"Christliche Verantwortung" 1977 Teil I
CV 90 - CV 95
Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 90
Relativ still ist es heutzutage in WTG-Kreisen um die "Nord" und "Südkönig"-Theorie. Das war nicht immer so. Zum Ausklang des "Kalten Krieges", etwa in dem WTG-Buch von 1958 "Dein Wille geschehe", feierte diese These wahre Triumphe bei den Zeugen Jehovas. Meinte man doch jetzt in dem kommunistischen System den "Nordkönig" wahrzunehmen und gar noch prophezeien zu können, er werde "demnächst" noch mit dem "Südkönig" militärisch zusammenstoßen und diesergestalt sein Ende finden, wobei "Jehova" dann noch in entscheidender Weise beim Todesstoß mithelfen würde.
Die sich solchergestalt als Vertreter des "Nordkönigs" apostrophierten Kommunisten waren denn ob solcher These nicht sonderlich "erfreut". Allerdings auch nicht übermäßig "verwundert". Für sie gehörten zu allen Zeiten die Zeugen Jehovas zum Lager der strammen Antikommunisten in religiöser Verbrämung. Auch die 1958-er These war für sie nur eine Bestätigung dessen.
Wie man zwischenzeitlich weiss, ist mit der Auflösung der Sowjetunion der WTG der "Nordkönig" für's erste abhanden gekommen. Möglicherweise ist seine Neu-Wiederauferstehung nur eine Frage der Zeit; denn es gab für die WTG schon ein paar andere "Nordkönige" davor. Die diesbezüglich Entwicklung wird in dieser CV-Ausgabe im groben Umrissen skizziert.
CV Christliche Verantwortung
Informationen zu christlichem Wandel und vermehrtem Verständnisvermögen
DER ZWECK DIESER ZEITSCHRIFT
Ist freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte
Information zu Verkündigung und Organisation der Zeugen Jehovas und ihrer Leitenden
Körperschaft, der Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft, (WTG) und WTG-bedingten
Konfliktlage der Zeugen Jehovas in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die
Vielseitigkeit der Darlegungen in CV widerspiegelt diese Situation und weist Wege zu ihrer
Lösung. -
Wir rufen zur Mitverantwortung und Mitarbeit.
Nr. 90/77 Gera Januar 1977
1977 IST ANGEBROCHEN! LAGE FÜR WTG
HÖCHST GEFÄHRLICH!
Sie predigte 1968 aller Welt:
"Noch 8 Jahre bis Ende der 6000 Jahre des Ruhetages
Gottes!
Höchstens noch ein paar Jahre bis durch Harmagedon und die
Tauendjahrherrschaft Christi befreit!"
Liebe Leser
Das Jahr 1977 hat begonnen. 1975 ist kein "Ende"
gekommen Die entscheidende Frage ist darum die Frage nach der Glaubwürdigkeit der
Endzeitorientierung. Alles andere was die WTG ansonsten noch zum Inhalt und Zweck der
Zusammenkünfte und der Tätigkeit bestimmt, hat hier keine Beweiskraft. Die
Glaubwürdigkeit der WTG muß an dem gemessen werden, was sie aller Welt hinsichtlich
ihrer "Endzeit" predigen ließ. Damit steht und fällt das ganze Werk. Ist die
WTG nicht vor 100 Jahren um dieses "Ende" willen angetreten? Ist sie etwa aus
irgend einem anderen Grunde als diesem gegründet worden? Hat sie sich etwa nur deshalb
gebildet, um Menschen aus anderen Kirchen und Gemeinschaften "zu fischen und zu
jagen", um eine neue Gemeinschaft neben diesen anderen zu sein? Hat sie nur den
Zweck, alle in "heiligem Dienst" fortlaufend "Tag und Nacht"
(Kongresse 1976) zu beschäftigen? Keineswegs. Alles Zusammenkommen, alle Organisation,
aller Einsatz von Zeit, Geld und Gut, alle abverlangten Opfer geschehen nur aus dem
einzigen Hauptgrund: Weil das "Ende" komme und verkündigt werden müsse. Wurde
nicht Matthäus 24:14 zur Hauptrechtfertigung herangezogen, "und dieses Evangelium .
. . wird verkündigt werden . . . und dann wird das Ende kommen"? Darum muß die WTG
nach der verkündeten Endzeitorientierung beurteilt werden. Ist diese haltlos und
unglaubwürdig, dann ist alles andere umsonst und vergeblich Dann wurde die Schrift
mißbraucht für etwas, was es in diesem Sinne überhaupt nicht gibt.
Prüfen wir. Den Generationen zuvor hatte die WTG dieses "Ende" für 1914, dann 1918 und dann 1925 verkündigt. Danach beteuerte sie vor aller Welt: "Jehovas Getreue wurden..... für die Jahre 1914, 1918 und 1925 in etwa enttäuscht..... Später lernten die Treuen, daß . . . sie keine Daten mehr für die Zukunft festsetzen und nicht voraussagen sollten." (Rechtfertigung II/1931, S. 332 dt) Ein einziger Wortbruch - bis heute 1975 - war die Wirklichkeit die wir vor Augen haben. Übergehen wir die neuen Daten im Hinblick auf die Generation des 2. Weltkrieges. In fortgesetztem Wortbruch wurde der nun wieder herangewachsenen Generation ob 1967/68 bekanntlich 1975 als Datum gepredigt: "Demnach fehlen noch 8 Jahre, bis die 6000 Jahre des siebenten Tages voll sind. Zählen wir vom Herbst 1967 acht Jahre vorwärts, so kommen wir zum Herbst 1975, zum Ende der 6000 Jahre des siebenten Tages oder des Ruhetages Gottes . . . Einige Angehörige der Generation, die . . . 1914 bewußt miterlebte, werden noch am Leben sein und Zeugen des Endes dieses gegenwärtigen bösen Systems der Dinge in der Schlacht von Harmagedon sein Es dauert höchstens noch ein paar Jahre . . . und die Menschen, die dann noch leben, durch die herrliche Tausendjahrherrschaft Christi befreit werden." (WT 1. 8. 1968, S. 462f, Wiesbaden). Damit war 1975 unmißverständlich als neues Endzeitdatum verkündigt.
Nun ist bereits 1977 angebrochen. Erneut ist die Endzeitverkündigung als weltweite Irreführung erwiesen, als Mißbrauch von Schriftaussagen. Es ist erschreckend, wie gewissenlos, ja skrupellos solche, die sich heute als "Getreue" betrachten, reagieren, wenn sie nun auf 1975 hin angesprochen werden. Sie bestreiten einfach, dieses Datum verkündigt zu haben! So tat es jüngst ein 1962 zum VD einer Harzer Versammlung eingesetzter Bruder. Obwohl er selbst an dieser Verkündigung mit dem WT vom 1. 8. 68 u. a. beteiligt war! Zu was für einer Verlogenheit und Heuchelei für die WTG entwürdigen sich doch solche! Wohlan, sie richten das Werk nur noch mehr zugrunde!
Doch solche Lügen machen die Lage nur noch gefährlicher und explosiver. Begeht die WTG nun doch schon die 4. Endzeitverschiebung Das bringt alle Aufrichtigen nur noch eher zum Aufmerken, Innehalten und Nachdenken!
Bekanntlich begann das WTG-Dienstjahr 1977 im Oktober 1976. Die WTG weiß um die gespannte Situation überall. Darum nicht von ungefähr das Thema "An einer ausgeglichenen Ansicht über die Zeit festhalten" im WT vom 15. Oktober 1976. In der Absicht, die weltweite 1968-Verkündigung, daß 1975 der "Ruhetag Gottes" zuende und Harmagedon geschlagen sei, sowie die Tausendjahrherrschaft Christi anbreche, wieder aus den Köpfen zu verdrängen. Das "Argument": Nach der Erschaffung Adams verging noch eine unbekannte Zeit bis zur Erschaffung Evas. Erst danach habe der "Ruhetag Gottes" begonnen. Eine unbekannte Zwischenzeit für Adam. "Der Garten Eden war anscheinend kein kleines Stück Land . . . Adam brauchte als Zeit . . . Das mag ziemlich viel Zeit beansprucht haben . . . Wir wissen nicht, ob es eine kurze Zeit war, ob ein Monat oder mehrere, ein Jahr oder sogar mehr . . ." (Abs. 21, 23, 24, 25). Damit ist das "Ende" erneut weiter in die Zukunft und nächste Generation abgeschoben. Es ist erstaunlich, was die WTG glaubt, alles mit ihren Zeugen machen und ihnen zumuten zu können!
Im nächsten Artikel wird alles dann
einfach "einigen" in die Schuhe geschoben: "Es kann sein, daß sich einige
Diener Gottes bei ihren Planungen von einer verkehrten Ansicht darüber leiten ließen,
was an einem gewissen Datum oder in einem bestimmten Jahr geschehen würde . . . Aber sie
haben den Sinn der biblischen Warnungen verfehlt . . . da sie glaubten, die biblische
Chronologie weise auf ein bestimmtes Datum . . ." (Abs. 11). Wir glauben, dies
Verhalten spricht hinreichend für sich. Die Geschichte der WTG-Endzeitverkündigung ist
eine Geschichte der Versprechungen, des Wortbruchs, der Ablenkungen auf andere, der
Treulosigkeit, der Heuchelei und Verlogenheit von einem Datum zum anderen vor Gott und
aller Welt, von einer Generation zur anderen, die kein ehrlicher Christ mehr glauben,
geschweige anderen weiter verkündigen kann. Was jetzt nach dem falschen Datum von 1975
gemacht wird angesichts der weltweiten Verkündigung von 1968, was einfach dazuerfunden
wird, mit dem Finger auf andere zeigend, ist zuviel! Darum heraus aus diesem haltlosen
Werk in die christliche Freiheit, für die Christus wirklich freigemacht hat. Ist CV
dafür nicht ein unschätzbares Hilfsmittels?
