meinung nicht allein, sondern hat weltweit viele Mitstreiter. Für sie ist Jesus lediglich der Sohn des Zimmermanns, dem sie bestenfalls eine historische Rolle zubilligen. Was dann noch über die Auferstehung, Himmelfahrt und Wiederkunft des Herrn geschrieben steht, ist in ihren Augen ein abstraktes Weltbild, in das sich die ersten Christen verfangen haben. Angesichts solcher "Gottesstreiter" muß man sich ernstlich fragen, für welchen "Gott" streiten sie eigentlich?

In der Erwartung des Herrn leben

Da der einzelne Christ sich heute nicht so ohne weiteres auf seinen Hirten in der Gemeinde verlassen kann steht er selbst in der Entscheidung, wem er Glauben schenkt, seinem Prediger oder dem Wort der Schrift.

Dabei geht es nicht lediglich um die Frage, ob er an des Herrn Wiederkunft glaubt. Diese Frage läßt sich mit dem Verstand beantworten. Die Frage, auf die es wirklich ankommt, zielt tiefer - auf das Herz. Und so ist in Wahrheit unser Herz in die Entscheidung gestellt, wenn gefragt wird: Lebtst du in der Hoffnung, in der wirklichen Erwartung des Herrn?

Bedenken wir: Hoffnung setzt einen Wunsch voraus, einen Wunsch, der in der Liebe gegründet ist, denn wer hofft schon auf etwas, was er nicht liebt und herbeiwünscht? Wünschen wir aber wirklich die Ankunft unseres Herrn, ja sehnen wir uns danach, dann werden wir auch jeden Grund für diese einzigartige Hoffnung mit Freuden erfassen und festhalten als einen sicheren Anker für unsere Seele (Hebräer 6,18.19).

Und noch etwas verdient unsere Aufmerksamkeit: Lieben wir unseren Heiland mit ungeteiltem Herzen, dann werden wir auch vom Herzen getrieben, dem nachzustreben, wonach die Liebe immer strebt, nämlich ganz mit ihm vereint zu sein. Das wird schließlich dazu führen, daß wir in unserer Hoffnung immer mehr befestigt werden, ja in ihr leben.

Konsum als Ersatzreligion?

Viele Menschen sind von einem Konsumrausch nie gekannten Ausmaßes erfaßt. Die einen machen ihren Bauch zum Gott, indem sie vorrangig für's Essen und Trinken leben, ungeachtet der Warnung des Herrn, ihre Herzen nicht durch Vollerei und Trunkenheit zu beschweren (Lukas 213435). Andere häufen sinnlose Schätze auf und schaffen sich so ihr kleines Privatparadies. Kann man es ihnen verübeln, wenn sie, angesichts zunehmender Kriminalität, besorgt sind um ihren Besitz und nun alles daransetzen, ihn vor Schaden und Verlust zu bewahren? Unser Herr warnte:

"Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein".

(Matthäus 6,19-21)

Hier liegt ihr großes Problem, ihr Herz ist zwangsläufig geteilt und sie können nicht mehr ungeteilten Herzens auf ihn hoffen, der doch unser aller Retter ist, und sie laufen Gefahr, in Hinblick auf den Glauben Schiffbruch zu erleiden (l. Timotheus 4,10; 1,19). Sehr schnell sehen sie sich dann in der Gefolgschaft der Herren "Jenkins und Co." wieder, die sich zwar gern mit dem Namen unseres Herrn schmücken, doch sein Verdienst an uns Menschen und seine Auferstehung leugnen.

Der Apostel Paulus hingegen legt in seinem ersten Brief an die Christen in Korinth ein leidenschaftliches Bekenntnis für die Auferstehung ab und fragt, nachdem er eine große Zahl von Zeugen der Auferstehung des Herrn angeführt hatte:

"Wenn aber Christus gepredigt wird, daß er aus den Toten erweckt sei, wie sagen etliche unter euch daß es keine Auferstehung der Toten gäbe ? ..."

Der Apostel fegt nun ihre irrige Ansicht nicht einfach vom Tisch, sondern geht darauf ein und zeigt ihnen mit schonungsloser Offenheit, welche Konsequenzen das für ihren Glauben und die damit verbundene Hoffnung hätte. Er fährt fort:

"Wenn es aber keine Auferstehung der Toten gibt, so ist auch Christus nicht auferweckt; wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist unsere Predigt vergeblich .... so ist euer Glaube eitel; ihr seid noch in euren Sünden."

Doch kommt er zu dem positiven Schluß:

"Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt, der Erstling der Entschlafenen." (1. Korinther 14,12-14.17.20)

In ähnlicher Weise nahm auch der Apostel Petrus in seiner Pfingstansprache auf die Auferstehung des Herrn Bezug und bezeichnete sie als eine Erfüllung der dem David gegebenen Zusicherung, seine Seele nicht dem Scheol zu lassen , noch zuzugeben, daß ein Frommer die Verwesung sehe (Psalm, 16,10; Apostelgeschichte 2,25-35).

Kommt Jesus noch ein zweites Mal?

Wir haben gesehen, daß, beginnend mit den Tagen der Apostel bis in unsere Zeit hinein, die Zahl derer, die die Auferstehung Jesus leugnen, in die Legion geht. Für sie kommt der Christus bestimmt nicht ein zweites Mal, denn, um mit den Worten des Schreibers des Hebräerbriefes zu reden, wird er:

"Zum zweiten Male ohne (Beziehung zur) Sünde denen zum Teile erscheinen, die ihn erwarten." (Hebräer 9.28)

Wir bekennen uns zu Christus als unserem Herrn, damit sollte sich für uns die Frage erübrigen, wessen Wort für uns wichtiger ist: Das unseres Herrn Jesus oder das der neuzeitlichen Pharisäer, die die Auferstehung Jesu leugnen. Die Meinung dieser Herren haben wir zur Genüge gehört, hören wir nun das persönliche Zeugnis Jesu an seine Jungen

"Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich. In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, würde ich euch gesagt haben: Ich gebe hin, euch eine Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin."

(Johannes 14,1-3)

Es gibt gute Gründe zu glauben, daß die Jünger den Worten ihres Meisters vertrauten und das um so mehr, als sie dann später auch Zeugen seines Todes und seiner Auferstehung waren. Dieses Vertrauen wurde ihnen zur festen Glaubensgewißheit, als sie dann auch Zeugen seines Hingehens zum Vater, seiner Himmelfahrt, wurden.

Im Bericht der Apostelgeschichte lesen wir, daß Jesus, nachdem er den Jungem die Gabe des Heiligen Geistes verheißen und ihnen geboten hatte, nun als seine Zeugen allen Menschen das Wort vom Heil zu verkünden, vor ihren Augen emporgehoben wurde und eine Wolke ihn den Blicken entzog. Weiter lesen wir:

"Und als sie gespannt zum Himmel schauten, wie er auffuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißen Kleidern bei ihnen, die auch sprachen: Männer von Galiläa, was steht ihr hier und schaut hinauf zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird so kommen, wie ihr ihn habt hingehen sehen in den Himmel." (Apostelgeschichte 1,8-11)

Es geht also nicht so sehr um die Frage der Wiederkunft unseres Heim, denn das steht für den gläubigen Christen zweifelsfrei fest.

Die Fragen, die seit dem Gespräch des Herrn mit seinen Jungem auf dem Ölberg immer wieder die Herzen der Menschen bewegen, sind doch vielmehr diese:

* Wann kommt er und in welcher Gestalt?

* Können wir erwarten, kurz vor seinem Erscheinen eine Ankündigung des genauen Datums zu erhalten?

* Wie möchte er uns bei seiner Ankunft vorfinden?

Die Frage nach dem „Wann"

Solange es Menschen gibt, war es auch immer deren Bestreben, tiefer in die Geheimnisse Gottes vorzudringen, als ihnen von Gott gegeben war.

Hatten sie damit Erfolg, oder brachte es innen irgendeinen Nutzen? Die Antwort ist ein klares Nein! Die Schrift macht auch sehr deutlich, warum das so ist, nachzulesen in 5. Mose, 29,28: "Das Verborgene (steht bei) dem Herrn, unserem Gott; aber das Offenbare (gilt) uns und unseren Kindern für ewig."

Über das "Offenbare", daß der Herr wiederkommt, besteht für die an ihn Glaubenden kein Zweifel, und über das "Verborgene" sagt kein Geringerer als der Herr selbst:

"Von jenem Tage aber oder Stunde weiß niemand, weder die Engel im Himmel noch der Sohn, sondern nur der Vater."

(Markus, 13.32)

Halten wir fest: Nicht Gott (der Vater), noch der erhöhte Christus sind Urheber dieser immer wieder aufkommenden falschen Voraussagen seines baldigen Kommens. Es ist der Mensch selbst mit der ihm eigenen Ungeduld und seiner begrenzten Erkenntnis. Achtlos schiebt er die ihm gesetzten Grenzen beiseite und glaubt in seiner Eitelkeit, die von Gott bestimmten Zeiten selbst neu festlegen zu können. Der Apostel Paulus, dem die Erwartungshaltung der Jünger des Herrn sicher nicht unbekannt war, schrieb an die Versammlung in Thessalonich (und damit auch an uns, die wir dem Ende so nah sind):

"Was aber die Zeiten und Zeitpunkte betrifft, Brüder, so habt ihr nicht nötig, daß euch geschrieben wird. Denn ihr selbst wißt genau, daß der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht."

Und so ermahnte er sie denn auch:

"Ihr aber, Brüder, seid nicht in der Finsternis, daß euch der Tag wie ein Dieb ergreife; denn ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne des Tages; wir gehören nicht der Nacht noch der Finsternis. Also laßt uns nun nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein." (1. Thessalonicher 5,1.2.4-6) Der Apostel faßt also klar zusammen, was uns heute Not tut:

Nicht "Zeiten und Zeitpunkte", sondern allezeit wachsam und nüchtern sein. Auf sein wiederholtes Bitten, der Herr möge ihn von seinem Dorn im Fleisch befreien, wurde ihm des Herrn Antwort zuteil:

"Laß dir an meiner Gnade genügen."

(2. Korinther 12,7-9)

Dieses Wort des Herrn sollten auch wir öfter in unsere Überlegungen mit einbringen, kann es uns doch bewahren, in Bereiche eindringen zu wollen, zu denen uns der Zutritt verwehrt ist (Apg. 1,7). Auch macht es uns bewußt, daß wir nur durch die Gnade des Herrn leben, ja, daß es Gnade ist, auf ihn warten zu dürfen!

Nicht im Verborgenen

Weil aber auch viele Menschen das "Wie" seines Kommens bewegt, ob sichtbar oder unsichtbar, hören wir doch einmal in seine Antwort hinein, die er seinen Jüngern auf deren Frage nach einem Zeichen gab:

"Es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um so, wenn möglich auch die Auserwählten zu verfuhren. Siehe, ich habe es euch vorhergesagt, wenn sie nun zu euch sagen: Siehe, er ist in der Wüste!, so geht nicht hinaus. Siehe in den Gemächern!, so glaubt es nicht. Denn wie der Blitz ausfährt von Osten und bis nach Westen leuchtet, so wird die Ankunft des Sohnes des Menschen sein." (Matthäus 24,24-27)

Zwei Dinge sind es, auf die der Herr hier unsere Aufmerksamkeit lenkt:

1. Er warnt vor falschen Propheten, die sein Erscheinen schon als vollendete Tatsache hinstellen und die Menschen Glauben machen wollen, er ist bereits erschienen, aber im Verborgenen, nur mit dem Glaubensauge sichtbar!

Halten wir einmal inne und fragen uns: Wem sollte Jesu Kommen im Verborgenen nützen?

* Ihm. um sein Erbe über die Nationen anzutreten und die Erde in Besitz zu nehmen? (Psalm 2,8)

* Den Gläubigen? Um sie zu führen oder ihnen beizustehen? Auf derlei Fragen werden wir in der Schrift keine Antwort finden, weil Jesus von einem Wiederkommen im Verborgenen nicht gesprochen hat, eines solchen Wiederkommens auch nicht bedarf. Er selbst begründet das, als er nach seiner Auferstehung seinen Jüngern gegenübertrat mit den Worten: "Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters."

(Matthäus 28,18.20)

2. So wie Jesus auf Erden nie im Verborgenen wirkte, sondern sichtbar vor den Augen der Menschen (auch seiner Gegner), so wird auch seine Wiederkunft, einem aufleuchtendem Blitz gleich, von allen Menschen wahrgenommen werden können.

Er ergänzt:

"Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden wehklagen alle Stämme des Landes (der Erde), und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit." (Matthäus 24,30)

Auch hierzu eine notwendige Anmerkung: Wenn das Kommen des Herrn nur mit dem Glaubensauge wahrgenommen werden kann, wie können dann alle Stämme der Erde darüber wehklagen? Zumal noch, wenn sie nicht an ihn glauben? Angesichts solcher Ungereimtheiten stehen wir erneut vor der Frage: Was zählt für uns mehr? Das Zeugnis jener falschen Propheten oder das Wort unseres Herrn?

Um zu einer Antwort zu finden, die allen Versuchen, uns im Glauben zu erschüttern standhält, hören wir einmal die Worte, mit denen der Schreiber des Hebräerbriefes sich einleitet: "Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn, den er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat, durch den er auch die Welten gemacht hat; Er, der Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und Abdruck seines Wesens ist und alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt."

(Hebräer 1.1-3)

Wir bedienen uns in vielfältigster Weise der Kraft des Wortes, wenn wir unseren Gefühlen oder Gedanken Ausdruck verleihen wollen; aber auch, wenn wir etwas durchsetzen wollen. So auch Gott, denn auf sein Wort hin wurde die Nation Israel gegründet, und es war sein Wort, das sie durch die Jahrhunderte begleitete, sei es in Verheißung, in Mahnung zur Umkehr, aber auch in Urteil und Strafe. Dieses Wort war für sie Gesetz und kam zu ihnen durch die Propheten, die er zur Durchführung des ihnen gegebenen Auftrages mit seinem Wort ausrüstete. Hier sollten wir aber beachten, daß ihnen dieses Wort nur in dem Maße gegeben wurde, wie es zur Ausführung des jeweiligen Auftrages nötig war.

Nicht aber beim Sohn, durch den er heute zu uns redet. Er lebt in vollkommener Liebe und Einheit mit dem Vater und hat den ganzen Einblick in dessen Rat und Willen, so daß sein Wort für uns von größerer Wichtigkeit ist als das zuvor durch Engel und Propheten ergangene Wort.

Noch etwas lehren uns die ersten Verse des Hebräerbriefes: Von Jesus wird nicht gesagt, daß er die Herrlichkeit Gottes lediglich widerspiegelt, so wie Moses, als er vom Berg Gottes kam (2. Kor. 3,7), sondern er selbst ist die "Ausstrahlung seiner (Gottes) Herrlichkeit".

Er ist auch das Siegel Gottes, der "Abdruck", in dem Gott selbst uns gegenwärtig ist und in seiner Wahrhaftigkeit erkennbar wird. Und von diesem Siegel Gottes, unserem Herrn Jesus Christus, sagt derselbe Schreiber nur einige Verse weiter, daß Gott ihn wieder in den Erdkreis (laut Fußnote: in die bewohnte Erde) einführen wird (Hebr. 1,6).

Wenn die Schrift in einer so klaren Sprache redet, bleiben da noch Zweifel, in welcher Gestalt wir unseren Herrn erwarten dürfen?

Doch noch eine vorherige Anmeldung seines Kommens?

Wir leben in einer geschäftigen Zeit, haben immer zu tun, da kann ein unangemeldeter Besuch, selbst wenn es liebe Freunde sind, durchaus einmal ungelegen sein. Das Kommen unseres Herrn ist gewiß ein erfreuliches Ereignis und wird zudem von treuen Christen herbeigesehnt. Da die einen aber noch so viel zu erledigen haben, andere wiederum doch einige negative Begleiterscheinungen befürchten, scheint ihr Wunsch, der Herr möge sich bei ihnen anmelden, nur zu verständlich. Und sagt Gott nicht selbst von sich: "Das Frühere, siehe, es ist eingetroffen, und Neues verkündige ich. Bevor es aufsproßt, lasse ich es hören"?

(Jesaja 42,9; Amos 3.7. u.a.) .

Und schon verweisen sie auf Noah, dem ja auch das Ende allen Fleisches angekündigt wurde, übersehen dabei aber, daß auch ihm Tag und Stunde nicht genannt wurden. Aber, so werden einige einwenden, wurde ihm nicht sieben Tage vor dem Einsetzen der Flut geboten, mit seiner Familie und den Tieren die schützende Arche aufzusuchen, worauf Gott dann hinter ihnen die Tür verschloß?

Die Fakten stimmen wohl, möchte man hier sagen, aber kann man ernstlich daraus folgern, daß der Herr kurz vor seinem Erscheinen einem jeden einen persönlichen Hinweis zukommen läßt mit letzten Verhaltensregeln, bevor er Ernst macht? Ganz gewiß nicht!

Wenn Jesus die Tage vor seinem Erscheinen mit den Tagen Noahs verglich, dann ging es ihm bestimmt nicht darum, zu zeigen, daß auch wir einen letzten entscheidenden Hinweis erhalten werden. Dem Noah wurde die Zeit gewährt, um die Tiere in Sicherheit zu bringen mit allem, was nötig ist, sie für die dann anbrechende Zeit zu versorgen (1. Mo. 7,1-4). Den Vergleich mit den Tagen Noahs gebrauchte der Herr nur, um zu zeigen, daß sich am Verhalten der Menschen nichts ändern würde:

"Sie aßen und tranken, sie heirateten und verheirateten, bis zu dem Tag, da Noah in die Arche ging, und sie es nicht erkannten, bis die Flut kam und alle wegraffte, so wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein." (Matthäus 24:38-39)

Die Menschen vor der Flut hatten die ihnen gewährte Gnadenzeit nicht erkannt, sie buchstäblich verschlafen und wurden erst wach, als es bereits zu spät war, denn die Tür zu ihrem Heil, die Tür der Arche, hatte Gott selbst verschlossen. Damit es uns am Ende der Zeit nicht ähnlich ergeht, warnt uns der Herr:

"Seht zu, wacht! Denn ihr wißt nicht, wann die Zeit ist". (Markus 13,33)

Wie möchte er uns bei seiner Ankunft vorfinden?

Wir haben schon gehört, daß der Herr wie ein Dieb in der Nacht kommt. Der Apostel Paulus zieht daraus den für uns einzig möglichen Schluß:

"Also laßt uns nun nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein, denn die da schlafen, schlafen bei Nacht, und die da trunken sind, sind bei Nacht trunken. Wir aber, die dem Tag gehören, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung des Heils. Denn Gott hat uns nicht zum Zorn bestimmt, sondern zum Erlangen des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus". (1. Thessalonicher 5,6-9)

Es gäbe sicher noch viele Punkte aufzuzählen, wie der Herr uns bei seinem Kommen vorfinden möchte, und die Antworten darauf sind so vielfältig wie das Glaubensverständnis jedes einzelnen, der vor Gott unserem Herrn reinen Herzens wandeln möchte. Überlassen wir es daher jedem selbst, seine eigene, persönliche Antwort auf diese Frage zu finden und hören wir zum Schluß unserer Betrachtung noch einige Worte aus dem ersten Brief des Apostel Petrus:

"Umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern und hofft völlig auf die Gnade, die euch gebracht wird bei der Offenbarung Jesu Christi; als Kinder des Gehorsams paßt euch nicht den Begierden an, die in eurer früheren Ungewißheit vorhanden waren, sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr im ganzen Wandel heilig".

"Führt euren Wandel unter den Nationen gut, damit sie, worin sie gegen euch als Übeltäter reden, aus den guten Werken, die sie anschauen, Gott verherrlichen am Tage der Heimsuchung".

"Seid jederzeit bereit zur Verantwortung jedem gegenüber, der Rechenschaft von euch über die Hoffnung in euch fordert". (1. Petrus 1,13-15;2,12; 3,15)

Mögen diese Worte des Apostels uns täglich Richtschnur und Wegleitung sein zum Preis unseres gütigen Gottes und Vaters und zum Lob unseres Herrn und Heilands Jesus Christus. -Amen.

-R.I.H.-

Von 1914 nach Harmagedon

Vor allem an die Adresse aller Regierungen

Man lese und staune! Oder soll man lachen, wie die WTG voraussagt? In Wirklichkeit ist es eine Frage, die wie vieles andere vernünftigerweise dazu zwingt, mit der WTG-Gefolgschaft als Christ grundsätzlich Schluß zu machen und sich christlich neu zu orientieren. Man kann sich auch fragen, ob die WTG-Führung selbst nicht merkt oder erkennt, was sie hier für einen horrenden Unsinn als Licht von Gott verbreiten läßt. Es handelt sich um den Hauptinhalt der bisherigen WTG-Endzeitverkündigung, alle Völker, Nationen und Regierungen der Erde betreffend. Das fragliche Thema wird seit Jahrzehnten in den verschiedensten WTG-Veröffentlichungen verkündigt.

Zusammengefaßt lehrt die WTG da: 1914 habe die "Zeit des Endes dieser Welt" begonnen. In jenem Jahr sei Christus "wiedergekommen" und von Gott im Himmel auf den Thron gesetzt worden, und zwar als der einzig rechtmäßige Herrscher über alle Völker und Nationen. Damit habe ab 1914 keine Regierung mehr das Recht zu herrschen. Auch habe keine Nation, kein Volk und kein Mensch seit 1914 noch das Recht, sich demokratisch oder sonstwie eigene Herrscher, Regenten oder Regierungen zu wählen. Alle bestehenden Regierungen oder Herrscher hätten seit 1914 vielmehr ihre politische Macht und Souveränität an Christus im Himmel als den einzig rechtmäßigen Herrscher über alle Nationen abzutreten. Das sei total ernst gemeint. Durch Wahlverweigerung, Wahlenthaltung bzw. Nichtbeteiligung an jeder politischen Wahl von Regierungen würden die WTG-ZJ in dieser Sache vorbildlich vorangehen. Weil die Regierungen oder Herrscher ihre Macht seit 1914 aber nicht an Christus im Himmel abtreten wollen, würden sie im Harmagedon-Weltkrieg samt ihrer ebenfalls widerspenstigen Völker und Nationen von Christus, der dann oberster Kriegsherr sei, ausgerottet und vernichtet. Nur die bis dahin WTG-ZJ geworden sind, würden übrigbleiben. Der erste deutsche Herrscher, der hätte abtreten müssen, sei Kaiser Wilhelm II. gewesen, der 1914 über Deutschland regierte.

Es ist dies die praktische Seite der übergeordneten WTG-Weltanschauung von der "Großen Streitfrage zwischen Gott und dem Teufel über die Oberherrschaft über die Menschheit" seit dem Sündenfall vor 6.000 Jahren im Garten Eden, die nun seit 1914 zur Austragung komme. Die Konstrukteure dieses Dogmas waren bzw. sind der 2. WTG-Präsident J. F. Rutherford, gest. 1941, und der nachfolgende WTG-Vizepräsident und gegenwärtige 4. WTG-Präsident F.W. Franz.

Das wurde seither in vielen Zeitschriften, Büchern und Broschüren der WTG abgehandelt, immer wieder in weiteren Zusammenhängen und Erläuterungen. Man muß da nur unter dem Stichwort "Die große Streitfrage" nachsuchen. In WTG-Worten liest sich diese Machtabtretungsforderung an alle Regierungen so, von allen ZJ bisher ernsthaft zu verkündigen:

"Die bestimmte Zeit des Endes ... In jenem Jahre (1914) ... das Königreich Gottes in den Himmeln vollständig aufgerichtet ...

Kaiser Wilhelm wie auch die anderen Weltherrscher behandelten die Botschaft der Heiligtumsklasse Jehovas bezüglich des im Jahre 1914 fälligen Endes der Heidenzeiten mit Geringschätzung. Die Waten Tower Bible and Tract Society (WTG, Anm.) hatte jedoch seit dem Jahre 1903 ein Zweigbüro in Barmen-Elberfeld, Deutschland, in dem eine rege Tätigkeit herrschte ...

Der Kaiser beabsichtigte nicht, seine kaiserliche Souveränität Jesus Christus abzutreten, zu der Zeit, da dieser im Jahre 1914 im Himmel auf den Thron kommen sollte, denn dadurch hätte der Kaiser ihn als den rechtmäßigen Erben des Königtums über die ganze Erde anerkannt ...".

("Dein Wille geschehe auf Erden", Seite 268, dt. WTG 1960)

"Gottes gesalbter König nicht erwünscht ... Das sind die geschichtlichen Tatsachen. Sie lassen sich von keinem der heutigen König- oder Kaiserreiche, von keiner Republik und auch weder von den Vereinten Nationen noch von einer anderen politischen Vereinigung aus der Welt schaffen ... Sind aber die Nationen angesichts dieser unleugbaren Tatsachen bereit, Gott, den Schöpfer, als ihren König und als König der ganzen Erde anzunehmen? Wer es wagte, diesen Gedanken in der Vollversammlung oder im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen vorzubringen, würde nicht nur von kommunistischer Seite, sondern von allen Delegierten der hundertelf Mitgliedsstaaten ausgelacht".

