"Christliche Verantwortung" 1977 Teil I

CV 90 -  CV 95

Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 90

Relativ still ist es heutzutage in WTG-Kreisen um die "Nord" und "Südkönig"-Theorie. Das war nicht immer so. Zum Ausklang des "Kalten Krieges", etwa in dem WTG-Buch von 1958 "Dein Wille geschehe", feierte diese These wahre Triumphe bei den Zeugen Jehovas. Meinte man doch jetzt in dem kommunistischen System den "Nordkönig" wahrzunehmen und gar noch prophezeien zu können, er werde "demnächst" noch mit dem "Südkönig" militärisch zusammenstoßen und diesergestalt sein Ende finden, wobei "Jehova" dann noch in entscheidender Weise beim Todesstoß mithelfen würde.

Die sich solchergestalt als Vertreter des "Nordkönigs" apostrophierten Kommunisten waren denn ob solcher These nicht sonderlich "erfreut". Allerdings auch nicht übermäßig "verwundert". Für sie gehörten zu allen Zeiten die Zeugen Jehovas zum Lager der strammen Antikommunisten in religiöser Verbrämung. Auch die 1958-er These war für sie nur eine Bestätigung dessen.

Wie man zwischenzeitlich weiss, ist mit der Auflösung der Sowjetunion der WTG der "Nordkönig" für's erste abhanden gekommen. Möglicherweise ist seine Neu-Wiederauferstehung nur eine Frage der Zeit; denn es gab für die WTG schon ein paar andere "Nordkönige" davor. Die diesbezüglich Entwicklung wird in dieser CV-Ausgabe im groben Umrissen skizziert.

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
Ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 90/77 Gera Januar 1977

1977 IST ANGEBROCHEN! LAGE FÜR WTG HÖCHST GEFÄHRLICH!
Sie predigte 1968 aller Welt:
"Noch 8 Jahre bis Ende der 6000 Jahre des Ruhetages Gottes!
Höchstens noch ein paar Jahre bis durch Harmagedon und die Tauendjahrherrschaft Christi befreit!"
Liebe Leser
Das Jahr 1977 hat begonnen. 1975 ist kein "Ende" gekommen Die entscheidende Frage ist darum die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Endzeitorientierung. Alles andere was die WTG ansonsten noch zum Inhalt und Zweck der Zusammenkünfte und der Tätigkeit bestimmt, hat hier keine Beweiskraft. Die Glaubwürdigkeit der WTG muß an dem gemessen werden, was sie aller Welt hinsichtlich ihrer "Endzeit" predigen ließ. Damit steht und fällt das ganze Werk. Ist die WTG nicht vor 100 Jahren um dieses "Ende" willen angetreten? Ist sie etwa aus irgend einem anderen Grunde als diesem gegründet worden? Hat sie sich etwa nur deshalb gebildet, um Menschen aus anderen Kirchen und Gemeinschaften "zu fischen und zu jagen", um eine neue Gemeinschaft neben diesen anderen zu sein? Hat sie nur den Zweck, alle in "heiligem Dienst" fortlaufend "Tag und Nacht" (Kongresse 1976) zu beschäftigen? Keineswegs. Alles Zusammenkommen, alle Organisation, aller Einsatz von Zeit, Geld und Gut, alle abverlangten Opfer geschehen nur aus dem einzigen Hauptgrund: Weil das "Ende" komme und verkündigt werden müsse. Wurde nicht Matthäus 24:14 zur Hauptrechtfertigung herangezogen, "und dieses Evangelium . . . wird verkündigt werden . . . und dann wird das Ende kommen"? Darum muß die WTG nach der verkündeten Endzeitorientierung beurteilt werden. Ist diese haltlos und unglaubwürdig, dann ist alles andere umsonst und vergeblich Dann wurde die Schrift mißbraucht für etwas, was es in diesem Sinne überhaupt nicht gibt.

Prüfen wir. Den Generationen zuvor hatte die WTG dieses "Ende" für 1914, dann 1918 und dann 1925 verkündigt. Danach beteuerte sie vor aller Welt: "Jehovas Getreue wurden..... für die Jahre 1914, 1918 und 1925 in etwa enttäuscht..... Später lernten die Treuen, daß . . . sie keine Daten mehr für die Zukunft festsetzen und nicht voraussagen sollten." (Rechtfertigung II/1931, S. 332 dt) Ein einziger Wortbruch - bis heute 1975 - war die Wirklichkeit die wir vor Augen haben. Übergehen wir die neuen Daten im Hinblick auf die Generation des 2. Weltkrieges. In fortgesetztem Wortbruch wurde der nun wieder herangewachsenen Generation ob 1967/68 bekanntlich 1975 als Datum gepredigt: "Demnach fehlen noch 8 Jahre, bis die 6000 Jahre des siebenten Tages voll sind. Zählen wir vom Herbst 1967 acht Jahre vorwärts, so kommen wir zum Herbst 1975, zum Ende der 6000 Jahre des siebenten Tages oder des Ruhetages Gottes . . . Einige Angehörige der Generation, die . . . 1914 bewußt miterlebte, werden noch am Leben sein und Zeugen des Endes dieses gegenwärtigen bösen Systems der Dinge in der Schlacht von Harmagedon sein … Es dauert höchstens noch ein paar Jahre . . . und die Menschen, die dann noch leben, durch die herrliche Tausendjahrherrschaft Christi befreit werden." (WT 1. 8. 1968, S. 462f, Wiesbaden). Damit war 1975 unmißverständlich als neues Endzeitdatum verkündigt.

Nun ist bereits 1977 angebrochen. Erneut ist die Endzeitverkündigung als weltweite Irreführung erwiesen, als Mißbrauch von Schriftaussagen. Es ist erschreckend, wie gewissenlos, ja skrupellos solche, die sich heute als "Getreue" betrachten, reagieren, wenn sie nun auf 1975 hin angesprochen werden. Sie bestreiten einfach, dieses Datum verkündigt zu haben! So tat es jüngst ein 1962 zum VD einer Harzer Versammlung eingesetzter Bruder. Obwohl er selbst an dieser Verkündigung mit dem WT vom 1. 8. 68 u. a. beteiligt war! Zu was für einer Verlogenheit und Heuchelei für die WTG entwürdigen sich doch solche! Wohlan, sie richten das Werk nur noch mehr zugrunde!

Doch solche Lügen machen die Lage nur noch gefährlicher und explosiver. Begeht die WTG nun doch schon die 4. Endzeitverschiebung Das bringt alle Aufrichtigen nur noch eher zum Aufmerken, Innehalten und Nachdenken!

Bekanntlich begann das WTG-Dienstjahr 1977 im Oktober 1976. Die WTG weiß um die gespannte Situation überall. Darum nicht von ungefähr das Thema "An einer ausgeglichenen Ansicht über die Zeit festhalten" im WT vom 15. Oktober 1976. In der Absicht, die weltweite 1968-Verkündigung, daß 1975 der "Ruhetag Gottes" zuende und Harmagedon geschlagen sei, sowie die Tausendjahrherrschaft Christi anbreche, wieder aus den Köpfen zu verdrängen. Das "Argument": Nach der Erschaffung Adams verging noch eine unbekannte Zeit bis zur Erschaffung Evas. Erst danach habe der "Ruhetag Gottes" begonnen. Eine unbekannte Zwischenzeit für Adam. "Der Garten Eden war anscheinend kein kleines Stück Land . . . Adam brauchte als Zeit . . . Das mag ziemlich viel Zeit beansprucht haben . . . Wir wissen nicht, ob es eine kurze Zeit war, ob ein Monat oder mehrere, ein Jahr oder sogar mehr . . ." (Abs. 21, 23, 24, 25). Damit ist das "Ende" erneut weiter in die Zukunft und nächste Generation abgeschoben. Es ist erstaunlich, was die WTG glaubt, alles mit ihren Zeugen machen und ihnen zumuten zu können!

Im nächsten Artikel wird alles dann einfach "einigen" in die Schuhe geschoben: "Es kann sein, daß sich einige Diener Gottes bei ihren Planungen von einer verkehrten Ansicht darüber leiten ließen, was an einem gewissen Datum oder in einem bestimmten Jahr geschehen würde . . . Aber sie haben den Sinn der biblischen Warnungen verfehlt . . . da sie glaubten, die biblische Chronologie weise auf ein bestimmtes Datum . . ." (Abs. 11). Wir glauben, dies Verhalten spricht hinreichend für sich. Die Geschichte der WTG-Endzeitverkündigung ist eine Geschichte der Versprechungen, des Wortbruchs, der Ablenkungen auf andere, der Treulosigkeit, der Heuchelei und Verlogenheit von einem Datum zum anderen vor Gott und aller Welt, von einer Generation zur anderen, die kein ehrlicher Christ mehr glauben, geschweige anderen weiter verkündigen kann. Was jetzt nach dem falschen Datum von 1975 gemacht wird angesichts der weltweiten Verkündigung von 1968, was einfach dazuerfunden wird, mit dem Finger auf andere zeigend, ist zuviel! Darum heraus aus diesem haltlosen Werk in die christliche Freiheit, für die Christus wirklich freigemacht hat. Ist CV dafür nicht ein unschätzbares Hilfsmittels?
Vergewissert euch über alle Dinge
haltet fest an dem, was recht ist
1. Thess, 5:21 NW
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IN DIESER AUSGABE
"König des Nordens" weiter verschoben. Neuer "endzeitlicher" antikommunistischer Glaubens- und Bibelmißbrauch. WTG-Zugeständnisse an Neo-Faschismus und politischen Rechtskonservatismus? "Krol polnocny" dalej przesuniety. Nowy antykomunistyczny "czas konca"-naduzyzie od biblij i wiery. Watch Tower przyznanie da neo-faszyzm i polityczne "prawo-konservatyzm"?
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"KÖNIG DES NORDENS" WEITER VERSCHOBEN
Neuer "endzeitlicher" antikommunistischer Glaubens- und Bibelmißbrauch
WTG-Zugeständnisse an Neofaschismus und politischen Rechtskonservatismus?
Wer merkt es!
Schritt für Schritt wird die "Zeit des Endes", die bekanntlich 1975 wieder einmal zuende sein sollte, von der WTG erneut verändert, in ihren "Erfüllungen" umgedeutet und weiter verschoben. Selbst in großen Versammlungen der BRD z. B. besteht kaum noch die Möglichkeit einer Gesamtübersicht, was die WTG zu einem bestimmten Thema überhaupt schon gepredigt hat. Wer hat die WTG-Literatur schon seit 1874 gesammelt? Es ist darum nicht ohne Grund, daß die WTG alle alten Schriften möglichst aus dem Verkehr zieht und jeden mehr oder weniger "von der Hand in den Mund" leben läßt, was "geistige Speise" betrifft, was besonders hier der Fall ist. Niemandem eine wahrheitsgetreue Gesamtübersicht ermöglichen ist einer der Hauptfaktoren, um immer wieder eine weitere Generation in Angriff nehmen und die "endzeitliche" Unglaubwürdigkeit verdecken zu können.

Jetzt haben wir in diesem Zusammenhang auch eine Umdeutung und Weiterverschiebung der "Erfüllung" des "Königs des Nordens" (aus Daniel 11 entnommen). Bekanntlich gehört dies zu den Säulen des WT-Endzeitbildes, mit dem sie Generation um Generation seit 1799 schon hinhält. Wer nichts weiter als den WT vom 1. Mai 1976 (dt) vor Augen hat, wo dies unter dem Thema "Ein jahrhundertealter Konflikt bald beendet" geschieht, merkt natürlich kaum etwas, :wenn er die früheren "Erfüllungen" nicht kennt. Denn der WT bietet wohlweislich keine Vergleichsmöglichkeit. Die früheren "Erfüllungen" werden einfach übergangen und verschwiegen Laßt uns darum zuerst sehen, was alles bisher der Öffentlichkeit hierzu "von Gott" gepredigt wurde.

Für die Generationen von 1799-1914
"Die Zeit des Endes, eine Periode von 115 Jahren, 1799 bis 1914, ist in der Schrift besonders gekennzeichnet …Zweck und Absicht der Weissagung erkennend, sollten wir …unter "König des Nordens" den Vertreter der römischen und unter "König des Südens" den Vertreter des ägyptischen Reiches verstehen … Zusammenstoß der Repräsentanten Roms und Ägyptens … Kein weiteres Treffen zwischen ihnen werde stattfinden, außer einem, und dies gerade zur "bestimmten Zeit", der Zeit des Endes, 1799 . . . Diese Art, ein Datum zu bestimmen, ist genau . . . Napoleons Laufbahn markierte im Lichte der Prophezeiung das Jahr 1799 n. Chr. als . . . den Anfang der Periode, die "Zeit des Endes" genannt . . . schreitet die Prophezeiung, weiter und zeigt, welches besondere Ereignis als dasjenige zu verstehen sei, das bestimmt das genaue Datum der Zeit des Endes markiert. Als dieses Ereignis wird der Einfall Napoleons in Ägypten dargestellt . . . 1799. Dieser Feldzug wird in den Versen 40-44 (Daniel 11) in kurzen Worten ergreifend geschildert . . . So deutlich verfolgt das 11. Kapitel Daniels die Weltgeschichte . . . die Zeit des Endes oder der Tag . . . der mit dem Jahre 1799 beginnt und mit dem Jahre 1914 endet . . .".
(WTG-Schriftstudien 3 von 1890, S. 13-48, Magdeburg 1926)

Als 1914 kein Ende gekommen war, hatte die WTG alsbald eine geschickte Verschiebung zur Hand, um für weiteres Hinhalten die Weichen zu stellen. Im Buch "Die Harfe Gottes" von 1922 brachte sie folgende erste Umstellung im Vergleich zu 1890: "Die Erfüllung dieser Prophezeiung (Daniel 11:40,41) . . . Der Feldzug des großen Napoleon Bonaparte ist eine klare Erfüllung dieser Prophezeiung . . . Der "König des Südens" . . . bezeichnet Ägypten, der "König des Nordens" bedeutet G r o ß b r i t a n n i e n , welches damals ein selbständiger Teil des römischen Reiches war . . ." (S. 299). Es war dies eine Zwischenverschiebung, um später mit "Anglo-Amerika" zu kommen.

Für die Generationen von 1914-1955
Nachdem die Generationen, denen man vor 1914 gepredigt hatte, vergangen waren, sich genügend Neue aus der Zeit noch 1914 gefunden hatten, die als "Russelliten" vertrieben waren, die die Änderungen nicht mitmachten und der verantwortliche 2. WTG-Präsident J. F. Rutherford am 8. Januar 1942 verstorben war, erfand die WTG unter N, H. Knorr ab 1942 eine weitere Umdeutung der Daniel-Könige für ihre Endzeit. Das Buch "Die Neue Welt" war freigegeben worden Als ob es die 1799-Napoleon-Deutung nie gegeben hätte, waren der "König des Südens" und "Nordens" nunmehr die anglo-amerikanischen Westmächte und der deutsche Monarchismus mit dem Vatikan bis zum Hitlerfaschismus Das letzte "Zusammentreffen" war jetzt einfach der 2. Weltkrieg 1939/45. In "Die Neue Welt" hieß es dementsprechend: "Können wir bestimmt wissen, daß die Welt ihrem endgültigen Ende nahe ist? Wie es Jehovas Zeugen so zuversichtlich erklären? . . . Die erstaunliche Prophezeiung, die vor langem über den "König des Nordens" und den "König des Südens" (Daniel 11 :40) ausgesprochen ist, erfüllt sich jetzt . . . was beweist, daß wir dem endgültigen Ende dieser alten Welt der Bosheit nahe sind . . . (S. 339 ff). Nun war der "Blitzkrieg durch den König des Nordens", die faschistischen Kriegszüge ab 1939, das "letzte Zusammenstoßen" vor dem "endgültigen Ende".

In Verbindung damit wurde von N. H. Knorr 1942 die bisherige Verkündigung wieder "verscheucht", daß der 2. Weltkrieg "in Harmagedon münden" würde. (Dein Name werde geheiligt, S. 329) Dazu wurden 10, höchstens aber 20 weitere Jahre eingeräumt, wie auf dem "theokratischen Kongreß" Pfingsten 1945 in Zürich, Schweiz, der Welt nun versprochen wurde: "Selbst wenn die Schlußabrechnung von Harmagedon noch um zehn oder zwanzig Jahre verziehen sollte - es wurde nicht gesagt, daß es wirklich so sein wird - so muß doch das Evangelium mit aller Kraft . . . verkündigt werden . . .". (Kongreßberichte, Trost 1. Juni 1945, Nr. 545 Vol. XXIII, Bern)

Ab 1958 eine Figur für antikommunistische Hetze
Die Beteuerung und Versicherung von 1945, "es wurde nicht gesagt, daß es wirklich so sein wird" (noch 20 Jahre), war nur eine trügerische Klausel zur weiteren "Täuschung der Herzen der Arglosen", wie jetzt im Jahre 1976 doch wohl unschwer zu erkennen ist. Aber die von der WTG anfänglich überhaupt nicht ernstgenommene und deshalb mißachtete sozialistische Entwicklung, besonders die Herausbildung des sozialistischen Weltsystems noch dem 2. Weltkrieg, drohte, die "Nordkönig"-Deutung erneut auf den Müllhaufen der Wahrsagung zu werfen. So wurde sie wieder umgedeutet Durch Ausdehnung über den Hitlerfaschismus auf den Kommunismus wurde dieser "König des Nordens" nun zugleich eine Figur zur weiteren "biblischen" Begründung der Rolle, die die WTG neben anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften noch dem 2. Weltkrieg in Mißbrauch des christlichen Glaubens im antikommunistischen kalten Krieg eingenommen hatte. In dem WTG-Buch "Dein Wille geschehe auf Erden" (engl. 1958, dt. 1960) wurde dies der Öffentlichkeit präsentiert. Zugleich wurde hiermit auch die Ausrichtung auf spätestens 1965 (Kongreß 1945: Keine 20 Jahre mehr!) "verscheucht".

Auf Napoleon wurde natürlich nicht wieder zurückgegriffen. Da käme ja 1799 ins Spiel. So begann man jetzt mit dem deutschen Kaiser Wilhelm, dann habe der "König des Nordens" die Gestalt Hitlers angenommen. Und jetzt hieß es: "Indem Rußland auf Seiten der westlichen Demokratien kämpfte, trug es dazu bei, Nazi-Deutschland zu schlagen und die Stellung des totalitären, diktatorischen Königs des Nordens zu übernehmen" (S. 277). Diese "Nordkönig"-Entwicklungsfigur über Kaiser Wilhelm und Hitler zum Kommunismus bildete nunmehr eine der entscheidenden "biblischen" Grundlagen für den antikommunistischen und antisowjetischen Bibelmißbrauch, mit dem die WTG kaum hinter irgendeiner anderen Kirche und Religionsgemeinschaft, soweit sie ebenfalls darin engagiert waren, zurückstand. Besonders ließ es sich die WTG dabei angelegen sein, die bekannte imperialistische Totalitarismus-Doktrin der Gleichsetzung des Kommunismus mit dem Faschismus zu verbreiten, die sie seit Ende der 40er Jahre übernommen hatte. Es sei hierfür nur an die antikommunistische Hetzlosung vom "roten Faschismus" im WTG-Buch "Was hat die Religion der Menschheit gebracht?" (S. 10, dt. 1953) erinnert. Übelste schriftwidrige antikommunistische politische Schmähungen wurden nunmehr mit der "Nordkönig"-Figur verkündigt, wie "vom Teufel inspirierter Staat . . . rote Religion … habgierige Kommunisten . . . kommunistischer Marionettenstaat … Aggressor . . . korrupt . . ." (Dein Wille geschehe auf Erden, S. 290, 292, 295f, 300 ff). Niemand achtete auf das Gebot der Schrift, "obrigkeitliche Gewalten nicht zu schmähen" Titus 3:1,2. Man handhabt die Schrift, wie man sie gerade braucht.

Jetzt Faschismus ausgeklammert und verschont
Die verleumderische "faschistisch-kommunistische" Deutung des Daniel-"Nordkönigs" von 1958 galt, wie wir sehen bis 1975, als wieder kein Ende kam. Wie zu erwarten war, wird im Rahmen der erneuten Umdeutung und Weiterverschiebung alter wesentlichen "Endzeit-Erfüllungen" wieder für eine weitere Generation nun auch die "Nordkönig-Erfüllung" weiter verschoben und umgedeutet. Die WTG hätte das eigentlich für die Fortsetzung ihrer antikommunistischen Politik in der Verkündigung nicht nötig, bleibt diese Umdeutung doch ohnehin antikommunistisch. Insofern bereitet sie sich selbst unnötige Widersprüche. Dennoch tut sie es. "Helleres Licht" von Gott? Nichts wird hier "heller". Ausgelöscht und anders angezündet wird! Wir lesen:

"Stimmt das, was das Buch Daniel (11 :40-43) über die Entwicklung während der "Zeit des Endes" sagt, mit dem überein, was wir im 20. Jahrhundert, besonders seit 1914 erlebt haben? … Gibt es Mächte, die heute dem "König des Nordens" und dem "König des Südens" entsprechen? . . . Welche größere Macht beherrscht also das weite Gebiet nördlich dieses Territoriums (Israels)? Ist es nicht der kommunistische Nationenblock? Ja. Ist es nicht zu dem im Buch Daniel vorhergesagten "Zusammenstoß" zwischen dem "König des Südens" und dem "König des Nordens' gekommen? Hat dieser "Zusammenstoß" auf Seiten der anglo-amerikanischen Weltmacht nicht einen beträchtlichen Verlust bewirkt? Man beachte folgendes: Am Ende des Zweiten Weltkrieges beherrschte der kommunistische Nationenblock, der "König des Nordens" . . . 7 Prozent der Weltbevölkerung . . . 35 Prozent der Weltbevölkerung . . . befinden sich jetzt unter der Herrschaft des kommunistischen "Königs des Nordens" (Der Wachtturm, 1. Mai 1976, S. 286, dt. Wiesbaden).

Der angebliche "König des Nordens" der Neuzeit sei also v o n A n f a n g a n der Kommunismus, "seit 1914", dem 1. Weltkrieg, in dem 1917 die Sowjetmacht gegründet wurde. Der Hitlerfaschismus ist wieder ausgelöscht, ausgeklammert, sei es gar nicht gewesen. Er wird nun als solcher nicht mehr "bloßgestellt". Er wird nunmehr verschont. Alles konzentriert sich nur noch auf den Kommunismus. Die Frage, ist darum berechtigt, warum wird jetzt nach 1975 der Faschismus derartig ausgeklammert und verschont? Ohne Zweifel ist der Anlaß die Weiterveränderung aller sog. Endzeitlehren für die Nach-1975-Generation. Aber das ist nur der Anlaß Die WTG hätte diese Widersprüche nicht nötig, wie wir sahen. Es stecken also andere politische Gründe dahinter. Wer die Veränderung der "endzeitlichen" politischen Bibelauslegungen der WTG verfolgt, sieht, wie sie immer jeweiligen politischen Situationen angepaßt wurden. Ein Beispiel war die einstige Verkündigung des politischen Zionismus als "Endzeit-Beweis", bis dies als Kompromiß mit dem Hitlerfaschismus Anfang der 30er Jahre wieder "ausgelöscht" wurde. Was könnte hinter der jetzigen Verschonung des Faschismus stecken? Politische Beobachter haben in letzter Zeit in den kapitalistischen Hauptländern eine deutliche Erstarkung der Kräfte des politischen Rechtskonservatismus festgestellt, als dessen Extrem man den Neofaschismus bezeichnen kann. Setzt die WTG für die nächsten Jahre oder Jahrzehnte auf die weitere Erstarkung dieser Kräfte, und merzt sie deswegen alles aus ihrer Verkündigung aus, woran diese Kräfte bei ihr Anstoß nehmen könnten? Es scheint so. Die WTG ließ 1974 u. a. durchblicken, daß in den USA Kräfte an sie herantreten, die "ihr schon manche Vorteile angeboten" hätten, wenn sie eine ihnen genehme Politik in ihren Schriften betriebe. (WT 1. 1. 1974, S. 31 dt.)

Die von der WTG geführte relativ kleine Gemeinschaft der Zeugen Jehovas ist mit ihren ungeheuren, politisch antikommunistisch ausgerichteten "gedruckten Predigten" oder Schriftenauflagen von über 10 000 000 monatlich bzw. halbmonatlich in 78 Sprachen in den von den kapitalistischen Krisen am meisten betroffenen "untersten Volksschichten", wo revolutionäre Entwicklungen etwa am ehesten befürchtet werden, von beachtlicher Bedeutung. Die "Zeit des Endes" ist wirklich nur die aufgezogene Fahne. Die 4. "Nordkönig"Veränderung beweist das jedem Aufrichtigen erneut.
F. F.

PLATZ I IN DER RANGFOLGE GEBÜHRT DER WTG
Einige Antworten
Einige Briefe an CV meinen ihre Empörung über den CV Artikel "Platz 1 in der Rangfolge gebührt der WTG" (CV 89) ausdrücken zu müssen. CV selbst sollte sich "getrost die Nase zupfen, bevor Sie einem Bruder Franz dazu anraten" (WTG-Vizepräsident), hieß es u. a. zu kritischen Untersuchungen von WTG-Berechnungen. Wir wissen hingegen, daß Selbsterkenntnis ein überaus schwieriges, weil oftmals schmerzliches Unterfangen ist. Die ganze Person, der inwendige Christ mag hier auf dem Spiele stehen.

In einer anderen Zuschrift verwundert sich ein Bruder in folgender Weise: "Es vergeht kaum eine CV, mit der nicht versucht wird uns den schwarzen Peter in die Tasche zu schieben Mein Anliegen war, diese CV-Rechnungen nachzurechnen. Diese in der Nr. 89. Mein Ergebnis will ich nicht vorenthalten. Die angekreideten Zahlen und Schlußfolgerungen im WT vom 1. 9. 75, S. 515, sind tatsächlich falsch. Meine Frage ist nun, wer rechnet bei uns so falsch, daß man sich wirklich an den Kopf greifen möchte?"

Andere Zuschriften werden ausfällig, gemein und vulgär. Mit derartigen Injurien und Wortgeschleuder wünschen wir keine Gemeinschaft. Sie stehen uns und auch den Schreibern nicht wohl an.

Tatsache ist, daß grundsätzlich alles, was der WT oder "Erwachet" schreibt, die erhöhte wache Aufmerksamkeit aller Zeugen beanspruchen sollte. Einen Artikel studieren heißt auch scharf mitdenken, alles prüfen, nichts durchgehen lassen, "Fette Speise" erfordert das einfach. Niemand kann es sich leisten, nur passiv zu konsumieren. Wachen Geistes sollten wir alle sein. Weil wiederum Tatsache ist, daß es der WT mit Zahlen nicht genau nimmt. Was genau genommen nun schon wieder eine starke Untertreibung ist, wenn die Alternative nur noch Schwindel oder Selbstverlogenheit heißen kann. Da solche "Rechenpannen" fortwährend auftreten, erhebt sich die Frage, wo liegen die Ursachen, welche Erklärung gibt es dafür?

Personen nur symbolhaft, es geht um die Sache
Wir glauben nicht, daß wir einem Br. Günter Künz (deutscher WT-Redakteur) die Prozentrechnung beibringen müssen Er steht uns in der Überlegung nur symbolhaft vor Augen. Sein Name ist beliebig auswechselbar gegen andere Verantwortliche. Die Brüder R. Kelsey und W. Pohl mögen hier personhaft genannt sein. An Aufseher in Schlüsselstellungen der WTG mußte die "Körperschaft" und das Präsidium (der WTG) Verantwortung und Entscheidung delegieren, denn anders könnten sie ihren Auftrag nicht erfüllen Ein Dienstamt, wie es die Brüder Kelsey und Pohl (WTG-Zweigbüro Wiesbaden) ausüben, ist ohne analytisches Denken ihrerseits nicht möglich. Sie leiten Tausende Zeugen an, gewiß mit den Vorgaben des WT und speziellen Dienstanweisungen aus Brooklyn. Das sind oft Rahmenrichtlinien und weitgefaßte Programme. Die Brüder könnten also sehr wohl nach Brooklyn berichten, rein sachlich referieren, welche Denkfehler und Pannen sie in WT und "Erwachet" gefunden haben, und wie CV darüber berichtet. Natürlich würden die betreffenden Brüder auch erkennen, daß es hier gar nicht um CV geht. Denn in CV wird nur ausgesprochen, was vorhanden ist. Grundsätzlich können diese "Pannen und Denkfehler" und "unmöglichen Zeugnisse" von außen aufgedeckt und daher publiziert werden. Es ist klar, daß CV hier keinerlei "Wahrheitsmonopol" innehat, wer immer auch anderes denken sollte.

Es geht um handfesten Verfall
Es stellt sich die Frage, gibt es so etwas wie eine WTG-hauseigene Vereinfachung, daß man als Zeuge so weit kommt, "nicht mehr bis drei zählen" zu können, also völlig unkritisch wird? Für die Brüder Kelsey und Pohl wird man das nicht gut reklamieren dürfen. Ihr Blick ist und bleibt geschärft, weil sie zahlreiche Kontakte pflegen, die ihre geistige Unruhe und Wachheit immer wieder anstoßen. Sichtung und Wertung von Informationen ist ihre tägliche Arbeit. Warum also funktioniert das "Hirtenamt" dieser Brüder dennoch nicht? Wenn es doch darum geht, Schaden und Zerstörung der Fundamente von der WTG abzuwenden? Über "Schönheitsfehler" sprechen wir hier nicht. Nein, es geht um handfesten Verfall, um absolute Unglaubwürdigkeiten der WTG. Denkfehler, die noch außen wie Lügen wirken, kann sich die WTG eigentlich nicht leisten. Die Einmaligkeit und Ausschließlichkeit ihrer Selbsterhöhung läßt das nicht zu. Danach ist ihre "Situation vor Gott" so, daß sie täglich ihren Glaubwürdigkeitsanspruch vor Gott und den Menschen beweisen und einlösen muß. Deshalb wird ihre "Speise" so heiß gegessen wie sie gekocht wird. Das ist der Grund, weshalb auch ihre "Rechenfehler" zu einer Inflation an Unglaubwürdigkeit entarten. Personen in Schlüsselstellungen der WTG sind unweigerlich die Weichensteller in dieser Inflation. Diese "Denk- und Rechenfehler" entblößen den inneren Zusammenhang, den Entstehungsablauf von Selbstverlogenheit "Von Gott" vor all dieser "Speise" ist nur eine Schutzbehauptung. Man verdrängt und blockiert damit vielmehr Einsicht und Bewußtsein, das Wahrnehmungsvermögen in Gottes ganze Umwelt.

Aus diesem gestörten Bewußtsein produzieren dann WT Autoren "ihre Erdbeben" und "Prozentrechnungen", die jeder Sachlichkeit spotten. So entsteht "ihre Wahrheit" darüber, in Wirklichkeit als Betäubungsmittel. Wahrheit und trügerischer Schein vermischen sich zu einem Trugbild, die logische und kritische Selbstkontrolle hakt aus. Gott wird "vors Loch" geschoben, um diesen Mangel zu überdecken und zu rechtfertigen, "von ihm" komme es. Das schnelle Bibelzitat ist eilfertig zur Hand. All das geschieht weit ob und fern von CV. Es ist daher eine falsch formulierte Anfrage an CV, "ob wir nun alle Zeugen für "verblödet" halten." Jeder Zeuge ist erkenntnisfähig, nicht nur aus eigenem Vermögen, sondern weil Gott einen jeden zur Wahrheit bestimmt hat, welche Umwege Menschen auch immer gehen mögen.

Den Balken aus dem eigenen Auge ziehen
Jeder Zeuge ist fähig, z. B. über folgende besagte "Meldung" jenes WT Nr. 17/1975, S. 515 nachzudenken:
"Die Vereinigte Methodistische Kirche in den USA verlor wahrend der letzten 5 Jahre mehr als 150 000 Mitglieder pro Jahr".
In 5 Jahren, von 1971 bis 1975 demnach ca. 750 000 Mitglieder oder etwa 7,5 Prozent. Aber im gleichen Zeitraum verlor die WTG etwa 455 000 ihrer gesamten Verkündiger weltweit, das sind ca. 22 Prozent! Das bedeutet: Nur jeder 13. USA-Methodist (von ca. 10 Mill. Mitgliedern) kehrte seiner Kirche den Rücken. Von der WTG aber wandte sich jeder 5. Verkündiger durch Gemeinschaftsentzug ("Gerda') oder Fernbleiben ab!

Auf Seite 516 fragte der WT:
"Warum haben so viele Millionen Menschen den Kirchen der Christenheit den Rücken gekehrt?" Ja, warum wohl? Frage dich doch mal, warum verließ nur jedes 13. Mitglied der USA-Methodisten seine Kirche, aber jeder 5. Verkündiger seine WTG? Frage dich auch, wer nun wem "den schwarzen Peter in die Tasche" steckt. Macht das CV oder wer? Und in den "drei großen Kirchen" (Orthodoxen, Protestanten und Katholiken), wie sieht es da aus? Etwa günstiger für die WTG?

Im Jahre 1973 wandte sich nur jedes 22. Glied der "drei großen Kirchen" ab, von der WTG aber in jenem Jahr jeder 12. Verkündiger!
Was ist also dieser Artikel im WT 17/75? Spekulation auf unsere naive, arglose Uninformiertheit? Schwerlich, denn der "Wachtturm" ist ja kein internes Studienmaterial, welches nur getaufte Zeugen in die Hand bekämen. Wenn die Br. Kelsey und Pohl diesen WT lesen, dann fällt ihnen sofort auf:

Noch offizieller WT-Statistik haben von 1971 bis 1975 ca. 455 000 Zeugen die Organisation verlassen Das ist im Verhältnis gefährlich mehr als bei irgendjemandem anders. Jeder 5. Zeuge, aus welchen Gründen auch immer!
Das signalisiert höchste "Einsturzgefahr" einer Organisation, ob lokal oder weltweit, das spielt überhaupt keine Rolle. Diese Brandmeldungen tummeln und häufen sich auf ihren Schreibtischen, noch dazu, wenn sie vor "1975" herniederprasseln Solche Meldungen sprechen doch Bände. Da entfällt fast das Studium der Org.-Berichte. Jeder 5. Zeuge "abtrünnig", diese Zahl hämmert: Notstand der Organisation Warum haben sie die Rotationsmaschinen in Wiesbaden nicht gestoppt oder den bewußten Artikel im WT 17/75 nicht nach Brooklyn zurückgeschickt mit entsprechenden Anmerkungen, wie der "Splitter im Auge der anderen" den "Balken im eigenen Auge" verdeckt? Wollen sie nicht Christen sein? Hämisch reißen sie dagegen anderen Christen die Flanken auf, gierig deren Verluste und Bedrohungen zu entblößen, und zeugen doch nur die eigene Schande vor Christus. Und das soll Jehova Gott decken, mit seinem Namen im WT besiegeln? Matthäus 7:3. - W. D.

DR. REINHOLD PIETZ, BERLIN, EXPERTE DER EVANGELISCHEN KIRCHEN IN DER DDR FÜR ANDERE RELIGIONSGEMEINSCHAFTEN, AUCH DER ZEUGEN JEHOVAS, AM 12. DEZEMBER 1976 GESTORBEN
Unmittelbar noch einem Adventsgottesdienst im Berliner Dom, den er noch abgehalten hatte, erlitt Pfarrer Dr. Reinhold Pietz, Berlin, einen Schlaganfall, der seinen plötzlichen Tod herbeiführte. Dr. Pietz stammte aus einer methodistischen Familie. Er war zuletzt Präsident der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der Union (EKU) in der DDR und auch Vorsitzender des Dom-Kirchenkollegiums und in dieser Eigenschaft mit Verantwortung für den Wiederaufbau des Berliner Doms betraut. Von besonderer Bedeutung war seine 'Tätigkeit als Verantwortlicher für eine periodische lnformationsschrift für den innerkirchlichen Dienstgebrauch "Religiöse Sondergemeinschaften. Nachrichten und Kommentare", in der alle evangelischen Pfarrer u. a. auch über die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas, ihre Entwicklung, ihre Lehren und ihre Organisation in kritischer Weise informiert wurden.

In der Ansprache, die an seinem Sarge in der Kirche in Berlin-Wilhelmshagen gehalten wurde, wurde dies mit den Worten gewürdigt, es sei stets die Frage von Dr. Pietz gewesen, "was glauben die anderen?". Ob sie nicht Elemente des Christentums bewahren oder weiterführen, die die Kirchen vernachlässigt oder vergessen haben? Dr. Pietz hatte in diesem Zusammenhang einen großen Anteil daran, Versachlichung und Verständnis zu fördern, ja die Haltung kirchlicherseits selbst zu korrigieren. Bemerkenswert in dieser Hinsicht ist die Beseitigung der von anderen Gemeinschaften als höchst unsachlich empfundenen Bezeichnung "Sekten", was speziell in den periodischen Informationsschriften seinen Niederschlag fand. Im persönlichen Umgang mit "den anderen" zeichnete sich Dr. Pietz besonders dadurch aus, daß er zuhören konnte, um auch andere zu verstehen, wie ausgeführt wurde. Woran es bei gar zu vielen mangelt.

Ohne Zweifel gibt es zur Verständigung der Christen untereinander und mit ihren Mitmenschen keine Alternative auch für die Zeugen Jehovas nicht. Der 1975-Bankrott jener WTG Lehren, wonach nun schon zum 5. Male (1914, 1925, 1939/1945, 1955/65) das "Ende der Welt" kommen sollte, als Auftakt dazu der Sturz und die Vernichtung der Kirchen als "Hure Babylon", beweist, daß der "Endzeit"-Weg unter Führung der WTG völlig unglaubwürdig und die damit verbundenen Hoffnungen vergeblich sind. Niemand konnte und kann das ernst nehmen. Immer ging das Leben weiter, in welchem Christen unter sich und ihren Mitmenschen "Friedensstifter" sein sollen. Unter sich wohl zuerst. Wie sollten sie sonst glaubwürdig sein? Nein, es gibt angesichts der WTG-Endzeit-Unglaubwürdigkeit auch für Jehovas Zeugen als Christen hierzu keine Alternative. Sie müssen, wollen sie glaubwürdige Christen bleiben, ihrerseits solche "Friedensstifter" werden, was nur durch Verständnisförderung möglich ist.

Am Sarge wurde große Betroffenheit darüber zum Ausdruck gebracht, daß alles so plötzlich kam. Jemand hatte die tröstliche Bemerkung gemacht, daß, wenn es schon sein soll, es für einen Pfarrer keinen schöneren Tod geben könne, als mitten im Dienst am Worte Gottes. Auch eine gewisse Ratlosigkeit wurde zum Ausdruck gebracht. Man wisse noch nicht recht, wie es in den Aufgaben weitergehen soll, in denen Dr. Pietz gestanden habe. Für Jehovas Zeugen sei vermerkt, daß in der Traueransprache immer von "unserem Bruder Pietz" gesprochen wurde, was herzliche Brüderlichkeit zum Ausdruck brachte. Ohne Zweifel hat die evangelische Kirche in der DDR mit Dr. Pietz einen erfahrenen Experten für christliche Einheit und Verständigung verloren, der auch über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt war.

Sicherlich, Christen können keine Vollkommenheit erreichen. Sie ist auch gar nicht verheißen jetzt. Unvollkommenes Stückwerk, undeutliche Bilder hier und heute. Aber es besteht der christliche Auftrag für alle, im Glauben an den einen Gott und Christus um alle diese Unvollkommenheiten das "Band der Liebe" zu entfalten und darin das möglichste zu versuchen und zu tun. 1. Korinther, Kapitel 13. Vielfach sind es nur erst Pioniere des Glaubens, die überall aufbrechen, vorangehen oder gar vorausgehen. Es gibt aber hierzu für Christen keine glaubwürdige Alternative. Auch die Zeugen sollten das Christentum bei den anderen erkennen und anerkennen. Die WTG ist mit ihrer "Endzeit" unglaubwürdig Es ist Zeit, aufzubrechen. -

GESCHMÄHT, VERFOLGT UND LÜGNERISCH ALLES BÖSE NACHGEREDET
Freie Christen in der Nachfolge Jesu
Als nach 1914 und 1925 endgültig sichtbar wurde, daß kein Weltende mehr zu erwarten war, wie es die WTG "dieser Generation" seit 1874 verkündigt hatte, wurde denen, die es geglaubt, aber in schriftgemäßer Mündigkeit Nachfolger Christi zu sein gelobt hatten, klar, daß diese Endzeitverkündigung verfehlt und unglaubwürdig war. Ein Scheideweg war erreicht. Es war christlich unverantwortlich, neue Daten und Termine zu erfinden. Es war etwas grundsätzlich falsch.

In der WTG-Führung selbst vollzog sich nach dem Tode ihres Gründers C. T. Russell (1916) sowohl ein Wandel in personeller Hinsicht, dessen Bedeutung erst nach und nach offenbar wurde, wie auch zu dem Zweck, die Gemeinschaft der Bibelforscher ihren ursprünglichen christlichen Hoffnungen und Aufgaben zu entfremden. Sie sollten umfunktioniert werden, um künftig Generation auf Generation nur noch für das "Zeugen" zu sein, was die WTG aus der Bibel in jeder Hinsicht auslegt. Generation auf Generation in dem Glauben jedoch, jede sei "diese" und damit die letzte "Generation" gekommen. Das "Ende" würde ständig geschickt hinausgeschoben. Ab 1975 erlebt dies nun schon von der WTG-Entstehung nach 1874 her die vierte Generation.

Viele Schrifttexte mißbraucht
WTG-Hauptmittel, um die mit 1914 und 1925 endgültig haltlos gewordene Endzeit weiterzuführen, war vor allem eines: Eine Organisation, die alles beherrscht. Das Endziel war ein Führungsstil, der die Unterwerfung des gesamten Werkes unter eine ausschließlich von der WTG-Führung ausgeübte Diktatur bedeutete, "theokratische Ordnung" genannt. Erst 1938 jedoch sollte dies vollendet sein. Es wurde dafür eine neue Lehre erfunden, mit der man wohl kaum höher greifen konnte, um sich die nötige Autorität zu verleihen. Es geschah nichts geringeres, als die "obrigkeitlichen Gewalten" (Römer 13:1-7) als die Macht und Herrschaft der WTG über die Organisation auszugeben. Mit der Wachtturrn-Ausgabe vom Juli 1929 wurde dieser Schriftmißbrauch für alle verbindlich gemacht.

Als "von Gott" hieß es: "Ist es nicht klar, daß die Worte des Apostels Paulus ganz entschieden verkehrt ausgelegt worden sind, wenn man sie auf die Regierungen dieser Welt anwandte? Wenn er sagt: Diese (obrigkeitlichen Gewalten), welche sind, sind von Gott verordnet, bezieht er sich da irgendwie auf die Nationen der Erde? Ist es nicht vernünftiger, anzunehmen, daß Gott seine Worte ausschließlich an jene obrigkeitlichen Gewalten richtet, die in der Organisation Gottes bestehen und funktionieren, und nicht an die Gewalten in der Organisation Satans?" (S. 195-201. 211 bis 218). Der WTG-Kommentar im Buche "Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben", S. 124 (1960) zu dieser Bibelverfälschung sagt: "Viele Schrifttexte und weitere Argumente folgten, um diese Forderung zu stützen. Dieser neue Gesichtspunkt vom Verhältnis der Christen zu den Regierungen dieser Welt erfüllte Jehovas Zeugen mit neuem Eifer und befähigte sie, bei Angriffen in den Kämpfen vor Gericht standzuhalten, die nun wie eine Flut über sie hereinbrachen." Die politische Hetze gegen die rechtmäßigen "obrigkeitlichen Gewalten von Gott", die politischen Regierungen, wurde in der Tat maßlos. "Gangster in Amt und Würden. Überzeugender Beweis dafür, daß Politiker nicht die 'von Gott verordneten obrigkeitlichen Gewalten' sind" (Erwachet 8. Nov. 1949 Nr. 21, WTG Bern). Solche und ähnliche Hetze ließ die WTG fortan durch Jehovas Zeugen im Namen Gottes unters Volk werfen, millionenfach. Zugleich eine Veranschaulichung, wie die WTG die Verfolgung "ihrer" Zeugen inszeniert.

Nach innen wurde diese angemaßte höchste "Obrigkeits"-Autorität dazu genutzt und eingesetzt, jeden "im Namen Jehovas" in die Unterwerfung unter diese Autorität und damit zur Weiterverkündigung einer "Zeit des Endes" in dem von der WTG fortan für zweckmäßig gehaltenem Sinne zu zwingen. Andernfalls wurde er als "Rebell" gegen Gott ausgeschlossen.

Unschuldige Älteste als Verbrecher geschmäht und vertrieben "Ihr seid das Salz der Erde"
Es war unmöglich, daß verantwortungsbewußte Christen diese Abwege der WTG mitgehen konnten. So beugten sich nicht alle Versammlungen unter die im Namen Gottes aufgezogene WTG-Diktatur und gaben ihre schriftgemäße Freiheit und Selbständigkeit auf. Besonders die damalige Ältestenschaft in den Versammlungen, die noch Apg. 14:23 schriftgemäß durch Handaufheben von der Gemeinde gewählt war, bildete den Hauptwiderstand gegen die aufkommende schriftwidrige WTG-Diktatur. Als wirkliche Hirten der Herde Gottes waren sie dazu verpflichtet.

Doch die WTG kannte weder Einsicht noch Gnade. Diese Ältestenschaft hatte sich zu beugen oder sie wurde solange verfolgt, bis sie vertrieben und aus der Organisation ausgerottet war. Da diese Ältesten jedoch ihre schriftgemäßen Stellungen nicht aufgaben und die WTG-Obrigkeitsanmaßungen nicht anerkannten, setzte eine internationale Schmähung und Verfolgung gegen sie ein, bis auch der letzte von ihnen aus dem weltweiten WTG-Werk vertrieben war. Es wurde eine internationale Kampagne gegen sie entfesselt, die sie überall ausschalten und mundtot machen sollte. Sie wurden buchstäblich als Verbrecher hingestellt, mit Kübeln von Unflat überschüttet, diffamiert und beleidigt, gehetzt und gejagt. Am Ende wurde das Ältestenamt selbst als unbiblisch liquidiert. Das war nicht nur eine interne "Säuberungsaktion", sondern ein vor der Weltöffentlichkeit entfesselter Schmähungs- und Verfolgungsvorgang ohnegleichen Die WTG schürte den Haß soweit, daß man diese Ältesten - dessen völlig unschuldig - als "Feinde des Königreiches" und Handlanger des Teufels nicht einmal mehr eines Grußes auf der Straße für würdig hielt. Und wie viele folgten der WTG darin bedenkenlos! Seitenlang ist die Liste der Namen der Brüder, die so allein um der Nachfolge Jesu willen von der WTG und den ihr Hörigen geschmäht, verfolgt und vertrieben wurden. Fast jede Versammlung, die seit den 20er und 30er Jahren besteht, kennt die betroffenen Brüder namentlich. Man möge sich ihrer erinnern, sie der Vergessenheit entreißen und sie rückblickend wenigstens unter den Brüdern rehabilitieren. Was die WTG mit ihnen gemacht hat, war nicht Gottes Werk.

Neben dem WTG-Sprachrohr des "Wachtturm" waren es besonders die WTG-Bücher "Rechtfertigung" 1 und 2 und "Bewahrung" von 1931/32, mit denen diese internationale, öffentliche Schmähung und Verfolgung betrieben wurde Wieviele Tränen hat das gekostet, wieviel Leid ausgelöst. Doch die WTG blieb darin rücksichtslos, gnadenlos, unbußfertig und hochmütig bis auf den heutigen Tag.

Laut "Rechtfertigung" 1, S. 80 von 1932 jagte und vertrieb die WTG die Ältesten mit folgenden Verleumdungen: "Viele Älteste bestehen darauf, die 'höhren Gewalten', die der Apostel im dreizehnten Kapitel des Briefes an die Römer beschreibt, bedeuteten die herrschenden Mächte dieser Welt. Da diese Ältesten selbstsüchtig sind, sind sie der Offenbarung der Wahrheit Gottes gegenüber blind geworden. ,Gott sendet ihnen eine wirksame Kraft des Irrtums, daß sie der Lüge glauben' (2. Thessalonicher 2.11). Sie verfehlen auch, Jehovas Organisation zu sehen. Wie die Heilige Schrift erklärt, erwartet sie das gleiche Geschick, das Gott für den Teufel bestimmt hat. Sie sind Feinde des Königreiches Gottes".

Mit "Rechtfertigung" 2, S. 233 ff von 1932 scheute sich die WTG nicht, folgende Kübel von Schmutz und Unflat über die Ältesten öffentlich auszugießen und verbreiten zu lassen: "Jene Ältesten . . . machen sich des V e r b r e c h e n s schuldig . . . Ein Hammel ist ein männliches Schaf, das sein Eigendünkel und seine Anmaßung zufolge eines operativen Eingriffs (Kastrierung, Anm.) verloren hat. Ein Ältester mag wie ein stößiger, rücksichtsloser Bock geartet sein. .... Diese hochnäsigen, riechenden Böcke sind fett geworden … die begehrt haben, soweit wie möglich alte gute Speise vom Tisch des Herrn (WTG-Lehren, Anm.) durchzukauen und zu beschmieren . . . Diese Egoisten trampeln auf de vorn Herrn bereiteten Speise herum, suchen sie mit ihren schmutzigen Füßen zu besudeln . . .". Selbst vor Diffamierungen, pikiert mit Sexspritzern, schreckte die WTG nicht zurück, ohne Rücksicht auf die Öffentlichkeit.

In "Bewahrung", S. 31 von 1932 wurden diese Verfolgten und Vertriebenen dann öffentlich und zur Schau für alle Welt abgeurteilt und dem "zweiten Tod" überliefert: "Sie wurden zum Königreich berufen . . . und hatten die Gelegenheit, ewige Träger der himmlischen Krone zu sein . . . Sie weigerten sich, sich der Ordnung zu fügen … Sie lehnten es ab, das Werk des Herrn auf die von ihm bestimmte Weise zu tun . . . Sie folgten der Berufung zum Königreich, aber aus einem eigennützigen Grunde. Sie weigerten sich, der O b r i g k e i t in Gottes Organisation untertänig zu sein, indem sie sogar daran festhielten, daß sich die betreffende Schriftstelle auf die irdischen Regenten bezöge. (Römer 13:1, Offenbarung 19:9). Weil sie nicht festgehalten hatten, was sie besaßen, wurde ihnen die Krone fortgenommen." Damit stieß die WTG sie für die Zeugen in den "zweiten Tod".

Am Ende dieser Verfolgungs- und Vertreibungsaktionen, nachdem die WTG ab 1938 ihre "theokratisch" verbrämte Diktatur als die "wahre Obrigkeit von Gott" vollendet glaubte, wurde gleichsam der Schlußstrich gezogen. In Vergewaltigung der Bibel wurde öffentlich und aller Welt proklamiert, die Bibel lehre überhaupt nicht, "jemanden durch Stimmangabe oder Ernennung zum Ältesten zu machen", und "der Ausdruck Ältestenamt kommt in der Schrift nicht vor". Man dürfe "Männer in den Versammlungen" nicht als "Älteste titulieren." (WT "Zum Schlußwerk organisiert" Abs. 32f, 24/1944 dt.) Damit war den Ältesten auch lehrmäßig unter den Zeugen und vor der Öffentlichkeit der Todesstoß versetzt.