Vergewissert euch über alle Dinge
haltet fest an dem, was recht ist
1. Thess, 5:21 NW
---------------------------------------------------------
IN DIESER AUSGABE
"König des Nordens" weiter verschoben. Neuer
"endzeitlicher" antikommunistischer Glaubens- und Bibelmißbrauch.
WTG-Zugeständnisse an Neo-Faschismus und politischen Rechtskonservatismus? "Krol
polnocny" dalej przesuniety. Nowy antykomunistyczny "czas konca"-naduzyzie
od biblij i wiery. Watch Tower przyznanie da neo-faszyzm i polityczne
"prawo-konservatyzm"?
----------------------------------------------------------
"KÖNIG DES NORDENS" WEITER VERSCHOBEN
Neuer "endzeitlicher" antikommunistischer Glaubens-
und Bibelmißbrauch
WTG-Zugeständnisse an Neofaschismus und politischen
Rechtskonservatismus?
Wer merkt es!
Schritt für Schritt wird die "Zeit des Endes", die
bekanntlich 1975 wieder einmal zuende sein sollte, von der WTG erneut verändert, in ihren
"Erfüllungen" umgedeutet und weiter verschoben. Selbst in großen Versammlungen
der BRD z. B. besteht kaum noch die Möglichkeit einer Gesamtübersicht, was die WTG zu
einem bestimmten Thema überhaupt schon gepredigt hat. Wer hat die WTG-Literatur schon
seit 1874 gesammelt? Es ist darum nicht ohne Grund, daß die WTG alle alten Schriften
möglichst aus dem Verkehr zieht und jeden mehr oder weniger "von der Hand in den
Mund" leben läßt, was "geistige Speise" betrifft, was besonders hier der
Fall ist. Niemandem eine wahrheitsgetreue Gesamtübersicht ermöglichen ist einer der
Hauptfaktoren, um immer wieder eine weitere Generation in Angriff nehmen und die
"endzeitliche" Unglaubwürdigkeit verdecken zu können.
Jetzt haben wir in diesem Zusammenhang auch eine Umdeutung und Weiterverschiebung der "Erfüllung" des "Königs des Nordens" (aus Daniel 11 entnommen). Bekanntlich gehört dies zu den Säulen des WT-Endzeitbildes, mit dem sie Generation um Generation seit 1799 schon hinhält. Wer nichts weiter als den WT vom 1. Mai 1976 (dt) vor Augen hat, wo dies unter dem Thema "Ein jahrhundertealter Konflikt bald beendet" geschieht, merkt natürlich kaum etwas, :wenn er die früheren "Erfüllungen" nicht kennt. Denn der WT bietet wohlweislich keine Vergleichsmöglichkeit. Die früheren "Erfüllungen" werden einfach übergangen und verschwiegen Laßt uns darum zuerst sehen, was alles bisher der Öffentlichkeit hierzu "von Gott" gepredigt wurde.
Für die Generationen von 1799-1914
"Die Zeit des Endes, eine Periode von 115 Jahren, 1799
bis 1914, ist in der Schrift besonders gekennzeichnet
Zweck und Absicht der
Weissagung erkennend, sollten wir
unter "König des Nordens" den Vertreter
der römischen und unter "König des Südens" den Vertreter des ägyptischen
Reiches verstehen
Zusammenstoß der Repräsentanten Roms und Ägyptens
Kein
weiteres Treffen zwischen ihnen werde stattfinden, außer einem, und dies gerade zur
"bestimmten Zeit", der Zeit des Endes, 1799 . . . Diese Art, ein Datum zu
bestimmen, ist genau . . . Napoleons Laufbahn markierte im Lichte der Prophezeiung das
Jahr 1799 n. Chr. als . . . den Anfang der Periode, die "Zeit des Endes" genannt
. . . schreitet die Prophezeiung, weiter und zeigt, welches besondere Ereignis als
dasjenige zu verstehen sei, das bestimmt das genaue Datum der Zeit des Endes markiert. Als
dieses Ereignis wird der Einfall Napoleons in Ägypten dargestellt . . . 1799. Dieser
Feldzug wird in den Versen 40-44 (Daniel 11) in kurzen Worten ergreifend geschildert . . .
So deutlich verfolgt das 11. Kapitel Daniels die Weltgeschichte . . . die Zeit des Endes
oder der Tag . . . der mit dem Jahre 1799 beginnt und mit dem Jahre 1914 endet . .
.".
(WTG-Schriftstudien 3 von 1890, S. 13-48, Magdeburg 1926)
Als 1914 kein Ende gekommen war, hatte die WTG alsbald eine geschickte Verschiebung zur Hand, um für weiteres Hinhalten die Weichen zu stellen. Im Buch "Die Harfe Gottes" von 1922 brachte sie folgende erste Umstellung im Vergleich zu 1890: "Die Erfüllung dieser Prophezeiung (Daniel 11:40,41) . . . Der Feldzug des großen Napoleon Bonaparte ist eine klare Erfüllung dieser Prophezeiung . . . Der "König des Südens" . . . bezeichnet Ägypten, der "König des Nordens" bedeutet G r o ß b r i t a n n i e n , welches damals ein selbständiger Teil des römischen Reiches war . . ." (S. 299). Es war dies eine Zwischenverschiebung, um später mit "Anglo-Amerika" zu kommen.
Für die Generationen von 1914-1955
Nachdem die Generationen, denen man vor 1914 gepredigt hatte,
vergangen waren, sich genügend Neue aus der Zeit noch 1914 gefunden hatten, die als
"Russelliten" vertrieben waren, die die Änderungen nicht mitmachten und der
verantwortliche 2. WTG-Präsident J. F. Rutherford am 8. Januar 1942 verstorben war,
erfand die WTG unter N, H. Knorr ab 1942 eine weitere Umdeutung der Daniel-Könige für
ihre Endzeit. Das Buch "Die Neue Welt" war freigegeben worden Als ob es die
1799-Napoleon-Deutung nie gegeben hätte, waren der "König des Südens" und
"Nordens" nunmehr die anglo-amerikanischen Westmächte und der deutsche
Monarchismus mit dem Vatikan bis zum Hitlerfaschismus Das letzte
"Zusammentreffen" war jetzt einfach der 2. Weltkrieg 1939/45. In "Die Neue
Welt" hieß es dementsprechend: "Können wir bestimmt wissen, daß die Welt
ihrem endgültigen Ende nahe ist? Wie es Jehovas Zeugen so zuversichtlich erklären? . . .
Die erstaunliche Prophezeiung, die vor langem über den "König des Nordens" und
den "König des Südens" (Daniel 11 :40) ausgesprochen ist, erfüllt sich jetzt
. . . was beweist, daß wir dem endgültigen Ende dieser alten Welt der Bosheit nahe sind
. . . (S. 339 ff). Nun war der "Blitzkrieg durch den König des Nordens", die
faschistischen Kriegszüge ab 1939, das "letzte Zusammenstoßen" vor dem
"endgültigen Ende".
In Verbindung damit wurde von N. H. Knorr 1942 die bisherige Verkündigung wieder "verscheucht", daß der 2. Weltkrieg "in Harmagedon münden" würde. (Dein Name werde geheiligt, S. 329) Dazu wurden 10, höchstens aber 20 weitere Jahre eingeräumt, wie auf dem "theokratischen Kongreß" Pfingsten 1945 in Zürich, Schweiz, der Welt nun versprochen wurde: "Selbst wenn die Schlußabrechnung von Harmagedon noch um zehn oder zwanzig Jahre verziehen sollte - es wurde nicht gesagt, daß es wirklich so sein wird - so muß doch das Evangelium mit aller Kraft . . . verkündigt werden . . .". (Kongreßberichte, Trost 1. Juni 1945, Nr. 545 Vol. XXIII, Bern)
Ab 1958 eine Figur für antikommunistische
Hetze
Die Beteuerung und Versicherung von 1945, "es wurde
nicht gesagt, daß es wirklich so sein wird" (noch 20 Jahre), war nur eine
trügerische Klausel zur weiteren "Täuschung der Herzen der Arglosen", wie
jetzt im Jahre 1976 doch wohl unschwer zu erkennen ist. Aber die von der WTG anfänglich
überhaupt nicht ernstgenommene und deshalb mißachtete sozialistische Entwicklung,
besonders die Herausbildung des sozialistischen Weltsystems noch dem 2. Weltkrieg, drohte,
die "Nordkönig"-Deutung erneut auf den Müllhaufen der Wahrsagung zu werfen. So
wurde sie wieder umgedeutet Durch Ausdehnung über den Hitlerfaschismus auf den
Kommunismus wurde dieser "König des Nordens" nun zugleich eine Figur zur
weiteren "biblischen" Begründung der Rolle, die die WTG neben anderen Kirchen
und Religionsgemeinschaften noch dem 2. Weltkrieg in Mißbrauch des christlichen Glaubens
im antikommunistischen kalten Krieg eingenommen hatte. In dem WTG-Buch "Dein Wille
geschehe auf Erden" (engl. 1958, dt. 1960) wurde dies der Öffentlichkeit
präsentiert. Zugleich wurde hiermit auch die Ausrichtung auf spätestens 1965 (Kongreß
1945: Keine 20 Jahre mehr!) "verscheucht".