("Wenn Gott König ist über die ganze Erde", Seite 18, WTG 1963)

"Seit dem entscheidenden Jahr 1914 hätte das politische Regierungssystem der Menschen abdanken und aufhören sollen ... doch das hat es nicht getan ... Unbußfertig arbeiten sie an ihrer Selbstrettung und schmähen Gott, weil er seine Zeugen verkündigen läßt, daß ihr hoffnungsloser Zustand durch kein menschliches Mittel mehr zu heilen ist. Das empfinden sie als quälend."

(Der Wachtturm, 15. Januar 1964, Seite 46)

"Den Nationen gelingt es nicht, aus dieser Sackgasse herauszukommen. Überdies stehen sie nun an dem 'Ort' Harmagedon, vereint gegen Gott, und weigern sich, ihre Souveränität an ihn abzutreten, dessen Zeit gekommen ist, als König zum Segen der ganzen Menschheit zu regieren". (Der Wachtturm, 1. Dezember 1975, Seite 708)

"Bald wird die Weltenuhr die Stunde schlagen, und der "Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen", wird hereinbrechen. Er wird nicht aus Versehen oder zufolge einer menschlichen Fehlberechnung ausgelöst, sondern weil Gott nicht länger zusehen will, wie die Menschen ihm widerstehen und ihn außer acht lassen. Mit seinen vernichtenden Streitkräften, die er für diesen großen Tag bereithält, wird er schließlich kämpfen und seine Souveränität über das ganze Universum, auch über die Erde, geltend machen. Das wird die Schlacht von Harmagedon sein, die im letzten Buch der Bibel vorhergesagt wird". ("Wenn Gott König ist über die ganze Erde", Seite 23, WTG 1963)

Das allein "vorbildliche" Verhalten für eine Errettung

Ein Mensch, ein Volk, eine Nation, eine Regierung, die im WFG-gepredigten Harmagedon nicht vernichtet werden will, muß "wahres christliches'' Verhalten an den Tag legen. Das hat bisher unwiderrufen so auszusehen:

"Wie wahre Christen die Politik ansehen. ... Wahrend immer mehr politisiert wird, wird dabei auch die Stimme der Religion vernommen, und auch sie politisiert ... Doch selbst ohne Ermahnung durch Geistliche sind die Massen angeblicher Christen so in die Politik verwickelt, daß viele mehr politisch als religiös sind ...

Doch warum sollten wahre Christen die Politik meiden, wenn sie doch anscheinend viel tun könnten, um die Welt zu verbessern? Laut der Bibel geht die Antwort dahin, daß wahre Christen weder die Demokratie, den Sozialismus, Kommunismus noch irgendeine andere menschliche Regierungsform als Heilmittel für die Weltbedrängnisse befürworten oder predigen. Was Christen predigen, ist eine himmlische Herrschaft ...

Gottes Königreich, dazu bestimmt, alle politischen Herrschaften zu vernichten, und daß jene, die Politik treiben, Feinde Gottes sind und dadurch zur Vernichtung in Betracht kommen ... äußerste Nutzlosigkeit, auf menschliche Herrscher zu vertrauen ...

Ungeachtet wie viele Stimmen für die Herrscher dieses bösen Systems der Dinge abgegeben werden, ist es zum Untergang verurteilt. Kein noch so großer politischer Feldzug, keine Zahl der Namenchristen, die sich mit Politik befassen, und keine der vielen Gebete für diese Welt, die Geistliche oder Politiker sprechen mögen, wird sie vor der sicheren Vernichtung bewahren ...

Aus Gewissensgründen sehen sie (die ZJ, Anm.) davon ab, an der Politik dieser Welt teilzunehmen, ja selbst an Wahlen. Sie wissen, daß politische Beteiligung nicht nur zu nichts führen würde, sondern ihnen sogar Gottes Mißbilligung eintrage". (Der Wachtturm, 1. Januar 1957, Seiten 5-8)

Wie kann man ernsthaft mit solcher Politikverneinung herumlaufen?

Folgende Fragen können helfen, nicht auf diese WTG-Verkündigung hereinzufallen oder auch davon wieder freizuwerden. Die WTG-Führung gibt sich bekanntlich als die alleinige "sichtbare Vertretung des Herrn auf Erden" aus ("Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben", Seite 149, WTG 1960). Wie sollten Kaiser Wühlern II. und alle anderen Regierungen seit 1914 bis heute ihre politische Macht und Souveränität an Christus im Himmel abtreten? Sollten sie in den Himmel auffahren? Oder sollten sie zum WTG-Hauptbüro in Brooklyn, New York, USA, reisen, und den WTG-Präsidenten alles übergeben? Wäre die WTG dann nicht seit 1914 schon die politische Weltregierung? Müßte sie das dann nicht sogar sein, bis Harmagedon irgendwann in der Zukunft kommt? Aber wer seit 1914 weiter Politik betreibt, soll ja vernichtet werden. Also könnte die WTG gar keine politische Macht von den Herrschern übernehmen. Und sie wollte und will das ja auch nicht. Also alle Regierungen doch hinauf in den Himmel zu Christus? So meint die WTG das allerdings auch wieder nicht. Wie dann in den Himmel abtreten? In ihren Büchern "Schöpfung", Seite 100 von 1928 und "Versöhnung", Seite 14 von 1928 hatte die WTG veröffentlicht, daß einer der Sterne im Siebengestirn, Sternbild der Plejaden, "die Wohnstätte Jehovas und der Ort der höchsten Himmel" sein könnte. Aber dahin reichen bis heute keine Raumschiffe. Wir sehen, die Sache wird absurd. Arglose und Einfältige mögen so etwas glauben und predigen. Hinzu kommt, daß laut Wachtturm vom 15. April 1925, Seite 127 Abs. 12 Christus schon 1874 und nicht erst 1914 "im Himmel wiedergekommen" war. Keine Regierung kann die WTG-ZJ da also emstnehmen, beim besten Willen nicht.

Übrigens, Kaiser Wilhelm II. regierte nur bis 9. November 1918. Die WTG hatte aber erst nach 1925 das "Licht" bekommen, daß die "Wiederkunft Christi" von 1874 auf 1914 verschoben werden mußte.

Bis heute verstrickt sich die WTG in dieser politischen Machtfrage auch in Widersprüche mit Römer 13:1-10, wonach eine politische Regierung nach wie vor grundsätzlich das Recht hat, sogar "von Gott" erwählt oder gewählt zu werden und zu regieren, also Macht auszuüben, und sie in keiner Weise irgendwann und irgendwie - bis zum heutigen Tage - an Christus abzutreten. Bis zum heutigen Tag ist also Politiktreiben von Gott her grundsätzlich kein vemichtungswürdiges Tun. Es ist ein Tun, das nichts weiter bedeutet, als ein Land zu regieren. Soll das von Christen verneint werden? Soll das der ganzen Christenheit in allen Ländern bei Strafe der Vernichtung durch Gott und Christus verboten sein? Auch insofern verbreitet die WTG hier also politisches Irrlicht.

Noch dieses: Die WTG weiß selbst nicht, wann, in welchen Jahren oder zu welcher Zeit ihr Paradies anbricht. Seit 1914 wird das nun schon dahingeschoben. Aber jedes Land muß um der sozialen Lebensbedürfnisse aller Menschen darin ununterbrochen politisch regiert werden. Die Menschen darin müssen sich also laufend um eine fähige Regierung kümmern, sie also wählen, so oder so. Wenn sie laut WTG aber nicht vernichtet werden wollen, müssen sie das alle unterlassen. Wollten sie also alle auf die WTG-ZJ hören und sie ernstnehmen, dürfte sich keiner mehr um irgendeine Regierung kümmern. Parteien müßten sich auflösen, Wahllokale müßten verschwinden. Wirtschaftspolitik, Finanzpolitik, Kulturpolitik, Handelspolitik, Bildungspolitik, Jugendpolitik, Kirchenpolitik, Ökopolitik, Sicherheitspolitik, Rechtspolitik - daraus besteht ja das Politiktreiben, alles das müßte unterlassen werden. Keiner dürfte mehr wählen oder sich in ein politisches Amt wählen lassen. Da die WTG-Führung als "Vertreter des Herrn auf Erden" die dann darniederliegende Macht auch nirgends übernehmen würde, was sollte da werden? Anarchie? Faustrecht? Willkür überall? Rechtlosigkeit?

Natürlich geht das alles nicht. Glücklicherweise oder vernünftigerweise war und ist die überwältigende Mehrheit aller Menschen im Lande nicht WTG-gemäß unpolitisch oder gar politikfeindlich. Politisches Handeln oder Politiktreiben ergibt sich - für Christen wie für Nichtchristen - naturgesetzmäßig daraus, daß alle Menschen soziale Wesen sind. Kein vernünftiger Mensch kann sich also auf die WTG-Endzeitverkündigung einlassen oder gar einrichten, geschweige denn, das allen anderen ernsthaft predigen oder zumuten.

Einige schlimme Auswirkungen

Nicht nur verbaute sich gar mancher durch die reale WTG-Politik seine Bildungs-, Entwicklungs und Berufsmöglichkeiten. Zum anderen ließ und läßt sich auch nicht jeder politisch engagierte Mensch, durch das WTG-Vorgehen betroffen, unwidersprochen und ohne Echo als vernichtungswürdiger Feind Gottes oder gar als Teufelsdiener hinstellen. Da ergeben sich eine Menge zwischenmenschlicher Verfeindungen und Feindschaften, bis in Familie und Verwandtschaft hinein. Die bisherige generelle und grundsätzliche WTG-PoIitikverdammung ist auch die Hauptgrundlage bzw. Hauptursache für die bisherige fanatische WTG-ZJ-Kirchenfeindlichkeit, die darin gipfelt, die christlichen Kirchen von der Dorfgemeinde über den Pfarrer, Priester oder Pastor bis zu Bischof, Kardinal und Papst als "Babylon die große Hure" zu verteufeln und als "Menschen der Gesetzlosigkeit" die "Maske vom Gesicht zu reißen" (Wachtturm vom 1. Februar 1990, Seite 23):

"Die Geistlichkeit ist ein Teil der Welt Satans ... und mischt sich nach wie vor in die Politik ein. Sie redet ihren Anhängern ein, daß es den Politikern gelingen wird, die Welt zu verbessern. Aber das ist eine falsche Hoffnung, denn die Tage der von Satan beherrschten Welt laufen ab ... Gottes Diener zögern daher nicht, bekanntzumachen, daß Gott an allen, die zur Welt Satans geboren, Rache üben wird, auch an dem Menschen der Gesetzlosigkeit, der Geistlichkeit der Christenheit".

Soll der politische Unsinn in Zukunft aufhören?

Mit dem Wachtturm vom 1. November 1990 über "Die obrigkeitlichen Gewalten", d.h. die politischen Herrscher oder Regierungen, formuliert die WTG einiges, was sie ganz offensichtlich als weiteres "helleres Licht" von Gott "in Erfüllung" von Sprüche 4-18 vorbringt.

Der gegenwärtige WTG-Präsident F. W. Franz, seit 50 Jahren "Chefideologe" der WTG. erlebte am 12. September 1992 seinen 99. Geburtstag, wenn - z.Zt. ist er jedenfalls noch im Amt, wie auch immer. Mit ihm geht jedoch wieder eine geistige WTG-Epoche zuende, die ab 1914 datierte "Endzeit-Generation", die, soweit sie 1914 schon WTG-Anhänger war, niemals mehr sterben sollte. Will die WTG jetzt nicht als Bankrotteur abtreten, dann muß sie auf eine neue Generation umschalten. Offensichtlich sind da schon neue "Ideologen" am Werk, auch politisch. Soll der bisherige Unsinn verschwinden, um annehmbarer zu erscheinen?

Die neuen Formulierungen von 1990

Da es um das künftige politische Verhalten der WTG-ZJ geht, sollte man die Kernpunkte ebenfalls WTG-direkt vor Augen haben. Es beißt da:

Einige Jahre, bis 1962, hätten die ZJ den Standpunkt vertreten, die obrigkeitlichen Gewalten (Römer 13) seien nur Gott und Christus, und nicht die politischen Regierungen. Im Einklang mit Sprüche 4:18 habe aber das göttliche Licht zugenommen. Es sei jetzt richtig, daß Könige, Präsidenten, Premierminister, Bürgermeister und andere politische und weltliche Beamte als obrigkeitliche Gewalten anzusehen sind, denen die ZJ relative Unterwürfigkeit schuldet (S. 11 Abs. 4).

Schon im biblischen Altertum habe Gott entschieden, welche obrigkeitlichen Gewalten zu vernichten seien und welche nicht (S. 13, Abs. 13).

Bald würde die in Eden aufgeworfene große Streitfrage geklärt. Gottes Königreich werden uneingeschränkt die Verwaltung der Angelegenheiten der Menschen übernehmen, und Satan der Teufel werde in den Abgrund geworfen. Bis dahin sei aber eine gewisse Anordnung bzw. Institution für die Menschen nötig für ein geordnetes Leben (S. 14 Abs. 18). Seit dem Garten Eden habe Satan zwar eine weitgehende Freiheit, um die Ereignisse auf Erden zu steuern. Was aber nicht heißt, daß sich jeder Herrscher der Welt direkt von Satan leiten ließe. Viele hätten ihre Gewalt ehrenhaft und gewissenhaft ausgeübt. Es habe auch wohlmeinende Obrigkeiten gegeben (S. 14 Abs. 19).

Nein, weltliche Obrigkeiten würden nicht immer den Interessen Satans dienen, so daß sich Christen den obrigkeitlichen Gewalten unterwerfen könnten, ohne sich Satan zu unterwerfen (S. 15 Abs. 22).

Es sei die Anordnung Gottes, daß die wirtschaftlich und freiheitlich unterschiedlichen politischen Systeme, die von Christen natürlich nicht gefördert werden oder unterschiedlich bevorzugt werden sollten, so lange weiter bestehen, bis sein Königreich sie dann ablöst (S. 19 Abs. 5).

Die meisten Gesetze der politischen Regierungen seien gut. Gott habe Adam in Eden das Gewissen eingepflanzt und damit einen Sinn für Recht und Unrecht, was sich vielfach in menschlichen Gesetzen wiederfinde. Die meisten Regierungsgesetze würden Wohl und Ordnung in der Gesellschaft aufrechterhalten und gesellschaftsfeindliche Handlungen zu Recht bestrafen (S. 19 Abs. 6/7).

Die WTG-ZJ könnten zu ihrem Schutz völlig zu Recht den polizeilichen und sogar auch den militärischen Schutz in Anspruch nehmen, den die politische Regierung bietet (S. 19 Abs. 9).

Die politischen Regierungen würden im Interesse der öffentlichen Ordnung solange als Gottes Diener funktionieren, bis Gottes Königreich diese Aufgabe übernehme (S. 20 Abs. 15).

Auch heute würden einige WTG-ZJ im Staatsdienst stehen, aber als parteilos und nicht in einem Amt oder einer Stellung, worin Politik gemacht wird (Abs. 16, S. 21). Die WTG-ZJ seien nicht beauftragt, die Regierungen zu richten. Dies werde Gott zu seiner Zeit tun, indem er sie zur Rechenschaft zieht, je nachdem, wie sie ihre Gewalt gebraucht haben (S. 24 Abs 6).

Soweit die fraglichen politischen Kernpunkte des Wachtturm der WTG vom 1. November 1990 Nr. 21. Es gibt hier einige erstaunliche Veränderungen im Vergleich zu dem, was noch im Februar 1990 und bis dahin natürlich über die Politiker gelehrt wurde. Auch hinsichtlich der bisherigen WTG-ZJ-Kirchenfeindschaft ergeben sich Konsequenzen. Es muß wohl abgewartet werden, ob das nur eine Taktik umständehalber ist oder ob hier dauerhaft verändert werden soll.

Was die neuen politischen WTG-Töne bedeuten können

Zunächst eine Richtigstellung:

Es ist eine Verfälschung der WTG-Lehrentwicklung, zu erklären, einige Jahre bis 1962 habe man nur Gott und Christus als Obrigkeiten lt. Römer 13 gelten lassen, dann aber habe das göttliche Licht lt. Sprüche 4:18 zugenommen. Bis 1929 hatte die WTG sehr wohl die politischen Regierungen als jene Obrigkeiten anerkannt. Ab dann verfiel sie in Wirklichkeit in die Finsternis einer grundsätzlichen Verteufelung aller politischen Regierungen, über 30 Jahre lang. 1962 hat man lediglich das "alte Licht" wieder angezündet. Die Konflikte für die einfachen ZJ im Verlaufe des 30jährigen politischen WTG-lrrgangs würden Bücher füllen.

Keine bisherige Harmagedon-Vernichtung mehr?

Die politischen Regierungen bleiben bis sozusagen Gott die Landesverwaltungen übernimmt? Die unterschiedlichen politischen Systeme werden durch das Königreich Gottes dann lediglich abgelöst, also nicht mehr vernichtet? Soll es keine Harmagedon-Völkervernichtung mehr geben? In der Tat ist in diesen neuen WTG-Tönen nichts mehr von einer Vernichtung aller, die Politik treiben, zu lesen. Damit wären die WTG-Präsidenten J. F. Rutherford (1917-1941), N. H. Knorr (1942-1977) und F.W. Franz (sei 1977) als Hauptkonstrukteure der bisherigen WTG-Massenvernichtungsverkündigung wahrlich als falsche Propheten erwiesen. Gar nicht zu reden von den Opfern an Hab und Gut, Freiheit, Gesundheit und auch Leben ... die diese Vernichtungsankündigung die hörige WTG-Anhängerschaft gekostet haben.

Zum Thema WTG-ZJ im Staatsdienst

Es ist ein Trugschluß, Staatsdienst sei etwas Unpolitisches. Der Staat ist die politische Verwaltung in Stadt und Land. Wer im Staatsdienst steht, betreibt auch irgendeine Politik, in irgendeinem Bereich. Will die WTG in Zukunft bessere Entwicklungen und Karrieren für ihre ZJ ermöglichen? Es so leichter machen, einer ihrer ZJ zu werden? Will die WTG ihre eigenen Positionen erleichtern, verbessern oder auch "rechtfertigen" angesichts ihrer bisher vorgetragenen Politikverteufelung?

Was wird aus der "Hure-Babylon"- Verkündigung?

Wenn nunmehr die meiste Regierungspolitik gut ist, dem gesellschaftlichen Wohl dient, der notwendigen Ordnung im Leben der Menschen, nicht immer nur den Interessen Satans dient, sich nicht jeder Politiker direkt vom Teufel leiten laßt usw., wie kann man da die Verkündigung fortsetzen, vor allem die christlichen Kirchen und Religionsgemeinschaften aller Länder, ihre gesamte Geistlichkeit, seien die nur vernichtungswürdige "babylonische Hure", und zwar wegen ihrer politischen Beziehungen, Verbindungen und Positionen, wegen ihrer gelegentlichen Staatsdienste, wegen ihrer Zusammenarbeit mit den obrigkeitlichen Gewalten, den Regierungen ihres Landes? Müßte die WTG da jetzt nicht Millionen ihrer Veröffentlichungen einstampfen oder aus dem Verkehr ziehen? Müßte sie sich nicht gar weltweit bei allen diesen bisher verteufelten Kirchen und Religionsgemeinschaften wenigstens entschuldigen? Denn wenn ihre ZI im Staatsdienst stehen dürfen, wieso dann andere Christen, Theologen , Pfarrer, Geistliche usw. deswegen als "geistige Hurer" und "Menschen der Gesetzlosigkeit" verteufeln?

Auch Militärdienst bedingt akzeptabel?

Wenn die ZJ für sich und ihr WTG-Werk auch militärischen Schutz in Anspruch nehmen dürfen, also zu ihrem Schutz auch schießen und töten, wie können sie Militärdienst dann verteufeln? Ist der Teufel dann für sie wie Gott? Schießen und töten ja, wenn es andere für einen tun? Wie steht es da um die beanspruchte militärische Neutralität?

Das Wesentliche im Blick behalten

Bei der notwendigen Aufklärung über das WTG-Vorgehen überall, das religiöse, soziale und politische, persönliche wie gesellschaftliche Leben betreffend, kommt es immer auf die wirklich entscheidenden Fragen an. Die WTG ist hier grundsätzlich offensiv bzw. aggressiv, indem sie zunächst immer alle wirklichen oder vermeintlichen religiösen, sozialen und anderen Defizite oder Mißstände "dieser Welt" an den Pranger stellt, um glauben zu machen, daß sie durch menschliche Anstrengungen nicht abgestellt werden können. Hier ist alles Inbegriffen: Kirchen, Religionsgemeinschaften, Weltreligionen, politische Parteien, Regierungen, andere Organisation - kurzum alles, was die Menschen da aufbieten, um "die Welt zu verbessern", alles sei schließlich zwecklos und vergeblich. Dabei sei alles so einfach: Ihre Endzeitverkündigung zeige die einzige Lösung für alles. So ist wirklich die WTG-Endzeitverkündigung das Wesentliche, die WTG-ZJ betreffend. Damit steht oder fällt alles.

Moralische Tugenden bis hin zur Aufopferung des eigenen Lebens in aufrichtiger persönlicher Hingabe gab und gibt es weiterhin in jeder menschlichen Bestrebung und Bewegung, der da ernstlich geglaubt und vertraut wurde. Und wie vieles davon war Irrweg und Trugbild, und wie oft zu spät begriffen. Die Geschichte des Menschen ist auch dadurch geprägt. Nein, die Tugend der Treue eines ZJ zur Sache der WTG ist nicht das Entscheidende. Die Sache der WTG ist es. Und ihre Sache ist die behauptete Endzeitverkündigung. Ob die richtig, zuverlässig, glaubwürdig, annehmbar und gangbar ist für alle, denen sie zu predigen ist, das ist die entscheidende Frage, muß man jedem ZJ sagen. Erst dann kann man entscheiden, ob man sich ihr zuwenden und treu dienen kann oder es besser bleiben lassen sollte.

Und wie der Sachverhalt zeigt, füllt diese Prüfung für die WTG katastrophal aus: Sektiererischer Unsinn, so daß es auf jeden Fall besser ist, den eigenen Glaubenshalt zu festigen und durch entsprechende praktische Werke des Glaubens sehr wohl dazu beizutragen, "die Welt zu verbessern", für die es ein Ende im WTG-Sinne nicht gibt. Für Christen, welcher Kirche oder Gemeinschaft auch immer, gibt es keine größere gemeinsame und praktische Aufgabe als diese Barmherzigkeit und Nächstenliebe.

Evangelium Lukas 10:25-27. -

D. P.

Ihren Sündern vergeben Jehovas Zeugen nicht

Norwegischer Sektenfunktionär enthüllt angebliche Praktiken der Glaubensgemeinschaft.

Von Georg Ring

Kopenhagen, 1. Juni -

Der Diebstahl einer seit 40 Jahren geführten "Sünderkartei" der dänischen Zeugen Jehovas, der Tod einer jungen Mutter, die nach einem Verkehrsunfall die Annahme einer Blutspende aufgrund der Regeln der Sekte verweigerte und das jetzt erschienene Buch des norwegischen Ex-Zeugen Joseph Wilting haben die Praktiken dieser Sekte enthüllt. Wiltings Buch ist das erste Zeugnis eines leitenden skandinavischen Ex-Zeugen. Als er sich lossagte, folgte die Strafe angeblich auf dem Fuße: er und seine Familie werden von den früheren Brüdern und Schwestern im Geiste als nicht existent betrachtet.

Der Diebstahl des "Sündenregister" der dänischen Zeugen diente offenbar erpresserischen Absichten. Es enthält intimste Angaben über Verstöße gegen Bestimmungen der Sekte, wobei Familienmitglieder sich oft gegenseitig anzeigen. Eine Spezialität der richtenden Ältesten - Frauen sind von Ehrenämtern ausgeschlossen - ist es, sich sexuelle Fehltritte von Frauen bis in letzte Einzelheiten schildern zu lassen, ehe die Frau aufgrund des Delikts ausgestoßen wird. Dies ist die schwerste und am meisten gefürchtete Strafe.

Wer jahrelang Zeuge Jehovas und dreimal wöchentlich zur Teilnahme an Veranstaltungen gezwungen war, verliert fast automatisch den sozialen Kontakt zur Außenwelt. Für die Sektenmitglieder ist der Ausgestoßene "gestorben": er wird nicht gegrüßt, niemand spricht mit ihm, und selbst der Zusammenbruch von Familien wird in Kauf genommen, wenn es darum geht, die eiserne Disziplin zu wahren. Die totale Isolierung ist mit Psychoterror vergleichbar. Viele zerbrechen daran. Joseph Wilting legt in seinem Buch dar, allein in seinem Bekanntenkreis in Südnorwegen hätten rund 30 ehemalige Sektenmitglieder Selbstmord begangen. Wer raucht, Alkohol trinkt, an Sportwettkampfen teilnimmt, sich an demokratischen Wahlen beteiligt oder etwa eine akademische Ausbildung beginnt und damit zu verstehen gibt, nicht an die ebenso oft verkündete wie nicht eingetretene Endzeit zu glauben, wird ausgestoßen.