Die Wahrheit wird uns freimachen
Erst nachdem eine ganze Generation derartig "obrigkeitlich" irregeführt worden war, gab die WTG diese Schriftvergewaltigungen mit den WTs Nr. 1-3/1963 dt. wieder auf. Skrupellos lenkte sie von ihren Schandtaten in dieser Frage ab: "Die Religionssysteme der Christenheit sind beschämenderweise der Übertretung dessen, was der inspirierte Apostel Paulus hier (in Römer 13:1-7) zu sagen hatte, schuldig geworden" (Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes, S. 188/1967). Die Kirchen haben immer die politischen Regierungen als "Obrigkeiten" nach Römer 13 verstanden. Nachdem der WTG auch über die Vernichtunsaktionen gegen das Ältestenamt in den 30er Jahren genügend "Gras gewachsen" zu sein scheint, führte s i e ab 1972 auch das Ältestenamt wieder ein (WT 15. 2. 72 dt.). indem sie aber selbst die "Ernennung zum Ältesten" vornimmt. Ein neu damit verbundenes Auswechsel- oder Rotationssystem garantiert jedoch, jede kritische Stimme gegen sie schon im Keim auszuschalten, ihre Diktatur in Wirklichkeit noch mehr zu sichern. "Wie eine polierte Kurbelwelle" solle die Organisation arbeiten, sagte Leo K. Greenless von der Leitenden Körperschaft in Brooklyn jüngst bei einem Besuch in Wiesbaden Was für verwirrende und betörende Vergleiche. Natürlich, alles soll sich ungehemmt so drehen, wie man in Brooklyn kurbelt, immer besser, immer schneller, ohne Besinnung, ja rasend. Was für eine Entwürdigung zur bloßen Maschine. Daß man überhaupt solche Vergleiche zu äußern wagt! Ja, mit Beifall anbringen kann! Wahrlich, da kommt niemand mehr zur Besinnung, was die WTG auch lehrte und weiter lehren wird, wie immer sie jene auch behandelt, die sich von ihr nicht so "kurbeln" ließen und nicht "kurbeln" lassen.

Die von der WTG seit den 20er und 30er Jahren in Errichtung ihrer "theokratischen" Organisation Geschmähten, Verfolgten und Vertriebenen bildeten u. a. 1930 in Chemnitz, dem heutigen Karl-Marx-Stadt, einen "Brüderrat der freien christlichen Versammlungen". Heute bilden sie in unserem Lande Gemeinschaften freier Christengemeinden. Die Wahrheit über die Haltlosigkeit einer weiteren "Zeit des Endes" Generation auf Generation in ständigem Mißbrauch der Worte Jesu an seine Generation, wie die WTG dies über 1914 und 1925 hinaus betreibt, zwingt jeden Aufrichtigen, alles zu prüfen, das Gute festzuhalten und den Weg unabhängig von dem WTG-Menschenwerk in eine Gemeinschaft freier Christen zu beschreiten.
P.

BEITRAG ZUM DIENST AM WORT ALS FREIER CHRIST
So spricht der Herr: "Wenn ihr in meinem Worte bleibt, so seid ihr in Wahrheit meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch freimachen." Joh. 8:32,33
Unter diesem Leittext sollen auch die künftigen Betrachtungen über den Inhalt, den Sinn und Zweck der frohen Botschaft (das Evangelium vom Reiche der Himmel) fortgesetzt werden. Den Auftakt zu dieser Beitragsreihe gaben die Seligpreisungen aus der Bergpredigt des Herrn. Da die gesamte Bergpredigt die Summe des Evangeliums von Christus ausmacht, ist es unerläßlich, sie auch Stück um Stück zu betrachten Die Seligpreisungen sind als Konzentrat dessen anzusehen, welchen Geist es anzunehmen und zu entwickeln gilt, um einen Anteil am verheißenen Himmelreich haben zu können. Im Anschluß an die Seligpreisungen geht der Herr ganz konkret auf die zu verändernde Gesinnung ein, ohne die es keinen Erfolg in der Nachfolge Christi geben kann, sondern zu enttäuschten Hoffnungen kommen muß.

"Ihr seid das Salz der Erde"
"Ihr seid das Salz der Erde, wenn aber das Salz kraftlos geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden." So setzte er nach Matth. 5:13 seine Rede fort. Wen meinte der Herr mit "ihr"? Die Antwort darauf geht einwandfrei aus der Situation hervor. Es umlagerte ihn eine große Volksmenge. Als er sie sah, stieg er auf den Berg, setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Er tat den Mund auf und lehrte sie. Also sprach er in erster Linie seine Jünger an.

Warum nannte er sie das "Salz der Erde"? Das bezieht sich offenbar auf ihren Sendungsauftrag, das von ihm begonnene Verkündigen des Evangeliums weiterzutragen. Dabei darf nicht übersehen werden, w e m die Bestimmung des Evangeliums galt: Es war das Volk der Juden, das sich Gott zum Eigentum aufgrund der Verdienste der Väter erwähnt hatte. Drei Schriftworte bringen das eindeutig zum Ausdruck: "Er kam in das Seine, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Soviele ihn aber aufnehmen, denen gab er Anrecht darauf, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben" (Joh. 1 :l1-12). "Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt" (Matth. 15,24). "Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht auf eine Straße der Heiden und geht nicht in eine Stadt der Samariter, sondern geht vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel" (Matth. 10:5-6)

Erst nach der Vollendung seines Erlösungswerkes, noch seiner Auferstehung und vor seiner Himmelfahrt formulierte der Herr seinen Sendungsauftrag anders, nämlich: "Darum geht hin und macht alle Völker zu Jüngern und taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie halten alles, was ich euch befohlen habe" (Matth. 28:18-20). Gibt es einen Widerspruch zwischen dem Inhalt der beiden Sendungsaufträge? Wollte man allein von der Adresse ausgehen, die den Jüngern genannt wurde, wo und bei wem sie wirken sollten - ja. Aber das käme einer abstrakten oder extremen Auffassung gleich. Beachtenswert ist doch der Inhalt der Botschaft und das Bekenntnis, das es zu bewirken gilt bei denen, die die Botschaft hören und aufnahmen. Diese beiden Sendungsaufträge liegen zeitlich um Jahre auseinander und unterlagen dem jeweiligen Stand des fortschreitenden Evangeliumswerkes Dennoch bestand eine Gemeinsamkeit im Sinn und Zweck. Damit ist festgestellt, daß es keinen Widerspruch gab und auch heute nicht gibt.

Was drückt die Gemeinsamkeit des Inhaltes des Sendungsauftrages zu verschiedenen Zeiten an verschiedene Adressen aus? Vers 8 des 10. Kapitels des Matthäus-Evangeliums gibt die Antwort: "Indem ihr aber hingeht, prediget und sprechet: Das Reich der Himmel ist nahegekommen." Mit diesen Worten begann der Herr selbst die Verkündigung der frohen Botschaft, und seine Jünger sollten nicht anders reden. Dieser Auftrag besteht heute noch. Er ist zu kein er Zeit vom Herrn widerrufen worden. Nur der Kreis derer, denen diese Botschaft gelten soll, ist erweitert worden, weil ihn, den Erretter Israels, die Seinen nicht anerkannten und aufnahmen. Die Wenigen aber aus Israel, die ihn angenommen hatten und an ihn glaubten, nannte er das "Salz der Erde". Dieses Salz sollte seinen Einfluß auf alle Nationen nehmen.

Das aber konnte es nur, wenn es nicht selbst kraftlos wird. Wie wirkt kraftlos gewordenes Salz? Es wird als fade, geschmacklos usw. bezeichnet. Ausgedrückt wird aber immer: Es erfüllt seinen Zweck nicht. Die Unzweckmaßigkeit kraftlosen Salzes demonstriert der Herr, indem er weiterspricht: "Man zündet auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter den Scheffel, sondern auf das Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind. Also lasset euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen." Matth. 5: 15,16.

Diese dem klaren Menschenverstand ganz natürliche Schlußfolgerung traf der Herr, nachdem er sie, seine Jünger (Nachfolger) noch als "Licht der Welt" bezeichnet hatte und sie mit einer "Stadt auf dem Berge" verglich, die nicht übersehen werden kann. Matth. 5,14.

Welche Konsequenz liegt in diesen Aussprüchen Christi?
An dieser Stelle scheiden sich die Geister in den Ansichten über praktisches Christentum. Warum? Ausschlaggebend dabei sind die Ansichten über Art und Ausmaß von wahrem und scheinbarem Christentum. Es wird so gern vom Scheinweizen und echtem Weizen gesprochen und danach eigenmächtig klassifiziert. Großzügigerweise befaßt man sich dabei gar nicht mit Einzelpersonen, sondern gleich mit ganzen Gemeinden. Allen voran gehen in dieser Beziehung die Zeugen Jehovas, aber auch längst daraus befreite Gruppen sind noch diesem einstigen Wachtturmgeist erlegen. Jeder Außenstehende erkennt sofort, wo hier "der Hase im Pfeffer" liegt, nur der hiervon weiter Geplagte selbst nicht. Immerhin hat schon der Volksmund einen nur zu wahren Ausspruch geprägt: 'Theorie und Praxis ist oft zweierlei'. Skeptiker pflegen bei wohlklingend vorgetragenen Theorien zu sagen: 'Schön wär's'.

Jesus Christus spricht den Idealzustand an, die Einheit von Theorie und Praxis, wenn er sagt: "Lasset euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen." Also geht es dem Herrn, wenn er sagt, das Salz soll nicht kraftlos sein, das Licht nicht unter dem Scheffel stehen und die Stadt auf dem Berge nicht verborgen bleiben, darum, daß es gilt zu beweisen, daß in der Praxis zum Ausdruck kommen soll, was seine Theorie lehrt. Somit ist nicht die Lehrmeinung oder die Gemeindezucht der Ausdruck des Christentums, sondern die Verhaltensweise, wenn sie mit dem übereinstimmt, w a s der Herr lehrte.

Wie begründete der Herr die Konsequenz, die sich als Notwendigkeit aus der Beachtung seiner Belehrung ergibt? In Fortführung der Bergpredigt sagte der Herr: "Wähnet nicht, daß ich gekommen sei; das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich ich sage euch, bis daß der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist." Matth. 5:17,18. Mit diesen Worten verwies Jesus auf die Unumgänglichkeit in der Erfüllung des Liebesratschlusses Gottes als fortschreitendes Werk.

Sein Kommen, Wirken, Sterben und Auferstehen war die Erfüllung dessen, was in den Propheten über ihn geschrieben stand. Seine Verhaltensweise bis zur letzten Konsequenz war die Erfüllung des Gesetzes, was vorher noch niemandem gelungen war. Dabei gab er uns auf den Weg, wie es auch für uns erfüllbar ist. Es kommt in der Gesamtheit der Bergpredigt zum Ausdruck. Danach kann es für uns nur ein Bestreben geben: Das Gesetz wie der Herr selbst dem Geiste noch zu erfüllen. W i e das möglich ist, sagt uns auch die Schrift. Wir lesen: "Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstande. Dieses ist das große und erste Gebot. Das zweite aber, ihm gleiche, ist: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten." Matth. 22:37-40.

Mit den Worten Jesu übereinstimmend schrieb Paulus an die Römer: "Denn das Gebot, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren, und wenn es irgend ein anderes Gebot gibt, ist in den Worten zusammengefaßt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. So ist nun die Liebe die Erfüllung des Gesetzes." Rö. 13:9-10.

"Wer ist denn mein Nächster?"
Jesus wurde nicht nur einmal nach dem vornehmsten Gebot gefragt. Er beantwortete sie stets, diese Frage, in dem hier genannten Sinne. Einmal wollte ihn ein ganz Schlauer aufs Glatteis führen, indem er fragte: "W e r ist denn mein Nächster?" Der Herr gab das aufschlußreiche Beispiel vom barmherzigen Samariter als Antwort. Dieses Gleichnis sollte uns alle immer wieder nachdenklich werden lassen. Es kann nicht angehen, selbst bestimmen zu wollen. wer als Nächster anzusehen ist und wer nicht für Christen. -

ZUSCHRIFTEN / INFORMATIONEN / BERICHTE
Wie lange dauert eine Generation
. . . Ich las in CV Ihren interessanten biblischen und wissenschaftlichen Nachweis, daß eine Generation ca. 30 Jahre dauert. Ich verstehe ohne weiteres die große Bedeutung dieser Feststellung für die Zeugen Jehovas, denen ich nicht angehöre. Aber ich verfolge ihre Weltendlehren, um in "meinen Kreisen" dazu beizutragen, damit sie aus dieser Utopie herausfinden, die sich doch schon ein paarmal überlebt hat. Ich las kürzlich in der Berliner Zeitung vom 18./19. September 1976 einen Beitrag von B. Urlanis, Doktor der Wirtschaftswissenschaften in der Sowjetunion, zur Frage "Wie lang ist eine Generation?" Er schreibt: "Wie nun errechnet man die Dauer einer Generation? Schon Herodot schrieb, daß dreihundert Menschengenerationen zehntausend Jahre ausmachen, weil drei Generationen jeweils ein Jahrhundert sind. Folglich macht die Länge einer Generation 33 1/3 Jahre aus. Wenn man das mit den modernen Vorstellungen vergleicht, ist Herodot nicht sehr veraltet. In der Demografie betrachtet man als Länge einer Generation die durchschnittliche Differenz zwischen dem Alter der Eltern und dem ihrer Kinder. Eine weibliche Generation gleicht 27 Jahre, die Länge einer männlichen Generation ist gleich 30 Jahre." Ich könnte mir vorstellen, daß die freie Diskussion dieser Generationsfrage unter den Zeugen Jehovas für ihre "WTG" tödlich ist. - Aus Halle.

Zuviel im WT und zu wenig in der Bibel gelesen
"Göttingen, den 3. 10. 1976. Ihr lieben Brüder der Christlichen Verantwortung. Aus eurem Juni-Traktat Nr. 83 lese ich, daß ihr zur Mitarbeit und Mitverantwortung ruft . . . Die Zeugen Jehovas (früher Bibelforscher) lesen zu viel im WT und zu wenig die Bibel. Deswegen die mangelhafte Erkenntnis Die Vorhersage, daß 1975 das Ende kommt, ist ein großer Irrtum und Besessenheit, denn die Bibel lehrt uns, daß Christus selbst sagt, daß das Ende nur der Vater weiß . . . Auch lehne ich die Lehre der Zeugen Jehovas ab, wenn sie von Generation sprechen. Die Bibel spricht von Geschlecht, aber nicht von Generation . . . Noch meiner Erkenntnis bezieht sich Matthäus 24,34 auf das jüdische Geschlecht . . . Viele liebe christliche Grüße. Euer Bruder Karl L., Göttingen." - eingesandt.

Das trifft genau auf Jehovas Zeugen zu!
Im Oktober 1976 fand in Bad Saarow, DDR, eine Tagung des Arbeitsausschusses der internationalen "Christlichen Friedenskonferenz" (CFK) statt. Der Bericht des CFK-Generalsekretärs Dr. Karoly Toth wandte sich unter dem Thema "Gegen den Mißbrauch des Christentums, für Neuorientierung" einigen sehr allgemeinen Fragen zu. Er sagte u. A.:

"Wer könnte leugnen, daß die Beziehung vom christlichen Glauben zum menschlichen Fortschritt im allgemeinen, aber besonders zu den konkreten Formen des Fortschritts in vielerlei Hinsicht noch nicht geklärt ist.
Eine weitere große Versuchung besteht darin, daß, wenn man das Reich Gottes predigt, man die Berechtigung aller Anstrengungen, die zur Verwirklichung der weltweiten Hoffnungen des Menschen in Gang gesetzt werden, im Dunkeln beläßt oder sogar ableugnet. Leider ist es wahr, daß durch die Konzentration auf die Erwartung des Reiches Gottes oft die Aufmerksamkeit von der Verwirklichung der menschlichen Erwartungen abgelenkt und dadurch ungerechte Strukturen verteidigt und gerechtfertigt (wurden)." - Ev. Monatsschrift Standpunkt 12/76, S. 309, auszugsweise. -

Jeder nachdenkliche Zeuge Jehovas wird zugeben, daß dies in bestimmter Weise genau auch auf das zutrifft, was die WTG allen Zeugen zu tun gebietet. Man möge nur das WTHauptthema von 1974 bedenken, "Menschenpläne scheitern . . .". Was für eine Unwahrheit ist das doch, wenn all die erfolgreichen Pläne der sozialistischen Länder z. B. bedacht werden. Was für eine Versuchung zum Bösen ist diese Unwahrheit doch, indem sie soziale Bestrebungen durchkreuzt und lähmt, selbst aber nur leere Versprechungen macht, die letzte war 1975. Als ob die "obrigkeitlichen Personen" nicht ihre auch von Christen zu bejahenden und zu unterstützenden Aufgaben und Pflichten "um der Menschen willen" hätten.

Zusammenkünfte unserer freien Christengemeinden
Leipzig: Witzgallstraße 20 (Raum St. Laurentius) Sonnabends 14-16 Uhr. - Blumenstraße 75 (Raum meth. Gem.) Sonntags 14-15.30 Uhr. - Maurice-Thorez-Straße 22 (Raumgem.) Sonnabends 16-17.30 Uhr.
Dresden: Robert-Blum-Straße 6 (Raumgem.) im Winterhalbjahr Sonnabends 13.30-15 Uhr.
Karl-Marx-Stadt: Schloßstraße 4-6 (Raumgem.) Sonntags 14-16 Uhr. - Gießerstraße 36 (Raum St. Joseph) Sonnabends 13.30-15.30 Uhr.
Magdeburg: Bärstraße 9 (Raumgem.) Sonntags 13.30-15 Uhr.

WAS GEBIETET DIE SITUATION FÜR DAS JAHR 1977?
Liebe Leser
"Einige wenden sich von der Versammlung ab oder nehmen eine abwartende Haltung ein", wurde auf den WTG-Kongressen 1976 in der BRD festgestellt. Wir können sicher sein, daß dies in Wirklichkeit nur die sichtbar gemachte Spitze des Eisberges ist. Natürlich verschweigt die WTG dabei stets die wirklichen Gründe und versucht, die Betreffenden moralisch zu diskreditieren, sie hätten kein Ausharrungsvermögen, würden lau, ließen sich von der Welt verlocken, würden nicht ganzherzig dienen, hätten mangelnden Glauben u. a. mehr. Noch fürchten sich in der Tat sehr viele vor diesem "Spießrutenlaufen", vor diesem "moralischen Knüppel", vor diesem "Fertiggemachtwerden" oder "Ausgezischtwerden". Wir wissen aber, daß es im Gegenteil sehr große moralische Qualitäten erfordert, den Glaubenskampf aufzunehmen und den WTG-Bann zu durchbrechen. Niemand lasse sich in den Studiengruppen länger vor dem moralischen Zeigefinger der WTG niederducken. Laßt euch nichts in die Schuhe schieben Die WTG ist es gewesen, die alle Welt mit 1975 wieder irregeführt hat. Nur zu berechtigt ist es vor Gott und Menschen, da nicht mehr mitzumachen und zumindest eine abwartende Haltung einzunehmen. Jehovas Zeugen sind doch keine Marionetten, die man beliebig tanzen und springen lassen kann! Die WTG hat eindeutig den Bogen überspannt! Die 1975-Irreführung ist mittlerweile überall bekannt. Nur Unwissende oder Einfältige können noch auf die WTG-Endzeitverkündigung hereinfallen, indem die Verkündiger selbst die volle Wahrheit hierüber verschweigen und damit der Täuschung und des Betruges schuldig werden. Da. rum mögen sich alle fähigen Brüder erheben, die Initiative in die Hand nehmen, sich von der falschen Endzeitorientierung lossagen, alle Aufrichtigen unmittelbar um die Bibel scharen, um den Weg in die christliche Freiheit zu finden. Wandelt die Studiengruppen furchtlos und entschlossen um in freie christliche Gemeinden. Selbst wo nur zwei oder drei so im Namen Jesu versammelt sind, wird er mitten unter ihnen sein. CV steht zur Verständigung untereinander vorbehaltlos offen. Die Zeit ist herbeigekommen!
In christlicher Verbundenheit
Eure Brüder und Schwestern
CV-Leitung Gera/Thür.
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber: Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Otto-Dix-Straße 6. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,-. Versand auch kostenlos.
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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 91

Diese Ausgabe zitiert aus einigen Ausgaben des "Untergrund-Königreichsdienstes". Die Zeitschrift "Unser Königreichsdienst" gilt bei den Zeugen Jehovas als intern. Außenstehenden soll sie nicht zugänglich gemacht werden. Im Widerstreit der Gefühle hatte sich die WTG zwar entschlossen sie auch mit auf die CD-ROM-Ausgaben ihrer Literatur aufzunehmen, was denn in der Praxis ein weiterer Grund dafür war, ihrer Anhängerschaft einzubläuen. Kein Außenstehender soll die WTG CD-ROM erhalten. Gilt schon die Westausgabe des "Königreichsdienstes" als intern, um so mehr noch die spezielle Ausgabe für die DDR.

Die Stasi der DDR wäre nicht die Stasi gewesen, hätte sie nicht auch dazu Zugang gehabt. Ihre Leute (die "Hans Voss" und Co) saßen ja ohnehin mit an den führenden Stellen. Also ist es für das Stasiblatt CV ein leichtes gewesen, gegebenenfalls auch daraus zu zitieren. So in dieser Ausgabe.

Tendenz der Jahre 1975/76 war selbstredend das lavieren bezüglich des 1975-Datums. Der Anhängerschaft wurde weiter auf der "internen Schiene" suggeriert, die hochgestochenen Erwartungen werden sich allen Unkenrufen zum trotz schon "bald" erfüllen. Das ist es denn auch gewesen was so mancher am liebsten hören w o l l t e.

Die Betreffenden wurden denn auch mit solchen Angeboten via "Königreichsdienst" bedient wie den flotten Spruch:
"Dieses Einsammlungswerk ist also noch nicht abgeschlossen. Könnt ihr euch den Schock vorstellen für alle Anhänger der falschen Religion, wenn wir in eine Zeit der Religionslosigkeit eintreten, in der nur noch die wahren Anbeter ihren Dienst verrichten? Die Ereignisse werden spannungsgeladen sein." -

Aha, so deren Reaktion. Die Zeit der Religionslosigkeit haben wir ja in der DDR schon. So sorgten also "selbsterfüllende Prophezeiungen" weiter für die nötige "Stimmung" bei den Zeugen Jehovas!

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 91/77 Gera Februar 1977

Jahrestext für 1977
"IHR BEDÜRFET DES AUSHARRENS, DAMIT IHR … DIE ERFÜLLUNG DER VERHEISSUNG EMPFANGEN MÖGT". Hebr. 10:36
Ihr Zeugen bedürft? Ein kaltblütiger Bibelmißbrauch, um nach 1975 weiter hinzuhalten
Liebe Leser
Die Jahrestexte verraten zwangsläufig immer ein Stückchen Wahrheit über die weiteren Pläne der WTG. Sie muß sich damit immer mindestens bis ins übernächste Jahr festlegen, und man kann ein wenig voraussehen, was tatsächlich zu erwarten ist. Denn der Jahrestext muß bis Anfang des übernächsten Jahres durchgehalten werden, wird er doch jedem in die Hand gedrückt. Wie unwohl der WTG dabei ist, sich jetzt nach 1975 weiter durch länger geltende Losungen oder Mottos festzulegen, wie sie es vorziehen würde, jeden völlig geistig "von der Hand in den Mund" leben zu lassen, damit möglichst nichts überschaubar wird, wird deutlich durch den Umstand, daß für das Jahr 1977, das zweite Jahr noch 1975, keine Monatsmottos mehr ausgegeben werden.

Der Jahrestext 1977 ist einfach empörend. Die Zeugen Jehovas bedürfen des Ausharrens? Das jetzt, nachdem die WTG die Weltöffentlichkeit mit dem 1975-Weltende-Termin zum wiederholten Male irregeführt hat? Möchten wir erst die Kerngedanken ansehen, um zu sehen, wer da etwas bedarf.

"Über 3900 Jahre sind vergangen, seitdem Jehova Abraham zum erstenmal verhieß", beginnt der Kommentar. Ein größerer Keulenschlag ist kaum möglich. "Das unerschütterliche Beispiel Abrahams und anderer . . . sollten uns anspornen … festzuhalten, k o m m e , w a s d a w o l l e." Was da wolle? Was sind denn das für Töne! Die WTG weiß, daß mit 1975 nur zu leicht zu erkennen ist, daß ihr Endzeitspiel verloren ist. "Komme, was da wolle" ist das letzte Register, das Register des Trotzes, der Sturheit, des Fanatismus: Das Visier herunter, die Augen zu, die Stirn hart. Und wenn es die Stunde der Wahrheit ist, die da kommt! Was Wahrheit ist, bestimmt die WTG! Vorwärts, weiter, wie sie befiehlt, komme was da wolle, wohin es auch geht, hieß es an anderer Stelle. So sind immer "verlorene Haufen" geführt worden.

Ein altbewährtes Mittel ist auch das Zusammenschweißen durch "Verfolgung". Es heißt: "In unseren 1970er Jahren fegt eine Woge des Nationalismus über Afrika und andere Kontinente . . . Satan führt einen 'heißen Krieg' gegen Jehovas Zeugen, und viele von ihnen müssen um ihre Existenz kämpfen. Ihr Werk ist jetzt in über 40 Ländern verboten oder eingeschränkt Wirst du . . . ausharren?" Daß die jede sozialpolitische Bereitschaft und Tätigkeit lähmende WTG-Verkündigung insbesondere für Entwicklungsländer, die sich aus Armut, Elend, Hunger, Not und Rückstandigkeit erheben müssen, unerträglich erscheinen muß, wird nicht gesagt. Das hat mit Satan überhaupt nichts zu tun. Die "Obrigkeiten von Gott", die politischen Regierungen sind verpflichtet, "das Beste" für alle zu tun, also für eine bessere Zukunft, für ein besseres Leben zu sorgen. (Römer 13:3,4). Die WTG macht die Menschen sozialpolitisch untätig. Um des religiösen Glaubens willen wird sie da nicht verfolgt.

"Denn noch eine ganz kleine Weile". Diese sei am besten mit mehr Dienst denn je auszufüllen. "Wer tätig ist, dem fällt es leichter auszuharren." Diese Worte sind für 1977 der Gipfel an Kaltblütigkeit und Skrupellosigkeit. Als in der vorigen Generation aller Welt für den zweiten Weltkrieg Harmagedon versprochen wurde und dann nicht kam, hieß es auf dem ersten WTG-Europa-Kongreß Pfingsten 1945 in Zürich: "Selbst wenn die Schlußabrechnung von Harmagedon noch um zehn oder zwanzig Jahre verziehen sollte - es wurde nicht gesagt, daß es wirklich so sein wird … Dauert es jemand zu lange, dann sei daran erinnert, daß Zeit niemals lang wird, wenn man alle Hände voll zu tun hat. Haben wir etwa nichts mehr zu tun?" (Trost 1. 6. 1945 Nr. 545, Bern) Die Zeugen bedürfen mehr als 30 Jahre hiernach weiter des Ausharrens? Sollen sie als Narren mit ihrer Endzeit herumlaufen? Die WTG bedarf eher ihrer endzeitlichen Bankrotterklärung! Die sie natürlich nicht abgeben wird. Wird ihr Rezept, die Stirnen hart und stur zu machen mit "komme was da wolle", was da wolle, und alle in vermehrten Dienst zu stürzen, ihre Rettung auch in die nächste Generation sein? Wird sie damit ihren endzeitlichen Kollaps verhindern können? "Tell a lie and stick to it", sagt ein englisches Sprichwort, was bedeutet, predige Unwahrheit und halte trotzdem daran fest. Will die WTG am Ende so mit ihrer wehenden Fahne untergehen? Vielleicht muß es so kommen. Nicht früh genug kann man darum dieses wie ein "verlorener Haufe" mit "kornme, was da wolle" und "wohin es auch gehe" gleichsam auf Teufel komm raus weiter angetriebene Schiff verlassen. "3900 Jahre", diese "beispielhafte" Wartezeit soll wie eine Keule in alle Sinne niedersausen, die da immer unruhiger werden, weil nun auch Jahr um Jahr nach 1975 nichts wirklich in Sicht kommt. Jede Silbe des Jahrestextkommentars ist in Absicht, Bedeutung und Auswirkung genau durchdacht und kalkuliert!

Aber nur "Arglose" kann die WTG mit biblischer Beschäftigung wie "alle Hände voll zu tun" über die Unglaubwürdigkeit und Haltlosigkeit ihrer Endzeitausrichtung Generation auf Generation hinwegtäuschen. Römer 16:18. Wir hoffen, daß auch dieser CV-Ausgabe beschieden sein möge zu helfen, an "genauer Erkenntnis" zuzunehmen und den Weg als freier Christ in unserem Lande zu finden.
Vergewissert euch über alle Dinge
haltet fest an dem, was recht ist
1. Thess. 5:21 NW
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IN DIESER AUSGABE - W TYM WYDATKU
Entsetzliche Bluttat. Zeugin Jehovas ermordete ihre blinde katholische Schwägerin. Okropne morderstwo Swiatka Jehowej zabilo swoja siepa katolicka szwaqierka. Der Weltendeglaube noch 1975 und der 60. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Wiara na konca swiatu po 1975 roku i 60. rocznicy o Duzei Socjalistycznej Pazdziernikowej Rewolucji.
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DIE WTG-HINHALTEMETHODEN IM ERSTEN "DIENSTJAHR" NACH 1975
Kerntexte der Dienstanweisungen 1976 des WTG-Ostbüros geprüft
Bekanntlich gibt das WTG-Ostbüro in Wiesbaden für die Untergrundarbeit in der DDR einen sog. Ersatz-"Königreichsdienst" mit entsprechenden Chiffren (I/75, II/75 usw.) heraus, der speziell den Verantwortlichen zugeleitet wird, um die Organisation religiös und politisch anzuleiten. Wir wollen sehen, was die WTG hier getan hat, um im ersten "Dienstjahr" nach 1975 alle weiter hinzuhalten.

September 1975
"Wir beginnen ein neues Dienstjahr, das uns in das Jahr 1976 bringen wird. Seit vielen Jahren haben wir mit großem Interesse dieser Zeit entgegengeblickt. So wurden wir durch die Zeitberechnung für diese Zeit wachgemacht. Für uns hat Anfang September das Dienstjahr 1976 begonnen, und wir bleiben uns der Dringlichkeit der Zeit bewußt. Wir alle sind mit tiefer Freude und Wertschätzung erfüllt und entschlossen, in unserer Arbeit nicht nachzulassen." -

Die Endberechnung auf 1975 war also wieder nur Ankurbelungsmittel, alle "wachzumachen". Was für eine WTG-Überheblichkeit, denn niemand "schlief", daß er solcher Mittel bedurfte, die die Öffentlichkeit nur irreführen, mit denen man sich nur als unglaubwürdig blamiert. "Wir alle sind . . . "? Das ist purer Zweckoptimismus zur Verdrängung des 1975-Bankrotts.

Oktober 1975
". . . Dienstjahr 1976 erreicht . . . in die Zeitepoche eingetreten, die zwischen Adams Erschaffung und dem Beginn des Ruhetages Gottes liegt, deren Länge unbekannt ist. Wir . . . den Tag Jehovas . . . weiterhin erwarten, so lange, bis er kommt. Je länger wir leben, desto näher kommen wir ihm."

Die Wahrheit ist, daß das Jahr 1975 als "biblisch" berechnetes Ende der 6000 Jahre des Ruhetages Gottes proklamiert wurde, wann das "Ende" und die "neue Welt" kommen Jetzt eine "unbekannte Länge" einzuschieben erweist dies nur als weltweiten Trug und um möglichst viel Zeit nach 1975 zu gewinnen. "Je länger, desto näher?" Ein Gummiparagraph, der verdecken soll, daß überhaupt nichts kommt!

"An diesen Sklaven halten, und uns nicht durch Souveränitätsansprüche von Machtblöcken auseinanderreißen lassen und nationale Versammlungen bilden." -

Dies ist das Bangen der WTG, daß man sie als unglaubwürdig fallen läßt. Die Furcht, daß man ihre antikommunistische Politik gegen den "östlichen Machtblock" nicht länger mitmacht und als Dienst für den kapitalistischen "Machtblock" durchschaut, daß sie ihre Rolle verliert, zu einem antikommunistischen religiös-politischen Untergrund beizutragen unter den Christen. Niemand kann und will "national" aufteilen. Die Kirchen und Gemeinschaften bewahren in den sozialistischen Ländern noch wie vor ihren internationalen Charakter. Es ist die Furcht der WTG, daß man zurückkehrt in die christliche Freiheit und nicht mehr ihr "Sklave" ist.

November 1975
"Dieses Einsammlungswerk ist also noch nicht abgeschlossen Könnt ihr euch den Schock vorstellen für alle Anhänger der falschen Religion, wenn wir in eine Zeit der Religionslosigkeit eintreten, in der nur noch die wahren Anbeter ihren Dienst verrichten? Die Ereignisse werden spannungsgeladen sein." -

Wir haben gleich nach 1967 gesagt, daß 1975 ein Betrug ist, daß danach alles weitergehen wird. Nun kommt erst noch eine Zeit der Religionslosigkeit? Das ist die absurdeste Phantasterei, die nur glauben kann, wer keine Ahnung hat, wie fest die Religion in den Völkern verwurzelt ist. Es ist ein "Haltet-den-Dieb-Geschrei", was den Schock verhindern soll, den alle Zeugen bekommen, begriffen sie die Unglaubwürdigkeit der WTG! Die Spannung in den eigenen Reihen soll verdrängt werden!

"Wenn Personen uns Lesestoff senden oder überreichen. Ihre Mitteilungen zu lesen wäre das gleiche, wie ihnen unser Ohr zu leihen. Wie könnten wir ihre schriftlichen Äußerungen zur Kenntnis nehmen wollen, auch nur informationshalber So vernichten wir auch ihre schriftlichen Äußerungen ungelesen." Das richtet sich gegen CV. Nicht einmal zur Information soll es jemand lesen! Man wird an die mittelalterlichen Verbrennungen von Ketzerschriften erinnert. Die Furcht der WTG vor CV muß sehr groß sein.

Dezember 1975
"Unser gegenwärtigen geistiges Paradies. Hier wohnen wir an friedlichen Orten und an Wohnsitzen völliger Zuversicht und an ungestörten Ruheorten. Nicht von Panik ergriffen werden. Furchtlos und mutig weiterhin den Tag der Rache Gottes ankündigen." -

Diese Gedanken sind auch ein Zugeständnis an die allgemeine Weihnachtsstimmung in diesem Monat. Wahrheit ist, daß es weder völlige Zuversicht noch ungestörte Ruhe unter den Zeugen nach 1975 gibt. Die Warnung vor Panik läßt das durchblicken. Die mit 1975 überfällige "Rache"-Verkündigung soll durch weiteren Angriff nach außen ablenken. Die WTG dürfte selbst in panischer Furcht davor sein, daß ihr Endzeitbankrott mit 1975 bewußt wird.

Januar 1976
"Da ihr diese Dinge erwartet, tut euer Äußerstes. Ein Ansporn, der uns für das Kalenderjahr 1976 unseren gemeinsamen Weg zeigen sollte. Wir kennen den "treuen und verständigen Sklaven", den unser Herr für diese Zeit gesetzt hat, um uns zu leiten." -

Ja, das Äußerste tun! Nicht die geringste Zeit und Muße zur Besinnung soll bleiben, daß die Endzeitverkündigung ein verlorenes Spiel ist. Ein seltenes Eingeständnis: Der "Sklave", d. h. die WTG habe zu leiten! Ein Ausrutscher? Denn zu leiten hat allein der Herr! Im Gleichnis teilt der "Sklave" nur Speise aus, da ist ihm keine Leitung überlassen! So wird gar mancher WTG-Bibelmißbrauch offenbar. Doch wer merkt das schon. WTG-Hörigkeit "über alles in der Welt", könnte man abwandeln, was die WTG auch aus der Schrift herausliest oder in sie hineinliest. Diese Hörigkeit soll gefestigt werden, denn nur sie allein hält alles zusammen.

Februar 1976
"Das Jahrbuch 1976 begeistert uns. Die Mehrung wird euch mit großer Freude erfüllen . . . daß wir viele weitere demütige Menschen erwarten können, bis das Werk von unserem großen Schöpfer selbst zum Abschluß gebracht wird." -

Mit der Verordnung von Begeisterung soll der Abgrund der Unglaubwürdigkeit und Haltlosigkeit übertüncht werden, über dem alles in Wirklichkeit schwebt. Was hat sich nicht schon alles vermehrt. War es deswegen Wahrheit? Richtig? Die Betonung der Demütigkeit soll die Aufmuckenden warnen Weiter einsammeln, bis der Herr selbst? So wird wieder Gott "vors Loch geschoben". Denn wer möchte schon nicht auf den Herrn warten? Immer ist dieser Glaube mißbraucht worden, wenn alles weiter verschoben wurde.

März 1976
"Uns seiner Herrschaft nicht entziehen. Aufopfernde, grundsatztreue Liebe pflegen. Darin nie versagen. Heute nähern wir uns schnell dem Ende. In Erwartung der sicheren Erfüllung leben." -

Der Herrschaft der WTG soll sich keiner entziehen, denn sie ist es doch, die praktisch leitet! Denn wer sie nicht anerkennt, kommt angeblich nicht zu Gott durch. So hat sie in Wahrheit alles in der Hand. Der Abfall von ihr soll gestoppt werden. Darum geht es. Es gibt keine "sichere Erfüllung" Es gibt vielmehr nichts, was die WTG da nicht schon mehrere Male umgedeutet und weiter verschoben hat.

April 1976
"Wieder ist etwas geplant, was euch nicht nur erfreuen, sondern auch in Staunen versetzen wird . . . wieder etwas Besonderes . . . indem die leitende Körperschaft die Manuskripte für die drei neuen Broschüren herausgegeben hat . . . an diesem großartigen Werk einen Anteil haben." Hochstimmung und Euphorie scheinen bewährte psychologische Mittel zu sein, kritische Besinnung zu verhindern. Staunen sollen gar alle! Buchstäblich wie Kinder manipuliert die WTG alle. Niemand staunt über drei neue WTG-Broschüren Mit solcher Stimmungsmache überspannt sie immer mehr den Bogen. Es gibt auch keine perfekte Irreführung. Ein "großartiges Werk", alle, mit 1975 irregeführt zu haben ?

Mai 1976
"Diese gedruckten Predigten sind wirklich geeignete Hilfsmittel, die Einsammlung zu beschleunigen. Wir verbleiben in diesem wichtigen Werk mit euch verbunden. Da nun der Sommer beginnt . . . besondere Anstrengungen . . ."- Gott bedürfte keiner Beschleunigungen durch die WTG. Das ist eitles Geschwätz. Erfindungen um "anzuspornen". Die WTG wird in jedem Fall "verbunden verbleiben". Ihre Literatur ist nicht zuletzt auch ihre Existenz. Gott jedoch müßte ein Endzeitbankrotteur sein, wäre die WTG-Endzeit seit 1799 sein Werk.

Juni 1976
"Wir leben wirklich in einer einzigartigen Zeit. Die Mehrung ist überall zu spüren. Von vielen Zweigen neue Höchstzahlen Was wären Ferien ohne Dienst. Indem ihr ohne Unterlaß dient." -

Die Mehrung ist einzigartig? Es kann sogar noch mehr Mehrung geben. Je größer das Heer der Elenden und Arbeitslosen durch die kapitalistischen Krisen z. B. wird, desto mehr mag die WTG finden. Ein Werk Gottes ist damit jedoch überhaupt nicht bewiesen. Nicht Mehrung, sondern Glaubwürdigkeit ist entscheidend. Äußerer Triumphalismus, Zahlenbegeisterung, soll keinen zu kritischer Besinnung kommen lassen. Nicht mal in den Ferien, in denen die WTG diesbezügliche gefährliche Ruhepausen sieht.

Juli 1976
"Es ist deutlich zu erkennen, daß wir uns einem Höhepunkt in der Menschheitsgeschichte nähern. Erwarten, daß noch viel mehr Menschen Stellung nehmen. Bei dieser Weltsituation erschien es der leitenden Körperschaft angebracht, weitere Änderungen vorzunehmen. Es ist bestimmt an der Zeit, das Werk auszudehnen." -

Hat die WTG nicht zuvor gepredigt, "Mitte der 70er Jahre", also 1975, sei der Höhepunkt? Ist nicht vielmehr "deutlich zu erkennen", daß die WTG ein falscher Endzeitprophet ist? Ja, die "Weltsituation" zwingt die WTG. Sie muß sich anpassen, um ihre Unglaubwürdigkeit weiter zu verdecken. Es ist die politische Situation, von der sie getrieben wird, zu fragen bleibt, weiche politischen Kräfte darin. Mit dem jetzigen Vergehen der 1914-Generation wäre es in Wahrheit an der Zeit, das Werk zu beenden.

August 1976
"Der treue und verständige Sklave erklärt uns, wie wir Jehova anbeten müssen. Unseren Brüdern gegenüber vertreiben wir negative Gedanken, auch wenn wir ihre Handlungsweise nicht gleich verstehen und die Zusammenhänge nicht erkennen. Vermeiden, Gerüchte zu verbreiten und auf Vermutungen einzugehen, die unbegründet sind. Predigtauftrag vorrangig."

Ja, nicht die Schrift bestimmt letztlich, sondern der "Sklave" die WTG will das letzte Wort haben. Selbst wenn nicht verstanden wird, warum und wieso. Selbst wenn die Zusammenhänge nicht zu begreifen sind! So dirigiert man doch nur Unmündige und Unzurechnungsfähige! Die Gerüchte und Vermutungen scheinen schon bedrohliche Ausmaße zu haben. Pure Diktatur.

September 1976
"Am heiligen Dienst ganzherzig beteiligen. In schwierigen Situationen keine Kompromisse machen. Atheistischen Menschen die Bibel zugänglich machen. Bei jedem könnte die Neigung entstehen, das zu tun, was am leichtesten erscheint. Jetzt an der Zeit, die Warnung hören zu lassen." -

Das Wort heilig soll bedenkenlos gehorchen lassen. Hinter "keine Kompromisse" steckt die politische Drohung, sich ja nicht auf soziales Nachdenken einzulassen. Die Anti-Atheismus-Offensive dient der Ablenkung von innen durch Fixierung auf einen vermeintlichen Gegner. Und Schwerstarbeit soll jeder möglichst leisten, weil man da tatsächlich wenig Neigung hat zur Besinnung. "Jetzt an der Zeit" hieß es zu jeder Zeit.

Oktober 1976
"In Zukunft wird unser Leben noch mehr den heiligen Dienst als Mittelpunkt haben. Personen, die Sünde treiben, vor aller Augen zurechtweisen, damit auch die anderen Furcht haben. Die Nähe des Abschlusses . . . fest im Sinn haben, Ausharren." -

Damit hat das Dienstjahr 1977 begonnen, das zweite nach 1975. Die Zukunft heißt nur noch, noch mehr Dienst. Die "Nähe" darf man natürlich im Sinn behalten, fest sogar. Es wird also weiter "endzeitlich" hingehalten. Ohne Zweifel wird mit 1977 die Gefahr des Ausbruchs aus den WTG-Endzeitillusionen immer größer, zwangsläufig. Die Vollmacht für die Ältesten zu öffentlichem Verbreiten von Furcht zur Abschreckung, d. h. der Griff der WTG zu offenem psychologischem Terror, dürfte aber die Situation nur noch mehr verschärfen und Explosionen zutreiben. -
Ko.

ANTIKATHOLISCHER GLAUBENSHASS UND EINE ENTSETZLICHE BLUTTAT
"Zeugin Jehovas brachte ihre blinde Schwägerin um. Sie hatte ihre Kinder katholisch taufen lassen."
von Udo Pobel, Trimberg/Unterfranken. BRD.
Trimberg (Unterfranken), 28. 6. 1976.
Gnadenlos trieb die "Zeugin Jehovas" ihr hilfloses blindes Opfer vor sich her, stach immer wieder mit Messern zu, dann holte sie ein Beil, dann eine Sichel.
Die blinde Annemarie Sauer kam noch bis in den ersten Stock ihrer Wohnung im fränkischen Dorf Trimberg. Sie wankte ans Fenster: "Helft mir, ich verblute."
Sie ist gestorben, noch ehe ihr jemand helfen konnte, umgebracht von ihrer Schwägerin Helga Sauer (41), einer religiösen Fanatikerin.

Die Blinde war überzeugte Katholikin. Ihr Mann und ihre Schwägerin aber gehören den "Zeugen Jehovas" an. Die Schwägerin verkaufte die Zeitschrift "Wachtturm", predigte Andersgläubigen den bevorstehenden Weltuntergang und versuchte sie zu "bekehren".
Endstation Heilanstalt.
Es gelang ihr nicht mal im eigenen Haus: Die Blinde blieb katholisch ("lieber lasse ich mich scheiden"), und vor zwei Jahren ließ sie auch ihre beiden Kinder Elke und Frank katholisch taufen. Das hatte den "abgrundtiefen Haß" (so die Polizei) der Sektiererin ausgelöst: Als die beiden, Frauen allein zu Hause waren, kam es zur Tat.
Die "Zeugin Jehovas" wirkte danach völlig geistesabwesend, sie kam in die Heilanstalt.

Der katholische Ortspfarrer sagte verbittert: "Frau Sauer, hat oft geklagt, daß sie von ihrer Familie stark unter Druck gesetzt wird. Hier sieht man, wohin religiöser Fanatismus führen kann." -
(eingesandt von Bildzeitung, Hamburg, Juli 1976)

Wie kann eine Zeugin Jehovas zur Mörderin an einer überzeugten Katholikin werden? Ist das Fanatismus, Geistesgestörtheit oder eine Folge des von der WTG gepredigten antikatholischen Glaubenshasses? Wo liegen die Motive für solche bestialische Mordtat? In dieser antikatholischen Glaubensfeindschaft? Was ist im Hintergrund, im Untergrund? Was ist verantwortlich, mitverantwortlich, hauptverantwortlich für solche Bestialitäten mit Messern, Sichel und Beil im so viel gepriesenen "geistigen Paradies" der Zeugen Jehovas unter Führung der WTG? Mache dich auf einige schockierende Antworten gefaßt.

Wie lehrt die WTG Jehovas Zeugen im Namen Gottes über Katholiken zu denken und zu urteilen?
Empört wird sicher jeder Zeuge Jehovas zunächst ausrufen: Das kommt nicht auf unser Konto! Das mag durchaus aufrichtig gesagt sein, aus voller eigener Überzeugung. Dennoch, es war ein buchstäbliches Niedermetzeln einer Katholikin durch eine Zeugin Jehovas, die religiösen Ansichten spielen da schon eine Rolle. Warum metzelt sie denn keinen anderen nieder, sondern eine Katholikin? Das war doch kein Zufall, wie die Vorgeschichte der Bluttat zeigt. Hat der katholische Dorfpfarrer recht -

Pfarrer Werner Siegler aus Eifershausen, wozu die Kirchengemeinde Trimberg gehört wenn er sagt: "Hier sieht man, wohin religiöser Fanatismus führen kann?"

Wie werden Jehovas Zeugen generell von der WTG gelehrt, über die katholische Kirche und damit über die sie bildenden und tragenden Gläubigen zu denken und zu urteilen? Was ist der Katholizismus durch die WTG-Brille gesehen? Was ist somit ein überzeugter katholischer Christ, für einen Zeugen Jehovas?

Im WTG-Buch "Licht" I von 1930 wird in willkürlicher Auslegung der mystischen Offenbarungszahl 666 der Katholizismus als verbrecherisches System - der Papst als bluttriefende Marionette des Teufels - in einem blutrünstigen farbigen Bild dargestellt. (Zu Seite 306, 307) - Im WTG Buch "Die Wahrheit wird euch freimachen" von 1943 (dt. 1946) wird der Katholizismus in einem Bild als verbrecherisches Hurenweib auf einem wilden Tier reitend vorgestellt (S. 346). Im WTG-Buch "Theokratische Hilfe für Königreichsverkündiger" von 1945 (dt. 1950) wurden unter der falschen Losung, "Religion ist jedes Tun, das Jehovas Willen widerspricht" (S .303), Katholizismus, Katholische Kirche und katholischer Glauben u. a. wie folgt "bloßgestellt": "Knechtschaft der Dämonenverehrung, jede erdenkliche Art von Dämonenanbetung, eine von Satan errichtete antichristliche Organisation, ein Meisterstück der Täuschung, der Schlechtigkeit und der Bedrückung, eine Teufelsreligion, der Papst ein Werkzeug Satans des Teufels, voll unersättlicher Sucht, eine machttolle Hierarchie, Todfeind der biblischen Wahrheit…" (S. 303, 307, 318, 322, 323, 342, 355). Dazu wurde proklamiert, diese "Dämonenanbetung" werde "die jetzige Generation nicht überleben" (S. 319). Seit 1945 ist jetzt genau wieder eine Generation von 30 Jahren vergangen. Schauen wir uns um. Was für eine Falschproklamation war das doch!

In dem WTG-Buch "Babylon die Große ist gefallen" von 1963 (dt. l965) wurden Katholizismus, katholische Kirche und katholische Gläubige wie folgt dargestellt und "bloßgestellt". Auf S. 580 in einem Bild als durchsichtig gekleidete verführerische Hure auf einem wilden Tier mit einem Becher Hurenwein in der Hand. Im WTG-Buch "Die Wahrheit wird euch freimachen" von 1943 (dt. 1946) hat diese Figur eine päpstliche Krone auf dem Kopf. Dann geht es in folgender Tonart gegen die katholische Kirche insbesondere: "Uneheliche Frucht des Götzendienstes. Mit dem Wein ihrer Hurerei trunken gemacht. Mutter der Greuel oder abscheulichen Dinge der Erde. Gleich einer vor den Augen der Öffentlichkeit entblößtem Frau der Schande aussetzen, damit jeder erkennen kann, wie falsch und nutzlos ihre Religion ist. Gleich einer Hure verdient (sie) den Tod. Die Hure hassen und kein Vergnügen mehr an ihr haben. Babylonische Tempelprostituierte. Schlupfwinkel jedes unreinen und gehaßten Vogels. Ekelhafter Geruch, unreine Ausdünstung. Räuberhöhle. Religiöse Hurerei. Religiöses Spektakel. Weltreich der falschen Religion mit seinen Priestern, Kirchenführern, Mönchen, Nonnen, Astrologen, Spiritisten und Zauberern. Hure durch den internationalen Kommunismus und Radikalismus vernichtet. Dafür Jehova die Ehre geben." (S. 584, 603, 604, 605, 607, 608, 620). -

Diese wörtlichen Auszüge aus den WTG-"Predigten" sind nur ein Bruchteil jener antikatholischen Schlagworte, Begriffe, Entstellungen, Diffamierungen und haßerfüllten Verteufelungen, mit denen Jehovas Zeugen durch die WTG von Anfang an, seit Jahrzehnten unaufhörlich bearbeitet und ausgerichtet werden. Es ist sehr gut, dies einmal konzentriert vor Augen zu haben. Ein überzeugter Katholik, der die WTG-Lehren in klarer Erkenntnis ihrer Unglaubwürdigkeit und verleumderischen Tendenz ablehnt, erscheint damit nur noch als ein ekelhafter Hurendiener, ein vernichtungswürdiger Dämonen- und Teufelsanbeter, als ein "sexueller" Verbrecher, der von Gott in "Harmagedon" letztlich ausgerottet wird. Diese WTG-Doktrinen vor Augen, kann man vielleicht ermessen, was sich in Familien abspielen muß, in katholischen Familien, in die Jehovas Zeugen "einbrechen". Es kommt z. T. zu unbeschreiblichen Szenen des Hasses und der Verteufelung eigener Kinder, Ehegatten oder Eltern. Immer wieder durch die Presse gehende Scheidungsprozesse veranschaulichen das. Jugendliche werden zu Ausreißern. Kinder verlassen ihre Eltern. Selbst WTG-Bezirksaufseherfamilien können namhaft gemacht werden. Es ist furchtbar, was sich in derart betroffenen Familien abspielen kann.

Wenden wir uns nun dem eingangs dargestellten Fall der Ermordung einer blinden Katholikin durch eine Zeugin Jehovas in Trimberg/Unterfranken zu. Welche Rolle mag die antikatholische Verhetzung durch die WTG dabei gespielt haben?

Zur Bedeutung der antikatholischen Provozierungen, "Bloßstellungen" und Verteufelungen durch die WTG
Hätte die Zeugin Jehovas in Trimberg ihre blinde Schwägerin auch mit Messer, Beil und Sichel ermordet, wenn diese Schwägerin keine überzeugte Katholikin gewesen wäre, die sich der "Bekehrung" durch die Zeugin widersetzte und stattdessen sogar ihre Kinder katholisch taufen ließ? Hätte diese Zeugin Jehovas dieses Niedermetzeln inszeniert, wenn sie durch die WTG dahingehend belehrt worden wäre, daß Katholiken und ihre Kirche keine "Räuberhöhle, Teufelsreligion, Hurerei", kein "Todfeind der biblischen Wahrheit", kein "ekelhafter Geruch", keine "Mutter der Greuel und abscheulichen Dinge der Erde", keine "Hure, die den Tod verdient" sind? Hätte diese Zeugin Jehovas auch zu Messer, Beil und Sichel gegriffen, wenn ihr die WTG gelehrt hätte, daß auch Katholiken Christen sind, daß sie vielleicht nur eine andere Form der Gottesanbetung und Nachfolge Jesu haben, die man nicht teilen könne, daß jegliches Gericht aber nur Gott zustehe, die Katholiken vielleicht "getrennte Brüder in Christus" sind?