Auf Napoleon wurde natürlich nicht wieder zurückgegriffen. Da käme ja 1799 ins Spiel. So begann man jetzt mit dem deutschen Kaiser Wilhelm, dann habe der "König des Nordens" die Gestalt Hitlers angenommen. Und jetzt hieß es: "Indem Rußland auf Seiten der westlichen Demokratien kämpfte, trug es dazu bei, Nazi-Deutschland zu schlagen und die Stellung des totalitären, diktatorischen Königs des Nordens zu übernehmen" (S. 277). Diese "Nordkönig"-Entwicklungsfigur über Kaiser Wilhelm und Hitler zum Kommunismus bildete nunmehr eine der entscheidenden "biblischen" Grundlagen für den antikommunistischen und antisowjetischen Bibelmißbrauch, mit dem die WTG kaum hinter irgendeiner anderen Kirche und Religionsgemeinschaft, soweit sie ebenfalls darin engagiert waren, zurückstand. Besonders ließ es sich die WTG dabei angelegen sein, die bekannte imperialistische Totalitarismus-Doktrin der Gleichsetzung des Kommunismus mit dem Faschismus zu verbreiten, die sie seit Ende der 40er Jahre übernommen hatte. Es sei hierfür nur an die antikommunistische Hetzlosung vom "roten Faschismus" im WTG-Buch "Was hat die Religion der Menschheit gebracht?" (S. 10, dt. 1953) erinnert. Übelste schriftwidrige antikommunistische politische Schmähungen wurden nunmehr mit der "Nordkönig"-Figur verkündigt, wie "vom Teufel inspirierter Staat . . . rote Religion habgierige Kommunisten . . . kommunistischer Marionettenstaat Aggressor . . . korrupt . . ." (Dein Wille geschehe auf Erden, S. 290, 292, 295f, 300 ff). Niemand achtete auf das Gebot der Schrift, "obrigkeitliche Gewalten nicht zu schmähen" Titus 3:1,2. Man handhabt die Schrift, wie man sie gerade braucht.
Jetzt Faschismus ausgeklammert und
verschont
Die verleumderische "faschistisch-kommunistische"
Deutung des Daniel-"Nordkönigs" von 1958 galt, wie wir sehen bis 1975, als
wieder kein Ende kam. Wie zu erwarten war, wird im Rahmen der erneuten Umdeutung und
Weiterverschiebung alter wesentlichen "Endzeit-Erfüllungen" wieder für eine
weitere Generation nun auch die "Nordkönig-Erfüllung" weiter verschoben und
umgedeutet. Die WTG hätte das eigentlich für die Fortsetzung ihrer antikommunistischen
Politik in der Verkündigung nicht nötig, bleibt diese Umdeutung doch ohnehin
antikommunistisch. Insofern bereitet sie sich selbst unnötige Widersprüche. Dennoch tut
sie es. "Helleres Licht" von Gott? Nichts wird hier "heller".
Ausgelöscht und anders angezündet wird! Wir lesen:
"Stimmt das, was das Buch Daniel (11 :40-43) über die Entwicklung während der "Zeit des Endes" sagt, mit dem überein, was wir im 20. Jahrhundert, besonders seit 1914 erlebt haben? Gibt es Mächte, die heute dem "König des Nordens" und dem "König des Südens" entsprechen? . . . Welche größere Macht beherrscht also das weite Gebiet nördlich dieses Territoriums (Israels)? Ist es nicht der kommunistische Nationenblock? Ja. Ist es nicht zu dem im Buch Daniel vorhergesagten "Zusammenstoß" zwischen dem "König des Südens" und dem "König des Nordens' gekommen? Hat dieser "Zusammenstoß" auf Seiten der anglo-amerikanischen Weltmacht nicht einen beträchtlichen Verlust bewirkt? Man beachte folgendes: Am Ende des Zweiten Weltkrieges beherrschte der kommunistische Nationenblock, der "König des Nordens" . . . 7 Prozent der Weltbevölkerung . . . 35 Prozent der Weltbevölkerung . . . befinden sich jetzt unter der Herrschaft des kommunistischen "Königs des Nordens" (Der Wachtturm, 1. Mai 1976, S. 286, dt. Wiesbaden).
Der angebliche "König des Nordens" der Neuzeit sei also v o n A n f a n g a n der Kommunismus, "seit 1914", dem 1. Weltkrieg, in dem 1917 die Sowjetmacht gegründet wurde. Der Hitlerfaschismus ist wieder ausgelöscht, ausgeklammert, sei es gar nicht gewesen. Er wird nun als solcher nicht mehr "bloßgestellt". Er wird nunmehr verschont. Alles konzentriert sich nur noch auf den Kommunismus. Die Frage, ist darum berechtigt, warum wird jetzt nach 1975 der Faschismus derartig ausgeklammert und verschont? Ohne Zweifel ist der Anlaß die Weiterveränderung aller sog. Endzeitlehren für die Nach-1975-Generation. Aber das ist nur der Anlaß Die WTG hätte diese Widersprüche nicht nötig, wie wir sahen. Es stecken also andere politische Gründe dahinter. Wer die Veränderung der "endzeitlichen" politischen Bibelauslegungen der WTG verfolgt, sieht, wie sie immer jeweiligen politischen Situationen angepaßt wurden. Ein Beispiel war die einstige Verkündigung des politischen Zionismus als "Endzeit-Beweis", bis dies als Kompromiß mit dem Hitlerfaschismus Anfang der 30er Jahre wieder "ausgelöscht" wurde. Was könnte hinter der jetzigen Verschonung des Faschismus stecken? Politische Beobachter haben in letzter Zeit in den kapitalistischen Hauptländern eine deutliche Erstarkung der Kräfte des politischen Rechtskonservatismus festgestellt, als dessen Extrem man den Neofaschismus bezeichnen kann. Setzt die WTG für die nächsten Jahre oder Jahrzehnte auf die weitere Erstarkung dieser Kräfte, und merzt sie deswegen alles aus ihrer Verkündigung aus, woran diese Kräfte bei ihr Anstoß nehmen könnten? Es scheint so. Die WTG ließ 1974 u. a. durchblicken, daß in den USA Kräfte an sie herantreten, die "ihr schon manche Vorteile angeboten" hätten, wenn sie eine ihnen genehme Politik in ihren Schriften betriebe. (WT 1. 1. 1974, S. 31 dt.)
Die von der WTG geführte relativ kleine Gemeinschaft der Zeugen
Jehovas ist mit ihren ungeheuren, politisch antikommunistisch ausgerichteten
"gedruckten Predigten" oder Schriftenauflagen von über 10 000 000 monatlich
bzw. halbmonatlich in 78 Sprachen in den von den kapitalistischen Krisen am meisten
betroffenen "untersten Volksschichten", wo revolutionäre Entwicklungen etwa am
ehesten befürchtet werden, von beachtlicher Bedeutung. Die "Zeit des Endes" ist
wirklich nur die aufgezogene Fahne. Die 4. "Nordkönig"Veränderung beweist das
jedem Aufrichtigen erneut.
F. F.
PLATZ I IN DER RANGFOLGE GEBÜHRT DER WTG
Einige Antworten
Einige Briefe an CV meinen ihre Empörung über den CV
Artikel "Platz 1 in der Rangfolge gebührt der WTG" (CV 89) ausdrücken zu
müssen. CV selbst sollte sich "getrost die Nase zupfen, bevor Sie einem Bruder Franz
dazu anraten" (WTG-Vizepräsident), hieß es u. a. zu kritischen Untersuchungen von
WTG-Berechnungen. Wir wissen hingegen, daß Selbsterkenntnis ein überaus schwieriges,
weil oftmals schmerzliches Unterfangen ist. Die ganze Person, der inwendige Christ mag
hier auf dem Spiele stehen.
In einer anderen Zuschrift verwundert sich ein Bruder in folgender Weise: "Es vergeht kaum eine CV, mit der nicht versucht wird uns den schwarzen Peter in die Tasche zu schieben Mein Anliegen war, diese CV-Rechnungen nachzurechnen. Diese in der Nr. 89. Mein Ergebnis will ich nicht vorenthalten. Die angekreideten Zahlen und Schlußfolgerungen im WT vom 1. 9. 75, S. 515, sind tatsächlich falsch. Meine Frage ist nun, wer rechnet bei uns so falsch, daß man sich wirklich an den Kopf greifen möchte?"
Andere Zuschriften werden ausfällig, gemein und vulgär. Mit derartigen Injurien und Wortgeschleuder wünschen wir keine Gemeinschaft. Sie stehen uns und auch den Schreibern nicht wohl an.
Tatsache ist, daß grundsätzlich alles, was der WT oder "Erwachet" schreibt, die erhöhte wache Aufmerksamkeit aller Zeugen beanspruchen sollte. Einen Artikel studieren heißt auch scharf mitdenken, alles prüfen, nichts durchgehen lassen, "Fette Speise" erfordert das einfach. Niemand kann es sich leisten, nur passiv zu konsumieren. Wachen Geistes sollten wir alle sein. Weil wiederum Tatsache ist, daß es der WT mit Zahlen nicht genau nimmt. Was genau genommen nun schon wieder eine starke Untertreibung ist, wenn die Alternative nur noch Schwindel oder Selbstverlogenheit heißen kann. Da solche "Rechenpannen" fortwährend auftreten, erhebt sich die Frage, wo liegen die Ursachen, welche Erklärung gibt es dafür?
Personen nur symbolhaft, es geht um die
Sache
Wir glauben nicht, daß wir einem Br. Günter Künz
(deutscher WT-Redakteur) die Prozentrechnung beibringen müssen Er steht uns in der
Überlegung nur symbolhaft vor Augen. Sein Name ist beliebig auswechselbar gegen andere
Verantwortliche. Die Brüder R. Kelsey und W. Pohl mögen hier personhaft genannt sein. An
Aufseher in Schlüsselstellungen der WTG mußte die "Körperschaft" und das
Präsidium (der WTG) Verantwortung und Entscheidung delegieren, denn anders könnten sie
ihren Auftrag nicht erfüllen Ein Dienstamt, wie es die Brüder Kelsey und Pohl
(WTG-Zweigbüro Wiesbaden) ausüben, ist ohne analytisches Denken ihrerseits nicht
möglich. Sie leiten Tausende Zeugen an, gewiß mit den Vorgaben des WT und speziellen
Dienstanweisungen aus Brooklyn. Das sind oft Rahmenrichtlinien und weitgefaßte Programme.