Das "Sündenregister" der dänischen Zeugen Jehovas, so der Leiter Jörgen Larsen, diene nur dem Zweck, ihre eventuelle Wiederaufnahme zu ermöglichen. Ob die Polizei zum gleichen "Schluß kommt, steht auf einem anderen Blatt. Das Datenschutzamt hat die Zeugen Jehovas um Auskunft gebeten, welcher Art die gesammelten Daten sind. Die bisher bekannt gewordenen Einzelheiten lassen den Schluß zu, daß es sich um äußerst sensible Unterlagen handelt. Die strenge gegenseitige Überwachung der Sektenmitglieder ist die globale Zwangsjacke der vom Hauptsitz in New York geleiteten Glaubensgemeinschaft. Die geistige Diktatur der Sektierer geht nach Angaben von Wilting so weit, daß Zeugen, die bei Ärzten oder Anwälten beschäftigt sind und dadurch vertrauliche Informationen über andere Zeugen erhalten, verpflichtet sind, ihre Schweigepflicht zu brechen und dem Ältestenrat Meldung zu machen. Die Glaubensgemeinschaft hat völlig eigene Regeln, die nach Ansicht von Theologen mit christlicher Nächstenliebe nichts zu tun haben, sondern uneingeschränkte Unterwerfung verlangen.

Eine der Hauptthesen der Sekte ist das Nahen der Endzeit. Bei dem Weltuntergang kommen nur die 144.000 Auserwählten ins Himmelreich. Er hätte zuletzt 1975 eintreten sollen, was viele Gläubige veranlaßte, Haus und Hof zu verkaufen. Andere lösten ihre Sparguthaben auf, und noch viele mehr kehrten anschließend der Sekte den Rücken. Jetzt spürt sie wieder Aufwind: die Jahrtausendwende naht. -

Aus der "Süddeutschen Zeitung", 2. Juni 1992

CV-Anmerkung:

Die fragliche Regel, Eide bzw. Schweigepflicht zu brechen

Die Angaben von Joseph Wilting hierzu stützen sich auf folgende Weisung der ZJ-Führung, der Wachtturm-Gesellchaft in New York:

"Wie sollte man vorgehen, wenn der Patient oder Klient ein Bruder oder eine Schwester (ZJ, Anm.) ist? Gewöhnlich mag sich ein solches Problem ergeben, wenn man bei einem Arzt, in einem Krankenhaus, an einem Gericht oder bei einem Rechtsanwalt arbeitet. Wir dürfen das Gesetz des Staates nicht außer acht lassen und dürfen auch nicht ignorieren, wie schwerwiegend ein Eid ist, aber Gottes Gesetz ist höchstrangig ... Manchmal wird ein treuer Diener Gottes aus Oberzeugung, gestützt auf seine Kenntnisse des Wortes Gottes, die Schweigepflicht wegen der höherrangigen Forderungen des göttlichen Gesetzes teilweise oder ganz brechen. Das erfordert Mut und Urteilskraft. Das Ziel würde nicht darin bestehen, die Privatsphäre eines anderen auszuspionieren, sondern dem Irrenden zu helfen und die Christenversammlung rein zu halten". Der Wachtturm, 1. September 1987, Seiten 14/15.

Gespräche mit Zeugen Jehovas

Kann nur irdisches Leben ewig sein ?

Zeuge: Wir haben eine wunderbare Hoffnung. Ewiges Leben auf einer paradiesischen Erde wie es Adam anfänglich hatte.

G. P.: Sie meinen also, daß Adam und Eva als sie noch

ohne Sünde waren und nur im Fleisch und Blut lebten, bereits ewiges Leben hatten.

Zeuge: Natürlich! Adam war, bevor er sündigte, vollkommen! Denn das Gebot lautete ja: "Wenn du sündigst, wirst du sterben." Hätte er nicht gesündigt, wäre er auch nicht gestorben und somit ewig am Leben geblieben.

G. P.: Ich habe genau zugehört, um Ihre Argumentation zu verstehen. Darum bitte ich jetzt auch darum, meine Argumente verstehen zu wollen.

Sie sagten, Adam war vollkommen. Ich lese in der Bibel, daß Adam und Eva, sowie alles anderes, was Gott geschaffen hat, "sehr gut" war. Die Zeugen Jehovas interpretieren "sehr gut" als vollkommen. Dies ist aber nicht korrekt. Das hebräische Wort für "sehr gut" wird in dieser Sprache anders geschrieben als das Wort "vollkommen". Sie können es selbst nachprüfen.

Zeuge: Christus als der letzte Adam war ein vollkommener Mensch, somit muß der erste Adam auch vollkommen gewesen sein!

G. P.: Dies ist nur eine Schlußfolgerung, die man etwas näher betrachten sollte.

Ich möchte Sie fragen: War es die Bestimmung des letzten Adams (Christus), immer auf Erden nur im Fleisch und Blut zu leben?

Zeuge: Das nicht. Er hätte schon wieder in den Himmel zurückkehren müssen, um ein lebengebender Geist zu werden. (1. Korinther 15:45)

G. P.: Das haben Sie richtig erkannt. Nun könnte auch

ich schlußfolgern: Wenn der letzte Adam ein lebengebender Geist werden sollte, dann hätte der erste Adam dies am Baum des Lebens auch werden sollen.

Zeuge: Der erste Adam war nur für die Erde bestimmt!

G. P.: Das sagen Sie so leicht hin. Aber Sie berücksichtigen das nicht, was Adam am Baum des Lebens bekommen hätte, wenn er gehorsam geblieben wäre. Und dies, was er bekommen hätte, hätte er an seine Kinder weitergeben können.

Zeuge: Wissen Sie, was Adam bekommen hätte?

G. P.: Ich weiß es nicht von mir aus, sondern die Bibel

sagt folgendes: "Und es sprach Jehova Gott: Siehe der Mensch ist geworden, wie einer von uns im Erkennen Gutes und Böses und nun, daß nur nicht er ausstreckte seine Hand und nehme auch vom Baum des Lebens und esse und lebe für immer". (1. Mose 3:22, Interl. Übersetzung)

"Daß er nur nicht seine Hand ausstreckt und vom Baum des Lebens nimmt und ißt und unsterblich wird". '"(Menge-Übersetzung)

Das ist die Antwort der Bibel: Erst beim Essen vom Baum des Lebens hätte er Leben für immer oder unsterbliches Leben bekommen. Somit hatte er das "Leben für immer" nicht schon vor dem Essen vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Man muß sich fragen, wie konnte Adam ohne Leben für immer vollkommen sein? Das Leben als das Wichtigste hätte ihm gefehlt. Bis zum Baum des Lebens wäre er nur "sehr gut" gewesen, wie es die Bibel auch richtig sagt. Nehmen wir einen weiteren Beweis, daß jeder Mensch zum ewigen Leben im Reiche Gottes eine nochmalige geistige Geburt von oben haben muß. Im Gespräch mit Nikodemus, der Jude und noch kein Christ war, sagte unser Herr nach der Interl. Übersetzung in Johannes 3:7: "Es ist nötig (daß) ihr geboren werdet von oben". Die N.W.-Übersetzung sagt: "wiedergeboren". Im Vers 5 sagt unser Herr weiten "Wenn nicht jemand geboren wird aus Wasser und Geist, nicht kann er hineingehen in das Reich Gottes." Bei Ihnen ist die ganze große Volksmenge nicht vom Geist geboren. Wie wollen Sie diese ins Reich Gottes bringen, wenn Jesus deutlich sagt, daß dies nicht geht?

Zeuge: Ja. Das ist das Reich Gottes auf Erden und dazu braucht man keine geistige Geburt. Nur die 144.000 kommen ins himmlische Reich Gottes und dazu brauchen sie Geistesgeburt.

G. P.: Zeigen Sie mir, wo der Herr dem Nikodemus sagt, daß es zwei Teile vom Reich Gottes gibt? Und wo sagt er, daß man in dem einen Teil die Geistzeugung braucht und im anderen Teil nicht?

Zeuge: Das steht nicht hier im Johannesevangelium, sondern in anderen Bibelstellen.

G. P.: Aber bedenken Sie doch, wie wichtig dies für Nikodemus gewesen wäre. Als Jude hatte er ja eine irdische Hoffnung auf das Reich Gottes und darüber wollte er Aufschluß. Also dem Teil, wo Sie meinen, daß keine Geistgeburt nötig ist. Warum sprach Jesus bei einer so guten Gelegenheit nicht darüber? Er sprach nur von einem Reich Gottes, wo es nötig ist. Dann müssen Sie auch noch bedenken, daß Nikodemus im Gespräch das jüdische Volk vertrat. Er vertrat auf keinen Fall die 144.000.

Wenn Jesus sagt "ihr mußt", dann meinte er das jüdische Volk und dies zählte damals schon über eine Million. Nehmen wir an, alle Juden hätten das Angebot des Glaubens angenommen. Die Zahl 144.000 für die nach Ihrer Lehre die Geistgeburt nötig ist, wäre bei weitem überschritten worden. Merken Sie nicht, daß in Ihrer Lehre etwas nicht stimmt?

Nun kommen wir zum dritten Argument gegen Ihre Lehre, die zwei Hoffnungen lehrt. Eine himmlische Hoffnung und eine irdische Hoffnung, der Apostel Paulus kannte nur eine Hoffnung. Dies ist in Epheser 4:4 zu lesen: "Es ist nur ein Leib und (darin waltet) nur ein Geist, wie es auch nur eine Hoffnung gibt, zu der ihr berufen worden seid". (Menge-Übersetzung)

Dann sagt Paulus in 1. Korinther 15:22: "Denn so wie in Adam alle sterben, so werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden". Nun die Frage an Sie: Sterben in Adam nur 144.000?

Zeuge: Nein. Natürlich sterben in Adam alle Menschen. Die Zeugen Jehovas glauben, daß nur 144.000 zu unsterblichem Leben auferweckt werden. Die anderen im Fleisch und Blut nur zu ewigem Leben.

G. P.: Der Apostel Paulus kannte diese Zweiteilung im

zukünftigen Leben nicht! Bei ihm sterben die Menschen in Adam nicht zweigeteilt und werden auch nicht zweigeteilt auferweckt. Bei ihm ist der Tod in Adam das gleiche Problem aller Menschen und er kennt auch nur einen Weg zur Beseitigung dieses Todes. In 1. Korinther 15:44 sagt Paulus: "Es wird gesät ein physischer Leib und es wird auferweckt ein geistiger Leib". Das ist dieser eine Weg! Noch deutlicher wird er im 49. Vers desselben Kapitels: "Und so wie wir das Bild des vom Staub Gemachten getragen haben, werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen".

Wie kommen Sie dazu, den geistigen Leib und das Bild des Himmlischen nur auf die 144.000 zu beziehen? Sind nur 144.000 Menschen mit einem physischen Leib gesät worden? Oder haben nur 144.000 das Bild des von Staub Gemachten getragen?

Zeuge: Nein! Alle Menschen tragen das Bild aus Staub wie Adam.

G. P.: Wenn Paulus sagt: So wie "wir" oder so werden auch "wir", dann meint er mit dem "wir" immer dieselben. Meinen Sie nicht auch?

Zeuge: Eigentlich schon.

G. P. Sehen Sie, so ist es auch mit der Besiegung des Tode. Denn so wie die Menschen alle in gleicher Art in Adam sterben, so werden sie auch in gleicher Art in Christus lebendig gemacht. Nur zeitlich ist Christus zuerst an der Reihe, dann die ihm Angehörigen (nicht nur die 144.000) bei seiner Wiederkunft und noch später alle übrigen Menschen. Den Tod kann man nur auf eine Art besiegen und zwar so wie es der Apostel Paulus in l Korinther 15:54-55 sagt:

"Wenn aber dieses Verwesliche (wie es alle Menschen haben) Unverweslichkeit anzieht und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anzieht, dann wird sich das Wort erfüllen, das geschrieben steht: Der Tod ist für immer verschlungen, Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?"

Nur über das Anziehen von Unsterblichkeit kann der Tod besiegt werden!

Zeuge: Aber Adam hätte ja ohne Sünde im Fleisch und Blut ewig weiterleben könne.

G. P.: Adam wäre ohne Sünde mit seinem Fleisch und Blut auch zum Bau des Lebens geführt worden und dort hätte er das "Unsterbliche" anziehen könne, um darin ewig im Reiche Gottes oder im Paradies leben zu können. Beim Gehorsam Adams wäre dieser der Weg gewesen. Bei Ungehorsam läuft dieser Weg über Jesus Christus, der nun der Baum des Lebens ist. Auch ohne Sünde kann niemand in Fleisch und Blut ewig im Reiche Gottes leben.

Zeuge: Wo steht das geschrieben?

G. P.: Dies steht ganz deutlich in 1. Korinther 15:50:

"Das aber versichere ich euch. Fleisch und Blut kann Gottes Königreich nicht erben. Vergänglichkeit erbt nicht die Unvergänglichkeit".

Paulus sagt dies ganz grundsätzlich. Er erwähnt kein Wort von: In Sünde geht es nicht, oder ohne Sünde geht es nicht! In 1. Korinther, Kapitel 15 beschreibt Paulus die Auferstehung und die Besiegung des Todes am deutlichsten. Bitte zeigen Sie mir, wo in diesem ganzen Kapitel etwas davon zu lesen ist, daß Fleisch und Blut ohne Sünde und ohne die Unsterblichkeit Gottes Königreich ererbt werden kann und dazu auch der Tod durch ewiges Leben beseitigt werden kann ??? Bitte zeigen Sie es mir!

Zeuge: Ja, so wie Sie es haben wollen, steht es nicht da.

G. P.: Im Anfang unseres Gesprächs sagten Sie, Sie hätten eine wunderbare Hoffnung, als Mensch ewig auf einer paradiesischen Erde zu leben. Ich kann Ihnen sagen, daß die Bibel eine noch bessere Hoffnung für uns hat. Hören Sie L Korinther 15:47-49, wie es die Menge-Übersetzung sagt: "Der erste Mensch ist von der Erde her, ist erdig, der zweite Mensch (nämlich Christus) ist himmlischen Ursprungs. Wie der irdische Mensch (Adam) beschaffen ist, so sind auch die irdischen (Menschen) beschaffen und wie der himmlische Mensch (Christus) beschaffen ist, so sind auch die himmlischen (Menschen) beschaffen.

Und wie wir das Bild des Irdischen (Adam) an uns getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen (Christus) an uns tragen."

Haben Sie es gehört: Es gibt himmlische Menschen! Alle, die in Adam gestorben sind, aber in Christus lebendig gemacht werden, sind dann himmlische Menschen. Fleisch, das Unsterblichkeit angezogen hat. Dies ist wohl etwas Neues für Sie?

Zeuge: Ja. Das ist neu für mich. So etwas lehren die Zeugen Jehovas nicht.

G. P.: Aber die Bibel lehrt es !!!

Martin Hirschmüller

Freitag, - sie kommen

Frühmorgens, gleich nach dem Aufwachen, war mein erster Gedanke: Heute kommen sie bestimmt wieder, meine Zeugen Jehovas! Anfänglich im Morgengrauen, nieselte es leicht vom wolkenverhangenen Himmel. Um 9 Uhr etwa fing es so richtig an zu prasseln. Der Regen peitschte über die Scheiben, weil ein starker Wind aufkam. Na ja, schade, dachte, heute wirds wohl nichts mit einem "Schwätzchen". Mein Alltagstrott nahm seinen Lauf, zum Gähnen langweilig, aber halt immer wiederkehrende Arbeit. Routinemäßig, wie es eben jede Hausfrau tut, verrichtete ich die gewohnte Arbeit, aber, wie mir auffiel, ein bißchen schneller als sonst. Komisch, ich war "in Wartestellung" und sehr gespannt! Da ich weiß, daß ich eigentlich alles mit meinen Gedanken oder besser gesagt, mit meinem Willen manipulieren kann, war ich fast sicher, daß sie kommen, die "Auserwählten eines sagenhaften Königreiches".

Was Menschen alles so glauben, also für mich ist das einfach unfaßbar! Aber die Chefs, die hinter den Kulissen operieren, sind superintelligente Leute, die wissen genau, wie man den Menschen um den Bart geht! Und somit ist die "Kirche" der Zeugen Jehovas für mich sehr interessant geworden, denn in welch anderem "Geschäft" macht man schon Milliarden-Gewinne! Solche mit einer so hohen Gewinnspanne nur selten. Gut, jeder, der Ideen hat, soll verdienen, o.k.! Nur kein Neid! Aber daß es so viele "Naive" gibt, die sich der Superintelligenz zur Verfügung stellen, nur weil da ein ewiges Leben in einem herrlichen Paradies versprochen wird - das geht über mein Begriffsvermögen!

Deshalb warte ich auf meine zwei ach so fanatisch gläubigen Frauen. Es ist schon fast zwölf Uhr mittags. An diesem Freitag habe ich extra ein schnelles Essen gekocht. "Eintopf' - hört sich einfach an, schmeckt aber bei mir unglaublich gut. Meine Familie, bestehend aus Mann und zwei Söhnen, kommt schon. Es vergehen ein paar Minuten und schon melden sich wieder vier arme Teufel an, die bei mir immer etwas zu Essen bekommen. Es sind heruntergekommene Männer, die durch eigenes Verschulden im Elend sitzen. Aber das zählt für mich nicht. Ob unverschuldet oder verschuldet, der Hunger sitzt bei jedem drin. Ich frage nicht lange und lade sie zum Essen ein. Mein Mann läßt mir die Freude, obwohl er manchesmal bedenklich dreinschaut. Meine zwei Buben haben dafür andere Worte. Zum Beispiel: "Unsere Mutter ist verrückt!" - oder sie sagen:

"Du hast wohl noch zu wenig Arbeit, was ist bloß los mit dir!" Aber wenn ich dann die einzelnen Schicksale abends beim Abendbrot erzähle, hören sie gespannt zu. Also habe ich die Zeugen Jehovas schon abgeschrieben und wir fangen gerade an zu essen, als es klingelt. Ich weiß in dem Augenblick schon, daß sie es sind und springe eilig auf, um zu öffnen.

Total durchnäßt standen sie vor der Tür, wieder mit dem demütigen Geschwätz, sie wollten nicht stören, nur ein paar Worte hatten sie zu sagen.

Kurzerhand schnitt ich ihnen mal wieder das Wort ab. "Rein oder raus, eins von beiden, wir sind gerade beim Essen, es reicht für euch auch noch, auf geht's!" Peinlich war's ihnen zwar, aber zum Gehen waren sie auch nicht bereit. "Wenn's Ihnen nichts ausmacht, dann warten wir, bis Sie gegessen haben, wir kommen dann später wieder." "Nicht's da, rein mit euch", sage ich, "Mantel aus und einen Teller heißen Eintopf gegessen, das tut gut bei dem Wetter!" Mein Mann zwinkert mir mit seinen witzigen Augen zu und schmunzelt. Ich weiß, was er denkt, das ist keine Kunst zu erraten, wenn man schon fünfundzwanzig Jahre verheiratet ist. Die armen Zeugen Jehovas, was müssen die sich heute noch alles anhören! Mir tun sie auch leid, aber wenn sie schon zum Fischen gehen, müssen sie auch Geduld mitbringen. Natürlich Geduld mit mir, denn wenn ich mal anfange zu reden, dann bin ich besser als die zwei Weiblein!

"Schauen Sie sich bitte dies Büchlein an und diesen Vers aus der Bibel" ... "O.k., o.k., ich lese mir Euer Büchlein durch und den Vers braucht Ihr mir nicht vorzulesen, ich mach das selber

heute abend und will allein lesen!" Dann kommen meine Fragen, die ich dann auch gleich selber beantworte, weil die Weiblein einfach sprachlos werden. Ich merke wohl, daß sie mich faszinierend finden und ich rede, rede, rede ... Gegen vier Uhr nachmittags waren sie fix und fertig. Die Eine meinte, ob ich wohl von einem Dämon oder Teufel besessen sei! Ich antwortete, wenn sie dies meinen, wird's wohl so sein! Ich fühle mich ganz wohl dabei! "Oh Gott!", sagt die Eine, "Sie müssen in unsere Versammlung kommen, denn es ist nicht zu spät, sie können gerettet werden!"

"Liebe Leutchen", sage ich lachend, "damit laßt mich bloß in Ruhe! Ich bin zum Arbeiten auf der Welt, aber für mich und meine Familie, nicht für ein paar Geschäftemacher, die sich ins Fäustchen lachen, daß Abertausende für sie arbeiten! Bei mir muß der Rubel rollen, ich könnte nie stundenlag die Zeit totschlagen, um solche "Käseblättchen" unter die Menschheit zu bringen und dafür auch noch "Spenden" zu sammeln! Denn was da drin steht, sind Halbwahrheiten, so dargestellt, daß es einen Menschen, der labil veranlagt ist, Angst und bange wird! Bei mir zieht das nicht, ich stehe mit beiden Beinen auf der Erde und lebe mein Leben, so gut es eben geht!" "Dürfen wir wiederkommen?", war dann die letzte Frage. "Ja, gern", war meine Antwort, "aber passen Sie bloß auf, daß mein Teufel oder Dämon nicht von Ihnen Besitz ergreift!" Sie gingen erfolglos, dachten sie vielleicht, meine zwei Weiblein. Für mich war es ein voller Erfolg und gar nicht langweilig!

Marita Bodry

An die Ältesten und Dienstamtgehilfen, sowie an alle, die mir nahestehen

... In einer Reihe von Fragen und Unsicherheitsfaktoren möchte ich Euren Rat und Eure Meinung einholen. Ich würde mich sehr freuen, wenn es zu einem klärenden Gespräch kommen würde.

Der Grund, weshalb ich mich zurückgezogen habe, wird wohl inzwischen allen bekannt sein: Ich konnte nicht mehr glauben, daß Gott heute mit einer Organisation zusammenarbeitet. Alles, was angeblich dafür spricht, erweist sich schnell als Seifenblase, wenn man die Argumente auch nur oberflächlich prüft. Das war meine Überzeugung. Hatte ich mich getäuscht, irgendwelche wichtigen Faktoren übersehen?

Ein Gespräch mit Albert L. und Peter B. brachte keine auch nur annähernd befriedigende Antwort. Ich schrieb auch an die Gesellschaft. Mit dem Schreiben vom 24. Mai 1991 erhielt ich wohl einen Brief, aber alle meine Fragen blieben unbeantwortet. Was blieb mir also übrig, als selbst zu forschen ... Entweder würde ich also zu ganz neuen Erkenntnissen gelangen, oder aber ich würde meine Zweifel besiegen! Inzwischen habe ich mindestens ein Dutzend Publikationen gelesen, die mich empört, beleidigt, aber auch aufgeklärt haben. Beim Abfassen dieses Briefes waren sie mir eine große Hilfe, das will ich nicht verschweigen. Ich möchte auch nicht unerwähnt lassen, daß ich mich erst, nachdem ich mein Ältestenamt niedergelegt hatte, mit dieser Literatur beschäftigte. Meine Forschungen sollten sich zuerst mit dem Jahr 1914 beschäftigen. Was hat es damit tatsächlich auf sich? Hat Pastor Russell dieses Jahr errechnet? Hat er den ersten Weltkrieg vorausgesagt? War göttliche Fügung die Quelle seines Wissens? Wie überrascht war ich, doch feststellen zu müssen, daß diese Berechnung gar nicht von Russell stammte! Seit jeher wurde mit den Zahlen aus Daniel und der Offenbarung Zahlenspiele versucht. So war es im letzten Jahrhundert ein John Aquila Brown, der diese Tag-Jahr-Regel bereits 1823 veröffentlichte. Das war 23 Jahre bevor Russell geboren wurde! Russell lernte sie dann durch N. H. Barbour kennen. Darüber hatte ich in den Publikationen nie etwas gelesen; immer wird der Eindruck erweckt, daß Russell der Begründer dieser Methode sei. Bevor ich mit dem Jahr 1914 fortfahre und schildere, was sich damals tatsächlich abspielte, machte mich noch etwas stutzig! Russell benutzte doch tatsächlich die Maße der ägyptischen Pyramide von Gizeh, um gewisse Zeiterkenntnisse zu gewinnen! Aufgrund der Pyramidenmaße errechnete er den Beginn der Trübsal für das Jahr 1974.

Konnte das wirklich von Jehova gelenkt sein?, ging es mir durch den Kopf. Dieses heidnische Bauwerk eine verschlüsselte Fundgrube für aufrichtige Bibelforscher in der Zeit des Endes?

Russell schrieb im Wachtturm. Oktober 1922: "... daß derselbe Gott sowohl die Pyramiden als auch den Plan ersann ... beweist ... die Richtigkeit der Chronologie". (Siehe Apostelgeschichte 1=7) Etwas später schreibt er dann, daß das über "jeden Zweifel hinaus richtig ist".