Die angedeutete Vorgeschichte der Bluttat zeigt, daß der antikatholische Haß in der Tat eine Rolle gespielt hat. Wenn man sich die Thesen der WTG gegen Katholizismus, Katholiken und katholische Kirche vor Augen führt, kann man sich den Druck in etwa vorstellen, der auf die Katholikin in dieser Familie ausgeübt wurde, wovon der katholische Ortspfarrer berichtete. Es hat mit Sicherheit in der Familie fürchterliche Auseinandersetzungen gegeben. Nur zu eilfertig sind gar zu viele Zeugen Jehovas bei der Hand, die Verteufelungen Andersglaubender, wie sie die WTG lehrt, im Umgang mit ihren Mitmenschen anzubringen und die Beziehungen damit völlig zu vergiften und zu zerstören. Denn wer läßt sich denn so etwas ohne weiteres bieten.

Nein, mit Sicherheit hätte diese Zeugin Jehovas diesen Mord nicht begangen, wenn sie über Katholizismus, Katholiken und katholische Kirche von der WTG anders belehrt worden wäre. Es ist ein gefährliches Gift, was die WTG da mit ihren antikatholischen Verteufelungen ausstreut und in die Sinne und Gefühle pflanzt! Es kann furchtbar aufgehen, es kann sich furchtbar auswirken, wenn der Zorn aufzusteigen beginnt, eben, wenn die "Bekehrungsversuche" erfolglos waren und gar in der eigenen Familie auf diesen "Teufelsglauben" des Katholizismus getauft wird. Wie leicht kann dann Zorn in Unbeherrschtheit übergehen, in unkontrollierte Ausbrüche, in Handlungen, die in Handgreiflichkeiten, Totschlag, Mord und Verbrechen enden. Nur weil die Barriere durch jene maßlose WTG-betriebene Verhetzung und Verteufelung niedergerissen war, die im Anderen ohnehin nur noch einen vernichtungswürdigen Teufeldiener erblicken läßt.

Eine andere religiöse Einstellung zu Katholizismus, Katholiken und katholischer Kirche hätte diese Mordtat mit Sicherheit nicht zugelassen. So manche erlebte Familienszene, wo nur ein Teil Zeuge Jehovas ist, der den anderen auf Grund von Ablehnung der WTG-Lehren in die Nähe des Teufels rückt, gibt ein schwaches Abbild von dem, was da möglich ist. Bis hin zu Verprügelungen "ungläubiger" Kinder und Ehegatten. Bis hin zu Affekthandlungen Labiler, nach denen jede Reue zu spät, kommt. Wodurch man erst verstört werden mag und nur noch in einer Heilanstalt unter Irren einen dauernden Platz findet. Mit Sicherheit hätte eine andere religiöse Einstellung zum Katholizismus diese Mordtat an einer Katholikin nicht zugelassen, ohne Zweifel durch Zuspitzung der Szene im ständigen Zusammenleben ausgelöst. Hat die zur Mörderin gewordene Zeugin Jehovas schon vorher einen "psychischen Defekt" gehabt, was Sache der Psychiater sein wird, so wäre sie unter anderen Umständen vielleicht eine harmlose "Wachtturm"-Verkäuferin am Straßenrand geblieben. Es gab aber andere Umstände. Wahrlich, die antikatholische Verteufelung und Verhetzung von Sinn und Gefühl, wie sie die WTG betreibt, ist eine gefährliche Saat, ein gefährliches Gift in psycholgischer Hinsicht, eine gefährliche Unterminierung des Gewissens, ein gefährliches Niederreißen von Barrieren gegen Zorn und Unbeherrschtheit, gegen Labilitat und Entgleisung, gegen Absturz ins Verbrechen, wie es hier gegen eine Katholikin von einer WTG-hörigen Zeugin Jehovas begangen wurde. Die WTG muß sich darüber im klaren sein, was sie mit ihrer antikatholischen Verhetzung und Verteufelung möglicherweise freisetzt, wofür sie damit letzte Barrieren niederreißt, wie dieser Same aufgehen kann. Denn die Menschen sind verschieden. Es ist eine Verantwortungslosigkeit sondergleichen, was die WTG da betreibt. Mit Sicherheit wäre diese Zeugin Jehovas ohne die antikatholische Verteufelung seitens der WTG nicht zur Mörderin an ihrer katholischen blinden Schwägerin geworden. Es hätte ohne diese Verteufelungen durch die WTG überhaupt keinen diesbezüglichen Konfliktstoff gegeben, so daß diese Zeugin Jehovas jetzt nicht, vielleicht zeitlebens, als Mörderin in einer Heilanstalt sitzen würde.

Was für ein Trugbild von einem "geistigen Paradies" unter der WTG. Was muß noch passieren, damit das alle begreifen? Nach einer Mitteilung aus einer Versammlung in München, BRD, befanden sich allein bis 1966 in der Landesanstalt (für Geistesgestörte), in München 35 irregewordene Zeugen Jehovas, mit denen sich vier Ärzte beschäftigen mußten.-

EINBLICKE IN DIE RELIGIÖSE SITUATION IN DEN USA, IN DER AUCH DIE WTG EXISTIERT UND WIRKT
Zur Erklärung der Ungereimtheiten und Zumutungen der naiven und haltlosen WTG-Endzeitbibelauslegung für 1975
Die Wahl des ehemaligen baptistischen Erweckungspredigers und Evangelisten, Erdnußfarmers, U-Bootfahrers, Nuklear-Ingenieurs und Gouverneurs des USA-Bundesstaates Georgia, James (Jimmy) Earl Carter, zum 39. Präsidenten der USA hat u. a. eine Reihe Betrachtungen und Untersuchungen zur gegenwärtigen religiösen Situation in den USA ausgelöst. In den Beiträgen hierzu kommt auch das amerikanische "Sektierertum" zur Sprache. Bekanntlich wird religionssoziologisch auch die in den USA entstandene und nach wie vor von dort aus geleitete Gemeinschaft der Zeugen Jehovas unter Führung der WTG in Brooklyn, New York, zu diesem "Sektierertum" gerechnet, das sachlich besser als Gruppe der kleinen Religionsgemeinschaften zu bezeichnen wäre. Angesichts der jüngsten Zumutungen von einem Weltende 1975, mit denen die WTG in einer erschreckenden Bibelauslegung "alle Nationen" nach früheren ähnlichen haltlosen Bibeldeutung (u. a. 1914 und 1925) erneut "warnte", sind einige Feststellungen in den zuvor genannten Beiträgen speziell zum religiösen Niveau in den USA sehr aufschlußreich.

Unter dem Thema "Zurück zur Old-Time-Religion" trifft der ehemalige Amerika-Korrespondent Joachim Schwelien u. a. folgende Feststellungen:
"Der Evangelismus und der ihm sinnesverwandte Fundamentalismus mancher protestantischer Kirchen Amerikas mit ihren Lehren von der unfehlbaren und wörtlich zu verstehenden Aussage der Bibel hat noch bis in die Gegenwart sektiererische Auswüchse des Antikatholizismus und des Antisemitismus hervorgebracht."

"Naive, unkomplizierte Religiosität ist somit in Amerika heute noch sehr viel lebendiger und wird vor allem in der unmittelbaren Verbindung mit dem Alltag des Bürgers stärker praktiziert als in den protestantischen Nationen Europas."

"Die protestantischen Kirchen Amerikas haben einen ausgesprochenen Klassencharakter: bei den Episkopalen und Presbyterianern finden sich überwiegend Protestanten der materiell gehobenen Bildungsschichten, die Methodisten beherbergen den Mittelstand, die Baptisten sind die Kirchengemeinden des kleinen Mannes, daneben bestehen zahllose Sekten."

"Die bis heute lebendige, an die Gemeinde gebundene, manchmal primitive und bisweilen fanatisch-sektiererische Religiosität des Amerikaners ist in der Gegenwart erheblichen Prüfungen ausgesetzt. Das rasche Wachsen der höheren Bildung . . . Die extrem gesteigerte Mobilität und Aktivität der technisierten, industriellen Umwelt . . . Daneben schwellen, oft nur Kurzlebige Wellen eines primitiv-religiösen Populismus an wie die der Jesus People in der Jugend. Nebenprodukte sind Hinwendung zu Aberglauben, Okkultismus oder Pseudoreligiosität in der sektiererischen Kopie vorwiegend asiatischer Glaubenslehren."

Zum Thema "10 Millionen Amerikaner hungern" schreibt der Amerika-Korrespondent der ARD Hans Kirchmann, Washington u. a. dies:
"Im Flecken Wheaton, eine halbe Stunde vom aufgeklärten Regierungssitz der USA entfernt, prügelte dieser Tage eine junge Mutter mit den Fäusten ihr Baby tot und erklärte sich nachher damit, sie habe dem Kind den Teufel austreiben wollen.'

"Amerika ist abergläubisch. Im feuchten Grasland von Mississippi gedeihen derzeit sich christlich nennende Kulte, bei denen der Priester zischelnde Schlangen um den Altar trägt. In New York residiert, im roten Plüsch eines Sessels mit Krönchen darauf, der schwarze Reverend Eikerenkoetter, der nicht weiß, wie viele Chromkarossen er sein eigen nennt, wohl aber, wie er an das Geld seiner Gläubigen kommen kann. Immer nach gibt es die Jesus People, wenn auch inzwischen vom Hunger bedroht, da ihre Mode vorbei ist. Und immer noch zieht der Koreaner Moon Massen ins Stadion, seine Dollarmillionen mehrend. Amerika will fromm sein."

"Sicher, von Slums hat schon jeder gehört. Doch das Lumpenproletariat haust nicht nur in den kaputten Städten, sondern auch in den engen, industrieverqualmten Tälern der Appalachen, auf den öden Flächen Alabamas oder in den Halbwüsten Neu-Mexikos, wohin der Geist der Pioniere trieb und dann strandete. Daß dies ein Problem sein könne, daß eine Demokratie, in der nur die Hälfte der Bürger an die Wahlurnen geht, fragwürdige Gundsatzmängel zeigt, das geht den meisten Amerikanern im Gespräch darüber nicht auf. Sie leugnen erbittert, was statistisch belegbar ist. Sie haben nicht gehört, daß Hubert Humphrey als Vizepräsident die Zahl der Armen auf 35 Millionen bezifferte. Sie kennen nicht die im Staatsauftrag vorgenommene Studie der texanischen Universität Austin, wonach 23 Millionen Amerikaner Analphabeten sind und rund die Hälfte der Bevölkerung funktionale Analphabeten, was bedeutet, daß sie zur einfachsten Anwendung ihres Wissens nicht in der Lage sind. Eher glauben sie schon, das alles sei Teil kommunistischer Propaganda, böswillige Lüge. Nach der moralischen Motivation ihrer Abwehr gefragt, verhalten sie sich wie christliche Soldaten, die den Endsieg schon errungen haben. Denn der christliche Glaube, wie schlecht verstanden auch immer, wird als Wurzel allen Tuns ausgegeben, in wieviel Einzelkirchen und Sekten er sich auch spaltet."

"Zwei typisch amerikanische Denkweisen: Sozialer Wohlstand wird nicht als absoluter Wert gemessen, sondern in der Konfrontation mit Moskau begriffen. Und sozialpolitische Errungenschaften wie Erziehung oder Krankenfürsorge werden aus dem Vergleichssystem ausgeklammert. Daher rührt es auch, daß die Gewerkschaften der USA bis heute Kündigungsschutz, Mindestarbeitszeit oder Krankenversicherung nicht erkämpfen konnten oder wollten. Der Arbeiter wird als Kleinunternehmer betrachtet, für den die volle Lohntüte zählt und sonst nichts. Bricht aber eine Rezession so nachhaltig über den Arbeitsmarkt herein, wie nun schon seit fast zwei Jahren, dann fehlt plötzlich schmerzlich, was vorher als sozialer Schnickschnack oder sozialistisches Teufelszeug diskriminiert wurde."

"Der moralische Imperialismus Amerikas hat stets auch seine religiöse Rechtfertigung gesucht.'
(DAS 4. 7. 76)

Gemäß diesen Bedingungen operiert auch die WTG, mit naiven, haltlosen Endzeitversprechen, Auswüchsen von Antikatholizismus, tödlichem Blutkult, in "Konfrontation mit Moskau", in Abwehr jeder höheren Bildung, gegen "sozialistisches Teufelszeug", usw. usw. ebenfalls erbitternd leugnend, was gegen sie zeugt. -

DER WELTENDEGLAUBE NACH 1975 UND DER 60. JAHRESTAG DER GROSSEN SOZIALISTISCHEN OKTOBERREVOLUTION VON 1917 IN RUSSLAND
Als Christ die Unausweichlichkeit sozialer Mitverantwortung erkennen und wahrnehmen
Eigentlich hätte es gar nicht mehr sein dürfen
Ja, eigentlich hätte es gar nicht mehr möglich sein dürfen, daß 1977 der 60. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution von 1917 begangen werden kann. Warum nicht? Nach der Weltendeverkündigung der WTG seit 1967/1968 sollten 1975 die bekannten 6000 Jahre des "Ruhetages Gottes" enden und damit das "Ende der Welt" in der "Schlacht von Harmagedon" und die "Tausendjahrherrschaft Christi auf Erden" kommen. Das ist nun weltweit erneut als internationale Falschverkündigung und Irreführung der Menschheit offenbar. Man sollte darum erkennen können, daß den Menschen gar nichts anderes bleibt, als sich selbst um alles in sozialer, wirtschaftlicher, kultureller, gesellschaftlicher, gesetzlicher und damit politisch-"obrigkeitlicher" Hinsicht zu kümmern. Der WTG-1975-Bankrott hat erneut wie die früheren bankrotten Termine 1799, 1874, 1914, 1918, 1925 u. a. m. erwiesen, daß es eine Katastrophe wäre, je auf diese Weltendeverkündigung vertraut und gebaut zu haben.

Oktoberrevolution wäre 1917 im Keim erstickt
Was wäre, wenn die Revolutionäre mit Lenin 1917 auf den nächsten WTG-Weltendetermin von 1918 vertraut und deswegen die Revolution unterlassen hätten? Das Weltsystem des Sozialismus wäre schon im Keim erstickt. Denn was hatte denn die WTG damals den Armen, Elenden, Unterdrückten, Ausgebeuteten und Verzweifelten im Namen Gottes gepredigt? Bekanntlich wurden Revolution, Sozialismus und Kommunismus schon mit Band 4 der WTG-"Schriftstudien" von 1897 als eine völlig aussichtslose Sache angeprangert. Man müsse sich davon fernhalten und allein auf Gott schauen, was die Lösung der sozialen Probleme der Menschen betrifft Gott werde 1914, was dann zunächst auf 1918 verschoben wurde, das Weltende eintreten lassen und sein Reich errichten, was alle Probleme löse.

Schon lange vor 1917 versuchte die WTG, mit dieser als "von Gott" vorgetragenen Verkündigung auch unter den sozial Elenden und Unruhigen in Rußland Fuß zu fassen. WTG-Präsident C. T. Russell reiste 1891 u. a. auch nach Südrußland, "um das Werk außerhalb der Vereinigten Staaten und Kanadas auszudehnen". Die Ausdehnung ins vorrevolutionäre Rußland war zunächst über ein Zusammenwirken mit der zionistischen religiös-sozialen Bewegung unter den Juden Rußlands gedacht, deren Zentrum in Kischinew C. T. Russell 1891 aufsuchte. 1883 bis etwa 1893 war die Zeit des Aufkommens der revolutionären sozialdemokratischen Bewegung in Rußland. Auch das "Sektenwesen" spielte dabei eine gewisse Rolle, was u. a. Gegenstand des Studiums für Lenin in seiner Samarer Zeit um 1890 war. (Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, Bd. 1, S. 241 ff, Moskau)

Welche politische Bedeutung das nordamerikanische "Sektenwesen" hatte, bezeugt der westdeutsche Historiker Karl-Theo Humbach mit der Feststellung, daß es sich schon damals "quer durch die Interessen des Proletariats" legte, wie die WTG mit ihrer gegen soziales Engagement, Revolution, Sozialismus und Kommunismus gerichteten Verkündigung. Das hat sich nicht verändert. Aus den dabei erzielten Erfolgen wurden oft große internationale Propaganda-Schlager gemacht. Ein jüngeres Beispiel liefert die WTG-Zeitschrift "Erwachet" vom 22. Mai 1970 mit der Schlagzeile "Ich war Kommunist". In der Tat wird hier das politische Ziel schlaglichtartig beleuchtet, denn das Weltende wird doch immer wieder verschoben, seit 1799 schon. Es war somit wohl nur "folgerichtig", wenn jemand im Bezirk Dresden auf die Vorhaltung, die Behauptung politischer Neutralität von WTG und Zeugen Jehovas sei bei ihrem Antikommunismus nichts als Lüge und Heuchelei, Verstellung und Täuschung, einfach antwortete, das könne nicht anders sein, die Verkündigung müßte sich gegen den Kommunismus wenden. Sicherlich war sich der Betreffende der Tragweite dieser Antwort nicht bewußt Er hat wohl auch kaum die objektive politische Funktion der WTG durchschaut, die man mit Sicherheit nur "an ihren Früchten" erkennen kann, d. h. an dem, was sie sozialpolitisch bewirkt.

Wir können also festhalten, was die politische Bedeutung der WTG betrifft, daß sie von Anfang an angetreten ist dazu beizutragen, jedes soziale oder revolutionäre, auf Verbessern oder gar Verändern der Verhältnisse gerichtete Denken und Handeln unter den Christen zu verhindern oder wieder auszulöschen. Diese politische Wirkung ihrer Tätigkeit kann zwar bestritten, aber nicht widerlegt werden.

Aus der Asche von zwei durch die kapitalistischen Hauptländer entfesselten Weltkriegen hat sich der Sozialismus zu dem erhoben, was er jetzt im Weltmaßstab ist. Mit dem wütendsten und gehässigsten antikommunistischen Gekläff wie "wilde Tiere hinter dem Eisernen Vorhang" oder "Rote Faschisten" hat die WTG das in ihrer haltlosen Endzeitverkündigung begleitet. Was wäre, hätte man sie seit 1914 nur ernst genommen? Die Nationen lägen womöglich heute noch in der Agonie des ersten Weltkrieges. Andererseits gäbe es keine Arbeiterbewegung und nichts, was sie in vielen sozialen Kämpfen errungen und erzwungen, geschaffen und aufgebaut hat. Es gäbe nicht die geringste soziale Veränderung in der Welt, keinerlei sozialen Fortschritt, geschweige denn die sozialistischen Länder. Die Menschen wären zu sozial tatenlosem Hoffen und Harren von einem haltlosen Weltendeversprechen zum anderen verdammt und verurteilt, immer im Namen Gottes und Christi natürlich, ohnmächtig dem herrschenden kapitalistischen Kolonial- und Ausbeutungssystem ausgeliefert. Die Gründer und Förderer von Organisationen und Gemeinschaften machen sich sehr wohl Gedanken über Bedeutung, Ziel und Auswirkung dessen, was sie da gründen und fördern! Wenn sie das auch verschweigen Doch "an den Früchten" kann man es erkennen.

Der 60. Jahrestag der Oktoberrevolution für Christen ein fundamentaler Anstoß
Nach dem Endzeitbankrott von 1975 einfach zu erklären, "im Herbst 1975 ist nichts passiert, es hätte einfach nicht anders kommen dürfen" (WTG-Kongresse 1976), ist bei der Bedeutung dieser Verkündigung, wenn man sie ernst nimmt, eine Verantwortungslosigkeit, Gewissenlosigkeit und Skrupellosigkeit ohnegleichen. Denkt man an das Elend, an die Armut, an den Hunger und all die anderen sozialen Fragen, die man anpacken muß, sollen nicht Jahr für Jahr weitere ungezählte Menschen einfach zugrundegehen, dann müßte man die WTG für ihre falsche Prophetie von 1975 hinwegfegen Natürlich spricht sie die Elenden und Armen immer wieder in "ergreifender Weise" an. Aber wie denn! Damit sie sich regen und erheben und ihr elendes Los abschütteln Sozialpolitisch entrechtet und entmachtet werden sie durch die WTG verdammt dazu, sich von den WTG-Weltendeverkündigungen Generation um Generation hinhalten zu lassen! Wer will denn das bestreiten! Daß die Mehrheit aller Menschen diese Verkündigung nicht annimmt, weil sie nicht ernstzunehmen ist, ändert nichts an dem verantwortungslosen Charakter solcher Verkündigung.

Wie wurde das Verlangen noch sozialer Gerechtigkeit, wie wurden die hohen Ideale christlicher Nächstenliebe durch die haltlose Endzeitverkündigung "an alle Menschen" in irreale Bahnen gelenkt und für antikommunistische politische Zwecke mißbraucht! Wie gut, daß der WTG darin nur verhältnismäßig wenige Menschen gefolgt sind und daher die negativen Auswirkungen dessen nur gering waren, wiewohl schlimm genug für die Betroffenen wenn sie am Ende ihres Lebens, manchmal erst auf dem Sterbebett, alles begriffen. Die WTG gleicht in sozialer Hinsicht buchstäblich dem Priester und Leviten im Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter, die an dem Elenden tatenlos vorübergingen.

Bei der sozialpolitisch antikommunistischen Bedeutung der haltlosen Endzeitverkündigung muß es zur Konfrontation mit dem seit 1917 zur Realität gewordenen Sozialismus und Kommunismus kommen. Der 60. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution straft die Endzeitverkündigung allein schon über zwei Generationen Lügen, wenn wir nur die zwei Generationen von 1917 bis 1977 sehen, ohne die Generationen, denen die WTG vor 1914 das Ende zu ihrer Lebzeit gepredigt hatte. Ist doch die Endzeitpredigt das Wesen dieser Verkündigung, womit sie steht oder fällt. Niemand lasse sich das von der WTG im Sinn verdrängen! Alles andere steht oder fällt damit! Der 60. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution 1977 lehrt, wie richtig es war und ist, auf die WTG und ihre Endzeit nicht zu hören, sie darin nicht ernstzunehmen, sie vielmehr zurückzuweisen und die Menschen entgegen der WTG und Zeugen Jehovas zu lehren, alle sozialen Probleme eher rechtzeitig anzupacken, um sie zu lösen. Andernfalls würden wir heute nicht in einem sozialistischen Land leben, in dem wir Arbeit und Brot und soziale Sicherheit haben. So sehen die Konsequenzen aus!

Eine Bibelauslegung, die darauf hinausläuft, den, der sie annimmt, zur Tatenlosigkeit zu verdammen, in seiner sozialen Verantwortung zu lähmen, ist politischer Bibelmißbrauch. Sie steht im Widerspruch zu dem biblisch verbrieften Auftrag und Recht für alle Menschen, unabhängig vom Glauben, "sich die Erde untertan zu machen", d. h. das menschliche und soziale Leben selbst zu gestalten. Die antikommunistische und immer wieder verschobene und umgedeutete Endzeitverkündigung ist darum in Wahrheit eine Verantwortungslosigkeit vor Gott und den Menschen.

So lehrt der 60. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution Jehovas Zeugen, wenn sie aufrichtige Christen sein wollen, die bankrotten Endzeitlehren aufzugeben, ihre soziale Pflicht und Mitverantwortung als Christen zu begreifen und nach ihrem Vermögen - niemand kann allein auf der Welt leben - ihren Anteil beizutragen. Das betrifft die großen, alle bewegenden Fragen sozialer Gerechtigkeit und des Friedens und eines menschenwürdigen Daseins für alle, wie auch die kleinen bis alltäglichen zwischenmenschlichen Beziehungen. Der nun entgegen aller bisherigen WTG-Endzeittermine, im Namen Gottes verkündigt und daher den Namen Gottes hierfür mißbrauchte, erreichte 60. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution erweist, daß die WTG nur als Endzeitbankrotteur betrachtet werden kann, der selbst an seine Termine nie glaubte, die er andere glauben machte, indem er sie immer wieder "rechtzeitig" verschob und verschiebt. Die Bedeutung einer Endzeitverkündigung ist viel zu ernst, als daß man der WTG verzeihen könnte, damit die Menschen laufend irrezuführen. Alle Aufrichtigen müssen darum aufhören, der WTG weiter zu folgen, den Weg freien Christentums suchen und entschlossen beschreiten.
F. F.

WENN IHR NUR EURE BRÜDER GRÜSST, WAS TUT IHR DA BESONDERES?
Beitrag zum Dienst am Wort als freier Christ - 7
So spricht der Herr: "Wenn ihr in meinem Worte bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch freimachen." -
Joh. 8: 32,33
Der letzte Beitrag endete mit einer Gedankenfolge zu den Worten Jesu Christi, wie sie in Matth. 5, 17-18 zu lesen sind. Also, der Herr sagte, daß er nicht gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen, sondern zu erfüllen. Ja, er warnt nachdrücklich davor, das Gesetz teilweise und ganz als erledigt anzusehen und es außer Kurs zu setzen. Wie ist das zu verstehen?

Richtunggebend für die weitere Betrachtung ist das Wort des Herrn nach Matth. 5,20 wo es heißt: "Denn ich sage euch: Wenn nicht eure Gerechtigkeit vorzüglicher ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen." Im Anschluß daran, beginnend mit dem Vers 21 bezieht sich der Herr auf einzelne Wortlaute der Gesetzgebung und der dazu erlassenen speziellen Vorschriften und nimmt seinerseits Stellung dazu. Er macht deutlich, daß die Übertretung oder Verfehlung gegenüber dem Gesetz weit eher beginnt als im perfekten Vergehen Das war das erste Bemühen des Herrn begreiflich zu machen, daß die Erfüllung des Gesetzes einer veränderten Gesinnung als Voraussetzung bedarf.

Worin kommt die veränderte oder neue Gesinnung zum Ausdruck? Ohne Umschweife läßt sich die Frage damit beantworten, was Jesus deutlich macht, als er bezüglich des vornehmsten Gebotes konsultiert wurde. Wir lesen in Matth. 22,36-40: "Meister, welches ist das größte Gebot im Gesetz Er aber sprach zu ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken. Dies ist das erste und größte Gebot. Das zweite ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten." (Zür. Übers.) Es war nicht das einzige Mal, daß der Herr nach dem vornehmsten oder größten Gebot befragt wurde, aber jedesmal war sein besonderer Hinweis, daß in der Nächstenliebe die Erfüllung des Gesetzes liege. Mehr noch, daß darin zum Ausdruck kommt "in welchem Maße die Liebe zu Gott vorhanden ist. Denselben Gedanken bestätigen die Apostel in ihren Briefen in vielfacher Weise.

Diese Frage stellte ein Gesetzeskundiger an Jesus, um ihn herauszufordern. Er beantwortete sie mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Es steht in Luk. 10,25-37 geschrieben Es ist so bekannt, daß sein Wortlaut hier nicht zitiert zu werden braucht. Bezeichnend ist, wie der Herr die Verhaltensweisen der Beteiligten kennzeichnet! Ein Priester und ein Levit (Priesteranwärter) gehen kalt und ohne jegliche Regung von Mitleid und Hilfsbereitschaft im Herzen an dem Unglücklichen, in Lebensgefahr Schwebenden, vorüber. Gerade sie, die des Gesetzes kundig sind und beauftragt, im Namen Gottes das Volk zu lehren und hinsichtlich der Erfüllung des Gesetzes anleiten sollen. Ist es da verwunderlich, daß der Herr sagte: "Wenn es mit eurer Gerechtigkeit nicht weit besser bestellt ist, als mit der der Pharisäer und Schriftgelehrten, werdet ihr nicht ins Himmelreich eingehen?" Ein Samariter aber, ein Mensch von denen, die sowohl von der Geistlichkeit wie auch vom ganzen Volk der Juden verachtet wurden, erbarmte sich - ohne danach zu fragen, w e n er vor sich hatte - und tat, was sein Herz (auf Grund seiner Gesinnung) ihm gebot. Kann ob dieses Beispiels die Frage nach dem Nächsten noch entstehen? Hat der Herr nicht deutlich gemacht, daß j e d e r jedermanns Nächster ist?

Jesus läßt es nicht bei der Nächstenliebe bewenden, sondern steigert seine Ausführungen dahingehend, daß er gebietet, auch die Feinde zu lieben. So lesen wir ab Vers 38 im 5. Kapitel des Matthäus-Evangeliums, daß wir nicht nach dem Grundsatz handeln sollen, "Wie du mir so ich dir", sondern Unrecht und Übervorteilung über uns ergehen lassen sollen, ohne uns gleichermaßen zu revanchieren. Und im Vers 44 heißt es: "Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist." Mit diesen Worten offenbarte der Herr sein eigenes Charakterbild und unterstrich es immer wieder durch seine Haltung und Handlungen bis zu seinem Tode.

Wir nun, die wir ihm nachfolgen wollen, kommen nicht umhin, uns mit derselben Gesinnung und Handlungsweise auszuweisen, wenn wir als Gotteskinder angesehen werden wollen.

Was ist Feindesliebe? Diese Frage haben sich schon viele gestellt. Wie auch die Antwort ausgefallen sein mag, so sei hier festgestellt: Was der Herr in dieser Beziehung von seinen gleichgesinnten Nachfolgern verlangt, ist gar nicht so absurd, wie es mitunter hingestellt wird. Um eine reale Vorstellung von der Feindesliebe in der Praxis zu bekommen, muß man erst einmal Klarheit über den Begriff, d. h. Form und Inhalt der Liebe selbst haben. Wissen wir Menschen überhaupt, was Liebe ist und worin sie zum Ausdruck kommt? Bestenfalls kennt und weiß der Mensch, was er liebt, nämlich sich selbst und alles, was ihm sein Leben noch seinen Wünschen und Vorstellungen verschönt. Diese Liebe ist aber mehr ein Begehren, das sich bis zur Schwärmerei oder hellen Begeisterung steigern kann. Wenn man es auf einen kurzen Nenner bringt: Liebe um seiner selbst willen. Natürlich verschließen wir die Augen vor Mutterliebe und anderer mitunter selbstloser Hingabe nicht.

Liebe, wie sie der Herr lehrte und praktizierte und wie wir sie täglich von Gott erfahren, ist keine Gefühlsregung im Dienst der Eigenliebe, sondern basiert auf einem Bedürfnis uneigennützigen Wohlwollens und barmherziger Nachsicht und Hilfsbereitschaft. Darin lassen sich a l l e Menschen einbeziehen Verständlicher wird diese Einstellung, wenn man sich erinnert, was der Apostel Paulus über die Liebe schreibt und wie er sie charakterisiert: "Die Liebe ist langmütig, ist gütig, die Liebe neidet nicht, die Liebe tut sich nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie gebärdet sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihrige, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles." 1. Kor. 13,4-7. Knüpfen wir wieder an den Faden der Bergpredigt an, so verstehen wir, was der Herr meint, wenn er sagt: "Denn wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, was für einen Lohn habt ihr da? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr da Besonders? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr aber sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist." Matth. 5, 46-48.

Was meinte der Herr mit "vollkommen"?
Gerade dieser Begriff wird so ausgiebig zu undurchsichtigen und unvorstellbaren Beschaffenheitserklärungen gebraucht, daß darüber hinaus noch aller Illusionstheorie Tür und Tor offen stehen. Der Fehler liegt offenbar darin, daß der Begriff Vollkommenheit auf die physische Substanz des Wesens anstatt auf die geistigen Willens- und Verhaltensregeln angewandt wird. Der Zusammenhang, in dem der Herr die dem Vater eigene Vollkommenheit als erstrebenswert empfiehlt, gibt schon die Richtung an, auf die sie sich bezieht. Heißt es doch im Vers 45: "Denn er läßt seine Sonne aufgehen über Gute und Böse und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte." Zusammengefaßt heißt das: Er schließt niemand aus, so sollt auch ihr niemand ausschließen.

Im 6. Kapitel des Matthäus-Evangeliums fährt der Herr fort, fruchtbringende Verhaltensregeln zu erteilen, die geeignet sind, einen Anteil am verheißenen Himmelreiche zu haben. Er spricht das Heuchlertum, die Scheinheiligkeit an, vor der er warnt. "Habet Acht, daß ihr eure Gerechtigkeit nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden, wo nicht, so habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater in den Himmeln." Vers 1. Als Beispiele nennt er das Almosengeben, das Beten und das Fasten. In allen drei Beispielen lautet sein Urteil: Sie haben ihren Lohn dahin! Es lohnt sich, eingehend zu lesen und darüber nachzudenken, was der Herr dazu bis zum 18. Vers zu sagen hatte. Daran hat sich nichts geändert. Wir sind heute damit genauso angesprochen wie damals das Volk der Juden. Folglich ergibt sich auch für uns dieselbe Konsequenz. Geltungsbedürfnis, Selbstgefälligkeit und eingebildete Selbstgerechtigkeit sind keine Grundlagen für die Nachfolge Jesu.

Deshalb lautet seine Einladung: "Wenn jemand mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach." Matth. 16.24. Selbstverleugnung ist das gerade Gegenteil von öffentlich zur Schau getragener Frömmigkeit. - (Fortsetzung der Betrachtung in der nächsten Ausgabe von CV)

ZUSCHRIFTEN /INFORMATIONEN/BERICHTE
Zeitungswitz in Studiengruppe als ernste Mahnung "verkauft"
In der "Tribüne" Nr. 233 vom 26. 11. 1976 wurde in der Witzspalte folgende Kuriosität zum Besten gegeben:
Transfusion
Wegen Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit wurde in Turin ein Fabrikant bestraft. Vor Gericht entschuldigte er sich: "Bis vor einem Jahr fuhr ich ganz vernünftig. Nach einer Bluttransfusion trat dann eine Wandlung ein. Wie ich erfuhr, war der Spender ein - Rennfahrer."
Natürlich ist ein Zusammenhang zwischen der Transfusion des Blutes eines Rennfahrers und der danach begangenen Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit beim Autofahren genauso absurd und unmöglich, wie wenn man glauben wollte, wenn ich einem Hund ein Katzenfell überziehe, müßte er miauen. Wäre das nicht ein erschreckendes Glaubensniveau?

Dennoch wurde dieser "Tribüne"-Witz ernsthaft als Warnung vor Bluttransfusionen unter Jehovas Zeugen auf den Weg gegeben, man wisse doch nicht, wer und was der Spender sein könnte und könnte also als Kraftfahrer gegen einen Baum fahren. So geschehen im November 1976 in der WTG-Studiengruppe Dresden-Zschachwitz. Auch so kann man natürlich die Zeitung lesen.

CV häuft an, bis es in eine neue Qualität umschlägt
Angeregt durch CV habe ich mitunter Gespräche mit Zeugen Jehovas gesucht. Ich wollte sehen, ob sie wirklich glauben, was in CV über die "WTG" ohne Zweifel als haltlos aufgedeckt wird. Wie sie z. B. immer wieder mit einem neuen Weltendedatum "angekurbelt" wurden oder nicht begreifen, daß Antikommunismus keine politische Neutralität ist oder ob sie wirklich bedenkenlos der "WTG" gehorchen. Die Bilanz ist für mich mehr als erschütternd. Ich stellte fest, daß sie, abgesehen von einigen "schwarzen Schafen", gutwillige, ehrliche, meist einfache und leider zu wenig gebildete Menschen sind, soweit es um die Wahrheit über die "WTG" geht. Sicher, wir alle kommen ungebildet auf die Welt und müssen durch Belehrung und Erfahrung, durch Lernen, Arbeiten und nochmals Lernen und Erfahren unsere kindliche Einfalt, die uns alles glauben läßt, ablegen und überwinden, erwachsen werden, um zu begreifen, wie alles wirklich ist. Auch die Bibel verlangt, "kindliches Wesen" abzulegen und "zur Mannesreife" heranzuwachsen. Ich habe den Eindruck. daß die "WTG" die Bibel entstellt, um bildungsmäßig niederzuhalten, damit ihre Unglaubwürdigkeiten nicht erkannt werden können. Aber christliche Demut, Schlichtheit, Milde, Gläubigkeit und Einfachheit oder "Einfalt" bedeuten doch nicht, Ungereimtes und Absurdes glauben zu müssen. Etwas nicht zu wissen, ist andererseits noch keine Schande, wenn man bisher mangelhaft informiert wurde. Nur wenn man Einsicht bewußt verweigert, wird es unverzeihlich. Darum denke ich daß durch CV Wissen und Erkenntnis über die "WTG" aufgehäuft werden, bis es eines Tages in Sinn und Denken umschlägt in eine neue Qualität des Denkens und Handelns.
-eingesandt-

DAS WORT DER WAHRHEIT RICHTIG DARBIETEN
Liebe Leser
Mit dem für Christen verbindlichen Wort des Apostels Paulus in 2. Tim. 2:15, wo es heißt, "Sei eifrig bestrebt, vor Gott als bewährt dazustehen, als ein Arbeiter, der sich seiner Arbeit nicht zu schämen braucht, da er das Wort der Wahrheit richtig darbietet; möchten wir diese CV-Ausgabe schließen.
In christlicher Verbundenheit
Eure Brüder und Schwestern und alle
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
CV-Leitung Gera/Thür.
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"Christliche Verantwortung"; Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber: Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Otto-Dix-Straße 6. Preis: M 0,20 Jahresabonnement M 2,-. Versand auch kostenlos.
Kto.-Nr.: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 92

In dieser Ausgabe ein Erlebnisbericht von Helmut Senger. Letzterer hatte schon Anfang der 1950-er Jahre ersten Kontakt mit den Zeugen Jehovas. Plastisch schildert er, was für Thesen damals in Zeugenkreisen umliefen:
"Die damalige politische Allianz De Gaulle - de Gasperi - Adenauer unter "Rom" waren die Wiederherstellung der Macht "Babylons". Auch sollten "drei unreine Geister" wie Frösche ausgehen und quaken. Das sind die, welche viel über Verständigung und Frieden reden mit dem Stockholmer Appell zur Achtung der Atomwaffen. Und Politik, Kapital und Religion sind die Pfeiler, auf die sich das Gebäude der UN stützt, worin auch Rußland sitzt. Ein Pfeiler, die Religion, wird in Kürze stürzen und damit kommt Harmagedon, das Weltende. Das kommt ganz unmittelbar. Das ist ganz nahe. Man hatte da gleich an einen neuen Weltkrieg gedacht, weil das doch praktisch vor sich gehen muß, wie sollte sonst der Weltuntergang praktisch kommen. Rußland würde den religiösen Pfeiler stürzen, damit es losgeht. … 1955 bezeugte mir … ein Verkündiger, …daß ein Feuerring um die Erde sei, der sich bis 1972 nähert. Er führt Harmagedon herbei wie einst der Wasserring die Sintflut."

Der Beachtung wert. Auch die Exkommunzierungspraxis der Zeugen Jehovas, die sich auch am Fall Senger deutlich ablesen lässt.

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft (WTG) und WTGbedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung . Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 92/77 Gera März 1977

EIN BEISPIELHAFTER SIEG DER WAHRHEIT FREIEN CHRISTENTUMS ÜBER HALTLOSE ENDZEITVERKÜNDIGUNG
"… legte ich die CV-Sonderausgabe über 1975 den Ältesten auf den Tisch und sagte:
Wenn das nicht stimmt, kehre ich zu den Zeugen Jehovas zurück"
- Von Br. Helmut Senger, Hoyerswerda -
Liebe Leser
Liebe Brüder und Schwestern überall. Diese CV-Ausgabe enthält eine ausführliche Darstellung einer dramatischen Konfrontation von CV mit der WTG. Sie steht in Zusammenhang mit einem Aufbruch und Ausbruch aus der mit 1975 wieder als unglaubwürdig erwiesenen Endzeitverkündigung, die die WTG nun weiter verschiebt. Im Brennpunkt steht unser Glaubensbruder Helmut Senger in Hoyerswerda. Wir lesen den mutigen Bericht über den Kampf um einen rechten, schriftgemäßen christlichen Glauben, der auf Grund von z. T. furchtbaren Erfahrungen unter den Zeugen Jehovas und auf Grund der falschen Weltende-Verkündigung von 1975 und der Erkenntnis weiterer haltloser Bibelauslegungen zwangsläufig aufbrechen mußte. Wir erkennen dabei auch, daß das von der WTG behauptete "geistige Paradies" nur ein irreführendes Aushängeschild ist. Man muß es selbst lesen.

Gleichzeitig kann man am praktischen Vorgang und Ereignis erkennen, welche Bedeutung und Wirkung CV selbst hat, aber auch, welche Bedeutung CV von seiten der WTG beigemessen wird! Hochinteressant wird für viele sein, mit welchen Argumenten die WTG letztlich gegen CV vorgeht, wenn eine Konfrontation nicht vermieden werden kann.

Nicht schnell genug würde die WTG unsere CV zum Schweigen bringen, wenn sie könnte, damit niemand einen Anwalt hat, eine Hilfe und eine Plattform, um es ernsthaft mit ihr aufnehmen zu können, und damit es vor allem nichts gibt, was sie darin stört, den religiösen und politischen Bibelmißbrauch zu betreiben, den sie mit ihrer falschen Endzeitfahne verdeckt.

Sie haben in Hoyerswerda erklärt und die Weisung ausgegeben, diese CV-Ausgabe niemals lesen zu wollen. Ja, sie soll verbrannt und vernichtet werden, wenn man sie in die Hände bekommt. Jeder soll die Augen davor verschließen. Wer aber wird wirklich, wenn es ringsherum brennt, mitten darin hocken bleiben und sich die Augen zuhalten?

Nein, die falsche Weltendeverkündigung von 1975 ist noch nicht ausgestanden. Ihre Auswirkungen hat die WTG noch in vollem Maße vor sich! Der wie zu den anderen falschen Weltenden von 1914 oder 1925 wieder gepredigte "Verzug" um eine "kleine Weile" nach 1975 geht nun unerbittlich zuende Viele warten diese zwei, drei Jahre nur noch ab - . Denn die WTG kann von ihrer Proklamation, die einen Eckstein bildet, daß die Erwachsenen-Generation von 1914 "nicht vergehen wird", bis das "Weltende" kommt, nicht abrücken, ohne damit den gesamten Endzeitglauben zu erschüttern!

Der Aufbruch in Hoyerswerda ist ein Glied in der Kette der Aufbrüche und Ausbrüche, die sich still oder offen nun in Verbindung mit allen Aufrichtigen ereignen werden, wenn sie erkennen, wie die 1914-Generation doch "vergeht" und auch der "Verzug" die Weltendeverkündigung von 1975 nicht retten kann, und damit das WTG-Endzeitgebäude als unhaltbar zusammenbricht. Immer und immer wieder können wir darum allen nur zurufen:
Vergewissert euch über alle Dinge haltet fest an dem, was recht ist
1. Thess. 5:21 NW
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IN DIESER AUSGABE
DIE KONFRONTATION CV MIT WTG VON HOYERSWERDA
- KONFRONTACJA CV Z WATCH TOWER W HOYERSWERDA W TYM WYDANU
- SCHON 1950 SOLLTE HARMAGEDON UNMITTELBAR NAHE SEIN
Wie mein Weg begann
- DIE ZURÜSTUNG DURCH DIE KIRCHE FÜR DIE PROBLEME UND FRAGEN ÄUSSERST MANGELHAFT
- MEINE TAUFE 1972 IN EINEM SEE BEI STEINITZ
- VATER / MUTTER / KIND, GOTT / WTG / ZEUGEN
- NACH DER TAUFE GEHT DER GLAUBENSKAMPF ERST RICHTIG LOS
Wenn alle ehrlich sind
WTG-Lehren kommen und verschwinden
Alimente nur noch bis zum Weltende 1975 zu zahlen
"Kriegslist" gegen die eigene Frau
- UMZUG NACH HOYERSWERDA, WO MIT GANZ ANDEREN METHODEN GEARBEITET WIRD
Kein "theokratisch kürzer treten" mehr
Sie legen einen entscheidenden Zeitzünder
Ich werde mitgenommen in die Verkündigung
Sie hetzen meine Familie aufeinander
Sie moralisieren und überspannen bis an die Grenze des Erträglichen
- MIT DER ZEITSCHRIFT "CHRISTLICHE VERANTWORTUNG" (CV) EINEN AUSWEG ALS FREIER CHRIST GEFUNDEN
Im letzten Augenblick kam Rettung
September 1976 erste Gegenüberstellung in der Versammlung
Ich schrieb an alle Bekannten in Hoyerswerda, Groß Döbbern und Neupetershain
Meine "Gerda", mein Gemeinschaftsentzug wird vorbereitet
Ich lege die CV-Sonderausgabe 1975 auf den Tisch
Die Auseinandersetzung um CV
Das Hauptargument gegen die freien Christengemeinden, freien Bibelforscher und anderen Christen
Ich halte dem GE-Komitee den WT-Blutkult vor
Sie brechen ab, um ihre "Feststellungen" zu treffen
SIE SCHLIESSEN MICH, NUN EIN FREIER CHRIST, AUS DEN REIHEN DER ZEUGEN JEHOVAS AUS
Die "Feststellungen" des GE-Komitees
Der Beschluß des GE-Komitees
Der Beschluß des GE-Komitees schriftgemäß geprüft
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SCHON 1950 sollte Harmagedon unmittelbar nahe sein
Wie mein Weg begann
Meine Kindheit und Jugend fielen in die Jahre, der Kriegs und Nachkriegszeit mit ihren Wirren und unsagbaren Problemen Ich wurde 1934 in Klein Döbbern bei Cottbus geboren und bin auch dort zur Schule gegangen. Ich beginne am besten mit einem kurzen Lebenslauf, wenn ich nun meine Erfahrungen mit den Zeugen Jehovas und dann als einer von ihnen darlege, damit sie daraus Lehren ziehen mögen. Es umfaßt ein halbes Menschenleben.

Ich gehörte der evangelisch-lutherischen Kirche an und wurde durch Konfirmandenunterricht und andere gottesdienstliche und religiöse Unterweisung so zum Glauben an Gott, Christus und die Bibel geführt. Ich suchte auch manches Gespräch mit Angehörigen evangelischer Freikirchen in der Evangelischen Allianz, um in meiner höchst unvollkommenen Glaubenserkenntnis zu wachsen. Später habe ich noch Welzow geheiratet. Auf Grund meiner Arbeit im Tagebau Welzow erhielt ich eine Neubauwohnung in Hoyerswerda.

Es war um 1950, als ich durch Zeugen-Einsätze in Klein Döbbern, meinem Heimatdorf, auf die Zeugen Jehovas aufmerksam wurde. Sie kamen in Gruppen auf Fahrrädern ins Dorf. Ich erinnere mich, wie sie zu zweien in die Wohnhäuser kamen Einiges, was sie damals im Dorf verkündigten, blieb mir im Sinn. Wir würden ganz kurz vor der Schlacht vor Harmagedon, dem Weltende, stehen. Sie selbst stellten die geistige Arche dar. Jehova würde in ganz kurzer Zeit auf dieser Erde völlig andere Verhältnisse schaffen, wo Löwe und Lamm friedlich und vegetarisch leben würden. Sie wollten immer wiederkommen. Aber daraus wurde nichts. Viele Leute schlossen sich ein und wollten die Hunde loslassen, wie man früher ungebetene Hausierer fernhielt.

Ein öffentlicher Vortrag fand in Harnischdorf statt, wozu einige mit dem Auto aus Cottbus erschienen. Auch ich nahm als Interessierter daran teil. Damals wohnte in Harnischdarf ein Bruder H. Er lud mich nach Cottbus ein, wo er selbst zweimal wöchentlich hinging, Jetzt ist eine Betriebsgaststätte in diesem Saal. Aber ich hatte in dieser Zeit noch wenig religiöses Unterscheidungsvermögen. Dann kam das Verbot. Meine Mutter wünschte auch keinen Kontakt mehr, weil sie Angst um mich hatte. So verlor ich wieder die Verbindung.

Soweit ich mich erinnern kann, hatte Bruder H. damals erregende Sachen zu verkündigen. Die damalige politische Allianz De Gaulle - de Gasperi - Adenauer unter "Rom" waren die Wiederherstellung der Macht "Babylons". Auch sollten "drei unreine Geister" wie Frösche ausgehen und quaken. Das sind die, welche viel über Verständigung und Frieden reden mit dem Stockholmer Appell zur Achtung der Atomwaffen. Und Politik, Kapital und Religion sind die Pfeiler, auf die sich das Gebäude der UN stützt, worin auch Rußland sitzt. Ein Pfeiler, die Religion, wird in Kürze stürzen und damit kommt Harmagedon, das Weltende. Das kommt ganz unmittelbar. Das ist ganz nahe. Man hatte da gleich an einen neuen Weltkrieg gedacht, weil das doch praktisch vor sich gehen muß, wie sollte sonst der Weltuntergang praktisch kommen. Rußland würde den religiösen Pfeiler stürzen, damit es losgeht. Dazu werden Bücher angeboten wie "Gott bleibt wahrhaftig" oder "Die Wahrheit wird euch freimachen"', was ich später bei den Zeugen nicht mehr gesehen habe.

1955 bezeugte mir in Klein Döbbern ein Verkündiger, der mit Bruder H. in Verbindung stand, daß ein Feuerring um die Erde sei, der sich bis 1972 nähert. Er führt Harmagedon herbei wie einst der Wasserring die Sintflut, Ich erfuhr spater, daß sich dieser Verkündiger wieder abgewandt hat, weil sich als unwahr erwies, was man ihm beigebracht hatte, was er auch verkündigte. Ja, wer ein Gewissen hat, kann sich nur einmal dazu bringen lassen, vor den Menschen öffentlich Unwahrheiten zu verkündigen. Ich verstehe das heute.

Die Zurüstung durch die Kirche für die Probleme und Fragen äußerst mangelhaft
Ich betrachtete das damals alles noch als Interessierter und wurde von den Zeugen auch so angesehen und vermerkt. Ungeachtet meines Glaubens war meine christliche, biblische Erkenntnis durch die Kirche aber so mangelhaft, daß ich für eine kritische Untersuchung und Prüfung der Zeugen-Verkündigung überhaupt keine Zurüstung hatte.

Nachdem ich noch Welzow gezogen war, kam ich seit 1965 wieder in Verbindung. Im Hause über mir wohnte Schwester N. Auch sie verkündigte den Feuerring, der bis 1972 niederkommt und Harmagedon bringt. Sie schickte den Gruppendiener aus Neupetershain, Bruder Z. zu mir. Er war Bahnunterhaltungsarbeiter. Er verkündigte besonders mit der Umweltverschmutzung, die immer mehr zunehme. Er zitierte Wissenschaftler und ihre Schriften, die errechnet hätten, daß bis 1985 jedes Leben auf der Erde ausgelöscht wird. Weil aber Jehova die Erde erhalten will, wird er die verderben, die die Erde verderben. Die Erdbevölkerung wird erhalten bleiben. Satan will den totalen Untergang.

Ich war als Interessierter immer noch zweifelnd gegenüber dieser Verkündigung. Die kirchlichen Bibelstunden, die ich noch besuchte, gaben mir kein Rüstzeug für eine Auseinandersetzung mit den Bibelauslegungen der Zeugen. Sie gaben auf viele Fragen überhaupt keine Antwort. Die Zeugen schienen in allen akuten Fragen überlegen zu sein.

Meine Taufe 1972 in einem See bei Steinitz
Zögernd machte ich dann "Heimbibelstudium" bei Bruder Z. Es war ein Einzelstudium. Sie halten zu Beginn alle erst einmal auf Distanz und sind mißtrauisch, bis alle Verhältnisse des Interessierten auskundschaftet sind, was man gar nicht merkt. Bücher wie "Gott bleibt wahrhaftig", "Zum Predigtdienst befähigt" und "Ausgerüstet für jedes gute Werk" wurde mir zugänglich und bildeten, die Grundlage. Ich fand noch nichts dabei daß ich die Bibel hier nur durch die Wachtturmsicht erklärt bekam, nicht unmittelbar. Ich lernte die Bibel nur so verstehen und anwenden, wie sie die WTG verstanden und angewandt wissen wollte. Aber das merkt man durch die vielen Bibelzitate allgemein nicht. Ich erinnere mich noch, mit welchem Nachdruck gelehrt wurde, daß die Diener der Organisation der Zeugen nicht ordiniert werden wie Religionsgeistliche, sondern von Jehova selbst eingesetzt werden.