Die Brüder könnten also sehr wohl nach Brooklyn berichten, rein sachlich referieren,
welche Denkfehler und Pannen sie in WT und "Erwachet" gefunden haben, und wie CV
darüber berichtet. Natürlich würden die betreffenden Brüder auch erkennen, daß es
hier gar nicht um CV geht. Denn in CV wird nur ausgesprochen, was vorhanden ist.
Grundsätzlich können diese "Pannen und Denkfehler" und "unmöglichen
Zeugnisse" von außen aufgedeckt und daher publiziert werden. Es ist klar, daß CV
hier keinerlei "Wahrheitsmonopol" innehat, wer immer auch anderes denken sollte.
Es geht um handfesten Verfall
Es stellt sich die Frage, gibt es so etwas wie eine
WTG-hauseigene Vereinfachung, daß man als Zeuge so weit kommt, "nicht mehr bis drei
zählen" zu können, also völlig unkritisch wird? Für die Brüder Kelsey und Pohl
wird man das nicht gut reklamieren dürfen. Ihr Blick ist und bleibt geschärft, weil sie
zahlreiche Kontakte pflegen, die ihre geistige Unruhe und Wachheit immer wieder anstoßen.
Sichtung und Wertung von Informationen ist ihre tägliche Arbeit. Warum also funktioniert
das "Hirtenamt" dieser Brüder dennoch nicht? Wenn es doch darum geht, Schaden
und Zerstörung der Fundamente von der WTG abzuwenden? Über "Schönheitsfehler"
sprechen wir hier nicht. Nein, es geht um handfesten Verfall, um absolute
Unglaubwürdigkeiten der WTG. Denkfehler, die noch außen wie Lügen wirken, kann sich die
WTG eigentlich nicht leisten. Die Einmaligkeit und Ausschließlichkeit ihrer
Selbsterhöhung läßt das nicht zu. Danach ist ihre "Situation vor Gott" so,
daß sie täglich ihren Glaubwürdigkeitsanspruch vor Gott und den Menschen beweisen und
einlösen muß. Deshalb wird ihre "Speise" so heiß gegessen wie sie gekocht
wird. Das ist der Grund, weshalb auch ihre "Rechenfehler" zu einer Inflation an
Unglaubwürdigkeit entarten. Personen in Schlüsselstellungen der WTG sind unweigerlich
die Weichensteller in dieser Inflation. Diese "Denk- und Rechenfehler"
entblößen den inneren Zusammenhang, den Entstehungsablauf von Selbstverlogenheit
"Von Gott" vor all dieser "Speise" ist nur eine Schutzbehauptung. Man
verdrängt und blockiert damit vielmehr Einsicht und Bewußtsein, das
Wahrnehmungsvermögen in Gottes ganze Umwelt.
Aus diesem gestörten Bewußtsein produzieren dann WT Autoren "ihre Erdbeben" und "Prozentrechnungen", die jeder Sachlichkeit spotten. So entsteht "ihre Wahrheit" darüber, in Wirklichkeit als Betäubungsmittel. Wahrheit und trügerischer Schein vermischen sich zu einem Trugbild, die logische und kritische Selbstkontrolle hakt aus. Gott wird "vors Loch" geschoben, um diesen Mangel zu überdecken und zu rechtfertigen, "von ihm" komme es. Das schnelle Bibelzitat ist eilfertig zur Hand. All das geschieht weit ob und fern von CV. Es ist daher eine falsch formulierte Anfrage an CV, "ob wir nun alle Zeugen für "verblödet" halten." Jeder Zeuge ist erkenntnisfähig, nicht nur aus eigenem Vermögen, sondern weil Gott einen jeden zur Wahrheit bestimmt hat, welche Umwege Menschen auch immer gehen mögen.
Den Balken aus dem eigenen Auge ziehen
Jeder Zeuge ist fähig, z. B. über folgende besagte
"Meldung" jenes WT Nr. 17/1975, S. 515 nachzudenken:
"Die Vereinigte Methodistische Kirche in den USA verlor
wahrend der letzten 5 Jahre mehr als 150 000 Mitglieder pro Jahr".
In 5 Jahren, von 1971 bis 1975 demnach ca. 750 000 Mitglieder
oder etwa 7,5 Prozent. Aber im gleichen Zeitraum verlor die WTG etwa 455 000 ihrer
gesamten Verkündiger weltweit, das sind ca. 22 Prozent! Das bedeutet: Nur jeder 13.
USA-Methodist (von ca. 10 Mill. Mitgliedern) kehrte seiner Kirche den Rücken. Von der WTG
aber wandte sich jeder 5. Verkündiger durch Gemeinschaftsentzug ("Gerda') oder
Fernbleiben ab!
Auf Seite 516 fragte der WT:
"Warum haben so viele Millionen Menschen den Kirchen der
Christenheit den Rücken gekehrt?" Ja, warum wohl? Frage dich doch mal, warum
verließ nur jedes 13. Mitglied der USA-Methodisten seine Kirche, aber jeder 5.
Verkündiger seine WTG? Frage dich auch, wer nun wem "den schwarzen Peter in die
Tasche" steckt. Macht das CV oder wer? Und in den "drei großen Kirchen"
(Orthodoxen, Protestanten und Katholiken), wie sieht es da aus? Etwa günstiger für die
WTG?
Im Jahre 1973 wandte sich nur jedes 22.
Glied der "drei großen Kirchen" ab, von der WTG aber in jenem Jahr jeder 12.
Verkündiger!
Was ist also dieser Artikel im WT 17/75? Spekulation auf
unsere naive, arglose Uninformiertheit? Schwerlich, denn der "Wachtturm" ist ja
kein internes Studienmaterial, welches nur getaufte Zeugen in die Hand bekämen. Wenn die
Br. Kelsey und Pohl diesen WT lesen, dann fällt ihnen sofort auf:
Noch offizieller WT-Statistik haben von
1971 bis 1975 ca. 455 000 Zeugen die Organisation verlassen Das ist im Verhältnis
gefährlich mehr als bei irgendjemandem anders. Jeder 5. Zeuge, aus welchen
Gründen auch immer!
Das signalisiert höchste "Einsturzgefahr" einer
Organisation, ob lokal oder weltweit, das spielt überhaupt keine Rolle. Diese
Brandmeldungen tummeln und häufen sich auf ihren Schreibtischen, noch dazu, wenn sie vor
"1975" herniederprasseln Solche Meldungen sprechen doch Bände. Da entfällt
fast das Studium der Org.-Berichte. Jeder 5. Zeuge "abtrünnig", diese Zahl
hämmert: Notstand der Organisation Warum haben sie die Rotationsmaschinen in Wiesbaden
nicht gestoppt oder den bewußten Artikel im WT 17/75 nicht nach Brooklyn zurückgeschickt
mit entsprechenden Anmerkungen, wie der "Splitter im Auge der anderen" den
"Balken im eigenen Auge" verdeckt? Wollen sie nicht Christen sein? Hämisch
reißen sie dagegen anderen Christen die Flanken auf, gierig deren Verluste und
Bedrohungen zu entblößen, und zeugen doch nur die eigene Schande vor Christus. Und das
soll Jehova Gott decken, mit seinem Namen im WT besiegeln? Matthäus 7:3. - W. D.
DR. REINHOLD PIETZ, BERLIN, EXPERTE DER
EVANGELISCHEN KIRCHEN IN DER DDR FÜR ANDERE RELIGIONSGEMEINSCHAFTEN, AUCH DER
ZEUGEN JEHOVAS, AM 12. DEZEMBER 1976 GESTORBEN
Unmittelbar noch einem Adventsgottesdienst im Berliner Dom,
den er noch abgehalten hatte, erlitt Pfarrer Dr. Reinhold Pietz, Berlin, einen
Schlaganfall, der seinen plötzlichen Tod herbeiführte. Dr. Pietz stammte aus einer
methodistischen Familie. Er war zuletzt Präsident der Kirchenkanzlei der Evangelischen
Kirche der Union (EKU) in der DDR und auch Vorsitzender des Dom-Kirchenkollegiums und in
dieser Eigenschaft mit Verantwortung für den Wiederaufbau des Berliner Doms betraut. Von
besonderer Bedeutung war seine 'Tätigkeit als Verantwortlicher für eine periodische
lnformationsschrift für den innerkirchlichen Dienstgebrauch "Religiöse
Sondergemeinschaften. Nachrichten und Kommentare", in der alle evangelischen Pfarrer
u. a. auch über die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas, ihre Entwicklung, ihre Lehren und
ihre Organisation in kritischer Weise informiert wurden.
In der Ansprache, die an seinem Sarge in der Kirche in Berlin-Wilhelmshagen gehalten wurde, wurde dies mit den Worten gewürdigt, es sei stets die Frage von Dr. Pietz gewesen, "was glauben die anderen?". Ob sie nicht Elemente des Christentums bewahren oder weiterführen, die die Kirchen vernachlässigt oder vergessen haben? Dr. Pietz hatte in diesem Zusammenhang einen großen Anteil daran, Versachlichung und Verständnis zu fördern, ja die Haltung kirchlicherseits selbst zu korrigieren. Bemerkenswert in dieser Hinsicht ist die Beseitigung der von anderen Gemeinschaften als höchst unsachlich empfundenen Bezeichnung "Sekten", was speziell in den periodischen Informationsschriften seinen Niederschlag fand. Im persönlichen Umgang mit "den anderen" zeichnete sich Dr. Pietz besonders dadurch aus, daß er zuhören konnte, um auch andere zu verstehen, wie ausgeführt wurde. Woran es bei gar zu vielen mangelt.