Interessanterweise kann man im Wachtturm vom 15. Juli 1956, Seite 426 folgendes lesen:

"Ist es nicht eine Beleidigung Gottes zu glauben, daß er es als notwendig erachtet, sein inspiriertes Wort durch ein stummes Bauwerk (Pyramide von Gizeh) zu bestätigen." Ich war vor den Kopf getroffen. Russell ein Beleidiger Gottes? Doch bin ich vom Thema abgekommen. Wenn Russell schon nicht der Begründer der Jahr-Tag-Regel ist, was hat er denn dann ganz konkret vorhergesagt, und was hat sich erfüllt? In dem Buch "Die Zeit ist herbeigekommen" schrieb Russell 1910 (Bitte darauf achten, mit welcher Sicherheit argumentiert wird): "In diesem Kapitel liefert er den biblischen Nachweis (!) (In Klammem gesetzte Interpunktion stammt von mir), daß das völlige Ende der Zeiten der Heiden, das ist das volle Ende ihrer Herrschaft mit dem Jahr 1914 erreicht sein wird und das dieses Datum die äußerste Grenze der Herrschaft unvollkommener Menschen sein wird. (!) Und wem dies als eine in der Schrift fest begründete Tatsache nachgewiesen ist (!), der wird auch erkennen, daß folgendes bewiesen ist." Es folgen jetzt 7 Voraussagen von Pastor Russell:

1. "das Königreich Gottes ... (wird) volle ... weltenweite Herrschaft erreicht haben und auf Erden fest gegründet sein"

2. "beweist es, daß er (Jesus) als der Herrscher der Erde gegenwärtig sein wird, weil der Umsturz dieser nationalen Obrigkeiten direkt darauf zurückzuführen ist ..."

3. "beweist es, daß etliche Zeit vor dem Ablauf von 1914 n. Chr. das letzte Glied ... mit dem Haupte vereint sein wird."

"4. "beweist es, daß von jener Zeit an Jerusalem nicht länger von den Nationen zertreten sein, sondern sich aus dem Staub der göttlichen Ungnade zur Ehre erheben wird, denn die Zeiten der Nationen sind dann erfüllt oder vollendet ..."

5. "beweist es, daß mit jenem Datum oder auch früher, Israels Blindheit anfangen wird, sich wegzuwenden."

6. "beweist es, daß die große Zeit der Trübsal dergleichen nicht gewesen ist ... ihren schließlichen Höhepunkt erreichen und an jenem Zeitpunkt (1914) enden wird, dann werden die Menschen gelernt haben, stille zu sein ..."

7. "beweist es, daß das Reich Gottes vor jenem Datum (1914) die Macht der Könige verzehrt haben wird ... die gegenwärtigen ... bürgerlichen und kirchlichen zermalmt und zerstreut werden."

(Nach 1914 wurden die nicht eingetroffenen Aussagen in den Publikationen verändert)

Es liegt also eindeutig auf der Hand, daß auch nach achtzig Jahren folgende "Tatsachen" nicht eingetroffen sind:

1. Gottes Königreich ist auf Erden nicht fest gegründet, deshalb beten wir ja noch immer darum!

2. Ein Umsturz ist nicht erfolgt, die Nationen wurden nicht zerschmettert!

3. Das letzte Glied ist nicht mit Christus verherrlicht worden!

4. Jerusalem ist nicht zu göttlichen Ehren erhoben worden!

5. Mit 1914 hat sich Israels Blindheit nicht abgewendet!

6. Die Zeit der Trübsal hat 1914 nicht ihr Ende erreicht!

7. Die bürgerlichen und religiösen Gewalten sind nicht zermalmt worden!

(Siehe Hesekiel 33=33; 5. Mose 18=22; Sprüche 29=25; siehe Aid-BuchS. 1193)

Das von Russell aufgebaute Gebäude brach also zusammen.

Aus diesen Trümmern zog man einen Stein heraus und baute darauf ein neues System auf. Unter 4. hatte Russell gesagt, die Zeiten der Nationen werden 1914 vollendet sein, doch blieben die von ihm geschürten Erwartungen aus. Und jetzt hielt man einfach an diesem Begriff "Zeiten der Nationen" fest und baute darauf etwas Neues auf. (siehe Lukas 21=24, im Urtext steht das Wort "bestimmte" nicht!

Was einst für ein vollständiges Ende stehen sollte, wurde nun ein Sinnbild für den Beginn einer neuen Epoche! Auf Seite 96 desselben Buches kann man lesen: "Es ist wahr, es heißt, große Dinge erwarten, wenn man behauptet, daß in den kommenden sechs bis zwanzig Jahren alle gegenwärtigen Regierungen gestürzt und aufgelöst sein werden." Pastor Russell sagte also auch keine Kriege oder Weltkriege voraus, sondern den Sturz, die Auflösung der Regierungen! Wenn Russell zwei Jahre vor 1914 Rückschritte einleitet und behauptet, andere hätten in seine Aussagen (die sehr zahlreich sind) etwas hineingelesen, so ist das traurig und äußerst unfair, erinnert uns aber an Geschehnisse aus der jüngsten Vergangenheit. Ehrlicher ist da schon, was man im Wachtturm vom 1. Oktober 1907 nachlesen kann:

"Angenommen, das Jahr 1915 würde vorübergehen ... und es würde sich erweisen, daß die Auserwählten noch nicht alle verwandelt sein werden, und ohne daß die Wiederherstellung Israels nicht eingetreten wäre ... was dann? Würde das nicht bedeuten, daß unsere Chronologie falsch ist? Ja bestimmt ... Es würde einen nicht wiedergutzumachenden Schiffbruch bedeuten."

Die Schriftstudien, insbesondere der Band 2, liefert noch mehr Beispiele, die ich hier natürlich nicht alle aufführen kann. Liebe Brüder, für mich ist klar, daß Russell es ehrlich meinte, er war von seiner Sendung überzeugt. Nur leider trafen seine Vorhersagen nicht ein! Nicht eine!

Zum Jahr 1914 noch eine Bemerkung: Wir haben ja gelernt, nach dem Mondkalender zu berechnen. Das sind dann pro Jahr 360 Tage x 7 = 2.520. Gehen wir davon aus, wir als Menschen dürfen die göttliche Regel einfach auch für unsere Zahlenspiele verwenden, was für mich sehr zweifelhaft geworden ist. So ergibt sich immer noch ein großes Problem, (siehe Hes. 4=6; 4. Mose 14=34; Bedenke = "Und Jehova redete ...")

Ein Mondjahr hat 360 Tage. Ein Sonnenjahr hat 365 Tage. Pro Jahr also eine Differenz von mindestens 5 Tagen. Jetzt zählt unser Kalender aber mindestens seit 46 v.Chr. 365 Tage. Und den 1.1.1914 erreichten wir, weil pro Jahr 365 Tage angerechnet werden, aber niemals 360. Stellt Euch mal vor, Jahr für Jahr 5 Tage Rückstand, das mindestens mal 1.900, vielleicht aber sogar mal 2.520, da landet man irgendwo im 19. Jahrhundert. Und noch etwas, Russell sagte alles für den Herbst 1914 voraus, der Weltkrieg brach aber im Juli aus ... Liebe Brüder, wo ist da Jehovas Hand? Wo hat Jehova gelenkt und prophezeien lassen? (Daniel 2=22+23447; Daniel 12=4+10) Nur eine falsche Prophezeiung wäre doch Beweis, daß diese Aussage nicht von Gott stammen kann! Was aber ist zu sagen, wenn sich solche unerfüllten Prophezeiungen häufen? (Ich werde noch mehrere anführen) 5. Mose 18=20-22; Sprüche 29=28.

Ja, bringt man nicht Schmach auf Gott, wenn man immer so tut, als wäre man sein Kanal, sein Sprecher, und es läuft alles ganz anders? Da fällt mir noch eine Voraussage ein, die wir besonders in den 60er Jahren gern zitierten. Wir finden sie in dem Buch "Dein Wille geschehe auf Erden" auf Seite 303, Abs. 67 (deutsch 1960)

"... der König des Nordens ... wird ... die Herrschaft über die Schätze von Gold und Silber, das Öl (!) inbegriffen erlangen.

Dies wird für den König des Südens ein ziemlicher Verlust sein." (Öl als Reichtum wird in Daniel nicht erwähnt...) Wann hat sich das erfüllt? Muß die Vorstellung vom Nordkönig nicht vielleicht schon bald revidiert werden? Warten wir es ab. Es wäre nicht das erste mal. Ich komme noch darauf. Ich möchte auch darauf hinweisen, daß alles, was wir glauben, bereits zweite Auflage ist:

Es gab schon einmal eine Zeit des Endes, sie begann 1799 u. Z.

6000 Jahre Menschheitsgeschichte endeten schon mal 1872 u. Z.

Es gab schon mal eine Gegenwart Christi, sie begann 1874 u. Z.

Es gab schon mal eine Zeit für Jesu Herrschaftsantritt sie begann 1878 u. Z.

Es gab schon mal eine Zeit für die Auferstehung der Gesalbten, sie begann 1881 u. Z.

siehe Galater 1=8+9; Judasbrief Vers 3 (schon damals alles überliefert)

All diese Daten sind überholt; "das Licht wurde heller". Zumal sich ja alles im himmlischen Bereich abspielt, kann es sowieso behauptet werden, läßt sich doch nichts nachprüfen! .....

Peter Fimmel

Teil II dieses Briefe "An die Altesten bringt CV in der nächsten Ausgabe.

Es ist Zeit zu sprechen

Die Wachtturmgesellschaft

hat ihre Macht gebraucht, allen das Maul zu stopfen und alle Ausübungen von Redefreiheit unter ihren Mitgliedern als gesetzlos zu erklären. Auf diese Weise haben sie eine diktatorische religiöse Gemeinschaft in einer freien Gesellschaft geschaffen. Sie verneinen nicht nur die Menschenrechte ihrer Mitglieder, sondern noch wichtiger, sie haben kostbare Schafe des Herrn Jesus Christus zum Straucheln gebracht, sie zerstoßen. Unrecht getan, und dies oft fatal. Für dieses und mehr, viel mehr, ist es Zeit zu sprechen!

Es ist klar ein Fall doppelter Maßstäbe

Die Gesellschaft besteht auf der Freiheit der Rede, sich gegen das auszusprechen, was sie als 'Irrtum' ansieht, aber sie verweigert dieses Recht ihren eigenen Gliedern. Jehovas Zeugen sind 'frei', zuzustimmen, oder sie sind 'frei', still zu sein. Solche Freiheit ist überhaupt keine Freiheit. 2. Petrus 2:19.

Es ist nun vollauf klar,

daß keine Reform der WT-Politik oder Praxis kommen wird, wie viele loyale Zeugen gehofft haben, im Gegenteil, wenn irgendwas, so hat sich die Gesellschaft in diesem Bereich noch mehr verhärtet und Unterdrückungsmaßnahmen ergriffen zur weiteren Einschüchterung und Bestrafung von jedermann, der die Aufmerksamkeit auf ihre Geschichte verfehlter Prophezeiungen, Widersprüche, Inkonsequenzen und veränderter Evangelien lenkt. Das läßt ehrbaren nichts anderes, als ihr eigenes öffentliches Forum zu schaffen, wo solche Abscheulichkeit gelüftet werden kann. Dies wird getan in dem Wissen, daß es wenig Auswirkung auf die Leitende Körperschaft haben wird. Deshalb ist es Zeit zu sprechen!

Wer das tut, riskiert mißverstanden zu werden und den religiösen Frieden anderer zu stören. Aber das ist für die Wahrheit nötig und schließlich zum Guten für alle jene, die die Wahrheit lieben. Die unvermeidliche Attacke, die von der Führerschaft der WT-Gesellschaft kommen wird, wird veranschaulichen, "daß Irrtum Unsicherheit ist und durch Furcht vor Bloßstellung gezwungen wird, die Wahrheit zu verfolgen".

Die Linie des geringsten Widerstandes

würde sein, still zu bleiben, und viele ZJ haben diesen Kurs aus einer Vielfalt von Gründen gewählt Viele haben gehofft, Jehova Gott würde irgendwie einschreiten und die Sache korrigieren. Aber die unglückliche Wahrheit ist, daß Jehova Gott keine Änderung von Menschen erzwingt, die mehr besorgt sind um eine Organisation und ihre Zukunft, als um christliche Menschen und ihre Zukunft. Still zu sein macht es nur leichter für solche Männer, ihre schädlichen und ungöttlichen Praktiken fortzusetzen. Um der Liebe Gottes und Christi Willen ist es Zeit zu sprechen! Für die Liebe zu unseren Brüdern, die noch damit verbunden sind, ist es Zeit zu sprechen!

In eigener Sache!

Seit dem 1. September 1992 ist unser Büro nicht mehr in der Heinrichstraße 46 (früher Straße der Republik 46). Bis wir ein neues Büro eingerichtet haben, bitten wir, alle Post vorerst an folgende Anschrift zu senden:

Studiengruppe Christliche Verantwortung Hauptpostlagernd Gera

O-6500 Gera

"Christliche Verantwortung"; Herausgeber Henry Werner;

O - 6500 Gera, Heinrichstraße 46; Einzelpreis 2,00 DM, auch kostenlos

Konto-Nr.: 3219526; Volksbank e.G., Gera BLZ: 830 945 64

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 263

Zu einem Zeitpunkt, wo eine deutsche Übersetzung des zweiten Raymond Franz-Buches „Auf der Suche nach christlicher Freiheit", noch nicht in Sicht war, berichtete bereits diese CV-Ausgabe, unter Verwendung durchaus umfänglicher Zitate darüber.


CV CHRISTLICHE VERANTWORTUNG

SCHRIFT DER STUDIENGRUPPE CHRISTLICHE VERANTWORTUNG

BEGRÜNDET 1959 VON WILLY MÜLLER, GD, GERA/THÜRINGEN

NR. 263 GERA IV/1992

Wem gab das Bibeljahr 1992 einen Anstoß ?

Das von christlichen Kirchen und Gemeinschaften ausgerufene Bibeljahr 1992 ist vorüber. Wer hat sich dadurch veranlaßt gesehen, sich mit der Bibel überhaupt oder mehr als bisher zu befassen? Es geht hier nicht darum, alles zu behandeln, was da irgendwo und irgendwie hinderlich ist. Allgemein sei nur so viel gesagt: Nicht nur, wer den christlichen Glauben so oder so bekennt - das war zu Christi Zeiten schon so oder so (Markus 9:38-41) - auch jeder heutige Nichtchrist kann einen großen geistigen Gewinn aus dem Bibellesen ziehen, wenn er vor Augen hat, was da schon vor langen Zeiten über das menschliche Leben und Zusammenleben gesagt wurde. Das ist alles veraltet? Man lese eine Antwort: "Was geschehen ist, wird wieder geschehen, was man getan hat, wird man wieder tun. Es gibt nichts Neues unter der Sonne". (Kohelet/Prediger 1:9, Einheitsübers.) Wir wollen sehen.

Oft ergab sich aber die Frage, wie man sich mit der Bibel befassen sollte, wie man in dieses umfangreiche und vielthematische Buch "einsteigen" soll. Wer sich mit diesem einmaligen Glaubensbuch und auch Kulturdokument befassen möchte, ernsthaft, kann es natürlich von A bis Z durchlesen. Aber dabei wird man bald die Wahrheit dessen spüren, wenn es dort auch heißt: "... viel Studieren ermüdet den Leib" (Prediger 12:12). Das praktische Leben und da auftretende Fragen erfordern eher ein thematisches Herangehen. Man möchte da eher wissen, was die Bibel zu dieser oder jener Frage sagt. Darum gehört zu jedem ernstlichen Bibellesen als Hilfsmittel eine Konkordanz, ein Nachschlagwerk mit allen wesentlichen Stichworten oder Begriffen. Damit kann man sehr schnell zum Thema kommen. Man ist da sehr bald eingeübt. "Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein ...", lesen wir von Jesus in Matthäus 4:4. In der Tat tut jedermann, von Ausnahmen abgesehen, auch etwas für seine Seele, für sein Gemüt, für den Geist, der ihn beherrscht oder beherrschen soll, leider auch im Bösen oder im Egoistischen, aufgenommen durch Augen und Ohren. Jesus meinte neben dem Brot natürlich göttliche Gebote. Und wie gesagt, es ist nicht nur dem Christenmenschen von Nutzen, was da geboten wird. Letztlich haben doch alle Menschen moralische bzw. geistige Defizite. Sollte man daran nicht mit allen Mitteln arbeiten? Wenn mancher nur wüßte, wieviel Bibelweisheiten allein in unsere Alltagssprache eingegangen sind, sogenannte Volksweisheiten geworden sind! Er würde staunen!

Aus der Bibel über Nehmen und Geben oder Schenken

Wo gibt es hierüber keinerlei Nachdenken? Oft geschieht dies allerdings erst hinterher, im Nachhinein. Oft zu spät. Die Bibel ist eine Fundgrube zu diesem Thema, sehr wohl geeignet, in dieser Frage Blick und Gewissen zu schärfen, sich in einer Situation richtig zu verhalten. Es kann und soll hier allerdings nur ein Einblick gegeben werden. Vielleicht entdeckt man, daß sich manche Aussage schließlich wunderbar als Eintrag in ein Poesie-Album für Konfirmanden oder andere Jugendliche, als eine kleine Wegweisung fürs Leben eignet. Es folgt hier eine interessante Auswahl zum Thema Nehmen und Geben bzw. Schenken, wobei gegebenenfalls aber auch Zeit und Umstände zu bedenken sind, in denen diese Worte einst gesprochen wurden. Lehrreich ist alles auf jeden Fall. Alle Wiedergaben entsprechen der noch ziemlich wenig bekannten katholisch-evangelischen Einheitsübersetzung der Bibel für den deutschen Sprachraum in Europa, was besonders interessant ist.

Wer wohltätig ist, wird reich gesättigt, wer andere labt, wird selbst gelabt. Sprichwörter 11:25.

Der Gerechte weiß, was sein Vieh braucht, doch das Herz der Frevler ist hon. Sprichwörter 15:17.

Besser ein Gericht Gemüse, wo Liebe herrscht, als ein gemästeter Ochse und Haß dabei Sprichwörter 15:17.

Besser wenig und gerecht als viel Besitz und Unrecht. Sprichwörter 16:8.

Der Freund erweist zu jeder Zeit Liebe, als Bruder für die Not ist er geboren. Sprichwörter 12:10.

Jeder will der Freund eines freigebigen Mannes sein. Sprichwörter 19:6.

Eine heimliche Gabe besänftigt den Zorn, ein Geschenk aus dem Gewandbausch den heftigen Grimm. Sprichwörter 21:14.

Du sollst dich nicht bestechen lassen, denn Bestechung macht Sehende blind und verkehrt die Sache derer, die im Recht sind. Exodus/2. Mose 23:8. Hat dein Feind Hunger, gib ihm zu essen, hat er Durst, gib ihm zu trinken. So sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt und der Herr wird es dir vergehen. Sprichwörter 25:21,22.

Auf die Person sehen, ist nicht recht, für einen Bissen Brot wird mancher zum Verbrecher. Sprichwörter 28:21.

Wer ein gütiges Auge hat, wird gesegnet, weil er den Armen von seinem Brot gibt. Sprichwörter 22:9.

Wenn du Almosen gibst, laß es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun. Matthäus 6:2.

Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. Matthäus 10:8.

Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handele ebenso. Lukas 3:11.

Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man um so mehr verlangen. Lukas 12:48.

Gebt, dann wird euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß, mit dem ihr meßt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden. Lukas 6:38.

Geben ist seliger als nehmen. Apostelgeschichte 20:35.

Wer gibt, gebe ohne Hintergedanken. Römer 12:8.

Jeder gebe, wie er es sich in seinem Herzen vorgenommen hat, nicht verdrossen und nicht unter Zwang, denn Gott liebt einen fröhlichen Geber. 2. Korinther 9:7.

Soweit dieser kleine Einblick.

Und die wohl gewaltigste Herausforderung aus dem Munde Jesu!

Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen, betet für die, die euch mißhandeln. Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, laß auch das Hemd. Gib jedem, der dich bittet, und wenn dir jemand etwas wegnimmt, verlang es nicht zurück. Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen. Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. Und wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder. Und wenn ihr nur denen etwas leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern in der Hoffnung, alles zurückzubekommen. Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch wo ihr nichts dafür erhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein, denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist. Lukas 6:27-36.

Wer kann je diesem Maßstab entsprechen? Ohne Zweifel steckt darin ein gewaltiger Zündstoff für Für und Wider. Doch wie anders soll Feindschaft beendet werden, als nicht Böses mit Bösem zu vergelten? Als nicht mit gleicher Münze heimzuzahlen? Oder sollte das Christentum solche Vorbilder, Ziele, Gebote oder Ideale besser nicht setzen? Nicht herausfordern, "Söhne des Höchsten" zu sein? Nein, Bibellesen ist auch heute weder nutz- noch wertlos. Ein Mensch kann sich dadurch zum Guten und Besseren wandeln.

Wenn sich da "Zeugen Jehovas" einmischen

Da wird es früher oder später auf jeden Fall sektiererisch. Denn ihr Ziel ist Abspaltung vom bisherigen Glauben, von der bisherigen kirchlichen Gemeinschaft. In jüngster Zeit mit einer eigenen Bibel, der Neuen-Welt-Übersetzung, die in vielen Textstellen auf diese Sektiererei zugeschnitten ist. Besser ist, man geht nicht erst diese am Ende doch wieder zu verlassenen Umwege, sondern bleibt bei den Ausgaben normaler Bibelverlage bzw. -Gesellschaften. Die ZJ-NW-Übersetzung gibt es erst seit 1950. Bis dahin haben die ZI die Kirchen, insbesondere allein unter Mißbrauch von deren Übersetzungen, katholisch wie evangelisch, bekämpft, unter dem Anschein, als sei die Bibel allein für die ZJ und ihre "Mission" bestimmt. Dabei gäbe es heute überhaupt keine ZJ-Sekte (seit etwa 1880), wenn die Kirchen die Bibel nicht über die Jahrhunderte hin, über zwei Jahrtausende hin könnte man sagen, bewahrt und zugänglich gemacht hätten, keineswegs gegen sich selbst. So hocken die ZJ gleichsam beute auf den Schultern der Kirche, um an ihr herumzuhacken und abzuspalten, was sich abspalten läßt, hinein in eine sogenannte endzeitliche Absonderung oder Aussteigerei, die keiner Kritik standhält. Wer sich diese ZJ-Brille aufsetzen läßt, wird auch moralisch ein intoleranter Sektierer, weil die ZJ sich auch moralisch als den Nabel der Welt zu sehen und zu predigen haben, eingeschlossen auch alles Nehmen und Geben oder Schenken, von dem die Bibel spricht. Jahrtausende von den ZJ schon, unabhängig von ihnen, und auch nach ihnen, wenn sie mit ihrer haltlosen "Endzeit" wieder "vergangen" sind.

Die katholisch-evangelische Einheitsübersetzung (Stuttgart 1980) hat nicht nur den Vorteil, definitiv der so bitter nötigen Einheit aller Christen zu dienen, sie enthält auch ein nützliches eigenes Nachschlagwerk und bietet den neuesten Stand der Forschung bezüglich Entstehung und Hintergrund aller Kapitel oder Bücher der Bibel.

D. P.

Wie das Werk von R. V. Franz von der WTG verfolgt wird

Abschrift

Wachtturm

Bibel- und Traktat-Gesellschaft

Deutscher Zweig e.V.

SCE:SSE 25. Oktober 1990

An die Ältesten Liebe Brüder!

In einem Schreiben vom 17. Oktober 1990 teilte uns ein Rechtskomitee der Versammlung ... mit, daß in einigen ... Versammlungen Verkündiger das Buch "Der Gewissenskonflikt" des Abtrünnigen Franz lesen.

Ihr seid inzwischen von der Ältestenschaft der Versammlung ... davon in Kenntnis gesetzt worden und wir bitten Euch, uns mitzuteilen, ob Ihr inzwischen in Erfahrung bringen konntet, welche Brüder dieses Buch besitzen. Es ist notwendig, daß jeweils zwei Älteste ernste und eindringliche Gespräche mit diesen Brüdern führen und vor der Gefahr der Abtrünnigkeit warnen. Auch mag es angebracht sein, anläßlich einer Ansprache während der Dienstzusammenkunft auf die Gefahren der Schriften von Abgefallenen aufmerksam zu machen und die Verkündiger eindringlich zu warnen. Teilt uns bitte auch mit, ob die betreffenden Verkündiger auf Euren Rat gehört haben und ob sie bereit gewesen sind, die Literatur der Abgefallenen zu vernichten. Wir sehen gerne Euren Antworten entgegen. Gemeinsam im wichtigen Lehrwerk ohne Unterlaß tätig, senden wir Grüße brüderlicher Verbundenheit.

Eure Brüder

Wachtturm B. & T. Gesellschaft

Deutscher Zweig e.V.

SCE:SSE 3. Dezember 1990

An die Ältestenschaft

Liebe Brüder!