Die traditionelle kirchliche Unterweisung in Konfirmationsunterricht, Gottesdienst und Bibelstunde erschien mir mehr und mehr dürftiger gegenüber der Fülle und dem Anspruch, was mir die Zeugen als gläubigen Christen vorlegten. Ich fühlte, wie ich gar nicht in einem richtigen Verhältnis zu Gott stehen konnte mit meiner Kindertaufe. Ja, die Kirche hat den Glaubensgrund in mir gelegt, kein Zweifel. Aber die Zeugen bringen diesen Glauben in die bessere, richtige Form. Die Kirche unterrichtet in ihrem Konfirmandenunterricht und auch anders nicht genügend, sonst müßte sie zur richtigen biblischen Taufe führen. Hinzu kam, daß die "Adenauer-Babylon-Rom"Politik nicht mehr gelehrt wurde, in den "Heimbibelstudien" mit Bruder Z. gab es das nicht mehr. Die Zweifel schwanden immer mehr, die Kirche hat mich nur zu einem unfertigen Christen gemacht. Noch der Bibel muß man zur Erwachsenentaufe, zur Glaubenstaufe kommen. Die Erinnerungen an die früheren Gespräche mit freikirchlichen Christen, wo auch die Glaubenstaufe war, bestätigten mir das. Die Zeugen führen die Gläubigen also in ein Verhältnis zu Gott als Erwachsene, das jeder Christ erreichen sollte. So kam es, daß ich aus der Kirche austrat und mich im Juli 1972 in einem See bei Steinitz taufen ließ.

Vater - Mutter - Kind - Gott - WTG - Zeugen
Ich muß jetzt vorgreifen. Was mir erst später klar wurde, daß sich die WTG in mein Glaubensverhältnis zu Gott hineinschob Denn nun bestimmte eigentlich sie, was von und für Gott richtig oder falsch ist, was man für ihn tun darf und was man nicht machen darf. Gott selbst hat dabei gar nichts mehr zu sagen. Selbst was ich dachte, im Gebet zu Gott vorzubringen, mußte ich nach den WTG-Lehren ausrichten. Anders konnte ich in der Versammlung gar nicht wagen zu beten. So hatte die wirkliche Macht die WTG in der Hand, wie über alle Zeugen. Und ich merkte es nicht. Es mußten noch Jahre vergehen.

Ist es nicht so? Ein Kind, das die mütterlichen Weisungen im Verhalten zu seinem Vater befolgen muß, wird doch von seiner Mutter dirigiert und beherrscht. Der Vater ist praktisch ausgeschaltet. Das Kind ist nicht frei im Verhältnis zu seinem Vater. Ist es nicht so? Der Vater kann sagen, was er will. Es wird nur gemacht, was die Mutter will. Weil die Mutter es in der Hand hat.

So kann in der Bibel stehen, was das auch stehen mag. Wehe jedem Zeugen Jehovas, der es betrachtet und anwendet, wie es die "Mutter", die WTG nicht will. Ist es nicht so? Dies aber sage ich jetzt als freier Christ.

Nach der Taufe geht der Glaubenskampf erst richtig los
Wenn alle ehrlich sind
Wer will es bestreiten? Wenn alle ehrlich sind, so gibt es kein Glaubensleben ohne Glaubenskampf. Ohne Kampf um die Erhaltung des Glaubens, gegen die Zweifel, die an ihm nagen möchten, ist niemand. Selbst Christus rief am Kreuze aus, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Aber die WTG duldet mit ihrem Anspruch, Gottes Willen kundzutun, woran nicht gezweifelt werden darf, keine Freiheit, seine Zweifel unverdächtigt auszusprechen. Wenn man an Gott zweifelt, braucht man nicht soviel Angst zu haben, als wenn man den Anspruch der WTG anzweifelt und infrage stellt, daß sie Gottes Willen kundtut. Mein Glaube an Gott und Christus stand und steht außerfrage. Mit dem Verlust des Glaubens an die WTG-Ansprüche, haben aber schon viele auch den Glauben an Gott verloren. Mein Problem wurde der Kampf um den Glauben an die WTG-Ansprüche, Gottes Willen kundzutun und zu vertreten. Wenn Jakobus 1:5-7 über den Zweifel spricht, dann ist da der Zweifel an Gott gemeint, wie Vers 5 zeigt. Es ist eine gänzlich falsche Auslegung, wenn man mit diesen Bibelversen einen verurteilt, der lediglich die Ansprüche der WTG anzweifelt. Es mangelt dann an biblischem Unterscheidungsvermögen. Zwischen Gott und der WTG ist doch ein himmelweiter Unterschied. Was in der Bibel von Gott gesagt wird, kann man doch für die WTG nicht in Anspruch nehmen. Das führt nur zu Ungerechtigkeit und zu falschem Gericht über Brüder. Zwischen dem unfehlbaren Gott und der fehlerhaften und irrenden WTG ist ein himmelweiter Unterschied.

WTG-Lehren kommen und verschwinden
Eines Tages tauchte das Buch "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" auf mit der Tabelle, wonach das Ende 1975 kommen sollte. Es erschien dann auch in einigen Abzügen Dann aber forderte es Bruder Z. wieder zurück. Einige Teile mußte ich verbrennen. Erst später begriff ich, daß man das Buch einfach wieder einzog. Ein ähnliches Schicksal erlebte das Buch "Babylon die Große ist gefallen" mit vielen veränderten Offenbarungsauslegungen und antikommunistischer Politik. Ich erfuhr auch von einem großen internationalen Kongreß, Bruder Z. verkündigte, daß es der letzte Kongreß vor Harmagedon sein könnte. Wie ich danach fest stellte, war es nicht der letzte Kongreß gewesen. Daß eine Änderung stattgefunden hatte in den WTG-Auslegungen, wurde mir noch nicht bekanntgegeben. Das bekam ich erst später in Hoyerswerda in die Hände. Bruder Z. sagte mir nur, daß zwar 1975 die 6000 Jahre Menschheitsgeschichte um sind, aber die Zeit noch fehlt, wo Adam die Frau zugeführt wurde, was sich noch um etwa zwei Jahre handeln könnte. Erst in etwa zwei Jahren nach 1975 ist also mit Harmagedon zu rechnen. Warum ließen sie mich nur halbe Wahrheiten wissen? Aber immer wieder verdrängte ich die Zweifel an der WTG. Wir leben auch in einer richtigen "Verantwortungslosigkeit", indem wir uns trösten, daß wir die WTG-Lehren nicht selbst zu verantworten haben. Sonst würden viele ganz anders an die WTG-Lehren herangehen.

Alimente nur bis zum Weltende 1975 zu zahlen
Weswegen ich mir später besonders an den Kopf faßte, war das wegen meiner Tochter aus erster Ehe. Sie war 1959 geboren worden. Im Nachbarart Groß Döbbern wohnten die zwei Schwestern J. Sie brachten die WTG-Lehre, ich müsse versuchen, meine Tochter, die bei meiner ersten Frau geblieben war, zu den Zeugen zu bringen. Wenn auch meine jetzige Frau nicht glauben will und darum 1975 vernichtet wird, sollte ich wenigstens das Kind mit in die "neue Welt" nach 1975 mit hinübernehmen. Als ich damit bei meiner ersten Frau vorstellig wurde, war sie im höchsten Grade empört. Das genügte schon, daß sie mir sagten, nun würde meine Tochter schon auf irgendeine Weise 1975 von Jehova gerettet werden, weil ihre Mutter sich schuldig macht. Ich sagte darauf, aber so einfach wäre das nicht, ich habe noch für die Tochter bis 1977 Unterhaltskosten (Alimente) zu zahlen Das Kind wird erst 1977 volljährig. Im August 1977 würde das Ende der Zahlungsverpflichtung sein. Da erklärten sie mir, wie die WTG der ganzen Welt jetzt verkündigt, daß 1975 Harmagedon kommt, ich brauche also gar nicht bis 1977 zu warten, ich brauche nur noch bis 1975 zu zahlen, in der "neuen Welt" ab 1975 gibt es das nicht mehr. Es kam 1976. Es kam 1977. Es kommt 1978 und so weiter und so weiter. Jetzt als freier Christ kann ich nur nachfragen, wird von der WTG die ganze Welt nicht für naiv gehalten?

"Kriegslist" gegen die eigene Frau
Die Annahme der WTG-Lehren in den Zusammenkünften, das Studium, und ihre Verbreitung ist eine Seite. Eine andere ist das Glaubensleben, das man unter den WTG-Lehren führen muß.

Meine Frau war streng gegen die WTG-Lehren und ist es immer geblieben. Bruder Z. war Inzwischen Rentner geworden Meine Frau arbeitete in Normalschicht (vormittags). Ich arbeitete in Wechselschicht. Da fand eben alles vormittags statt, wenn sie zur Arbeit war und ich frei hatte. Es wurde Buchstudium gemacht, Predigtdienstschulung (PDS) und die WT-Abzüge erhielt ich zum Selbststudium. Einiges hatte ich nach dem Studium zu verbrennen, vieles mußte ich zurückgeben So mußte ich meine Frau laufend hintergehen, hinters Licht führen, belügen und betrügen.

Bruder Z. predigte immer, daß ich meine Frau auch gewinnen könnte. Ich durfte tun, was andere sonst nicht tun dürfen, um meine Frau "über die Hintertreppe" zu kriegen. Ein Bruder Heinz hatte auch 10 Jahre eine ungläubige Frau gehabt und sie sei jetzt Schwester geworden. Ich durfte darum mit meiner Frau an der "weltlichen Lust" von Betriebsvergnügen teilnehmen. Was ich auch darum durfte, das Hintergehen, Tauschen, Lügen, Verbrennen, damit nichts in ihre Hände fällt, die Atmosphäre des Mißtrauens daraus, die Heuchelei und das Doppelspiel, das kann auf die Dauer in einer Ehe nicht gut gehen. Hinter allem war immer wieder eine Politik. Aber nie konnte das richtig zur Sprache kommen Die "Russenhetze" von Bruder H. mit der UN damals war mir auch so ein Kapitel gewesen. Sollte ich mir auf diese Weise meine Ehe kaputtmachen und zerstören lassen? Ich könnte mich ja auf Zeugen-Basis wiederverheiraten, wurde mir gesagt. Rückblickend sehe ich als freier Christ, daß die Schrift solchen "Krieg" gegen die eigene Frau nicht verlangt und das nur für die WTG-Politik verlangt wird.

Umzug nach Hoyerswerda, wo mit ganz anderen Methoden gearbeitet wird
Kein "theokratisch kürzer treten" mehr
Es kam Ende 1974, wo wir nach Hoyerswerda umzogen. Hier wurde im Vergleich zu Welzow mit ganz anderen Mitteln gearbeitet. Ich wurde dem Gruppenleiter Bruder Z. zugeführt. Er war erst seit einiger Zeit wegen totaler Wehrdienstverweigerung aus dem Gefängnis entlassen. Hier wurde ich nicht mehr einzeln, sondern in einer Gruppe unterrichtet. Alle kamen aus einem "getrennten Haus". Das ist bemerkenswert! Alles Frauen. Zweimal die Woche wurden die Zusammenkünfte vereinbart, abends, bei Spätschicht und an freien Tagen. Ich wurde reichlich mit Material versorgt, Büchern und Zeitschriften. Weil aber Bruder Z. feststellte, daß meine Familie nicht für die Zeugen war, mußte ich das Material generell wieder zurückgeben. Es wurde woanders abgelegt, wo es "sicherer" war. Ich durfte auch manchmal das Studium der Gruppe leiten, wenn Bruder Z. verhindert war, z. B. im Urlaub und kein anderer Zeit hatte. Auf meine Frau durfte ich nicht mehr wie vorher Rücksicht nehmen. Ich mußte Ausreden erfinden und Lügen wie nie zuvor Sollte ich mit meiner Frau an einem ökonomisch-kulturellen Leistungsvergleich des Betriebes teilnehmen, dann mußte ich andere Sachen vortäuschen und vorlügen, die ich machen müßte. Ich durfte nun wegen meiner Frau keineswegs mehr "theokratisch kürzer treten".

Ich stellte auch fest, daß neue Bücher herauskamen. "Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt", "Wahrer Friede und Sicherheit, woher zu erwarten", "Das tausendjährige Königreich hat sich genaht" und "Rettung aus der Weltbedrängnis steht bevor".

Ich bemerkte einmal zu einem Bruder, wie wir reichlich mit Material versorgt werden. Da sagte seine Frau zu ihm, er sollte doch auch dafür sorgen, daß seine Gruppe mehr Material bekommt, da er nur einen WT zugeteilt bekommt. Dafür wurde ich sehr zurechtgewiesen. Wir sollten dankbar sein, daß wir soviel "Speise" haben, daß fast jeder seinen eigenen WT haben kann. Ja, die Gruppen in Neupetershain und Groß Döbbern waren gegenüber Hoyerswerda fast bis auf ein Viertel bis ein halbes Jahr mit WT und PDS zurück. Das bedeutet schon was, wenn sie ein halbes Jahr länger falsche Lehren verkündigen, weil die WTG sie geändert hat. Man führte darum ab 1975 verstärkt Zusatzversammlungen durch, mit Kongreßprogramm, wo man zugab, daß das Werk im Rückgang begriffen war und daß man doch mehr verkündigen gehen sollte. Nicht bloß Stunden zusammenbringen, bei denen nichts herauskommt.

Sie legen einen entscheidenden Zeitzünder
Und jetzt stellte ich etwas fest, was später sehr entscheidend werden sollte. Als ich 1975 mit Bruder Z. in ein ausführliches Gespräch kam, versuchte er mich aufzuklären, daß ich doch sicherlich schon gemerkt hätte, daß Jehova neues Licht und seinem treuen und verständigen Sklaven (der WTG) neue Erkenntnisse gegeben habe. Das "Babylon"-Buch, sogar als Abzug, wurde verbrannt. Das Buch "Vom verlorenen zum wiederhergestellten Paradies" wurde durch das Buch "Auf den großen Lehrer hören" ersetzt. Und die Hauptsache sei, daß man Jehova auch über das Jahr 1975 hinaus dienen soll! Deshalb hätte man schon 1972 das Ältestenamt eingeführt. Einmal weil nun eine große Mehrung erfolge und zum Schutz gegen Spaltungen und falsche Lehren!

Auch aus den letzten Jahrbüchern könnte man einiges entnehmen Daß unter Russell, Rutherford und Knorr bis jetzt die Erkenntnis noch nicht so weit war. Daß wir erst jetzt richtig begreifen, daß und warum Jehova vieles unklar ließ, obgleich die Treuen von jeher in der Bibel forschten. Und gerade daher sei jetzt die Versammlung so wichtig.

Ich habe die Tragweite dieser "Aufklärung" anfangs gar nicht begriffen. Es wird einem flugs der bisherige Boden unter den Füßen weggezogen, ja weggerissen, so daß man gar nicht erst zu Fall kommen kann, weil man schon auf dem nächsten steht! Und stehen will man ja erst einmal. Und schon gehts weiter! Erst später kam die Besinnung.

Ich werde mitgenommen in die Verkündigung
Es kam der Tag, an dem mich Bruder Z. mit in den Verkündigungsdienst nahm. Nicht nur Gelegenheitszeugnis, sondern Neuverkündigung. Ich sollte feststellen, wie verkündigt wird. Aber die Leute zeigten alle Ablehnung. Viele waren gut unterrichtet. Man hielt uns vor, daß wir für 1975 den Weltuntergang gepredigt hätten, wir seien unglaubwürdig. Wir verkündigten z. B. wieder, wenn die Menschen Friede und Sicherheit sagen, wie 1975 mit der Helsinki-Konferenz, dann ist das das Zeichen einer bevorstehenden plötzlichen Vernichtung. Aber es kam nichts. Die Leute hatten doch recht. Ich dachte auch daran, daß ich nur bis 1975 Alimente zahlen sollte, weil dann das Weltende ist. Wie sollte ich bei solchen falschen Versprechungen vor die Menschen treten. So wurde ich zurückhaltend mit der Verkündigung. Ich möchte nicht wissen, was andere Zeugen Jehovas für Zweifel unterdrücken!

Sie hetzen meine Familie aufeinander
Wenn Heim, Zuhause und Familienverhältnisse in die Brüche gehen, dann muß man sich einmal fragen und prüfen, ob das die richtige Form der Anbetung ist. Unser Fernsehapparat war zur Reparatur. Ich mußte ihn zu einer Zeit abholen, als gerade eine Zusammenkunft angesetzt war. Man verlangte von mir, ich sollte mich als Mann zuhause durchsetzen Sie brauchten bei mir daheim nicht die Krimis gucken, wo Verbrechen gezeigt werden, oder die Liebesfilme, wo sie fremdgehen. Satan will uns bloß ablenken. Sollen sie doch den Apparat selber von der Reparatur holen, oder der Junge soll es tun, wenn er gucken will. Für die Zusammenkünfte müßte ich unbedingt "Wertschätzung zeigen". Erstens ist es meine Pflicht, mich um die Haushaltsgeräte zu kümmern und nicht Sache des Kindes. Dann ist das eine unerträgliche Einmischung und Aufhetzung gegen Frau und Kind. Wenn sie daheim nicht fernsehen sollen, müßte ich ihnen ja den Apparat wegnehmen. Das war zuviel.

Sie schafften es aber, mich aufzuhetzen, sonntagsmorgens die WTG-RIAS-Sendung vor meiner Familie im Radio anzustellen, um sie zu zwingen, sie anzuhören. Da hatten sie mehr "theokratische" Argumente. Das Ergebnis war ein furchtbarer Familienstreit. Danach "erbarmte" man sich, daß ich die Sendung nachträglich auf Tonband mitgeschnitten anhören konnte. Wenn man so etwas erlebt, dann stellt man sich einige Fragen.

Auch zu Weihnachten versuchten sie mich aufzuhetzen. Man hielt mir das Beispiel eines Bruders Ehrenfried vor Augen, dessen Frau auch nicht an die WTG-Lehren glaubte, und darauf bestand, zu Weihnachten in der Familie einen Weihnachtsbaum zu haben. Als sie nun den Weihnachtsbaum am letzten Tage anputzen oder schmecken wollte und er ihr die Weihnachtsbaumkugeln reichen sollte, habe er sie einfach absichtlich wie aus Versehen fallen lassen, damit sie entzwei gingen und der Weihnachtsbaum nicht mehr angeputzt und aufgestellt werden konnte. Wenn ich heute als freier Christ darüber nachdenke, was ist das doch für eine Hinterlist und Bosheit dieses Bruders, den ich mir als Beispiel nehmen sollte. Auch richtet sich das Weihnachtsfest nicht gegen Christus, sondern geschieht in seinem Namen und weist auf ihn hin und das ist grundsätzlich nicht schlecht wenn wir Christi eigene Worte in Markus 9:38-40 über Tote,) von anderen in seinem Namen nachlesen.

Sie moralisieren und überspannen bis an die Grenze des Erträglichen
Ein Dorn im Auge war ihnen auch meine Vorliebe für die Esperanto-Sprache, eine bekannte internationale Sprache. Auch dagegen gingen sie vor, um mir das auszutreiben. Ich hatte hierbei privat Bekannte in Polen und in der CSSR besucht, die katholisch waren. Sie mischten sich ein und sagten, es sei nutzlose nach Harmagedon werde wieder hebräisch-aramäisch gelehrt, aber in lateinischer Schrift. Woher sie das nur schon wissen! Als sei das Sprachenlernen nur noch Sache der WTG-Gileadschule in Brooklyn. Ich sollte alle von Arbeit und Familienpflichten freie Zeit in den WTG-Dienst stellen.

Als Musterbeispiel hielten sie mir die angeblich völlige wöchentliche Freizeitauslastung der Verkündiger in Westdeutschland vor Augen. Wollen sie das hier auch durchsetzen? 1. WT-Studium, 2. Buchstudium in den Häusern und eigenen Familien, 3. Heimstudien bei Interessierten, 4. Vorträge, 5. PDS-Teilnahme, 6. Selbststudium der WTG-Schriften, 7. Verkündigung, 8. Möglichst als Pionier mit Halbtagsarbeit Wer das konsequent befolgt, kommt zu keiner Besinnung mehr. Der pfeift ständig auf dem letzten Loch und hetzt den ganzen Tag an der Grenze des Möglichen und Erträglichen. Der geringste Einwand macht verdächtig: Dann hast du nicht genügend "Wertschätzung" und fast schon den kleinen Finger beim Satan.

Ich hatte festgestellt, wie zwanglos und frei es in anderen christlichen Gemeinden ist. Die Menschen kommen und gehen wie es ihnen ihre Umstände gestattet, ohne daß sie deswegen so moralisiert und gemaßregelt werden, wie es unter der WTG geschieht.

Einmal ist das Maß voll. Einmal läuft der Krug über. Einmal ist die Grenze erreicht. Im deutlichen Wissen um die falschen Lehren vor die Menschen treten müssen, am Beispiel der eigenen Tochter (Alimente) den 1975-Schwindel erleben, immerzu zuhause lügen, vertuschen, heucheln, hintergehen, verheimlichen und Doppelspiel treiben müssen, das unaufhörliche Aufhetzen der Familie, und die Erkenntnis, was für eine ungeheuerliche Schuld man auf sich geladen hat auch nur gegenüber einem einzigen Menschen mit der falschen Verkündigung von 1975 und den anderen WTG-Lehren, die sich nun nach 1975 eine um die andere als falsch erweisen und darum durch angeblich "neues Licht" ersetzt werden, und dazu sich bis zur letzten Freizeitstunde auspressen lassen - das ist unerträglich.

Mit der Zeitschrift "Christliche Verantwortung" (CV) einen Ausweg als freier Christ gefunden
Im letzten Augenblick kam Rettung
Ich erhielt, wie auch andere Zeugen, unverbindlich CV zugeschickt Ich tat es nicht, wie es alle tun sollen, nämlich CV ungelesen verbrennen. Ich las alles genau durch und verglich es mit der Bibel. Ich verglich auch meine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse, die ich mit den zuständigen WTG-Brüdern hatte, mit 1972, mit 1975. Und ich sah, daß es freigewordene und freistehende Christen gibt. Brüder und Schwestern, die sich als Christen freigemacht haben. Jetzt erhielt ich neuen Mut.

Ich wurde wieder froh, ja, begann wieder neu aufzuleben. Ich begriff. Ich lernte unterscheiden, was mir die WTG beigebracht hatte, was ihre Lehren sind, und was Gottes Wort ist. Ich schämte mich, den Leuten soviel Falsches im Namen Gottes gelehrt zu haben. Ich ging in meine Kammer und betete still zu Gott, er möge mir verzeihen, daß ich durch die WTG in seinen Namen so viel Falsches verbreitet habe. Ich ging jetzt daran, schriftlich ein Gegenzeugnis für die Wahrheit zu geben, weil ich mich persönlich schämte. Ich bekam nun ein reines Gewissen vor Gott und Menschen, wie der Herr sagt: Wer mich vor den Menschen bekennt. Ich lernte, wieder ausschließlich auf Jesus zu blicken, ohne die WTG dazwischen. Und daß niemand verdammt wird, der den Namen Jesu anruft. Ich dankte Gott und bin nun ein froher und freier Mensch geworden.

September 1976 erste Gegenüberstellung in der Versammlung
In christlicher Verantwortung ging ich nicht nur daran, ein Gegenzeugnis für die Wahrheit zu geben, weil ich anderen so viel Falsches gelehrt habe. Ich sah es auch als eine Verantwortung vor dem Herrn an, unter den Zeugen selbst, den Verantwortlichen, für die Wahrheit über die WTG einzutreten Ende September 1976 habe ich mir den Mut gefaßt, den Ältesten in Hoyerswerda meine Meinung darzulegen. Ich führte Bruder Z. in der Gruppe alles vor Augen, was ich auf dem Herzen und erkannt hatte, was mir inzwischen klar geworden war. Besonders die falschen Endzeitverkündigungen Wie schon 1914 die Regierungen abtreten sollten, was gar nicht geht. Wie aus den Bibelforschern schriftwidrig Zeugen Jehovas gemacht wurden. Von den Jonadaben. Von der Obrigkeit, erst WTG, dann der Cäsar. Vom Ältestenamt, das gar kein neues Licht ist.

Was entgegneten sie mir? Sie taten alles, um mich wieder umzustimmen. Die WTG sei Jehovas Werk. Ich sollte doch nicht eine Beute Satans werden. Aber ich wollte nicht mehr bleiben und weiter Falsches verkündigen. Zum Schluß rügte mich Bruder Z., das alles hätte ich ihm zum Schluß der Schulung privat sagen können. Ja, die WTG verhindert via sie kann, daß die Verkündiger selbst mitbekommen, was wirklich los ist. Privat nehmen sie alles entgegen und lassen es dann in den Akten verschwinden. Nur nichts ans Licht kommen lassen, daß es alle sehen! Bruder Z. konnte nichts überzeugend widerlegen. So drohte er mir zum Schluß mit Denunziation. er melde mich den "Brüdern", wenn ich nicht bereue, dann werde ich ausgeschlossen und vergessen.

So zog ich es vor, vom nächsten Studium fernzubleiben. Sofort hatten sie alles umorganisiert.
Ich schrieb an alle Bekannten in Hoyerswerda, in Groß Döbbern und Neupetershain
Was ich über die WTG festgestellt hatte und was für Schlußfolgerungen ich zog, schrieb ich nun an alle Bekannten in Hoyerswerda, Groß Döbbern und Neupetershain. Ich legte meine Erfahrungen dar. Ich legte auch dar, wie unter den anderen Christen Gottes Kinder sind, die z. B. nichts lehren und versprechen, was nicht eintrifft. Ich wollte, daß auch sie sich freimachen von falschen Lehren. Jesus hat schon nach seiner Himmelfahrt sein "Reich der Himmel" errichtet. Auch sind die 144 000 nur eine symbolische Zahl, weil es sonst alles buchstäblich Juden sein müßten, Christus ist der Eckstein und alle wahrhaft Gläubigen sind der Tempel. Dazu braucht man keinen Wachtturm. Die Zeugnisse der Reformation und des Pietismus z. B. sind echte christliche Zeugnisse gewesen, bis heute. Aber diese Wahrheiten wollte man nicht hören.

Man bezeichnete meinen Schritt, als wenn ein Hund zu seinem eigenen Gespei oder das Schwein zu seinem eigenen Kot zurückkehrt. Zu guterletzt hat man mir von einigen Stellen meine Zeugnisse wieder zurückgeschickt, man wünsche nicht mehr von mir belästigt zu werden. Als ob sie nicht gerade genug Leute mit ihren falschen Lehren belästigt haben. Sie werfen mir vor, zur "Babylon-Hure" zurückgekehrt zu sein. Sie merken gar nicht, wie sie selbst aufrichtige Christen, die doch nur anders an Gott und Christus glauben als die WTG will, belästigen und mit Kot bewerfen. Ist das eine "Babylon-Hure", wo sich freie Christen aufrichtig um das Wort Gottes und Jesu versammeln, obgleich sie unterschiedliche Erkenntnisse haben, weil unsere Erkenntnis nur Stückwerk sein kann? Ich bete darum, daß Jehova, Gott, noch vielen Erkenntnis schenkt, direkt aus der Schrift.

Meine "Gerda", mein Gemeinschaftsentzug wird vorbereitet
Zum Jahresende 1976 wurde ich überraschend von einem WTG-Ältesten aufgesucht, "Bruder Herbert". Er gab vor, sich nach den Gründen meines Weggangs von den Zeugen näher erkundigen zu wollen. Er stellte folgende Fragen:
1. Ob und wie lange ich 1976 noch von den WTG-Lehren überzeugt war, ob ich schon nebenbei Kontakt zu "anderer Religion" hatte.
2. Ob ich überzeugt war, als ich zu den Zeugen Jehovas ging
3. Ob ich freiwillig die Zeugen verließ oder irgendwie unter Druck gehandelt habe.
Diese Fragen zeigten deutlich die Taktik an, die ich zu erwarten hatte. Es ging ihnen nicht um die Gründe gegen die WTG, um die Fragen und Probleme, die mich bewegten. Die Richtigkeit oder Falschheit der WTG-Lehren würden sie nicht zur Diskussion stellen. Sie suchten nur den Zeitpunkt der "Untreue" gegenüber der WTG festzustellen, und wen oder was sie als - "schuldig" bezeichnen könnten. Reine Äußerlichkeiten. Die Hauptsache, daß man keinen falschen Lehren treu bleiben kann, wurde umgangen.

Ich habe "Bruder Herbert" geantwortet, daß ich als wahrheitssuchender Christ zu den Zeugen gekommen bin, und daß ich bis Mitte 1976 noch überzeugt war, die WTG-Lehren vertreten zu können. Ich habe dann CV erhalten und alles überprüft und auch an Hand meiner bedrückenden und schwer belastenden Erfahrungen. Verglichen habe ich mit den WTG-Büchern, die nach bis 1976 in unserer Gruppe behandelt wurden. Ich habe auch andere religiöse Ansichten geprüft. Radiosendungen von Monte Carlo und WTG-Rias-Sendungen So habe ich erkannt, daß aller Glaube an Gott unvollkommen ist und andere Christen auch echte Christen sein können, Kinder Gottes. Was die Widersprüche und Lehren der WTG betrifft, so stehe ich voll zu CV.

So ist mein Schritt freiwillig und ohne anderen Druck erfolgt Niemand hat auf mich Druck ausgeübt. Ich zeigte ihm zum Beweis auch andere religiöse Schriften freikirchlicher Gemeinden. Zum Schluß legte ich ihm die CV-Sonderausgabe 1975 mit dem Nachweis der Unglaubwürdigkeit der ganzen WTG-Endzeit auf den Tisch. Er wagte nur, ganz flüchtig hinzuschauen.

Er fragte dazu nur, ob ich CV zufällig geschickt bekomme oder ob ich darum gebeten hätte. Zufällig, sagte ich, aber ich bekomme es weiter und sammele es. Er meinte, ich hätte das Problem rechtzeitig mit meinem Gruppendiener Bruder Z. besprechen können, vielleicht hätte alles verhindert werden können. Was dachte er sich dabei? Begriff er die Tragweite nicht? Er stellte gar keinen Versuch an, etwas zu widerlegen, er wolle sich nur vergewissern, warum ich die Zeugen verließ.

Ich lege die CV-Sonderausgabe 1975 vor "Gerda", vor dem WT-Gemeinschaftsentzugs-Komitee auf den Tisch
Am 17. 1. 1977 wurde ich erneut von Bruder Z. aufgesucht. Er brachte mir eine Vorladung, in den nächsten Tagen zur "Ausssprache" zu kommen. Die Zeit sei zu kurz gewesen, als "Bruder Herbert" mich am Jahresende aufgesucht hatte. Das stimmte ganz offensichtlich nicht. Sie wollten sich informieren, um "Gerda" vorzubereiten. Aber ich erwartete nichts anderes. Es ging ihnen jetzt ganz konkret um CV, ob es in Hoyerswerda schon eine CV-Gruppe oder Gruppe freier Christen gibt. Ich hatte "Bruder Herbert" gesagt, daß ich nunmehr jedem Zeugen behilflich sein will, Anschluß an freie Christen zu finden, damit er Gemeinschaft haben kann und nicht beim Atheismus Zuflucht nehmen muß, wenn er an die WTG nicht mehr glauben kann. CV muß eine große Wirkung haben.

Am 20. 1. 1977 ging ich nun zu Bruder Z. zu der "Aussprache" Aber da war natürlich nichts, er ging mit mir weiter zu "Bruder Herbert". Dort waren nun noch drei weitere Brüder anwesend, mir bisher unbekannt. So stand ich nun einer "Gerda", einem WT-Gemeinschaftsentzugs-Komitee von fünf Brüdern gegenüber, die das "Urteil" über mich zu fällen hatten, wenn ich nicht "bereue" und "widerrufe".

Sie hatten sich vorbereitet, das Verfahren durchzuführen. Sie legten mir die Schriftstellen 2. Joh. 9-11 und 1. Tim. 3:5-7 vor, die sie einfach für die infragestehenden widersprüchlichen WTG-Bibelauslegungen in Anspruch nahmen, und um mir meine Familienangehörigen vorzuwerfen, die keine Zeugen sind. Was die Familie angeht, so ist ein "getrenntes Haus" für den Christen kein Grund, daß man deswegen diskriminieren darf. Paulus hat dort an Timotheus überhaupt keine Argumente für Gemeinschaftsentzug gegeben, sondern nur für die Ernennung zum Aufseher. Man kann es nachlesen Und in 2. Johannes geht es darum, "in der Lehre des Christus" zu bleiben. Johannes konnte gar keine WTG-Lehren meinen, die es damals gar nicht gab. Um dem Komitee nachzuweisen, daß ich nicht gegen die Lehre Christi, sondern nur gegen die heutigen widerspruchsvollen WTG-Bibelauslegungen bin, legte ich ihnen die CV-Sonderausgabe vom August 1975 mit dem Nachweis dieser unglaubhaften WTG-Bibelauslegung offen auf den Tisch. Ich sagte dazu: Nur dann würde ich zu den Zeugen Jehovas zurückkehren, wenn das, was da in CV nachgewiesen ist, nicht stimmt.

Die Auseinandersetzung um CV
Ich war äußerst gespannt, was sie nun erwidern, was sie nun machen. Sie mußten sich zu CV äußern. Sie waren am Zuge. Und sie mußten sich verbindlich äußern. Sie konnten als "Gerda" keine privaten Ansichten vertreten. Es wird die Einstellung und das Vorgehen der WTG gegen CV selbst sein, was sie zum Ausdruck bringen. Mein Fall ist ein Präzedenzfall, er ist eine offizielle Konfrontation zwischen WT und CV. Sie mußten damit rechnen, daß das allen Zeugen Jehovas bekanntgemacht wird, was eine unabsehbare Wirkung haben könnte.

Sie gingen auf kein einziges Argument von CV gegen die WTG konkret ein. Sie erklärten, man hätte in der DDR keine Gelegenheit, sich zu den Argumenten in CV zu äußern, weil das Verbot bestehe. Damit ist die Hilflosigkeit, Unfähigkeit und Furcht der WIG, es mit CV offen vor Zeugen aufzunehmen, zum Ausdruck gebracht. Denn die Erklärung ist von vorn bis hinten haltlos. Sie haben soviele Schriften, in Hoyerswerda selbst sind sie stolz, daß fast jeder seinen eigenen WT haben kann, in denen gegen jedes Argument von CV ausführlich Stellung genommen werden kann. Welche Lüge mit dem Verbot! Das ist nur ein Vorwand. Sie kümmern sich doch sonst nicht darum, und veröffentlichen, was sie wollen. Sie können sich darum äußern. Sie wollen nicht sich äußern. Sie fürchten CV und wollen verhindern, daß noch mehr danach greifen und es lesen.

Dann sagten sie, man sei gar nicht daran interessiert, CV zu lesen. Auch das ist nur ein Ausweichen vor den CV-Argumenten, eine Ablenkung für die Verkündiger. Die leitender Brüder sind nicht nur daran interessiert, sie müssen alle Veröffentlichungen über oder gegen die WTG lesen, weil sie die WTG darüber informieren müssen, wenn etwas irgendwo erscheint. Sie widersprochen sich auch selbst, denn sie gaben zu erkennen, daß sie wissen, was in CV veröffentlicht wird.

Sie sagten zum Schluß, sie brauchten CV auch nicht zu lesen, weit nur die WTG auferbauende Literatur liefere. Auch das sind Vorwände und Ablenkungen der Verkündiger von CV und Unwahrheit. CV bringt die Aufdeckung der WTG Widersprüche und christliche Auferbauung im Glauben. Sie wissen auch, daß die WTG nicht in erster Linie für die Glaubensauferbauung da ist, sondern um das "Ende" zu verkündigen, daß sich CV aber mit der Unglaubhaftigkeit dieser Endeverkündigung befaßt. Das Vorschieben der Auferbauung ist also auch unehrlich. Nicht Auferbauung, sondern das "Ende" steht zur Diskussion.

Die WTG verteidigten sie mit der Erklärung gegen CV, selbst die Bibel würde über Fehler berichten, die z. B. Moses, David und Petrus gemacht haben. Wenn CV also nur die Fehler der WTG abdruckt, dann würde CV hinter dem "theokratischen Fortschritt" hinterherhinken. Auch dies sind gefälschte Karten. Die Fehler und Irrlehren und falschen Voraussagungen und Prophezeiungen der WTG vom "Ende" lassen sich nicht mit den menschlichen Fehlern von Mose, David und Petrus rechtfertigen und verteidigen. Das sind grundverschiedene Dinge, die nur oberflächlich passen und deshalb nicht zutreffen. Man kann das nicht vergleichen. Aber sie gaben mit dieser Verteidigung zu, daß CV die Wahrheit über die Fehler der WTG bringt.

Ja, die Bibel berichtet über Fehler von Moses. David und Petrus und anderen. Warum ist es eine Irreführung, das mit der falschen Bibelauslegungen der WTG zu vergleichen? Damit wird ebenfalls abgelenkt.

Von Moses und anderen werden viele Fehler und Schwächen berichtet, von David sogar Verbrechen, an Bathsebas Ehemann. Aber sie waren deswegen keine falschen Propheten, die der Menschheit Prophezeiungen machen, die nicht eintreffen und eine widerspruchsvolle Bibelauslegung betreiben, die sie unglaubhaft macht.

Gerade Moses, den sie als "Kronzeugen" für die WTG-Verteidigung nennen, verurteilt schärfstens alle, die Verkündigungen machen, die nicht eintreffen, als falsche Propheten, als Vermessene. 5. Mose 18:20-22, was auf alle bisherigen Ende-Verkündigungen der WTG zutrifft. Sie haben falsche Karten in der Hand.

Wenn sie trotzdem dabei bleiben, dann haben sie selbst ein ganz unzulängliches biblisches Unterscheidungsvermögen.
Was sie als "theokratischen Fortschritt" bezeichneten, ist in Wahrheit eine Kette von falschen Zeitpunkten, immer wieder anders und entgegengesetzt ausgelegten Bibelstellen (Obrigkeit, Älteste, Nordkönig, Gleichnisse z. B.) auf ein "Ende" das schon ein paarmal kommen sollte und darum als Irrtum erklärt werden mußte, und für eine Endzeit, die schon wiederholt verschoben werden mußte, weil es sie gar nicht gibt. In der CV-Sonderausgabe vom August 1975 ist das mit WTG-eigenen Zitaten nachgewiesen.

Das Hauptargument gegen die freien Christengemeinden, freien Bibelforscher und anderen Christen
Es war dieselbe Methode, kein Eingehen auf die konkreten Tatsachen, sie wurden umgangen, nur ein pauschales Schlechtmachen. Die freien Christengemeinden seien wie die anderen Religionen an irgendeinem Punkt stehengeblieben. Das bedeutet, zu ihnen zu gehen, wäre ein Rückschritt, sie seien rückständig. Mir fiel auf, daß sie nichts von der "Hure Babylon" und Satan vorhielten.

Es stimmt, die freien Christen sind bei einem bestimmten Punkt stehengeblieben. Aber auch das zeugt nicht für sondern gegen die WTG und Zeugen Jehovas. Die freien Christen sind beim geschriebenen Wort Gottes stehengeblieben und haben nichts dazugemacht, wie die WTG mit den falschen Terminen, falschen Obrigkeit, und Jonadabverführungen weg von der neutestamentlichen Hoffnung. Sie gaben daraufhin zu, sich geirrt zu haben, aber das Licht werde immer heller. Sie tauschen sich selbst. Wenn man sich bei einer Sache geirrt hat und als falsch widerrufen muß, dann löscht man dieses verkündete Licht darüber wieder aus. Eine andere Erklärung ist dann kein Hellerwerden des Lichtes, das es gab, das wurde ja ausgelöscht. Es wird ein anderes Licht angezündet. Sie unterscheiden nicht zwischen Hellerwerden und Verlöschen eines Lichtes.

Daß die freien Christen nur beim geschriebenen Wort Gottes stehengeblieben sind, als sie mit der WTG und den Zeugen nicht mehr mitgingen auf ihre Irrwege, die die "Gerda"-Brüder zugeben mußten, kann man in CV lesen. In erster Linie kann man es bei jedem Gespräch mit freien Christen selbst erfahren.

Ich halte dem GE-Komitee den WT-Blutkult vor
Zum Beweis, daß sie nicht bei der Schrift geblieben sind, hielt ich ihnen den WT-Blutkult vor, wie sie Kinder durch Verweigerung von Transfusion opfern und dem Tod preisgeben. Sie entgegneten einfach, daß auch Leute durch Bluttransfusion gestorben sind.

Dazu müssen sie sich fragen lassen: Wenn ein Mensch durch Transfusion stirbt, die in der Absicht gegeben wurde, daß er um Leben bleiben möge, dann kann man ihn ruhigen Gewissens durch Verweigerung von Transfusion in den Tod gehen lassen und ins Jenseits befördern? Ist das nicht eine Rechtfertigung von fahrlässiger Tötung und versuchtem Mord und eine Verletzung des göttlichen Gebotes "Du sollst nicht töten"? Sie sind verantwortungslose juristische Dilettanten in ihren "Gerda"-Funktionen über ihre Brüder. Die WTG selbst räumt ein, daß das, was sie entgegneten, nicht der maßgebliche Gesichtspunkt sei, sondern das WTG-Blutverbot, womit die WTG aber selbst über die Schrift hinausgeht, wie CV gründlich nachgewiesen hat. Das GE-Komitee hat vor mir faktisch fahrlässige Tötung gerechtfertigt.

Ich hielt ihnen dann Matthäus 7:1,2 vor Augen, "richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet", und 1. Kor. 4:6, nicht über das hinaus, was geschrieben steht". Ich zeigte ihnen damit, wie es schriftgemäß verwerflich ist, alle anderen Christen abzutun und nur allein in der Wahrheit sein zu wollen. Wie die anderen Christen sich ihrer unvollkommenen Erkenntnis ehrlich bewußt sind und das nicht nur auf den Lippen haben, sondern sich deswegen gegenseitig achten und auch zusammenschließen, wie in der Evangelischen Allianz zum Beispiel. Aber das rührte sie alles nicht im geringsten Jedenfalls gaben sie es vor mir nicht zu erkennen.

Sie brechen ab, um ihre "Feststellungen" zu treffen
Als sie mit diesen Auseinandersetzungen begriffen hatten, daß ich mich den Ansprüchen der WTG nicht mehr beugen würde, stellten sie nochmals ihre Fragen. Ob ich freiwillig die Zeugen verließ oder unter Druck. Wielange ich schon an der WTG zweifelte und warum. Ich erklärte ihnen, daß ich freiwillig meinen christlichen Weg gehe. Ich habe 10 Jahre für die WTG verkündigt, weil ich ihr glaubte, wie schwer sie das auch machte. Seit 1976 aber habe ich begonnen, gegenzuverkündigen, um die Schuld an der Wahrheit, die ich unter der WTG auf mich geladen habe, wieder gutzumachen. Ich habe mich freiwillig CV angeschlossen, um jeden Zeugen Jehovas aufzuklären und Wege zu bahnen, sich anderen freien Christen anzuschließen. Ich wies nochmals auf die Irrtümer der WTG hin, die sie unglaubwürdig machen. Damit brachen sie ab.

Sie schließen mich - nun ein freier Christ - aus den Reihen der Zeugen Jehovas aus
Die "Feststellungen" des GE-Komitees
Sie trafen nun über mich folgende Feststellungen. Ich würde die Religion, die ich früher für falsch ansah, nun wieder als richtig betrachten. Ich habe selbst zugegeben, Verbindung mit CV zu haben. Das Ziel von CV besteht darin, Zeugen Jehovas zum Abfall zu bewegen, sich diesen Religionen anzuschließen Unter Druck wurde ich nicht gestellt, es ist mein freiwilliger Entschluß. Darum müssen sie Gemeinschaftsentzug (GE) oder "Gerda" laut 2. Johannes 9-11 zur Anwendung bringen. Der endgültige Beschluß wird mir mündlich überbracht werden.

Ich erwiderte, daß ich diese "Gerda" nur als Formsache ansehe, dci ich seit Sommer 1976 schon ein freier Christ geworden bin. Man erkannte dies an. Sie erklärten, ich könne jederzeit bereuen und zurückkehren. Ich müsse mich jetzt damit abfinden, daß sie mich nicht mehr als christlichen Bruder ansehen, sondern als Fremden, den man mit Herr Senger und Sie anredet und wie einen Fremden grüßt, wenn ich sie mit CV in Ruhe lasse. Bedeutete diese letzte Bemerkung etwas? Ein Kompromiß aus Furcht vor CV?

Es dauerte anderthalb Stunden. Ich verließ dann allein die Wohnung und meine fünf "Richter" blieben unter sich zurück. Sie verabschiedeten mich dennoch freundlich, obwohl ich klargemacht hatte, für CV zu arbeiten und Jehovas Zeugen einen Weg als freie Christen finden zu helfen, da ich nun selbst ein freier Christ bin. Fühlten sie sich selbst nicht ganz wohl in ihrer "Richter"-Rolle für die WTG? Ich mußte an 2. Thess. 3:14,15 denken, wo der Apostel Paulus sagt, daß man bei Unterschieden nicht in Feindschaft verfallen soll. So möchte man für sie beten und hoffen. Vielleicht ist diese "Richter"-Rolle für die WTG für sie eines Tages der entscheidende Anstoß, wenn sie auch jetzt noch "getreu" den WTG-Willen an mir vollstrecken. Nichts geht an einem spurlos vorüber, auch an ihnen nicht.

Der Beschluß des GE-Komitees
Am 29. 1. 1977 überbrachte mir Bruder Z. mündlich die "Gerda", den Beschluß des Gemeinschaftsentzuges für mich. Im Auftrag dieses WTG-Komitees, das den WTG-Willen zu vollstrecken hat, erklärte er:

Indem ich selbst zugegeben habe, Zweifel an den Lehren zu haben, ohne die Aussprache mit den Brüdern zu suchen, hätte ich sie hinters Licht geführt. Ich hätte darüber hinaus versucht, die Brüder zum gleichen Schritt zu beeinflussen, was aber nicht gelang. Der Beschluß lautet darum,
1) Weder persönliche noch schriftliche Kontakte, alles wird ungelesen verbrannt, auch die CV-Schriften, die meinen Bericht enthalten und bringen.
2) Auch die Brüder in Welzow und Klein Döbbern halten sich an diesen Beschluß.
3) Sollte ich bereuen, dann kann ich mich an die Brüder wenden. Ansonsten habe ich kein Recht mehr, mit Zeugen Jehovas zu verkehren. Ich bin hinausgetan und vergessen.
Diesen Beschluß hätte ich selbst herbeigeführt. Als Bibelstelle soll ich Jakobus 1:2-8 und 5:7 nachlesen. Darin ist die Antwort begründet, warum auch die anderen meinem Beispiel nicht folgen.

Der Beschluß des GE-Komitees schriftgemäß geprüft
Sie können mich nur aus ihrer Gemeinschaft ausschließen. Aber sie können mich und jeden anderen niemals vom Gauben an Gott und Christus und von der Gemeinschaft mit Gott und Christus ausschließen. Denn sie sind nicht der einzige Mittler zwischen den Menschen und Gott, über den man nur zu Gott kommen könnte. Man braucht die WTG nicht unbedingt, um an Gott zu glauben und sich im Namen Jesu zu versammeln. Doch sie unterscheiden das nicht.

Meine Zweifel an den WTG-Lehren bewertet der Beschluß nicht. Das wäre auch gefährliches Glatteis, da sie begründet sind. Sie werfen mir lediglich vor, daß ich darüber nicht die "Aussprache mit den Brüdern" gesucht hätte. Das stimmt und stimmt auch nicht. Sie wissen selbst, daß es für sie keine Kritik an den Ansprüchen der WTG und ihren Lehren gibt, die angeblich von Gott kommen. Wenn einer das anzweifelt, wie berechtigt und schriftbegründet das auch ist, dann braucht man gar nicht erst eine "Aussprache" suchen. Jede "Aussprache" wird dann nur gemacht, um die WTG-Ansprüche durchzusetzen oder den Betreffenden auszustoßen. Dennoch habe ich die Aussprache gesucht und herbeigeführt im September 1976. Das zahlt nur nicht, weil ich schon vorher meine Kritik geäußert habe, sie aber jede Freiheit der Kritik abgeschafft haben.

Ich zitiere noch dem WT vom 1. Juli 1957, "Respektiert Jehovas Organisation":
"Es mögen Dinge in der Organisation geschehen, die wir nicht verstehen. Die Diener mögen einer Handlungsweise folgen, die wir als unrichtig erachten. Deswegen Kritik zu üben, würde eine unvernünftige Haltung verraten . . .

Nur wenige von uns verstehen die Tatsachen bezüglich der Kernphysik, nicht war? Aber die Wasserstoffbombe beweist sicherlich, daß die Folgerungen ihrer Hersteller auf Tatsachen beruhen und daher richtig sind. Somit wären nicht so töricht, und würden die Explosion einer Wasserstoffbombe im eigenen Garten zulassen, nur weil wir ihre Wirkung nicht kennen! Nun kann sich aber eine unvernünftige, respektlose Haltung innerhalb der Familie Gottes ebenso unheilvoll auswirken, wie die Auslösung einer Wasserstoffbombe." (S. 408, 409)

Schon die erste Aussprache über meine Kritik an der WTG hat das bestätigt: Es gibt nur sich beugen und bedingungslos widerrufen oder ausgelöscht und vergessen werden.
Im Grunde genommen kann das nicht anders sein. Ein Werk mit solchen Widersprüchen, Irrtümern, weltweiten falschen Weltendeprophezeiungen und tödlich festgefahrenen Dogmen, wo selbst Menschenleben unbedeutend werden (Blutkult), kann nur mit solchem geistigen Terror zusammengehalten und weiterbetrieben werden. Ein solches Werk, schon mehrere Generationen hindurch, muß zu der Konsequenz kommen, jede Kritik mit der Angst vor der Gefahr gleich einer "Explosion einer Wasserstoffbombe im eigenen Garten" zu verteufeln und zu unterdrücken. Der christliche Grundsatz in Apostelgeschichte 17:11, mit der Schrift alles zu prüfen, ob es sich richtig verhält, ist mit einem solchen Werk nicht zu vereinbaren. Wird diese Grundfrage durch die zwangsläufig an der WTG aufkommende Kritik berührt und erreicht, dann ist es soweit. So kann zuguterletzt kein biblisch freier Christ in diesem Werk bleiben. Es wird ihn ausstoßen und vergessen. Mein Ausschluß ist eine einzige Bestätigung dafür.

Der Beschluß, alle Kontakte abzubrechen, alles Schriftliche von mir ungelesen zu verbrennen, ist nur die praktische Durchführung. Dem Vergessenen noch zu verbieten, mit keinem Zeugen Jehovas weiter zu verkehren, zeugt von dem Dilettantismus und Übereifer, mit dem die Ausführenden mitunter vorgehen. Denn sie können in Wirklichkeit niemandem außerhalb ihrer Reihen vorschreiben, mit wem er verkehren darf und mit wem nicht.

Ich habe sogar sehr gründlich Jakobus 1:2-8 und 5:7 nachgelesen Jakobus 5:7 lehrt, daß Christen für die noch bevorstehende Wiederkunft Christi ausharren und Frucht bringen müssen. Das widerlegt die 1914-Wiederkunft von der WTG. Was wollen sie also mir damit sagen?