Ohne Zweifel gibt es zur Verständigung der Christen untereinander und mit ihren Mitmenschen keine Alternative auch für die Zeugen Jehovas nicht. Der 1975-Bankrott jener WTG Lehren, wonach nun schon zum 5. Male (1914, 1925, 1939/1945, 1955/65) das "Ende der Welt" kommen sollte, als Auftakt dazu der Sturz und die Vernichtung der Kirchen als "Hure Babylon", beweist, daß der "Endzeit"-Weg unter Führung der WTG völlig unglaubwürdig und die damit verbundenen Hoffnungen vergeblich sind. Niemand konnte und kann das ernst nehmen. Immer ging das Leben weiter, in welchem Christen unter sich und ihren Mitmenschen "Friedensstifter" sein sollen. Unter sich wohl zuerst. Wie sollten sie sonst glaubwürdig sein? Nein, es gibt angesichts der WTG-Endzeit-Unglaubwürdigkeit auch für Jehovas Zeugen als Christen hierzu keine Alternative. Sie müssen, wollen sie glaubwürdige Christen bleiben, ihrerseits solche "Friedensstifter" werden, was nur durch Verständnisförderung möglich ist.
Am Sarge wurde große Betroffenheit darüber zum Ausdruck gebracht, daß alles so plötzlich kam. Jemand hatte die tröstliche Bemerkung gemacht, daß, wenn es schon sein soll, es für einen Pfarrer keinen schöneren Tod geben könne, als mitten im Dienst am Worte Gottes. Auch eine gewisse Ratlosigkeit wurde zum Ausdruck gebracht. Man wisse noch nicht recht, wie es in den Aufgaben weitergehen soll, in denen Dr. Pietz gestanden habe. Für Jehovas Zeugen sei vermerkt, daß in der Traueransprache immer von "unserem Bruder Pietz" gesprochen wurde, was herzliche Brüderlichkeit zum Ausdruck brachte. Ohne Zweifel hat die evangelische Kirche in der DDR mit Dr. Pietz einen erfahrenen Experten für christliche Einheit und Verständigung verloren, der auch über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt war.
Sicherlich, Christen können keine Vollkommenheit erreichen. Sie ist auch gar nicht verheißen jetzt. Unvollkommenes Stückwerk, undeutliche Bilder hier und heute. Aber es besteht der christliche Auftrag für alle, im Glauben an den einen Gott und Christus um alle diese Unvollkommenheiten das "Band der Liebe" zu entfalten und darin das möglichste zu versuchen und zu tun. 1. Korinther, Kapitel 13. Vielfach sind es nur erst Pioniere des Glaubens, die überall aufbrechen, vorangehen oder gar vorausgehen. Es gibt aber hierzu für Christen keine glaubwürdige Alternative. Auch die Zeugen sollten das Christentum bei den anderen erkennen und anerkennen. Die WTG ist mit ihrer "Endzeit" unglaubwürdig Es ist Zeit, aufzubrechen. -
GESCHMÄHT, VERFOLGT UND LÜGNERISCH ALLES
BÖSE NACHGEREDET
Freie Christen in der Nachfolge Jesu
Als nach 1914 und 1925 endgültig sichtbar wurde, daß kein
Weltende mehr zu erwarten war, wie es die WTG "dieser Generation" seit 1874
verkündigt hatte, wurde denen, die es geglaubt, aber in schriftgemäßer Mündigkeit
Nachfolger Christi zu sein gelobt hatten, klar, daß diese Endzeitverkündigung verfehlt
und unglaubwürdig war. Ein Scheideweg war erreicht. Es war christlich unverantwortlich,
neue Daten und Termine zu erfinden. Es war etwas grundsätzlich falsch.
In der WTG-Führung selbst vollzog sich nach dem Tode ihres Gründers C. T. Russell (1916) sowohl ein Wandel in personeller Hinsicht, dessen Bedeutung erst nach und nach offenbar wurde, wie auch zu dem Zweck, die Gemeinschaft der Bibelforscher ihren ursprünglichen christlichen Hoffnungen und Aufgaben zu entfremden. Sie sollten umfunktioniert werden, um künftig Generation auf Generation nur noch für das "Zeugen" zu sein, was die WTG aus der Bibel in jeder Hinsicht auslegt. Generation auf Generation in dem Glauben jedoch, jede sei "diese" und damit die letzte "Generation" gekommen. Das "Ende" würde ständig geschickt hinausgeschoben. Ab 1975 erlebt dies nun schon von der WTG-Entstehung nach 1874 her die vierte Generation.
Viele Schrifttexte mißbraucht
WTG-Hauptmittel, um die mit 1914 und 1925 endgültig haltlos
gewordene Endzeit weiterzuführen, war vor allem eines: Eine Organisation, die alles
beherrscht. Das Endziel war ein Führungsstil, der die Unterwerfung des gesamten Werkes
unter eine ausschließlich von der WTG-Führung ausgeübte Diktatur bedeutete,
"theokratische Ordnung" genannt. Erst 1938 jedoch sollte dies vollendet
sein. Es wurde dafür eine neue Lehre erfunden, mit der man wohl kaum höher greifen
konnte, um sich die nötige Autorität zu verleihen. Es geschah nichts geringeres, als die
"obrigkeitlichen Gewalten" (Römer 13:1-7) als die Macht und Herrschaft der WTG
über die Organisation auszugeben. Mit der Wachtturrn-Ausgabe vom Juli 1929 wurde dieser
Schriftmißbrauch für alle verbindlich gemacht.
Als "von Gott" hieß es: "Ist es nicht klar, daß die Worte des Apostels Paulus ganz entschieden verkehrt ausgelegt worden sind, wenn man sie auf die Regierungen dieser Welt anwandte? Wenn er sagt: Diese (obrigkeitlichen Gewalten), welche sind, sind von Gott verordnet, bezieht er sich da irgendwie auf die Nationen der Erde? Ist es nicht vernünftiger, anzunehmen, daß Gott seine Worte ausschließlich an jene obrigkeitlichen Gewalten richtet, die in der Organisation Gottes bestehen und funktionieren, und nicht an die Gewalten in der Organisation Satans?" (S. 195-201. 211 bis 218). Der WTG-Kommentar im Buche "Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben", S. 124 (1960) zu dieser Bibelverfälschung sagt: "Viele Schrifttexte und weitere Argumente folgten, um diese Forderung zu stützen. Dieser neue Gesichtspunkt vom Verhältnis der Christen zu den Regierungen dieser Welt erfüllte Jehovas Zeugen mit neuem Eifer und befähigte sie, bei Angriffen in den Kämpfen vor Gericht standzuhalten, die nun wie eine Flut über sie hereinbrachen." Die politische Hetze gegen die rechtmäßigen "obrigkeitlichen Gewalten von Gott", die politischen Regierungen, wurde in der Tat maßlos. "Gangster in Amt und Würden. Überzeugender Beweis dafür, daß Politiker nicht die 'von Gott verordneten obrigkeitlichen Gewalten' sind" (Erwachet 8. Nov. 1949 Nr. 21, WTG Bern). Solche und ähnliche Hetze ließ die WTG fortan durch Jehovas Zeugen im Namen Gottes unters Volk werfen, millionenfach. Zugleich eine Veranschaulichung, wie die WTG die Verfolgung "ihrer" Zeugen inszeniert.
Nach innen wurde diese angemaßte höchste "Obrigkeits"-Autorität dazu genutzt und eingesetzt, jeden "im Namen Jehovas" in die Unterwerfung unter diese Autorität und damit zur Weiterverkündigung einer "Zeit des Endes" in dem von der WTG fortan für zweckmäßig gehaltenem Sinne zu zwingen. Andernfalls wurde er als "Rebell" gegen Gott ausgeschlossen.
Unschuldige Älteste als Verbrecher geschmäht und vertrieben "Ihr
seid das Salz der Erde"
Es war unmöglich, daß verantwortungsbewußte Christen diese Abwege der WTG mitgehen
konnten. So beugten sich nicht alle Versammlungen unter die im Namen Gottes aufgezogene
WTG-Diktatur und gaben ihre schriftgemäße Freiheit und
Selbständigkeit auf. Besonders die damalige Ältestenschaft in den Versammlungen, die
noch Apg. 14:23 schriftgemäß durch Handaufheben von der Gemeinde gewählt war, bildete
den Hauptwiderstand gegen die aufkommende schriftwidrige WTG-Diktatur. Als wirkliche
Hirten der Herde Gottes waren sie dazu verpflichtet.