Wir beziehen uns auf unser Schreiben vom 25. Oktober 1990, worin es um den Besitz des Buches "Der Gewissenskonflikt" ging. Wir baten um die Überprüfung, ob auch Brüder Eurer Versammlung dieses Buch besitzen und sich von dem abtrünnigen Gedankengut beeinflußt werden können. Da wir noch keine Antwort von Euch in dieser Angelegenheit vorliegen haben, bitten wir Euch, uns umgehend Eure Stellungnahme zukommen zu lassen. Solltet Ihr uns schon geschrieben haben, dann bitten wir um eine Kopie Eures Schreibens, da vielleicht ein Brief verloren gegangen ist. Wir danken für Eure Mühe und wünschen viel Kraft und den reichen Segen unseres himmlischen Vaters (Spr. 10:22).

Mit der Ermunterung, vielen Menschen auf der Suche nach Gott behilflich zu sein, senden wir herzliche Grüße christlicher Liebe.

Eure Brüder

Wachtturm B. & T. Gesellschaft

Deutscher Zweig e.V.

"Gebt dem Teufel nicht Raum!"

"18 Ja, wir alle, die wir treu und loyal an dem christlichen Weg festhalten, sind davon überzeugt, daß Jehovas Wahrheit nach wie vor schön und befriedigend ist - sogar noch mehr als zu der Zeit, als wir sie das erstemal hörten. Sei daher in deinem Herzen fest entschlossen, niemals mit dem Gift in Berührung zu kommen, das Abtrünnige dir anbieten wollen. Halte dich an das weise, aber auch nachdrückliche Gebot Jehovas, diejenigen ganz und gar zu meiden, die dich betrügen und irreführen und auf die Wege des Todes lenken wollen. Wenn wir Jehova, unseren Gott, mit unserem ganzen Herzen, mit unserer ganzen Seele und unserem ganzen Sinn lieben und unseren Nächsten wie uns selbst, wird kein Raum freibleiben, in den Gedanken der Abtrünnigkeit eindringen können (Matthäus 22:37-39). Wir werden 'dem Teufel nicht Raum geben' und nicht den Wunsch haben, uns anderswo umzusehen. Wir werden uns nicht durch eine trügerische Lehre 'schnell in unserem vernünftigen Denken erschüttern' lassen (2. Thessalonicher 2:1,2)". Der Wachtturm, 15. März 1986, S. 20.

"Auf der Suche nach christlicher Freiheit"

Erste Einblicke in das neue kritische Werk von Raymond Franz

Zur Bedeutung des Werkes

R. V. Franz war von 1971 bis 1980 Mitglied der Leitenden Körperschaft (noch 12 Personen) der internationalen Gemeinschaft bzw. Sekte "Zeugen Jehovas" (ZJ) bzw. der US-Wachtturm-Gesellschaft in Brooklyn. New York (WTG), der eigentlichen Führung der ZJ. In dieser Eigenschaft war er Vorsitzender des Dienstkomitees dieser Körperschaft, Verfasser und Mitverfasser von WTG-Lehrbüchern und Beiträgen im WTG-Hauptorgan "Der Wachtturm". Als "Überrestglied" oder "Gesalbter" gehörte er zur geistlichen Elite dieser Gemeinschaft und war als WTG-Präsidenten-Nachfolger im Gespräch. Wer sich heute kritisch mit WTG und ZJ befaßt, sollte an den Werken von R. V. Franz nicht vorübergehen. Er ist heute ohne Zweifel der prominenteste sachkundige Insider. Sein erstes Werk, "Der Gewissenskonflikt" (Crisis of Conscience) von 1983, wurde 1988 im Claudius-Verlag in München veröffentlicht. Sein neues, zweites Werk "Auf der Suche nach christlicher Freiheit" (In Search of Christian Freedom), Commentary Press, Atlanta, Georgia, USA, 1991, ist bisher nur in englischer Sprache zugänglich.

Die Werke von R. V. Franz sind in erster Linie eine tiefgreifende kritische Darstellung und Untersuchung des Zustandes und der Entwicklung von Organisation, Lehre, Methoden und Führungsstil der WTG und ZJ, wobei R. V. Franz nach einer Ausgewogenheit zwischen christlicher Freiheit und christlicher Verantwortung sucht. Er kommt zu dem Ergebnis, daß es nicht die einzelnen Personen bei WTG und ZJ sind, die er für mehrheitlich ihrer Sache aufrichtig ergeben hält, sondern die Dogmen und Konzepte, die "das wirkliche Problem, die wahre Gefahr" sind.

Erste Einblicke sollen und können nur eine bestimmte Auswahl aus den 732 Seiten seines neuen Werkes vor Augen führen, in erster Linie , um dieses Werk und seinen Nutzen bekanntzumachen, und zwar jenen, die, aus welchen Gründen auch immer, in ernsten Auseinandersetzungen mit den WTG-ZJ stehen und deswegen auch dieses Werk zur Hand haben sollten. Zu beziehen von: Commentary Press, P. O. Box 43532, Atlanta, Georgia 30336, USA, ISBN: 0-914675-16-8.

"Das wirkliche Problem, die wahre Gefahr"

In seinem Vorwort sagt R. V. Franz dazu, er glaube, daß jene, die denken, es seien die individuellen Personen in der Organisation oder ihre Führer, die die wahre Gefahr sind, den Punkt verfehlen. Er habe fast 60 Jahre unter diesen Menschen gelebt, und er zögere nicht zu sagen, daß sie so aufrichtig in ihren Glaubensansichten seien wie Menschen jeder anderen Religion. Er kenne die Mitglieder der Leitenden Körperschaft persönlich. Er könne es zwar nicht von allen sagen, aber er kennt viele als grundsätzlich gütige, ehrliche Personen, die einfach tun, was sie glauben, daß es von ihnen erwartet wird, was traditionell in der Vergangenheit getan worden ist. Sie seien die Erben des Vermächtnisses jener Vergangenheit. In ihrer Vorstellung sei "die Organisation" ununterscheidbar und untrennbar von Gott und Christus.

Dennoch würden Irrtümer als Wahrheit präsentiert, Handlungen würden unternommen, die eine gravierende Falschdarbietung und Verzerrung der Lehren und der Lebensweise von Gottes Sohn seien. Während jeder einzelne, den das betrifft, wohl ein bestimmtes Maß an Verantwortung trage, seien sie selbst dennoch nicht die fundamentale Quelle des Problems. Es seien stattdessen die Glaubensansichten bzw. Dogmen und Konzepte, die das wirkliche Problem, die wahre Gefahr darstellten. Sie würden die Primärquelle bilden, von der die irrigen Lehren, die falschen Haltungen und die harschen Aktionen ausgingen.

Über die Freiheit unter der WTG

Das Schriftwort, "wo der Geist des Herrn ist, ist Freiheit" (2. Kor. 3:17) zugrunde gelegt, kommt R. V. Franz u.a. zu folgendem Ergebnis:

Es sei deutlich, daß dieses Klima christlicher Freiheit, das Liebe und Glauben als freies Ergebnis innerer Motivation erbringt und nicht zufolge äußeren Druckes, nicht gedeihe in dieser Organisation. Davon hätten ihn die Jahre in der Leitenden Körperschaft überzeugt. Zwar seien nicht alle Zeugen davon in gleicher Weise berührt. Einige werden mit dem Druck der Organisation wirksamer fertig. Sie seien in der Lage, Eingriffen in ihre Persönlichkeit zu widerstehen, bemüht, die Verengung des Gesichtspunktes und die Mentalität stufenweiser Einschließung zu vermeiden, die aus dem kanalisierten Denken resultierten. Solche würden oft eine bemerkenswerte Spontaneität bekunden. Jedoch sei offenbar, daß das kein Ergebnis der Organisation, sondern eher der Organisation zum Trotz sei. Das gebe es zwar auch woanders, aber bis zu einem bestimmten Grad seien alle davon berührt, und das sei unvermeidlich schmerzhaft. Die so eingeprägte Haltung sei nicht auf Wahrheit gegründet, sondern auf Verzerrung der Wahrheit. Es verzerre das Verständnis dessen, was es umfaßt, ein Nachfolger des Sohnes Gottes zu sein. Es hindere daran, seine Eigenschaften voll zum Ausdruck zu bringen. Es behindere, Taten der Liebe und des Glaubens zu vollbringen, die das Herz anzeige, und nötige sie, sich anders zu verhalten, wofür sie keinen überzeugenden Grund in der Schrift sehen. Auf die eine oder andere Weise, mehr oder weniger, wird die Freiheit geopfert. Verdunkelt oder vergessen sei die Wahrheit, daß, "wenn Christus uns freigemacht hat, wir wirklich frei sein sollten".

"Der Kanal Gottes"

Gemeint ist die autoritäre WTG-ZJ-Führung. In diesem Kapitel trifft R. V. Franz einleitend folgende Feststellungen u.a.: Wenn Autorität ein alter Feind von Wahrheit sei, sei sie auch ein alter Feind von Freiheit, denn Wahrheit sei eine primäre befreiende Quelle, jemanden frei zu machen nach 2. Job. 8:32. Wenn gezwungen, der Wahrheit auf dem Schlachtfeld zu begegnen, finde der Irrtum seine hervorragende Waffe und auch seine schließliche Zuflucht in der Autorität. Wieviele Beweise auch in diesem seinem Buch erbracht würden, wieviele schriftliche Zeugnisse, wieviel Folgerichtigkeit für die Punkte, die hier diskutiert werden, dies werde alles zurückgewiesen und verworfen von jenen, die eine besondere menschliche religiöse Autorität als ihren Führer und Wahrheitsbestimmer einsetzen. Mit der weiteren Mehrheit der Zeugen Jehovas sei es in der Tat so, daß sie solche Beweise und schriftgemäßen Zeugnisse zurückweisen würden, bevor sie sie überhaupt gehört haben, denn Autorität hat für sie entschieden, sie zurückzuweisen. So unter Autorität seien sie der Freiheit beraubt, für sich zu entscheiden, ob die Information richtig oder falsch, segensreich oder schädlich ist. Wenn sie der Autorität erlauben, daß sie für sie entscheidet, spricht und denkt, dann hätten andere Argumente und Beweise keine Hoffnung auf faire Anhörung, denn "gegen Autorität gibt es keine Verteidigung". Die Autorität muß nicht erwidern, muß nicht widerlegen, braucht die vorgelegten Beweise nicht in Betracht zu ziehen. Sie verdamme einfach. Dies sei die Grundfrage. Und bevor das nicht zuerst verstanden werde, könne nur wenig anderes verstanden werden. Das sei das Mindeste in seiner Erfahrung mit der WTG. Schließlich habe die WTG mit ihrem Anspruch, für Gott zu sprechen, mehr noch, sein einziger bzw. alleiniger Verbindungskanal zur ganzen Menschheit zu sein, eine ehrfurchtgebietende Verantwortung in Besitz genommen.

Einheit auf Kosten der Wahrheit

Im Zusammenhang mit der Anmaßung göttlicher Autorität durch die WTG veröffentlicht R. V. Franz auf 10 Seiten auch das Protokoll eines Kreuzverhörs im November 1954 vor einem Gericht in Edinburgh, Schottland. Es ging um die Rechtsstellung der ZJ als Religionsgemeinschaft. Von WTG-Seite waren höchstrangige Vertreter als Zeugen erschienen, WTG-Vizepräsident F. W. Franz, USA, dessen Neffe R. V. Franz ist, der WTG-Rechtsanwalt H. C. Covington, USA, und der WTG-Schatzmeister G. Suiter, USA, die vom Gericht durch Mister H. R. Leslie ins Kreuzverhör genommen wurden. Hier ein Auszug aus den Fragen und Antworten über die Aufrechterhaltung der Einheit der ZJ unter der WTG-Führung: Die Frage war, ob die einstige WTG-Verkündung der Wiederkunft Christi eine falsche Prophetie war, auf 1874 festgesetzt. -

H. C. Covington: Das war die Verkündigung einer falschen Prophetie, es war eine falsche Feststellung oder irrige Feststellung in Erfüllung einer Prophetie, das war falsch oder irrig. Frage: Und das mußte von allen Zeugen Jehovas geglaubt werden? -

H. C. Covington: Ja, weil sie verstehen müssen, wir müssen Einheit haben, wir können keine Uneinigkeit haben mit einer Menge Menschen, die jeden Weg gehen, man sollte annehmen, daß eine Armee im Gleichschritt marschiert. -

Frage: Einheit um jeden Preis? -

H. C. Covington: Einheit um jeden Preis, denn wir glauben und sind sicher, daß Jehova unsere Organisation benutzt, die leitende Körperschaft unserer Organisation, um sie zu leiten, auch obwohl von Zeit zu Zeit Fehler gemacht werden. -

Frage: Und Einheit, gegründet auf erzwungene Anerkennung falscher Prophetie? -

H. C. Covington: Das muß als wahr eingeräumt werden. -

Frage: Und die Person, die ihre Ansicht äußerte, daß es falsch war, wie Sie sagen, und ausgeschlossen wurde, würde bundesbrüchig sein, wenn sie getauft wurde? -

H. C. Covington: Das ist korrekt. -

Frage: Und wie Sie gestern ausdrücklich sagten, würde des Todes würdig sein? -

H. C. Covington: Ich denke Frage: Sagten Sie ja oder nein? -

H. C. Covington: Ich will antworten ja, ohne zu zögern. -

Frage: Nennen sie das Religion? -

H. C. Covington: Gewiß ist es das. -

Frage: Nennen Sie das Christentum? -

H. C. Covington: Gewiß tue ich das. -

Dies als Einblick in das Gerichtsprotokoll. Es ist nur ein Punkt daraus. Das ist natürlich nirgends in der WTG-Literatur nachzulesen.

In der deutschsprachigen schon gar nicht.

Der erreichte Zustand der WTG-Organisation

Im Kapitel "Das wiederkehrende Muster" trifft R. V. Franz schließlich folgende Feststellung zur Situation, in die man unter der WTG-Führung gerät:

Für viele, vielleicht die Mehrheit, sei das Stadium erreicht, wo der Organisation gehorchen Gott gehorchen gleich ist, wo Verwerfen ihrer Lehren Respektlosigkeit gegenüber Gott bedeutet. Schon zu zögern, ihre Auslegungen anzunehmen oder, weit schlimmer, sie anzuzweifeln, bedeute Mangel an Gottesglauben und Gott anzweifeln. Keiner dürfe denken, daß er mit seinen geistigen Fähigkeiten in der Lage sei, ohne Anleitung durch die Brooklyner Wachtturmorganisation die Schrift bzw. Bibel zu verstehen. Mit ihr gehen, wohin sie auch führt, sei Gehen mit Gott. Zu sehen, daß sie einen falschen Weg führt und dem nicht zu folgen, sei Beweis eines unabhängigen und rebellischen Geistes. Ein richtiges Verständnis zu sehen, bevor sie es sieht, sei ein Zeichen von Vermessenheit und bedeute, Gott vorauszueilen.

R. V. Franz könne nicht anders empfinden, als daß der Geist des "Menschen der Gesetzlosigkeit" eine solche Situation hervorgebracht habe. Das könne wohl nicht christliche Freiheit genannt werden.

Ein WTG-ZJ deckt kein Kirchendach

Unter dem Thema "Theokratisches Gesetz" in praktischer Anwendung gibt R. V. Franz einen Einblick, wie die WTG mit vielen Regeln auch in das Berufsleben, in die Berufsarbeit eingreift, bis hin zu Bestrafung mit Gemeinschaftsentzug oder Ausschluß aus der Gemeinschaft. R. V. Franz stellt da ein besonderes WTG-Handbuch oder Richtlinienwerk vor. Danach könne z.B. wenig eingewendet werden dagegen, wenn ein ZJ. der Installateur ist, Nothilfe leistet, wenn in einer Kirche ein Wasserrohr gebrochen ist, wenn er als Handwerker gerufen wird. Aber wenn ein ZJ Dachdecker ist, und er bekäme den Auftrag, ein Kirchendach zu decken, sei das anders. Das wäre ein größeres Unternehmen von längerer Dauer und diene ausschließlich der Zunahme falscher Anbetung und Hilfe zur Fortsetzung bzw. Erhaltung von Babylon, der großen Hure. "Als ein Christ kann er das nicht tun".

Fragwürdige Aufopferungen

Ein brisantes Thema ist der Opfergang vieler junger WTG-ZJ im Zusammenhang mit der Wehrdienstverweigerung, weil die WTG bisher lehrt, auch zivilen Ersatzdienst zu verweigern. Deswegen mußten im 2. Weltkrieg in den USA etwa 4300 ZJ ins Gefängnis, in England 1593 einschließlich 334 Frauen. In Frankreich und Italien mußten 1988 deswegen etwa 1000 ins Gefängnis.

Im Kapitel "Gesetzesgerechtigkeit - christlicher Freiheit entgegenstehend" zitiert R. V. Franz eine Anzahl WTG-Zweigbüro-Berichte bzw. verweist auf diese, um zu zeigen, daß bei solchen Opfergängen nicht Loyalität zu Gottes Wort und persönliche Überzeugung zugrunde liegen, sondern eine Politik der WTG, der da Gehorsam gezollt wird. Er verweist auf Brasilien, Italien, Spanien, Belgien, Dänemark, Hawaii, Norwegen, Thailand, Australien, Kanada, Fiji, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Österreich, Portugal, Uruguay, Zaire u.a. Überall gebe es Probleme unter den jungen ZJ, hier die WTG-Politik zu verstehen oder schriftgemäße, biblische Gründe zu erkennen. R. V. Franz zeigt auf, daß es die Indoktrination durch die WTG ist, was solche Opfer an Freiheit, Lebensjahren, Lebensunterhalt und Familiengemeinschaft erbringen läßt. Er zitiert das Mitglied der Leitenden Körperschaft Lloyd Barry, der davor warnt, diese Politik zu ändern, das würde "umstürzend für diese Länder und Brüder sein" angesichts der bisherigen diesbezüglichen Opfergänge.

Hierzu ist zu bemerken, daß es in der Leitenden Körperschaft selbst schon vor Jahren eine Mehrheit gab dafür, das WTG-Verbot des zivilen Ersatzdienstes aufzuheben und entsprechende Opfergänge zu beenden, aber eben nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit, so daß dies immer wieder scheiterte. Hierüber ist in dem ersten Werk von R. V. Franz "Crisis of Conscience" (Krise des Gewissens) nachzulesen. Man legt sozusagen demokratisch fest, was für die ZJ göttliche Wahrheit sein soll, ein Versuch "Gott zu spielen", wie R. V. Franz es nennt.

Erschreckend, wie in der Leitenden Körperschaft diesbezüglich argumentiert wurde. Ted Jaracz: Mögen hundert etwa wegen Ableistung von Ersatzdienst aus der WTG-Organisation ausgeschlossen worden sein. Was aber mit all den anderen Brüdern weltweit, die diesen Dienst verweigerten, und mit all ihrem Leid deswegen? Mit anderen Worten: Weil ein bisheriger falscher Standpunkt beträchtliches Leid erbrachte, sei es gerechtfertigt, solchen Standpunkt weiter einzunehmen, eingeschlossen weiteres Leid. Oder Fred Franz: Er zweifele am Gewicht der Zweigbüroberichte, er habe nicht für eine weltweite Berichtigung gestimmt, und, in scharfem Ton, wo kämen all diese Informationen her? Von oben nach unten? Von unten herauf? Man werde die Entscheidung nicht auf das gründen, was in der Situation verschiedener Länder vorgefunden wird. R. V. Franz: Von der Leitenden Körperschaft der WTG, insgesamt 16 Personen, hat nur eine Minderheit weiter für Ersatzdienstverweigerung gestimmt, mit allen Folgen der Verhaftung, Verurteilung und Gefängnis. Die festgelegte Zwei-Drittel-Mehrheit für Veränderung scheiterte, weil ein Leitungsmitglied die Front wechselte.

Wie Elternrechte behandelt werden

Im Kapitel "Hirten der Herde" stehen die Zustände und Verhältnisse in einer örtlichen ZJ-Versammlung oder Gemeinde zur Diskussion. Was die Elternrechte betrifft: Da die WTG-Politik in so gut wie alle Bereiche des Verhaltens eingreife, fühlten sich die "Ältesten", die örtlichen WTG-Aufseher sozusagen, auch autorisiert, manchmal auch gezwungen, sich in jeden Aspekt des Lebens anderer in der Versammlung einzumischen, mit oder ohne Einladung. Das führe in eine Lage, wo das Recht der Eltern, ihre Kinder zu disziplinieren und zu bessern, wie sie es für am besten halten, oft einer bevorrechteten, sogar willkürlichen Kontrolle und Bestimmung durch "Älteste" unterworfen sind. Die Eltern fühlten sich nicht frei, selbst zu entscheiden, ob sie anderen Beistand haben wollen oder nicht. Sie fühlten sich veranlaßt, pflichtgebunden, Missetaten innerhalb ihrer Familien den "Ältesten" anzuzeigen. Diese würden entscheiden, ob die Eltern die Situation noch in der Hand haben, andernfalls würden sie als Gerichtshof in dieser Sache handeln. Ähnlich werde sich auch in eheliche Beziehungen eingemischt.

Wie weit nun indoktriniert wird

Das Hauptanliegen sei, der Politik der "Gesellschaft", der WTG, zu gehorchen, gehorsam zu sein. Es werde eine Einstellung erzeugt, die besagt, wenn die Organisation von uns sagt, es zu tun, dann werden wir vor Gott nicht verantwortlich sein, wenn es ein Fehler ist'. Das gleiche der Mentalität vieler Menschen in vielen Ländern zu vielen Zeiten, die sich entschuldigten mit den Worten, sie hätten lediglich Befehle ihrer Vorgesetzten befolgt. Sogar weltweite Gerichte hätten solche Entschuldigungen verworfen. Wieviel mehr sollten Christen sie verwerfen.

Das WACHTTURM-Training bewirkte unter den ZJ, "unabhängiges Denken" als sündig zu betrachten, als Anzeichen von Illoyalität gegenüber Gott und seinem eingesetzten "Kanal". R. V. Franz zitiert u.a. folgende Elemente der Gedankenkontrolle: Die Ideologie gelte als "die Wahrheit", die einzige "Landkarte" der Wirklichkeit, alles Gute ist in der Gruppe verkörpert, alles Schlechte kommt von außen, es gibt keinen berechtigten Grund, die Gruppe zu verlassen. Den Gliedern wird gesagt, der einzige Grund, warum man die Organisation verlasse, sei Schwäche, Versuchung, Unreinheit, Gehirnwäsche, Stolz, Sünde usw. Man werde Teil einer exklusiven Gemeinschaft mit nur begrenztem "notwendigen" Kontakt zu anderen außerhalb. Alle draußen seien "unsauber". -

Soweit ein kleiner Blick in das Kapitel "Indoktrinierung und Unterordnung".

Fallgruben falscher Argumentation

Unter diesem Stichwort behandelt R. V. Franz einige der "Überzeugungs"-Methoden, die man in der WTG-Literatur bzw. WTG-Verkündigung vorfindet. Dabei fällt einem automatisch das Schriftwort ein, "mit ihren schönklingenden Reden und glatten Worten täuschen sie die Herzen der Arglosen" (Römer 16:18), wo man sich in der Bibel auskennt. Hier ein Blick in solche Fallgruben:

Falschdarstellung gegnerischer Argumente durch Benutzung eines "Strohmannes" anstelle des wirklichen Punktes der Frage.

Falsche Analogien, wo Ähnlichkeiten bestehen, aber nicht die notwendigen, um die Schlußfolgerungen, die man zieht, zu beweisen.

Schaffung falscher Dilemmas, als ob es nur die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten gebe, obwohl es mehrere Möglichkeiten gibt.

Einen Roten Hering oder Bückling über eine Sache schleppen, etwas, was nicht zur Frage gehört, um die Schwäche der eigenen Argumentation zu verdecken, davon abzulenken. Ad hominem argumentieren, d.h., gegen die Person anstatt gegen das Argument einer Person.

Erzeugung falscher Schlußfolgerungen, entweder vom Allgemeinen aufs Konkrete, Einzelne, oder vom Einzelnen aufs Allgemeine. Provinzialismus, d.h. Dinge nur von eingeengtem Standpunkt zu sehen, einschließlich Vorurteil, Schräglage, Ignoranz. Benutzung von Nebensachen zu Feststellungen, die daraus nicht notwendigerweise folgen, d. h. fragwürdige Verallgemeinerungen.

R. V. Franz verweist hier auf Werke von Autoren über Logik und Rhetorik, wonach durch solche Fallgruben trügerische Loyalitäten erzeugt werden. Er habe speziell in den Diskussionen der Leitenden Körperschaft der WTG erlebt, wie ausgedehnt der Gebrauch solcher Methoden falscher Argumentation war, wie oft sie in den Veröffentlichungen auftauchten. Nicht, daß es keinerlei solide Argumentation gebe, die gebe es durchaus. Aber in entscheidenden Punkten, in den Lehren, die Fragen aufwerfen im Sinn vieler Menschen, gebe es für ihn klare Beweise, daß die Wachtturm-Publikationen eine künstliche, unechte und allzuoft trügerische Beweisführung betrieb, die den Sinn des Lesers manipuliert. Der Glaube, daß man die einzig wahre Organisation Gottes darstellt, kann dazu dienen, ein Gefühl der Unruhe zu unterdrücken oder abzustumpfen, was anderweitig durch solchen Glauben in ihm erzeugt werden mag, und er mag sich so überzeugen, das Argument sei stichhaltig. In einigen Fällen sei das aber einfach intellektuelle Unehrlichkeit.