In Jakobus 1:2-8 wird vom Zweifel, Wanken und Schwanken im Glauben an Gott gesprochen. Sie unterscheiden offenbar nicht, daß es nicht um den Zweifel am Gottesglauben geht, sondern um den Zweifel an den "göttlichen" Ansprüchen der WTG über wahre Christen. Der Glaube an die WTG ist in der Tat bei mir ins Wanken geraten durch die Erfahrungen, die ich unter der WTG machen mußte und durch die Widersprüche und falschen Verkündigungen, die sie verlangte. Aber der Glauben an Gott, wovon Jakobus spricht, war und ist davon nicht betroffen. Aber sie unterscheiden das offenbar nicht. Wird ihnen mein Fall dieses Unterscheidungsvermögen lehren? Vielleicht, denn er wird bestimmt nicht spurlos an ihnen vorübergehen.

So ist der ganze GE-Beschluß schriftgemäß gesehen völlig verfehlt. Er geht an der Sache vorbei. Es ist zwar schmerzlich, dieses erleben zu müssen, weil sehr wohl herzliche Beziehungen wie durch mittelalterliche Intoleranz zerstört werden Doch die WTG ist nicht "allein in der Wahrheit". Möchten nun viele Zeugen Jehovas meinen Erfahrungsbericht lesen. Möchte er ihnen eine Hilfe sein, Mut zu fassen um aufzubrechen aus einem falschen Weltendeglauben in ein Christenleben in schriftgemäßer Freiheit.
Br. Helmut Senger
77 Hoyerswerda-Neustadt, v. Gneisenaustr. 29

Möge dieser Sieg der Wahrheit freien Christentums über haltlose Endzeitverkündigung überall weite Verbreitung, Beachtung und Unterstützung finden
Liebe Leser
Was für Empfindungen und Überlegungen löst das in dieser CV-Ausgabe Gelesene aus? Es ist ein wahres Christenschicksal Der jede Kritik mit "Wasserstoffbomben"-Drohungen unterdrückende "theokratische Fortschritt" der WTG auf ihrem "Endzeit"-Wege über das geschriebene Wort Gottes hinaus zerknickt jeden, der daran ernsthaft Bedenken anmeldet Dieser WTG-"Endzeit"-Weg ist bereits gesäumt mit den Schicksalen von Hunderttausenden, über die unter einer falschen Endzeitfahne von 1799 bis 1975 und nun wieder darüber hinaus hinweggeschritten wurde.

Vieles in diesem Bericht von Br. Helmut Senger aus Hoyerswerda regt zum Überprüfen der eigenen Erfahrungen an. Wir möchten daraus zwei Kerngedanken empfehlen, die doch von zentraler Bedeutung erscheinen. Es geht nicht um den Glauben an Gott, sondern um die WTG-Ansprüche. "Der Sklave erklärt uns, wie wir Jehova anbeten müssen" (VIII/76). Dieser WTG-Grundsatz läßt erkennen, wie tatsächlich die WTG alles in die Hand genommen hat, wie sie das letzte Wort haben will, selbst über die Bibel, das Wort Gottes! Über das sie sich damit aufgeschwungen hat. Dies ist der eine zentrale Konfliktpunkt. Der andere ist die Besinnung, daß es nicht um die Frage von Auferbauung im Glauben geht, sondern um die haltlose Endzeitverkündigung von Generation zu Generation.

Wir möchten zum Schluß dazu aufrufen, überall zu helfen, zu unterstützen und zu ermuntern, daß kein "Rohr" mehr "zerknickt" und kein "glimmender Docht" mehr ausgetreten werden kann unter dem "Wasserstoffbomben"-Schritt der WTG in ihrer falschen Endzeit.
In christlicher Verbundenheit
Eure Brüder und Schwestern und alle
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
CV-Leitung Gera/Thür.
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber: Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Otto-Dix-Straße 6. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,-. Versand auch kostenlos.
Kto.-Nr.: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera

A 4116-77 V 7 1 728

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 93

In dieser Ausgabe zwei geschichtlich durchaus bedeutsame Berichte. Einmal über den Fall des afrikanischen Landes Liberia und die Rolle die der WTG-Funktionär Milton G. Henschel diesbezüglich spielte.
Zum anderen über den politischen Putsch in den 1970-er Jahren im südamerikanischen Staat Chile und die politische Rolle, die die Zeugen Jehovas während dieser Vorgänge faktisch wahrnahmen. Es gibt Leute die die Auffassung vertreten, was sich damals in Chile abspielte, hatte auch einen Strippenzieher in den USA namens CIA. Um so gravierender die Unterstützung dieser CIA inspirierten Aktion durch die flankierende Unterstützung speziell der Zeugen Jehovas.

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTGbedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 93 Gera April 1977

ABSETZEN DES FALSCHEN ENDTERMINS 1975 VON DER TAGESORDNUNG
BESTER DIENST FÜR DIE WTG, ABER ALLERSCHLECHTESTER DIENST FÜR DIE ZEUGEN JEHOVAS
Hauptkriterien für die schriftgemäße Prüfung bleibt die Endzeitverkündigung
Liebe Leser
Wird verantwortlichen WTG-Ältesten im Glaubenskarnpf das "Schwert des Geistes" auf die Brust gesetzt und ihnen vor Augen geführt, wieviele Generationen die WTG schon mit falschen Endzeitterminen ausgehend von 1799 hingehalten hat, in welchen Widersprüchen der Lehre sie sich bewegt und wie unglaubwürdig das folglich alles ist, dann erhält man zumeist die erstaunliche Antwort: Aber die WTG biete die beste Auferbauung im Glauben, wohin sollte man gehen? Mit dieser Antwort wird das Problem auf jeden Fall auf ein falsches Gleis geschoben, auch wenn das im Einzelfall vorsätzlich sein sollte. Wenn es um christliche Erbauung geht, die gibt es auch anderweitig. Auch andere Christen sind aufrichtig.

Die WTG-Verkündigung aber ist nicht um christlicher Auferbauung im Glauben willen ins Leben gerufen worden, sondern um der Menschheit ein angeblich bevorstehendes Ende zu predigen! Wer wollte das bestreiten? Darum steht oder fällt die Glaubwürdigkeit des WTG-Werkes mit der Glaubwürdigkeit oder Haltlosigkeit dieser Endzeitverkündigung!

Die WTG weiß, daß sie mit ihrer Endzeitverkündigung fällt. Der WTG-Jahrestext 1977, "Ihr bedürft des Ausharrens", ist darum eine unverschämte Maßregelung für alle Zeugen Jehovas, nachdem sie sie weltweit dazu veranlaßt hatte, 1975 als das Ende der 6000 Jahre des Ruhetages Gottes und damit als Endtermin für "diese Welt", für die "Schlacht von Harmagedon" und den Beginn des Tausendjahrreiches Gottes auf Erden zu proklamieren. Nicht die Zeugen müssen gemaßregelt werden, denn sie haben den 1975 nicht erfunden, es war der "treue und verständige Sklave"!

Um auch hier alle von i h r e r Schuld abzulenken, alle auch hier dafür zu gewinnen, sie weiter hinhalten zu können und das erste Stückchen auf diesen Weg zu bringen, von dem man dann nur schwerlich wieder zurück kann, hat man ihn erst einmal betreten, heißt es im Kommentar 1/77 zum Jahrestext: "Denn noch eine 'ganz kleine Weile', und der Kommende (Jehova) wird eintreffen und wird nicht ausbleiben. Werden wir während dieser 'kleinen Weile' ganz in unserer Tätigkeit aufgehen?". (S. 1, Liebe Königreichsverkündiger..) Die Anrede "liebe" können wir übergehen. Mit der "ganz kleinen Weile nur noch" wird in der hundertjährigen Tätigkeit der WTG nämlich ab 1975 nun schon die vierte Generation übertölpelt! CV wird das in einem kommenden Beitrag, der schon in Arbeit ist, ausführlich dokumentieren!

Worauf wir jedoch hier hinaus wollen, ist die WTG-Forderung oder Anleitung, in dieser "kleinen Weile", also in dieser Verschiebung wieder, "ganz in der Tätigkeit aufzugehen" ! Was bedeutet das? Du sollst nicht nur aufgehen, sondern "ganz aufgehen"! Diese WTG-Forrnulierung ist genau gezielt Was mit "unserer Tätigkeit" gemeint ist, ist jedem klar: Aufrechterhaltung der Organisation und Verbreitung dessen, was die WTG in die Hand drückt. Darin ganz aufgegangen ist gleichbedeutend damit, sich dem gänzlich ausgeliefert zu haben, ohne irgend kritisch darüber nachzudenken. Und gerade das will die WTG jetzt 1977, damit 1975 wieder aus den Köpfen verschwindet. Aus "der ganz kleinen Weile" wird über kurz oder lang wieder eine große Weile werden. Die Hauptsache ist, alle kommen erst einmal auf den Weg, auf den Weitermarsch in die nächste Generation. Sie sind schon in der ersten "kleinen Weile" gänzlich darin aufgegangen, dann dürften die Anfangsschwierigkeiten wieder überwunden sein. So war es immer gewesen. Wer im WTG-Dienst "ganz aufgegangen" ist. kommt gar nicht dazu innezuhalten und kritisch, was er tut, denn die WTG treibt ständig unaufhaltsam vorwärts.

Als es in der vorigen Generation auch darauf ankam, das für den 2. Weltkrieg der Welt verkündete Harmagedon-Ende wieder zu "verscheuchen", wurde auf dem "Theokratischen Kongreß" Pfingsten 1945 in Zürich verkündet: "Selbst wenn die Schlußabrechnung von Harmagedon noch um zehn oder zwanzig Jahre verziehen sollte - es wurde nicht gesagt, daß es wirklich so sein wird … Dauert es jemand zu lange, dann sei daran erinnert, daß Zeit niemals lang wird, wenn man alle Hände voll zu tun hat. Haben wir etwa nichts mehr zu tun?" (Trost Nr. 545, Bern 1. Juni 1945). Jetzt nach 1975 wird dieselbe Methode des "Verziehens" um eine "kleine Weile" angewandt!

Mit aller Macht und mit allen Mitteln betreibt die WTG jetzt mit allgemeiner religiöser Erbauung und Moralverkündigung die Ablenkung von der Falschheit und Unglaubwürdigkeit ihrer Endzeitverkündigung! Doch was nützt alle Erbauung, wenn die Endzeit nicht stimmt? 1977 ist die WTG bereits im zweiten Jahrhundert ihrer Endzeitverkündigung für nur "eine Generation"! Was hat christliche Liebe im Munde eines falschen Endzeitverkündigers für einen Wert? 5. Mose 18:20-22. Die WTG muß an Hand ihrer Endzeitverkündigung geprüft werden! Darum immer und immer wieder:
Vergewissert euch über alle Dinge haltet fest an dem, was recht ist
1. Thess; 5-21 NW
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DIE 100. CV-AUSGABE!
DIE 100. AUSGABE VON CV WIRD EINE JUBILÄUMS-SONDERAUSGABE WELCHE FRAGEN, PROBLEME, THEMEN, TATSACHEN, EREIGNISSE, VORGÄNGE, SACHVERHALTE, SCHWERPUNKTE UND ERFAHRUNGEN SOLLTEN IN DIESER 100. CV-AUSGABE BERÜCKSICHTIGT WERDEN? SENDET FRAGEN, HINWEISE UND VORSCHLÄGE EIN! WEIST ÜBERALL SCHON JETZT AUF DIE 100. CV-AUSGABE HIN! HUNDERTMAL CV! ES GIBT IN DER GANZEN WELT KEINE ZWEITE DERARTIGE ZEITSCHRIFT! DIE 100.CV-AUSGABE WIRD EIN HÖHEPUNKT!
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IN DIESER AUSGABE / W TYM WYDANIE
Faschistischer Umsturz in Chile ermöglichte der WTG einen "großen Fischfang". Vom faschistischen Regime verhaftete Kommunisten durch Zeugen Jehovas ersetzt. Die von der WTG betriebe "beste Verteidigung" gegen den Kommunismus in der Praxis. - Faszystyczne obalenie w Chili umozliwila dla Watch Tower Society "wielkie rybolowstwo". Faszysti zastapil aresztowane komunista z smadkowy Jehowe. "Najiepsza defensywa" Watch Tower przeciw komunism w politycznej praktyki.
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MILTON G. HENSCHEL VON DER LEITENDEN KÖRPERSCHAFT DER WTG UND ZEUGEN JEHOVAS IN BROOKLYN, NEW YORK, USA, BESTÄTIGT DIE ANTIKOMMUNISTISCHE POLITISCHE AUFGABENSTELLUNG DER ORGANISATION
Wieder einmal hat die WTG selbst die allen Zeugen Jehovas ständig eingeredete Ansicht, sie seien politisch völlig neutral, sie seien unpolitisch und verfolgten keine politischen Ziele und Absichten, widerlegt.

Das geschah im Zusammenhang mit den WTG-Bemühungen im westafrikanischen Staat Liberia die Möglichkeit zu erhalten, staatlicherseits völlig ungehindert tätig sein zu können. Bekanntlich war es u. a. schon im Jahre 1963 zu einem dramatischen Vorfall gekommen, wo die Zeugen, Jehovas in Liberia anläßlich eines Kongresses in Gbarngo gezwungen werden sollten, die liberianische Flagge zu grüßen. Unter den Verhafteten und Mißhandelten war auch Milton G. Henschel, damals Mitglied des WTG-Direktoriums in Brooklyn, New York, der auf dem Kongreß die Hauptansprache halten sollte. Wie aus dem Erwachet-Bericht über die Vorgänge ersichtlich ist, hat Milton G. Henschel damals seine Privilegien als Ausländer und Amerikaner dazu benutzt, so bald als möglich den Leiden und Mißhandlungen entgehen zu können, anstatt als "guter Hirte" bis zum Schluß bei den "Schafen" auszuharren: "Am Dienstag morgen verlangten die Ausländer energisch, daß man sie freilasse. Der Leutnant ging, um sich zu erkundigen. Kurz darauf kam er wieder und um etwa 11 Uhr wurden die 27 Ausländer freigelassen", zusammen mit M. G. Henschel. In der Tat ist bisher kein Mitglied des WTG-Direktoriums oder der Leitenden Körperschaft je einen Märtyrertod gestorben. Überall, wo für die WTG-Tätigkeit gestorben wurde, haben sich die Hauptverantwortlichen aus Brooklyn entweder überhaupt nicht sehen lassen oder sie haben sich rechtzeitig auf Grund ihrer Beziehungen oder Privilegien in Sicherheit bringen können. Auch diesmal war es so. Nachdem M. G. Henschel am Dienstag früh seine Freilassung erwirkt hatte, sagt der Bericht: "Wie zu erwarten war die Nacht auf den Mittwoch am schwersten". (Erwachet 22. Okt. 1963, S. 11 f)

Es kam dann in dieser Sache zu Verhandlungen zwischen der WTG und dem liberianischen Staatschef und Präsidenten V. S. Tubman. Wir wollen dabei unser Augenmerk auf die Angebote richten, die die WTG machte, um eine ungehinderte Tätigkeitsmöglichkeit in Liberia zu erlangen. Im WTG-Jahrbuch 1977 S. 180 wird darüber berichtet:

"… schickte Präsident Tubman Ende November ein Telegramm an M. G. Henschel in der Zentrale der Watch Tower Society, in dem er sich bereiterklärte, am 4. Dezember eine Delegation der Zeugen Jehovas in Monrovio zu empfangen und die Fahnengrußfrage sowie unsere missionarische Tätigkeit in Liberia zu besprechen … Bruder Henschel erklärte, daß wir daran interessiert seien, die Liberianer über die Bibel zu belehren, damit sie tatsächlich den Willen Gottes tun könnten und nicht nur "Herr, Herr" sagen würden. Außerdem wies er darauf hin, daß die biblische Bildung die beste Verteidigung gegen den atheistischen Kommunismus sei …

Mr. Tubmann hörte eine halbe Stunde lang interessiert zu."
Das Ergebnis dieser WTG-Angebote war u. a., daß die WTG-Missionare zurückkehren konnten und die Regierung einen Erlaß herausgab, daß die WTG ihr Werk ungehindert fortsetzen könne.

Prüfen wir die beiden Angebote. Es ist ein religiöses und ein politisches, wie wir sehen.
Das religiöse Angebot ist nur eine halbe Wahrheit. "Die Liberianer" über die Bibel zu belehren. damit sie nicht nur Lippenbekenntnisse ablegen, dürfte weitgehend an Beleidigung grenzen. Präsident Tubman selbst gehört der methodistischen christlichen Kirche an. Viele Liberianer sind aufrichtige Angehörige anderer christlicher Kirchen, die zwar eine andere Form christlichen Gottesdienstes haben, aber darin nicht heucheln, sondern aufrichtig und treu sind. Sollte Präsident Tubman, selbst methodistischer Prediger, Jurist und ehemals Richter am Obersten Gericht in Liberia, dies nicht unterscheiden können?

Bedeutsamer scheint deshalb das politische Angebot der WTG gewesen zu sein, die Bibel auch gegen den Kommunismus einzusetzen.
Bekanntlich sucht jedermann vergeblich in der Bibel nach einem Auftrag Christi, gegen den "atheistischen Kommunismus" zu kämpfen, das Volk antikommunistisch zu "bilden". Es handelt sich hier allein um die antikommunistische Auslegung, um einen antikommunistischen Mißbrauch der Bibel. Der Kommunismus ist eine nichtreligiöse "die Menschen betreffende Ordnung" (l. Petr. 2:13). Dagegen kann kein Christ vom Glauben her etwas einwenden, wenn er nicht hintergründige politische Interessen verfolgt oder solchen Interessen dient. Oder will die WTG, daß die heutigen Gesellschaftsordnungen und Staaten zurückgeschraubt werden ins Mittelalter, als solche Ordnungen religiösen Charakter hatten und Kirchenfürst gleich Landesherr war? Sicherlich nicht. Darum ist die Betonung auf atheistisch oder nichtreligiös nur ein Scheinmanöver, um die Christen unter Mißbrauch ihres Glaubens zum politischen Kampf gegen den Kommunismus verwenden zu können, ohne daß ihnen das in diesem Sinne zum Bewußtsein kommt.

Mit dem Angebot an den liberianischen Präsidenten, "außerdem" die "beste Verteidigung" gegen Kommunismus zu bieten, hat die WTG darum erneut eindeutig ihre weltweite politische Rolle und Aufgabenstellung offenbart. Wie jedermann erkennt, der die WTG-Verkündigung prüft, ist das allerdings nicht "Verteidigung", sondern eindeutig antikommunistischer Angriff, antikommunistische Aggression, denn die Verkündigung wird ja überall hingetragen und vorangetrieben "Die Liberianer", also das ganze Volk in Liberia, hatte M. G. Henschel z. B. im Visier. Einem Staatschef die antikommunistische Bedeutung der WTG und Zeugen Jehovas vor Augen zu führen, heißt eindeutig, auch die politische Funktion der WTG-Tätigkeit ins Spiel zu bringen.

So haben Jehovas Zeugen hiermit ein neues warnendes Beispiel vor Augen, um die politische Rolle der WTG zu erkennen und sich nicht länger dafür mißbrauchen zu lassen.
F. F.

FASCHISTISCHER UMSTURZ IN CHILE ERMÖGLICHTE DER WTG EINEN "GROSSEN FISCHFANG". VOM FASCHISTISCHEN REGIME VERHAFTETE KOMMUNISTEN DURCH ZEUGEN JEHOVAS ERSETZT.
Wir erinnern uns, daß im September 1973 die fortschrittliche sozialpolitische Entwicklung in Chile unter der demokratischen Regierung von Salvador Allende durch einen blutigen faschistischen Militärputsch gestoppt, Allende und andere Angehörige seiner Regierung ermordet, und das Land einem blutigen faschistischen Terror-Regime unterworfen wurde. Wie allgemein bekannt ist, erfolgte dies alles vornehmlich im Interesse des nordamerikanischen Imperialismus, um eine sozial-fortschrittliche Entwicklung in Lateinamerika zu verhindern, Auf die Rolle des amerikanischen Geheimdienstes CIA hierbei soll jetzt nur hingewiesen werden.

Der römisch-katholische Kardinal Silva (Santiago) erklärte in einem Interview mit dem norwegischen Pastor Torgeir J. Havgar anläßlich des 3. Jahrestages des faschistischen Militärputsches in Chile in einer mutigen christlichen Stellungnahme: "Bei uns herrscht eine Tyrannei. Die Geheimpolizei verschleppt das Volk wo und wann immer sie will. Unter dem Deckmantel von 'Patriotismus' und 'Freiheit' werden die Menschen äußerst willkürlich und in brutaler Weise behandelt. Wir haben eine Diktatur noch dem Nazi-Modell bekommen. Die chilenische Bischofskonferenz hat einen klaren und festen Standpunkt gegen die gegenwärtige alles beherrschende Gefahr eingenommen: die Militärdiktatur. Die Unterdrückung der Bevölkerung geht weiter." (epd 24. 9. 1976)

Die Tatsachen über das Verhalten der WTG und der Zeugen Jehovas
Wir wollen es unterlassen, die zahllosen Äußerungen der WTG zusammenzutragen, in denen sie jedes soziale Engagement speziell von katholischer Seite als "Hurendienst" verteufelt und anprangert. Humanistische Zusammenarbeit mit Kommunisten gar wurde und wird als "unmoralische Beziehung", als "mit Gotteshassern ins Bett gegangen" gnadenlos bekämpft. Wir erinnern an das politische Angebot durch Milton G. Henschel vom WTG-Hauptbüro in Brooklyn, New York, USA, an den liberianischen Präsidenten Tubman, die WTG-Tätigkeit, bedeute auch "die beste Verteidigung" gegen den Kommunismus (Jahrbuch 1977, S. 180, Wiesbaden). - WT 1. 3. 1974 S. 132. Es dürfte völlig klar sein, daß ein solches antikommunistisches politisches Verhaften ideal in den Dienst des faschistischen Regimes in Chile passen würde. Genauso ist es auch. Die WTG liefert selbst die Beweise Von WTG-Protesten gegen die chilenische "Diktatur nach Nazi-Modell" (Kardinal Silva) keine Spur! Im Gegenteil!

Im WT vom 1. Januar 1977, dem 2. Jahr nach ihrem falschen Weltende von 1975, bringt die WTG eine erste größere Abhandlung über ihre Tätigkeit in Chile in Verbindung mit dem faschistischen Militärputsch von 1973. Unter der Überschrift "Umschwung führt zu großem 'Fischfang' in Chile" macht sie überhaupt kein Hehl mehr daraus, daß dieser faschistische Umsturz gleichsam eine entscheidende Voraussetzung für das Aufleben ihrer Tätigkeit gewesen ist! Sie schreibt "Kannst du dir vorstellen, daß die meisten Zeugen in diesem Land die biblische Wahrheit (die WT-Lehren, WT-Bibelauslegung, Anm.) erst in den letzten drei Jahren kennengelernt haben? in den Jahren 1974/75 ließen sich fast soviele Personen taufen, wie sich fünf Jahre vorher am "Fischen von Menschen" beteiligt hatten. Im Oktober 1975 widmeten sich 16 862 Personen diesem 'Fischen'." Unter den so "Gefischten" seien auch "frühere politische Fanatiker". Hier fällt einem die WTG-Veröffentlichung vom 22. Mai 1970 in "Erwachet" ein: "Ich war Kommunist."

Welche politische Bedeutung das faschistische Militärregime der Entfaltung der WTG-Tätigkeit in Chile beimißt, wurde schon kurz nach dem Umsturz ersichtlich. Wir lesen: "Der Erfolg des geistigen Fischzuges war besonders auf dem internationalen Kongreß "Göttlicher Sieg" zu sehen, der im Januar 1974 im Santa-Laura-Stadion stattfand. Daß dieser

Kongreß damals durchgeführt werden konnte, war so gut wie ein Wunder. Nur vier Monate vorher hatte das Militär die Regierung übernommen. Die Lage war sehr ungewiß, und das Land befand sich in einer Art Belagerungszustand. Es wurde kaum eine Genehmigung für eine Zusammenkunft erteilt, geschweige denn für einen Kongreß, zu dem sich über 20 000 Personen in einem großen Stadion versammeln sollten Doch irgendwie wurde etwa einen Monat nach dem Regierungswechsel die Genehmigung für einen Kreiskongreß erteilt, der in Santiago selbst stattfand …"

"Aus Sicherheitsgründen waren aber einige Polizisten beim Kongreß zugegen, denn die Lage im Lande war sehr gespannt."
Die Genehmigung für den Kreiskongreß und den anschließenden internationalen Kongreß kurz nach dem faschistischen Umsturz in Chile war weder ein "Wunder" noch kam sie "irgendwie". Die neuen faschistischen Militärs waren weder göttliche Wundertäter noch handelten sie "irgendwie". Es ist kein Protokoll und keine Verlautbarung über die Verhandlungen zwischen den WTG-Vertretern und den faschistischen Militärs bezüglich der durchzuführenden Kongresse veröffentlicht worden. Die WTG-Vertreter indes dürften sich kaum anders verhalten haben als Milton G. Henschel vom WTG-Hauptbüro in Brooklyn mit dem antikommunistischen politischen Angebot an den liberianischen Staatspräsidenten Tubman.

Kommunisten verhaftet, Zeugen Jehovas als Vertrauenspersonen der faschistischen Militärs eingesetzt
In ihrem Triumphalismus über ihren Vormarsch noch dem faschistischen Umsturz in Chile läßt sich die WTG weiter aus. "Der Hauptfaktor, der den geistigen Fischfang jedoch begünstigt hat, ist das Versagen der Kirchen … Jehovas Zeugen verhielten sich dagegen auffallend anders. Noch der Machtübernahme durch das Militär ließ man sie auch in Ruhe, denn man wußte, daß sie sich unter der vorhergehenden kommunistischen Regierung nicht in die Politik eingemischt hatten. Wenn durch die Verhaftung kommunistischer Aktivisten in Fabriken und anderen Betrieben Lücken entstanden, wurden oft Zeugen Jehovas in führende Stellungen eingesetzt. An dem Morgen, an dem der Staatsstreich ausgeführt wurde, kamen zum Beispiel Soldaten zu einem Zeugen Jehovas nach Hause und baten ihn, die Ölraffinerie am Ort in Gang zubringen. Es war kein anderer Mann da, der geeignet gewesen wäre und dem man hätte vertrauen können." (S. 15)

Die faschistischen Militärs haben gewußt, daß sich die Zeugen Jehovas "unter der vorhergehenden kommunistischen Regierung nicht in die Politik eingemischt hatten"? Zunächst verbreitet die WTG hier eine gängige politische Lüge. Es war keine kommunistische Regierung. Es war eine Koalitionsregierung mit einer Minderheit von nur 3 kommunistischen Ministern Und was die angebliche Nichteinmischung betrifft, Bücher kann man vollschreiben mit den antikommunistischen politischen Äußerungen der WTG, mit denen sie seit sie existiert, in der Politik "mitmischt". Das haben die Militärs gewußt! Deswegen haben sie Zeugen Jehovas schon am Tage ihres Staatsstreiches in "führende Stellungen" eingesetzt, aus denen sie Kommunisten verhaftet hatten! Deswegen haben sie ihnen "vertrauen können"! Deswegen haben sie sie zur praktischen Durchführung und Sicherung ihres faschistischen Umsturzes besonders im ökonomischen Bereich in "führende Stellungen" gesetzt! Schon am frühen Morgen des faschistischen Staatsstreichs anstelle verhafteter Kommunisten In führende Stellungen als Vertrauenspersonen des faschistischen Terror-Regimes! Die demokratischen Kräfte in Chile werden sich das mit Sicherheit für die Zukunft merken!

An die Nazi-Herrschaft in Deutschland erinnert
Hin und wieder rühmt sich die WTG der Verfolgung der Zeugen Jehovas in Nazideutschland. Wer hinter die bewußte Oberflächlichkeit dieses Rühmens blickt, erkennt, daß dies in Wirklichkeit alles andere als ein unbeflecktes Ruhmesblatt ist. Das jetzige Verhalten der WTG gegenüber der faschistischen Militärdiktatur nach Nazi-Modell in Chile läßt uns unwillkürlich auf die Nazizeit in Deutschland zurückblicken. Aller Respekt vor den Opfern, die die Zeugen Jehovas in dieser Zeit gebracht haben, alles Mitgefühl mit ihnen als Opfer dieser Zeit, mit ihren Schicksalen, die oft sehr tragisch und furchtbar waren, darf den Blick nicht für die objektiven Zusammenhänge um diese Vorgänge und ihre politischen Hintergründe trüben, wie betroffen davon auch noch heute lebende Zeugen-Familien waren. Damals wie jetzt wieder in Chile sind die einfachen Zeugen Jehovas Objekt eines wohlbedachten Glaubensmißbrauchs für politische Zwecke, seitens der WTG wie von seiten der faschistischen Regierungen. Wenn es nach der WTG-Politik gegangen wäre, dann wäre es keineswegs zu einer derartigen Verfolgung der Zeugen Jehovas in Nazideutschland gekommen. Kurz nach der faschistischen Machtübernahme ließ die WTG von einem großen Kongreß am 25. Juni 1933 in Berlin an die Adresse der Hitler-Regierung erklären, daß sie und Jehovas Zeugen in "völliger Übereinstimmung mit den gleichlaufenden Zielen der nationalen Regierung des Deutschen Reiches" seien, daß sie zugunsten dieses Reiches gegen die antifaschistische "Greuelpropaganda" der Juden "Stellung genommen" hätten, und daß sie in Übereinstimmung mit dem Nazi-Parteiprogramm-Punkt 24 "das Sittlichkeits- und Moralgefühl der germanischen Rasse" respektierten und den "jüdisch-materialistischen Geist" bekämpfen würden. (Brief der WTG-Zentrale Magdeburg an den Reichskanzler Hitler, WTG-Kongreß 25. Juni 1933 Berlin-Wilmersdorf. Dokumentation "Die Zeugen Jehovas", Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin 1970).

Erst als es für sie zu spät war, besann sich die faschistische SS-Führung darauf, die Zeugen Jehovas antikommunistisch für ihre Eroberungspolitik im Osten einzusetzen. Am 21. Juli 1944 schrieb der "Reichsführer SS" Himmler an den Leiter des faschistischen Sicherheitsdienstes Kaltenbrunner in dieser Sache: "Wie wollen wir Rußland beherrschen und befrieden . . . und uns gegenüber in eine waffenlose Form bringen . . . Es muß von uns jede Sekte und Religionsform unterstützt werden, die pazifizierend wirkt . . . Die Bibelforscher (Zeugen Jehovas, Anm.) haben bekanntlich folgende für uns unerhört positiven Eigenschaften . . . daß sie den Kriegsdienst und die Arbeit für den Krieg verweigern . . . schärfstens gegen die Juden und gegen die katholische Kirche eingestellt . . . Sie sind nicht auf Reichtum und Wohlhabenheit aus, weil ihnen das für das ewige Leben schadet , . . Es ist damit die Möglichkeit gegeben, die echten Bibelforscher in den KL (Konzentrationslagern, Anm.) in allen Vertrauensstellungen . . . zu verwenden und besonders gut zu behandeln. Damit schaffen wir uns die Ausgangsbasis zum Einsatz dieser Bibelforscher in Rußland und haben damit die Emissäre, mit denen wir das russische Volk durch Verbreitung der Bibelforscherlehre pazifizieren können." (Kirchenkampf in Deutschland 1933 bis 1945. Bd. 11. Dr. Friedrich Zipfel. Historische Kommission Friedrich-Meinecke-Institut Freie Universität Berlin, Westberlin 1965). Im Konzentrationslager Ravensbrück z. B. ließ Himmler die Dinge so anordnen, daß u. a. Hunderte aus der Sowjetunion verschleppte junge Russinnen von Zeugen Jehovas getauft wurden, damit sie später als "Emissäre" des Hitlerfaschismus in einer eroberten Sowjetunion helfen könnten, das Volk antikommunistisch niederzuhalten und jeden antifaschistischen Widerstand zu verhindern. Die Blockälteste des "Bibelforscher-Blockes" des KZ Ravensbrück M. Buber-Neumann schrieb 1958 in ihren KZ-Aufzeichnungen, daß Zeugen Jehovas sogar die KZ-Bluthunde der SS-Wachmannschaften betreut haben.

Wie weit wird die WTG politisch wieder nach "rechts" und profaschistisch abgleiten?
Wir haben die antisemitische und profaschistische Politik der WTG während der Nazizeit in Deutschland vor Augen. Keiner kann das übersehen, der sich aufrichtig vergewissert. Wir haben vor Augen, wie der militärfaschistische "Umschwung" 1973 in Chile den größten "Fischfang" ermöglicht, den die WTG je in diesem Land machen konnte. Wir sehen, wie die faschistischen Militärs der WTG umgehend ermöglichten, Massenveranstaltungen durchzuführen, wozu sonst kaum jemand eine Genehmigung erhielt. Noch während der faschistische Staatsstreich rollte, wurden verhaftete Kommunisten durch Zeugen Jehovas in "führende Stellungen" ersetzt, da die Faschisten angeblich keine anderen fähigen und "vertrauenswürdigen" Personen hatten. Es liegt auf der Hand, daß hier allein die antikommunistische politische Ausrichtung der Zeugen Jehovas durch die WTG der entscheidende Punkt ist. Wir sehen weiter, wie die WTG in ihrer schrittweisen Lehrveränderung nach dem falschen Weltende von 1975 ihre früheren Angriffe gegen den Faschismus im Rahmen der "Nordkönig"-Auslegungen wieder zurücknimmt (WT 1. Mai 1976, S. 286 dt. - CV 90/1977, S. 3), um damit nur noch antikommunistisch zu wirken. Erste öffentliche Stimmen erheben sich in der BRD, die die von der WTG geführten Zeugen als eine "rechtsradikale" diktatorisch gelenkte Gruppe charakterisieren. (Stuttgarter Zeitung vom 25. 2. 1977)

Einen Baum erkennt man an den Früchten, sagte Jesus. Alles zu prüfen, wie die Schrift verlangt (1. Thess. 5:21), erfordert auch zu untersuchen, was die WTG in politischer Hinsicht hervorbringt. Die Signale, die wir vor Augen haben, sind alarmierend. Der Weltendetermine und Generationen sind seit dem ersten WTG-Endzeitterrnin von 1799 zu viele, als daß man da noch etwas glauben könnte, so daß die religiöse Argumentation der WTG zur Begründung ihrer Tätigkeit, wie sie Milton G. Henschel im Fall Liberia demonstrierte, wirklich nur des Anhörens wert ist. Was Milton G. Henschel als "außerdem" bezeichnet, daß die WTG-Tätigkeit auch die "beste Verteidigung" gegen den Kommunismus ist, dürfte die hintergründige politische Hauptaufgabe der WTG unter allen Christen, inmitten aller Kirchen und Religionsgemeinschaften und in der Öffentlichkeit sein. Die dieser Tätigkeit durch die militärfaschistische Terror-Junta in Chile dargebrachte Gunst und die Einsetzung von Zeugen Jehovas in "führende Stellungen", aus denen man die Kommunisten verhaftet hatte, noch während der faschistische Staatsstreich rollte, bestätigen das wieder einmal.
F. F.

"ICH BEKAM ALLMÄHLICH EIN 'WACHTTURMBEWUSSTSEIN' EIGENES DENKEN WAR NICHT GEFRAGT"
Von H. G.  A. , aus H.
Wie fast jeder Jugendliche fragte ich mich mit etwa 15 Jahren nach dem Sinn des Lebens. In dieser Zeit kamen mir die Zeugen Jehovas wie gerufen, denn ich hatte ein großes Interesse an der Bibel und an Gott. Über Buchstudium, Predigtdienstschulung und Predigtdienstzusammenkunft wurde ich ein Verkündiger und lernte alles, was mir die Wachtturm und Traktatgesellschaft vermittelte.

Eigenes Denken war nicht gefragt
Sonntags wurde der Wachtturm, die größte Zeitschrift der Zeugen Jehovas durchgearbeitet und alles unterstrichen, was wichtig war. Dienstags wurde eines ihrer Bücher demselben Schema durchgearbeitet. Pro Woche war ich 5 Stunden mit allen Mitgliedern zusammen. Ich bekam allmählich ein "Wachtturmbewußtsein". Eigenes Denken war nicht gefragt.
Meine Eltern ließen mir viel Freiheit. Ich sollte meinen eigenen Weg suchen. Nur als Mitglied durfte ich mich noch nicht eintragen lassen. Die Zeugen Jehovas respektierten das.

Auf dem "Holzweg"
Zweifel kamen mir zuerst, als ein Mitglied mich anregte, in meiner Bibel zu lesen und die Wachtturrnliteratur zu prüfen. So las ich das Material der Zeugen Jehovas gründlich und verglich es mit der Bibel. Ich fand sehr viele Widersprüche. Ich ging zu den Zeugen und berichtete von meinen Entdeckungen. Die einen meinten, ich würde noch einmal dahinterkommen, daß die Zeugen Jehovas recht hätten, nur würde es dann zu spät sein. Andere sagten einfach, ich sei auf dem "Holzweg" (womit sie, ohne es zu wissen, recht hatten, denn ich sollte noch Jesus am Kreuz entdecken). Insgesamt gab man mich verloren, weil ich der Organisation nicht mehr gehorchte.

Organisation oder Jesus?
Nach diesem Bruch begegnete ich einer Gruppe junger Leute, die auf der Straße von Jesus erzählten. Ich merkte, daß sie wie ich ihr Leben an der Bibel orientierten. Sie nahmen mich mit zu ihren Veranstaltungen und auf eine Freizeit. Hier begriff ich, daß eine religiöse Organisation wie die der Zeugen Jehovas mich sehr gut beschäftigen kann, meinem Leben aber keinen Sinn, keine Erfüllung geben konnte. Ich erkannte auf dieser Freizeit, daß mein Leben nur von Jesus her einen Sinn erhalten konnte. Dennoch fiel es mir unsagbar schwer zu sagen: "Jesus, ich möchte dir nachfolgen, übernimm du die Führung in meinem Leben." Doch nach langem hin und her gewann Jesus diesen Kampf und Friede und Freude erfüllen mich. -

ALLES NUN, WAS IMMER IHR WOLLT, DASS EUCH DIE MENSCHEN TUN SOLLEN, ALSO TUT AUCH IHR IHNEN
Beitrag zum Dienst am Wort als freier Christ - 8
So spricht der Herr: "Wenn ihr in meinem Worte bleibt, so seid ihr in Wahrheit meine Jünger. Und ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch freimachen." Johannes 8:32,33

Auch dieser Beitrag bezieht sich noch auf die lehrreichen Ausführungen in der Bergpredigt Jesu Christi.
"Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde . . . . sammelt euch aber Schätze im Himmel . . . Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein", setzte der Herr seine Rede noch Matth. 6,19-21 fort. Damit sprach er ein heikles und oft falsch verstandenes Problem an.

Was sind irdische Schätze?
Ohne Zweifel Reichtümer an Gut und Geld. Daran soll man sein Herz nicht hängen. Aber damit ist noch keine erschöpfende Erklärung gegeben. Es ist zweifellos leichter, keinen Reichtum zu erwerben, als ideellen Glanz und persönliche Würde nicht anzustreben. Das trifft sowohl auf die Entwicklung menschlicher wie auch geistlicher Charakteristik zu.

Zu den gefährlichsten Schätzen auf Erden gehören alle Tendenzen bewußter Persönlichkeitsentwicklung, die sich in Geltungsbedürfnis, Herrschsucht, Geringschätzigkeit gegenüber anderen, Selbstgefälligkeit, Richtgeist u. ä. wiederfinden. Sie sind nicht geeignet, ein erträgliches Zusammenleben in der menschlichen Gesellschaft zu gewährleisten. Unmöglich aber können sie eine Aussicht auf einen Anteil am Himmelreiche in Aussicht stellen. Deshalb kann der Weg der Nachfolge Jesu mit solchen "Schätzen" im Herzen unmöglich beschritten werden.

Extremisten haben es fertiggebracht, sich von ihren nächsten Verwandten (Vater, Mutter, Ehegefährte und Kind) loszusagen, weil sie meinten, damit Gott gegenüber besonders gehorsam zu sein, Lieblosigkeit, Unbarmherzigkeit und eisige Gefühlskälte gegenüber den Mitmenschen, und gar noch gegenüber den engsten Verwandten als von Gott gewollt, kann nur das Produkt eines von Irrlehre und zum religiösen Wahnsinn verführten Herzens sein.

Was sind himmlische Schätze?
Sie liegen in der Bußfertigkeit, d. h. in der inneren Einkehr und Umkehr verborgen. Ausgangspunkt dafür ist die Kenntnis und Erkenntnis Gottes in seiner barmherzigen Liebe, wie sie sich in seinem Friedensangebot mit ihm widerspiegelt. Der Schatz im Himmel wächst mit der Wertschätzung des Evangeliums von Christus, mit dem Befolgen seiner Belehrungen, die im Gebot der Liebe gipfeln und mit dem Bewähren darin.

Was ist Selbstverleugnung?
Selbstverleugnung ist nicht ein Sichselbstaufgeben, sondern ein Sichbewahren von Eigennutz und Selbstherrlichkeit. Selbstverleugnung liegt in der barmherzigen Liebe nach dem Beispiel Gottes und des Herrn Jesu verborgen. Sie dient nicht dem Selbstzweck (Trachten nach Lohn und Herrlichkeit), sondern ist auf das Verständnis, Mitgefühl und Wohlwollen anderer ausgerichtet. Daß der Lohn dafür unvergleichlich groß sein wird, ist eine andere Sache. Aber er bleibt aus, wenn die Handlungen auf Spekulationen hinsichtlich des Lohnes gerichtet sind.

In der Weiterführung seiner Rede verweist der Herr darauf, daß wir uns keine Sorgen um Nahrung, Kleidung und sonstige Dinge des täglichen Lebens machen sollen, sondern darauf vertrauen, daß unser himmlischer Vater weiß, daß wir ihrer bedürfen und sie uns in ausreichendem Maße zukommen lassen wird. In dieser Beziehung gilt es natürlich auch, Vernunft walten zu lassen und in keine Extreme zu verfallen. Gott vertrauen und ihn versuchen ist zweierlei. Die Sorglosigkeit darf nicht soweit gehen, keinen Beruf zu erlernen oder keiner geordneten Arbeit nachzugehen. Es entbindet auch nicht davon, mit dem Vorhandenen hauszuhalten und sich in seiner Lebenshaltung den Verhältnissen und Gegebenheiten anzupassen.

Mit dem 7. Kapitel des Matthäus-Evangeliums schließt Jesus seine Bergpredigt ab und gibt letzte, aber schwerwiegende Ermahnungen für künftige Verhaltensweisen. Er verweist auf eine unabänderliche, folgenschwere Konsequenz, indem er sagt: "Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet, denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr meßt, wird euch gemessen werden."

Man sollte meinen, daß ob der scharfen Konsequenz dieser Worte jeder, der sich in irgendeiner Form zu Christus bekennt, vermeiden wird, daraus ein Urteil über sich selbst zu empfangen. Weit gefehlt. Gerade im Richten anderer glauben viele, ihre Vorzüglichkeit beweisen zu müssen. Bei den Zeugen Jehovas ist es z. B. von jeher eine Verkündigungsmethode. Es gehört mit zu ihrem Lehr- und Arbeitsprogramm, Andersgläubige anzuprangern als Teufelsorganisation, sie zu diffamieren und zu klassifizieren und Gottes Zorn auf sie herabzupredigen. Es ist eine Vermessenheit, sich selbst als "Gottes Organisation" auszugeben und kennzeichnet gemäß dem Evangelium ein unchristliches Sinnen. Wie werden sich alle jene vorkommen, wenn einst ihnen mit dem Maß gemessen wird, mit dem sie andere gemessen haben?

Niemand kommt auch nur einen Schritt schneller auf der Lebensbahn voraus, wenn er meint, sich nur mit den Fehlern seiner Mitbrüder oder Mitmenschen beschäftigen zu müssen Dagegen ist es gut, sich seine eigenen Unzulänglichkeiten zuzugestehen und zu versuchen, davon loszukommen, wie der Herr in den Versen 3-5 zu verstehen gibt.

Selbstverleugnung ist, sich seine Hilfsbedürftigkeit einzugestehen und demutsvoll zu bitten, Vergebung zu suchen und an der Tür anzuklopfen. Und das kommt darin zum Ausdruck, daß man Gott in dem Maße um Vergebung und Barmherzigkeit bittet, wie man selbst bereit ist, es anderen zu gewähren. Jedenfalls ist das die Konsequenz noch dem "Vaterunser", wie es der Herr selbst lehrte.

Falsche Prophetie
Alles, was der Herr im 7. Kapitel des Matthäus-Evangeliums zum Ausdruck bringt, faßt er mit den Worten zusammen: "Alles nun, was immer ihr wollt, daß euch die Menschen tun sollen, also tut auch ihr ihnen. Denn dies ist das Gesetz und die Propheten. Gehet ein durch die enge Pforte, denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die durch sie eingehen. Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden."
(Matth. 7, 12-14)

In diesem Zusammenhang warnt der Herr vor "falschen Propheten", die an ihren Früchten zu erkennen sind. Sie sind es, die die breite Pforte und den breiten Weg empfehlen, der aber dann doch im Verderben endet. Alles, was dazu angetan ist, eine andere Haltung einzunehmen, als sie der Herr in seiner Bergpredigt zum Ausdruck bringt, sind Lehren falscher Propheten. Dazu gehören auch die Lehren der Zeugen Jehovas von (ihrem immer wieder verschobenen) "Ende" und der "Neuen Welt". Dies hat nichts mit der frohen Botschaft zu tun und ist ein Fall- und Fangstrick für die, die ihr folgen.

Jesus verweist dann auf eine gesunde Logik, die leider immer wieder zu wenig beachtet wird. Schon mancher hatte sich davor bewahren können, den steilen Weg abwärts in die Irre zu gehen, wenn er bedacht hatte, daß es nicht umsonst heißt: "Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr Herr, wird deswegen in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt, weicht von mir ihr Übeltater." Matth. 7, 21-23.

Soviel, liebe Freunde der Wahrheit, läßt sich noch des Herrn eigenen Worten erkennen, daß, wer der Endzeitlehre des Wachtturmes und ihres Geistes erlegen ist, oder wer sich zwar von dieser Lehre des Wachtturms abgewandt hat, aber immer noch von ihrem Geist beherrscht wird, damit rechnen muß, zu hören zu bekommen: 'Ich habe euch niemals gekannt'.

Zur Bedeutung der Bergpredigt Jesu
Zusammenfassend ist festzustellen, daß ohne Betrachtung der Bergpredigt und Beachtung dessen, was darin zum Ausdruck kommt, gar nicht verstanden werden kann, was das Heilsangebot Gottes beinhaltet, gebracht und geoffenbart durch seinen einzigen Sohn Jesus Christus. Niemand wird ohne diese wichtige Grundlage den Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Bund ausmachen können. Gerade das aber ist eine zwingende Notwendigkeit. Der neue Bund birgt wirklich neue Merkmale, neue Verhaltensweisen und damit neue Perspektiven. Sonst wäre er nicht notwendig gewesen und das Opfer des Herrn wäre ein überflüssiges, das nichts bezweckt und verändert hätte.

Jesus selbst schlußfolgerte so: "Jeder nun, der irgend diese meine Worte hört und sie tut, den werde ich einem klugen Manne vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute … und es fiel nicht . . ". Dagegen wer auf Sand baute, mußte zusehen, wie es bei der Belastungsprobe zusammenrutschte. (Matth. 7, 24-27). Damit ist der Leittext dieser Artikelserie gerechtfertigt, und die Worte stammen von keinem Geringeren als dem Herrn selbst:

"Wenn ihr in meinem Worte bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen."
Bis bald beim nächsten Beitrag in CV.

Ein Blick in unser Nachbarland Polen
DIE AUSEINANDERSETZUNG UM WTG UND ZEUGEN JEHOVAS ENTWICKELN SICH
Die Zeitschrift "Swit" Nr. 6/1976 der "Stowarzyszenia Badaczy Pisma Swietego" (Vereinigung der Bibelforscher) in Polen, Warszawa, befaßt sich in bemerkenswerter Weise mit verschiedenen fundamentalen Fragen, die WTG und Zeugen Jehovas betreffend.

Es wird als erstes ein redaktionelles Vorwort gebracht über die Person und religiöse Bedeutung des WTG-Begründers C. T. Russell, 1852 in den USA geboren und 1916 gestorben. Die von ihm verfaßten Hauptschriften und ihre weltweite Verbreitung werden dargestellt. Es wird gesagt, daß C. T. Russell der größte religiöse Lehrer seit der Apostelzeit gewesen sei, der die Wahrheit wie Jesus und die Apostel lehrte. Es habe seit der Apostelzeit keinen weiteren Menschen gegeben, der mit diesen Fähigkeiten ausgerüstet gewesen sei. Einschränkend wird jedoch gesagt, daß er soviel erkannt hatte, wie zur damaligen Zeit nötig gewesen sei. Dennoch sei er ein rechter Hirte der Herde gewesen.

Ohne Zweifel hat C. T. Russell eine religiöse Bewegung ausgelöst, die schließlich internationale Ausmaße annahm. Bei aller zeitgenössischen Begrenztheit lag das aufrichtige religiöse Bestreben zugrunde, zurückzukehren zu den Lehren und Methoden der christlichen Urkirche, wenngleich die damals von ihm und seinen Mitarbeitern aus der Bibel herausgedeutete "Zeit des Endes" sich als unglaubwürdig und haltlos erwies. Die volle Konsequenz daraus konnte er offenbar nicht mehr ziehen, da er schon 1916 starb. Man muß auch sehen, daß seine politische Bibelauslegung mit Bezug auf die Weltlage und ihre Entwicklung, was er für 1914 als Weltende deutete, von seinem Verständnis der Dinge, von seiner Übersicht und Erfahrung, von seiner gesellschaftlichen Position als kleinbürgerlicher Geschäftsmann zwischen den großkapitalistischen Konkurrenten einerseits und den Bestrebungen der Arbeiterschaft andererseits, die er ablehnte, bestimmt war. Dessen ungeachtet präsentierte er den traditionellen christlichen Kirchen gar manchen biblisch sehr wohl begründeten "Schuldschein". Es kommt auch hier darauf an, "sich aller Dinge zu vergewissern und das Gute festzuhalten." 1. Thess. 5:21.

Es wird dann auch unter Hinweis auf seinen 60. Todestag im Jahre 1976 ein gutes Foto von C. T. Russell veröffentlicht, auf dem er als gereifter Mann vorgestellt wird.
Unter der Überschrift "Oh Schande, Herrschaften!" (0] wstyd Panowie!) wird in einer Auseinandersetzung mit falschen Darstellungen nachgewiesen, daß C. T. Russell keine Uminterpretation seiner Lehren vornahm, daß seine Nachfolger J. F. Rutherford und N. H. Knorr willkürliche Veränderungen einführten und alles in ganz andere Bahnen führten, die Bibelforschung abschafften um das Werk auf ihre Weise einsetzen zu können. C. T. Russell habe auch das Kreuz Christi nicht verworfen, wie seine Nachfolger. So ist aus der Zeit von C. T. Russell das Symbol und Abzeichen "Kreuz und Krone" bekannt. Man kann nicht C. T. Russell "in die Schuhe schieben", was seine Nachfolger an lrrlehren verbreitet und aus seinem Werk gemacht haben. Unter anderem wird die Zeitschrift "Kirche und Mann" in der BRD genannt, die sich solcher Dinge schuldig mache, womit der Wahrheit nicht gedient ist.

Dann wird ein ganz seltenes Foto veröffentlicht. WTG-Präsident J. F. Rutherford an seiner Limusine vor der Villa "Beth Sarim". in Kalifornien, dem "Haus der Fürsten". J. F. Rutherford hatte sich diese Villa bauen lassen, den Zeugen Jehovas und der Öffentlichkeit aber verkündet, sie sei für die "Fürsten" Abraham, Isaak, Jakob und andere lsraeliten des biblischen Altertums, wenn sie in Kürze nach 1925 aus den Toten auferstehen. Sie müßten doch ein annehmbares Wohnhaus haben. In Wahrheit hat J. F. Rutherford in dieser Villa bis zu seinem Tode residiert. N. H. Knorr hat "Beth Sarim" dann verkauft. So wurden die Spenden der einfachen Zeugen mißbraucht und vergeudet, hier für den Luxus ihres Präsidenten.