Doch die WTG kannte weder Einsicht noch Gnade. Diese Ältestenschaft hatte sich zu beugen oder sie wurde solange verfolgt, bis sie vertrieben und aus der Organisation ausgerottet war. Da diese Ältesten jedoch ihre schriftgemäßen Stellungen nicht aufgaben und die WTG-Obrigkeitsanmaßungen nicht anerkannten, setzte eine internationale Schmähung und Verfolgung gegen sie ein, bis auch der letzte von ihnen aus dem weltweiten WTG-Werk vertrieben war. Es wurde eine internationale Kampagne gegen sie entfesselt, die sie überall ausschalten und mundtot machen sollte. Sie wurden buchstäblich als Verbrecher hingestellt, mit Kübeln von Unflat überschüttet, diffamiert und beleidigt, gehetzt und gejagt. Am Ende wurde das Ältestenamt selbst als unbiblisch liquidiert. Das war nicht nur eine interne "Säuberungsaktion", sondern ein vor der Weltöffentlichkeit entfesselter Schmähungs- und Verfolgungsvorgang ohnegleichen Die WTG schürte den Haß soweit, daß man diese Ältesten - dessen völlig unschuldig - als "Feinde des Königreiches" und Handlanger des Teufels nicht einmal mehr eines Grußes auf der Straße für würdig hielt. Und wie viele folgten der WTG darin bedenkenlos! Seitenlang ist die Liste der Namen der Brüder, die so allein um der Nachfolge Jesu willen von der WTG und den ihr Hörigen geschmäht, verfolgt und vertrieben wurden. Fast jede Versammlung, die seit den 20er und 30er Jahren besteht, kennt die betroffenen Brüder namentlich. Man möge sich ihrer erinnern, sie der Vergessenheit entreißen und sie rückblickend wenigstens unter den Brüdern rehabilitieren. Was die WTG mit ihnen gemacht hat, war nicht Gottes Werk.
Neben dem WTG-Sprachrohr des "Wachtturm" waren es besonders die WTG-Bücher "Rechtfertigung" 1 und 2 und "Bewahrung" von 1931/32, mit denen diese internationale, öffentliche Schmähung und Verfolgung betrieben wurde Wieviele Tränen hat das gekostet, wieviel Leid ausgelöst. Doch die WTG blieb darin rücksichtslos, gnadenlos, unbußfertig und hochmütig bis auf den heutigen Tag.
Laut "Rechtfertigung" 1, S. 80 von 1932 jagte und vertrieb die WTG die Ältesten mit folgenden Verleumdungen: "Viele Älteste bestehen darauf, die 'höhren Gewalten', die der Apostel im dreizehnten Kapitel des Briefes an die Römer beschreibt, bedeuteten die herrschenden Mächte dieser Welt. Da diese Ältesten selbstsüchtig sind, sind sie der Offenbarung der Wahrheit Gottes gegenüber blind geworden. ,Gott sendet ihnen eine wirksame Kraft des Irrtums, daß sie der Lüge glauben' (2. Thessalonicher 2.11). Sie verfehlen auch, Jehovas Organisation zu sehen. Wie die Heilige Schrift erklärt, erwartet sie das gleiche Geschick, das Gott für den Teufel bestimmt hat. Sie sind Feinde des Königreiches Gottes".
Mit "Rechtfertigung" 2, S. 233 ff von 1932 scheute sich die WTG nicht, folgende Kübel von Schmutz und Unflat über die Ältesten öffentlich auszugießen und verbreiten zu lassen: "Jene Ältesten . . . machen sich des V e r b r e c h e n s schuldig . . . Ein Hammel ist ein männliches Schaf, das sein Eigendünkel und seine Anmaßung zufolge eines operativen Eingriffs (Kastrierung, Anm.) verloren hat. Ein Ältester mag wie ein stößiger, rücksichtsloser Bock geartet sein. .... Diese hochnäsigen, riechenden Böcke sind fett geworden die begehrt haben, soweit wie möglich alte gute Speise vom Tisch des Herrn (WTG-Lehren, Anm.) durchzukauen und zu beschmieren . . . Diese Egoisten trampeln auf de vorn Herrn bereiteten Speise herum, suchen sie mit ihren schmutzigen Füßen zu besudeln . . .". Selbst vor Diffamierungen, pikiert mit Sexspritzern, schreckte die WTG nicht zurück, ohne Rücksicht auf die Öffentlichkeit.
In "Bewahrung", S. 31 von 1932 wurden diese Verfolgten und Vertriebenen dann öffentlich und zur Schau für alle Welt abgeurteilt und dem "zweiten Tod" überliefert: "Sie wurden zum Königreich berufen . . . und hatten die Gelegenheit, ewige Träger der himmlischen Krone zu sein . . . Sie weigerten sich, sich der Ordnung zu fügen Sie lehnten es ab, das Werk des Herrn auf die von ihm bestimmte Weise zu tun . . . Sie folgten der Berufung zum Königreich, aber aus einem eigennützigen Grunde. Sie weigerten sich, der O b r i g k e i t in Gottes Organisation untertänig zu sein, indem sie sogar daran festhielten, daß sich die betreffende Schriftstelle auf die irdischen Regenten bezöge. (Römer 13:1, Offenbarung 19:9). Weil sie nicht festgehalten hatten, was sie besaßen, wurde ihnen die Krone fortgenommen." Damit stieß die WTG sie für die Zeugen in den "zweiten Tod".
Am Ende dieser Verfolgungs- und Vertreibungsaktionen, nachdem die WTG ab 1938 ihre "theokratisch" verbrämte Diktatur als die "wahre Obrigkeit von Gott" vollendet glaubte, wurde gleichsam der Schlußstrich gezogen. In Vergewaltigung der Bibel wurde öffentlich und aller Welt proklamiert, die Bibel lehre überhaupt nicht, "jemanden durch Stimmangabe oder Ernennung zum Ältesten zu machen", und "der Ausdruck Ältestenamt kommt in der Schrift nicht vor". Man dürfe "Männer in den Versammlungen" nicht als "Älteste titulieren." (WT "Zum Schlußwerk organisiert" Abs. 32f, 24/1944 dt.) Damit war den Ältesten auch lehrmäßig unter den Zeugen und vor der Öffentlichkeit der Todesstoß versetzt.
Die Wahrheit wird uns freimachen
Erst nachdem eine ganze Generation derartig
"obrigkeitlich" irregeführt worden war, gab die WTG diese
Schriftvergewaltigungen mit den WTs Nr. 1-3/1963 dt. wieder auf. Skrupellos lenkte sie von
ihren Schandtaten in dieser Frage ab: "Die Religionssysteme der Christenheit sind
beschämenderweise der Übertretung dessen, was der inspirierte Apostel Paulus hier (in
Römer 13:1-7) zu sagen hatte, schuldig geworden" (Ewiges Leben in der Freiheit der
Söhne Gottes, S. 188/1967). Die Kirchen haben immer die politischen Regierungen als
"Obrigkeiten" nach Römer 13 verstanden. Nachdem der WTG auch über die
Vernichtunsaktionen gegen das Ältestenamt in den 30er Jahren genügend "Gras
gewachsen" zu sein scheint, führte s i e ab 1972 auch das Ältestenamt wieder ein
(WT 15. 2. 72 dt.). indem sie aber selbst die "Ernennung zum Ältesten"
vornimmt. Ein neu damit verbundenes Auswechsel- oder Rotationssystem garantiert jedoch,
jede kritische Stimme gegen sie schon im Keim auszuschalten, ihre Diktatur in Wirklichkeit
noch mehr zu sichern. "Wie eine polierte Kurbelwelle" solle die Organisation
arbeiten, sagte Leo K. Greenless von der Leitenden Körperschaft in Brooklyn jüngst bei
einem Besuch in Wiesbaden Was für verwirrende und betörende Vergleiche. Natürlich,
alles soll sich ungehemmt so drehen, wie man in Brooklyn kurbelt, immer besser, immer
schneller, ohne Besinnung, ja rasend. Was für eine Entwürdigung zur bloßen Maschine.
Daß man überhaupt solche Vergleiche zu äußern wagt! Ja, mit Beifall anbringen kann!
Wahrlich, da kommt niemand mehr zur Besinnung, was die WTG auch lehrte und weiter lehren
wird, wie immer sie jene auch behandelt, die sich von ihr nicht so "kurbeln"
ließen und nicht "kurbeln" lassen.
Die von der WTG seit den 20er und 30er
Jahren in Errichtung ihrer "theokratischen" Organisation Geschmähten,
Verfolgten und Vertriebenen bildeten u. a. 1930 in Chemnitz, dem heutigen Karl-Marx-Stadt,
einen "Brüderrat der freien christlichen Versammlungen". Heute bilden sie in
unserem Lande Gemeinschaften freier Christengemeinden. Die Wahrheit über die
Haltlosigkeit einer weiteren "Zeit des Endes" Generation auf Generation in
ständigem Mißbrauch der Worte Jesu an seine Generation, wie die WTG dies über 1914 und
1925 hinaus betreibt, zwingt jeden Aufrichtigen, alles zu prüfen, das Gute festzuhalten
und den Weg unabhängig von dem WTG-Menschenwerk in eine Gemeinschaft freier Christen zu
beschreiten.
P.
BEITRAG ZUM DIENST AM WORT ALS FREIER
CHRIST
So spricht der Herr: "Wenn ihr in meinem Worte bleibt,
so seid ihr in Wahrheit meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen und die
Wahrheit wird euch freimachen." Joh. 8:32,33
Unter diesem Leittext sollen auch die künftigen
Betrachtungen über den Inhalt, den Sinn und Zweck der frohen Botschaft (das Evangelium
vom Reiche der Himmel) fortgesetzt werden. Den Auftakt zu dieser Beitragsreihe gaben die
Seligpreisungen aus der Bergpredigt des Herrn. Da die gesamte Bergpredigt die Summe des
Evangeliums von Christus ausmacht, ist es unerläßlich, sie auch Stück um Stück zu
betrachten Die Seligpreisungen sind als Konzentrat dessen anzusehen, welchen Geist es
anzunehmen und zu entwickeln gilt, um einen Anteil am verheißenen Himmelreich haben zu
können. Im Anschluß an die Seligpreisungen geht der Herr ganz konkret auf die zu
verändernde Gesinnung ein, ohne die es keinen Erfolg in der Nachfolge Christi geben kann,
sondern zu enttäuschten Hoffnungen kommen muß.