Zur 144000- Irrlehre der WTG

Bekanntlich ist es ein die WTG-Existenz sicherndes Hauptdogma, daß die vor 1900 Jahren gegründete Kirche Jesu Christi oder christliche Kirche insgesamt nur 144000 Mitglieder oder Glieder habe, und zwar durch die ganzen vergangenen Jahre hindurch bis heute. Von diesen als Auserwählte oder auch Gesalbte (griech. Christus bzw. Christen) Bezeichneten existierten lt. WTG-ZJ-Jahresbericht 1992 noch 8850 Personen, der Überrest genannt, die buchstäbliche Elite (Herauswahl) unter den jetzt gezählten 4 278 820 ZJ der WTG (Wachtturm, 1. Januar 1992, S. 13). Die heutige christliche Kirche auf Erden, in aller Welt, werde also nur durch diese 8850 ZJ gebildet oder verkörpert. Was sich sonst christliche Kirche nennt, in welchem Land auch immer, sei nur das Weltreich der falschen Religion, der "großen Hure Babylon". Aber das ist hier nicht das Thema. R. V. Franz macht eine interessante Rechnung auf, wonach es schon allein haltlos ist, was die WTG hier zahlenmäßig anstellt, abgesehen von allem anderen. Die WTG-Zahlen würden nämlich ergeben, daß es die ganzen 1779 Jahre vom WT-Erscheinen (im Jahre 1879) zurück bis ins erste Jahrhundert pro Jahr im Durchschnitt nur 70 Christen gegeben habe (Kapitel über Argumentation und Manipulation). Es wäre zu ergänzen: Die WTG schlägt sich in dieser Frage mit ihrem WACHTTURM auch selbst ins Gesicht. Da veröffentlichte sie im WT vom 15. Oktober 1952 einen Beitrag "Gehaßt um seines Namens Willen", worin sie "die zehn Verfolgungen" von Christen in den ersten drei Jahrhunderten bis zum römischen Kaiser Diokletian 303 n.Chr. auflistet. Sie rechnet selbst da allein schon unter den Kaisern Domitian und Diokletian 884000 christliche Märtyrer zusammen! Nicht gerechnet das, was unter den anderen genannten Kaisem Nero, Trajan, Mark Aurel, Severus, Maximilian, Decius, Valerian und Aurelian geschah. Und unter ihren ZJ zählte sie im Jahre 1928 noch 44080 "Gesalbte". Und weiter bis zum Jahre 1935 sammelte sie nur solche "Gesalbten" ein. Da kämen ja insgesamt mindestens schon 928080 Märtyrer oder Christen, Auserwählte oder Gesalbte zusammen, wo es doch nur 144000 sein sollen! Vom ersten Jahrhundert bis zum Jahre 1935 seien überhaupt nur Gesalbte berufen worden. Es sei die WTG gewesen, die das ab 1935 verändert habe. Will man das alles ernst nehmen, so sind die nicht-überrestlichen 4 269 970 ZJ von 1992 überhaupt keine Christen. R. V: Franz bezeichnet die von der WTG ab 1935 da vorgenommene Veränderung bzw. Differenzierung als ein Produkt menschlicher Erfindung.

Zum jüngsten WTG-Weltendetermin 1975

R. V. Franz hat hierzu schon in seinem ersten Werk "Crisis of Conscience" viel unbedingt Wissenswertes gesagt, erlebte er dieses Thema doch selbst am Sitzungstisch der WTG-Führung. Jetzt setzt er sich mit dem Manöver der WTG auseinander, hier ihre Hände in Unschuld zu waschen. Er geht zunächst auf die internationalen Kongresse der WTG im Jahre 1969 ein und zitiert aus deren Hauptverkündigung 'Tausend Jahre Frieden nahen!", wo das Jahr 1975 ausführlich als Beginn des tausendjährigen Gottesreiches oder Paradieses auf Erden und damit als Ende des Harmagedon-Weltkrieges mit Vernichtung aller Nicht-ZJ auf Erden proklamiert wurde. Er zitiert dann, wie die WTG der nachgewachsenen Generation von 1990 Sand in die Augen streut, was die Verantwortung für jene 1975-Irrlehre und ihre z.T. furchtbaren Auswirkungen betrifft. Es sei die Wachtturm-Organisation, die die fundamentale Verantwortung für dieses alles trage. Sie weiche dem jedoch geschickt aus und verschiebe alles gewandt auf die Schultern anderer, auf die Schultern ihrer Opfer. R. V. Franz schildert in diesem Zusammenhang auch, wie die WTG u.a. 1980 versuchte, dadurch aus ihrer Endzeitklemme zu kommen, indem man durch Verschiebung des Endzeitbeginns weg von 1914 Zeit gewinnt. Es wurde ernsthaft vorgetragen, diese Endzeit besser mit dem Start des ersten sowjetischen Sputniks 1957, also mit dem Beginn des Weltraumzeitalters beginnen zu lassen, wofür es in der Leitenden Körperschaft allerdings keine Mehrheit gab.

Das Kapitel "Argumentation und Manipulation" abschließend kommt R. V. Franz zu folgender Feststellung: Der Zick-Zack-Kurs in den Wachtturm-Publikationen demonstriere in keiner Weise göttliche Leitung. Er demonstriere das Gegenteil, nämlich unvollkommenes menschliches Denken und Urteilen. Dies sei hier jedoch nicht das Hauptproblem. Das komme, wenn Menschen darauf bestehen, ihr unvollkommenes Denken und Urteilen als göttlich "offenbarte Wahrheit" anzunehmen und alle Andersdenkenden zu verdammen. Freiheitsliebe müsse übereinstimmen mit Wahrheitsliebe und mit der Begleiterin der Wahrheit, der Ehrlichkeit.

Zur Selbstbezeichnung "Jehovas Zeugen"

R. V. Franz leitet die Untersuchung dieser Namensgebung der WTG für ihre Anhängerschaft seit 1931 u. a. mit folgenden Fragen ein.

Er zitiert zunächst Apostelgeschichte 11:26 nach WTG-eigener Neue-Welt-Übersetzung: "Es war zuerst in Antiochia, daß die Jünger durch göttliche Vorsehung Christen genannt wurden", wie es übrigens auch in der deutschen grundtextgemäßen Elberfelder Übersetzung lautet. Die WTG gleichsam mit ihren eigenen Waffen schlagend fragt er dann: Mit welchem Recht entscheidet irgend ein Mensch oder eine Gruppe Menschen, einen anderen Namen anzunehmen als den, den die ersten Christen gebrauchten? Wo ist die göttliche Autorität oder Weisung dazu? Zu den letzten Worten des Sohnes Gottes auf Erden an seine Jünger gehörte das Gebot "ihre werdet meine Zeugen sein ..." (Apg. 1:8). Mit welchem Recht wählen Menschen, die beanspruchen, Fußstapfennachfolger Christi zu sein, sogar einen Namen, der für Christus kein Zeugnis gibt? Wie rechtfertigen sie einen Namen, nämlich Jehovas Zeugen, der etwa 700 Jahre vor die Erscheinung des Messias zurückreicht in das jüdische Volk unter dem Gesetzesbund? Indem die WTG in dieser gravierenden Frage näher unter die Lupe genommen wird, wird auch die Neue-Welt-Ubersetzung der WTG kritisch untersucht, vor allem, was den Jehova-Namen im Neuen Testament betrifft.

Daß die WTG in dieser Namens-Frage ein schlechtes Gewissen hat, geht aus der Feststellung von R. V. Franz hevor, daß sie zeitweilig den Ausdruck "Jehovas christliche Zeugen" durch den WACHTTURM einführte. Sie mußte das aber wieder unterlassen, weil sich schon eine Gruppe ehemaliger WTG-ZJ unter diesem Namen hatte gesetzlich registrieren lassen.

R. V. Franz erklärt bei dieser ganzen Namensdiskussion, daß er 1960 u.a. der Verfasser der Artikel "Jehova", "Jesus Christus" und "Name" in den neuesten WTG-Bibelnachschlagwer-ken "Hilfe zum Verständnis der Bibel", ab 1990 "Einsichten über die Heilige Schrift" ist. Damals hätte jedoch kein Erwägen und Abschätzen der Gültigkeit der WTG-Lehren bei ihm stattgefunden, vielmehr sei sein Sinn nur auf die Aufrechterhaltung dieser Lehren gerichtet gewesen.

Vernichtungswürdig wie Läuse und Ratten

R. V. Franz untersucht u.a. auch die Frage, wie global das "weltweite Zeugnis" der WTG-ZJ ist, wenn berichtet wird, daß sie jetzt in 212 Ländern und Inseln verkündigen. Unter Hinweis auf die heute noch weitestgehend unerreichte Bevölkerung in China, Indien, Pakistan, Arabien, Nord- und Westafrika, auch in den USA selbst, wo die Mehrheit der Menschen nur eine vage Vorstellung von dem habe, was die WTG lehrt, alles in allem noch Milliarden von Menschen, sei das Ziel der WTG, die ganze Menschheit noch vor ihrer Harmagedon-Heimsuchung innerhalb der Lebenszeit der 1914-Generation zu erreichen, unerreichbar. Um die sich daraus ergebende Vernichtung der "Unerreichten" zu rechtfertigen bzw. für die ZJ annehmbar zu machen - immerhin Milliarden Menschen vom Säugling bis zum Greis - habe die WTG den Begriff der Gemeinschaftsverantwortung (Community responsibility) eingeführt. Das sei u.a. so zu verstehen: Wenn eine Regierung die WTG-Verkündigung nicht erlaubt, das Volk aber solche Regierung unterstützt, dann trage es automatisch Mitverantwortung für die Verwerfung der WTG-Organisation und -Botschaft bzw. für die Unkenntnis darüber, und damit für seine Vernichtung. Dazu schildert R. V. Franz das Auftreten von WTG-Präsident F. W. Franz, seines Onkels, 1980 auf einer WTG-Bezirksversammlung vor französischsprechenden ZJ in New York. Der Präsident habe dort eine Erfahrung mit einem römisch-katholischen Priesterstudenten erzählt. Der habe gefragt, ob es wirklich wahr sei, daß in "Harmagedon" nur überlebe, wer bis dahin ZJ geworden sei, alle anderen aber ewige Vernichtung erleiden würden. Er, der Präsident, habe geantwortet, die Schrift (Bibel) würde das so anzeigen. Der Student habe weiter gefragt: "Sogar die kleinen Kinder?". Er, der WTG-Präsident, habe geantwortet, das stimme, kleine Nissen würden schließlich Läuse und kleine Ratten wüchsen auf, um große Ratten zu werden: "Well, little nits evantually become lice, and little rats grow up to become big rats". Die Wiederholung dieser Erfahrung und dieser Antworten vor der ganzen Versammlung habe klar den Glauben des WTG-Präsidenten demonstriert, daß diese Sicht der Dinge Gültigkeit hatte. (R. V. Franz, "Auf der Suche ...", engl., S. 530).

Welches Verlangen die WTG heute hauptsächlich anspricht

Wenn man das Verzeichnis (Index) der WTG-Publikationen 1986-1989 unter dem Stichwort "Königreich" durchsehe, finde man Folgendes.

Solche Punkte wie Vaterschaft Jesu Christi, Beziehung zu Jehova oder geistliche Prosperität bilden nur einen sehr kleinen Teil der 43 Auflistungen. Zumeist werde auf "irdische Segnungen" hingewiesen wie Gesundheit von Babys, Ende von Verbrechen, Depressionen geheilt, Wüsten blühen, Ökologie wiederhergestellt, wirtschaftliches Management, wirtschaftliche Sklaverei, Überfluß an Nahrung, Wälder wiederhergestellt, Friede mit den Tieren, Verunreinigungen beendet, Bevölkerungsgleichgewicht, Armut beendet usw. Die Betonung liege hier auf der Befriedigung materieller und physischer Wünsche und Sehnsüchte, akkurat, wie das auch in den Zeitschriften und Büchern der WTG der Fall sei.

R. V. Franz bezeichnet als Wende der WTG hin zu solch Evangelium eines "geistigen Materialismus" (spirirual materialism) das Jahr 1935. Bekanntlich predigt die WTG seit diesem Jahr eine "andere Schafe"-Bibelauslegung für die gesamte Menschheit, die nur irdische Hoffnung, irdische Sehnsucht, irdisches Wohlfahrtsverlangen und dergleichen anspricht, während sie die eine und einzige christliche Hoffnung Epheser 4:4 entsprechend seitdem nur noch für ihre Elite, ihre "Gesalbten", heute noch 8850 ihrer ZJ wie schon gesagt, reklamiert. R. V. Franz gibt dazu Folgendes zu verstehen. Jede gesunde Person würde die genannten "irdischen Segnungen" ohne Zweifel als attraktiv empfinden. Und jeder Politiker, der die Menschen überzeugen könnte, daß er einen solchen Wechsel hin zu solchen Segnungen herbeiführen kann, würde in jedem Land die Wahlen gewinnen. Und als Beweggrund für die Sehnsucht nach solch einem problemfreien, materiellen und physischen Ideal sei kaum mehr erforderlich als Suche nach der Quelle ewiger Jugend (R. V. Franz, "Auf der Suche ...", S. 537 f).

Es stimmt, ein Christsein im Sinne der Nachfolge Jesu - siehe Johannes 14:1-3, Römer 6:4, Epheser 4:1-6 und Philipper 3:17, um Grundbedingungen zu nennen - ist seit dem "irdischen" Massenaufbruch der WTG seit 1935 hin zu denen, "die da jammern und seufzen unter den Greueln, die geschehen", um ihrer soviele wie möglich einzubinden, kein Thema mehr. Damit stellt sich die reale sozialpolitische Zielstellung der WTG zur Diskussion, die da im Namen Gottes verfolgt wird.

Wozu einer "Heil Hitler!" murmelte

Um sich vorstellen zu können, wohin man unter der WTG kommen kann, verweist R. V. Franz u.a. noch einmal auf seinen Bericht in seinem ersten Werk "Der Gewissenskonflikt" (Crisis of Conscience, S. 295 f), über einen reisenden WTG-Aufseher, der eine grüne Wachtturm-Publikation hochhielt und sagte, 'wenn die Organisation uns sagt, dieses Buch ist schwarz, dann Brüder, ist es schwarz!'. Er habe geglaubt, daß solche blinde Leichtgläubigkeit, solche Äußerung äußerster Intelligenzlosigkeit inzwischen an ihrer eigenen Dummheit gestorben sei. Doch noch Jahre später schilderte ihm ein WTG-Mitverbundener, der von Deutschland nach Australien emigriert war, wie dieser dort einen WTG-Bezirksaufseher vor einem WTG-Ältestenforum sagen hörte, daß die WTG-Organisationsautorität in der Lage sei, zu machen, daß "grün" zu "schwarz" werde. Als er das hörte, habe er zu sich selbst "Heil Hitler!" gemurmelt. Man könnte ergänzen, daß dieser WTG-grün-schwarz-Aus-wuchs etwa auf einer Linie liegt mit dem zitierten WTG-Läuse-Ratten-Auswuchs (R. V. Franz, "Auf der Suche .... engl., S. 551).

Noch ein schlimmer WTG-Autoritätsauswuchs

Ein weiterer populärer Ausdruck, der durch WTG-Reisevertreter und -Älteste "hängengeblieben" sei, laute: Wenn die Organisation uns auffordert, zu springen, sollte unsere Frage nur sein, wie hoch? In diesem Bereich gehöre auch die Antwort an Kritische, lieber mit der WTG-Organisation falsch zu liegen als richtig, aber allein, ohne sie. Lieber falsch mit der Organisation als richtig aber alleinstehend scheint zurückzugehen auf eine interne Ansprache des früheren deutschen WTG-Zweigdiener Konrad Franke am 20. Januar 1968 in Hamburg, wo er der internen Kritik am WTG-Weltendetermin 1975 unter den ZJ wie folgt begegnete: "Du sagst, ich warte mal, die haben sich schon mal blamiert. Da habe ich ihm gesagt, weißt du, wenn's ums Blamieren geht, dann blamiere ich mich mit der Organisation! Ich will nicht allein, abseits stehen" (Tonbandaufzeichnung). Offenbar sind solche Sprüche abgewandelt ziemlich verbreitet, so daß R. V. Franz Ähnliches auch in den USA registriert.

R. V. Franz urteilt, solche Sprüche würden auch etwas über den Typ von Personen aussagen, die als "qualifiziert" für Verantwortung in der WTG-Organisation betrachtet werden (R. V. Franz, "Auf der Suche ...", engl., S. 551).

In Sorge um Wahrheit - Concerne for Truth

Unter dieser Überschrift gibt R. V. Franz u.a. folgenden Einblick in eine innere Zerrissenheit vieler, die für die WTG und ZJ Verantwortung tragen.

Er kenne unter den ZJ viele intelligente und empfindsame Männer und Frauen. Viele von ihnen, einschließlich gewisser Mitglieder der Leitenden Körperschaft, würden einige der ernsten Irrtümer in der WTG-Lehre und ihrer Anwendung erkennen. Dennoch würden sie fortfahren, die WTG als Gottes erwähltes Werkzeug auf Erden aufrechtzuerhalten. Er glaube, daß sie darunter leiden, abgestumpft werden, erdrückt werden, was sie dazu bringe, das Falsche fortwährend wegzuerklären. Einige von ihnen seien fähige Schreiber oder Verfasser. Aber sie schreiben immer in dem Gewissen, daß das, was sie schreiben mit dem Organisationsglauben konform gehen muß. mit dem besonderen Geist, der jeweils herrscht. Sie schreiben Artikel, die inhaltlich im Wesentlichen auch gesund sind. Aber als Teil des Ganzen, und aus der Organisationsquelle kommend, dienten sie dem schließlichen Zweck der Erhöhung der Organisation im Sinne der Leser und förderten die Unterordnung unter ihre Autorität, die Einbindung in ein System. Die meisten von ihnen akzeptierten die Zuteilungen, Ansprachen vor Versammlungen zu halten, auch wenn sie Feststellungen und Argumente beinhalten, wo sie selbst glauben, daß sie falsch sind. Ihre persönliche Integrität oder Lauterkeit leide. Sie spielten einen Part, der nicht sie selbst sind, in dem sie nicht wahrhaftig gegenüber sich selbst sind. Moderne Erfahrungen von Massenverhalten, Gesinnungskontrolle, Gruppenbenehmen, unkritischer Autoritätsgehorsam, begleitet von Informationskontrolle, würden zeigen, daß das machtvolle Faktoren seien.

Zynische WTG-Praktiken

Unter der Überschrift Nächstenliebe - Love of Neighbor - schildert R. V. Franz eine Reihe Vorgänge, die alles andere als dies sind. Hier den Blick auf zwei davon. Wenn die WTG Voraussagungen verkündet hatte, gegründet auf bestimmte Daten, die sich als Irrtum oder Irrlehre erwiesen, sei die wesentliche Haltung gewesen, einfach nichts darüber zu sagen, und die Leute, die Masse der ZJ, würden es bald vergessen. Mitglieder der Leitenden Körperschaft konnten persönlich sogar Zweifel an der Gültigkeit des 1914-Endzeitbeginns haben, ohne daß sie es für nötig hielten, die ZJ zur Vorsicht zu ermahnen, Vertrauen in solche Daten zu setzen. In diesen und anderen Punkten habe sich eine zynische Haltung gegenüber den ZJ gezeigt, die das zu glauben hatten, eine Erniedrigung der ZJ.

Der andere Fall betrifft die "kostenlose" Verbreitung der WTG-Literatur seit 1990. Lange zuvor habe die WTG Kenntnis davon gehabt, daß in den USA der Verkauf religiöser Literatur besteuert werden würde. In Voraussicht dessen wurde die Preisangabe aus den WTG-Zeitschriften entfernt und auf freiwillige Spenden dafür umorientiert. Zusammen mit anderen amerikanischen Kirchen und religiösen Gruppen habe die WTG einen Rechtsstreit verloren, solche Besteuerung als verfassungswidrig zu erklären. Das Oberste Gericht der USA entschied gegen die Eingabe der WTG und anderer. Ihren ZJ und der Öffentlichkeit sei aber verschwiegen worden, daß es hier ums Steuernzahlen ging. Es wurde vielmehr verbreitet, die "kostenlose" Abgabe von Literatur erfolge pur als Akt von Nächstenliebe und Selbstlosigkeit. Das sei aber blanker Zynismus. R. V. Franz zeigt auf, daß diese "Kostenlosigkeit" nur für die Länder USA, Kanada, Deutschland und Italien gelte, Länder mit einer starken Wirtschaft. Es gelte nicht weltweit. Warum nicht? Wenn eine schrittweise Einführung ratsam sei, warum begann man dann nicht in den armen Ländern der dritten Welt? Wenn die WTG sagt, man wolle sich von denen unterscheiden, die die Religion kommerzialisieren, warum setzt sie diese alte Politik in all den anderen, armen Ländern fort? R. V. Franz fragt zum Schluß, wielange die WTG dieses Abkassieren sozusagen in den ärmeren Ländern wohl fortsetzen werde.

Kein geistiges Paradies

Ausführlich und an Hand vieler Einzelheiten setzt sich R. V. Franz dann mit dem WTG-Angebot auseinander, sie würde schon heute ein "geistig Paradies" predigen und mit ihren ZJ darstellen. Die WTG-ZJ böten mehr oder weniger ein Bild wie die "Welt". Grundsätzlich wirft R. V. Franz der WTG hier vor, den Eindruck großer moralischer Überlegenheit durch weite Publizierung der Verfehlungen anderer Kirchen usw. zu erwecken, während man vor der eigenen Tür möglichst nicht kehrt. In der Dienstabteilung des WTG-Hauptbüros in Brooklyn seien Regale angefüllt mit Berichten und Registern von Falschverhalten in der eigenen Anhängerschaft. Das umfasse alles Mögliche von Hurerei, Ehebruch, Homosexualität, Blutschande, sexuelle Belästigung von Kindern bis Diebstahl und Mord. Ähnliche Berichte würden in allen WTG-Zweigbüros in der Welt gesammelt. Der WACHTTURM mußte für das WTG-Dienstjahr insgesamt 36638 Fälle einräumen, wo (aber) zumeist wegen Unsittlichkeit ausgeschlossen wurde. (01.01.1986, S. 13) Auch zum WTG-Hauptbüropersonal, der "Bethelfamilie", sei einiges zu sagen. Er habe dort 15 Jahre lang mitgearbeitet. Immer wieder habe es auch dort ZJ gegeben, die aktive Diebe waren. Er wolle jedoch kein durchweg unmoralisches Bild zeichnen. Aber in keiner Weise sei es gerechtfertigt, wenn die WTG von einem einmalig sauberen "geistigen Paradies" spricht.

Nicht erörtert ist hier, was für und wieviele Fälle von "Rebellion" es gab und gibt, also Kritik, Widerspruch und inneren Aufstand gegen die Methoden und Lehren der WTG, Aufstände des Gewissens, aus Erkenntnis und Überzeugung sozusagen, ganz zu schweigen von den entsprechenden Prozessen vor den WTG-Gerichten, den WTG-Rechtskomitees.

Öffentlicher Widerspruch sei Verfolgung?

Immer wieder mache ein Teil der WTG-Führung Anstrengungen, jeden öffentlichen Widerspruch und die Widerlegung ihrer Lehren und Politiken so hinzustellen, als werde sie "verfolgt". Wenn das so ist, dann gebe es keine Frage, daß ihr eigener Kurs sie ausweise, zu den schlimmsten Verfolgern von heute zu gehören, und zwar auf Grund ihres regelmäßigen und konstanten Vorgehens gegen andere Religion und ihre Lehren, um sie als falsch hinzustellen. Nicht schnell genug können sie Negatives über andere publizieren. Sie müßten aber erwarten, daß sie andere richten. R. V. Franz verweist dazu auf Matthäus 7:1,2, wo Jesus sagt: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet, denn mit demselben Gericht, mit dem ihr richtet, werdet ihr wieder gerichtet werden, und mit demselben Maß, mit dem ihr meßt, wird euch wieder gemessen werden".

R. V. Franz habe nicht geglaubt, daß die WTG-Fünrer, die Männer, die er gekannt hat, mit denen er jahrelang zusammengearbeitet hat, denen gegenüber er in hunderten gemeinsamen Gesprächen seine Überzeugungen und Besorgnisse geäußert hat, solche Aktionen unternehmen und solche Methoden anwenden würden, wie sie es taten. Er sei förmlich geschockt gewesen, hege aber keine Erbitterung, keinen Groll.

Er würde nach wie vor mit jedem von ihnen sprechen, in aller Ruhe, ihnen weder Speise noch Unterkunft oder irgendetwas verweigern, was sie nötig hätten. Von seiner Seite bestehe keine Feindschaft. Er glaube sogar, daß einige von ihnen sich ihm gegenüber ähnlich verhalten würden, obwohl sie unter dem Zwang der WTG-Organisation das nicht dürfen. Soweit R. V. Franz.