Ein anderes Bild wird veröffentlicht, eine Art Fotomontage. Sie zeigt C. T. Russell mit der Bibel in der Hand vor einer Gruppe seiner Kritiker aus kirchlichen Kreisen, die allerdings diffamierend dargestellt werden. Zu oft wurde Sachlichkeit durch kurzsichtiges Eifern verdrängt. Allerdings muß hierzu ein Fragezeichen gesetzt werden. Diese Fotomontage "Pastor Russell in der Grube der Kritiker" wurde im Band 7 der WTG-Schriftstudien von 1917 veröffentlicht, als eine Zeichnung, möglicherweise nach der Vorlage der Fotomontage. Der Band 7 war kein Werk von C. T. Russell, sondern ist von J. F. Rutherford in Auftrag gegeben worden, angeblich zusammengestellt aus dem Nachlaß Russells. So muß zunächst der Einwand erhoben werden, daß diese Fotomontage ein Machwerk aus der Zeit von J. F. Rutherford ist, der dann u. a. durch eine maßlose Verleumdung und Diffamierung anderer Christen und ihrer Kirchen bekannt wurde.

Ein anderes Bild zeigt C. T. Russell in seinem Arbeitszimmer in Brooklyn, New York, zusammen mit seinem Sekretär M. Sturegeon. Es vermittelt einen Blick in die Situation und Atmosphäre der Anfangszeit. Es folgt ein Bild von einer großen Versammlung mit C. T. Russell in einem großen Theater in New York aus dem Jahre 1910. Dann sehen wir C. T. Russell bei einer Ansprache in Brooklyn. Diese Bilder ermöglichen eine optische Beurteilung seiner Persönlichkeit und seines Auftretens.

Ein weiteres Foto zeigt die Gruppe der Ältesten der Versammlung von New York, unter denen C. T. Russell als Hirte wirkte. Das Foto entlarvt das "neue Licht" der WTG von 1971/72 als eine Fälschung, indem wir sehen, daß es schon zu Russells Zeiten Älteste gab, die die WTG nach dessen Tod bekanntlich verjagte, verfolgte und vertrieb und das Ältestenamt dann als "unbiblisch" liquidierte.

Ein anderes Foto gestattet einen Blick in die soziologische Umgebung, in das soziale Milieu C. T. Russells, aus dem er kam und dem er angehörte. Unter dem Titel "We have known Pastor Russell" (Wir haben Pastor Russell gekannt) werden Porträts einer Reihe von Personen mit Angaben ihrer sozialen Herkunft und beruflichen Stellung gebracht, dazu ein Text, der der Verteidigung von C. T. Russell gegen verschiedene Verleumdungen und Diffamierungen gewidmet ist. Der Kreis derer, die hier C. T. Russell verteidigen, setzt sich aus einer Gruppe von Kaufleuten, Landwirten, Publizisten, kleinen Manufakturbesitzern, Anwälten, Managern, Verkaufsagenten, Angestellten, Buchhaltern, Lehrern und Händlern zusammen.

Als vorletztes Bild sehen wir ein ganz seltenes Foto aus der Kindheit Russells, C. T. Russell als 4jähriger Junge. Wenn man dieses Bild betrachtet, wirkt es erstaunlich, was aus dem kleinen Kerl geworden ist.

Das letzte Foto in dieser "Swit" Nr. 6/1976 zeigt uns einen engen Mitarbeiter von C. T. Russell, Bruder Cz. Kasprzykowski Er wurde 1905 unter dem Zarismus nach Sibirien verbannt, was von seiner Auflehnung gegen Unrecht und Ungerechtigkeit zeugt. Von Sibirien floh er in die USA. Dort schloß er sich 1908 dem Werk C. T. Russell an. Nach dem Tode Russells kehrte er im Jahre 1920 noch Polen zurück, um die Bibelforscherbewegung unabhängig von den lrrwegen und Abwegen, die sie dann unter J. F. Rutherford und N. H. Knorr einschlug und geführt wurde, in Polen fortzusetzen. Er starb 1961. Sein Nachfolger in Polen wurde Bruder Waclow Stachowicz, Warszawa. -
(Nach Übersetzung von H. S., CV-Mitarbeiter)

Eine interessante Mitteilung aus Zeugen-Kreisen in Polen befaßt sich mit der Mission für Jehovas Zeugen unter Leitung von William J. Schnell in Florida, USA. Neben der Bewegung "Back to the Bible" (Zurück zur Bibel) unter Leitung von Roy D. Goodrich, ist dies eine der bedeutendsten Bewegungen gegen die WTG in den USA. Da sie nichts mehr von Schnell hören, wird die Ansicht verbreitet, er sei tot, voller Genugtuung würden die Zeugen sagen, "Endlich haben sie seiner Mission ein Ende gemacht." - Ist es nicht eine erschreckende Gesinnung, wenn sie nur darauf warten, daß alle ihre Kritiker spätestens in "Harmagedon" einfach totgeschlagen werden? -
CVN

ZUSCHRIFTEN/BERICHTE/INFORMATIONEN
Haben die Zeugen Jehovas nicht alle eine "kapitalistische politische Brille" auf?
Ich war in der BRD …
Eingesandt.- Ich war zu Besuch in der BRD. Weil ich zuhause Angehörige habe, die Zeugen Jehovas sind, habe ich die Gelegenheit wahrgenommen, drüben einigen Straßenverkündigern eine ganze Anzahl Wachtturm- und Erwachet-Zeitschriften abzukaufen. Sicher hat sich der Verkündiger sehr gefreut über den Absatz. Ich wollte aber nichts weiter als sehen, was für eine Politik in den Schriften gemacht wird. Ich kann meine Feststellungen mit wenigen Worten zusammenfassen. Die Zeugen Jehovas bekommen alle von ihrer Leitung eine kapitalistische politische Brille aufgesetzt und verpassen dann jedem, den sie gewinnen, eine ähnliche Brille. Die meisten Artikel in den Schriften über die allgemeine Lage vermitteln dem Leser ein Bild, als ob die ganze Welt von den kapitalistischen Problemen, Krisen, Mißständen und Elends-Szenen geprägt sei. Kommt man aus einem sozialistischen Land, dann fällt einem dieses politische Schwarzmalen besonders auf. Die Kriminalität der Welt wird mit den Steigerungsraten der Kriminalität in New York gemessen. Die Elendsviertel kapitalistischer Großstädte, die Rauschgiftsucht und die Arbeitslosigkeit in kapitalistischen Ländern, westliche Entartung aller Art steht stellvertretend für die ganze Welt. Alles Schlechte wird aufgepickt, aufgespießt und sodann so in den Blick gestellt, daß alles andere verdunkelt wird und man nichts Positives mehr erkennt. Eine Würdigung der wahren und wirklichen sozialen Verhältnisse mit ihrer sozialen Sicherheit in den, sozialistischen Ländern sucht man in den Schriften vergebens. Über den Kommunismus schlägt einem aus den Schriften nur die Sprache der Politik des kalten Krieges entgegen. CV sollte es sich zur Aufgabe machen, das einmal gründlich aufzudecken. Ich würde auch begrüßen und halte es für wichtig, daß in CV einmal das Verhältnis der Zeugen Jehovas zu Presse, Rundfunk, Fernsehen und Literatur und zur sozialen Situation in unserem Lande ausführlich zur Sprache kommt. Damit kann vielen Menschen geholfen werden, den Zeugen Jehovas selbst, aber auch allen, die von ihnen angesprochen werden. -

Im "Dienstjahr 1976" nun wenig mehr als die Verkündigerverluste aufgefüllt
- Nach bisheriger Übersicht -
Im abgelaufenen "Dienstjahr 1976" wurden ca. 100 000 Taufen weniger als 1975 erzielt. Die reale Steigerung aus Taufen betrug 1976 für die BRD-Zweigorganisation 454 Verkündiger Es wurden 4469 Neue getauft. Bei ca. 3000 Fällen von "Gerda" (Gemeinschaftsentzug) wurden also nur ca. 10 Prozent der Taufen wirksam:

Um dies zu verdeutlichen, müssen wir uns vorstellen: Daß (vergleichsweise). 60 000 Verkündiger im Jahre 1976 einen Monat (222 Stunden) voll in der Verkündigung tätig waren, um den Verkündigerdurchschnitt um 454 Neue anzuheben. Das wären ca. 29 770 Stunden Aufwand pro Zuwachs um 1 Verkündiger. 3 720 Tage a 8 h = 10 Jahre)

In den USA wurden 43 900 Neue getauft, bei einer realen, effektiven Steigerung um 9 879 Verkündiger. Bei ca. 28 200 Fällen "Gerda". Das entspräche z. B. einem Aufwand, wie wenn 385 000 Verkündiger einen vollen Monat zu 220 Stunden Dienst getan hätten mit dem Ergebnis von 84,9 Millionen Stunden, um 9 879 neue Verkündiger zu gewinnen.

Von 1972 bis 1976, in 5 Jahren, verließ jeder 3. bis 4. getaufte Zeuge den USA-Zweig, das waren ca. 142 840 Fälle von "Gerda" oder Fernbleiben, da mit wurde das T a u f e r g e b n i s von 1 9 7 3 u n d 1 9 7 4 w i e d e r v ö l l i g a u s g e 1 ö s c h t ! Für den Zweig der BRD ergeben sich folgende Zahlen: Jeder 6. getaufte Zeuge kehrte der Organisation wieder den Rücken, das sind ca. 16 000 Verkündiger.

Wie mitgeteilt wurde, waren die Zweige in USA, BRD und Frankreich 1972-76 von ca. 158 000 Fällen "Gerda" betroffen. Außerdem habe die WTG in diesen 3 Ländern mehr als 43 000 Fälle von "Gerda" einfach nicht mitgezählt.
- W. D.

CV 88 über WTG-Blutkult hat große Erregung ausgelößt
In CV 88 wurde am Fall des Markus Krüger aus Hamburg nachgewiesen, wie die WTG unter ihrer unglaubwürdigen Endzeitfahne die Bibelaussagen über Tierblut einfach in Menschenblut umfälscht und auf diese Weise zu fahrlässiger Tötung, Selbstmord und Mord engster Angehöriger verleitet. Es war dazu festgestellt worden, daß die WTG damit nicht nur "über das hinausgeht, was geschrieben steht" (1. Kor. 4:6), sondern daß sie damit auch das göttliche Gebot "Du sollst nicht töten (2. Mose 20:13) übertritt. Diese Nachweise haben inzwischen große Erregung und auch folgenschwere Diskussionen ausgelöst. Es reifen Entscheidungen heran und es bahnen sich Entwicklungsprozesse an, die noch nicht abzusehen sind. Viele geben zu, überhaupt nicht genau geprüft zu haben, was die Schrift eigentlich in dieser Sache sagt. Sie hätten einfach der WTG-Auslegung vertraut und geglaubt, die jetzt ganz klar als Fälschung erwiesen ist. Etliche sagen, wenn die WTG soweit geht, und Tierblutaussagen in Menschenblutaussagen umfälscht, dann hat sie alle Menschenleben auf dem Gewissen, die bisher deswegen in den Tod gingen. Das sei der unzweifelhafte Beweis dafür, daß die WTG kein Werk Gottes betreibt und keine Organisation Gottes sein kann.

"Wir senden hier einen Beweis für das blutige Doppelspiel der Wachtturm-Gesellschaft …"
Aus Stuttgart. - Ihre CV-Schrift Nummer 88 müßte in Millionen unter allen Zeugen Jehovas auf der ganzen Erde verbreitet werden. Noch nie hat es eine bessere Beweisführung gegen die Wachtturm-Blutlehren gegeben. Wir senden hier einen Beweis für das blutige Doppelspiel der WachtturmGesellschaft, den Sie den Zeugen Jehovas noch vor Augen halten sollten. Die Zeitungsreporterin Mascha M. Fisch von der Deutschen Zeitung "Christ und Welt" in Stuttgart (10. 9. 1976) hat über die Zeugen Jehovas einen Artikel geschrieben "Sie wollen keine Sekte sein". Darin hat sie eine Zeugin Jehovas interviewt, Frau M., der sie die Frage vorlegte, was sie über die Bluttransfusion glaubt. Frau M. hat als Zeugin Jehovas wörtlich geantwortet:

"Es ist ein feststehendes biblisches Gebot, daß man kein Blut zu sich nehmen darf. Würden wir gegen dieses Gebot handeln, würden wir aus der Gemeinschaft ausgeschlossen."
Wir haben nun in Ihrer Nummer 88 das Wachtturm-Dokument gelesen, wonach keiner ausgeschlossen wird, der das Blutverbot nicht beachtet, und daß man einen solchen nicht einmal vom Abendmahl ausschließen darf. Wir finden, daß es ein blutiges Doppelspiel ist, Dokumente zu veröffentlichen, daß man keinen ausschließt, dabei aber die Gläubigen aus Furcht vor dem Ausschluß durch Blutverweigerung in den Tod treibt. Wir denken, daß die Wachtturm-Gesellschaft dies Dokument nur veröffentlicht hat, damit sie nicht als Mordorganisation angeklagt werden kann, wenn die Gläubigen ihr Kind z. B. durch die Wachtturm-Blutlehre sterben lassen oder ermorden. Es ist ein Ermorden, wenn ich zusehe und zulasse, daß mein Kind stirbt, obwohl ich ihm helfen kann, daß es nicht sterben muß. Der Zeugen-Jehovas-Vater läßt es ja nicht nur zu, er besteht sogar darauf, daß dem Kind nicht geholfen wird. Auf Ihre Frage in Nummer 88 antworte ich, ich würde die Wachtturm-Gesellschaft vor das Bundesverfassungsgericht bringen, wenn ich betroffen wäre …

Zusammenkünfte unserer freien Christengemeinden
Leipzig: Witzgallstraße 20 (Raum St. Laurentius) Sonnabends 14-16 Uhr. - Blumenstraße 75 (Raum meth. Gem.) Sonntags 14-15.30 Uhr. - Maurice-Thorez-Straße 22 (Raumgem.) Sonnabends 16-17.30 Uhr.
Dresden: Robert-Blum-Straße 6 (Raumgem.) im Winterhalbjahr Sonnabends 13.30-15 Uhr.
Karl-Marx-Stadt: Schloßstraße 4-6 (Raumgem.) Sonntags 14-16 Uhr. - Gießerstraße 36 (Raumgem. St. Joseph) Sonnabends 13.30-15.30 Uhr.
Magdeburg: Bärstraße 9 (Raumgem. Morm.) Sonntags 13.30 bis 15 Uhr.

Die Endzeit stimmt nicht! Überall in eigener christlicher Verantwortung vor Gott und den Menschen den Weg als freie Christen beschreiten
Liebe Brüder und Schwestern, diese CV-Ausgabe enthält als einen der Schwerpunkte die unglaubliche politische Rolle der WTG in Verbindung mit dem antidemokratischen faschistischen Umsturz 1973 in Chile, dieweil alle unter einer mit 1975 wieder unglaubwürdig gewordenen Endzeitfahne immer weiter dahingeführt werden. Es ist ein in der Tat alarmierender Beweis, wie und wozu Jehovas Zeugen durch die WTG inmitten der Politik gelandet sind. Was den Ältesten gegenwärtig als "Unsere Arbeit mit einem guten Gewissen vor Gott und Menschen verrichten" in mehreren Folgen zur Aufgabe gemacht wurde, die Berufstätigkeiten in den Versammlungen zu überprüfen, ist eine der gegenwärtigen Beschäftigungstheorien der WTG für sie
n a c h 1 9 7 5. Anstatt sich damit zu beschäftigen, in der Berufstätigkeit der Brüder herumzustochern, um sie abzulenken, sollte man den Blick auf die WTG selbst richten! Es kann kaum einen schlimmeren Mißbrauch des Glaubens geben, als dem faschistischen Gewaltregime in Chile in antikommunistischer Weise durch Zeugen Jehovas den Steigbügel halten zu lassen, wo man die Kommunisten aus "führenden Stellungen" verhaftet hat! D a m i t sollten sich die Ältesten beschäftigen. Aber das überlesen sie wohl im WT? Mögen sie sich nicht wundern, wenn sie diesen Glaubensmißbrauch als "gedruckte Predigt" verbreiten! Was die WTG in Chile durchblicken läßt, dürfte jedoch nur die "Spitze des Eisberges" sein. Der "Fischfang", den der faschistische Umsturz der WTG in Chile ermöglicht hat, wird gezielt hochgespielt, um als "Mehrung" ebenfalls zu helfen, das falsche Weitende von 1975 wieder zu verdrängen Den auf diese Weise seit 1973 in Chile "Eingefangenen" hat man mit Sicherheit kaum noch etwas von dem 1967/68 aufgestellten 1975-Termin gepredigt. Besitzen doch selbst hier verantwortliche Brüder die Unverfrorenheit und Skrupellosigkeit, wie in einer Harz-Versammlung jüngst, zu 1975 zu erklären, ja zu prahlen, die WTG hätte nie dieses Datum als Weltendetermin verkündigt! Dabei haben sie selbst den WT vorn 1. August 1968 verbreitet, in dem weitweit proklamiert wurde, daß der "Herbst 1975 das Ende der 6000 Jahre des siebenten Tages oder des Ruhetages Gottes" ist! Konkret verkündigte der WT dazu: "Einige Angehörige der Generation, die den Anfang der Zeit des Endes im Jahre 1914 bewußt miterlebte, werden noch leben und Zeugen des Endes des gegenwärtigen bösen Systems der Dinge in der Schlacht von Harmagedon sein . . . Es dauert höchstens noch ein paar Jahre, bis sich der letzte Teil der biblischen Prophezeiung über die 'letzten Tage' erfüllen wird und die Menschen, die dann noch am Leben sind, durch die herrliche Tausendjahrherrschaft Christi befreit werden!" (S. 462/63 dt.) Wer diese WTG-Weltendeverkündigung von 1967/68 für 1975 heute bestreitet, kennt sie entweder nicht oder lügt. Den Neulingen ist sie kaum noch zugänglich, und die man in Chile seit 1973 unter der Gunst des Faschismus einfängt, haben sie wohl kaum in der Hand gehabt. Heraus darum aus der WTG-Endzeitgefolgschaft, liebe Brüder und Schwestern Christliche Erbauung finden wir in der Bibel. Selbst wo sich nur zwei oder drei um sie versammeln, hat Christus verheißen, mitten unter ihnen zu sein. Matth. 18:10. Im Jahre 1977 ist dafür die höchste Zeit. Die "kleine Welle" ist in Kürze wieder zuende. Was dann? Wer will unter der unglaubwürdigen WTG-Endzeitfahne weiter dahinstolpern? Einer unserer Mitarbeiter machte kürzlich darauf aufmerksam, daß in CV offensichtlich zu wenig im Blick auf die WTG für Jehovas Zeugen auf 5. Mose 18: 20-22 hingewiesen wird. Mit diesem Wort aus der Schrift möchten wir diese CV-Ausgabe schließen.
In christlicher Verbundenheit
Eure Brüder und Schwestern und alle
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
CV-Leitung Gera/Thür.
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber: Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Otto-Dix-Straße 6. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,-. Versand auch kostenlos.
Kto.-Nr.: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera

A 4128-77 V 7 1 960

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 94

In dieser Ausgabe. Über die Konfrontation von Mitarbeitern der CV mit Zeugen Jehovas aus Dresden. Ein Ingenieur musste erleben, dass seine Frau und Tochter sich den Zeugen zuwandten. Da es ihm nicht so ohne weiteres möglich war, die dargebotenen Zeugenthesen herunterzuschlucken, spielte sich das mehr oder weniger hinter seinem Rücken ab. Einmal kommt jedoch auch in solchen Familien die "Stunde der Wahrheit". Letztendlich ist ja dadurch das Familienleben in erheblichem Maße tangiert. Es ist schon verständlich, dass er in dieser Situation nach Hilfe Ausschau hielt.

Mehr als erläutern, versuchen aufzuklären und Hintergründe deutlicher werden zu lassen, konnten die CV-Mitarbeiter dabei allerdings auch nicht tun. Es ist schon ein Trauerspiel zu registrieren, wie die WTG über die ihnen hörig gewordenen, Familien zerstört; namentlich wenn der "ungläubige" Teil einer solchen Familie sich außerstande sieht, die WTG-Kröten herunterzuschlucken.

Jene höheren WTG-Funktionäre auch in der DDR, die die sogenannte "Königreichsdienstschule" absolviert hatten, wussten wie sie auf den Vorhalt zu reagieren haben, ihre Organisation sei antikommunistisch. Entsprechende Passagen aus der WTG-Literatur kommentierten sie bestenfalls dahingehend: "Das sei eine Betrachtung zur Sache. Da man den Wachtturm nicht selbst geschrieben habe, könne und wolle man dazu nicht weiter Stellung nehmen."

Im vorliegenden Fall handelte es sich um eine Zeugin Jehovas. Die "höhere Schulung" war ihr somit verwehrt. Auch sie wurde nun mit dem Standardvorwurf konfrontiert, die Zeugen Jehovas-Organisation sei antikommunistisch. Besonders festgemacht an der auch in der WTG-Literatur nachweisbaren Vokabel "rote Faschisten".

Hier zeigt sich das Dilemma der DDR-Propagandisten. Sie führten Schaukämpfe um Vokabeln auf, die seitens der Geschickteren unter den Zeugen Jehovas mit Schweigen beantwortet wurden. Die Ungeschickteren ließen sich vielleicht mit Wortklaubereien ins Boxhorn jagen. Beide indes waren in ihrem tiefsten Innersten fest davon überzeugt, dass der DDR-Staat auch eine Variante "roter Faschisten" repräsentiere, allein schon durch das Zeugen Jehovasverbot. Noch so geschliffene Rhetorik der DDR-Verteidiger, mochte diese simple Tatsache nicht aus der Welt zu schaffen!

CV Christliche Verantwortung

Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTGbedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 94 Gera Mai 1977

ERSTE ERKENNTNISSE, WIE UNGLAUBWÜRDIG ENDZEITVERKÜNDIGUNG UND WIE VERANTWORTUNGSLOS ANTIKOMMUNISTISCHE POLITISCHE PROPAGANDA DER WTG SIND:
CV soll sich all die WTG wenden!
Offene Auseinandersetzung mit CV über die WTG im April 1977 in Dresden-Leuben-Zschachwitz
Lieber Leser
Wir haben vielleicht den Beginn eines weiteren Aufbruchs in der bedenklichen WTG-Nachfolge vor uns, wie dies nun seit der falschen Weltendeverkündigung von 1975 im Stillen aber auch offen, erfolgt. Ist die WTG damit doch wie mit 1799, 1874, 1914 oder 1925 erneut als unglaubwürdiges Menschenwerk erwiesen. Die Auseinandersetzung beinhaltet u. a. die Hauptschwerpunkte, um die es heute mit der WTG geht. Wir unterbreiten deshalb gemäß der unabdingbaren Forderung der Schrift:
Vergewissert, euch über alle Dinge haltet fest an dem, was recht ist
1. Thess. 5:21 NW

ZUR VORGESCHICHTE DER AUSEINANDERSETZUNG
Lieber Leser
Mutter und Tochter waren für die Zeugen gewonnen worden. Zunächst in der bekannten schriftwidrigen "List" (2. Kor. 4:2), Angehörige einfach vor vollendete Sache zu stellen. So begann in die Familie zunächst dieser Geist schriftwidriger "List" einzuziehen, wie ihn die WTG um ihren religiösen und politischen Mißbrauch des christlichen Glaubens entfaltet. Andererseits wurde zur "Missionsaufgabe", auch den Vater zu gewinnen. Wenn es generelle Pflicht für alle ist, nach 1. Thess. 5:21 zuvor zu prüfen, worauf man sich einläßt, so hatte das für ihn seine besonderen Akzente. Beruflich versorgt er entscheidend die Familie, ist als Ingenieur in leitender Stellung tätig, er hat gesellschaftliche Pflichten. Die WTG aber stellt äußerst bedenkliche berufliche, gesellschaftliche und politische Forderungen. Und die WTG-"List" hatte alles von vornherein sehr belastet. Dennoch. Es war eine Schicksalsfrage für die Familie. Er würde sich gründlich informieren. - Bruder G. forderte ihn auf: "Prüfen Sie ruhig alles genau." Natürlich versteht die WTG unter einem hinreichenden "Vergewissern über alle Dinge" mehr oder weniger allein die Betrachtung und Überprüfung von ihrer Seite aus nach dem auf jeden anderen Menschen anmaßend und überheblich wirkenden Grundsatz, daß sie "allein in der Wahrheit" sei.

Ein echtes Erwägen des Für und Wider kann jedoch nicht einseitig sein. Es schließt unbedingt auch ein, was wider, also gegen die WTG vorgebracht wird, zu überprüfen. Für ihre Zeugen selbst hat die WTG jedes allseitige Überprüfen jedoch nicht nur suspekt oder verdächtig gemacht, sie hat es schlechthin verboten. Unter Androhung schwerster Sanktionen verlangt sie, alle kritischen Schriften z. B. gegen die WTG ungelesen zu verbrennen. Über einen noch Außenstehenden kann sie jedoch noch nicht derart verfügen. Es war der Vorteil der WTG, daß es bis vor nicht lange Zeit kaum etwas Kritisches gab, daß sie ernstlich fürchten mußte. So ist es nur dringlich geboten, zuerst auch die "Kehrseite der Medaille" zu sehen, das, was gegen die WTG geltend gemacht wird, ehe man sich ihr völlig "ausliefert". Ja, die Bindung, die die WTG allen schließlich auferlegt, natürlich im Namen Gottes, ist in Wirklichkeit ein völliges Ausgeliefertsein an ihr Werk, an ihre Organisation, ein völliges Unterwerfen unter ihre Ansprüche. Jede Probe aufs Exempel beweist das. Nur einem noch unverantwortlichen Kind könnte einfältige Gutgläubigkeit nachgesehen werden. Einem erwachsenen Menschen und verantwortlichen Familienvater nicht. Möglicherweise hat Bruder G. die Tragweite seiner Aufforderung, ruhig zu überprüfen, nicht erkannt. Weiß er nicht, was gegen die WTG heute alles schon auf dem Tisch liegt?

Verbindung mit CV aufgenommen
Ständig konfrontiert mit der "List" und "Heimlichtuerei" von Frau und Tochter, Was ihre Beziehungen zum WTG-Werk betrifft, auch andererseits mit den Bemühungen, ihn ebenfalls zu gewinnen, kam Herr W. in Zusammenhang mit Angehörigen der freien Christengemeinde Dresden (ehemaliger WTG-Angehöriger) auch in Verbindung mit der Studiengruppe "Christliche Verantwortung" und ihrer gleichnamigen Zeitschrift über WTG und Zeugen Jehovas. Hier erhielt er die Möglichkeit sich nicht nur original und authentisch über die gesamte bisherige WTG-Bibelauslegung zu vergewissern Es wurde ihm auch vorgelegt, was heute gegen die WTG geltend gemacht werden muß. Angesichts der WTG-Praktiken der "List" und "Heimlichtuerei" und des drakonischen Vorgehens der WTG gegen jede sich erhebende Kritik, selbst wenn dadurch ein "geteiltes Haus" geschaffen wird oder die Familie zerbricht, mit allen Konsequenzen, schien es nur folgerichtig und geboten, zunächst ohne viel Aufhebens und sich im Stillen alles dessen zu vergewissern, was hier notwendig schien. Ist es für einen Außenstehenden ohnehin sehr schwierig, sich in der widerspruchsvollen WTGBibelauslegung, in ihrer politischen Verquickung und Bedeutung, sachlich allein zurechtzufinden.

Es war dies eine Zeit des Suchens, Überprüfens, des Versuchs zu verstehen, das Warum und Weshalb, denn die Zeugen Jehovas sind ja als Menschen und auch Christen, wie sie sich verstehen, nicht schlecht, weder in ihrem Wollen noch in ihrem Tun, wie sie es sehen. Doch da sind auf den ersten Blick schon unmögliche Lehren, und da ist die Politik und "List" der WTG. Eines Tages aber mußte der Zeitpunkt erreicht sein, wo es angebracht und wohl auch unvermeidlich war, die "Karten" in der Familie auf den Tisch zu legen, um im freien und offenen Gegenüber das Für und Wider zu sehen, auf welcher Seite Wahrheit und Glaubwürdigkeit liegen.

Der Zeitpunkt reift heran
Die gemeinsamen Familieninteressen sind engstens miteinander verknüpft. Die familiären und ehelichen Beziehungen, die sozialen Belange des gemeinsamen Wohnens, Lebensunterhalts, der häuslichen und anderen kulturellen Bedürfnisse und Berufstätigkeiten in ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen, alles dies wird durch die WTG-Ansprüche nicht nur berührt. Es wird zum Teil schwerstens belastet, ja bedroht und infrage gestellt, besonders im sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhang gesehen. Diese Belastung durch die WTG-Organisation, die sogar bis ins häusliche und intime Familienleben hineinreichen, geschweige denn die Belastung der beruflichen und gesellschaftlichen Pflichten durch die antidemokratischen, antisozialen und antikommunistischen WTG-Bedingungen machen ein nur "geteiltes Haus" schon ohne gründliche Klärung der Sachlage auf die Dauer schier zu einer Unerträglichkeit.

Die WTG läßt es bekanntlich bedingungslos darauf ankommen. Und wenn die Ehe zerbricht oder die Kinder aus dem Hause und davonlaufen, die Berufsentwicklung zerstört und das in gemeinsamen Lebensjahren gewachsene soziale Gefüge der Familien-, Verwandschafts- und Freundesbeziehungen zerrissen wird. Nur um die einmal unter ihre "Organisation" und Ansprüche Gebrachten in bedenken- und bedingungsloser "Treue", d. h. Hörigkeit festzuhalten.

Um die beiden Hauptschwerpunkte der nun heranreifenden Auseinandersetzung zu nennen: Wie kann man eine Weltendeverkündigung, die bereits mehrmals als Irrlehre erwiesen wurde, noch für glaubhaft halten oder gar anderen als glaubhaft verkündigen?

Wie kann man die nachweislich feindselige antikommunistische Propaganda in der WTG-Verkündigung als unpolitisch oder politische Neutralität vertuschen? Das sind ungeheuerliche Gewissensbelastungen. Auf Initiative von CV kam es darum eines Tages zur offenen Aussprache. Es war an einem Sonnabend Nachmittag im April 1977.

Ohne Ansehen der Person
"In einer Rechtssache die Person ansehen, ist ein übel Ding" (Sprüche 24:23). "Denn bei Gott gibt es kein Ansehen der Person" (Römer 2:11). "Ihr wißt ja, daß bei ihm kein Ansehen der Person gilt" (Epheser 6:9). - Es ist nicht nur eine Frage der Rücksicht und Diskretion, wenn wir es hier nur mit Familie bzw. Zeugen Jehovas A, B oder C und U, V oder W zu tun haben. Es geht allein um die Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit der Sache, nämlich des Werkes der WTG. Dies soll überprüft werden. Die betroffenen Personen, und das sind letztlich alle Zeugen Jehovas unter der WTG, sollen ihr Augenmerk auf die Sache richten. Zu viele wissen zu wenig über die WTG, während sie kaum eine Übersicht haben, mehr oder weniger "von der Hand in den Mund leben", dieweil die WTG, da die Übersicht nicht ganz zu vermeiden oder zu verhindern ist, ihre eigene Geschichte für die Verkündigung von Generation zu Generation neu frisiert. Sehr zu bedauern, ja teilweise erschreckend ist, wie groß mitunter Leichtgläubigkeit, Gutgläubigkeit und Oberflächlichkeit, ja Bedenkenlosigkeit und Mangel an wirklich verantwortungsbewußtem Denken gegenüber der WTG sind. Es gilt bei allem in erster Linie, sich zu fragen, ob man sich mit dem WTG-Werk weiter identifizieren kann, ob man es weiter vertreten, verbreiten und verantworten kann, oder ob man sich davon distanzieren muß, weil es unglaubwürdig und haltlos ist. Es geht nicht um den Glauben an Gott, sondern um die WTG und ihren Anspruch, das "Werk des Herrn" zu betreiben und ihr aus diesem Grunde zu folgen. "Liebe Brüder", sagt der Apostel, "zeigt euch nicht als Kinder in der Urteilskraft. Nein, an Bosheit sollt ihr Kinder sein, aber hinsichtlich der Urteilskraft gereifte Menschen." 1. Kor. 14:20 Menge. Die Auseinandersetzung umfaßte mehrere Hauptschwerpunkte. Wir verfolgen in einem sinngemäßen Dialog, was sich in den wesentlichen Fragen abspielte.

CV SOLLTE SICH AN DIE WTG WENDEN, NICHT AN DIE VERKÜNDIGER
Ein eigenartiges nicht verantwortlich sein wollen
Nachdem einleitend die kritische Funktion von CV gegenüber der WTG dargelegt worden war, bestand zunächst Übereinstimmung, daß man nicht blind glauben dürfe, daß man alles an Hand der Schrift überprüfen müsse. Es sei sogar gut, wenn jemand da sei, der dies mit Bezug auf den "Wachtturm" tue. Dann aber wurde Schwester W. etwas zurückhaltender, da CV doch nicht von der "Organisation" herausgegeben würde. Kannte sie CV bisher nicht? Ihre "Aufseher" kennen CV ohne Zweifel.

Zur Diskussion stand generell die CV-Sonderausgabe 73/1975 über die falsche Weltendeverkündigung der WTG mit 1975 und der damit gegebene umfassende Nachweis der Unglaubwürdigkeit der gesamten Endzeitbibelauslegung. Es wurde auf eine ganze Reihe schwerwiegender Bibelfalschauslegungen und falscher Prophezeiungen der WTG hingewiesen, die nicht bestritten werden konnten. Offensichtlich war eine derartig fundamentale Kritik an der WTG etwas völlig Neues, vielleicht sogar etwas Schockierendes. Die fast spontane Entschuldigung war, auch der WT werde von Menschen geschrieben, so daß Fehler usw. zu erwarten seien, Veränderungen der Lehre, der Auslegung, das "Licht" werde doch "heller", was auch geschrieben stände.

CV: Ja und nein. Wenn das bedeuten soll, daß das Werk nur Menschenwerk sei, weil von Menschen geschrieben und gemacht, so daß Falsches möglich ist, dann sind wir uns über die WTG grundsätzlich einig. Aber so ist es nicht und so verkünden es die Zeugen auch nicht. Es wird nicht als Menschenwerk dargestellt, sondern als "Gottes Organisation", als "von Gott". Dann ist es unmöglich, daß solche Widersprüche und Falschheiten in Lehre und Werk in Erscheinung treten.

Man hätte noch nirgends gelesen, daß die WTG bestreite, ein menschliches Werk zu betreiben.
Das kann sein, obwohl es unwahrscheinlich klingt. Aber sie braucht nur die Probe zu machen und beginnen, an der WTG Kritik zu üben. Dann wird dieser WTG-Anspruch nur zu deutlich! Sie sollte nur versuchen, in der Studiengruppe Kritik an der WTG zu üben.

Aber es sei gesagt, das "Licht" werde "heller". Ja, aber das hat Salomo in den Sprüchen allgemein über den Weg gerechtigkeitsliebender Menschen gesagt, niemals im Blick auf die WTG-Bibeldeutung. Da werden gewisse Dinge nicht "heller", sondern verdunkelt und ausgelöscht. Da wird widerrufen und umgedreht. Zum Beispiel das WTG-Obrigkeits"Licht", erst Obrigkeit von Gott, dann dreißig Jahre lang vom Teufel mit dem Verstoßen aller, die das nicht mitmachen, dann einfach wieder von Gott. Was wurde hier "heller"? Das ist ein Mißbrauch der Sprüche für eine verantwortungslose Bibelverdrehung. Die CV-Sonderausgabe zu 1975 weise nach, daß das mit allen entscheidenden Endzeitauslegungen so ist!

Ja, aber warum kommt CV damit zu den einfachen Verkündigern? Da sollte CV sich doch an die WTG wenden und ihr das vor Augen führen.
Die Verkündiger machen die Verkündigung nicht, sie schreiben den WT nicht. Sie können das nicht ändern.

Erstens wendet sich CV natürlich auch an die WTG. Aber um Gottes Willen! Was ist denn das für eine Einstellung! Wie kann man sich denn herausreden, die WTG trage die Verantwortung für alles! Natürlich ist die WTG verantwortlich. Aber jeder Verkündiger wird und ist doch voll mitverantwortlich, wenn er ihre Verkündigung übernimmt und verbreitet! Sind Jehovas Zeugen denn ein Kindergarten? Sind sie unmündige Kinder, die nicht wissen, was sie tun? Sind sie Unmündige, die nicht verantwortlich gemacht werden können für das, was sie tun, was sie verbreiten? Jeder erwachsene Mensch ist für das, was er in Wort oder Schrift verbreitet, selbst verantwortlich. Allerdings wird manchem das leider erst vor dem Schiedsrichter klar. Geschweige denn, was die Schrift verlangt! Christus sprach nicht zur WTG, als er sagte: "ich aber sage euch, von jedem nichtsnutzigen Worte, das die Menschen reden, davon werden sie Rechenschaft . . . zu geben haben (Matth. 12:36)." Nein jeder erwachsene Mensch ist voll selbst verantwortlich für das, was er redet, predigt und lehrt! Wenn Jehovas Zeugen die WTG-Lehren bedenkenlos verbreiten, dann müssen sie mit der WTG identifiziert werden. Was für eine seltsame Verantwortungslosigkeit, nicht verantworten zu wollen als Erwachsener, was man andere zu tun und zu glauben lehrt! Gerade deswegen wendet sich CV auch an die einfachen Verkündiger, damit sie dies begreifen! Merken sie nicht. wie sie sich mit den wiederholten falschen Weltenden vor allen Mitmenschen langsam unglaubwürdig und lächerlich machen? Hier, die CV-Sonderausgabe weist nach, wie die WTG ihre Endzeit das erstemal schon 1799 beginnen ließ! Was soll man denn da heute noch glauben!

An diesem Punkt wurde deutlich, wie die "jüngeren" Verkündiger überhaupt keine Übersicht über das haben, was die WTG alles schon im Namen Gottes gepredigt hat. Es wurde ernstlich darauf hingewiesen, sich unbedingt eine solche Übersicht zu verschaffen, worauf man sich mit der WTG da eingelassen hat!

DIE FALSCHE WELTENDEVERKÜNDIGUNG VON 1975 BESTRITTEN
Wie soll man das bezeichnen?
CV: Die jüngste größte Verantwortungslosigkeit sei gewesen, der ganzen Welt für 1975 wieder ein falsches Ende zu predigen. Man müsse sich einmal überlegen, was es bedeutet, für ein bestimmtes Jahr als "Licht von Gott" der Menschheit das Ende anzukündigen. Schwester C. erhob Einspruch.

So? Das sei nicht so gewesen? Es wurde auf WTG-Aufseher und WTG-Älteste hingewiesen, sogar namentlich, die sich heute einfach hinstellen und erklären, die WTG und damit sie als Zeugen Jehovas hätten nie das Jahr 1975 als Datum für das Weltende gepredigt. (Andererseits ist von wieder anderen WTG-Vertretern bekannt, daß sie sagen, wer an die 1975-Verkündigung der WTG geglaubt habe, und sich jetzt daran stößt, daß sie falsch war, der soll ruhig die Reihen der Zeugen Jehovas verlassen, der war eben nicht aufrichtig gewesen).

Es wurde der WT vom 1. August 1968, Nr. 15 dt. auf den Tisch gelegt, worin die WTG alle Zeugen Jehovas weltweit millionenfach in Dutzenden von Sprachen verkündigen ließ: "Gottes siebenter Tag und die Zeit, in der der Mensch auf der Erde ist, laufen demnach parallel …
Demnach fehlen nach acht Jahre, bis die 6000 Jahre des siebenten Tages voll sind. Zählen wir vom Herbst 1967 acht Jahre vorwärts, so kommen wir zum Herbst 1975, zum Ende der 6000 Jahre des siebenten Tages oder des Ruhetages Gottes …
Wenn daher Christen an Hand der göttlichen Zeittafel feststellen, daß das Ende der 6000 Jahre Menschheitsgeschichte bevorsteht, erfüllt sie das mit freudiger Erwartung . . .

Einige Angehörige der Generation, die den Anfang der Zeit des Endes, im Jahre 1914, bewußt miterlebte, werden noch leben, und Zeugen des Endes dieses gegenwärtigen bösen Systems der Dinge in der Schlacht von Harmagedon sein …
Es dauert höchstens noch ein paar Jahre, bis sich der letzte Teil der biblischen Prophezeiung über diese "letzten Tage" erfüllen wird und die Menschen, die dann noch am Leben sind, durch die herrliche Tausendjahrherrschaft Christi befreit werden." (S. 463f)

Dieses WT-Zitat beweise doch unbestreitbar, daß Jehovas Zeugen für 1975 das Ende der 6000 Jahre des Ruhetages Gottes und den Beginn der Tausendjahrherrschaft Christi und die Schlacht von Harmagedon, also das Weltende, verkündigt haben. Oder man kann nicht lesen, was da im WT geschrieben steht. "Höchstens noch ein paar Jahre" sollte es noch 1967 dauern! Was nun? 1975 ist vorbei! Wir haben schon 1977! Wie kann man sich da weiter vor die Menschen hinstellen? Die WTG steht nach 5. Mose 18:20-22 als falscher Prophet da!

Schwester C: Oh, man muß den WT weiterlesen! Da kommt noch ganz etwas anderes, es heißt: "Heißt das, daß im Jahre 1975 die Schlacht von Harmagedon kommt? Niemand kann mit Sicherheit sagen, was ein bestimmtes Jahr bringen wird. Jesus sagte: 'Von jenem Tage oder der Stunde hat niemand Kenntnis.' (Mark. 13:32)." Abs. 8.

Was der WT hier noch sagt, ist eindeutig ein haltloses Hintertürchen, um sich aus der Affäre ziehen zu können, wenn das zuvor für 1975 eindeutig verkündigte Weltende nicht kommt. Es ist sogar eine Bibelfälschung, denn Jesus sprach in Markus 13:32 von nichts anderem als von Tage und von der Stunde seiner Wiederkunft, die die WTG schon auf 1914 angesetzt hat! Man muß das in der Bibel selbst nachlesen! Die WTG-Falschanwendung von Bibelversen ist unglaublich! Jeder Zeuge Jehovas, der ehrlich ist, weiß, daß für 1975 das Weitende so verkündigt worden ist, wie im WT mit Bezug auf Herbst 1975 weltweit proklamiert wurde. Zum Beweis wurde als Originaldokument der Verkündigungsbrief eines WTG-Überrestgliedes vom 16. 1. 1967 vorgelegt, in dem es heißt: "Es ist etwas Beruhigendes, zu wissen, daß wir mit Riesenschritten dieser Zeit entgegengehen. Eins steht fest: 1975 sind 6000 Jahre seit Erschaffung Adams um, und anschließend beginnt die Tausendjahrherrschaft Jesu Christi. Da gibt es nichts daran zu rütteln, denn das steht biblisch und chronologisch fest, außerdem lügt Gott nicht!" Mit unglaublich lässiger Überheblichkeit wurde dieses Dokument eines bis in den Tod getreuen Überrestgliedes als vielleicht ein privates Mißverständnis des WT abgetan, abgetan durch ein "anderes Schaf", das 1967 überhaupt noch kein Zeuge Jehovas war.

Schockierende Auseinandersetzung um die antikommunistische politische Hetzpropaganda in der WTG-Verkündigung
Antikommunistische "Wachtturm"-Politik entschieden abgelehnt
CV: Eine der Aufgaben von CV sei die Wiederherstellung eines schriftgemäßen Verhaltens zur "Obrigkeit von Gott" in unserem Lande. Hier liege eine der größten Verantwortungslosigkeiten der WT vor. Unter allen Umständen müssen sich hierüber alle vergewissern. Zugleich werde auch in diesem Zusammenhang das Werk der WTG als unglaubwürdiges Menschenwerk offenbar, was kein verantwortungsbewußter Christ mitmachen kann. Es wurden eine Reihe Dokumente auf den Tisch gelegt. Zugleich wurde übereinstimmend festgehalten, daß die WTG erklärt und durch ihre Zeugen Jehovas verbreiten laßt, das Werk sei politisch völlig neutral, also völlig unpolitisch.

Schwester C., was heißt neutral sein? Sie antwortet das heiße weder für noch gegen zu sein. Richtig, aber was ist das hier? Sehen wir uns nur diese antisowjetischen und antikommunistischen politischen Hetzkarikaturen an! Hier, wie eine Bibel Hammer und Sichel zertrümmert (WT 1. 4. 56, S. 217). Oder da ein mit Hammer und Sichel versehener zähnefletschender und bluttriefender russischer Bär" (Erwachet 22. 4. 1957) als Symbol für "verhaßte Herrschaft". Und vieles andere mehr, eine ganze Galerie.

Und als Beweis dafür, daß sich diese WTG-Politik bis heute nicht geändert hat, wurde auf den Jahrbuchbericht 1977 über Liberia hingewiesen, wo WTG-Direktor M. G. Henschel aus Brooklyn dem liberianischen Staatspräsidenten Tubman die antikommunistische WTG-Politik direkt anbietet als Hilfe im Kampf gegen den Kommunismus in Afrika.

Wollte Schwester C. behaupten, dies sei eine politisch neutrale Haltung der WTG und Zeugen Jehovas? Die WTG-Hetzkarikaturen würden sich doch in nichts unterscheiden von der antikommunistischen Hetzpropaganda des faschistischen Propagandaministers Dr. Goebbels. Selbst ein Schulkind merkt doch, daß der WT hier eine feindselige Haltung gegen die Sowjetunion und die sozialistischen Länder züchtet Nur ein Unzurechnungsfähiger kann das als neutral bezeichnen Oder? Hier ist die Bibel! Wo ist darin nur ein einziger Vers Jesu oder der Apostel als Auftrag für diese antikommunistische Staats- bzw. Obrigkeitsfeindschaft?

Vielleicht hatte Schwester W. diese WTG-Politik noch nie so vor Augen gehabt. Demonstrativ und entschieden erklärte sie, daß sie nie solche Politik vertreten und verbreiten würde, daß sie diese WTG-Politik konsequent ablehnt. Sie wolle damit nichts zu tun haben. Ihr einziges Anliegen als Christ sei, unter den Menschen Gutes zu wirken, aber nicht, auf diese Weise antikommunistisch politisch Haß und Feindschaft zu säen. Sie nahm Bleistift und Papier und notierte sich ein halbes Dutzend WTG-Schriften noch Nr., Ausgabe-Datum und Seite, um selbst Beweis in dieser Sache führen zu können Sie wurde darin ermuntert, sich von der "Organisation" nicht politisch mißbrauchen zu lassen. Es sei nichts als ein Akt der schriftwidrigen "theokratischen Kriegslist" (2. Kor. 4:2) der WTG, wenn irgendjemand behauptet, man schule die Verkündiger nicht in solcher antikommunistischen Politik und Hetze. Es sei nur an den WT-Titel "Warum alle Jesus Christus benötigen" erinnert, wo Christus gleich einleitend gegen angebliche "Diktatoren in Moskau" gestellt wird. Was soll die Anti-Moskau-Hetze? Soll die Sowjetregierung durch Christus ersetzt werden? Oder sollte sie auch seit 1914 schon abtreten? Was ist das für eine sinnlose politische Hetze und schriftwidrige antisowjetische politische Ausrichtung Ist die Sowjetregierung nicht auch schriftgemäße "Obrigkeit von Gott" für Christen?

Dann erzählt Schwester C., welche politische Gesinnung die WTG allen beibringt. Die Zeugen müßten diese antikommunistische Politik betreiben, weil die Kommunisten gegen sie seien. Demgegenüber wurde nachgewiesen, wie die WTG nach 1945 alle Freiheiten erhalten habe, religiös tätig zu sein, wie sie aber schon gleich anfing, ihre feindliche Politik zu betreiben, wie man jahrelang mit ihr Geduld hatte und das erst ab 1950 verbot. Aufmerksam wurden die Dokumente zur Kenntnis genommen aus der Zeit vor 1950, die diesen Sachverhalt beweisen und zeigen, wie das heute einfach auf den Kopf gestellt wird. Schwester W. notierte sich auch diese Dokumente.

Eine andere politische Haltung, die die WTG züchtet, sei dies. Die antikommunistische Hetze in den WTG-Schriften sei die Wahrheit über den Kommunismus und Jehovas Zeugen würden anders diese Wahrheit nicht erfahren. Nun wurde entgegnet, streiten wir jetzt nicht darüber, ob die WTG-Verleumdungen gegen die als konsequenteste Antifaschisten erwiesenen Kommunisten, sie seien "rote Faschisten" die Dokumentation über die "Zeugen Jehovas", das bekannte Blaubuch, lag zum Nachweis auf dem Tisch - Wahrheit oder Lüge ist. Es ist eindeutig Verleumdung und Lüge. Tatsache ist, in unserem Lande kann sich jedermann international durch Rundfunk, Fernsehen und Presse politisch informieren Nur zu oft berichtet die Presse z. B. über antikommunistische Vorgehen irgendwo. Aber lesen Jehovas Zeugen die Zeitung? Schwester C. mußte zugeben, daß das kaum der Fall ist. Die "Begründungen" der WTG sind also völlig aus der Luft gegriffen und haltlos.

Sie schilderte weiter, wie die Zeugen Jehovas in den WTG-Studiengruppen zu einer antisowjetischen politischen Verhaltensweise gebracht werden. Überall heiße es immer nur, die Sowjetunion, die Sowjetunion, sie bringe den Frieden, sie rüste ab, Freundschaft mit der Sowjetunion, ob das hier Friede sei, wahrer Friede, gibt es etwa keinen Diebstahl mehr? Kann man das Haus unverschlossen lassen? Diese gleichsam als widerlich empfundene Verherrlichung der Sowjetunion überall als 'Friedensbringer', vieles andere mehr in dieser Hinsicht ergebe sich als politische Haltung durch die WTG-Studien.

CV: Ja, das ist unverantwortlich. Aber zunächst einiges zu den Fakten. Die Sowjetregierung hat nie erklärt, daß sie abrüstet. Das ist eine politische Lüge. Warum den Zeugen das beigebracht wird, wäre ein anderes Thema. Wahrheit ist, was in der Zeitung nachzulesen ist, daß das Wettrüsten immer noch weitergeht, die Sowjetunion also auch weiterrüstet, daß sie aber um des Friedens willen seit sie existiert, unermüdlich die Abrüstung oder wenigstens Begrenzung der Rüstungen fordert. Jehovas Zeugen müßten die Zeitung lesen Dann würden sie aus dem politischen Lügengestrüpp der WTG herausfinden. Schamlos und gewissenlos ist, was die WTG den Zeugen Jehovas in der Friedensfrage über die Sowjetunion beibringt. Haben wir nicht seit 1945 in entscheidendem Maße durch die sowjetische Politik Frieden? Kann man in der DDR in Frieden und sozialer Sicherheit seiner Arbeit nachgehen oder fallen einem Bomben auf den Kopf? Hat die Sowjetunion nicht durch ihren maßgeblichen Beitrag zur Vernichtung des Hitlerfaschismus einen nicht hoch genug einzuschätzenden Beitrag für den Frieden in Europa geleistet? Hat sie nicht auch für die Zeugen Jehovas die Tore der KZ geöffnet? Was wird den Zeugen Jehovas dafür heute für eine primitive antisowjetische Hetze beigebracht Es ist doch kindisch und albern, wie mit "Diebstahl" argumentiert wird. Jeder weiß, daß es dafür Polizei, Gesetze und Gerichte gibt. Unter den Zeugen selbst gibt es Diebe. ja auch Mörder, die dann zur "Reinerhaltung" in die "Welt" abgeschoben werden. Das hat doch mit der hier zur Diskussion stehenden Friedensfrage überhaupt nichts zu tun und ist darum sogar eine recht primitive antisowjetische politische Verleumdung. Daß die Zeugen Jehovas die Freundschaft mit der Sowjetunion als widerlich empfinden sollen ist gleichsam der Schlußstein der Beweise dafür, daß die WTG-Verkündigung nicht unpolitisch oder politisch neutral ist, sondern zu krassester antikommunistischer und antisowjetischer Feindschaft im Sinnen und Trachten, im Denken, Glauben und Handeln führt.