"Ihr seid das Salz der Erde"
"Ihr seid das Salz der Erde, wenn aber das Salz kraftlos
geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr als hinausgeworfen
und von den Menschen zertreten zu werden." So setzte er nach Matth. 5:13 seine Rede
fort. Wen meinte der Herr mit "ihr"? Die Antwort darauf geht einwandfrei aus der
Situation hervor. Es umlagerte ihn eine große Volksmenge. Als er sie sah, stieg er auf
den Berg, setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Er tat den Mund auf und lehrte
sie. Also sprach er in erster Linie seine Jünger an.
Warum nannte er sie das "Salz der Erde"? Das bezieht sich offenbar auf ihren Sendungsauftrag, das von ihm begonnene Verkündigen des Evangeliums weiterzutragen. Dabei darf nicht übersehen werden, w e m die Bestimmung des Evangeliums galt: Es war das Volk der Juden, das sich Gott zum Eigentum aufgrund der Verdienste der Väter erwähnt hatte. Drei Schriftworte bringen das eindeutig zum Ausdruck: "Er kam in das Seine, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Soviele ihn aber aufnehmen, denen gab er Anrecht darauf, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben" (Joh. 1 :l1-12). "Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt" (Matth. 15,24). "Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht auf eine Straße der Heiden und geht nicht in eine Stadt der Samariter, sondern geht vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel" (Matth. 10:5-6)
Erst nach der Vollendung seines Erlösungswerkes, noch seiner Auferstehung und vor seiner Himmelfahrt formulierte der Herr seinen Sendungsauftrag anders, nämlich: "Darum geht hin und macht alle Völker zu Jüngern und taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie halten alles, was ich euch befohlen habe" (Matth. 28:18-20). Gibt es einen Widerspruch zwischen dem Inhalt der beiden Sendungsaufträge? Wollte man allein von der Adresse ausgehen, die den Jüngern genannt wurde, wo und bei wem sie wirken sollten - ja. Aber das käme einer abstrakten oder extremen Auffassung gleich. Beachtenswert ist doch der Inhalt der Botschaft und das Bekenntnis, das es zu bewirken gilt bei denen, die die Botschaft hören und aufnahmen. Diese beiden Sendungsaufträge liegen zeitlich um Jahre auseinander und unterlagen dem jeweiligen Stand des fortschreitenden Evangeliumswerkes Dennoch bestand eine Gemeinsamkeit im Sinn und Zweck. Damit ist festgestellt, daß es keinen Widerspruch gab und auch heute nicht gibt.
Was drückt die Gemeinsamkeit des Inhaltes des Sendungsauftrages zu verschiedenen Zeiten an verschiedene Adressen aus? Vers 8 des 10. Kapitels des Matthäus-Evangeliums gibt die Antwort: "Indem ihr aber hingeht, prediget und sprechet: Das Reich der Himmel ist nahegekommen." Mit diesen Worten begann der Herr selbst die Verkündigung der frohen Botschaft, und seine Jünger sollten nicht anders reden. Dieser Auftrag besteht heute noch. Er ist zu kein er Zeit vom Herrn widerrufen worden. Nur der Kreis derer, denen diese Botschaft gelten soll, ist erweitert worden, weil ihn, den Erretter Israels, die Seinen nicht anerkannten und aufnahmen. Die Wenigen aber aus Israel, die ihn angenommen hatten und an ihn glaubten, nannte er das "Salz der Erde". Dieses Salz sollte seinen Einfluß auf alle Nationen nehmen.
Das aber konnte es nur, wenn es nicht selbst kraftlos wird. Wie wirkt kraftlos gewordenes Salz? Es wird als fade, geschmacklos usw. bezeichnet. Ausgedrückt wird aber immer: Es erfüllt seinen Zweck nicht. Die Unzweckmaßigkeit kraftlosen Salzes demonstriert der Herr, indem er weiterspricht: "Man zündet auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter den Scheffel, sondern auf das Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind. Also lasset euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen." Matth. 5: 15,16.
Diese dem klaren Menschenverstand ganz natürliche Schlußfolgerung traf der Herr, nachdem er sie, seine Jünger (Nachfolger) noch als "Licht der Welt" bezeichnet hatte und sie mit einer "Stadt auf dem Berge" verglich, die nicht übersehen werden kann. Matth. 5,14.
Welche Konsequenz liegt in diesen
Aussprüchen Christi?
An dieser Stelle scheiden sich die Geister in den Ansichten
über praktisches Christentum. Warum? Ausschlaggebend dabei sind die Ansichten über Art
und Ausmaß von wahrem und scheinbarem Christentum. Es wird so gern vom Scheinweizen und
echtem Weizen gesprochen und danach eigenmächtig klassifiziert. Großzügigerweise
befaßt man sich dabei gar nicht mit Einzelpersonen, sondern gleich mit ganzen Gemeinden.
Allen voran gehen in dieser Beziehung die Zeugen Jehovas, aber auch längst daraus
befreite Gruppen sind noch diesem einstigen Wachtturmgeist erlegen. Jeder Außenstehende
erkennt sofort, wo hier "der Hase im Pfeffer" liegt, nur der hiervon weiter
Geplagte selbst nicht. Immerhin hat schon der Volksmund einen nur zu wahren Ausspruch
geprägt: 'Theorie und Praxis ist oft zweierlei'. Skeptiker pflegen bei wohlklingend
vorgetragenen Theorien zu sagen: 'Schön wär's'.
Jesus Christus spricht den Idealzustand an, die Einheit von Theorie und Praxis, wenn er sagt: "Lasset euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen." Also geht es dem Herrn, wenn er sagt, das Salz soll nicht kraftlos sein, das Licht nicht unter dem Scheffel stehen und die Stadt auf dem Berge nicht verborgen bleiben, darum, daß es gilt zu beweisen, daß in der Praxis zum Ausdruck kommen soll, was seine Theorie lehrt. Somit ist nicht die Lehrmeinung oder die Gemeindezucht der Ausdruck des Christentums, sondern die Verhaltensweise, wenn sie mit dem übereinstimmt, w a s der Herr lehrte.
Wie begründete der Herr die Konsequenz, die sich als Notwendigkeit aus der Beachtung seiner Belehrung ergibt? In Fortführung der Bergpredigt sagte der Herr: "Wähnet nicht, daß ich gekommen sei; das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich ich sage euch, bis daß der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist." Matth. 5:17,18. Mit diesen Worten verwies Jesus auf die Unumgänglichkeit in der Erfüllung des Liebesratschlusses Gottes als fortschreitendes Werk.
Sein Kommen, Wirken, Sterben und Auferstehen war die Erfüllung dessen, was in den Propheten über ihn geschrieben stand. Seine Verhaltensweise bis zur letzten Konsequenz war die Erfüllung des Gesetzes, was vorher noch niemandem gelungen war. Dabei gab er uns auf den Weg, wie es auch für uns erfüllbar ist. Es kommt in der Gesamtheit der Bergpredigt zum Ausdruck. Danach kann es für uns nur ein Bestreben geben: Das Gesetz wie der Herr selbst dem Geiste noch zu erfüllen. W i e das möglich ist, sagt uns auch die Schrift. Wir lesen: "Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstande. Dieses ist das große und erste Gebot. Das zweite aber, ihm gleiche, ist: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten." Matth. 22:37-40.
Mit den Worten Jesu übereinstimmend schrieb Paulus an die Römer: "Denn das Gebot, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren, und wenn es irgend ein anderes Gebot gibt, ist in den Worten zusammengefaßt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. So ist nun die Liebe die Erfüllung des Gesetzes." Rö. 13:9-10.
"Wer ist denn mein Nächster?"
Jesus wurde nicht nur einmal nach dem vornehmsten Gebot
gefragt. Er beantwortete sie stets, diese Frage, in dem hier genannten Sinne. Einmal
wollte ihn ein ganz Schlauer aufs Glatteis führen, indem er fragte: "W e r ist denn
mein Nächster?" Der Herr gab das aufschlußreiche Beispiel vom barmherzigen
Samariter als Antwort. Dieses Gleichnis sollte uns alle immer wieder nachdenklich werden
lassen. Es kann nicht angehen, selbst bestimmen zu wollen. wer als Nächster anzusehen ist
und wer nicht für Christen. -
ZUSCHRIFTEN / INFORMATIONEN / BERICHTE
Wie lange dauert eine Generation
. . . Ich las in CV Ihren interessanten biblischen und
wissenschaftlichen Nachweis, daß eine Generation ca. 30 Jahre dauert. Ich verstehe ohne
weiteres die große Bedeutung dieser Feststellung für die Zeugen Jehovas, denen ich nicht
angehöre. Aber ich verfolge ihre Weltendlehren, um in "meinen Kreisen" dazu
beizutragen, damit sie aus dieser Utopie herausfinden, die sich doch schon ein paarmal
überlebt hat. Ich las kürzlich in der Berliner Zeitung vom 18./19. September 1976 einen
Beitrag von B. Urlanis, Doktor der Wirtschaftswissenschaften in der Sowjetunion, zur Frage
"Wie lang ist eine Generation?" Er schreibt: "Wie nun errechnet man die
Dauer einer Generation? Schon Herodot schrieb, daß dreihundert Menschengenerationen
zehntausend Jahre ausmachen, weil drei Generationen jeweils ein Jahrhundert sind. Folglich
macht die Länge einer Generation 33 1/3 Jahre aus. Wenn man das mit den modernen
Vorstellungen vergleicht, ist Herodot nicht sehr veraltet. In der Demografie betrachtet
man als Länge einer Generation die durchschnittliche Differenz zwischen dem Alter der
Eltern und dem ihrer Kinder. Eine weibliche Generation gleicht 27 Jahre, die Länge einer
männlichen Generation ist gleich 30 Jahre." Ich könnte mir vorstellen, daß die
freie Diskussion dieser Generationsfrage unter den Zeugen Jehovas für ihre
"WTG" tödlich ist. - Aus Halle.