Wie die WTG diesen Zwang u.a. ausübt, was auch für R. V. Franz und seine Bücher oder Äußerungen zutrifft, verkündigt sie von ihrem WACHTTURM wie folgt: "Laß dich nicht mit Abgefallenen ein.

Nun, was wirst du tun, wenn du mit den Lehren Abgefallener konfrontiert wirst, mit spitzfindigen Überlegungen, durch die dein Glaube als Zeuge Jehovas zur Unwahrheit abgestempelt werden soll? Was wirst du beispielsweise tun, wenn du einen Brief oder eine Sendung von Schriften erhälst und beim Öffnen gleich erkennst, daß sie von einem Abgefallenen stammen? Wird dich deine Neugier veranlassen, sie zu lesen, nur um zu sehen, was er zu sagen hat? Möglicherweise denkst du, es wird mir nichts anhaben können, ich stehe zu fest in der Wahrheit. Und wenn wir die Wahrheit haben, dann brauchen wir nichts zu befürchten. Die Wahrheit wird der Prüfung standhalten. Einige, die so dachten, haben ihren Sinn mit dem Gedankengut Abgefallener genährt und sind Fragen und Zweifeln zum Opfer gefallen ...

Tragischerweise sind andere in die vollständige Dunkelheit zurückgekehrt, sogar zu den Irrlehren der Christenheit ... Petrus verglich sie mit einem Hund, der zu seinem eigenen Gespei zurückkehrt und mit einer gebadeten Sau, die sich wieder im Schlamm wälzt...

Das sind nachdrückliche Worte, klare Anweisungen. Wenn wir aus Neugier die Schriften eines Abgefallenen lesen würden, wäre das nicht dasselbe, als wenn wir diesen Feind der wahren Anbetung direkt in unsere Wohnung einladen, uns mit ihm zusammensetzen und ihn über seine abtrünnigen Ideen berichten lassen würden? ... Gebt dem Teufel nicht Raum!" (Wachtturm. 15. März 1986, S. 10 ff)

Gibt es eine schlimmere öffentliche "Verfolgung", als einen Andersdenkenden so als Hund, der sein eigenes Gespei frißt, als gebadete Sau, die sich wieder im Schlamm wälzt, als Feind und Teufelsvertreter unmöglich zu machen?

Empfehlung

Der hier gegebene Einblick ist nur ein Bruchteil dessen, was R. V. Franz da auf 732 Buchseiten sagt. Er ist damit ein Zeitzeuge in Fragen WTG und ZJ, wie keiner in der gesamten bisherigen Geschichte dieser Gemeinschaft bzw. Sekte. Es ist unmöglich, diese Gemeinschaft hinreichend zu beurteilen, ohne solche Zeitzeugen zu hören, zu lesen oder zur Hand zu haben. Erst die Summe auch dieser Zeugnisse macht hier gleichsam die ganze Wahrheit aus. Es kommt ja nicht von ungefähr, daß die WTG solche Zeugnisse, die sie selbst mit Argusaugen liest, für andere bisher am liebsten ungelesen vernichtet wissen will. Daß die WTG diese Literaturvernichtung so eindringlich anordnet zeigt auch an, daß sie da keineswegs alles unter ihren ZJ "im Griff" hat.

Das Werk von R. V. Franz ist natürlich sehr umfangreich. Aber es ist fraglich, ob es jemals wieder einen solchen Zeitzeugen geben wird, der einen derartigen Einblick vermitteln kann und damit eine derartige Hilfe bietet, auch für die Religionsforschung in diesem Bereich, vor allem aber, wo Betroffenen jetzt und in Zukunft direkt geholfen werden soll oder muß. -

K.O.

Ein weiteres kritisches Buch seit 1990 über die "Zeugen Jehovas" in den USA:

Die herausfordernde Religion der Zeugen Jehovas (The evocative Religion of Jehovah's Witnesses)

Das Buch - nur in Englisch - wird wie folgt empfohlen: Was ist es um eine religiöse Organisation, wenn sie scharfe kategorische Urteile bei der Mehrheit der Allgemeinheit herausfordert - Urteile, oft entweder offenkundig günstig oder hart ungünstig?

Das ist der Fall mit der amerikanisch-geborenen christlichen Denomination, bekannt als Zeugen Jehovas, eine Gruppe, deren unglaubliche Fähigkeit, strenge und oft verzweigte Reaktionen der Gesellschaft hervorzurufen, alle Merkmale eines Phänomens hat, das zu einer gründlichen Analyse auffordert.

Das Buch beschreibt "real Leib und Seele" dieser Bewegung. 518 Seiten, $ 27.95, Verfasser Matthew Alfs

Zu ordern bei: Old Theology Book House

P. O. Box 11337

MPLSMN 55411 USA

Sollten nicht auch alle "Zeugen Jehovas" in ihre früheren Kirchen zurückkehren ?

Angst vor Weltuntergang

Seoul. In Erwartung des Jüngsten Tages am 28. Oktober haben in Südkorea bereit vier Menschen ihrem Leben ein Ende gesetzt. Im jüngsten Fall verbrannte sich jetzt ein Mann auf einem Berggipfel. Nach Schätzungen der Behörden leben derzeit etwa 20000 Koreaner, die meist Mitglied einer religiösen Sekte sind, in unmittelbarer Endzeiterwartung. (JW 08.10.92)

Statt Weltuntergang Überfall auf Kritiker

AP/JW. Einer der schärfsten Kritiker des in Südkorea verbreiteten Weltuntergangskults, der 56jährige Tak Myong-Hwan, ist am Donnerstagmorgen überfallen und verletzt worden. Die Polizei schließt nicht aus, daß es sich um eine Vergeltungsaktion enttäuschter Sektenmitglieder handelte, die für Mittwoch den Weltuntergang erwartet hatten. Vor rund 30 "Weltuntergangskirchen" waren in der Nacht zum Donnerstag 15000 Polizisten postiert, um Ausschreitungen und Massenselbstmorde enttäuschter Anhänger zu verhindern. (JW 30.10.92)

Weltuntergang fiel aus - Überfall auf Kirchenkritiker

Seoul. dpa/AP/eb. Der für die Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag von einer südkoreanischen Sekte vorhergesagte Weltuntergang fand nicht statt. Insgesamt 9000 Gläubige der "Mission für das Jüngste Gericht" hatten sich in den Kirchen des Landes versammelt, um für die Wiederkehr Christi zur Mittagsstunde zu beten. Lee Shun Ku, einer der Weltuntergangsprediger, entschuldigte sich gestern über einen Fernsehsender für die falsche Ankündigung, die rund 20000 Arbeitsplatz und ihren Besitz aufgeben ließ und zu vielen Abtreibungen führte. Einer der schärfsten Kritiker des in Südkorea verbreiteten Weltuntergangskults ist gestern morgen überfallen und verletzt worden. Die Polizei schließt nicht aus, daß es sich um die Vergeltungsaktion enttäuschter Sektenmitglieder handeln

könnte, wie ein Sprecher mitteilte. Der 56jährige Tak Myong-Hwan wurde mit Messerstichen in den Rücken in ein Krankenhaus eingeliefert. (BZ 30.10.92)

Sekte löst sich nach "Weltuntergang" auf

Seoul (NZ/dpa). Die südkoreanische Kirche "Mission für das Jüngste Gericht", die für den 28. Oktober den Weltuntergang vorausgesagt hatte, kündigte am Montag die Auflösung der Sekte an. Kirchenführer entschuldigten sich in Zeitungsanzeigen für die falschen Vorhersagen, sagten ihren Anhängern eine Entschädigung zu und forderten sie auf, in ihre alten Kirchen zurückzukehren.

Viele Sektenmitglieder hatten wegen des prophezeiten Endes der Welt ihre Arbeit gekündigt sowie Hab und Gut verkauft. Mit 4000 Anhängern ist die Missionskirche die größte unter den 180 Glaubensgemeinschaften in Südkorea, die die zweite Wiederkehr Christi angekündigt hatten. (NZ 03.11.92)

Weltuntergangsprediger entschuldigt sich

Seoul (NZ/Reuter). Es tue ihm leid, daß die Welt im vergangenen Monat nicht untergegangen sei, sagte der südkoreanische Prediger Lee Jang Lim. Der 46jährige muß sich seit Freitag vor einem Seouler Gericht dafür verantworten, daß er tausende Menschen davon überzeugt hatte, die Welt werde am 28. Oktober um Mitternacht ausgelöscht.

Da hierbei die Gottesfürchtigen gen Himmel fahren sollten, entschieden sich zahlreiche Anhänger Lees dafür, eilig ihr irdisches Hab und Gut zu verkaufen und die Erlöse der Sekte zu überweisen. Wiedersehen werden sie es jedoch nicht, da ein Großteil des Geldes bereits für "kirchliche Zwecke" ausgegeben wurde. (NZ 07.11.92)

Die bisherigen "Weltuntergänge" bei den "Zeugen Jehovas"

Mit Sicherheit hat die Wachtturm-Gesellschaft (WTG), die Führung der "Zeugen Jehovas" (ZJ), diese Presseberichte bereits in ihrer Ablage, um für alles "gerüstet" zu sein, hat sie doch selbst schön fast ein halbes Dutzend falsche Vorhersagen eines Weltuntergangs oder Weltendes "auf dem Kerbholz", wie der Volksmund sagt. Die besagten Ereignisse in Korea sind ein guter Anlaß, hieran zu erinnern. Es ist wohl kaum zu erwarten, daß man damit der WTG selbst sozusagen auf die Sprünge helfen kann, obwohl es nach hundert Jahren falscher Vorhersagen ihrerseits höchste Zeit wäre, sich auf eine andere Hauptaufgabe anstelle ihrer haltlosen Weltendeverkündigung umzustellen. Sicherlich aber kann man mit solcher Erinnerung manchen davor bewahren, sich auf den WTG-Endzeit-Irrgang einzulassen, eine Einlassung, die durchaus auch sehr gravierende Auswirkungen mit sich bringt.

Hier die Erinnerung, in den angegebenen Werken bzw. Publikationen der WTG ausführlicher nachzulesen: Das Harmagedon-Weltende, der "Krieg des großen Tages Gottes des Allmächtigen" habe im Jahre 1889 "bereits angefangen". WTG-Lehrbuch "Schriftstudien II" von 1889, dt. 1926, S. 97.

Dieser "Weltkrieg", in dem die gegenwärtige "böse Welt" untergeht, ende im Jahre 1914, womit das Gottesreich auf Erden beginne. (Nachzulesen wie zuvor).

"Die alte Ordnung der Dinge, die alte Welt" werde 1925 zuende sein, und man habe "überzeugende Beweise" dafür, daß das "Jahr 1925 der Beginn eines Wiederaufbaus der zertrümmerten Weltordnung sein werde. WTG-Lehrbuch "Millionen jetzt lebender Menschen werden niemals sterben", S. 103, dt. 1920. Wer von den ZJ 1938 ans Heiraten dachte, sollte "einige Jahre" warten, dann sei "der Sturm von Harmagedon vorüber". WTG-Lehrheft "Schau den Tatsachen ins Auge" von 1938, S. 50.

1942 "verscheuchte" die WTG "alle Gedanken daran, daß «ler 2. Weltkrieg in dem Universalkrieg von Harmagedon enden würde". WTG-Lehrbuch "Dein Name werde geheiligt", S. 329 von 1963.

1945 Verschiebung der "Schlußabrechnung von Harmagedon" höchstens um 20 Jahre auf 1965. WTG-Zeitschrift "Trost" vom 1. Juni 1945: "Harmagedon ist nahe".

Herbst 1975 Ende der Weltendeschlacht von "Harmagedon" und Beginn der "herrlichen Tausenjahrherrschaft" Christi auf Erden. WTG-Hauptorgan "Der Wachtturm", 1. August 1968, S. 463.

1987 "Harmagedon gefährlich nahe", etwa 80 Jahre nach 1914, was um 1994 wäre. WTG-Lehrheft "Von Kurukshetra nach Harmagedon", S. 15 von 1987.

Den "Abschluß des Systems der Dinge", das gepredigte Weltende, müsse nicht einmal "vor dem Beginn eines neuen Jahrhunderts sein", also Weiterverschiebung auf den Beginn des Jahres 2000, den Beginn des 3. Jahrtausends. WTG-Hauptorgan "Der Wachtturm", 1. Oktober 1989, S. 31. Viele, die die WTG zu den verschiedenen Zeiten jeweils von der "Nähe" ihrer "Weltuntergänge" überzeugt, zum Glauben daran gebracht hatte, haben in der Tat deswegen nicht mehr geheiratet, keine Kinder mehr gehabt, Berufe aufgegeben oder unterlassen, ihr Hab und Gut verkauft, ihr Vermögen der WTG vermacht, Ehe- und Familientrennungen in Kauf genommen, sich mit Verwandten und Bekannten verfeindet, sich verhöhnen und verspotten lassen, auch Gesundheit, Freiheit und Leben geopfert Ungezählt sind diejenigen auch, die am Ende immer desillusioniert "vergangen" sind, weil sie von der WTG überzeugt wurden, niemals mehr zu sterben. Da stellt sich schon die Frage, ob es nicht besser wäre, auch die WTG und ihre Zeugen würden sich auflösen und alle würden in ihre früheren Kirchen zurückkehren. So, wie unter der WTG sinkt da auf jeden Fall keiner ins Grab. -

D.P.

Gespräche mit Zeugen Jehovas

Anbetung Jesu

G.P.: Wird in Ihrer Glaubensgemeinschaft Jesus angebetet?

Zeuge: Nein. Die Anbetung gebührt nur Gott, dem Vater (Jehova).

G.P.: Ich bete Gott und Jesus an. Ich kenne auch eine Bibelstelle, die mir das Recht dazu gibt. Es ist Joh. 5,23. Dort steht: "... damit sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren." Zu der Ehre des Vaters gehört, daß ich ihn anbete, und die Bibel fordert mich auf, den so zu ehren, wie ich den Vater ehre. Also muß ich auch den verherrlichten Sohn Jesus anbeten. Wenn ich das nicht tue, nehme ich dem Sohn ein Stück der Ehre weg. In Offb. 5, 13+14 heißt es, daß die Ältesten niederfielen und den, der auf dem Thron sitzt, und das Lamm (also Christus) anbeteten.

Glauben Sie, daß Stephanus einen Anbetungsfehler begangen hat, als er in höchster Not vor seinem Tod Jesus anrief? Wörtlich heißt es in Apg. 7,59: "Und sie steinigten Stephanus, der rief den Herrn an und sprach: 'Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!'" Zeigen Sie mir eine Bibelstelle, die direkt aussagt, daß die Anbetung des verherrlichten Christus verboten ist. (Eine solche Bibelstelle gibt es nicht.)

Teilnahme am Abendmahl

G.P.: Feiern Sie in Ihrer Glaubensgemeinschaft das Abendmahl?

Zeuge: Selbstverständlich.

G.P.: Nehmen Sie selbst vom Brot und Wein?

Zeuge: Nein, das tun bei uns nur die Gesalbten - der Überrest von 144000 Auserwählten. Aber indem ich an das Opfer Jesu glaube, habe ich Anteil daran. G.P.: Wenn Sie das Abendmahl nicht nehmen, gibt Gott Ihnen kein ewiges Leben. In Job. 6,54 sagt Jesus: "Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben und ich werde ihn am jüngsten Tag auferwecken." Wer also nicht ißt und nicht trinkt, hat kein ewiges Leben. Natürlich bewirkt nicht das Essen und Trinken von Brot und Wein ewiges Leben; wer aber an Christus und sein Opfer glaubt, zeigt dies dadurch, daß er Brot und Wein zu sich nimmt (Job. 6.63).

Zeigen Sie mir die Bibelstelle, die sagt, daß man ohne Teilnehme am Abendmahl ewiges Leben erhalten kann. (Eine solche Bibelstelle gibt es nicht.)

Anerkennung Jesu als Mittler zwischen Gott und den Menschen

Wachtturm vom 01.08.1979: Somit ist Jesus Christus in diesem streng biblischen Sinne nur für die gesalbten 144000 Mittler ...

G.P.: Erkennen Sie Jesus Christus als Ihren Mittler zu

Gott an?

Zeuge: Jesus ist der Mittler für die auserwählten 144000 Gesalbten. Aber ich ziehe Nutzen daraus.

G.P.: Die Bibel sagt aber, daß Jesus der Mittler zwischen Gott und den Menschen ist. In 1. Tim. 2,5 steht: "Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus." Jesus ist mein Mittler, weil ich an ihn glaube und schließlich auch ein Mensch bin. Sie sind doch sicherlich nicht der Meinung, daß es nur 144000 Menschen gibt. Und Sie sind doch auch ein Mensch?

Zeuge: Natürlich.

G.P.: Dann ist Jesus auch Ihr Mittler und nicht nur für die 144000. Zeigen Sie mir die Bibelstelle, die eindeutig Ihre Auffassung bestätigt, daß Christus nur Mittler für diese bestimmte Gruppe ist. (Eine solche Bibelstelle gibt es nicht.)

Wiedergeburt

G.P.: Sie sind wiedergeboren oder - anders ausgedrückt - von Gott geboren?

Zeuge: Nein. (Das sind bei uns die Gesalbten - der Überrest von 144000.)

G.P.: Man muß aber wiedergeboren sein, um in das Reich Gottes zu gelangen. In Joh. 3,5 sagt Jesus: "Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von Neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen". Und in 1. Kor. 15,50 heißt es, daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können. Das Reich Gottes umfaßt doch Himmel und Erde?

Zeuge: An sich schon.

G.P.: Ich glaube, daß Jesus Christus der Messias ist und jeder, der das glaubt, ist von Gott geboren. In 1. Joh. 5,1 steht: "Jeder, der glaubt, daß Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren". Glauben Sie, daß Jesus der Messias ist?

Zeuge: Aber natürlich.

G.P.: Ja, dann sind Sie auch von Gott geboren.

Zeuge: Nein, das sind nur die 144000.

G.P.: Dann glauben Sie nicht an Jesus Christus. Denn wenn Sie an ihn glauben würden, wären Sie wiedergeboren. Zeigen Sie mir eine Bibelstelle, in der das anders steht. (Eine solche Bibelstelle gibt es nicht.)

Zeuge: Damals, als Johannes das geschrieben hat, gehörten alle zu den 144000, deshalb hieß es damals "jeder". Aber heute ist die Zahl der 144000 bereits voll. Alle anderen können nur irdische Hoffnung haben.

G.P.: Nein, so geht das nicht. Man darf der Bibel nichts hinzufügen und nichts wegnehmen. In Gal. 1,8 steht: "Aber auch wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein Evangelium predigen würden, das anders ist, als wir (die Apostel) es euch gepredigt haben, der sei verflucht". Sie sagen etwas anderes als Johannes, und mit Ihrer Unterscheidung zwischen den 144000 und den anderen Gläubigen sagen Sie auch etwas anderes als der Apostel Paulus in Eph. 4, 4+5. Er schreibt dort, daß es nur eine Hoffnung, nur ein Glaube, nur eine Taufe gibt Sein Evangelium enthielt keine zwei Hoffnungen - eine irdische und eine himmlische.

Wer zwei Hoffnungen predigt, wie Sie das tun, der fügt der Bibel etwas hinzu, verändert und zieht damit den Fluch auf sich. Ich kann Ihre Lehre nicht akzeptieren. Glauben Sie nicht auch, daß es sinnvoll wäre, wenn Sie die Lehren der Zeugen Jehovas einmal gründlich biblischer Prüfung unterziehen würden?

Martin Hirschmüller

Die Woche ist um - Freitag ist's !

Ja, zu dem Freitag habe ich eine ganz besondere Beziehung! Wie schon der Name sagt, ist es mein "freier Tag". Geht es Euch auch so, daß es einen wichtigen Tag in der Woche gibt? Meine Wochentage haben alle eine Farbe! Ich weiß auch nicht warum, aber wenn ich "Montag" spreche, drängt auch schon die Farbe ins Gehirn, ein warmes Braun. Der Dienstag ist silbern, Mittwoch ist blau und Donnerstag ist grün und dunkel. Freitag ist weiß für mich mit himmelblau. Samstag ist gelb. Mit Sonntag verbinden sich für mich die Farben Rot und Gold. So hat halt jeder seinen Vogel! Es würde mich interessieren, ob es außer mir mehr Menschen gibt, die Farben mit Tagesnamen in Verbindung bringen. -

Mein Mann und meine Söhne gehen gerade aus dem Haus, es ist acht Uhr und ich räume wie eh und je die Küche auf. - Für was bin ich eigentlich auf die Welt gekommen? So drängen sich mir wieder mal die Gedanken auf. Bestimmt nicht nur, um den anderen - damit meine ich meine Familie - den Dreck wegzuräumen. Wut packt mich und dann knall' ich den Spüllappen in die Ecke, es ist mein Tag, denke ich! -

Mit schlechtem Gewissen fange ich an, mich toll anzuziehen.

Meine Haare, die ich immer nur zusammenbinde, bearbeite ich mit einem Lockenstab und dezent schminke ich mein Gesicht. Ein Blick in den Spiegel und ich bin zufrieden mit mir. Heute will ich was erleben, egal was, es muß nur etwas passieren, denn der Alltagstrott macht mich fertig! Reden schwingen will ich auch nicht! Denn Sie wissen ja schon, daß sie immer freitags kommen, "meine" Zeugen Jehovas. Bin gespannt, wie sie mich anstarren werden, wenn sie mich so sehen! Vier sind es diesmal an der Tür. Elegant und "gestylt" stehe ich vor ihnen. Erstmal sagen sie nichts, obwohl sie mich immer nur im Putzdreß und mit ungepflegten Haaren sahen. -"Nun machen Sie schon den Mund zu und loben Sie mich", sagte ich lachend. "Zeit habe ich keine, aber trotzdem - ein halbes Stündchen wollen wir Quatschen!" -

Im Wohnzimmer habe ich meine Zigaretten auf dem Tisch, sie setzen sich und ich hole den besten Cognac und Gläser. Schockiert sind sie alle Vier und das gefällt mir! Ich probiere, wie weit ich gehen kann. Auf keinen Fall wollen sie mit mir auf den schönen Freitag anstoßen. Die Zigaretten werden mit Tadel zurückgestoßen. Nur der junge Mann, der noch nicht lange bei dem "Jehova-Club" dabei ist, schaut begehrlich auf meine Zigarette, die ich so richtig genieße. Meine Überredungskunst übersteigt nun wieder alles. Einen Likör, so ein süßes dickes Gesöff, das darf ich dann doch einschenken und der Junge nimmt auch eine Zigarette. Es ist sicher nicht gut, was ich mache, aber es macht mir heute einfach Spaß zu provozieren! Eine Stunde ist schon vorbei und ich bin dabei, ihnen klar zu machen, daß wir alle nur Menschen mit Schwächen sind und das wäre doch gut so, sonst gebe es doch nichts zu verzeihen! Wenn sie, die Zeugen Jehovas, nicht mehr wissen, was sie sagen sollen, weil alles gesagt ist, holen sie flink wieder ihre Büchlein heraus und jeder will den besseren Spruch anwenden. Eifrig sind die zwei Jungen dabei, herumzublättern. Die zwei alten Weiblein aber fühlen sich so unsicher und sie schauen gequält auf mich und den jungen Mann und meine Zigaretten. -

"Ja, ja", sage ich. "es ist schon schlimm, wenn an solchen Nichtigkeiten eine Freundschaft oder Gemeinschaft zugrunde gehen soll, nur weil der Jehova es so befohlen hat!" Ich stecke voll Optimismus und Lebensfreude. Die trostlosen Situationen im Leben muß man einfach hinnehmen und das Beste daraus machen.

"Gefalle ich Euch nicht, wie ich aussehe? Sagt es mir ehrlich!" Vom Weltuntergang fangen sie wieder an und ich hätte nicht nötig, mich so "herzumachen". - "Aber Sie haben es bitter nötig, mal etwas an sich zu machen", sage ich mit dem freundlichsten Gesicht.

Das picklige Mädchen fragt auch sofort, was da helfen könne. Ich gab ihr ein gutes Rezept und sagte ihr, sie solle mal allein vorbeikommen, dann werde ich ihr noch mehr verraten, denn ich hatte in meinem ganzen Leben noch keine Pickel im Gesicht. -

Sie kam noch ein paar Jahre zu mir, der "unverbesserlichen Antizeugin", um sich in irgendwelchen Situationen einen Rat zu holen, aber wissen durfte es niemand. -

Das kleine Erfolgserlebnis hat mich so aufgebaut, daß ich unternehmungslustig in die Stadt gefahren bin, um einkaufen zu gehen und ab und zu einen Blick zu erhaschen, der mir signalisierte: "Gut siehst du aus!" Zu allen Menschen sagte ich ein fröhliches, lautes "Guten Tag!" Da mußte ich in mich hineinschmunzeln, denn die meisten waren so betroffen, daß sie stehenblieben und sich mit nachdenklichen, verdutzten Gesichtern nach mir umdrehten. Ich strahlte sie an, nickte ihnen zu und entschwand. Probieren Sie das mal aus! Seien Sie einfach nur freundlich und fröhlich, das ist schön! Abends fragte mich mein Mann, wie es denn heute so war und was ich gemacht hätte. "Nicht sehr viel", sagte ich, "ich war heute nur eitel, freundlich, fröhlich, ein bißchen provozierend und ich habe unentwegt geatmet".