Halten wir doch einmal inne! Was machen wir denn hier! Ist das ein unpolitisches Bibelstudium? Das ist doch die reinste und schärfste politische Diskussion, nicht durch die Bibel bedingt, sondern allein durch die antikommunistische und antisowjetische Hetze, die wir in der WTG-Verkündigung vorfinden, hervorgerufen, sowie durch die antikommunistische politische Haltung, die die WTG den Zeugen Jehovas beibringt! Dabei haben wir gemeinsam herausgearbeitet, wo die WTG die Zeugen Jehovas hinstellt: Auf eine der politisch feindseligsten Positionen gegen den Kommunismus, gegen die sozialistische bzw. kommunistische "Obrigkeit von Gott". Ein ehrlicher WTG-getreuer Zeuge Jehovas muß und wird auch erkennen, daß das so und nicht anders ist. Die antikommunistische politische Hetze und Aufgabenstellung in den WTG-Dokumenten straft jedes Ableugnen als schriftwidrige "List" und Heuchelei.

Nein, erklärte Schwester W., ich werde mich nie zu dieser politischen Tätigkeit durch die WTG bringen lassen, ich werde nie solche Hetze verbreiten. Sorgfältig steckte sie ihre Notizen für den gelegentlichen Nachweis dieser antikommunistischen Politik und Hetze in der WTG-Verkündigung in die Tasche. Sie werde deswegen nicht von ihrem christlichen Glauben an Gott ablassen, aber das, was sie hier an WTG-Politik vor Augen hat, sei nicht ihr christlicher Auftrag.

UNANNEHMBARKEIT DER WTG-VERKÜNDIGUNG NACHGEWIESEN
Nur froh sein, daß Mehrheit aller Menschen WTG-Verkündigung ablehnt und zurückweist
CV: Besprechen wir noch einen schweren Vorwurf gegen die WTG. Sie mißbraucht Jehovas Zeugen dafür, jegliches Vertrauen in notwendige menschliche Ordnung und Regierung zu zerstören und zu vernichten. Die zuvor besprochene WTG-Anti-Moskau-Hetze steht in diesem Zusammenhang. Christus ist doch nicht gekommen, um in den Kreml oder das "Weiße Haus" einzuziehen. Wie sollte also die Regierungsabtretung seit 1914 an Christus im Himmel ernst genommen werden, die die WTG verbreiten läßt? Schwester C. machte dazu deutlich, wie Jehovas Zeugen hier zu der Ansicht gebracht werden, sollen doch alle Regierungen abtreten, dann hätten wir wenigstens Ruhe.

Nun, sind wir soziale Kindsköpfe oder politische Dilettanten? Wie kann ein erwachsener Mensch so reden und denken? Von einem Christen ganz zu schweigen.
Ja, gilt denn für die WTG und Zeugen Jehovas die Schrift nicht? Oder können sie beliebige Teile einfach mißachten und umdrehen? Seit 1914 alle Regierungen zum Abtreten aufzufordern, bei Strafe ihres Untergangs, bedeutet doch, ernst genommen, Anarchie und Gesetzlosigkeit, denn wann kommt denn das "Ende"! Nach 1975 verschiebt es die WTG wieder auf unbestimmte Zeit!

Durchdenke doch einmal, Schwester C.: Du verkündigst wie die WTG es will. Du kommst an die Tür auch zu Regierungschefs Was sollten sie tun? Sie müßten zurücktreten und ihre Regierungsfunktion niederlegen, wollten sie im Sinne der WTG "errettet" werden. Alle anderen Minister desgleichen Alle Bürgermeister überall. Jeder, der irgendwo in Dorf und Stadt und Land die obrigkeitliche politische Verantwortung trägt. Nach dem Vorbild der Zeugen Jehovas dürfte auch niemand einen neuen Verantwortlichen wählen. Es würde gar keine Wahlen mehr geben, wenn alle der WTG folgen und ihre Lehren annehmen. Keiner könnte und dürfte mehr als "obrigkeitliche Person" für Gesetz und politische Ordnung im Lande tätig sein, keiner dürfte mehr "Politik treiben", wie es die WTG verächtlich formuliert hat. Die WTG wendet sich doch ausnahmslos an alle Menschen! Aber wenn sie allein die politischen Bedingungen annehmen, dann hätten wir schon seit 1914 auf Erden in allen Ländern Anarchie, oder die internationale politische Diktatur der WTG, die alles in die Hand nehmen müßte, da Christus schließlich irgendwo "im Himmel" sein soll seit 1914. Meinst Du, Schwester C., ein Minister oder ein Bürgermeister kann nicht darüber nachdenken, was es für alle in "obrigkeitlichen" politischen Funktionen und damit für das ganze Land und Volk bedeutet, wenn man auf die WTG hört? Was dabei praktisch herauskommt? Wer ist denn wohl hier nicht ganz ernst zu nehmen. Die WTG verbreitet unmögliche "Bedingungen" und macht Jehovas Zeugen damit obendrein zu sozial Unzurechnungsfähigen, die man unter allen Umständen zurückweisen muß.

Die jede demokratische und sozialpolitische Aktivität, um aus dem sozialen Elend herauszukommen, lähmt. Die Methoden dieser Zurückweisung sind in Afrika nicht immer "die feine englische Art", und das weiß die WTG. Darum ist ihre Verantwortung und Schuld für die Folgen umso größer.

Was meinst Du wohl, was den Entwicklungsländern in Afrika z. B. übrigbleibt, die ihr Volk aus Hunger, Elend, Unwissenheit und sozialer Not herausbringen müssen? Sie sind gezwungen, die WTG-Massenverkündigung zurückzuweisen. Wollten alle, die die Zeugen Jehovas unter WTG-Leitung ansprechen, die WTG ernstnehmen, dann könntest Du nicht einmal mehr eine Tasse Kaffee trinken. Denn der muß importiert werden, und dafür muß es Handelsabkommen und damit ein Handelsministerium geben. Das aber müßte noch dem WTG seit 1914 laufend abtreten, ja könnte gar nicht sein, so daß es letztlich überhaupt keine Importregelung geben könne. Das ganze praktische Leben könnte man aufrollen und die Absurdität der WTG-Verkündigung an alle aufzeigen.

Schwester C., bist Du schon verheiratet und hast ein Kind? Nein. Sicher kommt das noch. Dein Kind muß dann eines Tages in die Schule, damit es nicht dumm bleibt, alle Kinder müssen das. Dazu brauchen wir ein Volksbildungsministerium. Dieses Ministerium müßte aber geschlossen abtreten, da es Volksbildungspolitik treibt, und darum nicht "errettet" werden könnte. Merkst Du nicht, was für eine politische Verantwortungslosigkeit es gegenüber Deinem eigenen Kind wäre, die WTG-Politik zu verbreiten?

Es passiert alles nur nicht, weil die überwiegende Mehrheit der Menschen sozial verantwortungsbewußt genug denken kann und darum die haltlose Endzeitverkündigung und die verantwortungslose Politik der WTG ablehnt. Man kann natürlich den Kopf gegenüber dieser Wirklichkeit der Sachlage weiter in den Sand stecken und weiter unter WTG-Führung dahinstolpern. Doch die WTG-Verkündigung ist nachzulesen und ihre Verkündiger haben sie vor den Menschen zu verantworten Sie können sich nicht hinter der WTG verschanzen.

Mit der immer deutlicher werdenden Unwiderlegbarkeit der Argumente von CV gegen die WTG wurde die Situation immer spannungsvoller. Hätte Schwester C. jetzt nur zu gern einen Verantwortlichen der "Organisation" dabei gehabt? Oder herbeigeholt? Die WTG-Hauptverantwortlichen haben bisher immer nur "die Schafe" zur "Schlachtbank" gehen lassen. Bei all den Opfern, ja Todesopfern, die bisher irgendwo für die WTG gebracht wurden, die WTG-Präsidenten haben nirgends ihr Leben als "guter Hirte" für die "Schafe" gelassen. Sie haben sich immer rechtzeitig noch aus der Affäre gezogen. Und einer ernsthaften Kritik, bei der sie nicht durch Fingerzeigen auf andere von sich ablenken konnten, haben sie sich noch nie gestellt. Wie wollten sie auch, bei dem, was gegen die WTG spricht? Sie haben natürlich ihre Methoden, auf solche Kritik zu reagieren. Wir erleben es zum Schluß.

Wie die WTG über das geschriebene Wort Gottes hinausgeht
Selbst wenn es Menschenleben kostet
CV: Zu den schwerwiegenden Beweisen dafür, daß die WTG kein Werk "von Gott" betreibt, gehört auch die Theorie und Praxis ihres Blutkultes, ihrer angeblich göttlichen Lehren" über Bluttransfusion, weil sie in dieser Frage eindeutig über das geschriebene Wort hinausgeht, und dabei selbst vor dem göttlichen Gebot "Du sollst, nicht töten" nicht zurückschreckt und haltmacht.

Hier wurde nun jedoch ein Punkt gesehen, wo man. die WTG im Gegensatz zu den bisherigen Argumenten gegen sie, doch biblisch verteidigen zu können glaubte. Im Alten wie im Neuen Testament sei doch eindeutig ausgesagt, daß jegliches Blutessen verboten sei. Es wurde auf entsprechende Schriftstellen verwiesen, besonders auf Apg. 15:20.

Im Alten und im Neuen Testament jegliches Blutessen verboten Das stimmt erstens so gar nicht. Es ist nicht jegliches Blutessen verboten, sondern der Genuß von Tierblut wurde verboten, wenn man bei dem bleibt, was wirklich geschrieben steht, und nicht etwas anderes hineinzuschieben versucht Bei WTG-Blutkult geht es aber nicht um Tierblut, sondern um menschliches Blut. Das nur zuvor. Es stimmt auch nicht, daß im Neuen Testament jegliches Genießen von Tierblut durchweg verboten ist. Bei allen ihren Ausführungen in dieser Blutkultsache unterschlägt die WTG einfach die Schriftstelle in 1. Kor. 10:25-27, wo der Apostel das Gebot aus Apg. 15:20 wieder aufhebt und gestattet, a 1 1 e s zu essen, was auf dem Fleischmarkt angeboten wird, ohne um des Gewissens willen Nachforschungen anzustellen: Wenn ein Nichtchrist euch zu Gaste ladet und ihr hingehen wollt, so eßt a l l e s was man euch vorsetzt, ohne um des Gewissens willen Nachforschungen anzustellen." Warum verhindert die WTG die Diskussion über diese Schriftstelle?

Nach 1. Kor. 10:25-27 sind Christen also frei, Blut oder Blutwurst z. B. nicht zu essen oder zu essen. Es gibt da kein Verbot. Was in Apg. 15:20 gesagt wurde, geschah eindeutig nur aus Rücksicht auf die Judenchristen, die vom mosaischen Gesetz herkamen, wie auch der Zusammenhang beweist. Den Christen aus den Heiden oder Nationen wie in Korinth, Griechenland, wurden solche Gebote nicht auferlegt. Einfach zu verkünden, die Schrift verbiete usw. ist also nicht nur eine Oberflächlichkeit und alles andere als "genaue Erkenntnis", sondern ganz klar eine Verfälschung der Aussagen der Schrift. Es kann also nach der Schrift nicht einmal ein Verbot des Genusses von Tierblut für Christen aufrechterhalten werden, wenn man nicht über die Schrift hinausgeht und etwas dazuerfindet oder hineinschiebt. "Nicht über das hinaus, was geschrieben steht!", heißt es in 1. Kor. 4.-6. Diese Zusammenhänge unterschlägt die WTG.

Aber die WTG mißachtet das Verbot, über die Schrift hinauszugehen, nicht nur auf diese Weise. Jeder kann nachlesen, daß sich die infragekommenden Schriftstellen nur auf Tierblut beziehen. Etwas anderes lag überhaupt nicht im Sinne der inspirierten Verfasser. Die WTG übergeht das einfach und fälscht die Aussagen um und erweitert sie einfach auf menschliches Blut und auf Bluttransfusionen. Das geht nun gar doppelt und dreifach über das hinaus, was geschrieben steht! Nun hat die WTG diese Verfälschung der Schriftaussagen selbst erst 1945 erfunden und eingeführt. Damit ist auch dies als schriftgemäß haltloses Menschenwerk offenbar.

Aber Bluttransfusion kann doch wirklich schädlich sein, erwiderte Schwester W., und manchem ist Blutessen irgendwie tatsächlich zuwider. CV: Natürlich ist das so, und darum muß man die Freiheit haben, zuzustimmen oder abzulehnen. Und das ist mit den Worten des Apostels in 1. Kor. 10:25-27 ja auch christlich begründet. Die WTG ist deshalb zu verurteilen, weil sie das mißachtet und nicht nur diese christliche Freiheit mit einem unchristlichen Verbotsgesetz als "von Gott" ausgegeben, aufhebt, nicht nur die Bibelaussage Tierblut in Menschenblut umfälscht, sondern zu noch Schlimmerem geschritten ist. Mit dieser als "von Gott" ausgegebenen Verfälschung verleitet sie ihre Getreuen sogar dazu, das göttliche Gebot Du sollst nicht töten" zu mißachten und ihre unmündigen Kinder im Ernstfall dem Tode zu überliefern, indem sie sie durch Verweigerung von lebensrettenden Bluttransfusionen töten, ja, in solchen Fallen bewußt in den Tod schicken! Wie ein Absinken zu "heiligem" Töten, zu Ritualmord. Nicht wenige Gerichtsprozesse wegen fahrlässiger Tötung und Mord wurden schon gegen solche bedauerlich irregeführten Zeugen Jehovas geführt. Die WTG hatte es dabei bisher immer verstanden, sich auch hier aus der Affäre zu ziehen und die Betroffenen allein als schuldig dastehen zu lassen, obwohl sie diesen Blutkult erfunden hat und lehrt.

Ja, es heißt doch aber in Apostelgeschichte 15:20 . . . Ja. das wurde schon gelesen, es gibt aber auch 1. Kor. 10:25-27. Gilt das nicht? Und es gibt auch 1. Kor. 4:6, "nicht über das hinaus, was geschrieben steht!" Die WTG hat kein Recht, ihre Ansichten in den Rang göttlicher Wahrheiten zu erheben und damit Menschen und Kinder dem Tode zu überliefern! Das ist Blutschuld! So kann auch kein Zeuge Jehovas schriftgemäß hingehen, und anderen diesen WTG-Blutkult lehren, denn damit betreibt er selbst diese Schriftverfälschung und wird mitverantwortlich für diese WTG-Blutschuld! Es ist höchstgradige Vermessenheit der WTG, denn sie hebt hier das göttliche Gebot "Du sollst nicht töten" auf! Nein, so fanatisch sei sie nicht, meinte Schwester W. dazu. Sie sehe ein, daß es zur christlichen Freiheit gehöre, Blut zu essen oder auch nicht wie es in 1. Kor. 10:25-27 geschrieben steht. Auch solle es jedem freigestellt sein, eine Bluttransfusion zu bejahen oder abzulehnen. Sie lehne es für ihre Person jedenfalls ab. CV: Das ist ihr gutes christliches Recht, nur darf man daraus kein göttliches Gebot für andere machen, wie es die WTG tut und damit in Blutschuld absinkt. Nur, auch das sei gesagt, wenn sie diesen Standpunkt gegenüber der WTG vertritt, dann dürfte sie mit einigen Sanktionen zu rechnen haben. Sie nahm das zur Kenntnis.

DAS HAUPTARGUMENT DER WTG GEGEN CV VÖLLIG ZUNICHTE
Auswirkungen noch nicht abzusehen
Es war klar, daß auch dem Hauptargument der WTG gegen CV nicht ausgewichen werden konnte. Wäre es in dieser ganzen Auseinandersetzung noch der WTG gegangen, so hätte dieses Argument am Anfang der Auseinandersetzung gestanden und - diese Auseinandersetzung wahrscheinlich verhindert. Es war aber niemandem eingefallen, die ganze Sache so gehen zu lassen. Auf jeden Fall wurde die Situation eindeutig durch das Wort der Schrift beherrscht: "Vergewissert euch über a 1 1 e Dinge . . ." (l. Thess. 5:21 NW), was auch das Für und Wider die WTG einschließt. Es war Schwester C., die jenes Hauptargument der WTG gegen CV plötzlich - wie sie darauf kam, ist hier unwesentlich aber völlig richtig auf die Tagesordnung setzte, so daß auch dies diskutiert werden konnte.

Sie sagte, wir hätten mit CV überhaupt nicht diskutieren dürfen, ja wir hätten CV überhaupt nicht einmal anhören dürfen Und sie zitierte, was die WTG-Aufseher zur "Begründung" dafür aus der Bibel herausgreifen, nämlich 2. Johannes 9-11, wo es heißt: "Jeder, der darüber hinausgeht und nicht in der Lehre Christi verbleibt, der hat Gott nicht. Wer aber in der Lehre verbleibt, hat sowohl den Vater als auch den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht mitbringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und bietet ihm auch keinen Gruß, denn wer ihn grüßt, macht sich an seinem bösen Treiben mitschuldig." Aber CV wurde ins Haus aufgenommen und wurde begrüßt und sogar ausführlich angehört und diskutiert! Was nun?

Nichts war einfacher und klarer zu beantworten als dies. Was hatten sie ins Haus aufgenommen und ausführlich diskutiert Die "Christliche Verantwortung", also schon dem Namen noch die Lehre Christi. Und was war der Inhalt der ganzen Diskussion? Eine einzige Verteidigung dessen, was geschrieben steht, also der Lehre Christi, gegen ihre Entstellung und ihren religiösen und politischen Mißbrauch durch die WTG? So wurde z. B. klargestellt, wie die WTG die Worte Christi in Markus 13:32 fälschlicherweise auf ihr Harmagedon anwendet, während Christus vom Tag seiner Wiederkunft sprach. Wer ist hier nicht in der Lehre Christi geblieben? CV? Doch die WTG! Es wurde weiter bewiesen, wie die WTG durch ihre antikommunistische politische Hetzpropaganda in ihrer Verkündigung die Lehre Christi in 1. Petr. 2;13 mit Füßen tritt, wo geschrieben steht, "alle die Menschen betreffende Ordnung um des Herrn willen", also auch die sozialistische oder kommunistische menschliche oder irdische Ordnung, zu respektieren. Es wurde auf das Jahrbuch 1977 der WTG hingewiesen, wo WTG-Direktor M. G. Henschel vom Hauptbüro in Brooklyn, USA, offen die politische Hilfe der WTG zum Kampf gegen den Kommunismus anbietet. Es ist doch auch hier die WTG, die nicht in der Lehre Christi, "alle die Menschen betreffende Ordnung", verbleibt. Was also aus der Bibel mit 2. Johannes 9-11 gegen CV herausgegriffen wird, ist ehrlicherweise überhaupt nicht gegen CV anzuwenden. Es trifft auf CV überhaupt nicht zu. Es ist vielmehr ein weiterer Mißbrauch der Schrift, der sich in Wahrheit gegen die WTG selbst kehrt. Denn sie ist es, die Jehovas Zeugen dazu bringt, die Lehre Christi, wie sie geschrieben steht, zu verlassen, wie die Auseinandersetzung bewiesen hat. Noch viele andere Lehren könnten herangezogen werden. Sie wurden mit der CV-Sonderausgabe zu 1975 ebenfalls auf den Tisch gelegt.

Jesus sprach in Johannes 8:31,32 davon, daß, wenn wir an seinem Worte festhalten, die Wahrheit uns freimachen wird. Mit Sicherheit wird jeder Zeuge Jehovas, der ein ehrlicher Christ sein will, darum auch die Wahrheit über die WTG erkennen und von ihrem Schriftmißbrauch freiwerden.

NICHT DEN GLAUBEN VERLASSEN, ALLEIN DIE WTG GILT ES ZU ÜBERPRÜFEN UND ZU DURCHSCHAUEN
"Wir können doch im Wachtturm nichts ändern"
Da muß sich CV an die WTG wenden, wir einfachen Verkündiger können nichts ändern. Diese Frage stand auch zum Schluß wieder im Raum. CV wendet sich automatisch auch an die WTG. Jede CV-Ausgabe wird nur zu gründlich in Brooklyn auseinandergenommen. Aber nur, um die CV-Wirkung unter den Zeugen wieder zunichte machen zu können. Vielleicht aber hat CV auch in Brooklyn bei denen, die aufrichtig sind, eines Tages seine Fernwirkung. Mancher Same geht nur mühsam auf. Steter Wahrheitstropfen hat schon den härtesten Stein des Irrtums und der Falschheit gehöhlt. Auch arbeitet hier die Zeit für CV. Doch kann man sich nicht hinter dem "Wachtturm" verschanzen, weil erwachsene Menschen selbst Verantwortung für alles tragen, was sie tun und unterlassen, in Wort und Schrift zum Ausdruck bringen und verbreiten. Christen allzumal, vor Gott wie vor den Menschen Konnte sich Adam damit entschuldigen, daß Eva ihm den Apfel gab? So kann man sich als mündiger Christ auch nicht dadurch aus der Affäre ziehen, daß es doch die WTG sei, die einem eine unglaubwürdige Endzeit und eine verantwortungslose Politik in die Hand drückt und abverlangt. Wenn bisher vieles nicht bekannt war, was die WTG in der Vergangenheit schon betrieben hat - nun ist es bekannt. Hier in der CV-Sonderausgabe zu 1975 liegt der dokumentierte Nachweis der Unglaubwürdigkeit und Haltlosigkeit der gesamten Endzeitauslegung vor. In dieser Dokumentation "Die Zeugen Jehovas" (Blaubuch) kann jedermann den politischen Bibelmißbrauch sicher überprüfen, den die WTG betreibt. So ruht nun auch auf Dir, liebe Schwester W., die große Verantwortung, dieses alles genau zu überprüfen, um nicht durch bedenkenloses Verbreiten der WTG-Lehren die Lehren Christi zu mißachten und auch große Schuld durch irreführen anderer Menschen auf dich zu laden. Man sollte weiter auf jeden Fall zumindest Verständnis dafür bekommen, wenn selbst liebe Angehörige aus unabdingbarer familiärer, beruflicher und gesellschaftlicher Verpflichtung innehalten und letztlich davor warnen, der WTG und ihrer "Organisation" bedenkenlos zu folgen. Du kannst und willst ja selbst die WTG-Politik nicht verantworten! So läßt sich alles klären.

Die Hauptaufgabe ist jetzt jedoch erst einmal, sich nun wirklich eine gründliche Übersicht über die gesamte WTG-Tätigkeit, ihr Für u n d a u c h W i d e r, zu verschaffen, wie es noch 1. Thess. 5:21 schließlich nur geboten ist! Denn dies allein ist der Maßstab: "Nicht über das hinaus, was geschrieben steht." 1. Kor. 4:6. Selbstverständlich muß sich CV auch an die WTG selbst wenden. Das ist richtig. Das geschieht auch. Aber ganz bestimmt werden alle eines Tages mit Dankbarkeit darauf zurückblicken, daß diese Auseinandersetzung mit CV über die WTG herbeigeführt worden ist. Denn, "ein Wort zu rechter Zeit - wie wertvoll ist das!" Spr. 15:23. -

DIE "FÜRSTEN" IN DER ENDZEITVERKÜNDIGUNG DER WTG
Was soll man da noch glauben?
Bekanntlich hat die WTG die Worte in Psalm 45:17, "An deiner Väter statt werden deine Söhne treten, du wirst sie zu Fürsten einsetzen im ganzen Land", zu einer entscheidenden Endzeitprophetie und ihre gegenwärtige Erfüllung zu einem entscheidenden Endzeitbeweis erhoben. Gehen wir nicht über das hinaus, was wirklich der 45. Psalm ist (l. Kor. 4:6), so müssen wir erkennen, daß er lediglich ein Festlied zur Vermählung eines israelitischen Königs ist, dem u. a. von der Stadt Tyrus (Vers 13) und den Reichsten im Lande Geschenke verheißen werden, Jungfrauen für die Begleitung der Königstochter u. a. m. Von den Königssöhnen wird gesagt, daß er sie zu Fürsten in seinem Lande einsetzt. (Vers 17). Es gibt keinen Beweis in der Schrift dafür, daß man diese Bemerkung über die Königssöhne herausgreifen könne, um sie zu einer Endzeitprophetie für das 20. Jahrhundert zu machen. Damit wird dem 45. Psalm ein Sinn unterschoben, den er überhaupt nicht hat.

Die von der WTG konstruierten angeblichen endzeitlichen "Erfüllungen" beweisen das dann auch. Seht die Tatsachen!
DIE WTG 1916: DIE FÜRSTEN KOMMEN IM OKTOBER 1914
"Die Einsetzung der irdischen Regenten aber dürfen wir nicht vor Ablauf der 'Zeiten der Heiden', Nationen, im Oktober 1914 erwarten. Darin liegt keine Abweichung von Gottes unabänderlichem Plan."
(Schriftstudien 4, S. 325, Barmen 1916)

DIE WTG 1920: DIE FÜRSTEN KOMMEN IM JAHRE 1925
" . . . und da andere Schriftstellen der Tatsache bestimmt Ausdruck geben, daß eine Auferstehung Abrahams, Isaaks und Jakobs und andere Treuen des alten Bundes stattfinden wird. . . . können wir erwarten, im Jahre 1925 Zeuge zu sein von der Rückkehr dieser treuen Männer Israels aus dem Zustande des Todes." (Millionen jetzt lebender Menschen werden nie sterben, Seite 53,69, Barmen 1920)

DIE WTG 1920: DIE FÜRSTEN KOMMEN LAUT UNANFECHTBAREM BESCHLUSS GOTTES IM JAHRE 1925
"Wir haben, wie zuvor dargelegt, überzeugende Beweise dafür, daß die alte Ordnung der Dinge, die alte Welt, zu Ende geht und deshalb gänzlich vergehen wird, daß die neue Ordnung hereinbricht und das Jahr 1925 Zeuge der Auferstehung der alttestamentlichen Überwinder und des Beginns eines Wiederaufbaus der zertrümmerten Weltordnung sein wird. Gestützt auf diese Beweise ergibt sich der vernunftsgemäße Schluß, daß Millionen von Menschen, die jetzt auf der Erde leben, im Jahre 1925 noch auf der Erde sein werden, somit müssen wir, gestützt auf die Verheißungen, die im Worte Gottes niedergelegt sind, zu dem positiven und u n a n f e c h t b a r e n Schluß kommen, daß Millionen jetzt (1920) lebender Menschen niemals sterben werden." (Millionen jetzt lebender Menschen werden niemals sterben, Seite 103, Barmen 1920)

DIE WTG 1932: DIE FÜRSTEN SIND NOCH NICHT DA, DIE "TREUEN" HABEN GELERNT, KEINE DATEN MEHR FÜR DIE ZUKUNFT FESTZUSETZEN
"Gottes Volk betonte die Wichtigkeit der Daten 1914, 1918 und 1925. Aber es traf nicht alles ein, was es vorausgesagt hatte. Jehovas Getreue wurden in ihren Erwartungen für die Jahre 1914, 1918 und 1925 enttäuscht und ihre Enttäuschung hielt eine Zeit lang an. Später lernten die Treuen, daß, obwohl jene Daten in der Heiligen Schrift in bestimmter Weise festgelegt sind, sie dennoch keine Daten mehr für die Zukunft festsetzen und nicht voraussagen sollten, was sich zu einem gewissen Zeitpunkt ereignen werde . . ." (Rechtfertigung II, Seite 143, 332. Magdeburg 1932)

DIE WTG 1946: DIE FÜRSTEN SIND NOCH NICHT DA
"Wo sind diese zukünftigen 'Fürsten' jetzt? . . . Sie sind tot, im Scheol oder der Hölle, dem Ort der Bewußtlosigkeit oder des Nichtseins im Tode . . ."
(Die Wahrheit wird euch freimachen, S. 358, Brooklyn 1946 dt.)

DIE WTG 1946: DIE FÜRSTEN SIND NOCH NICHT DA, WERDEN ERST NACH HARMAGEDON EINGESETZT
"Wenn er diese alten Zeugen aus dem Tode erweckt, indem er ihnen Leben gibt und dadurch ihr 'Ewigvater' wird, und wenn er sie noch Harmagedon in ihr Amt als 'Fürsten auf der ganzen Erde' einsetzt, dann werden die 'neue Erde' und auch die 'neuen Himmel' tatsächlich gekommen sein.'
(Die Wahrheit wird euch freimachen, S. 361, Brooklyn 1946 dt.)

DIE WTG 1946: DIE FÜRSTEN SIND NOCH NICHT DA, WERDEN ABER NOCH VOR HARMAGEDON AUFERWECKT
"Einige Bibelaussagen und prophetische Dramen deuten an, daß sie noch vor der Schlacht von Harmagedon zum Leben erweckt werden."
(Die Wahrheit wird euch freimachen, S. 360, Brooklyn 1946 dt.)

DIE WTG 1952.- DIE FÜRSTEN SIND, DA, SIE HERRSCHEN SCHON SEIT DEM JAHRE 1919
"Sollen wir aus dem Umstand, daß Christus Jesus zur Zeit der Geburt des Königreiches im Jahre 1914 zu regieren begonnen hat, folgern, daß seine Fürsten seither in Gerechtigkeit sichtbar auf Erden geherrscht haben? Jawohl! Doch vom Jahre 1919 an!"

DIE WTG 1957: DIE FÜRSTEN SIND DA, IN VERANTWORTLICHEN STELLEN IN DER ORGANISATION
(Der Wachtturm, 1. März 1952, Wiesbaden)
"Theokratische Organisation jetzt wiederhergestellt wie den Tagen der Apostel … Fürsten, jene in verantwortliche" Stellungen in der Organisation." (Vergewissert euch über alle Dinge, S. 209, 384, Brooklyn 1957 dt.)

DIE WTG 1959: DIE FÜRSTEN SIND NOCH NICHT DA, WERDEN ZU BESTIMMTER ZEIT ERST VON JESUS AUSGEWÄHLT UND EINGESETZT
"Auf Erden werden 'Fürsten' aus den 'anderen Schafen' die Führung im Dienste Jehovas übernehmen . . . es werden gute Männer sein, die Jesus Christus, der gerechte König, auswählen und als seine irdischen Helfer einsetzen w i r d." (Vom verlorenen Paradies zum wiedererlangten Paradies, S. 218, Wiesbaden 1959)

DIE WTG 1967: DIE FÜRSTEN SIND NOCH NICHT DA, WERDEN ERST IM HÖHEPUNKT DER GROSSEN DRANGSAL AUFERWECKT
"Die 'große Volksmenge' der Überlebenden der 'großen Drangsal' wird äußerst interessiert daran sein, gewisse Personen, die auferweckt werden, zu sehen. Welche? 1. diejenigen, die treue Zeugen Jehovas waren, vom Märtyrer Abel bis zum Märtyrer Johannes dem Täufer, und 2. diejenigen dieses zwanzigsten Jahrhunderts, die sich von 1931 bis 1935 an als die 'anderen Schafe' des vortrefflichen Hirten erwiesen haben, die aber sterben, bevor die große, Drangsal' ihren Höhepunkt erreicht und dieses böse System der Dinge zu Ende bringt Viele von ihnen werden zu 'Fürsten auf der ganzen Erde' gemacht werden . . ."
(Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes, S. 391, Wiesbaden 1967)

DIE WTG 1973: DIE FÜRSTEN SIND NOCH NICHT DA, WERDEN ERST AM ANFANG DER 1000-JAHRHERRSCHAFT AUSGEWÄHLT
"Der ruhmreiche König Jesus Christus wird a m A n f a n g seiner Tausendjahrherrschaft aus seinen irdischen Kindern ,Fürsten für die ganze Erde' auswählen. Eine Anzahl dieser 'Fürsten' wird aus den 'Lebenden' hervorgehen, die die ,große Drangsal' überlebt haben.
(Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht, S. 134f, Wiesbaden 1973)

DER ANSPRUCH DER WTG
"Da sein heiliger Geist auf die leitende Körperschaft dieser Organisation einwirkt, stimmt deren Rat mit seinem Willen überein".
(Der Wachtturm, 1. August 1956, S. 474, Wiesbaden)
Die Antwort der heiligen Schrift
"Wenn der Prophet im Namen Jehovas redet und das Wort trifft nicht ein oder bewahrheitet sich nicht, so ist dieses das Wort, das Jehova nicht geredet hat. Mit Vermessenheit hat der Prophet es geredet. Du sollst vor ihm nicht erschrecken."
(5. Mose 18:22 NW)
R. W., Dresden

CV-Beratung und Erfahrungsaustausch in Berlin
Im April 1977 fand in Berlin eine Tagesversammlung von Mitarbeitern, Mitverbundenen und Freunden von "Christliche Verantwortung" aus der DDR statt. Auf der Tagesordnung stand die bisherige Wirksamkeit von CV und ein Erfahrungsaustausch sowie eine Beratung über die Aufgaben, die sich aus der Erkenntnis der, falschen WTG-Endzeitverkündigung und dem damit verbundenen gesellschaftspolitischen Mißbrauch des christlichen Glaubens für dem Evangelium fremde Zwecke ergeben. Auf der Beratung wurden einerseits verschiedenste Formen und Möglichkeiten einer hilfreichen geistigen Auseinandersetzung mit der WTG besprochen, um sie fruchtbar werden zu lassen. Für das Weitergehen in schriftgemäßem christlichem Glauben, frei von den Irrtümern der WTG und ihrer Bevormundung wurden ausführlich auch die freien christlichen Gemeinden (ehemaliger WTG-Verbundener) in unserem Lande gewürdigt. Die Tagesversammlung hatte auch einen vielfältigen informatorischen Charakter neben der Fülle von Anregungen, die sich ergeben haben. Demnächst ausführlich in CV!
CVN

DIE ZEIT IST ENDGÜLTIG HERBEIGEKOMMEN!
WTG-Endzeiteckpfeiler "1975" gefallen, "1914" wird folgen
Liebe Leser
Ist der große Bericht aus Dresden in dieser CV-Ausgabe nicht hoch interessant? Die Aufbrüche und Ausbrüche in der "Organisation" werden unaufhaltsam zunehmen und das "Werk." der WTG erschüttern wie nie zuvor, denn die Zeit ist herbeigekommen. Lest CV, um auf dem Laufenden zu sein. Ein Hauptgedanke der Berliner CV-Beratung, über die demnächst mehr berichtet wird, war, daß nun auch "1914" ins Wanken gerät, weil die Generation fast schon vergangen ist, die es erlebte. Unter den alten Brüdern und Schwestern der WTG ist deswegen eine furchtbare Stimmung im Heraufziehen! Viele schon liegen völlig am Boden! Wenn auch "1914" fällt, was bleibt dann noch von dem WTG-Endzeitspiel übrig? Vereint euch mit der CV-Aufklärungs- und Neuorientierungsarbeit überall in unserem Lande! Diese Arbeit geht unaufhaltsam vorwärts. "Goldene Apfel in silbernen Schalen ist ein Wort, gesprochen zu rechter Zeit!" Spr. 25:11 - Me.
In christlicher Verbundenheit
Eure Brüder und Schwestern und alle
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
CV-Leitung Gera/Thür.
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber: Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Otto-Dix-Straße 6. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,-. Versand auch kostenlos.
Kto.-Nr.: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera

A 4154-77 V 7 1 1171

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Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 95
Zwei Gerichtsberichte bezüglich Jehovas Zeugen; unter anderem in dieser Ausgabe.


 CV Christliche Verantwortung
Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
- 1. Thess. 4:12, 1. Kor. 14:20 -
Begründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür., DDR

DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat Gesellschaft, (WTG) und WTGbedingten Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.

Nr. 95 Gera Juni 1977
"NIEMAND SOLLTE SICH DURCH DEN GEDANKEN EINLULLEN, ES WERDE ENDLOS HINAUSGESCHOBEN"
WT bestätigt damit: "Endzeit" wird wieder auf die nächste Generation verschoben
Liebe Leser
Der WT 7/77 bringt den "Bericht über das Dienstjahr 1976 der Zeugen Jehovas in der ganzen Welt". Es ist der erste Jahresbericht nach dem falschen Weltende von 1975. Die erneute Verschiebung der "Endzeit" auf eine weitere Generation im Widerspruch zu Matth. 24:34 ist damit bestätigt. Wenn wir die Hauptthematik überblicken und auf ihre Kernaussage prüfen, in die dieser erste Nach-1975-Jahresbericht eingebettet ist (WT Nr. 5-9/77), haben wir klipp und klar auf der Hand: Sowohl Taktik wie auch Strategie der WTG, um diese Weiterverschiebung erneut zu überstehen.

Wir lesen Themen wie: "Warum die Zunge zügeln? Weshalb ein Gott der Liebe Zurechtweisung erteilt. Wie Weise zurechtweisen, Irrenden helfen. Vor den Augen aller zurechtweisen Harre aus, die Erfüllung der Verheißung ist nahe. Halte am Glauben fest. Jesu königlicher Akt der Demut. Mit dem treuen 'Sklaven' dienen (Dienstbericht 1976). Uns für das vor uns liegende Werk 'gürten'. In meinen alten Tagen fand ich den wahren Zufluchtsort. Stärke deine Zuversicht." Was für ein Vorgehen der WTG erkennen wir? Zuerst geht ein ausgiebiges Zügeln und Zurechtweisen auf alle hernieder, um alle weiter in Furcht vor dem "Sklaven", der WTG, zu halten, der doch Gott und Jesus vertrete. Dann wird das Ausharren beschworen und jeder für "feige" erklärt, ja verteufelt, der der WTG nicht länger folgen will. Dann wird am Beispiel eines betagten Mannes den Letzten der 1914-Generation klargemacht, daß sie zu ihren "Lebzeiten" nichts mehr zu erwarten haben. Dann erfolgt wieder eine Demütigung. Nun erst kommt der Jahresbericht 1976, der die Weiterverschiebung dokumentiert: "Uns für das vor uns liegende Werk ,gürten'. Ein "treuer Sklave"? Wie treu ist er seiner eigenen Verkündigung? Der von 1975 etwa? Wieder also ein "vor uns liegendes Werk", wie noch 1914, 1925 oder 1945. Dann geht es nochmals gegen den Rest der 1914-Generation, um ihnen klar zu machen, daß sie zu "vergehen" haben, Die WTG läßt eine Alte an Tagen (102 Jahre) sagen: "Ich hatte immer gewünscht, Harmagedon zu überleben, doch in meinem Alter mag es nicht möglich sein" (WT 9/77 S. 271) Den anderen wird mit "sehr bald" wie immer Zuversicht gemacht, damit sie weiter der WTG folgen.

Es ist ein nicht mehr zu überbietender perfider Bibelmißbrauch, wie die Alten, die Letzten der 1914-Generation, wieder in den Tod geschickt und die anderen weiter hingehalten werden!

Der WT zitiert aus 2. Thess. 2:1, 2, 17, wo die Apostel vor "Botschaften" warnen, "angeblich von uns, in dem Sinne, daß der Tag Jehovas hier sei". Der WT: "Obwohl diese Christen des ersten Jahrhunderts den 'Tag Jehovas' erhofften, erlebte keiner von ihnen den Anbruch dieses Tages. Wirkte sich dies nachteilig auf ihren Eifer und ihren Glauben aus? Obwohl sie das Ende nicht erlebten . . . Doch wie ist es heute? Hat Gottes Volk dadurch, daß der große Tag Jehovas noch nicht … hereingebrochen ist, etwas eingebüßt?" (WT 7/77, S. 205). Der WT-Betrug besteht darin, daß wir heute nicht im ersten Jahrhundert leben! Und aus der "ganz kleinen Weile" nach 1975 macht der WT jetzt: "Was für den ewigen Gott 'eine ganz kleine Weile' ist, könnte für uns zwar eine sehr lange Zeit sein" (WT 6/77, S. 176). Schließlich werden die Zeugen, die das WT-1975 geglaubt hatten, selbst zu ihren eigenen Sündenböcken erklärt: "Selbst wenn das Warten . . . länger dauert, als m a n dachte . . . N i e m a n d sollte
s i c h durch den Gedanken einlullen, es werde endlos hinausgeschoben". (WT 7/77, S. 209)

Die letzten WT-Worte, "es werde nicht endlos hinausgeschoben", sind indes die eindeutige Bestätigung der Richtigkeit der CV-Warnungen seit 1966/67, daß die WTG mit 1975 eine weltweite Falschverkündigung betreibt, daß sie danach auf eine weitere Generation verschieben wird, wenn sie ihren Endzeitbankrott überleben will. Genau das erleben wir jetzt! CV hatte recht!

In dieser CV-Ausgabe lesen wir nun Beiträge, die uns sowohl Denkanstöße für die Schritte geben können, die unmittelbar zu tun sind, wie auch für das Verständnis des Weltgeschehens in größeren Zusammenhängen angesichts der falschen Weltendeverkündigung von 1975, die die WTG nun selbst wieder "verscheucht", sich selbst die Hände in Unschuld waschend. Man müßte aus der Infantilität, aus dem "kindischen Wesen", aus der "kindischen Urteilskraft" (l. Kor. 13:11, 14:20) nicht hinausgekommen sein, ließe man sich von der WTG abermals weiter "hinausschieben". Ganz zu schweigen von der Skrupellosigkeit, den Rest der 1914-Generation jetzt ins Grab zu predigen. Lest hierzu auch die Fortsetzungsberichte von der Berliner CV-Beratung, die in dieser CV-Ausgabe beginnen.
Vergewissert euch über alle Dinge haltet fest an dem, was recht ist
1. Thess. 5:21 NW
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Wie CV mitgeteilt wurde, ist WTG-Präsident Nathan Homer Knorr noch schwerer Krankheit am 8. Juni 1977 im Alter von 72 Jahren auf der WTG-Königreichsfarm in den USA gestorben. Er wurde am 23. 4. 1905 in Bethlehem, Pa., USA, geboren und gehörte der Reformierten Kirche an. Mit 16 Jahren wandte er sich den Bibelforschern (ZJ) zu und begann 1923 schon Dienst im WTG-Hauptbüro Brooklyn. 1942 wurde er als Nachfolger von J. F. Rutherford zum 3. Präsidenten der WTG und Zeugen Jehovas gewählt. Die Wahl erfolgte auf Lebenszeit.
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DIE ZEIT IST GEKOMMEN!
CV-Beratung und Erfahrungsaustausch in Berlin
CVN. - Wie bereits in CV 94 vom Mai 1977 mitgeteilt wurde, fand im April 1977 in Berlin eine Tagesversammlung von Mitarbeitern , Mitverbundenen und Freunden von "Christliche Verantwortung" aus den verschiedensten Bezirken der DDR statt. Die Tagesversammlung hat eine Fülle von Vorschlägen und Aufgaben gebracht, verbunden mit einer kritischen Überprüfung der bisherigen CV-Tätigkeit. Diese Beratungen werden fortgesetzt. Das Ergebnis der Beratung war vor allem eine große qualitative Bereicherung für die weitere CV-Arbeit, was sowohl die Auseinandersetzung mit der WTG betrifft, wie auch die Wegweisung in Übereinstimmung mit der Schrift, wie sie speziell in unserem Lande erforderlich ist, Wir bringen nun einen ersten ausführlicheren Bericht über Inhalt und Bedeutung dieser Beratung. Weitere werden folgen.

Eine erfahrene und verantwortungsbewußte Gruppe kam zusammen
Ja, das kann man so sagen, und auch die WTG möge dies zur Kenntnis nehmen. Es war die Leitung des Bundes freier Christengemeinden (ehemaliger WTG-Angehöriger), es war die CV-Leitung, es waren langjährig als Zeugen Jehovas Tätige und es waren Vertreter aus ehemals höchsten WTG-Aufseher-Stellungen in unserem Lande zusammengekommen Die Erfahrungen reichten um Jahrzehnte in die Vergangenheit von Theorie und Praxis der WTG zurück, oftmals in erschütternden Dimensionen. Die Beratungen wurden sehr ernst und sachlich geführt, völlig in dem Bewußtsein einer großen Verantwortung vor Gott und den Menschen, unter denen Christen glaubwürdig leben und wirken müssen. Es stand jedem vor Augen, was für eine Bedeutung die Auseinandersetzung mit der WTG für Jehovas Zeugen in unserem Lande hat, vor allem, welche Dimensionen das hat, welche Ausstrahlungen, und welche Konsequenzen. Es wurde einmütig festgestellt, daß die WTG in ihrer ganzen hundertjährigen Geschichte noch nie einer derartigen schriftgemäßen Prüfung unterzogen wurde und gegenübergestanden habe, wie sie CV vornimmt, und zwar vor dem Hintergrund historisch herangereifter heils- und weltgeschichtlicher Entwicklungen, die die WTG schon jetzt als ein völlig unglaubwürdiges und darum haltloses Menschenwerk erwiesen haben.

Die Letzte soll die Erste sein
Sie sprach zwar zuletzt in den Beratungen, eine der CV Mitarbeiterinnen. Von Kind auf im WTG-Glauben erzogen, hatte sie an die WTG-Vertreter eines Tages jedoch zuviele kritische Fragen gerichtet. Von einer Frau insbesondere war das von ihnen schon gar nicht zu ertragen. Nachdem sich Gott gleich machenden WTG-Grundsatz, "Rebellion gegen den Sklaven (die WTG) ist Rebellion gegen Gott" (WT 1. 8. 1956, S. 474) wurde sie schließlich ausgeschlossen. Wenn es die WTG für nötig hält, läßt sie sehr wohl Frauen in Studienversamlungen lehren. Man kann auch auf die Predigerinnen verweisen, die die WTG als Gilead-Missionarinnen aussendet, oder die als "Gruppendiener" einst ganze Versammlungen begründet haben. Die WTG weiß sehr genau, daß es nur aus der jüdischen Tradition herkam, wenn Paulus in 1. Kor. 14:34 gebietet " . . . die Frauen sollen in den Versammlungen schweigen, es kann ihnen nicht gestattet werden zu reden, wie auch das Gesetz es bestimmt (1. Mose 3, 16)" Schweigen denn die Frauen in den WTG-Versammlungen, die oftmals nur aus Frauen bestehen? Diese jüdischen Gebote wenden zumeist nur dann ins Spiel gebracht, wenn Glaubensschwestern oder Frauen der WTG zu viele Fragen stellen und ihr unbequem werden. Im Brief an die Galater entwickelt der Apostel einen weit über das jüdische Gesetz fortschreitenden Grundsatz, wenn er sagt, Christen ständen letztlich nicht mehr unter dem jüdischen Gesetz: "Da ist nicht mehr Jude oder Grieche, nicht mehr Knecht oder Freier, nicht mehr Mann und Frau, nein ihr seid allesamt eins in der Gemeinschaft mit Christus Jesus" (Gal. 3:28). Von da her gibt es eine Fülle von Fragen und Problemen in ehelicher, familiärer und erzieherischer Hinsicht unter der weit überwiegenden Zahl von Frauen in allen WTG-Versamrnlungen, die die WTG nur unterdrücken kann. Aus den von der WTG ängstlich gehüteten Abgrenzungen der Studiengruppen heraus, in denen keine freie und kritische Diskussion möglich ist, ohne sich verdächtig zu machen, sollen nun alle wesentlichen Fragen und Probleme dargelegt werden. Alle Schwestern sollen sich ein Herz fassen.

Gegen die Obrigkeit werden von den Zeugen unter WTG-Führung schwere Fehler gemacht
Warum ist die WTG so voll Haß gegen den Kommunismus? Warum gibt es so viele Schwierigkeiten durch die WTG mit den Kommunisten? Warum wird in den WTG-Schriften gegen niemand so politisch gehetzt, wie gegen die Kommunisten? Die WTG-Hetzthesen gegen den Kommunismus müssen von der Schrift her jeden aufrichtigen Christen zum Protest gegen die WTG zwingen. Die Zeugen Jehovas seien durch Befolgen dieser WTG-Politik selbst schuld an ihrer Lage. Diese Einsicht sei für alle Zeugen sehr wichtig. Gegen die sozialistische bzw. kommunistische "Obrigkeit" werden von den Zeugen Jehovas unter WTG-Führung schwerwiegende Fehler gemacht. An Hand von dokumentarischem Material der WTG wies einer der Vertreter aus ehemals höchsten WTG-Führungskreisen, wie dargelegt, diesen Sachverhalt nach. Diese schweren Fehler seien eine Kardinalfrage.

Ohne Zweifel habe CV diese Frage bisher völlig richtig behandelt Nur mit großer Ausdauer und Entschlossenheit muß vorgegangen werden. Denn die WTG hat in den vielen Jahren ihres Einflusses einen Geist verbreitet, der wie gespalten wirkt, so daß es kein wirklich selbständiges Nachdenken unter den Zeugen geben soll.

CV gehe völlig richtig vor. Die WTG vermittelt den Zeugen den kindischen Glauben, was gehe sie die Meinung des Staates an. Aber Christen müssen sich orientieren. Besonders über die Frage der gesellschaftlichen Bedürfnisse. Es sind noch zu viele Vorbehalte unter den Christen in diesem Punkt. Die WTG ist mit ihrer Hetze gegen den sozialistischen oder kommunistischen Staat als "Obrigkeit von Gott" in der Spitzengruppe derer, die diese Politik betreiben. Die Zeugen werden so zu Fehlern verleitet, die zum Abwenden von der WTG zwingen.

Die Situation der Organisation ist bitter und verhängnisvoll
Es sei sehr schwer, unter den leitenden Brüdern freimütig und kritisch zu sprechen. Viele, die höchste Verantwortung tragen, stehen einfältig auf dem Standpunkt, Fehler machen alle Menschen, so auch die WTG, wenn sie jetzt das Ende wieder verschiebt.

Ja, es ist eine erschreckende Einfalt. Wenn die WTG eine falsche Lehre verkündigt, wie "1975", dann vertraten sie das rücksichtslos als "Speise vom Herrn", als "göttliche Wahrheit", als "Licht von Gott". Als "Rebell" gegen Gott wurde jeder verfolgt, der dagegen Einspruch erhob. Wenn sich dann aber erwiesen hat, daß die "Rebellen" recht hatten, daß es nicht von Gott war, oft genug vielmehr eine weltweite Irreführung, dann sagten sie sich und anderen einfach, es seien menschliche Fehler gewesen! Immer wieder aufs neue, solange schon, wie die WTG die Bibel auslegt. Es treffe daher voll auf die WTG zu, was in 5. Mose 18:18-22 gesagt ist. Man müsse sich von falschen Propheten trennen. Die Mühe von CV könne nicht hoch genug geschätzt werden. Aus Nächstenliebe muß man vor Gefahr warnen. Die falsche Prophetiererei der WTG wäre die größte Gefahr für alle Menschen, würden sie ihr glauben. Kein Christ dürfe mehr in die Gefahr kommen, den falschen Verkündigungen der WTG zu folgen.

In Wirklichkeit sieht es sehr bitter in der Organisation aus. Die WTG sehe einen ungeheuren Schwund auf sich zukommen für die Aufrechterhaltung ihrer Organisation, wenn allen ihre falschen Lehren bewußt werden. Wer würde noch freiwillig für sie arbeiten?

Wer viel "hinter die Kulissen" der Organisation schaut, muß zuviele Erscheinungen von Unmenschlichkeit feststellen. Der "Machtrausch" vieler in ihren Dienstämtern sei furchtbar, obwohl sie in Wirklichkeit völlig unfähig sind. Doch haben sie die "Ernennung" durch die WTG. In den Studiengruppen gibt es keine wirkliche freie Diskussion der tatsächlichen Probleme. Es gibt für die einzelnen keine Kontakte über die kleine Gruppe hinaus, so daß alles höchst eingeengt ist. Der nötige Gedankenaustausch ist einfach unmöglich. Wer dennoch seine Probleme in der Versammlung vorbringt, wird mit Ausschluß bedroht.

Jeder der ehrlich ist, weiß es und gibt es zu, daß mit 1975 ein falsches Weltende verkündigt wurde. Aber jetzt werde von der WTG das Datum einfach "herumgedreht", als hätte sie niemals 1975 verkündigt. Es sei ein großes Ablenkungsmanöver im Gange. Es wurde auf der Beratung der Brief eines WTG-Überrestgliedes vorgelesen, datiert vom 16. 1. 67, kurz nachdem die WTG das Weltende von 1975 ausgegeben hatte. Was darin über 1975 geschrieben wurde, wurde geschrieben als zuverlässiger Trost für Eltern, deren Kind in Lebensgefahr schwebte, und die somit mit dem Tode des Kindes rechnen mußten. Es hieß entsprechend dieser Weltendeverkündigung der WTG für 1975: "Wie herrlich ist doch die Hoffnung auf Gottes neue gerechte Ordnung der Dinge, wo es Krankheit und Tod, Schmerz und Leid nicht mehr geben wird. Es ist etwas Beruhigendes zu wissen, daß wir mit Riesenschritten dieser Zeit entgegengehen. Eins steht fest: 1975 sind 6000 Jahre seit Erschaffung Adams um, und anschließend beginnt die Tausendjahrherrschaft Jesu Christi. Da gibt es nichts daran zu rütteln, denn das steht biblisch und chronologisch fest, außerdem lügt Gott nicht. So wird die Generation, die 1914 bewußt erlebt hat, auch noch das Ende dieses Systems der Dinge erleben."