Zuviel im WT und zu wenig in der Bibel
gelesen
"Göttingen, den 3. 10. 1976. Ihr lieben Brüder der
Christlichen Verantwortung. Aus eurem Juni-Traktat Nr. 83 lese ich, daß ihr zur Mitarbeit
und Mitverantwortung ruft . . . Die Zeugen Jehovas (früher Bibelforscher) lesen zu viel
im WT und zu wenig die Bibel. Deswegen die mangelhafte Erkenntnis Die Vorhersage, daß
1975 das Ende kommt, ist ein großer Irrtum und Besessenheit, denn die Bibel lehrt uns,
daß Christus selbst sagt, daß das Ende nur der Vater weiß . . . Auch lehne ich die
Lehre der Zeugen Jehovas ab, wenn sie von Generation sprechen. Die Bibel spricht von
Geschlecht, aber nicht von Generation . . . Noch meiner Erkenntnis bezieht sich Matthäus
24,34 auf das jüdische Geschlecht . . . Viele liebe christliche Grüße. Euer Bruder Karl
L., Göttingen." - eingesandt.
Das trifft genau auf Jehovas Zeugen zu!
Im Oktober 1976 fand in Bad Saarow, DDR, eine Tagung des
Arbeitsausschusses der internationalen "Christlichen Friedenskonferenz" (CFK)
statt. Der Bericht des CFK-Generalsekretärs Dr. Karoly Toth wandte sich unter dem Thema
"Gegen den Mißbrauch des Christentums, für Neuorientierung" einigen sehr
allgemeinen Fragen zu. Er sagte u. A.:
"Wer könnte leugnen, daß die
Beziehung vom christlichen Glauben zum menschlichen Fortschritt im allgemeinen, aber
besonders zu den konkreten Formen des Fortschritts in vielerlei Hinsicht noch nicht
geklärt ist.
Eine weitere große Versuchung besteht darin, daß, wenn man
das Reich Gottes predigt, man die Berechtigung aller Anstrengungen, die zur Verwirklichung
der weltweiten Hoffnungen des Menschen in Gang gesetzt werden, im Dunkeln beläßt oder
sogar ableugnet. Leider ist es wahr, daß durch die Konzentration auf die Erwartung des
Reiches Gottes oft die Aufmerksamkeit von der Verwirklichung der menschlichen Erwartungen
abgelenkt und dadurch ungerechte Strukturen verteidigt und gerechtfertigt (wurden)."
- Ev. Monatsschrift Standpunkt 12/76, S. 309, auszugsweise. -
Jeder nachdenkliche Zeuge Jehovas wird zugeben, daß dies in bestimmter Weise genau auch auf das zutrifft, was die WTG allen Zeugen zu tun gebietet. Man möge nur das WTHauptthema von 1974 bedenken, "Menschenpläne scheitern . . .". Was für eine Unwahrheit ist das doch, wenn all die erfolgreichen Pläne der sozialistischen Länder z. B. bedacht werden. Was für eine Versuchung zum Bösen ist diese Unwahrheit doch, indem sie soziale Bestrebungen durchkreuzt und lähmt, selbst aber nur leere Versprechungen macht, die letzte war 1975. Als ob die "obrigkeitlichen Personen" nicht ihre auch von Christen zu bejahenden und zu unterstützenden Aufgaben und Pflichten "um der Menschen willen" hätten.
Zusammenkünfte unserer freien
Christengemeinden
Leipzig: Witzgallstraße 20 (Raum St. Laurentius) Sonnabends
14-16 Uhr. - Blumenstraße 75 (Raum meth. Gem.) Sonntags 14-15.30 Uhr. -
Maurice-Thorez-Straße 22 (Raumgem.) Sonnabends 16-17.30 Uhr.
Dresden: Robert-Blum-Straße 6 (Raumgem.) im Winterhalbjahr
Sonnabends 13.30-15 Uhr.
Karl-Marx-Stadt: Schloßstraße 4-6 (Raumgem.) Sonntags 14-16
Uhr. - Gießerstraße 36 (Raum St. Joseph) Sonnabends 13.30-15.30 Uhr.
Magdeburg: Bärstraße 9 (Raumgem.) Sonntags 13.30-15 Uhr.
WAS GEBIETET DIE SITUATION FÜR DAS JAHR
1977?
Liebe Leser
"Einige wenden sich von der Versammlung ab oder nehmen
eine abwartende Haltung ein", wurde auf den WTG-Kongressen 1976 in der BRD
festgestellt. Wir können sicher sein, daß dies in Wirklichkeit nur die sichtbar gemachte
Spitze des Eisberges ist. Natürlich verschweigt die WTG dabei stets die wirklichen
Gründe und versucht, die Betreffenden moralisch zu diskreditieren, sie hätten kein
Ausharrungsvermögen, würden lau, ließen sich von der Welt verlocken, würden nicht
ganzherzig dienen, hätten mangelnden Glauben u. a. mehr. Noch fürchten sich in der Tat
sehr viele vor diesem "Spießrutenlaufen", vor diesem "moralischen
Knüppel", vor diesem "Fertiggemachtwerden" oder
"Ausgezischtwerden". Wir wissen aber, daß es im Gegenteil sehr große
moralische Qualitäten erfordert, den Glaubenskampf aufzunehmen und den WTG-Bann zu
durchbrechen. Niemand lasse sich in den Studiengruppen länger vor dem moralischen
Zeigefinger der WTG niederducken. Laßt euch nichts in die Schuhe schieben Die WTG ist es
gewesen, die alle Welt mit 1975 wieder irregeführt hat. Nur zu berechtigt ist es vor Gott
und Menschen, da nicht mehr mitzumachen und zumindest eine abwartende Haltung einzunehmen.
Jehovas Zeugen sind doch keine Marionetten, die man beliebig tanzen und springen lassen
kann! Die WTG hat eindeutig den Bogen überspannt! Die 1975-Irreführung ist mittlerweile
überall bekannt. Nur Unwissende oder Einfältige können noch auf die
WTG-Endzeitverkündigung hereinfallen, indem die Verkündiger selbst die volle Wahrheit
hierüber verschweigen und damit der Täuschung und des Betruges schuldig werden. Da. rum
mögen sich alle fähigen Brüder erheben, die Initiative in die Hand nehmen, sich von der
falschen Endzeitorientierung lossagen, alle Aufrichtigen unmittelbar um die Bibel scharen,
um den Weg in die christliche Freiheit zu finden. Wandelt die Studiengruppen furchtlos und
entschlossen um in freie christliche Gemeinden. Selbst wo nur zwei oder drei so im Namen
Jesu versammelt sind, wird er mitten unter ihnen sein. CV steht zur Verständigung
untereinander vorbehaltlos offen. Die Zeit ist herbeigekommen!
In christlicher Verbundenheit
Eure Brüder und Schwestern
CV-Leitung Gera/Thür.
-----------------------------------------------------------------------------------------------
"Christliche Verantwortung": Monatsschrift der
Studiengruppe Christliche Verantwortung. Herausgeber: Wolfgang Daum, DDR 65 Gera,
Otto-Dix-Straße 6. Preis: M 0,20. Jahresabonnement M 2,-. Versand auch kostenlos.
Kto.-Nr.: 4562-43-8015 bei Kreis- und Stadtsparkasse Gera
A 4040-77 V 7 1 346
------------------------------------
Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 91
Diese Ausgabe zitiert aus einigen Ausgaben des "Untergrund-Königreichsdienstes". Die Zeitschrift "Unser Königreichsdienst" gilt bei den Zeugen Jehovas als intern. Außenstehenden soll sie nicht zugänglich gemacht werden. Im Widerstreit der Gefühle hatte sich die WTG zwar entschlossen sie auch mit auf die CD-ROM-Ausgaben ihrer Literatur aufzunehmen, was denn in der Praxis ein weiterer Grund dafür war, ihrer Anhängerschaft einzubläuen. Kein Außenstehender soll die WTG CD-ROM erhalten. Gilt schon die Westausgabe des "Königreichsdienstes" als intern, um so mehr noch die spezielle Ausgabe für die DDR.
Die Stasi der DDR wäre nicht die Stasi gewesen, hätte sie nicht auch dazu Zugang gehabt. Ihre Leute (die "Hans Voss" und Co) saßen ja ohnehin mit an den führenden Stellen. Also ist es für das Stasiblatt CV ein leichtes gewesen, gegebenenfalls auch daraus zu zitieren. So in dieser Ausgabe.
Tendenz der Jahre 1975/76 war selbstredend das lavieren bezüglich des 1975-Datums. Der Anhängerschaft wurde weiter auf der "internen Schiene" suggeriert, die hochgestochenen Erwartungen werden sich allen Unkenrufen zum trotz schon "bald" erfüllen. Das ist es denn auch gewesen was so mancher am liebsten hören w o l l t e.
Die Betreffenden wurden denn
auch mit solchen Angeboten via "Königreichsdienst" bedient wie den flotten
Spruch:
"Dieses Einsammlungswerk ist also
noch nicht abgeschlossen. Könnt ihr euch den Schock vorstellen für alle Anhänger der
falschen Religion, wenn wir in eine Zeit der Religionslosigkeit eintreten, in der nur noch
die wahren Anbeter ihren Dienst verrichten? Die Ereignisse werden spannungsgeladen
sein." -
Aha, so deren Reaktion. Die Zeit der Religionslosigkeit haben wir ja in der DDR schon. So sorgten also "selbsterfüllende Prophezeiungen" weiter für die nötige "Stimmung" bei den Zeugen Jehovas!