Marita Bodry

An die Ältesten und Dienstamtgehilfen sowie an alle, die mir nahestehen (II)

... Wie sieht es mit dem "helleren Licht" bei Lehren aus, die nachgeprüft werden können? Ich führe zwei Beispiele an, siehe Römer 13, 1-6.

Bis 1929 glaubten die Zeugen (Russell lehrte es), die obrigkeitlichen Gewalten seien die weltliche Regierung. Doch dann trat eine Änderung ein. Dazu schreibt das Buch "Die Wahrheit wird euch frei machen" auf Seite 312. Zitat: "Das geistliche Israel zogen sich von ihrem öffentlichen Unterrichtswerk zurück, größtenteils wegen der noch immer herrschenden religiösen Ansicht, daß die politischen Behörden ... die obrigkeitlichen Gewalten seien.

Durch solche Bibelverdrehung ... solch religiöses Falschanwendung der Bibelaussagen ..." - Zitatende -

Was Russell gelehrt hatte, galt jetzt als "Bibelverdrehung". Was hätte er wohl dazu gesagt?

Ich zitiere weiter aus obigem Buch: "Nachdem der Herr zum Tempel gekommen war, ... begann er ihren Augen allmählich die Wahrheit zu erschließen. Im Jahre 1929 brach das helle Licht hervor. (!) Der WT zeigte, daß Jehova Gott und Jesus Christus die obrigkeitlichen Gewalten sind, (siehe 2. Kor. 7-14, Jes. 5.20) Diese Enthüllung einer ungemein wichtigen Wahrheit ..." - Zitatende -

Doch dieses hellere Licht schien nur bis zum Jahre 1963. Jetzt wurde nämlich die Finsternis, die ehemalige "Bibelverdrehung" und "religiöse Falschanwendung" wieder zum Licht erklärt; genauso, wie Russell es bereits gelehrt hatte. Man hatte also 33 Jahre in der Dunkelheit gelebt, diese aber für Licht ausgegeben und das Licht für die Dunkelheit! Und so glauben wir seit 1963 wieder, die obrigkeitlichen Gewalten seien die eingesetzten Regierungen. (1. Kor. 2=7, 8+10)

Liebe Brüder, was soll man davon halten? Leitet so der Geist Jehovas? Wäre das der Fall - wie sähe dann wohl unsere Bibel aus! Nein, hier agieren einfach nur Menschen; Menschen, die ihren Behauptungen nicht gerecht werden. Oder hängt das jeweilige Licht gar vollständig von der Meinung des gerade amtierenden Präsidenten ab ...?

Ich erinnere mich noch, wie auf dem Kongreß in Wien 1971 eine neue Regelung eingeführt wurde. Jüngste Studien hätten ergeben, so teilte man uns mit, daß die Versammlungen neu zu strukturieren seien. Nach diesem neuen Licht sollte kein Einzelner mehr, sondern eine Ältestenschaft der Versammlung vorstehen. Das ist richtig und so lehrt es die Bibel - nun war es wirklich neues Licht? (Philipper 1=1; Apg. 20=17; 1. Timotheus Kapitel 3)

So kann man im WT über die Zeit als Rüssel noch lebte, folgendes lesen: "Die einzelnen Versammlungen hatten ihre Ältesten und Diakone".

Weiter steht dann in dieser Ausgabe vom 15.02.1972, Seite 117: Zitat "Der Brauch der Versammlungen, Älteste und Diakone ,„ einzusetzen, wurde beibehalten bis zum 5. Oktober 1932, als die Versammlung der Stadt New York durch einen Beschluß die Leitende Körperschaft bat, für sie einen Dienstleiter einzusetzen ... Diesem Beispiel folgten die Versammlungen auf der ganzen Erde." - Zitatende -

Also wurde damals eine biblische Einrichtung abgeschafft (und 1971 wieder eingeführt), weil eine Versammlung den Beschluß faßte. Kann das sein? R. V. Franz, der Neffe von Fred Franz und ebenfalls Mitglied der Leitenden Körperschaft schreibt in seinem Buch "Der Gewissenskonflikt", nachdem er ausgeschlossen worden war - ich zitiere sinngemäß: Die Einrichtung der Ältestenschaft wurde kurzerhand aufgehoben, weil dem damaligen Präsidenten Rutherford einige Älteste große Probleme bereiteten, da sie mit seinen Ansichten und Aktionen nicht übereinstimmten! Dann wurden weltweit alle Versammlungen aufgefordert, für die Abschaffung der Ältestenschaft zu stimmen. Und so gab es 40 Jahre keine Ältestenschaft mehr. Denn welche Versammlung hätte gewagt, dagegen zu stimmen ?!

Allerdings hatte Rutherford etwas erreicht, wurde doch von nun ab nicht mehr demokratisch, sondern theokratisch gewählt. Nur frage ich mich, ist das theokratisch oder zentralistisch, wenn eine Handvoll Männer über Millionen Menschen bestimmen und diese vollständig unter Kontrolle haben. - Sie selbst entscheiden in ihren Gremien allerdings demokratisch, denn es wird nach 2/3-Mehrheiten abgestimmt. Ach, einfache Mehrheiten reichen nicht aus, selbst in Fällen, wo für Zeugen die Zukunft auf dem Spiel steht, bleibt alles solange offen, bis sich eine 2/3-Mehrheit gefunden hat. So berichtet R. Franz von einer Sitzung, die am 11.10.1978 stattfand und wo beschlossen wurde, daß junge Männer weiterhin den Ersatzdienst zu leisten haben, obwohl die Mehrheit der Körperschaft meinte, es handele sich um eine Gewissensfrage, aber weil sich diese Mehrheit nicht fand, müssen junge Manner weiter diese Last tragen! Was für ein Eingriff in das Leben eines Menschen. -

Wie machen diese Männer das eigentlich? Sie wissen doch genau, daß auch sie keinen "Draht" zu Gott haben und es spricht absolut nichts dafür. Wie kann man dann trotzdem so eine Macht ausüben? Für mich unbegreifbar! Ein anderes Problem stellt für mich seit einiger Zeit die Lehre von den 144000 dar. Jesus wußte nichts von 144000. Paulus kannte diese Lehre auch nicht. Auch der Urkirche ist dieser Gedankengang vollständig fremd. Johannes spricht weder in seinem Evangelium noch in seinen Briefen davon. Nur in der symbolisch gehaltenen Offenbarung erscheint diese Gruppe. Niemand interpretierte sie allerdings so wie Rutherford. Sollte der Schlüssel zu diesem Bild also erst ca. 1800 Jahre später geliefert werden? Wir wollen sehen.

Johannes 10:16 ist sicher kein Beweis für diese Lehre. Zu diesem Text schreibt die Jerusalemer-Bibel in einer Fußnote: "Nicht sie in die jüdische Hürde bringen, sondern Juden und Heiden zu der einen Herde versammeln ..." Diese beiden Gruppen bilden Juden und Heiden, das meinte Jesus damit und es stimmt mit anderen Äußerungen überein. Der Bibelgelehrte Adolf Schlatter kommentiert diesen Text folgendermaßen: "Jetzt dient er (Jesus) Israel allein ... Aber seine Gemeinde ist ihm nicht nur in Israel bereitet. Auch draußen im weiten Gebiet der Völkerschaften gibt es Menschen, die sein Eigentum sind ... nicht damit es zwei Hürden wurden ... vielmehr, damit es eine einträchtige Gemeinde gebe ..." Auch Lukas 12:32 ist doch ganz eindeutig; Vers 22 zeigt, daß Jesus zu seinen Jüngern spricht, diese waren doch damals tatsächlich eine kleine Schar und sie sollten das Reich des Vaters erhalten - sie, seine Zuhörer, seine Jünger. Schlatter schreibt: "Zählen sie ihre kleine Schar, so könnten sie verzagt werden. Es war des Vaters Wille und Beschluß, es ihnen zu geben. Das schlägt alle Fragen nieder: Warum so wenige? ..."

Jesus sprach zu seinen Zuhörern und er versprach es ihnen. Dieser Text ist also sicher kein Beweis für eine Lehre von zwei Hoffnungen, sondern im Gegenteil ein Beweis dafür, daß Jesus von den Anfängen an, eine ganz bestimmte, für seine Nachfolger hatte, er kannte keine Treuen ersten und zweiten Grades!

Oh, es ist schwer, diese einfachen Aussagen zu verstehen, wenn man fast 40 Jahre etwas anderes gelehrt bekam !!! Bleibt noch Offenbarung 7 und 14.

Ist die Erklärung von Rutherford denn wirklich glaubwürdig? Da es sich mal wieder um den unsichtbaren Bereich handelt, läßt sich nichts nachprüfen. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als es zu glauben ... Nein, das ist nicht richtig! Es gibt noch ein Kriterium. - Wie sieht es denn mit den Erklärungen, Aussagen und Voraussagen Rutherfords aus, die sich nachprüfen lassen? Finden wir hier Endgültiges, von Gott Eingegebenes, nicht Zuwiderrufendes? - Wir wollen sehen. Ich zitiere Rutherford erstmal nur aus einem Buch "Die Harfe Gottes", erschienen 1926. (Bitte auch hier auf die Art der Argumentation achten.)

Auf Seite 229 heißt es: Zitat "Der Feldzug des großen Feldherrn Napoleon Bonaparte ist eine klare Erfüllung dieser Prophezeiung. Der König des Südens ... bezeichnet Ägypten, der König des Nordens bedeutet Großbritannien. Napoleon begann diesen Feldzug 1798. Der Feldzug ist aber anschaulich in dieser Prophezeiung Vers 40-44 (Dan. 11) beschrieben, und da dieser Feldzug 1799 zu Ende ging, so bezeichnet er den Beginn der Zeit des Endes." -

Wer glaubt das heute noch?

Auf Seite 231 heißt es: (zugrunde liegt Dan. 12:5-7) "Zwölfhundertsechzig Jahre von 539 nach Christus (Sturz des Ostgotischen Reiches) bringen uns zum Jahre 1799 - ein weiterer Beweis, daß das Jahr 1799 genau den Beginn der 'Zeit des Endes' bezeichnet. Dies zeigt auch, daß es das Datum 539 nach Christus ist, von welchem aus die anderen prophetischen Tage Daniels berechnet werden müssen. - Wer glaubt das heute noch ???

Auf Seite 232 heißt es: Zitat "Die Zeit der zweiten Gegenwart des Herrn aber datiert von 1874 an ..."

Das Verständnis der Prophezeiung mit Bezug auf die Zeit des Endes wurde mit Absicht von Jehova verborgen gehalten, bis zu der von ihm zuvorbestimmten Zeit. - Wer glaubt das heute noch ???

Seite 241: Zitat "Pastor Russell ... war deshalb der treue und kluge Knecht, der dem Haushalt des Glaubens geistige Speise zur rechten Zeit vorsetzte." - Wer glaubt das heute noch ?? Seite 243: Zitat "Das große Werk der Ernte ... ist in so bemerkenswerter Weise seit 1874 erfüllt worden, daß es eines der schlagendsten und überzeugendsten Beweise der zweiten Gegenwart des Herrn ist". - Wer glaubt das heute noch ???

In dem Buch "Das vollendete Geheimnis" kann man lesen: Zitat "Möglicherweise bringt uns das Jahr 1980 (!) etwas, das für das natürliche Israel von besonderem Interesse sein mag. Es wären dann gerade 70 Jahre nach 1910 ..."

Auf Seite 72 dieses Buches schreibt er: "Somit können wir die Erwartung hegen, daß die Verherrlichung der kleinen Herde im Frühling des Jahres 1918 stattfinden wird." (Als Gesamtheit) - Wer glaubt das heute noch ???

In der Broschüre "Millionen jetzt lebender Menschen werden nie sterben" schreibt Rutherford: Zitat "... im Herbst des Jahres 1926 (wird) den Beginn der Wiederherstellung aller Dinge markieren ... daß eine Auferstehung Abrahams, Isaaks, Jakobs und anderer Treuen des Alten Bundes stattfinden wird können wir erwarten im Jahre 1926 Zeuge zu sein."-

Wer glaubt das heute noch ???

Im Jahre 1941 riet Rutherford jungen Leuten, nicht zu heiraten, sondern die wenigen Monate zu warten, um sich dann von den Treuen der alten Zeit beraten zu lassen. Sein einziger Sohn hatte sich damals schon abgewendet, von seiner Frau lebte er getrennt und selbst war er sterbenskrank. Einige haben seinen Rat befolgt. Doch aus Monaten sind inzwischen fünf Jahrzehnte geworden!

Im WT 1923, Seite 208 kann man lesen: "Unser Glaube ist der, daß der Zeitpunkt 1926 endgültig in der Schrift festgelegt ist". Noch im WT 1924, Seite 259, Zitat: "Das Jahr 1926 ist ein Zeitpunkt, der klar und bestimmt in der Schrift dargelegt ist, also klarer als 1914."

Liebe Brüder, diese Beispiele lassen sich fast unbegrenzt fortsetzen! Sagt mir, was soll ich davon halten! Alles, alles was Rutherford vorhersagte, als endgültig und eindeutig schriftgemäß proklamierte, ist überholt, veraltet, manches geradezu lächerlich und peinlich. Und jetzt soll das, was ich nicht nachprüfen kann, eingetroffen sein, während das Nachprüfbare sich ausnahmslos ins Nichts auflöst !!! Nicht doch, meine Brüder, so hat Gott nie gewirkt, so wirkt der arme unvollkommene Mensch, und das wäre an sich ja keine Schande - wäre da nicht diese ungeheuerliche Behauptung ... Halten wir fest, auch Rutherford gab nur seine Meinung und Überzeugung wieder. Manchmal frage ich mich, ob wir nicht 'das Opfer einer ehrlichen, aber doch nur menschlichen Idee geworden sind.

Ich möchte meine Frage wiederholen: Wo hat Jehova in all diesen Lehren geführt und geleitet? Beweist es mir und ich bereue in Staub und Asche! Aber bitte kommt mir nicht mit Sprüche 4:18. Hier ist doch nur einfach der Weg des Gerechten beschrieben. Ein Vater mahnt seinen Sohn, zeigt diesem, daß der rechte Weg immer der bessere ist.

Hier ist doch nicht die Rede von einer Gruppe von Menschen, die Irrtümer oder Falschlehren - egal wie groß und tief die Konsequenzen im Leben der Einzelnen auch sein mögen - immer mir dem Satz: Das Licht scheint eben heller, entschuldigen können! ...

So, liebe Brüder, jetzt mache ich langsam Schluß, denn ich bin mit meiner Kraft am Ende. Dabei gäbe es noch manches zu besprechen ... Vielleicht ein anderesmal.

Ich gehe davon aus, daß Ihr jetzt total sauer auf mich seid, aber ich konnte nicht anders! Geschrieben habe ich nach bestem Wissen und Gewissen. Sollten mir Fehler unterlaufen sein, so keineswegs absichtlich. Erst wollte ich schweigen, mich nur zurückziehen, aber vieles empfinde ich als so ungeheuerlich, daß ich meine, andere härten ein Recht, es zu erfahren! Das Geschriebene sollte wenigstens diskutiert werden, aber keinesfalls unter den Teppich gekehrt. Dafür ist die Verantwortung, die Ihr als Älteste habt, einfach zu groß, Eure Schafe sind ja Christi Schafe, sie gehören keiner Organisation, vor ihm werdet auch Ihr stehen, und dann werdet Ihr bekennen müssen, ob Ihr sein Wort oder Menschenwort verkündigt habt. Glaubt mir, auch mir fiel dieser Schritt nach 40 Jahren nicht leicht, aber ich kann nicht anders ...

Jetzt bin ich wieder auf der Wahrheitssuche. Es sei denn Ihr könnt mir helfen, mich widerlegen, der Unwahrheit überführen, des Geschwätzes, der Verdummung - dann wär ich noch zu retten.

Aber was, wenn Ihr es nicht könnt, wenn die Tatsachen und Fakten unbestreitbar, wenn sie als wahr bestehen bleiben?!

Könnt Ihr dann diesen Menschen noch in die Augen sehen?

Bitte drückt Euch diesmal nicht wieder vor der Diskussion, macht es Euch nicht wieder so leicht!

Eure Reaktion wird mir zeigen, ob ich im Recht oder (glaubt, es wäre mir lieber) im Unrecht bin ...

Peter Fimmel

Nachtrag:

Allein auf Grund dieses Briefes (den ich inzwischen als lächerlich demütig empfinde) wurde mir im Februar 1992 die Gemeinschaft entzogen. Die "Richter" der Versammlung Wittlich luden mich zu einem "zwanglosen Gespräch" ein, um mir dann, kaum hatte ich Platz genommen, mitzuteilen, dies sei eine Rechtskomiteesitzung! Die Brüder B., B. L. und W. konnten mich in keinem Punkt widerlegen; trotzdem entzogen sie mir die Gemeinschaft. Bis heute weiß ich weder den offiziellen Grund noch das genaue Darum meines Ausschlusses. Alle schriftlichen Bitten um entsprechende Information blieben unbeantwortet. Auch an Selters wandte ich mich. Von dort erhielt ich ein Schreiben in gewohnter Form: kalt, lieblos und auf die gestellten Fragen nicht eingehend. Ich mußte also am eigenen Leib erfahren, daß die Gerüchte, von denen ich immer wieder gehört hatte, doch wahr sind!

Wer dieses System durchschaut, wird gnaden- und herzlos beseitigt! Wer für diese Organisation nicht mehr brauchbar ist, lernt die Seelen dieser immer so freundlich dreinblickcnden Männer kennen, die in Fällen, wie dem meinen, nur nach dem Wegwerf-Prinzip handeln! Wer lang verheimlichte Tatsachen und unbequeme Wahrheiten an's Licht bringt, wer die offene Diskussion sucht, der kann gehen!

Ich habe jetzt keine Freunde mehr. Meine Verwandtschaft teilte mir mit, "alle Bande sind endgültig zerrissen". Nur meine Frau und mein Sohn halten treu zu mir. Obwohl manches schmerzlich war, möchte ich doch ganz klar betonen: nicht einmal habe ich es auch nur im Ansatz bereut, nicht mehr dieser Organisation zu gehören! Im Gegenteil! Die Befreiung aus "diesem Gefängnis ohne Mauern" empfinde ich Tag für Tag als eine Gnade, für die ich sehr dankbar bin! Gegenüber den alten Männern im fernen Amerika, die sich als Gottes Kanal verstehen, verspüre ich noch selten etwas Zorn und Wut, doch diese Regungen werden immer seltener. Nur gegenüber den einfachen Zeugen verspüre ich ständig ein tiefes Mitleid. Denn diese armen, naiven Menschen sind betrogen worden und werden weiterhin betrogen! Sie sind Opfer eines Systems geworden, einer in Amerika entwickelten Idee, die ihnen alles nimmt: die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft!

Wenn ich meine ehemaligen Glaubensbrüder jetzt sehe, dann befällt mich eine tiefe Traurigkeit, habe ich doch nur wenig Hoffnung, daß auch ihnen eines Tages die Augen aufgehen werden ...

Peter Fimmel

Für alle ehemaligen hauptamtlichen Vollzeitmitarbeiter der Wachtturm-Gesellschaft

(Bethelmitarbeiter, Sonderpioniere sowie Kreis- und Bezirksaufseher)

Renten-Nachversicherung

Mit der Rentenreform vom 01.01.1992 sind alle Vollzeitmitarbeiter der Wachtturm-Gesellschaft rentenversicherungspflichtig geworden. Wer in den letzten Jahrzehnten aus dem Vollzeitdienst ausgeschieden ist, wird von der Gesellschaft nachversichert. Die Jahre des Vollzeitdienstes werden damit zu Pflichtversicherungsjahren, die für die spätere Rente von großer Bedeutung sind. Die Betroffenen müssen allerdings an die Gesellschaft schreiben und um Nachversicherung bitten, wenn sie in den Genuß der neuen Regelung gelangen möchten. Nach Auskunft der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, Berlin, können Ansprüche auf Zahlung von Versicherungsbeiträgen gemäß § 25 SGB IV nur bis höchstens vier Jahre nach Ablauf des Kalenderjahres, in dem sie fällig waren, gestellt werden, doch die Wachtturm-Gesellschaft hat der BfA zugesichert, alle Personen, die zwischen dem 01.01.1973 und dem 31.12.1986 aus dem Vollzeitdienst ausgeschieden sind, trotzdem nachzuversichern. Hierbei spielt es keine Rolle, wann der Vollzeitdienst begonnen hat. Es werden sämtliche Jahre nachversichert. Auch ist es unerheblich, ob jemand inzwischen noch aktiver Zeuge Jehovas ist. Hat jemand damals aus eigenen Mitteln freiwillige Beiträge in die Rentenversicherung gezahlt, gelten diese als Beiträge zur Höherversicherung. Die Welle der Nachversicherungen hat bereits begonnen. Mehrere Fälle wurden inzwischen durchgeführt. Die Höhe der Beiträge mißt sich für die Jahre 1957 - 1976 an 20 Prozent der jeweils geltenden Beitragsbemessungsgrundlage, ab 1977 an 40 Prozent dieses Wertes. Weiterhin offen bleibt die Frage, inwieweit die Pioniere versichert bzw. nachversichert werden müssen.

Weitere Auskunft erteilt:

Die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte

Postfach, 1000 Berlin 88.

Frederik W. Franz ist tot

Am 22. Dezember 1992 starb der 4. Präsident der Wachtturm-Gesellschaft im Alter von 99 Jahren. Viele Fragen tauchen in diesem Zusammenhang auf. Wer wird neuer Präsident? Welche Lehren wird er verändern? Bisher kamen mit jedem neuen Präsidenten Veränderungen, besonders Veränderungen der Haupt-Endzeit-Lehre. Warten wir es ab.

CVN

Neuer Präsident: MILTON HENSCHEL

In eigener Sache

Liebe Brüder und Schwestern!

Nun liegt das Jahr 1992 hinter uns. Es war ein Jahr voller Freuden, aber auch ein Jahr mit Kümmernissen. Mit dem Segen des Herrn konnten wir unser Werk weiterführen.

Viele Brüder und Schwestern haben uns dabei geholfen, die einen mit ihren Spenden und andere mit ihren Artikeln für unsere Schrift und mit aufklärenden Vorträgen und menschlicher Beratung und Hilfe. Allen sei herzlichst gedankt.

Nun liegt das Jahr 1993 vor uns. Für die Christliche Verantwortung zeichnet sich ab, daß nun jüngere Brüder aus unseren Reihen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, so daß das schwierige Problem des Generationswechsels gelöst werden könnte.

Sicherlich habt Ihr Euch über unsere vorübergehende Adresse "Hauptpostlagernd" gewundert. - Wir haben unser Büro aufgeben müssen, weil die Mietpreise bei uns so hoch gestiegen sind, daß sie für uns nicht mehr zahlbar waren.

Leider haben uns auch 1992 einige Brüder und Schwestern verlassen. Einige hat der Herr zu sich gerufen, andere hatten keine Kraft mehr, weiterzumachen, zu groß waren ihre Sorgen und Probleme in ihren Familien geworden.

Wir wünschen nun allen ein gesegnetes 1993, Gesundheit und mögen alle Wünsche in Erfüllung gehen, die in der heutigen Zeit erfüllbar sind.

Im Namen aller CV-Mitstreiter

Euer Henry Werner

"Christliche Verantwortung"; Herausgeber Henry Werner,

O - 6500 Gera; Einzelpreis 2,00 DM, auch kostenlos

Konto-Nr.: 3219526; Volksbank e.G., Gera BLZ: 830 945 64

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 264 (1993)

Als Ausnahme von der Regel, gibt es diese Ausgabe nicht eingescannt, sondern nur bildlich dargestellt.

Es war die „Abschieds"-Ausgabe der CV mit Erscheinungsort in Gera. Mehr ist dort nicht mehr erschienen. Es zeichnete sich schon geraume Zeit ab, dass jener CV, nach Aufhören des Bestehens der vormaligen DDR, der finanzielle Atem ausgehen würde, was dann ja auch eingetreten ist.

Es gab zwar noch eine variierte Abart selbiger, dann in Tübingen erscheinend, unter dem variierten Titel „Aus Christlicher Verantwortung". Aber selbige dann schon in ebenfalls variierter Trägerschaft, und zwar nicht sonderlich „überzeugend" einen „Bruch" zur DDR-CV vornehmend; gleichwohl im formalem Sinne, eine „neue" Publikation.

Die indes ist hier nicht Gegenstand, und wird an diesem Ort auch nicht eingescannt.

Das „Projekt CV" ist damit beendet, im „doppelten Sinne des Wortes".


CV 264 Gera I/1993

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