Solche WTG-Überrestglieder stehen heute, im Jahre 1977 da mit einer Irrlehre in der Hand, mit der die ganze Menschheit irregeführt wurde!
Die schwerwiegendste Sache sei nun die Aussichtslosigkeit für die alten und oft sehr alten Brüder und Schwestern überall. Sie werden von der WTG geistig allein und im Stich gelassen, was sie sehr deutlich merken, da die WTG sich auf eine weitere Generation orientiert. Viele Alte liegen jetzt geistig völlig am Boden, da sie die letzten der 1914Generation sind, die in Wahrheit nichts erlebt, sondern unerbittlich ins Grab geht. -
Der Bericht über die CV-Beratung wird fortgesetzt. (CVN)

WAS WIRD UNS DIE ZUKUNFT BRINGEN?
Auch der "Verzug um eine kleine Weile" geht nun vorbei
Probleme und Denkanstöße
Bis vor kurzem wurde von der leitenden Körperschaft der WTG, die sich als göttliches Sprachrohr oder göttlicher Kanal bezeichnet, was praktisch unfehlbar bedeutet - andernfalls wäre es nicht von Gott - noch als absolut sicher verkündigt, daß im Herbst des Jahres 1975 die 6000 Jahre der Existenz der Menschheit enden. Das sei gleichlaufend mit dem 6. Tausendjahrtag. (Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes, Seite 38).

Doch was ist geschehen? Was geschah nach den vorangegangenen Prophezeiungen aus diesem göttlichen Sprachrohr ,im Laufe der Zeit, in der uns diese Religion, diese Wahrheit offenbart wurde? Nun, alle möglichen, unser Weltgeschehen beeinflussenden Ereignisse wurde Geschichte, wurden Wirklichkeit Doch das, was laut Aussage der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas im Namen Jehovas geschehen sollte, blieb aus!

In den unzähligen Schriften mit jeweils "immer helleren" Erkenntnissen über den Willen Gottes und gleichzeitigen düsteren Aussichten für die, die sich diesem "helleren Licht" verschließen, wird in Wirklichkeit der Beweis erbracht, wie sehr man sich in Wahrheit von dem Worte Gottes, der Bibel, entfernt hat, darüber hinausgegangen ist.

Zum Entnehmen von Bibelsprüchen zur "Beweisführung" im Sinne der WTG scheint sich ja die heilige Schrift noch zu eignen. Wie wäre sonst zu erklären, daß man kaum mit der Bibel die Studien der einzelnen Interessierten fundiert? Bald wird die Schrift nur noch zum oberflächlichen Lesen der Kapitel benützt. Ohne echtes eigenes Studium und Erarbeiten, da der WT immer die "richtige" Deutung vorschreibt. Die Auseinandersetzung mit dem komplizierten Inhalt und mit der Aussage des Textes wird auf einer "höheren" Ebene geführt, die durch die WTG vorprogrammiert ist. Noch "unten", wo die Schrift Mündigkeit verlangt, wird stattdessen vorgeschrieben und nur noch bevormundet. Dafür geht es von "oben" anscheinend weitaus reibungsloser, denn die Widersprüche in den Erklärungen der Leitenden Körperschaft übertreffen sich selbst inzwischen numerisch an Größe und Ausmaß!

Was nach wie vor bleiben wird
Die Heilige Schrift bleibt nach wie vor das, was sie ist: Das Wort Gottes. Die historische und unauslöschliche Niederschrift vom Wirken seiner Kraft und dem lebendigen Zeugnis seiner wahrhaftigen Existenz, dem Leben seines einzigen Sohnes Jesus Christus. Und in den Jahren des Wandelns Jesu auf Erden hat er, der Erste Prophet seines Vaters, auf Befragen seiner Jünger und Andersdenkender nach dem größten aller Gebote stets geantwortet: "Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Sinn. Dies ist das erste und größte Gebot. Das zweite, ihm gleiche, ist dieses: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten". Matth. 22, 37-40 NW. Das bleibende Wesen des Christentums wird getragen vom Stand der Erfüllung dieser zwei gleichwertigen Gebote unter den Menschen überall. Es hängt also von unserer Glaubens- und Tatkraft ab. Und wenn alles nicht so bitterer Ernst wäre, könnte man ebenso ernsthaft resümieren und in Abwandlung eines geläufigen Spruches sagen: "Warum in die Ferne schweifen? Siehe, das Richtige und Gute liegt so nahe!" Diese Logik beim Setzen von neuen Denkanstößen muß man weiter verfolgen. Die Basis aller nun erforderlichen Neuorientierung müssen also immer jene größten aller Gebote sein. Das bisher Gesagte ergibt nach dem Endzeitfiasko von 1975 die Forderung nach einer totalen Erneuerung auf solider biblischer, historischer und ökumenischer Basis im Hinblick auf alles, was bisher in religiöser, politischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht (die irdischen Interessen) falsch gedeutet wurde, was mit 1975 zusammengebrochen ist.

Was man bei den Zeugen Jehovas beachten sollte
Das tiefe Glaubensbekenntnis der Zeugen Jehovas ist im Jahre 1975 in der Seele eines jeden aufrichtig Glaubenden und Hoffenden gespalten worden. Die Eskalation der WTGFalschprophezeiungen hat mit der 1975-Endzeitproklamation einen vorläufigen Gipfelpunkt erreicht und zu der Tatsache geführt, daß sich immer mehr Zeugen Jehovas vom "Sprachrohr Gottes", das keins ist, der WTG, freimachen. Dieses "Sprachrohr" hat sich als allzu identisch mit einer rein menschlichen Organisation, der Leitenden Körperschaft, erwiesen und nicht als das, was es vorgibt zu sein: göttlich. Keiner menschlichen Körperschaft steht es zu, als Mittler zu Gott zu fungieren. Dafür hat Gott nur den einen gesandt: Jesus Christus. Die Leitende Körperschaft mag sich drehen und wenden wie sie will, sie weiß es selbst nur zu genau, daß ihr "göttlicher" Anspruch einem Mittleranspruch gleichkommt!

Es wird immer deutlicher, daß das Verbleiben in einer Religion der "Auserwählten", die "allein in der Wahrheit" sein wollen, mit 1975 auch die letzte Glaubwürdigkeit verloren hat und mit dem christlichen Gewissen nicht mehr zu vereinbaren ist, wenn die Erfüllung der beiden größten Gebote des Herrn im persönlichen Glaubensleben ganz obenan stehen soll. Sie verlassen aus diesem Grunde die Organisation und haben es zum Teil schon getan. Umso besser können sie nun in der Befolgung dieser beiden größten Gebote nachahmenswert vorangehen und segensreich wirken, ohne sich durch haltlose Prophezeiungen lächerlich und unglaubwürdig zu machen.

Viele Brüder und Schwestern, die sich in den letzten Monaten und Jahren von der WTG und Leitenden Körperschaft losgesagt haben, weil es ihnen ihr christliches Gewissen gebot, sind indes nicht mehr geneigt, weiter aktiv zu sein. Möchten sie sich ermuntern lassen, ihre Erfahrungen Zurverfügung zu stellen, um anderen zu helfen, ebenfalls freizuwerden.

Es ist auch so, daß die WTG das Vertrauen in andere christliche Gemeinschaften so gründlich vernichtet hat, indem sie als "babylonisch" verurteilt wurden, daß selbst nach dem Zusammenbruch des Glaubens an die WTG und ihre Endzeit dieses Vertrauen damit längst nicht wieder hergestellt ist. Die jahrelange spezifische Prägung als Zeugen Jehovas unter der WTG ist diesen Christen nicht so ohne weiteres durch Glaubensbekenntnisse anderer Kirchen und Gemeinschaften zu nehmen oder zu ersetzen.

Die Enttäuschungen durch die WTG haben sich nicht wenigen auch derart in die Herzen gebrannt, daß sie den Glauben ganz aufgegeben haben und sich nun von jeder christlichen oder religiösen Hoffnung distanzieren.
Auch dies ist zu sehen: In ihren Zusammenkünften als Zeugen fühlten sie sich als eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten und ermunterten sich oft gegenseitig im Ausharren auf den Lohn für alle Demütigungen und Verhöhnungen, die ihnen die WTG einbrachte. So fühlten sie sich geborgen und sicher, allerdings nur, solange sie eifrigen Dienst versahen und die Normen der WTG erfüllten. Obwohl so ziemlich alles an "Übertretungen" dieser Normen durch Reue wieder zu begradigen war, konnte der erneute "Vertrauenserwerb", dem er sich unterziehen mußte, den Sünder zuweilen dermaßen überlasten, daß ernsthafte psychische Schäden die Folge sein mußten.

Mit Sicherheit kann man auch davon ausgehen, daß viele Aufrichtige nur noch deshalb in der Organisation verbleiben, weil sie sich draußen, in der "Welt", womöglich nicht mehr zurechtfinden könnten. Wer ist denn da, wer kann sie verstehen? Wer kann sagen, wie es weitergehen soll?

Schließlich wird auch gelegentlich gefragt ob die WTG-Erziehung überhaupt zu korrigieren ist. Es sei sehr kompliziert und aufwendig, die Psyche und Charakterstruktur der Betroffenen zu analysieren. Dennoch müsse das wohl auch geschehen Die Frustrationen unter der WTG müßten einmal ausgesprochen werden, um sie zu überwinden. Die Erkenntnis, daß das Leben als Christ erst recht an Bedeutung gewinnen wird, wenn wir ohne WTG-Irrwege in den Fußstapfen Jesu wandeln, wird den Beweis erbringen, daß es doch "anders geht". Es wird das bizarre Gebilde von Ängsten, Drangsalen und Furcht vor den WTG-Sanktionen entkrampfen und allmählich das Verständnis für die christliche Hauptaufgabe entwickeln, die auch nach dem Zusammenbruch des WTG-Weltendeglaubens bestehen bleibt. Das Christentum war vor der WTG und wird auch noch ihr sein. -
HJF

WELTKONFERENZ RELIGIÖSER VERTRETER FÜR DAUERHAFTEN FRIEDEN, ABRÜSTUNG UND GERECHTE BEZIEHUNGEN ZWISCHEN DEN VÖLKERN VOM 1. BIS 6. JUNI 1977 IN MOSKAU
Oder nach 1975 besser weiter auf das WTG-Weltende warten?
Wer da zusammenkommt und wer nicht
Nach den veröffentlichten Informationen über die Weltkonferenz kommen im Juni 1977 in Moskau etwa 500 Vertreter christlicher Konfessionen und großer Weltreligionen wie des Islam, des Judentums, des Buddhismus, Hinduismus und des Shintoismus zusammen. Besonders starkes Interesse findet die Konferenzthematik bei Kirchen und Religionsgemeinschaften in Afrika und Asien. Ein internationales Komitee hat die Konferenz vorbereitet. Die Vertreter kommen aus der ganzen Welt, aus den sozialistischen wie aus anderen Ländern. Allerdings wird man unter den vertretenen Religionsgemeinschaften die WTG und Zeugen Jehovas vergeblich suchen. Die WTG hält sich und ihre Zeugen nicht nur abseits, sondern sie läßt überall Gegnerschaft auch gegen diese Konferenz bezeugen und bewirken.

Die WTG und die Zusammenarbeit von Christen mit anderen
Trägt man zusammen, was die WTG bisher zu Kommunisten und Kommunismus gepredigt hat, so kommen Kübel voll politischer Verleumdung, Schmutz und Haß zusammen. Vergewissern wir uns. Bevölkerung in der DDR "in völliger Sklaverei" (WT 15. 2. 53), "wilde Tiere hinter dem Eisernen Vorhang in unsinnigem Wahn" (WT 1. 6. 52), "kommunistisches Übel" (WT 1. 12. 53), Ungeziefer, "kommunistenverseucht" (Erw. 8. 4. 53), "Mörder, die eine verderbte Nation aufbauen" (WT 1. 4. 56) u. a. m. Mit ihrem Babylon-Buch von 1965 (S. 537) vergewaltigt die WTG einfach alle ihre Zeugen politisch für alle Zeit, die Haltung der Zeugen Jehovas gegenüber dem Weltkommunismus habe sich nicht geändert. Christen, die gar mit Kommunisten zusammenarbeiten, wie lebenswichtig das auch ist, werden als "Huren" angeprangert, die mit "Gotteshassern ins Bett" gehen. (WT 1. 3. 74) Die WTG ist auf diese Weise unter den Religionsgemeinschaften mit großem Abstand offensichtlich die gehässigste und aggressivste antikommunistische Institution, um Christen zu Feinden der Kommunisten und anderer fortschrittlicher sozialpolitischer Kräfte zu machen.

Sind die Kommunisten "Gotteshasser"? Die WTG-Argumentation ist fast primitiv, von allem anderen abgesehen. Es sei hier nur darauf hingewiesen, daß es schon früher unterschiedliche Kommunisten gab, z. B. utopische Kommunisten, desgleichen religiöse, wie den namhaften Führer im Bund der Kommunisten im 19. Jahrhundert, Wilhelm Weitling. Andererseits, wenn ein Mensch nicht daran glaubt, daß es einen Gott gibt, also für ihn überhaupt kein Gott da ist, so kann er gar kein "Gotteshasser" sein, ebensowenig wie man jemanden lieben kann, den es gar nicht gibt. Die WTG betreibt da eine üble politische Brunnenvergiftung, um einfache gläubige Menschen antikommunistisch aufzuhetzen, auf daß sie sich politische Feindschaften zuziehen, die die WTG dann in "Märtyrertum" umdreht und verfälscht.

Die wirkliche Haltung wurde auf der "Konferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien Europas" vom 29. und 30. Juni 1976 in Berlin im Hauptdokument dieser Konferenz wie folgt zum Ausdruck gebracht: "Die an der Konferenz teilnehmenden kommunistischen und Arbeiterparteien . . . halten es für wichtig, daß alle Werktätigen, ungeachtet ihrer politischen und religiösen Anschauungen, die Anstrengungen im Kampf für ihre Lebensinteressen vereinigen..... Eine wichtige Rolle im Kampf um die Rechte der Werktätigen, für Demokratie und Frieden spielen immer breitete katholische Kräfte, Angehörige anderer christlicher Religionsgemeinschaften und Gläubige anderer Konfessionen. Die kommunistischen und Arbeiterparteien sind sich der Notwendigkeit des Dialogs und gemeinsamer Aktionen mit diesen Kräften bewußt, was ein untrennbarer Bestandteil des in demokratischem Kampfes für die Entwicklung Europas in demokratischen Geist, in Richtung auf den sozialen Fortschritt ist." (S. 27, Reden und Dokumente der Konferenz, Dietz 1976) Hätte man die WTG mit ihrem 1975-Weltende ernst genommen, so hätte man auch diese Konferenz 1976 in Berlin nicht machen dürfen.

Der Zweck der Weltkonferenz 1977 in Moskau
Der Exarch des Moskauer Patriarchats für Berlin und Mitteleuropa, Metropolit Philaret, gab folgende Erklärung über die Weltkonferenz:
Zweck des Treffens in Moskau sei weder die Entfachung eines religiös-theologischen Meinungsstreites, noch gar die Ausformulierung einer "allreligiösen" Bekenntnisgrundlage. Es sei vielmehr ein freimütiger Dialog über aktuelle Lebensfragen, die alle Menschen, also auch die Gläubigen, betreffen. Wichtigste Aufgabe der Weltkonferenz werde es sein, die Angehörigen von Kirchen und Weltreligionen zu verstärktem Einsatz für Frieden, Abrüstung und soziale Gerechtigkeit zu mobilisieren. Es gehe dem bevorstehenden Treffen in Moskau gerade um eine Unterstützung sämtlicher säkulärer und ökumenischer Friedensaktivitäten mit dem Ziel, deren vorwärtsführende Impulse in alle Religions und Glaubensgemeinschaften einbringen und dadurch die dort noch ungenutzten ethisch-politischen Reserven aktivieren zu helfen. Die Weltkonferenz religiöser Friedenskräfte in Moskau sei ein Impuls für die Aktivierung der religiösen Repräsentanten zu verstärkter Teilnahme an der Errichtung eines dauerhaften und gerechten Friedens unter den Völkern.

Auf einem Kolloquium zur Vorbereitung der Weltkonferenz, das in Prag, CSSR, stattfand, stand speziell das zu führende Gespräch christlicher Vertreter, evangelisch wie katholisch, mit den nichtchristlichen Religionen zu Diskussion. Im Bericht über dieses Vorbereitungs-Kolloquium heißt es: "Die Konfessionsunterschiede zwischen den Teilnehmern waren meist gar nicht sichtbar. Die gemeinsamen Aufgaben scheinen viel stärker zu sein als vergangene Unterschiede und Streitfragen Die Zeit ist reif nicht nur für ökumenische Aktionen, sondern auch für die ökumenische Theologie."

Einige Fragen an Jehovas Zeugen
Es ist nachweislich: Harmagedon sollte schon nach 1890 sein, dann 1914, dann 1918, dann 1925, dann um 1939/45, dann 1972, jetzt 1975, und nun verschiebt die WTG wieder! Reicht das wirklich noch nicht? Jedem Außenstehenden, an den man sich damit wandte, mußte das von Anfang an reichen! Durchdenkt doch einmal, was es für Folgen gehabt hätte, hätten alle Menschen z. B. das WTG-Weltende für 1925 ernst genommen und geglaubt!

Was soll man nun nach 1975 machen? Keiner, der das Endzeitspiel schon über hundert Jahre lang überschaut, wobei Generation um Generation versprochen wurde, sie werde "nicht vergehen", kann die WTG noch ernst nehmen. Es bleibt darum beim besten Willen nichts weiter übrig, als daß alle Menschen die WTG als verantwortungslos zurückweisen und die zu lösenden Lebensfragen im kleinen wie im großen, was nicht zu trennen ist, selbst in die Hand nehmen. Oder was sonst? Soll man auf einen neuen Termin der WTG warten? Nein, der Mensch lebt sehr richtig "nicht vom Brot allein", wie Jesus in Matth. 4:4 sagt, was jedoch bedeutet, daß er zuerst vom Brot lebt. Ein Verhungerter kann auch Gott nicht mehr dienen, oder auch nur irgendetwas anderes tun. Dies ist nicht nur das Schicksal von Christen, sondern wie Jesus sagt, der Menschen schlechthin. Und nur durch die Erhaltung des Friedens und Schaffung gerechter Beziehung zwischen den Menschen und Völkern kann dieses "Brot" gedeihen und alle hinreichend sättigen.

Von der Weltkonferenz religiöser Vertreter 1977 in Moskau können darum auch für die Zeugen Jehovas vorwärtsführende Impulse ausgehen. Das bloße Stattfinden dieser Konferenz im Jahre 1977 ist schon ein vernichtendes Urteil über die WTG und ihre mit 1975 erneut als unglaubwürdig erwiesene Endzeitverkündigung. Noch gar nicht zu reden von der notwendigen Aufgabenstellung dieser Weltkonferenz! Und daß sie in Moskau stattfindet, sollte ein weiterer Grund dafür sein, sich von niemandem und nirgends als Christ weiter antikommunistisch aufhetzen und mißbrauchen zu lassen, wie wir uns eingangs die WTG betreffend vergewisserten. -
F. F.

WESSEN ZEUGEN SOLLTEN CHRISTEN IN WAHRHEIT SEIN?
Zeugen Jehovas? Zeugen Jesu Christi?
Beitrag zum Dienst am Wort als freier Christ - 9
So spricht der Herr: "Wenn ihr in meinem Worte bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch freimachen." Joh. 8, 32-33

Dieser Leittext diente dazu, die Fragen nach der Wahrheit und Freiheit aufzuwerfen und kurz abzuhandeln. So konnte festgestellt werden, daß sich die Wahrheit in der Summe des Wortes Gottes wiederfindet und im besonderen im Evangelium von Christus zum Ausdruck kommt. Die angesprochene Freiheit liegt in der Gotteskindschaft, die durch die Wirksamkeit des neuen Bundes jede Furcht und Knechtschaft überwindet und zur Sohnschaft Gottes durch die Gleichheit der Gesinnung (Gemeinschaft des Geistes Christi) führt Die Folge dieser Feststellungen war, mit der Betrachtung der Bergpredigt des Herrn (seines Wirkens Auftakt) eine Einführung auf den Inhalt und die Bedeutung der "frohen Botschaft" zu geben.

Welche Erkenntnisse wurden bisher vermittelt?
Der Liebesratschluß Gottes - die Menschheit zur Zweckbestimmung der Erschaffung (Leben) zurückzuführen - ist ein fortschreitendes Werk. Es reicht von der Beschlußfassung über die Verheißung und Verkündigung durch die Propheten, die Sendung des Heilandes und seiner Erlösungstat bis zur Vollendung bei der Wiederkunft des Herrn. Die wichtigste Station war zweifellos die Erdensendung des Sohnes Gottes und der Anfang des Verkündigens der Botschaft des Friedens mit Gott und das Mittel des Beschreitens des Weges des Heils durch ihn selbst. Diese Wende der Zeit und die neue Form der Heiligung war es wohl, was die Juden damals und viele, die sich heute Christen nennen, nicht begriffen haben oder sich nicht mit den Gegebenheiten abfinden wollten.

Welche Fragen ergeben sich weiterhin?
"Wenn ihr in meinem Worte bleibt heißt doch erst einmal, daß es das Wort des Herrn sein muß, dem wir nachgehen oder anhängen oder zum Inhalt des Glaubens bzw. Glaubenslebens machen! Es gibt leider zuviele, denen dieses Wort Jesu Christi tatsächlich zu einfach ist und es paßt ihnen auch nicht, daß sich die Heilige Schrift selbst erklärt. Somit ist es nicht verwunderlich, daß man sich durch Erkenntnisfragen zu unterscheiden sucht und das Christentum der Tat nicht oder nur wenig erkennbar ist.

Wer von den Zeugen Jehovas hat sich schon einmal gefragt, mit welchem christlichen Recht er diese Bezeichnung führt und ob sie im gegenwärtigen Stand des Werkes Gottes überhaupt aktuell und akzeptabel ist?
Wer ist denn fähig und würdig, Jehovas Zeuge zu sein?
Darüber braucht man nicht lange herumzurätseln. Die Schrift hält jede Auskunft bereit. Im Buch der Offenbarung ist zu lesen: "Gnade euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt und von Jesu Christo, welcher der treue Zeuge ist." (Offb. 1, 4-5). Weiterhin: "Dieses sagt der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes." (Offb. 3, 14)

In der Auseinandersetzung mit den Pharisäern und Schriftgelehrten über die Vollmacht seines Tuns und seines Gotteszeugnisses gab Jesus ein paar treffende Antworten, die auch die hier aufgeworfene Frage hinreichend beantworten. Wir lesen: "Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben, denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen . . . warum versteht ihr meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt. Wenn ich mich selbst ehre, so ist meine Ehre nichts, mein Vater ist es, der mich ehrt, von welchem ihr sagt, er ist unser Gott. Und ihr habt ihn nicht erkannt, aber ich kenne ihn…" (Joh. 8, 42-43 u. 54 -55)

Bemerkenswert ist, daß der einzig w i r k l i c h e Zeuge Gottes niemals den Namen "Jehova" aussprach, sondern Gott als seinen Vater offenbarte und ihn auch unter diesem Namen seinen Jüngern gegenüber nannte. So sagte er z. B.: "Denn der Vater selbst hat euch lieb . . ." (Joh. 16, 27). Oder im hohenpriesterlichen Gebet in Joh. 17 spricht Jesus als vom Namen Gottes nur immer wieder vom "Vater", den er auch seinen Jüngern offenbart hat (Verse 6 und 26). Es sei hier vorweggenommen, daß Gott als "Vater" ein ganz wesentliches Merkmal im neuen Bunde ist.

Wessen Zeugen sollten wir aber sein?
Kurz vor seiner Himmelfahrt sagte der Herr zu den Seinen: "Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet m e i n e Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde." (Apg. 1, 8). Damit ist klar abgesteckt, wem unser Zeugnis gilt, wessen Zeugen wir zu sein haben! Das Mittel aber ist das Bekenntnis durch das Christentum der Tat. Jedenfalls sagte der Herr diesbezüglich: "Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist." (Matth. 7, 21). Herauszufinden, was der Wille des Vaters ist, ist nicht schwer. Jedenfalls für uns nicht, die wir Christus angehören sollen und auch wollen. Das ganze neue Testament ist dieserhalb für uns geschrieben und voll davon!

Das bisher Gesagte sollte deutlich machen, welche Bilanz es für uns zu ziehen gilt. Es lohnt sich nicht, sich mit der Entwicklungsgeschichte im Heilsplan Gottes zu befassen und sich nachträglich als Gefährte historischer Helden einreihen zu lassen und dabei mit längst überholten und völlig inaktuellen Motiven zu operieren. Die "Neue Welt Lehre" der Jonadabklasse ist das typische Beispiel solches Unvermögens von Bibelkenntnis. Jedes Schulkind würde sofort feststellen können, daß wir an einem Zeitpunkt angekommen sind, der die Menschheit und das Werk Gottes einige Tausend Jahre weitergebracht hat. Dazu gehört auch die Bezeichnung "Zeuge Jehovas".

Fragen wir uns nach dem Grund dieser ungewöhnlichen Entgleisung solcher Bibelforscherei, so kann man nicht umhin, die Gedankenparallele festzustellen: "Warum versteht ihr meine Rede nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt. Wer aus Gott ist, hört auf meine Stimme." Es ist angebracht, hier. noch einmal an ein Schriftwort zu erinnern, wie es in dem einzigartigen Hebräerbrief zu lesen ist: "Nachdem Gott vielfältig und auf mancherlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohne." (Hebr. 1, 1). Und weiter: "Deswegen sollen wir umso mehr auf das achten, was wir gehört haben, damit wir nicht etwa abgleiten. Denn wenn das durch Engel geredete Wort fest war und jede Übertretung und jeder Ungehorsam Vergeltung empfing, wie werden wir entfliehen, wenn wir eine so große Errettung vernachlässigen? welche, nachdem sie den Anfang der Verkündigung durch den Herrn empfangen." (Hebr. 2, 1-3)

Also, warum in der Vergangenheit herumgrasen und neue Heilspläne und -methoden herausfinden wollen? Was zu dem verheißenen Reich der Himmel zu sagen ist, liegt uns sogar in gedruckter Form vor. Und dieses Geistesgut stammt von keinem Geringeren als dem Sahne Gottes in völliger Harmonie mit dem Vater. Was gibt es da noch zu deuteln? Oder ist es zu einfach, zu verständlich? Muß man sich einen Namen machen, Gelehrsamkeit bekunden, Sensationen verbreiten?

Es ist eine traurige Tatsache, daß es auch außer den Zeugen Jehovas immer noch viele Christen gibt, die sich nicht damit abfinden können, daß chronologische Berechnungen nicht Im Sinne des Herrn sind, niemals aufgegangen sind und auch nie aufgehen werden. Woran liegt das? Einfach daran, daß der Kernpunkt des Reiches Gottes nicht im Ablauf weltpolitischer Ereignisse liegt, sondern in der Umgestaltung des Wesens, des Charakterbildes der zur Teilhaberschaft Berufenen. Dieser Entwicklungsstand und die Zahl der Beteiligten gegen gegebenenfalls "grünes Licht" für den Beginn des Gottesreiches. Und diese Kenntnis ist niemandem auch im Geringsten gegeben. Alles andere ist Spekulation und zum Scheitern verurteilt. Schon deswegen, weil sie von dem Hauptziel, das anzustreben ist, ablenken. Es gilt ja in zunehmendem Maße Christusähnlichkeit als ein echtes Bedürfnis des Herzens zu erreichen. Dazu ist die Vorbedingung: Sein Wort hören zu können, es sich zu eigen zu machen und in die Tat umsetzen. Das ist etwas anderes, als den Tag der Rache Gottes auf Andersgesinnte herabzupredigen und in überheblicher Selbstgerechtigkeit an den Antritt des herrlichen Erbes zu denken!

Für einen prophetischen Ausspruch sollten wir uns sehr interessieren und uns bemühen, in zunehmendem Maße Verständnis darüber zu erlangen und selbst immer mehr damit in Übereinstimmung zu kommen. Wir lesen ihn in Jer. 31, 31-34 und behandeln ihn in der nächsten Folge in CV.

Für die christliche Frau
DAS WEIB SCHWEIGE IN DER GEMEINDE - EINE TEXTFÄLSCHUNG
Ergebnisse einer Untersuchung
- Zusammenfassung des Inhalts einer sozialgeschichtlichen Studie mit dem Titel "Ärger mit der Freiheit. Der Beitrag von Frauen zum Leben frühchristlicher Gemeinden". Von Prof. Klaus Thraede, Regensburg. -

Um richtig einschätzen zu können, welche Möglichkeiten Frauen im urchristlichen Gemeindeleben hatten, und wie die Aussagen neutestamentlicher Schriftsteller über Rechte und Pflichten der Christin zu bewerten sind, muß man die Stellung der Frau in der damaligen griechisch-römischen Gesellschaft kennen. Im Hellenismus nahmen zumindest die Frauen der Oberschicht ungezwungen am geselligen und kulturellen Leben teil. Es gab Mädchenbildung, Frauen studierten, die Philosophenschulen waren beiden Geschlechtern geöffnet. Frauen konnten über ihr eigenes Vermögen verfügen, es gab weibliche Landbesitzer oder Frauen, die eine Transportflotte besaßen. In der Mittelschicht gab es selbständige Berufstätigkeit von Frauen. Politik allerdings war den antiken Frauen - außer bei Hofe - im allgemeinen verschlossen dennoch haben sie in der Kommunalpolitik mitgewirkt, auch waren sie an außenpolitischen Gesandtschaften beteiligt. Das Rom der späten Republik hatte diesen ASPEKT der hellenistischen Kultur übernommen. In italischen Landstädten der frühen Kaiserzeit sind Frauen leitend in der Kommunalverwaltung tätig. Sie gehören zum Bild damaliger Öffentlichkeit in Kultur und Wirtschaft: Frauen sind Schriftstellerinnen, sie stehen Firmen vor und sind in politischer Mission unterwegs. In den östlichen Provinzen und mehr noch in Rom und Italien gibt es Priesterinnen, nicht nur im Mysterien-, sondern auch im Herrscherkult.

Die Literatur spiegelt Diskussionen über die Rolle von Frauen in Haus und Gesellschaft: der alter Tradition verpflichtete Standpunkt sieht sie als gehorsam-züchtige Hausfrau, dagegen wandten sich Stimmen, die das alte Unterordnungsdenken für überwunden hielten. Keinesfalls jedoch war die vorchristliche Ethik einhellig auf die Herrschaft des Mannes festgelegt.

So trifft das Urchristentum auf eine offene bis zwiespältige Situation. Frauen sind gleichwertig in Mission und Gottesdienst tätig, ihre Mitarbeit entspricht zeitgenössischen Sitten und trägt zu einem guten Teil die Entwicklung.

In Jesu Jüngerschaft soll es auch Frauen gegeben haben auf palästinensischem Boden und im judenchristlichen Denken wird man allerdings wenig Kompetenzen für die Frau erwarten können. In den heidenchristlichen Gemeinden römisch-griechischer Städte jedoch trugen die Frauen Verantwortung Christinnen verschiedener sozialer Schichten unterstützen die Gemeinden, missionieren, lehren. Frauen haben teil an "Gebet und Prophetie", es gibt also weibliche Gemeindepropheten Mindestens zur Zeit des Paulus ist solche verantwortliche Tätigkeit von Christinnen in Mission und Gemeindearbeit selbstverständlich, sie entspricht dem Maß an "Gleichberechtigung", das aus hellenistischer Umwelt vertraut war.

Obgleich Paulus die Mitarbeit von Frauen in Lehre, Gemeindegründung und Prophetie nicht angetastet hat, schlägt auch bei ihm einmal, wohl aus seiner jüdischen Tradition erklärbar, eine Aversion gegen die "hellenistische" Angleichung der Geschlechter durch: als er den Korinthern schreibt, daß die Frauen nicht unbedecktem Hauptes beten sollten. Der im gleichen Brief enthaltene Satz, daß das "Weib schweigen solle in der Gemeinde"; auf den so viele theologische Argumentationsgebäude aufgebaut wurden, erweist sich jedoch als Fälschung, als ein Einschub, der erst 80 Jahre später in den Paulus-Text geriet.

Das ist erklärbar mit einer Entwicklung, die Ende des 1. Jahrhunderts einsetzte: es begannen sich "patriarchalische" Kirchenordnungen durchzusetzen, mit einem zunehmend rechtlich-politisch begründeten Begriff von Amt und Autorität, Maßstäbe also, die aus den Normen des römischen Rechts und aus den offiziellen politischen Anschauungen genommen wurden und nicht aus den vorhandenen Glaubensaussagen Damit wird auch die verantwortliche Mitarbeit von Frauen an den Rand gedrängt.

Diese Anpassung an Strukturen der Reichsverwaltung war begleitet mit einer Polemik gegen kirchliche Verantwortung von Frauen. Frauenfeindliche Ideen synkretisch-asketischer Herkunft spielten bei dieser Abwertung der Frau eine Rolle. Man kann von einem frühkatholischen Bündnis zwischen Spätjudentum und römischem Recht sprechen. Die Durchsetzung hierarchischer Strukturen war politisch motiviert, eine sexualethische Zuspitzung des Sündenbegriffs stammte aus nicht-christlichen geistigen Strömungen der Zeit.

So entstand allmählich die Spaltung in (ausschließlich männlichen) "Klerus" und in "Laien". Frauen hatten keinerlei Möglichkeit, diese Kluft zu überspringen. Besonders deutlich zeigt sich das bei den Christenverfolgungen: Frauen wie Männer erleiden das Martyrium. Doch während christliche Männer, wenn sie Folter, Gefängnis oder die Arbeit im Bergwerk überstanden hatten und in ihre Gemeinden zurückkehrten, aufgrund ihres erlittenen Schicksals sofort in den Klerus aufrücken durften, blieb dieser Schritt den Frauen, die Gleiches erlitten hatten, verwehrt. Der "geistlichen" Gleichheit im Bekennen vermochte die Amtskirche nicht mehr gerecht zu werden. Die inzwischen auch politisch-ideologisch untermauerte und auf klerikale Berufe gestellte Kirchenordnung nahm - zumindest bezüglich der Frauen - weder auf geistliche Leistung noch auf kirchliche oder gesellschaftliche Realität Rücksicht.

Damals wie heute ist die Frauenfrage in der Kirche mit anderen Zusammenhängen gekoppelt, so mit dem Verständnis von Amt und Gemeinde. Daß hier wie dort immer auch geschichtliche oder "nicht-theologische" Momente mitspielen, lehrt der historische Befund gleichfalls. - (Korrespondenz
"Die Frau" 11/12, 1976, Frankfurt/M.)

Aus dem "geistigen Paradies" unter der WTG
"KEIN WELTUNTERGANG - DA BRACHEN SIE BEI SEKTE EIN"
Zwilling wollten Schwindel bei Zeugen Jehovas aufdecken.
Freispruch, obwohl sie 40 Akten mitgehen liessen
Von Ulrich Lang
express Düsseldorf, 3. 3. 77 - Für den 30. Mai 1975 hatten die Zeugen Jehovas den Weltuntergang vorausgesagt. Das trat nicht ein. "Alles Betrug", schimpften die Zwillingsbruder Gerd und Horst S. Als dann noch ihre Befürchtung hinzukam, die Zeugen Jehovas könnten Steuerschwindler sein, faßten sie den abenteuerlichen Plan, ins Büro des Steuerberaters der Zeugen Jehovas einzubrechen. Diese Aktion wurde jetzt von einer Richterin abgesegnet. Obwohl wegen Diebstahls angeklagt, wurden die beiden Angeklagten freigesprochen.

Zehn Jahre lang stellten sich die Düsseldorfer Zwillingsbrüder Gerd und Horst S. ganz in den Dienst der Zeugen Jehovas Dann wurden die beiden wegen angeblichen Verstoßes gegen die biblischen Grundsätze aus der Gemeinschaft ausgestoßen. Immer mehr verstärkte sich bei ihnen die Befürchtung: "Die Zeugen Jehovas treiben mit den Beiträgen Schindluder." Angeblich wurde das aus der "Wachtturm"-Broschüre erzielte Geld nicht voll versteuert und nach Amerika illegal weitergeleitet …

Zum 30. Mai 1975 war von den Zeugen Jehovas der Weltuntergang vorhergesagt worden. Und er trat nicht ein. "Die Mitglieder sollen für dumm verkauft werden", fluchten die beiden vor Gericht und bekräftigten: "Wir wollten mit unserer Aktion aber mehr. Wir wollten beweisen, daß Steuern nicht rechtmäßig gezahlt werden." Am Abend des 30. Juli letzten Jahres waren Horst und Gerd S. ins Büro des Steuerberaters Ernst R., der die Belange der Zeugen Jehovas steuerlich vertritt, eingedrungen. Ihre Beute: 20 Aktenordner, darunter allein drei Ordner mit Freistellungsbescheiden diverser Finanzämter.

Strafverteidiger Dr. Günter Tondorf interpretierte die Aktion:
"Eine Art außergerichtlicher Beweiswürdigung…" Jegliche "Bereicherungsabsicht" fehle. In der Tat: Gleich bei ihrer Festnahme hatten die Zwillinge die Kripoleute "aufgeklärt": "Die Akten sind für den Staatsanwalt bestimmt." Der Anwalt triumphierte: "Rechtlich bleibt nur noch ein Hausfriedensbruch übrig. Ein dementsprechender Antrag wurde aber nie gestellt…". Nun - die Richterin schloß sich dieser Argumentation an. Der Staatsanwalt hatte 2700 DM Strafe vergeblich - gefordert. . .".

CV-Anmerkung: Der Steuerberater ist Ernst Riemann, von der WTG eingesetzter öffentlicher Versammlungsaufseher in Düsseldorf-Derendorf. Das von der WTG für 1975 ausgegebene Weltendedatum war nicht der 30. Mai 1975, sondern der 5. September 1975, "Frühherbst 1975", wie WTG-Vizepräsident F. W. Franz auf dem WTG-Kongreß am 29. August 1975 in Westberlin (Deutschlandhalle) bestätigte (CV 77/ 1975. S. 2). Diese Monatsdifferenz ist aber unwesentlich, das Jahr 1975 war wirklich eine weltweite Weltende-Irreführung. Unabhängig von der eigenwilligen Amtshilfe für den Staatsanwalt, über die man anderer Meinung sein kann, als das Gericht, muß man sich den Schock vergegenwärtigen, den es bedeutet, zum Bewußtsein dessen zu kommen, sich durch Beteiligung an einer weltweiten Irreführung der Öffentlichkeit durch Predigt eines falschen Weltendes mitschuldig gemacht zu haben.

DÜSSELDORF: SITTENPROZESS, JAGD AUF ZEUGIN JEHOVAS
Zwei Glaubensbrüder wollen Rache für eine Lüge. Sexträume einer Zeugin Jehovas
Sie hatte zwei Glaubensbrüder verleumdet. Vergewaltigung war erfunden Trotzdem freigesprochen
Von Ulrich Lang
express Düsseldorf 2. 2. 77. - Sittenprozeß in Düsseldorf. Angeklagt die 18 Jahre alte Elke M. Im Zeugenstand zwei ihrer Glaubensbrüder von den Zeugen Jehovas. Die Blondine hatte behauptet, von den Männern (47 und 29 Jahre alt) mißbraucht worden zu sein. Das war erfunden, vom Vorwurf der Verleumdung wurde sie freigesprochen. Trotzdem ist der Fall nicht beendet. Die Männer kündigten Rache für ihre verletzte Ehre an. Der Fall hatte einen Riesenwirbel entfacht.

"Erst haben sie mich willenlos gemacht. Dann wurde ich vergewaltigt." Diesen schweren Vorwurf mußten sich zwei Glaubensbrüder vor der Gemeinde von einer 18 Jahre alten Zeugin Jehovas gefallen lassen. Zwar stellte sich jetzt im Prozeß heraus: Es waren nur Sexträume, die das Mädchen für wahr gehalten hatte. Doch die beiden gläubigen Männer kennen jetzt kein Pardon mehr und erklärten ihr den Krieg. Aus allen Wolken fielen die beiden Zeugen Jehovas, Alfons J. (47) und Willi K. (29), als sie von der Gemeinde aufgefordert wurden, zu einer "äußerst heiklen Angelegenheit" Stellung zu nehmen. Die 18jährige Glaubensschwester Elke M. hatte sie beschuldigt: "Als die Ehefrau des einen zur Kur war, wurde ich in die Wohnung geführt, dort mußte ich mir Pornos ansehen, mit einer Rauschgiftspritze machten sie mich gefügig." Eine, der Zeugen Jehovas sollte sie nach ihren Angaben dann vergewaltigt haben '

Peinlich wurde es, als die blonde Elke bei einer Gegenüberstellung vor der Gemeinde bei ihren schweren Vorwürfen blieb. Für Willi K., von Beruf Industriekaufmann, schien die "Sache" umso schwerwiegender, weil zu dieser Zeit seine Ehefrau tatsächlich zur Kur weg war. Wegen Verleumdung stellten beide zu Unrecht ins Gerede gekommenen Zeugen Jehovas Strafantrag gegen ihre Glaubensschwester. Und jetzt weitete sich der Fall erst richtig aus. Auch die Mutter der 18jährigen Blondine, ebenfalls Zeugin Jehovas, wurde unter Anklage gestellt. Weil sie beim Schiedsmann gesagt haben sollte: "Was meine Tochter sagt, das stimmt. Sie lügt nicht."

Beide Herren traten im Prozeß als Nebenkläger auf. Und sie erschienen als Rachegötter. So jedenfalls sah es das Gericht. Elke und ihre Mutter wurden freigesprochen. Ein Psychiater hatte nämlich ausgesagt: Die Angeklagte ist vermutlich seelisch krank. Ihre Sexträume produziert sie in die Wirklichkeit. Nach dem Urteil erklärten die Zeugen Jehovas der Glaubensschwester erneut den Krieg: "Wir sehen uns in der nächsten Instanz wieder." Der Richter konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen: "Lassen Sie Ihre Rachegedanken fallen, finden Sie zu Ihrem inneren Frieden zurück."

Die Reporterin Elsbeth Kubsch (WZ 2. 2. 1977) berichtet über diesen Fall:
Mädchen belastete zwei Männer - aber: Vergewaltigung war erfunden. Trotz Verleumdung freigesprochen. Zwei ehrenwerten Männern hat eine 17jährige Verkäuferin schweres Unrecht angetan, und die Folgen sind noch nicht abzusehen. Über acht Monate hinweg hatte sie behauptet, daß der eine von ihnen (28, Kaufmann) ihr in seiner Wohnung in Abwesenheit seiner Frau Heroin gespritzt, ihr Pornos gezeigt, sie vergewaltigt und geschwängert habe. Der andere (47, Justizangestellter) habe ihr verschiedentlich unzüchtige Angebote gemacht. Die Anschuldigungen erwiesen sich als erfunden. Nach zwei Verhandlungen wurde die Verleumderin freigesprochen.

Der Freispruch basierte auf dem Gutachten eines Psychiaters, der der Angeklagten (wenn auch mit einem Fragezeichen) wegen eines nicht auszuschließenden seelischen Leidens Schuldunfähigkeit attestierte, Die junge Angeklagte, in Liebesdingen nicht unerfahren, habe ihre sexuellen Wunschvorstellungen auf die beiden (gutaussehenden) Männer übertragen Mittlerweile glaube sie daran, was sie gesagt habe, äußerte sich der Gutachter. Danach blieb nichts als Freispruch übrig. Mit einer Verfahrenseinstellung bei dieser Sachlage zeigten sich die schwer getroffenen Männer nicht einverstanden. Sie verlangten Rehabilitierung, zumal Angeklagte wie Betroffene Angehörige der Zeugen Jehovas sind und die Gerüchte in ihrer Religionsgemeinschaft kreisen. So richtete sich ihr Sühnebegehren gegen die Mutter der 17jährigen, der sie Verletzung der Aufsichtspflicht gegenüber der Tochter anlasteten, weil sie sich vollinhaltlich hinter die Behauptungen ihrer Tochter gestellt habe. Das indessen erwies sich durch Vernehmung von Zeugen als unwahr, und das hatte zur Folge, daß auch die mitangeklagte Mutter Freispruch erzielte. Statt eines Pflasters für die noch immer offenen Wunden bekamen die beiden Männer harte Worte aus richterlichem Munde zu hören, der von "Rachegedanken" sprach und ihnen den dringenden Rat gab, sich davon freizumachen, damit sie ihren Seelenfrieden wiederfinden Als Antwort darauf kündete einer der Männer Berufung an. -

Der Reporter Günther Franke berichtet: "Elke hatte gelogen: Freispruch. Die Behauptung der 17jährigen Elke, 'ein Gemeindemitglied der Zeugen Jehovas hat mich unter Drogen gesetzt und anschließend vergewaltigt', war falsch. Das geistesschwache Mädchen wurde als unzurechnungsfähig freigesprochen Ihre Mutter, die die Behauptungen der Tochter als wahr unterstellt haben soll, wurde ebenfalls freigesprochen Vor zwei Jahren kriselte es unter den Düsseldorfer Sektenmitglieder der Zeugen Jehovas. Elke M. hatte behauptet, sie sei von dem lndustriekaufmann Willi K. durch eine Rauschgiftspritze willenlos gemacht und dann von ihm mißbraucht worden. Ein umfangreiches Verfahren wurde gegen den Kaufmann und ein weiteres Gemeindemitglied eingeleitet, das dem Mädchen ebenfalls unsittliche Anträge gemacht haben soll. Später stellten Sachverständige fest, "Elke M. ist geisteskrank". Nun wurde der Spieß umgedreht. Elke und ihre Mutter Irmgard (40) wurden von den beiden Männern wegen Verleumdung angezeigt." -

WARUM WERDEN DIESE VORKOMMNISSE IN CV GEBRACHT?
Zunächst: Sie sind bereits veröffentlicht und werden in ziemlich entstellter Weise weiterverbreitet. Eine sachliche Informierung ist also nötig. Sodann: Das Motto, unter dem diese Vorkommnisse gebracht werden, deutet es schon an. Es geht um das "geistige (Ersatz)Paradies", mit dem die WTG alle Zeugen Jehovas parallel zu ihrer ständigen Verschiebung des Kommens des "irdischen Paradieses" (jüngst wieder 1975) "einlullt". Es kann unter der WTG kein "geistiges Paradies" geben. Diese Formulierung ist nicht nur unbiblisch, weil auch geistig uns nichts anderes als Unvollkommenheit zugesagt ist, die anstelle des Guten das Böse zustandebringt (l. Kor. 13:9, 10, Rö. 7:19-24). Ein "geistiges Paradies" ist also eine Illusion, ein Bluff.

Nicht nur Bibelmißbrauch und Irrlehren grassieren in der Organisation, wie 1975 wieder bewiesen hat, und rufen furchtbare Geister auf den Plan. Ganze Versammlungen geraten durch Unzurechnungsfähige, durch Erfindungen, Lügen, Verleumdungen und Rachebestrebungen in Aufregung. Und das alles vor "weltliche Gerichte" gezerrt. Ohne Zweifel sind die Verleumdungen der beiden offensichtlich unschuldigen Brüder furchtbar. Wer möchte so etwas auf sich sitzen lassen. Doch ist ihr Gegenverklagen, ihre Rache, noch dazu vor einem "weltlichen" Gericht, christlich? Andererseits, "die Warte des Ohrenbläsers sind wie Leckerbissen" (Spr. 18:8), so daß es nur zu erklärlich ist, daß "die Gerüchte" in der Organisation "kreisen", und die beiden entschlossen sind, das Kriegsbeil nicht zu begraben. Und wenn es keine "weltlichen" Gerichte gäbe, die hier offensichtlich allein nur noch helfen können? Die Organisation würde sich zerfleischen müssen. Das Werk der WTG ist ein bloßes Menschenwerk. Dies ist mit den Vorgängen in Düsseldorf - Einbruch und Vergeltung für eine falsche Weltendeverkündigung seitens der WTG und entsetzliche Verleumdungen in den eigenen Reihen - nur erneut bestätigt.

Noch eines möchte durchdacht werden. Die WTG predigt ihren Jugendlichen einen rigorosen sexuellen Puritanismus, der soweit geht, selbst ernstlich Verliebten und Verlobten jede sexuelle Berührung bis zur Hochzeit als unsittlich zu verbieten.. Der "Wachtturm" regiert bis in den Geschlechtsakt hinein, Dutzende von Artikeln könnten zitiert werden. Aber auch in diesem Punkte gibt es keine "Vollkommenheit", und die Bibel verbietet Verlobten nirgends einen Kuß oder eine zärtliche Berührung. Die in Brooklyn diesen rigorosen Bibelmißbrauch im Namen Gottes heute zu Papier bringen, mögen alt und sexuell "jenseits von Gut und Böse" sein, wie man so sagt. Auf jeden Fall sind sie bigott und vergessen ihre eigene Jugendzeit. Mit ihrem rigorosen Extremismus aber, den die Schrift nicht einmal gebietet, treiben sie junge, unausgereifte, noch in Entwicklung befindliche Menschen, was auch körperlich noch sehr unterschiedlich sein kann, ihrerseits in Verzweiflung und ins Extrem. Man muß den Gerichtsentscheid über die Jugendliche Elke M. eher für sehr weise halten. Sollten sie eine jugendliche sexuelle Verwirrung juristisch für alle Zeit zur Geisteskrankheit erklären und das Mädchen zeitlebens ins Irrenhaus schicken? Vielleicht haben sich die Richter über den rigorosen sexuellen WTG-Rigorismus vergewissert? Das kann also alles überwunden werden. Der WTG aber muß auch hier ein extremes, vielleicht fanatisches Menschenwerk bescheinigt werden.

AUF ALLEN RUHT EINE GROSSE VERANTWORTUNG
Liebe Leser,
dies war einer der tragender Grundgedanken der Berliner CV-Beratung. Wer Kenntnis von falschen Wegen hat und sieht oder erkennt, wie aufrichtige Menschen auf solche Wege geführt werden, ohne daß sie es merken oder merken sollen, der muß sich in seinem Gewissen vor Gott und den Menschen verpflichtet fühlen, den in seiner Kraft und Möglichkeit stehenden Beitrag zur Bewahrung vor solchen Wegen zu leisten. "Wer nun weiß, daß er Gutes tun soll, und es doch nicht tut, dem ist es Sünde", sagt der Apostel in Jak. 4:17. Würden wir ein Kind über eine Brücke gehen lassen, mit der es einbricht? Was wäre unsere ganze Nächstenliebe wert? Bleibend steht der Hinweis vor Augen, wieviele alte Brüder und Schwestern bereits völlig am Boden liegen, weil sie erkennen müssen, wie die WTG sie jetzt ins Grab stößt, auf daß sie "vergehen", eine ganze Generation lang irregeführt und betrogen. Aber nicht nur im Hoffen und Harren wurden sie betrogen, durch falsche "Speise". Ihr Ende ist eine menschliche Tragödie. Sie werden einfach einsam und im Stich gelassen. Schon mehrere Generationen treibt die WTG mit den Alten, die immer "vergehen", solches Spiel. Mögen alle, die die falschen Wege der WTG erkennen, sich vereinen, um gemäß ihren Mitteln und Möglichkeiten zu helfen, die Wege zu weisen, die beschritten werden müssen. Die Zeit ist herbeigekommen!
In christlicher Verbundenheit
Eure Brüder und Schwestern und alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
CV-Leitung Gera/Thür.
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"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber: Wolfgang Daum, DDR 65 Gera, Otto-Dix-Straße 6. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,-. Versand auch kostenlos.
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Christliche Verantwortung 1977 Teil II

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